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Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

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Epistel Sanct Paulus zu den Römern

Capitel 2

DARumb / o Mensch / kanstu dich nicht entschüldigen / wer du bist / der da richtet. Denn worinne du einen andern richtest / verdamstu dich selbs / Sintemal du eben dasselbige thust / das du richtest.
2 Denn wir wissen / das Gottes vrteil ist recht vber die / so solchs thun.
3 Denckestu aber / o Mensch / der du richtest die / so solches thun / vnd thust auch dasselbige / das du dem vrteil Gottes entrinnen werdest?
4 Oder verachtestu den reichthum seiner güte / gedult vnd langmütigkeit (1)? Weissestu nicht / das dich Gottes güte zur Busse leitet?
5 DV aber nach deinem verstockten vnd vnbusfertigen Hertzen / heuffest dir selbst den zorn auff den tag des zorns vnd der offenbarung des gerechten gerichtes Gottes /
6 Welcher geben wird einem jglichen nach seinen wercken /
7 nemlich / Preis vnd ehre / vnd vnuergenglichs wesen / denen / die mit gedult in guten wercken trachten nach dem ewigen Leben /
8 Aber denen / die da zenckisch sind / vnd der warheit nicht gehorchen / gehorchen aber dem vngerechten / Vngnade vnd zorn /
9 trübsal vnd angst / vber alle Seelen der Menschen / die da böses thun / fürnemlich der Jüden vnd auch der Griechen.
10 Preis aber / vnd ehre vnd friede / allen denen / die da gutes thun / furnemlich den Jüden vnd auch den Griechen.
11 denn es ist kein ansehen der person fur Gott /
12 Welche on Gesetz gesündiget haben / Die werden auch on Gesetz verloren werden / Vnd welche am Gesetz gesündiget haben / die werden durchs Gesetz verurteilet werden.
13 Sintemal fur Gott nicht die das Gesetz hören / gerecht sind / Sondern die das Gesetze thun / werden gerecht sein.
14 Denn so die Heiden / die das Gesetz nicht haben / vnd doch von natur (2) thun des Gesetzes werck / dieselbigen / dieweil sie das Gesetze nicht haben / sind sie jnen selbs ein Gesetz /
15 damit / das sie beweisen / des Gesetzes werck sey beschrieben in jrem hertzen / Sintemal jr Gewissen sie bezeuget / da zu auch die gedancken / die sich vnternander verklagen oder entschüldigen /
16 auff den tag / da Gott das verborgen der Menschen / durch Jhesum Christ / richten wird / lauts meines Euangelij.
17 SJhe aber zu / Du heissest ein Jüde / vnd verlessest dich auffs Gesetz / vnd rhümest dich Gottes /
18 vnd weissest seinen willen / Vnd weil du aus dem Gesetze vnterrichtet bist / prüfestu was das beste zu thun sey /
19 vnd vermissest dich zu sein ein Leiter der blinden / ein Liecht dere / die im finsternis sind /
20 ein Züchtiger der törichten / ein Lerer der einfeltigen / hast die forme / was zu wissen vnd recht ist im Gesetz.
21 Nu lerestu andere / Vnd lerest dich selber nicht / Du predigest / man solle nicht stelen / Vnd du stilest /
22 Du sprichst / man solle nicht ehebrechen / Vnd du brichest die ehe / Dir grewelt fur den Götzen / Vnd raubest (3) Gott was sein ist /
23 Du rhümest dich des Gesetzes / Vnd schendet Gott durch vbertrettung des Gesetzes.
24 Denn ewrent halben wird Gottes namen gelestert vnter den Heiden / als geschrieben stehet. Jesa. 52; Ezech. 36.
25 DJe Beschneitung ist wol nutz / wenn du das Gesetz heltest. Heltestu aber das Gesetz nicht / so ist deine Beschneitung schon ein Vorhaut worden.
26 So nu die Vorhaut (4) das recht im Gesetz helt / meinestu nicht / das seine Vorhaut werde fur eine Beschneitung gerechnet?
27 Vnd wird also das von natur eine Vorhaut ist / vnd das Gesetz volbringet / dich richten / der du vnter dem Buchstaben vnd Beschneitung bist / vnd das Gesetz vbertrittest.
28 Denn das ist nicht ein Jüde / der auswendig ein Jüde ist / Auch ist das nicht eine Beschneitung / die auswendig im fleisch geschicht /
29 Sondern das ist ein Jüde / der inwendig verborgen ist / vnd die Beschneitung des hertzen ist eine Beschneitung / die im Geist vnd nicht im Buchstaben geschicht / Welches lob ist nicht aus den Menschen / sondern aus Gott.


(1) Auff latinisch tardus jra / vnd ist dem Ebreischen nachgeredt / Arich Appaim. Vnd ist eine Tugent eigentlich die langsam zürnet vnd straffet das vnrecht. Aber Gedult ist / die das vbel tregt an gut / leib vnd ehre / ob es gleich mit recht geschehe. Güte ist die leibliche wolthat vnternander / vnd freundliches wesen.
(2) Das natürliche Gesetz ist / Was du wilt dir gethan vnd vberhaben sein von einem andern / das thu vnd vberhebe du auch einen andern. Darinnen das gantze Gesetz Mosi begriffen ist / wie Christus sagt / Math. 7 An welchem Gesetz die Heiden auch nicht mehr denn das eusserliche werck thun / wie die Jüden an Moses Gesetz. Vnd das verklagen vnd entschüldigen ist / das eine sünde grösser ist / denn die andere / wider das Gesetz.
(3) Du bist ein Gottesdieb / Denn Gottes ist die Ehre die nemen jm alle Werckheiligen.