JN dieser Epistel vermanet S. Paulus die Corinther / Das sie sollen eintrechtig sein im Glauben / vnd in der Lere / Vnd darauff sehen / das sie das Heubtstück / nemlich (Das Christus vnser Heil ist) wol lernen / An welchem sich alle vernunfft vnd weisheit stösset.
DEnn gleich wie jtzt zu vnser zeit / so das Euangelium an tag komen ist / finden sich der tollen Heiligen viel (welche man Rottengeister / Schwermer vnd Ketzer heisst) die alle zu früe klug vnd gelert worden sind / vnd können fur grosser kunst vnd weisheit / sich mit niemand gleich oder eintrechtig halten / Einer wil hie naus / der ander dort naus / Als were es grosse schande / wo nicht ein jeglicher ein sonderlichs furneme / vnd seine eigen weisheit auffwürffe. Welche niemand widerumb kan zu Narren machen / So sie doch im grunde gar nichts von der rechten Heubtsachen wissen noch verstehen / ob sie gleich mit dem maul viel dauon plaudern.
ALso giengs S. Paulo auch / da er seine Corinther hatte den Christlichen glauben vnd die Freiheit vom Gesetz gelert / Funden sich auch die tollen Heiligen vnd vnzeitige Klüglinge / zutrenneten die eintrechtige Lere / vnd machten spaltung vnter den Gleubigen. Einer wolt Paulisch / der ander Apollisch / einer Petrisch / der ander Christlich sein. Einer wolt die Beschneitung haben / der ander nicht. Einer wolt die Ehe / der ander nicht. Einer wolt Götzenopffer essen / der ander nicht. Etliche wolten leiblich frey sein. Etliche Weiber wolten in haren gehen / vnd der gleichen. Bis sie da hin gerieten / das einer der Freiheit misbrauchet / vnd nam seine Stiffmutter zur ehe. Vnd etliche nichts von der Todten aufferstehung hielten. Etliche nicht viel vom Sacrament. Vnd gieng wüst vnd gantz vnördig zu / das jeglicher wolt Meister sein vnd leren / vnd mit dem Euangelio / Sacrament / Glauben / machen / was jn gut daucht. Vnd liessen die weil das Heubtstück fein faren vnd ligen / Das Christus vnser Heil / Gerechtigkeit / Erlösung ist / als hetten sie es lengest an den schuhen zurissen. Wie denn solch stück nicht kan auff der ban bleiben / wo man beginnet zu klügeln vnd weise zu sein.
ALler dinge wie es jtzt auch vns gehet / Nach dem wir den Deudschen das Euangelium eröffnet haben / von Gottes gnaden / Da wil auch ein jglicher der beste Meister sein / vnd den heiligen Geist allein haben. Gerade als were das Euangelium darumb gepredigt / das wir vnser klugheit vnd vernunfft darinnen erzeigen vnd rhum suchen solten. Das diese Corinther wol mügen sein ein Exempel oder Beyspiel vnsern Leuten zu dieser zeit / welche auch wol ein solche Epistel bedürfften. Es mus aber also sein / vnd sol dem Euangelio so gehen / Das tolle Heiligen vnd vnzeitige Klüglinge / Rotten vnd Ergernis anrichten / Auff das die bewerten (wie hie S. Paul auch saget) offenbar werden.
Darumb straffet vnd verdampt s. paulus solche schedliche weisheit gar ernstlich. Vnd machet solche nasenweise Heiligen wider zu Narren / spricht schlecht / das sie nichts wissen von Christo / noch von dem Geist vnd gaben Gottes / vns in Christo gegeben / vnd sollen noch anheben zu lernen / Es müssen geistliche Leute sein / die es verstehen sollen. Weise sein wöllen vnd klugheit furgeben im Euangelio / sey eben das rechte ergernis vnd hindernis / Christum vnd Gott zu erkennen / Rotten vnd zwitracht anzurichten / da mag die kluge vernunfft vnd weisheit wol zu dienen / das eitel tolle Heiligen vnd wilde Christen werden. Aber vnsern HErrn Christum mügen sie nimer mehr erkennen / sie werden denn widerumb zu Narren / vnd lassen sich demütiglich durchs einfeltige wort Gottes leren vnd füren. Solchs treibt er durch die ersten vier Capitel.
JM. v. Straffet er die grosse Vnzucht des / der seine Stiffmutter genomen hatte / vnd wil jn in Bann thun / vnd dem Teufel geben. Zeiget da mit an ein rechte weise des Bannes zu brauchen / Das er mit bewilligung der gleubigen Gemeine gefellet sol werden / vber die öffentliche laster / Wie auch Christus Matth. am xviij. leret.
JM vj. Straffet er das haddern vnd zancken fur Gerichte / sonderlich / fur den Heiden vnd vngleubigen. Vnd leret / das sie vnternander selbs sollen die Sachen schlichten / oder vnrecht leiden.
JM vij. Gibt er vnterricht von der Keuscheit vnd ehelichem Stande. Lobet die keuscheit vnd Jungfrawschafft / das sie nütze seien / des Euangelij deste bas zu warten. Wie Christus auch leret Matth. xix. von den Keuschen / die vmbs Euangelien oder Himmelreich willen Keusch sind. Aber Paulus wil sie vngenötiget vnd vngezwungen / vnd on fahr grösser sünde gehalten haben / Sonst sey besser freien / denn keuscheit / die in stetiger brunst steckt.
JM viij. bis auffs zwelffte / Handelt er mancherley weise / Wie man die schwachen Gewissen füren vnd halten sol / in eusserlichen sachen / Als da sind / essen / trincken / kleider / Sacrament haben. Vnd weret allenthalben / das die Starcken nicht verachten sollen die Schwachen / Sintemal er selbs / ob er wol ein Apostel sey / dennoch viel sich enthalten hab / da er wol recht hette. Da zu sich die Starcken wol fürchten mögen / die weil vor zeiten in Jsrael so viel vntergangen sind / die doch alle sampt durch Wunderwerck aus Egypten gefüret sind. Vnd machet daneben etliche ausleufft heilsamer Lere.
JM xij. bis auffs xiij. Handelt er / wie mancherley gaben Gottes sind / vnter welchem doch die Liebe das beste sey / Das sie nicht sich erheben / sondern dienen sollen vnternander einmütig / die weil es ist ein Gott / ein HErr / ein Geist / vnd alles ein / wie mancherley es auch sey.
JM xiiij. Leret er die Prediger / Propheten vnd Senger / das sie ördentlich jrer Gaben brauchen / vnd nur zur Besserung / nicht zu eigener Ehre / jre predigen kunst vnd verstand furgeben.
JM xv. Straffet er die so von der Aufferstehung des fleisches vnrecht geleret vnd gegleubet hatten.
JM letzten / Vermanet er sie zu brüderlicher Hülffe / in zeitlicher Narung / den Dürfftigen.