JS höret Daniel vnd verstehets nicht / Er bittet vmb verstand / Aber jm wirds gesagt / Es solle versiegelt bleiben / bis zur letzten zeit / Da sol er denn stehen in seinem Teil / das ist / sein Buch sol denn dienen der Kirchen nach seiner Gaben. Jndes sol er rugen / dazu sein Buch vnuerstanden bleiben.
WEnn nu diese zeit / zwo zeit / halbe zeit aus sein / vnd wenn die Ketzer mit zerstrewen vnd zertrennen der Kirchen auff hören werden / können wir auch nicht wissen / Bis das wirs sehen werden / wie die Kirche / ein armes Heufflin / eintrechtig am wort bleibet / vnd die Ketzer mit der Welt alle sat / vberdrüssig vnd Epicurisch werden / das sich niemand der Schrifft mehr annimpt. Wie sichs schon fein anlesst / als wolten sie die Schrifft vnd Gottes wort nicht werd achten / das sie drinnen solten Ketzer oder Christen werden. So ists denn aus / wie Christus spricht / Wenn des menschen Son kompt / meinstu das er auch glauben finden werde auff Erden? Also gering mus noch die Kirchen werden / vnd alles eitel Geitz / Wucher / Bauch / Fras vnd Fleisch werden / wie fur der Sindflut. Luc. 17.
VND von der zeit an / wenn das teglich Opffer abgethan / vnd ein Grewel der Wüstung dar gesetzt wird / sind tausent / zwey hundert / vnd neunzig tage. Wol dem / der da erwartet vnd erreicht / Tausent drey hundert vnd fünff vnd dreissig tage.
WEnn dis menschliche gewönliche tage weren / so redete der Engel von der letzten Wochen / in welcher mittel das teglich Opffer auffhöret / durch der Apostel Concilium / Act. xv. Vnd der Keiser Caligula seinen Grewel in den Tempel setzt. So machen die Mccxc. tage / fast die vbrige helffte der letzten Wochen / nemlich / vierdhalb jar. Nach den selbigen gieng das Euangelium auch vnter die Heiden / durch S. Paulum vnd Barnabam / Act. xiij. Vnd so würde der Engel mit diesen worten ein Deckel machen vber seine Rede / vnd drein verwickeln / das er zu rücke leufft / wider in die zeit der siebenden Wochen / nach dem er von der künfftigen zeit / bis ans ende der Welt ausgeredt hat.
SJnds aber Engelische tage / das ist / ein tag ein jar / wie droben Cap. ix. So lauffen die Mccxc. tage / bis an das xiiij. jar des Keisers / Ludwig / der vom Bapst verbannet. Vnd die Mcccxxxv. tage / bis an das xxiij. jar Caroli iiij. fast vij. jar vor dem Schisma der dreier Bepste / oder xlij. jar vor dem Costnitzer Concilio.
JCH wolt aber wol gerne / das tegliche Opffer dahin deuten / geistlicher weise / das es sey das heilige Euangelium / welchs bis an der Welt ende sampt dem Glauben vnd der Kirchen bleiben mus. Aber gleichwol kan das geschehen / Das die welt so gar Epicurisch werden wird / das man in aller Welt wird keinen öffentlichen Predigtstuel haben / vnd eitel Epicurische grewel die öffentliche Rede sein wird / vnd das Euangelium allein in Heusern / durch die Hausueter erhalten werde.
VND dis werde die zeit sein / so zwisschen dem wort Christi am Creutz / Consummatum est, vnd Pater in manus tuas commendo spiritum meum. Denn gleich wie Christus nach solchem Consummatum noch ein wenig lebt / Also kan auch die Kirche nach öffentlichem schweigen des Euangelij ein wenig bleiben. Vnd wie der Jüden teglich Opffer wol ward in der siebenden Wochen abgethan / durch der Apostel Concilium / vnd doch hernach / bis zu der verstörung Jerusalem bleib / auch von den Aposteln selbs / wo sie wolten (doch on not) gehalten ward. Also kan auch wol das Euangelium öffentlich ligen vnd schweigen auff dem Predigstuel / vnd doch durch frome Christen in Heusern erhalten werden.
SOlcher jamer sol aber nicht lenger wehren / denn M. ccxc. tage / das ist bey vierdhalb jar / Denn on öffentliche predigt kan der Glaube nicht lang stehen / weil zu dieser zeit auch in einem jar die Welt böser wird. Die letzten Mcccxxxv. tage werden gar endlich böse sein / Das auch in Heusern fort mehr wenig Glauben sein wird. Darumb er spricht / Selig ist / der bis auff den tag bestehet / Als solt er sagen / wie Christus spricht / Wenn des Menschen Son kompt / Meinstu er werde Glauben finden auff Erden?
