D. Martin
Luthers Werke
Kritische
Gesamtausgabe
54. Band
Mit 10 Tafeln
(II Papstspottbilder)
Weimar
Hermann
Böhlaus Nachfolger 1928
Vorwort.
Mit dem
vorliegenden 54. Bande, der Luthers Schriften bis zum Jahre 1546 fortführt,
wird das Gebiet des Lutherschen Gesamtschrifttums, in welchem sich ein Wirken
von wahrhaft monumentaler Größe und Vielseitigkeit abspiegelt, annähernd zum
Abschlusse gebracht. Auch dieser Band zeigt noch einmal ein in sich reiches Bild,
letzmalig aufflammende Kampflust in Streitschriften erneut größten Ausmaßes
gegen Papsttum und Wiedertäufer, Vorreden, Glossen, theologische Erörterungen,
politische Schriften, Äußerungen, wie sie sich an Luthers vermeintliches Ende
knüpften usw. Die meisten dieser Schriften sind bearbeitet von Professor D. Dr.
O. Clemen-Zwickau, insbesondere rührt von demselben auch die Bearbeitung der
Verse zur ‘Abbildung vom Papsttum’ her. Wir hatten länger erwogen, ob wir uns
mit der sachlichen Behandlung Clemens begnügen oder auch die Bilder selbst
wiedergeben sollten. Wir haben uns aber schließlich zur Wiedergabe
entschlossen, einerseits mit Rücksicht auf den stets beobachteten Grundsatz
möglichst restloser Vollständigkeit in Unsrer Ausgabe, dann aber auch — und zwar
fiel das noch besonders ins Gewicht —, um solchen Beanstandungen, wie sie von
Grisar-Heege sogar schon vor Erscheinen dieses Bandes und als bloße Vermutung
ausgesprochen worden sind (vgl. unten S. 357 Anm. 3), von vornherein den Boden
zu entziehen. Die beanstandenden Bemerkungen Grisars dürften durch Clemens
Gesamtdarstellung wohl
[Seite iv]
erledigt
sein, als Antwort auf die weitere Frage:‘Bedeuten Kaweraus Worte ein Programm
für die Weimarer Ausgabe’? (ebenfalls S. 357), mag die Weimarer Ausgabe ruhig
für sich selbst sprechen und auf ihre stets eingenommene sachliche Haltung
verweisen. Ein Verschweigen von Luthers Anteil an den Papstbildern ist um so
weniger nötig, als Äußerungen wie diese Bilder, Äußerungen einer vulkanischen
Natur, niemals vom Standpunkte der heutigen Anschauungs- und Empfindungsweise,
sondern nur aus der ganzen Einstellung und dem allgemeinen Tone der damaligen
Zeit heraus beurteilt werden dürfen. Wir können diesen Bildern ruhig etwa das
Pamphlet des Franziskaners Thomas Murner ‘Von dem großen lutherischen Narren’
(schon 1522) zur Seite stellen oder auch auf die maßlosen Schmähungen
verweisen, welche Luthers Heirat im Gefolge hatte, z. B. des Simon Lemnius
‘Monachopornomachia’ u. a.; vgl. auch die Äußerungen über diese Bilder bei Köstlin-Kawerau,
Luther 5II, 602.
Der ‘Bericht
vom christlichen Abschied’ mußte aufgenommen werden, da er Äußerungen und
Gebete Luthers enthält. Aber es hätte die Unsrer Ausgabe gesetzten Grenzen
überschritten, eine eingehendere Quellenanalyse und eine genauere Vergleichung
mit den übrigen Berichten über Luthers Tod und Begräbnis zu geben, als sie hier
in der Einleitung zu dieser Schrift geboten wird.
Außer
Professor Clemen sind an dem Bande noch beteiligt Konsistorialrat D. Ferd.
Cohrs- Jlfeld, der ‘Von den letzten Worten Davids’ und ‘Kurzes Bekenntnis vom
heiligen Sacrament’ bearbeitete, und Professor D. O. Albrecht-Naumburg a. S.,
welcher die ‘Vorrede D. M. Luthers vor seinem Abschied gestellet’, zum zweiten
Band der Wittenberger Gesamtausgabe der deutschen Schriften 1548 als apocryph
nachwies. Die Bibliographien hat wieder Professor D. Dr. Joh. Luther, Direktor
i. R. der Universitätsbibliothek Greifswald, geliefert, der namentlich das
bisher bekannte bibliographische Material zu den Papstbildern um eine Reihe
neuer und wesentlicher Feststellungen vermehrt hat. Die Worterklärungen sowie
die sprachlichen Zusammenfassungen rühren von † Professor D. Dr. O.
Brenner-Würzburg her, der sie als letzte Gabe noch einmal für diesen Band
vollendete. Das Wort- und Sachregister hat wiederum Pfarrer A.
Jänke-Deutschenbora (Sachsen) bearbeitet, der in diesen Einzelregistern
zugleich eine Unterlage für das große Gesamtregister am Schlusse Unsrer Ausgabe
zu schaffen hofft. Um aber das Erscheinen der Registerbände nicht zu lange
hinauszuzögern, ist ins Auge gefaßt, jeder Abteilung (Schriften, Bibel,
Tischreden, Briefe) ihr Gesamtregister gesondert beizufügen, wie es ja in den
Tischreden (Band 6) schon geschehen ist, dafür aber auf eine erneute
[Seite v]
Zusammenstellung
der vier gesonderten Gesamtregister zu verzichten. Hierdurch wird namentlich
ermöglicht, bei der in absehbarer Zeit sich endenden Abteilung “Schriften” ein
Gesamtregister viel früher erscheinen zu lassen, als es der Fall wäre, wenn ein
solches erst nach der Fertigstellung aller vier Abteilungen hergestellt würde,
da die Herausgabe der Briefe noch nicht begonnen ist und ihre Vollendung noch
geraume Zeit in Anspruch nehmen wird.
Selbstredend
ist bei einer so reichen Ernte wie bei Luthers gesamten Schriften aber
schließlich noch eine Nachlese nötig. Schon Kaweraus bekannte Liste der
Schriften Luthers (Ver. f. Ref.-Gesch. 1917) wies auf allerlei Lücken in Unsrer
Ausgabe hin. Es handelte sich dabei nicht nur um kleinere, übersehene Stücke,
sondern auch um bedeutendere und größere Werke, zum Teil erst neu aufgetauchte;
sie werden noch ein bis zwei Bände füllen.
Breslau,
Januar 1928.
Professor D.
Dr. Karl Drescher.
[Seite vii]
Vorwort. Von K. Drescher III –V
Vorrede zu
Wenzeslaus Link, Das erst Teil des Alten Testament 1543, herausgegeben von O.
Clemen 1
Vorrede zu
Melanchthon, Responsio ad scriptum quorundam delectorum a clero secundario
Coloniae Agrippinae 1543, herausgegeben von O. Clemen 5
Praefatio zu
vier declamationes der Prinzen Johann Friedrich und Johann Wilhelm von Sachsen
1543, herausgegeben von O. Clemen 12
Von den
letzten Worten Davids 1543, herausgegeben von F. Cohrs, unter Mitwirkung von J.
Luther und † O. Brenner 16
Glossen zu
Erasmus, Apophthegmatum opus 1543, herausgegeben von O. Clemen 101
Vorrede zu
Georg Major, Vitae patrum 1544, herausgegeben von O. Clemen 107
Vorrede zu
Spalatin, Magnifice consolatoria exempla et sententiae ex vitis et passionibus
sanctorum collectae 1544, herausgegeben von O. Clemen 112
Vorrede zu
Justus Menius, Von dem Geist der Wiedertäufer 1544, herausgegeben von O. Clemen
116
Kurzes
Bekenntnis vom heiligen Sacrament 1544, herausgegeben von F. Cohrs, unter
Mitwirkung von J. Luther und † O. Brenner, nebst einem Handschriftfragment,
behandelt von † E. Thiele 119
Vorrede zu
Joh. Freder, Dialogus dem Ehestand zu Ehren 1545, herausgegeben von O. Clemen
168
Vorrede
Luthers zum ersten Bande der Gesamtausgabe seiner lateinischen Schriften,
Wittenberg 1545, herausgegeben von O. Clemen 176
Eine wälsche
Lügenschrift von Doctoris Martini Luthers Tod 1545, herausgegeben von O.
Clemen, unter Mitwirkung von J. Luther und † O. Brenner 188
Wider das
Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet 1545, herausgegeben von O. Clemen, unter
Mitwirkung von J. Luther und † O. Brenner 195
Papsttreu
Hadriani IV. und Alexanders III. 1545, herausgegeben von O. Clemen, unter
Mitwirkung von J. Luther und † O. Brenner 300
Abbildung des
Papsttums 1545, herausgegeben von O. Clemen und J. Luther (Bibliographie) 346
An Kurfürsten
von Sachsen und Landgrafen von Hessen von dem gefangenen Herzog zu Braunschweig
1545, herausgegeben von O. Clemen, unter Mitwirkung von J. Luther und † O.
Brenner 374
Contra XXXII
articulos Lovaniensium theologistarum, nebst einem Handschriftfragment 1545,
herausgegeben von O. Clemen 412
Luthers
“letzte Streittschrift” (contra asinos Parisienses Lovaniensesque) 1545/46,
nebst einem Handschriftfragment, herausgegeben von O. Clemen 444
Die
angebliche “Vorrede D. M. Luthers, vor seinem Abschied gestellet” zum zweiten
Band der Wittenberger Gesamtausgabe seiner deutschen Schriften 1548,
herausgegeben von O. Albrecht 459
Justus Jonas
und Michael Cölius, Bericht vom christlichen Abschied aus diesem tödlichen
Leben des ehrwürdigen Herrn D. Martini Lutheri 1546, herausgegeben von O.
Clemen 478
Nachtrag zu
‘Glossen zu Erasmus, Apophthegmatum opus’ 1543 (oben S. 101 –106) von H. Volz
497
Wort- und
Sachregister. Von A. Jänke 503
Die Bilder
wider das Papsttum 1545 (oben S. 346 –373).
[Seite 1]
Haupttext
[Einleitung]
Das Hauptwerk
Wenzeslaus Links aus seiner zweiten Nürnberger Wirksamkeit sind seine in drei
Teilen 1543 –1545 erschienenen Annotationen zum Alten Testament. Jn seiner
Vorrede zum ersten Teile berichtet er, daß er diese Annotationen vor etlichen
Jahren zusammengetragen und den Priestern der Kirchen zum hl. Geist bei dem
neuen Spital vorgeschrieben habe, damit sie sie dem Volk nach der Textverlesung
vorlesen könnten — denn nicht allen Leuten sei es gegeben, den bloßen Text zu
verstehen —; das sei denn auch geschehen, bis sie's überdrüssig geworden wären
und ein andres vorgenommen hätten. Kommentare und Summarien seien genug
vorhanden, aber jene würden, weil zu ausführlich, nur wenig gekauft und
gelesen, diese wiederum befriedigten nicht recht wegen ihrer Kürze; er sei den
Mittelweg gegangen, habe weder bloße Jnhaltsangaben noch ausführliche
Kommentare liefern wollen, aber doch alles Nötige erklärt. Diese Vorrede hat
Link datiert: Nürnberg 20. Juli 1543 und an den Kurfürsten Johann Friedrich von
Sachsen und dessen Bruder Johann Ernst gerichtet; er wolle damit dem Kurfürsten
als seinem geliebten Landesherrn und seinem lieben Vaterlande — Link stammte ja
aus Colditz — seine dienstwillige Ergebenheit ausdrücken.
Voraus geht
eine empfehlende Vorrede von Luther. Das Manuskript dazu schickte der
Reformator unterm 20. Juni 1543 seinem Nürnberger Freunde mit der Bitte, die
Verspätung entschuldigen zu wollen. Wenn ihm die Vorrede nicht gefalle, soll er
sie nach Belieben ändern oder auch in den Papierkorb werfen (Enders 15, 172).
Link hatte sein Manuskript schon vor geraumer Zeit an Luther gesandt mit der
Bitte, es mit einer Vorrede zu versehen und in Druck zu geben. Luther hatte ihm
unterm 25. Juli 1542 geschrieben (Enders 14, 299): Betreffs der Drucklegung
könne er nichts versprechen, die Buchdrucker und Buchhändler verhielten sich
gegen so umfangreiche Werke spröde, weil sie sie schlecht verkaufen könnten und
Verluste befürchteten. Link hätte wohl daran getan, wenn er sein Werk dem
Hagenauer Drucker Johann Setzer übergeben hätte; noch jetzt könnte er es besser
einem Drucker in Oberdeutschland übergeben. Schließlich erschien das Werk bei
Balthasar Beck in Straßburg.
[Seite 2]
Ausgaben:
“Das erst
teyl des al-||ten Testaments. || ANnotation in die || fünff buecher Mosi, durch
Do || ctor Wentzeßlaum Lincken, || von Colditz. || Eyn schoene Vorred, Doctoris
|| Martini Lutheri. || An den Churfürsten zů Sachsen, vnd seyner
Chur-||fürstlichen gnaden, brůdern. || M. D. XLIII. ||” Titelrückseite
leer. 304 Blätter in Quart (= Bogen 1 ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Z
und a –z und AA –ZZ und aa –ff; 8 unbezifferte und ccxcvj bezifferte Blätter),
letzte Seite (= Blatt ccxcvj [= ff 4]b) leer. Am Ende (Blatt ccxcvja Z. 17):
“Straßburg Bey Balthassar Beck. ||”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 9461), Greifswald U., Marburg U. — Erl. Ausg. 63, 377.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 12 (1559), 372b –373b; Jena 8 (1558), 148a –149b;
Altenburg 8, 303f.; Leipzig 12, 76 –78; Walch1 14, 170 –174; Walch2 14, 148
–151; Erlangen 63, 376 –381.
[1] [Bl. 2]
Vorred D. Martini Lutheri.
1543
[2] [5. Mose
32, 2f.] Mose weissagt von seinem bůch und spricht Deut. 32: ‘Mein leer
[3] trieffe wie der regen und mein red fliesse wie wasser, wie der [4] regen
auff das graß unnd wie die tropffen auff das kraut, denn [5] ich will den
nammen des Herren preisen’. Solche weissagung [6] ist erfüllet und wirt biß zur
welt end erfüllet. Dann gleich [7] wie aller Griechischen Poeten kunst auß
Homero als einem brunnen, also auch [8] auß jm seind geflossen aller Propheten
buecher, Jha auch das gantz New testament, [9] welches darinnen verheyssen ist,
Und alles, was gůt und Goettlich gelert [10] ist unnd wirt im volck Gottes
oder kirchen, ist alles auß Mose ursprungklich [11] herkummen, auß der
ursachen, dann er predigt nitt fabeln noch menschen weißheyt, [12] sunder, wie
er selbst hie rhuemet: ‘Den nammen des Herren will ich [13] preisen’, das ist:
von Gott und seinen wercken will er predigen. Das ist die [14] eynig weißheyt,
gegen welcher aller welt weißheyt nichts ist, denn keyne Heyden [15] also von
Gott reden unnd leren wie Mose. Auch wissen die Heyden nit und [16] kündens nit
wissen, das Gott eyn schoepffer sey himmels und der erden, wa [17] todt und
sünd herkumme, was nach disem leben kummen werde, unnd das [18] [1. Mose 3, 15]
Messiha eyns weibs same sein muesse, der die welt segnen und vom todt und [19]
[Sir. 24, 32 –39] sünden erloesen soll. Jtem also rhuemet auch Sirach den Mosen
Eccle. 24: ‘Diß [20] alles ist das bůch des bundts, mitt dem hoechsten
Gott gemacht, Naemlich das
[Seite 3]
[1] gsetz,
welches Mose dem hauß Jacob zum schatz befolhen hat, darauß die [2] weißheit
geflossen ist, wie das wasser Phison, wenn es groß ist, und wie das [3] wasser
Tigris, wenn es übergeht im Glentzen, darauß der verstand geflossen [4] ist,
wie der Euphrates, wenn er groß ist, unnd wie der Jordan in der aernd, [5] auß
dem selben ist herfür brochen die zucht wie das liecht und wie das wasser [6]
Nilus im Summer. Er ist nie gewesen, der es außgelernet hette, und wirt [7]
nimmermehr werden, der es außgründen moechte, dann sein sinn ist reicher [8]
weder keyn moehr und sein wort tieffer denn keyn abgrund &c..‘
[9] Das ist
auch warlich war, dann ich als ein geringer Christ habs auch [10] ein wenig
versůcht, und wenn ichs hoch bracht hab, binn ich gwar worden, [11] das
ich kaum ein Alphabetarius darinnen gewesen binn. Wiewol der groß [12] lerer S.
Augustinus auch bekennt, das er im schreiben und leren allererst gelernet [13]
und zůgenommen hab, und weit ein ander mann ist in den letsten [14]
buechern dann in den ersten.1
[15] Das aber
etlich sagen, wiewol auch Salomon selbs sagt, Eccl. am letsten: [16] [Pred. 12,
12] des buecher schreibens ist zuvil, wer kan sy all lesen? Jst recht und wol
geredt, [17] soll aber verstanden werden von meinen und meins gleichen
unzeyttigen [18] buechern, die eyntweders noch nitt gnůg gelert und
erfaren seind oder nit den [19] nammen des Herren (wie Mose), sunder jhren
eygnen nammen preisen woellen, [20] nitt dahin sehen, wie die Kirch jhrer leer
[Bl. 3] gebessert oder die schrifft verklaeret [21] werde, sundern wie sy da
moegen auff dem marckt feyl stehn unnd [22] gerhuempt werden. Welchen es
zuletst geht wie dem unzeyttigen obs, welches [23] unter den beümen die sew
fressen, ehe es halb reiff wirt, wie wir dise dreissig [24] jar seer vil
buecher gesehen, deren doch keins mehr inn gedaechtniß oder vorhanden [25] ist.
Der gůten buecher aber ist noch nie keyn mal zuvil gewesen und [26] [Joh.
5, 39] noch nit. So haben wir auch vom Herren gewissen befelch, das wir die
schrifft [27] [1. Tim. 4, 13] erforschen sollen. Und S. Paulus Timotheo
befilcht, er soll anhalten mit lesen. [28] Nun kan sollich forschen und lesen
nit gschehen, man můß mit der feder da [29] sein und auffzeychnen, was jm
under dem lesen und studieren sunderlich eyngeben [30] ist, das ers mercken und
behalten künde.
[31] Und
haben on zweifel auff dise weiß die Propheten in Mose und die [32] letsten
Propheten in den ersten studiert und jre gůte gedancken vom H. geyst [33]
eyngegeben in ein bůch auffgschriben, denn es seind nit solche leüt
gewesen, [34] wie die geyster unnd rotten, die Mosen haben under die banck
gesteckt und [35] eygen gesicht gedicht und troeum gepredigt, sunder sich in
Mose taeglich und [36] fleissig geuebt, wie er denn auch gar offt unnd hart
befilcht, sein bůch zulesen, [37] [5. Mose 17, 18f.; Jos. 1, 8] auch dem
Künig, Deut. 17 unnd Josue 1.
[38] Ob aber
den selben gůten treüwen lerern unnd forschern der schrifft zuweilen [39]
auch mit underfiel hew, strow, holtz und nit eittel silber, gold und edel [40]
gsteyn bawten, so bleibt doch der grund da, das andere verzoeret das fewr
[Seite 4]
[1] [1. Kor.
3, 12f.; 3. Mose 26, 10] des tags, wie S. Paulus sagt. Und Mose Deut. 26: ‘Jr
solt von dem firnen [2] essen, und wenn das new kumpt, das firnen
wegthůn’.
[3] Dann also
thůnd wir auch mit etlichen schrifften als M. Sentenciarum, [4] Augustini,
Gregorij, Cipriani und schier allen lerern. Darumb ists recht und [5] wol
gethon, wemm die gnad gegeben ist, das er sich umb die schrifft mit [6] rechtem
ernst annimpt zuforschen unnd zusůchen und was jm Gott gůts eingibt,
[7] den andern auch durch buecher mitteilen und also die schrifft helffen
außlegen [8] [1. Kor. 14, 46] unnd die kirchen bessern nach der regel 1.
Corinth. 14. Denn es soll [9] alles zur besserung der kirchen, das ist: zů
Gottes ehren, geschehen, das wir [10] mit Mose den nammen des Herren preisen.
[11] Weil nun
in disen Annotation mein lieber Herr und freündt Doctor [12] Wentzelaus Linck
sich auch umb den Mosen angenommen und ich wol weyß [13] sein gab, die jhm ist
gegeben, das ers mit ernst und fleissig meynet, ists wolgethon, [14] das durch
den Truck sein treüwe arbeyt andern mitgeteylt werde, [15] denn er nun vil jar
in der reynen Christlichen Apostolischen leer wol geuebt [16] ist, wolt Gott,
sy thaetten alle also oder, welche nit die gnad hetten, jr unzeyttigs [17]
unnützes schreiben, damit die kirch beschwert wirt, liessen anstehn. Hett [18]
Carolstadt, Zwingel und jrs gleichen jr schreiben underlassen, die Kirch wer [19]
wol reyner bliben unnd sy zuletst auch besser gefaren.
[20] Endtlich
wir sollen und woellen das unser thůn zů unser zeyt und helffen, [21]
[Kol. 3, 16] das Gottes wort nach S. Paulus befelch fordern, das es reichlich
bey der [22] kirchen wone, auff das niemant an dem jüngsten gericht sich
zuentschuldigen [23] habe, es seye yhm nicht geoffenbaret oder zuspaerlich und
wenig geoffenbaret, [24] sunder bekennen muesse, es sey jm nit durch ein
bůch, sunder durch vil buecher, [25] Nit durch eynen Doctor, sunder durch
vil Doctores, on underlaß mitt allen [26] treüwen recht und wol fürgetragen.
Hiermit seind wir entschuldigt und haben [27] unsere haendt geweschen. Denn
wirs nit besser haben sollen weder es die [28] [2. Tim. 4, 3f.] Apostel gehebt
haben, da sy klagen über das jucken der ohren nach neüwer [29] leer unnd
überdruss der heylsamen leer. Oder villeicht ist diß die letst zeyt, [30] [1.
Tim. 4, 1; 2. Tim. 3, 1] davon sy solchs reden. Ja ich halt, es sey nit
villeicht, sunder gwißlich die [31] selbe zeyt, denn ye reichlicher man predigt
unnd leret, ye überdrüssiger und [32] laessiger die leüt werden. die werden für
sich antworten, wir sollen immer fort, [33] [2. Tim. 4, 2] Jmportune,
Opportune. Unser arbeyt ist nit vergeblich, des seind wir gwiß. [34] Gott sey
lob unnd ehr für solch sein reiche gaab seines worts von nun an [35] biß in
ewigkeyt. Amen.
[Seite 5]
[Einleitung]
Durch den
Regensburger Reichstagsabschied, in dem allen Prälaten anheimgegeben worden
war, ‘eine christliche Ordnung und Reformation vorzunehmen und aufzurichten’,
sah sich der Kölner Erzbischof Hermann von Wied berechtigt, seinen längst
gehegten Plan zur Ausführung zu bringen, die Reformation in seinem Gebiete
einziehen zu lassen. Er berief zuerst im Februar 1542 den Straßburger
Reformator Martin Bucer an seinen Hof. Nachdem eine Besprechung desselben mit
dem erasmianisch gesinnten Johann Gropper, seit 1526 Kanzler des
Kurfürstentums, zu einer weitgehenden Annäherung zwischen den beiden Männern
geführt hatte und die Stände den Entschluß des Erzbischofs, die Reformation
einzuführen, gebilligt und ihn gebeten hatten, einen Entwurf dafür ausarbeiten
zu lassen, berief Hermann Bucer zum zweiten Male herbei. Jm Dezember kam dieser
wieder ins Erzstift. Hermann eröffnete ihm, er wolle zunächst in Bonn, Linz,
Andernach und einigen anderen größeren Orten seines Gebiets das lautere
Evangelium predigen lassen; am 17. Dezember bestieg Bucer zunächst die Kanzel
des Bonner Münsters. Da aber ging die Oppositionspartei in Köln, bestehend aus
dem Stadtrat und der Majorität des Domkapitels, zu offenem Widerstande vor und
forderte die Entfernung des ausländischen verdammten lutherischen Prädikanten.
Hermann schärfte daraufhin Bucer ein, sich aller polemischen Ausfälle zu
enthalten, ließ auch in seiner Predigttätigkeit eine Pause eintreten, erklärte
dann aber, es vor seinem Gewissen nicht verantworten zu können, der
christlichen Gemeinde, die ihn zu hören begehre, seine Predigt vorzuenthalten,
wenn die Gegner nicht den Beweis erbrächten, daß sie Gottes Wort widerstreite
und Aufruhr erwecke. Die Kölner wollten sich aber auf keine Verhandlungen
einlassen. Dagegen stellten sich auf dem im März 1543 zusammentretenden
Landtage die weltlichen Stände noch mehr als bisher auf Hermanns Seite.
Jn dieser
schwierigen Situation berief der Erzbischof auf Bucers Rat Melanchthon herbei;
er hoffte, es würde dem weitberühmten Gelehrten gelingen, durch die Autorität
seiner Persönlichkeit und durch sein oft bewiesenes diplomatisches Geschick die
Parteien zu versöhnen und vorsichtig und maßvoll das Reformationswerk
einzuleiten. Melanchthon, der zuerst abgelehnt hatte, machte dann sein Kommen
von der Genehmigung seines Kurfürsten abhängig und traf, als dieser ihm einen
[Seite 6]
längeren
Urlaub erteilt hatte, am 5. Mai in Bonn ein.1 Schnell orientierte er sich
seiner Gewohnheit zufolge über Freund und Feind. Geradezu entsetzt war er über
die Veräußerlichung des Kultus, die ihm hier entgegentrat, über die “geradezu
heidnische” Jdololatrie. Frohe Zuversicht erweckte in ihm dagegen die Gegenwart
mehrerer trefflicher Männer, auf deren Unterstützung er rechnen konnte: neben
Bucer und Hedio aus Straßburg der Hesse Gerhard Steuper, der unten nochmals zu
erwähnen sein wird, ferner Johann Meinertzhagen, der wegen Hinneigung zum
Evangelium aus Köln hatte fliehen müssen und nun in Bonn predigte. Ferner kam
aus Köln der Humanist Johann Cäsarius, aus Cleve der treffliche Erasmianer
Konrad von Heresbach, endlich eilte auch der große Pädagoge Johann Sturm aus
Straßburg zu Melanchthons Begrüßung herbei. Die Kölner aber holten jetzt zu
einem heftigen Schlage gegen die Neuerer aus. Der Professor und Prior der
Karmeliter Eberhard Billick verfaßte eine Streitschrift gegen Bucer; sie gab
sich als im Namen der gesamten Universität und Geistlichkeit von Köln abgefaßt;
einige reformationsfreundliche Domherren (unter ihnen der Dechant Heinrich von
Stolberg) wollten sich ausschließen und verlangten, daß für ‘Clerus’ im Titel
eingesetzt würde: ‘Clerus secundarius’, drangen jedoch erst bei der zweiten
Ausgabe damit durch.2 Die Schrift enthält eigentlich nur persönliche Jnvektiven
gegen Bucer, gegen dessen Austritt aus dem Orden und Heirat usw. und geht auf
die sachlichen Differenzen wenig ein3; trotzdem machte sie Aufsehen.
Melanchthon erhielt am 23. Mai ein Exemplar der zweiten Ausgabe, das er sofort
an Kaspar Cruciger in Wittenberg schickte.4 Sogleich machte er sich auch an
eine Gegenschrift. Den gedruckten Anfang schickte Bucer bereits am 30. Mai an
seinen Amanuensis Konrad Huter in Straßburg.5 Am 5. Juni erwartete Melanchthon
die Vollendung des Druckes.6 Auch am 10. Juni war die Schrift wohl noch nicht
im Druck vollendet.7 Aber am
[Seite 7]
14. Juni
sandte Melanchthon ein Druckexemplar an den Humanisten Joh. Cnipius in
Andernach1 und am 19. eins an Joachim Camerarius in Leipzig, indem er diesem
nahelegte, es Bernhard Ziegler und Cruciger mitzuteilen und in Leipzig
nachdrucken zu lassen.2 Camerarius scheint denn auch den Nachdruck bei Jakob
Berwald in Leipzig eingeleitet zu haben.3 Am 13. Juli schickte Melanchthon ein
Druckexemplar an Paul Eber in Wittenberg zur eventuellen Weitergabe an
Cruciger.4 Eber hat nun wohl den Nachdruck bei Joseph Klug in Wittenberg
eingeleitet, zu dem Luther eine Vorrede beisteuerte. Nach diesem Wittenberger
Nachdruck übersetzte Justus Jonas Melanchthons Schrift samt Luthers Vorrede.5
Melanchthons
‘Responsio ad scriptum quorundam delectorum a clero secundario Coloniae
Agrippinae’ gehört zu den kraftvollsten Apologien der Reformation6, zu seinen
eindruckvollsten Arbeiten.7 Jhr Schwerpunkt liegt in dem Nachweis, daß die
Reformation keine Neuerung, sondern nur eine Wiederherstellung des
ursprünglichen echten evangelischen Christentums sei; zu diesem Zwecke müßten
die Mißbräuche, die sich im Laufe der Jahrhunderte an den echten Kern angesetzt
hätten, abgestellt werden. Diese geht nun Melanchthon durch. Besonders
ausführlich behandelt er die Heiligenverehrung und den Priesterzölibat.
Merkwürdigerweise
hat diese Schrift Melanchthons keine Aufnahme im Corpus reformatorum gefunden.8
Dies wohl auch der Grund, weshalb Luthers Praefatio in der Erlanger Ausgabe
unter den lateinischen Vorreden (Opera varii argumenti VII) fehlt. Doch hat H.
Holstein dieses Vorwort in der Übersetzung des Justus Jonas mitgeteilt:
Findlinge aus der Reformationszeit, 5. Jahresbericht über das Kgl. Gymnasium zu
Wilhelmshaven Ostern 1887, S. 13ff.
[Seite 8]
Ausgaben:
“RESPON-||SIO
PHILIPPI MELAN-||thonis ad scriptum quorundam || delectorum à Clero
Secunda-||rio Coloniæ Agrip-||pinæ. || CVM PRAEFATIONE || D. MARTINI ||
LVTHERI. || VVITTEMBERGAE. ||” Titelrückseite bedruckt. 44 unbezifferte Blätter
in Oktav (= Bogen A –F), letzte Seite (= Blatt F 8b) leer. Am Ende (Blatt F 8a
Z. 22): “VVITTEMBERGAE PER || Iosephum Klug, Anno || M. D. XLIII. ||”
Luthers Vorrede steht auf Blatt A 1 b –A
4b.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 9455), Dresden, Gotha, Greifswald U., Halle U. u. Marienbibliothek,
Hamburg, Königsberg U., Nürnberg St., Rostock (2 Ex.), Wolfenbüttel, Zwickau (3
Ex.).
Deutsche
Übersetzung:
“Vorrhede D.
|| Docto. Mar. || Luth. an das Büchlin, || D. Philippi Melanthonis,
ge-||schrieben, widder den Cle-||rum secundarium, zu Coeln am || Rhein. Aus dem
Latein ver-||deudscht, durch || D. Justum Jonam. ||” Titelrückseite bedruckt. 8
unbezifferte Blätter in Oktav (= Bogen A), letzte Seite (= Blatt A 8b) leer. Am
Ende (Blatt A 7b Z. 20): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Georgen Rhaw. ||” Auf
Blatt A 8a ein Bild: Jonas von dem Walfisch ans Land gespien.
Erscheinungsjahr: 1543.
Der Druck enthält nur Luthers Vorrede,
die Justus Jonas gesondert herausgab
Vorhanden: Berlin (Yp 8296 [11]).
“Verantwortung:
|| Philippi Melanthonis || auff der Coelnischen vnter Clerisey || Schrifft,
widder Ern ||Martin Buetzern || aus gangen || mit der || Vorrhede D. || Doc.
Mar. || Lutheri, Aus dem Latin || verdeudscht. || Gedruckt zu Wittemberg ||
durch Joseph Klug. Anno M. || D. XLiij. ||” Titelrückseite bedruckt. 60
unbezifferte Blätter in Quarto (= Bogen A –P), letzte Seite (= Blatt P 4b)
leer. Am Ende (Blatt P 4a Z. 28): “Gedruckt zu Wittemberg durch Joseph || Klug.
Anno. M. D. || XLiij ||”
Luthers Vorrede steht auf Bl. A 1b – A
4b.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 9458), Dresden, Köln, Wernigerode, Wolfenbüttel, Zwickau; London. — G.
Kawerau, Briefwechsel des Justus Jonas. Hälfte 2 (= Geschichtsquellen der
Provinz Sachsen. Bd. 17, 2; 1885), S. XXVII Nr. 29.
Jn den
Gesamtausgaben: (lateinisch): Melanchthon Opera, Wittenberg II (1583), 93f.; —
(deutsch): Hallescher Ergänzungsband (1702), 463 –465; ders. Titelauflage
(1707), ebenda; Leipzig 21, 433 –435; Walch1 19, 2244 –2251; Walch2 19, 1802
–1809.
[Seite 9]
[1] Praefatio
Martini Lutheri.
1543
[2] [Ps. 118,
137 vg.] Iustus es, Domine, et rectum iudicium tuum.' Postquam [3] Papatus
repleverat coelum et terram ministris infinitis [4] idolatriarum et
abominationum contra fidem et bonos [5] mores, deinde et (quae merces est
omnium idolatriarum) [6] fornicationibus et immunditijs omnium generum et
specierum, [7] ita ut apud verecundas aures et mentes non [8] liceat eas
nominare, quas nihil puduit eos facere, maxime [9] in ipsa Curia Sanctiss[imi]
Papae, reverendissimorum Cardinalium et lustris [10] [Röm. 1, 24] Canonicorum,
tamen in eam perversitatem cordis traditi sunt, ut non modo [11] non dolerent
aut poeniterent de suis tot et tantis malis, sed etiam riderent [12] [Spr. 2,
14] et delectarentur, seu, ut Salomo [Bl. A ij] dicit, Laetarentur, cum
malefecissent, [13] et exultarent in rebus pessimis.
[14] Memini
enim ante plus minus triginta annos, cum Iulius secundus [15] reliquisset Leoni
X. inchoatum Concilium Lateranense, quo iam tum tempore [16] mos erat, si mos
vocari potest tam evidens furor, sacris, ut poetae1 clarissimis [17] verbis
utar, aedibus et altaribus proficere Ganymedas, paratam tum [18] Bullam fuisse,
qua caveretur, ne Cardinali plus liceret alere quam quinque [19] Catamitos. Et
exitura erat in orbem Christianum ea sanctissima Bulla2 istis [20] pulchris
scilicet figuris morum et doctrinarum ornata, nisi Leo decimus eum [21] locum
expunxisset. Reliquit tamen, ne omnia expungeret, illud suavissimum [22]
decretum, scilicet Deinceps credendum vel saltem docendum esse, quod anima [23]
humana sit immortalis.3 Hoc decreto consultum non sibi, sed miserae Ecclesiae
[24] Dei voluerunt. Nam neque Leo ipse, neque Curia idipsum credidit, Et adhuc
[25] hodie non credunt, Sed pro fatuis habent eos, qui credunt et confitentur.
[26]
Iactabatur enim historia de ipso Leone4, Quod, ubi eum satietas hominum [27]
aut negotiorum (id est exquisitissimarum voluptatum) odium ceperat, duos [28]
Gnathones seu Moriones ad coenam sibi astare iusserit, quos animi gratia
[Seite 10]
[1] audiret
de immortalitate animȩ disputantes, alterum, qui affirmaret, alterum, [2] qui
impugnaret. Cumque illi finita disputatione questionem reijcerent in [3]
arbitrium Pontificis, sanctissimus scilicet ille et Apostolicus vir plenus
spiritu [4] sic controversiam definita sententia diremit: Et si tu (inquit ad
affirmantem) [5] pulchras et bonas habes rationes, tamen ego sententiam huius
probo, Quia [6] facit bonum vultum. Hic vide, qui mores, quae fides publice in
urbe valuerit. [7] De quibus poenituerunt interim, ut cernere dignum est, more
cancrorum.1 [8] [Ps. 118, 137 vg.] ‘Iustus es, Domine, et rectum iudicium
tuum.’ ‘Nec tamen in his omnibus [9] [Jes. 9, 12.17.21; 10, 4] aversus est
furor eius, sed adhuc manus eius extenta’, ut Esaias dicit.
[10] Vbi iam
fessus orbis Christianus [Bl. A iij] audiendo, videndo, ferendo, [11] ista
horrenda exempla furiarum infernalium gemeret alto corde et suspiraret [12]
saltem aliquantulam Ecclesiȩ reformationem, videlicet in crassioribus turpitudinibus,
[13] actum est per optimum Caesarem Carolum quintum et Principes [14] imperij,
ut Papa indiceret Concilium. actum est autem iam per viginti et [15] amplius
annos. Deus bone, quantis hic et quam non dicendis technis, artibus, [16]
dolis, mendacijs, Sanctissimi et reverendiss[imi] viri distulerunt, deluserunt,
[17] imo illuserunt optimi Caesaris pium zelum et omnium populorum
expectationem, [18] Ne scilicet Lernas, Camarinas et Sodomas eorum
impudentissimas [19] [Ps. 118, 137 vg.] et impurissimas ulla reformatio moveret
aut tangeret. ‘Iustus es, Domine, [20] [Jes. 9, 12] et rectum iudicium tuum.’
‘In omnibus his non est aversus furor eius, sed [21] adhuc manus eius extenta’.
[22] Igitur
Cȩsaris zelo semper ita frustrato et irrito versi sunt ipsi ad
zelum [23] suum sese et suis sanctiss[imis] sanctitatibus dignissimum, secundum
illud [24] [Ps 13, 3 vg.] Psal. xiij: ‘Veloces pedes eorum ad effundendum
sanguinem’. Innumeros [25] enim viros et mulieres innocentissimos, vi, ferro,
flamma, flumine et omni [26] genere crudelitatis occiderunt, id est obsequium
Deo praestiterunt propter [27] nullam causam nisi quod manifesta veritate
convicti nollent hiscere quenquam [28] contra sua ista portenta, quae iam ipse
sol aegerrime dignatur ultra videre. [29] Et horum magna pars occisa est et
occiditur, quod coniugium, Dei scilicet [30] creationem, honorarint. Ipsi vero,
licet inter sacramenta numerent (fictis verbis), [31] [Jes. 52, 11] revera
tamen immunditiam apertis verbis blasphemant dicentes: ‘mundamini, [32] qui
fertis vasa Domini’. Ideo iusto iudicio Dei ipsi facti sunt in poenam [33]
damnati ab eis coniugii, mundissimi, purissimi, sanctissimi scortatores,
adulteri, [34] [1. Kor. 6, 9] μαλακοι
(reliquas munditias cogit tacere pudor). Hoc voluerunt, macte nova [35] virtute
viri, sic itur ad orcum, Durate et vosmet rebus servate nephandis.2 [36] [Jes.
9, 12] ‘In his omnibus non est aversus furor eius, sed adhuc manus eius
extenta.’
[37] [Bl. A4]
Post illa omnia, ubi vixerunt, fecerunt, occiderunt et pro omni [38] libidine
sua satanae servierunt, addunt hanc gloriosam catastrophen virtutum [39]
suarum, ut libellis blasphemis et maledicis impleant mundum. Non quod
[Seite 11]
[1] putent
sese bonae causae patrocinari, sed certissima conscientia obruti sciant [2]
sese agnitam veritatem et spiritum sanctum impugnare et voluntarie diabolum [3]
adorare. Qualis est autor huius Coloniensis libri N. et sui similes. In qua re
[4] nobis Christianis praebent non iniucundos ludos. (Non enim sunt homines,
[5] [Ps. 2, 4 vg.] quos miserari possis, sed diaboli incarnati, quos habitator
coeli irridet Psal. ij.) [6] [Ps. 13, 3 vg.] dum ita torquentur, ita anxiantur
seu, ut Esaias dicit, Contritio et infoelicitas [7] in vijs eorum, ut
stabiliant sua idola, quae stabiliri non posse vident, procedit [8] [2. Petri
1, 19] invitis ipsis aurora et inclarescit dies invisa illis. Inde fit id, quod
[9] [Ps. 111, 10 vg.] Psalmus dicit: ‘Peccator videbit et irascetur, dentibus
suis fremit et tabescit, [10] [Ps. 118.137 vg.] desiderium impiorum peribit’.
‘Iustus es, Domine, et rectum iudicium tuum.’
[11] Hac
consolatione nos animati ita formidamus formidabile illarum muscarum [12]
rostrum et turgentissimas Bullas, ut (quandoquidem ita volunt) nihil magis [13]
optemus, quam ut tales sint scriptores, tales scribant libros, tales defendant
[14] causas, tales vivant ipsi vitas, tales moriantur mortes. Eant ergo, vivant
[15] ergo, faciant ergo, patiantur ergo ea semper et in aeternum, quae meretur
[16] eorum sanctissima sanctitas, quae decent eorum sapientissimam sapientiam,
[17] quae conveniunt eorum dignissimȩ dignitati vel Apostolicae
vel Angelicae [18] [Apg. 18, 6] maiori, Sanguis eorum sit super caput eorum,
nunc, et semper, et in secula [19] seculorum, Amen. Nos mundi sumus a sanguine
ipsorum, locuti, testati, [20] [Jer. 51, 9] vociferati, acti et passi sumus
omnia, ut Babylonem istam curaremus, sed [21] curari neque vult neque potest.
Derelinquamus eam, ut habitent in ea [22] Onocrotali1, Pilosi2, Satyri,
Vicelij, Eccij, Rotzleffelij, Fabri3, digni hospites [23] [Ps. 118, 137 vg.]
tali domo et operculum patella.4 ‘Iustus es, Domine, et rectum iudicium tuum.’
[Seite 12]
[Einleitung]
Kurfürst
Johann Friedrich ließ seinen Söhnen eine möglichst gute Ausbildung zuteil
werden. Jnsbesondere empfahl er ihnen, da ihn selbst sein Mangel an
Sprachkenntnissen öfters recht bedrückte, dringend, fleißig Lateinisch zu
lernen, und legte ihnen die Vorteile dar, die sich für den ergeben, der diese
Sprache beherrscht.1 Die beiden ältesten Söhne, der am 8. Januar 1529 geborene
Johann Friedrich, der dann als Johann Friedrich der Mittlere seinem Vater in
der Regierung nachfolgen sollte, und der am 11. März 1530 geborene Johann
Wilhelm hatten von 1537 –39 einen Magister Georg Brenner und dann den berühmten
Basilius Monner2 zum Präzeptor. Mit diesem waren aber nachmals seine Schüler
unzufrieden, denn er scheint zu den Lehrern gehört zu haben, die mit ihren
Zöglingen paradieren wollen; er dressierte sie wohl mehr zu einzelnen Bravourstückchen,
als daß er ihnen eine gründliche und ausgebreitete Bildung beigebracht hätte.
Und so werden wir den beiden pompösen Reden, die die fürstlichen Brüder am 29.
April 1543 vor ihrem Vater, Wolfgang von Anhalt, Ernst von
Braunschweig-Grubenhagen und Rektor und Professoren der Universität Wittenberg
hielten, einige Skepsis entgegenbringen dürfen; sie werden in der Hauptsache
das Werk Monners sein. Dasselbe gilt wohl von der Rede, die der älteste Prinz
am 28. Februar 1542 auf dem Torgauer Schlosse rezitierte3, und der, mit der er
am 2. Oktober 1542 auf dem Altenburger Schlosse den siegreich aus dem
braunschweigischen Feldzuge heimkehrenden Vater empfing. Monner ist es wohl
auch gewesen, der die Reden in Wittenberg zum Druck beförderte.4 Sie sind wahrscheinlich
Mitte August 1543
[Seite 13]
erschienen.1
Es ist wohl auch auf Monners Bitte geschehen, daß Luther eine Praefatio
beisteuerte. —
Eine deutsche
Übersetzung der Declamationes mit der Praefatio Luthers lieferte Stephan Reich,
damals (seit 1559) Propst in Lissen (Diözese Weißenfels).2 Die Widmung an die
Gebrüder Friedrich Wilhelm und Johann und die Gebrüder Johann Kasimir und
Ernst, Herzöge zu Sachsen, Landgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meißen,
die Söhne Johann Friedrichs und Johann Wilhelms, ist datiert: Lissen, am Tage
Purificationis Mariae (2. Febr.) 1584. Diese Übersetzung erschien 1584 bei
Georg Baumann in Erfurt, bei dem auch ein Neudruck des lateinischen
Originaltextes der Declamationes mit der Praefatio herauskam.
Ausgaben:
“[Zierleiste]
ILLVSTRIVM PRINCI-||pum iuniorum Saxoniæ, || 10. FRIDERICI II. ET 10. ||
VVilhelmi, fratrum, || DECLAMATIONES, || Quarum est || 1. De boni Principis
officio. || 2. De Diuo Georgio. || 3. De dignitate legum conseruanda. || 4
Gratulatio, Qua patrem su. clem. || Io. Frid. Du. Sa. Electo. &c.
victo-||rem a Brunsuig redeuntem exce-|| pit. || Cum Præsatione D. MARTINI ||
LVTHERI. || VITEBERGAE. || 1543. || [Zierleiste] ||” Titelrückseite leer. 36
unbezifferte Blätter in Oktav (= Bogen A –E). Am Ende (Blatt E 4b Z. 15):
“Vittembergæ apud Geor-||gium Rhau. ||”
Einige Exemplare haben auf Blatt E 1b
keinen Kustos, andere den Kustos “agen-||”.
Luthers Vorrede steht auf Blatt A 2a –A
5a.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin (F
1800), Breslau St., Dresden, Hamburg, Stuttgart. — Frankf.-Erl. Ausg.: Opp.
lat. var. arg. VII, 562f.; Walch2 14, 398 Anm.
Spätere
Ausgaben:
1.
lateinisch: Erphordiae, Georgius Bauman 1584 (unter dem gleichen Titel wie die
Ausgabe von 1543); ferner u. d. T. “Eloquentia heroica seu serenissimorum
principum iuniorum Saxoniae Ioannis Friderici II. et Ioannis Wilhelmi fratrum
declamationes ...” Jenae, apud viduam Croeckerianam 1750.
2. deutsch:
u. d. T. “Etliche Lateinische Declamationes, Der ... Herrn Johans Fridrichen,
des Mitlern, vn̄ Herrn Johanß Wilhelm, Gebruedern, Hertzogen zu Sachssen
...” Erffordt, durch Georgium Bawman 1584.
Jn den
Gesamtausgaben: (lateinisch) Jena IV (1558), 780a –781a; Frankf.-Erl. Ausg.:
Opp. lat. var. arg. VII, 562 –565; — (deutsch) Leipzig 22, Anh. 134f.; Walch1
14, 380 –384; Walch2 14, 398 –401.
[Seite 14]
[1] [Bl. A
ij] Praefatio D. Martini Lutheri.
1543
[2] Vidimus
et audivimus his diebus singulare et apud Germanos [3] inusitatum exemplum,
Quod duo fratres, alter tertium decimum, [4] alter quartum decimum annum
ingressus, ac pene (ut [5] dicitur) infantes, habuerunt duas has Orationes
latinas contiguas [6] coram tota hac universitate. Et hi fratres non infimae
[7] nec mediocris, sed summae nobilitatis, puta summo [8] clarissimoque loco
nati, nempe filii illustrissimi Principis nostri et domini, [9] D. Iohannis
Friderici, Ducis Saxoniae, Electoris etc., omnium studiorum, [10] artium et
virtutum Patroni clementissimi, Qui et ipse cum aliquot alijs [11] Principibus
una prȩsens audiebat, magno (ut credere par fuit et satis [12]
apparebat) gaudio, scilicet Pater filios suos ea ȩtate
tam feliciter idque brevi [13] tempore in literis profecisse.
[14] Ego sane
inter caeteros admirabar vehementer non solum istam animi [15] magnitudinem in
pueris, qua in tali ac tanto coetu, nihil territi, latine et [16] dexterrime
perorabant, Sed etiam tam pure, tam graviter, tam distincte ac [17] fere
memoriter, quasi ex tempore dicerent, omnia pronunciabant.
[18] Simul
succurrebat recordatio temporis paulo superioris, in quo non invenisses [19] ex
omni (quod dicitur) multitudine Ecclesiastica, Pontificum etiam [20] Romanorum,
Cardinalium, Episcoporum, addo Doctorum et quicunque voluissent [21] denique
audire doctissimi inter eos, qui tale aliquid praestare potuisset. [22] Certe
magnum decus magnamque gloriam literae, utut sint apud alios magnates [23] et
proceres contemptae, in istis clarissimis et illu-[Bl. A iij]strissimis [24]
Principibus consecutȩ sunt, nec minore gloria ipsae vicissim Principes tantos
[25] ornaverunt.
[26] Hic
videas, quid sit quantumque valeat bona institutio, praesertim, si [27]
contingat (ut hic) natura formabilis et ingenium idoneum. Qua in re optimi [28]
parentis et illustrissimi Principis consilium et voluntas mirifice extollenda
[29] sunt, qui filios suos non vulgari more Principum et nobilitatis dilexerit,
id [30] est otio et ignorantia negligi passus sit, Sed omni studio et cura eos
recte [31] institui et erudiri curarit, ut essent non tantum sanguinis genere clarissimi,
[32] sed et literis ingenijque cultu cunctis nationibus admirabiles. Sed ipsae
[33] orationes mihi omnem materiam laudis praeripuerunt, ex quibus ipse Lector
[34] intelliget plura, quam mea sicca ista et ieiuna seu horrida et sordida
oratio [35] dicere potest.
[36] Hoc
reliquum est, ut optimis pueris clarissimisque Principibus omnia [37] bene
precemur et oremus Deum Patrem, largitorem istorum et omnium bonorum, [38] ut
ceptis istis felicibus studijs et institutis feliciorem successum felicissimumque
[Seite 15]
[1] fructum
benedictione abundantis gratiae suae donare dignetur. [2] Quod eo magis orandum
est, quod hoc saeculo ingrato et pessimo dubitare [3] nos Christiani non
possumus, quin Diabolus, omnium bonorum ipsiusque [4] [1. Petri 5, 8] Dei hostis
furentissimus et sicut Leo rugiens Et confessioni Euangelij per [5] istos
Principes exacerbatissimus, tentabit omnibus studijs et insidijs, si non [6]
perdere omnino poterit, tamen impedire et frustrari haec divina dona.
[7] Et
videmus in sacris Historijs, imo et in omnium Gentium historijs, [8] quibus,
qualibus, quantis machinis et astutijs in aulis Regum et Principum [9] [Bl. A
iiij] (quia ex illis maximos et saluberrimos fructus in Ecclesiam et [10]
Politiam proferri sentit) regnare semper tentarit et omnia invertere studuerit,
[11] Ut, nisi Principem ista coronet et complectatur Oratio, Psalmo vigesimo:
[12] [Ps. 19, 2 sq. vg.] ‘Protegat te nomen Dei Iacob, Mittat tibi auxilium de
Sancto et de Zion [13] tueatur te’, certe inter tot dracones, serpentes, lupos,
vulpes et si qua peiora [14] sunt monstra, Diaboli furentis ministeria, id est
inter fallaces Consiliarios, [15] perfidos amicos, proditores ministros,
rapaces proceres, ipse unus et solus [16] nequeat onus suum sustinere et
perdurare, Et tamen inter hos vivere et [17] regere cogitur. Principes enim et
quod optimum et summum in mundo est, [18] [Habak. 1, 10] unice et avidissime
petit, Delicatae est gulae (ut dicit Habacuc), esca eius [19] electa et Tyranni
ridiculum eius sunt.
[20]
Quapropter commendatos habeat sibi Ecclesia et quisquis est, qui Christi [21]
esse voluerit, hos optimos Principes et eorum studia ac gubernationes fideli
[22] et seria apud Deum oratione iuvet contra Diabolum, hostem illorum
praecipuum. [23] Qua in re faciemus non solum gratissimum sacrificium Deo, sed
[24] nobis ipsis quoque necessarium et salutare beneficium. Quis enim
cogitando, [25] nedum dicendo consequi potest, quam beata res sit, sub bono et
salutari [26] principe vivere, Qui et gloriam Dei et salutem Reipublicae
querat, augeat [27] et conservet? Dona sunt haec et (ut Scriptura loquitur)
benedictiones Dei [28] opulentissimae.
[29] Ipse
Dominus IHESUS CHRISTUS, filius DEI, qui cepit bonum opus [30] suum in istis
fratribus Principi-[Bl. A v]bus, det, ut non solum alijs Principibus, [31] Sed
sibi ipsis has duas orationes cumulatissimo opere et fructu [32] recitarint,
recitent retineantque semper ad gloriam Dei et salutem hominum, [33] Amen.
[Seite 16]
[Einleitung]
Ebenso wie
die Schrift “Vom Schem Hamphoras” die Ausführung eines schon während der
vorigen Judenschrift “Von den Juden und ihren Lügen” gefaßten Planes war, so
war auch die hierunter abgedruckte letzte Judenschrift “Von den letzten Worten
Davids” am Ende der Schrift “Vom Schem Hamphoras” schon angekündigt. Wie andere
Bibelübersetzer — sagt Luther —, so habe auch er der Rabbinen Glosse etwa zu
viel nachgehängt, sonderlich 2. Sam. 22 (bzw. nach unsrer Zählung: 23, 1 –7) in
verbis novissimis David, das er widerrufen müsse; das wolle er bald tun (Unsre
Ausg. Bd. 53, 647, 31ff.). Er muß dann ohne Säumen an die Arbeit gegangen sein;
nach dem Zeugnis Johann Forsters schreibt er im Juni 1543 an der Schrift, die
ursprünglich den Titel haben sollte: “Über die Gottheit Christi aufgrund der
letzten Worte Davids” (Germann, Joh. Forster S. 364); am 18. August schickt er
sie bereits gedruckt an Markus Crodel in Torgau.1
Die Schrift
unterscheidet sich durch ihren ruhigen und sachlichen Ton merklich von den
beiden vorhergehenden Kampfesschriften; fehlen die Ausfälle auf die Juden auch
nicht ganz, so fallen sie dem, der die vorhergehenden Schriften gelesen hat,
doch kaum noch auf. Erklärt sich dieser veränderte Ton etwa aus eingetretenen
Ereignissen? Der Kurfürst von Sachsen hatte unter ausdrücklicher Bezugnahme auf
Luthers Schriften am 6. Mai sein strenges Mandat vom August 1536, das den Juden
den Aufenthalt in seinem Gebiet untersagte, erneuert; 1539 hatte er, durch
Josel von Rosheim bestimmt, den Juden einige Erleichterungen zuteil werden
lassen, vor allem ihnen bedingten Durchzug durch sein Land gestattet; jetzt
hebt er alle diese Vergünstigungen wieder auf (Lewin, Luthers Stellung zu den
Juden, S. 62, 105). Ebenso hatten in Hessen Luthers Schriften ein Judenedikt
zur Folge gehabt, das ihnen gebot, in die christlichen Predigten zu gehen,
Gottes Wort zu hören, ihre Bücher den Amtleuten und Predigten zur Prüfung
vorzulegen, und das ihnen jede Verspottung des Christentums, auch jede
Disputation in Glaubenssachen
[Seite 17]
untersagte;
Philipp von Hessen, dem Melanchthon sowohl “Von den Juden” wie “Vom Schem
Hamphoras” gleich nach ihrer Vollendung zugeschickt hatte, hatte die erste
Schrift mit vielen Lobsprüchen erhoben; “Vom Schem Hamphoras” wird ihn dann
veranlaßt haben, die Juden unter schärfere Aufsicht zu nehmen. Josel von
Rosheim hatten Luthers scharfe Bücher zu neuer Abwehr aufgerufen; am 28. Mai
hatte er den Straßburger Rat gebeten, die Vertreibung des Buches “Von den Juden
und ihren Lügen” zu verhindern; am 11. Juni wendet er sich gegen “Schem
Hamphoras”. Schwerlich haben diese Erfahrungen, weder seine Erfolge, noch die
jüdischen Gegenmaßnahmen, Luther veranlaßt, einen milderen Ton anzuschlagen;
vielmehr sollten wir erwarten, daß jene ihn angefeuert, diese ihn gereizt hätten.
Luthers
Stimmung gegen die Juden ist deshalb in dieser ganzen Zeit auch unverändert
dieselbe wie in seinen Kampfesschriften; ja wir sehen in den nächsten Jahren
seine Juden-Feindschaft sich noch steigern. Am 11. Juni 1543 erwähnt er den
evangelischen Brüdern in Venedig, Vicenza und Treviso gegenüber, wie so oft in
seinen Schriften, die Juden neben Türken und Papst und urteilt über alle:
furunt blasphemando nomen Domini. Schwer trägt er daran, daß die Juden in der
Mark Brandenburg so weitgehende Duldung genießen und durch ihr Geld viel
vermögen; daher lobt er im September 1543 den Propst Georg Buchholzer in
Berlin, daß er “wider die Juden gepredigt und hart darüber gefochten”; am 9.
Februar 1544 klagt er über das Judenregiment in Berlin, wie in Böhmen, und am
9. März 1545 wendet er sich an den Kurfürsten Joachim II. und warnt ihn, daß
die Juden “an ihm ihre Tücke möchten beweisen”; er wisse wohl, daß der Kurfürst
einen solchen starken Glauben und Vertrauen auf sie habe, so daß er fürchtet,
sein Schreiben möchte umsonst sein; aber er bitte Gott, daß er den Kurfürsten
gnädig vor ihnen möge behüten (Enders 15, 168; 336; 359; 16, 192). Das
Tischgespräch, in dem Luther erzählt wird, daß auch in seiner Heimat die Juden
großes Ansehen genössen, und daß in Eisleben einige Judenjungen den dortigen
Prediger ungestraft beschimpft hätten, das Luther so erregt, daß er ausruft, er
wolle ihm eine Maulschelle geben, ja, wenn er könne, möchte er ihn mit dem
Schwerte niederschlagen (U. A. TR 5 Nr. 5576) — muß gerade um die Zeit der
Abfassung unsrer Schrift gehalten sein. Um des Ortes willen steht es in
Beziehung zu dem Letzten, das Luther gegen die Juden gesprochen; als es auf
seiner letzten Fahrt nach Eisleben im Jahre 1546 sich ihm bestätigt, daß die
Grafschaft Mansfeld geradezu ein Sammelplatz für die Juden geworden ist (Lewin
S. 108), da treibt es ihn, seinen Landsleuten die Juden, wie er sie erkannt, zu
schildern; schon in den Predigten am 31. Januar und am 2. Februar kommt er auf
die Juden zu sprechen und wiederholt die Beschuldigungen, die wir aus seinen
Judenschriften kennen; am Sonntag, dem 14. Februar, aber schließt er an die
Predigt über Matth. 11, 25 –30 eine ausdrückliche “Vermahnung wider die Juden”
an (Unsre Ausg. Bd. 51, S. 152f.; 166f.; 195ff.). Mit dürren Worten gibt er
hier ungefähr dieselben scharfen Weisungen, wie er sie vor drei Jahren am Ende
seiner Schrift “Von den Juden” gegeben: man solle die Juden nicht leiden, denn
täglich lästerten und schändeten sie Christus, seien der Christen öffentliche
Feinde, hießen die Jungfrau Maria eine Hure, Christus ein Hurenkind, die
Christen Wechselbälge und Mahlkälber; wenn sie es könnten, so würden sie gerne
alle töten; die Giftmischekunst verständen sie. Die Juden, die sich nicht
bekehren wollten, solle man deshalb für verstockte Juden
[Seite 18]
halten und
solle sie nicht dulden: “das hab ich als ein Landkind euch zur Warnung wollen
sagen zur Letze, daß ihr euch fremder Sünde nicht teilhaftig macht, denn ich
meine es ja gut und treulich, beide mit den Herren und Untertanen”. Erinnern
wir uns, daß dieses überhaupt das Letzte ist, das Luther öffentlich gesprochen
hat, so gewinnt es dadurch doppelte Schärfe.
Bei diesen
durch die letzten Jahre ganz sich gleichbleibenden Anschauungen Luthers muß
aber der abweichende Ton unsrer Schrift eine besondere Erklärung finden.1 Und
Luther gibt sie uns selbst. Er gibt sie schon in den oben angeführten Worten,
als er die Schrift am Ende des Buches “Vom Schem Hamphoras” ankündigt; er gibt
sie noch deutlicher im Eingang der Schrift selbst. Er hat für sich genommen die
letzten Worte Davids auszulegen, nicht wie sie verdeutscht sind, da er den
andern allen gefolgt ist, ... jetzt will er eigensinnig sein und niemandem
folgen, denn seinem Geist; mit anderen Worten: die Schrift soll eine neue
berichtigte Übersetzung der Stelle 2. Sam. 23, 1 –7 und, wie wir gleich
hinzufügen, einiger anderer verwandten Stellen geben, die von Luther durch
eigene Forschung gewonnen ist.
Die letzten
Worte Davids haben auch schon in früheren Judenschriften eine gewisse Rolle
gespielt; sie sind schon kurz angeführt in dem “Brief wider die Sabbather”,
umfassender in der Schrift “Von den Juden” (Unsre Ausg. Bd. 50, 317, 26ff.;
322, 16ff.; Bd. 53, 462, 16ff.). Aber, wenn auch bei Luther, wie wir nachher
sehen werden, ein gewisses dogmatisches Jnteresse an seiner neuen Übersetzung
nicht zu verkennen ist, zunächst hat er bei seiner Verbesserung an jene
Judenschriften nicht gedacht; vielmehr ist es die bisherige Fassung seiner
deutschen Bibel, die er verbessern will, insbesondere in der Ausgabe, die
gerade um die Zeit im Druck abgeschlossen wurde, als auch der Druck unsrer
Schrift zu Ende kam: Unsre Ausg. Bibel 2, 660f., Nr. 75. Jn dieser Ausgabe
hatte eine ganz neue und nur in dieser Ausgabe sich findende Übersetzung der
letzten Worte Davids Aufnahme gefunden, ein Resultat der Bibelrevision von
1539/41, auf die Georg Rörer in einer besonderen Nachrede (Bindseil, Luthers
Bibelübersetzung 7, S. XXXII; Koffmane, Handschriftliche Überlieferung von
Werken Luthers, S. 164f.) ausdrücklich
[Seite 19]
aufmerksam
macht. Sie hat aber bald Luthers Bedenken erregt, und sie ist es, deren
Verbesserung vor allem unsre Schrift gewidmet ist, deren Text in der Ausgabe
von 1545: Deutsche Bibel, a. a. O. S. 675ff., Nr. 79 dann erscheint1
Wir stellen
der besseren Übersicht wegen die beiden in Frage kommenden Texte von 2. Sam.
23, 1 –7 nebeneinander:
(den der
Ausgabe Nr. 75 nach Bindseil 2, 227ff., dort Ausg. J) (den der Ausgabe Nr. 79
nach unsrer Schrift)
1. Dies sind
die letzten Worte Davids. Es sprach David, der Sohn Jsai; es sprach der Mann,
der von dem Messia des Gottes Jakob gewisse Zusagung hat und viel tröstlicher
Psalmen Jsrael davon gesungen hat. 1. Dies sind die letzten Worte David. Es
sprach David, der Sohn Jsai; es sprach der Mann, der versichert ist von dem
Messia des Gottes Jakob, lieblich mit Psalmen Jsrael.
2. Der Geist
des Herrn hat durch mich geredet, und sein Wort ist durch meine Zunge geschehn.
2. Der Geist des Herrn hat durch mich geredet, und seine Rede ist durch meine
Zunge geschehn.
3. Der Gott
Jsrael hat mir geredet, der Hort Jsrael hat mir zugesagt. Er wird sein ein Herr
unter den Menschen in Gerechtigkeit, ein Herr in der Furcht Gottes. 3. Es hat
der Gott Jsrael zu mir gesprochen, der Hort Jsrael hat geredet, der gerechte
Herrscher unter den Menschen, der Herrscher in der Furcht Gottes.
4. Und wie
das Licht ist des Morgens, wenn die Sonne aufgehet, des Morgens, da keine
Wolken sind, und von dem Glanz nach dem Regen das Gras aus der Erde wächst. 4.
Und wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgehet, des Morgens ohne
Wolken, da vom Glanz nach dem Regen das Gras aus der Erde wächst.
5. Denn wie
gar nichts ist mein Haus gegen Gott, daß er mit mir solchen Bund macht, der
ewig, ganz gewiß und fest ist, denn, was ich sonst für Sieg und Regiment
gehabt, ist nicht zu rechnen, daß es sollte grünen heißen. 5. Denn mein Haus
ist nicht also bei Gott, denn er hat mir einen Bund gesetzt, der ewig und alles
wohl geordnet und gehalten wird, denn alle mein Heil und mein Tun ist, daß
nichts wächst.
6. Aber die
Kinder Belial werden sein wie die weggetanen Diesteln, die man nicht mit der
Hand angreifen kann. 6. Aber Belial sind allesamt wie die ausgeworfenen
Diesteln, die man nicht mit Händen fassen kann.
7. Sondern, wer
sie antasten will, der muß Eisen und Stangen in die Hand nehmen und mit Feuer
verbrennen, an demselben Ort. 7. Sondern, wer sie angreifen soll, muß Eisen und
Spießstangen in der Hand haben, und werden mit Feuer verbrannt werden in der
Wohnung.
Ein gewisses
dogmatisches Jnteresse hat Luther an den Versen 2 und 3. Sie sind ihm eine
Grundlage für die Lehre von der Dreieinigkeit und für die Göttlichkeit des
Sohnes. Jene findet er in den drei Bezeichnungen: der Geist des Herrn, der Gott
Jsrael, der Hort Jsrael; diese vor allem in V. 3b (s. unten 74bff.); die
Übersetzung in der Bibel Nr. 75, die mit V. 3b einen neuen Satz beginnt, ließ
nicht so ungezwungen sich benutzen.
Und das
dogmatische Jnteresse veranlaßt Luther, noch zwei andere Stellen in neuer Übersetzung
zu geben, die er auch als die seinige ausdrücklich in Anspruch nimmt: 1. Chron.
18, 17b und 1. Mose 4, 1. Erstere Stelle hat gelautet: Und hast mich Herr Gott,
angesehen oben herab wie ein Mensch den andern (Bindseil a. a. O. S. 388;
Koffmane a. a. O. S. 165); jetzt lautet sie: Du hast angesehen mich als in der
Gestalt eines Menschen, der in der Höhe Gott der Herr ist (unten E 4). 1. Mose
4, 1 war übersetzt: Jch habe gekriegt den Mann des Herrn (Bindseil
[Seite 20]
1, 8); Luther
übersetzt: .... den Mann, den Herrn (unten Q. 1f.). Beide neue Übersetzungen
dienen der Christologie; bei jener heißt es, daß David klärlich bekenne, daß
sein Sohn Messia soll gewiß ein rechter Mensch sein, und doch überwärts und in
der Höhe, da keine Menschenweise, sondern allein Gott ist und regiert, soll er
Gott der Herr sein; und 1. Mose 4, 1 legt Luther das größeste Gewicht
darauf, hier als nota accusativi zu
erklären, und deutet, daß des Weibes Same Gott und Mensch sei.1
Die neue
Übersetzung von 1. Chron. 18, 17 ist auch ein Produkt der Bibelrevision von
1539/41; aber während die bei dieser festgestellte Übersetzung von 2. Sam. 23
in unsrer Schrift von Luther wieder verworfen wird, wird jene hier noch
besonders legitimiert; die Übersetzung 1. Mose 4, 1 erscheint auch erst in der
Ausgabe Nr. 79. Auf beide Übersetzungen macht Rörer ebenfalls in den
entsprechenden Nachreden aufmerksam und bemerkt zu der letzteren, daß trotz
Luthers erklärender Glosse und trotz seines weiteren Berichts davon in unsrer
Schrift doch einer darüber gekommen sei, der wieder zu der früheren
Übersetzung: “den Mann des Herrn” sei zurückgekehrt (Bindseil 7, S. XXXV;
Koffmane a. a. O.).2
Unsre Schrift
gehört demnach nur gewissermaßen anhangsweise zu den Judenschriften. Sie führt
zwar Gedanken weiter aus, die in jenen begonnen waren, verfolgt aber daneben
noch den weiteren, über die Judenpolemik hinausgehenden Zweck, zur rechten
Erklärung des Alten Testaments anzuleiten, “die hebräische Bibel zum Verstand
des Neuen Testaments zu ziehn”, “damit wir den lieben Herrn und Heiland hell
und klar in der Schrift finden und erkennen” (unten A 4b u. X 4), und ist eine
wissenschaftlich-exegetische Schrift. Schon Mathesius hat so sie
gekennzeichnet, wenn er sagt, daß, nachdem der Doktor die Bibeltexte von der Juden
Lügen gereinigt und ihre Lästerung und teuflische Bosheit offenbart, er den
drei Personen der heiligen Dreifaltigkeit und den beiden Naturen in der einigen
und unzertrennten Person des Herrn Christi sehr gewaltig Zeugnis gegeben in dem
teuren Buch, das er über die letzten Worte oder das Testament Davids mit großem
Geist und höchstem Ernst geschrieben.3
Trotz ihres
im ganzen ruhigen Tones ist aber auch unsre Schrift mehrfach demselben harten
Urteil verfallen, wie die anderen Judenschriften. Als am 8. Dezember 1543
Heinrich Bullinger in einem Briefe an Martin Butzer die Schmähsucht Luthers
straft und dabei vor allem auf die Judenschriften sich bezieht, da nennt er vor
allem das schmutzige Buch “Schem Hamphoras”, weist aber auch hin auf unsre
Schrift, in der der anmaßende, schroffe Geist des Mannes sich hoffärtig zur
Schau stelle. Die Antwort Butzers vom 28. Dezember vergleicht mit Luthers
Schroffheit in stiller Wehmut den milden Ton, in dem Erasmus über die
Glaubwürdigkeit des Alten Testaments geschrieben habe. Mit der Zeit scheint man
aber
[Seite 21]
doch unsre
Schrift mit milderen Augen angesehen zu haben, denn, als 1545 der Zwiespalt
zwischen Zürich und Wittenberg zum offenen Ausbruch gekommen ist und das
“Wahrhafte Bekenntnis der Diener der Kirchen zu Zürich” feststellt, daß
“niemand je wüster, gröber und unziemlicher wider christliche Zucht und
Bescheidenheit in Händeln des Glaubens und großen und ernsthaften Sachen
geschrieben habe, denn Luther”, da führen sie zum Zeugnis neben anderen
Schriften auch an “Luthers Buch wider die Juden mit den wüsten Buchstaben der
Bibel, welche die Juden fressen, nicht lesen sollen”, und sein “schweinisches,
kotiges Schemhamphorasch”; unsre Schrift aber wird nicht genannt (Lewin S.
98f.).
Große
Bewunderung erweckte dagegen das Buch bei Luthers Freunden. Wie sehr es begehrt
wurde, zeigen unten die Vorbemerkungen zur Bibliographie, und der Erwartung
entsprach die Aufnahme. Am 27. August 1543 schickt Melanchthon das Buch dem
Friedrich Mykonius in Gotha und urteilt: scio tibi voluptati hanc lectionem
fore; quid enim piis dulcius est, quam confirmari in agnitione filii Dei et
discere veram invocationem? (Corp. Ref. V. 164f.). Überschwänglich rühmt es
Gregorius Joestel in Wittenberg in einem Schreiben an Hans Fletacher in Freiberg
vom 23. September 1543: “Jch vbersende euch mit brieffszceiger das büchlin
Doctoris Martini vber die letzten wortten Dauidis, lests, eß werdt euch
gefallen, dan kein buch ist geschriben worden, weil die welt gestanden, das den
articulum trinitatis ßo herlich hat rausgestrichen als dieß”.1 Jm Jahre 1548
fertigt Kaspar Cruciger eine lateinische Übersetzung an (s. die Bibliographie),
die er am 15. November, einen Tag vor seinem Tode, beendigt, und die im Mai
1550, mit Vorreden Melanchthons und Georg Rörers versehen, im Druck erscheint;
Melanchthon preist in seiner Vorrede, das Buch, das Davids letzte Worte
behandele, sei auch Luthers und Crucigers postrema confessio, in qua, cum fide
acquiescerent, in illo ipso agone, quia in eorum pectoribus initia aeternae
iustitiae et vitae accensa fuerant, laeti et avidi dulcissimae consuetudinis
cum ecclesia coelesti ex hoc carcere discesserunt; es enthalte die Grundlehren
der Kirche, die alle Christen genau wissen müßten; deshalb habe auch Georg von
Anhalt dafür gesorgt, daß das Buch, damit es noch von mehreren gelesen würde,
in dieser neuen Ausgabe noch einmal ausginge (Corp. Ref. VII, 581ff.). Rörer
aber nennt das Buch “Luthers nützlichste und notwendigste Schrift, würdig, auch
von den spätesten Kirchen gelesen zu werden”.2
Die Schrift
führte noch zu einer Fehde mit Kaspar von Schwenckfeld. Jhn hatte Luther
gemeint mit dem tollen Geist (unten T 1), der neulich “große Grumpen
vorgegeben, wie fährlich die Christen lebten, daß sie eine Kreatur als Gott
anbeteten”. Das bezog sich auf eine von Schwenckfeld 1539 herausgegebene
Schrift: “Summarium etlicher Argumente, daß Christus nach der Menschheit heute
keine Kreatur, sondern ganz unser Gott und Herr sei”, in der er den Nachweis zu
führen suchte,
[Seite 22]
daß die Menschheit
Christi keine Kreatur sei (Corpus Schwenckfeldianorum, Vol. VI, Leipzig 1922,
S. 533ff.). Der Ulmer Prediger Frecht hatte diese Lehre als Ketzerei öffentlich
gebrandmarkt und hatte Schwenckfelds Vertreibung aus Ulm durchgesetzt. Luther
aber hatte Schwenckfelds Schrift am 28. Februar 1540 zum Gegenstand einer
Disputation gemacht, nicht weil ihn die Schrift sonderlich berühre, sondern um
der Erregung willen, die sie namentlich in Niederdeutschland hervorgerufen
habe. Die Thesen 25 und 26 lauteten: “Stulte cavillatur Schwenckfeld cum suis
batrachomyomachis Christum secundum humanitatem dici creaturam. Homo sine
literis, disciplinis, sine sensu quoque humano nescit discernere inter vocabula
aequivoca.” Letzteres klingt wider in den Worten unsrer Schrift (a. a. O.):
“Der unsinnige Narr keine Schrift noch Bücher lieset, sondern aus seinem
eigenen tollen Kopf von solchen hohen Sachen träumet und ein selbstwachsender
Meister Klügel ist” (Drews, Disputationen Dr. M. Luthers, S. 585ff.).
Wenn
Schwenckfeld in unsrer Schrift nun auch nicht mit Namen genannt war, so war ihm
doch auch jene Disputation bekannt geworden; und wenn die Worte in unsrer
Schrift schon keinen Zweifel darüber ließen, daß er gemeint war, so war eine
Vergleichung mit dem Wortlaut der Disputation dafür beweisend. So wandte sich
denn Schwenckfeld in einem äußerlich höflichen, ja ehrerbietigen Brief an
Luther, in dem er ihn aber doch aufs entschiedenste um gerechtes Urteil bittet;
er beruft sich auf eine Stelle in Luthers “Von den Konziliis und Kirchen”
(Unsre Ausg. Bd. 50, 593ff.), von der er gemeint, daß sie nichts anderes sage,
als was auch er ausgesprochen, und er beklagt sich, daß Melanchthon seine
Schrift vom Jahre 1540: “Konfession und Erklärung von Erkenntnis Christi und
seiner göttlichen Herrlichkeit”, die er ihm zur Rechtfertigung seines
Standpunkts vor drei Jahren übersandt, noch nicht gelesen hätte (Enders 15,
243ff.). Aber Luther sah in Schwenckfeld nur den theologischen Dilettanten; in
Übereinstimmung mit dem, was er in unsrer Schrift geschrieben, urteilte er über
ihn unter den Seinen: er sei ein armer Mensch, sei attonitus wie die Schwärmer
alle; er wisse nicht, was er plaudere .. (U. A. TR 5 Nr. 5659), und schickte
durch Schwenckfelds Boten ihm einen offenen Zettel, er solle ihn mit seinen
Büchern, die der Teufel aus ihm speie, zufrieden lassen (Enders a. a. O. S.
276). Schwenckfeld verbreitete diese Antwort Luthers “zu seinen Ehren und
Glimpf” und zu Luthers “Unglimpf und Schanden”, wie Luther im Eingang zu seinem
“Kurzen Bekenntnis” von 1545 höhnend schreibt (Erl. Ausg. 32, 367ff.). Diese
Schrift wird auf diese Fehde wieder uns zurückführen (s. u. in diesem Bd.).
Hier bei der
letzten Judenschrift ist der Ort, die sämtlichen verwandten Schriften Luthers
und überhaupt seine Stellung zu den Juden und die dabei zutage tretenden
Wandlungen noch einmal zu überblicken. Außer den eigentlichen Judenschriften:
“Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei”, “Wider die Sabbather”, “Von den
Juden und ihren Lügen”, “Vom Schem Hamphoras” (Unsre Ausg. Bd. 11, 307ff.; Bd.
50, 309ff.; Bd. 53, 412ff.; Bd. 53, 573ff.) und unsrer Schrift kommen dafür
noch in Betracht die schon erwähnte “Vermahnung” vom 14. Februar 1546 als
letzte Äußerung und als wichtigste früheste Kundgebungen Luthers Brief an
Spalatin aus den ersten Monaten 1514 (Enders 1, 14ff). und “Das Magnifikat”
(Unsre Ausg. Bd. 7,538ff.).
Der Anfang
und das Ende stimmen zusammen. Wenn Luther 1514 auf Spalatins Anfrage im
Reuchlinschen Streit über die Juden das Urteil abgibt: in reprobum sensum per iram
Dei sunt traditi, ut sint incorrigibiles, et omnis incorrigibilis
[Seite 23]
correctione
peior fit et nunquam emendatur, so ist das nicht viel anders, als wenn er am
14. Februar 1546 seine Landsleute mahnt, durch Duldung der Juden nicht fremder
Sünde sich teilhaftig zu machen. Jm Lauf der zwischen diesen beiden Urteilen
liegenden 32 Jahre aber hat Luthers Urteil zweimal sich völlig geändert. Schon
im “Magnifikat” hat er eine andere Stellung dem Gericht der Verstockung Jsraels
gegenüber gewonnen: wenn auch der große Haufe sich verstocke, einige seien
doch, die sich zu Christus bekehrten und an ihn glaubten; darum solle man die
Juden nicht so unfreundlich behandeln, denn “wer wollte ein Christ werden, so
er siehet Christen so unchristlich mit Menschen umgehn?” (Unsre Ausg. Bd. 7,
600, 28ff.; 601, 3ff.). Und die Schrift “Daß Jesus Christus ein geborener Jude
sei” ist eine Aufforderung zur Judenmission; man solle freundlich mit ihnen
handeln und aus der heiligen Schrift sie säuberlich unterweisen; Blutsfreunde
seien sie ja, Vettern und Brüder des Heilands, kein Volk habe Gott gleich ihnen
ausgezeichnet; deshalb predige man Jesus ihnen nicht gleich als den
Gottmenschen, sondern in Rücksicht auf ihre Verführung und Einbildung zunächst
als den Messias und lasse zugleich zu Erwerb und Arbeit sie zu, damit sie die
Lehre und das Leben der Christen recht kennen lernten: so möchten ihrer etliche
herbeikommen (Unsre Ausg. Bd. 11, 315, 14ff. 25ff.; 336, 14ff.). Dann aber
folgt wieder der Umschwung. Die nächste Judenschrift “Wider die Sabbather” ist
eine Absage an die Juden, schärfer fast, als die erste gewesen ist; das 1500
jährige Exil brandmarke die Juden als von Gott Verworfene — dieser Gedanke, aus
Lyras Beweisführung entlehnt, der seitdem durch die Judenschriften sich
hindurchzieht und auch in unsrer Schrift immerfort widerklingt, wird hier
zuerst schriftstellerisch von Luther verwandt —; da aber solches Elend sie
nicht demütige, so möge man mit gutem Gewissen an ihnen verzweifeln (Unsre
Ausg. Bd. 50, 313, 12ff.; 336, 2ff.). Und nun verstärkt sich der Sturmwind, der
die Gedanken an Judenbekehrung hinweggeweht, zum Orkan: das Schärfste, das
Luther gegen die Juden geschrieben, ist die Schrift “Von den Juden und ihren
Lügen”. Dieselben Beschuldigungen, gegen die er sie 1523 in Schutz genommen,
die er damals “Lügenteidinge” genannt (Unsre Ausg. Bd. 11, 336, 24 s.), macht
er hier sich zu eigen; und er ruft auf, ihre Synagogen zu verbrennen, ihre
Häuser zu zerstören, ihre Bücher ihnen zu nehmen, ihren Rabbinen das Lehren zu
verbieten, Geleit und Straße für sie zu sperren, den Wucher ihnen zu
untersagen, die jungen starken Juden und Jüdinnen zur Handarbeit zu zwingen und
am besten sie aus dem Lande zu jagen (Unsre Ausg. Bd. 53, 417ff.). Die beiden
letzten Schriften gleichen dem verwehenden Sturm: in “Schem Hamphoras” (Unsre
Ausg. Bd. 53, 579ff.) bricht er noch einige Male gewaltig los, in unsrer
Schrift erhebt er sich nur noch zu einigen kräftigen Stößen — wie wir oben
gezeigt, nicht, weil Luthers Anschauung sich wieder geändert hätte; sie bleibt
bis ans Ende dieselbe wie in “Von den Juden”. Aber diese Schrift war in ihrer
Heftigkeit nicht mehr zu überbieten; “Schem Hamphoras” und unsre Schrift sind
zu ihr nur Ergänzungen: erstere will die Juden vor allem geschichtlich, unsre
Schrift will sie exegetisch widerlegen. Die “Vermahnung” von 1546 zieht unter
alles den kräftigen, unversöhnlichen Schlußstrich.
Wie erklären
wir uns Luthers zweimalige Wandlung? Seine anfängliche Stellung ist rein
biblisch-dogmatisch; Hoc concludo, cum per omnes prophetas praedictum sit
Iudaeos Deum et regem suum Christum maledicturos et blasphematuros,
[Seite 24]
et qui hoc
non legit vel intelligit, fateor eum nondum vidisse theologiam, schreibt er
1514 an Spalatin (a. a. O.). Biblisch-dogmatisch bestimmt ist auch seine erste
Sinnesänderung: die christliche Wahrheit muß die Kraft in sich tragen, die
Juden zu besiegen, aber die Wahrheit muß ihnen auch wirklich gebracht werden;
bisher war sie verschüttet, jetzt leuchtet sie hervor und wird ihre Kraft entfalten;
sein Bewußtsein als Reformator macht Luther zugleich freudig zur Judenmission
(Lewin, S. 20ff.); persönliche Erfahrungen, sein Erlebnis in Worms, die
Bekanntschaft mit dem übergetretenen Juden Bernhard, mögen ihn dabei
mitbestimmt, und die allgemeine Zeitstimmung mag ihn dabei beeinflußt haben:
schon 1521 tritt Eberlin von Günzburg für Duldsamkeit gegenüber Mißgläubigen
ein, evangelische Flugschriften verbreiten ähnliche Gedanken; die Schrift “Daß
Jesus Christus ein geborener Jude sei” findet lebhaften Widerhall, der wohl
nicht allein aus der Autorität Luthers sich erklärt: der Kunitzer Pfarrer
Michael Kramer, Kaspar Güttel, Urb. Rhegius lassen sich durch sie anregen, auch
für die Juden eine Lanze zu brechen; auf dem Reichstage zu Augsburg erlangen die
Juden einige Erleichterungen (Kolde, Luther 2, 531).
Die
abermalige Wendung zur Judenfeindschaft hat aber in praktischen Erfahrungen
ihren ersten Grund. Sie fällt zusammen mit der Judenausweisung durch den
Kurfürsten von Sachsen im August 1536. Es ist an sich gleichgültig, ob Luther
bei dem Edikt des Kurfürsten seine Hand im Spiel gehabt hatte, oder nicht;
jedenfalls hatte er von den Gründen, die seinen Landesherrn bestimmt haben,
erfahren; auch ist es für unsre Frage einerlei, ob die Beschuldigungen, die man
gegen die Juden vorgebracht, auf Wahrheit beruhten; Luther hat sie für Wahrheit
gehalten, und das Wohlwollen, das er für die Juden gewonnen hatte, hat durch
sie einen Stoß bekommen. Die Antwort an Josel von Rosheim (Enders 11, 240ff.;
Erl. Ausg. 55, 186ff.), der für seine bedrängten Volksgenossen bei dem
Kurfürsten eintreten will, zeigt zum erstenmal Luthers abermals geänderten
Sinn; im Keime enthält sie schon alles, was dann Luthers fernere Judenschriften
ausführen: hier wieder der Vorwurf der Verstockung, hier die erste Spur der
1500 Jahre Exil, hier die Jahrwochen Daniels, hier auch schon der finstere Haß
gegen die jüdischen Rabbinen, gegen ihre Bücher und ihre Schriftauslegung;
grundlegend aber ist für Luthers ablehnende Haltung, daß die Juden Luthers
Dienst schändlich mißbraucht haben und solche Dinge vornehmen, die den Christen
von ihnen nicht zu leiden sind; damit haben sie alle Förderung, die Luther
sonst bei Fürsten und Herren hätte auswirken können, zunichte gemacht; wollte
er jetzt ihnen beistehen, so würden sie durch solche Gunst in ihrem Jrrtum
gestärkt und ärger werden.
Dogmatische
Gründe haben dann aber Luthers Feindschaft vertieft und befestigt. Die jüdische
Auslegung des Alten Testaments, in der er nicht nur Verblendung, sondern Bosheit
und Lüge sah, in der das göttliche Gericht über das Volk sich ihm vollendete,
hat seine Feindschaft gegen das Volk zeitweise zu wildem Zorn und fanatischer
Wut gesteigert. Jhm, der Christus und seine Herrlichkeit an hundert Zeichen im
alten Bunde bestätigt fand, war es das Ärgste, wenn jemand diese Herrlichkeit
aus bösem Willen und wider besseres Wissen, wie ihm gewiß war, leugnete und
bestritt. Für seine Glaubensexegese — um sie einmal so zu nennen — ist unsre
aus dem Judenstreit geborene Schrift ein besonders charakteristisches Beispiel,
und darin liegt ihr Reiz und ihre Bedeutung (vgl. noch Köstlin-Kawerau, M.
Luther 2, 590f.).
F. Cohrs.
[Seite 25]
Ausgaben:
A “Von den
Letz-||ten Worten || Dauids. || D. Mart. Luther. || Wittemberg. || M D XLIII.
||” Mit Titeleinfassung (J. Luther, Die Titeleinfassungen der Reformationszeit:
Tafel 31). Titelrückseite leer. 84 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A
–X), letzte Seite (= Blatt X 4b) leer. Am Ende (Blatt X 4a Z. 20): “Gedruckt zu
Wittem-||berg durch Nickel || Schirlentz. || M. D. XLIII. ||”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 7651, 7651bis, 7651a – 7651d), Dresden, Göttingen, Greifswald U.,
Hamburg, Heidelberg, Königsberg U. München H. u. U. (Luth. 8, 1 u. 2), Nürnberg
GM., Rostock U., Stuttgart (Luth. 31 u. 32), Wernigerode, Wittenberg,
Wolfenbüttel; Zürich; London.
Bemerkung: Bei Berechnung der Höhe der
Auflage ist augenscheinlich etwas kopflos verfahren.
Die Bogen C –M und P –S sind von
vornherein in zu geringer Auflage abgezogen und mußten daher zur Auffüllung neu
gesetzt werden. Die übrigen Bogen A B, N O, T V X waren in größerer Anzahl
gedruckt, doch auch Bogen A erforderte noch im letzten Augenblick einen Neusatz
in geringer Auflage (s. u.).
Eine nicht unerhebliche Anzahl der
erhaltenen Exemplare weist durchweg den ersten Satz auf (AI), so: Berlin Luth.
7651, 7651b, 7651c; Greifswald U.; München Staatsbibl. Th. U. 103, XXXIV, 4 und
Polem. 2506o, 3; München U. Luth. 8, 2; Nürnberg GM. 3466; Stuttgart Luth. 31.
Die Bogen C –M und P –S mit zweifachem
Satz sind in keinem der erhaltenen Exemplare durchweg in dem zweiten Satz
enthalten, sondern es findet sich unter ihnen stets der eine oder andere Bogen
von ihnen im ersten Satz. (AII kann daher nur konstruiert werden.)
