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Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

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Das Buch Hiob

Capitel 36

ELihu redet weiter / vnd sprach /
2 Harre mir noch ein wenig / ich wil dirs zeigen / Denn ich habe noch von Gottes wegen was zu sagen.
3 Jch wil meinen verstand weit holen / vnd meinen Schepffer beweisen / das er recht sey.
4 Meine rede sollen on zweiuel nicht falsch sein / mein verstand sol on wandel fur dir sein.
5 SJhe / Gott verwirfft die mechtigen nicht / denn er ist auch mechtig von krafft des hertzens.
6 Den Gottlosen erhelt er nicht / sondern hilfft dem Elenden zum rechten.
7 Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten / vnd die Könige lesst er sitzen auff dem Thron jmerdar / das sie hoch bleiben.
8 Vnd wo Gefangene ligen in stöcken / vnd gebunden mit stricken elendiglich.
9 So verkündigt er jnen / was sie gethan haben / vnd jre vntugent / das sie mit gewalt gefaren haben.
10 Vnd öffenet jnen das ohr zur zucht / vnd sagt jnen / Das sie sich von dem vnrechten bekeren sollen.
11 Gehorchen sie vnd dienen jm / so werden sie bey guten tagen alt werden / vnd mit lust leben.
12 Gehorchen sie nicht / so werden sie ins Schwert fallen / vnd vergehen / ehe sie es gewar werden.
13 DJe Heuchler wenn sie der zorn trifft / schreien sie nicht / Wenn sie gefangen ligen /
14 so wird jre Seele mit qual sterben / vnd jr leben vnter den Hurern.
15 Aber den Elenden wird er aus seinem elend erretten / vnd dem Armen das ohr öffenen im trübsal.
16 Er wird dich reissen aus dem weiten rachen der angst / die keinen boden hat / Vnd dein tisch wird ruge haben / vol alles guten.
17 Du aber machst die sache der Gottlosen gut / das jr sache vnd recht erhalten wird.
18 Sihe zu / das dich nicht vieleicht Zorn bewegt habe jemand zuplagen / Oder gros Geschencke dich nicht gebeuget habe.
19 Meinstu das er deine gewalt achte / oder gold / oder jrgend eine sterck oder vermügen?
20 Du darffest der nacht nicht begeren / die Leute an jrem ort zu vberfallen.
21 Hüte dich / vnd kere dich nicht zum vnrecht / wie du denn fur elende angefangen hast.
22 SJhe / Gott ist zu hoch in seiner krafft / Wo ist ein Lerer wie er ist?
23 Wer wil vber jn heimsuchen seinen weg? vnd wer wil zu jm sagen / Du thust vnrecht?
24 Gedenck / das du sein werck nicht weisest / wie die Leute singen.
25 Denn alle Menschen sehen das / die Leute schawens von ferne.
26 Sihe / Gott ist gros vnd vnbekand (1) / seine jar zal kan niemand forschen.
27 Er macht das wasser zu kleinen tropffen / vnd treibet seine wolcken zusamen zum Regen.
28 Das die wolcken fliessen / vnd trieffen seer auff die Menschen.
29 Wenn er furnimpt die wolcken aus zu breiten / wie sein hoch gezelt /
30 Sihe / so breitet er aus seinen Blitz vber die selbe / vnd bedeckt alle ende des Meers (2).
31 Denn da mit schrecket er die Leute / vnd gibt doch speise die fülle.
32 Er deckt den Blitz wie mit henden / Vnd heissts doch wider komen. Dauon zeuget sein Geselle / nemlich des Donners zorn in wolcken.


(1) Descriptio poetica tempestatis.
(2) Id est, ab Occidente in Orientem.

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