Capitel: 1 2 3 4 5 Die gantze Heilige Schrifft: Deud\ch (Luther 1545) Die Klaglieder Jeremia Capitel 1 WJe ligt die Stad \o wü\te: die vol Volcks war? Sie i\t wie ein widwe / Die eine Für\tin vnter den Heiden / vnd ein Königin in den Lendern war / mus nu dienen. 2 Sie weinet des nachts / das jr die Threnen vber die Backen lauffen / Es i\t niemand vnter allen jren Freunden / der \ie trö\te / Alle jre Nehe\ten verachten \ie / vnd \ind jre Feinde worden. 3 Juda i\t gefangen im elend vnd \chwerem dien\t / Sie wonet vnter den Heiden / vnd findet keine ruge / Alle jre Verfolger halten \ie vbel. 4 Die \tra\\en gen Sion ligen wü\t / weil niemand auff kein Fe\t komet / Alle jre Thore \tehen öde / Jre Prie\ter \eufftzen / Jre Jungfrawen \ehen jemerlich vnd \ie i\t betrübt. 5 Jre Wider\acher \chweben empor / Jren Feinden gehets wol / Denn der HERR hat \ie vol jamers gemacht / Vmb jrer gro\\en \ünde willen / Vnd \ind jre Kinder gefangen fur dem Feinde hin gezogen. 6 Es i\t von der tochter Zion aller Schmuck dahin / Jre Für\ten \ind / wie die Wider / die keine weide finden / vnd matt fur dem Treiber her gehen. 7 Jeru\alem denckt in die\er zeit / wie elend vnd verla\\en \ie i\t / vnd wie viel Guts \ie von alters her gehabt hat / weil alle jr Volck darnider ligt / vnter dem Feinde / vnd jr niemand hilfft / Jre Feinde \ehen jre Lu\t an jr / vnd \potten jrer Sabbathen. 8 Jeru\alem hat \ich ver\ündigt / Darumb mus \ie \ein / wie ein vnrein Weib / Alle die \ie ehreten / ver\chmehen \ie jtzt / weil \ie jre \cham \ehen / Sie aber \eufftzet / vnd i\t zu rück gekeret. 9 Jr vnflat klebt an jrem \aum / Sie hette nicht gemeinet / das jr zu letzt \o gehen würde / Sie i\t ja zu grewlich herunter ge\tos\en / vnd hat dazu niemand / der \ie trö\tet / Ah HERR \ihe an mein Elend / Denn der Feind pranget \eer. 10 Der Feind hat \eine hand an alle jre Kleinod gelegt / Denn \ie mu\te zu\ehen / das die Heiden in jr Heiligthum giengen / Dauon du geboten ha\t / Sie \olten nicht in deine Gemeine komen. 11 Alle jr Volck \eufftzet vnd gehet nach brot / Sie geben jre Kleinot vmb \pei\e / das \ie die Seele laben / Ah HERR / \ihe doch vnd \chaw / wie \chnöde ich worden bin. 12 Euch \age ich / allen / die jr fur vber gehet / Schawet doch vnd \ehet / Ob jrgend ein \chmertzen \ey / wie mein \chmertzen / der mich troffen hat / Denn der HERR hat mich vol jamers gemacht / am tage \eines grimmigen zorns. 13 Er hat ein Fewr aus der Höhe in meine Beine ge\and / vnd das \elbige la\\en walten / Er hat meinen fü\\en ein Netze ge\tellet / vnd mich zurück geprellet / Er hat mich zur Wü\ten gemacht / das ich teglich trawren mus. 14 Meine \chwere Sünde \ind durch \eine \traffe erwachet / vnd mit hauffen mir auff den Hals komen / das mir alle meine Krafft vergehet / Der HErr hat mich al\o zugericht / das ich nicht auffkomen kan. 15 Der HErr hat zutretten alle meine Starcken / \o ich hatte / Er hat vber mich ein Fe\t ausruffen la\\en / meine junge Man\chafft zuuerderben / Der HErr hat der Jungfrawen tochter Juda / eine Kelter tretten la\\en. 16 Darumb weine ich \o / vnd meine beide Augen flie\\en mit wa\\er / Das der Trö\ter / der meine Seele \olt erquicken / ferne von mir i\t / Meine Kinder \ind dahin / Denn der Feind hat die vberhand kriegt. 17 Zion \treckt jre Hende aus / Vnd i\t doch niemand / der \ie trö\te / Denn der HERR hat rings vmb Jacob her / \einen Feinden geboten / Das Jeru\alem mus zwi\chen jnen \ein / wie ein vnrein Weib. 18 Der HERR i\t gerecht / Denn ich bin \einem munde vngehor\am gewe\t / Höret alle Völcker / vnd \chawet meinen \chmertzen / Meine Jungfrawen vnd Jünglinge / \ind ins Gefengnis gegangen. 19 Jch rieff meine Freunde an / Aber \ie haben mich betrogen / Meine Prie\ter vnd Elte\ten in der Stad / \ind ver\chmachtet / Denn \ie gehen nach Brot / damit \ie jre Seelen laben. 20 Ah HERR / \ihe doch / wie bange i\t mir / das mirs im Leibe dauon weh thut / Mein hertz wallet mir in meinem Leibe / denn ich bin hoch betrübt / Drau\\en hat mich das Schwert / vnd im Hau\e hat mich der Tod zur Widwe gemacht. 21 Man hörets wol / das ich \eufftze / Vnd habe doch keinen trö\ter / Alle meine Feinde hören mein Vnglück / vnd frewen \ich / das mach\tu / So las doch den tag komen / den du ausrüffe\t / das jnen gehen \ol / wie mir. 22 La\\e alle jre bosheit fur dich komen / vnd richte \ie zu / wie du mich vmb aller meiner mi\\ethat willen / zugericht ha\t / Denn meins \eufftzens i\t viel / vnd mein hertz i\t betrübt.
Die gantze Heilige Schrifft: Deud\ch (Luther 1545)