Das Fehlen einiger weniger, zur
Zusammenstellung der Exemplare des ganzen Buches notwendiger Abzüge des Bogens
A stellte sich offenbar erst im letzten Augenblick heraus, so daß er nur für
diesen kleinen Rest in aller Eile neu gesetzt und, unkorrigiert und mit vielen
Druckfehlern belastet, zur Auffüllung von AII verwendet wurde (AIII). Der
Neusatz dieses Bogens blieb dann gleich stehen und wurde nach Ausmerzung der
meisten, aber nicht aller, Druckfehler für die neue Auflage B verwendet.
Unterscheidungslesarten
der Bogen C –M und P –S für AI zu AII:
Bogen C:
Blatt C 1a Z. 7 “HERRN, ||” neben
“HERREN, ||”
Blatt C 2a Z. 1 “thue ||
ren” neben “thue-||ren”
Bogen D:
Blatt D 1a Z. 8 “eingefurt” neben
“eingefuert”
Blatt D 1b Z. 1
“grundet” neben “gruendet”
Bogen E:
Blatt E 1a Z. 5 “durfften” neben
“duerfften”
Blatt E 2a Z. 8 “spricht
Jsaie” neben “spricht, Jsaie”
Bogen F:
Blatt F 1a Z. 1 “geist” neben “Geist”
Blatt F 1b Z. 1 “Augen” neben “augen”
Bogen G:
Blatt G 1a Z. 14 “Sons, ||” neben
“Sons ||”
Blatt G 1b Z. 4 v. u.
“schueler” neben “schuler”
Bogen H:
Blatt H 1a Z. 2 “aber, ist” neben “aber ist”
Blatt H 1b Z. 1 “rhumet” neben rhuemet”
Bogen J:
Blatt J 1a Z 4 “Creatur” neben
“Ceatur”
Blatt J 2a Z. 6
“mussens” neben “muessens”
Bogen K:
Blatt K 1a Z. 2 “Artikel” neben
“Artickel”
Blatt K 1b Z. 3 “geist.
||” neben “Geist. ||”
Bogen L:
Blatt L 1a Z. 15 “offen-||bart”
neben “offen-||bard”
Blatt L 1b Z. 3
“do-||ctrina” neben “do||ctrina”
Bogen M:
Blatt M 1a Z. 6 v. u. “kurtzlich”
neben “kuertzlich”
Blatt M 1b Z. 6 v. u. “||
vnd” neben “|| Vnd”
[Seite 26]
Bogen P:
Blatt P 1a Z. 14 “sunde” neben
“suende”
Blatt P 1b Z. 6
“naturlicher” neben “natuerlicher”
Bogen Q:
Blatt Q 1a Z. 4 “|| mutigt” neben
“|| muetigt”
Blatt Q 1b Z. 18
“jderman” neben “jederman”
Bogen R:
Blatt R 1a Z. 14 “al-||le” neben
“al||le”
Blatt R 1b Z. 8 v. u.
“Jhe-||sus” neben “Jhe||sus”
Bogen S:
Blatt S 1a Z. 7 “Bettet” neben
“Betet”
Blatt S 1b Z. 1 “hat,
||” neben “hat ||”
Unterscheidungslesarten
im Bogen A für AI AII zu AIII:
Blatt A 2a Z.
3 “Hieronymus” neben “Hieronimus”
Blatt A 2b Z.
8 “mussen” neben “muessen”
Druckfehler
im zweiten Satz des Bogens A (AIII):
Blatt A 2a Z.
6 “anffs” (statt “auffs”), Z. 13 “|| bnchstaben” (statt “buchstaben”), Z. 1 v.
u. “mau” (statt “man”), A 2b Z. 21 “Tastament” (statt “Testament”), A 3a Z. 9 “wos”
(statt “was”), A 3b Z. 4 “Tenffel” (statt “Teuffel”), Z. 8 v. u. “weissagnng”
(statt “weissagung”), Z. 1 v. u. “|| vder” (statt “vber”), A 4a Z. 4 “Musicns”
(statt “Musicus”).
B “Von den
Letz-||ten Worten || Dauids. || D. Mart. Luther. || Wittemberg. M D XLIII. ||”
Mit Titeleinfassung (= J. Luther, Titeleinfassungen: Tafel 31). Titelrückseite
leer. 86 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –Y), letzte Seite (= Blatt Y
2b) leer. Am Ende (Blatt Y 2a Z. 1): “Gedruckt zu Wit-||temberg durch || Nickel
Schir-|| lentz. || M. D. XLIII. ||”
Der Satz ist von A verschieden. Nur hat B
den Satz des Bogen A 2 (AIII) mit einem Teil von A gemeinsam, doch sind die
meisten Druckfehler von A2 verbessert. Als Lesarten zur Unterscheidung sind zu
beachten:
Blatt A 2a Z. 6 “auffs”, Z. 13 “||
buchstaben”, Z. 1 v. u. “man”, A 3a Z. 9 “was” A 3b Z. 4 “Teuffel”, Z. 1 v. u.
“|| vber”, A 4a Z. 4 “Musicus” usw. Stehengeblieben sind z. B. die Druckfehler
Blatt A 2b Z. 21 “Tastament”, A 3b Z. 8 v. u. “weissagnng”.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 7652, 7652ter), Dresden, Hamburg, München H. u. U., Rostock, Stuttgart,
Wittenberg, Wolfenbüttel; London. — Erl. Ausg. 37, 1 Nr. 1 u. 2.
Lateinische
Übersetzung:
Die
lateinische Übersetzung unsrer Schrift durch Kaspar Cruciger erschien zuerst im
Jahre 1549 in der lateinischen Ausgabe Wittenberg Bd. III (s. unter
“Gesamtausgaben”), in einer Sonderausgabe erst im Jahre 1550:
“DE
NOVIS-||SIMIS VERBIS || DAVIDIS || COMMENTATIO PIA ET || SANCTA, MARTINI LVTHERI
|| THEOLOGIAE DOCTORIS, || GERMANICE EXPLI-||CATA AB AV-||TORE, || ET IN
LATINVM || SERMONEM CONVERSA, || STVDIO ET DILIGENTIA || CASPARIS CRVCIGERI ||
D. THEOLOGIAE. || Nunc primum seorsim edita, || LIPSIAE || IN OFFICINA
VALEN-||TINI PAPAE. || ANNO || M̄. D̄. L̄.
|| CAL. MAII. ||” 12 unbezifferte Blätter und 286 Seiten in Oktav (= Bogen A u.
ß u. B –T).
[Seite 27]
Jn den
Gesamtausgaben: (deutsch): Wittenberg 5 (1552), 536a –566a; Jena 8 (1558), 149b
–186a; Altenburg 8, 304 –341; Leipzig 4, 302 –340; Walch1 3, 2780 –2911; Walch2
3, 1880 –1973; Erlangen 37, 1 –104. — (lateinisch): Wittenberg III (1549), 91b
–130b.
J. Luther.
Wir geben den
Text nach AI. Die Abweichungen von AII finden sich natürlich, da in keinem
Exemplar alle Bogen des zweiten Satzes vereinigt sind, nicht alle in dem
gleichen Bande, sie sind von uns aus verschiedenen Exemplaren zusammengesucht,
und können entweder nur nach den betreffenden Bogen C2 D2 usw. zitiert werden,
oder man muß mit einer künstlichen Einheit AII hantieren, die alle Bogen
zweiten Satzes zusammenfaßt.1 Die unkorrigierte Ausgabe des Bogens A2, wie sie
in den Exemplaren AIII erscheint, wird als A2 angeführt, die korrigierte als
Teil von B, eben als B.
Für die
kritische Ausgabe sind AII, AIII, B so gut wie wertlos. Wo sie von AI
abweichen, sind entweder offenkundige Druckfehler verbessert, oder neue
eingeführt. Feyler von A1 oder A2 sind oft nicht bemerkt worden. So ist die
Schrift in einer Form verbreitet worden, die ihrer Bedeutung durchaus nicht
entspricht. Luther hat offenbar keine Zeit gefunden, den Druck oder Neudruck zu
überwachen.
Jn der
sprachlichen Form sind wohl einige Fortschritte in AII zu bemerken, B dagegen
schwankt je nach der Vorlage — oft auch gegen sie — unsicher hin und her.
Als Beispiele
für die Änderung der Formen von AI nach AII seien angeführt:
[1] u > ue
sprueche, verkuendigt, Jueden, gruendet, duerfften, natuerlich, muendlich,
Fuerst, Suenden, fuerchten, uberdruessig, fuellen, geschuetzt, kuertzlich,
rueren, schueler, gefuert, gerhuemet, muessen, demuetigt; ∞ unnutze >
unnůtze.
o > oe
Goettheit, groessest, koelpel, koennen, soendern.
[2] t > tt
capittel, häufiger aber ∞ Goetlich, Got, hats, Gebot, etwas, betet; Endte
> Ente.
[3] boden
> bodem; vergenglich > vergancklich; Ah > Ach.
[4] entfangen
> empfangen, -igkeit > -ickeit.
Von A nach B
sind neue Besserungen selten zu beobachten; vgl. etwa ue in der duenckel.
† O. Brenner.
[Seite 28]
[1] [Bl. A
ij] Von den letzten worten Davids.
1543
[Vorbemerkung:
Die gespertt gedruckten Abschnitte sind im Original mit größeren Typen gesetzt.
Nach diesen Abschnitten beginnt der fernere Text häufig wieder mit größerer
Initiale, wie das immer angedeutet ist.]
[2] Sanct
Hieronymus schreibet, Es habe jn bewegt, die Biblia [3] aus dem Ebreischen
auffs new zu Dolmetzschen jns Latin, das [4] die feinde Christi, die Juden, uns
Christen verspotten, als [5] hetten wir nicht die rechte Biblia, welche dazumal
im brauch [6] durch die gantze Christenheit gieng, weil es an etlichen worten
[7] und buchstaben mangelte, die viel anders im Ebreischen stuenden1, Welchs
zuvor [8] auch andere mehr bewegt hat, als Aquila, Theodotion, Orgines &c..
bis [9] das man zu der zeit bey2 Sechserley Dolmetzschung hatte, welche sie
Hexapla3 [10] nenneten. Also ist jtzt zu unser zeit auch so viel
Dolmetzschens4, das mit der [11] zeit villeicht (wie dazumal geschach) so viel
Biblien komen werden, so mancher [12] kluegel5 in der Ebreischen sprachen
meister sein wird, das da kein ende sein [13] wird.
[14] Und das
mus auch zu letzt geschehen, wenn man sich daran keren wil, [15] was die Juden
von unser Bibel sagen oder urteilen, welche unternander selbs, [16] nicht
eines, die Bibel also zu denen6 und zu reissen7 mit jrer Grammatica, [17] das
man freilich8 (wo man jnen solt folgen) nimer mehr zur eintrechtigen [18] Bibel
komen kan, weil ein jglicher Rabi besser denn der ander sein wil. Auch [19] sie
allesampt bekennen mussen, das sie an manchen orten die wort nicht verstehen,
[20] viel weniger eintrechtiglich on allen mangel eine reine gewisse Ebreische
[21] Bibel haben, auch der Grammatica nach zu reden, schweige der Theologia,
[22] darinnen sie doch zu gar nichts sind.9
[Seite 29]
[ 15 Arrianus
... Pelagianus AIII (B)]
[1] Darumb
ficht mich solch der Juden gespotte nichts an, und umb jres [2] urteilens
willen wolt ich nicht einen Buchstaben kennen lernen in der Ebreischen [3]
sprache. Ursache ist die, Wir Christen haben den synn und verstand der Biblia,
[4] weil wir das Newe Testament, das ist Jhesum Christum haben, welcher im [5]
alten Testament verheissen und hernach komen, mit sich das liecht und verstand
[6] [Joh. 5, 46] der schrifft bracht hat, wie er spricht Joh. 5.: ‘Mose hat von
mir geschrieben, [7] [Luk. 21, 22] Wo jr Mose gleubtet, so wuerdet jr mir auch
gleuben’. Jtem Luce 21.: ‘Es [8] mus erfullet werden, was im Gesetze, Propheten
und Psalmen von mir geschrieben [9] [Luk. 24, 27] ist’. Und offenet jnen den
synn, das sie kundten die schrifft verstehen.
[10] [Bl. A
iij] Denn da steckts, da ligts, da bleibts1. Wer diesen man, der da [11] heisst
Jhesus Christus, Gottes son, den wir Christen predigen, nicht recht und [12]
rein hat, noch haben wil, der lasse die Bibel zu frieden2, das rate ich, Er
[13] stoesst sich3 gewislich, und wird, je mehr er studirt, je blinder und
toller, Er [14] sey Jude, Tatter4, Turcke, Christen, oder wie er sich rhuemen
wil. Sihe an, [15] was hat bey uns Christen den Ketzern Arrianis, Manicheis,
Pelagianis und [16] unzeligen mehr gefeilet? Was hat dem Bapst gefeilet? Haben
sie nicht die [17] gewissen, hellen, gewaltigen wort des Newen Testaments
gehabt? Was feilet [18] unsern Rotten zu dieser zeit? Haben sie nicht das Newe
Testament klar und [19] gewis gnug? Solt man einem jglichen solchem tollen
Teuffels kopff5 nach das [20] Newe Testament verdeudschen, wie viel musten wir
wol Newe Testament haben?
[21] Wenns nu
solt wundschens und wehlens gelten6, Entweder, das ich [22] S. Augustini und
der lieben Veter, das ist der Apostel verstand in der schrifft [23] solt haben,
mit dem mangel, das S. Augustinus zu weilen nicht die rechte [24] buchstaben
oder wort im Ebreischen hat, wie die Juden spotten, oder solt der [25] Juden
gewisse buchstaben und wort (die sie dennoch7 nicht durch und durch [26]
allenthalben haben) on S. Augustin und der Veter verstand, das ist mit [27] der
Juden verstandt haben, Jst gut zu rechen8, wo zu9 ich wehlen wuerde, [28] ich
liesse die Jueden mit jrem verstand und buchstaben zum Teueffel faren [29] und
fuere mit S. Augustin verstand10 on jre buchstaben zum Himel. Denn [30] ob Augustinus
nicht kan, wie die Jueden, sagen Kikaion, da er cucurbita [31] [Jon. 4, 6ff.]
saget, Jone 3. Jtem nicht kan sagen: ‘venient Hemdath’, da er ‘veniet
Desideratus’ [32] [Hagg. 2, 7] sagt, Hagga. 2.11 und dergleichen viel, so
bricht damit sein glaube [33] [Joh. 14, 6] nicht den Hals, noch Bein, weil er
den rechten man kennet, der da heisst ‘Weg, [34] Warheit und Leben’, Von
welchem die Propheten weissagen und zeugen, wie gesagt.
[Seite 30]
[1] Widerumb
die Juden, weil sie diesen Christum nicht annemen, koennen [2] sie nicht
wissen, noch verstehen, was Moses, die Propheten und Psalmen sagen, [3] was
rechter glaube ist, was die Zehen gebot wollen, was die Exempel1 und [4] [Jes.
29, 12] Historien leren und geben2, sondern die schrifft mus jnen sein (nach
Jsaias 29. [5] weissagung) wie ein brieff, dem, der nicht lesen kan. Welcher
sihet die buchstaben [6] seer wol, weis aber nicht, was sie geben, wie das
Deudsch sprichwort3 [7] sagt: Ein weis feld, darin ist schwartze saat, Manch
man fuer uber gahet4, [8] der nicht weis, was da stat. Wer aber des lesens
leufftig und fertig5 ist, [9] der leufft uber hin, fasset den synn, ungeacht,
ob er et-[Bl. A 4] liche buchstaben [10] oder wort nicht eigentlich6 ansihet,
Ehe der ander ein wort buchstabet, hat er [11] den gantzen brieff ausgelesen.
Also ein Musicus hat ein lied ausgesungen, [12] ehe der ander sucht und findet,
obs ein Sol oder Fa im clave sey.7
[13] Man sehe
den feinen man Lyra an, der ein guter Ebreist und trewer [14] Christ, wie
machet er so gut erbeit, wo er sich wider den Judisschen verstand [15] legt8,
nach dem Newen Testament. Aber wo er seinem Rabi Salomo9 sonst [16] folget, wie
kalt und faul gehets jm abe10, das es weder hende noch fuesse11 [17] hat, ob er
wol die wort und buchstaben gewis hat. Noch12 ist er ja besser [18] und reiner,
denn sie alle, beide alte und newe Ebreisten, die zu gar seer13 [19] den
Rabinen folgen. Furwar man darff den vleis nicht furnemen14 mit [20]
Dolmetzschen und Glosiern, wie man der Rabinen und Grammatisten verstand [21]
unter uns Christen bringe. Er klebt on das, von jm selber, allzu gern an, [22]
wie pech und leym, wenn man sich gleich wil fuersetzlich da fuer hueeten. Denn
[23] die buchstaben und exempel15 der andern blenden die augen, das man den
[24] synn Christi zu weilen faren lesst, da es nicht sein solt, damit der
Judische [25] verstand also unversehens herein schleicht, wie allen
Dolmetzschern geschehen ist, [26] keinen ausgenomen, mich auch nicht.
[27] Summa,
wenn wir unsern vleis nicht dahin keren, das die Ebreische [28] Biblia, wo es
jmer sich leiden wil16, zum verstand des Newen Testaments [29] zihen17, wider
den verstand der Rabinen, So were es besser bey der alten [30] Dolmetzschung
blieben (die doch das beste und meiste heraus hat, durch das [31] Newe
Testament), denn das man so viel Dolmetzschung haben sol (umb etlicher [32]
wenig oerter willen, die anderst oder noch unverdolmetzscht sein sollen) die
dem
[Seite 31]
[1] leser die
memorien jrre macht und sein studium hindert und ungewisser, denn [2] vorhin,
machet. Darumb hab ich zum Exempel fur mich genomen1 die letzten [3] wort David
auszulegen, nicht wie sie verdeudscht sind, da ich den andern [4] allen
gefolget habe, damit ich nicht allein klug were. Jtzt wil ich eigensinnig [5]
sein und niemand folgen, denn meinem geist, Wem es nicht gefellet, der lasse es
[6] faren. Es ist nicht das erst mal, das ich schreibe, was andern nicht
gefellet, bins [7] (Gott lob) wol gewonet. Denn ich widerumb mir auch nicht
alles lasse gefallen, [8] [1. Kor. 3, 12f.] was ander schreiben, Ein jglicher
sehe zu, wie er auff den grund bawe gold oder [9] holtz, sylber oder hew,
edelsteine oder stro. Des HErrn tag wirds offenbaren.
[10] [2. Sam.
23, 1] [Bl. B 1] ‘Dis sind die Letzten Wort David’.
[11] Solche
letzte Wort meinet er, darauff er sterben und hinfaren wil, wie [12] man
spricht: Da bey ichs lassen und ewig bleiben wil. Denn es sind [13] nicht
seines lebens oder regiments letzte wort. Sondern sein Testament, und [14] das
wir Deudschen heissen seel recht2, darauff einer sterben wil, das es nach [15]
seinem tode also geschehen und bleiben sol. Ultima Voluntas heissts bey den
[16] Juristen, da kan einer lange zeit nach leben, viel reden, thun und leiden,
[17] bleibt gleich wol sein Testament und letzster wille jmer fest, Also sind
dis [18] auch Davids letzste wort, das ist, seiner seelen testament, ob er
darnach wol [19] [2. Sam. 24, 1ff.] viel geredt, gethan und gelidden hat, wie
im text folget, als er das Volck [20] [1. Kön. 1, 30] zelen lies und darumb
gestrafft ward, seinen Son zum Koenige einsetzet, den [21] [1. Chron. 22, 1ff.]
Tempel auff dem berge Morija zu bawen befalh, auch noch eine Junge Metze [22]
[1. Kön. 1, 1ff.] Sunamiten zur ehe nam, die jn wermen solte, weil der andern
Weiber keine [23] [2. Sam. 16, 21f.] mehr zu jm thursten3, nach dem sie von
Absalom geschendet waren &c..
[24] [2. Sam.
23, 1] ‘Es sprach David, der Son Jsai.’
[25] Wje
demuetiglich fehet er an, Rhuemet nicht seine beschneittung noch heiligkeit,
[26] auch nicht sein Koenigreich, Sondern schlecht4: ‘Der son Jsai’, [27]
schemet sich nicht seines geringen geschlechts, das er ein schaff hirte gewest
ist. [28] Ja das viel mehr ist, er bekennet seine geburt, da er vol sunden und
des tods [29] werd, her komen ist, wie alle menschen, denn er wil von andern
sachen reden, [30] die so hoch sind, da kein adel noch heiligkeit nutze zu ist,
und keine elende, [31] weder sunde noch tod, schaden sol.
[32] [2. Sam
23, 1] ‘Es sprach der Man der versichert ist, von dem Messia des Gottes [33]
Jacob, Lieblich mit Psalmen Jsrael’.
[34] Da feret
er heraus5 und rhumet sich uber alle masse hoch, doch mit warheit, [35] on
allen hohmut. Hie ist David ein ander man denn Jsai Son. [36] Das hat er nicht
von seiner geburt geerbet, noch von seinem Vater gelernet,
[Seite 32]
[1] noch
durch sein Koenigliche gewalt [Bl. B ij] oder weisheit erlanget. Von oben [2]
herab ists jm gegeben on allen seinen verdienst, des ist er froelich, lobet und
[3] dancket so hertzlich. Was ists denn, das er rhumet? Erstlich ists, (spricht
er) [4] das ich der Man bin, dem Gott verheissen hat den Messia des Gottes
Jacob, [5] das der selbe von mir, von meinem blut, stam und hause komen wird,
Des [6] bin ich sicher und gewis. Nicht allein daher, das mirs Gott zugesagt
hat, [7] der in seinen worten gewis und fest ist, und mir gewislich nicht
liegen wird. [8] Sondern auch ich dasselb festiglich gleube, sicher und
unbeweglich drauff stehe, [9] als der ich in solchem glauben nicht feilen1 kan,
und mich troestlich2 verlasse [10] auff Gottes wort mit aller zuversicht.
Darumb ich froelich bin, wil gern [11] leben und sterben, wie und wenn Gott
wil. Jch weis, wo ich oder meine [12] seele bleiben wird, und wo ich sie lasse.
Sie sol mir nicht in der jrre oder [13] in zweivel schweben, noch ubel von hinnen
faren, Jch habe gewisse zusage [14] Gottes von seinem Messia, so habe ich auch
des einen festen gewissen glauben.
[15] Das wort
Ebreisch: ‘Hukam’ 3 ist nicht wol zu geben mit einem wort, [16] ‘Constitutum
est’4, sagt S. Hieron⌈ymus5, ist nahe gnug dabey,
Stabilitus, [17] certificatus, firmatus, gefestiget, wolt ich gern sagen. Aber
ich bin newen [18] woertern gram, so lauts auch hie nicht wol: Gefestigt vom
Messia &c.. Jch [19] halte die Epistel Ebre. 11. sehe6 hie her auff das
wort ‘Hukam’, da sie spricht: [20] [Hebr. 11, 1] fides est substantia, graece:
hypostasis, welchs wir verdeudscht haben: ‘Der [21] glaube ist eine gewisse
zuversicht’.7 Anderst kan mans einem deudschen nicht [22] sagen, so ers
verstehen sol. Denn der glaube ist und sol auch sein Ein standfest8 [23] des
hertzen, der nicht wancket, wackelt, bebet, zappelt, noch zweivelt, sondern
[24] fest stehet und seiner sachen gewis ist. Desselben worts gleichen hat man
[25] [Jes. 40, 8] auch in dem spruch Jsaie 40.: ‘Gottes wort bleibt ewiglich’.
Bleibt, das ist: [26] Es hellt fest, ist gewis, weicht nicht, zuckt nicht,
sinckt nicht, fellet nicht, lesst [27] nicht feilen.9 Wo nu dieses wort jns
hertz kompt mit rechtem glauben, da [28] machts das hertz jm gleich, auch fest,
gewis und sicher, das es so steiff, auffrecht [29] und hart wird, wider alle
anfechtung, Teuffel, tod, und wie es heissen [30] mag, das es troetzlich und
hohmuetiglich alles verachtet und spottet, was zweiveln, [31] zagen, boese und
zornig sein wil. Denn es weis, das jm Gottes wort nicht [32] liegen kan. Solchs
ist ein Hukam, stabilitus, substantiatus, constantius, stantificatus, [33]
hypostaticus, certus passive sicut verbum Domini certum active, Wie [34] [2.
Tim. 1, 12; 2. Petr. 1, 10] Paulus 2. Timo. j.: ‘Jch weis und bins ge-[Bl. B
iij]wis’ &c.. 2. Petri j. ‘Machet [35] ewern beruff gewis’.
[36] Also ist
David ein Hukam, ders gewis hat in der verheissung, und gleubts [37] dazu auch
fest, das Messia, den Gott dem Patriarchen Jacob verheissen hat
[Seite 33]
[1] [1. Mose
49, 10] (Gen 49.: ‘Es sol der scepter von Juda nicht weg komen, bis das der
Silo [2] kompt’) gewislich von seinem blut komen solt, Und ist hie mit die
verheissung [3] vom Messia, Jacob geschehen, in David vernewet und klerer
gegeben (wie folgen [4] wird), das man nu hinfurt den stam Juda zu beiden
seitten gehen lesst und [5] allein auffs Davids haus sehen mus. Als aus
welchem, und keinem andern [6] hause im stam Juda, Messia komen mus auffs aller
gewissest. Doch ob wol [7] die zwey stueck, Verheissung und Glaube, bey
einander sein mussen, Denn wo [8] nicht verheissung ist, da kan kein glaube
sein. Und wo nicht glaube ist, da [9] wird die verheissung zu nicht. Der glaube
aber nicht alle zeit gleich feste, [10] sondern zu weilen angefochten und
schwach wird, Die verheissung aber, als [11] das ewige Gottes wort, jmer fur
und fur gleich fest und gewis bleibt. Darumb [12] heisst David fur nemlich
daher Hukam, gefestiget, das er die feste verheissung [13] hat, ob er gleich
die selbigen on glauben nicht halten oder fassen kan, Er mus [14] auch da sein,
da ist vom ersten gesagt.
[15] [2. Sam.
23, 1] Zum andern rhuemet er sich: ‘Lieblich mit Psalmen Jsrael’. Das [16] ist:
Er hat diese gewisse verheissung vom Messia, nicht bey sich, oder allein [17]
fur sich, behalten. Denn der glaub ruget und feiret nicht, Er feret heraus1,
[18] redet und prediget von solcher verheissung und gnade Gottes, das ander
Leute [19] auch dazu komen, und der teilhafftig werden, Ja fur grosser freude
fehet [20] er an, tichtet schoene susse Psalmen, singet liebliche lustige
Lieder, damit zu [21] gleich Gotte froelich zu loben und zu dancken, Und auch
die menschen nuetzlich [22] zu reitzen und zu leren. Also rhuemet hie David
auch, das er habe viel schoener, [23] suesser, lieblicher Psalmen von dem verheissen
Messia gemacht, die man zu lob [24] Gott, in Jsrael singen solt, und auch
gesungen hat, Darinnen zu gleich auch [25] treffliche weissagung und hoher
verstand2 dem volck Jsrael gepredigt und gegeben [26] ist. Und da solch tichten
der Psalmen David anfieng, und in schwanck3 [27] bracht, wurden dadurch viel
andere erleucht und zu Propheten erweckt, die auch [28] [Ps. 42; 44ff.; 50;
73ff.; 88] da zu holffen, und schoene Psalmen machten, als die kinder Korah,
Heman, [29] Assaph &c..
[30] Denn er
meinet nicht allein die lieblikeit und sussigkeit der Psalmen, nach [31] der
[Bl. B 4] Grammatica und Musica, da die wort zierlich und kuenstlich gestellet
[32] sind, und der gesang oder dohn suesse und lieblich lautet, das da heisst,
[33] Schoener text und Schoene noten. Sondern viel mehr nach der Theologia,
nach [34] dem geistlichen verstand, Da sind die Psalmen recht lieblich und
suesse, Denn [35] sie troestlich allen betrubten, elenden gewissen sind, die in
der sunden angst, [36] und todes marter und furcht, und allerley not und jamer
stecken. Solchen [37] hertzen ist der Psalter, weil er den Messia singet und
predigt, ein suesser, troestlicher, [38] lieblicher gesang, wenn man gleich die
blossen wort, on noten daher [39] lieset oder saget. Doch hilfft die Musica,
oder noten, als ein wunderliche
[Seite 34]
[1] Creatur
und gabe Gottes seer wol dazu, sonderlich wo der hauffe mit singet, [2] [2.
Kön. 3, 15] und fein ernstlich zu gehet. Denn so lesen wir vom Propheten Eliseo
4. Re. 3., [3] das er durch das Psalterspiel (da man freilich Psalmen auff
gespielet hat, [4] nach der ordenung Davids) den Geist der weissagung in sich
erwecket, Wie [5] auch David mit seinem Psalter spiel offt den boesen geist
Saul veriaget, oder [6] [1. Sam. 16, 17ff.] doch hindert oder schwechet, lesen
wir j. Re. 16. Denn dem boesen geist ist nicht [7] wol dabey, wo man Gottes
wort im rechten glauben singet oder predigt. Er [8] ist ein geist der
traurigkeit, und kan nicht bleiben, wo ein hertz Geistlich (das [9] ist, in
Gott und seinem wort) froelich ist, Davon auch S. Antonius sagt, das [10]
geistliche freude dem Teuffel wehe thue.1
[11] Er
nennet aber seine Psalmen Jsraels Psalmen, Und wil sie nicht sein [12] eigen2
oder allein den rhum davon haben. Sondern Jsrael sol sie bestettigen, [13] und
fur die seinen urteilen und erkennen. Denn es ligt dran, das der hauffe [14]
Gottes, oder Gottes volck, ein wort oder lied anneme und fur recht erkenne,
[15] weil der geist Gottes in solchem volck sein mus, der in seinem volck wil
und [16] sol geehret sein, Also reden wir Christen von unsern Psalmisten. Sanct
Ambrosius [17] hat viel schoener Hymnos Ecclesie gemacht, heissen Kirchen
gesang, [18] darumb das sie die Kirche angenomen hat und braucht, als hette sie
dieselben [19] gemacht, und weren jre lieder. Daher spricht man nicht, so
singet [20] Ambrosius, Gregorius, Prudentius, Sedulius, Sondern, so singet die
Christliche [21] Kirche. Denn es sind nu der Kirchen gesang, die Ambrosius,
Sedulius, &c.. [22] mit der Kirchen singen, und die Kirche mit jnen, Und
wenn sie sterben, so [23] bleibt die Kirche, die jmer fort jre lieder singet.
Also wil David seine Psalmen [24] Jsraels Psalmen, das ist, der Kirchen Psalmen
heissen, welche den selben geist [25] hat, der sie durch David gemachet hat,
und die selben jmer fort singet, auch [26] nach Davids tod. Er hat gefulet im
Geist, [Bl. C 1] das seine Psalmen fur [27] und fur bleiben wuerden, so lange
Jsrael oder Gottes volck bleiben wuerde, [28] das ist, bis an der welt ende,
wie denn bisher geschehen ist, und geschehen [29] wird. Darumb sollens Jsraels
Psalmen heissen.
[30] [2. Sam.
23, 2] ‘Der Geist des HERRR hat durch mich geredt. Und seine rede [31] ist
durch meine zunge geschehen.’
[32] Hje wil
David mir zu wuenderlich werden, und zu hoch faren. Gott gebe, [33] das ichs
doch ein wenig erlangen muege. Denn er fehet hie an von der [34] hohen heiligen
Dreifaltigkeit, Gottliches wesens zu reden. Erstlich nennet er [35] den
Heiligen Geist, dem gibt3 er alles, was die Propheten weissagen. Und [36] [2.
Petri 1, 21] auff diesen, und der gleichen spruech, sihet S. Petrus 2. Pet. j.:
‘Es ist noch [37] nie keine weissagung aus menschlichem willen erfurbracht.
Sondern die heiligen [38] Menschen Gottes haben geredt aus eingebunge des
Heiligen Geistes.’ Da her
[Seite 35]
[1] singet
man in dem artickel des Glaubens von dem Heiligen Geist also1 ‘Der [2] durch
die Propheten geredet hat’, Also gibt man nu dem Heiligen Geist die [3] gantze
Heilige schrifft und das eusserliche wort und Sacrament, so unser eusserliche
[4] ohren und synne ruren2 oder bewegen. Denn auch unser HErr Christus [5]
selbs seine wort dem heiligen Geist gibt, da er spricht Luce 4. aus Jsaie 61.:
[6] [Luk. 4, 18; Jes. 61, 1] ‘Der Geist des HErrn ist auff mir, darumb hat er
mich gesalbet &c..’ Und [7] [Matth. 12, 18; Jes. 42, 1f.] Matt. 12. aus
Jsaia 41.: ‘Sihe, das ist mein knecht, den ich erwelet habe. [8] [Luk. 1, 35]
Jch wil meinen Geist auff jn legen’. Und Luce. j. der Heilige geist
uberschattet [9] Mariam, ruret sie, nimpt jr blut und macht sie schwanger, das
der [10] HERR heisst “empfangen vom Heiligen Geist”.
[11] Welch
ein herrlicher hohmuetiger hohmut ist das, wer sich rhuemen thar, [12] das der
Geist des HErrn durch jn redet, und seine zunge des Heiligen geists [13] wort
rede. Der mus freilich3 seiner sachen seer gewis sein. Das wird nicht [14] sein
David, Jsai son, in sunden geborn, sondern der zum Propheten durch [15] Gottes
verheissung erweckt ist. Solt der nicht liebliche Psalmen machen, der [16]
[Joh. 14, 24] solchen meister hat, der jn leret und durch jn redet? Hoere nu,
wer ohren hat [17] zu hoeren: Meine rede sind nicht meine rede, Sondern, wer
mich hoeret, der [18] [Luk. 10, 16] hoeret Gott, Wer mich verachtet, der
verachtet Gott. Denn ich sehe, das meiner [19] nach komen viel werden meine wort
nicht hoeren [Bl. C ij] zu jrem grossem [20] schaden. Solchen rhum thueren wir
noch4 niemand fueren, der nicht ein Prophet [21] ist. Das muegen wir thun, so
fern wir auch heilig, und den Heiligen geist [22] haben, das wir Catechumeni
und schuler der Propheten uns rhuemen, als die [23] wir nach sagen und
predigen, was wir von den Propheten und Aposteln gehort [24] und gelernet, und
auch gewis sind, das es die Propheten geleret haben. [25] Das heissen in dem
alten Testament, Der Propheten kinder, die nichts eigens [26] noch newes
setzen, wie die Propheten thun, sondern leren, das sie von den [27] Propheten
haben. Und sind Jsrael, wie David sagt, dem er die Psalmen macht.
[28] [2. Sam.
23, 3] ‘Es hat der Gott Jsrael zu mir gesprochen, Der Hort Jsrael [29] hat
geredt, Der gerechte Herrscher unter den menschen, Der [30] Herrscher in der
furcht Gottes.’
[31] Nu haben
wir drey redener. Droben saget David, Der Geist des HErrn [32] habe durch seine
zunge geredt, Damit ist die Person des Heiligen geistes [33] uns Christen
klerlich angezeigt. Was Turcken, Jueden und andere Gottlosen [34] gleuben,
achten wir nichts, So haben wir gehoeret, das dem Heiligen geist zu [35]
geeigent wird in der Schrifft und in unserm Glauben die eusserliche wirckung,
[36] da er durch die Propheten, Aposteln und Kirchen diener mit uns leiblich
redet, [37] teuffet und regiret. Darumb sind diese wort Davids auch des
Heiligen geistes, [38] die er durch seine zunge redet, von zween andern
redenern. Was redet er denn
[Seite 36]
[1] von denselben?
Er redet erstlich von dem Gotte Jsrael, der zu David gesprochen, [2] das ist,
jm verheissen habe. Wer nu Gott dieser Sprecher sey, wissen [3] wir Christen
aus dem Euangelio Johannis, Nemlich ists der Vater, der im [4] [1. Mose 1, 3]
anfang sprach, Gen. j.: ‘Es werde liecht’. Und sein wort ist die person des [5]
[Joh. 1, 3] Sons, durch welch wort alles gemacht ist, Joh. j. Den selben Son
nennet der [6] Geist durch David hie ZUR1, den Hort Jsrael, und gerechten
herrscher unter [7] den Menschen. Der redet auch, das ist, der Heilige geist
fueret den Hort Jsrael [8] ein, das er auch rede. Also reden alle drey
Personen, und ist doch ein redener, [9] Ein verheisser, Eine verheissung, wie
es ein einiger Gott ist.
[10] Gleich
aber, wie dem Heiligen Geist zu geeigent wird die eusserliche wirckung [11]
Gottes an den Menschen. Also ists des Sons [Bl. C iij] eigenschafft, das er
[12] Mensch worden, Ein Herr und richter uber alle Menschen, und uber alle [13]
[Ps. 8, 5 –7] Creatur gesetzt sey, wie Psal. 8 singet: ‘Was ist der Mensch, das
du sein gedenckest, [14] und des Menschen Son, das du jn heimsuchest. Du hast
jn ein kleine [15] zeit Gottes mangeln lassen, Aber, Mit ehren und schmuck
hastu jn gekroenet. [16] Du hast jn zum Herren gesetzt uber deiner hende werck,
Alles hastu unter [17] seine fuesse gethan.’ Noch sinds nicht dreierley
Herrschafft oder drey Herrscher, [18] sondern, Ein Herrscher und eine
Herrschafft, die der Vater dem Son, ia dem [19] Menschen und Menschen kind,
gegeben hat, on zweivel nicht also, das er sich [20] selbs und den Heiligen
geist davon ausgeschlossen habe. Dennoch ists und [21] heissts des Menschen
herrschafft, die jm Gott gibt. Darumb mus der selb [22] Mensch, der hie
Herrscher heist, rechter Gott sein, weil er Gottes reich besitzt, [23] und also
Gotte gleich in der einigen Herrschafft ist.
[24] Denn
Gott lesst und gibt keinem andern seine ehre oder sein eigen reich, [25] [5.
Mose 5, 7] wie er spricht: ‘Du solt kein ander Goetter haben fur mir’, Und
Jsaie 42.: [26] [Jes. 42, 8] ‘Jch wil meine ehre keinem andern geben, noch
meinen rhum den Goetzen’. Nu [27] er aber diesem Menschen, und des Menschen
son, seine ehre und reich gibt, [28] nemlich alles, was gemacht ist, jm
unterwirfft, wie ers selber unter sich hat, [29] So mus der selb Mensch kein
ander Gott noch Goetze sein, sondern, Der rechte [30] natuerlicher Gott, mit
dem Vater und Heiligen geist. Hie von, so wir zeit [31] und gnade haben, wollen
wir hernach der gleichen mehr sprueche, sonderlich im [32] Psalter, handeln.2
Jtzt lasst uns diese wort David zuvor aberbeiten3, Darinnen [33] er fein
bekennet die zween hoechsten artickel, das in Gott drey unterschiedliche [34]
Personen seien. Und die eine, der Son, Mensch werden solt, und [35] das reich
und ehre von dem Vater uber alles empfahen. Und der Heilige geist [36] solchs
in der Menschen hertz durch den glauben schreiben, ders zuvor auch verkundigt
[37] hat, durch den leiblichen mund und zungen der Propheten. Welchs [38] auch
nichts denn eitel rechte Goettlicher maiestet werck sind, Denn es ist nicht
[39] Menschen noch Engel werck, solchs zuvor verheissen, und hernach den
glauben in [40] [Eph. 2, 8] der Menschen hertz schaffen. Es ist Gottes gabe
(spricht S. Paulus) solcher [41] glaube, den der Heilige geist wirckt und gibt.
[Seite 37]
[1] Es ist
auch nicht eines jedern1, in der schrifft und Psalter, die Goettliche [2] drey
Personen unterschiedlich2 also zu mercken und zu lesen; Denn wo ein [3]
fleischlicher verstand uber diese wort kompt, der lieset sie nacheinander
daher, [4] [2. Sam. 23, 2f.] wie sie da stehen. ‘Der geist des Herrn [Bl. C 4]
hat durch mich geredt, Der [5] Gott Jsrael hat zu mir gesprochen, Der hort
Jsrael hat geredt, der gerechte [6] Herrscher unter den Menschen &c..’ Und
denckt nicht anders3, es sey alles von [7] Gott als von einer Person geredt,
mit vielen ubrigen4 worten. Oder fellt in [8] die Judissche blindheit5, da sie
David zu solchem gerechten Herrscher, und [9] Herrscher in der furcht Gottes
machen, Und die verheissung in gebot und gesetze [10] verkeren, das wer uber
Menschen wil herrschen, der solle gerecht und [11] Gottfuerchtig sein. So doch
David so andechtig6 und hertzlich rhuemet, Es seien [12] wort der verheissung
von dem Messia des Gottes Jacob, und nicht gebot uber [13] die weltliche Herrn.
[14] Eben
also wuerde es auch jm gehen im andern Psalm, da auch die drey [15] Personen
unterschiedlich, als dreierley redener reden. Gott der Vater spricht: [16] [Ps.
2, 6] ‘Jch hab meinen Koenig eingesetzt auff meinen heiligen berg’. Dieser
Koenig [17] ist gewislich ein ander Person, von dem, der jn zum Koenige setzt.
Nu folget [18] [Ps. 2, 7] flugs drauff: ‘Jch wil Predigen von der Weise’, das
laut, als sey es noch der [19] Vater, und so wuerde es lesen die vernunfft, So
es doch der Koenig, der Son [20] [Ps. 2, 7] ist, wie folget: ‘Der Herr hat zu
mir gesagt, Du bist mein son, heute hab [21] ich dich gezeuget’. Das derselbige
sey ein Mensch, ist gewis, denn er sol [22] [Ps. 2, 2] Predigen und Messia
sein, wie er sagt im andern vers: ‘Sie toben wider den [23] HErrn und seinen
Messia’. Das er aber Gott sey, beweiset, das der Vater [24] [Ps. 2, 7] sagt:
‘Du bist mein son, heute hab ich dich gezeuget’. Wie wir Christen das [25] wol
wissen. Jtem das er jm gibt den gantzen erdboden zu eigen, mit Heiden [26] und
was drinnen ist, welches eben so viel ist, als Gottes eigen reich.
[27] [Ps. 2,
12] Jtem er befilhet, sie sollen den son kuessen oder anbeten, jm dienen mit
[28] furcht. Und schleusst, das selig sind alle, die jm vertrawen, Welchs
allein [29] Gotte zu gehoeret. Ob sie jm nicht alle gehorchen, nach dem
Euangelio, bricht [30] seiner Herrschafft uber alle Creaturen nichts abe. Wer
nicht unter jm sein [31] wil mit gnaden, der mus unter jm sein mit ungnaden.
Wer nicht mit jm [32] regirn wil, der mus (wie seine feinde) seiner fuesse
schemel sein, Er ist richter [33] uber lebendige und todten, Meinstu, ob der
Tuercke, Bapst, Juden und der [34] gantze boese hauffe der welt und Teuffel,
seiner gnaden nicht wollen, sondern [35] da wider toben, Sie werden drumb
seiner gewalt entgehen? Das werden sie [36] wol erfaren. Denn Gott spottet jr
im Himel, und wird in seinem zorn mit [37] jnen reden. Summa, Er ist Herr und
bleibt Herr, So weit Gott selbs Herr [38] ist, denn er hat jm die Herrschafft
uber alles gegeben, [Bl. D 1] Die gewalt ist
[Seite 38]
[ 38 ein] in
A2]
[1] gewis,
und bleibt wol. Wehe dem, der sie mit gnaden nicht annimpt, der [2] wird sie
finden mit zorn ewiglich.
[3] So haben
wir nu hie abermal zwo unterschiedliche Person, den Vater [4] und den Son, So
ist der Heilige geist on das da, der solchen Psalmen, vom [5] Vater und Son mit
jren worten eingefurt, gemacht und geredt hat. Also ist [6] die
unterschiedliche dreyfaltigkeit der Personen, in einem unzertrenlichem
Goettlichen [7] wesen, und das der Son Mensch und Messia sey, bekennet, gleich
wie [8] es in den letzten worten David bekand ist. Ein fleischlich hertz leufft
uber [9] hin, oder denckt, David hab es als ein from man gemacht, von sich
selbs oder [10] andern, wie die blinden Juden thun. Aber David wils nicht
leiden, das man [11] solt jm die wort zu schreiben. Es sind lustige1, liebliche
Psalmen Jsrael [12] (spricht er) Aber ich habe sie nicht gemacht, Sondern der
geist des Herrn hat [13] durch mich geredt. Und wie kundte auch fleisch und
blut, Vernunfft und [14] Menschliche weisheit, von solchen hohen
unbegreiflichen sachen reden? Es ist [15] eitel narrheit und ergernis fur jr.
[16] Zu
bestettigen aber diese meinung Davids, das er also, wie gesagt, gegleubt, [17]
und darauff gestorben ist, wollen wir die wort fuer uns nemen, darauff [18] er
sich grundet, und aus welchen er solche liebliche Psalmen gemacht hat, Die [19]
stehen 2. Reg. 7. j. Paralip. 17. und lauten also:
[20] [2. Sam.
7, 11 –16; 1. Chron. 17, 10 –14] ‘Und der HERR verkundigt dir, Das der HERR dir
wil ein Haus [21] bawen, Und wenn deine tage aus sind, das du hin gehest zu
deinen [22] Vetern, Wil ich deinen samen nach dir erwecken, der deiner Soene
[23] einer sein sol. Dem wil ich sein Koenigreich bestettigen, Der sol [24] mir
ein Haus bawen, Und ich wil seinen stuel bestettigen ewiglich. [25] Jch wil
sein Vater sein, Und er sol mein Son sein. Und ich wil [26] meine
barmhertzigkeit ni-[Bl. D ij]cht von jm wenden, Wie ich sie [27] von dem gewand
habe, der vor dir war. Sondern ich wil jn setzen [28] in mein Haus und in mein
Koenigreich ewiglich, Das sein stuel [29] bestendig sey ewiglich.’
[30] Das erst
stueck, da er sagt: ‘Der HErr verkundigt dir, das der HErr dir [31] wil ein
Haus bawen’, ist klerlich vom Hause Davids gesagt, das seine [32] Kinder sollen
den scepter Juda besitzen, bis auff Messia, wie davon gnug gesagt [33] ist in
jenem Buechlin von den Juden.2 Und hie finden wir aber mal die drey [34]
Personen in Gott. Erstlich des Heiligen geists, der durch den Propheten [35]
Nathan redet, wie wir droben gehoert, das die Heilige schrifft, durch den [36]
[2. Sam. 23, 2] Heiligen geist gesprochen ist, nach dem spruch David: ‘Der
geist des HErrn [37] hat durch mich geredt.’ Eben also redet er durch alle
Propheten. Weiter [38] fueret der Heilige geist ein die Person des Vaters in
seiner rede, da er spricht:
[Seite 39]
[1] [2. Sam.
7, 11] ‘Der HErr verkuendigt dir’, Und flugs drauff, die Person des Sons, da er
[2] spricht, ‘das dir der HErr ein Haus bawen wil’. Und ist doch ein Einiger
[3] Gott und HErr, der da redet durch Natan, und David verkundigt und sein [4]
Haus bawet, alle drey ein redener, ein Verkuendiger, ein Bawherr. Ob solch [5]
unterscheid der Personen nicht jedermans vernunfft sihet in der schrifft, Da
[6] ligt nicht an. Jch weis wol, wie sie hie und der gleichen oerter mehr
glosieren, [7] die nase weisen, so den Heiligen geist meistern.
[8] Aber wo
du in der schrifft findest, das Gott von Gott, als werens zwo [9] Personen,
redet. Da magstu kuenlich auff gruenden, das daselbs drey Personen [10] in der
Gottheit angezeigt werden. Als hie an diesem ort, spricht der HErr, [11] [1.
Mose 19, 24] das der HErr wil David ein Haus bawen. Jtem Gen. 19.: ‘Der HErr
lies [12] regenen vom HErrn, feur und schwefel &c..’ Denn der Heilige geist
ist kein [13] narr noch truncken bold, der ein tuettel1, schweige ein wort solt
vergeblich [14] reden. Regenet nu der HErr (das ist der son) vom HErrn (das ist
vom Vater) [15] feur und schwefel, So ist zu gleich da der Heilige geist, der
solchs durch [16] Abraham, oder wers gewest ist, von den zweien HErrn redet.
Dennoch sind [17] sie alle drey ein HErr, ein Gott, der feur und schwefel
regenet. Solcher [18] Exempel wollen wir her nach mehr hoeren.
[19] [2. Sam.
7, 12] [Bl. D iij] Das ander stueck, da er sagt: ‘Wenn deine tage aus sind, das
[20] du hingehest zu deinen Vetern, wil ich deinen samen nach dir erwecken
&c..’ [21] Hie gehet der rechte text an von Messia. Denn solchs kan von
Salomo nicht [22] gesagt sein, viel weniger von einem andern son David, Es mus der
rechte [23] [2. Sam. 7, 13] einige son Davids sein, Messia, der nach dem Zepter
Juda komen solt. ‘Der [24] sol mir ein Haus bawen (spricht er) und ich wil sein
Koenigreich bestettigen [25] ewiglich.’ Dies Haus kan nicht sein der Tempel
Salomonis, Denn hart davor [26] [2. Sam. 7, 5f.] spricht er: ‘Du solt mir nicht
ein Haus bawen zur wonung. Hab ich [27] doch in keinem Hause gewonet sint der
zeit ich die Kinder Jsrael aus Egypten [28] [1. Kön. 8, 27] gefueret habe’. Und
Salomo selbs 3. Reg. 8.: ‘Meinstu, das Gott auff erden [29] wonen muege? Sihe,
der Himel und aller himel himel muegen dich nicht begreiffen2, [30] wie solts
denn thun dis Haus, das ich gebawet habe?’ Aber noch [31] [Jes. 66, 1]
gewaltiger sagt solchs Jsaie 66.: ‘So spricht der HERR, der Himel ist mein [32]
stueel, und die erde mein fusbanck. Was ists denn fuer ein Haus, das jr mir
[33] bawen wolt? oder welchs ist die stet, da ich rugen sol?’
[34] Hie
verwirfft Gott mit ausgedruckten3 worten der Jueden tolle andacht4, [35] die
sich des Tempels hoch rhuemeten, als baweten sie Gott ein Haus, und [36]
thetten Gott da mit grossen dienst5, wurden darueber stoltze halstarrige
Prophetenmoerder, [37] So doch Gott hie bekennet, Er wolle den Tempel nicht an
sehen, [38] [Jes. 66, 2] Sondern einen demuetigen betruebten geist, der sich
fuer seinem wort fuerchtet.
[Seite 40]
[ 20 zu (1.)]
zur A2 B]
[1] Ja der
sol sein tempel und ruge sein, Verwirfft auch daselbs alle opffer und [2] [Jes.
66, 3] Gottes diensts des Tempels, da er spricht: ‘Wer einen Ochsen schlacht,
ist [3] eben als der einen man erschluege. Wer ein schaff opffert, ist als der
einem [4] Hunde den hals bricht. Wer speise opffer bringet, ist als der Sew
blut opffert. [5] Wer des weirauchs gedenckt, ist als der unrecht, das ist
Goetzen dienst lobet’, [6] Denn Got hatte den Tempel nicht darumb lassen bawen,
das sie sein wort [7] stoltziglich solten verachten, Und dafur viel opfferns
treiben, damit sich selbs [8] zu Heiligen. Sondern, das sein Name, nicht er
selbs da wonen solt (wie die [9] Schrifft allenthalben sagt) das ist, Sie
solten daselbs sein Wort hoeren und jn [10] anruffen, dadurch er geehret
wuerde. So wolten sie den rhum und die ehre [11] davon haben, das sie solchen
Tempel hetten, und schlugen die Propheten umb [12] Gottes worts willen zu tod.
[13] Darumb
mus dis Haus Gottes, So Messia David und Gottes Son [14] bawen sol, viel ein
anders, groessers und herrlicher Haus sein. Denn rechen1 [15] du selbs, Sol
Gott in die-[Bl. D 4] sem Hause wonen, So mus es viel groesser [16] und
herrlicher sein, weder2 himel und erden, weil er so gros ist, das der [17]
Himel sein stuel, dar auff er sitzt, und die Erde sein fusbanck ist. Was wil
[18] hie noch raum her gehoeren, da sein Heubt, Brust und Arm wonen muegen?
[19] das es wol gesagt ist. Was wolt jr mir fuer ein Haus von Stein und Holtz
[20] bawen zu wonung, so mir Himel und Erden viel viel zu enge ist? Von diesem
[21] Hause leret uns nu die heilige Schrifft, sonderlich das Newe Testament,
und [22] heisst die heilige Christliche Kirche, so weit die Welt ist. Nicht
allein das, [23] sondern auch ein ewig Haus ist, das ewiglich bleibt und lebt,
da Gott ewiglich [24] jnnen wonet, regieret und Haus hellt. Das wil ein Heuslin
und Tempelin [25] werden.
[26] Nu lasst
uns den Zimerman oder Bawmeister dieses Hauses ansehen, Er [27] sol ein Mensch
und Davids Son sein, wie der text, da stehet: ‘Einer aus deinen [28] Soenen’,
Und sol doch ein Haus Gottes bawen, das besser und herrlicher sey, denn [29]
Himel und Erden, dazu ewiglich bestehe. Wo wil er die kunst und macht her [30]
nemen? Das kan nicht, weder Menschen noch Engel kunst oder macht sein, [31]
Denn Engel koennen nicht Himel noch Erden schaffen, ia nicht die geringste [32]
Creatur, viel weniger der Mensch. Darumb mus dieses Hauses Zimerman [33]
rechter warhafftiger Gott sein, der die rechte macht Goettlicher natur habe, Zu
[34] schaffen Himel und Erden und noch viel bessers, das ist, Er mus ein
allmechtiger [35] [2. Sam. 7, 14] Gott sein, Und ist doch nicht die Person, die
von jm sagt: ‘Jch wil sein [36] Vater, Und er sol mein Son sein, und Er sol mir
ein Haus bawen’. Hie [37] sind die Person, gewaltiglich und klerlich
unterschieden, als Vater und Son, [38] Und als Bawmeister und haus Herr. Noch
koennens nicht zween Goetter sein, [39] oder der Son ein ander und frembder
Gott sein.3 Denn das erste Gebot leidets
[Seite 41]
[ 27 Hansherr
A1]
[1] [2. Mose
20, 3] nicht, da es sagt: ‘Du solt nicht ander Goetter neben mir haben’. Und
Deutero. [2] [5. Mose 6, 4] 6.: ‘Hoere, Jsrael, der HErr unser Gott ist ein
einiger HERR oder Gott’.
[3] So haben
wir droben gehoeret, Wo die Schrifft von den zwo Personen [4] des Vaters und
Sons redet, da ist der Heilige Geist, die dritte Person, auch [5] bey, der
solchs durch die Propheten redet, Das also an diesem ort einem gleubigen [6]
Hertzen gar grundlich und gewaltig beweiset und bezeuget ist, Das Gott, [7] der
allmechtige Schepffer Himels und der Erden, ist gewislich ein einiger [8]
rechter Gott, und ausser jm kein ander Gott sein kan, und doch drey
unterschiedliche [9] Person, der Vater, Son und Heiliger Geist ist, Also, das
allein [10] [Bl. E 1] der Son sey Mensch und Davids Son wurden. Und ist on
zweivel [11] dem volck Jsrael darumb so hart geboten, das sie ia nicht mehr
denn einen [12] Gott solten anbeten, auff das sie sich nicht ergern durfften,
wenn Messia keme, [13] und fuer Gott gepredigt und gegleubt wuerde, gerade als
wolte er wider Mosen, [14] mehr denn einen, oder frembden Gott leren, Sondern
die ohren und hertz still [15] halten, sich leren lassen, wie das erste Gebot
von einem Gott recht und gruendlich [16] zuverstehen were.
[17] [1.
Chron. 17, 14] Folget: ‘Und ich wil jn setzen in mein Haus und in mein [18]
Koenigreich ewiglich’.
[19] Was ist
das? Hie lasst uns hoeren, Das Haus sol ewig sein und bleiben, [20] wie droben
auch gesagt ist, Darumb mus der Meister auch ewig und [21] ein ewige Goettliche
macht haben, Hie spricht er weiter zu David, das Haus, [22] das mir Mein und
dein Son bawen sol, da sol er auch selbs Hausherr jnnen [23] sein, so wol als
ich. Er sol mir gleich sein in einerley Hause. Jch wil jn [24] hinein setzen,
das ers sol haben gleich wie ich selbs. Nu haben wir gehoert, [25] das dis Haus
Gottes groesser, besser und herrlicher sey, denn Himel und Erden. [26] Jst nu
Davids Son Messia, Meister und Hausherr dieses Hauses, so ist er [27] gewislich
auch Meister und Hausherr Himels und der Erden, und viel mehr [28] und besser.
Denn wer dieses Hauses Herr ist, wie Gott selbs, der ist freilich [29] viel
mehr, auch Herr Himels und der Erden, wie Gott selbs, Das kan aber [30] niemand
sein, denn allein der einige Gott, schepffer Himels und der Erden. [31] Daraus
folget, das Messia, Davids naturlicher Son, mus rechter warhafftiger [32] Gott
und kein frembder Gott sein, Denn, wie gesagt, Gott lesst keinen frembden [33]
Gott in seinem eigen Hause Herr sein. Er mus und wil seine ehre und gewalt [34]
selbs haben, und keinem andern lassen, Solchs solt ja deudlich gnug so [35]
viel heissen, das Messia, Davids Son, sey ein HERR und Koenig in Gottes eigen
[36] reich oder Gotte gleich, Denn gewis ists, das Gott da selbs vom Messia
redet.
[37] Wil aber
jemand Judentzen1 und diese wort: ‘Mein Haus, Mein Reich’, [38] deuten auff den
Tempel zu Jerusalem2, und auff das volck Jsrael, der mags
[Seite 42]
[1] on mich
fur sich selbs thun, Denn ich seer wol weis, das Gott den Tempel [2] [Jes. 56,
7] sein Haus heisst, Jsaie 56.: ‘Mein Haus ist ein Bethaus’, wie Christus
solchs [3] [Matth. 21, 13; Luk. 19, 46] einfuret Matth. 21. Luce 19. &c..
Und Jsrael sein Koenigreich heisst Exo. 19.: [4] [2. Mose 19, 6] ‘Jhr solt mein
Priesterlich Koenigreich sein’. (Es stehet aber [Bl. E ij] da bey: [5] [2. Mose
19, 5] ‘so jr meiner Stim gehorchet und meinen Bund haltet’) Auch weis ich, das
[6] [Hes. 18, 4] Gott Ezech. 18. spricht: ‘Des Vaters Seele ist mein, so wol
als des Sons [7] Seele’, Ja ich weis, das der Wein, den ich trincke, und das
Brod, das ich [8] esse, heisst auch sein Brot und Wein. Und was ist im Himel
und Erden, das [9] [Jes. 66, 1f.] nicht sein ist? wie er spricht Jsaie 66.: ‘Der
Himel ist mein Stuel, die Erde [10] mein Fusbanck, Was wolt jr mir fur ein Haus
bawen? Hat nicht meine [11] Hand das alles gemacht, und ist alles bereit1 da?’
Das ist, hette ich nicht [12] zuvor Himel und Erden geschaffen, Wo woltet jr
Kalck, Stein, Holtz, Eisen, [13] und was zum Baw gehoeret, nemen? ists nicht
zuvor alles mein? Wo habt [14] jrs her? Was habt jr dran geerbeitet? Ja Wer und
wes seid jr selber? [15] Bin ich nicht ewer Schepffer? Also bekennet auch David
in seinem schoenen [16] lobespruch, Da er von dem Vorrat zum Tempel zu Bawen
sagt .j. Paralip. 29.: [17] [1. Chron. 29, 14] ‘Es ist alles dein, HERR, Und
wir Opffern dir, was wir von deinen Henden [18] empfangen haben’.
[19] [Ps. 50,
10ff.] Eben also redet er auch vom Opffer dieses Tempels, Psal. 50.: ‘Was wolt
[20] jr mir Opffern? Meinstu, ich muesse Rindfleisch fressen und bocksblut
trincken? [21] Wo her hastu deine Opffer, Rind, Schaff, Ziegen? Jsts nicht
zuvor alles [22] mein? Wes sind alle die Rinder, Schafe, und alles, was an der
weide gehet, [23] auff dem gantzen Erdboden? Hab ich sie nicht geschaffen, on
alle dein zuthun? [24] Wo woltestu sie nemen mir zum Opffer, wenn ichs nicht
dir zuvor gegeben [25] hette?’ Das ist so viel gesagt: Deiner Opffer darff ich
nicht, und solt nicht [26] dencken, das du mir damit dienest, als must ich sie
haben und kundte jr nicht [27] emperen, Sondern das ist die meinung, das du
solt erkennen, und bekennen, [28] durch solch Opffer, wie du alles von mir
hast, was du bist und hast, und [29] also mich deinen Gott und Schepffer,
ehren, loben und preisen. Ja umb der [30] ursache willen, hab ichs eine zeit
lang, Meine Opffer lassen nennen. Wo die [31] ursache aus ist, das ist das
Opffer nichts mehr.
[32] Gleich
wie ich den Tempel habe mein Haus genennet, nicht das ich darinne [33] wonen
mueste oder duerffte sein, das jr daran mir einen dienst thettet. Sondern [34]
umb ewrn willen, heisse ichs mein Haus, das jr drinnen Beten, mich [35] Loben
und anruffen solt, Denn es sol nicht mein Wohnhaus, sondern ewer [36] Bethhaus
sein. Ja ein Bethhaus sols heissen. Nu darffs noch kans umb [37] meinen willen
kein Bethhaus heissen. Denn ich habe niemand anzubeten noch [38] anzuruffen,
als ein Gott, der ich niemands bedarff. Wo man nu meines [39] Hauses anders,
denn als eines Beth [Bl. E iij] hauses brauchet, So ists eine [40]
Moerdergruben und nicht mein Haus, wie denn die thun, so da meinen, sie
[Seite 43]
[1] thun mir
grossen dienst mit dem werck, das sie mir ein Haus bawen, wollen [2] des
gerhumet sein, und die ehre selbs haben von solchem werck und gebew, als [3]
verdieneten sie damit grosse gnade bey mir. Da mus denn solch Haus zu [4]
grund, zu nicht und zerstoeret werden, als die allerschendlichst Moerdergruben,
[5] die nicht mehr Mein Haus, sondern des Teuffels eigen Helle ist.
[6] Wer nu
solchem verstand nach wil diese wort: ‘Mein Haus, Mein Reich’ [7] (wie gesagt)
vom Tempel und Volck Jsrael an diesem ort verstehen, der mus [8] forder1 auch
das auff sich nemen, das er beweise mit gutem starckem grunde, [9] wie der Tempel
zu Jerusalem und das volck Jsrael im lande Canaan noch [10] jtzt und bis daher,
sint der zeit Davids, jmer fur und fur blieben sey, weil [11] der Text hie
klerlich ausspricht, Davids Haus solle ewiglich bleiben, Und Davids [12] Son
Messia solle ewiglich in Gottes Hause und Reich sitzen, Wir Christen [13]
muessen bekennen, das wir solches nicht koennen beweisen, als die wir wissen,
[14] das Gottes Haus der Tempel zu Jerusalem bey 1500 jar in der asschen ligt2,
[15] Davids Haus und Koenigreich, und das volck Jsrael, auch bey 1500 jaren
nichts [16] gewest, noch regiment oder Reich im lande Canaan gehabt hat.3 Und
mussen [17] bey unserm vorigen verstand4 bleiben, das die wort: ‘Mein Haus’ und
‘Mein [18] Reich’ musse heissen das Ewige reich Gottes, da er ewiglich jnne
wonen wolle [19] und regieren, Welches sein und Davids Son Messia bawen solte,
durch seine [20] Allmechtige Goettliche macht und weisheit.
[21] Des5
lasst uns David selbs hoeren, wie er diese wort verstanden hat. So [22] [1.
Chron. 17, 15f.] stehet j. Paralip. 17.: ‘Da Nathan alle diese wort (wie droben
angezeigt) mit [23] David geredt hatte,
[24] Kam der
Koenig David und satzt sich fur dem HERrn und sprach: [25] Was bin ich, HERR
Gott? Und was ist mein Haus, das du mich [26] bis daher bringest?’
[27] Hje
zeigt David an, das er die Wort wol verstanden hat, da Gott durch [28] [1.
Chron. 17, 13f.] Nathan jm verhies: ‘Jch wil sein Vater sein, und er sol mein
Son sein, [29] Jch wil jn setzen in mein Haus, und in mein Koenigreich
ewiglich’. Darumb [30] spricht er: ‘Was bin ich? Was ist mein Haus, das du mich
bis dahin brin- [31] [Bl. E 4] gest?’ Es ist ia zu hoch und zu herrlich ding,
das du mir verheissest, [32] das mein Haus, Jch mein Son, solle dahin komen,
das er in deinem eigen [33] ewigen Reich, sitzen, Herr und Koenig sein sol.
HERR Gott, wo hin bringestu [34] mich? Er kans fur grossem wundern nicht sagen,
und nennets, Bis dahin, [35] Wohin? Wohin? mein lieber Gott, sol ich (das ist)
mein Fleisch und Blut, [36] dir Gleich sitzen, in deinem ewigen Reich? So wird
mein Fleisch und Blut, [37] Mein Son und dein Son, rechter wahrhafftiger Gott
sein muessen, der dir [38] gleich sitzet. Ah Gott, wo bringestu mich hin?
Folget:
[Seite 44]
[ 28 enigen
A1]
[1] [1.
Chron. 17, 17] ‘Du hast angesehen mich, als in der gestalt eines Menschen, [2]
der in der Hoech Gott der HERR ist.’
[3] Sast alle
ander Ebreisten Dolmetzschen hie viel anders1, Ettliche aber, als [4] Bernhard
Ziegeler2, geben mir kundschafft3, das es kan und solle nach [5] der Grammatica
also verdolmetzscht werden, wie ichs jtzt verdeudscht habe. Hie [6] mit
bekennet nu David klerlich, das sein Son Messia solle gewislich ein rechter [7]
[Phil. 2, 7] Mensch sein, in aller gestalt, weise und masse wie ein ander
Mensch, Philip. 2. [8] Und doch, Uber werds und in der Hoehe, da kein Menschen
weise, Sondern allein [9] Gott ist und Regirt, sol er Gott der HERR sein, Das
ist (sage ich) klerlich die [10] meinung Davids mit durren worten heraus
gesagt. Darumb er droben sagt: [11] Wohin? Wohin? lieber Gott, bringestu mich?
Und hie: Wo fur sihestu doch [12] mich unwirdigen Menschen an? das mein Son sol
in deinem ewigen Reich Koenig [13] sein. Er verstehets wol, das in Gottes
ewigem Reich Koenig sein, niemand [14] gebueren mag, denn der ein rechter Gott ist.
Weil nu der Son Davids Mensch [15] ist, und ein ander Person, denn der Vater,
so jn in sein Koenigreich setzt, und [16] doch nicht koennen zween oder mehr
denn ein Einiger Gott sein. So schleusst [17] hie mit David, Das sein Son
Messia mus rechter natuerlicher Gott sein, und [18] doch kein ander Gott, denn
der Vater. Sondern ein ander Person, in der [19] selbigen einigen
unzertrenneten Gottheit. Und der Heilige geist, der solchs [20] durch Nathan
und David, als rechter Gott, vom Vater und Son, redet, die [21] dritte Person
in der selbigen einigen Gottheit ist.
[22] Das ist
die lere und Glauben des Newen Testaments. Nemlich, das [23] Jhesus Christus
von Nazareth, Davids und der Jungfrawen Marien Son, [24] rechter Mensch sey,
Gottes naturlicher ewiger Son, mit dem [Bl. F 1] Vater [25] und Heiligen geist,
ein Einiger Gott und drey unterscheidliche Personen. Weil [26] nu Davids wort,
an diesem ort, solchen verstand gerne geben, nach aller art [27] Ebreischer
sprachen4, sollen wir Christen keinen andern verstand drinnen suchen [28] noch
achten, sondern diesen den einigen, allein rechten verstand, Alle ander [29]
deutung fur Menschlichen nichtigen dunckel5, halten. Das newe Testament [30]
kan nicht feilen6, Also das Alte Testament auch nicht, wo sichs reimet7, und
[31] dem newen ehnlich8 ist.
[Seite 45]
[ 23 Augen A1
ohren B]
[1]
Moechtestu hie fragen: Geben die wort Davids und Nathan so klerlich [2] den
artickel von der Gottheit Christi, Wie gehets zu, das weder die heiligen [3]
Veter, noch kein ander Lerer, solchs gesehen oder jemals gerueret haben, Und
[4] jr newen Jungen Ebreisten habts nu erst ersehen? Warumb sehens die Rabinen
[5] der Juden nicht? Antwort: Die Ebreische sprach ist nach der Apostel zeit
[6] wenig und ubel bekand gewest. Haben sich die lieben Veter und Lerer am [7]
newen Testament gnuegen lassen, darin sie solchs und alles Reichlich und
uberfluessig [8] haben. Die Propheten aber und Apostel habens wol gesehen, wie
wir [9] hernach hoeren werden. Das aber die Rabinen nicht sehen, Da gehets
gantz [10] recht zu, Denn wer blind ist, der sol nichts Sehen1, wie Jsa. 6. von
jnen [11] [Jes. 6, 9] sagt: ‘Mit sehenden Augen werdet jr Blind sein’, Wer von
denen lernen mus, [12] der wird auch Blind gewislich. Zwar wir selbs wuerdens
auch nicht sehen, [13] wo wir nicht durchs newe Testament erleuchtet, dem Alten
recht unter die [14] augen2 sehen kundten. Denn on das newe Testament ist das
Alte verdeckt [15] [2. Kor. 4, 3; vgl. 3, 14] 2. Corin. 4.
[16] Sihe
unser zeit an, da wir Predigen von der gnade Christi, wider die [17] vermessene
eigen Werck und Heiligkeit, wie viel der sind, die es sehen oder mit [18] ernst
an nemen, Woran feilets? Es wird ja so helle Gepredigt, Geleret, Gelesen, [19]
Geschrieben, Gesungen, Gemalet und auff alle weise getrieben3, das es [20]
schier solt Holtz und Stein verstehen, wenn sie ein wenig vernunfft hetten.
[21] Noch sehens nicht Bapst, Koenige, Fuersten, Bisschove, Gelerten, Herrn,
Adel, [22] Buerger, Baur, Sondern gehen fur uber, mit sehenden Augen blind, mit
[23] hoerenden ohren taub. Denn jr Hertz ist nicht da heime4, und stehet anders
[24] wo hin. Also haben die Propheten zu jrer zeit, von Christo auch klerlich
[25] gnug geweissagt, das er solt Gott und Herr uber alles sein, wie David hie
[26] thut. Aber wenig habens gegleubt oder geacht, die andern sind Blind und
[27] Taub dagegen gewest, haben jrem Hertzen nach gangen, und jrem dunckel5
[28] gefolget. Es heisst [Bl. F ij] Misterium, geheimnis, und bleibt Misterium,
Wers [29] verstehet und mit ernst meinet, der dancke Gott, und kere sich nicht
an den [30] andern grossen hauffen der verechter.
[31] Meinstu
nicht, das Jsaias diesen Text Davids mit vleis gelesen habe, da [32] [Jes. 9,
5f.] er spricht, Cap. 9.: ‘Ein Kind ist uns Geboren, Ein Son ist uns gegeben,
des [33] Herrschafft ist auff seiner Schulder, Und sein Name heisst, Wunderbar,
Rat, [34] Gott, Hellt, Ewig Vater, Friede Fürst, Das seine Herrschafft gros
werde, und [35] des Friedes kein ende, auff dem Stuel Davids und seinem
Koenigreich, das [36] ers zurichte und stercke mit gericht und gerechtigkeit,
von nu an bis in ewigkeit’. [37] Hie nimpt Jsaias dem Nathan das wort aus dem
Munde, da er von Messia [38] weissagt, das er ein Ewiger Koenig und Vater sein
sol, in Gottes Reich, und [39] er nennet jn auch: Gott, denn das wort El6
heisst wol nach den Buchstaben:
[Seite 46]
[ 18/19 als
Cap. fehlt A1]
[1] Krafft,
Aber wenns ein eigen name ist (wie hie) so heissts: Gott durch die [2] gantze
Schrifft, der allein Krafft hat, wie das beide, Juden und Ebreisten bekennen
[3] muessen. So stimmet nu Jsaia mit David und dem newen Testament, [4] Das
Christus sey ein Ewiger Koenig und rechter Gott, Darumb mus sein Reich [5] ein
Goettlichs ewiges Reich sein, auff dem Stuel Davids &c..
[6] Denn er
hat sonderlich das wort (Ewiges Reich) bewogen, Da Gott spricht [7] [1. Chron
17, 14] durch Nathan zu David: ‘Jch wil deinen Son in mein Reich setzen
ewiglich’, [8] und fuelet wol, das solchs geredt ist (wie David spricht) von
einem Menschen, [9] der droben in der hoehe, El, das ist: Gott sein muesse,
Denn Ewiges Reich [10] Gottes besitzen und Koenig drinnen sein kan nicht eines
schlechten Menschen [11] sein, Auch nicht ein Vergenglich, Zeitlich, Jrdisch
Reich sein, welchs ein ende [12] hat, und der Koenig Sterben mus mit seinen
Kindern nach im, Aber hie sol [13] der Son Davids ein ewiger Koenig im ewigen
Reich Gottes sein. Und wie [14] [Jes. 9, 6] Jsaias mit stimmet: ‘des Friedes
kein ende’, und er, der Son Davids, das [15] Kind, so uns Geborn und gegeben
ist, sol ein Ewiger Vater und Friede Fuerst [16] sein, ‘von nu an bis in
ewigkeit’. Darumb mus er Gott oder El sein, der [17] durch seine Goettliche
macht solchen ewigen Frieden geben und erhalten koenne.
[18] Solche
ewigkeit des Reichs Messia zeucht Jsaias an mehr oertern, als [19] [Jes. 51,
4f.] Cap. 51: ‘Merckt auff, mein Volck, hoeret mich, meine Leute. Denn von mir
[20] sol ein gesetz ausgehen, und mein Recht wil ich zum Liecht der Voelcker
stellen. [21] Meine Gerechtigkeit ist nahe und mein Heil ist ausgangen.’ Und
bald [22] [Jes. 51, 6] hernach: ‘Mein heil sol ewig bleiben, und meine
gerech-[Bl. F iij]tigkeit sol [23] kein ende haben’, Dis ist die ewige
Gerechtigkeit, davon auch Daniel sagt 9.: [24] [Dan. 9, 24] ‘Siebentzig Wochen
sind bestimmet, das die Ewige gerechtigkeit kome.’ Und ist [25] Messias, wie es
alle alten Ebrei verstanden haben. Ewige gerechtigkeit aber, [26] und Heil, kan
kein schlechter Mensch noch Engel sein, Sondern mus Gott selber [27] sein, und
doch Davids Son naturlicher Mensch, und ein ander Person, von [28] dem, der von
jm redet, und jn nennet, mein Heil, meine Gerechtigkeit, Die [29] dritte Person
ist der Heilige geist, der solchs redet von den beiden, Also nennet [30] [1.
Kor. 1, 30] jn das newe Testament auch j. Corin. j.: ‘Jhesus Christus ist uns
von Gott [31] worden eine Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erloesung’,
Das reimet sich [32] mit Jsaia und Jsaia mit Paulo.
[33] [Jes.
60, 19f.] Jtem Jsaie 60.: ‘Die Sonne sol dir nicht mehr des Tages scheinen, und
[34] der Glantz des Monden sol dir nicht Leuchten, Sondern der HERR wird dir
[35] ein ewiges Liecht sein, und dein Gott wird deine Herrligkeit sein. Deine
[36] Sonne wird nicht mehr unter gehen, und dein Mond wird nicht mehr den [37]
Schein verlieren, Denn der HERR wird dir ein Ewiges Liecht sein, und die [38]
tage deines Leides sollen ein ende haben.’ Hie stehet klar, das unser Ewiges
[39] Liecht solle der HERR und unser Gott selbs sein, Und redet ein HERR von
[40] dem andern, Ja durchs gantz Capitel redet nicht Jsaias, sondern der HERR,
[Seite 47]
[1] und
spricht alhie: ‘Der HERR wird dein Ewiges Liecht sein’. Wer ist der [2] HERR,
der solches spricht? on zweivel Gott der Vater. Wer ist der HERR, [3] von dem
er spricht: ‘Der HERR wird dein Ewiges Liecht sein?’ On zweivel [4] Gott der
Son Jhesus Christus, Denn hie stehet der grosse name Gottes Jehova, [5] den wir
in unser Biblia mit diesen grossen Buchstaben Schreiben: HERR, [6] zum
unterschied der andern namen, Wer ists denn, der solchs durch die zungen [7]
Jsaia redet? On zweivel, Gott der Heilige Geist, der durch die Propheten [8]
redet, und fueret ein die Person des Vaters redend von dem Ewigen Liecht, das
[9] ist von seinem Son Jhesu von Nasareth, Davids und Marien Son.
[10] Solch
ewig Liecht, Ja solcher HERR, kan auch kein schlechter Engel noch [11] Mensch
sein. Und hierin stimmet Jsaias weissagung mit dem Newen Testament, [12] da
unser HErr Jhesus Christus sich selbs offt ein Liecht nennet, Joh. j.: [13]
[Joh. 1, 4f.] ‘Das Leben war das Liecht der Menschen, Und das Liecht leuchtet
in die [14] Finsternis, Aber die Finsternis begreiffens nicht’. Weil nu solchs
sich mit [15] dem Newen Testament reimet, sol man Jsaias weissagung, froelich
und nicht [16] anders, denn von [Bl. F 4] Jhesu Christo verstehen, der uns
nicht ein Reich [17] unter dieser Sonnen und Mond bereitet hat, das da
vergehet, Sondern wil [18] selber unser ewiges Liecht, Sonne und Mond, Leben
und Heil sein, wie er [19] [Jes. 51, 6] droben sagt 51.: ‘Hebt ewer Augen auff
gen Himel, und sehet herunter auff [20] Erden, Der Himel wird wie ein Rauch
vergehen, Und die Erde wie ein Kleid [21] veralten, Und die drauff wonen,
werden dahin sterben, wie ein Nichts, Aber [22] mein Heil sol ewig bleiben, Und
meine Gerechtigkeit sol kein Ende haben.’
[23] Lieber,
sage mir, kan auch dieser und des gleichen spruechen, neben sich leiden [24]
der Jueden tollen Verstand von jrem Messia, der ein Sterblicher, Weltlicher
[25] Koenig sein sol, zu Jerusalem auff Erden, So Gott hie gegen ander1 hellt,
[26] seinen Messia gegen Himel und Erden, Und spricht: ‘Himel sol wie ein Rauch
[27] [2. Petri 3, 10] (das wird on Feur nicht geschehen 2. Pet. 3.) vergehen,
die Erde wie ein alt [28] Kleid verwesen, die Menschen wie ein Nichts dahin
sterben.’ Aber sein Heil, [29] das nahe ist, (spricht er) seine Gerechtigkeit, die
ausgangen, sol ewig bleiben [30] [Jes. 51, 15] und ein Ewiges Liecht sein,
‘Denn er ist der HERR selbs, und dein Gott’. [31] Hie sihestu, ob Jsaias die
wort Nathan j. Paral. 17. verstanden habe, da er [32] [1. Chron. 17, 13] Gott
einfueret: ‘Jch wil sein Vater sein, Und er sol mein Son sein, Jch wil [33] [1.
Chron. 17, 17] in setzen in mein Koenigreich ewiglich’. Und Davids wort, da er
spricht: ‘Du [34] hast mich angesehen als in der gestalt eines Menschen, der
droben in der hoehe [35] [2. Sam. 7, 19] Gott der HERR ist’, und 2. Reg. 7.:
‘Das ist eine weise eines Menschen, der [36] der HERr HErr ist’, ubi Latinus2
habet: Ista est Lex Adam, Domine Deus, [37] Et nihil significat.
[38] [Dan. 7,
13f.] Lasst uns Daniel auch sehen, der spricht Cap. 7.: ‘Jch sahe im gesicht
des [39] nachts, und sihe, Es kam einer in wolcken des Himels wie eines
Menschen [40] Son, bis zu dem Alten, und ward fuer den selben bracht, der gab
im Gewalt, [41] Ehre und Reich, das jm alle Voelcker, Leute und sprachen dienen
solten. Sein
[Seite 48]
[ 8 wer |
denn B (den fehlt)]
[1] Gewalt
ist Ewig, die nicht vergehet, und sein Koenigreich hat kein ende’. Diesen [2]
spruch koennen und verstehen die Christen wol, doch wollen wir auch sehen, [3]
wie er sich mit dem Newen Testament reimet1, Ein Menschen Kind sihet er [4] in
den Wolcken. On zweivel, das sein Reich nicht Jrdisch, Vergenglich, noch [5]
Zeitlich, sondern Himlisch und Ewig sein sol, wie er spricht: Der Alte, das [6]
ist Gott der Vater, gab im Gewalt uber alles, Und seine Gewalt sol Ewig [7]
sein und kein ende haben, Diese Ewigkeit oder Ewiges Reich, kan keiner
schlechten [8] Creatur, weder Engel noch Menschen gegeben werden, [Bl. G 1]
Denn es ist [9] Goettliche Gewalt und Gottes eigen Gewalt, Was wuerde oder
koendte Gott behalten [10] oder haben, wenn er die Ewige Gewalt und Ewiges
Reich von sich [11] gebe? Nichts uber all behielte er, und woerde selbs zu
nicht, weil ein ander [12] da ist, der die Ewige Gewalt hat. Es kan ia uber und
ausser der Ewigen [13] Gewalt nichts sein. Ewig Gewalt begreiffts alles, und
lesst nichts anders oder [14] groessers uber sich oder ausser sich sein, Es mus
Gott selber sein und nichts anders.
[15] Hie gibt
der text Daniel auf gewaltiglich den Artickel von der Gottheit [16] in drey
Personen, und von der Menscheit des Sons, Denn es mus eine andere [17] Person
sein, die da gibt, und ein andere, die es empfehet. Nemlich, der Vater [18]
gibt die Ewige Gewalt dem Sone, und der Son hat sie vom Vater, Und das [19]
alles von ewigkeit her, Sonst were es nicht eine Ewige Gewalt. So ist der [20]
Heilige Geist da, ders durch Daniel redet, Denn solch hoch heimlich ding [21]
kundte niemand wissen wo es der Heilige Geist nicht durch die Propheten [22]
offenbart, wie droben offt gesagt, das die heilige Schrifft durch den Heiligen
[23] Geist gesprochen ist. Daneben ist der Son gleich wol auch ein Menschen
kind, [24] das ist, ein rechter Mensch und Davids Son, dem solche Ewige Gewalt
gegeben [25] wird, Also sehen wir, wie die Propheten, das wort, Ewig, wol
angesehen und [26] [1. Chron. 17, 14] verstanden haben, da Gott durch Nathan zu
David spricht: ‘Jch wil meinen [27] und deinen Son in mein Ewiges Reich
setzen’.
[28] Hie
stoesset sich nu fraw kluglinne2, die Vernunfft, die zehen mal Weiser [29] ist,
denn Gott selbs, und fragt: Wie kan Gott seine Ewige Gewalt von sich [30] einem
andern geben? Was behielte er selbs? ist doch droben gesagt, das Gott [31]
[Jes. 42, 8] Jsaie 52. spricht: ‘Jch wil meine Ehre keinem andern geben, noch
mein Lob [32] den Goetzen’, Sonderlich einem Menschen kan er sie nicht geben,
der nicht von [33] Ewig her gewest ist, wie Gott, Sondern hie zeitlich
angefangen, geborn und [34] sterblich ist, wie wir Christen von Jhesu, Davids
und Marien Son, bekennen [35] und Predigen. Solcher art hochverstendige Leute
sind auch die Jueden, Mahmet, [36] Tuercken und Tattern, die koennen das
unbegreiffliche wesen Gottes in den [37] Leffel oder Nusschalen jrer Vernunfft
fassen und sagen, Gott habe kein Weib, [38] darumb koenne er keinen Son haben,
Pfu, Pfu, Pfu, dich an3, Teuffel mit
[Seite 49]
[ 3 wie] wo
AB]
[1] Juden und
Mahmet, und alle die, so der Blinden, Toerichten1, elenden Vernunfft [2]
schueler sind in diesen hohen sachen, die niemand verstehet, denn Gott [3]
allein, und wie viel der Heilige Geist uns davon durch die Propheten offenbart
[4] hat.
[5] [Bl. G
ij] Wir Christen, aus dem Newen Testament erleucht, koennen hie [6] zu richtig,
deudlich und fein antworten, also: Christus, unser HErr, hat zwo [7] Geburt,
oder zwo Natur, in einer unzertrenneten Person, Denn er ist ein [8] Christus,
nicht (wie der tolle Geist Nestorij narret2,) zween Christi. Nach [9] der
ersten Geburt hat er, nicht zeitlich, sondern von Ewigkeit her, vom Vater [10]
empfangen die ewige Gewalt oder Gottheit, Und der Vater hat sie jm gegeben [11]
gantz und voellig, wie er sie selbs hat von Ewigkeit. Nicht hat er sie jm also
[12] gegeben, das er sich derselbigen beraubet oder entledigt habe, Sondern die
selbige [13] Gewalt und kein andere, die er von Ewigkeit gantz und voellig
gehabt und [14] in Ewigkeit behelt, hat er dem Son gegeben, Denn es sind nicht
zwo Gottheit, [15] Sondern beider Personen ist ein einige Gottheit, Und bleibt
recht geredt, Jsa. 52: [16] [Jes. 42, 8] ‘Jch wil meine Ehre keinem andern
geben, noch mein Lob den Goetzen’, Denn [17] der Son ist kein ander Gott noch
Goetze, Sondern mit dem Vater ein einiger [18] rechter Ewiger Gott.
[19] [Joh.
16, 15] Hie von spricht er selbs Joh. 16.: ‘Alles, was der Vater hat, das ist
[20] mein’. Spricht nicht: der Vater hat nichts mehr, Jch habs alles allein,
oder [21] der Vater hats alles allein, Jch habe nichts. Sondern der Vater hats
alles, [22] Aber dasselbe alles, das er hat, das ist mein. Da ist ia klerlich
so viel gesagt, [23] Das der Vater und Son ein einige Gottheit haben, Und von
dem selben [24] alles, des Vaters, das des Sons ist, hats der Heilige geist
auch, wie er daselbs [25] [Joh. 16, 15] spricht: ‘Er wirds von dem Meinen
nemen’, Von welchem Meinen? On [26] zweivel von dem Meinen, das der Vater hat,
Also nimpt der Heilige geist, [27] von beiden dem Vater und Son, die selbige
voellige gantze Gottheit von ewigkeit [28] [Joh. 5, 26] her. Jtem Joh: 5.: ‘Wie
der Vater das leben hat in jm selber, Also [29] [Joh. 5, 21 u. 23] hat er dem
Son geben das leben zu haben in jm selber’, Und ‘wie der Vater [30] Todten
auffweckt und lebendig macht, Also auch der Son macht Lebendig, [31] welche er
wil, Auff das sie alle den Son ehren, wie sie den Vater ehren’. [32] Das alles
ist von der ersten Ewigen Goettlichen geburt gesagt.
[33] Nach der
andern, Zeitlichen, Menschlichen geburt, ist im auch die Ewige [34] gewalt
Gottes gegeben, doch Zeitlich und nicht von Ewigkeit her, Denn die [35]
Menscheit Christi ist nicht von Ewigkeit gewest, wie die Gottheit, Sondern,
[36] wie man zelet und schreibet, ist Jhesus Marien Son dis Jar 1. 5. 43. jar
[37] alt. Aber von dem Augenblick an, da Gottheit und Menscheit ist vereiniget
[38] in einer Person, da ist und heisst der Mensch Marien [Bl. G iij] Son,
Almechtiger
[Seite 50]
[ 38 zechten
A1]
[1] Ewiger Gott,
der Ewige gewalt hat und alles geschaffen hat und erhelt, [2] Per
communicationem idiomatum.1 Darumb, das er mit der Gottheit eine [3] [Matth.
