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Die gantze Heilige Schrifft: Deud\ch (Luther 1545)

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Euangelion Sanct Johannis

Capitel 3

ES war aber ein Men\ch / vnter den Phari\eern / mit namen Nicodemus ein Ober\ter vnter den Jüden.
2 Der kam zu Jhe\u bey der nacht / vnd \prach zu jm / Mei\ter / Wir wi\\en / das du bi\t ein Lerer von Gott komen / Denn niemand kan die Zeichen thun / die du thu\t / Es \ey denn Gott mit jm. (1)
3 JHe\us antwortet / vnd \prach zu jm / Warlich / warlich / Jch \age dir / Es \ey denn / das jemand von newen geborn werde / kan er das reich Gottes nicht \ehen.
4 Nicodemus \pricht zu jm / Wie kan ein Men\ch geboren werden / wenn er alt i\t? Kan er auch widerumb in \einer Mutterleib gehen / vnd geborn werden?
5 Jhe\us antwortet / Warlich / warlich / Jch \age dir / Es \ey denn / das jemand geboren werde / aus dem Wa\\er vnd Gei\t / \o kan er nicht in das reich Gottes komen /
6 Was vom Flei\ch geborn wird / das i\t flei\ch / Vnd was vom Gei\t geboren wird / das i\t gei\t.
7 LAS dichs nicht wundern / das ich dir ge\agt habe / Jr mü\\et von newen geborn werden.
8 Der Wind ble\et (2) wo er wil / vnd du hore\t \ein \au\en wol / Aber du wei\t nicht von wannen er kompt / vnd wo hin er feret. Al\o i\t ein jglicher / der aus dem Gei\t geborn i\t.
9 Nicodemus antwortet / vnd \prach zu jm / Wie mag \olchs zugehen?
10 Jhe\us antwortet / vnd \prach zu jm / Bi\tu ein Mei\ter in J\rael / vnd wei\\est das nicht?
11 Warlich warlich ich \age dir / Wir reden / das wir wi\\en / vnd zeugen / das wir ge\ehen haben / Vnd jr nemet vn\er zeugnis nicht an.
12 Gleubt jr nicht / wenn ich euch von jrdi\chen dingen \age / Wie würdet jr gleuben / wenn ich euch von Himeli\chen dingen \agen würde.
13 VND niemand feret gen himel / denn der vom Himel ernider komen i\t / nemlich / des men\chen Son / der im Himel i\t.
14 Vnd wie Mo\es in der Wü\ten eine Schlange erhöhet hat / Al\o mus des men\chen Son erhöhet werden /
15 Auff das Alle die an jn gleuben / nicht verloren werden / Sondern das ewige Leben haben. Num. 21.
16 AL\o hat Gott die Welt geliebet / das er \einen eingeboren Son gab / Auff das alle die an jn gleuben / nicht verloren werden / \ondern das ewige Leben haben.
17 Denn Gott hat \einen Son nicht ge\and in die Welt / das er die Welt richte / Sondern das die welt durch jn \elig werde.
18 Wer an jn gleubet / der wird nicht gerichtet / Wer aber nicht gleubet / der i\t \chon gerichtet / Denn er gleubet nicht an den Namen des eingeboren Son Gottes.
19 DAs i\t aber das Gerichte / Das das Liecht in die Welt komen i\t / Vnd die Men\chen liebeten die Fin\ternis mehr denn das Liecht / Denn jre werck waren bö\e.
20 Wer arges thut / Der ha\\et das Liecht / vnd kompt nicht an das liecht / Auff das \eine Werck nicht ge\traffet werden.
21 Wer aber die warheit thut / der kompt an das Liecht / das \eine werck offenbar werden / Denn \ie \ind in Gott gethan.
22 DARnach kam Jhe\us vnd \eine Jünger in das Jüdi\cheland / vnd hatte da\elbs \ein we\en mit jnen / vnd teuffet.
23 Johannes aber teuffet auch noch zu Enon / nahe bey Salim / denn es war viel wa\\ers da\elbs / Vnd \ie kamen dahin / vnd lie\\en \ich teuffen /
24 Denn Johannes war noch nicht ins Gefengnis gelegt.
25 DA erhub \ich eine Frage vnter den Jüngern Johannis \ampt den Jüden / vber die Reinigung.
26 Vnd kamen zu Johannen / vnd \prachen zu jm / Mei\ter / der bey dir war jen\eid dem Jordan / von dem du zeugete\t / Sihe / der teuffet / vnd jederman kompt zu jm.
27 JOhannes antwortet / vnd \prach / Ein Men\ch kan nichts nemen / es werde jm denn gegeben vom Himel.
28 Jr \elbs \eid meine Zeugen / das ich ge\agt habe / Jch \ey nicht Chri\tus / \ondern fur jm her ge\and.
29 Wer die Braut hat / der i\t der Breutgam / der Freund aber des Breutgams \tehet vnd höret jm zu / vnd frewet \ich hoch vber des Breutgams \timme / Die \elbige meine Freude i\t nu erfüllet /
30 Er mus wach\en / Jch aber mus abnemen. Sup. 1.
31 DEr von Oben her kompt / i\t vber alle / Wer von der Erden i\t / der i\t von der erden / vnd redet von der erden. Der vom Himel kompt der i\t vber alle /
32 vnd zeuget was er ge\ehen vnd gehöret hat / Vnd \ein Zeugnis nimpt niemand an.
33 Wer es aber annimpt / der ver\iegelts (3) / das Gott warhafftig \ey.
34 Denn welchen Gott ge\and hat / der redet Gottes wort / Denn Gott gibt den Gei\t nicht nach dem ma\\ (4)
35 Der Vater hat den Son lieb / vnd hat jm alles in \eine Hand gegeben.
36 Wer an den Son gleubet / der hat das ewige Leben / Wer dem Son nicht gleubet / der wird das Leben nicht \ehen / Sondern der zorn Gottes bleibt vber jm.


(1) Vernunfft / natur / freywille etc. weis nichts von Gottes gnaden vnd wercken / ja \ie \chewet es / \chweige / das \ie es begeren \olt Wie die\er Text klerlich bewei\et.
(2) Die zwey \tück hören zu\amen / Wort vnd Gei\t / gleich wie im winde die zwey \tück mit einander \ind \au\en vnd wehen.
(3) Das i\t / Er empfindet als ein \iegel in \ein Hertz gedruckt / nemlich / den glauben wie Gott warhafftig \ey / vnd bekennets vnd zeugets auch eu\\erlich. Als er \aget cap. vij. Wer des Vaters willen thut / der erkennet ob die\e Lere aus Gott \ey etc.