DEn Propheten Jeremia zuuerstehen / darffs nicht viel glosens / Wo man nur die Geschicht ansihet / die sich begeben haben / vnter den Königen / zu welcher zeiten er gepredigt hat / Denn wie es da zu mal im Lande gestanden ist / so gehen auch seine Predigt.
ERstlich / war das Land voller Laster vnd Abgötterey / Erwürgeten die Propheten / vnd wolten jre Laster vnd Abgötterey vngestrafft haben. Darumb ist auch das erste Teil / fast eitel straffe vnd klage vber die bosheit der Jüden / bis an das. xx. Cap. hinan.
ZVm andern / Weissagt er auch die straffe / so furhanden war / nemlich / die verstörunge Jerusalem vnd des gantzen Landes / vnd das Babylonische gefengnis / Ja auch aller Heiden straffe / Vnd doch daneben tröstet vnd verheisset er auff gewisse bestimpte zeit / nach ergangener solcher straffe / die Erlösung vnd heimfart wider ins Land / vnd gen Jerusalem etc. Vnd dis stück ist das furnemest in Jeremia / Denn vmb desselbigen willen / ist Jeremias erweckt / Wie im. j. Cap. das Gesicht anzeigt / von der wacker Ruten / vnd siedendem Töpffen / so von Mitternacht komen.
VND das war auch hoch von nöten / Denn weil solch grewliche Plage solte vber das Volck gehen / das es gar zurissen vnd weggefürt würde aus seinem lande / hetten die fromen Hertzen / als Daniel vnd ander viel, verzweiuelen müssen / an Gott vnd an allen seinen Verheissungen / Als die nicht anders hetten mügen dencken / denn als were es gar aus mit jnen / vnd sie von Gott aller dinge verstossen weren / das kein Christus nimer mehr komen würde / Sondern Gott hette seine Verheissung / vmb des Volcks sunde willen / in grossem grim / zu rücke gezogen.
DArumb muste Jeremias da sein / vnd die straffe vnd den zorn also verkündigen / das sie nicht ewig / sondern eine bestimpte zeit / als. 1xx. jar weren solten / Vnd darnach sie widerumb zu gnaden komen. Welcher Verheissunge er sich selbs auch hat müssen trösten / vnd sich damit erhalten / Hat sonst nicht viel trostes noch guter tage gehabt. Denn er ein elender / betrübter Prophet gewest ist / zu jemerlichen bösen zeiten gelebt / Dazu ein trefflich schweer Predigampt gefüret / Als der vber vierzig jar bis zum Gefengnis / sich mit bösen halstarrigen Leuten hat müssen schelten / vnd doch wenig nutz schaffen / Sondern zusehen / das sie je lenger je erger wurden / vnd jmer jn tödten wolten / vnd jm viel Plage anlegten.
ZV dem / Hat er erleben vnd mit augen sehen müssen / die verstörung des Lands vnd Gefengnis des Volcks / vnd viel grossen jamer vnd Blutuergiessung. On was er darnach in Egypten hat müssen predigen vnd leiden / Denn man helts dafur / das er von den Jüden sey gesteinigt in Egypten.
ZVM dritten / Thut er auch / wie ander Propheten / vnd weissagt von Christo vnd seinem Reich / sonderlich im xxiij. vnd xxxj. Cap. Da er gar klerlich von der Person Christi / von seinem Reich / vom newen Testament / vnd vom ende des alten Testaments weissagt. Aber diese drey stück / gehen nicht in Ordnung nach einander / vnd sind nicht von einander geteilet im Buch / wie sie in der that vnd wesen nach einander gangen sind. Ja im ersten stück / stehet offt im folgenden Ca. etwas / das doch ehe geschehen ist / weder das im vorigen Cap. Das sichs ansihet / als habe Jeremias solche Bücher nicht selbs gestellet / Sondern seien stücklich aus seiner Rede gefasset / vnd auffs Buch verzeichent Darumb mus man sich an die Ordnung nicht keren / vnd die vnordnung nicht hindern lassen.
WJR lernen aber aus Jeremia vnter andern das / wie gemeiniglich je neher die straffe ist / je erger die Leute werden / Vnd je mehr man jnen predigt / je höher sie es verachten. Das man greifft / wenn Gott straffen wil / das er die Leute verstocken lesst / Auff das sie ja on alle barmhertzigkeit vntergehen / vnd mit keiner Busse Gottes zorn versünen. Also musten die zu Sodom vorhin den fromen Lot nicht allein verachten / sondern da er sie leret / auch plagen / vnd war doch jr plage fur der thür. Pharao / da er schier solte im Roten meer ersauffen / muste er die kinder Jsrael / zwifeltig martern mehr denn vor. Vnd Jerusalem muste Gottes Son auch creutzigen / da jr endlich verstörung daher gieng.
ALso gehets auch jtzt allenthalben / Nu das Ende der Welt herzu trit / wüten vnd toben die Leute wider Gott auffs aller grewlichst / lestern vnd verdamnen Gottes wort / das sie wissentlich erkennen / das es Gottes wort vnd die warheit sey. Daneben so viel grewlicher Zeichen vnd Wunder erscheinen / beide am Himel vnd fast an allen Creaturen / die jnen schrecklich drewen / vnd ist auch wol so eine böse jemerliche zeit / vnd noch erger / denn Jeremias zeit.
Aber es wil vnd mus so sein / das sie sicher werden / vnd singen / Pax / Es hat nicht not / Vnd nur verfolgt alles / was Gott haben wil / vnd alles drewen der Zeichen in wind geschlagen / Bis sie (wie S. Paulus sagt) plötzlich das verterben vbereilet / vnd verstöret / ehe sie es gewar werden. Doch wird Christus die seinen wissen zubehalten / vmb welcher willen er sein Wort leuchten lesst / in dieser schendlichen zeit / Wie er zu Babel Daniel / vnd seine gleichen behielt / vmb welcher willen Jeremias weissagung leuchten muste. Dem selben lieben HERRN / sey Lob vnd Danck / sampt dem Vater vnd heiligem Geist / einigem Gott vber alles vnd in ewigkeit / AMEN.