11, 27] Person, und auch rechter Gott ist, Davon redet er Matth. 21.: ‘Alles
ist mir [4] [Matth. 28, 18] vom Vater gegeben’, Matth. ultimo: ‘Mir ist alle
gewalt gegeben in Himel [5] und Erden’. Welchem Mir? Mir Jhesu von Nazareth,
Marien Son und [6] Menschen geborn. Von Ewigkeit habe ich sie vom Vater, ehe
ich Mensch ward, [7] Aber da ich Mensch ward, hab ich sie zeitlich empfangen
nach der Menscheit, [8] und heimlich2 gehalten bis auff mein Aufferstehen und
Auffart, da es hat [9] [Röm. 1, 4] sollen offenbart und verkleret werden, wie
Sanct Paulus Rom. j spricht: ‘Er [10] ist verkleret oder erweiset ein Son Gottes
krefftiglich’, Johannes nennets verkleret [11] [Joh. 7, 39] Cap. 5.: ‘Der
Heilige Geist war noch nicht, Denn Jhesus war noch nicht [12] verkleret’.
[13] Sihe nu,
ob nicht Daniel fast auff den schlag3 redet, wie Jsaias, von [14] dem Menschen
Son, der das Ewige Reich von Gott empfehet, Und wie Nathan [15] und David
reden, Das Gott wolle Davids Son in sein Ewiges Reich zum [16] Koenige setzen.
Und das solchs geredt ist (spricht David) als von einem Menschen, [17] [1.
Chron. 17, 17] ‘der droben in der hoehe Gott der HERR ist’. Ah das wir Christen
[18] solche unaussprechliche Gnade so reichlich beide im Newen und Alten
Testament [19] erkennen, und nicht froelich sind und dancken, wie sichs
gebuert. Wunder were [20] es nicht, wenns ein Christen Hertz recht gruendlich
bedecht und ergriffe, das es [21] fuer Freuden Stuerbe, und fuer Freuden wider
Lebendig wuerde. Was ists doch [22] gros wunders? Das Gott Mensch ist, mit uns
Menschen Redet, Lebet, dazu [23] fur uns Stirbt, David erstummet und erstarret
fuer freuden, kan nicht mehr [24] [1. Chron. 17, 16] sagen, denn: ‘Was bin ich?
Was ist mein Haus? das du mich dahin bringest?’
[25] [1.
Chron. 17, 11ff.] Das ist noch alles von dem text 1. Paral. 17. geredt, auff
welchen, wie [26] droben gesagt, sich die Letzten wort Davids gruenden, das
Christus muesse rechter [27] Gott und Mensch sein. Und was mehr aus solchem
Text quillet, woellen wir [28] hernach (mit Gottes huelffe) weiter sehen, Denn
die Propheten nach David, und [29] er selbs auch viel draus genomen haben, von Christo,
das er Gott und [30] [Ps. 110, 1] Mensch sey. Als der 110. Psalm: ‘Der HERR hat
gesagt zu meinem Herrn, [31] setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde
lege zu deinem Fusschemel’. [32] Was kan heissen: zu meiner rechten sitzen,
anders, denn Gotte gleich sitzen? [33] das ist: in Gottes ewigem Reich sitzen,
Denn er sitzet jm nicht zun Heubten, [34] noch zun Fues-[Bl. G 4]sen, weder
hoeher noch nidriger. Sondern zur Rechten [35] jm gleich, das der Himel eben so
wol sein Stuel, und die Erde sein Fusbanck [36] [Matth. 28, 18] ist, wie er
spricht Matth. ultimo: ‘Mir ist gegeben alle Gewalt in Himel und [37] [Mark.
16, 19] Erden’, Und Marci ultimo: ‘Er ist auffgenomen gen Himel und sitzt zur
[38] [Matth. 22, 43ff.] rechten Hand Gottes’, Und da er Matth. 21. die
Phariseer fraget: ‘Jst Christus
[Seite 51]
[1] Davids
Son, wie nennet er jn denn im Geist (das ist: der Geist redet durch [2] jn)
seinen Herrn, da er spricht: Der HERR hat gesagt zu meinem Herrn, [3] setze
dich zu meiner Rechten? Kundten sie jm nichts antworten’.
[4] Sie
konnen auch heutes tages bis in Ewigkeit nicht drauff antworten, [5] Sie
lestern wol seer, allein zu wider uns Christen, mit ungeschickter boshafftiger
[6] geucherey1 auch wider jr eigen alten Rabinen und Lerer, davon magstu [7]
Liram2 daselbs lesen. Wir haben aber das Newe Testament, welchs sich nicht [8]
allein reimet mit diesem Psalmen, und der Psalm jm ehnlich ist, daran [9] wir
Christen (wie nu offt gesagt) gnug haben, das Alte Testament auff unsern [10]
verstand zu zihen3, und kan uns nicht feilen4, Sondern alle ander verstand [11]
mus feilen, So ist Christus selbs da, mit seinen Aposteln, die zeugen und [12]
zeigen uns diesen verstand mit reichen worten und wercken, Und ist dieser [13]
Psalm auch der oerter einer, da die drey Personen unterschiedlich5 in einer
[14] Gottheit verkundigt sind, welchs allein der Propheten und Christen
verstand [15] ist, durch den Heiligen geist gegeben. Juden, Mahmet, vernunfft
sollen hie [16] [Ps. 110, 1] von nichts wissen, Da ist der Vater, der spricht:
‘Setze dich zu meiner Rechten’, [17] Und ist Davids Son Christus, zu dem er
solchs spricht.
[18] Nu ist
der Vater nicht Christus oder Davids Son, Und Christus ist nicht [19] der
Vater, und sol doch dem Vater zur Rechten Hand gleich sitzen, einerley [20]
Reich, Gewalt, Ehre und alles haben, Denn Gott leidet keinen gleichen, der [21]
neben jm in gleicher Gewalt und Ehre sitze, Darumb mus Christus, Davids [22]
Son, rechter und mit dem Vater ein Einiger Gott sein, der jm gleich sitze, [23]
Sintemal nicht mehr denn ein Einiger Gott sein mus, wie das erste Gebot [24]
[2. Mose 20, 3] sagt: ‘Du solt kein ander Goetter neben mir haben’. So ist der
Heilige Geist [25] auch da, als der rechte einige Gott, der durch David und
alle Propheten mit [26] uns Menschen redet, und alle warheit von der Gottheit
uns offenbaret und [27] [2. Sam. 23, 2] leret, Wie David spricht: ‘der Geist
des HERRN hat durch mich geredt’, Und
[Seite 52]
[1] [Matth.
22, 43] Christus selbs Matth. 22.: ‘Wie nennet David durch den geist Christum
seinen [2] HErrn, so er sein Son ist?’ Freilich, on den Geist wuerde ers weder
nennen [3] noch [Bl. H 1] kennen, wie Christus sein Son und HERR were. Der
Heilige [4] geist aber ist nicht Christus, der Son, noch der Vater, Und kan
doch kein [5] ander Gott sein. Also schleusst sichs gewaltiglich1, das ein
einiger Gott, und [6] doch unterschiedlich drey Personen sind, Vater, Son,
Heiliger geist von ewigkeit [7] in Ewigkeit.
[8] [1.
Chron. 17, 16] Hie moecht jemand bewegen2, Warumb David spricht: ‘Was bin ich?
[9] [1. Chron. 17, 17] Was ist mein Haus?’ Jtem: ‘Du hast mich angesehen, wie
einen Menschen, [10] der in der hoehe Gott der HERR ist?’ Hat doch Gott nicht
zu jm gesagt: [11] ‘Du solt mein Son sein, Jch wil dich in mein Ewiges Reich
setzen?’ [12] [1. Chron. 17, 13f.] Sondern so sagt er: ‘Dein Son sol mein Son
sein, denselben wil ich in mein [13] Ewiges Reich setzen’. Wie endert denn
David die wort Gottes, und deutet [14] sie auff sich, als sey Er der Mensch,
der in der hoehe Gott der HERR ist? [15] Wolan, David ist der Vater dieses Sons
(wie du hoerest) und aus seinem [16] Hause, und von seinem Fleisch und Blut sol
er komen, Nu ists also in der [17] Natur, das sich ein Vater der Herrligkeit
seines Sons ia3 so hoch und wol [18] hoeher frewet, denn der Son selbs, dem er
alle Ehre und Gut goennet, und [19] viel mehr denn jm selbs. Widerumb der Hohn
und Schmach, dem Son angelegt4, [20] viel hoeher jn verdreusst, denn so es jm
selbs widder fuere, Darumb [21] rhumet sich nicht allein David, Sondern auch
sein gantzes Haus (wie er spricht: [22] [1. Chron. 17, 16] ‘Was ist mein
Haus?’) der herrligkeit, das aus jrem Fleisch und Blut ein [23] solcher Son
komen sol, der zur Rechten hand Gottes sitzen werde.
[24] Also
lieset man in den Historien5, das ein Vater, den sie Chilo nennen, [25] fur
freuden gestorben sey, da er gehoeret, das sein Son den sieg behalten hatte
[26] in Olimpijs, Und eine Roemerin6, da sie nicht anders wuste, jr Son were im
[27] Kriege mit andern von Hannibal bey Cannas erschlagen, Und er Plotzlich
[28] gesund heimkompt, Jn dem blick7, da sie jn ansihet, fellt sie fur freuden
dahin [29] und stirbet. Also8 ist David hie so voller freuden und geists, das
er schier [30] nicht weis, wie und was er reden sol, Und nimpt sich seines
Sons, seines [31] Fleischs und Bluts ehre nicht anders an9, denn als were sie
jm selbs geschehen.
[32] Zu dem,
so steckt solcher Son Davids noch zur zeit in seinem Fleisch [33] und Blut. Und
ist nichts davon furhanden, denn er selbs David in seiner [34] Person, und mit
seinem Fleisch und Blut, Daher kunfftig der Son komen [35] solt. Denn diese
geschicht und wort sind geschehen zeitlich, ehe den Nathan [36] [Luk. 3, 31]
Davids Son (von welches Schnur10 Christus komen [Bl. H ij] ist Luce 3.) geborn
[Seite 53]
[ 16 einen
AB]
[1] ward, Ja
seine Mutter Bathsaba war noch nicht Davids Weib worden, Sondern [2] noch Urias
weib, ein gute zeit fur dem fall und Ehebruch. Darumb [3] ists nicht eine
unformliche1 Rede von einem Vater, Wenn er von seines Sons [4] herrligkeit Gott
Lobet und dancket, mit diesen oder der gleichen worten: Ah, [5] du lieber Gott,
was bin ich? Wo fur sihestu mich doch an? das du mich so [6] hoch ehrest, und
aus meinem Fleisch und Blut einen solchen Herren machest? [7] Jch bins ia, des
die ehre und freude ist, Denn es ist ia mein Fleisch und [8] Blut, das noch
jtzt in mir und an mir ist, kuenfftig sol geboren werden.
[9] Daher
wird auch unser HERR Christus offt in den Propheten mit dem [10] [Hos. 3, 5]
namen seines Vaters David genennet, Hosea 3.: ‘Darnach werden sich die [11]
Kinder Jsrael bekeren, und den HERRN jren Gott und David jren Koenig [12]
suchen, Und den HERREN und seine gnade ehren, in der letzten zeit’. Hie [13]
heisst David unser HERR Christus, und wird in gleiche ehre mit Gott gesetzt, [14]
und HERR genennet, den sie suchen und ehren werden. Es ist einerley suchen,
[15] damit sie Gott und jren Koenig suchen und ehren sollen, gleich wie wir mit
[16] einerley Glauben den Vater und Son ehren, Nicht mit einem andern Glauben
[17] den Vater, und mit einem andern den Son ehren. Und ist hie die dritte
Person, [18] der Heilige geist, der solchs durch Hosea mundlich redet, und uns
gleuben leret.
[19] [Hes.
34, 23f.] Jtem, Ezech. 34.: ‘Jch wil jnen einen Einigen Hirten erwecken, der
sie [20] weiden sol, nemlich meinen Knecht David, Der wird sie weiden und jr
Hirte [21] sein, Jch wil jr Gott sein, und mein Knecht David wird Furst unter
jnen [22] [Jes. 52, 13] sein’. Hie heisst Christus David und Gottes Knecht, wie
er auch Jsaie 53. [23] [Phil. 2, 7] ‘Gottes Knecht’ heisst, und viel orten
mehr. Dazu Paulus Philip. 2. Macht [24] einen Knecht aus jm, der jnen doch jmer
und jmer einen rechten Gott Predigt, [25] [Phil. 2, 5ff.] da er spricht: ‘Ein
jglicher sey gesinnet, wie Jhesus Christus, Welcher, ob er [26] wol in
Goettlicher gestalt war, hielt ers nicht fur einen Raub, Gotte gleich [27]
sein, Sondern eussert sich selbs und nam Knechtlich gestalt an &c..’ Las
uns [28] den Apostel fragen, wie er so ungeschickt mag reden, Jst Christus Gott
gleich, [29] wie kan er ein Knecht und in Knechts gestalt sein? Jst er ein
Knecht, wie [30] kan er Gotte gleich und in Gottes gestalt sein? Aber wir
Christen verstehen [31] und wissen solches alles wol, Aber die Juden verstocken
sich mit diesem spruch [32] Ezechiel getrost2, und wollen gewis sein, jhres
sinnes (ich wolt sagen) wahnsinnes, [33] Die las faren.
[34] [Jer.
30, 8f.] [Bl. H iij] Jtem Jeremia 30.: ‘Zu der zeit, spricht der HERR, wil ich
das [35] Joch von deinem halse zu brechen, und deine Bande zu reissen, Und
sollen nicht [36] mehr drinnen den frembden (oder wie frembde) dienen, Sondern
werden dienen [37] dem HERRN jrem Gott, und jrem Koenige David, den ich jnen
erwecken wil’. [38] Hie heisst Christus auch David, wie die Juden, alte und
newe, diesen spruch
[Seite 54]
[1] muessen
von Messia verstehen, On das sie das Joch und die Bande nicht recht [2]
verstehen, wollen das gefengnis zu Babylon draus machen1, Aber die gantzen [3]
drey Capitel nach ein ander Reden starck von der Erloesung, so Messia thun [4]
sol, das ist vom Tod und Sunden, so das Gesetz auff uns treibet2, davon [5]
Juden und Vernunfft nichts wissen, Es ist ein verstand fur die Christen, und
[6] was Christlich gewest ist, von anfang der welt &c..
[7] Gleich
wol macht Jeremia mit diesem spruch diesen seinen Koenig David [8] zum rechten
Gott, da er Gott und diesen David zu samen setzt, in einerley [9] dienst und
ehre, die jm das volck Jsrael thun solle, Denn wo dieser David [10] nicht
rechter Gott were, wuerde jn Gott nicht neben sich setzen und sprechen: [11]
[Jer. 30, 9] ‘Sie sollen dienen jrem Gott und jrem Koenige David’, Denn es
heisst: ‘du [12] solt keinem andern Gotte dienen, Sondern den HERRN, deinen
Gott, soltu [13] [5. Mose 6, 13f.; 10, 20] furchten und jm allein dienen’,
Deutero. 6. und 10. Und stimmen die wort [14] [1. Chron. 17, 14] Jeremia mit
dem spruch 1. Paral. 17.: ‘Jch wil deinen Son in mein Ewiges [15] [1. Chron.
17, 17] Reich setzen’, der ein Mensch ist, und zu gleich droben uberwerts3 ‘in
der hoehe [16] Gott der HERR’ ist, der mit dem Vater gleich geehret und jm4
gleich gedienet [17] wird, Hie bey mus der Heilige geist die dritte Person
sein, der solchs durch [18] Jeremia redet, und uns leret, das wirs gleuben und
verstehen, Und ist ein [19] Einiger Gott, neben dem wir keinen andern Gott
ehren noch dienen.
[20] [1.
Chron. 17, 11ff.] Hie mit solts nu wol gnug sein von dem Text 1. Paral. 17.
Darauff [21] sich Davids Letzten wort gruenden, Nemlich, das Christus sey Gott
und Mensch [22] von David geborn, das wir nu wol moechten wider zu den letzten
worten [23] Davids uns machen, die selben zu enden, darinnen er Christum seinen
Son [24] [1. Chron. 17, 17] bekennet und rhumet fur seinen Gott, nach dem
spruch: ‘Du hast mich angesehen [25] wie einen Menschen, qui superne vel in
supernis, vel in excelsis est [26] Dominus Deus. Der hoch droben oder in der
hoehe Gott der HERR ist’. [27] Denn das unser Latinischer Text in Vocativo
sagt: Domine Deus, gibt keinen [28] [2. Sam. 7, 19 (Vulg.)] verstand, so wenig,
als 2. Reg. 7.: ‘Ista est Lex [Bl. H4] Adam, Domine Deus’. [29] Das besser
were: ‘Ista est lex vel forma hominis, Domini Dei, seu qui sit, [30] Dominus
Deus &c..’ Davon jtzt gnug gesagt. Aber weil die Materia so gut [31] ist,
und leider wir der geringest hauffe mit den Propheten und Aposteln sind, [32]
die sich umb den Christum, den Gecreutzigten David und ewigen Gott annemen5,
[33] wollen wir, ehe wir die letzten Wort Davids letzen6, und ans ende [34]
bringen, weiter davon reden, zu stercken uns in unserm Glauben, zu verdries7
[35] allen Teuffeln, Juden, Mahmetisten, Papisten, und was diesem Son David
[36] feind ist.
[Seite 55]
[1] Und
Erstlich wollen wir Mosen, den heubtbrun, Quelle, Vater und Meister [2] aller
Propheten fur uns nemen, versuchen, ob er sich wolle lassen einen Christen [3]
machen, und uns beystehen, weil Christus selbs jnen1 Teuffet, Joh. 5 und [4]
[Joh. 5, 46] spricht: ‘Moses hat von mir geschrieben’. Hat er von jm
geschrieben, so hat [5] er freilich2 von jm auch geweissagt, gepredigt und
befohlen allen Propheten [6] nach jm, von Christo zu Schreiben und zu Predigen,
wie sie mit allem vleis [7] gethan, also das auch alle Juden, jung und allt,
wissen zu sagen, das ein [8] Messia hat komen sollen, Aber Mose ist jnen
begraben, das sie nicht wissen [9] koennen, wo er ligt. Darumb wollen wir zween
trewe gewisse Legaten oder [10] Bottschafft ausrichten3 und abfertigen, die
jnen suchen, finden, auffwecken und [11] herbringen sollen, Die heissen
Johannes Evangelista und Paulus Apostolus, [12] Was gilts, Sie werden treffen
und nicht feylen, Doch das du nicht vergessest, [13] was ich droben gesagt
habe. Jch wolte dis mal das furnemen, Wo der [14] Ebreische text sich gerne
gibt4 und reimet mit dem Newen Testament, das [15] solchs sey und sein solle
der einige rechte verstand der schrifft. Alles ander, [16] was Juden, Ebreisten
und wer sie sind, nach jrer zestipten5 und zemarterten6, [17] gezwungen
Grammatica, da wider plaudern, sol uns gewislich eitel luegen sein.
[18] [Joh. 1,
1 –3] Wolan S. Johannes fehet sein Euangelion also an: ‘Jm anfang war [19] das
WORT, Und das WORT war bey Gott, Und Gott war das WORT [20] Dasselbige war im
anfange bey Gott, Alle ding sind durch dasselbige gemacht,, [21] und on
dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist’. Dis sind S. Johannis, [22]
oder viel mehr des Heiligen geists rede, der alle ding lebendig macht, Nu las
[23] sehen, ob er Mosen hie mit finden, und von Todten aufferwecken koenne.
Denn [24] Moses hoeret seer leise7 und kompt frey8 daher und spricht: Hie bin
ich, Denn [25] eben wie du Johannes vom Wort redest, So hab ich auch [Bl. J 1]
geredt und [26] rede noch also, Und du nimpst mir die wort aus meinem Munde.
Denn also [27] hab ich auch geschrieben im anfang meines Buches, vom anfang der
Creatur: [28] [1. Mose 1, 3; 6; 9; 11; 1] ‘Gott sprach, Es werde liecht, und es
ward liecht, Gott sprach, Es werde eine [29] feste zwisschen den Wassern, Gott
sprach, Es samle sich das wasser unter dem [30] Himel an sondere oerter, das
man das Trocken sehe, Gott sprach, Es lasse die [31] Erde auffgehen Gras und
Kraut, Gott sprach, Es werden Liechter an der festen [32] und scheiden Tag und
Nacht’, und so fortan.
[33] Hie
stimmet Mose mit Johanne uberein, das im anfang der Creatur ein [34] Wort sey
gewest, durch welchs Gott alles gesprochen, das ist, geschaffen und [35]
gemacht hat. Und Mose Lisbet9 oder stammelt hie nicht, Sind auch nicht [36]
tunckel, ungewisse Rede, Die Grammatica ist auch gewis, Das, Wo ein Sprecher
[37] ist, da ist ein Logos, Wort oder Rede. Ob nu die Jueden, Ketzer, Mahmet jr
[38] eigen deutung hie ertreumen, dem Christlichen Glauben zu wider, da fragen
[Seite 56]
[ 30 herr A]
[1] wir
nichts nach, Wir haben den Text und Grammatica Moses fur uns, der [2] stehet
duerre1 und klar da, das im anfang und ausser allen Creaturn habe [3] Gott gesprochen,
und sey ein Wort da, durch welchs Gott alles spricht, wie [4] [Joh. 1, 3] uns
Sanct Johannes schreibet Joh. 1. Welchs Euangelion die lieben Veter, [5]
Hilarius, Augustinus, Cirillus &c.. reichlich und gewaltiglich haben
gehandelt2, [6] das nicht not ist, davon jtzt weiter zu schreiben, jre Buecher
sind fur handen, [7] Gnug ists dis mal, das wir selbs hie sehen und hoeren, wie
Mose ungezwungen [8] und ungedeutet3 von sich selbs so gleich und eben4 mit
Johanne sich reimet5, [9] das es auch die blinde vernunfft nicht leugnen kan,
Sondern nach der gewissen [10] Grammatica bekennen mus, das sie beide einerley
weise6 und rede fueren vom [11] Wort, durch welchs Gott im anfang alles
geschaffen und gemacht hat.
[12] Denn sie
wollen alle beide, Mose und Johannes, anzeigen, wo mit, und [13] durch welch
werckzeug, oder woraus Gott solch gros werck, die gantze Welt, [14] gemacht
habe. Aber, Da ist kein Ruestzeug, kein Holtz noch Stein, Lauter [15] nichts 7
ist da, daraus die Welt geschaffen ist, Sondern allein durchs Wort [16] ist
alles gemacht, Das Wort aber ist nicht gemacht, Sondern es ist bey Gott [17]
[1. Mose 1, 3] im anfang, da er alles machet, wie Mose hie saget: ‘Gott sprach,
es werde’ [18] dis und das &c.. Durchs Wort (sagt er) ists alles worden. Nu
kan ausser der [19] Creatur bey Gott nichts sein, das nicht Gott selber ist,
Darum mus [Bl. J ij] das [20] Wort Gott selber sein, so gros und mechtig als
Gott selbs, weil alle ding [21] durch dasselbige gemacht wird, Und kan doch
nicht die Person sein, die das [22] Wort spricht, Es mus der Sprecher und das
Wort zweierley sein, Widerumb [23] mussens nicht zween Goetter sein, weil nicht
mehr denn ein Einiger, Rechter, [24] Warhafftiger Gott ist, Und sein mus, ein
Einiger Schepffer Himels und der [25] Erden, nicht zween oder drey Schepffer
oder Goetter. Also zeuget Mose mit [26] Sanct Johanne, das Gott und das Wort
gewislich zwo unterschiedliche Personen, [27] und gleich wol alle beide ein
Einiger Schepffer und Gott sind, in dem [28] einigen Goettlichen wesen unzertrennet.
[29] Also hat
David Mosen gelesen und verstanden, da er spricht Psal. 34.: [30] [Ps. 33, 6]
‘Der Himel ist durchs Wort des HERRN gemacht, und alle sein heer durch [31] den
Geist seines Mundes’. Gemacht ist der Himel, und alles das drinnen [32] und
dran ist (spricht er), Lieber, woraus? Aus nichts, Durch was? Durch [33] sein
Wort und durch den Geist seines Mundes. Redet hie nicht David auch [34] gleich,
wie Mose, und wil auch schier mit gleicher rede sagen? Gott sprach, [35] Es
werde der Himel, und es ward der Himel, Jst aber der Himel mit allem, [36] das
drinnen ist, durch Gottes sprechen oder Wort worden und gemacht, So
[Seite 57]
[1] ist on
zweivel die Erde mit allem, das drinnen, auch durch dasselbige Wort [2] worden
und gemacht. Nu ist das Wort nicht der Himel noch Erden, noch [3] etwas, das
drinnen oder mit den selben durchs Wort gemacht ist. Darumb mus [4] es Gott
selber sein, und doch ia1 ein ander Person von2 dem sprecher, der [5] durchs
Wort alles macht, in einigem unzertrennetem wesen Goettlicher gewalt, [6] macht
und wirckung. Haben wir aber das Wort, so wollen wir die dritte [7] [Ps. 33, 6]
Person wol finden, da David hie sagt: ‘Und durch den Geist seines Mundes, [8]
alle sein heer’.
[9] Er sagt
nur ein mal: ‘Gemacht’, ‘Der Himel ist durchs Wort des HERRR [10] Gemacht, und
alle sein heer durch den Mund seines Geistes’. Drey Personen [11] nennet er
unterschiedlich, nemlich, Den HERREN, Sein WORT, Und seinen [12] Geist, und
setzt doch nicht mehr denn Einen Mecher, on alle unterscheid. Gemacht [13] ists
alles, von Wem? Von Einem Mecher, der ist der HERR, WORT, [14] Geist, Nicht
macht der HERR sein eigen Werck besonders, Das Wort machet [15] nicht sein
eigen Werck besonders, Der Geist macht nicht sein eigen Werck besonders, [16]
Es sind alle drey unterschiedliche Personen, ein Einiger Mecher eines [17]
jglichen [Bl. J iij] wercks, Und ein jglich werck ist aller drey Personen, als
[18] eines Einigen Mechers oder Meisters werck, Denn wie der HERR den Himel
[19] machet, So macht das Wort auch den selben und keinen andern Himel, So [20]
macht der Heilige geist auch den selben, und keinen andern Himel. Ein Einiger
[21] ist, ders macht, und ein Einiges Werck ist, das alle drey Personen machen.
[22] Widerumb, Wie der HERR machet alle heer des Himels durch seinen geist [23]
[Ps. 33, 6] (wie der Text da stehet: ‘Durch den Geist des HERRN ist alles heer
des [24] Himels gemacht’), So macht der Geist dasselbe, und kein ander heer des
Himels, [25] So machet auch das Wort dasselbe, und kein ander heer des Himels.
[26] Drumb
ist hie einem Christen wol zu mercken, das er, wie Athanasius [27] singet in
seinem Simbolo, nicht die Person in eine Person menge, oder das [28] einige
Goettliche Wesen in drey Personen teile oder trenne.3 Denn wo ich einer [29]
jglichen Person, von aussen in der Creaturn, ein sonderlich werck gebe, da die
[30] andern zwo nicht mit zu thun haben solten, So habe ich die einige Gottheit
[31] zertrennet und drey Goetter oder Schepffer gemachet, Das ist falsch.
Widerumb, [32] Wo ich einer jglichen Person, in wendig4 der Gottheit oder
ausser und uber [33] der Creatur, nicht ein sonderlich unterscheid gebe, die
den andern zweien nicht [34] gebuert, So habe ich die Personen in eine Person
gemenget, Das ist auch [35] falsch. Hie her gehoert die Regel S. Augustini:
Opera Trinitatis ad Extra [36] sunt indivisa.5 Die Werck, so von Gott
auswendig4 der Gottheit gemacht, [37] sind nicht zeteilen, Das ist, man sol die
Personen nicht teilen in die Werck
[Seite 58]
[1] einer
jglicher von aussen jr unterschiedlich Werck zu eigen1, Sondern die Person [2]
sol man inwendig der Gottheit unterscheiden, und doch allen dreyen auswendig
[3] ein jglich Werck on unterscheid zu eigen.
[4] Als, das
ich Exempel gebe, Der Vater ist mein und dein Gott und [5] Schepffer, der mich
und dich gemacht hat, Eben dasselbe Werck, das ich und [6] du sind, hat auch
der Son gemacht, ist gleich so wol mein und dein Gott [7] und Schepffer, als
der Vater. Also der Heilige Geist hat eben das selbige [8] Werck, das ich und
du sind, gemacht, und ist mein und dein Gott und Schepffer, [9] gleich so wol
als der Vater und Son. Noch sinds nicht drey Goetter oder [10] Schepffer,
Sondern ein Einiger Gott und Schepffer, unser aller beide. Hie [11] mit diesem
Glauben verware ich mich fur der Ketzerey Arij2, und seines gleichen, [12] das
ich das Einige Goettliche wesen [Bl. J 4] nicht zertrenne in drey Goetter oder
[13] Schepffer, sondern behalte im rechten Christlichen Glauben, nicht mehr,
denn [14] den Einigen Gott und Schepffer aller Creaturn.
[15]
Widerumb, wenn ich nu uber und ausser der Schepffung oder Creatur [16] gehe, in
das inwendige unbegreiffliche wesen Goettlicher natur, so finde ich, wie [17]
mich die Schrifft leret (denn vernunfft ist hie nichts), das der Vater ein
ander [18] unterschiedliche Person ist von dem Sone in der einigen
unzertrenneten ewigen [19] Gottheit. Sein unterscheid ist, das er Vater ist,
Und die Gottheit nicht vom [20] Sone noch von jemand hat. Der Son ein
unterschiedliche Persone ist vom [21] Vater in derselben einigen Vaterlichen
Gottheit, Sein unterscheid ist, das er [22] Son ist, und die Gottheit nicht von
sich selbs, noch von jemand, sondern [23] allein vom Vater hat, als ewiglich
vom Vater geborn. Der Heilige geist ein [24] unterschiedliche Person ist vom
Vater und Sone, in der selbigen einigen Gottheit, [25] Sein unterscheid ist,
das er der Heilige geist ist, der vom Vater und [26] Son zu gleich ausgehet
ewiglich, Und die Gottheit nicht von sich selbes noch [27] von jemand hat,
sondern beide vom Vater und Sone zu gleich und das alles [28] von ewigkeit in
ewigkeit. Hie mit diesem Glauben verware ich mich fur der [29] Ketzerey
Sabellij3 und seines gleichen, fur Juden, Mahmet, und wer sie mehr [30] sind,
die klueger sind, denn Gott selbs, und menge die Person nicht in eine Einige
[31] Person, Sondern behalte in rechtem Christlichen Glauben drey
unterschiedliche [32] Personen in dem einigen Goettlichen ewigen wesen, die
doch alle drey gegen uns [33] und die Creaturn, ein Einiger Gott, Schepffer und
Wircker ist aller dinge.
[34] Dis
alles ist villeicht uns Deudschen scharff4 oder subtil, und solt billicher [35]
in den Schulen5 bleiben, Aber weil der Teuffel den schwantz reget6, in dieser
[36] letzten zeit, als wolt er gerne allerley Ketzerey wider auffwecken, Und
die Welt [37] on das Luestern und Toll worden ist, newes zu hoeren, und
uberdrussig der
[Seite 59]
[ 13 helilige
A1]
[1] [2. Tim.
4, 3] heilsamen lere (wie Sanct Paulus weissagt), damit dem Teuffel die Thuer
[2] auffgesperret sind, hinein zu fueren, was er wil, So ists nutz und not, das
[3] doch ettliche, beide Leien und Gelerten, sonderlich Pfarrherrn, Predigere
und [4] Schulmeistere, von solchen noetigen Artickeln unsers Glaubens auch
lernen [5] dencken und Deudsch reden, Wem es aber zu schweer ist, der bleibe
mit den [6] Kindern bey dem Catechismo und Bete wider den Teuffel und seine
Ketzerey, [7] wider Juden und Mahmet, damit er nicht gefueret werde in
anfechtung, Darumb [8] weil wir drauff komen sind, wollen wir [Bl. K 1] denen,
so es gerne haben, [9] mehr gleichnis geben von dem Artikel, das die Einige
Gottheit nicht zertrennet, [10] noch die Personen in ein ander gemenget werden
sollen, unsern Glauben zu [11] stercken und zu bekennen.
[12] Am
Jordan, da Sanct Johannes den HERRN teuffet, thet sich der [13] Himel auff, und
fur der heilige Geist hernider leiblich in einer Tauben gestalt, [14] [Luk. 3,
22] Und des Vaters stim ward gehoert: ‘Dis ist mein lieber Son, an dem ich
wolgefallen [15] habe’, Luce 3. Hie ist die Taube eine Creatur, welche nicht
allein [16] der heilige Geist geschaffen hat, Sondern auch der Vater und Son,
wie gesagt, [17] das opera trinitatis ad extra sunt indivisa. Was Creatur ist,
das hat Gott [18] Vater, Son und Heiliger geist, zu gleich als ein Einiger Gott
gemacht, Noch [19] heisst die Taube allein der Heilige geist, oder, wie Lucas
sagt, ist allein der [20] Heilige geist hernider gefaren in der Tauben gestalt,
Und wuerde in keinen [21] weg1 der Christliche Glaube leiden2, das du woltest
sagen von der Tauben, [22] Das ist Gott der Vater, oder das ist Gott der Son,
Sondern must sagen, [23] das ist Gott der Heilige geist, ob wol Gott der Vater,
Son und Heiliger [24] geist ein Einiger Gott ist, das du gantz recht sagest von
der Tauben, das ist [25] Gott, und ist kein ander Gott mehr, und doch unrecht
sagest, das ist Gott der [26] Vater oder Gott der Son, Sondern must sagen, das
ist Gott der Heilige Geist.
[27] Also ist
da die Stimme, so da spricht: ‘Dis ist mein lieber Son &c..’ [28] Eine
Creatur, die nicht allein der Vater geschaffen hat, Sondern auch der Son [29]
und Heiliger geist, wie gesagt opera trinitatis, das ausser der Gottheit alle
[30] Creaturen zu gleich sind, von allen dreyen Personen, als von einem Einigen
[31] Gotte geschaffen, und gegen der Creatur alle drey Personen ein Einiger
Gott [32] ist. Und widerumb die Creatur gegen die drey Personen einerley und
nicht [33] dreierley Werck sind, Noch heisst und ist die selbige Stimme allein
des Vaters, [34] Und kanst, als ein Christ, hie von der stimme nicht sagen, Das
ist Gott der [35] Heilige Geist, oder das ist Gott der Son, Sondern must sagen,
das ist Gott [36] der Vater, ob wol Gott der Heilige geist, und Gott der Son,
und Gott der [37] Vater ein Einiger Gott ist, Das du gantz recht sagest von der
stimme, das [38] ist Gott, und ist kein ander Gott mehr, Doch unrecht sagest,
das ist Gott der [39] Son, oder Gott der Heilige geist, Sondern must sagen, Das
ist Gott der Vater.
[Seite 60]
[1] Gleich
dem ist zu reden von der Menschheit Christi, die ist an sich selbs [2] eine
rechte [Bl. K ij] Creatur, geschaffen zu gleich vom Vater, Son und Heiligem [3]
geist, Und ist nicht zu leiden im glauben, das der Vater allein, oder der Son
[4] allein, oder der Heilige geist allein diese Creatur oder Menscheit
geschaffen [5] habe, Sondern ist ein Opus indivisum trinitatis, Ein werck,
welchs alle drey [6] Personen, als ein Einiger Gott und Schepffer einerley
wercks geschaffen hat, [7] [Luk. 1, 35] wie der Engel Gabriel zu der Jungfrawen
Maria saget, Luce 1.: ‘Der Heilige [8] geist wird uber dich komen, und die
Krafft des Allerhoehesten wird dich uberschatten’: [9] Nicht allein ist der
Heilige geist da uber dir (spricht er), Sondern [10] auch der Allerhoehest, das
ist, der Vater wird dich uberschatten, mit seiner [11] krafft, das ist, durch
seinen Son oder Wort, Auch so1 sol, ‘das in dir Geborn [12] wird’, des
allerhoehesten Son sein und heissen, das also die gantze Dreifaltigkeit [13]
als ein Einiger Schepffer hie ist, und das Einige Werck, die Menscheit,
geschaffen [14] und gemacht hat, und doch die Person des Sons allein damit
vereiniget [15] und Mensch worden, nicht der Vater noch Heiliger geist.
[16] Und
kanst von diesem Menschen nicht sagen, das ist Gott der Vater, oder [17] das
ist Gott der Heilige geist, Sondern must sagen, das ist Gott der Son, [18] Ob
wol Gott der Vater, Son und Heiliger geist ein Einiger Gott ist, Das [19] du
gantz recht sagest von dem Menschen, das ist Gott und ist kein ander Gott [20]
mehr, doch unrecht sagest, Das ist Gott der Vater oder Gott der Heilige geist,
[21] Sondern must sagen, das ist Gott der Son, wie Sanct Paulus Col. 2. saget:
[22] [Kol. 2, 9] ‘Denn in Christo wonet die gantze fulle der Gottheit’, Und ist
doch damit der [23] Vater und Heiliger geist der selben Gottheit nicht
beraubet, Sondern mit [24] dem Son und Menschen Christo ein Einiger Gott.
Hieraus sihestu, wie die [25] drey Goettlichen Personen unterschiedlich
inwendig der Gottheit zu gleuben, und [26] nicht in eine Person zu mengen sind,
Und doch das Goettliche Einige wesen [27] nicht zu trennen, oder drey Goetter
zu machen, Sondern eusserlich gegen die [28] Creatur ein Einiger Schepffer sey,
so gar2 einig, das auch die Creatur, so [29] die Personen unterschiedlich an
sich nemen, aller drey Personen, als Einiges [30] Gottes einerley werck sind.
[31] Solch
hoch ding ettlicher massen zu begreiffen, geben die Doctores, sonderlich [32]
Bona ventura3 ein grob gleichnis. Als wenn drey Jungfrawen, einer unter [33]
sich4, ein Kleid anzoegen, Da sie alle drey das Kleid angriffen und der dritten
[34] anzoegen, und die dritte selbs auch mit gleich zu griffe, Da zihen alle
[Bl. K iij] drey [35] das Kleid der dritten an, Und wird doch allein die dritte
mit dem Kleide angezogen [36] und nicht die andern zwo, Also sol man hie
verstehen, das alle drey [37] Personen, als ein Einiger Gott die einige
Menscheit geschaffen und mit dem [38] Sone vereiniget habe, in seine Person,
das allein der Son Mensch sey, und
[Seite 61]
[1] nicht der
Vater, noch Heiliger geist. Eben so sol man auch verstehen die [2] Taube, so
des Heiligen geists Person an sich nimpt1, und die stimme, so des [3] [Apg. 2,
2f.] Vaters Person an sich nimpt. Jtem die feurigen Zungen am Pfingstage, [4]
darin des Heiligen geists Persone offenbart wird. Jtem der Wind, Und was [5]
man mehr vom Heiligen geist Predigt, das er thu in der Christenheit oder [6]
Heiligen Schrifft.
[7] Hie fragt
sichs billich, Warumb sprechen wir denn, oder viel mehr, [8] warumb leret uns
denn die Schrifft also sagen? Jch Gleube an Gott Vater [9] Schepffer Himels und
der Erden, und nicht auch den Son Schepffer nennen. [10] Jtem an Jhesum
Christum, der entfangen ist vom Heiligen geist. Jtem, das [11] der Heilige
geist Lebendig mache, und durch die Propheten geredt habe. Hie [12] werden ia
Eusserlich den Personen jr besondere unterschiedliche werck zu geeigent, [13]
wie sie selbs unterschieden sind. Dis ist einfeltigen Christen villeicht auch
zu [14] scharff, die mügen bey jrem einfeltigen Glauben bleiben, das Gott
Vater, Son [15] und Heiliger geist ein Gott sey &c.. Doch mus man in der
Christenheit hie [16] von reden, und lernen verstehen, dem Teuffel und seinen
Ketzern wider zu [17] stehen. Erstlich ists gewis, das Gott wil von uns erkand
sein hie im Glauben, [18] dort ewiglich im schawen, wie er sey ein Einiger Gott
und doch drey Personen, [19] [Joh. 17, 3] das ist unser ewiges Leben, Joh. 17.
Hie zu hat er uns sein Wort [20] und die heilige Schrifft gegeben, mit grossen
wunder zeichen und wercken bestettiget, [21] das wir drinnen lernen sollen,
Denn solten wir jn also erkennen, [22] muste ers warlich uns leren und sich
gegen uns offenbaren und erscheinen, [23] Von uns selber wuerden wir nicht in
Himel steigen2, und finden, was Gott [24] sey, oder wie sein Goettlich wesen
gethan ist. Nu hie zu braucht er sichtbarlichen [25] seiner Creatur, wie die
Schrifft uns leret, auff das wirs ergreiffen muegen, [26] Denn unsichtbar
Creatur bewegen unser sinnen nicht.
[27] Dem nach
mustu nu die Creatur zweierley weise ansehen. Auffs erst, als [28] eine Creatur
oder werck an sich selbs, absolute, so und von Gott geschaffen oder [29]
gemacht. Auff diese weise sind alle Creatur Gottes, das ist, aller drey
Personen [30] gleich Einerley werck, on [Bl. K 4] allen unterscheid, wie gesagt
ist, Denn sie geben [31] uns nach solcher weise kein unterschiedliche offenbarung
der drey Personen, weil [32] sie alle gleich einerley werck sind der drey
Personen, als des einigen Gottes. Zum [33] andern mal, mustu sie ansehen, nicht
an jr selbs absolute, sondern relative, [34] Nach jrem brauch, wie Gott der
selben braucht gegen uns. Hie nimpt Gott [35] sein geschepff, das alle drey
Personen geschaffen, als ein Einiger Gott, hat, [36] und braucht derselben, zum
bilde oder form gestalt, darin er sich offenbaret [37] und erscheinet. Hie
werden unterschiedliche bilder, gestalt, oder offenbarung [38] der drey
unterschiedlichen Personen, Also braucht er der Tauben, das [39] sie sol ein
bilde oder offenbarung sein, darin sich der Heilige geist offenbart, [40] Und
ist ein unterschiedlich3 bilde, das nicht den Vater noch Son uns zeiget,
[Seite 62]
[1] Sondern
allein den Heiligen geist unterschiedlich, Denn der Vater, Son und [2] Heiliger
geist wil, das die Taube sol unterschiedlich uns allein die Person [3] des
Heiligen geists zeigen und offenbaren, damit wir gewis werden, das Gottes [4]
einiges wesen gewislich drey unterschiedliche Personen seien von ewigkeit.
Darumb [5] [Luk. 3, 22] spricht Lucas 3.: ‘Der Heilige geist fur hernider in
leiblicher gestalt, wie [6] eine Taube’.
[7] Eben so
reden wir von dem Son, das er uns ist offenbart in der Menscheit, [8] [Phil. 2,
7] oder wie Sanct Paulus redet, ‘in Knechtlicher gestalt, geberdet1 wie ein
ander [9] Mensch’, Und diese gestalt oder Menscheit ist nicht des Vaters oder
Heiligen [10] geists bilde oder offenbarung, ob sie wol beide, des Vaters, Sons
und Heiligen [11] geists gleiche einerley Creatur ist, Sondern ist
unterschiedlich eine gestalt und [12] offenbarung allein des Sons, Denn so
hatts Gott, das ist, dem Vater, Sone [13] und Heiligem geist gefallen, Das der
Son, durch diese gestalt oder form der [14] Menscheit, unter den Menschen
offenbart und erkand wuerde als eine unterschiedliche [15] Person, vom Vater
und Heiligem geist, in einem ewigen Einigen [16] wesen Goettlicher natur. Dem
gleich sol man vom Vater reden, das er uns [17] offenbart ist, in der stimme,
Diese gestalt oder forme ist nicht des Sons oder [18] Heiligen geists form oder
offenbarung, Sondern allein des Vaters, Der in [19] solcher unterschiedlichen
form hat uns wollen bekand werden, als ein unterschiedliche [20] Person vom Son
und Heiligem geist, in einem unzertrenneten Goettlichen [21] wesen.
[22] Nim dir
auch aus der Grammatica ein grob Exempel, Wenn der Priester [23] teuffet, oder
Absolvirt, und spricht, Jm namen des Vaters, und des Sons, [24] und Heiligen
geists. [Bl. L 1] Diese wort allesampt sind Gottes geschepff und [25] werck in
unserm munde (so wol als wir selbs und was wir haben), Und ist [26] keines
unterschiedlich, des Vaters allein, oder des Sons allein, oder des Heiligen
[27] geists allein, Sondern aller dreyer Person, des Einigen Gottes einerley
geschepff, [28] Aber nach der deutung oder offenbarung mustu nicht sagen, das
dis Wort ‘des [29] Vaters’ bedeute alle drey Personen, Sondern unterschiedlich
allein den Vater, [30] Das wort ‘des Sons’ unterschiedlich allein den Son, Das
wort ‘des Heiligen [31] geists’ unterschiedlich allein den Heiligen geist, in
einer Einigen Gottheit, die [32] uns durch solche wort oder deutung offenbart
wird, das drey unterschiedliche [33] Personen sind, in der einigen Gottheit,
Denn er nicht spricht, Jn den Namen, [34] als vieler, oder als hette ein
igliche Person einen sonderlichen namen und [35] wesen, Sondern im namen
(spricht er) als in einem namen eines wesens, und [36] doch drey
unterschiedliche Personen.
[37] Also sihestu,
das die Creatur zweierley weise anzusehen ist, ut Res et [38] signum, das sie
ettwas fur sich selbs ist, von Gott geschaffen, Und auch gebraucht [39] wird
etwas anders zu zeigen oder zu leren, das sie selbs nicht ist. [40] Der Rauch
ist ein Res, ein ding fur sich selbs, und doch auch ein zeichen eines
[Seite 63]
[1] andern
dinges, das er nicht ist, Sondern zeiget und offenbaret dasselbe, nemlich, [2]
das Feur. Davon schreibet Sanct Augustinus viel de doctrina Christiana1, [3]
Aber hie ists in dieser hohen sachen ettwas mehr, Denn die Menschheit Christi
[4] ist nicht ein schlecht zeichen oder ledige2 gestalt, gleich wie die Taube
auch nicht [5] ein ledige gestalt, und die stimme nicht ein ledige gestalt oder
bilde, Sondern [6] die Menscheit, darin Gottes Son unterschiedlich offenbart
wird, ist voll, und [7] mit Gott in eine Person vereiniget, die ewig sitzen
wird zur rechten Gottes [8] [1. Chron. 17, 12] in seinem Reich, wie droben
David verheissen ist, 1. Paral. 17. Die Taube ist [9] eine gestalt vom Heiligen
geist, eine zeit lang angenomen sich zu offenbaren, [10] nicht mit jm in eine
Person vereiniget ewiglich, sondern wider verlassen, wie [11] die Engel
Menschen gestalt an nemen, darinnen erscheinen und wider verlassen. [12] Also
ists auch gethan3 mit der stim des Vaters, Denn da ist keine verheissung, [13]
das so solt ewiglich bleiben, Sondern ist eine zeitliche offenbarung.
[14] Wenn wir
nu im Kinder Glauben4 sprechen: Jch gleube an Gott den [15] Vater allmechtigen,
Schepffer Himels und der Erden, ist nicht die meinung, [16] das allein die
Person des Vaters solt allmechtig Schepffer und Vater sein, [17] Sondern der
Son ist eben so wol [Bl. L ij] allmechtig, schepffer und Vater, [18] Der
Heilige geist auch so wol, allmechtig, schepffer und Vater, und doch nicht [19]
drey allmechtige Schepffer, Veter, sondern ein Einiger, allmechtiger Schepffer,
[20] Vater, Himels und der Erden, und unser aller. Gleich, wie der Vater unser
[21] Heiland und Erloeser, Der Son unser Heiland und Erloeser, Der Heilige geist
[22] unser Heiland und Erloeser, und doch nicht drey Heilande noch Erloeser
sind, [23] sondern ein Einiger Heiland und Erloeser ist. Gleich wie der Vater
unser [24] Gott, der Son unser Gott, der Heilige geist unser Gott, doch nicht
drey [25] Goetter, sondern ein Einiger Gott ist, Also Heiliget der Heilige
geist die [26] Christenheit, der Vater auch, der Son auch, und sind doch nicht
drey Heiliger [27] oder Heiligmacher, sondern ein Einiger Heiligmacher &c..
Opera trinitatis ad [28] extra sunt indivisa.
[29] Es ist
aber alles geredt darumb, das wir unterschiedlich drey Personen [30] in der
Einigen Gottheit gleuben und erkennen, Und ia nicht die Person mengen, [31]
noch das wesen trennen. Die unterschied des Vaters (wie gehort) ist, das er
[32] die Gottheit von niemand hat, sondern sie von ewigkeit, durch die ewige
geburt [33] dem Son gegeben hat, Darumb ist der Son Gott und schepffer gleich
dem [34] Vater, Aber das hat er alles vom Vater, nicht widerumb der Vater vom
[35] Son, Denn das der Vater Gott und schepffer ist, das hat er nicht vom Son,
[36] sondern das der Son Gott und Schepffer ist, das hat er vom Vater, Also
[37] hat der Vater oder Son vom Heiligen geist nicht, das er Gott und Schepffer
[38] ist, Sondern das der Heilige geist Gott und Schepffer ist, das hat er vom
[39] Vater und Sone, Also stehet nu das wort Gott Allmechtig, Schepffer, bey
[Seite 64]
[ 33 ansehen
A2]
[1] dem Vater
und nicht bey dem Son und Heiligem geist, zu mercken die unterscheid [2] des
Vaters, vom Son und Heiligem geist in der Gottheit. Widerumb [3] die
unterscheid des Sons vom Vater und Heiligem geist, des Heiligen geists [4] vom
Vater und Sone, nemlich, das der Vater ist der ursprung oder quelle [5] (so
mans so nennen solt, wie die Veter thun) der Gottheit, Von welchem sie [6] der
Son hat, und der Heilige geist vom Son und Vater in ewigkeit, und [7] nicht
widerumb.
[8] Uber
solche innerliche der Personen unterscheid ist nu die eusserliche unterscheid,
[9] da der Son und Heiliger geist innen offenbart ist, Der Son in der [10]
Menscheit, denn der Son ist allein Mensch worden, vom heiligen Geist empfangen,
[11] von Maria der Jungfrawen geborn, fur uns gelidden, gestorben &c.. wie
der [12] Glaube weiter leret, doch das gleich wol [Bl. L iij] recht heisst,
Gott ist fur uns [13] gestorben, denn der Son ist Gott, und ist kein ander Gott
mehr, Sondern [14] mehr Personen in der selben Gottheit. Der Heilige geist ist
allein unterschiedlich [15] offenbart, in den feurigen Zungen, gaben,
mancherley sprachen und [16] wunderzeichen &c.. Ob wol die Menscheit von
allen dreien Personen gemacht, [17] und die feurigen Zungen, die gaben des
Heiligen geists, aller dreier Personen [18] geschepff und werck sind, wie nu
gnugsam auff dis mal gesagt ist. Man hat [19] hie von koestliche Buecher, Sanct
Augustini, Hilarij, Cirilli1, Und ist solcher [20] artickel im Bapstum und bey
den Schultheologen rein blieben, das wir mit [21] jnen darueber keinen zanck
haben.2
[22] Hie
bekoemern sich ettliche, ob sie die Person des Vaters nennen, wenn [23] sie
beten, Vater unser, oder das Goettliche Wesen, Wunder ists nicht, das einem
[24] Menschen in diesem uber und uberwunderlichen unbegreifflichen artickel
wunderliche [25] gedancken einfallen, der zu weilen einer mislinget, oder ein
wort misret, [26] Aber wo der grund des Glaubens fest bleibet, werden uns
solche splitter, [27] spenlin oder strohalmen nicht schaden, Der grund aber des
Glaubens (wie [28] gehoert) ist, das du gleubest, Es sind drey Personen in der
Einigen Gottheit, [29] Und ein jgliche Person ist derselbige einige volkomener
Gott, das also die [30] Person nicht gemenget, das wesen nicht zertrennet
werde, Sondern unterschied [31] der Personen und Einigkeit des wesens bleibe,
Denn das ists, des sich die [32] [1. Petri 1, 12] Engel in ewigkeit nicht sat koennen
(wie Sanct Petrus sagt) sehen und wundern, [33] Und daruber ewig selig sind,
Und wo sie es zu ende aussehen kundten, wurde [34] jr seligkeit auch aus sein,
und ein ende haben, wie wir auch solchs sehen [35] [Joh. 17, 3] werden und
dadurch ewig selig sein, wie der HERR spricht, Joh. 17.: ‘Das [36] ist das
Ewige leben, das sie dich und, den du gesand hast, Jhesum Christum [37]
erkennen’. Jn des mus der Glaube sich am Wort halten, Vernunfft kan [38] nichts
hie thun, denn sprechen, Es sey unmueglich und wider sich selbes, das [39] drey
Person, ein jgliche volkomener Gott, und doch nicht mehr denn ein Einiger
[Seite 65]
[1] Gott sey,
und allein der Son Mensch sey, Wer aber den Vater und Son hat, [2] dem wird der
Heilige geist wol bekand werden, vom Vater und Son.
[3] So hastu
droben gehoeret, das der Vater ist unser aller Gott und Vater, [4] der Son ist
unser aller Gott und Vater, der Heilige geist ist unser aller Gott [5] und
Vater, Und ist doch nicht mehr, denn ein Einiger Gott unser Vater, Denn [6] das
wesen ist unzertrennet, [Bl. L 4] drumb welche Person du Nennest, so hastu [7]
den rechten Einigen Gott in dreien Personen genent, Weil ein jgliche Person [8]
der selbige Einige volkoemlicher Gott ist, und kanst hierin nicht jrren noch
feilen, [9] Denn Jhesus Christus ist kein ander Gott, oder Vater, oder
Schepffer, denn [10] der Vater und Heiliger geist ist, ob er gleich ein ander
Person ist, Eben so ist [11] der Vater und Heiliger geist auch, Dem nach ists
nicht allein falsch, Sondern [12] auch ummueglich und nichtig, das du die
Person des Vaters, als die unterschiedliche [13] Person, woltest Vater nennen,
und nicht den Son und Heiligen [14] geist zu gleich mit Vater nennen, Denn das
hiesse das Goettliche wesen zetrennet, [15] und den Son und Heiligen geist aus
geschlossen, Das ist nichts, Denn nach [16] solcher weise der Personlichen
Vaterschafft hat der Vater nicht mehr denn einen [17] Son, und der Son nicht
mehr denn einen Vater, Solcher Vater ist er dir nicht, [18] und du nicht
solcher sein Son, Sondern das ist der Einige Son vom Vater [19] [Ps. 2, 7] in
ewigkeit, wie der Psal. 2. spricht: ‘Der HERR sprach zur mir, Du bist [20] mein
Son, Heute hab ich dich geborn’, Aber du bist nach deinem alter dreissig, [21]
viertzig, funfftzig jar, so lange du geschaffen und getaufft bist gewesen, ein
zeitlicher [22] Son, aller dreier Person, Eines Gottes.
[23] Quia
opera trinitatis ad extra sunt indivisa, Sic Cultus Trinitatis ab [24] extra
est indivisus, Was Gott gegen die Creatur thut, das thun alle drey [25] Personen
on unterscheid, Denn es ist ein Einig Goettlich wesen aller dreier [26]
Personen, Und was wir oder die Creatur gegen eine jgliche Person thun, das [27]
thun wir gegen dem Einigen Gott und allen dreien Personen on unterscheid, [28]
Denn er ist gegen uns ein Einiger Gott, und in sich selbs drey Personen [29]
[Joh. 14, 9f.] unterschiedlich, Wie der HERR Christus selbs spricht Joh. 15.:
‘Philippe, Wer [30] mich sihet, der sihet den Vater, Wie sprichstu denn, zeige
uns den Vater? [31] [Joh. 5, 23] gleubstu nicht, das ich im Vater bin, und der
Vater in mir?’ Joh. 5.: ‘Sie [32] [Joh. 10, 30] sollen den Son eheren, gleich
wie den Vater’, Joh. 10.: ‘Jch und der Vater [33] sind Eines’, das sprechen
wir, Ein ding, Ein Wesen, Ein Gott, Ein HERR. [34] [Joh. 10, 31; Joh. 5, 17f.]
Hie ‘huben die Juden steine auff, und wolten jn steinigen’, Joh. 5.: ‘Mein [35]
Vater wirckt oder schafft bis her, Und ich wircke auch, Darumb trachten die
[36] Juden viel mehr jn zu Toedten, das er nicht allein den Sabbath brach,
Sondern [37] sagt auch, Gott sey sein Vater, Und machet sich selbs Gotte gleich
&c..’
[38] Davon
wil ich jtzt auffhoeren, Denn ich hatte willen ein Buch zu Schreiben, [39] So
[Bl. M 1] bin ich ins Predigen komen, Lies das Euangelion Johannis, das [40]
leret uns solchs alles reichlich, Nu wir haben Mosen, das er mit Sanct [41]
Johannes stimmet, Es sey ein Wort im anfang gewest, durch welchs alles [42]
gemachet ist, Und das solch Wort nicht konne eine Creatur oder gemacht sein,
[Seite 66]
[1] und doch
etwas anders oder ein ander Person sein, denn Gott, des solch Wort [2] ist,
Denn weil es nicht gemacht ist, Sondern alle ding durch dasselbige gemacht [3]
sind, mus es Gott Schepffer sein aller Creatur, Nach dem es gewis ist, das [4]
ausser der Creatur, die gemacht ist, Nichts sein kan, denn Gott, der sie macht,
[5] Und doch das Wort, der Gott und Schepffer, durch den alles gemacht ist, ein
[6] anders ist von dem Sprecher, oder der solch Wort spricht, Hie mit ist nu
[7] Moses unser zeuge, und ein Christ worden, leret eben, das wir Christen
leren, [8] Nemlich, das Gott ein Wort habe im anfang, durch welches alles
gemachet ist, [9] gleich wie Johannes schreibet.
[10] Nu lasst
uns den andern Legaten, S. Paulus, auch kurtzlich hoeren, wie [11] [Kol. 1, 15
–17] er Mose gruesset und ruffet, Col. 1. Redet er von unserm HERRN Jhesu
Christo [12] also: ‘Welcher ist das Ebenbilde des unsichtbarn Gottes, der
Erstgeborne vor [13] allen Creaturn, Denn durch jn ist alles geschaffen, das im
Himel und auff [14] Erden ist, das sichtbare und unsichtbare, beide die
Thronen, und Herrschafften, [15] und Furstenthume, und Oberkeiten, Es ist alles
durch jn und zu jm geschaffen, [16] und er ist vor allen, und es bestehet alles
in jm’. Diese wort koennen nicht [17] von Christo nach der Menscheit geredt
sein, das ist gewis, Denn er ist nicht [18] Mensch gewest, vor allen Creaturen,
sondern sind hewr 1. 5. 43. jar, das er [19] Mensch worden ist, Und ist fur war
ein gewaltiger klarer spruch, das Christus [20] ein Ewiger Gott, Schepffer
Himels und Erden sey, Und noch heutiges Tages, [21] und jmer fort alles durch
jn bestehe, erhalten oder gemacht werde, auch alles, [22] was hoch ist im Himel
und Erden, Engel und Geister, sichtbar und unsichtbar. [23] [Joh. 1, 3] Hierin
stimmet er mit Johanni gleich, da er spricht: ‘Alles ist durch jn gemacht, [24]
und on jn ist nichts gemacht, was gemacht ist’. Hoeret nu Mose, und [25]
bekennet die Wort Johannis, So hoeret und bekennet er gewislich auch diese wort
[26] Pauli, Und spricht, Ja, mein lieber Paule, Eben wie du und Johannes
sagest, [27] [1. Mose 1, 3; 6 usw.] so habe ich auch geschrieben, das alle ding
sind durchs Wort geschaffen, Gen. j.
[28] [1. Kor.
10, 4] Weiter spricht Paulus j. Corin. 10.: ‘Sie truncken von dem geistlichen
[29] fels, der mit jnen zoch, Der fels aber war Christus’, Jst [Bl. M ij]
Christus [30] zur selbigen zeit gewest, der mit den Kindern Jsrael gezogen ist,
und von dem [31] sie geistlich getruncken, und geistlich getaufft sind, das
ist, mit uns einerley [32] glauben an den zukunfftigen Christum, der uns nu
erschienen ist, gehabt, So [33] mus Christus rechter ewiger Gott sein, Denn an
die Engel kan man nicht [34] Gleuben, welchs Gotte allein gebuert, Auch sie
nicht unser geistliche speise sein [35] [1. Kor. 10, 9] koennen, Gott mus selber
sein. Jtem daselbs j. Corin. 10. spricht er: ‘Lasst [36] uns Christum nicht
versuchen, wie jhener etliche versuchten, und wurden von [37] dem Schlangen
umbbracht’. Was wil hie werden? Schreibt doch Mose allenthalben, [38] Es sei
der HERR Jehova, der rechte Einige Gott, den die Kinder [39] [2. Mose 17, 2]
Jsrael versuchten, Exo. 17.: ‘Warumb versucht jr den HERRN’? Num. 14. [40] [4.
Mose 14, 22] spricht der HERR: ‘Sie haben mich wol zehen mal versuchet’, Jsts
der HERR, [41] wie Mose schreibet, wie kans Christus sein, wie Paulus schreibt?
Nu mussen [42] sie beide recht schreiben, Denn der Heilige geist ist nicht
wider sich selbs.
[Seite 67]
[ 10 anff A1
31 Es] Er A1]
[1] Hieraus
folget gewaltiglich1 und unwidersprechlich, das der Gott, der das [2] Volck
Jsrael aus Egypten und durchs rote Meer gefuret, in der wusten durch [3] die
Wolckseule und Feurseule geleitet, mit Himelbrot geneeret und alle die [4]
wunder gethan, so Moses in seinen Buechern beschreibet, Jtem der sie ins land
[5] Canaan bracht, und drinnen Koenige und Priesterthum und alles gegeben hat,
[6] sey eben der Gott und kein ander, denn Jhesus von Nasareth, Marien der [7]
Jungfrawen Son, den wir Christen unsern Gott und Herren nennen, den die [8]
Jueden gecreutziget haben, und noch heutes Tages lestern und fluchen, Wie [9]
[Jes. 8, 21] Jsaia 8. sagt: ‘Sie werden in jrer angst fluchen jrem Koenige und
jrem Gotte’. [10] Jtem, Er ists, der auff dem Berge Sinai Mose die zehen Gebott
gibt und [11] [2. Mose 20, 2f.] spricht: ‘Jch der HERR bin dein Gott, der dich
aus Egypten gefuret hat, Du [12] solt fur mir kein ander Goetter haben’, Ja
Jhesus Nasarenus, am Creutz fuer [13] uns gestorben, ist der Gott, der in dem
Ersten Gebot spricht: ‘Jch der HERR [14] bin dein Gott’. Wenn solchs die Juden
und Mahmet hoeren solten, wie solten [15] sie Toben? Dennoch ists wahr und mus
wahr bleiben ewiglich, und sol [16] ewiglich da fuer Zittern und Brennen, wers
nicht gleubet.
[17] Denn da
stehet Mose klar und spricht, das durch den spruch, oder durch [18] [Ps. 33, 6]
das Wort Gottes sey alles geschaffen, Und David Psal. 54.: ‘Der Himel ist [19]
durch Gottes Wort gemacht’. Jst der Himel durchs Wort gemacht, so ist auch [20]
alle ander Creatur dadurch gemacht, Denn wer eine Creatur machet, [Bl. M iij]
der [21] macht sie alle, Wer sie nicht alle macht, der wird keine machen
koennen, Und [22] stimmet also Mose und David mit Johanne und Paulo, die auch
beide mit [23] jnen gleich sagen, Alle ding sind durchs Wort, oder durch
Christum geschaffen [24] und gemacht. Jst nu alles durch jn gemacht, und on jn
ist nichts gemacht, [25] wie der text aller vier, Mose, David, Johannis und
Pauli, da stehen, So [26] mus, unter dem, das sie ALLES heissen, begriffen und
nicht ausgeschlossen [27] sein die ausfurt aus Egypten, und was mehr in dem
Volck Jsrael geschehen [28] ist, Ja alles, was allenthalben von anfang der
Creaturn geschehen ist, noch [29] jmer geschicht und hinfort geschehen wird,
Denn es sind grosse Wichtige wort, [30] [1. Mose 1, 3] da sie sagen, Alles ist
durch jn gemacht, und wie Mose redet: ‘Gott sprach, [31] Es werde, und es ward
also’. Ob nu Mose nicht nennet den Son oder [32] Christum, nach der Grammatica,
So nennet und bekennet er doch den spruch [33] oder wort, durch welchs alles
gemacht ist, damit er anzeigt, das in Gott Ein [34] ander ist, der do spricht,
und ein ander, der das Wort ist, und doch ein einiger [35] Schepffer aller
Creaturn ist, Denn es muste dem newen Testament auch ettwas [36] furbehalten
sein, darin der Vater, und der Son, und der Heilige geist klerlicher [37]
genennet wurde, Welche im alten, Gott der sprecher, Das Wort und der geist [38]
des HERRN genennet ist.
[39] Darumb
hilfft die Jueden, Tuercken, Ketzer nichts, da sie seer grosse andacht
[Seite 68]
[1] fur
geben1, und rhuemen wider uns Christen, wie sie gleuben an den Einigen [2]
Gott, Schepffer Himels und der Erden, Nennen jn auch Vater mit grossem [3]
ernst, Und ist doch nichts, denn eitel vergebliche unnuetze Wort, Darin sie den
[4] Namen Gottes unnuetzlich fueren2 und misbrauchen, wider das ander Gebot,
[5] [Joh. 8, 54f.] wie Christus spricht Joh. 8. zu den Jueden: ‘Es ist mein
Vater, der ehret mich, [6] Welchen jr sprechet, Er sey ewer Gott, und kennet jn
nicht’. Furwar das [7] reimet sich seer ubel, den Vater Gott nennen, und nicht
wissen, Wer er ist. [8] Denn so du soltest einen solchen grossen Heiligen,
Juden, Turcken, Ketzer, [9] fragen, ob er auch gleubet, das der selbige einige
Gott, Schepffer Himels und [10] der Erden, (des namen sie so andechtig rhuemen
und jn Vater nennen, wie [11] wol alles felschlich) auch ein Vater sey, und
einen Son habe, ausser der Creatur [12] in der Gottheit, So wurde er fur
grosser heiligkeit erschrecken und solchs fur [13] eine grewliche lesterunge
halten. Fragestu weiter, ob der selbige einige Gott, [14] Schepffer, Vater (den
sie also nennen mit jrem Luegen maul) auch ein Son sey, [15] und einen Vater
habe in der Gottheit, Da wurde er fur grosser [Bl. M 4] andacht3 [16] die ohren
zustopffen, die zeene zubeissen und sorgen, die Erde mochte dich und [17] jn verschlingen.
Fragestu weiter, ob der selbige Einige Gott, Schepffer, Vater [18] (wie sie
rhumen) auch ein Heiliger geist sey, und habe den Vater und Son, [19] von
welchen er sein Goettlich wesen habe, Da wurde der allerheiligest man [20] von
dir lauffen, als werestu der ergeste Teuffel aus der Hellen heraus.
[21] Hie
sihestu, das sie nicht wissen, was Gott ist, und wenn sie jn nennen [22] Gott,
Schepffer, Vater, wissen sie nicht, was sie sagen, Denn wo Gott nicht [23] sol
sein ein solcher Gott, (wie uns die schrifft leret) der ein Naturlicher Vater
[24] ist, einen naturlichen Son, und beide einen naturlichen Heiligen geist
haben, [25] in dem einigen Goettlichen wesen, da ist Gott nichts, und gar kein
Gott. Darumb [26] haben sie keinen Gott, on das sie Gottes namen mit sunden und
schanden [27] misbrauchen, und ertichten jnen einen eigen Gott und Schepffer,
der jr Vater, [28] und sie seine Kinder sein sollen, nemen jm seine naturliche
Vaterschafft, seinen [29] naturlichen einigen Son und den naturlichen Heiligen
geist, das ist, die gantze [30] rechte Gottheit, und geben jm dafur jren
nichtigen Trawm und Luegen, von [31] Gott, Schepffer, Vater, Ja solchen
heiligen Namen Gottes geben sie jrem [32] Trawm und Luegen, das ist, dem
Teuffel, der selbe ist jr Gott und Vater, ein [33] [Joh. 8, 44] Vater aller
Luegen, Wollen gleich wol die liebsten Kindlin und grossesten [34] Heiligen
sein.
[35] Denn es
ist beschlossen, und also hat sich Gott selbs uns offenbaret, das [36] er sey
ein Einiger Gott, Schepffer und Vater Himels und der Erden, Und [37] der
selbige Einige Gott, Schepffer und Vater aller Welt, sey ein naturlicher [38]
Vater eines Einigen Sons in der Gottheit, Und derselbige einige Gott, [39]
Schepffer und Vater aller Welt, sey ein Einiger naturlicher Son des Vaters
[Seite 69]
[1] in der
Gottheit, Und der selbige einige Gott, Schepffer und Vater aller Welt, [2] sey
ein Heiliger geist, vom Vater und Sone in der Gottheit, Denn die drey [3]
unterschiedliche Personen sind ein Einiger Gott, Schepffer und Vater aller [4]
welt, Und ein igliche Person ist der selbige voellige einige Gott, Schepffer
und [5] Vater aller Welt, Und wenn du Jhesum Christum anruffest und sprichst, O
[6] mein lieber HERR Gott, mein Schepffer und Vater Jhesu Christe, du einiger
[7] ewiger Gott, darffestu nicht sorgen, das der Vater und Heiliger geist drumb
[8] zurne, Sondern erkennen, das welche Person du anruffest, gleich alle drey
[9] Personen und den Einigen Gott anruffest, Denn du kanst keine Person on die
[10] andern anruffen, Sinte-[Bl. N 1] mal da ist ein einiges unzertrennets
Goettliches [11] wesen, in allen und in einer jglichen Personen. Widerumb
kanstu keine Person [12] in sonderheit verleugnen, Es sind alle drey und der
einige Gott, gantz und [13] [1. Joh. 2, 23] gar verleugnet, wie 1. Joh. 2.
sagt: ‘Wer den Son verleugnet, der hat auch [14] den Vater nicht’.
[15] Ja sage
ich, Unrecht ists nicht, Sondern wolgethan, Wenn du Jhesum [16] Christum also
anruffest, gleich wie die Kirche singet, auch vom heiligen Geist: [17] Veni
pater pauperum, Kum du Vater der Elenden1, Doch ists feiner, das [18] man die
ordnung der Person halte und nicht verachte, wie die Apostel thun, [19] und die
Kirche nach jrem exempel thut, Da sie die Person des Vaters im anruffen [20]
oder gebet nennen, wie im Vater unser &c.. Denn er ist der ursprung [21]
oder brun (wie mans nennen kan) der Gottheit im Son und Heiligem geist, [22]
Und kan der Son (wenn der Vater genennet ist) nicht abgesondert, Sondern [23]
mus zu gleich mit genennet und gemeint sein, Also auch der Heilige geist mus
[24] mit dem Vater und Son genennet und gemeinet sein, Weil kein Person ausser
[25] der ander ein sonderlicher Gott sein kan. Also redet Sanct Paulus und
Sanct [26] [2. Kor. 1, 3; 1. Petri 1, 3] Petrus: ‘Gelobet sey Gott der Vater
unsers HERRN Jhesu Christi, der Vater [27] aller gnaden’, Und er selbs im
Euangelio jmer den Vater vorzeucht und jm [28] [Joh. 5, 23] alles zu schreibet,
und doch sagt: ‘Sie sollen den Son ehren wie den Vater’, [29] [Joh. 16, 15]
Jtem: ‘Alles, was der Vater hat, ist mein’, On das der Vater die erst Person
[30] ist, von dem es der Son hat, und nicht widerumb, Das aber ettliche sunde
[31] unterschiedlich wider den Vater, wider den Son, und in den Heiligen geist
[32] geschehen, gehoeret zur offenbarung der Personen, nicht zur trennung des
wesens, [33] davon droben ein wenig und anderswo das und mehres gnugsam
gehandelt ist.
[34] Wie
wollen wir aber hie thun?2 Da S. Johannes weiter schreibet von [35] [Joh. 1,
14] dem Wort Und spricht: ‘Das Wort ist Fleisch worden’, Das wird sich ia3 [36]
[1. Mose 1, 3] mit dem Wort nicht reimen4, davon Mose schreibt: ‘Gott sprach,
es werde [37] [Ps. 33, 6] Liecht’, oder da David von sagt: ‘Der Himel ist
durchs Wort des HERRN [38] [2. Mose 20, 4] gemacht’. So gebeut Moses oder das
Wort selbs (wie wir gleuben) auff dem
[Seite 70]
[ 31 an] am
A1]
[1] [5. Mose
5, 8] Verge Sinai, Man ‘solle jm kein bilde noch gleichnis machen, weder im
Himel [2] noch auff Erden’, Und Johannes macht nicht ein bilde, Sondern eine
Creatur [3] und Menschen draus und spricht: ‘Das Wort ist mensch worden’,
Dasselb thut [4] [Röm. 1, 3; Gal. 4, 4] Paulus auch und spricht, er sey Davids
Son oder samen, von einem Weibs-[Bl. N ij] [5] bilde geborn, Darumb mus Mose
von einem andern Wort reden, durch [6] welchs alles geschaffen ist, Durch einen
Menschen, der selbs ein geschepff ist, kan [7] nichts geschaffen werden. Auch
ist Paulus und Johannes wider sich selbs, das [8] sie jn zum Menschen machen,
und doch sagen, Es sey alles durch jnen geschaffen.
[9] Last uns
versuchen, Ob Mose wolle sich finden lassen, das er auch solchs [10] [1. Mose
3, 15] sage. Gen. 3. schreibt er also, das Gott zur Schlangen sprach: ‘Jch wil
feindschafft [11] setzen zwisschen dir und dem Weibe, zwisschen deinem samen
und jrem [12] samen, der selbe sol dir den Kopff zu tretten, und du wirst jn in
die fersen [13] stechen’. Offenbar ists, das Gott hie nicht redet von gemeiner
Schlange, die [14] im grase oder wasser leufft und junge Froessche frisst,
Sondern von der Schlangen, [15] die zu der zeit ein schon thier gewest, Und
einen hohen geist bey sich gehabt, [16] der nicht allein hat reden konnen,
sondern auch von hohen Gottlichen sachen [17] und geboten disputirn, als hette
ers im Himel gelernt, welches keiner Creatur, [18] on den Engeln und Menschen, gegeben
ist, Und thut da durch solchen schaden, [19] das er den Menschen fellet in die
sunde und in den ewigen tod durch den [20] schonsten schein1 des Goettlichen
namens, Das ist nicht ein schlecht alber schlengelin, [21] das froesschlin
frisset, Sondern die gantzen Welt verschlinget, Es ist der leidige [22] Teuffel
in der schlangen, der den Tod in die Welt durch die sunde bracht hat, [23] Von
diesem Todschleger und sunden Meister2 und Welt fresser redet Gott, das [24] jm
sol sein Kopff zu tretten werden, das ist, seine macht, der Tod und sunde [25]
sollen zerstoeret, das leben und gerechtigkeit sollen wider bracht werden.
[26] Und das
sol thun Des Weibes same, Und wie er durch ein Weib, das [27] vom Man on Weib
komen ist, den Menschen gefellet hat, So sol jn der same, [28] der vom Weibe on
man komen wird, widerumb fellen. Dieser same des [29] Weibes wird muessen ein
Mensch und Son sein, Denn in der schrifft heisst [30] Menschen Same die Frucht,
so ein Son eines Menschen ist (wie man weis), [31] Und ist das gar ein
sonderlichs an diesem ort, das dis Kind oder Mensch [32] eines Weibes Same
heisst, Sonst heisst allenthalben Same des Mans oder [33] Vaters Same, als
Abrahams Same, Davids Same, und so fort durch und [34] durch im Mose und
Propheten heisst same des Mans same, das Mose an [35] [Luk. 1, 34; Matth. 1,
18ff.] diesem ort eben laut, wie Lucas und Mattheus, das dis Weib solle eine
Jungfraw [36] sein, die on Man eine mutter werden solle jres eigens allein
selbs [37] samen3, Und weil solchs sich mit [Bl. N iij] dem Newen Testament
reimet, [38] sollen wir Christen nach furgenomer4 regel weder Jueden noch
Teuffel keinen [39] andern verstand gestatten.
[Seite 71]
[1] Summa,
dieser Weibes same sol ein Mensch sein, das ist gewis, Daruber [2] mus er
warlich auch Gott sein, oder Mose wird ein abgoettisscher Teuffels [3] Prophet
sein, Denn er gibt diesem samen die macht, die allein Gott und keiner [4]
Creaturn geburt, nemlich das er solle den Tod und Todschleger, sunde und [5]
Gottes zorn weg thun, gerechtigkeit und leben wider bringen. Lieber1, das [6]
wird kein Engel, noch alle Engel zu samen nicht thun, Es mus ein hoeher, [7]
mechtiger Man sein, denn alle Engel und alle Creaturn sind, Ein verdampter
abgoettischer [8] Prophet (sage ich noch einst2) mus Mose sein, so er solch
werck, den Tod [9] und sunde erwuergen, und uberwunden lebendig und gerecht
machen, Einem Weibs [10] samen gibt, der eine blosse Creatur und nicht selbs
der Einige Gott ist, der allein [11] [Joh. 1, 4] lebendig machen kan, Wie
Johan. j. Vom Wort sagt: ‘Jn jm war das leben’.
[12] Es mus
ia auch die vernunfft selbs bekennen, das wer den Tod kan untertretten3, [13]
der kan auch das leben wider geben, Wer sunde kan untertretten, [14] der kan
gerechtigkeit wider geben, Sintemal Tod wegnemen nichts anders ist, [15] denn
das leben wider geben, Sunde weg nemen nichts anders ist, denn [16]
gerechtigkeit wider geben, davon die Schlange (der Teuffel in der Schlangen)
[17] Adam und Heva sampt allen jren nach komen und Menschen Kindern boeslich4
[18] bracht hat, und durch seine luegen in die Suende und Tod gefellet hat, wie
der [19] [1. Mose 2, 16f.; 3, 4f.] text klar da stehet: ‘Du solt nicht Essen
vom Baum, oder Du must Sterben’, [20] Da wider sagt der Lugener und Moerder:
‘jr mugt wol davon Essen, und [21] werdet nicht sterben, Sondern Gotte gleich
werden, und alles wissen’, Das ist [22] (wie droben gesagt) alles von sunden
und Tod geredt, so die Schlange gestifftet [23] und angericht hat. Darumb mus
das untertretten der schlangen nichts anders [24] sein, denn sein Werck und
macht zerstoeren, wie Paulus redet, das Christus [25] [2. Tim. 1, 10] den Tod
zerstoeret hat und das Leben ans Liecht bracht, 2. Timo. j. Was [26] Juden,
Mahmet und andere hie suddeln5 mit jren glosen, achten wir nichts, [27] Mose stimmet
hie mit dem Newen Testament, das ist uns gnug.
[28] Solchen
verstand, das der Weibes same muesse Gott sein, der dem Teuffel [29] den Kopff
zu tretten sol, hat auch Adam und Heva gehabt, Denn Gen. 4, da [30] Heva Kain
[Bl. N 4] geborn hatte, dachte sie vieleicht, Weil das der erste geborne [31]
Mensch auff Erden were, Er wurde der beste sein, und meinet, er solt [32] der
Same des Weibes sein, sie aber die mutter oder das weib, Darumb spricht [33]
[1. Mose 4, 1] sie: ‘Jch habe den Man den HERRN’, Als wolt sie sagen, das wird
der [34] Man der HERR sein, davon Gott geredt hat, des Weibes same &c..
Nennet [35] das Kind einen Man und HERREN oder Gott, Denn hie stehet der grosse
und [36] eigen name Gottes, Jehova, der nichts anders bedeutet, denn allein
Gott selbs [37] in seiner Natur oder Wesen, Und, Jsch6, welchs, wo es allein
stehet on ein [38] Weib, heisst es nicht schlecht7 ein Mansbilde, wie alle
Menner sind, sondern [39] ein ausbund8 und furnemlichen9 Man, Wie wir deudschen
auch sagen, das
[Seite 72]
[ 27 sames
AB]
[1] ist ein
Man, das wil ein Man werden. Also wil Heva hie, Jch habe einen [2] Son geborn,
der wird ein Man werden, Ja er ist der Man Gott selbs, ders [3] thun sol, und
die Schlangen zetretten, wie Gott uns geredt hat, Wie ists [4] mueglich? Wie
solts jr einfallen? von jrem Kinde also zu reden, Jch habe [5] den Man, den
HERRN, wo sie nicht den spruch also verstanden hette, das [6] des Weibes same
muste Gott sein, ders thun solte, Was Gott geredt hatte?
[7] Sie wirds
auch nicht allein so verstanden haben, Sondern Adam wird [8] mit jr lange zuvor
davon geredt und diesen spruch unternander wol geubt [9] und sich getroestet
haben wider die Suende und Tod, so durch diesen samen solt [10] weg genomen,
dafur die verloren unschuld und leben wider bracht werden, [11] sonst weren sie
verzweivelt, So ist auch Gottes wille noch weise nicht, das [12] sein
eusserlich Wort, (wie dis ist) solle vergeblich geredt und von niemand [13]
[Jes. 55, 11] verstanden werden, wie er spricht, Jsaia 55.: ‘Mein Wort sol nicht
leer wider [14] zu mir komen, sondern ausrichten, dazu ichs sende’. Nu waren
hie allein zwey [15] Menschen, Adam und Heva, die es verstehen kundten, Darumb
haben sie es [16] mussen fruchtbarlich, seliglich und recht verstanden haben,
allerding1, wie wirs [17] Christen und zuvor alle Propheten verstanden haben.
[18] Darin
feilet die liebe Elende mutter Heva, das sie wehnet, Sie sey das [19] Weib,
weil kein ander Weib auff Erden ist, denn sie allein, Und fur grosser [20]
begirde und verlangen hoffet sie, jr Son solle der same, der man Jehova sein,
[21] Das ist zu fruee und zu seer geeilet, Aber ist nicht drumb zu verdencken,
das [22] sie der Sunden und Tods, das ist, des Teuffels gern bald los were.
Gott [23] aber hatte nicht zu jr gesagt, Dein same solls thun, Auch nicht zu
Adam, [24] Deines Weibes same sols sein, Sondern lieset allen beiden jren guten
Text2, [25] [Bl. O 1] den alle menschen Kinder noch fuelen bis an der Welt
ende. Zur [26] schlangen aber keret er sich und spricht, Jch wil dir widerumb einen
Kopfftretter [27] schaffen, der sol eines Weibes samens sein, wil dich
hohmuetigen, mechtigen, [28] boesen geist durch eines menschen Son fellen, das
widerumb alle Menschen [29] uber dich lauffen und mit fuessen tretten sollen,
wie du jtzt Adam und Heva [30] unter dich getretten hast, Das hat gethan, thut
noch und wils jmer fort thun [31] unser lieber HERR Jhesus Christus, mit Gott
dem Vater Ein Jehova, Amen.
[32] Hie
moecht jemand sagen, Wie gehets zu, das solchs kein Christen noch [33] Jude an
diesem ort gesehen hat? Denn die Dolmetscher alle machens anders, [34] der
Latinische also3: Jch habe einen Menschen bekomen durch Got, Die andern [35]
Ebreisten also4: Jch habe den Man kriegt von dem HERRN. Da frage ich
[Seite 73]
[1] jtzt
nicht nach, Jch habe droben offt bedinget1, Jch wolle dis mal keinen [2]
Meister haben, Sondern meine meinung im Dolmetschung anzeigen, Gefellts [3]
niemand, so ists gnug, das doch mir allein gefellt. Das Ebreische wortlin [4]
‘Eth’ heisst, Den oder die, und ist ein artickel accusativi, wie das alle
Grammatici [5] [1. Mose 1, 1] bekennen mussen, als da Mose im Ersten Capitel
spricht: ‘Jm anfang [6] schuff Gott Eth Himel und Eth Erden’, das heisst
Deutsch: ‘den Himel und die [7] [1. Mose 4, 1f.] Erden’, Und jmer so fort, in
dem und folgenden Capitel, als: ‘Adam erkennet [8] Eth Heva, sein Weib, Heva
gebar Eth Cain’, Jtem weiter gebar sie Eth Habel, [9] [1. Mose 5, 3 u. 6]
seinen Bruder, Jtem Adam zeuget Eth Seth, Seth zeuget Eth Enos, und so [10]
fort an. Eben der weise nach spricht hie Heva, da sie Cain geborn hatte2: [11]
[1. Mose 4, 1] ‘Canithi Jsch Eth Jehova’, Jch hab den Man Kriegt, den HERRN,
Denn [12] sie hoffet (wie gesagt), Cain solle der same sein, der von Gott
verheissen war, [13] der Schlangen den Kopff zu tretten.
[14] Und ich
weis furwar, wenn die ergesten Juden, die Christum gecreutzigt [15] haben, oder
noch erger weren, als die so jn noch jtzt gern viel grewlicher [16] creutzigen
wolten, wie man saget von denen, so in Hungern zu Ofen newlich, [17] sampt den
Turcken, eine Katze gecreutziget und umbgetragen haben, zu hohn [18] und spott
Gott unserm HERRN Jhesu Christo, mit viel schendlichen lester [19] worten,
Solche boese gifftige Gottes und katzen Creutziger3, Wenn sie gleuben [20]
kundten, oder musten (on glauben) die warheit der sprachen sonst4 bekennen,
[21] So wuerden sie also sagen, Ja jr verfluchten Goym, wenn das wahr were,
[22] das des Weibes same Gott und Mensch were, So [Bl. O ij] wusten wir selbs
[23] wol, das der text sich aus der massen5 fein drauff reimet, da Heva
spricht: [24] [1. Mose 4, 1] ‘Jch hab den Man kriegt, den Jehova’, und bekennen
frey, das die sprache gern6 [25] und fein gibt, das dieser Son der Man und Gott
der HERR were, Was man [26] aber anders hie deutet, als, Jch habe den Man krieget
durch den HERREN, [27] oder von dem HERRN, oder mit dem HERRN, das ist
genoetiget, gezwungen, [28] unartig7 ding und nicht die rechte art und natur
der sprache, kans auch niemand [29] anders beweisen. Ja auff die weise musten
die boesen leute bekennen, [30] Aber nu sie nicht leiden koennen, das Gott
Mensch sey geborn von einem [31] Weibs bilde, mus dieser text und die gantze
schrifft unrecht haben, oder von [32] jnen eine ander nasen machen lassen.8
[33] Eben
also musten auch alle ander Ebreisten bekennen, wenn sie denn text [34] recht
ansehen und hielten, das dieser Weibs samen Jehova, das ist Gott und [35]
Mensch were, Denn das dis wortlin ‘Eth’ heisse den oder die, und ein Nota
[Seite 74]
[ 30
Sardapalum AB]
[1]
accusativi sey, das ist uberweiset1, uberzeuget, bekand von allen Ebreisten,
[2] Juden und Christen in allen grammaticken, Das es aber auch solt heissen,
[3] Ad, de vel Cum2, Von oder mit oder durch, das ist noch unbeweiset und sol
[4] wol unbeweiset bleiben, Denn auff die Exempel, die sie fueren aus Rabi
Kimhi3, [5] oder aus der schrifft, kan man leichtlich sagen, das die Ebreische
sprache noch [6] nie wider recht auff komen ist, Und die Juden nicht wissen
koennen Virtutem [7] omnium vocabulor⌈um, sicut res ostendit. Viel
weniger wissen sie vim Phrasis, [8] figurarum et ideotismorum, Sondern sie
zweiveln, Equivocirn4, tappen und [9] suchen, wie ein ungelerter organist die
claves oder orgelpfeiffen sucht5, und [10] fragt, bistus, bistus.
[11] Denn,
wie der Latinischen sprachen lerer schreiben, ists gar viel ein ander [12]
ding, Latinisch reden, und Grammatisch reden, Also ists auch gar viel ein [13]
ander ding, Ebreisch reden und Grammatisch reden, Grammatisch muegen sie [14]
reden, doch seer unfertig6, Aber Ebreisch rein, gut und fertig reden, ist nu
[15] mehr nicht muglich. Es lernet ein jderman gar viel besser Deudsch oder
ander [16] sprachen aus der mundlichen rede, im Hause, auff dem marckt und in
der [17] Predigt, denn aus den Buechern, Die buchstaben sind todte woerter, die
mundliche [18] rede sind lebendige woerter, die geben sich nicht so eigentlich
und gut in [19] die schrifft, als sie der Geist oder Seele des Menschen durch
den mund gibt, [20] Wie Sanct Hieron⌈ymus Von Demosthene und
Eschine schreibt in prologo [21] und von Livio7: Ha= [Bl. O iij] bet nescio
quid latentis energiae viva Vox. [22] Sonderlich taug das nichts, Da sie
furgeben, ‘Eth’ muge heissen, De, A, Ab, [23] das ist, Von, als, Jch hab den
Man kriegt vom HERRN, Denn die Exempel, [24] [1. Mose 44, 4; 2. Mose 9, 29]
Gen. 44. Exo. 9. Egressi Eth urbe und der gleichen, thuns nicht, denn man [25]
sagt recht wol, Egressus urbem, Edificavit lapides in altare8, oder appositive.
