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Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch (Luther 1545)

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Euangelion Sanct Johannis

Capitel 10

WArlich / warlich / Jch sage euch / Wer nicht zur Thür hin ein gehet in den Schafstal / sondern steiget anderswo hin ein / Der ist ein Dieb vnd ein Mörder.
2 Der aber zur Thür hin eingehet / der ist ein Hirte der Schafe.
3 Demselbigen thut der Thurhüter auff / vnd die Schafe hören seine stimme. Vnd er ruffet seinen schafen mit namen / vnd füret sie aus.
4 Vnd wenn er seine schafe hat ausgelassen / gehet er fur jnen hin / vnd die schafe folgen jm nach / Denn sie kennen seine stimme.
5 Einem Frembden aber folgen sie nicht nach / sondern fliehen von jm / Denn sie kennen der Frembden stimme nicht.
6 Diesen Spruch saget Jhesus zu jnen / Sie vernamen aber nicht / was es war / das er zu jnen saget.
7 DA sprach Jhesus wider zu jnen / Warlich / warlich / Jch sage euch / Jch bin die Thür zu den Schafen.
8 Alle die vor mir komen sind / die sind Diebe vnd Mörder gewesen / Aber die Schafe haben jnen nicht gehorchet.
9 Jch bin die Thür / So jemand durch mich eingehet der wird selig werden / vnd wird ein vnd aus gehen / vnd weide finden.
10 Ein Dieb kompt nicht / denn das er stele / würge / vnd vmbbringe.
11 Jch bin komen / das sie das Leben vnd volle genüge haben sollen.
12 JCh bin ein guter Hirte. Ein guter Hirte lesset sein Leben fur die Schafe. Ein Miedling / der nicht Hirte ist / des die Schafe nicht eigen sind / sihet den Wolff komen / vnd verlesset die Schafe / vnd fleucht / vnd der Wolff erhaschet vnd zerstrewet die Schafe.
13 Der Miedling aber fleucht / denn er ist ein Miedling / vnd achtet der Schafe nicht.
14 Jch bin ein guter Hirte / vnd erkenne die meinen / vnd bin bekand den meinen.
15 Wie mich mein Vater kennet / vnd ich kenne den Vater / vnd ich lasse mein Leben fur die Schafe.
16 Vnd ich habe noch andere Schafe / die sind nicht aus diesem Stalle / Vnd die selben mus ich her füren / vnd sie werden meine stimme hören / Vnd wird eine Herd vnd ein Hirte werden.
17 DArumb liebet mich mein Vater / das ich mein Leben lasse / auff das ichs wider neme.
18 Niemand nimpt es von mir / sondern ich lasse es von mir selber / Jch habe es macht zulassen / vnd habe es macht wider zu nemen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.
19 Da ward aber eine zwitracht vnter den Jüden / vber diesen worten.
20 Viel vnter jnen sprachen / Er hat den Teufel / vnd ist vnsinnig / was höret jr jm zu?
21 Die andern sprachen / Das sind nicht wort eines Besessenen / Kan der Teufel auch der Blinden augen auffthun?
22 ES ward aber Kirchweihe zu Jerusalem / vnd war winter /
23 Vnd Jhesus wandelte im Tempel in der halle Salomonis.
24 Da vmbringeten jn die Jüden / vnd sprachen zu jm / Wie lange (1) heltestu vnser seelen auff? Bistu Christ / so sage es vns frey her aus.
25 Jhesus antwortet jnen / Jch habe es euch gesagt / vnd jr gleubet nicht. Die Werck die ich thu in meines Vaters namen / die zeugen von mir /
26 Aber jr gleubet nicht / denn jr seid meiner Schafe nicht / als ich euch gesagt habe.
27 Denn meine Schafe hören meine stimme / vnd ich kenne sie / vnd sie folgen mir /
28 Vnd ich gebe jnen das ewige Leben / vnd sie werden nimer mehr vmbkomen / vnd niemand wird sie mir aus meiner Hand reissen.
29 Der Vater / der mir sie gegeben hat ist grösser denn alles / vnd niemand kan sie aus meines Vaters hand reissen.
30 Jch vnd der Vater sind eines.
31 DA huben die Jüden abermal steine auff / das sie jn steinigeten.
32 Jhesus antwortet jnen / Viel guter werck habe ich euch erzeiget von meinem Vater / Vmb welchs wercks vnter denselbigen steiniget jr mich?
33 Die Jüden antworten jm / vnd sprachen / Vmb des guten wercks willen steinigen wir dich nicht / Sondern vmb der Gotteslesterung willen / vnd / Das du ein Mensch bist / vnd machest dich selbs einen Gott.
34 Jhesus antwortet jnen / Stehet nicht geschrieben in ewrem Gesetz / Jch hab gesagt / Jr seid Götter?
35 So jr die Götter nennet / zu welchen das wort Gottes geschach / vnd die Schrifft kan doch nicht gebrochen werden /
36 Sprecht jr denn zu dem / den der Vater geheiliget vnd in die welt gesand hat / Du lesterst Gott? Darumb / das ich sage / Jch bin Gottes Son?
37 Thu ich nicht die werck meines Vaters / so gleubet mir nicht /
38 Thu ich sie aber / gleubet doch den wercken / wolt jr mir nicht gleuben / Auff das jr erkennet vnd gleubet / das der Vater in mir ist / vnd ich in jm. Psal. 82.
39 SJe suchten aber mal jn zu greiffen / Aber er entgieng jnen / aus jren henden /
40 vnd zoch hin wider jenseid des Jordans / an den Ort / da Johannes vorhin getaufft hatte / vnd bleib alda.
41 Vnd viel kamen zu jm / vnd sprachen / Johannes thet kein Zeichen. Aber alles was Johannes von diesem gesagt hat / das ist war /
42 Vnd gleubten alda viel an jn.


(1) Das reden sie aus falschem hertzen / Das sie jn verklagen vnd vmbbringen möchten / wo er sich Christum bekennete / wider das verbot.

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