ES haben von solchen vierdhalb jaren fast alle Lerer geredt / vnd alle Bücher sind dauon vol / On das sie es haben auff des Endechrists Regiment gedeut / Welchs / nach ordnung des texts Daniel nicht leidet / welcher weissagt weiter / was nach des Endechrists fall geschehen sol / vnd setzt diese vierdhalb jar nach Michael / vnd nach dem eide des Engels auffm wasser.
VND wiewol diese Deutung scheinet / als solt man des Jüngsten tages gewis sein / welchs tags oder jars er komen solle / das doch Christus verbeut zu wissen / Act. j. vnd im Euangelio / So feilets doch weit. Erstlich / das / wenn schon das Opffer des Euangelij öffentlich abgethan wird / So wird doch niemand können das jar noch tag so eben mercken / wenn es anfehet / Sintemal es nicht kan auff einen tag an allen Orten auffhören.
ZVM andern / Ob man schon wüsste wenn es solt anfahen / So sind doch vber die Mccxc. die Mcccxxxv. tage gesetzt / die niemand mercken würde in aller Welt. Vnd Summa / Jch dencke / das diese Mcccxxxv. tage nicht werden öffentlich in gemein verstanden werden / sie seien denn erfüllet am Jüngsten tage. Es were denn das Gott etwa einen Noah würde erwecken / der die selbigen Tage künde abrechnen vnd gewis treffen.
JCH aber fur mich lasse mir daran genügen / das der Jüngste tag fur der Thür sein mus / Denn die Zeichen / so Christus verkündigt / vnd die Apostel Petrus vnd Paulus / sind nu fast alle geschehen. Vnd die Bewme schlahen aus / die Schrifft grunet vnd blüet. Ob wir den Tag nicht so eben wissen können / ligt nicht dran / Ein ander mache es besser / Es ist gewislich alles am ende.
Avs dem sehen wir / welch ein trefflicher grosser Man Daniel / beide fur Gott vnd der Welt gewesen ist. Erstlich fur Gott / Das er so eine sonderliche / fur allen andern Propheten / Weissagung gehabt hat / nemlich / Das er nicht allein von Christo / wie die andern weissaget / sondern auch die zeit vnd jar zelet / stimmet vnd gewis setzet. Dazu die Königreiche bis auff dieselbige gesetzte zeit Christi / nach einander in richtiger Ordnung / mit jrem handel vnd wandel / so fein vnd eben fasset / das man der zukunfft Christi / ja nicht feilen kan / Man wolt es denn mutwilliglich / wie die Jüden / thun. Vnd dazu fort an bis an Jüngstentag / des Römischen Reichs stand vnd wesen / vnd der Welt laufft / auch ordenlich darstellet / Das man auch des Jüngstentags nicht feilen oder vnuersehens drein fallen mus / Man wölle es denn auch mutwilliglich / wie vnser Epicurer jtzt thun.
DArumb dünckt mich / S. Petrus habe sonderlich den Daniel gemeinet / da er spricht. j. Pet. j. Die Propheten haben geforscht / auff welche vnd welcherley zeit der geist Christi deutet etc. (Welche) heisst / Das er die zeit gewis abrechent / vnd stimmet / wie lange vnd wie viel jar da hin sein solten (Welcherley) heisst / Das er fein abgemalet / wie es zur selbigen zeit in der Welt gehen vnd stehen solte / Wer das öberst Regiment haben / oder wo das Keiserthum sein solt. Das er also nicht allein die zeit / sondern auch den wandel / gestalt vnd wesen derselbigen zeit / verkündigt. Welches aus der massen vnsern Christen glauben seer sterckt / vnd vns im gewissen sicher vnd fest macht / weil wir das fur augen krefftig im schwang sehen / das er vns in seinem Buch / klerlich vnd richtig / so lange zuuor hat beschrieben vnd furgebildet. 1. Pet. 1.
DEnn Daniel weissagt frey vnd stimmet klerlich / das Christus zukunfft / vnd seines Reichs anfang (welches ist seine Tauffe vnd predigampt) sol geschehen nach dem könige Cores bey Dx. jaren / Dani. ix. Vnd solt in der Welt / der Persen vnd Griechen Reich aus sein / vnd das Römische Reich im schwang gehen Dani. vij. ix. Also / das Christus muste gewislich komen zur zeit des Römischen Reichs / da es am besten stund / Das auch Jerusalem vnd den Tempel verstören solt / Weil nach dem selbigen Reich / keines mehr komen / sondern der Welt ende darauff folgen sol / Wie Dani. ij. vnd vij. deutlich verkündigt.