[26] [1. Mose
5, 22; 6, 9] Das aber auch Mose schreibt, Gen. 5 und 6.: ‘Henoch ambulavit Eth
[27] Deum, Noha ambulavit Eth Deum’, das deuten sie: Henoch und Noha wandelten
[28] mit Gott, Das taug nicht, und laut9 auch nicht, Wohin haben sie mit [29]
Gott gewandelt? gegen morgen oder gegen abend? Es soll heissen, Ambulavit [30]
Deum, in accusativo, Wie die Latinischen auch so reden, Vixit Sardanapalum,
[Seite 75]
[ 24 1534 A]
[1] Qui
Curios simulant et bachanalia vivunt1, Exuit patrem, Sic Nohe ambulavit [2]
Deum, id est, divinam viam, duxit vitam divinam, Gessit et fecit opus Dei. [3]
[Gal. 1, 10; 2, 20] So redet auch S. Paulus Gal. j.: ‘An suadeo Deum, vel
homines’, id est, [4] [Röm. 6, 10] an doceo divina vel humana, ibidem, Quod
vivo, Rom. 6. Quod vivit, vivit [5] [1. Petri 4, 2] Deo, idem j. Pet. 4. Das
und alles mehr befelh ich den Ebreisten, als Gen. 32.: [6] [1. Mose 39, 2] ‘Der
Herr war Eth Joseph’, mit Joseph. Hie mussen wir Deudschen wol so [7] sagen,
Aber es gibt den Accusativum nicht wol, Und ist doch Accusativi nota [8] in
Ebreo, das sols auch bleiben. Das sey gnug von dem spruch, da Heva, [9] oder
viel mehr Mose, mit dem Newen Testament stimmet, das dieser same des [10]
Weibes Jehova sey, und von jr und Mose also verstanden, Sonst hetten sie [11]
es beide wol anders reden koennen.
[12] Hie her
gehoert auch der spruch Mosi, Gen. 22, da Gott Abraham mit [13] [1. Mose 22,
18] einem Eide verheisst und spricht: ‘Jn deinem Samen sollen alle Goym
(Heiden) [14] auff erden gesegnet werden’, Hie stehet das wort ‘Goym’, damit uns
die jtzigen [15] Jueden (sind sie anders Jueden) schmehen und fluchen eben
darumb, das wir [16] uns dieses segens rhumen, Denn Gott Abraham verheisset und
spricht, alle [17] Goym sollen gesegenet werden in deinem Samen, Sie aber, die
Beschnitten [18] heiligen, wollen, das wir Heiden sollen verflucht, und alleine
sie der same [19] Abrahe sein, Aber weil sie den Heiden fluchen, und ein
solcher same sind, durch [20] welchen alle Heiden verflucht werden, Jsts
offenbar, das sie nicht Abrahams [21] Samen Sondern des Teuffels Samen sind,
Denn Gott ists, des urteil recht und [22] gewis ist, Der [Bl. O 4] spricht, Das
Abrahams same solle den Heiden nicht fluchen, [23] wie sie thun, Sondern alle
Heiden sollen in jm gesegenet werden, Wie denn bis [24] her nu bey 1543 jaren
geschehen, und noch bis in ewigkeit geschehen wird.
[25] Nu
dieser segen ist nicht ein Menschlicher segen, da man mit worten [26] segenet,
oder guten morgen oder abend wundscht, Denn anders vermag der [27] Mensch nicht
segenen. Äuch ists nicht ein Teuffelisscher segen, da mit die [28] Zeuberinnen
die Kinder, Viehe und der gleichen segenen, das es solle gedeien [29] und fur
ungluck behuetet werden, Auch nicht ein Judisscher segen, der durchs [30]
Schamhaperes2 und jre Zeuberey mit buchstaben und figuren oder Gottes [31]
Namen tetragrammaton3 sol krefftig sein und wunder thun, Wie der Tuercken [32]
segen, auch des Teuffels segen und abgoetterey ist, da sie sich mit Brieven4
[33] und Worten segenen im streit, wider eisen und alle woffen. Ja es ist auch
[34] nicht ein Bepstlicher segen, der das Wasser und Wachs bezaubert, das sie
Weywasser [35] und Agnus Dei5 werden und viel tugent6, uber jr naturliche
tugent, [36] kriegen sollen und helffen, Sondern es ist ein Goettlicher Segen,
den Gott [37] allein geben kan und wil, Solcher segen ist nicht ein blos ledig
wort, das [38] uns guten morgen gibt oder wundscht, und nichts draus folget,
Sondern gibt
[Seite 76]
[1] und
schaffet alles das es spricht, Als Gen. j. Segenet Gott alle Thier und [2] [1.
Mose 1, 22] Menschen und sprach: ‘Pru Urbu’1, ‘Seid fruchtbar und mehret euch’,
Da [3] bleibs nicht bey dem blossen wort, sondern folget draus das werck,
nemlich [4] das Thier und Menschen fruchtbar wurden und sich mehreten, bis sie
die [5] Wellt erfulleten, Und solcher segen stehet und gehet noch jtzt, bis an
der Welt [6] ende, Denn durch solchen sind wir, was wir sind und haben, an
leib, seele, [7] gut und allem, was da ist oder wird.
[8] Also ist
dieser Goettlicher segen, in Abrahams samen verheissen, auch ein [9]
thattlicher, wircklicher, lebendiger segen, der da schaffet, was er saget oder
[10] segenet, Denn er ist verheissen und gegeben wider den fluch, darein uns
die [11] Schlange gefellet hat, durch Adams ungehorsam und Sunde, Und ist
hiemit [12] die verheissung von des Weibes Samen vernewet, und sol nu Abrahams
Samen [13] heissen, wie er weiter hernach Davids samen und zu letzt der
Jungfrawen samen [14] worden ist, Darumb heisst hie Segen in dem samen Abraham
eben so viel, [15] [1. Mose 3, 15] als droben. Der same des Weibes sol der
Schlangen den Kopff zu tretten, [16] das ist, er sol die Suende und den Tod weg
nemen, und unschuld und leben [17] wider bringen, Denn Sund und Tod ist der
fluch, [Bl. P 1] darunter wir [18] liggen musten ewiglich, wo wir nicht durch
diesen Samen widerumb gesegenet, [19] das ist Lebendig und Gerecht, Heilig und
Selig gemacht wuerden, Ja also [20] werden wir in diesem Samen Abrahe
gesegenet, Ja des segens rhuemen wir [21] uns Goijm, und nemen uns sein an,
durch den Glauben, Sind seer hoffertig, [22] stoltz und prechtig wider den
Teuffel, seine gewalt, Tod und Sunde und alles, [23] was des mehr ist, Singen
und sagen also, Jn dem samen Abraham, David [24] und Marie, des weibes, haben
wir vergebung der sunden, abwasschung der [25] sunde, erloesung von der sunde,
erloesung vom Tod und allem ubel, Denn er [26] [1. Kor. 1, 30] ist uns von Gott
gemacht, j. Corin. j. Unser gerechtigkeit, unser weisheit, [27] unser
erloesung, unser heiligung, unser segen, unser trost, leben und freude in [28]
ewigkeit, Das sey Gott gelobet in ewigkeit, Amen.
[29] Sol nu
dieser same Abraham solchen starcken, thatlichen segen geben und [30] schaffen
unter den Heiden, So wird er nicht muessen2 ein lauter Mensch sein, [31] der
nicht mehr koenne, denn guten morgen zu uns sagen, welches alle [32] Menschen
koennen, Sondern mus der rechte, naturliche, einiger Gott sein, der [33]
solchen segen gewaltiglich in der Hand habe, Denn Sunde und Tod auffheben, [34]
Gerechtigkeit und Leben geben sind nicht Menschen noch Engel werck, Sondern
[35] allein der einigen ewigen Goettlicher maiestet, Schepffers Himels und der
Erden. [36] Widerumb sol er Abrahams samen, das ist sein Kind und Son sein, So
mus [37] er nicht eitel lauter Gott sein, Sondern ein rechter naturlicher
Mensch, vom [38] Fleisch und blut Abraham, das ist, Er mus zu gleich Gott und
Mensch sein [39] in einer Person. Weiter, weil er nicht die Person ist, die zu
Abraham von [40] [1. Mose 22, 18] dem Samen oder dieser Person spricht: ‘in
deinem samen sollen alle Heiden
[Seite 77]
[1] gesegenet
sein’, So mus er ein ander unterschiedliche Person sein, Denn der [2] zu
Abraham spricht: ‘Jn deinem samen’ &c.. ist nicht Abrahams samen, Sondern
[3] redet als von einem andern, der Abrahams samen solle sein, Daraus [4]
schleusst sich1 die unterschied der zwo Personen, und bleibt doch der einige
unzertrennete [5] Gott in seinem einigen Goettlichen wesen. Hie bey findet sich
die [6] dritte Person zu gleich, der solchs, durch Mosen oder Engel, muendlich
ausspricht [7] von diesen zwo Personen, wie droben gesagt ist, Das dem Heiligen
geist zugemessen [8] wird das aussprechen des muendlichen worts, darinnen er
uns unterschiedlich2 [9] offenbart wird, gleich wie die Menscheit des Sons
unterschiedlich [10] und eigen3 offenbarung ist.
[11] Bey uns
Christen schleusst sichs noch [Bl. P ij] weiter heraus4, das dieses [12] samens
Abraham Mutter musse eine Jungfraw sein, die jn on suende vom [13] Heiligen
geiste empfangen und geberen solte, Denn wo er von einem Man [14] empfangen
solt werden (wie andere Adams Kinder), so muste er in sunden [15] selbs auch
empfangen werden, wie der 51. Psalm klagt von allen Menschen: [16] [Ps. 51, 7]
‘Sihe, in sunden bin ich empfangen’ &c.. Der weise nach wurde er selbs
eines [17] andern samen bedurffen, in welchem er muste gesegenet, das ist, von
Sunden [18] und Tod erloeset werden, Und wuerde uns kein segen sein noch geben
koennen. [19] Aber von diesem spruch haben wir Sanct Paulum einen reichen
Prediger, [20] [Röm. 3 u. 4; Gal. 3] Sonderlich zun Roemern und Galatern, da er
Abrahams und Davids samen [21] auff diese weise meisterlich leret, das nicht
not ist dis mal uns Christen weiter [22] davon zu handeln, Denn es ist unser
teglich Brod und stetige Predigt, lesen [23] und singen.
[24] Nu sihe,
ob Mose nicht ein guter Christ sey, der so trefflich lieblich [25] stimmet mit
S. Paulo und dem gantzen newen Testament, Solten die fluch [26] [z. B. 4. Mose
14, 10] Juden5 und Teuffels samen solchen Ketzer nicht steinigen, wie sie in
der wuesten [27] offt thun wolten? Solt der jr Prophet und meister sein? O, er
ist nicht [28] werd, mit solcher Ketzerey, das ein beschnitten heilige jn solt
mit seinen allerheiligesten [29] Ohren nennen hoeren, Sein name mus mit den
verfluchten Goijm, [30] denen er solchen herrlichen, seligen segen verkundigt,
verflucht sein, wie wol [31] er sie nicht ausschleust, mit dem wort, alle
Goijm, Denn auch das Volck [32] Jsrael offt Goi in der schrifft genennet wird,
Sondern sie schliessen sich selbs [33] [Ps. 109, 17f.] aus, wie David von jnen
weissagt, Psal. 19: ‘Er wil des Segens nicht, so [34] wird er auch fern von jm
bleiben, Er wil den fluch haben, der wird jm auch [35] komen, Und zeucht den
fluch an wie ein hembd (das nehest kleid am leibe) [36] und ist in sein
inwendiges gangen, wie wasser (durch blut und fleisch) und [37] wie oele in
seine gebeine’ (durch marck und beine). Wir Christen verstehen [38] [Joh. 5,
46] nu wol das wort Christi, Joh. 5.: ‘Wenn jr Mose gleubtet, So gleubtet [39]
jr auch mir, Denn von mir hat er geschrieben’, Freilich geschrieben, durch sein
[Seite 78]
[ 9 guldes]
so AB 18 tenfeln A1 B 30 HEGRN A1]
[1] gantzes
Buch, wo er von Gott redet und von Messia. Jtem das wort, Joh. 8.: [2] [Joh. 8,
56] ‘Abraham, ewer Vater, ward fro, das er meinen Tag sehen solt, Und er sahe [3]
jn und frewet sich’, Wo sahe er jnen?1 Jn diesem spruch, da er hoeret, wie [4]
sein same solle Gott und Mensch sein, der alle Heiden segenen, von Suenden [5]
und Tod erloesen, ewiglich, Lebendig, Heilig und selig machen solt, gleich wie
[6] [1. Chron. 17, 16ff.] droben David, j. Paral. 17. Eben die selbige freunde
hatte, da jm der selbe [7] Son auch verheissen ward.
[8] [Bl. P
iij] Noch einen spruch wollen wir aus Mose hoeren, Exo. 33. Da [9] Gott uber
das Volck erzuernet war, umb des guldes2 Kalbes willen, und [10] schlecht nicht
mit dem Volck zihen, noch sein sich annemen, sondern Mose alles [11] befalh,
und einen Engel jm zu ordenen wolte, wolt mit dem Volck nicht [12] [2. Mose 33,
18 –20] mehr reden, Sondern redet allein mit Mose, der sprach: ‘Las mich deine
herrligkeit [13] sehen, Der HERR antwortet, JCH WJL fur deinem angesicht fuer
[14] uber lassen gehen alle mein gutes3, UND JCH WJL PREDJGER in des [15] HERRN
namen fuer dir, Und wil gnedig sein, Wem ich gnedig bin, Und [16] mich
erbarmen, Wes ich mich erbarme, Und sprach, Mein angesicht kanstu nicht [17]
sehen, Denn es kan kein Mensch mich sehen und lebendig bleiben’. Sihe mir [18]
diesen text an, ungeacht, was Raben4 oder Juden hierin teufeln, ob er sich [19]
auch nach der unverfelschten art der sprachen mit dem newen Testament reime.
[20] Hie antwort der HERR Mosi, da er seine herrligkeit zu sehen begerd, und
[21] spricht, Es koenne nicht sein, Aber gleichwol verheisst er Mosi, Er wolle
alle [22] sein gut fur jm uber gehen lassen, das ist, Eine Person, der Vater,
der von [23] seinem Son (der alle sein gut ist, durch welchen er alles gemacht
hat) redet, [24] den sol Mose (das ist) sein regiment und Volck Jsrael sehen,
nicht in der [25] herrlickeit, Sondern in einem ubergange, hie in zeitlichem
leben. Denn Mose [26] ist in diesen geschichten und gesichten nicht der geborne
Mose von seinem Vater [27] Amran, ein Privatus Mose, Sondern der beruffen
Prophet und Heubt des [28] Volcks Jsrael, dem er das Gesetz gibt.
[29] [2. Mose
33, 19] Flux drauff spricht ein ander Person: ‘Und ich wil Predigen fur dir im
[30] namen des HERRN’. Hie hoerestu, das der HERR wil Predigen fur Mose, [31]
das ist, fur dem Volck Jsrael im namen des HERREN. Was ist das5 gesagt: [32]
‘Jch HERR wil Predigen im namen des HERRN’? Mussens nicht zwo [33]
unterschiedliche Personen sein? Ein HERR, der do Prediget, Und ein HERR, [34]
in des namen der HERR Predigt. Nu mus dieser Prediger, der ein HERR, [35]
gewislich ein Mensch werden, sol er fur Mose und Jsrael Predigen, Denn [36] das
Predigampt hat Gott den Menschen, als Propheten und Aposteln befolhen, [37]
durch welche er sein wort uns verkundigt, Was aber die Predigt sein sol in [38]
[2. Mose 33, 19] des HERRN namen, folget: ‘Jch wil gnedig sein, wem ich gnedig
bin, Und
[Seite 79]
[ 21 Est A1]
[1] mich
erbarmen, wes ich mich erbarme’, Das ist, Jch wil nicht Predigen, wie [2] du
Mose Predigen must, Denn du must Predigen das Gesetze, also: Jch gebiete [3]
dir heute, das [Bl. P 4] du dis und das thust und haltest, Wo nicht, so sol [4]
dirs nicht wol gehen, Jch wil aber also Predigen, das fur Gott dem HERRN [5]
kein Mensch durchs gesetze from oder gerecht sey, Denn keiner hellts, wie ers
[6] sol und schuldig ist zu halten, Darumb macht deine Predigt eitel elende
leute, [7] zeiget jn an jre Suende, fur welcher sie nicht koennen das Gesetz
halten, Darumb [8] [2. Kor. 3, 6 u. 9; Gal. 3, 19] es Sanct Paulus nennet, Ein
Sunden ampt, und Todes ampt, 2. Cor. 3. Gal. 1.
[9] Aber
meine Prediget im Namen des HERRN heisst also, der HERR wils [10] selber thun,
und sol eigen verdienst und gerechtigkeit nichts gelten, Sondern [11] wers
haben wird, der wirds allein aus gnaden und barmhertigkeit haben, [12] Wer
gnade und barmhertzigkeit on verdienst sucht, der sols haben, Das heisst: [13]
[2. Mose 33, 19] ‘Wem ich gnedig bin, dem bin ich gnedig’, Nicht heissts also,
Wer das Gesetze [14] hat, oder verdienst rhuemet, dem bin ich gnedig, Sondern
der meiner Gnaden [15] sich rhuemet, des gnediger Gott bin ich. Das also dieser
spruch furnemlich1 [16] stracks und gewaltig2 gehet nicht wider die elenden
sunder, die vom Gesetze [17] gefangen sind, Sondern wider den halstarrigen,
eisern, ehernen stoltz eigener [18] gerechtickeit, Sihe, das heisst im namen
des HERREN Gepredigt, Das ist, [19] Gott wil das thun, das Christus Predigt,
Der Predigt aber eitel Gnade, und [20] [Joh. 7, 19; Joh. 8, 24] spricht, Joh.
5.: ‘Ewer keiner hellt das Gesetze’, Und Joh. 7.: ‘Wenn jr nicht [21] gleubt,
das jchs bin (das ist, das ich der Jehova, der Erst, der Gott selbs sey), [22]
[Joh. 1, 17] So must jr in ewern sunden sterben’, Joh. 1.: ‘Das Gesetz ist
durch Mosen [23] gegeben, Aber die gnade und warheit ist durch Jhesum Christum
geschehen’.
[24] Nu halt
solche meinung des texts Mosi an disem ort gegen das Newe [25] Testament und
sage mir, ob sie sich nicht mit dem selben gar fein, ungezwungen [26] und gar
gerne reime, das man kein wort, mit seltzamen glosen3, wider seine [27]
naturliche deutung noetigen noch martern darff, Sondern, wie sie lauten in [28]
der Ebreischen sprache, so stimmen sie mit unserm Christlichen glauben, der
[29] uns leret im newen Testament, das Jhesus Christus Jehova Gott und Mensch
[30] [Röm. 15, 8] sey, Und des Volcks Jsrael Prediger gewest ist, wie Sanct
Paulus jn Rom. 15. [31] nennet, ‘Minister Circumcisionis’4, Einen Prediger des
beschnitten Volckes Jsrael, [32] [Matth. 15, 24] Und er selbs Matth. 15. sagt:
‘Jch bin nicht gesand, denn zu den verlornen [33] [Matth. 10, 5] Schaffen
Jsrael’, Verbot auch den Aposteln, sie solten unter die Heiden nicht [34] [2.
Mose 33, 19] gehen, Und hie zu Mose spricht er: ‘Jch wil fur dir Predigen’, als
solt5 er [35] sagen, Jch wil Person-[Bl. Q 1]lich allein in deinem Volck, und
des beschnitten [36] Jsraels Prediger sein, Sonderlich der Elenden, welche du
mit dem Gesetze gedemutigt [37] [Jes. 61, 1] hast, wie Jsa. 60. sagt: ‘Er hat
mich gesand, das Euangelion zu [38] Predigen den Elenden’. Also ist das
Euangelion nicht anders, denn das [39] Wort Christi, Gottes Sons, darin er uns
eitel Gnade und Barmhertzigkeit
[Seite 80]
[ 33 dem] den
B]
[1] Predigt,
in Gott des Vaters namen, der jn dazu gesand hat, und alles selbs [2] durch jn
in uns thut.
[3] Das ist
der Ubergang fur Mose und seinem Volck, darin er uns erkand, [4] und alle
Gottes gute uns erzeiget ist, und doch seines Goettlichen wesens herrligkeit
[5] nicht blos gesehen ist noch wird, Denn das gehoeret nicht in dis Leben, [6]
Sondern, wenn wir gestorben sind, als denn wirds geschehen, wie er spricht: [7]
[2. Mose 33, 20] ‘kein Lebendig mensch wird mich sehen’. Hie mit ist nicht
versagt, das Gott [8] kein mensch nimer mehr sehen werde. Ja es ist viel mehr
damit die Aufferstehung [9] der Todten zugesagt, da wir jn sehen werden, Allein
ists gesagt von [10] diesem leben: ‘Kein Mensch (spricht er) wird mich sehen
und leben’, Das ist, [11] Sehen mag mich wol der Mensch, Aber leben mus er
nicht, Mus zuvor sterben, [12] und in ein ander leben komen, Da sols jm
unversagt sein, Da wird er verstehen, [13] das ich jm gnedig sey, dem ich
gnedig gewest bin, Und das ich jm gar [14] nicht gnedig gewest sey, weder umb
seiner gerechtigkeit noch umb der werck des [15] gesetzs willen.
[16] Wol weis
ich, das dis Ebreische wort ‘Kara’1 Predigen, kan auch heissen, [17] ruffen,
nennen, lesen, wie auch Lyra und Burgensis zeugen2, darnach es einen [18]
Buchstaben anders und anders3 umb sich hat, Aber wie es hie stehet mit dem [19]
[1. Mose 4, 26; 12, 8; 13, 4] woertlin ‘Jn’ heissts gemeiniglich Predigen, Gen.
4. 12. 13. Und ob das gleich [20] die Rabinen oder zenckissche Ebreisten nicht
an nemen, Da ligt mir nicht macht [21] an4 Mir ist gnug daran, wie ich offt
gesagt, wenn sich Mose wort, nach [22] guter art der Ebreischen sprache, so
fein und gerne abloeset5 und gibt von der [23] Rabinen genoetigeter deutung zum
newen Testament, das jderman sagen mus [24] (wer der sprachen kuendig ist, ob
er schon nicht ein Christen were): Wolan, [25] wenn der Christen glaube recht
ist, So hat warlich Mose mit diesen worten [26] jren verstand6 gehabt, Denn die
wort reimen sich doch nirgent so fein und [27] gewis als zum newen Testament.
Und auff solche weise wolt ich gerne die [28] gantze Ebreische Bibel den Jueden
nemen von jren schendlichen, lesterlichen [29] glosen, Aber es ist nicht eines
mannes erbeit, Es ist gnug, andern, die gelerter [30] sind denn ich, ein exempel
[Bl. Q ij] oder meinen guten willen erzeigt, das sie [31] es mehr und besser
machen.
[32] [2. Mose
33, 21 –23] Das aber folget an diesem ort: ‘Und der HERR sprach zu Mose, Sihe,
[33] es ist ein raum bey mir, da soltu auff dem felsen stehen, Und wenn meine
[34] Herrligkeit wird fur ubergehen, wil ich dich in die fels klufft thun, und
meine
[Seite 81]
[ 24 auch A1]
[1] hand uber
dir halten, bis ich fur ubergehe, Und wenn ich meine hand von [2] dir thu,
wirstu mein hindersts sehen1 Aber mein angesicht kan man nicht [3] sehen’. Hie
reden auch zwo Personen Jehova, Eine spricht: ‘Wenn meine [4] Herrligkeit wird
fur uber gehen’, Dis ist die Person des Vaters, der vom [5] ubergang2 seiner
Herrligkeit, das ist, seines Sons redet, Und Er selbs der Son [6] spricht, Er
sey es, der fur uber gehe. Das ist alles von Christo, Gott und [7] Menschen,
hie auff Erden gegangen, gesagt, wie droben gehoert ist. Das ander, [8] [2.
Mose 33, 21] da er spricht: ‘Es ist ein raum bey mir’, und was er von dem
Felsen und [9] seiner hand uber Mose redet, bis er fur uber gehe, Verstehe ich
also, Das [10] [1. Kor. 10, 4] Gott, umb des kunfftigen felses Christi willen,
das Volck des gesetzs oder Jsrael [11] dennoch geschutzt und erhalten hat,
unter seiner gedult, weil sie das gesetze [12] [Röm. 3, 25] nicht halten
kundten, auff welche weise Paulus Rom. 3. redet, Das die Suende, [13] so unter
dem gesetze bleib, unter Goettlicher gedult, zu dieser zeit sey vergeben, [14]
da Christus komen ist, mit seinem ubergang &c.. Aber nach diesem ubergange
[15] hat Gott die hand solcher gedult und schutz des felsen weg thun, Denn das
[16] gesetz ist aus und erfullet, durffen keiner gedult noch schutzes des
kuenftigen [17] Christi, Ja verdampt ist der, so Christum noch kuenfftig
gleubet, und mit Mose [18] im felsen unter Gottes hand noch stehen wil, Der
fels und hand ist weg, Wir [19] haben den HERRN und seinen ubergang, bis auff
welchen der schutz und gedult [20] Gottes weren solte, Wir sehen nu jm nach,
was er gemacht hat fur uns, das ist, [21] was sein hinderst ist, Was er uns
hinder sich gelassen hat, Nemlich, das er Gott [22] und Mensch furuns Gestorben
und Aufferstanden ist, Und moechte also die Menscheit [23] sein rucken oder
hinderst heissen, darin wir jn erkennen in diesem leben, bis wir [24] dort hin
komen, da wir sein angesicht und herrligkeit auch sehen werden.
[25] Eben zu
solchem Prediger macht Mose den HERREN im folgenden Capitel 34.: [26] ‘Und der
HERR (Jhesus Christus) fur her nidder in einer Wolcken und trat [27] [2. Mose
34, 5 –7] bey jn (Mose) daselbs, Und Predigt im namen des HERRN, Und der HERR
[28] gieng fur jm uber und rieff (Predigt): HERR, HERR, Gott, Barmhertzig und
[29] Gnedig, Gedueltig und grosser gute und warhafftig, Der seine [Bl. Q iij]
gute [30] hellt in tausent Geliede, der do vergibt sunde, missethat und
ubertrettung, fur [31] welchem niemand unschuldig ist, der da heimsucht die
missethat der Veter, uber [32] die Kinder und kinds Kinder, bis ins dritte und
vierde Gelied’. Es ist hie [33] die Latinische Bibel zu mal3 falsch, wers auch
gethan hat, Die setzt Mosen, [34] da HERR stehen sol4, Hat vieleicht solchen
Meister unbillich gedaucht, das [35] HERR vom HERREN Predigen oder ruffen solt,
Welches besser Mosi anstunde. [36] Burgensis gefellet mir auch wol, der hellt,
das der text also stehe im Ebreischen5:
[Seite 82]
[1] ‘Und der
HERR gieng fur jm uber und rieff (oder Predigt) den HERRN [2] HERRN Gott, den
Barmhertzigen, den Gnedigen’, in accusativo, oder wie [3] wirs deudsch sagen,
Er Predigt von dem HERRN HERRN Gott, Doch ists [4] und bleibt einerley meinung,
Denn es gleich viel ist im Deudschen, Den [5] HERREN und von dem HERRN
Predigen.
[6] Wolan,
das ist ja auch ein Heller text, das der HERR ein Prediger ist, [7] Und Predigt
im namen des HERREN, Da sind zween HERRN genennet, Und [8] doch nicht zween
Gotter noch HERRN sind, Ja der HERR (spricht er) Prediget [9] von dem HERRN,
von dem HERRN, von dem Gott, da stehet HERR zweimal [10] und Gott da bey, der
sind drey, noch mussens nicht drey Goetter sein. [11] Es ist droben gesagt, was
da heisst, der HERR Predigt im namen des HERRN, [12] Nemlich, das Jhesus
Christus sey dieser Prediger, Gott und Mensch, der im [13] namen seines Vaters,
vom Vater gesand, und von seinem Vater Mosi, das [14] ist, dem Volck Mosi
gepredigt hat, von eitel Gnade und Barmhertzigkeit, das [15] niemand durchs
Gesetz, weil es niemand hellt, kan gerecht werden, Eben die [16] selbige
Predigt thut er hie auch mit andern worten, da er spricht: Der HERR [17] trit
bey Mosen und Predigt. Warumb tritt er bey Mose, und nicht uber jm [18] oder
fern von jm? Die zwey Predig ampt, Gesetz und Evangelion, mussen [19] bey
einander sein, ob wol die geschefft ungleich sind, Denn Mose Predigt von [20]
Sunden und Toedtet dadurch, Christus Predigt von Gnaden und macht Lebendig [21]
dadurch, Doch kan Gnade nichts schaffen, wo durchs Gesetz nicht zuvor die [22]
Sunde offenbart und erkand ist, Der HERR Christus spricht selbs, Matth. 11.,
[23] [Matth. 11, 5] Er Predige den Elenden das Euangelion, und den verlornen
schaffen Jsrael, [24] das ist, die sich durchs Gesetz verloren fulen.
[25] Was
Predigt nu der HERR bey Mose und fur Mose, Er Predigt (spricht [26] er) vom
HERRN HERRN Gott, Gnedigem und [Bl. Q 4] Barmhertzigen &c.. [27] Das ist,
das drey Personen ein Gott sind, fur welchem nichts gilt, eigen verdienst [28]
aus dem Gesetze, die do gar nichts fur jm, und in der warheit auch [29] nichts
sind, Sondern eitel Gnade und Barmhertzigkeit, Guete und Trewe, der [30] die
Sunde, ubertrettung, missethat vergibt, und niemand unschuldig fur jm [31] ist.
Wiltu nu Gott halten und nennen bey seinem rechten Namen, wie hie [32]
geschrieben stehet, das er ein Vergeber der Sunden, Gnedig und Barmhertzig,
[33] und niemand fur jm unschuldig sey, So mustu nicht viel rhumens fur jm [34]
machen, du seiest Mose, Johannes oder wer du wilt, Sondern must mit Sanct [35]
[Röm. 3, 23] Paulo Rom. 3. sagen: ‘Alle welt ist fur Gott schuldig, und mangeln
des [36] rhumens an Gott’, oder das sie nicht sagen thueren, sie seien
unschuldig und [37] gerecht fur Gott, Wo anders, So werden sie dem letzten
stuck unterworffen [38] [2. Mose 34, 7] bleiben, da er spricht: ‘Er sucht heim
die missethat der Veter, bis ins vierde [39] [Mark. 16, 16] Gelied’, wie
Christus auch spricht: ‘Wer nicht Gleubt, wird verdampt’.
[Seite 83]
[1] Und ist
zu mercken, das hie nicht stehet, wie im ersten Gebot, Ex. 20.: [2] [2. Mose
20, 6] ‘der Barmhertzigkeit bis in tausent Gelied, denen, die mich lieben und
[3] [2. Mose 34, 7] halten meine Gebot’, Sondern dafur stehet: ‘Es ist niemand
unschuldig fur [4] jm’, das ist, niemand liebet jn, noch hellt seine Gebot, on
die allein, so kein [5] verdienst rhumen, Sondern Gott, gnedig und barmhertzig,
und einen vergeber [6] der Sunden gleuben und nennen, Sich selbs aber schuldig
bekennen und beten [7] [Matth. 6, 12] im Vater unser: ‘Vergib uns unser schuld,
als wir vergeben unsern schuldigern’. [8] Das heisst ia nichts anders, denn
eitel gnade gepredigt, nicht was wir thun [9] sollen, wie die zehen Gebot
foddern, und nicht geschicht, Sondern was Gott [10] mit gnaden an uns thun wil
und gethan hat, wie das newe Testament uns [11] leret und zeuget. Da haben wir
nu den Prediger, der sich Mose offenbart [12] und weissagt, was er im newen
Testament Predigen wolte, und wie er dazu [13] mal geweissagt hat bey Mose,
also sehen wirs im newen Testament erfullet, [14] Nemlich, das niemand durch
eigen gerechtigkeit, Sondern allein durch Gottes [15] gnade, die uns durch
diesen Prediger, seinen lieben Son, gepredigt ist, sol gerecht [16] und selig
sein.
[17] [2. Mose
34, 8ff.] Das nu hie weiter folget, wie Mose bittet, das der HERR ia mit zihen
[18] wolle und sie nicht lassen, Und der HERR drauff antwortet, Er wolle mit
[19] zihen, grosse wunder thun &c.., Da ist er widder versuenet mit dem
Volck, vernewet [20] den bund und schreibet andere tafel, und fasset in der
summa kurtz des [21] [Bl. R 1] alten Testaments gebot und Gottesdienst, wie sie
leben und thun [22] sollen, Aber von der Gnade und vergebung, wie droben,
stehet hie nichts. [23] Und ist die meinung, Mose hat nu die troestliche
verheissung des newen Testaments, [24] da der HERR selber predigen und regiren
wil, Nu bittet er, weil jm [25] dis Volck befolhen ist, zu leren und zu
regiren, bis auffs newe Testament, Der [26] [2. Mose 34, 9] HERR wolle bey und
mit jm sein, Denn, was sol ich machen? ‘Es ist ein [27] halstarrig boese
Volck’, Wo du nicht mit uns bist, und die sunde vergibst und [28] gedueltiglich
tregest, bis du selber komest, und prediger der Gnaden werdest, So [29] sind
wir alle stunde1 verloren, Wir mussen deine Gottliche gedult und schutz [30] in
diesem Regiment haben, da wir dein Gesetz predigen sollen, und doch nicht [31]
[2. Mose 33, 22] halten werden, Und ist Eben das, das im 33. Cap. von dem
schutz und hand [32] Gottes in der Felsenklufft gesagt ist.
[33] [2. Mose
34, 10f.] Denn Gott antwortet und spricht: Wolan, ich wils thun, und ‘wil einen
[34] Bund machen mit DEJNEM gantzen Volck und Wunder thun, der gleichen [35]
nicht geschehen sind im gantzen lande und unter allen Heiden, Und das gantze [36]
Volck, unter welchem du bist, sol sehen das Werck des HERRN, wie wuenderlich
[37] es ist, das ich mit dir thun wil, Sihe zu und halt, was ich Dir Heute
gebiete [38] [2. Mose 34, 11] &c..’ Dis ist alles vom alten Testament und
Moses volck geredt, wie [39] auch folget von dem ausstossen der Amoriter,
Cananiter, Hetthiter &c.., welchs [40] im alten Testament geschehen ist,
Und mit vleis meidet er das wort: MEin
[Seite 84]
[ 30
kueufftigen A1]
[1] volck,
Sondern1 nennets Mose volck, Dein volck, und unter welchem du bist, [2] Doch
wil ich, wie ich verheissen habe, meine Hand uber jm halten, im felsen [3]
schuetzen, dazu grosse Wunder thun, die nie geschehen sind, unter allen Heiden.
[4] Und war ists: Lies das alte Testament durch und durch, So wirstu sehen, [5]
wie manche grosse Wunder Gott in diesem Volck gethan hat, von Mose an [6] bis
auff Christum, obs wol nicht sein Volck, das ist, nicht der Gnaden, sondern [7]
des Gesetzs volck ist, ausgenomen die, so Mose verstanden und auff Christum [8]
jre hoffnung gesetzt haben, Der ander hauffe ist eitel Werckheiligen und
halstarrige, [9] rhumrettige2 Gesetz treiber3 gewest.
[10] Mercke
aber, wie der Text klar gibt, das der HERR, so mit Mose redet, [11] ist Jhesus
Christus, der kuenfftige Prediger des newen Testaments, Denn er [12] [2. Mose
34, 10] hie auch unterschiedlich redet von sich und vom Vater, Da er spricht:
‘Alle [13] dein Volck sol sehen das Wunderwerck des HERRN, das ich thun wil’,
Sihe, [14] Es ist des HERRN Wunderwerck, davon er jtzt redet, Und er wils
gleichwol4 [15] [Joh. 5, 19] [Bl. R ij] thun, was der HERR thut, Gleich wie er
Joh. 5. auch redet: ‘Was [16] [Joh. 5, 17] der Vater thut, das thut auch der
Son’, Jtem: ‘Mein Vater wircket bisher, [17] [Joh. 5, 21] und ich wircke auch’,
Jtem: ‘Wie der Vater die Todten aufferweckt und Lebendig [18] macht, also auch
der Son macht Lebendig, welche er wil’. Das heisst ja5, [19] Johannem mit Mose,
und Mosen mit Johanne gleich stimmen6, und sich fast [20] mit einerley wort
reimen.7 Hie sind ja8 unterschiedlich zwo Personen, Vater [21] und Son (wie
Johannes sagt) und der HERR, der vom HERRN redet, und [22] des HERRN
wunderwerck thut (wie Mose sagt), Und ist doch einerley, nicht [23] zweierley
oder anderley werck, Darumb mus es auch nicht mehr, denn ein [24] Einiger HERR
und Gott sein.
[25] Jtem, So
redet weiter am selben ort der HERR mit Mose und spricht: [26] [2. Mose 34, 23]
‘Drey mal des jars sol ein jglich Kneblin erscheinen fur dem HErrscher, dem
[27] HERRN Gott Jsrael’. Hie redet abermal der HERR vom Herrscher HERRN [28]
Gott Jsrael, Denn es sind nicht Mosi wort, Sondern des HERRN, der mit [29] Mose
redet, und jm das alte Testament befilhet, das er schutzen und mit gedult [30]
tragen wil bis auff seinen kuenfftigen eigen Ubergang, wie droben gnug [31] gesagt
ist. Ob nu die Raben und Jueden dis alles anders deuten und unsern [32]
verstand9 verachten, Das ist recht, Gottes feind sol Gottes wort nicht sehen,
[33] Was sie aber hie uber diesen Text speien10, ist nicht werd, das eine Saw
oder [34] Esel lesen solt, wenn sie gleich lesen kundten. Moses angesicht hat
Horner11
[Seite 85]
[ 9 Truecken
A1 19 Mosi A1 25 sezten A1]
[1] [2. Kor.
3, 7] und glentzet zu Helle, das sie nicht drein sehen koennen, Wir aber haben
Mosen, [2] das seine wort ungezwungen, natuerlicher art der sprachen, so
hertzlich und [3] lieblich fein stimmen mit dem newen Testament. Und ob er wol
mus das [4] halstarrige boese Volck seiner zeit regiren jm alten Testament, So
weissagt er [5] doch daneben gewaltiglich von Jhesu Christo, unserm HErrn, das
er ein warhafftiger [6] Mensch und mit dem Vater und Heiligem geist in
unterschiedlicher [7] person ein Einiger warhafftiger Gott sey, der alles thut,
was der HERR thut. [8] Das ist uns gnug, wollen gern narren und ungelert
heissen in der Schrifft [9] und den Jueden und Tuercken jre hohe weisheit in
jrem Schlaurauffen lande1 [10] lassen.
[11] Wolan,
gleube ein jder fur sich, was er wil: Jch gleube und weis fur [12] war, das ich
und alle Christen Mosen fur uns haben, Und das er ein rechter [13] Christen, ja
ein Lerer der Christen ist. Schadet nicht, das er dazu mal noch [14] in der
Kappen2 steckt, und im alten Testament gekleidet daher gehet, als sey [15] er
[Bl. R iij] nicht ein Christ, Gleich wie ein fromer Muench, als S. Bernhard3,
[16] daher gehet, als ein Muench, Aber doch in seinem glauben ein rechter [17]
ernstlicher Christen ist, der nicht auff seine Kappen noch Orden wie der ander
[18] hauffe bawet, pochet und trotzet, Sondern allein auff die gnade Jhesu
Christi, [19] wie er selbs offt zeuget. Also lesst Mose den andern hauffen sich
des Gesetzes [20] und Beschneittung rhuemen, gehet jmer mit in solcher Kappen,
Aber sein hertz, [21] glauben und bekentnis ist Jhesus Christus, Gottes Son
&c.. Haben wir nu [22] Mosen, das ist, den Meister und obersten, So werden
seine Juenger die Propheten [23] mit hauffen jm nach zu uns fallen, Denn sie
nichts anders gleuben, [24] bekennen und leren, weder4 Mose jr Preceptor thut.
Aber wo wollen wir sie [25] setzen, die lieben Geste? Dis Buechlein ist zu
enge, kan sie nicht alle hierein [26] setzen, so Mose nicht gantz hierein komen
kan.
[27] Also
wollen wir thun, Wir wollen zu jnen gehen und mit jnen Essen, [28] Sie haben
die Kuchen und Keller besser bestellet, denn wir, und konnen uns vol [29] auff
fursetzen und herrlich speisen, Das ist: Ein jeder neme die Propheten fur [30]
sich, lese mit vleis drinnen und mercke, wo der HERR Jehova, Jhesus Christus,
[31] unterschiedlich redet, oder wo von jm geredt wird. Denn du hast nu
gehoert, [32] das ers sey, der mit Mose auff dem Berge Sinai redet, Mosen und
das Volck [33] furet und Wunder thut, Und ob er wol nicht allein ist, ders
thut, sondern [34] der Vater und Heiliger geist mit jm alles und einerley werck
thun, So offenbart [35] er sich gleich wol mit solchem reden und thun, das er
sey ein unterschiedliche [36] Person vom Vater in dem Einigen Goettlichen
wesen, Und zwar, wer so
[Seite 86]
[ 25/26
unterschielich A1 36 HERRE AB wohl falsch]
[1] viel
verstehet in der Schrifft (welchs nicht ein jder achtet), das er mercken [2]
kan, wo die Person eine von der andern redet, als weren mehr denn eine da, [3]
der hat balde ersehen die unterscheid, welchs des Vaters oder des Sons person
[4] ist, Hastu aber die unterscheid des Vaters und des Sons, so ist des Heilgen
[5] [Ps. 2, 7f.] geists person gleich auch unterschiedlich mit da, als Psal. 2:
‘Der HERR sprach [6] zu mir, Du bist mein Son, heute habe ich dich gezeuget’,
Und hie im Mose [7] [2. Mose 33, 19; 1. Mose 19, 24] Exo. 33: ‘Der HERR predigt
im namen des HERRN’, Genesis 11.: ‘Und der [8] HERR lies Regenen schwefel und
feur vom HERRN’. Hie sihestu flux, das [9] der HERR, der Regenen lesst, der Son
ist, Vom HERRN, das ist, vom Vater, [10] [Hos. 1, 7] Denn der Son ist vom Vater
und nicht widerumb.1 Hosee j.: ‘So spricht der [11] HERR, Jch wil mich erbarmen
des Hauses Juda und jn helffen durch den [12] [Bl. R 4] HERRN, jren Got, und
nicht durch Schwert und Bogen &c..’ Zephonia 3. [13] [Zeph. 3, 9] Spricht
der HERR: ‘Jch wil den Voelckern zukeren ein Rein Lippen, das sie [14] alle
ruffen oder Predigen sollen jm namen des HERRN und jm dienen mit einerley [15]
[Ps. 45, 8 u. 12] Schuldern’. Psal. 45: ‘Darumb hat dich, Gott, dein Gott
gesalbet mit [16] freuden Ole, Und der Koenig wird lust an deiner schoene
haben, Denn er ist [17] [Jer. 23, 5f.] dein Gott, und du solt jn anbeten’.
Jeremie 23.: ‘Zu der zeit wil ich David [18] ein gerecht gewechs erwecken, Und
das wird sein name sein, das man jn nennen [19] wird HERR, der unser
Gerechtigkeit ist’.
[20] Wo aber
die Person nicht unterschiedlich sich mit reden offenbart, Das es [21] scheinet
keine mehr denn Eine person sein, Da magestu die Regel halten, droben [22]
geben, das du nicht unrecht thust, wo du den namen Jehova deutest auff unsern
[23] HERRN, Jhesum Christum, Gottes Son, Des nim ein fein Exempel Jsaie 50.:
[24] [Jes. 50, 1] ‘So spricht der HERR, Wo ist der Scheidebriff ewr Mutter,
damit ich sie gelassen [25] habe?’ Hie heisst HERR die person des Sons, ob er
wol nicht unterschiedlich [26] von seiner Person redet, wie das Lyra und andere
auch auslegen, [27] Und hat mir fur vielen Jaren wolgefallen, das Lyra so frey
heraus feret2: ‘So [28] spricht der HERR’, das ist Jhesus Christus. Doch wenn
man nach diesem stueck [29] das gantze Capitel lieset (denn Esaia redet hie
kein wort, sondern alles der [30] HERR), so findet sichs, das die Person des
Sons, Jhesus Christus, hie redet, [31] nicht allein nach der Gottheit, Sondern
auch noch der Menscheit, Denn er [32] [Jes. 50, 6f.] spricht: ‘Meinen Ruecken
hab ich dar gehalten denen, die mich schlugen, und [33] meine Wangen denen, die
mich raufften, und mein Angesicht verbarg ich nicht [34] fur schmach und
speichel, denn der HErr HERR hilfft mir &c..’ Lies das [35] gantze Capitel,
so findestu, das Gott der HERR ist, der do leidet, und vom [36] HErrn HERRN
huelffe hat, Das ist, Christus ist war3 Gott und Mensch.
[37] Solch
exempel, da kein hell unterscheid der Person ist, nimpt die Epistel [38] [Hebr.
1, 6; (Ps. 97, 7)] Ebre. j. Und spricht aus dem 97. Psalm: ‘Da er ein fueret
den Erstgebornen
[Seite 87]
[ 18
vnterschiediich A1]
[1] in die
Welt, spricht er, Und es sollen jn anbeten alle Engel Gottes’, Hie sihet [2]
man kein sonderlich zeichen, das solcher Psalm von Jhesu Christo, Gottes Son,
[3] [Ps. 97, 1] zu verstehen sey, on das er im anfang spricht: ‘Der HERR ist
Koenig worden, [4] des frewet sich das Erdreich’, Welchs doch ein Juede oder
geistloser Mensch nicht [5] wuerde von Christo lassen gesagt sein, Aber der
Geist bekennet, das keine person [6] [Ps. 2, 6] Koenig worden ist, [Bl. S 1] denn
der Son, wie der Psal. 2 zeuget: ‘Jch habe [7] [1. Chron. 17, 14] meinen Koenig
eingesetzt auff meinen heiligen Berg Zion’. 1. Para. 17.: ‘Jch [8] wil jn in
mein Koenigreich setzen ewiglich’. Das er aber rechter Gott sey, zeuget [9]
[Ps. 97, 7] dieser Psalm, und spricht: ‘Alle Engel Gottes sollen jn anbeten’,
Ebreisch also: [10] ‘Bettet jn an, alle Goetter’. Goetter kan hie nicht Gott
heissen, der nicht viel, [11] sondern allein ein Einiger Gott ist, darumb
deutet ers: Engel, Der ist aber [12] Gott, den sie anbeten, Jhesus Christus,
Gottes Son. Darumb thun die nicht [13] unrecht, so diesen Psalm von Christo
verstehen, wie die Epistel thut, ob sie [14] gleich nicht sehen die unterscheid
der Person.
[15] [Hebr.
1, 10f.; (Ps. 102, 2f.)] Jtem, da die selbe Epistel aus dem Psalm 102. fueret:
‘Du hast im anfang [16] die Erden gegruendet, und die Himel sind deiner Hende
werck, Sie werden [17] vergehen, Aber du bleibest’ &c.. Hie findet die
vernunfft auch kein zeichen, das [18] dis solle von Jhesu Christo unterschiedlich
geredt und verstanden sein, wie die [19] Epistel sagt, und hette wol andere
heller sprueche im Psalter funden. Aber, Er [20] gibt uns (acht ich) solch
Exempel, Das wir Christum in der schrifft suchen [21] sollen, weil er gewislich
Gott und Schepffer ist, mit dem Vater und Heiligem [22] geist, das niemand
daran unrecht thun kan, wer von jm sagt, Er sey es, der [23] Himel und Erden
geschaffen hat, Aber doch sollen wir vleissig suchen die unterschiedliche [24]
offenbarung der Person des Sons, und die wort ansehen, die seine [25] Person
unterschiedlich geben und offenbaren, Wers nicht besser hat, der neme [26] [1.
Chron. 17, 12] dises an, Das Gott David verheissen hat, 1. Para. 17., Das sein
Son Messia [27] solle Gott ein Haus bawen und ewig drinnen Herr und Koenig
sein, davon [28] viel Psalmen gemacht sind. Von solchem Haus und baw weissagt
dieser Psalm [29] auch und bittet Engstlich, das er komen wolle und Zion bawen.
Das kan [30] nicht vom leiblich Zion gesagt sein, Welchs dazumal gebawet da
stund, welchs [31] auch nicht das Gottes haus noch Zion war, das Davids Son
bawen solt, und [32] Koenig drinnen sein. So haben wir droben gehoert, das
dieser Bawherr und [33] Hausherr musse Gott sein, und doch Davids Son, Darumb
fueret die Epistel [34] diesen Psalmen recht auff die Person Jhesu Christi, der
wol ist Ein Gott [35] und Schepffer mit Gott dem Vater und Heiligem geist, Aber
mit dem Bawen [36] Gottes Hauses und Koenigreich unterschiedlich ein ander
person, denn der Vater, [37] offenbart wird. So ist auch das ein
unterschiedlich zeichen, das Christus, Gottes [38] Son, der Same Abraham ist,
durch welchen alle Heiden sollen gesegenet werden, [39] [1. Mose 22, 18; 49,
10] und jm gehorchen, Gen. 22. 49.: ‘Dem Silo [Bl. S ij] werden die Heiden
gehorchen’, [40] [Ps. 2, 8] Und Psal. 2: ‘Heissche von mir, so wil ich dir die
Heiden zum Erbe
[Seite 88]
[1] geben’.
Von solchem Reich unter den Heiden redet dieser Psalm auch, und malet [2] damit
die Person des Sons &c..
[3] Summa, Es
ist Ein Gott, Ein HERR, Eine Goettliche Maiestet, Natur [4] und wesen, aller
drey Personen, Aber Es offenbart sich zu weilen die Person [5] des Vaters, Zu
weilen des Sons, Zu weilen des Heiligen geists, Welche sich [6] nu offenbart,
So ists der Einige Gott in drey Personen, Auff das wir die [7] Gottliche
Maiestet recht erkennen, und nicht wie Jueden, Ketzer, Mahmet, blindfeld [8]
einhin1 gleuben, als sey Gott nichts mehr, denn ein Einige Person, Das [9] wil
Gott nicht haben, Sondern wil erkand sein, wie er sich uns offenbart, [10] Und sonderlich
ists Gott zu thun umb die offenbarung und erkentnis seines [11] Sons, durch die
gantze Schrifft, Alts und Newen Testaments, Alles gehets [12] auff den Son,
Denn die Schrifft ist gegeben umb des Messia, oder Weibs [13] samens willen,
der alles wider zu recht bringen sol, was die Schlange verderbt [14] hat,
Suende, Tod, Zorn weg nemen, Unschuld, Leben, Paradis und Himelreich [15] wider
bringen. Und gleich wie der fal Adam ist geschehen, das er sich unterschiedlich
[16] an den Son sties2, und doch damit zu gleich wider alle drey Person, [17]
als Einigen Gott, suendigt, Also hat Gott widerumb seinen Son allein und [18]
unterschiedlich lassen Mensch werden, das Adam durch den Son unterschiedlich,
[19] an welchen er sich gestossen und gefallen war, wider auffgericht wuerde,
und [20] doch solch auffrichtung oder erloesung aller dreier Personen einerley,
als des [21] Einigen Gottes werck ist.
[22] Denn da
die Schlange, der Teuffel, Adam fellen wolt, hetzet er jn wider [23] [1. Mose
3, 5] den Son, unterschiedlich, da er sprach: ‘Jr werdet Gotte gleich werden’.
Das [24] war dem Son Gottes zu nahe3, Und wolten beide, der Teuffel und Adam,
[25] den Son entsetzen4 seiner ehren, Denn allein der Son ist gleich, oder ‘das
[26] [Kol. 1, 15] Ebenbilde des unsichbarn Gottes’, Col. 1. Und ‘das Ebenbilde
seines Goettlichen [27] [Hebr. 1, 3] wesens’, der dem Vater gleich ist in einer
Gottheit, Ebre. 1. Und der [28] Teuffel hatte zuvor den selben fal im Himel
gethan und gelernt mit seinen [29] Engeln eben an dem selben Ebenbilde, dem Son
Gottes. Er lies jm nicht [30] gnuegen, das er das aller schoenest bilde Gottes
unter allen Engeln war (doch [31] nicht geborn von Ewigkeit sondern anfenglich5
geschaffen), Sondern wolt auch [32] das inwendige natuerliche Gottes Ebenbilde
sein, dem Son gleich, wie die Veter [33] [Jes. 14, 12ff.] den spruch Jsaia. 14.
unter des Koe-[Bl. S iij] nigs zu Babel namen auslegen: [34] ‘Wie bistu
gefallen, du schoener Morgenstern, der du sprachest in deinem hertzen: [35] Jch
wil in den Himel und gleich sein dem höhesten Gott?’ Darumb ist [36] die Person
des Sons unterschiedlich offenbart und Mensch worden, das wir [37] an jm durch
seine Menscheit wider auffstunden, die wir uns an seiner Gottheit [38]
gestossen hatten6 und gefallen waren. Also ist nu die gantze Schrifft, [39] wie
gesagt, alles Eitel Christus, Gottes und Marien Son, Alles ists zu thun
[Seite 89]
[ 12 Entyches
AB so immer, in der lat. Übersetzung 1550 richtig Eutyches, handschriftlich
auch in einem Exemplar von B korrigiert 31 sterbilchen A1]
[1] umb den
selben Son, das wir jn unterschiedlich erkennen, und also den Vater [2] und den
Heiligengeist, Einen Gott ewiglich sehen muegen, Wer den Son hat, [3] dem
stehet die Schrifft offen, und je grosser und grosser sein glaube an Christum
[4] wird, je heller die schrifft jm scheinet.
[5] WENn du
nu gleubest und verstehest, das Christus sey warhafftiger Gott [6] und Mensche,
wie die Schrifft uns leret, So sihe darnach zu, und lerne weiter [7] gewis
werden, das du die Person Christi nicht trennest, noch die zwo natur [8] oder
das Goettlich und Menschlich wesen nicht mengest in ein wesen, Sondern [9] die
natur hie unterscheidest und die Person einig behaltest, Denn hie haben [10]
sich auch viel Kluegelinge gestossen, das sie entweder Gotheit und Menscheit,
[11] eine natur, oder aber zwo Personen haben machen wollen, wie Nestorius und
[12] Eutyches mit jren gleichen1, Die Jueden aber und Tuercken trefflich2 hohes
und [13] uber hohes geistes hie sind und uns Christen fur grosse narren halten,
Jst er [14] Gott (sprechen sie), wie kan er als ein Mensch sterben? Denn Gott
ist unsterblich, [15] Jst er Mensche, wie kan er Gottes Son sein? Denn Gott hat
kein [16] Weib. Hie gehets, wie man spricht: Geld hat ehre, sprach der frosch
und [17] sas auff einem Heller.3 Hie leren uns die hoch, hoch, noch hoeher und
aller [18] hoehest verstendigen Leute, die Tuercken, Jueden, Das Gott nicht
sterben kan, [19] und kein Eheweib habe, Wie wolten oder kundten wir armen
Christen solch [20] hoch ding jmer mehr4 wissen, wens uns tollen Gensen und
Endten5 nicht [21] solche uberaus uberhohe meister zeigten, das Gott kein Weib
habe, und nicht [22] sterben konde? Es were nicht wunder, das, wo ein Juede
oder Tuercke gehet, [23] das die Erden unter jm fur solchem hohem geist so froelich
wuerde, das sie mit [24] jm uber den Himel spruengen, Und der Himel des
gleichen fur solcher grosser [25] weisheit mit Sternen, Sonnen und Monden
herunter fiele, den Jueden, Türcken [26] zun fuessen, oder in abgrund der
Hellen, Denn es ist fur war ein unbegreiffliche [27] weisheit, das Gott kein
Weib hat, noch sterben [Bl. S 4] konne, Oh Herr [28] Gott, da wissen die
Christen nichts von, Wer wolte Gotte eine Amme bestellen? [29] Wo wolt er eine
Kindermagd kriegen? Wer wolt jn begraben? [30] Wer wolt jm zur Hochzeit
pfeiffen und tantzen? Wer wolt jm Seelmessen [31] noch halten? Ey pfu die
Christen, das sie einen sterblichen Gott anbeten, und [32] einen Ehelichen man
draus machen, Selig, Selig sind Mahmet und Rabinen, [33] die uns viel bessers
leren, Ey pfu dich unsinnigen Mahmet, soltu ein Prophet [34] heissen, der du
solch ein grober tolpel und Esel bist.
[35] Wolan,
Diese elenden narren las faren und sich klug duencken, bis sie es [36] gnug
haben, Du aber halt fest am Christlichen Glauben, der uns durch die
[Seite 90]
[ 4
unterschiedliche A2 B 6 die A2 B]
[1] Schrifft
leret, Das Jhesus Christus sey warhafftiger Gott und Gottes Son, [2] Dazu auch
warhafftiger Mensch, Davids und Marien Son, Doch nicht zweene [3] Soene, zweene
Menner oder zwo Personen, Sondern ein Einiger Son, und [4] Einige Person aus
und in zwo unterschiedlichen naturn, der Gottheit und [5] Menscheit, Denn
gleich, wie droben in dem Artikel von der Gottheit du dich [6] hueten must, das
du die drey Personen nicht mengest jn eine Person, noch das [7] wesen oder
natur trennest in drey Goetter, Sondern drey unterschiedliche Personen [8] in
einem Goettlichen wesen haltest, Also mustu dich widerumb hie [9] hueten, das
du die Einige Person nicht teilest oder trennest in zwo Personen, [10] Oder die
zwo naturn in eine Natur mengest, Sondern zwo unterschiedliche [11] naturn in
einer Einigen Personen haltest, Und gleich, wie die zwo naturn [12] sich in
Eine Person vereinigen, also vereinigen sich auch die namen Beider [13] naturn
in den namen der einigen Person, Welches man heisst zu latin [14] Communicatio
idiomatum vel proprietatum1, Als: Der Mensch heisst und ist [15] geborn von der
Jungfrawen Marien und von den Jueden gecreutziget, Den [16] selben namen sol
man auch Gottes Son geben, Und sagen: Gott ist geborn [17] von Maria und
gecreutziget von den Jueden, Denn Gott und Mensch ist Eine [18] Person und
nicht zween Soene, einer Gottes, der ander Marien, Sondern ist [19] ein Einiger
Son Gottes und Marien.
[20] Wenn du
nu woltest sagen, wie Nestorius, Gott oder Jhesus, Gottes Son, [21] sey nicht
geborn von Marien, noch gecrutzigt von den Jueden, Sondern allein [22] der
Mensch Marien Son, Sihe, da machstu zwo Personen, und trennest die [23] einige
Person, das ein ander [Bl. T 1] Person sey, die geboren und gecreutziget [24]
ist, Und ein andere Person sey, die nicht geboren noch gecreutzigt ist, Und
wird [25] also Ein jgliche natur fur sich selbs eine sonderliche Person und
zweene [26] unterschiedliche Soene, Welchs ist eben so viel, als das Gott sey nicht
Mensch [27] worden, Sondern Gott bleibe fur sich selbst ein abgesonderte Person
von dem [28] Menschen, Und der Mensch fur sich selbs ein abgesonderte Person
von Gott. [29] [Joh. 1, 14] Das taug nicht, Das leidet die Schrifft nicht, die
da spricht, Johan j.: ‘Und [30] [Luk. 1, 35] das Wort ist Fleisch worden’, Luc.
j.: ‘Das in dir geborn wird, sol heissen [31] des aller Hoehesten Gottes Son’,
Und der Kinderglaube2 spricht: Jch gleube an [32] Jhesum Christ, Gottes Son,
der empfangen ist vom Heiligen geist, geboren [33] von Marien der Jungfrawen
&c.. Spricht nicht, Das Gottes Son ein ander [34] sey, Sondern der selbige,
der von Marien geborn und jr Son wird.
[35]
Widerumb, wenn du woltest sagen, wie Eutyches, Das der Mensch Jhesus, [36]
Marien Son, sey nicht Schepffer Himels und der Erden, oder sey nicht Gottes
[37] Son, den man Anbeten solle, Wie auch newlich ein toller geist3 grosse
grumpen [38] fur gab4, Wie ferlich5 wir Christen lebeten, das wir eine Creatur
fur Gott
[Seite 91]
[ 15
Scherifft A 31 vernnnfft A]
[1]
anbettten. Der unsinnige narr keine schirfft noch Buecher lieset, Sondern aus
[2] seinem eigen tollen Kopffe von solchen Hohen sachen treumet und ein
selbwachssender1 [3] meister kluegel ist. Sihe, Hie wird die Person abermal
zertrennet, [4] und zwo Personen aus einer gemacht, Nestorius trennet die
Personen [5] also, das er die Menscheit von der Gottheit reisst und eine
jgliche Natur eine [6] sondern Person macht, das allein der Mensch besonders
gecreutzigt sey, Eutyches [7] widerumb reisset die Gottheit von der Menschheit
also, das er auch ein jgliche [8] Natur zur sonderlichen Person macht, das Gott
solle angebetet werden, als [9] von der Menscheit abgesondert, Aber die
Schrifft und der Glaube sprechen [10] also: Wenn wir den Menschen von Marien
geborn anbeten, So beten wir [11] nicht einen abgesonderten Menschen an, der
fur sich selbs, on Gott, und ausser [12] Gott, eine sonderliche eigen Person
sey, Sondern wir Beten den Einigen rechten [13] Gott an, der mit dem Vater und
Heiligem geist ein Einiger Gott, Und mit [14] der Menscheit ein Einige Person
ist.
[15] Wer nu
solchen verstand nicht hat, der mus in der Schrifft jrre werden, [16] Und kan
sich nirgent drein schicken, Denn in der Schrifft Heisst Messia Gottes [17]
[Jes. 42, 1] knecht, Jsaie 42.: ‘Sihe, das ist mein Knecht, an dem ich [Bl. T
ij] wolgefallen [18] [Jes. 52, 13] habe’, Und am 53.: ‘Sihe, mein Knecht wird
klueglich faren’, Ja er heisst ‘ein [19] [Ps. 22, 7] Wurm und nicht ein
Mensch’, Psal. 22. Und das wol grewlicher ist, Er [20] [Ps. 41, 5] heisst ein
armer suender, Psal. 41.: ‘Jch sprach, HERR, sey mir gnedig, heile [21] [Ps.
69, 6] meine Seele, Denn ich habe dir gesundigt’, Psal. 69: ‘Gott, du weissest
meine [22] [Ps. 69, 10] torheit, und meine schulde seind dir nicht verborgen’,
Jtem: ‘die schmahe2 der, [23] [Ps. 40, 13] die dich schmehen, fallen auf mich’,
Psal. 40.: ‘Es hat mich leiden on zal umbgeben, [24] Mich haben meine sunde
ergriffen, das ich nicht sehen kan, Jr ist mehr, [25] denn har auff meinem
heubt, Und mein hertz hat mich verlassen.’ Hie schreiet [26] Vernunfft, Juede
und Mahmet uber uns Christen: Wie kan solchs von Gott [27] verstanden werden,
Wie kan Gott ein Knecht sein? Wie kan er ein elender [28] sunder sein? Hilff
Gott, welch unsinnige, tolle, ungehewer leute sind wir [29] Christen fur
solchen hohen, weisen, heiligen menschen, die keine Creatur anbeten, [30]
sondern allein den Einigen Gott.
[31] War
ists, Die vernunfft findet solchs nicht in jrer Bibel, das ist im [32]
Rauchloch3, oder im Schlauraffen lande.3 So findens die Jueden in jrer Bibel
[33] auch nicht, das ist, im Thalmud, unter dem Sewpirtzel4, da sie jr Scham
[34] haperes jnnen studirn5, So findets Mahmet in seiner Bibel auch nicht, das
ist, [35] im Hurnbette, denn darin hat er am meisten studirt, wie er sich
rhuemet, der
[Seite 92]
[ 1 strecke A
16 eingen B (für eignen) 25 Hoehen AB]
[1]
schendliche unflat1, das im Gott (der Teuffel) so viel stercke seines leibes
gegeben [2] habe, das im viertzig Weiber nicht gnug sein muegen zu bette. Ja eben,
[3] wie er studirt hat in der selben Bibel, im Hurnfleisch, so reucht und
schmeckt [4] auch sein keusches buch, der Alcoran. Er hat den geist seiner
Prophetie am [5] rechten ort, im Venus berge2, gesucht und gefunden, Wer nu in
solchen Buechern [6] studirt, was ists wunder, das der nichts wisse von Gott
noch Messia, so sie [7] auch nicht wissen, was sie reden oder thun?
[8] Wir
Christen wissen (Gott lob und danck in Ewigkeit), das Messia ist [9] Gottes
Einiger ewiger Son, den er gesand hat in die Welt, unser sunde auff [10] sich
zu nemen, fur uns zu sterben und den Tod fur uns zu uberwinden. Wie [11] [Jes.
53, 6] Jsaia 53. klerlich sagt: ‘Wir giengen alle jrre, Gott aber hat unser
aller [12] sunde auff jn gelegt, Und er hat sein leben zum schuld opffer gegeben
&c..’ [13] Daher singen und rhuemen wir mit allen freuden, Das Gottes Son,
der rechte [14] Einige Gott, mit dem Vater und Heiligem geist, sey fur uns
Mensch, Ein knecht, [15] Ein sunder, Ein wurm worden, Gott sey gestorben, Gott
trage unser sunde [16] am Creutz, in seinem eigen leibe, Gott hat uns Erloeset
[Bl. T iij] durch sein [17] eigen blut, Denn Gott und Mensch ist eine Person,
Was der Mensch hie thut, [18] leidet und redet, das thut, leidet und redet
Gott. Und was Gott thut und [19] redet, das thut und redet der Mensch, Welcher
ist einerley3 Son Gottes und [20] Marien in einer unzertrenneten person und zwo
unterschiedlichen Naturn. Der [21] Teuffel und sein hurnwirt und hurnieger4
Mahmet Und seine Schamhaperisten, [22] die Jueden, muegen sich hieran ergern,
lestern, fluchen (wers nicht lassen kan). [23] Aber allesampt sollen sie in
abgrund der Hellen ewiglich dafuer zittern, zeenklappen [24] und heulen, Da
nicht lang (ob Gott wil) hin gehoeren sol5, Amen.
[25] Hie wil
ich auffhoeren dis mal, von diesen Hoehen6 Artikeln zu reden, aus [26] dem
Alten Testament, Denn ich hoffe, Es sollen hiemit gnug Vermanet sein, [27]
unser Ebreisten, das sie das Alte Testament sollen den Rabinen nemen, wo [28]
sie jmer konnen, unangesehen7 jre deutung, glosen oder Grammatiken, Weil [29]
die Rabinen selbs unternander offt hierin nicht wissen, wo sie daheimen sind8,
[30] und die Vocabula und Sententz gerne Equivocirn9 auff jren tollen verstand,
[31] da doch der Buchstabe gerne10 mit dem newen Testament sich reimet, Und
gewis [32] ist, das Jhesus Christus der HERR uber alles ist, dem die Schrifft
sol zeugnis [33] geben, als die allein umb seinen willen gegeben ist. Aus dem
Newen Testament [34] hab ich dis mal nicht viel wollen fueren, Weil darinnen
solchs alles
[Seite 93]
[ 31 noch AB]
[1] klerlich
(darumb es die Jueden auch nicht annemen) uberzeuget1 ist, nu bey [2] 1500
jaren, und sonderlich im Euangelio Johannis, da schier uber das ander [3] wort2
(wie man spricht) Jhesus wird Gott und Mensch in einer person gepredigt. [4]
Der selbe Johannes, sampt andern Aposteln, Evangelisten, und viel [5] tausent
jrer Juenger, sind auch Jueden oder Jsrael und Abrahams samen gewest [6] nach
dem gebluet, so wol und viel reiner und gewisser, denn diese jtzige [7] Jueden
oder Jsrael sind, Die Niemand weis, Wer sie sind, oder woher sie [8] komen.
[9] Wollen
wir nu den Jueden oder Jsrael gleuben, So gleuben wir billicher [10] diesen
Jueden und Jsrael, welche nu bey 1500. jaren, offentlich in aller Welt, [11]
durch jr Euangelion die Kirchen regirt, Teuffel, Tod und Suende uberwunden,
[12] die Schrifft der Propheten aus gelegt, jmer fur und fur durch jre Juenger
[13] wunder gethan haben. Billicher, sage ich, gleuben wir solchen rechten
bekandten [14] Jueden und Jsraeliten, denn das wir solten gleuben den falschen
unbekandten [15] Jueden oder Jsraeliten, die diese 1500. jar kein wunder [Bl. T
4] gethan, kein [16] Schrifft der Propheten ausgelegt, alles verkeret und im
liecht offentlich nichts [17] gethan, Sondern in jrem winckel meuchlinges wie
die Kinder der finsternis, [18] das ist des Teuffels, eitel lestern, fluchen,
morden und liegen wider die rechten [19] Jueden und Jsrael (das ist, wider die
Apostel und Propheten) geuebet haben, [20] und noch ueben teglich, damit sie
uber weiset3, das sie nicht Jsrael, noch [21] Abrahams samen, Sondern gifftige,
Teufelissche feinde sind, des rechten Jsraels [22] und Abrahams kinder, dazu
der Heiligen schrifft diebe, reuber und verkerer. [23] Darumb man als von
offentlichen dieben wider nemen sol die Schrifft, wo [24] es die Grammatica
gerne gibt4 und sich mit dem Newen Testament reimet, [25] wie die Aposteln uns
Exempel reichlich gnug geben.
[26] Wil also
wider zu den Letzten Worten Davids komen, wie ichs Buechlin [27] anfieng, und
das Krentzlin mit dem ende und anfang zu samen binden5, Denn [28] ich gnug
herumb geschweifft habe. Andere konnens und werdens (hoff ich) [29] besser
machen und den HERRN Christum in dem Alten Ebreischen Testament [30] vleissig
suchen, Denn er lesst sich gern drinnen finden, sonderlich in dem Psalter [31]
und Jsaia. Versuchs nach der Regel, droben gegeben, so wirstu mir wol [32]
gleuben und Gotte dancken. Nu Jch hab dis Buchlin also angefangen, das [33]
Davids Letzte Wort sollen Verdolmetscht und verstanden werden, nach Christlichem
[34] verstand, auff diese weise.
[Seite 94]
[ 37
esserlichen A]
[1] [2. Sam.
23, 1 –3] ‘Es sprach David, der Son Jsai, Es sprach der man, der von dem [2]
Messia des Gottes Jacob versichert ist, Lieblich mit Psalmen Jsrael, [3] Der
geist des HERRN hat durch mich gered, und seine Rede ist durch [4] meine zunge
geschehen, Es hat der Gott Jsrael zu mir gesprochen, [5] Der Hort Jsrael hat
gered, der gerechte Herrscher unter den Menschen, [6] der Herrscher in der
furcht Gottes.’
[7] Drey
redener sind hie (wie droben gesaget)1, Der Geist des HERRN, Der [8] Gott
Jsrael, Der Hort Jsrael, Und ist doch ein Einiger Redener, Aber [9] bey dem
dritten, das ist, bey dem Hort Jsrael, stehet [Bl. V 1] Der Herrscher [10]
unter den Menschen, Der Herrscher in der furcht Gottes, Dieser Herrscher ist
[11] Messia, wie auch der Caldeische Text gibt.2 Nu hangets im Ebreischen an
[12] einander, Nemlich der Hort Jsrael, der gerechte Herrscher, der Herrscher
in [13] der furcht Gottes. Gewis ists aber, das ‘ZUR Jsrael’3 der Hort Jsrael
heisse [14] und sey Gott selbs. Und ist doch auch Messia der Mensch und
Herrscher in [15] der furcht Gottes. Herrscher ist hie Ebreisch ‘Moschel’4, das
heisst nicht HERR, [16] wie Gott HERR heisst, Sondern wie Menschen Herrn sind
und Herrschen. [17] Und wo Gott also genennet wird, magstu kuenlich Jhesum
Christum da selbs [18] [Richt. 8, 23] verstehen, als da Gedeon spricht: ‘Jch
wil nicht ewr Herr sein, und mein Son [19] sol auch nicht ewr Herr sein,
Sondern der HERR sol ewr Herr sein’, Psal. 22.: [20] [Ps. 22, 29] ‘Der HERR hat
ein Reich, und er Herrschet unter den Heiden’, Psal. 58.: [21] [Ps. 59, 14]
‘Der Gott Jacob ist Herrscher in aller welt’. Also redet auch Psal. 8 von [22]
[Ps. 8, 7] Christo: ‘Du wirst jn zum Herrscher machen uber deiner hende werck,
Alles [23] [2. Sam. 23, 3] hastu unter seine fuesse gethan’, Das ist eben so
viel, als hie David saget, Er [24] sey der Hort Jsrael (das ist Gott) und
gerechter Herrscher (das ist Mensch) [25] uber alles, was Gott gemacht hat, das
heisst Gotte gleich sein und doch auch [26] Mensche sein.
[27] Er
nennet jn Einen gerechten Herrscher, Das ist nicht von Weltlicher, [28]
zeitlicher gerechtigkeit gered, davon David sonst einen5 schoenen Psalm gemacht
[29] [Ps. 101, 1] hat, Nemlich den 83.: ‘Von Gnade und Recht wil ich singen’,
Sondern von [30] der Ewigen gerechtigkeit, die Messia in die welt bracht, uns
von sunden erloeset [31] und gerecht gemacht hat, Denn (wie folget) redet er
von dem ewigen Bunde, [32] so Gott mit Davids Hause gestifftet hat, wie es
Jsaias auch verstehet am [33] [Jes. 55, 3] 55. Ca.: ‘Jch wil euch die gnade,
David verheissen, trewlich halten’, und [34] [Ps. 89, 3] Psal. 89.: ‘Es wird
ein Ewige gnade gebawet werden, Und du wirst deine [35] warheit trewlich halten
im Himel’, Hie zu ist Weltliche gerechtigkeit viel zu [36] geringe, Welche, wo
sie am besten stehet (das selden geschicht), schwerlich den [37] eusserlichen
frieden erhellt, dem Mord, Raub, Ehebruch, Diebstal &c.. wehret,
[Seite 95]
[ 25 Folget
f. B]
[1] Denn
damit ist man noch nirgent fur Gotte gerecht, ob er sie wol zeitlich [2] und
herrlich belohnet, mit Reichthumb, Ehre, Gewalt, Gluecke &c.., welchs fur
[3] Gotte schlechte, geringe, vergengliche parteken1 sind, die er auch seinen
Feinden [4] reichlicher gibt, weder seinen lieben Kindern, welche einen bessern
lohn zu [5] hoffen haben, davon die Welt nichts weis.
[6] Darumb
ist der Rabinen und jrer nach folger verstand2 nichts, da sie [7] meinen, Es
sey [Bl. V ij] von David gesagt, das er solle gerecht sein, und Gottfuerchtig
[8] leben, weil er ein Koenig und Herrscher gesetzt sey. Nein, Es ist ein [9]
ander man, dieser Herrscher in gerechtigkeit und Gottes furcht. David hat [10]
durch sein regiment nicht einen einigen Menschen gerecht und Gottfuerchtig
gemacht, [11] [Röm. 3, 20] Sich selbs auch nicht, Mose mit seinem Gesetz auch
nicht, Rom. 3., [12] Sondern sind alle gerecht und Gottfurchtig gemacht durch
diesen Herrscher [13] [Sach. 9, 9] Messia und Hort Jsrael, Jhesum Christum, wie
auch Zacharia. 9. sagt: ‘Frewe [14] dich, du Tochter Zion, Sihe, dein Koenig
komet dir sanfftmuetig, Ein gerechter [15] [1. Kor. 1, 30] und Heiland, und
reitet auff einem Esel &c..’ Und Paulus. j. Corinth. j.: ‘Er [16] ist uns
von Gott gemacht zur weisheit, gerechtigkeit, heiligung und erloesung, [17]
[Jer. 9, 22f.] auff das, wer sich ruehmet (wie geschrieben stehet), der sol
sich des HERRn [18] ruehmen’, und nicht unser eigen gerechtigkeit, weisheit
&c.. Denn das ist seine [19] Herrschafft, darumb ist er zum HErrn gesetzt,
das er solche werck sol unter [20] den Menschen thun, sie gerecht machen, und
wider zu Gottes furcht, unschuld [21] und gehorsam bringen, davon wir im
Paradis gefallen sind, durch der Schlangen [22] list. Von dieser gerechtigkeit
und Gottes furcht ist hie nicht not zu reden, Es [23] ist unser teglich
predigt, wie wir in Christo allein aus lauter gnaden gerecht [24] und selig
werden.
[25] Folget:
[26] [2. Sam. 23, 4] ‘Und, wie das Liecht des Morgens, wenn die Sonne
auffgehet, [27] Des Morgens on wolcken, da vom glantz nach dem Regen das [28]
gras aus der Erden wechst.’
[29] Er
vergleicht die Herrschafft, oder das Reich Messia, der die gerechtigkeit [30]
und Gottes furcht sol wider bringen und auff richten, dem schoenen lieblichen
[31] wesen des Lentzen. Denn der Winter, weil die Sonne weg von uns [32]
zeucht, die Erden mit frost, Eis, schnee &c.. zuschleusst, das alle Beume
kael3, [33] alles gewechs mat werden, und nichts grunet noch bluehet, noch
frucht bringet, [34] und als eine todte welt anzusehen ist, Wenn aber gegen Sommer
die liebe [35] Sonne wider zu uns nahet, so thut sich die Erden auff, grunet,
bluehet, reucht [36] alles schon4, wird alles newe, und die welt gleich wider
lebendig und froelich. [37] Denn alle Menschen, auch die Heiden, den Lentzen
fur das lustigst teil des
[Seite 96]
[ 3 Mosi A1]
[1] jars
yalten, wie Virgilius schreibt1: Tunc formosissimus Annus, Und helts [2] dafur,
das die Welt im Lentzen hab angefangen, Welchs [Bl. V iij] mit der [3] Heiligen
schrifft stimmet, Denn Mose den Aprill zum ersten Monden des jars [4] setzet.2
Also ist die Herrschafft nnd das Reich der gnaden auch eine froeliche, [5]
lustige3 zeit, da rinnen Messia uns gerecht und Gottfuerchtig macht, das wir
[6] gruenen, bluehen, wol riechen, wachssen und fruchbar werden, Denn er ist
die [7] [Mal. 3, 20] Sonne der gerechtigkeit, die wider zu uns nahet, Wie
Malachi sagt: ‘Es sol [8] euch, die jr meinen Namen furchtet, die Sonne der
gerechtigkeit auff gehen, [9] und Heil unter seinen fittichen’, Darumb er auch
hat wollen leiblich im Lentzen [10] oder April, inn der luestigen zeit, von den
todten Aufferstehen und seine Herrschafft [11] anfahen, ob er wol im Winter
geborn, das ist, umb unser willen unter [12] die sunde, allerley jamer und tod
Adams sich gegeben, und also den harten [13] Winter uber 33. jar ausgestanden
hat.4
[14] Denn
gleich, wie der Prophet David hie durch den Lentzen bedeut5 die [15] seligen
zeit der gnaden, so durch Messia, seinen Son, uns scheinet, Also gibt [16] er
damit zu verstehen, das durch den winter das widerspiel6, Nemlich die zeit [17]
der ungnaden unter der Erbsunde, die wir durch Adams fall haben, bedeutet7 sey,
[18] Und hat Gott also in seiner Creatur uns zum ewigen gedechtnis bis an den
[19] Jungsten tag (da andere Jar, Erden und Himel sein werden) fur gebildet
[20] die sunde und gnade, das sie uns teglich und jerlich durch den Winter und
[21] Sommer fur gepredigt werden, wenn wir ohren zu hoeren und augen zu sehen
[22] hetten. Solcher geistlicher deutung nach ist Adam im schoenen Lentzen
erstlich [23] gewest (da er auch leiblich im Lentzen im anfang des iars
geschaffen ist), Bald [24] aber durch die sunde den geistlichen Winter uber
sich bracht hat, Welchen [25] Christus, die liebe sonne, widerumb vertrieben
und den Lentzen angefangen. [26] Und gehet nu also, Wer im Lentzen lebt, der
stirbet nimer mehr, Wer im [27] [Mark. 16, 16] Winter stirbt, der lebt nimer
mehr, das ist, ‘wer Gleubt und Getaufft wird, [28] der wird selig, Wer nicht
gleubt, wird verdampt’. Denn diesem entgehet die [29] Sonne, jenem gehet die
Sonne auff, von welcher David hie weissagt.
[30] Nicht
allein das vom Winter und Sommer meinet David, Sondern viel [31] mehr und
neher8 dieses geheimnis, Das Messia Herrschafft nicht solle sein wie [32] Moses
Herrschafft, Moses Herrschafft ist des gesetzes Herrschafft, welchs nicht [33]
allein die sunde nicht weg nimpt, sondern auch mehret, das ist, offenbart sie,
[34] wie gros und grewlich sie sey, und strafft sie, dadurch der mensch
erschreckt [35] und (so zu reden) Gottes gericht und seinem gesetze feind wird,
durch welchs [36] er in seiner [Bl. V 4] sunde verdampt und getoedet wird, wie
S. Paulus hie [37] [Röm. 3; Gal. 3] von herrlich disputirt zun Roemern und
Galatern, Das ist der berg Sinai, [38] darauff es donnert, blitzet, regent,
erdenbebet9, als wolt Himel und Erden
[Seite 97]
[ 5 wieder A]
[1]
eingehen.1 Und die Sonne viel tieffer hinder den finstern wolcken verborgen [2]
ist, obs wol in der zeit des Lentzens ist, denn im Winter, da es zu weilen [3]
helle scheinet, aber doch der Sonnen krafft zu ferne von uns ist. Denn die [4]
Heiden, so on gesetz in den unbekandten sunden des winters leben, viel sicherer
[5] sind, weder2 Gottes volck, das auch zur zeit des Lentzen des gesetzes
donnern [6] und blitzen leiden mus, Denn wo die Sonne Christus nicht helle
leucht, da ist [7] auch der Lentze nicht lustig3, Sondern Mose machts mit des
gesetzes donner [8] alles erschreckt und gantz toedlich4, Also sind die Wetter
am Himel auch ewige [9] Propheten, das uns zu weilen auch das gesetz ubereilet5
im gewissen, die wir [10] doch in der zeit der gnaden sind.
[11] [2. Sam.
23, 3] Aber hie zu Messia zeiten (spricht David) wenn der ‘ZUR Jsrael’ selbs
[12] Herrschen wird, mit Gnaden uns gerecht und selig zu machen, wirts so
lieblich [13] sein, als die besten zeit6 im Lentzen, da es vor tages einen
lieblichen warmen [14] regen gethan hat (das ist, das troestlich Euangelion
gepredigt ist), Und flux [15] drauff die Sonne Christus auffgehet in unserm
hertzen durch rechten glauben [16] on des Mose wolcken und donner und blitzen,
da wechsts, gruenets, bluehets [17] alles nach, und ist der tag freuden reich
und frieden reich, des gleichen das [18] gantze iar nicht hat. Denn hie heists
Winter, Wolcken, Donner, sunde, tod [19] und alles schrecken7 uber wunden, und
einen schoenen froelichen Ostertag gehalten [20] bis in ewigkeit, Sihe, das
heist David seines Sons Messia Herrschafft gleich [21] sein einem tage im
Lentzen, da es frue geregent, darauff die Sonne auffgehet [22] auffs aller
lieblichst und machte gruen, bluehend, riechend und alles lebendig und [23]
froelich, Frage dich selber drumb, obs nicht die beste und froelichst zeit im
jar sey.
[24] Folget:
[25] [2. Sam. 23, 5] ‘Denn mein Haus ist nicht also bey Gotte, Denn er hat mir
einen [26] Bund gesetzt, der ewig und
alles wol geordent und gehalten [27] wird.’
[28] [1.
Chron. 17, 11f.] Droben8 ist gesagt aus 1. Pal.9 17. Das diese wort: ‘Mein haus
ist nicht [29] also bey Gott’ solle so viel heissen: Ach was bin [Bl. X 1] ich?
Was ist [30] mein Haus gegen Gott? Es ist ia nicht ein solch Haus, das bey Gott
solcher [31] unaussprechlichen ehren wirdig sey, von welchem Messia der ‘ZUR
Jsrael’, [32] Gottes Son, der gerechte Herrscher unter den menschen, sol geborn
werden. [33] Und fellt heimit David herunter10 in grosse demut und verwundern,
das von [34] seinem Fleisch und Blut solch grosse ding komen sollen. Das ander
stueck vom
[Seite 98]
[1] Ewigen
Bunde und Hause Davids hab ich in dem buechlin von den Jueden1 [2] zimlich gnug
gehandelt und damit andern ursachen gegeben, weiter und besser [3] zu handeln.
Die folgend zwey wort, ‘Arucha’ und ‘Schemura’2, Wol geordent [4] und gehalten,
Sind mit vleis gesetzt zur lere und trost, Denn so du ansihest [5] die
Historien, wird dich duencken, Gott habe seines Bundes vergessen und den [6]
nicht gehalten, So gar wuest unordig und seltzam gehets zu in Davids Hause [7]
und nach komen. Noch ists bis auff Messia nicht allein gehalten, Sondern [8]
ist alles in seiner ordnung wol und fein blieben, wider alle Teuffel und [9]
menschen. Und hats niemand koennen endern noch dempffen, Sondern habens [10]
muessen lassen gehen und stehen, ein Scepter Juda, wie es verheissen ist, bis
[11] auff Messia
[12] Aber
nach Messia ist sein Reich, die Kirche, eusserlich anzusehen, viel wuester [13]
und unordiger, das kein zurissener, Elender, nichtiger Regiment oder
Herrschafft [14] ist, denn die Christliche Kirche, Christi Herrschafft, Hie zu
reissens und [15] wuestens mit Feur, Wasser, Schwert und aller macht die
Tyrannen. Hie zu [16] wuelen und verderbens die Rottengeister und Ketzerey. So3
machens die falschen [17] Christen mit jrem boesen leben auch also, als sey
kein schendlicher ungeordenter [18] Herrschafft auff erden. Und diese alle
erbeiten dahin, oder viel mehr der boese [19] geist durch sie, das Christi
Herrschafft solle nichts oder je4 ein Elend unordig [20] ding sein. Und Summa,
Christus stellet sich, als hab er seiner Herrschafft [21] vergessen und sey
nirgent heime5, das hie weder ‘Arucha’ noch ‘Schemura’ [22] von der vernunfft
gesehen wird. Noch6 heisst sie ‘Arucha becol’ und ‘Schemura’, [23] alles wol
geordent und gehalten. Ob wirs nicht sehen, So sihet ers, der da [24] [Hohel.
8, 12; Matth. 28, 20] spricht, Can. Ult.: ‘Mein Weinberg ist fur mir’, Matth.
Ult.: ‘Sihe, Jch bin [25] [Joh. 16, 33] bey euch bis an der welt ende.’ Joh.
16.: ‘Seid getrost, ich hab die welt [26] uberwunden.’ Gleich wol sehen wir,
das jmer blieben ist, und bleibt ein volck, [27] das den namen Christi ehret,
Sein Wort, Tauffe, Sacrament, Schluessel und [28] geist hat, auch wider alle
pforten der Hellen.
[29] [Bl. X
ij] Folget: [30] [2. Sam. 23, 5] ‘Denn alle mein Heil und Thun ist, das nichts
wechst’.
[31] Er wil
sagen, ich bin auch ein Koenig und Herr, fur allen Koenigen von [32] Gott
geordent. Habe viel Kriege gefurt, gros glueck, sieg und heil gehabt, [33]
durch Gottes huelffe und wunderthat, Auch viel gethan im Regiment, wol [34]
regirt, das Reich wol angericht7 und gestellet, das recht gehand habt, Drueber
[35] auch viel erlidden, Aber solch mein Reich, viel mehr aller Koenige auff
erden [36] Reich, gegen dieser Herrschafft meins Sons Messia, des ‘ZUR Jsrael’,
ists [37] nichts, denn ein duerrer zweig, der nie kein mal gewachsen oder
gegrunet, zu
[Seite 99]
[ 12 stuende
AB wohl Druckf. 15 Planctia A 16 egentlich A 32 Geremia A]
[1] rechen
ist, Denn ich, und kein Koenig, hat den sieg wider den Tod, Suende, [2] Helle,
Teuffel und Welt erobert, So hat auch unser keiner das gethan in [3] seinem
regiment, das er die leute Gerecht, Gottfuerchtig und ewig selig machte. [4]
Wir sind arme, duerfftige, duerre Herrn in unserm regiment, Aber mein Son [5]
Messia, der ‘ZUR Jsrael’, das ist der man, Der hat den Sieg uber Suende, Tod,
[6] Teuffel, Helle, Welt und alles erhalten, Der hat ein Regiment, Das heisst
ein [7] regiment1, darinnen er das thut und anrichtet, das er alle die seinen
ewiglich [8] gerecht und selig macht, Das heisst gegruenet, gebluehet,
fruchtbar sein, und das [9] nimer mehr verdorren kan.
[10] Jch habe
das wort ‘Hephetz’2 verdeudscht Thun, nach dem exempel Salomo, [11] [Pred. 3,
1] Eccle. 3.: ‘Ein iglichs hat seine zeit, Und alles furnemen (das ist, Thun)
hat [12] seine stuende’, Denn so redet man deudsch, Du must ia etwas furnemen,
das du nicht [13] muessig gehest, Sondern etwas Thuest, da mit du dich neerest,
Also heisst Thun [14] allerley stand, darin sich einer ubet in diesem leben,
Und die Philosophi heissens [15] auch Placita Proposita, Jnstituta, Darumb, das
einem dis, dem anderm das [16] gefellet, zu thun, oder fur zunemen, denn
Hephetz heisst eigentlich, Ein gefallen [17] oder willen, lust, neigung zu
einem ding haben. Denn wer nicht willen dazu [18] hat, der thuts nicht oder
thuts, das wol so gut als ungethan were.
[19] [2. Sam.
23, 6. u 7] ‘Aber Belial sind allesampt, wie die ausgeworffen disteln, die [20]
man nicht mit henden fassen kan, Sondern wer sie angreiffen [21] sol, mus eisen
und spies [Bl. X iij] stangen in der hand haben, Und [22] werden mit feur
verbrand werden in der wonung’.
[23] Hje
weissagt er von den Jueden, die solchen HERRN und Messia nicht [24] wuerden
annemen, Und nennet sie ‘Blijaal’ oder, wie wirs gewonet, [25] ‘Belial’, das
heisst auff deudsch Unnuetz oder schedlich, Nach dem eusserlichen [26] Regiment
heisst mans Unnuetze, boese buben, die gern schaden thun, Aber David [27] redet
hie im geist vom Reich Christi. Da hats diese weise, das die, so dem Reich [28]
Christi feind sind, als Jueden, Ketzer, Heiden fur die aller nuetzisten
gehalten [29] werden, Denn auch nach itzt die Jueden, Mahmet, Bapst,
Rottengeister sich duencken [30] lassen, Sie thun eitel Gottes dienst dran, Wo
sie den Rechten Christen schaden [31] thun koennen, Diese wollen nicht
‘Blijaal’ heissen, Sondern allein die aller nuetzesten [32] [Jer. 23, 32] sein,
Also sagt Jeremia 23. Von den falschen Propheten: ‘Sie sind mit jrem [33]
nuetzen kein nutz diesem volck’, das ist: sind die schedlichsten, eben da sie
die [34] nuetzesten sein wollen, Summa die Christen sind ‘Belial’ und Teuffels
kinder, [35] Diese aber sind allein Gottes kinder, Was sie thun, das ist recht,
Bis sie Gott [36] ausstoesset und mit feur seines zorns verbrend, wie wir an
den jtzigen Jueden [37] sehen, Welch ein grewliches feur Goettlichs zorns uber
sie komen ist.
[Seite 100]
[ 3 die
generans A 5 assondern A]
[1] Er
vergleicht sie den disteln im korn auff dem felde, welche meines achten [2]
[Matth. 13, 25] Christus, der HERR, Matth. 13. ‘Zizania’1 nennet, welchs wir
unkraut verdeudscht [3] haben. S. Ambrosius in Hexa. spricht: Ex tritici semine
degenerans [4] in proprium genus2, das heissen wir Trespen.3 Aber Christus
redet von einem [5] ergern, das man in der Erndte aussondert vom getreide und
mit feur verbrennet, [6] und schier mit David einerley wort braucht, der seine
Disteln auch [7] aussondert und mit feur verbrennet, Darumb wird ‘Zizania’ hie
sein, das David [8] ‘Kotz’ heisst, die grossen, boesen, stachlichen diesteln,
oder die andern diesteln, so unser [9] bawern Toll graet4 heissen, die man mit
sensen, sicheln und harcken oder spies [10] holtz aussondert in der Erndte,
Denn mit Henden kan sie alle beide niemand angreiffen, [11] und dienen nirgend
hin, denn ins feur. Aber Trespen braucht man [12] fur das Vihe, Also sind die
verstockten Jueden solch boese, stachliche disteln und [13] Toll graete, das
sie mit keiner wolthat noch wunder Gottes zubekeren gewest [14] und noch sind,
Sondern durch der Roemer Eisen und spisse ausgestossen und [15] mit jrer Stad
in jrer eigen wonung verbrand, auch mit leiblichem feur, Uber [16] das brennen
sie noch itzt, in jn selber, wo sie im [Bl. X 4] Elende5 sind, mit [17]
geistlichem feur Goettlichs zorns. Also hat David diesem volck seine
verstoerung [18] und endlich verderben verkuendigt, darumb das sie diesen
Koenig nicht haben [19] [Luk. 19, 41ff.; Dan. 9, 4ff.; Sach. 14, 1ff.] wolten,
wie der HERR Luce 19. auch davon weissagt, Und Daniel 9. Zacha. 14.
[20] Hie mit
wil ich die Letzten wort Davids verdeudscht und ausgelegt haben, [21] nach
meinem eigen sinn. Gott gebe, das unser Theoligen getrost Ebreisch [22]
studirn, Und die Bibel uns wider heim holen von den mutwilligen dieben, [23]
und alles besser machen, denn ichs gemacht habe, Das ist, das sie den Rabinen
[24] sich nicht gefangen geben in jre gemarterte Grammatica und falsche
auslegung, [25] damit wir den lieben HERRN und Heiland hell und klar in der
schrifft finden [26] und erkennen, Dem sey Lob und Ehr sampt dem Vater und
Heiligem Geist [27] in Ewigkeit, Amen.
[Seite 101]
Die Fürstlich
Stolbergische Bibliothek in Wernigerode besitzt ein Exemplar des folgenden Druckes
mit Randbemerkungen von Luthers Hand:
“APOPHTHE ||
GMATVM OPVS CVM || primis frugiferum, uigilanter ab ipso recognitum || autore,
è Græco codice correctis aliquot || locis, in quibus interpres Dio-||genis
Laërtij fe-||fellerat. || (Blättchen) || DESIDERIO ERASMO || ROT. AVTORE. ||
(Druckerzeichen) || SEB. GRYPHIVS EXCVDE-||BAT LVGDVNI, || ANNO || 1541. ||”
609ff. 80 + Index.1
Der Druck
steckt mit dem angebundenen unten zu erwähnenden Hertelschen Programm in einem
deutschen Renaissanceeinband2: Holzdeckel, überzogen mit weißem gebleichtem
Schweinsleder, in das Blindpressungen eingedrückt sind; die metallenen
Schließen sind abgefallen. Mittelfeld des Vorder- und Hintereinbanddeckels sind
mit Ornamenten ausgefüllt, die großenteils mit der Buchbinderrolle, z. T. auch
mit kleinen Stempeln hergestellt sind. Auf drei Querleisten des Vorderdruckes
liest man in schwarzen Buchstaben: “MARTINVS || LVTHER || APOPHTE ||”, auf zwei
Querleisten des Hinterdeckels: “ANNO || 1543. ||”. Die nur mit der
Buchbinderrolle eingepreßte Umrahmung des Mittelfeldes zeigt in öfterer
Wiederholung die Porträtköpfe Luthers, Melanchthons, Erasmus' und Huttens. Der
Jnnenseite des Vorderdeckels aufgeklebt ist das als Exlibris dienende Wappen
des Grafen Christian Ernst zu Stolberg3, der den Band bald nach 1754 erworben
haben wird. Darunter steht von dessen Hand ein Jnhaltsverzeichnis des Bandes:
1. Erasmi (Desid: Roterodami) Apothegmatum [!] opus Lugduni 1541. 2. Hertel
(Chr. Frid.) Diatribe ...” Auf der Vorderseite des Schmutzblatts steht von
einer anderen späteren Hand ein Zitat aus den Apophthegmata fol. 204 (Diogenes
als Weiberhasser), und darunter, von einer 3. Hand, folgendes: “Anno 1546 d. 18
Febr. ist der seelige Luther9 Morgens um 3 Uhr [korrigiert für: Abends um 10
Uhr] sanfft und seelig gestorben.
[Seite 102]
Hat also
dieses Buch 3 Jahr in Händen gehabt, und ist 63 Jahr 3 Monathe und 10
[korrigiert für: 20 Tagel]1 alt geworden. D. Just9 Jonas hat ihm die Leichen
Predigt in Eisleben gehalten über 1 Thessal: IV. 13 –18”2 Auf der Rückseite des
Schmutzblatts hat Paul Luther, der Arzt, der Sohn des Reformators3, der also
den Band geerbt hat4, folgendes geschrieben:
εἰς
τό τρέφειν
πώγωνα
δοκεῖ
σοφίαν
περιποιεῖν
ὁ
τράγος εὐπώγων
εὔστολός
εστι Πλάτων
τό
μηδέν γάρ ἄγαν,
ἄγαν με τέρπει
παῦλος
λϋτήρ
Auf dem
Titelblatt endlich steht rechts vom Titel die erste Glosse von der Hand Martin
Luthers: “ Liber Odiorum in Christum & suos plenu•s Vn•ice querens vt nulla
religio & omnis religio sint idem.” Dazu hat ein späterer Leser bemerkt:
“manu sua scripsit verba haec B. Lutherus. miratus sum primum, quo fundamento
impietatis huius accusare potuerit Erasmum; at cum verba Erasmi in
[Seite 103]
colloquio
convivium Religiosum legissem: vix mihi tempero, quin dicam: Sancte Socrates,
ora pro nobis. et paulo post: ipse mihi saepe non tempero, quin bene ominer
sanctae animae Maronis et Flacci, tunc calculo meo Lutheri sententiam
comprobare non dubitavi.’
Wir drucken
nun die Randbemerkungen Luthers zu dem Texte des Erasmus unter Angabe des Zusammenhangs
ab. Sie zeigen, wie dem Reformator je länger je mehr an dem Charakter des
Erasmus nur die Schattenseiten entgegentraten — “Erasmus ist ihm ein Epikureer,
ein Weltkind, er ist der wiederaufgelebte Spötter Lucian, ein Mann, der Gott
und Religion verspottet, ein Mann ohne feste religiöse überzeugung, ein
Verwüster der Religion, eine verächtliche Persönlichkeit; er hat nur verba sine
re, Worte ohne Jnhalt” — und wie die innere Abneigung, die er bei der
Einheitlichkeit und Geschlossenheit, rücksichtslosen Offenheit, ungestümen
Leidenschaftlichkeit, dröhnenden Gewaltsamkeit seiner Natur gegen jenes
komplizierte und schillernde, weltkluge, diplomatische, gedämpfte Art empfinden
mußte, ihn dazu trieb, auch in harmlosen Äußerungen des großen Gelehrten Unrat
zu wittern.1
Zuerst hat in
den Jahren 1753 und 1754 der damalige Besitzer des Buches, der Pastor zum
heiligen Geist und Rektor des Martineums zu Halberstadt M. Christian Friedrich
Hertel in zwei lateinischen Schulprogrammen über unsern Band gehandelt. Das
erste derselben ist hinten angebunden und trägt den Titel: “Diatribe prior, qua
de Desiderii Erasmi Roterodami apophthegmatum opere, in primis de huius ipsius
exemplari, quod beatissimus vir D. Martinus Lutherus olim possedit cuique is
ipse commemorabilia adscripsit non nulla, quaedam disserit, qui singularis
huius libri iam possessor est, M. Christianus Fridericus Hertel. Halberstadii
typis Fridericianis”. Die Diatribe posterior hat denselben Titel. Doch hat sich
Hertel mehr in allgemeinen Betrachtungen ergangen als die Glossen vollständig
und genau wiederzugeben und recht zu würdigen. Nachdem dann der Band in die
Wernigeröder Bibliothek übergegangen war, hat ihn G. Kawerau wieder
aufgestöbert und in der Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches
Leben 10 (1889), S. 599ff. gründlich besprochen. Vgl. auch noch Ed. Jacobs,
Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen 2 (1905),
S. 236f.
Das
Widmungsschreiben an den späteren Herzog Wilhelm V. von Cleve-Jülich-Berg2 vom 26.
Februar 1531 hat Luther zu zwei Glossen veranlaßt. Erasmus rechtfertigt sich,
daß er eine Sentenzen- und Anekdotensammlung aus den alten Philosophen und
Historikern veranstaltet habe, da nur wenige dazu imstande sein und Lust dazu
haben möchten, deren Schriften im Zusammenhange zu lesen. Jnsbesondere brauche
ein Fürst nicht zu wissen, ‘quae disputantur ab illis de finibus bonorum ac
malorum, maiore subtilitate quam fructu. Conveniunt haec illorum instituto, qui
de honesto per omnem vitam nihil aliud quam disputant’. Dazu bemerkt Luther:
‘Sola apophthegmata statim p̱ oīa3 früctificant’ (p. 2). Und
[Seite 104]
zu dem
Schlußsatz: ‘Desinam, si verbum addidero: dum in his versaris, memento te non
Christianorum, sed Ethnicorum apophthegmata legere, videliect ut legas cum
iudicio’ bemerkt er: ‘Qu̧1 Christiani nihil sunt ad illos’ (p. 12).
Jm 2. Buche
erwähnt Erasmus unter der überschrift ‘Prisca Lacedaemoniorum instituta’, daß
die Spartaner Knechte, Hunde, Pferde, landwirtschaftliches Gerät als
Kommuneigentum betrachteten und sich gegenseitig ohne weiteres zur Verfügung
stellten, und versteigt sich zu der Äußerung: “Diceres hos germane Christianos,
si pro Lycurgo Christum nacti fuissent legum latorem’. Dazu Luther: ‘Ecce
odīǖ in Christǖ’ (p. 126).
Weiterhin erzählt
Erasmus unter der überschrift: ‘Apophthegmata Lacaenarum’ von einer
Spartanerin, die ihren Sohn, der sich im Kriege so betragen hatte, daß er einer
solchen Mutter unwürdig schien, bei dessen Rückkehr nach Hause getötet hätte.
Zu dem dazu am Rande stehenden ‘Fortiter’ bemerkt Luther: ‘ füriose’ (p. 133).
Ferner
erzählt Erasmus: ‘Virgo quaedam clanculum corrupta foetum extinxit tam interim
patiens dolorum, ut nullam ederet vocem, adeo ut parturiens et patrem et alios,
qui aderant, falleret. Nam magnitudinem cruciatus turpitudo cum honestate
coniuncta superavit’. Zu dem Anfang der Geschichte bemerkt Luther: ‘Etiā
laçene sunt Impudicȩ & homicide Has tu excusas titulo fortitudinis’, und zum
Schluß: ‘Turpitudo cüm honestate o Erasme’ (p. 137).
Die nächste
Geschichte lautet: ‘Alia quum venderetur, interrogata, quid sciret: Fidelis,
inquit, esse’. Dazu Luther skeptisch: ‘Et hoc verüm tu credis’ (p. 138).
Jn dem
folgenden Abschnitte ‘Apophthegmata Chilonis Laconis’ berichtet Erasmus von
ihm, daß er in hohem Alter gesagt hätte, er sei sich keiner Tat bewußt, die er
bereuen müßte, eine ausgenommen, daß er, als er einmal als Schiedsrichter
beigezogen war, um zwischen zwei Freunden einen Streit zu beenden, und er
nichts gegen die Gesetze tun wollte, den einen Freund überredet hätte, anderen
die Entscheidung zu übertragen. ‘Hoc pacto et legem servavit et amicum’.
Erasmus ruft zum Schluß aus: ‘Quid illa sanctius anima, qui per omnem vitam,
quae illi longa contigit, hoc tantum criminis admisit!’ Diese überschwenglichkeit
kritisiert Luther: ‘Ergo nec Chr̂9 sanctus nec vllus homo Dei’
(p. 140).
Auf derselben
Seite schreibt Erasmus: ‘Atque haec est praecipua pars boni consultoris
dispicere non solum, quid per se optimum sit, sed quid pro temporum ratione
possit obtineri’. Luther fügt hinzu: ‘ vt Christi religio sit nihil’.
Weiterhin
wiederholt Erasmus den Ausspruch des Chilon: ‘Praeterea sic esse contemnendam
mortem, et nihilosecius curam habeas incolumitatis’, und fügt von sich aus
hinzu: ‘Non enim est fortitudinis, sed amentiae, semet temere in vitae discrimen
conicere.’ Luther bemerkt dazu: ‘hic laconē recte pingit sui ipsius
homicidam’ (p. 143). Er will Erasmus auf den Widerspruch aufmerksam machen, in
den er sich damit zu seinen früheren Lobpreisungen spartanischer Tapferkeit
setzt, wenn er z. B. p. 70 uneingeschränkt den Grundsatz der Spartaner gelobt
hat: ‘fugere ignominiosum est Spartae ac damnosum, contra manentem aut mori aut
vincere honestissimum’.
Jm 4. Buche
erzählt Erasmus von Phocion, daß er einmal in Athen eine Rede gehalten, die ihm
allseitigen Beifall eingetragen habe. Da hätte er sich verwundert
[Seite 105]
an seine
Freunde mit der Frage gewandt: ‘Num mali quippiam dixi imprudens?’ Luther setzt
ein ‘Nota’ bei (p. 278).
Ferner: als
die Mazedonier in Attika einfielen und die Küste verwüsteten, habe Phocion die
Jungmannschaft gegen sie ins Feld geführt. ‘Quorum multis ad ipsum
concurrentibus hortantibusque, ut colle quodam occupato ibi collocaret
exercitum: O Hercules, inquit, quam multos video duces, milites vero
perpaucos!’ Hier äußert Luther ausnahmsweise einmal durch ein ‘pülchre’ (p.
280) sein Wohlgefallen.
Unter der
Überschrift: ‘Demosthenes orator’ erzählt Erasmus weiter: ‘Fertur aliquando
Corinthum navigasse Demosthenem illectum fama nobilissimi scorti Laidis, ut et
ipse famoso amore potiretur. At quum illa pro nocte stipularetur drachmarum
decem milia, deterritus magnitudine precii, mutavit sententiam, dicens: οὐκ
ἀγοράζω
τοσούτου μετανοῆσαι.’
Luther rechnet sich den Preis in ‘1250 fʃ.’1 um (p. 297). Auf derselben Seite bemerkt Erasmus zur
Erzählung von einem Advokatenkniff: ‘Candide’. Luther korrigiert: ‘Sapienter,
ingeniose’.
Jm 6. Buche
(Apophthegmata varie mixta) hat sich Luther auf Wiederholung von Stichwörtern
beschränkt: ‘occīdat modo imperet’ (p. 399), ‘vectigal e lotio’ (p. 403)*,
‘Vibius Crispus’ (p. 404)*. Caracalla wird als ‘incestus’ (p. 412)*
charakterisiirt. Zur Geschichte vom Selbstmord der Lucretia verweist Luther mit
‘489 infra’ (p. 436)* auf eine Erwähnung dieser Geschichte, die sich unten auf
der genannten Seite findet. Dunkel ist eine Glosse Luthers zu folgender
Geschichte: ‘Huic simillimum est, quod de Tito patre narrat Suetonius, quum
scurram multa in alios iacientem provocasset, ut in se quoque diceret aliquid:
Dicam, inquit, ubi ventrem exonerare desieris, alludens ad formam Caesaris, qui
faciem habebat nitentis’. Hier übersetzt Luther zunächst den von Erasmus
gebrauchten Euphemismus ‘nitentis’ durch ein ‘cacātis’ in seine gröbere
und deutlichere Sprache. Ferner aber hat er zu ‘scurram’ den Namen seines
ehemaligen Wittenberger Kollegen ‘Tülichi9’ beigeschrieben (p. 448). Liebte
Tulich2 ähnliche Scherze?
Jm 7. und 8.
Buche werden wieder Stichwörter notiert: ‘Cynicū matrimoniū’ (p.
534)*, ‘satagere’ (p. 566)*, ‘Ocricülari9’ (p. 578)*, ‘Vxor Cȩca
Maritus surdus’ (p. 608).3 Nur zu zwei Anekdoten von Kaiser Titus werden
inhaltlich bedeutsame Glossen hinzugefügt. Zwei entlarvte Verschworene redet
der Kaiser an: ‘Videtisne principatum fato dari frustraque tentari facinus
potiundi spe vel amittendi metu?’ Dazu Luther: ‘Non semp Nec tentandus De9’.
Titus verschont ferner seinen Bruder Domitian, der ihm nachstellt. Erasmus
meint: ‘Haud temere in Christiano reperias tantum mansuetudinis’. Luther
bemerkt zu ‘Christiano’ ironisch: ‘Nec sancto paulo Ap̄lo’
(p. 575).
Auf der
letzten Seite der Druckschrift hat sich Luther zwei Stellen herausgeschrieben:
[Seite 106]
608
Alphonsús1
In
tranquillitate viŭere posse:
dixit:
coniŭges, si
maritŭs
esset sŭrdŭs
vxor vero cȩca
548
pyrrho
[daneben Korrektur: Homericū2]
οἱήπερ
φύλλων γενεή
τοίηδε
καὶ ἀνδρῶν
Die Glosse p.
98: ‘haec autem sunt impia Dicta’, die Kawerau S. 601 Luther zuschreibt, ist
nicht von Luthers Hand, sondern von derselben, von der auch die beiden anderen
Randbemerkungen auf dieser Seite stammen. Dieselbe Hand hat auch die Glosse p.
483: ‘hoc est apud Athenaeum’ geschrieben, betreffs deren Kawerau S. 603
schwankt, ob sie von Luther oder einem späteren Besitzer des Buches herrühre.
An und für sich könnte ja Luther (ebensogut wie Melanchthon) des Athenäus
Deipnosophisten3 gelesen haben. Einige Glossen, betreffs deren ich glaube, daß
sie von Luther — mit anderer Hand- und Federhaltung als gewöhnlich —
geschrieben sind, ich meiner Sache aber doch nicht sicher bin, habe ich oben
mit einem * versehen.
[Seite 107]
[Einleitung]
Nach des
Jacobus de Voragine ‘Legenda aurea’ war im Mittelalter die verbreitetste
Legendensammlung die ‘Vitae patrum’ betitelte. Sie geht im Kern auf Hieronymus
zurück, enthält die wunderüberladenen Lebensbeschreibungen von etwa 30 heiligen
Einsiedlern, wurde besonders von den Predigern ausgeschlachtet und ist im
ausgehenden Mittelalter lateinisch und deutsch in mindestens 18 Ausgaben im
Druck erschienen.1 Luther urteilte einmal im Jahre 1540 über dieses Buch: “Es
ist wenig gutts drinnen. Es ist ein lauter kloster lob et contra articulum
iustificationis. Zu zeitten laufft eine gute historia mit.’2 Öfters hat er
daraus zitiert, bald ablehnend, bald beistimmend, 1544 sagte er einmal: “Es ist
ein eigene plag von dem Teuffel, das wir kein legendam sanctorum rein haben;
sein die schendlichsten lugen darinnen, das es ein wunder ist. Und ist ein
schwere arbeit, legendas sanctorum zu corrigirn.”3 Auf Luthers dringendes
Bitten übernahm Georg Major die Aufgabe, die ‘Vitas patrum’ von den törichtsten
und abgeschmacktesten Märchen zu reinigen und neu herauszugeben4, und in der
Vorrede, die Luther beigab, wiederholen sich die Äußerungen, die wir soeben aus
seinem Munde wiedergegeben haben. Während Luthers Vorrede undatiert ist, ist
die gleich darauf folgende Vorrede Majors unterschrieben: ‘Wittemberga Calendis
Ianuarij Anno 1544’. Zu Neujahr 1544 oder Weihnachten 15435 ist der
umfangreiche Oktavdruck bei Peter Seitz erschienen.
[Seite 108]
Ausgabe:
“VITÆ
PA-||TRVM, IN V-||sum ministrorum verbi, || quo ad eius fieri po-|| tuit
repurgatæ. || Per GEORGIVM || MAIOREM. || CVM PRÆFATIONE || D. DOCTORIS ||
MARTINI LVTHERI. || VVitembergæ. || 1544. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite
bedruckt. 352 Blätter in Oktav (= Bogen A und B –Z und a –x; 8 unbezifferte
Blätter und Blatt 1. bis 323. und 21 unbezifferte Blätter), Blatt g 2a und die
letzte Seite (= Blatt x 8b) leer.
Am Ende (Blatt x 8a Z. 11): “IMPRESSVM VVIT-| TEMBERGAE PER || PETRVM
SEITZ. || ANNO 1544. ||”
Die Seitenüberschrift auf Blatt C 6a
lautet in einigen Exemplaren “MONCHI” in anderen richtig “MONACHI”.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 9465), Dresden, München H., Rostock, Stuttgart, Zwickau; London. —
Erl.-Frankf.: Opp. lat. var. arg. VII, 568.
Spätere
Ausgaben mit Luthers Vorrede:
1a.
Witebergae, Vitus Creutzer, 1559. Jn Oktav.
1b. Dieselbe
Ausgabe; die Jahreszahl ist in 1560 geändert, und zwar entweder nur auf dem
Titelblatt oder nur am Ende oder an beiden Stellen. Jn Oktav.
2.
Witebergae, Vitus Creutzer, 1562. Jn Oktav.
3.
Witebergae, Haeredes Laurentii Schwenck, 1578. Jn Oktav.
Deutsche
Übersetzung mit Luthers Vorrede in späterer Ausgabe:
u. d. T.:
Georg Maior, Vitae patrum Das ist: Das Leben der Altvaeter, verteutschet Durch
M. Sebastianum Schwan. Lübeck, Laurentz Albrecht 1604. Jn Quart.
Jn den
Gesamtausgaben: (lateinisch): [Erlangen-] Frankfurt a. M.: Opp. lat. var. arg.
VII, 568 –572; (deutsch): Walch1 14, 384 –391; Walch2 14, 402 –407.
[Seite 109]
[1] [Bl. A
1b] D. Martinus Luther pio lectori salutem.
1544
[2] Inter
cetera Satanici furoris opera hoc non minimum est, [3] quod historias seu quas
vocant Legendas Sanctorum quam [4] plurimas aboleverit Et, quas extare passus
est (haud [5] dubie non volens), ita corruperit fabulis stultis et impijs [6]
mendacijs, ut veri multo sint similiores et utiliores gentium [7] quaedam
fabulae. Tantum est odium Serpentis contra [8] [1. Mose 3, 15] semen mulieris
et Ecclesiam Christi, ut etiam post [9] mortem persequatur memoriam Sanctorum,
ne vel eorum egregia dicta et [10] facta viventibus salutari exemplo vel
consolationi esse possent. Hinc illud [11] mali venit, ut nec Apostolorum
historias, quas maxime oportuit, fideles et [12] puras habeamus, nisi quantum
ex Luca, Eusebio et alijs quibusdam relictum [13] est. Cetera desiderantur et
optantur frustra.
[14] Nam et
in ipsa Urbe Roma nescitur, ubi sint Apostolorum Petri et Pauli [15] capita et
corpora cum integris suis historijs, Etsi Pontifices quotannis [16] ostentent
populis duo lignea et factitia capita Petri et [Bl. A 2] Pauli, Quae [17]
sinunt et credi volunt vulgo esse ipsa nativa Crania Petri et Pauli,1 Et [18]
super eo Altari, ubi condita sunt, consecrant Episcoporum pallia iactantes [19]
desuper capitibus Apostolorum ea mitti, ut Decretales loquuntur, incredibili
[20] perfidia et insanissima mentiendi libidine orbem fallentes ad gloriam et
honorem [21] [Joh. 8, 44] Diaboli patris mendaciorum, cuius sunt ministri. Idem
faciunt cum [22] fallaci illa Veronicae tabula, Quam cum sciant esse nihil et
inanem, tamen [23] magna pompa ostentant pro imagine salvatoris impressa
sudario (ut vocant), [24] Sed pannis ita velatam, ut nemo quicquam videre
possit, nec ipsi, qui ostentant. [25] Quis enim videat id, quod nihil est? Sed
quid multa? Ipsa quondam [26] Urbs tempore martyrum sanctissima et totius
Ecclesiae locus unus in [27] orbe terrarum omnium praeclariss[imus], post, ut
et nunc, est impudentissimis [28] mendacijs et stultissimis fabulis
conniventibus scilicet Pontificibus impijs [29] et sceleratis unus omnium
refertissimus per omnes angulos Et plane Sentina [30] omnium turpitudinum et
vitiorum, sicut impletum est Diaboli tam dirum [31] [Jer. 7, 11; Matth. 21, 13]
votum, in quod semper hiavit, ut ex optima Ecclesia sibi faceret Satanicam [32]
speluncam Latronum horrendissimam et sterquilinium prorsus inexpurgabile.
[33] Quod si
Romam ausus est tam fede conspurcare permittente ira dei, [34] nostra
ingratitudine cogente, quam Christus maximo Spiritus sui impetu [35] [Ps. 109,
6 vg.] purgavit, sicut scriptum est: ‘Conquassabit caput terrarum multarum’
Psalm. 109, [36] Quid, rogo, in alijs Partibus orbis (quantum potuit furor
eius) nobis purum
[Seite 110]
[1] et
syncerum relinqueret? Hinc mundus plenus est impietate, Idololatria, [2]
cultibus, fabulis et legendis sanctorum, missis prophanis, et quis omnia
scandala [3] numeret? Ipsam vide scripturam et Sacramenta Dei, quot generibus
[4] et speciebus haeresium et errorum tentavit prorsus perdere? nec hodie in
[5] hac re minus furit quam antea semper. Ea malitia quoque imprimis appetivit
[6] hunc Librum celeberrimum, quem ‘Vitas patrum’ appellat orbis totus [7]
Ecclesiae.
[8] Sed hic
prius referam ipsius S. Hieronymi sententiam, quae est in Epistola [9] eius ad
Ctesiphontem contra Pelagianos.1 ‘Evagrius, inquit, ponticus [10] Hyperborita,
qui scribit ad virgines, scribit ad Monachos, edidit Librum et [11] sententias
περὶ ἀπαθείας, quam
nos impassibilitatem vel imperturbationem [12] possumus dicere, quando nunquam
animus ullo perturbationis vitio commovetur [13] et (ut simpliciter dicam) vel
saxum vel Deus est. Huius Libros per [14] orientem Graecos et interpretante
discipulo eius Ruffino Latinos plerique in [15] occidente lectitant. Qui Librum
quoque scripsit quasi de Monachis multosque [16] in eo enumerat, qui nunquam
fuerunt et quos fuisse scribit Origenistas [17] et ab Episcopo damnatos esse
non dubium est, Ammonium videlicet et [18] Eusebium et Euthimium et ipsum
Evagrium, Or2 quoque et Isidorum et [19] multos alios, quos enumerare tedium
est. Et iuxta illud Lucretij3:
[20]
[Bl. A 3] Ac
veluti pueris absynthia tetra medentes [21]
Cum dare
conantur, prius oras pocula circum [22]
Contingunt
dulci mellis flavoque liquore,
[23] Ita ille
unum Iohannem in ipsius Libri principio posuit, quem et Catholicum [24] et
sanctum fuisse non dubium est, ut per illius occasionem ceteros [25] (quos
posuerat) Haereticos Ecclesiae introduceret’ etc. Reliqua tu ipse lege, [26]
Lector, dura certe de Ruffino et Eusebio Caesariensi, si vera est narratio.
[27] His
verbis videtur S. Hieronymus hunc Librum nominare et plane velut [28] digito
monstrare. Qui si tempore illo sic fuit corruptus et confusus Liber, [29] quid
et quantum putas post illa tempora accesserit fabularum et mendatiorum? [30]
Qualia illa sunt de Marino, Euphrosyna, Simone super Columna4 et similia [31]
multa, quae partim Poetica sunt, quibus vaniloqui homines Stoicas illas [32]
Apathias voluerunt in Ecclesia superatas videri, quas tamen nullus Stoicus [33]
unquam vidit neque sensit, partim prorsus impudentissima figmenta, quibus [34]
irrisa est Ecclesia in suis veris miraculis.
[35] Sed id
observandum est in verbis S. Hieronymi, qui damnat in isto [36] genere
Monachorum tantum eos, qui Pelagiani et Origenistae fuerunt. Et [37] cum negari
non possit multos fuisse eiusdem nominis, quorum alij Haeretici, [38] alij
Orthodoxi fuerint, fit ista confusio, ut nescias, quis, qualis fuerit. Nam
[Seite 111]
[1] si
universum Monachorum genus (ut illo tempore fuit) damnes, ipsum [2] S.
Hieronymum imprimis damnabis, qui non solum laudavit plus nimio hoc [3] vitae
genus, ut vides in Antonio, Paulo, Hilarione, Malcho, Sed ipse quoque [4]
factus est urbe relicta Monachus satis periculoso exemplo multorum.
[5] Fuit
istius seculi mos, si mos vocari potest tantus furor Sathanae, ut [6] [1. Tim.
4, 3] inciperent magno impetu agere, quod Paulus praedixit 1. Timoth. 4:
‘Prohibentium [7] nubere et cibis abstinere’ etc. Quasi nulli possent esse
Christiani, [8] nisi coelibes essent et Stoicis dogmatibus satisfacerent, ita
ut etiam ipsius [9] Hieronymi Libri opus habeant acris iudicij Lectore, ubi
nuptijs iniquissimus [10] est et secundas, si licuisset, prostibulis
comparasset. Sed revocavit et correxit [11] eum postea Episcoporum fidelium
ministerium, qui Pelagianos et Origenis [12] errores (quem prius non
dubitaverat scribere Magistrum Ecclesiarum [13] post Apostolos) damnaverunt.
[14] Quae cum
ita se habeant, ut liber iste ‘Vitas patrum’ opus habeat [15] severiore
censura, postquam sunt omnia fanda, nefanda malo permixta furore, [16] ut
nescias, quae Ruffini, quae Hieronymi vel aliorum, deinde quae Hieronymi [17]
certa sunt, quo spiritu haec vel illa scripserit, Impuli et vix perpuli
precibus [18] D. Georgium Maiorem, ut hoc onus seligendi et purgandi omnia
susciperet [19] haud dubie molestissimum. Sunt enim in eo Libro, ut et in
Hieronymo, [20] [Matth. 14, 20] multa egregie dicta et facta, quae ut fragmenta
Euangelicae mensae colligere [21] oportet et non abijcere cum istis sordibus,
quas alij imprudentes [Bl. A 4] miscuerunt, [22] velut illae dirae volucres
apud Vergilium dapes Aeneae fedaverunt.1
[23] Non est
autem difficile internoscere et discernere, utri sint probandi. [24] Pelagiani
enim et Origenistae urgent Stoicas Apathias et nesciunt quas perfectiones [25]
vitae. Qua in re etiam Augustino fecerunt negocium. Ceterum de [26] gratia,
fide, remissione peccatorum et veris magnalibus Dei, quo etiam infans, [27] ut
Isaias2 dicit, vincit mortem, peccatum, infernum, satis modeste susurrant [28]
et leniter, ne dicam in totum silent, suas autem Stoicas Apathias ambabus [29]
buccis inflant. Contra Orthodoxi media et recta via incedentes nec peccatis
[30] indulgent nec perfectiones sibi arrogant, sed peccatoribus, poenitentibus
et [31] credentibus remissionem peccatorum, gratiam, vitam et salutem tribuunt.
Quae [32] opera, ut sunt ipsius Dei et Christi Domini nostri, ita sunt
abscondita sapientibus [33] istis et intelligentibus. Quis est enim inter eos,
qui videat parvulum [34] baptisatum esse Dominum et victorem peccati, mortis et
Diaboli? Sed obliti [35] iamdudum sui Baptismatis eundem invadunt hostem suis
proprijs viribus [36] superandum, id est Diabolum, peccatum, mortem, quem
debebant agnoscere [37] victum eis esse in suo Baptismate, id est, in Christo
semine mulieris. Haec [38] esto Regula, quae fuit et erit in secula, Deo laus
et gloria, Amen.
[Seite 112]
[Einleitung]
Je älter
Spalatin wurde, desto verdüsterter wurde seine Stimmung. Zuletzt verfiel er in
Schwermut, weil er einen Ehefall nach dem Urteil der Wittenberger Autoritäten
nicht richtig entschieden hatte. Luther, Amsdorf und Melanchthon trösteten
ihn.1 Der Kurfürst sandte ihm seinen Leibarzt Ratzeberger. Umsonst: Lebenskraft
und Lebenslust waren in ihm erloschen, er siechte dahin.
Vorher hatte
Spalatin zur Selbsthilfe gegriffen, hatte sich selbst zu trösten gesucht, indem
er aus der Heiligenlegende und der Kirchengeschichte Beispiele und Sentenzen
sammelte, die geeignet waren, das wankende Gottvertrauen zu festigen und vor
Kleinmut und Verzagtheit zu bewahren. Jm März 1544 erschien diese Sammlung bei
Nikolaus Schirlentz in Wittenberg im Druck.2 Bl. A ija – A 5b finden wir die
unten folgende empfehlende Vorrede Luthers vom 8. März 15443, Bl. A 6a – A 8b
einen für die Öffentlichkeit bestimmten Brief Spalatins an Luther vom 25.
Dezember 1543.4 Wir entnehmen ihm, daß Spalatin sich die Exempelsammlung des Hermann
Bonnus zum Muster genommen hat, die unter dem Titel: ‘Farrago praecipuorum
exemplorum de Apostolis, Martyribus, Episcopis et Sanctis Patribus veteris
Ecclesiae’ 1539 in Schwäbisch-Hall erschienen war5, und daß er von Luther
angeregt worden war. Schon am 23. November 1543 hatte sich Luther bereit
erklärt, Spalatins Manuskript in Druck zu geben, sobald dieser an einer vom
Mönchsleben handelnden Stelle eine kleine Änderung vorgenommen haben würde6,
und am 10. Dezember hatte er diese Erklärung wiederholt und hinzugefügt, daß er
eine Vorrede voranstellen wolle.7
[Seite 113]
Ausgabe:
“MAGNI||FICE
CONSOLATO-||ria exempla, & sententiæ, ex || Vitis & Passionibus
San-||ctorium & aliorum sum || morum Virorum, breuis || sime collectæ,
Opera. || GEOR. SPALATINI. || Cum præfatione D. || Mart. Luth. || VITEBERGÆ.
1544. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 88 unbezifferte Blätter
in Oktav (= Bogen A –L), die zwei letzten Blätter (= L 7 L 8) leer. Am Ende
(Blatt L 6b Z. 9): “EX OFFICINA || Typographica Nicolai || Schirlent. Anno
salu-||tis nostræ, millesimo || quingentesimo, qua-||dragesimoquarto. || mense
vero || Martio. ||”
Luthers Vorrede steht auf Blatt A 2a – A
5b.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 9468), Dresden, Hamburg, München H., Rostock, Zwickau (3 Ex.). —
Erlangen-Frankfurt: Opp. lat. var. arg. VII, S. 566.
Jn den
Gesamtausgaben: (lateinisch) Erlangen-Frankfurt: Opp. lat. var. arg. VII, 565
–568; de Wette 5, 635 –637; (deutsch): Leipzig 22, Anhang 135f.; Walch1 14, 391
–394; Walch2 14, 408 –411. Ferner lateinisch bei Seckendorf, Commentarius de
Lutheranismo (1692), Lib. III Sect. 30 § 118 p. 518 und ebenda in der Ausgabe
von 1694, deutsch in dess. Historie des Lutherthums (1714), Sp. 2318 –2320.
[1] [Bl. A ij]
Venerabili in Domino Fratri
[2] Magistro
Georgio Spalatino Pastori Aldenburgensis
[3] Ecclesiae
Et Superattendenti suae Diocesis Ecclesiarum
[4] in Misna
Fidelissimo et Sincerissimo.
1544
[5] Gratiam
& Pacem in Christo Deo & Salvatore nostro. Placet [6] mihi institutum
tuum, mi Spalatine, nec dubito, quin DEO [7] ipsi placeat et omnibus, qui DEVM
querunt, quo collegisti [8] Sanctorum Dei dicta & facta puriora. Pertinent
enim haec [9] [Ps. 62, 12 vg.] ipsa non solum ad obstruendum os loquentium
iniqua contra [10] nos & obtrectantium nobis, quasi novas haereses vel, ubi
[11] mitius volunt loqui videri, novas opiniones & dogmata seramus, [12]
Verum etiam ad confirmandas nostras conscientias tot testimoniorum & [13]
exemplorum Veterum nube eruditas, qui eadem nobiscum senserunt, dixerunt, [14]
fecerunt & tulerunt.
[Seite 114]
[1] [Bl. A
iij] Nam etsi unicuique sufficere debet sua fides in verbum DEI, [2] [Matth.
16, 18] ut contra portas inferorum etiam sibi soli in acie standum sit, Tamen,
ut est [3] [Matth. 26, 41] iuxta spiritum promptum caro infirma, non levi aut
parvo momento movetur [4] pius animus, si viderit tot secula, tot exempla, tot
excellentes homines ante [5] & circa se similes sibi fuisse & similia
semper facta esse per illos, qualia [6] nos ex Scripturis didicimus &
experientia quotidiana cognoscimus in nobis.
[7] Multa
sunt quidem in sanctis hominibus, sicut & in nobis, quae dixerunt & [8]
[Röm. 7, 15ff.] fecerunt secundum tyrannidem & legem peccati, Ro. vij:
‘Quod volo bonum, [9] non facio, Quod nolo malum, hoc facio. Itaque non ego id
facio, sed, [10] quod habitat in me peccatum’ etc. Taceo mendacia, quae sunt in
eorum [11] Historias per impios Diaboli ministros seminata. Tamen, cum ventum
est [12] ad agonem et confessionem, videmus, quam pure & constanter fidem
suam [13] testentur.
[14] Quid
potuit Ambrosius magis pie & fortius dicere, cum in agone suo [15]
novissimo contra peccatum, mortem, iram Dei & infernum hanc vocem con- [16]
[Bl. A iiij]fidentissime edidit ad circumstantes Sacerdotes: ‘Non sic vixi,
[17] ut me pudeat inter vos vivere. Nec mori timeo, quia bonum Dominum [18]
habemus.’1
[19] Quam
vocem S. Augustinus in suo quoque agone mirifice commendavit, [20] ut refert
Possidonius in eius legenda2, Et ipse quoque Augustinus sese hac [21] voce sua
ipsius solabatur3 contra conscientiam (quae est mortis saevissimum [22]
ministerium): ‘Turbabor4 (inquit), sed non perturbabor, Vulnerum Domini [23]
recordabor’. Quis non videt sanctissimos Viros talibus verbis testari fidem
[24] in Christum, nudam quidem & solam, sed firmam & victricem mortis
& [25] peccati? Nam et si vitam & opera sua iudicent coram hominibus
irreprehensibilia [26] esse (sicut decet & oportet), Tamen coram Deo
nituntur sola [27] [Hohel. 2, 14; Jer. 48, 28] misericordia & bonitate
eius, tacitis meritis. Et in vulneribus Christi [28] [1. Kor. 10, 4] sicut
columba illa in foraminibus petrae (Petra autem est Christus) volunt [29]
inveniri.
[30] Recte
itaque & utiliter facimus, si Sanctorum dicta & facta primum a [31] [2.
Tim. 2, 15; Röm. 12, 6] mendacijs alienis purgemus, deinde recte secantes
prudenter ad regulam seu [32] [1. Thess. 5, 21] analogiam fidei probemus, sicut
docet Apostolus: ‘Omnia probate, quod bo- [33] [Bl. A 5]num est, tenete’. Qua
admonitione quid opus fuit, si Sanctorum
[Seite 115]
[1] dicta
& facta omnia sine iudicio pro articulis fidei essent habenda? Non fuit [2]
eorum vocatio aequalis Apostolorum & Prophetarum vocationi. Sancti fuerunt,
[3] [Matth. 26, 41] sed homines & quorum spiritus promptus patiebatur
carnem non modo infirmam, [4] sed et repugnantem.
[5] Ubi ergo
spiritu dominante loquuntur et operantur, sunt eorum verba & [6] [Joh. 6,
12] opera colligenda ceu fragmenta Euangelica, ut quae Dominus Christus in [7]
eis operatus sit, et vere sint Christi ipsius opera. Ubi vero carne adversante
[8] loquuntur et operantur, damnandi sane non sunt, sed excusandi vel tolerandi
[9] pro nostra certissima consolatione, qui videmus Sanctos Dei nobis infirmis
[10] similes fuisse et suam unumquenque in carne ista peccati circumtulisse
infirmitatem. [11] Hac causa volui tuum librum, MI SPALATINE, invulgari, Sed
[12] tu deinceps tibi a laudibus meis tam grandibus (dicerem, nisi esset mihi
tuus [13] candor notus falsis) temperabis. Scio me esse nihil. In Domino bene
Vale. [14] [Röm. 7, 24] Et ora pro me, ut feliciter migrem ex corpore mortis
huius et carne peccati [15] huius. Amen. 8. Martij 1544.
MARTINVS
LVTHER.
[Seite 116]
[Einleitung]
Jn der Vogtei
Mühlhausen regten sich trotz aller Verfolgungen die Wiedertäufer immer wieder.
Jnfolge der Strenge, mit der der von Herzog Georg von Sachsen scharfgemachte
Rat in den Jahren 1537 und 1538 gegen sie einschritt, zogen sie wohl zeitweilig
sich zurück, wagten sich jedoch gleich wieder hervor, als nach dem Tode Herzog
Georgs und nach dem Regierungsantritt seines reformatorisch gesinnten Bruders
Heinrich im September 1541 erst die Vogtei und ein Jahr darauf auch die Stadt
Mühlhausen die lutherische Lehre annahm. Justus Menius, der seit September 1542
im Auftrage der Schutzfürsten die Neuordnung des Mühlhäuser Kirchen-und
Schulwesens durchzuführen und zu überwachen hatte, wurde sofort auf das
Wiederauftauchen der Ketzer aufmerksam, berichtete darüber an Kurfürst Johann
Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, war aber vor allem
selbst bestrebt, der wiederaufwuchernden Ketzerei in Mühlhausen und Umgebung
entgegenzutreten. Um den Mühlhäuser Rat zu energischem Einschreiten
anzutreiben, widmete er ihm unter dem 3. April 1544 ein von fanatischem Hasse
gegen die Ketzer durchtränktes Buch: “Von dem Geist der Wiedertäufer”, in dem
er deren Lehre und Tun und Treiben als den Gipfelpunkt aller Gottlosigkeit und
als für Staat und Kirche höchst gefährlich und alle Zucht und Ordnung
verwüstend hinstellte. Luthers Vorrede ist deshalb interessant, weil er wieder
Münzerianer und Zwinglianer zusammenwirft und sein ceterum censeo wiederholt,
“das Wiederteufferund Schwermergeist ein Geist ist”.1
Ausgabe:
“Von dem
Geist || der Widerteuffer. || Justus Menius. || Mit einer Vorrede. || D. Mart.
Luth. || Wittemberg. || M D XLIIII. ||” Mit Titeleinfassung (A. Götze: Nr. 103;
J. Luther: Tafel 25). Titelrückseite leer. 76 unbezifferte Blätter in Quart (=
Bogen A –T). Am Ende (Blatt T4b Z. 15): “Gedruckt zu Wittem || berg, Durch
Nickel Schirlentz || M D XLIIII. ||”
[Seite 117]
Luthers Vorrede steht auf Bl. A 2a –A 3b.
Druckunterschiede auf Blatt B 3a berühren
den Text der Vorrede Luthers nicht.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 9472), Dresden, Frankfurt a. M., Hamburg, Heidelberg, Jena, Königsberg
U., Lindau, München H., Münster U., Rostock, Stuttgart (unvollständig),
Wernigerode, Wittenberg, Wolfenbüttel, Zwickau (3 Ex.); London. — Erl. Ausg.
63, 381; P. Bahlmann, Die Wiedertäufer zu Münster, Zeitschr. f. vaterl. Gesch.
u. Altertumskunde Westfalens Bd. 51 (1893), S. 157, im Sonderdruck (Münster
1894), S. 39.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 2 (1548), 377a –411b; Jena 8 (1558), 222b –223b;
Altenburg 8, 363f.; Leipzig 21, 450f.; Walch1 20, 2192 –2195; Walch2 20, 1760
–1763; Erlangen-Frankfurt 63, 381 –383.
[1] [Bl. A
ij] Vorrede. Martinus Luther D.
1544
[2] Es ist
ein sprichwort: Die Welt wil betrogen sein.1 Solch sprichwort [3] erferet man
teglich, und sonderlich im Kirchen regiment. [4] Da gehets also zu: Wenn gleich
die Warheit so rein und hell wird [5] gepredigt und so gewaltiglich beweiset,
Das, wenn eine Kue vernunfft [6] hette, wuerde sie es greiffen oder tappen konnen,
Noch [7] sind die Menschen so verduestert, das sie es nicht allein nicht hoeren
wollen, [8] sondern auch gerne und fursetzlich da wider toben.
[9] Aus dem
kan und mus man mercken, das die Menschliche vernunfft von [10] jr selbs allein
solchs nicht thue, Sondern der boese Geist helffe dazu und zeige [11] sich
hierin, was fur einen grossen gehorsam er habe in der Welt, Weil er [12] diese
hohe, edle, feine Creatur so gar gewaltiglich regiert, wohin er wil, wie [13]
[Eph. 2, 2] S. Paulus sagt Ephe. ij: ‘Der Furst dieser welt hat sein werck in
den Kindern [14] [2. Kor. 4, 4] des unglaubens’, Und ij. Cor. iiij: ‘Bey
welchen der Gott dieser welt der Ungleubigen [15] sinn verblendet hat, das sie
nicht sehen das helle liecht des Euangelij [16] von der klarheit Christi’.
[17] Nu ist
in diesem buchlin Er Justi Menij der Widerteuffer ketzerey so gewaltig [18]
widerlegt, on was er und andere vorhin da wider geschrieben haben2, [19] das
(wie ich gesagt), wenn eine Kue vernunfft hette, muste sie sagen, Es were [20]
ja die warheit und kundte nichts anders sein. So ists ja auch gut rein Deudsch,
[21] das man nicht sagen kan, Es sey nicht deudlich noch verstendlich gnug
geredt,
[Seite 118]
[1] gleich
wie sie und die Sacraments Feinde so schendlich Deudsch reden, das nicht [2]
allein jr Theologia, Sondern auch jre Rede nicht wol zuverstehen ist. Denn [3]
Gott schickts zu unser zeit also, das der Teuffel mus nicht gut Deudsch reden,
[4] wie Carlstad und Zwingel musten reden, das mirs grosse erbeit war, jre rede
[5] zuverstehen.
[6] Und ist
die warheit, das Widerteuffer und Schwermergeist ein Geist ist. [7] Denn ob sie
sich wol eusserlich stellen, als seien sie nicht eines Geists, wie [8] der
Zwingel und die seinen sich stelleten, als weren sie der Widerteuffer feind [9]
in etlichen artickeln, Aber doch in der Tauffe und Sacrament gantz und gar [10]
ein Geist in beiden war, Denn sie alle beide lereten die grosse [Bl. A iij]
kunst, [11] nemlich, Das in der Tauffe schlecht wasser sey, Und im Sacrament
schlecht [12] brod und wein sey.
[13] Und
summa: Wie dis Buchlin saget: Kein jrthum noch ketzerey ist allein. [14] Wo der
Teuffel einen Fus einsetzt, da gehet er hinach mit dem gantzen Leibe.1 [15] Wer
zulesst, das Tauffe eitel wasser sey, Der mus zulassen, das Sacrament [16]
eitel brod und wein sey, und so fort an. Wenn diese Erbsunde geschehen und [17]
dieser apffel gefressen ist, mus man sich als denn mit solchen Feigenblettern
[18] schmuecken: Wie kan wasser die Seele waschen? Wie kan Brod und Wein [19]
Christus Leib und Blut sein? Sihestu nicht, das er im Himel sitzt? Wie [20] kan
ein boeser Mensch Furst oder Herr sein? Wie kan ein boese Weib eins [21]
heiligen Mans Eheweib sein?
[22] Wolan,
wir wehren, so viel wir konnen, nach unserm Befehl und Ampt. [23] Und ist unser
wehren nicht umbsonst, Hat auch diese gewisse hoffnung, das [24] doch zuletzt
solche Luegengeister mussen untergehen und die warheit bleiben, wie [25] [Jes.
40, 8; Ps. 1, 4] Esaie xl. sagt: ‘Gottes wort bleibt ewig’, und Psal. j: ‘Die
Gottlosen bleiben [26] nicht, Sondern werden verstrewet wie die sprew vom
winde’, Wie die Exempel [27] zeugen der Ketzer von anfang der Kirchen, Auch
itzt der Ketzer aller ketzer [28] [Matth. 24, 15] abominatio in loco sancto,
Der gehets auch dahin nach seinem stuendlin, On [29] das wir zu unser zeit
halstarrige Rotten haben mussen, die uns uben und [30] plagen, wie unser
Vorfarn von Ketzern zu jrer zeit, Und die Propheten zu [31] jrer zeit von
falschen Propheten geplagt sind. Denn die welt mus und wil [32] betrogen sein,
Und die Auserwelten mussen versucht, probirt und durchleutert [33] werden,
Alles Gott zu lob und ehre in ewigkeit. AMEN.
[Seite 119]
[Einleitung]
Das Marburger
Gespräch hatte zur Abfassung von Artikeln geführt, “der man sich verglichen”.
Aber im Artikel vom Sakrament “bliebs stecken”. Da war ausdrücklich anerkannt,
daß man über die Frage, “ob der wahre Leib und Blut Christi leiblich im Brot
und Wein seien, dieser Zeit sich nicht verglichen habe”, zugleich aber
zugestanden und versprochen, daß “ein Teil gegen den anderen christliche Liebe,
so fern jedes Gewissen immer leiden könne, erzeigen, und beide Teile Gott den
Allmächtigen fleißig bitten sollten, daß er durch seinen Geist den rechten
Verstand bestätigen wolle” (Unsre Ausg. Bd. 303, 170).
Es war der
Erfolg dieser Verhandlungen, daß nach dem eifrigen Schriftenwechsel der letzten
Jahre der literarische Streit über das Abendmahl über zehn Jahre ruhte, und daß
nach der auf dem Reichstag in Augsburg angebahnten Annäherung es mit den
Oberdeutschen am 29. Mai 1536 in der Wittenberger Konkordie zu einer
Verständigung kam; ja zeitweise hatte es den Anschein, als wäre auch mit den
Schweizern eine Verständigung möglich; am günstigsten stand's im Frühling 1538,
so daß am 6. Mai Luther an Herzog Albrecht von Preußen schreiben konnte: “Mit
den Schweizern, so bisher mit uns des Sakraments halben uneins gewest, ists auf
guter Bahn ... dem Gräuel zu Rom zu Verdrieß, denn dieselben sind solcher neuen
Zeitung hart erschrocken” (Erl. Ausg. 55, 200f.; Enders 11, 357f.); und auf der
anderen Seite sprach Heinrich Bullinger in Zürich Luther gegenüber die Hoffnung
aus, daß eine amicitia mutua et nunquam rumpenda sie verbinden würde (Enders
11, 342).
Aber diese
Hoffnungen waren eine Selbsttäuschung gewesen. Von 1538 an verschärfte sich
wieder das Verhältnis, und die Jahre 1544 und 1545 brachten noch einen heftigen
Nachhall des alten Streites. Jm Jahre 1544 erschien Luthers hierunter
abgedrucktes “Kurzes Bekenntnis vom heiligen Sakrament”, und im folgenden Jahre
antworteten darauf die Schweizer mit der von Bullinger verfaßten
Verteidigungsschrift: “Warhaffte Bekanntnuß der dieneren der kirchen zu Zürych”
(s. im bibliographischen Verzeichnis FGH).
Den letzten
Anlaß zu Luthers Schrift hatten freilich nicht die Schweizer geboten. Einmal
hatte Kaspar Schwenckfeld Luther gereizt. Als Schwenckfeld in einem äußerlich
höflichen, ja ehrerbietigen Brief ihm vorgeworfen, daß er über ihn nicht
gerecht geurteilt hätte (s. Enders 15, 243ff.), hatte Luther mit einem
[Seite 120]
offenen,
seinem Boten mitgegebenen, leidenschaftlich groben Zettel ihm geantwortet
(Enders 15, 276), und Schwenckfeld hatte diesen Zettel abschriftlich
verbreitet. Durch einen Freund war eine Abschrift wieder an Luther gelangt; und
dieser unbekannte Freund, auf den unsere Schrift nur noch einmal wieder Bezug
nimmt, ist es, an den Luther sein “Kurzes Bekenntnis” gerichtet hat.
Es war seine
tiefe Abneigung, mit Schwenckfeld auch nur zusammen genannt zu werden, die
Luther so heftig gegen ihn auftreten ließ. Aber ebenso wünschte er auch jeden
Schein zu vermeiden, als hätte er mit den anderen Ketzern Gemeinschaft. Und
damit hing der andere Vorfall zusammen, der Luther Anlaß zu seiner Schrift
geworden ist. Die Geistlichen in Eperies und in den benachbarten Orten im
ungarischen Komitat Saros hatten Luther geschrieben, daß Matthias Biró Dévay1
sich der Abendmahlslehre der Schweizer zugewandt habe, hatten dabei wohl — ihr
Brief ist verloren — ihrer Verwunderung Ausdruck gegeben, daß ein ehemaliger
Wittenberger Student, der dort in Ansehen stände, sich als Sakramentierer
erwiesen, und hatten im Zusammenhang damit gefragt, was es für eine Bewandtnis
damit habe, daß man die Elevation der Hostie in Wittenberg habe abgeschafft,
worauf wir nachher noch näher einzugehen haben. Jhnen erwidert Luther am 21.
April 1544, daß es ihm schwer falle zu glauben, was sie über Dévay schrieben;
wenn er aber Sakramentierer geworden, so habe er's in Wittenberg jedenfalls
nicht gelernt, denn sie kämpften gegen die Lehren der Sakramentierer öffentlich
und privatim; auch daß sie die Elevation abgeschafft, hätte nichts mit einer
etwaigen Lehrveränderung in Wittenberg zu tun, sondern sei in christlicher
Freiheit geschehen; und wenn er nicht verrückt würde, so würde er niemals mit
den Feinden des Sakraments etwas zu schaffen haben; der Teufel, der wohl wisse,
daß er öffentlich nicht zu besiegen sei, versuche es nun im geheimen und wolle
das Wort der Wahrheit in seinem Namen verdrehn. So sehe er sich gezwungen, nach
so vielen Bekenntnissen seiner Abendmahlslehre noch ein neues herauszugeben; er
werde es aber tun baldigst und eiligst (Enders 16, 6): die erste ausdrückliche
Erwähnung unserer Schrift.
Ganz anders
als jener erste in unserer Schrift namhaft gemachte Anlaß hatte also dieser
zweite ihren eigentlichen Grund berührt. Denn vor allem wollte Luther noch
einmal mit den Schweizern gründlich abrechnen, von ihnen sich scheiden und auch
anderen gegenüber von ihnen geschieden sein; wollte das Mißtrauen zum Ausdruck bringen,
das im Grunde die ganzen Jahre hindurch ihn erfüllt hatte, und über das er nur
zeitweise sich hatte hinwegtäuschen lassen. So rückt er denn den Schweizern
vor, wodurch sie in den vergangenen Jahren den zu Marburg vereinbarten Frieden
gestört hätten; vor allem entrüstet er sich über Zwinglis nach seinem Tode von
Bullinger 1536 herausgegebene Schrift: “Christianae fidei Expositio”, in der
Zwingli ganz und gar als Heide sich zeige. Sie war erschienen, gerade als es
zum Abschluß der Wittenberger Konkordie kommen sollte, und hatte Luther damals
dieserhalben wenig Trost und Hoffnung gegeben, zumal gleichzeitig auch Briefe
Zwinglis und Oekolampadius' erschienen, von Butzer bevorwortet, in denen
manches Luther verletzte (Enders 10, 334f.; Finsler, Zwingli-Bibliographie
[Seite 121]
S. 72, 105).
Was Luther damals befürchtet hatte, das spricht er nunmehr aus: daß nämlich in
Marburg die Schweizer alles mit falschem Munde geredet hätten; nicht in einem
einzigen Artikel seien sie zu jenen getreten, vielmehr hätte Zwingli in vielen
guten Artikeln ihnen nachgegeben, aber er hätte sie damit getäuscht. Die
Warnungen, die Gott ihnen hätte zuteil werden lassen, seien vergeblich gewesen:
vergeblich, daß Gott sie gestraft mit Uneinigkeit, vergeblich die Schriften,
die sie eines Besseren hätten belehren wollen; vergeblich sei auch die dritte
Warnung verlaufen, daß Gott Zwingli und Oekolampadius eines jähen Todes hätte
sterben lassen. Deshalb sei nun alle seine Hoffnung auf ihre Besserung dahin;
er könne nicht einmal mehr für sie beten. Sie wollten sein nicht, so wolle er
auch ihrer nicht; sie hätten nichts von ihm — des danke er Gott; er hätte aber
auch nichts von ihnen — des lobe er Gott; so solle hinfahren, was nicht bleiben
wolle! —
Aber auch
Luther hatte manches getan, was den Schweizern mit der Vereinbarung von Marburg
nicht übereinzustimmen schien. Jn ihrer Erwiderungsschrift halten sie Luther
sein Sündenregister vor, indem sie aufzählen, wie unfreundlich Luther nach dem
Vertrage von Marburg gehandelt habe (Bl. 25b ff.): Albrecht von Brandenburg
habe er vermahnt (im Februar 1532), sie und ihre Lehre zu meiden und sie nicht
im Lande zu dulden (Unsre Ausg. Bd. 303, 541ff.); in ihrer Schrift, die sie
darauf an Albrecht geschrieben, hätten sie nicht Böses mit Bösem vergolten,
hätten vielmehr geschrieben, daß sie Luthers Ehre und Namen keineswegs
schmälern noch verkleinern wollten, daß sie anerkennten, daß Gott vielen und
großen Nutzen durch ihn in aller Welt geschaffen habe; nur möchten sie ihn
erinnern, daß er doch auch ein Mensch sei und daß er auch irren möge; deshalb
solle er seine Mitarbeiter am Werke Gottes nicht so gar verachten. Luther aber
habe im folgenden Jahre einen Brief an die von Frankfurt a/Main gerichtet, in
dem er über die Maßen heftig schelte und wüte; unter anderem spräche er, wer
von seinem Seelsorger wisse, daß er Zwinglisch lehre, der solle ihn meiden (a.
a. O. S. 561, 12ff.). Jn seiner Schrift “Von der Winkelmesse und Pfaffenweihe”
(1534) aber habe er ausgesprochen, daß Oekolampadius durch feurige Pfeile und
Spieße des Teufels plötzlich gestorben sei (Unsre Ausg. Bd. 38, 197, 17ff.),
während doch in offenem Druck sei ausgegangen: “Das Ende und der Tod
Oekolampadii, beschrieben durch Simonem Grynaeum”, der alles, das er von des
Oekolampadius seligem Abscheiden schreibe, selbst gesehen und gehört habe. Jhre
gebührende Antwort auf diese scharfen Schriften Luthers habe Capito verhindert,
indem er sie auf die Konkordie vertröstet habe. Aber dabei seien sie abermals
enttäuscht worden. Luther habe gefürchtet, daß er mit Schwärmern möchte
zusammen genannt werden; da hießen sie aber Luther fröhlich und sicher ruhig
sein, denn sein Name hätte unter ihnen nie so übrig viel gegolten, doch hätten
sie ihn daneben nicht verachtet. So hätten sie auch die Konkordie nicht abgelehnt;
vielmehr hätten sie, nachdem Luther am 1. Dezember 1537 ihnen entgegenkommend
geschrieben, daß, wenn sie einander nicht so ganz verständen, sie doch
gegeneinander freundlich sein wollten, ihm am 4. Mai 1538 im gleichen Sinne
geantwortet (Erl. Ausg. 55, 190, Nr. 563; Enders 11, 294; 352ff.) und hätten
forthin zu Luther und den Seinen sich nur des Friedens und der Einigkeit
versehen. Aber Luther habe auch nach der Konkordie sich unfreundlich gehalten.
Jn seiner Schrift “Von den Konziliis und Kirchen” (1539) habe er Zwingli einen
Nestorianer genannt (Unsre Ausg. Bd. 50, 591, 10ff.);
[Seite 122]
nicht in
einem offenen Schreiben, sondern in einem besonders freundlichen Brief hätten
sie ihm das vorgehalten (30. August 1539: Enders 12, 241); Luther hätte nicht
darauf geantwortet, hätte vielmehr im “Gebet wider den Türken” Zwingli unter
die Täufer und Aufrührer gerechnet (Unsre Ausg. Bd. 51, 587, 26ff.); in der
Auslegung der Genesis hätte er aufs neue sie unter die Schwärmer gezählt, die
von der Wahrheit seien abgefallen (Unsre Ausg. Bd. 42, 247, 5ff.), und in einem
Brief an Christoph Froschauer vom 31. August 1543 (Enders 15, 219), “an dessen
Gedicht man wohl spüren mögen, daß Luther nicht gewollt, daß er heimlich und
verborgen bliebe, sondern daß er ihnen vorkäme und gezeigt würde”, habe er
ihnen allen die Freundschaft gekündigt.1
So sprach
denn Luthers scharfe Schrift nur offen aus, was man insgeheim schon hüben und
drüben wußte, daß die Vermittelungsversuche der Konkordie gescheitert waren,
und daß man einander doch nicht traute, und brachte Klarheit in unklare
Verhältnisse.
Schon im
Januar 1543 hatte Luther überlegt, ob er über die Elevation etwas
veröffentlichen solle; er hatte damals aber sich dagegen entschieden: er hätte
keine Hoffnung, daß man in allen Kirchen immer mehr eine Zeremonie gebrauchen
werde; würde man sie in Wittenberg einführen, so folgten die anderen doch nicht
und wollten von ihnen ungemeistert sein (Enders 15, 86). Damals hatte die
Abstellung der Elevation in Wittenberg durch Bugenhagen (seit 25. Juni 1542)
weithin große Aufregung hervorgerufen; längst war Bugenhagen damit umgegangen,
und Luther hatte ihm nicht entgegen sein wollen (Enders 14, 280f.), obgleich er
persönlich die Elevation lieber beibehalten hätte (Kroker, Luthers Tischreden
Nr. 652 = U. A. Tischr. 5 Nr. 5665); aber anderwärts führte man die Abstellung
auf Luther zurück, vermutete viel mehr dahinter, als nur eine Änderung der
Zeremonie und elendete Luther unablässig mit Anfragen, so daß er förmlich
verärgert am 10. November 1542 an Spalatin schreibt: De elevatione sacramenti
facias, quod libuerit; ego in rebus istis neutris nolo poni ullum laqueum; sic
scribo, scripsi, scripturus sum omnibus, qui me quotidie ista quaestione
fatigant (Enders 15, 10; vgl. Corp. Ref. V, 20).
Als aber die
Anfragen nicht aufhörten, und man gerade in dem oben erwähnten Brief der
Geistlichen um Eperies, der der Hauptanlaß zu unserer Schrift geworden ist, in
der Abstellung der Elevation wieder eine Verleugnung der bisherigen Lehre vom
Abendmahl (negationem doctrinae de sacramento) sah, da änderte Luther seine
Ansicht vom Januar 1543 und legte zum Schluß unserer Schrift eingehend dar, wie
die Abstellung der Elevation aufzufassen sei: ganz in demselben Sinne, wie er
wiederholt brieflich Auskunft gegeben, zuletzt an Herzog Albrecht von Preußen
und Antonius Lauterbach (17. Februar bzw. 2. April 1543: Enders 15, 110f. 131),
daß nämlich solche Zeremonien nicht unsere Herren, sondern daß wir solcher
Zeremonien Herren sein möchten.
Am 21. April
1544 hat Luther, wie wir sehen, zu unserer Schrift endgültig sich entschlossen;
am 8. August lagen drei Bogen geschrieben vor (Arch. für Ref.-
[Seite 123]
Geschichte
XIII, 164); am 30. September 1544 war das “Kurze Bekenntnis” gedruckt (Corp.
Ref. V, 488, vgl. 484).
Libellus
editus multo adhuc moderatius scriptus, quam sperabatur, schrieb am 7. Oktober
1544 Cruciger aus Wittenberg an Veit Dietrich (a. a. O. 497). Man atmete auf,
daß die Schrift wenigstens die der Konkordie Angeschlossenen nicht verletzte
und namentlich keinen Streit ins eigenste Lager trug. Man hatte in dieser
Hinsicht die größesten Sorgen gehegt. Noch vor einem Monat hatte Cruciger
Dietrich von einer Bekenntnisformel geschrieben, die Luther vorbereite, und die
alle unterschreiben müßten; wer nicht unterschreibe, würde nicht in Wittenberg
bleiben können (a. a. O. 476). Dabei hatte er vor allem an Melanchthon gedacht,
der sich auch schon darauf eingerichtet hatte, Wittenberg zu verlassen, und der
aufs bestimmteste erwartet hatte, daß das kommende Buch mit ihm ins Gericht
gehen würde (a. a. O. 462; 473f.). Er hatte mit Butzer den Entwurf der
“Kölnischen Reformation” (im Auszuge bei Richter, Kirchenordnungen II, 30ff.)
abgefaßt, der von dem Erzbischof an Kurfürst Johann Friedrich zur Prüfung übersandt,
von diesem Amsdorf zur Begutachtung übergeben und dann mit Amsdorfs Gutachten
Ende Juli oder Anfang August in Luthers Hände gelangt war (Corp. Ref. V, 459).
Jn einem Schreiben an den Kanzler Gregorius Brück hatte sich dieser recht
ungünstig über den Entwurf ausgesprochen: er treibe langes Geschwätz von
Nutzen, Früchten und Ehre des Sakraments, aber von der Substanz mümmele er, daß
man nicht vernehmen solle, was er davon halte, ganz wie die Schwärmer täten
(Enders 16, 59). Gleichzeitig machte Luther ohne sonst erkennbare Ursache in
den Predigten Ausfälle gegen die Sakramentierer (Unsre Ausg. Bd. 49, 529ff.).
Er errege neuen Krieg, schrieb deshalb Melanchthon besorgt am 11. August an
Dietrich; ängstlich begleitete er Luthers Schritte, vor allem seine Reise nach
Zeitz, wo er sich mit Amsdorf treffen wollte, gewiß um mit ihm die “Kölnische
Reformation” zu besprechen, und am 28. August sprach Melanchthon ganz bestimmt
Butzer gegenüber von Luther aus: rursus tonare coepit vehementissime
περὶ δείπνου
κυριακοῦ et scripsit atrocem librum,
in quo ego et tu sugillamur (Corp. Ref. V, 461f. 462f. 474).
Butzer hatte
daraufhin einen äußerst höflichen Brief an Luther geschrieben, der ihn auf die
Gefahren aufmerksam machte, die ein neuer Sakramentsstreit mit sich bringen würde
(Enders 16, 81f.); aber dieser Brief, den Melanchthon eigentlich an Luther
hatte geben sollen, den er aber nicht zu übergeben gewagt, und der dann durch
Brück an den Kurfürsten gelangt und von diesem Luther übermittelt worden war,
kam zu spät, um Luthers Schrift noch verhindern zu können (a. a. O. 83; 88f.);
er hätte sie aber auch nicht verhindert, wenn er früher gekommen wäre.
Die wahre
Sorge Butzers bei seinem Schreiben konnte Luther auch gar nicht verstehen, denn
weder er noch Melanchthon waren durch das “Kurze Bekenntnis” betroffen. Luther
hatte, was er vor mehr denn Jahresfrist an die evangelischen Brüder in Venedig,
Vicenza und Treviso geschrieben, daß in Basel, Straßburg und Ulm bei den
Predigern gesunde Lehre herrsche, wenn auch im Volk der alte Sauerteig noch
nicht ganz ausgetilgt sei, und daß Butzer mit Melanchthon vereint in Köln
wirke, was dafür bürge, daß auch jener für rein zu achten sei (Enders 15, 167),
trotz aller Zwischenfälle dennoch festgehalten und hatte vor allem in seinem
Vertrauen zu Melanchthon sich nicht erschüttern lassen. Am 12. November
[Seite 124]
1544 schrieb
er den Jtalienern in ganz ähnlichem Sinne, indem er ein Mißtrauen gegen
Melanchthon für ebenso töricht erklärte wie etwa ein Mißtrauen gegen ihn
selbst: Quin si forte audieritis D. Philippum vel Lutherum consensisse
sacramentariorum furori, propter Deum nolite credere (Enders 16, 109).
Melanchthons Erklärung wegen der “Kölner Reformation”, daß rechtes Verständnis
des Wortes und rechter Brauch der Sakramente darin gelehrt würde (a. a. O. 46),
hatte ihm genügt, und die Auswanderungsgedanken, die Melanchthon auch am 10.
Oktober noch bewegten (Corp. Ref. V, 499), waren gänzlich unnötig.
Das “Kurze
Bekenntnis” richtete sich gegen die Züricher und ihren Anhang; ihnen gegenüber
wünschte Luther klare Scheidung, damit solche Briefe, wie der aus Ungarn, nicht
mehr möglich seien. Deshalb hatte Luther auch bei unserer Schrift, wie
Hieronymus Besold an Dietrich am 8. August 1544 schreibt, täglich die Bücher
zur Hand, die er ehemals gegen die Sakramentierer geschrieben (Arch. für
Reformationsgesch. a. a. O.), vor allem “Wider die himmlischen Propheten”, den
“Sermon vom Sakrament”, “Daß diese Worte Christi ‘Das ist mein Leib’ noch feste
stehn” und das (Große) “Bekenntnis” (Unsre Ausg. Bd. 18, 37ff.; Bd. 19, 474ff.;
Bd. 23, 38ff.; Bd. 26, 241ff.), deren Spuren uns in unserer Schrift wiederholt
begegnen (s. die Fußnoten). Besold schreibt auch, daß Luther Sorge trüge, daß
diese Schriften ins Lateinische übersetzt würden, damit sie in die Hände der
Jtaliener und Franzosen — wir mögen hinzufügen: und der des Deutschen
unkundigen Ungarn — kämen. Diese Bemerkung kann sich aber nur beziehen auf die
Schrift “Daß diese Worte .. noch feste stehn”, von der Jonas zwar gleich nach
Erscheinen eine lateinische Übersetzung in Angriff genommen haben soll, die
dann aber erst 1559 erschien (Unsre Ausg. Bd. 23, 45 u. 49), und auf “Wider die
himmlischen Propheten’; von den anderen beiden Schriften lagen 1544 schon
lateinische Übersetzungen vor: vom “Sermon” schon die im “Sermo elegantissimus”
von 1527 bei Johann Secerius in Hagenau (Unsre Ausg. Bd. 19, 469 u. 479), vom
“Großen Bekenntnis” eine Übersetzung von 1539 (Unsre Ausg. Bd. 26, 255). Unklar
bleibt, weshalb Luther, wenn es ihm auf derartige Verbreitung seiner
Abendmahlschriften ankam, nicht vor allem von unserer Schrift eine lateinische
Übersetzung betrieben hat.
Jn Zürich
wußte man schon seit September, daß eine neue Abendmahlsschrift Luthers
bevorstände (Corp. Ref. V, 475). Jn seiner Ungeduld bittet Bullinger schon am
10. Oktober den Ambrosius Blaurer, ihm sobald wie möglich ein Exemplar der
Schrift zu besorgen (Schieß, Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas
Blaurer II, 308). Von vorneherein ist man offenbar auch entschlossen gewesen zu
antworten; es wird darüber schon verhandelt, noch ehe man sichere Kunde hat,
daß die Schrift wirklich vorliegt (a. a. O. 315). Erst am 31. Oktober kann
Blaurer melden, daß die Schrift herausgekommen sein solle, am 7. November hat
er durch den Prediger Johannes Jung in Konstanz, der die Schrift bei einem
Wittenberger in Ulm gesehen, die erste Nachricht von ihrem Jnhalt und gibt
Bullinger davon Kenntnis (a. a. O. 317). Am 3. Dezember hat Bullinger die
Schrift noch nicht in der Hand (Bindseil, Ph. Melanchthonis epistolae, iudicia
.. quae in Corp. Ref. desiderantur, S. 207); argwöhnisch fürchtet er, daß man
sie ihm verheimliche (Schieß II, 321); Mitte Dezember erhält er sie durch
Ambrosius Blaurer, der sie durch Frecht in Ulm erhalten, aber nur unter der
Bedingung, daß er sie zurücksende,
[Seite 125]
da nur wenige
Exemplare vorhanden seien; erst am 25. Dezember bekommt er durch Blaurers
Vermittelung ein eigenes Exemplar vom Bürgermeister Welser in Konstanz (a. a.
O. 325. 333). Geflissentlich sammelt Bullinger die ungünstigen Urteile über das
“Kurze Bekenntnis”: nicht nur der Kurfürst von Sachsen, auch andere Fürsten,
und die Besten in den Städten seien unwillig darüber (a. a. O. 344); besonders
aufgebracht sei Ulrich von Württemberg; auch Muskulus hätte sich ungünstig ausgesprochen.
Andererseits war auch bekannt, daß manche Lutheraner sich nicht genugtun
könnten, den neuen Elias und seine bittere Strenge zu loben (a. a. O. 338.
342).
Sobald ihm
bekannt geworden war, daß er Luthers Schrift nicht mehr hatte zurückhalten können,
hatte Butzer darauf hingearbeitet, nun wenigstens eine Gegenschrift der
Schweizer zu verhindern, und Melanchthon hatte ihn darin kräftig unterstützt;
Butzer schrieb ausführliche, das Für und Wider gründlich darlegende (a. a. O.
310. 321. 326f. 327 Anm. 1. 327ff., vgl. 342), Melanchthon flehentliche und
tränenreiche Briefe, die einer dem anderen abschriftlich mitteilte (a. a. O.
308. 315. 318; Bindseil 206). Bullinger ging Melanchthons Sorge so zu Herzen,
daß er ihm in Zürich eine sichere Zufluchtsstätte anbot; aber ihre Unschuld
müßten sie schützen, ihren Glauben freudig bekennen und gegen die Angriffe sich
verteidigen; bitter beklagte er sich über Luther, der vor allem ihnen, gegen
die er geschrieben, ein Exemplar seiner Schrift hätte senden müssen; das wäre
vornehm und ehrlich gewesen (Bindseil 207f.). Blaurer wußte längst, daß eine
Antwortschrift beschlossene Sache sei; aber von Butzer wiederholt darum
angegangen (Schieß II, 321. 326f. 341), hat er immer wieder zur Mäßigung und
Vorsicht ermahnt; gleich, als er Luthers Schrift an Bullinger sendet, rät er,
nicht an Luther selbst zu schreiben, sondern an die Kirchen; gegen Ende
Dezember gibt er zu überlegen, ob die Antwort nicht eine zweifache sein könnte,
eine kürzere für den einfachen, leicht überdrüssigen Leser, und eine
ausführlichere; Anfang Januar 1545 bittet Butzer ihn, doch dahin zu wirken, daß
Bullinger Zwingli nicht auch darin verteidige, daß er Numa, Herkules und die
Scipionen mit den Patriarchen, Propheten und Aposteln im Himmel vereinigt habe;
am 17. Februar erwartet Blaurer die Gegenschrift mit Sehnsucht und hofft, daß
sie so sein würde, wie sie der Schweizer würdig wäre, nicht wie Luther sie
verdient hätte (a. a. O. 325. 332. 341. 347).
Am 27.
Februar ist die Gegenschrift der Schweizer schon beinahe gedruckt (Schieß,
Bullingers Korrespondenz mit den Graubündenern I, 73); am 11. März hat Blaurer
sie schon fast vollständig in Händen; am 16. März 1545 erhält er die letzten
Blätter; die Schrift scheint ihn nicht recht befriedigt zu haben; er meint, sie
sei recht lang geraten, und verleiht merkwürdigerweise die viel erwartete
Schrift an einen Freund, ehe er sie noch recht gelesen hat (Schieß,
Briefwechses II, 351f.).
Nach
Wittenberg gelangte die Schrift von der Ostermesse 1545 in zwei Exemplaren
durch den Buchführer Kilian Krumpfuß. Ein Exemplar erwarb der Studiosus Johann
Wilhelm Reiffenstein, dem es im Auftrage des Kurfürsten von Doktor Matthaeus
Ratzeberger wieder abgefordert wurde (Neudecker, Handschriftl. Geschichte
Ratzebergers S. 123). Von diesem Exemplar wird auch Luther Kenntnis bekommen
haben, denn schon, bevor das vom Landgrafen von Hessen am 16. April nach
Wittenberg geschickte Exemplar noch abgesandt war, erwähnt Luther die
Gegenschrift der Schweizer am 14. April gegen Amsdorf (Enders 16, 206).
[Seite 126]
Die Schrift
druckt am Ende Luthers “Kurzes Bekenntnis” ab. Sie zerfällt in drei Teile,
einen geschichtlichen, einen dogmatischen und einen apologetischen. Die Vorrede
sagt darüber:
“Zum ersten,
diewyl D. Luther das Colloquium oder Gespraech, zů Martpurg vor xv. jaren
gehalten, so vilfaltig und gefarlich zů nachteil und verkleinerung unserer
predigeren und leereren anzücht: darnebend so ernstlich bittet und vermanet, ob
yemants durch das gschrey deß vertrags zů Martburg oder sunst gehoert oder
beredt waere, das Luther mit uns eins sye, der soelle doch soelichs nit glouben
&c.., woellend wir etwas anzeigung thůn, zu ersten von dem Gespraech
zů Martburg, demnach von dem handel der Concordi oder einigkeit: uß
welchem allem ungezwyflet der Laeser verston wirt, daß der handel an jm selbs
wider die unsern nienen so grüwlich ist, als jn aber Luther machet: das ouch
wir uns fridens geflissen habind, Luther aber one not und aller der unseren und
unser verschulden ein so ergerlich schelten und boese unrůw anrichtet,
zů deren er uns mit gewalt herfür zücht, die wir vil lieber růw haben
woeltind. Demnach diewyl er unsere vorfaren und uns wüssentliche halßstarrige
und unbůßfertige kaetzer schilt, die falsche und gifftige leer den kirchen
fürtragind und fromme kirchen jaemerlich verfuerind, ja kein stuck deß
Christenlichen gloubens recht glaubind: insonderheit aber von dem heiligen
Sacrament deß lybs und blůts Christi lugenhafftige lesterliche und
unchristenliche leer, die Gottes wort und alter Christenlicher kirchen leer
zewider sye, fuerind, tribind unnd schirmind, so woellind wir unsere leer unnd
unseren glouben gemeinklich und in einer kurtzen summ, ouch von dem Nachtmal
unsers Herren Jesu Christi, fry, warhafftig, kurtz unnd klarlich bekennen und
erzellen: und mit Gottes hilff klarlich darthůn und bewysen, das unsere
leer und glauben Christenlich und recht, nit kaetzerisch noch falsch, ja daß sy
uß dem wort Gottes genommen und heiliger alter Christenlichen kirchen leer
glych und gemaeß sye. Dargegen woellend wir erwysen, daß Luthers meinung und
leer vom Sacrament dem selben wort Gottes und heiliger Christenlicher uralten
kirchen leer ungemaeß und jren selbs zewider ist. Und das woellend wir nit
darumb thůn, daß uns so not unnd gaach sye Luthern laetz zestellen, oder
daß wir ein besonderen lust habind Luthern zewidersprechen, sonder vil mer
darumb, daß wir uß Christenlicher pflicht die warheit bekennen und fürderen
soellend, und ouch schuldig sind, und das mencklich verstande, warumb wir von
unserer leer nit wychen und Luthers leer, die so ungewüß und unbegründt ist,
annemmen koennind. Zů letst, diewyl Luther den spruch deß heiligen Pauli
an Titum anzücht und etliche warnungen, die uns (als er achtet)
unbůßfertigen vergaeblich begegnet syend, hoch ruempt unnd damit sich uns
zů kaetzeren zemachen und zeverdammen understadt, ja ouch als kaetzer
verdampt, woellend wir mit der warheit darthůn, das er sines verdammens
unnd kaetzerens wider uns gar kein rechtmaessige ursach hat: das er ouch die
unseren nie überwunden und in luginen funden, sy aber und uns
můtwilligklich mit unwarheit unchristenlich geschmaecht unnd deren dingen
gezigen hat, die er niemer mit der warheit bewysen mag.”
Sie schrieben
aus Notwehr, denn Luthers Buch sei “so voller tüflen, unchristenlicher
ußerlaesner schmaechworten, unzüchten, wuests unreins redens, zorns, schalcks,
grimme und wuetende, daß alle, die es laesend, unnd nit gar mit jm unsinnig
worden sind, sich hochlich und mit erstunen ab dem ellenden unnd unerhoerten
exempel verwunderen muessend, daß ein soelicher alter, betagter, vilgeuebter
und wolgeachter mann sich nit anders kan im zoum ryten, dann daß er so grob und
wuest heruß fallen und sich gantz und gar vor allen vernünfftigen zenüte machen
sol”.
Sie weisen
dann im ersten (geschichtlichen) Teil zuerst Luthers Angriffe hinsichtlich des
Marburger Gesprächs zurück: Sie hätten nicht nach dem Gespräch “geworben”;
Philipp von Hessen habe sie gerufen durch sein Missive: Speier, Donnerstag nach
Jubilate
[Seite 127]
1529. Auch
hätten sie nicht erst in Marburg gesagt, daß auch Leib und Blut Christi im
Abendmahl sei; Zwingli und Oekolampadius hätten beide schon vorher wiederholt
sich so ausgesprochen; auf der Berner Disputation, wo sie beide disputiert,
hätten sie gesagt: “Wir verlougnend nit in keinen waeg, daß wir essind den leyb
Christi unnd trinckind sin blůt, aber das thůnd wir geistlich durch
den glouben” (Worte Oekolampadius'; Zwinglis Werke von Schuler und Schultheß
II, 126). So hätten sich nicht die Züricher den Wittenbergern angeschlossen,
sondern sie hätten sich “beider syts glychfoermig ze syn befunden” (Bl. 7b).
Wenn Luther behaupte, einige unter ihnen entschuldigten sich damit, daß sie
Luthers Lehre mißverstanden und angenommen hätten, er lehre wie die Papisten,
so hätte diese lahme, kalte Entschuldigung niemand gebraucht; hinsichtlich
Zwinglis bedürfe das keines Beweises; Oekolampadius aber hätte in der “Antwort
auf Luthers Bekennntnis” deutlich ausgesprochen, er wisse wohl, wie bisher in
Schulen gelehrt sei (Walch, Luthers Schriften XX, 1761). Was aber das lange
ungereimte Geschwätz beträfe, das Zwingli mit Luther de locali inclusione
gehalten haben solle, so beriefen sie sich auf ihre Aufzeichnungen über das
Marburger Gespräch (Schuler und Schultheß IV, 179).
Eingehend
rechtfertigen sie dann Zwingli, zuerst wegen der von Luther hart angegriffenen
“Christianae fidei Expositio” (Bl. 9a). Das Buch sei ein “ußbundt
Christenlicher leer”, das würden alle bezeugen, die es ohne Anfechtung recht
christlich gelesen hätten; dazu sei es eine heitere Kundschaft, daß Zwingli von
den Marburger Artikeln nicht sei abgefallen, denn er bekenne und erkläre darin
die Artikel unseres heiligen christlichen Glaubens. Daß Zwinglis wilde und
wüste Art zu reden dem Buche eigen sein solle, befremde sie, denn alle, die
seine Bücher gelesen hätten, würden bezeugen, daß er in diesem wie in allen
andern Büchern Zucht gebrauche und ehrsam, gebührlich, umsichtig und
unärgerlich von den Händeln des Glaubens rede — anders als Luther, da keiner je
wüster, gröber und unziemlicher, wider christliche Zucht und Bescheidenheit
geschrieben habe, als der.