FVR der Welt ist er auch ein trefflicher grosser Man gewest / Denn wir sehen hie / Das er die zwey erste Königreich / als der Oberst / regieret. Als solt Gott sagen / Jch mus diesen Königreichen Leute geben / vnd solte ich gleich mein Jerusalem vnd mein Volck drüber verstören lassen. Vnd wiewol er nicht ein König gewest ist / noch gros gut oder ehre dauon gehabt / So hat er dennoch die königliche werck / geschefft vnd Empter gehabt vnd ausgericht. Wie es denn der Welt lauff ist / das die / so zu Hofe am meisten erbeiten / das wenigste haben / Vnd die nichts thun / fast das meiste kriegen. Nach dem Euangelischen Sprichwort / Ein ander seet / Ein ander erndtet / Johan. iiij. Ja das wol erger ist / Er muste noch bass / neid / fahr vnd verfolgung / darüber zu lohn haben / Wie denn die Welt pfleget allen dienst vnd wolthat zu bezalen / mit solchem lohn. Joh. 4.
ABer es schadet Daniel nicht / Er ist gleichwol Gott deste lieber / der belohnet es jm deste reichlicher / vnd helt zu Babel vnd Persen Daniel fur einen König / Denn er rechent vnd richtet nach der that vnd frucht / nicht nach der Person vnd namen. Darumb ist Daniel mit der that der rechte König zu Babel vnd Persen / ob er wol kein königliche Person noch namen füret / Dazu nicht viel guts / sondern vnglück vnd alle fahr / dauon hat. Sihe / also kan Gott seine gefangene Jüden trösten vnd ehren / Das er aus einem Bürgers son des verstöreten Jerusalem / einen zwifeltigen Keiser machet zu Babel vnd Persen.
SVmma / Es ist vnter allen Abrahams kindern / keiner so hoch in der Welt erhöhet / als Daniel. Es war Joseph wol gros in Egypten bey König Pharao / So waren Dauid vnd Salomo gros in Jsrael. Aber es sind alles geringe Könige vnd Herrn / gegen die Könige zu Babel vnd Persen / bey welchen Daniel der öberste Fürste war. Welcher er auch wunderbarlich zu Gott bekeret / vnd on zweiuel in beiden Keiserthümen / grosse frucht bey viel Leuten geschafft hat / die durch jn sind zum erkentnis Gottes komen / vnd selig worden. Wie denn der selbigen Keiser / brieue vnd gebot / Das man Danielis Gott in allen Landen ehren solt / wol anzeigen / Danielis ij. vnd vj.
DJEsen Daniel befelhen wir nu zu lesen / allen fromen Christen / welchen er zu dieser elenden letzten zeit / tröstlich vnd nützlich ist. Aber den Gottlosen ist er kein nütz / Wie er selbs am ende sagt / Die Gottlosen bleiben Gottlos / vnd achtens nicht. Denn solche weissagung Danielis vnd der gleichen / sind nicht allein darumb geschrieben / Das man die Geschicht / vnd die künfftigen trübsaln wissen / vnd den furwitz / als mit newer Zeitung / büssen solle. Sondern das sich die Fromen da mit trösten vnd frölich machen / vnd jren glauben vnd Hoffnung / in der gedult stercken sollen.
Als die da hie sehen vnd hören / das jr Jamer ein ende haben / vnd sie von Sünden / Tod / Teufel / vnd allem Vbel (darnach sie seuffzen) ledig / in den Himel zu Christo in sein seliges / ewiges Reich komen sollen. Gleich wie Christus auch Luc. am xxj. die seinen tröstet / durch die grewlichen Zeitung / vnd spricht / Wenn jr solchs sehen werdet / So sehet auff / vnd richtet ewr Heubter auff / Denn ewer Erlösung ist nahe etc. Luc. 21.
DARumb sehen wir auch hie / Das Daniel alle Gesichte vnd Treume / wie grewlich sie sind / jmerdar mit freuden endet / nemlich / mit Christus Reich vnd zukunfft / vmb welchs zukunfft willen / als vmb das furnemest / endliche Heubtstück / solche Gesichte vnd Treume gebildet / gedeutet vnd geschrieben sind. Wer sie nu auch wil nützlich lesen / Der sol an der Historien oder Geschichten / nicht hangen oder hafften / vnd da bleiben / Sondern sein hertz weiden vnd trösten / in der verheissen vnd gewissen Zukunfft vnsers Heilands Jhesu Christi / als in der seligen vnd frölichen Erlösung von diesem Jamertal vnd elende. Dazu helffe vns der selbige Vnser lieber HERR vnd Heiland / sampt dem Vater vnd heiligem Geist / gelobet in ewigkeit / Amen / AMEN.