Das Buch
solle nun beweisen, daß Zwingli nicht nur ein Sakramentsfeind geblieben,
sondern auch ganz zum Heiden geworden sei (Bl. 16a). Er habe aber christlich
und ehrlich, wohl und recht von des Herrn Nachtmahl gerade in dem Buche
geschrieben, wie das die Ausführungen zeigten von der Kraft der Sakramente
(Schuler und Schultheß IV, 56ff.). Er sei auch nicht schuldig der anderen
Schmach und grausamen Lästerung, daß er nämlich ganz und gar sei zum Heiden
geworden. Es sei nicht seine Meinung, daß “nach Machometanischer gattung” ein
jeder in seinem Glauben, “wie joch der selb sye”, selig werden könne; das habe
er nie gelehrt, sondern er habe bei Numa, Sokrates und Aristides auf die
Erkenntnis und Gnade gesehn, die Gott ihnen verliehn, und habe gehofft, er
hätte ihnen seine Barmherzigkeit nicht entzogen, sondern sie ihnen noch
reichlicher mitgeteilt. Von Numa sagten doch auch die Historien, daß es mit der
Abgötterei nicht so übel gestanden, was Augustinus, Varro folgend, auch
berichte; und von Sokrates schreibe Augustinus auch nicht untröstliche Dinge
(De civ. Dei VII, 34f. VIII, 3). Die Schrift verdamme doch auch nicht alle
Heiden (Jes. 55, 10f.); vielmehr habe Gott sich vor Christi Geburt
etlichermaßen auch den Heiden geoffenbart (Röm. 1, 18ff. 2, 10ff.); es habe
auch gläubige und fromme Heiden gegeben: Melchisedek, Abimelech; unter Joseph
seien nicht wenige gläubige Ägypter gewesen, Hiob ein Jdumäer, Ruth eine Moabiterin
usw. So urteile auch Augustinus, daß nicht alle Menschen außer Jsrael verloren
seien (De civ. Dei XVIII, 47). Aber doch sei niemand unter den Heiden ohne
Christus und ohne Offenbarung oder Einsprechung Gottes selig geworden; nur aus
ihm habe Hiob sein herrliches Bekenntnis gethan: Hiob 19, 23ff.; “was koende
heiterer geredt werden von der urstende der todten!” (Bl. 20a). Naeman aus
Syrien wird Anlaß zur Erkenntnis des wahren Gottes gegeben durch ein gefangen
Töchterlein aus Jsrael
[Seite 128]
(2. Kön. 5);
Jonas hat den Heiden in Ninive gepredigt, die “wysen von Orient” sind durch
einen Stern zu Christo geführt. “So hat Gott under den Heiden durch die gantzen
welt hin und haer die warheit etlicher gestalt durch die Sibyllen geoffenbart..
under disen was die herrlicheste und verruempteste Erythrea die Chaldeierin”;
und wer da meint, die Rede von den Sibyllen sei eine Fabel, der lese
Augustinus, De civ. Dei XVIII, 23; Lactantius, Institutiones, Buch IV und VII
(vgl. Hennecke, Neutestamentliche Apokryphen I, 318ff.). Aber wenn auch einige
Heiden selig geworden sind, so sind doch die Sakramente damit nicht abgetan.
Taufe und Abendmahl waren damals noch nicht. Hinsichtlich der Beschneidung aber
entscheidet Paulus, daß sie in Jsrael wertvoll sei, wenn sie mit der
Beschneidung des Herzens verbunden sei, verdammt aber auch die unbeschinittenen
Heiden nicht (Röm. 2, 25ff.). “So ist es heiter und unlougenbar, daß das heil
oder saeligkeit an die Sacramenta nit angebunden ist .. und das vil frommer
Christen in wildinen hin und har one deß Herren mal saeligklich verscheiden
sind” (Bl. 22a). Augustinus sagt (Quaestio super Levit. 84), daß sie allein
innerlich durch die unsichtbare Heiligung gereinigt seien. Die Sakramente
sollen aber nicht entkräftet werden: Christus ist getauft, ob er gleich die
Vollkommenheit des Geistes gehabt hat; der Eunuch aus Äthiopien und Cornelius
sind beide getauft, obgleich jener glaubte an Christum, und dieser den heiligen
Geist empfangen hatte (Apostelgesch. 8, 37f. 10, 44ff.); die Apostel feierten
auch äußerlich des Herrn Nachtmahl. “Diewyl nun die Goettliche waarhaffte
geschrifft one verlougnung Christi, ouch one nachteil und abthůn deß worts
und der Sacramenten, die Heiden ussert Jsrael nit allencklich verdampt, sonder
jren gantz vil für heilig und saelig dargibt, hette Luther .. wol suberer und
bescheidener handlen moegen” (Bl. 23a). Denn Zwingli erläutere sich selbst: daß
er ohne die Gnade Gottes niemanden selig schätze, finde sich in: De peccato
originali Declamatio (Schuler und Schultheß III, 633f.). Luther verdamme aber
auch selbst nicht überall die Heiden; so in der Predigt über 1. Mose 20 und In
primum librum Mose Enarrationes (1528 bzw. 1544: Unsre Ausg. Bd. 24, 364,
12ff.; Bd. 42, 215, 15ff. 222, 19ff.); “warzů ist denn Luther selbs
worden”, wenn Zwingli, weil er etliche Heiden “under die saeligen gesetzt hat”,
zum Heiden geworden ist? (Bl. 24a).
Es folgt (Bl.
25b) die Darlegung, wie unfriedlich und unfreundlich Luther nach dem Vertrag zu
Marburg und nach der Konkordie gehandelt, über die wir oben (S. 121f.) schon
kurz berichtet haben. Folgendermaßen aber, schreiben sie (Bl. 32b), sei der
“Anlaß und anfang der einigkeit” zugegangen: “Deß 1536. jars, zů ußgendem
Jenner, ward uß eehafften ursachen ein versamlung der kirchen der Eydgnoschafft,
die das Evangelium angenommen und menschliche satzungen fallen lassen, gen
Basel beschriben und durch bottschafften besůcht. Vor denen sind für sich
selbs und uß begird einigkeit zepflantzen erschinen die hochgeleerten D.
Wolffgang Capito und H. Martin Bucer und habend nach der lenge fürbracht und
anzeigt, wie etliche gottliebende herren vil muey, arbeit und kostens erlitten,
in früntlicher underhandlung, Ob villicht die kirchen hoch Tütsches lands,
insonders der loblichen Eydgnoschafft, mit D. Luthern, ja mit den kirchen der
Niderlanden in der verwendten zwyspaltung deß Sacraments, welche doch mer in
worten dann im grund stuende, abgeleinet werden moechte. Die habind die sach
schon dahin gebracht, daß sich D. Martin Luther sidhar, diewyl er der Oberlaendischen
grund und ursach baß, dann jm aber vor angezeigt gewesen, vernommen, vil
vertruwter und früntlicher bewisen, und das er als ein alter, von dem anfang
des Papstthůmb angriffen und durch hilff anderer mitarbeiteren mit
Goettlichem wort umgestossen, nützid liebers, dann das by sinen zyten die
heilig Christlich Evangelisch kirch in einen einmündigen verstand gebracht
werden moechte, erlaeben woelte, vernemmen lassen: der halben jren (Capitonis
und Buceri) gantz trungenlich bitt waere, diewyl man yetzund ein bekanntnuß
unserer leer und gloubens stallte, woelte man die massigen, daß sy zů
soelicher fürgenommner Concordy dienstlich
[Seite 129]
syn moechte:
nit das sy begaertind, daß ützit der warheit abgebrochen wurde, sonder das
fürnemlich in dem artickel deß Herren Nachtmals, was spaeniger worten
underlassen und die sach unstrytig und früntlich gestelt wurde. So das
beschaech, waerind sy gůter hoffnung, die einigkeit wurde ein fürgang
haben. Und ob dann ouch in kurtzem oder langem ein versamlung Christlicher
kirchen angesaehen wurde, das dannethin die Eydgnossische kirchen jre
bottschafften ouch dahin senden woeltind.” Darauf sei von den Dienern der
eidgenössischen Kirche die “bekanntnuß der leer und glaubens uff die Concordi”
(die Confessio Helvetica prior: Müller, Bekenntnischriften der ref. Kirche S.
101ff., Art. 22, Vom Nachtmahl des Herrn, S. 107) gestellt; Ende April sei aus
Straßburg die Nachricht gekommen, daß am 14. Mai in Eisenach zum Zweck der
Konkordie eine Versammlung angesetzt sei, zu der Luther kommen würde. Der Kürze
der Zeit wegen sei sie nicht mehr zu beschicken gewesen. Capito aber und Butzer
seien von ihnen beauftragt worden, ihre Konfession dort vorzulegen. Jm Herbst
sei abermals eine Versammlung in Basel gehalten, auf der jene beiden berichtet
hätten, daß nicht in Eisenach, sondern in Wittenberg die Versammlung gewesen,
daß Luther “kein mißfaal noch unwillen ab der Eydgnossischen kirchen
Confession, zů Basel gestellt, empfangen” (Bl. 34b). Beiderseits seien in
Wittenberg Artikel vom Abendmahl gestellt, die zu unterschreiben wären. “Deß
underschrybens widertend sich die kirchen der Eydgnoschafft, Dann man nit
verston kondt, daß die Wittembergischen artickel mit der Bekanntnus, zů
Basel gestellt, im grund eins waerind, insonders in denen stucken, das in dem
ersten Wittenbergischen artickel begriffen ward: Mit dem brot und wyn wirt
warhafftig und waesenlich zůgegen dar gereicht und empfangen der lyb und
blůt deß Herren, Jtem, Das ouch den unwirdigen dar gereicht werde der lyb
und das blůt Christi, und die unwirdigen das selb empfahind, so man deß
Herren ynsatz und empfelch halt” (Bl. 35a). Darüber hätte Butzer eine lange
Erklärung gegeben, daß durch die Wittenberger Artikel der eidgenössischen
Kirche Konfession nicht geschwächt würde, daß die Menschheit Christi mitsampt
der leiblichen Himmelfahrt nicht verneint, und daß Christus allein durch das
gläubige Gemüt wahrlich begriffen und empfunden würde. “Und wie wol vilgemelte
Eydgnossische kirchen ussert dem underschryben soeliche erklaerung achtetend
der gestellten bekantnus unschaedlich und nit zewider syn, oder daß jre diener
ye anders geleert hettend: yedoch schwaererem verdacht, als ob man in den
Eydgnosischen kirchen nit ordenlich und der heiligen gschrifft gemaeß von dem
dienst deß worts und der Sacramenten hielte und larte, abzeleinen, ward ein
gschrifftliche declaration oder erlüterung von dem dienst deß worts Gottes und
der Sacramenten D. Luthern überschickt” (Enders 11, 157ff.). “Hieruff antwortet
D. Luther deß 37. jars durch einen brieff ..., wo wir hierin einandren nit so
gentzlich verstuendind, so sye yetzund das das best, das wir gegen ein anderen
früntlich syend und uns yemer gůts gen andren versaehind, biß sich das
trueb wasser setze” (a. a. O. 294 bzw. Erl. Ausg. 55, 190, Nr. 563). “Darüber
ward in dem 38. jar zů Meyen Luthern widerum von den Eydgnossischen
kirchen geantwortet (Enders 11, 352ff.), das ouch sy by den articklen deß
gloubens sampt der Confession und Declaration, hievor jm überschickt, blyben
und darin mit jm eins syn, gůter hoffnung, es werde Luthern nit zewider
syn, so man in unseren kirchen die myß und maß der gegenwürtigkeit dem volck am
verstendigisten verklaere ... Und hieruff habend wir uns fürhin anders nüt
zů Luthern und den sinen, dann fridens und einigkeit versaehen und das
aller alter span, unwill und unfrüntligkeit soelte beider syts ufgehept und
hingenommen syn” (Bl. 37a).
Der erste
Teil schließt mit der “Summa”: “Yetzund aber stellend wir alle dise handlung
von dem Martburgischen gespraech und der Concordia, sampt den vorgaenden,
mitlouffenden und nachvolgenden oder anhangenden thaaten und schryben Luthers,
darneben all unser schwygen, dulden, schryben und handlen zů bescheidner
erkanntnuß aller gloeubigen in der heiligen kirchen, ußzesprechen: welche doch,
Luther oder wir, die gloeubige
[Seite 130]
kirch
bekümmerind, beunruewegind und beschwärind: welche sich mer fridens geflissen
oder můtwillig habind woellen unrůw haben: ja welche mit gewalt die
anderen zů der gegenweer gewaltigklich getrungen, darzů ergernuß by
den einfalten angericht und wider Christenliche bescheidenheit, wider todte und
laebendige Christenlüt fraevenlich und ergerlich gehandlet habind” (Bl. 41a).
Jm zweiten
(dogmatischen) Teil wollen die Diener der Kirche zu Zürich zuerst darlegen, daß
sie allein Christen und Christi Jünger, nicht Zwinglisch, nicht Oekolampadisch
und noch viel weniger Lutherisch sind. So gründen sie sich auf die Schrift und
legen die Grundsätze ihrer Schriftauslegung dar, stellen sich auf den Boden des
apostolischen und des Nicäischen Glaubensbekenntnisses, trennen sich von allen
Ketzereien und berufen sich dabei auf die (sogenannten) Bekenntnisse des
Athanasius und des Damasus. Dann erörtern sie, ob Luthers Lehre vom Sakrament
ein Artikel des Glaubens sei, lehnen das in weitläufiger Darlegung ab und
schließen: “hoffend nun me erwisen haben, daß Luthers leer von deß Herren
Nachtmal keinen vesten grund in Gottes wort und in rechtem glouben habe, sich
selbs umbkere und nit der heiligen alten kirchen, sonder zum teil deß Bapsts
leer sye. Darumb wir bißhaer nie habend mit gůter gewüßne koennen unsere
leer verlassen und siner leer anhangen” (Bl. 111a).1
Der dritte
(apologetische) Teil soll “Luthers verdammen”, mit dem er die Schweizer “als
halßstarrige unbůßfertige kaetzer verschryt und verurteilt, erwaegen, sin
angezogne warnungen sampt anderen vermaessenen anzügen erduren und zeletst sin
unchristenlich lesteren, schenden und schmaehen mit gebürlicher verglimpffung
ableinen” (Bl. 111b).
Luther gebe
ein böses Beispiel mit seinem Verdammen, er zeige sich wie der Papst, er habe
keinen göttlichen Befehl, berufe sich auf Tit. 3, 10, müsse aber zunächst
beweisen, daß er's mit Ketzern zu tun habe. Dann wendet sich die Schrift gegen
Luthers drei Warnungen: der ersten gegenüber, daß ihre Uneinigkeit gegen sie
gezeugt, und sie sich in sieben Geister geteilt, werden einzelne dieser Geister
beurteilt: Karlstadt sei “mit friden und eeren wol gen Basel abgescheiden” und
habe, während er in Zürich gewesen, nicht anders gelehrt, als in ihrem
Bekenntnis begriffen sei. Zu Basel sei er etliche Jahre der Kirche Diener
gewesen und da abgestorben. “Da wir achtend, gemelte kirch werde jm kein boese
kundtschafft geben” (Bl. 116a). Campanus kennten sie nicht; so wüßten sie auch
nicht, was Schwenckfeld jetzt vom Abendmahl halte. Luther rechne ihn immer mit
ihnen zusammen “in ein kuchen”. Er scheine ihnen aber besser zu Luther zu
stimmen, als zu ihnen, da Luther so subtil von dem Leib Christi rede, daß er
auch durch den Grabstein und die beschlossene Tür gedrungen, und vielen kund
sei, wie Schwenckfeld schreibe und lehre von dem vergotteten Leib Christi.
“Soelchs fueget ye vil baß zů Luthers fürnemmen.” “Wyter aber woelle doch
mengklich ermaessen Luthers unbesinnte und ergerliche reden, Dann sol die
unglyche der ußlegung der gschrifft ein warnung und ein zeichen syn, das die
über ein ort vilerley ußlegungen bringend, nit ein gůte sach habind, die
gschrifft begwaltigind und verfuerer sygind, welche liebe fromme heilige
vaetter und trüwe ußleger der geschrifft werdind dann nit moegen alles deß
beschuldidet werden?” (Bl. 116b). “Uber diß alles thůt jm Luther hie in
seiner Bekenntniß nit anders, dann als ob in gmelter sin gegenwurff nie
verantwortet sye, und glych als ob, das er bringt, weiß was grosses syn soelle.
Darumb woellend wir jm yetzund Zwingly und Oecolampadij wort wider aefferen und
haer zů einer verantwortung stellen. Zwingli spricht in siner Antwort über
Luthers Bekenntniß: Wir sind ob den worten nit uneins, aber sy sind uneinser,
dann uneins” (Schuler und Schultheß II2, 100). Die Päpstler sagten, das Brot
werde in die Substanz des Leibes Christi verwandelt; Luther sage, das Brot sei
wesentliches Brot und wesentlicher Leib Christi mit einander und nenne es ein
Fleischbrot; die
[Seite 131]
vierzehn
schwäbischen Pfarrer1 sagten, er sei im Brot und unter dem Brot. Dem gegenüber
spreche Oekolampadius in dem Briefe an Zwingli, den er vor seine Antwort auf
Luthers Bekenntnis gestellt habe, ausdrücklich seine Einigkeit mit Zwingli aus
(Walch XX, 1720).
Luthers
zweite Warnung, daß er mit seinen Büchern sie auf den rechten Weg habe bringen
wollen, wird nach ihren Hauptpunkten behandelt. Der erste betrifft die
Bedeutung von Joh. 6, 63 für die Abendmahlslehre. Wenn Luther gesagt, daß er
den Spruch so gewaltig vor sich genommen, daß Zwingli seiner in seinem letzten
Büchlein nicht mehr gedacht habe, so hätte Zwingli die Erwähnung, wenn sie
unterblieben wäre, gewiß nicht unterlassen, um Luther Recht zu geben; dazu sei
sie aber auch nicht unterblieben.2 Die Gründe, die Zwingli vorgebracht, ständen
noch unbeweglich fest. Jn seiner ersten Antwort (“Daß diese Worte ... ewiglich
den alten Sinn haben werden”) habe Zwingli Luther auf seinen Widerspruch mit
seiner eigenen Bibelübersetzung hingewiesen und noch sieben Gründe für seine
Auffassung vorgebracht (Schuler und Schultheß II2, 86 f. 88f.); dann habe er
auf Luthers Erwiderung im “Großen Bekenntnis” abermals geantwortet in seiner
anderen Antwort (a. a. O. 184ff.). Aber was bedürfe es vieler Worte: “vor disem
span” habe Luther (in der Predigt über Joh. 6, 55 im Jahre 1523: Unsre Ausg.
Bd. 12, 582, 29 –33) ebenso ausgelegt wie Zwingli (Bl. 119b).
Beim zweiten
Punkt: die Himmelfahrt im Zusammenhang mit der Lehre vom Abendmahl, stellt die
Schrift zunächst fest, wie die Sache eigentlich gemeint sei: Luther wisse wohl,
wenn er es wissen wolle, daß “der span” nie darum gewesen sei, ob eitel Brot
und Wein im Nachtmahl, sondern ob das Brot und der Wein, im Nachtmahl
dargestellt, der natürliche Leib und Blut Christi leiblich seien und mündlich
von Guten und Bösen gegessen und getrunken würden. Da hätten die Schweizer
gelehrt, daß der wahre natürliche Leib dem menschlichen Leibe in allen Dingen,
ausgenommen die Sünde, gleich sei, daß auch der verklärte Leib oben im Himmel die
“Presten”, aber nicht die Eigenschaften des menschlichen Leibes abtue und
deshalb ein wahrer menschlicher Leib in der Auferstehung sein werde, vor allem
an einem Ort bleibe und nicht überall zugleich sei. Und so könne des Herrn Brot
in der Kirche allenthalben nicht der natürliche Leib Christi leiblich sein (Bl.
120b). So habe Zwingli die Sache dargelegt in seiner anderen Antwort (vgl.
Schuler und Schultheß II2, 119ff.). Auf Luthers Einwand, die Himmelfahrt habe
die Gegenwart und das leibliche Essen im ersten Abendmahl nicht gehindert, so
sei es erlogen, daß die Himmelfahrt die leibliche Gegenwart und das Essen im
heutigen Abendmahl hindere, sei zu entgegnen, daß die Jünger den Leib Christi,
der gerade vom Tisch aufstand und zu seinem Tod und Marter ging, weder leiblich
noch mündlich damals gegessen haben, sondern das Brot, das zum Gedächtnis des
hingegebenen Leibes vom Herrn gegeben war; damals saß er bei den Jüngern zu
Tisch leiblich, und die Jünger aßen ihn nicht also, sondern geistlich. Wenn
Luther sage, die Schweizer wüßten nicht, was die Rechte Gottes und gen Himmel
fahren bedeute, so heiße es bei ihm nicht anders, denn sich unsichtbar machen;
sie aber glaubten und lehrten, daß Christus mit seinem Leib gen Himmel gefahren
sei, im Himmel oben wohne leiblich, weder sichtbar noch unsichtbar mehr herab
zu uns komme, denn allein, wenn er in den Wolken kommen werde, zu richten die
Lebendigen und die Toten. So sei es ausgesprochen in der Disputation zu Bern in
der 4. Schlußrede und von Zwingli in seinen beiden Antworten (Schuler und
Schultheß II1, 153f.; II2, 71. 81f.). So habe sich abermals erfunden, daß
Luthers andere Warnung keine rechtmäßige Warnung sei (Bl. 125b).3
[Seite 132]
Die dritte
Warnung, das schreckliche Urteil Gottes, daß Zwingli erschlagen, und daß man
die Schlacht verloren, hielten alle Gläubigen bei ihnen für eine treue Warnung
Gottes, aber nicht so, daß Gott sie ihres Glaubens halben, der in seinem ewigen
Wort gegründet sei, sondern ihres Tuns wegen gestraft habe. Jn diesem Sinne sei
auch schon dem Bischof von Wien, Johann Faber, von etlichen von ihnen auf
ähnliche Verunglimpfungen Antwort geworden (vgl. Staehelin, Zwingli II, 509).
Die fünftausend Mann, von denen Luther schreibe, die gefallen sein sollten,
gingen auf Carions Chronik1 zurück, aber in Wahrheit seien es nicht so viele
Hundert gewesen, wie Luther tausend zähle freilich immer noch zuviel. Das
Verlegen der Straßen1 sei in einem offenen Druck erklärt: “damit Luthers
fürtrag langist laetz gestelt ist”. So solle Luther über Zwingli nicht richten;
wenn er nie Gutes auf Erden getan, doch seine Sünden bei seinem letzten
Abscheiden bereut hätte, dürfe Luther dann ihn so verdammen, wie er täte? oder
ob er bei seinem Ende gewesen sei, daß er bezeugen könne, daß Zwingli ohne Reue
und Glauben abgeschieden? die bei seinem Abscheiden gewesen, gäben Zeugnis von
einem guten christlichen Ende. Und so nun nicht zu leugnen sei, daß Zwingli
große Gaben von Gott gehabt, von Jugend auf treu und fromm in der Kirche Gottes
gearbeitet und viel Nutzen geschaffen, damit er dem Teufel und Antichristen
viel Abbruch getan, warum man dann nicht guter Hoffnung sein solle, daß er
durch die Barmherzigkeit Gottes zu Gnaden aufgenommen sei? Was Luther noch
damit sagen wolle, daß die Schweizer mit Bücherschreiben und großer Arbeit bei
der Kirche sich trösteten; das sei alles verloren und ver gebens? Sie trösteten
sich niemandes, denn allein der Gnade Gottes. Doch seien keine-Ketzer noch
Juden gefunden in allen Historien, die mehr denn die frommen Christen
gearbeitet hätten. Damit seien die Warnungen Luthers abgetan (Bl. 130a).
Zum Schluß
wenden sie sich gegen Luthers Lästern und Schänden. Sein Buch, das “Kurze
Bekenntnis”, sei hinsichtlich der Schriftgründe und rechtmäßiger Ursachen
allerdings zu kurz, aber “übelredens, schmaehens und schendens halb nun vil ze
lang und groß”. Die heiligen Propheten und Apostel hätten auch gescholten,
hätten aber Maß darin gehalten. Luther stände es übel an; andere aber ahmten es
nach; Luther, der Deutschen Prophet und Apostel, täte es auch. Sie seien noch
nie von Luther der Lästerung und Lügen überwunden, hätten stets die Wahrheit
dargetan und sie noch nie gefälscht. Gerne lebten sie mit allen in Frieden,
auch wegen der Worte im Abendmahl, wie Zwingli geschrieben (Ad Germaniae
principes: Schuler und Schultheß IV, 37). Luther aber hätte sie schwer
verletzt: hätte gesagt, sie hätten ein “yngetüflet, übertüflet und durchtüflet
lesterlich hertz und lugenmaul” (vgl. Corp. Ref. V, 497); nie seien sie sonst
“hochmuetige geister” gescholten. Luther nenne sich selbst den deutschen
Propheten, wolle niemanden neben sich gelten lassen; Gott habe Großes durch ihn
gewirkt, aber er überhebe sich. “Sacramentschender” wären sie nicht; längst sei
das zurückgewiesen in Oekolampadius' schon erwähntem Brief an Zwingli (Walch
XX, 1721), von Zwingli in seiner ersten Antwort und An Germaniae principes
(Schuler und Schultheß II2, 28; IV, 35. 36. 32). Auch “Brotfraesser und
wynsuffer, Seelenmoerder und Seelenfraesser” ließen sie sich nicht nennen. Daß
aber Luther nicht mehr für sie beten wolle, das verzeihe ihm Gott (Bl. 139a).
[Seite 133]
Zuletzt
kommen sie noch auf die Elevation. Sie hätten sie gleich abgestellt. Luther
hätte vor zwanzig Jahren, ehe er verbittert war, auch geschrieben, man solle
sich hüten, die Ketzer zu schelten, die den einfältigen Brauch Christi hielten
(De abroganda missa mit der deutschen Übersetzung: Unsre Ausg. Bd. 8, 435,
2ff.; 510, 1ff.); und dabei möge es bleiben; alles, das von Gott weder geboten
noch verboten sei, solle frei in der Kirche “gewalt syn” (Bl. 140b).
Zu schweigen
wäre ihnen nicht möglich gewesen, so eröffnen sie den “Beschluß” (Bl. 141b);
denn dann hätten sie das Ärgernis, das Luther durch sein wüstes Schreiben
angerichtet, gestärkt. Sie hätten auch nicht Luthers wegen geschrieben, sondern
wegen anderer gläubiger Menschen in der Kirche, sie der Wahrheit zuliebe zu
berichten. Luther wolle ja ihre Bücher nicht mehr lesen. Würde er dieses Buch
aber doch lesen und es freundlich und aus der Schrift beantworten, so würden sie
ihm dankbar sein; würde er schweigen oder durch seine Jünger antworten lassen,
so solle die Sache schon jetzt dem rechten Richter übergeben sein. Die aber dem
untergehenden Papsttum gerne zu Hilfe kämen, die dürften sich dieses Streits
nicht freuen, denn Gott lenke alles zum Besten. Zwar Einigkeit in Gott gefalle
Gott über alles. Sie sähen deshalb alle als Brüder an, die in den Hauptpunkten
des Bekenntnisses mit ihnen eins seien, und hofften, daß sie darin viel
Zustimmung fänden. Gott wolle allen Dienern seiner Kirche Gnade verleihen, daß
sie das Wort der Wahrheit recht zuschnitten und handelten (2. Tim. 2, 15), auf
daß alle Gläubigen in gutem Frieden bleiben und auf der rechten Straße der
Wahrheit wandeln möchten.
Luther ist
von Anfang an schwankend gewesen, ob er die Schrift beantworten solle oder
nicht (Enders 16, 206).1 Zunächst wird er sich ernstlich mit dem Gedanken
getragen haben, irgendeine Erwiderung ins Werk zu setzen: die Gerüchte, die
darüber umliefen, sind gewiß nicht unbegründet gewesen. Melanchthon schreibt
schon am 17. April 1545, Luther plane ein προβούλευμα,
das die Meinung der Gegner als Teufelswerk erweise, und sie alle sollten es
unterschreiben; solch hartes Wort werde er nicht mit unterschreiben können und
werde dann sehen müssen, wo er bleibe; den Zürichern aber macht er vor allem
zum Vorwurf, daß sie auch den Heiden den Platz in der Kirche hätten sichern
wollen und daß sie damit solche Verwirrung angerichtet; da hätten sie lieber
nicht antworten sollen (Bindseil S. 220f.). Ähnlich äußert sich um dieselbe
Zeit Cruciger, doch hat nach ihm Luther eine eigentliche Antwort nicht
beabsichtigt und hat nur Anathematismen aufstellen und mit den Unterschriften
der Seinigen versehen wollen (Kolde, Analecta S. 413). Der Kurfürst dagegen
meint am 26. April, daß Luther ein Buch gegen die Sakramentierer schreibe
(Enders 16, 212), und in Zürich erzählt im Mai ein eben aus Wittenberg
Zurückgekehrter, daß Luther eine Antwort vorbereite, kurz, ähnlich seinem
letzten Buch (Schieß, Briefwechsel II, 365f.).
Am 8. Mai ist
Luther indessen schon entschlossen, den Schweizern eine Antwort nicht zu geben,
sondern sie beiläufig abzutun (Enders 16, 227). Butzer schreibt am 15. Juli,
daß auf seine Veranlassung Philipp von Hessen Luther von seinen anfänglichen
Plänen abgebracht hätte; wenn er sie ausgeführt hätte, so wäre dadurch ein
neues Ärgernis hervorgerufen worden. Kein guter Gedanke der Züricher sei es
gewesen, Luther unter gemeinsamem Namen anzugreifen; das hätte Luther
veranlaßt, Ähnliches zu planen (Schieß a. a. O. 373).
[Seite 134]
Die
beiläufige Antwort erteilte Luther dann in den Gegenthesen gegen die Löwener
Theologen im August 1545. Hier heißt es in der 16. These, daß im Heiligen
Abendmahl Leib und Blut Christi vere et re ipsa vorhanden sind und ausgeteilt
und von Würdigen und Unwürdigen empfangen werden; und noch deutlicher schließt
die 28. These die Zwinglianer und alle Sakramentierer, die leugnen, daß Leib
und Blut Christi ore carnali im Heiligen Abendmahl genossen werden, von der
Kirche aus (var. arg. IV, 487f.). Das sind die letzten Sätze, die Luther vom
Abendmahl veröffentlicht hat.
Recht
zufrieden war er indessen doch nicht, daß er nicht gründlicher mit den Gegnern
ins Gericht gegangen. Am 23. September schreibt er, daß er eigentlich gegen die
Zwinglianer schreiben müsse: sed non omnibus sufficit unus (Enders 16, 293). Am
9. September hatte Melanchthon Menius gegenüber ausgesprochen, indem er ihm die
Sätze gegen die Löwener übersandte, daß Luther in Sachen des Abendmahls den
Speer noch nicht weggeworfen habe (Corp. Ref. V, 848), und in Zürich lief im
Januar 1546 schon wieder das Gerücht um, von dem freilich Blaurer in Konstanz
nichts wußte, daß Luther eine neue Schrift gegen die Schweizer geschrieben habe
(Schieß a. a. O. 408; 413).
Die deutsche
Fassung der Gegenthesen gegen die Löwener Theologen kündigt am Schluß eine
nähere Ausführung der behandelten Fragen an (Erl. Ausg. 65, 178 = vorliegender
Band s. unten). Luther hat diese noch begonnen, aber nicht vollendet.1 Hätte er
sie zu Ende geführt, so hätte er usus occasione, wie es seine Art war, wohl
nicht nur die 16. These und das adorabile sacramentum weiter ausgeführt, was
Cruciger in einem Briefe an Veit Dietrich schon bestimmt ankündigt (Corp. Ref.
V, 909), sondern hätte auch die 28. These und das Verdammungsurteil über die
Zwinglianer noch einmal eingehend begründet. Er hätte es getan in dem Sinne, in
dem er bis zuletzt beharrt hat.2 Zuletzt Ausdruck gegeben hat er ihm in seinem
Brief an Jakob Probst in Bremen vom 17. Januar 1546, wo er den 1. Psalm auf die
Sakramentierer anwendet: Beatus vir, qui non abiit in consilio
Sacramentariorum, nec stetit in via Cinglianorum, nec sedet in cathedra
Tigurinorum (Enders 17, 11), und in seiner in Halle auf dem Wege nach Eisleben
am 26. Januar gehaltenen Predigt, in der er die Sakramentschänder in der
Schweiz mit den Wiedertäufern in den Niederlanden zusammenstellt (Erl. Ausg.2
20II, 489 = Unsre Ausg. Bd. 51, 140). Und tieser, als er war, hätte der Riß
zwischen ihm und den Schweizern durch eine neue Veröffentlichung Luthers nicht
werden können.
Um so
beachtenswerter ist es, was Bullinger bei der Nachricht von Luthers Tode an
Blaurer schreibt: .. Lutherum migrasse ad dominum, id quod ad puritatem
doctrinae de eucharistia et reparandam et servandam plurimum facturum non
temere arbitratur. Ego vero melius sperare inciperem, si Bucerus quoque
vocaretur a domino; non enim vivit hodie alius, qui plus spei aperiat papistis
et de coena domini disputet obscurius quam ipse Bucerus, neque sperare possum
illum tertio iam mutaturum sententiam. Verum vincet tandem veritas ... Hoc
certum est: si Lutherus mortuus est, altius se immerget compositionibus
Bucerus,
[Seite 135]
qui hucusque
ea in re misere timuit Lutherum (Schieß a. a. O. 422f.). Er hofft, daß der
Heimgang des unversöhnlichen Feindes der reinen Lehre vom Sakrament förderlich
sei, und doch stellt er ihn, den Unbeweglichen, höher als den ständig
wechselnden Butzer. —
Luther hat zu
unsrer Schrift zunächst einen kurzen Entwurf angefertigt, von dem ein kleines
Bruchstück uns erhalten ist (s. darüber gleich: Die Handschrift). Es entspricht
den Abschnitten S. 147 –150 des Drucks, über denen es wiedergegeben ist. Der
Entwurf ist anders geordnet gewesen, als die endgültige Bearbeitung der
Schrift, mit der er im Wortlaut sich nur in der Aufzählung der sieben “heiligen
Geiste” berührt. Da er keinerlei Datierung zeigt, so fügt er der äußeren
Entstehungsgeschichte unsrer Schrift nichts hinzu.
F. Cohrs.
Die
Handschrift.
Zwei Blätter,
anscheinend dem ersten Entwurf Luthers zugehörig, sind in meinem Besitz.1 Sie
entstammen dem ehemals Rötger-Nobbeschen Sammelband, Blatt 34 und 35. Größe:
16, 5: 22 cm, alle vier Seiten beschrieben. Vgl. ThStKr. 1882 S. 157ff.;
Lutherstudien, Weimar 1917, S. 241; Unsre Ausg. Bd. 26, 251ff. — Über die
Herkunft des Bandes geben briefliche Mitteilungen Professor P. Flemmings
vielleicht einige Fingerzeige. Wie in den Lutherstudien bemerkt ist, wird er in
dem Katalog der Leyserschen Bibliothek 1728, die vom 18. Januar ab in Helmstedt
versteigert wurde, aufgeführt. Jhr Besitzer war der am 4. April 1690 zu
Wunstorf geborene und schon am 7. April 1728 verstorbene Sohn des
Generalsuperintendenten Polykarp Leyser, Dr. med. et phil., seit 1718 Professor
der Geschichte in Helmstedt und seit 1726 mit der verwitweten Tochter des Abtes
Johann Andreas Schmid2 verheiratet. Seine Bibliothek von 20 000 Bänden umfaßte
die seines Vaters und Schwiegervaters. Dieser war Schwiegersohn von Kaspar
Sagittarius in Jena (1643 –1694), der die Witwe seines Jenenser Vorgängers Bosius
geheiratet hatte, nach dem unrechtmäßigerweise die Handschriftensammlung Rörers
in Jena die Bezeichnung codices Bosiani erhalten hat. — Aus wessen Hand der
Nobbesche Band stammt, ist nicht auszumachen. Eintragungen Rörers habe ich
darin nicht gefunden. —
Luthers
Schriftzüge zeigen Alterscharakter. Sie sind groß und weitläufig, nur 21 –24
Zeilen auf der Seite. Bemerkenswert ist die Neigung, Worte durch große
Anfangsbuchstaben oder durch große Antiquaschrift hervorzuheben. Auch die
seltene Umlautsbezeichnung oe (in ‘hoene’) kommt vor. Für meine Bemerkung in
Lutherstudien S. 254, daß die Jnterpunktion Vortragszeichen gibt, findet sich
gleich zu Anfang ein Beispiel: ‘gleich wie vnser schwermer große grümpen
vorgeben / von der Christlichen liebe’.
Die vielen
Korrekturen in diesem Entwurf sind nur zum geringen Teil durch Entgleisungen
der Feder zu erklären und zeigen vielmehr Luthers unermüdetes Ringen um den
treffendsten Ausdruck.
Jn der
Wiedergabe der Handschrift bin ich nach den in Unsrer Ausg. Bibel 1, XXI f.
aufgestellten Regeln verfahren.
† E. Thiele.
[Seite 136]
Ausgaben:
A “Kurtz
bekent-||nis D. Mart. Luthers, vom || heiligen Sacra-||ment. || Gedruckt zu
Wittenberg, || Durch Hans Lufft. || M. D. XLIIII. ||” Mit Titeleinfassung (J.
Luther: Tafel 41). Titelrückseite leer. 28 unbezifferte Blätter in Quart (=
Bogen A –G), die letzte Seite (= Blatt G 4b) leer.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 7682), Hamburg, Königsberg, München H. u. U., Rostock, Wernigerode
Wittenberg, Wolfenbüttel, Zwickau; London. — Erl. Ausg. 32, 396 Nr. 1.
B “Kurtz
bekentnis Doctor || Martini Luthers, || vom heiligen Sa-||crament. || Anno ||
M. D. XLiiij. ||” Titelrückseite leer. 24 unbezifferte Blätter in Quart (=
Bogen a –f), letztes Blatt (= f 4) leer.
Druck von Johannes Petrejus in Nürnberg.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 7684), Dresden, Hamburg, Heidelberg, München H. u. U., Wittenberg;
London. — Erl. Ausg. 32, 396 Nr. 2.
C “Kurtz
bekent-||nis D. Mart. Luthers, vom || heiligen Sacra-||ment. || Gedruckt zu
Wittemberg, || Durch Hans Lufft. || M. D. XLIIII. ||” Mit Titeleinfassung (J.
Luther: Tafel 41). Titelrückseite leer. 28 unbezifferte Blätter in Quart (=
Bogen A –G), die drei letzten Seiten (= Blatt G 3b G 4) leer.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin (Luth. 7681), Dresden, Göttingen
U., Hamburg, Königsberg, München H., Wernigerode, Wittenberg; London. — Fehlt
Erl. Ausg.
D “Kurtz
bekent-||nis D. Mart. Luthers, vom || heiligen Sacra-||ment. || Gedruckt zu Wittemberg,
|| Durch Hans Lufft. || 1. 5. 45. ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther: Tafel
41). Titelrückseite leer. 28 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –G), die
drei letzten Seiten (= Blatt G 3b G 4) leer.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin (Luth.
7687), Dresden, Göttingen U., Heidelberg, Jena, Königsberg, München U.,
Wernigerode, Wolfenbüttel; Bafel, Zürich; London. — Fehlt Erl. Ausg.
E “Kurtze
bekentnis Doc-||tor Martini Luthers, || vom heiligen Sa-||crament.|| Anno || M.
D. XLv. ||” Titelrückseite leer. 24 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen a
–f), letztes Blatt (= f 4) leer.
Druck von Johannes Petrejus in Nürnberg.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 7689), Greifswald U., Heidelberg, München H., Wittenberg; London. — Erl.
Ausg. 32, 397 Nr. 3.
Gleichzeitiger
Abdruck in:
F “Warhaffte
Be-||kanntnuß der dieneren der || kilchen zů Zürych, was sy vß Gottes ||
wort, mit der heyligen allgemeinen Christenli||chen Kilchen gloubind vnd
leerind, in sonder||heit aber von dem Nachtmal vnsers herren Je||su Christi:
mit gebürlicher Antwort vff das vn || begründt
[Seite 137]
ergerlich
schmaehen, verdam̄en vnd || schelten D. Martin Luthers, besonders in || sinem
letsten buechlin, Kurtze bekennt || niß von dem heiligen Sacra||ment, gennant,
vß || gangen. || Rom. 10. || So du mit dinem mund bekennst Jesum den herren, ||
vnd gloubst in dinem hertzen das jn Gott vonn todten || vferweckt hat, so wirst
du saelig. Dann mit dem hertzen || gloubt man zur gerechtigkeit, mit dem mund aber
be-|| schicht die bekanntnuß zum heil. || Mit zůgethoner Kurtzer
bekenntniß || D. Mart. Luthers vom heili || gen Sacrament. ||” Titelrückseite
leer. 168 Blätter in Oktav (= Bogen A –S u. a –c; Bogen A –S = Titelblatt u.
Blatt 2 –144, Bogen a –c = 24 unbezifferte Blätter), Blatt a 1b und die drei
letzten Seiten (= Blatt c 7b c 8) leer. Blatt 144 (= S 8)b Z. 24: “Getruckt
zů Zürych by Christoffel || Froschouer im Mertzen, als man zalt || nach
der geburt Christi 1545. jar. ||”
Luthers Schrift steht auf Bogen a –c mit
dem Sondertitel (Blatt a 1a Z. 1): “Kurtz bekent-||nis D. Mart. Lu-||thers, vom
heiligen || Sacrament. ||” und am Ende (Blatt c 7a Z. 8) mit der Jahreszahl “M.
D. XLIIII. ||”
Vorhanden: Königsberg, Leipzig, München
H. (Polem. 419h), Stuttgart (nur Luthers Schrift = Bogen a –c).
G “Warhaffte
Be-||kanntnuß der dieneren der || kirchen zů Zürych, was sy vß Gottes ||
wort, mit der heiligen allgemeinen Christenli-||chen Kirchen gloubind vnd
leerind, in sonder-||heit aber von dē Nachtmal vnsers Herren Je || su
Christi: mit gebürlicher Antwort vff das vn || begründt ergerlich schmaehen,
verdam̄en vnd || schelten D. Martin Luthers, besonders in || sinem
letsten buechlin, Kurtze bekennt-||niß von dem heiligen Sacra-||ment, genannt,
vß-||gangen. || Rom. 10. || So du mit dinem mund bekennst Jesum den Herren, ||
vnnd gloubst in dinem hertzen das jn Gott vonn todten || vferweckt hat, so
wirst du saelig. Dann mit dem hertzen || gloubt man zur gerechtigkeit, mit dem
mund aber be- || schicht die bekanntnuß zum heil. || Mit zůgethoner
Kurtzer bekenntniß || D. Mart. Luthers vom hei-||ligen Sacrament. ||”
Titelrückseite leer. 168 Blätter in Oktav (= Bogen A –S u. a –c; Bogen A –S =
Titelblatt und Blatt 2 –144, Bogen a –c = 24 unbezifferte Blätter), Blatt a 1b
und die drei letzten Seiten (= Blatt c 7b c 8) leer. Blatt 144 (= S 8)b Z. 17:
“Getruckt zů Zürych by Chrystoffel || Froschower im Brachmonat, als man
zalt || nach der geburt Christi 1545. jar. ||”
Luthers Schrift steht auf Bogen a –c mit
dem Sondertitel (Blatt a 1a Z. 1): “Kurtz bekent-||nis D. Mart. Lu-||thers, vom
heiligen || Sacrament. ||” und am Ende (Blatt c 7a Z. 8) mit der Jahreszahl “M.
D. XLIIII. ||”
Vorhanden: Berlin (Dk 1130 u. 1132),
Göttingen U.
H
Beschreibung wie G bis auf folgende Abweichungen: Titel Z. 6 “dem ... Herrē”;
Z. 8 “vnnd”; Z. 21 “heili-||gen”. Ferner Blatt 144 (= S 8)b Z. 17
“Christoffel”; Z. 18 “Froschouer ... mā”.
Völlig anderer Satz wie G.
Vorhanden: Berlin (Luth. 7683; nur
Luthers Schrift = Bogen a –c), München H. (Polem. 419g).
[Seite 138]
Spätere
Drucke:
1559: Ursel,
Nicolaus Henricus.
1562:
Leipzig, Ernestus Vögelin u. d. T.: “Luther, Offentliche gemeine Bekentniß vom
Abendmal des HErrn.”
1567:
Wittenberg, Hans Lufft.
1574:
Wittenberg, Hans Lufft in drei verschiedenen Ausgaben: 1. “Luther, Kurtz
Bekentnis vom heiligen Sacrament”, 2. u. 3. “Luther, Kurtz Bekentnis vom H.
Sacrament” (vgl. Blatt A 3a Z. 1 “|| etliche zusamen”: “||zusamen”).
1589:
Laugingen, Leonhart Reinmichel.
1590: Erfurt,
Esaias Mechler.
1592:
Magdeburgk, Johan Francke u. d. T.: “Luther, Kurtz Bekentnis Vom Hochwirdigen
Sacrament”.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 2 (1548), 247b –257b; Jena 8 (1558), 192b –202b;
Altenburg 8, 345 –355; Leipzig 21, 438 –450; Walch1 20, 2195 –2229; Walch2 20,
1764 –1791; Erlangen-Frankfurt 32, 396-425.
J. Luther.
Der ältere
der beiden Drucke von 1544 ist wohl A.1 Dagegen spricht allerdings, daß an
nicht wenigen Stellen A zu D, nicht zu C stimmt, also A die unmittelbare
Vorlage für D (1545), somit jünger scheint. Aber es sind lauter schlechtere
Formen, die in diesen Fällen A und D gegenüber C bieten. Da nun C überhaupt
etwas fahrlässig gesetzt ist, so ist auch möglich, daß die rasch hergestellte
zweite Ausgabe C Spuren der Hast erhielt, welche dann im nächsten Jahr bemerkt
und in D wieder beseitigt worden sind. Dafür spricht, daß doch auch recht oft C
als Vorlage für D erscheint, zumal in der Setzung großer Anfangsbuchstaben (die
sonst auch ein Zeichen jüngerer Entstehung sind). Vor allem ist D typographisch
ganz enge an C angeschlossen, es hat wie dies andere Typen, verwendet
Antiquaversalien, hat dieselben Absätze im Text und meist dieselben
Seitenschlüsse, die gleichen weiten Abstände und Randglossen (Zitate, Namen,
die im Text vorkommen) wie dieses. Der einzige Textfehler in C (Bl. D 1b der
gleichen) ist recht wohl aus der Benützung von A zu erklären (der gleich ||),
aber nicht umgekehrt. Endlich spricht für das höhere Alter von A vielleicht,
daß der erste Nürnberger Druck B nach A hergestellt ist: es ist wenigstens wahrscheinlich,
daß man auswärts sofort nach Erscheinen der Schrift den Nachdruck besorgte,
nicht erst nach der zweiten Auflage. Für die kritische Ausgabe ist die Frage,
ob A oder C der Urdruck sei, belanglos, da der Text in beiden nahezu völlig der
gleiche ist. Die Randglossen der Neudrucke sind bedeutungslose Jnhaltsangaben.
Auch die sprachlichen Unterschiede sind gering. Wir haben zu verzeichnen:
[Seite 139]
C, D
(Wittemberg) verglichen mit A.
Große Anfangsbuchstaben bei Hauptwörtern:
z. B. Ketzer, Schwermer, Gewissen, Predigt, Grewel, Kue, Blut CD, nur in C: die
Heiligen, nur in D Friede, Leib, ∞ gebot CD, knechte D, abendmal C.
Umlaut: u > uue: gefuert, kuendte
(auch C allein) CD, huelffen C, suende, suendigen, duenckt D, ∞ schuldig,
hube, wurden, stundlin C, sunde CD; oe > o mochstu CD.
ei > ai: gaist CD (oft in Wittenberger
Drucken auf die Schwärmer bezogen); genet > geneet D.
Unbetonte Vokale: ein lange > ein lang
CD, sündigt > suendiget D, Gotts > Gottes CD, gelernt > gelernet D.
Konsonanten, vereinfacht: teufel D,
noturfft C (notdurfft D), etliche CD, weisestu CD, ∞ tratten CD; p >
b: Marburg CD; wünschen > wuendschen CD; einigerley > einicherley CD.
Vorsilben: entpfangen > empfangen D.
Konjugation: moechtestu > mochstu CD.
Wortformen: Mahometh > Mahmeth C >
Machmeth D (auch einmal C).
Die
Nürnberger Drucke B und E sind textlich der Vorlage A treu geblieben,
sprachlich nur wenig, besonders in der ersten Hälfte, oberdeutsch gefärbt. Die
eigentlichen Besonderheiten (Scheidung von ei und ai, i und ie, u und ů, ü
und ue, a und ā (o) sind so gut wie ganz vermieden; E ist mehr oberdeutsch
als B.
B und E
(Nürnberg) verglichen mit A.
I. Vokale: 1) Umlaut: e > a arbeiten
BE, > oe schoepffer BE (E auch schopffer); oe>o horet; ue > u kundte,
stucklich, schmucken, ungluck E, stucke, Lugen E, dunckel, wunschen E, schuldig
E, hube, wust, grusset E, rhumen, rhuemen E, ∞ fuer E, fuenfftzehen E; eu
> au geglaubt (nur am Anfang).
[2] a > o
wohn E; o > u kuenig, ∞ versoenen; ei > ai berait (einmal); ie >
frid, vil (fast immer), getrib, verglichen; sogar verdris E; h als Längezeichen
ohn, aber Ebrecher E; u > ů zů (selten), > ue guet, gebruetet,
sogar luegen E (= lügen).
[3]
unbetontes e fällt in Gnad, frid, hoerstu E, wers E; ∞ siegelen, meher E,
gestecket.
II. Konsonanten: 1) p > b Babst E
∞ Gepet E; d > t Abentmal E, dt > d kunden E, -s > -ß.
[2]
Doppelkonsonanten vereinfacht: alzu, Got, Götlich, Gotheit; ss > s in
Bischoff, beschmeist; ∞ brieffe, will, Vatter, betten, botten, gebotten,
bekommen, unnd, nimmer, villeicht.
III. Vor- und Nachsilben: gelauben
(einmal); -iglich > igklich, lausichte > lausiche.
[Seite 140]
IV.
Konjugation: bleib > blieb (Präteritum), ertichten > ertichteten E,
woellen, schoelten > schelten.
V.
Einzelformen: verteufft > vertiefft, befelch, scherpffn, yetz, dann.
Die Zürcher
Nachdrucke F, G und H gehen auf A zurück; F steht dem Urdruck näher als G, ist
also älter. Der Text ist in FG mit ungewöhnlicher Sorgfalt ohne alle Abweichung
abgedruckt, auch die Wortformen sind für einen Zürcher Druck ganz auffallend
gut bewahrt. Verhältnismäßig selten sind (aus Versehen) in F Zürcher Formen
untergelaufen, etwas öfter in G; wie wir ja öfter bemerken, daß bei Neudrucken
Wittenberger Vorlagen ängstlicher nachgebildet wurden als solche aus dem
eigenen Sprachgebiet. Wir verzeichnen:
I. Vokale: 1) e > ae bisweilen in
waere FG, so auch bisweilen waelt F, waere FG, saelig FG, waer = quis; e > a
gearbeitet FG, ue>u unschuldig G.
[2] au >
ou gloube, ouch, getoufft in G häufiger als in F; u > o vor G; o > u
selten sun G; kuenig FG; ï>ue gwuessen G, e > ee keeren, leer G, ie >
i dise, villeicht G, u > ů selten G, ü und ue kaum versucht zu
scheiden; ey > i daby FG;
[3]
unbetontes e fehlt Glock, die unendlich G; -eln > -len Articklen, Apostlen
G.
II. Konsonanten: scharpffe FG; -s > -ß
FG; d > dt wirdt G.
Verdopplung in kommen, vatter FG, nammen
(= nomen) G, unns G, Arrianer G, jrrthum G, ∞ felt FG.
III. Nachsilbe: -nis > -nus G,
Vorsilbe: ge > g gwuessen G, un- > um- ummueglich G, einmal auch ∞
FG.
IV. Konjugation: sie entschueldigetend
FG, sie hettend G, gebackenen > gebackten.
V. Einzelformen: verdamnen > verdammen
G.
† O. Brenner.
[Seite 141]
Kurzes
Bekenntnis vom heiligen Sakrament.
1544
[1] [Bl. A
ij] Gnade und friede im HErrn. Mein lieber Freund1, [2] das Schwenckfeld meinen
Brieff2 hin und wider [3] ausbreitet und mir ubel nach redet sampt seinen [4]
Eutychern und Sacramentsschendern3, mus ich daher [5] gleuben, das jr so eben
die abschrifft desselben Brieves [6] bekomen mir zuschickt. Und ist mir lieb,
das er solchen [7] Brieff zu seinen ehren und glimpff4 und zu meinem [8]
unglimpff und schanden aus breitet. Denn darumb [9] hab ich auch denselben
nicht wollen zusiegeln, sondern [10] offen lassen, auch nicht jm selber,
sondern seinem Boten zuschreiben5 noch [11] seinen namen ehren. Denn solch
verdampt Lestermaul sol (ob Gott wil) nicht [12] werd bey mir sein6, das ich
einen Buchstaben jm zuschreiben7 oder mit jm [13] reden noch jn sehen oder
hoeren wolt. Jst mir auch eben so viel8, wenn er [14] oder seine verfluchte
Rotte der Schwermer, Zwingler und dergleichen, mich [15] loben oder schelten,
als wenn mich Jueden, Tuercken, Bapst oder gleich9 alle [16] Teuffel schoelten
oder lobeten.
[17] DEnn
ich, als der ich nu auff der Gruben gehe10, wil dis zeugnis und [18] diesen
rhum mit mir fur meins lieben HErrn und Heilands Jhesu Christi [19] richtstuel
bringen, das ich die Schwermer und Sacraments feinde, Carlstad, [20] Zwingel,
Ecolampad, Stenckefeld und jre Juenger zu Zuerich und wo sie sind, [21] mit
gantzem ernst verdampt und gemidden habe, nach seinem befelh, Tit. iij.: [22]
[Tit. 3, 10f.] ‘Einen Ketzer soltu meiden, wenn er einst11 oder zwey12 vermanet
ist, Und [23] wisse, das ein solcher verkeret13 ist und suendigt, als der
schlecht14 wil verdampt [24] sein.’ Sie sind offt gnug, auch ernstlich gnug,
vermanet von mir und [25] vielen andern, die Buecher sind am tage.15 Und gehet
noch teglich unser aller [26] predigt wider jre lesterliche und luegenhafftige
Ketzerey, welchs sie wol wissen.
[Seite 142]
[ 3
Bůchern A 17 Margburg A]
[1] Derhalben
michs gleich1 nicht wenig befrembdet und mir gedancken macht, [2] das
Schwenckfeld so koerre2 und kuene ist worden, sich mit Schrifften [3] und
Buechern an mich zu machen, weil er weis oder ja3 wissen solt, das er [4] mein
unversueneter Feind ist.
[5] Erstlich
in dieser sachen des Heiligen Sacraments, welchs er in der [6] Schlesien4 zu
eitel Brot und Wein gemacht, so viel tausent Seelen verfueret, [7] [Spr. 2, 14]
dafur kein Busse gethan, Sondern, wie Salomo sagt: Exultat in rebus pessi- [8]
[Bl. A iij]mis, als hette er wol getan, Und doch gedenckt, der Luther muesse
[9] seiner Brieve und Buecher fro werden.5 Denn daraus solte wol ein solcher
[10] wahn erwachsen, als were der Luther mit dem Schwenckfeld und den Schwermern
[11] gut eins und hette alles widder ruffen, nemen und geben einander Brieve
[12] und Buecher als gute Freunde etc.6
[13] Zwar mir
ist wol auch zuvor offt angezeigt, als solten sich die Schwermer [14] rhuemen,
Jch were mit jnen eines, welchs ich nicht hab wollen gleuben, [15] weil es
keiner oeffentlich von sich hat wollen schreiben. Aber mit dieser weise [16]
solt mir wol der glaube in die hende komen7, ehe ichs mich versehe.
[17] Es ist
war, Funffzehen jar sind es, das zu Marburg Zwingel und [18] Ecolampad und wir
etliche zusamen kamen8 und uns vertrugen9 in [19] vielen artickeln, die gantz
Christlich sind, wie der gedruckt Zedel zeuget.10 [20] Aber im artickel vom
Sacrament bleibs stecken11, also das wir sonst solten [21] gute Freunde sein, damit
das scharffe schreiben gegenander rugen moechte, Ob [22] Gott mit der zeit
durch unser Gebet wolt hierin auch eintrechtigen verstand12 [23] geben, Und ich
zimliche hoffnung hatte, weil der Zwingel und die seinen so [24] viel guter
Artickel13 nachgaben, Es solte mit der zeit der einige14 Artickel sich [25]
auch finden.15 Und ward also zwisschen uns eine stille mit schreiben
widernander [26] etliche jar.
[27] Jndes
ward der Zwingel jemerlich zu felde von jenem teil16 der Papisten [28]
erschlagen17, und Ecolompad, viel zu schwach, solchen unfal zu tragen, drueber
[29] fur leide auch starb.18 Welches mir auch selbs zwo nacht solch hertzleid
thet, [30] das ich leicht auch hette muegen bleiben19, Denn ich guter hoffnung
war jrer
[Seite 143]
[ 22 geberin
C]
[1]
besserunge1, und doch fur jre Seele mich auffs hoehest bekuemmern muste, weil
[2] sie noch im jrthum verteufft2 also3 in sunden untergiengen.
[3] Aber nach
des Zwingels tode gieng ein Buechlin aus, welchs er solt hart4 [4] fur seinem
Ende gemacht haben, mit namen: Christianae fidei expositio [5] ad Christianum
Regem etc. Solchs solt ein Ausbund sein uber5 alle [6] seine vorige Buecher.6
Und das es sein eigen, des Zwingels, sein muste, gab [7] die art seiner wilden
wuesten rede und seine vorige meinung.
[8] [Bl. A 4]
Solchs Buechlins7 erschrack ich seer, nicht umb meinet willen, [9] sondern umb
seinet willen, Denn weil er nach unserm vertrag8 zu Marburg [10] solches hat
muegen schreiben, Jsts gewis, das er alles zu Marburg gegen uns [11] mit
falschem hertzen und munde gehandelt hat, und muste9 (wie auch noch) [12] an
seiner Seelen seligkeit verzweiveln, wo er in solchem sinn10 gestorben ist,
[13] Ungeacht, das jn seine Juenger und Nachkomen zum Heiligen und Marterer
[14] machten, Ah HErr Gott des Heiligen und des Marterers.11
[15] Denn in
diesem Buechlin bleibt er nicht allein ein Feind des heiligen [16] Sacraments,
sondern wird auch gantz und gar zum Heiden. So fein hat er [17] sich gebessert
meiner hoffnung nach.12 Das kanstu dabey mercken: Unter [18] andern worten
redet er denselben Koenig also an13: “Du wirst dort sehen in [19] einerley14
Geselschafft alle heilige, frome, weise, manliche, ehrliche15 Leute, den [20]
Erloeseten und Erloeser Adam, Habel, Henoch, Noah, Abraham, Jsaac, Jacob, [21]
Juda, Mosen, Josua, Gideon, Samuel, Pinhen, Eliam, Eliseum, auch Jsaiam [22]
und die Jungfraw, Gottes gebererin16, davon er hat geweissagt, David, Ezechiam,
[23] Josiam, den Teuffer, Petrum, Paulum. Herculem, Theseum, Socratem,
Aristidem, [24] Antigonum, Numam, Camillum, Catones, Scipiones und deine
Vorfaren [25] alle, die im glauben sind verstorben etc.”
[26] DJs
stehet in seinem Buechlin, welchs (wie gesagt) sol das guelden17 und [27] aller
beste Buechlin sein, hart fur seinem Ende gemacht. Sage nu, wer ein [28]
Christen sein wil, Was darff man der Tauffe, Sacrament, Christus, des [29]
Evangelij oder der Propheten und heiliger Schrifft, wenn solche gottlose
Heiden, [30] Socrates, Aristides, Ja der grewliche Numa, der zu Rom alle
Abgoetterey erst [31] gestifft hat, durchs Teuffels offenbarung, wie S.
Augustinus de civitate Dei [32] schreibt18, Und Scipio der Epicurus, selig und
heilig sind mit den Patriarchen,
[Seite 144]
[ 3 anderst
C]
[1] Propheten
und Aposteln im Himel, so sie doch nichts von Gott, Schrifft, [2] Euangelio,
Christo, Tauffe, Sacrament oder Christlichem glauben gewust haben? [3] Was kan
ein solcher Schreiber, Prediger und Lerer anders gleuben von dem [4]
Christlichen glauben, denn das er sey allerley glauben gleich1, Und koenne ein
[5] jglicher in seinem glauben selig werden, auch ein Abgoettischer und
Epicurer [6] als Numa und Scipio?
[7] [Bl. B 1]
Weil nu in diesem Buechlin Zwingel nicht allein vom Marpurgischem [8] vertrag
(Ja denselbigen mit ernst nicht gemeinet)2 abgefallen, Sondern [9] viel erger
und gar zum Heiden worden ist, Und doch die Schwermer seine Gesellen [10] solch
Buechlin (darin auch viel mehr grewel stehen) loben und ehren, [11] Hab ich
auch alle meine hoffnung von jrer besserung faren lassen, Und sie so [12] gar
aus der acht gelassen3, das ich auch nicht habe wollen wider solch Buechlin
[13] schreiben, noch mehr fur sie beten, Weil ich gesehen, das alle meine
vorige [14] schrifften und vermanung, dazu meine Christliche liebe und trewe,
zu Marburg [15] erzeigt, so ubel angelegt4 und so schendlich verloren sein
musten.
[16] Wo nu
aus solchs vertrags geschrey5 oder sonst6 jemand gehoert7 oder [17] beredt8
were, Das ichs mit den Schwermern hielte, und9 der Sachen [18] eins weren10,
Den bitte ich lauterlich11 umb Gottes willen, wolte [19] das ja keines weges
gleuben.12 Da behuete mich Gott fur, wie er bis her [20] gethan, das ich mit
meinem namen solte wissentlich den allergeringsten Artickel [21] der Schwermer
decken13 oder stercken. Denn auch zu Marpurg wir nicht in [22] einem einigen
Artickel zu jnen traten14, Sondern sie begaben sich zu uns15 [23] in allen
Artickeln, on16 des Sacraments artickel (wie der Zedel gedruckt weiset), [24]
welcher (wie gesagt) bleib stecken auff hoffnung, Er solte auch endlich17
folgen, [25] Aber wie diese hoffnung geraten ist, hastu jtzt gehoeret.
[26] Viel
lieber, sage ich, wolt ich mich hundert mal lassen zureissen oder verbrennen,
[27] ehe ich wolte mit Stenckefeld, Zwingel, Carlstad, Ecolampad, und [28] wer
sie mehr sind, die leidigen Schwermer, eins sinnes oder willens sein, oder [29]
in jre Lere bewilligen.18
[30] Denn ich
dencke noch wol19, stehet auch noch in jren Buechern, wie gar [31] uberaus
schendlich sie uns mit unserm lieben HErrn und Heiland lesterten, [32] hiessen
jn einen gebacken Gott, einen broetern Gott, einen weinern Gott, ein [33]
gebrotenen Gott, etc.20 Uns hiessen sie Fleischfresser21, Blutseuffer,
Anthropophagos,
[Seite 145]
[1]
Capernaiten1, Thyestas etc. Da sie doch wusten, das sie dem [2] HERRN und uns
mutwilliglich2, uberaus lesterlich3 unrecht theten und [3] schendliche Luegen
uber uns ertichten, Welchs ja ein gewis zeichen war, das kein [4] guter Geist
in jnen sein kundte. Noch liessen wirs in Mar-[Bl. Bij]purg alles [5] faren4
und hin gehen Jn der hoffnung, sie wolten und wuerden sich gantz [6] bessern.
[7] Denn das
wusten sie seer wol, das wir solches nie geleret noch gegleubt [8] hatten, on
das5 sie, zu jrem rhum und uns zur schande, fur dem Poebel gern [9] den wahn
gemacht hetten6, als weren wir solche tolle, unsinnige, rasende Leute, [10] die
Christum im Sacrament Localiter7 hielten8, und stuecklich9 zufressen10, wie
[11] die Wolffe ein schaff, und blut soeffen wie ein kue das wasser. Wol wusten
sie [12] (sage ich), das sie hierin uns mit offenberlichen11, unverschampten
Luegen Fleischfresser [13] und Blutseuffer hiessen, aus des Teuffels getrieb.12
Denn auch die Papisten [14] solches nie geleret hatten13, wie sie auch wol
wusten, on das14 sie uns mit [15] dem namen ‘Papisten’ auch wolten wehethun15,
die heiligen geistlichen Leute.
[16] Denn so
hat man unter dem Bapstum geleret, wie auch wir behalten und [17] noch so
leren, als die rechte alte Christliche Kirche von 1500. jaren her [18] helt
(Denn der Bapst hat das Sacrament nicht gestifftet noch funden, [19] welchs die
Schwermer auch selbs zeugen muessen, wie fast16 sie es Papistisch [20] machen
wollen) Wenn du vom Altar das brot empfehest, So reissestu nicht ein [21] arm
vom Leibe des HErrn oder beissest jm die nasen oder einen finger ab, [22]
Sondern du empfehest den gantzen Leib des HErrn, Der ander, so dir folget, [23]
auch den selben gantzen leib. So der dritte und tausent nach tausent fur und
[24] fur.17 Des gleichen wenn du den Kelch oder Wein trinckest, so trinckestu
nicht [25] ein tropffen bluts aus seinem finger oder fusse, Sondern trinckest
sein gantzes [26] Blut, Also auch, der dir folget, bis in tausent mal tausent,
Wie die wort [27] [1. Kor. 11, 24] Christi klerlich lauten: ‘Nemet, esset, das
ist mein Leib.’ Er spricht nicht: [28] Petre, da friss du meinen finger,
Andrea, friss du meine nasen, Johannes, [29] friss du meine ohren etc. Sondern:
‘es ist mein Leib, den nemet und esset’ [30] etc. Ein jglicher fur sich
unzerstuecket.
[31] Nein,
Gott lob, solche grobe18 Toelpel sind wir, die heilige Kirche unter [32] dem
Bapstum auch, nicht, wie uns der boese Geist durch die Schwermer gern [33]
hette zu hohem verdries19 und unglimpff20 dem volck mit solchen verzweivelten
[34] Luegen eingebildet21, jre Ketzerey zu schmuecken.22 Denn sie wusten, das
jr maul
[Seite 146]
[ 4 absumiter
AC]
[1] hierin
ein Luegenmaul were, auch daher, weil sie die [Bl. B iij] Messen vom [2]
‘heiligen Warleichnam’1 (wie mans hies) on zweivel offt selbs gesungen und [3]
gelesen hatten, darin unter viel andern klerlich stehet2: Sumit unus, sumunt
[4] mille, quantum iste, tantum ille, nec sumptus absumitur. Darumb wusten sie
[5] wol, das wir keine Fleischfresser, Blutseuffer, Thyeste, Caperniten noch
Localisten [6] weren. Und unser Gott kein gebacken Gott, weinern Gott etc. sein
[7] kundten. Noch musten wir solche jre mutwillige3, erkandte4 lesterung
hoeren, [8] und wers nicht lassen wil, bey jnen noch also lestert, denn sie
lesens in jren [9] Buechern.
[10] Noch
liessen wirs (wie gesagt) alles hingehen zu Marpurg, Damit wir ja [11] reichlich
Christliche liebe erzeigten. Denn (hilff Gott)5 wie musten wir [12] hoeren, Das
wir keine Christliche liebe hetten6, die Diener Christi verachten, [13] die
Kirchen betruebten7 und verwirreten etc. Und waren keine Suender auff [14]
Erden denn wir allein, Und keine Heiligen im Himel denn die Schwermer [15]
allein, Bey denen war eitel fewer der liebe, bey uns eitel Eiss der
unbarmhertzigkeit, [16] Denn wir waren Fleischfresser, Sie waren eitel, rein,
pur, lauter8 [17] der Gaist9 selbs.
[18] Was hat
aber uns nu solche uberfluessige10 liebe und demut geholffen? on [19] das11 da
durch alles ist erger worden, und unser gute hoffnung jemerlich gefeilet12 [20]
hat. Denn Liebe wird und mus betrogen werden, weil sie ‘alles gleubt [21] [1.
Kor. 13, 4] und trawet. j. Corinth. xiij. Aber glauben kan nicht feilen, denn
Gott leuget [22] [1. Sam. 15, 29] nicht, wie der Mensch thut, j. Reg. xv.
[23] Wie
solte und kuendte ich nu auff mein arm gewissen laden solche ungeschwungen13
[24] Lesterung der unbusfertigen Schwermer und Lesterer? [25] Wie ich doch thun
mueste, wo ich mich mit jnen einliesse mit Buechern, [26] schrifften oder
worten, wie mir jtzt der Stenckefeld anmutet.14
[27] [2. Joh.
10f.] S. Johannes sagt ij. Joh.: ‘So jemand kompt und bringt diese Lere nicht,
[28] den nemet nicht zu hause15 und gruesset jn nicht, Und wer jn gruesset, der
macht [29] sich teilhafftig seiner boesen werck.’ Hie hoerestu, wer der Man
sey, der mich [30] heisst die Schwermer weder hoeren noch sehen, sondern meiden
und verdammen, [31] [Tit. 3, 10] Wie ich droben aus S. Paulo Tit. iij. auch
gesagt: ‘Einen Ketzer soltu meiden, [32] wenn er einst oder zwier vermanet
ist.’
[Seite 147a]
[Handschrift]
[[Druck]]
147b
[1] Hs] [Bl.
1a] gab grossen glauben / heiligkeit / liebe vnd leiden fur.1 Sum̄a /
Er wolt [2] Ein grosser Merterer sein gleich wie vnser schwermer grosse grümpen
fur [3] geben2 / von der Christlichen liebe. Schelten auch den verdampten
Luther / das [4] er so stoltz vnd hart sey . gantz vnd gar on liebe / das er
vmb solchs geringen [5] artickels willen / da nichts angelegen vnd ⌈der⌉ vnnotig ist (wie yhre
Meister [6] Zwingel . Ecolampad vnd Sten̂ckefeld 〈leren〉 ⌈schwermen⌉/) die Christliche [rh] [7]
zertrenne / Der kirchen Einigkeit zerreisse〈n〉 / Die Diener Christi • Ja die heiligen [8] diener Christi •
vnehre vnd hoene • Das heisst den splitter yns bruders auge [9] richten / das
sie yhre balcken da mit schmucken3 • Die mücken seygen4 vnd Camel [10]
verschlingen / Ja das sie theten wider mich / das hiessen [c aus heissen] sich
von [11] mir gethone wider sie / Was ich von yhnen leiden muste / das rhumeten
sie / [12] als musten sie es von mir leiden
[13] Wolan5
ich kan nichts dazu • mǔs sie lassen rhumen vnd heilig sein. [14] Jch wil ⌈gern⌉ ein armer sunder sein • so
fern das mein 〈Gott vnd [rh]〉 [15] ⌈Lieber Gott vnd⌉ HERR Jhesus Christus von
mir ein Lugener gestrafft / noch [16] [Ps. 51, 6] ynn seinen worten gemeistert
werde. Wie der p̄s̄. 51 • spricht [Bl. 1b] Dir [17] ⌈allein⌉ bin ich ein sunder / auff
das du recht habest ynn deinen worten vnd [18] vberwindest vnd heilig 〈seyest〉 ⌈bleibest⌉ / wenn dich die schwermer
vnd stenkefelder [19] richten vnd meistern. Vnd bitte dem nach / Gott den vater
aller gnaden
[Seite 148a]
[[Druck]]
148b
[1] Hs] vnd
Barmhertzigkeit | das er die guten leüte / 〈wo sie
sind〉 ⌈vnd arm volck⌉ [2] ynn Schweitzern 〈oder〉 ⌈vnd⌉ Schlesien / oder wo sie sind / gnediglich ein mal [3]
erlosen [c aus erlose] ⌈wolle⌉ von der Schwermer [c aus Schwermern] / Carlstad [4] /
Zwingel / Ecolampad Stenckefeld vnd yhrer gesellen / verdampten lere • [5] vnd ⌈dafur⌉ recht schaffene 〈pr〉 lerer geben / Amen 〈Denn Sie wurden〉 Denn [6] wie gesagt / mit
den 〈selben Sc〉 Lerern wil ich nichts zu
thun haben • weil [7] es alles vmbsonst ist / Meine bucher wider sie
geschrieben [vider sie geschrieben [8] rh] sind am tage / vnd ist die warheit
[die warheit rh] von ⌈mir⌉ reichlich [9] vnd gewaltiglich gnug beweiset / wer anders
begerd recht zu gleuben / das keines [10] zancks noch disputirns mehr darff
[11] Vber [V
c aus S] solchen meinen trewen vleis • hat sich Gott ⌈selbs⌉ [12] mit starcker
vermanūg gegen sie [gegen sie rh] wol erzeiget das sie yhren yrthum [13]
[c aus yrrthum] / wol hetten greiffen1 mugen Denn flux ym [14] anfang / Lies
Gott den Sacramentsschendergeist sich ynn sieben geister [Bl. 2a] [15]
widernander sich teilen / daran sie mercken kondten / das nicht ein guter geist
[16] sein muste2 / der einerleÿ3 leÿ rh] Text / so manchfeltiglich 〈vnd vngleich leret〉 [17] ⌈handelt⌉
[Seite 149a]
[[Druck]]
149b
[1] Hs] Der
Erste
[2] Carlstad
/ machte den Text / nach seinem tollen kopffe also Jhesus [3] nam das brot
danckt vnd brachs vnd gabs seinen Jungern vnd sprach [c aus [4] spracht] / Nemet
/ [vnd] Esset / 〈das〉 Das ist mein Leib der fur
euch gegeben [5] wird &c. / Solch DAS solt nicht auffs brot zeigen • so der
HERR [c aus herr] [6] nam vnd gab • Sondern auff seinen sichtbarn 〈lei〉 vnd 〈vnb〉 vber tisch sitzenden [7]
leib • das 〈der〉 die meinübar;g 〈sey〉 [were]. Nemet vnd esset.
Hie sitzt mein leib / [8] der fur euch gegeben 〈wid〉 wird &c. Dauon [ich] gnugsam ym andern buch [9] wider
die hymlischen p̱pheten geschrieben habe
[10] Der
ander
[11] Zwingel
dem gefiel solchs nicht / vnd sein geist bracht ein ander [c aus anders] [12]
müscher1 ynn den text. Nemlich also Nemet Vnd Esset. Das < 〈IST〉 [13] bedeüt> ⌈IST⌉ mein leib &c. Dieser
[Dieser c aus Der] lest • das wortlin • DAS [14] auffs brot zeigen vnd wils so
haben [vnd wils rh] / wider Carlstads geist / [15] Aber das • wortlin IST [rh]
sol 〈h〉 bedeutet / heissen auff
diese meinūg2 / Das [16] ⌈brod⌉ BEDEVTET [r] meinen leib / der fur euch rʃ
[17] [Bl. 2b]
Der dritte
[18]
Ecolampad macht den text also • Nemet vnd esset. Das ist mein LEIB. rʃ [19] dieser lesst die zweÿ wort (• 〈Das ist〉 DAS vnd IST3 stehen /
welche Carlstadt [20] vnd Zwingel hatten verendert / Aber das wort LEIB • sol ⌈nicht⌉ heissen
[Seite 150a]
[[Druck]]
150b
[1] Hs] leib
sondern ⌈leib sondern rh] Leibs zeichen • das die meinūg sey.
Das ist [2] meins Leibs zeichen
[3] Der
Vierde / funffte / vnd Sechste
[4]
Swenckfeld • der lies sich duncken / sein stanck were der beste ym felde1 /
Denn [5] er kam von sich selbs / vnberuffen / dazu ⌈seer⌉ vngelert. aber vol hohes
geistes • [6] Vnd bracht ein newe vnerhorete regel ynn die Theologia (wie
solchem ⌈hohen⌉ [7] geist wol anstund) das
war diese
[8] Regüla
noüa Spiritus sacerrimj
[9] Man [c
aus Mans] müs diese wort • (Das ist mein Leib) aüs den augen [10] thun2 / vnd
zuuor auff den geistlichen verstand3 dencken / darnach die wort [11] recht
ordenen Da hastu den rechten Meister / den freyen hohesten geist Mercke [12] nü
das wol / Wenn dich ein text hindert4
[Seite 147b]
[Druck]
[[Handschrift]]
147a
[20] Dr] Und
wens per impossibile war were, und [Bl. B 4] sie recht hetten, das [21] eitel
brot und wein im Abendmal were, solt man darumb so heraus [22] toben und
donnern wider uns, mit solchen scheuslichen1 lesterungen [23] ‘gebacken Gott’,
‘broetern Gott’ etc? Solten sie nicht der Heiligen wort Christi [24] (welche
wir nicht ertichtet haben): ‘Das ist mein Leib’ verschonen, darin er je2 [25]
klerlich das dargereicht Brot seinen Leib nennet. Also moechten sie auch jnen3
[26] einen tuechern oder getuecherten, eingewirckten, eingeneten Gott lestern,
weil er [27] in Rock und Kleider, geneet und gewirckt, gangen ist. Jtem einen
wesserigen [28] Gott, weil er im Jordan getaufft ward, einen eingewolckten
Gott, weil er in [29] wolcken gen Himel fuhr.
[30] Jch
hette jren Gott der weise nach4 auch wol wissen zu nennen, wolts [31] auch noch
wol thun, wo ich des namen Gottes nicht schonete, und jnen auch [32] jren
rechten namen geben, das sie nicht schlecht5 Brotfresser und Weinseuffer, [33]
sondern Seelfresser und Seelmoerder weren. Und sie ein eingeteuffelt, durch
[34] teuffelt, uberteuffelt, lesterlich hertz und Luegenmaul hetten, Und wolt
damit [35] die warheit gesagt haben, weil es nicht kan widersprochen werden,
das sie mit
[Seite 148b]
[[Handschrift]]
148a
[18] Dr]
solchen jren Lesterungen unverschampt1 gelogen haben, wider jr eigen Gewissen,
[19] und noch nicht buessen, Ja sich in jrer bosheit rhuemen.
[20] Wolan es
sol und kan niemand von den Christen fur die Schwermer [21] beten noch sich jr
annemen. Sie sind dahin gegeben2, und ‘sundigen [22] [1. Joh. 5, 16] zum tode’
(wie S. Johannes sagt). Von den Meistern rede ich, dem [23] armen volck, so
unter jnen ist, helffe der liebe HErr Christus von solchen [24] Seelmoerdern.
Sie sind (sage ich) hoch und offt gnug vermanet, sie wollen [25] mein nicht3,
so wil ich jr auch nicht. Sie haben nichts von mir (rhuemen sie) [26] des danck
ich Gott. So4 habe ich viel weniger von jnen, des sey Gott gelobt, [27] Las
jmer hin faren, was nicht bleiben wil5, Es wird sich finden6, hat sichs [28] nicht
bereit allzu seer gefunden.
[29] ERstlich
wurden sie gewarnet flugs im anfang von dem heiligen Geist, [30] da sie wol in
sieben Geister sich teileten uber dem Text, jmer einer anderst [31] denn der
ander.7
[Seite 149b]
[[Handschrift]]
149a
[21] Dr] Der
erst, Carlstad1, machte den Text also: ‘Das ist mein Leib’ Solt so [22] viel
heissen: Hie sitzt mein leib. Und der text solt also stehen: Er nam [23] [Bl. C
1] das Brot, danckt und brachs, und gabs seinen Juengern und sprach: [24] Hie
sitzt mein Leib, der fur euch gegeben wird.
[25] O dis
war so gewis, das nicht allein der heilige Geist sondern der himelische [26]
Vater selbs hatte es jm offenbaret, Davon ich wider die himlischen Propheten2
[27] hab gnug geschrieben.
[28] Der
ander, Zwingel3, sagt, solchs were nicht recht gemacht, unangesehen, [29] das4
der himelisch Vater selbs hatte offenbart. [Bl. C 1] Und machte [30] den Text
durch seinen andern heiligen Geist also: ‘Nemet, esset, Das bedeut [31] meinen
Leib, der fur euch gegeben wird.’ ‘Jst’ muste hie bedeutet heissen.
[32] Der,
dritte, Ecolampad5, brachte den dritten heiligen Gaist herfur, der [33] machte
den Text abermal anders, nemlich also: ‘Nemet, esset, das ist [34] meins Leibes
zeichen.’
[Seite 150b]
[[Handschrift]]
150a
[13] Dr] Der
vierde, Stenckefeld1, Lies sich duencken, sein stanck were Thesem2 in [14]
aller welt, bracht aus dem vierden heiligen Geist diese Regel: Man [15] mus
diese wort ‘Das ist mein leib’ aus den augen thun3, denn sie hindern [16] den
geistlichen verstand.4 Diese Regel mustu wol mercken, wiltu ein Theologus [17]
werden, nemlich, Wo die hellen Wort Gottes deinen verstand hindern, [18] das du
einen andern suchest, der dir gefalle, und denn sagest, Es sey der heilige [19]
Geist, darnach die wort ordenest und deutest, wie dichs gut duenckt.
[20] ALs hie5
mustu zuvor den hohen geistlichen verstand fassen, das Brot [21] brot sey, Wein
wein sey, welchs kein Papist noch Luther jemals verstanden [22] hat, auch kein
Becker noch Kretzmaier.6 Und demnach den Text also machen, [23] das hinderst zu
foerderst setzen, nemlich: ‘Nemet hin und esset, Mein Leib, der [24] fur euch
gegeben wird, ist das’ (vernim7: eine geistliche speise). Da hastus, [25] Gehe
nu hin und sage, das Stenckefeld nicht den heiligen Geist habe, weit uber [26]
die drey heilige Geister Carlstads, Zwingels und Ecolampads.
[27] Der
fuenffte heiliger Geist8, Etliche seines geschmeisses9 und unzifers, [28]
machens also: ‘Nemet, esset, was fur euch gegeben wird, das ist mein Leib.’
[29] Der
sechste heiliger Geist10 machts also: ‘Nemet hin, esset, Das ist mein [30]
Leib, zum ge-[Bl. C ij]dechtnis.’ Solt so viel sein: ‘Nemet, esset, Das ist
[31] meines Leibs gedechtnis (nominativum corpus, per genitivum corporis
exponendo), [32] der fur euch gegeben etc.
[Seite 151]
[1] Der
siebend heiliger Geist, Joh. Campanus1, machts also: ‘Nemet hin, [2] esset, Das
ist mein Leib’, corpus scilicet paneum, Solt so viel heissen: [3] Das brot, so
ich euch gebe, ist ein Leib oder coerper fur sich selbs, nicht mein [4]
lebendiger natuerlicher leib, Sondern ein todter, lebloser Leib, wie stein und
[5] holtz ein Leib ist. Aber weil es meine creatur ist, so ists auch mein Leib,
[6] den ich geschaffen habe.
[7] Dis ist
der allerhoehest heiliger Geist, wider und uber die andern alle, [8] On das2 er
dem Becker die ehre nimpt, der dennoch3 auch etwas am brot gemacht [9] hat, Und
Gott nicht das brot, sondern das korn zum brot schafft.
[10] Uber
diese schweiffte umbher noch ein ubriger4 heiliger Geist5 (Denn der [11]
Teuffel ist heilig und ein grosser geist), der sagt also, Es sey hie kein [12]
Artickel des glaubens, drumb solt man nicht drumb zancken, Ein jeder moecht
[13] hie gleuben, was er wolt.
[14] DJeser
heiliger Geist dunckt mich ein junger heiliger Geist sein, welchen [15] der alte
heilige Geist Stenckfeld geheckt und ausgebrueetet hat. Denn er helt [16] fein
die Regel Stenckefelds und thut den Text nicht allein aus den augen, [17]
Sondern wirfft jn hinder sich weg mit glauben und mit allem, wie eine taube
[18] nuss, macht nichts anders draus.
[19] Diese
heilige Geister alle sampt, wie hart sie uber dem Text uneins sind, [20]
stimmen sie doch zusamen in dem hohen Geistlichen sinn, Das Brot [21] brot,
Wein wein sey. Und wer solchen hohen verstand nicht hat, der solt wol [22] jrre
werden und gleuben, das brot nicht brot, sondern holtz oder stein were, [23]
Das were ferlich6 ding.
[24] ALso ist
das Abendmal bey jnen nichts anders, denn sonst7 ein teglich [25] gemeine
malzeit, da man Brot und Wein braucht, Denn bey dem selben kan [26] man von
Christo reden, lesen, loben, dancken und also geistlich essen, eben so [27] wol
als im Abendmal Christi. Und Christus uberaus ein grosser Narr ist, [28] da er
ein sonder8 Abendmal stifftet, welchs die welt zuvor9 vol, vol ist und10 [29]
teglich geschicht. Wer gar gnug11 gewest, wo er also hette gesagt: Wenn und
[30] wo [Bl. C iij] jr brot esset und wein trinckt, ‘So thuts zu meinem
gedechtnis’, [31] das were ein vollig Abendmal Christi, wie es die Schwermer
haben wollen. [32] [Kol. 3, 17] Gleich wie S. Paulus von dem gantzen leben
spricht: ‘Was jr thut, so thuts [33] im namen des HErrn Jhesu Christi, Und
dancket Gott dem Vater durch jn.’ [34] Was ist das anders, denn in allem unserm
thun ein geistlich essen halten, das [35] ist, des HErrn gedencken und den
glauben stercken. Also moechte mit der zeit [36] [1. Kor. 11, 20ff.] ein fein
Gesellen zechen12, wie die Corinther anfiengen, aus dem Abendmal [37] werden.
[Seite 152]
[1] Zum
andern mal1 wurden sie von vielen gewarnet, von mir auch gar [2] sonderlich, da
ich so vleissig wider sie schreib und jre grund und ursachen [3] gewaltiglich
verlegt2, das3 jr gewissen fuelen muste. Denn sie [4] [Joh. 6, 63] hetten zween
Sprueche fur sich, Einen Joh. 6: ‘Fleisch ist kein nuetze’, welchen [5]
Ecolampad seine eiserne mauren hies4 Den andern: Christus ist gen Himel [6]
gefaren, drumb kan sein Leib und Blut nicht sein im Abendmal, Und fuereten [7]
der Sprueche mehr, die von der auffart Christi redeten, Lereten uns seer
hefftig5, [8] das Christus gen Himel were gefaren, gerade als hetten wir
solches nu wol [9] von 1500. jaren her nie gehoeret. Aber das darumb eitel brot
und wein im [10] Abendmal were, das Nuesslin wolten sie nie kein mal beissen6
noch anrueren, [11] wie meine Buecher dafurhanden7 wider sie zeugen.
[12] DEn
ersten spruch: ‘Fleisch ist kein nuetze’, nam ich jnen8 so gewaltig9, [13] das
auch Zwingel in seinem letzten Buechlin des nicht mehr gedenckt.10 Den [14]
andern nam ich jnen auch gewaltiglich11, nemlich also: Es were ummueglich, [15]
das sie solten mit ernst bewogen12 sein, den Leib und Blut des HErrn im [16]
Abendmal zu verleugnen umb des Spruchs willen ‘Er ist gen Himel gefaren’ [17]
wie sie doch in vielen Buechern und mit stoltzen worten jmer pocheten13,
sondern [18] sie muesten hierin gewislich liegen. Das beweiset ich aus diesem
grund: [19] Das Abendmal hat Christus eingesetzt und seinen Leib und Blut
seinen [20] juengern gegeben, wie die wort da stehen: ‘Esset, das ist mein
Leib’, ehe [21] er gen Himel gefaren ist. Denn da sitzt er uber tissche hie
niden auff [22] Erden und helt das erst Abendmal. Darumb kans nicht war sein,
das sie [23] rhuemen, nemlich: Es haben sie bewogen die sprueche von der
Himelfart. [24] Denn da wider stehet, das Christus das Abendmal helt, ehe denn
er gen [25] Himel feret.
[26] [Bl. C
4] HJndert nu seine Himelfart das erste Abendmal nicht, Wie [27] kans ernst und
nicht erlogen sein, da sie sagen, Es habe sie die Himelfart [28] bewogen und
gehindert? Sintemal wir nu 1500. jar kein ander Abendmal [29] halten, denn das
der HErr am ersten14 hat eingesetzt und befolhen, [30] [1. Kor. 11, 24] wie er
spricht: ‘Solchs thut zu meinem gedechtnis’. Zu dem wissen sie [31] und
verstehen nicht, was gen Himel faren heisst, wie kan sie es denn bewogen [32]
haben?
[Seite 153]
[1] Hje wider
kundten sie nichts mehr und suchten nu wege, wie sie jr boese [2] sachen
flicken und pletzen1, und sich mit uns vergleichen2 moechten. Da [3] ward das
Colloquium zu Marpurg angestellet. Darin besserten sie die sache [4] und gaben
zu, Es were nicht eitel brot und wein im Abendmal, wie sie bis [5] her
gestritten3 hatten auffs hefftigst, sondern der Leib und Blut were auch [6]
drinnen, Aber nicht leiblich, sondern geistlich.4 Solchs wolt den stich auch
nicht [7] halten5, Denn geistlich geniessen ist allein der heiligen und
gerechten. Aber [8] S. Paulus spricht, das die unwirdigen eben so wol den leib
und blut Christi [9] [1. Kor. 11, 27ff.] empfahen, als die wirdigen, j. Cor.
xj.
[10] UNd der
Zwingel hatte ein lange ungereimpt Geschwetz mit mir, de [11] locali
inclusione6, das im brot nicht sein kuendte der leib Christi, wie im raum [12]
oder gefesse, Gerade, als lereten wir, das Christus leib im brot were, wie stro
[13] im sacke7, oder wein im fass. Demnach jr etliche entschueldigeten sich, sie
hettens [14] nicht anders verstanden8, wir und die Papisten lereten also, das
Christus leib [15] were im Sacrament Localiter, wie stro im sacke, o das war
eine faule9, kalte10, [16] lame entschueldigung.
[17] Denn sie
wusten seer wol, das weder die Papisten noch wir so hatten [18] geleret. Und ob
es sie (ungleublicher weise zu reden)11 nicht anders hetten [19] verstanden,
muesten sie damit bekennen, das sie als die unsinnigen solche sachen [20]
anfechten, welche sie selbs nie mals hetten gehoeret noch verstanden. Denn der
[21] Papisten lere war zu der zeit viel mehr denn jtzt am tage12, Ja, es war
kein [22] ander Lere am tage, das die Schwermer haben muessen derselbigen
wissenschafft [23] gehabt haben.13
[24] ALso
leren aber die Papisten, Ja nicht die Papisten, Sondern die heilige [25]
Christliche Kirche, und wir mit jnen (denn der Bapst, wie [Bl. D 1] gesagt,
[26] hat das Sacrament nicht eingesetzt), das Christus Leib nicht sey Localiter
(wie [27] stro im sack) im Sacrament, sondern definitive, das ist, Er ist
gewislich da, [28] nicht wie stro im sack, Aber doch leiblich und warhafftig
da, wie ich in meinem [29] Buechlin14 starck15 beweiset habe. Solchs sage ich,
wusten sie wol, Oder warens [30] je16 schueldig zu wissen, Da sie so grewlich
toben wolten wider das, so sie nicht [31] wusten.
[32] Also
schieden wir von Marpurg, mit solcher hoffnung (wie gesagt), weil [33] sie alle
Christliche Artickel nachgaben17 und in diesem Artickel des [34] heiligen
Sacraments auch [Bl. D 1] vom vorigen jrthumb (das es schlecht18
[Seite 154]
[ 21/22
dergleichen wie C der gleich || wie A der (gleich wie ..... muessen) D]
[1] brot
were) abtratten, Sie wuerden vollend gar und gantz mit der zeit zu uns [2]
tretten.
[3] Weil nu
durchs Teuffels geschefft1 solchs gefeilet2 und ich wol betrogen, [4] wie ich
aus dem Buechlin, nach des Zwingels tod ausgangen3, mus mercken, [5] das er
nach dem Colloquio erger worden ist, denn zuvor, und gewislich zu [6] Marpurg
hat felschlich mit mir gehandelt, Werde ich gezwungen, keines Schwermers, [7]
er heisse Stenckefeld, Zwingel, Ecolampad, Carlstad, oder wer sie sind, [8] die
Schwermer, Brotfresser und Weinseuffer, das ist, Christus lesterer und [9]
feinde, gemeinschafft anzunemen, sondern mus weder jre Brieve, Bucher, grus,
[10] segen, schrifft, namen noch gedechtnis, in meinem hertzen wissen, auch
weder [11] sehen noch hoeren.
[12] Denn
weil ich gewis bin, und jr eigen gewissen wider sie stehen4 mus, [13] das sie
unrecht sind und Gott lestern, Wil und kan ich froelich fur meinem [14] lieben
HErrn Jhesu Christo am Juengsten tage sagen: HErr Jhesu, ich habe [15] sie
trewlich gewarnet und vermanet, dazu sie jr eigen Gewissen uberzeuget5, [16]
das muessen sie fur dir bekennen, das weisestu, lieber HErr.
[17] Zum
dritten mal6 wurden sie vermanet durch das schreckliche urteil Gottes, [18] da
der Zwingel so jemerlich ward erschlagen, wie die Historien und jre [19] Brieve
zeugen, und mit jm bey fuenfftausent Man7 seer feiner Leute. [20] Wiewol sie
solch zornig urteil gleich8 fur ein Gnadenzeichen deuten wolten [21] und den
Zwingel als einen Heiligen rhuemen, der, gleich wie alle Heiligen, viel [22]
leiden muessen, auch unschueldiglich erschlagen sey. Was hilffets? wenn Gott
[23] noch mehr plagen, denn er uber [Bl. D ij] Pharao thet, uber sie schicket,
weil [24] sie solches sinnes sind, das sie eitel Heiliges leiden draus machen
wollen? Wie [25] die Jueden nu 1500. jar9 jr leiden und unglueck auch deuten
und sich damit [26] verstocken, damit sie so grewlich vermanet werden. Jch aber
so gewis bin, [27] das Zwingel (wie sein letzt Buechlin zeuget) in grossen und
vielen sunden und [28] Gottes lesterung gestorben ist, kan jre deutung nicht
gleuben.
[29] WJewol
ich wuendsche und wolt, das Gott mit jm hette den Spruch [30] [1. Kor. 5, 5] S.
Pauli gebraucht, j. Chorinth. v.: ‘Ubergeben zum verderben des fleisches, [31]
auff das der geist selig werde am tage des HErrn Jhesu.’ Und. 1. Corinth. xj.:
[32] [1. Kor. 11, 32] ‘Wenn wir gestrafft werden, so werden wir vom HErrn
gezuechtiget, das wir [33] nicht sampt der Welt verdampt werden’. O hertzlich
gerne wolt ich, das jm [34] nach diesen Spruechen gangen were, Denn mir solch
sein Unglueck uber die [35] masse leid war und noch ist.
[Seite 155]
[ 15
Marterern D 27 einicherley CD]
[1] Wenn
leiden sol heilig heissen und heilig machen, mus zuvor unschuld da [2] sein und
gute Goettliche sache, wie auch S. Aug. spricht1: Non pæna, sed causa [3] facit
Martyrem. Nu wissen sie wol, das Zwingel uber die lesterung2 wider [4] das
Sacrament auch weltlicher weise boese sache3 hatte, da er an dem strasse [5]
legen4 wider jenes teil5 frevelich handelte. Das sichs wol mehr findet6, er sey
[6] [Matth. 26, 52] nach diesem Spruch geurteilet: ‘Qui acceperit gladium,
gladio peribit’. Ja [7] so muessen wir dencken und halten, Sie muegen deuten,
sagen, schmuecken, was [8] sie wollen, die Historien und jre schrifft7 sind
wider sie selbs.
[9] Sie
troesten sich8 auch (hoere ich sagen), das sie viel Buecher schreiben und [10]
grosse erbeit bey der Kirchen und an der Schrifft thun. Was hilffts? [11] weil9
sie Gottes wort und Sacrament felschen und verkeren10 Und nicht hoeren [12]
wollen? Wer Gott nicht hoeret, den hoeret er wider nicht, Sondern ‘sein Gebet
[13] [Spr. 28, 9] ist ein grewel’, Prover. xxviij. Die Jueden erbeiten auch
seer in der Schrifft, [14] nu wol 1500 jar. Ja, welche Ketzer haben nicht viel
mehr geerbeitet mit [15] leren und schreiben, denn die Christen? Des Teufels
Marterer (wie man [16] spricht) wird die Helle viel seurer zuverdienen, denn
der Himel den rechten [17] Heiligen.11
[18] Weil nu
so viel und grosse warnung und vermanunge Gottes an jnen [19] schlechts
verloren [Bl. D iij] sind, Denn meine schrifft fur funffzehen [20] jaren
ausgangen12, kan ich mit gutem gewissen und starckem glauben auch [21]
Goettliche vermanung rhuemen neben den andern Zwo vermanungen,13 So bin [22]
ich auch nicht zu geringe dazu, das sie von mir sich solten vermanen lassen,
[23] wenn sie hoch rhuemen, Denn14 ich auch ein Diener Christi bin, so wol, wo
[24] nicht mehr, als sie, Und15 auch in seiner Kirchen geerbeitet habe, ehe
denn [25] sie (wil nicht zu hoch rhuemen), mus ich sie faren lassen und meiden,
als die [26] autokatakritos, die wissentlich und mutwilliglich16 verdampt sein
wollen, Und [27] mit jrer keinem einigerley gemeinschafft haben, weder mit
brieven, schrifften, [28] [Matth. 18, 17] worten noch wercken, wie der HErr
gebeut, Matth. xviij. Er heisse Stenckefeld, [29] Zwingel oder wie er wolle,
Denn ich rechen sie alle in einen kuchen17,
[Seite 156]
[ 18
Luegenener C 35 felschlich] fleischlich A wohl Druckfehler]
[1] wie sie
auch sind, die nicht gleuben wollen, das des HErrn brot im Abendmal [2] sey
sein rechter natuerlicher Leib, welchen der Gottlose oder Judas eben [3] so wol
muendlich empfehet, als S. Petrus und alle Heiligen. Wer das (sage [4] ich)
nicht wil gleuben, der las mich nur zufrieden1 mit Brieven, schrifften oder [5]
worten. Und hoffe bey mir keiner gemeinschafft, Da wird nicht anders aus.2
[6] Hje mit
habt jr, Mein guter Freund3, mein ursache, warumb ich das [7] Lestermaul
Schwenckefeld nicht hab wollen hoeren noch jm antworten, [8] das muegt jr, wo
es euch anders4 geluestet, denen anzeigen, die vieleicht [9] der Stenckefeld
wider mich bestenckert und beschmeisst.5 Jch, wie gesagt, habs [10] gern, das
mich solche Lestermeuler schenden6, und das sie seer zuernen uber [11] [Matth.
10, 25] mich, Hie ist niemand, der auff jren zorn gibt. ‘Thueren7 sie den
Hausvater [12] Belzebub schelten, was solten sie nicht lestern sein Gesinde?’
Das ist: Thueren [13] sie unsern lieben HErrn Jhesum Christum lestern und
luegenstraffen in seinen [14] [1. Kor. 11, 24] worten: ‘Nemet, esset, das ist
mein Leib’ etc. und sein seliges troestlichs Sacrament [15] deuten und verkeren
in eine Bawrzeche, was solten die aller hohmuetigsten [16] Geister dem armen
Luther nicht thun?
[17] Summa,
Sie sind von mir erfunden8 und uberwunden9 vielfeltiglich als [18] die
offenberlichen Lesterer und Luegener. Erstlich da sie im anfang [19] lereten10,
Es were nichts, denn eitel brot und wein im Abendmal. Darueber [20] sie uns
scholten und lesterten Fleischfresser, Blutseuffer, Thiestas, Capernaiten, [21]
Unsern [Bl. D 4] HErrn den gebacken Gott, den broetern Gott, den weinern [22]
Gott etc., wie die Buecher am tage zeugen ewiglich.
[23] Welch
Christen hertz kan oder wil auch gleuben, das der heilige Geist, [24] und nicht
viel mehr der leidige Teufel, nochmals und jmer fort in jnen sey, [25] [1. Kor.
11, 24] Weil sie die hellen Wort des HErrn: ‘Nemet, esset, das ist mein Leib’,
Deuten [26] aus eigener thurst11 und frevel auff jren trawm, das er geistlich
und nicht [27] leiblich da sey. Denn wir wissen seer wol, ob gleich der HERR
Christus [28] [Eph. 3, 17] ‘durch den glauben (wie S. Paulus leret Ephe. iij)
in unserm hertzen wonet’, [29] welchs geistliche wonung heisst, So hat er doch
keinen geistlichen Leib noch [30] [Luk. 24, 39] Blut an sich genomen noch fur
uns gegeben, wie er spricht Luc. ult.: ‘Greifft [31] und sehet, Ein geist hat
kein fleisch und beine, wie jr sehet, das ich habe’, Und [32] doch geistlich in
unserm hertzen wonet.
[33] Zum
andern die sprueche, so sie gefurt12 haben, als die von der Himelfart [34] und
vom unnuetzen Fleisch reden, habe ich klerlich uberweiset13, [35] das sie die
selben felschlich gedeutet und im verlogen verstand14 gebraucht
[Seite 157]
[1] haben,
Und also in vielen groben luegen ergriffen1 sind, und in solchen oeffentlichen
[2] lesterungen und luegen noch heutiges tages unbusfertig, verstockt,
halstarriglich [3] verharren, So mueste ich mich selbs in abgrund der Hellen
sampt [4] jnen verdamnen, wo ichs mit jnen solt halten oder mit jnen
gemeinschafft [5] haben oder dazu still schweigen, wenn ichs merckt oder
hoeret, das sie sich [6] meiner Gemeinschafft anmasseten oder rhuemeten. Das
thue, oder dazu schweige [7] der Teufel und seine Mutter, Jch nicht.2
[8] Jch wil
mit dem heiligen vater Abraham und allen Christen auff dem [9] [Röm. 4, 21]
spruch Rom. iiij. stehen3: ‘WAS GOTT REDET, DAS KAN ER [10] [Ps. 51, 6] AUCH
THUN’. Jtem, Psal. lj.: ‘Auff das du recht habest in deinen worten, [11] wenn
du geurteilet wirst’. Und wil nicht zu erst meine vernunfft rat fragen, [12]
Wie sichs reime oder mueglich sey, das ich seinen Leib und Blut muendlich [13]
empfahen muege, und darnach als ein Richter uber Gott seine wort nach [14]
meinem duenckel deuten. Nein, so wil ich nicht schwermen, Er hats gesagt, da
[15] las ichs bey bleiben, Verfueret er mich, so bin ich seliglich verfueret.
Er hat [16] noch nie kein mal gelogen, [Bl. E 1] kan auch nicht liegen. Aber
die Schwermer [17] sind oeffentliche Luegener, von mir und jnen selbs
erfunden4, Muessen auch [18] jmer fort liegen, weil sie jrem duenckel5 mehr
trawen, denn dem wort Gottes.
[19] UNd wer
das nicht wil thun, und nicht stehen auff dem oder der gleichen [20] [Röm. 4,
21; Hebr. 6, 18] sprueche: ‘Was Gott redet, das kan er thun’. Jtem: ‘Gott kan
nicht liegen’ etc. [21] Dem rate ich trewlich, das er die heilige Schrifft und
die Artickel des Christlichen [22] glaubens zufrieden lasse.6 Denn mit seinem
deuten verteuffet er sich7 [23] je lenger je mehr, Und ist jm besser, er bleibe
ein verdampter Heide, denn das [24] er ein verdampter Christen werde.
[25] O lieber
Mensch, wer nicht wil gleuben den Artickel im Abendmal, wie [26] wil er doch
jmer mehr8 gleuben den Artickel von der Menscheit und [27] Gottheit Christi in
einer Person? Und fichtet dich an, das du den [28] leib Christi muendlich
empfehest, wenn du das Brot vom Altar issest, Jtem [29] das Blut Christi
empfehest muendlich, wenn du den Wein trinckest im Abendmal, [30] so mus dich
gewislich viel mehr anfechten (sonderlich wenn das stundlin [31] koempt), wie
die unendliche und unbegreiffliche9 Gottheit, so allenthalben wesentlich [32]
ist und sein mus, leiblich beschlossen und begriffen werde in der Menscheit
[33] [Kol. 2, 9] und in der Jungfrawen leibe, wie S. Paulus sagt, Coll. j.10:
‘Jn jm wonet [34] die gantze fuelle der Gottheit leiblich’.
[35] Und wie
ists mueglich, das du soltest gleuben, wie allein der Son sey [36] Mensch
worden, nicht der Vater noch heiliger Geist, so doch die drey Personen [37]
nichts anders sind, denn der einige Gott im aller einigsten wesen und natur
[Seite 158]
[1] der
einigen Gottheit. Wie kan sichs reimen?1 wie ists mueglich? das die [2] einige
gantze volkomene Gottheit des Sons sich also solt trennen oder teilen, [3] das
sie zugleich ist vereinigt mit der Menscheit, Und die selbige einige Gottheit
[4] des Vaters und heiligen Geists nicht vereinigt ist mit der Menscheit? [5]
Und ist zu gleich einerley Gottheit, in Christo mit der Menscheit eine Person
[6] und nicht der Vater oder heiliger Geist. O wie sollen sie allererst recht
[7] schwermen, daumeln und poltern2, wenn sie hie her komen. Da sollen sie zu
[8] deuten finden, wie ich denn hoere, das sie bereit an3 getrost [Bl. E ij]
und [9] weidlich hinan gehen4, mit Eutycherey und Nestorey.5 Denn das dacht ich
[10] wol, habs auch gesagt, sie muesten hie her komen, Der Teufel kan nicht
feiren, [11] Wo er eine Ketzerey stifftet, da mus er mehr stifften, und bleibt
kein jrthum [12] alleine. Wenn der Ring an einem ort entzwey ist, so ist er
nicht mehr ein [13] Ring, helt nicht mehr und bricht jmer fort etc.
[14] Und wenn
sie gleich viel rhuemen, das sie diesen Artickel von Christus person [15]
gleuben und viel davon plaudern, So soltu es nicht gleuben, sie liegen [16]
gewislich alles, was sie hie von sagen. Mit dem munde sagen sie es wol [17]
(wie die Teufel im Euangelio auch den HErren nennen Gottes son), ‘Aber [18]
[Matth. 15, 8] das hertz ist weit davon’ Matth. xv., das ist gewis. Gleich wie
die Jueden [19] schwuren bey dem lebendigen Gott, Aber schwuren doch
felschlich, spricht der [20] [Sach. 5, 4] Prophet. Der Tuercke rhuemet auch den
namen Gottes, Aber im sterben finden [21] sie, wer jr Gott sey. Denn gewis
ists, wer einen Artickel nicht recht gleubet, [22] oder nicht wil (nach dem er
vermanet und unterricht ist), der gleubt gewislich [23] keinen mit ernst und
rechtem glauben. Und wer so kuene ist, das er thar6 [24] Gott leugnen oder
luegenstraffen in einem Wort, Und thut solchs mutwilliglich7 [25] wider und uber8
das, so er einst9 oder zwier mal vermanet oder unterweiset [26] ist, Der thar
auch (thuts auch gewislich) Gott in allen seinen worten leugnen [27] und
luegenstraffen.
[28] Darumb
heissts, rund und rein10 gantz und alles gegleubt, oder nichts [29] gegleubt,
Der heilige Geist lesst sich nicht trennen noch teilen, das er ein stueck [30]
solt warhafftig und das ander falsch leren oder gleuben lassen. On wo [31]
schwachen sind, die bereit sind, sich zu11 unterrichten zu lassen, Und nicht
[32] halstarriglich zu widersprechen.12 Sonst wo das solt gelten, das einem
jedern [33] on schaden sein mueste, so er einen Artickel moecht leugnen, weil
er die andern [34] alle fur recht hielte (wiewol im grund solchs ummueglich
ist), so wuerde kein [35] Ketzer nimer mehr verdampt, wuerde auch kein Ketzer
sein koennen auff erden. [36] Denn alle Ketzer sind dieser art, das sie
erstlich allein an einem Artickel anfahen,
[Seite 159]
[1] darnach
muessen sie alle hernach1, und alle sampt verleugnet sein, gleich [2] wie der
Ring, so er eine borsten2 oder ritz3 kriegt, taug er gantz und gar [3] nicht
mehr. Und wo die Glocke an ei-[Bl. E iij]nem ort berstet, klingt sie [4] auch
nichts mehr, und ist gantz untuechtig.4
[5] Solchs
las dich die Exempel leren: Arius5 nam diesen einigen Artickel [6] fur6, Das
Christus nicht Gott, sondern eine Creatur were. Die andern [7] Artickel alle,
und sonderlich, das Gott der Vater ein einiger Gott were, [8] schepffer Himels
und der erden, das Christus fur unser sunde gestorben were, [9] das die Tauffe,
Sacrament, Schluessel, aufferstehung der todten und ewiges [10] Leben were,
gleubte er wol andechtiger (wie seine Wort lauten), denn die [11] rechten
Christen glauben. Noch stehet da die heilige Schrifft und zeuget, er [12] [1.
Joh. 2, 23] habe keinen Artickel gegleubet. Denn so spricht S. Johannes .j.
Joh. ij.: ‘Wer [13] den Son verleugnet, der hat auch den Vater nicht, Wer den
Son bekennet, [14] der hat auch den Vater’ etc. Hat nu Arius den Son und Vater
nicht, so [15] hat er auch keinen Gott, noch schepffer Himels und der erden,
das ist: Es [16] hilfft jn nicht, das er mit seinem maul Gott den Vater
Schepffer Himels und [17] der Erden nennet und hoch preiset, ob wol kein ander
Gott ist schepffer Himels [18] und der erden, denn der, so Arius nennet mit
seinem luegenmaul, noch ist er [19] jm, dem Ario, nicht ein Gott, darumb das er
seinen einigen Son Christum [20] verleugnet und lestert, das er nicht Gott sey.
[21] ALso ist
jm die Tauffe kein tauffe mehr, Vergebung der sunden keine [22] vergebung der
sunden mehr, Sacrament kein sacrament mehr, das ist: Es [23] nuetzet jm nicht
mehr, ob er wol zuvor recht getaufft ist, rechte vergebung, [24] recht
Sacrament empfangen hatte. Also hat er alle Artickel des glaubens [25]
verloren, weil er den rechten Gott des glaubens Christum verleugnet, und ist
[26] jm kein Artickel nichts nuetze, und er kan auch keinen Artickel mit
rechtem [27] ernst gleuben, Sondern mus der selben alle sampt brauchen zu
seinem verdamnis, [28] [2. Mose 20, 7] Wie das ander Gebot sagt: ‘Du solt den
namen deines Gottes nicht [29] misbrauchen’. Da hoerestu, das auch der rechte
heilige name Gottes nichts [30] hilfft, sondern schadet denen, die nicht recht
gleuben, sondern des missebrauchen. [31] Daher auch die alten Veter disputirt
haben, ob der Arianer tauffe auch rechte [32] tauffe were.7 Also koempt jmer
ein unglueck aus dem andern.8
[33]
Macedonius9, Bisschoff zu Constantinopel, [Bl. E 4] der Ketzer, gleubte [34]
auch alle Artickel on den einigen, Das der heilige Geist rechter Gott [35] were.
Was halffs jnen10 und die seinen? Es war jm doch so viel, als [36] gleubet er
keinen. Und ob er sie mit dem maul gleich recht ausspreche und [37] nennet, so
hat er doch keinen Gott, weil er den heiligen Geist fur keinen [38] Gott hellt,
Darumb hat er auch keinen Schepffer Himels und der Erden. Da
[Seite 160]
[ 13 Machmeth
C]
[1] ist seine
Tauffe nichts mehr, keine vergebung der sunden, kein Sacrament, [2] kein ewiges
Leben. Und ob er strenge lebt, und ein scheinbarlich Christlich [3] leben
fueret, noch ist er kein rechter Christ, Sondern ein grosser Heuchler, Were [4]
jm viel besser, das er kein Christ were, noch den Christlichen namen so
missebrauchet [5] und felschlich fueret, das ist, so verdamlich fueret und
ehret.
[6] Also
Nestorius1, auch Bisschoff zu Constantinopel, war mit den seinen ein [7]
strenger man in allen andern Artickeln, Aber in dem einigen war er [8] ein
Ketzer, das Gottes Son Christus nicht were von Maria der Jungfrawen [9]
geboren, Und Maria were nicht, kuendte auch nicht sein eine mutter Gottes. [10]
Damit wurden jm die andern alle Artickel auch zu nicht, on was er sie mit [11]
dem maul nennen und misbrauchen mocht.2 Daher auch aus diesen dreien [12]
Ketzern zuletzt viel mehr Ketzerey heraus brachen und an tag sich gaben (den
[13] sie steckten zuvor drinnen verborgen) bis das der leidige Machometh heraus
[14] komen ist. Denn alle Historien zeugen3, Mahmeth sey aus den Arianern, [15]
Macedoniern und Nestoriten komen, Jn welchen er auch zeitlich4 und von [16]
anfang gesteckt hat.
[17] Und wo
her ist der Bapst so vol Ketzerey worden und hat jmer eine [18] Ketzerey nach
der andern in die Welt bracht, bis sie nu zu Rom, sonderlich [19] in des Bapsts
hofe, eitel Epicurer und spoetter des Christlichen glaubens [20] sind? nemlich
daher, das sie vom glauben Christi auff die werck gefallen5 [21] sind, das ist
auff jre eigene gerechtigkeit. Was ist jm da nuetze blieben von [22] allen
andern Artickeln? Was hilfft jn, das er mit dem maul hoch rhuemet [23] den
rechten Gott den Vater, Son und heiligen Geist, und trefflichen schein [24]
furwendet6 eines Christlichen lebens? Gleichwol ist und bleibt er der groessest
[25] feind Christi und der rechte Antichrist, hat sich selbs zum heubt der
Christenheit [26] gemacht, Ja [Bl. F 1] zum unterloch7 und hinderloch des
Teufels, da durch so [27] viel grewel der Messen, Muencherey, unzucht in die
welt geschmissen ist8, bis [28] so lange auch die Muenche durch jre lausichte
kappen den sterbenden Christen [29] gen Hiemel hulffen.
[30] Also
wirds die Schwermer nichts helffen, das sie bei dem Sacrament seer [31] gros
gewesch treiben9 von dem geistlichen essen und trincken des Leibs [32] und
Bluts Christi und von der liebe und einigkeit der Christen. Denn das [33] [1.
Mose 3, 7] sind eitel Feigenbletter10, da sich Adam und Heva mit decken und
schmuecken [34] wolten, das Gott jre schande und sunde nicht mercken solte.
Viel weniger [35] wird sie helffen jr grosse erbeit mit leren und schreiben,
mit ernstem
[Seite 161]
[ 1
zuechtigen CD 30 Mochstu CD]
[1]
zuechtigem wandel. Das ist noch alles Heidnisch ding, dazu auch dis verloren1
[2] ist, das sie Gott den Vater, Son und heiligen Geist, und Christum den
Heiland [3] gleuben. Alles, sage ich, ists verloren, mit allen Artickeln, wie
recht [4] und unstrefflich sie die selben mit dem falschen Lestermaul nennen
oder geben2, [5] darumb das sie diesen einigen Artickel leugnen und luegen
straffen, Da im [6] [1. Kor. 11, 24] Sacrament Christus spricht: ‘Nemet (das
brot) und esset, das ist mein Leib, [7] der fur euch gegeben wird’ etc. Denn
was sie vom geistlichen essen und von [8] der liebe plaudern3, ist alles dahin
gericht, das sie solchen schaden und gifft [9] zu decken und schmuecken4
wollen, das man den selben nicht achten5 noch sehen, [10] Sondern sie als die
sonderlichen und besten Christen achten6 solle. Das heisst [11] auff deudsch
ein Teufels gespenst7 fur die augen stellen, Und den finstern [12] [2. Kor. 11,
14] Teufel (wie S. Paulus leret) mit dem hellen kleid der liechten Engel
schmuecken. [13] Darumb ist jr gros rhuemen und viel erbeit, weil sie in diesem
einigen [14] Artickel nicht wollen Christen sein, verloren.
[15] [Luk.
11, 35] DAvon redet der HErr Luc. xj.: ‘Sihe zu, das das liecht in dir nicht
[16] finsternis sey. So nu dein Coerper gantz liecht ist und kein stueck
finsternis hat, [17] so wird er gantz liecht sein’. Da sihestu, das der HERR
wil, Es solle alles [18] liecht in uns sein, und kein stueck der finsternis
darunter sein. Wie auch [19] [Matth. 6, 23] Matth. vj.: ‘So das liecht, das in
dir ist, finster ist, Wie gros wird das [20] [Gal. 5, 3] finsternis selbs
sein’. Und Paulus Gal. v.: ‘Jch bezeuge einem jeden menschen, [21] wer sich
beschneiten lesst (welchs ein stuecklin war), der ist von Christo und [22] von
der gnade gefallen und ist schueldig des gantzen Gesetzes8 zu halten.’ Da- [23]
[Jak. 2, 10f.] [Bl. Fij] her komen ist der spruch Jacobi .ij.: ‘Wer das gantze
Gesetze hellt und [24] sundigt in einem stueck, der ist in allen stuecken
schueldig, Denn der da geboten [25] hat: ‘Du solt nicht Ehebrechern’, der hat
auch geboten: ‘Du solt nicht toedten’ [26] etc. Es ist ein Gott, der alles
geboten hat, Wer den in einem erzuernet, mit [27] dem zuernen widerumb alle
Creaturn und alle Gebot Gottes, Auch seine eigene [28] gute werck, die er nach
den andern geboten vermeinet gethan haben, Denn sie [29] sind nicht im rechten
gehorsam Gottes, noch im glauben Christi gethan etc.
[30]
Moechtestu sagen, Ach lieber Luther, es ist zu hoffen oder je9 nicht zu [31]
besorgen, das Gott so seer hefftig und grausam gestrenge sein solt, [32] das er
die menschen umb eines artickels willen verdammen wolle, [33] Wenn sie sonst
ander alle10 Artickel trewlich halten und gleuben. Denn also [34] [Sir. 7, 9]
troesten sich nicht allein der Ketzer, sondern auch andere suender, wie Syrach
[35] schreibt, als werde Gott jr andere gute werck ansehen und gnedig sein, Wie
[36] auch der koenig Saul seinen ungehorsam mit seiner andacht11 und opffer
[37] [1. Sam. 15, 15] schmuecken12 wolte, j. Reg. xv., gehen also dahin fein
sicher und gewis, als hette
[Seite 162]
[ 21
verlengung A wuendschen CD]
[1] es kein
not mit jnen, Die viel grosse werck und erbeit, so sie sonst thun, [2] werden
ein einiges stuecke uberwegen.1 Dagegen ist zusagen, das Gott viel [3] weniger
hoffen noch sich versehen kan, das seine arme, elende, blinde Creatur [4] so
tol und stoltz sein solt, wider jren schepffer und HERRN, Das sie sein [5]
Goettlich wort leugnen, luegenstraffen und lestern wuerde, Sondern also ist jm
[6] zu hoffen, das seine demuetige, unterthenige, gehorsame Creatur nicht ein
einiges2 [7] wort leugnen und lestern, sondern alle und ein jglichs in
sonderheit hertzlich [8] annemen und mit allen freuden dancken werde, das sie
werd ist, ein [9, 10] einiges wort zu hoeren von jrem lieben Gotte, Ja so stehets
Gott an zu gedencken.
[11] Nu aber
thun die Ketzer nicht anderst mit Gottes wort, denn als were [12] es menschen
wort, oder eins narren wort, Welches sie verachten, spotten und [13] lestern
moechten, Und alles besser machen kuendten nach jrem eigen schoenen [14]
duenckel3, wollen sich dazu4 nicht weisen5 lassen, Da ists alles verloren. Und
[15] werden hie die grosse viel gute werck und erbeit, das einige boese stuecke
nicht [16] uberwegen, Denn da ist weder viel noch wenig, weder klein noch
grosse gute [17] werck, son [Bl. F iij] dern eitel nichtige, boese, verdampte
werck, denn der unglaube [18] oder Gottes lesterunge macht auch die gute (wie
sie es nennen) werck zu nicht [19] und verdampt, ja erger sind solche gute
werck, weder6 sonst die schlechten suende [20] sind, weil sie gehen und
geschehen in Gottes namens und worts lesterung [21] und halsstarriger
verleugung, das gar viel besser und zu wuenschen were, sie [22] theten dafuer
suende und boese werck, so erkenneten sie doch und wuesten, was [23] [Pred. 4,
17] sie theten. Nu gehets jnen nach dem spruch Salomonis, Eccle. v.: ‘Beware
[24] deinen fus, wenn du zum hause Gottes gehest, und kom erzu, das du hoerest,
[25] das ist besser, denn der Narren opffer, die nichts wissen, wie boese jre
werck [26] sind.’ Opffer ist ja7 ein gut werck, Noch8 heists boese, wens die
narren, [27] die nicht hoeren wollen (das ist, die Gottlosen oder ketzer) thun.
Aber viel [28] [Ps. 50, 16] scherffer wird sie der mal eins richten und
schneiten9 der spruch Psal. l.: ‘Gott [29] spricht zum Gottlosen: warumb
nimpstu mein Wort in deinen mund?’ Das [30] sey davon gnug. Wer nicht hoeren
wil, der fare hin.
[31] Am
ende10 mus ich auch das anhengen: Jch hoere sagen, das ettliche daraus [32]
bewogen sind zu dencken, wir seien mit den schwermern eins, das wir [33] in
unsern Kirchen die Elevation haben fallen und anstehen11 lassen, [34] damit wir
bekennen solten, das Christus leib und blut nicht im Sacrament [35] sey, noch
muendlich empfangen werde. Aber so helt12 sich diese sache: Es ist [36]
geschehen fur zwentzig oder zwey und zwentzig jaren, da ich anfieng die Messe
[Seite 163]
[ 25 auffhube
C]
[1] zu
verdamnen1 und hart wider die Papisten schreib, das sie nicht ein Opffer [2]
noch unser werck sondern ein gabe und geschenck oder testament Gottes were, [3]
welches wir Gott nicht opffern kuendten sondern von Gott entpfangen solten [4]
und musten2 gleich wie die Tauffe nicht ein opffer, sondern eine gnedige [5]
Gottes gabe were etc., war ich zur selben zeit wol dazu geneigt die Elevation
[6] abzuthun umb der Papisten willen, die es ein opffer und werck von uns Gotte
[7] geopffert hielten, wie sie noch thun und uber sechs hundert jare3 bis her
gethan [8] haben.
[9] ABer weil
zu der zeit unser Lere new und uber die massen ergerlich4 [10] war in der
gantzen welt, muste ich seuberlich5 faren und umb der schwachen [11] willen
viel nach lassen6, das ich hernach nicht mer thet, lies also die Elevation [12]
bleiben, weil sie doch eine gute deutung haben kundte, wie ich im Buechlin de
Capt: [13] Babylonica [Bl. F 4] schreib, Nemlich, das es were ein alter brauch
aus Mose [14] genomen und bey den ersten Christen fur und fur blieben.7 Denn
was Mose [15] [3. Mose 8, 27; 10, 14] vom Thnupha und Thruma sonderlich
Deuteronomio xvj. schreibt8, kan nu ein [16] jglicher Leye in der Deudschen
Biblia lesen, das es nicht opffer gewest sind, [17] Gott zu versuenen umb die
suende, wie die Papisten jre Messeopffer hielten und [18] verkaufften auffs
schendlichst etc. Sondern eitel Danckopffer oder dancksagung [19] fur die
empfangen gueter des Lands etc. Auch were das eine feine deutung, [20] das der
Priester mit auffhebung des Sacraments nichts anders thette, Denn [21] das er
die wort verkleret9 ‘Das ist mein Leib’, als wolt er mit der that [22] sagen10:
Sehet, lieben Christen, das ist der Leib, der fur euch gegeben ist, das [23]
also das auffheben nicht ein zeichen des opffers (wie die Papisten narren)
gegen [24] Gott sondern eine vermanung were gegen die Menschen, sie zum glauben
zu [25] reitzen, Sonderlich weil ers so eben11 auffhuebe bald nach den worten:
‘Das ist [26] mein Leib fur euch gegeben’, Und doch nicht einen Buchstaben vom
opffer da [27] bey meldet. Solchs findestu im buch de Capti.12
[28] Jn dem
ich so dencke und bleibe, poltert und rumpelt13 wider mich herein [29] Hans
unvernunfft D. Carlstad mit seinen Himlischen Propheten und [30] lesst wider
uns ein Buechlin14 ausgehen, darin schalt er uns Wittemberger
[Seite 164]
[ 27 heuti es
AC]
[1]
Christmoerder, Christcreutziger, newe Papisten etc.1 und machts seer grob und
[2] unesse.2 Hatte doch keine andere ursachen, Denn das wir das Sacrament [3]
auffhueben. Solch auffheben deutet er geopffert, Weiter deutet er geopffert so
[4] viel als Christum gecreutzigt, ermordet, geschlachtet und viel erger gehandelt
[5] weder3 die Jueden je gethan hatten. Nu wuste er seer und aus der massen [6]
wol, das wir Wittemberger das Sacrament nicht ein Opffer hielten, Sondern [7]
hatten nu fast bey drey jaren wider die Papisten gestritten, das es nicht ein
[8] Opffer sein noch heissen kuendte, Sondern eine gnedige Gabe und Testament
[9] Gottes (wie droben gesagt), Und wir jm nicht zu dancken hatten der Lere4,
[10] das das Sacrament kein Opffer were, Denn wirs so lange zuvor von jm [11]
nicht gelernt, Sondern er uns zu dancken hatte, von welchen ers gelernt hatte,
[12] sonst were es vieleicht in seinen kopff nimer mehr gefallen.
[13] DA ich
nu solchen tollen Geist toben sahe [Bl. G 1] wider uns on ursache, [14] das er
uns wolt suende machen, und so grewliche sunde, da doch keine sunde [15] war
noch sein kundte, Fur ich zu5 und behielt die Elevation, dem selben [16] Teufel
eben zu wider und zu verdries6, welche ich doch geneigt war, fallen [17] zu
lassen wider die Papisten7, Denn ichs nicht leiden wolte, auch noch nicht [18]
wolt, das der Teufel mich etwas leren solte in unser Kirchen zu ordenen [19]
oder setzen.8 Sonderlich auch darumb nicht, das mir solte ein solch scheuslich
[20] gewissen gemacht werden9, als hette ich Christum ermordet, gecreutzigt,
geschendet [21] etc., wo ich die Elevation hielt und nicht abthet, wie der
tolle geist [22] fur gab, und umb solchs boesen Gewissens willen mueste und
gezwungen wuerde, [23] die Elevation abzuthun, Nein, nein, solches gewissens
war ich unschueldig10, das [24] wuste ich fur war, und kundte michs nicht
annemen11, so12 wuste ers auch wol.
[25] DEnn ehe
ich solch Gewissen wolt annemen oder auff mich laden, das [26] ich darumb
mueste die Elevation fallen lassen, das ich durch die selbigen mich [27] einen
Christmoerder, Creutziger, Hencker achten solt, wolt ich noch heutiges tages
[28] die Elevation nicht allein behalten, Sondern, wo es an einer nicht gnug
were, [29] drey, sieben, zehen Elevation helffen anrichten.13 Darumb wolt ichs
frey [30] haben (wie es denn auch ein frey ding ist und sein mus), darin kein
sunde [31] geschehen kůndte, man hielte oder liesse es fallen. Aus dieser
ursachen ist die [32] Elevation bey uns blieben. Denn was frey ist, nemlich
weder geboten noch [33] verboten, darin man weder sundigen noch verdienen14 kan,
das sol in unser
[Seite 165]
[1] macht
stehen, als unser vernunfft unter worffen, das wirs muegen on alle [2] sunde
und fahr1 des Gewissens brauchen oder nicht brauchen, halten und [3] faren
lassen nach unserm gefallen und notturfft, Und wollen kurtz umb2 [4] hierin
freie Herrn und nicht Knechte sein, die es muegen damit machen, wie, [5] was,
wo, und wenn sie wollen, Und nicht gezwungen sein abzuthun, bey [6] solcher
schwerer, grosser schrecklicher sunde, wie Carlstads geist wolte, Auch [7]
nicht zu halten, bey verlust der Seelen seligkeit, wie des Bapsts teuffel wil,
[8] Sondern sol heissen: Wiltu es nicht auffheben, so lasse es liegen. Wiltu es
[9] nicht liegen lassen, so hebe es auff. Was fragt Gott darnach? Was fragt
[10] mein Gewissen auch darnach? Eben so wenig als der Altar darnach [Bl. G ij]
[11] fragt, ob du es drauff heben oder legen wilt, gilt jm gleich viel.
[12] Demnach
haben die Sakraments feinde nicht ursache zu rhuemen, als theten [13] wirs jnen
zu willen3 und dienst4, das wir die Elevation fallen lassen. [14] Und sols
niemand dafur halten, das wir uns damit wollen zu jrem lesterlichen [15] jrthum
neigen, viel weniger begeben5, Sondern wollen sie bestendiglich und [16]
festiglich fur Gottes und unser verdampte feinde halten, Und nicht sampt jnen
[17] Christus wort leugnen, schenden und verkeren, als muesten wir von jnen
lernen [18] brot essen und wein trincken, Welches wir wol on Christus abendmal
thun [19] koennen, Und die gantze Welt teglich on Gott allzu viel thut.
[20] Sondern
das ist die einige ursachen, das wir das auffheben lassen anstehen6, [21] Weil
fast das mehrer teil7 Kirchen lange zuvor haben das auffheben [22]
nachgelassen8, So wolten wir uns den selbigen vergleichen9, und nicht ein [23]
sonders uben in solchem stueck, das an sich selbs frey und on fahr des
Gewissens [24] stehen oder liegen kundte. Sonderlich, weil ich von anfang dazu
geneigt [25] und gewislich zu der zeit gethan hette, Wo nicht Carlstad solche
grewliche [26] suende draus gemacht hette, wie gesagt ist. Denn wo es sonst on
sunde [27] und fahr oder on ergernis geschehen kan, ists gar fein, das sich die
Kirchen [28] auch in eusserlichen stuecken, die doch frey sind, vergleichen,
wie sie sich im geist, [29] glauben, Wort, Sacrament etc. vergleichen, Denn
solches stehet fein10 und gefellet [30] jederman wol.
[31] Auch
darumb, das solche ungleicheit, weil sie unnoetig ist, seer ehnlich [32] sihet
einem Schisma, uneinigkeit oder trennung der hertzen. Denn von anfang [33] der
Kirchen haben die Ceremonien viel unlusts11 in den Kirchen angericht12, [34]
als13: das Osterfest14 richtet ein solch wesen15 an, das wenig Kirchen mit
einander [35] drueber eines sinnes waren. Und der Bisschoff zu Rom, Victor,
thet in [36] den Bann alle die Kirchen in Griechenlande und gegen morgen,
darumb das [37] sie nicht mit der Roemischen Kirchen auff gleichen tag Ostern
hielten. Aber
[Seite 166]
[ 3
vergleichen C 16 Sonder C]
[1] er ward
gestrafft1 vom Bisschoff zu Lion, Jreneo, das er muste abstehen und [2]
jglicher Kirchen jre weise und tag lassen zum Osterfest, weil es on [Bl. Giij]
[3] fahr und ergernisse nicht kundte vergliechen werden, Und kein fahr drauff
stund2, [4] ob Rom auff einen andern tag Ostern hielt, Und die Griechen auch
auff einen [5] andern.
[6] Solches
dings ist viel mehr, darin sich die Griechen mit den Roemern [7] nicht
vergliechen, auch noch nicht3 vergleichen. Und was thut das Bistum [8] Meylan4
noch heutiges tages, welchs doch unter den Bapst in Welschenlanden [9] ligt, Da
nicht allein die Elevation oder ein stuecke in der Messe den andern [10]
Kirchen, sondern die gantze Messe ungleich ist, sonderlich das es den kleinen
[11] Canonem nicht hat und aller dinge5 ein eigen weise hellt in der Messe.
Also [12] das ich Anno 15106, Da ich dadurch zog, an keinem ort kundte Messe
halten, [13] Und die Priester uns sagten: Nos sumus Ambrosiani7, non poteritis
hic celebrare. [14] Und was darffs viel wort? Es ist kein Kirche auff Erden, da
so [15] mancherley ungleicheit und weise in Gottes dienst und in den Kirchen
ist als [16] eben in der Roemischen kirchen, das zeigt nicht allein die
erfarung, Sondern [17] auch die Buecher im geistlichen Recht, welcher gar viel
weniger weren, wo [18] mehr gleicheit in der Roemischen kirchen blieben were.
Aber es hat dem Bapst [19] genuetzet, das viel oder alles ungleich zugienge,
wenn sie allein darin gleich [20] wuerden, das sie jn fur das heubt der gantzen
Christenheit hielten.
[21] Daher
der spruch unter jnen gieng: Si fueris Romae, Romano vivito [22] more.8 Wenn du
zu Rom bist, so halt dich Roemisch. Also mag ich hie [23] auch sagen:Wenn du an
einen ort komest, da man die Elevation noch hellt, [24] so soltu dich nicht
ergern noch sie verdamnen, Sondern las dirs gefallen, weil [25] es on sunde und
fahr des Gewissens geschicht, Vieleicht koennen sie es noch nicht [26] endern.
Aber dennoch ists ja9 feiner und stehet besser, das man sich des [27] stuecks
in allen Kirchen vergleiche.10 Und weil die Elevation ungeboten und [28]
unnoetig ist, als on Gottes gebot von Menschlicher andacht11 herkomen, So [29]
ists billicher, das man sich mit den Kirchen vergleiche12, so kein Elevation
[30] haben, denn widerumb13 mit denen, so sie haben. Denn S. Paulus leret uns
[31] trewlich allenthalben, das wir vleissig sein sollen, gleich und
eintrechtig zu [32] leren und zu leben und uns hueten fur uneinigkeit oder
ungleicheit, wo wir [33] [Röm. 12, 16] koennen, Rom. xij.: ‘Habt einerley sinn
unternander’ j. Corinth. j.: [Bl. G 4] [34] [1. Kor. 1, 10] ‘Jch erinnere euch,
lieben brueder, durch den namen unsers HErrn Jhesu Christi, [35] das jr
einerley rede fueret, und lasst nicht spaltung unter euch sein’.
[Seite 167]
[1] Wo aber
solchs nicht sein kan, so lasse das xiiij. Capitel Rom. gehen: [2] [Röm. 14,
1f.5.17] ‘Verwirret die gewissen nicht, Einer gleubt, er moege allerley essen,
Welcher [3] aber schwach ist, der isset kraut1. Einer hellt einen tag fur den
andern, Der [4] ander aber hellt alle tage gleich, Ein jglicher sey in seiner
meinung gewis. [5] Das reich Gottes ist nicht essen und trincken, sondern Gerechtigkeit,
Friede [6] und Freude im heiligen Geist’. Darumb lasst uns dem nach streben,
das [7] zum Friede dienet, und zur besserung unternander dienen. Des2 helffe
uns [8] allen unser lieber HErr Jhesus Christus mit Gott dem Vater und dem
heiligen [9] Geist, gelobt in Ewigkeit, AMEN.
[Seite 168]
[Einleitung]
Jn seinen
Lutherpredigten, und zwar in der 12. Predigt von 1540, erzählt Johannes
Mathesius von dem Reformator: “Auffn Sebastian Francken, den er auch in seinen
schrifften ein lateinische kunsthummel nennet, war er sehr zornig, das er dem
Ehestand und Weyblichen geschlecht zu unehren vil schendtlicher sprichwoerter
hat drucken lassen”.1 Zwar ist Luther auch schon 1540 gelegentlich an seinem
Tische über Franck hergezogen2, doch findet sich dasjenige Urteil, auf welches
Mathesius anspielt, erst in der unten folgenden Vorrede von 1545.3 Der
Verfasser der Apologie für den Ehestand, zu der Luther sie beigesteuert hat,
ist Johann Freder, der in Wittenberg studiert hatte (immatrikuliert am 21. Juni
1524) und Magister geworden war; er hat sich dort auch verheiratet, und zwar
wohl schon um 1535 mit Anna Falck, einer nahen Verwandten von Justus Jonas'
zweiter Frau Katharina Falck. 1537 wurde er Konrektor am Johanneum in Hamburg,
nach drei Jahren Lector secundarius und Pastor am Dom zu Hamburg.4 1537 gab er
eine lateinische Übersetzung von Luthers “Ein einfältige Weise zu beten für
einen guten Freund” heraus5; 1543 erschienen von ihm in lateinischer
Übertragung die zwei Taufpredigten, die Luther am 1. und 2. April 1540 in
Dessau gehalten hat, sowie die am Sonntag Quasimodogeniti (4. April) 1540
abends von Luther gehaltene Predigt.6
[Seite 169]
Was Freder zu
seiner Schutzschrift für den Ehestand getrieben hat, erklärt er in seiner (sich
an Luthers Vorrede anschließenden) Widmung an die Königin Dorothea von
Dänemark1: Aus 1. Mos. 2, 18 und Matth. 19, 6 folge, daß der Ehestand nicht nur
Gottes Geschöpf, Ordnung und Segen, sondern auch ein guter, seliger, heiliger,
Gott wohlgefälliger Stand sei. Heidnische Philosophen und Poeten, der
Widerchrist zu Rom in seinen Dekreten, ueuerdings Sebastian Franck in seinen
Sprichwörtern habe ihn geschmäht. Solche Schandsprüche habe er zu widerlegen
gesucht, nicht allein mit göttlicher Schrift, sondern auch mit Exempeln vieler
tugendsamer Weiber aus heidnischen Historien.
Franck hat in
der Tat im 1. Teil seiner Sprichwörtersammlung (Frankfurt a. M. Christian
Egenolff 1541)2 eine große Anzahl Sprichwörter zusammengestellt, in denen sehr
verächtlich, z. T. sehr derb und unflätig über die Frauen und den Ehestand
geurteilt wird. Er hat natürlich nicht entfernt sich diese Urteile aneignen
wollen. Seine schriftstellerische Tätigkeit bestand ja großenteils in einer
vorurteilslosen und unparteiischen Zusammenstellung der verschiedensten
Meinungsäußerungen, weil er davon überzeugt war und andere davon überzeugen
wollte, daß die volle Wahrheit nirgends, Wahrheitskörner aber überall zu finden
wären und daß man sich der Wahrheit nur nähern könne, wenn man alles prüfe und
das Beste behalte. Besonders charakteristisch für diesen seinen Standpunkt ist
die den 3. Teil seiner Chronica von 1531 bildende “Ketzerchronik”.3 Andrerseits
ist es aber doch auch nicht verwunderlich, wenn Leute von abgeschlossener
Weltanschauung und fester Glaubensüberzeugung wie eben z. B. Luther und Freder
diesen Relativismus und Kritizismus nicht verstehen konnteu und ihn für alles
verantwortlich machten, was er vorbrachte, ohne es zu widerlegen oder überhaupt
Stellung dazu zu nehmen. Bei Luther mochte nachwirken die Erregung über die
“Geringschätzung der Ehe und Verachtung der Frau”, wie sie “zum geistigen
Bilde” des vorreformatorischen Wittenberg gehörte.4
Freders
Dialog entwickelt sich zwischen einem Johannes, hinter dem er selbst steckt,
und einem Antonius, den er ermahnt, von seinem unzüchtigen Leben abzustehn und
sich in den Ehestand zu begeben. Antonius bringt allerlei Bedenken vor,
wiederholt dabei aber eigentlich nur die bei Franck zusammengestellten Sentenzen
und Sprichwörter. Johannes widerlegt sie. Besonders verweilt er bei einem
Ausspruch des “Philosophus Secundus” — gemeint ist jener Johannes Secundus von
Athen, der unter Hadrian gelebt haben soll und dem in seiner aus dem 2.
Jahrhundert n. Chr. stammenden, im Mittelalter viel gelesenen Vita Antworten im
Stil der Neupythagoräer auf philosophische Fragen des Kaisers beigelegt
werden.5 Hier wird das Weib bezeichnet als “des Menschen Schand,
[Seite 170]
eine
unersetliche Bestien, eine ewige sorg und unruge, ein unauffhoerlicher streit,
ein teglicher schad, des geilen Mannes untergang und schiffbruch, ein Vas des
Ehebruchs, ein schedlicher krieg, ein gifftig boese Thier, eine grosse buerde,
ein unheilbar Blindschleich.”1
Jn einem
Nachwort an den christlichen Leser wendet sich Freder auch noch gegen Stellen
in Francks “versiegeltem verpitschiertem Buch”2 und “seiner gulden Arca”.3
Endlich verteidigt er sich gegen den Vorwurf, daß er erst nach Francks Tode
über denselben hergefallen wäre. Das sei unzutreffend: er habe sein Büchlin
vorher “in Sächsischer Sprache” ausgehen lassen4 und das Manuskript dem
Buchdrucker zugeschickt, ehe er etwas von dessen Tode erfahren habe5; dafür
beruft er sich auf das Zeugnis glaubwürdiger Leute.6
Ausgabe:
“Ein Dialogus
|| dem Ehestand zu || ehren geschrieben. || Durch M. Johan Freder, An || die
Durchleuchtigste Hochgebor || ne Fuerstin, Frawe
[Seite 171]
Dorothea, ||
Koenigin zu Denne-||marck &c.. || Mit einer Vorrede D. || Mart. Luth. ||
Wittemberg. || M. D. XLV. ||” Mit Titeleinfassung (A. Götze, Die hochdeutschen
Drucker der Reformationszeit: Nr. 103; J. Luther, Die Titeleinfassungen der
Reformationszeit: Tafel 25). Titelrückseite bedruckt. 66 unbezifferte Blätter
in Quart (= Bogen A –R), das letzte Blatt (= R 4) leer. Am Ende (Blatt R 3b Z.
1): “Gedruckt zu Wit-||temberg Durch || Nickel Schir-||lentz. || M. D. XLV. ||
”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Barth KB,
Berlin (Luth. 9476), Bonn, Schwabach, Weimar, Wittenberg, Zwickau; London. —
Erl. Ausg. 63, 384; G. Mohnike, Des Johannes Frederus Leben und geistliche
Gesänge II (1837), S. 42; C. M. Wiechmann, Meklenburgs altniedersächsische
Literatur I (1864), S. 200.
Nur diese Ausgabe ist mit der Vorrede
Luthers erschienen.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 12 (1559), 374a –375b; Jena 8 (1558), 282a –284a;
Altenburg 8, 471 –473; Leipzig 22, Anhang 136 –138; Walch1 14, 394 –401; Walch2
14, 410 –417; Erlangen-Frankfurt 63, 384 –391.
[1] [Bl. A
ij] Martinus Luth. D.
1545
[2] Jch habe
zwar auch bey leben Sebastiani Francken nichts wollen [3] wider jn schreiben1,
Denn ich solchen boesen Menschen zu hoch [4] veracht und alzeit gedacht, sein
schreiben wuerde nichts gelten [5] bey allen vernunfftigen, sonderlich bey
Christen leuten, und [6] von sich selbs in kurtz untergehen, wie ein Fluch
eines zornigen [7] boesen Menschen. Denn so leret der Koenig Salomo in seinen
Spruechen, cap. 26: [8] [Spr. 26, 2] “Wie ein Vogel dahin fleuget und ein
Schwalbe furuber feret, So ist ein unverdienter [9] Fluch und thut nichts.”
[10] Hie
leret uns Salomon, das wir uns der unnutzen meuler, so gerne [11] fluchen und
lestern, nicht sollen annemen, Sondern also dencken und sagen: [12] Es ist eine
schwalbe, die uber mir hinferet und zitzschet2 ein wenig. Denn [13] wer so tol
were, das er solchs von der schwalbe nicht leiden, sondern jren [14] flug weren
wolte, als sorget er, sie wuerde jm auff dem Heubt nisten und [15] misten oder
die augen ausstechen oder die nasen abbeissen, den wuerde man [16] billich fur
einen Narren halten, und mueste auch in der warheit tol sein, der [17] eitel
vergebliche, toerichte sorge und erbeit furneme.
[Seite 172]
[1] Also
lieset man in vitis Patrum1 auch, das ein Bruder klaget einem [2] alten Vater,
wie jm so viele boeser gedancken einfielen, die jm wehe theten. [3] Denn der
Teuffel ist ein Meister, boese gedancken in die guten hertzen zu schreiben [4]
wider Gott und Menschen, hat dazu eine harte fedder und seer scharffe [5]
tinten, die wie fewr brennet, aus seinem Hellischen Tintenfas. Antwortet der
[6] Alte und sprach: “Hoerestus? Das dir die Vogel uber deinem kopffe fliegen,
[7] kanstu nicht wehren. Aber das kanstu wol wehren, das sie dir nicht in den
[8] haren nisten. Also thu hie auch, fallen dir gedancken ein, so lasse sie
wider [9] ausfallen, Komen sie, so las sie wider faren, und halt sie nicht
auff, noch [10] zancke dich mit jnen!”2
[11] Nu ist
Bastian Franck solch ein boese lesterlichmaul, das nichts kan denn [12] lestern
und schenden, und uber alle mas gern das ergste von jederman schreibet [13] und
redet, als were er des Teuffels eigen und liebste maul, Das ich halt, [14] Es
sey sein leben gewest, von andern Leuten ubel zu dencken und zu reden, [15]
davon er sich mehr geneeret hat denn von essen und trincken. Da ist niemand,
[16] der recht leret oder lebet, er sey oder heisse, wie und wer er wolle. Und
ob [17] jm etwas guts begegnet, so lest ers doch fur uber gehen, oder verkerts
schendlich, [18] sucht und groebelt3 jmer nach dem bosen, davon er sagen muege,
Das es [19] wol scheinet, wie es jm in seinem hertzen leid ist, wo er etwas
guts findet, [20] das er [Bl. A iij] nicht taddeln kan, und alle seines hertzen
lust ist, wo er [21] boeses finden kan, das er ruettelen moege zum stancke.
Buesset also seine lust [22] in der armen Menschen unglueck, jrthum und sunden,
wie eine unfletige Saw [23] mit jrem russel im dreck und stanck thut.
[24] Und hat
dennoch das grifflin funden, das er gewust, wie die Historien [25] bucher fur
andern sonderlich gerne gelesen werden und lieb gehalten sind, weil [26]
jederman natuerlich gerne wueste, was vor zeiten geschehen ist, noch geschicht
und [27] geschehen sol. Also hat er jm sonderlich furgenomen Historien zu
schreiben, [28] da mit er seinen gifft unter dem honig und zucker deste
mechtiger unter die [29] Leute brechte und deste groessern schaden thete. Denn
er wol gefuelet, das er [30] zuleren die warheit und jrthum oder ketzerey wider
zustehen noch zu einigem [31] Kirchendienst gantz und gar untuechtig und kein
nutz sein kund. Darumb er [32] sich auch umb solchs gar nicht hat angenomen,
sondern allein wollen das thun, [33] das er kundte, nemlich lestern und
schenden und darin sich weiden und erluesten.
[34] Denn aus
seinen Buechern wirstu nicht wol lernen, was ein Christ gleuben [35] oder ein
from Man thun sol, er kan und wils auch nicht leren. Ja, [36] das viel mehr
ist, du wirst aus seinen Buchern nicht wissen, was er doch [37] selbs gleubet
oder fur ein Man sey. Alles taddelt er, Aber nichts saget er
[Seite 173]
[1] dagegen
oder disputirte doch, was man gleuben oder halten solte, On so viel [2] ich dem
geruch meiner nasen nachspueren und urteilen kan, so ist er ein Enthusiast [3]
oder Gaister, dem nichts gefellet denn Gaist, Gaist, Gaist, der vom Wort, [4]
Sacrament, Predigampt nichts helt, sondern nach dem Gaist sol man leben. [5]
Das ist ein solch Leben, da der Muentzer seine Bauren auch hinbracht, das [6]
sie keinen Buchstaben, ja kein Buch noch Schrifft weder sehen noch hoeren [7]
wolten und uns und die unsern Schrifftgelerten und Buchstabeler hiessen, [8]
spotteten unser, wo sie ein Buch in unsern henden sahen, und so wir mit [9]
jnen reden wolten, stopfften sie die ohren zu und sprachen, Sie hetten den [10]
Gaist, kuendten unser wort nicht hoeren. Das heisst ein leben, da ein jeglicher
[11] sein selbs Meister ist und thut, was er wil und was jn gut duenckt, mus
als [12] denn alles recht und wol gethan und der Gaist heissen, Alles ander mus
[13] stincken und nichts sein denn eitel Flaisch, Flaisch, Flaisch.
[14] Denn da
er den Luther wol und verdrieslich gnug articulirt hatte mit [15] aller seiner
Lere und auff die Wort des Sacraments kompt: Das ist mein [16] Leib &c..,
spricht er: Diese Wort hat der Luther ertappet und feret damit fort, [17] und
solts alles brechen, als were der Gaist nichts. Da hoerestu wol, das [18] er
den Buchstaben der heiligen Schrifft feind ist, und nicht allein ein Schwermer
[19] und Sacramentschender, sondern, wie gesagt, ein Gaister und Enthusiast
[20] ist, der nicht wil unter Gottes wort oder der heili-[Bl. A 4]gen Schrifft,
sondern [21] Richter und Meister uber sie sein aus dem Gaist.
[22] Was ists
nu wunder, das ein solcher besessener Mensch nichts guts leren [23] noch thun
kan? Er mus Gott und Menschen lestern, schenden, liegen und [24] triegen, wie
jn der Gaist, des er truncken und vol ist, treibt, und denn am [25] meisten,
wenn er sich am heiligsten und fromsten stellet. Der Gaist kan nicht [26]
anders, Des sind wir gnug gewarnet von den lieben Aposteln.
[27] ANdere
frome Lerer (ja auch wol etliche jrrende Ketzer des gleichen thun) [28] die
schelten auch und straffen die laster getrost. Aber das thun sie nicht [29]
darumb, das sie lust und freude an den lastern hetten, zu ruetteln, zu lachen
[30] oder spotten der armen elenden Suender in jrem hertzen, wie der Phariseer
[31] [Luk. 18, 11] im Euangelio thet und sprach: “Jch dancke dir, Gott, das ich
nicht bin wie [32] andere Leute, und wie dieser Zoelner.” Und wie der
schendlich Ham seinem [33] Vater Noah thet, der lust und Freude daran hatte,
das sein Vater truncken [34] [1. Mose 9, 21ff.] und auffgedeckt da lag, Lachet
des und weisets seinen Bruedern mit aller lust, [35] Als were es jm leid, wo
sein Vater anders oder zugedeckt da lege oder nuechtern [36] were. Sondern
darumb straffen die Fromen allerley laster, das sie die [37] selben gern
bessern wolten und jnen von hertzen leid ist und weh thut, das die [38] Leute
also vom Teuffel und Fleisch in sunde und schande gefellet werden, [39] were jn
wol lieber, das keine sunde noch laster geschehen musten.
[40] Zu dem
leren sie darneben viel und allerley guts, lassen sich frey hoeren [41] und
vernemen, wer sie sind, was sie gleuben und was sie nicht gleuben, [42] Damit
man wisse, was man an jnen hat und wo man sie daheim finden
[Seite 174]
[1] [Eph. 4,
1] moege. Summa, sie sind Kinder des liechts und wandeln im liecht. Aber [2]
die Hammisten und Phariseisten fragen nichts darnach, wie andern Leuten zu [3]
raten oder zu helffen sey, Haben daran gnug, das sie in ander Leute dreck [4]
und sunden sich wol weiden, suddelen und unnutz machen konnen, wollen damit [5]
fur der Welt gesehen und gerhuemet sein.
[6] Es
gemanet mich jr eben wie der schendlichen Fliegen, die uns zu weilen [7] in der
naturlichen not auff dem heimlichen gemach wollen in den hindern [8] kriechen,
und in der selben Rosen und feinen Blumen sich weiden und jr honig [9] saugen,
Und darnach herfur fliegen, wenn sie den russel und fusse daselbst wol [10]
besuddelt haben, wollen sie uns im angesicht, auff der nasen, auff den augen,
[11] backen, maul, an dem aller ehrlichsten ort sitzen, als kemen sie aus einem
[12] wolriechenden Lustgarten oder einer Apoteken.
[13] Solcher
Fliegen eine ist dieser Sebastian Franck und schier der furnemsten [14] eine,
das er mit seinem Vater Ham und mit seinem Bruder, dem Phariseer, [15] wol
moecht wetten, welcher den schonen namen Beelzebub fur andern allen in [16]
dieser sachen behalten moecht. [Bl. B 1] Beelzebub heisst eine grosse Fliege,
die [17] wir Deutschen ein Hummel nennen, welchen namen vorzeiten das volck
Jsrael [18] [Matth. 10, 25; 12, 24] dem Teuffel gegeben hat, wie wir im
Euangelio lesen. Denn das ist des [19] Teuffels eigen art und Ampt, das er
seinen Russel in der armen Menschen [20] sunden suddelt, wuelet und ruttelt,
als wolt er den Dreck gerne so groß und [21] breit machen, das der Himel vol
stancks und Gott mit allen Engeln her aus [22] gestenckert wuerde.
[23] Ja eben
ein solche Hummel ist dieser Sebastian Franck, wie du in diesem [24] buechlin
M. Johan Freders sehen wirst, denn da kreucht er allen Frawen in [25] den
hindern und treibet zusamen mit seinem schendlichen Ruessel alles, was [26] der
Teuffel jemals boeses von den Weibern geredt oder durch sie gethan hat. [27] Da
kuetzelt er sich mit1, lachet und thut jm so hertzlich sanfft, das er nichts
[28] guts, sondern alles ubel von jnen reden mag, hat seine lust in solchem
schoenen [29] feinen Balsam und Thesem.2 Helts dazu uns auch fur die nasen und
maul, [30] als solten wir jm dancken und loben, das er uns einen solchen stanck
und [31] Teuffelsdreck fur die nasen bracht hat, oder wie eine grosse Arshummel
uns [32] solchen grossen unflat in das angesicht durch seine Buecher geklickt3
hat, des [33] wir froelich sein musten.
[34] Jch wil
nur eins anzeigen, damit ich zeuge, das ich seine Bucher gelesen [35] und nicht
on ursache jm Feind bin. Lieber, sage mir, wie stehet das einem [36] Historien
schreiber an, da er spricht; “Lessche das liecht aus, so sind die Weiber [37]
alle gleich”?4 Und ob er solche Wort etwa gehort hette von einem leichtfertigen
[38] Menschen, solt ers darumb ins Buch schreiben und mit solchen freuden [39]
und lust bestetigen? Solt er nicht zum wenigesten, wenn er ja der heiligen
[Seite 175]
[1] Weiber
und Jungfrawen vergessen hette, an seine eigen Mutter dencken, oder [2] an sein
eigen Weib, und sich schemen in sein Hertz, wenn ein Fuencklin vernunfft [3]
oder ehre und ein redlicher Blutstropffe in seinem Leibe were? Oder [4] warumb
sind die Menner nicht auch alle gleich, wenn man das liecht auslescht?
[5] “Ja er
hats vieleicht so arg nicht gemeinet.” Meine hin, meine her, So [6] hat er
gewislich das gemeinet, das er die Frawen hat wollen schenden, wie er [7] sonst
auch jederman thut. Denn zu ehren den Frawen darff man solcher [8] Wort nicht,
wie dis ist und viele andere mehr, die du in diesem Buchlin [9] finden wirst,
doch wol gestrafft und verdampt, welche kein from Biderman [10] mit gedult
lesen kan, und wer sie gerne lieset, ist ja so from und redlich als [11] dieser
Beelzebub Franck, oder der Scheispoet Lemchen2, der auch ein solche [12] Arshummel
gewest ist.
[13] Aber,
wie gesagt, ich habe niemal furgenomen, wider diesen Beelzebub [14] Francken zu
[Bl. B ij] schreiben, wils auch noch nicht thun und jn der ehren [15] nicht
werd achten, als ers auch nicht werd ist. Wer vernunfft hat, der wird sich [16]
selbs wol wissen zu halten gegen solche Francken, Lemchen, Hammen und [17]
Phariseer. Das weis ich wol, wer Franckens oder Lemchens buch kan mit [18] lust
und liebe lesen, der kan keinen gnedigen Gott haben, ja auch sein eigen [19]
Gewissen nicht zu frieden haben, ob er wol einen und alle Teuffel zu gnedigen
[20] Herrn hat. Allein diesem Buchlin zu ehren habe ich diese Vorrede, weil ich
[21] selber wol gerne viel ergers wider den Francken zu schreiben ursachen
hette, [22] wollen schreiben, damit ich huelffe, jederman zu warnen fur dem
Teuffel und [23] seinen Hummeln, die beide Gott und Menschen feind sind und
schaden thun [24] an ehren, auch an Leib und Seele und wo sie konnen. Christus
unser HErr [25] steure jm und zerstoere jn! Amen.
[Seite 176]
[Einleitung]
Am 6. März
1544 schreibt Georg Spalatin in Altenburg an Stephan Roth in Zwickau1: ‘Non
dubito ... te valde gratum fecisse nostris et patronis et amicis
Vitebergensibus. Mihi certe gratissimum fecisti mittendo et Reverendissimi
patris nostri D. D. M. Lutheri ad D. Erasmus Roterodamum et vicissim eius ad D.
Lutherum epistolam.2 Siquidem, quod sciam, hactenus neutram legi, neutram vidi
... Est et istud gratissimum, quod tam amanter reliqua quoque polliceris ad
iuvandum tam sanctum opus et toti Ecclesiae profuturum una cum Strenuo et
literatissimo viro meo Compatre amantissimo D. Iosepho Levino Metschio, totius
nobilitatis Voitlandiensis ornamento ...’ Und am 29. März3: ‘Si poteris aliquid
scriptorum, de quibus schedula facit mentionem, nobiscum communicare, fac
quaeso. Gratissimum enim piis omnibus feceris.’ Auf dem beiligenden Zettel
nennt Spalatin vier Aktenstücke zu den Anfängen der Reformation, die ihm Roth
aus seinem Besitz ‘sive etiam ex aliorum bibliothecis’ verschaffen solle,
darunter: ‘D. D. M. Lutheri epistolam ad Hieronymum Episcopum
Brandenburgensem’.4 Er fährt fort: ‘Nam et haec cupiunt Vitebergae inserta
primo operum Reverendissimi patris nostri D. Doctoris M. Lutheri Tomo. In quod
opus sanctissimum M. G. Rorarius totus, ut video, incumbit ...’ Am 6. Mai 1544
wendet er sich in derselben Angelegenheit an Wenzeslaus Link in Nürnberg5: ‘Ad
proximas meas literas spero te mihi responsurum per Rolhansen ad nos redeuntem
missurumque, si habes, quae petivi, ad primum Tomum operum Latinorum
Reverendissimi Patris Domini D. M. Lutheri. Nisi igitur misisti, non desino
orare, ut mihi mittas, si vel habes ipse vel apud ullos isthic invenire poteris
...’ Nun nennt er zuerst ein Aktenstück, das er schon von Roth verlangt hat.
‘Deinde flagitant nostri, imo etiam
[Seite 177]
Reverendissimus
Pater D. D. M. Luth. epistolam Raphaelis Cardinalis, ordinis Augustiniani
Generalis, ad Principem nostrum Electorem Fridericum Saxoniae1, qua Principem
cohortatur, ut sibi caveat a Luthero, ne suscitet nescio quas Tragoedias.’ Wenn
Link diese beiden Aktenstücke habe, solle er sie direkt nach Wittenberg an
Luther schicken. Am 27. Mai2 wiederholt Spalatin die Bitte um Übersendung des
Briefs des Kardinals, den er trotz alles Suchens bisher weder in seiner
Bibliothek noch in Torgau noch sonstwo habe finden können.
Wir sehen
hier Spalatin bei der Arbeit, das Material für den ersten Band der
Gesamtausgabe der lateinischen Schriften Luthers zu beschaffen. Wir erfahren,
daß auch von Wittenberg aus Anstrengungen gemacht wurden, das Material
zusammenzubringen, daß besonders Georg Rörer sich ganz in den Dienst der
“hochheiligen” Sache stellte und daß endlich auch Luther selbst bei der
Redaktion beteiligt war. Er hat dem ersten Bande eine inhaltreiche, vielfach
verwertete Vorrede vom 5. März 1545 vorangestellt, über die Paul Kalkoff3
urteilt: “Diese aus der Fülle der Erinnerung mit feiner Jronie geschriebene
Skizze gehört noch heute zu dem eisernen Bestand unserer vornehmsten Quellen,
wenn sie auch chronologisch nicht ohne Schwierigkeit ist und überhaupt cum
grano salis verstanden sein will.”4
[Seite 178]
Der Band wird
bald, nachdem Luther seine Vorrede vorangestellt hatte, erschienen sein, denn
am 15. Mai 1545 erwartete Joseph Levin Metzsch in Mylau von Rot bereits “den
andern Teil der lateinischen Bücher Doctor Luthers”.1 Und eine Übersetzung der
Praefatio Luthers und des von Melanchthon dem Bande beigegebenen Geleitworts (CR.
V Nr. 3147) hat der spätere Königsberger Osiandrist Johann Funck, damals
Prediger in seiner Heimat, der Vorstadt Wöhrd bei Nürnberg2, mit einer Vorrede
an Andreas Wolf, Kämmerer der Kaiserlichen Freistadt Regensburg, schon am 4.
Juli 1545 (bei Joh. Petrejus in Nürnberg) herausgegeben.3
Der erste
Abdruck findet sich in M. Luther, Tomus primus omnium operum. Vitebergae, Joh.
Lufft 1545, Blatt † 2a –5a; darnach: Jena I (1556), Blatt )(3a –)(6b;
Frankfurt-Erlangen, Opp. lat. var. arg. I, 15 –24. — Deutsch: Wittenberg 9
(1558), Blatt 1a –6a, Altenburg 8, Blatt b 1a –b4a; Leipzig 22, Anhang 146
–151; Walch1 14, 427 –463, Walch2 14, 438 –449. —Stücke aus dieser Vorrede,
beginnend “Vor allen Dingen bitte ich ...”: Wittenberg 3 (1550), Blatt * ~
2af.; Jena 2 (1560), Blatt 2b –3b; Leipzig 22, Anhang 152f.; Walch1 14, 464
–468.
Sonderdruck:
“Zwo new
Schrifften. || Eine doctor Martin Lu || thers, in welcher er anzeiget, grund
vnd || vrsach aller handlung, so sich anfenglich zwi || schen jm vnd dem
Pabstum verlauffen hat. || Die ander Philippi Me || lanthons, Jn welcher er
leret, wie Gott || sein Christliche Kirchen alzeyt wunderbarlich || wider allen
list des Teufels erhalten hab. || Beide ein ydem Christen in diser zeit, da der
Teuffel in sonder || heit tobet, vnd die Gemein Christi vnsers herrn
zuuerstoeren || begerret, Nutzlich vnd trostlich zulesen. || Aus dem latein
verdeutscht durch || Jo. Funck. || 1545. ||” Titelrückseite bedruckt. 18
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –E), letzte Seite (= Blatt E 2b) leer.
Die Vorrede Luthers steht auf Blatt A 2b
–C 3a.
Druck von Johannes Petreius in Nürnberg.
Vorhanden: Berlin (Luth. 8001), München
H. u. U.; London.
[Seite 179]
[1] Martinus
Luther pio lectori s.
1545
[2] Multum
diuque restiti illis, qui meos libros seu verius confusiones [3] mearum
lucubrationum voluerunt editas, tum quod nolui antiquorum [4] labores meis
novitatibus obrui et lectorem a legendis [5] illis impediri, tum quod nunc Dei
gratia exstent methodici [6] libri quam plurimi, inter quos Loci communes
Philippi excellunt, [7] quibus theologus et episcopus pulchre et abunde [8]
[Tit. 1, 9] formari potest, ut sit potens in sermone doctrinae pietatis,
praesertim cum [9] ipsa sacra biblia nunc in omni prope lingua haberi possint,
mei autem libri, [10] ut ferebat, imo cogebat rerum gerendarum nullus ordo, ita
etiam ipsi sint [11] quoddam rude et indigestum cahos1, quod nunc nec mihi ipsi
sit facile [12] digerere.
[13] His
rationibus adductus cupiebam omnes libros meos perpetua oblivione [14]
sepultos, ut melioribus esset locus.2 Verum improbitas et importuna pertinacia
[15] aliorum, qui mihi quotidie aures implebant, futurum esse, si ego vivus
[16] non permitterem edi, tamen post mortem meam essent certissime edituri ii, [17]
qui prorsus nescirent causas et tempora rerum gestarum, et ita ex una
confusione [18] fierent plurimae, vicit (inquam) eorum improbitas, ut edi
permitterem. [19] Accessit simul voluntas et imperium illustrissimi Principis
nostri Iohannis [20] Friderici Electoris etc., qui iussit, imo coegit
typographos non solum excudere, [21] sed et maturare editionem.
[22] Sed ante
omnia oro pium lectorem, et oro propter ipsum Dominum [23] nostrum Iesum
Christum, ut ista legat cum iudicio, imo cum multa miseratione. [24] Et sciat,
me fuisse aliquando monachum, et papistam insanissimum, cum istam [25] causam
aggressus sum, ita ebrium, imo submersum in dogmatibus papae, ut [26]
paratissimus fuerim, omnes, si potuissem, occidere, aut occidentibus cooperari
[27] et consentire, qui papae vel una syllaba obedientiam detrectarent. Tantus
[28] eram Saulus, ut sunt adhuc multi. Non eram ita glacies et frigus ipsum in
[29] defendendo papatu, sicut fuit Eccius et sui similes, qui mihi verius
propter [30] suum ventrem papam defendere videbantur, quam quod serio rem
agerent, [31] imo ridere mihi papam adhuc hodie videntur, velut Epicuraei. Ego
serio [32] rem agebam, ut qui diem extremum horribiliter timui, et tamen salvus
fieri [33] ex intimis medullis cupiebam.
[34] Ita
invenies in istis meis scriptis prioribus, quam multa et magna humillime [35]
concesserim papae, quae posterioribus et istis temporibus pro summa blasphemia
[36] et abominatione habeo et execror. Dabis ergo hunc errorem, pie
[Seite 180]
[1] lector,
vel (ut ipsi calumniantur) antilogiam1 tempori et imperitiae meae. [2] Solus
primo eram, et certe ad tantas res tractandas ineptissimus et indoctissimus,
[3] casu enim, non voluntate nec studio in has turbas incidi, Deum [4] ipsum
testor.
[5] Igitur
cum anno MDXVII. indulgentiae in his regionibus venderentur [6] (promulgarentur
volui dicere) turpissimo quaestu, ego tum eram concionator, [7] iuvenis (ut
dicitur) Doctor Theologiae2, et coepi dissuadere populis, et eos [8] dehortari,
ne indulgentiariorum clamoribus aurem praeberent3, habere eos [9] meliora quae
facerent4, et in iis certus mihi videbar, me habiturum patronum [10] papam,
cuius fiducia tunc fortiter nitebar, qui in suis decretis clarissime [11]
damnat quaestorum (ita vocat indulgentiarios praedicatores) immodestiam.
[12] Mox
scripsi epistolas duas, alteram ad Moguntinensem archiepiscopum [13] Albertum,
qui dimidium pecuniae ex indulgentiis habebat, alterum dimidium [14] papa, id
quod tunc nesciebam, alteram ad ordinarium (ut vocant) loci, episcopum [15]
Brandenburgensem Hieronymum5, rogans, ut compescerent quaestorum [16]
impudentiam et blasphemiam, sed pauperculus frater contemnebatur. Ego [17]
contemptus edidi Disputationis scedulam simul et germanicam concionem de [18]
indulgentiis6, paulo post etiam Resolutiones7, in quibus pro honore papae [19]
hoc agebam, ut indulgentiae non damnarentur quidem, sed bona opera caritatis
[20] illis praeferrentur.
[21] Hoc erat
coelum deturbasse et mundum incendio consumpsisse. Accusor
[Seite 181]
[1] apud
papam1, mittitur citatio mei ad Urbem2, et consurgit totus papatus [2] in me
unicum. Haec aguntur anno MDXVIII. sub comitiis Maximiliani [3] Augustae
celebratis3, in quibus agebat legatum a latere pontificis Cardinalis [4]
Caietanus, quem Dux illustrissimus Saxoniae Fridericus, Elector Princeps, [5]
causa mea adiit, et impetravit, ne Romam cogerer ire, sed ipse me vocato [6]
rem cognosceret et componeret. Mox soluta sunt comitia.4
[7] Interim,
quia fessi erant Germani omnes ferendis expilationibus, nundinationibus [8] et infinitis
imposturis Romanensium nebulonum, suspensis animis [9] expectabant eventum
tantae rei, quam nullus antea neque episcopus neque [10] theologus ausus esset
attingere. Et fovebat me utcunque aura ista popularis5 [11] quod invisae iam
essent omnibus artes et Romanationes illae, quibus totum [12] orbem impleverant
et fatigaverant.
[13] Veni
igitur pedester et pauper Augustam6, stipatus sumptibus et literis [14]
Principis Friderici ad senatum et quosdam bonos viros commendatitiis. [15]
Triduo eram ibi, antequam accederem Cardinalem7, prohibebant enim viri [16]
illi optimi et dissuadebant summis viribus, ne citra salvum conductum Caesaris
[17] Cardinalem adirem, licet ille me singulis diebus8 per quendam oratorem9
[18] vocaret. Erat hic mihi satis molestus, ut tantum revocarem, tum essent
[19] omnia salva. Sed longa est iniuria, longae ambages.10
[20] Tandem
tertio11 die venit expostulans, cur non accederem Cardinalem, [21] qui
benignissime me expectaret? Respondi, mihi obtemperandum esse consiliis [22] optimorum
virorum, quibus essem a Principe Friderico commendatus, [23] esse autem eorum
consilium, ne ullo modo absque tutela Caesaris seu fide [24] publica Cardinalem
accederem, qua impetrata (agebant autem illi apud senatum [25] caesareum, ut
impetrarent) mox essem accessurus. Hic commotus ille: Quid? [26] (inquit) putas
Principem Fridericum propter te arma sumpturum? Dixi: Hoc [27] nollem prorsus.
Et ubi manebis? Respondi: Sub coelo. Tum ille: Si tu [28] papam et cardinales
in potestate tua haberes, quid esses facturus? Omnem, [29] inquam, reverentiam
et honorem exhibiturus. Tum ille, gestu Italico movens [30] digitum12, dixit:
Hem. Et sic abiit, neque reversus est.13
[31] Eo die
denunciavit senatus caesareus Cardinali, mihi esse datam Caesaris
[Seite 182]
[1] tutelam
seu fidem publicam, admonens, ne quid asperius in me designaret. [2] Hic fertur
respondisse: Bene est, ego tamen faciam, quod mei officii fuerit. [3] Haec
fuere principia istius turbae, cetera ex actis infra cognosci poterunt.1
[4] Eodem
anno iam M. Philippus Melanthon a Principe Friderico vocatus [5] huc fuerat ad
docendas literas graecas2, haud dubie, ut haberem socium laboris [6] in
theologia.3 Nam quid operatus sit Dominus per hoc organum non [7] in literis
tantum, sed in theologia, satis testantur eius opera, etiamsi irascatur [8]
satan et omnes squamae eius.4
[9] Anno
sequente XIX. decessit in Februario5 Maximilianus, et factus est [10] iure
imperii vicarius Dux Fridericus. Tum desiit paululum saevire tempestas, [11] et
sensim obrepsit contemptus excommunicationis seu fulminis papistici. Nam [12]
cum Eccius et Caracciolus ex Urbe attulissent Bullam damnatricem Lutheri [13]
eamque insinuassent ille hic, iste illic Duci Friderico, qui Coloniae tum erat
[14] Carolum recens electum cum aliis principibus suscepturus, indignissime
tulit [15] et magna fortitudine et constantia obiurgabat pontificium illum
nebulonem, [16] quod se absente perturbassent ipse et Eccius ditiones fratris
Iohannis et [17] suam, et exagitabat eos magnifice, ita ut cum rubore et
dedecore ab eo [18] discederent.6 Intellexit Princeps ingenio incredibili
praeditus artes Romanae [19] curiae, et eos digne tractare novit, erat enim
emunctissimae naris7, et plus [20] et longius olfaciebat, quam Romanenses aut
sperare aut timere poterant.
[21] Itaque
deinceps ab eo tentando abstinebant. Nam et Rosam, quam [22] vocant auream,
eodem anno ei a Leone X. missam, nullo honore dignatus [23] est8, imo pro
ridiculo habuit, ita desperare coacti sunt Romanistae a studiis [24] fallendi tanti
Principis. Et procedebat feliciter euangelium sub umbra istius [25] Principis
et late propagabatur, movebat eius autoritas plurimos, qui, cum [26] esset
sapientissimus et oculatissimus Princeps, non poterat nisi apud invidos [27]
suspicionem incurrere, quod haeresim aut haereticos vellet alere et tueri, [28]
quae res papatui magnum intulit detrimentum.9
[Seite 183]
[1] Eodem
anno habita est Disputatio Lipsiae, ad quam Eccius nos duos, [2] Carlstadium et
me, provocavit1, sed ego nullis literis potui impetrare fidem [3] a Duce
Georgio, ita ut non disputator, sed spectator futurus, sub fide Carlstadio [4]
data, Lipsiam ingrederer. Quis autem me impedierit, ignoro2, nam [5] adhuc erat
Dux Georgius mihi non iniquus, quod sciebam certo.
[6] Hic
Eccius me accessit in hospitio dicens, sese audisse me detrectare [7]
disputationem. Respondi: Quomodo disputare potero, cum nequeam impetrare [8]
fidem a Duce Georgio? Ille: Si tecum, inquit, non licet disputare, neque [9]
cum Carlstadio volo, propter te enim huc veni. Quid si ego tibi fidem
impetravero? [10] Nunquid disputabis mecum? Impetra (inquam) et fiat.3 Abiit
[11] ille, et mox data est mihi quoque fides publica et facta copia disputandi.
[12] Faciebat
hoc Eccius, quia certam sibi gloriam propositam cernebat, [13] propter
propositionem meam, in qua negabam papam esse iure divino caput [14]
ecclesiae.4 Hic patuit ei campus magnus, et occasio summa plausibiliter [15]
adulandi, et gratiam pontificis emerendi, tum odio et invidia me obruendi. [16]
Quod strenue fecit per totam disputationem, nec tamen sua firmavit, nec [17]
mea confutavit, ita ut ipse dux Georgius inter prandendum ad Eccium et [18] me
diceret: Sive sit iure humano sive divino papa, ipse est papa.5 Quod [19]
verbum, nisi argumentis fuisset motus, nequaquam dixisset, sed Eccium solum
[20] probasset.
[21] Atque
hic vide vel in meo casu, quam difficile sit eluctari et emergere [22] ex
erroribus, totius orbis exemplo firmatis, et longa consuetudine velut in [23]
naturam mutatis. Quam verum est proverbium: Difficile est consueta relinquere6,
[24] et: Consuetudo est altera natura7, et quam vere dicit Augustinus8: [25]
Consuetudo, si ei non resistitur, fit necessitas. Ego, qui iam tunc sacras [26]
literas diligentissime privatim et publice legeram et docueram per septem [27]
annos9, ita ut memoriter paene omnia tenerem, deinde primitias cognitionis [28]
et fidei Christi hauseram, scilicet, non operibus, sed fide Christi nos iustos
[29] et salvos fieri, denique id, de quo loquor, papam non esse iure divino caput
[Seite 184]
[1]
ecclesiae, iam defendebam publice, tamen id quod consequens erat non vidi, [2]
scilicet papam necessario esse ex diabolo. Quod enim ex Deo non est, [3]
necesse est ex diabolo esse.
[4] Sic
absorptus eram (ut dixi) tum exemplo et titulo sanctae ecclesiae, [5] tum
consuetudine propria, ut papae concederem ius humanum, quod tamen, [6] si non
sit fultum autoritate divina, mendacium et diabolicum est. Nam [7] parentibus
et magistratibus paremus, non quia ipsi praecipiunt, sed quia [8] [1. Petri 2,
13] sic est voluntas Dei, 1. Pet. 3. Hinc est, quod minus iniquo animo ferre
[9] possum eos, qui pertinacius in papatu haerent, praesertim qui sacra vel
etiam [10] prophana non legerunt, cum ego tot annis sacra legens diligentissime
tamen [11] ita haesi tenaciter.
[12] Anno
MDXIX. misit Rosam Leo X. (ut dixi) per Carolum Miltitium1, [13] qui multis
egit mecum, ut papae reconciliarer. Is habuit 70 Brevia apostolica, [14] ut, si
Princeps Fridericus illi me traderet, sicuti papa per Rosam quaerebat, [15] per
singula oppida affigeret unum, et ita tutus me perduceret Romam.2 [16] Prodebat
autem coram me consilium cordis sui, dicens: O Martine, ego credebam [17] te
esse senem aliquem theologum, qui post fornacem sedens ita secum [18]
disputasset, nunc video te esse adhuc integrum aetate et validum. Si haberem
[19] 25 milia armatorum, non confiderem te posse a me Romam perduci3, exploravi
[20] enim per totum iter animos hominum, quid de te sentirent, ecce, ubi [21]
unum pro papa stare inveni, tres pro te contra papam stabant. Illud vero [22]
ridiculum erat: exploraverat etiam mulierculas et virgines in hospitiis,
quidnam [23] de sede Romana sentirent? Illae ut ignarae huius vocabuli et
sellam [24] domesticam cogitantes respondebant: Quid nos scire possumus, quales
vos [25] Romae habeatis sellas, ligneasne an lapideas?
[26] Rogabat
itaque, ut consulerem ea, quae pacis essent, se omnem daturum [27] operam, ut
papa idem faceret. Ego prolixe quoque promisi omnia, quae ullo [28] modo salva
conscientia veritatis possem, promptissime essem facturus, me [29] quoque esse
pacis cupidem et studiosum, qui per vim tractus in has turbas [30] necessitate
adactus fecissem omnia, quae feci, culpam non esse meam.4
[31]
Vocaverat autem ad se Iohannem Tetzel, praedicatorii ordinis, autorem [32]
primarium huius tragoediae, et verbis minisque pontificiis ita fregit hominem
[33] hactenus terribilem cunctis, et imperterritum clamatorem, ut inde
contabesceret [34] et tandem aegritudine animi conficeretur. Quem ego, ubi hoc
rescivi, ante [35] obitum literis benigniter scriptis consolatus sum, ac iussi
animo bono esse, nec [36] mei memoriam metueret, sed conscientia et
indignatione papae forte occubuit.
[Seite 185]
[1] Futilis
habebatur Carolus, et futile eius consilium, sed, meo iudicio, si [2]
Moguntinus a principio, cum a me admoneretur, denique si papa, antequam [3] me
non auditum damnaret et bullis suis saeviret, hoc cepissent consilium, [4] quod
Carolus cepit, licet sero, et statim compescuissent Tetzelianum furorem, [5] non
evasisset res in tantum tumultum. Tota culpa est Moguntini1, cuius [6]
sapientia et astutia eum fefellit, qua voluit meam doctrinam compescere, et [7]
suam pecuniam, per indulgentias quaesitam, esse salvam. Nunc frustra quaeruntur
[8] [Dan. 9, 14] consilia, frustra coguntur studia. Dominus evigilavit et stat
ad iudicandum [9] populos; etiamsi nos occidere possent, non tamen haberent
quod [10] volunt, imo minus haberent, quam nobis vivis et salvis habent. Id
quod [11] nonnulli inter eos, qui non omnino obesae naris2 sunt, satis
olfaciunt.
[12] Interim
eo anno iam redieram ad Psalterium denuo interpretandum3, [13] fretus eo, quod
exercitatior essem, postquam S. Pauli Epistolas ad Romanos, [14] ad Galatas, et
eam, quae est ad Ebraeos, tractassem in scholis. Miro certe [15] ardore captus
fueram4 cognoscendi Pauli in epistola ad Rom., sed obstiterat [16] hactenus non
frigidus circum praecordia sanguis5, sed unicum vocabulum, [17] [Röm. 1, 17]
quod est Cap. 1: Iustitia Dei revelatur in illo. Oderam enim vocabulum [18]
istud ‘Iustitia Dei’, quod usu et consuetudine omnium doctorum doctus eram [19]
philosophice intelligere de iustitia (ut vocant) formali seu activa, qua Deus
[20] est iustus, et peccatores iniustosque punit.6
[21] Ego
autem, qui me, utcunque irreprehensibilis monachus vivebam, sentirem [22] coram
Deo esse peccatorem inquietissimae conscientiae, nec mea satisfactione [23]
placatum confidere possem, non amabam, imo odiebam iustum et [24] punientem
peccatores Deum, tacitaque si non blasphemia, certe ingenti murmuratione [25]
indignabar Deo, dicens: quasi vero non satis sit, miseros peccatores [26] et
aeternaliter perditos peccato originali omni genere calamitatis oppressos [27]
esse per legem decalogi, nisi Deus per euangelium dolorem dolori adderet, [28]
et etiam per euangelium nobis iustitiam et iram suam intentaret. Furebam
[Seite 186]
[1] ita saeva
et perturbata conscientia, pulsabam tamen importunus eo loco [2] Paulum,
ardentissime sitiens scire, quid S. Paulus vellet.
[3] Donec
miserente Deo meditabundus dies et noctes connexionem verborum [4] attenderem,
nempe: Iustitia Dei revelatur in illo, sicut scriptum est: Iustus [5] ex fide
vivit, ibi iustitiam Dei coepi intelligere eam, qua iustus dono Dei [6] vivit,
nempe ex fide, et esse hanc sententiam, revelari per euangelium iustitiam [7]
Dei, scilicet passivam, qua nos Deus misericors iustificat per fidem, sicut [8]
scriptum est: Iustus ex fide vivit. Hic me prorsus renatum esse sensi, et [9]
apertis portis in ipsam paradisum intrasse. Ibi continuo alia mihi facies [10]
totius scripturae apparuit. Discurrebam deinde per scripturas, ut habebat [11]
memoria, et colligebam etiam in aliis vocabulis analogiam, ut opus Dei, id [12]
est, quod operatur in nobis Deus, virtus Dei, qua nos potentes facit, sapientia
[13] Dei, qua nos sapientes facit, fortitudo Dei, salus Dei, gloria Dei.
[14] Iam
quanto odio vocabulum ‘iustitia Dei’ oderam ante, tanto amore [15] dulcissimum
mihi vocabulum extollebam, ita mihi iste locus Pauli fuit vere [16] porta
paradisi. Postea legebam Augustinum de spiritu et litera1, ubi praeter [17]
spem offendi, quod et ipse iustitiam Dei similiter interpretatur: qua nos [18]
Deus induit, dum nos iustificat. Et quamquam imperfecte hoc adhuc sit [19]
dictum, ac de imputatione non clare omnia explicet, placuit tamen iustitiam
[20] Dei doceri, qua nos iustificemur.
[21] Istis
cogitationibus armatior factus coepi Psalterium secundo interpretari, [22] et
processisset opus in magnum commentarium, nisi denuo per comitia [23] Caroli V.
Imperatoris Vuormatiam sequenti anno vocatus opus coeptum [24] deserere fuissem
coactus.2
[25] Haec
ideo narro, optime lector, ut, sit lecturus es opuscula mea, memor [26] sis, me
unum fuisse (ut supra dixi) ex illis, qui (ut Augustinus de se scribit) [27]
scribendo et docendo profecerint3, non ex illis, qui de nihilo repente fiunt
[28] summi, cum nihil sint, neque operati, neque tentati, neque experti, sed ad
[29] unum intuitum scripturae totum spiritum eius exhauriunt.
[30] Hactenus
ad annum MDXX et XXI processit res indulgentiaria, post
[Seite 187]
[1] sequuntur
res sacramentariae et anabaptisticae, de quibus in aliis tomis, si [2] vixero,
praefandum est.1
[3] Vale,
lector, in Domino et ora pro incremento verbi adversus satanam, [4] quia potens
et malus est, nunc etiam furentissimus et saevissimus, sciens, [5] quoniam
breve tempus habet et regnum sui papae periclitatur. Confirmet [6] [Phil. 1, 6]
autem Deus hoc in nobis, quod operatus est, et perficiat opus suum, quod [7]
incepit in nobis, ad gloriam suam, Amen. V. Martii, Anno MDXLV.
[Seite 188]
[Einleitung]
Am 9. März
1545 erhielt Landgraf Philipp von Hessen von dem Bürgermeister Hans Welser in
Augsburg1 mit einem Briefe vom 2. eine gedruckte Zeitung in italienischer
Sprache von dem angeblichen Tode Luthers und nachfolgenden schrecklichen
Ereignissen.2 Am 12. schickte er den Druck an Luther. Obgleich er sich denken
konnte, “das Jr leut bei euch habt, so das Jtalienisch gnugsam wissen zu
transferiren”, fügte er doch eine deutsche Übersetzung bei, “wi uns das einer
unser Diner am Hove, so italienisch zimlich vorstehet, interpretiret hat; “nach
verlesung und abschreibung” sollte Luther den Druck zurückschicken. Philipp
schließt: “Hoffen, es soll euer lang leben seyn”, nach dem Aberglauben, daß ein
fälschlich Totgesagter besonders lange leben soll.3 Luther wollte das Pamphlet
mit einem Briefe vom 21. zurücksenden. Über den Verfasser äußert er sich
mitleidig-spöttisch: “Es ist ein armer barmhertziger (= erbärmlicher)
Scheispfaff, der da gerne wolte guet thun und hat doch nichts ym bauche”.4 Zum
Schluß die Ankündigung: “Jch wil das welsch und deutsch semptlich lassen
drucken. Denn es sonst keiner antwort werd. Wil allein zeugen, das ichs gelesen
habe.”5 Wirklich begnügte er sich damit, das italienische Original, eine
deutsche Übersetzung — ob die von Philipp mitgesandte oder eine in Wittenberg
neu angefertigte, steht dahin — und ein kurzes (gleichfalls vom 21. März
datiertes) Nachwort bei Hans Lufft drucken zu lassen. Der Kurfürst ließ aber
Luthers Brief erst am 29. expedieren6 wahrscheinlich weil er gleich ein
Druckexemplar der “welschen Lügenschrift” beilegen wollte.
Ausgaben:
A1 “Ein
Wellische || Luegenschrifft, von Docto-|| ris Martini Luthers || todt, zu Rom
|| ausgangen. ||
[Seite 189]
Papa quid
ægroto sua fata precare Luthero, ||
Nil melius,
uiuat, seu moriatur, habes. ||
Is tua dum
uiuit, pestis te adfligit & urit, ||
Mors tua tunc
certe cum morietur, erit. ||
Dura lues
pestis, sed mors est durior illa, ||
Elige nunc
utrum perfide Papa uelis. ||
Wittemberg.
|| Gedruckt durch Hans Lufft. || 1545. ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther:
Tafel 40). Titelrückseite bedruckt. 4 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A;
Signatur nur auf Blatt 2 “Aij”).
Erkennungslesarten: Blatt A 2b Z. 3
“deuo-||tione ... ri- | poseno.”, A 3b Z. 5 “mach-||en”, Z. 7 “eroe-|ffen”, A
4a Z. 8 v. u. “pfeiler || der warheit. ||”, A 4b Z. 7 “Tod, ver-||geblich”;
ferner: Blatt A 2a Z. 1 “preso”, Z. 2 “sua”, Z. 4 “suo fosse sopra” usw.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8046), Heidelberg, München U., Stuttgart, Wittenberg, Zwickau (17. 12.
110); London. — Erl. Ausg. 32, 426 (einziger Druck; kann auch A2 sein).
A2
Beschreibung wie A1 bis auf die Signaturen (Blatt 2 “Aij”, Bl. 3 “Aij”, Bl. 4
“Aiij”
Gleicher Satz mit A1 auf Blatt A 1a b 2a;
neuer Satz auf Blatt A 2b ff. Auf Blatt A 2a sind bei stehendem Satz in den
ersten 9 Zeilen die “s” in “s” geändert, wodurch Gleichmäßigkeit mit dem
übrigen Text erzielt ist, denn “s” ist die sonst allgemein angewandte Form.
Erkennungslesarten: Blatt A 2b Z. 3
“deuo-||tione ... ri-||poseno.”, A 3b Z. 5 “mach || en”, Z. 7 “eroef-||fen”; A
4a Z. 8 v. u. “pfeiler der || warheit. ||”, A 4b Z. 7 “Tod, || vergeblich”;
ferner Blatt A 2a Z. 1 “preso”, Z. 2 “sua”, Z. 4 “suo fosse sopra” usw.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Breslau
U., Dresden, München H. (Biogr. 280, 9), Zwickau (14. 5. 143).
B “Ein
Wellische Lügen-||schrifft, von Doctoris || Martini Luthers Todt, || zů
Rom auß-||gangen. ||
Papa quid
ægroto sua fata precare Luthero, ||
Nil melius,
viuat, seu moriatur, habes. ||
Is tua dum
viuit, pestis te adfligit & vrit, ||
Mors tua tunc
certe cum morietur, erit. ||
Dura lues
pestis, sed mors est durior illa, ||
Elige nunc
vtrum perside Papa velis. ||
1545. ||”
Titelrückseite
bedruckt. 4 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A).
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8047), Dresden, Heidelberg, München H. u. U., Wittenberg, Wolfenbüttel.
— Fehlt Erl. Ausg.
C “Ein
Wellische Lügen-||schrifft, von Doctoris || Martini Luthers Todt, || Zů
Rom auß-||gangen. ||
Papa quid
ægroto sua fata precare Luthero, ||
Nil melius,
viuat, seu moriatur, habes, ||
Is tua dum
viuit, pestis te adfligit & vrit, ||
Mors tua tunc
certe cum morierur, erit.
[Seite 190]
Dura lues
pestis, sed mors est durior illa, ||
Elige nunc
vtrum perfide Papa velis. ||
1545. ||”
Titelrückseite
bedruckt. 4 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A).
Der Drucker ist derselbe wie der von B,
der Satz völlig neu.
Vorhanden: Hamburg, Stuttgart (Theol.
Luth. 420). — Fehlt Erl. Ausg.
D “Ein
Wellische Lü-||genschrifft von Doctoris || Martini Luthers Todt, || zů Rom
auß-||gangen. ||
Papa quid
ægroto sua fata precáre Luthero, ||
Nil melius,
uiuat, seu moriatur, habes. ||
Is tua dum
uiuit, pestis te adfligit & urit,||
Mors tua tunc
certe cum morietur, erit. ||
Dura lues
pestis, sed mors est durior illa, ||
Elige nunc
utrum perfide Papa uelis. ||
M. D. XLV.
||”
Titelrückseite
bedruckt. 4 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A), letzte Seite (= Blatt A
4b) leer
Druckort vielleicht derselbe wie bei BC.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Hamburg,
München H. (Biogr. 280, 10),
Stuttgart. —
Fehlt Erl. Ausg.
Späterer
Abdruck in:
Memoria
Lutheri pia et beata. Seliger Abschied vnd Christliches Ehrengedechtniß Herren
Lutheri. ... Sampt beygefuegten falschen Bericht von Lutheri Tode, so noch bey
seinem Leben aus Welschland ist ausgesprenget worden. (Herausgeber: Paulus
Roberus). [Halle a. S.] Gedruckt bey Peter Schmidt, Jn vorlegung Joachim.
Krusicken Jm Jahr 1618. Jn Quart. — Die wälsche Lügenschrift steht S. 47 –51.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 12 (1559), 338b –339b; Jena 8 (1558), 228b –230b;
Altenburg 8, 415 –417; Leipzig 21, 453f.; Walch1 21, 252* –256*; Walch2 21, II,
3374 –3377; Erlangen-Frankfurt 32, 425 –430.
Der Druck A1
scheint wegen der geringeren Gleichmäßigkeit der Schreibweise der ältere. Von
den drei süddeutschen Drucken steht B dem Urdruck A noch am nächsten, aus ihm
stammt C, aus diesem D.
Die Unterschiede yon A1 und A2 sind sehr
gering, dagegen haben die drei südwestdeutschen Drucke in zunehmendem Maße
oberdeutsche, aber nur ganz wenige eigentlich alemannische Formen (gebaet). Die
wichtigeren Neuerungen von B –D gegenüber A sind:
I. Vokale: 1) Umlaut: e > ae klaerlich
D (aber gebaet B –D), ∞ dann B –D; u > ue widerrueffen B –D, Schueppen
D; 2) ie > i diser B –D; u und ů öfter gesondert B –D; a > o Do BC;
o > u genummen, sunst B –D; ue>oe moegen CD; u > o forcht B –D; 3)
unbetonte e fehlen Hell
[Seite 191]
B –D, hatt D,
gelegt D, geb B –D; rumpeln > rumplen D; welches > welches B –D; 4) sehr
> seer D.
II. Konsonanten: 1) d > dt schendtlich
Todt, feindt B –D; t > d gedicht B –D.
Doppelkonsonant in gebette, guette D,
jrrthumb D, noetten D, gethuemmel D, Teuffel B –D, genummen B –D, jmmer CD,
schuppen B –D; Got BC, vol BCD; -s > -ß. —
III. Nachsilben:-nuß B –D.
IV. Zeitwörter: sind > seind D, ruffen
> rueffen B –D, moegen CD,
woellen B –D,
eroeffnen B –D.
V. Wortformen: nit B –D, dann B –D,
yederman B –D.
[1] COPIA DE
UNA LITTERA
[2] DE LO
AMBASCI-atore
[3] del Re
Christianissimo de
[4] uno
stupendo miraculo visto
[5] in la
infelicissima
[6] morte de
Martino
[7] Luthero.
1545
[ 2/3
IMBASCI-||atore A –D 18 fac costaua C 19 duna AB 21 occio CD 23 era C]
[8] Stupendo
et giamai non odito miracolo, che Dio benedetto [9] ha mostrato alla
infelicissima morte di Martin Luthero, [10] dannato in anima et in corpo, si
come per un capitulo de le [11] lettere del ambasciatore del Re Christianissimo
chiaramente [12] si comprende: a gloria & honor di GIESU CHRISTO, a [13]
emendation de li mali: & a confirmatione de li boni.
[14] COPIA
DEL DETTO CAPITOLO.
[15] Martin
Luthero essendo infermo, domando el santissimo Sacramento [16] del corpo di
nostro signor GIESU CHRI-[Bl. Aij]STO. il quale [17] preso chebbe, subito fo
morto: & nela sua infirmita vedendo chera grave et [18] tutta via
saccostava a la morte: havea pregato, chel corpo suo fosse sopra [19] dun
altaro riposto: et ivi come Dio fosse adorato, Ma la divina bonta et [20]
providenza volendo ad un tanto grande errore ponere fine et silentio perpetuo:
[21] non denego mostrar tanti miracoli, quanti erano necessarij, accio che [22]
il populo si ritrahese da tanto grande errore, ruina et perditione: che ditto [23]
Luthero in questa eta ha fatto. Onde do po chel suo corpo fo nel sepolchro [24]
et tumulo riposto: subito fo udito un horrendo romore et tumulto anzi una
[Seite 192]
[1] infernal
ruina & tempesta. Per la qual cosa tutti colori, cherano ivi presenti, [2]
vennero in grandissimo tremore, admiratione & paura, & alzando gli [3]
occhi al cielo veddero chiaramente quella Sacratissima hostia del nostro [4]
signore GIESU Christo, la qual un huomo tanto indegno cosi indegnamente [5]
haveva havuto audatia pigliare. dico, che veddero tutti colori, cherano ivi [6]
presenti, manifestamente quella Santissima hostia in aere suspesa. Onde con [7]
grandissima devotione & reverentia presero quella santissima hostia &
con [8] grande honore & devotione fra le cose sacre honorificatamente la
riposero. [9] Qual cosa fatta piu non sudi per quel giorno tanto gran romor
& infernal [10] tempesta, ma la sequente notte in quel medesimo luocho, ove
il corpo di [11] Martino era fatto riposto, sudi universalmente da tutti assai
maggior tempesta [12] dela prima. Per la qual cosa tutto el populo fo levato,
& venne in grandissimo [13] stupor & admiratione. Onde fatto giorno,
andorno ad aperire quel [14] tumulo & sepolchro, ove era stato riposto quel
corpo cosi empio di Martino, [15] il qual sepolchro aperto chiaramente si
vedeva, che ivi non era ne corpo, [16] ne carne, ne ossa, ne meno vestimento al
cuno, ma pieno di tanta sulforea [17] puzza, che tutti circunstanti amorbava.
Per il che molti sonno ritornati a [18] meglior vita et a la fede santa
catholica, ad honore, laude & gloria GIESU [19] Christo & fermezza
& stabilimento de la sua santa chiesa, colonna & stabilimento [20] de
la verita.
[21] [Bl. A
3] Copey eines Brieffs des aller Christlichsten
[22] Koenigs
Gesandten, von einem erschrecklichem
[23]
Wunderzeichen,
[24] welchs
geschehen ist in dem
[25]
Schendlichen Tod
[26, 27]
Martini Luthers.
1545
[ 1 coloro AB
colore CD 5 colore A –D 7 preseno A –D 8 riposeno A –D 12 co-||cosa A coccosa B
–D 14 emplo A –D 18 te A –D 19 chiesia A –D 21/22 Christlichen D 32 einer fehlt
BCD]
[28]
Erschrecklich und unerhoert wunderzeichen, welchs der gebenedeiet [29] Gott hat
erzeiget in dem Schendlichen Tod des Martini Luthers, [30] verdampt mit Seel
und Leib; wie man in einem Capittel des [31] Brieffs des aller Christlichsten
Koenigs gesandten klerlich begreiffen1 [32] kan, zu ehre und preis Jhesu
Christi und zu einer besserung [33] und trost der fromen.
[34] Copey
des Capittels.
[35] Martin
Luther, als er kranck war, begert er das heilig Sacrament des [36] Leibs unsers
Herrn Jhesu Christi, welchs als er empfangen hatte, ist [37] er als bald
gestorben. Und in seiner kranckheit, als er sahe, das sie gar hefftig
[Seite 193]
[1] war und
gentzlich sich zum Tod neiget, hat er gebeten, das sein Leib auff [2] einen
Altar solt gesetzt und angebetet werden, als ein Gott. Aber die Goettliche [3]
guete und fuersichtigkeit1, als sie hat wollen einem so grossen jrthum ein [4]
end machen und ein ewig stillschweigen, hat sie nicht abgeschlagen, solche [5]
wunderzeichen zu eroeffen, welche seher von noeten waren, auff das das Volck
[6] abstuende von solchem grossen jrthum, zerstoerung und verderbnis, welche
obgenanter [7] Luther in dieser welt hat angericht. Darumb, als bald sein leib
[8] ins begrebnis ist geleget worden, ist als bald ein erschrecklich rumor und
gethuemel2 [9] gehort worden, als fiele Teufel und Helle in einander, durch
welche [10] alle die jenigen, so gegenwertig waren, kamen in ein gros
erschrecken, entsetzen [11] und furcht, Und als sie die augen gen himel huben,
sahen sie klerlich die aller [12] heiligste Hostia unsers Herrn Jhesu Christi,
welche ein solch unwirdig Man also [13] unwirdig hat duerffen empfahen. Jch
sage auch, das alle die, die dabey sind [14] gewest, scheinbarlich3 gesehen
haben die aller heiligste Hostia in der Lufft [15] hangen. Derhalben mit
grosser andacht und ehre erbietung haben sie die [16] aller heiligste Hostia
mit grosser ehre und andacht zu den heiligthumen ehrlich4 [17] gethan. Da das
geschehen ist, hat man denselbi-[Bl. A 4]gen tag nicht mehr [18] ein solch
gethuemel und ein Hellisch rumpeln gehoert. Aber die folgend nacht [19] an dem
selbigen ort, da der Leib Martini Luthers war begraben, hat jderman [20]
gemeinlich gehoert ein groesser ungestuem denn das erste. Darumb auch [21] das
Volck auffgestanden vnd kam in eine grosse furcht und entsetzung. Derhalben,
[22] als es tag ward, gingen sie hin, auff zu thun das grab, da der gottlose
[23] Leib des Martini Luthers hingeleget ward, welchs Grab als es auff [24]
ward gethan, sahe man klerlich, das da weder Leib oder Fleisch noch Bein [25]
noch einige kleider waren5, Aber es war voll solchs geschwebliches6 gestancks,
[26] das es alle, die da umbher stunden, kranck machte. Dadurch viel jr leben
[27] haben gebessert zu dem heiligen Christlichen Glauben, zu ehre, lob und
preis [28] Jhesu Christi und befestigung und bekrefftigung seiner Heiligen
Christlichen [29] Kirchen, die da ist ein pfeiler der warheit.
[30] 7 Und
ich, Martinus Luther D., bekenne und zeuge mit dieser Schrifft, [31] das ich
solchs zornig getichte von meinem Tode empfangen habe am [32] xxj. Marcij und
fast gerne und froelich gelesen, Ausgenomen die Gotteslesterung, [33] da solche
luegen der hohen goettlichen Maiestet wird zu geschrieben. [34] Sonst thut mirs
sanfft auff der rechten kniescheiben und an der lincken Fersen8,
[Seite 194]
[1] das mir
der Teufel und seine schupen1, Bapst und Bapisten, so hertzlich [2] feind sind,
Gott bekere sie vom Teufel. Jsts aber beschlossen, das mein [3] gebet fuer die
Suende zum Tod vergeblich ist, Wolan, So gebe Gott, das [4] sie jre mass vol
machen und nichts anders denn solche Buechlin zu jrem [5] trost und freuden
schreiben. Las jmer hinfaren2, sie faren recht3, Sic [6] voluerunt. Jch wil
dieweil zusehen, wie sie wollen selig werden, oder wie [7] sie buessen und
wideruffen muegen alle jre luegen und Gottes lesterunge, damit [8] sie die Welt
fuellen.
[Seite 195]
[Einleitung]
Jn dem
Speierer Reichstagsabschied vom 10. Juni 1544 sah sich Kaiser Karl V. genötigt,
den Schmalkaldnern beträchtliche Zugeständnisse zu machen. Da es ungewiß sei,
ob und wann “ein gemeines christliches freies Konzil” zustande kommen werde,
sollte entweder ein neuer, vor Jahresfrist einzuberufender Reichstag oder eine
deutsche Nationalsynode die Religionsfrage in Deutschland bis zum Zusammentritt
einer allgemeinen Kirchenversammlung ordnen. Dabei war von dem Papste und der
kirchlichen Autorität gar keine Rede; die Verhandlungen sollten geführt werden
auf Grund von Vorschlägen, welche der Kaiser und die Reichsstände durch ihre
Theologen machen würden. Für die Zwischenzeit wurden hinsichtlich der
eingezogenen Kirchengüter, der Neubesetzung des Reichskammergerichts und der in
Religionssachen schwebenden Prozesse den Protestanten Zugeständnisse gemacht,
die diese durchaus befriedigen mußten. Die Katholiken sollten gehalten sein, an
die von den Protestanten in Besitz genommenen Kirchen und Stifte Zahlungen zu
leisten, protestantische Beisitzer sollten zum Reichskammergericht zugelassen,
die Religionsprozesse niedergeschlagen werden.1
Jn einem
Konsistorium vom 30. Juli beriet der Papst mit den Kardinälen über die
Stellung, die man zu dem Abschied einnehmen wollte. Man wollte alles aufbieten,
den Kaiser zur Zurücknahme zu bewegen. Ein sehr scharfes Tadelsbreve, das in
diesem Konsistorium bereits zur Verlesung kam, sollte an ihn abgehen. Man
merkte dann aber doch, daß man den Bogen überspannt hatte, und wählte eine
mildere Fassung, die am 24. August ausgefertigt wurde, nachdem der Abschied
nochmals durch eine besondere Kardinalskongregation durchberaten worden war.
Außer dem Breve an den Kaiser wurden solche an den kaiserlichen Beichtvater
Soto und an den kaiserlichen Staatsmann Granvella abgesandt, in denen diese auf
die aus dem Abschied mit Notwendigkeit sich ergebenden Gefahren aufmerksam
gemacht wurden. Beschwerden gegen den Abschied ergingen auch an König Ferdinand
und an die deutschen Bischöfe und katholischen Fürsten.
Der Kardinallegat
Morone sollte das Tadelsbreve dem Kaiser überreichen. Aber Karl V., der damals
mitten im Kriege mit Franz I. steckte, lehnte es ab, ihn zu empfangen. Morone
erhielt diesen Bescheid am 14. September zu Lyon und trat alsbald die Rückreise
nach Rom oder Bologna an. Gleich darauf — am 17. September
[Seite 196]
— wurde in
Crespy der Friede zwischen Karl V. und Franz I. abgeschlossen. Mit der
Überbringung des Mahnschreibens an Morone war der päpstliche Kämmerer Davide
Odasio betraut worden. Als dieser Anfang Oktober in Brüssel am kaiserlichen
Hoflager eintraf, fand er zu seiner Überraschung den Kardinal nicht vor. Er
hinterließ am Hofe nur eine Kopie des Tadelsbreves und nahm das Original wieder
mit nach Rom; dagegen übergab er die an Granvella und Soto gerichteten Breve.
Mit der Präsentation des Originals des Tadelsbreves wurde dann Flaminio
Savelli, ein Verwandter des Papstes, beauftragt, der Ende Januar 1545 auf den
Reichstag nach Worms abreiste, um dem Augsburger Bischof Otto von Truchseß die
Kardinalsinsignien zu überbringen.
Unterdessen
war aber das Tadelsbreve schon auf einem andern Wege auch den Protestanten
bekannt geworden. Der am 27. August 1544 als außerordentlicher Nuntius nach
Deutschland gesandte Bischof von Cava, Giovanni Tommaso Sanfelice, hatte den
Auftrag erhalten, die Mahnschreiben an König Ferdinand und die katholischen
Reichsstände zu überbringen. Er entledigte sich seines Anftrages mit solcher
Schnelligkeit, daß Ferdinand schon am 24. September nicht nur im Besitze des
für ihn bestimmten Mahnschreibens, sondern auch des Tadelsbreves an seinen
Bruder (natürlich einer Kopie) war. Dieser Bischof von Cava hat nun später, am
7. April 1545, auf dem Wormser Reichstag, Granvella dem Nuntius Mignanelli1
gegenüber dafür verantwortlich gemacht, daß durch ihn jenes Tadelsbreve in die
Hände der Protestanten gekommen sei und diese zu heftigen Angriffen auf das
Papsttum animiert habe. Derselbe Granvella hatte sich kurz vorher dem Kardinal
Otto von Truchseß gegenüber darüber beschwert, daß das Tadelsbreve eher zu den
deutschen Fürsten als zum Kaiser gelangt sei. (Diese Beschwerde konnte freilich
nur den Sinn haben, daß das Original des Breves verhältnismäßig spät am
Kaiserhofe präsentiert worden war.)2
Merkwürdigerweise
war nun aber nicht nur der authentische Text des Tadelsbreves — der vom 24.
August 1544 — in weiteren Kreisen bekannt geworden, sondern auch jener erste
Entwurf, der wegen seiner allzugroßen Leidenschaftlichkeit und Heftigkeit
verworfen und eben durch eine mildere Fassung ersetzt worden war.3 Den
Protestanten scheint sogar zunächst nur dieser erste Entwurf zugegangen zu
sein. Sie stürzten sich mit Wollust darauf; er bot ihnen bestes
Agitationsmaterial. Doch ist neben dem Bischof von Cava (wenn überhaupt dieser
hier mit in Frage kommt, d. h. auch den ersten Entwurf und nicht vielmehr nur
die spätere mildere Fassung mitgebracht hat) noch eine zweite Vermittlung
anzunehmen.
Jm Dezember
1544 und Januar 1545 taucht nämlich das Breve in Kursachsen4 und in Hessen auf.
Und fast jedesmal stoßen wir auf denselben Ausgangspunkt.
[Seite 197]
Am 13.
Dezember schreibt Melanchthon an Camerarius in Leipzig: ‘Pontifex Romanus ad
Carolum Imp⌈eratorem expostulationem scripsit acerbam et maledicam,
cuius exemplum Venetiis ad nos missum est. Describi vobis quoque curabo.’ Diese
in Aussicht gestellte Abschrift schickt er dem Freunde am 25. Dezember: ‘Mitto
tibi expostulationem scriptam ad Carolum Imperatorem, quam legetis tu et
praefectus cum voluptate, etiamsi declamationem aliqui esse existimant’ (CR. V.
547. 554). — Melanchthon hat also die Abschrift — direkt oder indirekt (s. u.)
— von den Evangelischen in Venedig, genauer wohl von ihrem Führer Baldassar
Altieri, erhalten.1
Ein wenig
später hat Landgraf Philipp von Hessen in Kassel das Breve von dem ihm als
“politischer Agent” dienenden Augsburger Stadtarzt Dr. Gereon Sailer2 erhalten.
Höchstwahrscheinlich war die Sendung aus Venedig über Augsburg gegangen, und
man hatte dort das Breve kopiert.3 Am 27. Dezember schickt er das Schriftstück
an Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Dieser antwortet am 3. Januar 1545
zunächst etwas zurückhaltend: “Da die Schrift, so der Bapst an den Kaiser sol gethan
haben, lateinisch ist, so wollen wir dieselbige furderlich verdeutschen lassen
und als dann auch leßen und erwegen und uns unsers gemuths und bedenkens gegen
e. l. dorauf vernemen lassen.” Am 12. Januar schreibt er dann, er habe durch
seinen Kanzler Brück seinen “theologen zu Wittenberg” unter anderem zu
verarbeitenden Material “auch die copei des babsts schreibens, so er an kais.
mt. gethan und uns e. l. negst zu geschickt”, gegeben.4 Diese Übergabe muß vor
dem 9. Januar erfolgt sein, denn unter diesem Datum schreibt Luther an Nikolaus
von Amsdorf in Zeitz: ‘Bullam seu breve papale vidi, Sed pasquillare putavi.
Nunc aliud cogito, postquam spargitur per omnes aulas’ (d. h. den hessischen
und kursächsischen) (Enders 16, 163).5
Sicher aus
Venedig stammte eine Abschrift des Breve, die im letzten Drittel des Januar in
Wittenberg kursierte: ‘Circumfertur — so schreibt Luther am 26. Januar an
Justus Jonas in Halle — epistola Papae, quam e Venetiis fratres miserunt Vito
Theodoro, satis superba et concitata, ad Carolum Quintum Imperatorem, in qua
multo et magno planeque Italico supercilio expostulat cum eo ... Multi
dubitant, an res sit seria, vel pasquilli ludus: sed mihi tamen nonnihil omnino
videtur’ (Enders 16, 181).6 Es ist jedoch möglich, ja wahrscheinlich,
[Seite 198]
es sich hier
um dieselbe Abschrift handelt, von der Melanchthon schon am 13. Dezember 1544
Camerarius Mitteilung machte (s. o.).1
Endlich
taucht noch eine 4. (?) Abschrift des Tadelsbreves auf. Kurfürst Johann
Friedrich erhielt sie durch seinen Abgeordneten beim Wormser Reichstag kurz
nachdem ihm die Abschrift von seiten des Landgrafen Philipp zugegangen war. Am
16. Januar schickte er diese neuerliche Abschrift, “welche vielleicht etwas
rechter und reiner wird seyn”, an Brück und instruierte diesen, er sollte das
Schriftstück “dem Philippo zustellen, daß er es fürder Doctor Martino auch zu
lesen gebe und sehen lasse” (CR. V, 655). Auf welche Vorlage diese 4. (?)
Abschrift zurückgeht, steht dahin. Es ist zu beachten, daß sie einen besseren Text
darbot. Man ist versucht, ihr eine selbständige Bedeutung zuzuerkennen. Jn
seiner Schrift “Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet”, die, wie wir
noch sehen werden, direkt eine Entgegnung auf das Breve ist, bekämpft Luther zu
allermeist Sätze, die in der 1. schärferen Fassung des Breves, dem Entwurf,
begegnen. Er kennt aber, wie sich gleich aus dem Anfang der Schrift ergibt,
“zwei Breve” und zitiert auch den “andern Brief an Kaiser Carol”, d. h. die 2.
mildere Fassung, das echte Tadelsbreve vom 24. August 1544 (vgl. Originaldruck
Bl. E ijb; Fb; Erl. Ausg. 262, 150. 154). Es liegt daher die Annahme nahe, daß
jene 4. (?) Abschrift, die der Kurfürst vom Wormser Reichstag erhielt, nicht
eine Abschrift der 1. Form, sondern des echten Breves gewesen ist. Doch
verbietet sich diese Annahme wohl schon deshalb, weil die beiden Texte so sehr
voneinander abweichen, daß der authentische nicht nur als eine “vielleicht
etwas bessere und reinere” Fassung des Entwurfs gelten kann. Und vollends
ausgeschlossen muß die Annahme erscheinen, wenn man in der Jnstruktion des
Kurfürsten an Brück weiter liest, was auf die oben zitierte Stelle folgt. Brück
soll die Abschrift Melanchthon und dieser sie Luther übergeben. Nun heißt es
weiter: “Und, wie wir jüngst vor euerm Abreisen mit euch geredt, das Beste zu
seyn, daß gedachter Martinus etwas für sich auf des Papsts Schrift machte: der
Meinung sind wir noch ... Denn wir tragen keinen Zweifel, er werde ihm wohl
recht zu thun wissen. Dasselbige könnte man alsdann in Druck geben und ausgehen
lassen, welches bei männiglich der deutschen Nation ein groß Ansehen würde
haben.” Gerade diese 4. (?) Abschrift sollte also Luther für seine Schrift
gegen das teuflische Papsttum als Material dienen. Nun polemisiert aber Luther,
wie schon hervorgehoben, in ihr fast nur gegen Sätze der 1. schärferen Fassung.
Danach ist also viel eher anzunehmen, daß auch diese 4. (?) Abschrift nur den
Entwurf, wenn auch in besserem Texte, darbot.
Damit sind
wir nun auch schon in die Entstehungsgeschichte unserer Schrift eingetreten. Am
20. Januar antwortete Brück auf die unterm 16. Januar vom
[Seite 199]
Kurfürsten
ihm erteilte Jnstruktion: er rate, mit der Anstachelung Luthers zu warten, “bis
man siehet, daß das Päpstliche Concilium [das Tridentinum] mit der Büberei
fortgehet und fortschreitet. Alsdann will von nöthen seyn, daß er mit der
Baum-Axt weidlich zuhaue, darzu er denn durch die Gnade Gottes einen höhern
Geist hat denn andere Menschen.” Wir wiederholen hier auch noch das Folgende,
weil sich wieder ergibt, daß Luther die 1. schärfere Fassung des Breve
vorgelegt wurde: “Wenn man unter andern das könnte bei ihm erhalten, daß er
förderlich auf vorberürte des Papsts Schrift, die er an Kais. Maj. gethan,
ließe ausgehen, und sonderlich wider den Punkt, den er und seine Bischöffe zum
Vortheil brauchen wollen, als sollten diese streitige Religionssachen keiner
weitern Erforschung, Discussion oder Erkenntnis bedürfen, dieweil dieses Theils
Lehren nichts denn hievor verdammte Ketzereien wären, darum sie keiner weitern
Verdammung bedürften, sondern man sollt allein Erklärung thun, wer dieselben
Lehrer und ihre Anhänger wären, und wider dieselbigen Execution thun. Denn
solches würde Martinus sonderlich verlegen ... Wollte er dann auch weiter dem
Papst verlegen die Sprüche, so er zu Bestätigung seines Gewalts über den Kaiser
in berürter Schrift in falschem, erdichteten Verstand anziehet, das wäre auch
nicht ungut ...” Brück schließt: “Schicken mir E. Chf. G. einen Credenzbrief an
Doctor Martinus, so verhoff ich, er soll sich also erinnern lassen, daß er
lustig werden soll” (CR. V, 662 f.). Dieser “Kredenzbrief”, den der Kurfürst
umgehend Brück zugestellt haben wird, ist nicht mehr erhalten, erhalten aber
ist wieder Brücks Antwort darauf, vom 28. Januar: Luther brauche nicht noch
getrieben zu werden, er sei schon bei der Arbeit, “und erbeut sich den handel
mit vleis heraus zustreichen” (Enders 16, 184). Schon am 9. Januar in jenem
Briefe an Amsdorf hatte Luther seine Absicht, das Breve ins rechte Licht zu
rücken, kundgetan: ‘Non feriabor, quin illam bullam suis pingam coloribus, si
Valetudo et otium permiserit’ (Enders 16, 164). Am 13. Februar schreibt dann
Melanchthon an Anton Lauterbach in Pirna: ‘Lutherus adornat scriptum, quo
refutat Epistolam Pontificiam ad Carolum missam’ (CR. V, 678), am 14. Justus
Jonas aus Halle an Fürst Georg von Anhalt: ‘Contra papam et eius simulatum
concilium scribit rev. d. Lutherus duo aut ni fallor tres fulmineos libellos.
Dolet viro in rebus tantis tam fucata et callida simulatio’ (Kawerau II, 146),
und am 28. Februar der in Wittenberg studierende Nikolaus Rudolf an Stephan
Roth in Zwickau: ‘Dicunt Lutherum duos iam componere libros in papam, in quibus
vicissim illum ulciscatur et egregie eum depingat suis coloribus’ (Buchwald,
Zur Wittenberger Stadt- und Universitätsgeschichte in der Reformationszeit,
Leipzig 1893, S. 179). Am 9. März dankt Amsdorf in Zeitz Link in Nürnberg für
eine Abschrift des Tadelbreves und stellt das baldige Erscheinen einer
“Jllustrierung” und “Erklärung” desselben in Aussicht: ‘Ago tibi gratias quam
maximas ... pro copia epistolae papalis.1 Digna enim est, ut scholiis
illustretur et declaretur, quemadmodum eam illustratam et clariorem factam a
patre nostro reverendo mox videbis’ (Verpoortennius, Sacra superioris aevi
collecta, Coburgi 1708, p. 178 sq.), am 20. meldet Jonas Fürst Georg von
[Seite 200]
Anhalt:
‘Libellus rev. patris d. Mart. Lutheri edetur intra octiduum’ (Kawerau II,
153), am 21. Luther dem Landgrafen: “Mein Büchlein wider das teuflische Bapstum
wird bis Dornstag [26. März] ausgehen” (Enders 16, 199), am 23. Heinrich Caps
aus Wittenberg Stephan Roth: “Das buchlin wider den bapst, das wirdt etwan in 2
Tagen gedruckt werden” (Buchwald, Archiv f. Gesch. des deutschen Buchhandels
16, 235), und am 25. März sendet Luther je ein Druckexemplar an Matthäus
Ratzeberger und Markus Crodel in Torgau (Enders 16, 200; vgl. auch noch Unsre
Ausg. Bd. 48, 256f.).
Mit
wunderbarer Schnelligkeit verbreitete sich “Luthers letztes großes Zeugnis
wider das Papsttum” weithin bei Freund und Feind. Landgraf Philipp von Hessen,
dem der Kurfürst sofort ein Druckexemplar zugeschickt hatte, schrieb am 30.
März: er habe am vergangenen Tage die Druckschrift mit gutem Fleiß ganz
durchgelesen, “und gefällt uns sehr woll”.1 Dem König Christian III. von
Dänemark schrieb Bugenhagen am 12. April: er wisse, daß “das Buch wedder den
Pabst” ihm schon von anderer Seite zugeschickt worden sei, sonst würde er's
beilegen.2 Am 13. April kennt Bucer in Straßburg Luthers Schrift.3 An demselben
Tage bringt sie vom Wormser Reichstag Giovanni Marsupino, Sekretär König
Ferdinands, im Auftrage des Kardinals Otto von Truchseß zu den Konzilslegaten
in Trient.4 Am 14. April dankt Luther Nikolaus von Amsdorf in Zeitz ‘pro tuo
insigni testimonio super libello meo contra papatum’ (Enders 16, 206). Er fügt
hinzu: ‘Non omnibus aeque placet. Principi tamen ita placuit, ut pro XX. flor.
Exemplaria disperserit.’ Am 26. April schreibt Cochläus aus Eichstätt an den
Kardinal Cervini in Trient: ‘Lutherius teuthonice 26 quaterniones nuper
procacissime effutivit’, und am 30. an denselben: ‘Evulgavit sane Lutherus hoc
anno novum librum Teutonice, cui titulum hunc fecit: Contra papatum Romae a
Diabolo fundatum. Habet liber 26 quaterniones, in quibus tanta est et
argumentandi vehementia et calumniandi malignitas atque convitiandi
amarulentissima scurrilitas, ut caetera omnia possint videri pro hoc libro
lusus et ioci.’6
Schon aus den
vorstehend zusammengestellten Briefstellen ergibt sich, daß die Schrift, wie ja
vorauszusehen war, sehr verschieden aufgenommen worden ist. Wir sahen, daß sie
dem Landgrafen “sehr wohl” gefiel und daß der Kurfürst für 20 Gulden Exemplare
verteilen ließ, während z. B. ein Cochläus entsetzt ist über die
Leidenschaftlichkeit und Boshaftigkeit der Schrift und über die darin
enthaltenen Schmähungen und Possen. König Ferdinand las sie ganz durch und
erklärte dann: die Grobheiten müßten allerdings ausgemerzt werden, im übrigen
aber sei die Schrift nicht schlecht geschrieben. Der Würzburger Domherr und
Brieffreund Erasmus', Melanchthons und Camerarius' Daniel Stibarus7
hinterbrachte dies den kursächsischen
[Seite 201]
Gesandten
beim Wormser Reichstag, die diese Nachricht sogleich an den Kurfürsten
weitergaben. Sie fügten hinzu, auch andere nähmen Anstoß an der übermäßigen
Heftigkeit und Grobheit der Schrift und meinten ‘Lutherum sibi ipsi acerbitate
illa plus damni inferre quam ab adversariis pateretur’. Der Kurfürst antwortete
seinen Räten am 26. Mai: er könne sich's recht wohl denken, “das es Kön. Mt auch
anderer halben die meinung hat, das sie die bösen Wort etwas ergern und vor den
kopff stossen, aber gedachter doctor Martinus hat einen sonderlichen geist, der
lest ime hirinnen noch sonst nit maß geben, der hat auch zweivels ane dieselbe
bosen wort ane sonderliche ursachen nit gebraucht. So ist er auch sonderlichen
wider das babstumb erweckt, das er zu boden stossen sol, auch ist seine meinung
nit, das babstumb zu bekeren, wie auch nit muglich; derhalben ime gute wort nit
von notten. Seine meinung ist dahin gericht, es dermassen an tag zu geben, das
iderman die greuel des babstumbs gewahr werde und sich dafur zu huten wisse
...” Und als die Gesandten zum zweiten Male berichteten, daß insbesondere das
Titelbild1 Anstoß errege und zum Beweise dafür einen Brief von Graf Wilhelm von
Neuenar2 beilegten, der geradezu Jnhibierung des Bildes verlangte, antwortete
der Kurfürst unterm 27. Juni ganz ähnlich: ‘singulari spiritu praeditum esse
Lutherum, unde patruum parentemque suum Fridericum et Iohannem Electores et se
ipsum illi nihil praescripsisse; aliam longe intentionem illum habere, quam
quae ab aliis penetretur, itaque se impedire non posse, si sint, qui scandalum
inde sumant.’3 Eine bessere Apologie könnte auch jetzt kaum Luther zuteil
werden.4 Ähnlich hat sich Luther auch selbst verteidigt, nämlich in jenem schon
oben zitierten Briefe an Amsdorf, nachdem er von dem Mißfallen, anf das sein
Buch z. T. gestoßen hat, berichtet hat: ‘Nosti meum morem, non me solere
spectare, quid displiceat multis, modo sit pium et utile idque placeat paucis
et bonis. Neque illos arbitror esse malos, sed vel non intelligere substantiam,
quantitatem, qualitatem et omnia praedicamenta, genera, species, propria,
differentias et accidentia, scilicet omnia horrenda et horribilia monstra papalis
abominationis (nullius enim eloquentia aut ingenium potest ea assequi et
aestimare)’ (Enders 16, 206).5
[Seite 202]
Unsre Schrift
ist endlich auch ins Lateinische übersetzt und dadurch international geworden.
Schon in seiner Jnstruktion an Brück vom 16. Januar meint der Kurfürst: “So
könnt es Philippus ins Latein bringen und auch in Druck geben, damit es unter
andre Nationen auch gesprengt würde” (CR. V, 655). Die Aufgabe fiel dann aber
Jonas zu. Schon am 20. März schrieb er an Fürst Georg von Anhalt, sein Sohn
habe ihm mitgeteilt, ‘quod rev. pater Martinus mihi mittet 〈libellum〉 transferendum latine. Quam
operam ... libenter navabo’ (Kawerau II, 153). Am 20. Mai meldete er dann dem
Fürsten: ‘Profectus Wittebergam paene in tertiam hebdomadam commoratus ibi sum
apud rev. d. doctorem Martinum Lutherum et de variis contuli cum eo ... Et in
ipsis aedibus rev. d. doctoris Lutheri paene ultra tertiam partem libri contra
papatum reddidi latine, et Deo dante reliqua brevi quoque mittentur ad
typographum’ (ebd. S. 161). Mitte November erschien Jonas' Übersetzung im
Druck. Basilius Monner schrieb ihm am 19. November aus Torgau: ‘Heri accepi
libellum d. doctoris Lutheri a te latinitate donatum; nun könnten auch
‘exterarum nationum homines’ erkennen, ‘a quo autore papatus ortus sit’; alle
Frommen würden zweifelsohne das Buch gern lesen, ‘etsi scioli quidam
acerbitatem in eo scripto non valde probent’ (ebd. S. 168). Aus einem späteren
Briefe des Jonas an Veit Dietrich, Halle 9. März 1546, erfahren wir endlich noch,
daß Luther beabsichtigt gehabt hätte, ‘illum librum denuo excusum auctiorem
latine edere et mittere duo, latinum et germanicum, exemplaria Tridentum’, aber
der Tod sei dazwischengekommen; nun solle Dietrich das Buch in Straßburg oder
Nürnberg lateinisch neu drucken und nach Trient aufs Konzil schicken (ebd. S.
188). Vielleicht ist der unten in der Bibliographie als “Straßburger Druck”
bezeichnete eine solche von Dietrich veranstaltete Neuausgabe — wenn auch
dieser Druck noch die Jahreszahl 1545 auf dem Titelblatt trägt.1)
Ausgaben:
A “Wider das
Bapstum zu || Rom vom Teuffel gestifft, || Mart. Luther D. || [Bild: Der Papst
thront im Höllenrachen] || Wittemberg, 1545. || durch Hans Lufft. ||”
Titelrückseite leer. 104 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –Z u. Aa
–Cc), letzte Seite (= Blatt Cc 4b) leer.
Auf Blatt A 4b wurde während des Druckes
geändert. Einige Exemplare lesen Z. 1 v. u. “|| Siegmund mit groser muehe
zusamē bracht. || [Kustos] Solte”, andere Z. 3 v. u. “... Kei-||ser
Siegmund, mit grosser muehe zusamen || bracht. [Kustos] Solte ||”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8012), Breslau U., Dresden, Greifswald U., Hamburg, München H.,
Stuttgart, Wittenberg, Wolfenbüttel, Zwickau (6. 8. 323); London. — Erl. Ausg.
226, 130, I* b.
B “Wider das
Bapstum zu || Rom vom Teuffel gestifft, || Mart. Luther D. || [Bild: Der Papst
thront im Höllenrachen] || Wittemberg, 1545. || durch Hans Lufft. ||”
Titelrückseite leer. 96 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –Z u. Aa), letztes
Blatt (= Aa 4) leer.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8011), Hamburg, München H. u. U., Wernigerode, Wolfenbüttel, Zwickau
(16. 7. 611 und 20. 8. 175); London. — Erl Ausg. 226, 130, I* a.
[Seite 203]
C “Wider das
Babstum || zu Rom vom Teu-|| fel gestifft. || Mart. Luth. D. || M. D. Xlv. ||”
Titelrückseite leer. 90 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –Z), letztes
Blatt (= Z 2) leer.
Oberdeutscher Druck (Otmar-Augsburg?
Petrejus-Nürnberg?).
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Dresden,
Heidelberg, München H. u. U., Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.
D “WJder das
Bab || stum zů Rom vom || Teüfel ge-||stifft. || Mart. Luth. D. || M. D.
Xlv. ||” Titelrückseite leer. 80 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –V),
die drei letzten Seiten (= Blatt V 3b V 4) leer.
Straßburger Druck (?).
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8014), Dresden, Hamburg, Heidelberg, München H., Stuttgart, Wittenberg,
Wolfenbüttel; London. — Erl. Ausg. 226, 130, I* c.
Spätere
Ausgabe:
1. o. O. 1565
in Oktavo, in zwei nur im Titel verschiedenen Ausgaben:
a) eine
einfache Ausgabe mit dem Titel nur in Schwarzdruck:
“Wider das
Bapstum zu Rom, vom Teuffel gestifft, ein notwendige schrifft D. M. Lutheri,
itziger zeit ... sehr nutzlich zulesen. ...”
b) eine
Vorzugsausgabe mit dem Titel in Schwarz- und Rotdruck:
“Wider das
Bapstum zu Rom, vom Teuffel gestifft, eine notwendige schrifft D. M. Lutheri,
jetziger zeit ... sehr nuetzlich zu lesen. ...”
Die Vorzugsausgabe b ist die spätere. Die
Ausgabe a hatte auf Blatt A 4a zuerst zwei Druckfehler, Z. 1 “iu Deudschen
landen” und Z. 1 v. u. “in Blut baden”, die während des Druckes in “in
Deudschen landen” und “im Blut baden” verbessert wurden. Die Vorzugsausgabe b
hat an beiden Stellen den gebesserten Text.
2. Dresden
[1870] in Oktavo.
Lateinische
Übersetzungen:
1. “CONTRA ||
PAPATVM ROMANVM, A || Diabolo inuentum, || D. Doct. Mar. || Luth. || E GERMA.
LATINE || redditum, per Iustum Ionam. || 1545. ||” Mit Titeleinfassung.
Titelrückseite leer. 108 unbezifferte Blätter in Oktav (= Bogen A –O), letztes
Blatt (= O 4) leer.
Druck von Johannes Luft in Wittenberg.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8018), Dresden, Greifswald GM., Hamburg, Heidelberg, Königsberg U.,
München U., Wolfenbüttel; London. — Erl. Ausg. 226, 130, II*.
2. “ADVERSVS
|| PAPATVM RO-||MAE A SATHA || NA FVNDA-||TVM. MART. LVTHER. D. || M. D. XLV.
||” Titelrückseite leer. 68 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –R),
letztes Blatt (= R 4) leer.
Straßburger Druck.
Vorhanden: Dresden, München H.,
Stuttgart, Wolfenbüttel; London. — Fehlt Erl. Ausg.
[Seite 204]
Jn den
Gesamtausgaben: (Deutsch): Wittenberg 7 (1554), 576a –612b; Jena 8 (1558), 231b
–273b; Altenburg 8, 418 –462; Leipzig 21, 467 –513; Walch1 17, 1278 –1421;
Walch2 17, 1019 –1132; Erlangen1 26, 108 –228; Erlangen2 26, 128 –251. —
(Lateinisch): Wittenberg VII (1558), 447b –479b (die Angabe der Erl. Ausg.
“Wittenberg II” ist falsch und aus Walch1 17, 63 übernommen).
Die Ausgabe A
erweist sich als Urdruck durch die sorglosere Rechtschreibung, durch das Fehlen
einer Anzahl zweifellos von Luther stammender Textbesserungen und
Einschiebungen, die in B stehen und dies als verbesserte Auflage kennzeichnen.
Die dritte Ausgabe C stammt aus Oberdeutschland (eine Type, nämlich S, scheint
auf Otmar in Augsburg hinzuweisen); sie ist nach A gedruckt, zeigt aber in den
Formen vielfach zufällige Übereinstimmung mit B. Nur ganz selten sind dem
Setzer oberdeutsche Formen entschlüpft. Auch D ist nach A gedruckt, und zwar
sehr frei in der Form; syntaktische Unebenheiten von A sind vielfach gebessert,
der Laut- und Formenstand für die Zeit auffallend gründlich den süddeutschen
Gewohnheiten angepaßt. Die Form geschruwen spricht vielleicht für alemannische
Herkunft. Aber die i, u, ue für ei, au, eu fehlen völlig. Es ergibt sich
deshalb aus der Sprache kein zwingender Beweis für südwestdeutsche,
insbesondere Straßburger Heimat, mit gleichem Recht darf man an Augsburg
denken. Wir geben nur einige Proben der sprachlichen Änderungen.
1. B
(Wittenberg) verglichen mit A.
I. Vokale: 1) Umlaut: o > oe woelle,
foertze, boese, gehoert, aber ∞ Oberst, Oberkeit wegen der großen O. u
> ue fuer (auch ∞), gebruellet, fuende, gedrueckt, unterdrueckt,
zwuengen, mueste, wueste (sciret), Ruestung, duerch (Druckf.?), ∞
Spitzbuberei, tugenden, Mumen, ungeduldig, gurtest, kurzumb.
[2] i > ie
Gottesdinst, Hiraus, Hirauff, ergriffen, ∞ niemer, hienein; u > o
sonst, moege, ∞ gestuertzt; u > ue Stuel; o > a warumb.
[3]
unbetontes e in Hülffe, Suende, Gotte, wolte, mercke, das heilige, jre, ledige,
Ketzerey, suendiget, pfeiffet; ∞ recht, allein; Teufflisch; ordnen,
solchs, regirn; vgl. auch rotwelsch > Rotwellisch.
[4] h in
thurst (A tuhrst), Bapsthum, wahnsinnig, ∞ verzeren.
II.
Konsonananten: 1) k > c Carolo; ck > g ursprung; t > d gewald, man
schild, ungeduld, Braband.
Doppelkonsonant
in Bisschove, schleusst, liesse, herrlich, guetter, ∞ hueten, geboten,
Teufel. —
III.
Vorsilben: geleubet > gleubet, ummeslich > unmeslich.
IV. Große
Anfangsbuchstaben bei Hauptwörtern strenger durchgeführt, auch bei
inhaltsschwachen wie Stein, Klotz, Schrifft, Tisch; Ander spruch > ander
Spruch, aber auch hellisch Fewer > Hellisch fewer, doch ist fester Gebrauch
noch lange nicht erreicht.
V.
Deklination: Cardinale > Cardinele, die Apostel > Aposteln, Gott (Dativ)
> Gotte; die protestirenden > protestierende.
[Seite 205]
VI.
Konjugation: woellen, moege, gebeutet, verschlunden > verschlungen.
VII.
Wortformen: Ampleute > Amptleute, Concilion > Concilium, Bischoff >
Bischopff (Druckf.?), christenlich > christlich, unterschiedlich >
unterscheidlich, nirgend > nirgen, jeman > jemand.
2. C
(Süddeutschland) verglichen mit A.
I. Vokale: e
> ae z. B. in Baebste, eu > au glauben, ei > ai zwainzigst, u und
ů geschieden, teilweise auch i und ie.
II. Konsonanten:
p > b Babst, v > f brieffe, fleissig, d > t Teutsch, s > ß
(selten), vater > Vatter.
3. D
(Straßburg?) verglichen mit A.
I. Vokale: 1)
Umlaut: e > oe hoellisch, hoertzog, erwoelet; e > ae (besonders vor n)
aendern, schaendlich, aergest, ebenso maer, unterthaenig; Cardinael; e > a
arbeyten, argest; eu > au glauben, haupt; oe > o personlich; ue >u
dunckt.
[2] e > i
ich befilhe; o > u sunder, kummen, kuendte, sun, ∞ hinfort, moegen; i
> ue gebuerg; u von ů, i von ie geschieden; a > o gethon, verston,
gohn, ∞ wa.
[3] h in
gohn, Rhoemisch, rhuemet.
[4] unbetonte
e fehlen oft, so in grundsupp, gnad, hilff, kumm, der leydig; ∞ es bate,
geschahe. — eu > eü.
II. Konsonanten:
t > d under, ∞ Truck, Teütsch, trucken, tringen; b > p haupt.
Doppelkonsonant:
z. B. in vatter, nitt, mitt, kummen, nemmen, irrdisch usw.
III.
Vorsilben: gwalt, bschlossen, gmein; Nachsilben: unterschiedlich >
unterschidlichen.
IV.
Konjugation: sie seind, sie thůnd, ich befilhe, geschruwen (geschrien),
sie halffen, er bate, geschahe, er weyßt, gewist.
V.
Wortformen: faßnacht, jarmarkt, thaeding, Trident (st. Trent); dann, nit,
sunder, nun, ferr; yegklich, yeder (st. jederman), verdammen.
[Seite 206]
[1] Wider das
Bapstum zu Rom vom Teuffel gestifft,
[2] Mart.
Luther D.
1545
[ 5 breue]
brieffe D]
[3] [Bl. A
ij] Der aller Hellischt Vater Sanct Paulus Tertius, als [4] were er1 ein
Bischoff der Römischen kirchen, hat [5] zwey breve an Carolum Quintum unsern
Herrn [6] Keiser geschrieben2, darinnen er sich fast zornig [7] stellet, murret
und rhuemet seiner Vorfarn Exempel [8] nach, Es gebuere nicht einem Keiser noch
jmand ein [9] Concilium anzusetzen, auch nicht ein National, sondern [10]
allein dem Bapst, der allein macht habe zusetzen, [11] ordiniren, schaffen,
alles was in der Kirchen [12] zu gleuben und zuleben ist.3 Hat auch eine Bulla
(mit urlaub4 zu reden) [13] auslassen gehen5, nu fast6 zum fuenfften mal, Und
sol nu abermal zu Trennt [14] das Concilium werden, doch so fern7, das niemand
dahin kome, on allein seine [15] grundsuppe8, Epicurer, und was jm leidlich9
ist. Hierauff ist mich lust ankomen [16] zu antworten, mit Gottes gnad und
huelffe, Amen.
[17]
Erstlich, Bit ich dich umb Gottes willen, wer du bist, ein Christ, ja [18] auch
wer du noch natuerliche vernunfft hast, Sag mir doch, ob du es [19] verstehen
oder begreiffen muegest, Was das fuer ein Concilium sey, oder [20] obs ein
Concilium sein koenne, wo der grewliche Grewel zu Rom, der sich [21] Bapst
nennet, solchen vorbehalt, macht und recht hat, alles was im Concilio [22]
beschlossen wird, zu reissen, zu endern und zu nichtigen, wie seiner Decret
viel [23] und fast alle bruellen. Duenckt dich nicht, Mein lieber Bruder in Christo,
[24] oder mein lieber, nach natuerlicher vernunfft, freund, das solch Concilium
[25] muesse nichts denn ein gauckelspiel sein, dem Bapst in der Fastnacht zur
[26] kurtzweil zubereit?
[Seite 207]
[1] Denn was
ists not, solch gros unkost1 und muehe auffs Concilium zu [2] wenden, wenn zu
vorhin der Bapst beschlossen hat, was im Concilio gemacht [3] oder gethan wird,
das solle jm unterworffen und nichts sein, Es gefalle jm [4] denn recht wol,
und wil gewalt haben alles zu verdammen? Solche unkost [5] zu vermeiden, were
es ja besser also zusagen: Aller Hellischter vater, Weil es [6] gleich viel
ist, was vor, oder im, oder nach dem Concilio beschlossen ist, oder [7] wird,
So woellen wir eben so mehr2 (on alle Concilia) Ewer Hellischeit3 [8] [Mark. 10,
17] gleuben und anbeten, Sagt uns nur zuvor, was wir thun sollen, Domine [9]
quid uis me facere? So woellen wir von ewer Hellischeit singen den froelichen
[10] gesang: Virgo ante partum, in partu, post partum, auff das jr seid die
reine [11] jungfraw Maria, die nichts gesuendigt [Bl. A iij] hat, noch hinfurt
suendigen kan. [12] Wo nicht, so sagt uns doch umb Gottes willen, wo zu die
Concilia not oder [13] nuetze sind, da ewer hellischeit so grosse macht uber
hat, das sie nichts [14] sollen sein, wo es ewer Hellischeit nicht gefelt, Oder
beweiset doch uns armen [15] unterthenigen bon Christian4, Woher ewer
hellischeit solche gewalt hat. [16] Wo sind siegel und brieve, die euch solchs
geben von ewerm Oberherrn? Wo [17] ist schrifft, die uns solchs zwinge zu gleuben?
wil ewer hellischeit dieselbigen [18] uns nicht zeigen? Wolan, so woellen wir
sie selbs vleissiglich suchen, und mit [19] Gottes huelf gewislich finden gar
in kurtzē hernach.
[20] Jn des
sehen und hoeren wir, wie der Bapst so ein meisterlicher Geuckeler [21] ist.
Denn gleich wie ein Geuckler den albern leuten ins maul guelden [22] gauckelt,
Aber wenn sie es auf thun, so haben sie pferds dreck drinnen5, So [23] thut
auch dieser schendlicher Lecker6 Paulus Tertius, schreibt nu schier zum [24]
fuenfften mal aus ein Concilium, das, wer die wort hoeret, mus dencken, Es [25]
sey sein ernst, Aber ehe wir uns umbsehen, so hat er uns pferds dreck ins [26]
maul gegeuckelt, Denn er will ein solch Concilium geben, dar uber er moege [27]
seine macht uben, und mit fuessen tretten alles was drinnen gesetzt wird.7 Fuer
[28] solch Concilium danck jm der leidige Teuffel8, und kom auch nicht hinein
denn [29] der leidige Teuffel, dazu seine mutter, seine schwester und seine
hurnkinder, [30] Bapst, Cardinel und was mehr der Hellischen grundsuppen9 zu
Rom ist.
[31] Es gehet
nu in das vier und zwentzigst Jar, das zu Worms der erst [32] Reichstag unter
diesem Keiser Carolo gehalten ward, Daselbs ich auch persoenlich [33] fuer dem
Keiser und gantzen Reich stund. Jn demselben Reichstage ward
[Seite 208]
[ 9 24] .xx.
B 15 1415] 1515 A 21 Bast A]
[1] von allen
Stenden des Reichs begert, das etliche grosse, unleidliche beschwerung [2]
(welche dazumal genennet, vnd hernach zu Nuernberg auf dem Reichstage [3] dem
Bapst Hadriano angezeigt, und in den Druck bracht wurden, der auch [4] noch fur
handen1) vom Bapst und Geistlichen abgethan wuerden, oder sie [5] wolten sie
selbs abthun. Daneben ward begert, Keis. Mai. wolte bey dem [6] Bapst erbeiten,
umb ein gemein, frey, Christlich Concilium in Deudschen landen [7] anzusetzen,
und zu halten, oder ein National Concilium machen, welches [8] der liebe Keiser
bis her mit vleis gethan, aber bei den Bepsten nichts muegen [9] erhalten2,
Daher diese 24 Jar im geschrey blieben sind3 diese drey wort: [10] Frey,
Christlich Concilium, in Deudschen landen.
[11] Diese
drey wort: Frey, Christlich, Deudsch, sind dem Bapst und Roemischem [12] hofe
nichts denn eitel gifft, tod, teuffel, und [Bl. A iiij] die helle, Er kan [13]
sie nicht leiden, weder sehen noch hoeren, Da wird kein anders aus4, das ist
[14] gewis, Er liesse sich ehe zu reissen, und wuerde ehe Tuerckisch oder
Teufflisch [15] oder wer jm sunst helffen kuendte. Des ist dis die ursach: Anno
1415. Jar [16] ist in Deudschen Landen ein Concilium zu Costnitz gehalten,
darinnen Johannes [17] Hus und Hieronimus gemartert sind5, und wurden drey
Bepste abgesetzt, [18] und der vierd Martinus V. erwelet.6 Aber das ergeste und
grewlichst, [19] dafur dem Bapst so scheuslich grawet, war dis stueck, da beschlossen
und gesetzt7, [20] das ein Concilium uber den Bapst sey, und nicht der Bapst
uber das Concilium, [21] Und Concilium hette macht, den Bapst zu richten,
urteilen, straffen, [22] setzen und absetzen, Nicht widerumb der Bapst, das
Concilium zu richten, [23] urteiln oder endern. Ah, au, usch8, das stuecklin
schmertzt sie, der stefft stickt [24] tieff in jrē hertzen9, der stein wil
jnen das hertz abdruecken10, Da haben sie [25] sich ein mal gebrand11, Sie
komen nicht wider12, sie liessen ehe die gantze welt [26] im blut baden und
ersauffen, Wie denn der Bapst Eugenius that, und richtet [27] ein grossen mord
und blutvergiessen an bey Strasburg durch den Delphin [28] aus Franckreich,
auff das er das Concilium zu Basel zu risse, welchs nach [29] des Concilij zu
Costnitz exempel und ordnung angefangen und schon einen [30] Bapst erwelet
hatte Amedeum den Herzogen zu Soffoy, Felix V. genant13, [31] Aber solte friede
werden, muste derselbe Bapst abtreten, und das Concilium
[Seite 209]
[ 21 muste]
mueste B 24 Concilium] Cocilium A]
[1] fallen,
denn sie koennen und woellen des spiels, so sie zu Costnitz erlidden, [2] nicht
mehr gewarten.1
[3] Nu hatte
das Concilium zu Costnitz, welchs unheilig gnug gewest ist, [4] doch zu seinem
fuernemen grosse und unmeidliche not2 und dringende ursachen, [5] solchs zu
setzen und zu schliessen, das ein Concilium mueste uber den Bapst [6] sein, und
nicht der Bapst uber das Concilium, Denn es waren drey Bepste, [7] der keiner
dem andern weichen wolte, und geschach gros unordnung, und ward [8] ein wuest
wesen in der gantzen Roemischen kirchen, da ein Bapst den andern [9]
verbannet3, Einer dem andern die stifft und pfruenden nam, Denn ein jglicher
[10] wolte der einige Bapst uber alles alleine sein, daraus kundte nichts guts
[11] folgen. Solcher wust4 weret bis in 39 jaren, das alle welt schrey und bat
[12] umb ein Concilion, dardurch widerumb ein einiger5 Bapst wuerde. Denn man
[13] hielts dafuer6 zu der zeit, die Christenheit koendte on einen Bapst nicht
sein. [14] Da theten zusamen die fuenff Nation, Deudschland, Welschland,
Franckreich, [15] Engelland, Spanien, und holffen, das zu Costnitz ein
Concilium ward, welchs [16] Keis. Siegmund mit groser muehe zusamen bracht.
[17] [Bl. B
1] SOlte nu das Concilium die Bepste absetzen, musten sie zuvor eins [18]
werden, und schliessen7, das ein Concilium uber den Bapst were und jn
abzusetzen [19] macht und recht hette, Weil sich im Bepstlichen recht nicht
leidet8, das [20] ein Unterman den Oberman solt absetzen. Darumb zwang sie die
grosse not, [21] weil man muste zum wenigsten zween Bepste absetzen, wo der
dritte ja bleiben [22] solte, das sie zuvor musten schliessen, Sie hetten
gewalt und recht, die Bepste [23] abzusetzen. Also ists dazumal beschlossen,
das der Bapst sey unter dem [24] Concilium, und nicht uber das Concilium,
unangesehen9, das der Bapst so [25] viel hundert jar zuvor sich heiser, und
schier zu tod gebrullet und geschrien [26] hat durch alle Decreten und
Decretalen, Er sey uber alle Concilia, uber alle [27] welt, auch vber die Engel
im Himel, Jtem sey Gottes Stathalter auff Erden [28] und ein jrdischer Gott,
Und der grewel unzelich mehr, die schrecklich sind einem [29] Christlichen
hertzen und ohren zu hoeren.
[30] HJerauff
geschachs, das der eine Bapst, Gregorius genant, williglich [31] abtrat und
sein Bapstum dem Concilio ubergab, Doch der hoffnung, das [32] Concilium wuerde
seine willige demut ansehen und wider zum Bapst erwelen, [33] da das nicht
geschach, starb er fur rewe und leide. Der ander Bapst, Johannes [34] genant,
lies sich auch bereden uberaus schwerlich10, das er gen Costnitz [35] kam ins
Concilium, eben der selbigen und viel groesser hoffnung, Er wuerde
[Seite 210]
[ 32 gantze]
gantzen D]
[1] allein
Bapst bleiben, weil er zu Rom in Stuel gesessen war. Der dritte, [2]
Benedictus, bleib halstarrig in seinem sinn, und ward rechtlich und mit gewalt
[3] nach des Concilij Gesetz und Statut abgesetzt. Das ist das grewliche [4]
stuecke, welches die Bepste bis her so hefftiglich verdreusst, und nicht mehr
[5] wollen noch koennen in Deudschland bey den bestien ein Concilium leiden.
Sie [6] sorgen, es moechte das Exempel des Costnitzer Concilij wider sie
gebraucht [7] werden, vnd moechte villeicht Paulus Tertius zu Trident als ein
Bapst einreiten, [8] Aber widerumb als ein armer tropff aus reiten, Darumb ist
jm hieran [9] gelegen, und haben sich bedacht, Sie wollen zu Rom bleiben, on
Concilia [10] und uber Concilia, und solte die welt untergehen.
[11] DEnn die
Historien sagen von dem einen Bapst Johanne, da er sich in [12] Deudschland
begeben hatte, Da fur man zu und examniert sein leben und [13] regiment, Vorhin
thurste1 niemand wider jn, als einen Bapst, mucken, Und [14] fand sich, das bey
40 Artickel uber jn beweiset worden alle des to-[Bl. B ij] [15] des wirdig. Da
entran er heimlich und wolt wider gen Rom, Aber Keiser [16] Siegmund ergreiff
jn unterwegen, und ward dem Pfaltzgraven befolhen.2 Als [17] man jm nu die
Artickel fuer hielt, antwortet er auff einen jglichen also: “Ah, [18] ich hab
viel ein ergers gethan.” Es verwunderte solche antwort die Gesandten, [19] Weil
unter andern Artickeln stund, Er hette seinen Vater erwuerget, [20] Er hette
Zeuberey, Simoney, und viel schendlicher laster getrieben. Wie [21] kuendte er
doch ergers gethan haben? Gab er diese anwort: Das ergeste were, [22] das er
gethan hette, Er hette sich lassen bereden, von Rom uber das welsche [23]
Gebirge in Deudschland zu komen. Hie mit meinet er, wo er zu Rom blieben [24]
were und das Bapstum behalten, wolte er wol solcher anklage frey und der [25]
aller heiligest Vater Bapst blieben sein, wenn er noch tausent mal mehr [26]
ubels gethan hette.
[27] Hieraus
sind die Bepste klug worden und huetten sich auffs hoehest, das [28] sie ja
nicht solche grosse thorheit und Suende begehen und uber das gebirge [29] sich
in Deudschland begeben, wie der selbige bapst Johannes gethan hat. Und [30] wer
wil sie des verdencken?3 sie thuns fuer grosser liebe und sorge fuer die [31]
arme Christenheit, das sie das Bapstum so lieb haben und ungerne verlassen,
[32] denn das bapstum ist das Heubt der gantze Christenheit und Herr der
gantzen [33] welt, dazu ein jrdische Gottheit, die Christus Stathalter auff
Erden macht, [34] das er alle Seelen lere und selig mache. Das ander
verstehestu wol, Wenn [35] du nur denckest: ja, Teufel und hellisch fewr!4
[36] DEm nach
sihe mir nu an die Schrifft dieses Leckerlins5, Pauli Tertij, [37] da er zum
Keiser schreibt6: “Wiltu ein Concilium haben? Wir wollens geben.
[Seite 211]
[1] Wiltu es
in Germania haben? Sihe, wir wollens wagen und auch thun. [2] Doch also, das es
sey ein frey und Christlich Concilium, Und in welchem [3] den Ketzern kein stat
gegeben werde, als die kein teil mit der Kirchen haben [4] koennen. Auch das du
Arma iubeas deponi, das ist, gute sicherung und [5] frieden schaffest. Solt
auch wissen, das dir nicht zustehet, zu urteiln, welche [6] zum Concilio zu
ordnen sind, Sondern es gebuert unser Oberkeit.” Da hastu [7] nu, was der Bapst
und die heilige Bubenschule1 zu Rom fuer eine sprache [8] hat, und wie er die drey
wort “Frey, Christlich, Deudsch” uns leret zuverstehen, [9] Nemlich, das er
wolle ein Concilium geben, welchs er gewis sey, das [10] es nimermehr koenne
gehalten werden, Denn er weis und fuelet wol, das jm [11] und seiner
verzweivelten Bubenschule viel erger gehen [Bl. B iij] wurde im [12] Concilio,
weder2 es zu Costnitz dem Bapst Johanni gangen ist.
[13] DJe
Fuersten und Stende des Reichs haben durch den Keiser diese 24 [14] jar lassen
erbeiten umb ein Frey, Christlich, Deudsch Concilium einfeltiger [15] meinung3,
nach gemeinem verstand4 solcher wort, on alle Sophistrey, Nemlich [16] “frey”
heisst in deudscher sprache, und ‘liberum’ in der Latinischer sprache, [17] das
im Concilio die Zungen und Ohren frey sein sollen, das ein jederman, [18]
sonderlich die verordent werden zu reden, hoeren und handeln aller seits, frey
[19] muegen sagen, klagen, und antworten, was zur sachen dienet, die Kirchen zu
[20] bessern, ergernis und misbreuch auszureuten. — So habens gemeint und [21]
meinens noch die Deudschen und Stende des Reichs, — in sonderheit aber und fuer
[22] allen dingen, das Gottes wort oder die heilige schrifft frey und
unverbunden5 [23] (wie es doch sein mus) jren gang und recht habe, Nach welcher
man alles [24] richten und urteiln solle. Derhalben auch gute Theologen da sein
muessen, [25] die der Schrifft verstand6 und erfarung haben. Das heisst frey,
da das Concilium [26] frey, und die Schrifft, das ist, der heilige Geist frey
sind.
[27] ABer die
Roemische Bubenschule und der Schulen Meister verkeret und [28] felschet das
Wort also, Das “Frey” sol so viel heissen, das er und seine [29] Bubenschule
frey seien, Nichts wider sie geredt, geendert noch fuergenomen [30] werde,
Sondern alles und alles, wie sie jtzt leben und wesen, bestetigt werde. [31]
Das also nicht das Concilium wider den Bapst, Sonder der Bapst wider das
[Seite 212]
[1] Concilium
frey sey.1 Das ist die alte geyge2 des Bapsts, in allen seinen [2] drecketen
und drecketaln3, Nemlich: Er sol Herr und richter sein uber das [3] Concilium,
und nicht das Concilium uber den Bapst, Damit der Bapst macht [4] habe zu
verdammen, zu reissen, und zu nichtigen, ob etwas vom Concilio [5] wider jn
beschlossen wuerde, Ja, ehe sie etwas fuernemen zu schliessen, zuvor [6] seine
gnade fragen muesten, obs jm so gefallen wolle, auff das ein Concilium [7]
nichts anders sey, denn ein Jaherr4, der im Rat oben an, zu nehest bey [8] dem
Handfas5 an der Thuer6, sitze, und zuhoere, was die gnadejuncker7 uber [9] dem
hohen tische gebieten. Das heisst der Bapst ein frey Concilium.
[10] DAs ist
die sprache des Stuels zu Rom, wenn er ein frey Concilium [11] gibt, das du jn
furt8 auch Roemisch verstehen koennest: wenn sie “frey” sagen, [12] das es
gefangen heisse bey uns Deudschen, Wenn sie “weis” sagen, das [Bl. B 4] [13] du
schwartz verstehen muessest, Wenn sie “Christliche Kirche” sagen, das du die
[14] grundsuppe aller Buben zu Rom verstehest, Wenn sie den Keiser einen Son
[15] der Kirchen nennen, das es also viel sey, als der verfluchtest Man auff
Erden, [16] welchen sie wolten, das er in der Helle were, und sie hetten das
Reich, Wenn [17] sie Deudschland die loebliche Nation nennen, das es heisse:
die bestien und Barbari, [18] die nicht werd sind des Bapsts myst zu fressen,
wie der Wal9 Campanus10 [19] (als man sagt) thet, da er in Deudschland gewesen,
(nicht mit11 seinem schaden) [20] und an die grentze des Welschen landes wider
heim kam, den ruecken gegen [21] Deudschland keret, bueckt sich und decket den
hindern auff, und sprach: ‘Aspice [22] nudatas, Barbara terra, nates!’ Sihe da,
du Bestia, kuecke mir12 in den Sra.13
[23] ALso14
das woertlin “Christlich” meinen die Fuersten und Stende des Reichs [24]
einfeltiges, auffrichtiges gemuets ein Concilium, da man von Christlichen
sachen [25] und durch Christliche Leute nach der Schrifft handeln solt, Denn
sie gar wol [26] gewust, was der Bapst im geistlichen Recht von guerteln,
Roecken, Schuhen, [27] Kaseln, Platten, Kirchweihen, Fladen15 weihen, von
Pfruenden, Prelaturn, [28] Pallien, Digniteten und des Narrenwercks unzelich16,
gehandelt hatte. Sondern, [29] weil jtzt auff der Ban weren17 erregt grosse
wichtige sachen vnd disputation,
[Seite 213]
[ 31
heiligen] heilige AB]
[1] vom
Ablas, Fegfewr, Messen, Abgoetterey, Glauben und guten wercken und [2]
dergleichen, das man solche sachen Christlich nach der heiligen Schrifft, nicht
[3] Bepstlich moecht verrichten1, und dem armen einfeltigen Man helffen, das er
[4] auch wuste, wo er were und endlich mit seiner Seelen bleiben solt.2 Ja, das
[5] heisst auff Deudsch, Latinisch, Griechisch, und in allen sprachen
“Christlich Concilium”. [6] Solchs roch der Bapst mit seiner hellischen
grundsuppe seer wol und [7] hatte den schnuppen nicht.3 Aber er nam Niese
wurtzel und macht jm den [8] Schnuppen4, verkeret dis Wort “Christlich” also:
[9]
Christlich heisse nichts mehr denn Bepstlich und was seine hellischeit [10]
sampt seiner Bubenschule (ah vergebe mirs Gott, ich hette schier gesagt: sampt
[11] seiner heiligen Kirchen) zu Rom urteilet und schleusst, Was aber da wider
[12] fuergenomen wuerde, solle unchristlich und Ketzerisch sein, Nemlich, wo
das Concilium [13] wolte schliessen, man solte beider gestalt des Sacraments5
frey lassen [14] gehen, wie es die Ketzer wollen haben, das sol durchs
Concilium aus befelh [15] seines ober [Bl. C 1] herrn des Bapsts verdampt sein,
Und die, so solchs fuer [16] hetten im Concilio zu erregen6, sollen als Ketzer
nicht zu gelassen werden, wie [17] der Hellische Vater dem Keiser schreibt: Die
Ketzer sollen nicht raum im Concilio [18] noch teil mit der heiligen Kirchen
haben. Und ob die Ketzer dem Keiser [19] wolten fuerhalten: Solchen Artickel
hette Gott der Vater durch seinen lieben [20] Son selbs eingesetzt, und aller
welt befolhen, man solle den Son hoeren, [21] [Luk. 3, 22] Luce iij: ‘Hunc
audite’, Und der heilige Geist hette es hernach also erhalten in [22] der
gantzen Christenheit, bis in 1400 jaren, da der Bapst solchs verbot, und [23]
noch der mehrer teil der Christenheit, so unter dem Bapst nicht ist, solchen
[24] Artickel hellt, und halten wird bis an der welt ende, Solchs alles
unangesehen [25] und ungeacht7, sol der Keiser alle Ketzer, so solchs mit Gott
dem Vater, Son, [26] heiligem Geist und der Christenheit in aller welt halten,
verbrennen, toedten [27] oder veriagen, auch die in Jndien, Persien, vnd in
gantzem Orient. Aus der [28] ursachen: Gott der Vater, Son, heiliger Geist
sampt seiner heiligen Kirchen [29] sind Ketzer und unchristen, Allein der Bapst
und seine Roemische Bubenschule [30] sind Christen. Nu ists ja viel besser, das
Gott der Vater, Son und heiliger [31] Geist sampt seiner heiligen Kirchen im
Concilio als die schendlichsten Ketzer [32] verdampt werden, denn das der
Hellische Vater Bapst und seine Hermaphroditen [33] sollen Unchristen heissen.
[34] SOlcher
unchristlichen, ketzerischen Artickel sind noch viel mehr, die Gott [35] der
Vater, Son und heiliger Geist in seiner heiligen Kirchen leret und helt,
[Seite 214]
[ 5/6 da ...
stehet] da ... wider strebet B 8 drinnen fehlt B]
[1] als: das
kein Fegfeur sey, da der Hellische Vater zu Rom ein Jarmarckt aus [2]
ertichtet1 hat, und unzelich gelt und gut damit geraubt. Jtem, das Ablas ein
[3] lauter bescheisserey sey2, damit der Hellische Vater alle welt generret und
umbs [4] gelt betrogen hat. Jtem, das die Messe ein Opffer sey, fuer die
Lebendigen [5] und Todten. Jtem, das der Ehestand frey sey, und des dinges viel
mehr, da [6] jtzt Bepstliche heiligkeit auff stehet.3 Jch wil schweigen Simoney
und Geitz, [7] pfruenden marck4, Pedasterey5, und was mehr der heilige Stuel zu
Rom in [8] seinem aller heiligsten leben treibt und grosse lust drinnen hat.
Welchs alles [9] der heilige Geist, der unchristliche Ketzer, mit seiner
Kirchen auffs hoehest verdampt [10] und nicht hoeren nennen mag.
[11] HJeraus
folget, das Gott, sonderlich der heilige Geist, der doch gerhuemet [12] wird,
das durch jn die Concilia versamlet werden, und alles durch jn drinnen [13]
gehandelt und beschlossen wird, ins Concilium zu Trent nicht [Bl. C ij] komen
[14] kan, noch in kein Bepstlich Concilium, und mus wol heraussen bleiben,
Ursach: [15] die heilige Jungfraw, Sanct Paula Tertius6, schreibt dem Keiser
Karolo: Es [16] sollen die Ketzer nicht raum noch stat in seinem Heiligen,
Freien, Christlichen [17] Concilio haben. Nu ist jtzt angezeigt, das Gott der
heilige Geist ein grewlicher [18] Ertzketzer sey, mit Gott dem Vater und Son,
darumb das er zu wider [19] der Bepstlichen und Roemischen heiligkeit hat in
seiner Kirchen gestifftet und [20] eingesetzt, auch noch heutiges tages in
aller welt hellt und leret sein gantz heiliges [21] Sacrament beider gestalt,
und verdampt die jenigen, so solches nach der [22] weise nicht halten noch
brauchen. Welchs alles zu gegen und wider7 ist dem [23] hellischen Stuel zu
Rom, der solchs manichfeltiglich durch seine Bullen als [24] ketzerey verdampt
hat, denn, wie seine Schutzschreiber8 sagen, ist er auch uber [25] die heilige
Schrifft und uber Gottes wort ein gewaltiger Herr und richter [26] worden, der
da endern mag, was Gott ordent und gebeut.
[27] Nu were
noch wol rat und huelff furhanden, das der heilige Geist, der [28] arme
ertzketzer, moechte zu gnaden komen und in das heilig, frey, christlich
Concilium [29] gelassen werden, wenn er nicht zu halstarrig were, sich
demuetigen und [30] fuer der heiligen jungfrawen S. Paula tertius fraw Bepstin
auff die knie [31] fallen und die fuesse kuessen wolte, seine ketzerey alda
bekennen, berewen und [32] wideruffen, Er kriegete gewislich wol ein ablas
Bullen, on gelt und umb [33] sonst, beide fuer sich und seine heilige Kirchen.
Aber der heilige Paulus, auch [34] [Apg. 17, 6] ein grosser Ketzer (der alle
welt jrre macht Act. 17, wie die Jueden zu Thessalonich [35] [Röm. 11, 29] uber
jn schrien) Ro. xj. spricht: Gottes Gaben und beruffung muegen jn
[Seite 215]
[1] nicht
gerewen, das ist, er endert sie umb niemands willen. Der selbe Ketzer [2]
Paulus macht den heiligen Geist auch jrre, das er unbusfertig bleiben mus, [3]
und kan seiner Suende und Ketzerei keine gnade noch ablas finden. Darumb [4]
mus er schlecht ausser dem heiligen, Freien, Christlichen Concilio der heiligen
[5] Frau Bepstin Paula Tertius bleiben. Und mag sich dieweil tuecken1 und [6]
bergen in seiner eigen ketzerischen Kirchen, das jn Paula Tertius nicht
ergreiffe, [7] Er muste sonst gewislich als ein Ertzketzer mit fewr zu asschen
verbrand [8] werden. Sanct Paula, die heilige Jungfraw Bapst, wird wol einen
[9] bessern und schoenern und viel Christlichern, Freiern, heiligern Geist
finden in [10] seinem Heiligen, Freien, Christlichen Concilio.
[11] MOcht
jemand hie dencken, Jch buesse-[Bl. Ciij]te hiemit die lust2, mit so [12]
spoettischen, verdrieslichen3, stachlichen worten an dem Bapst: O HErr Gott,
[13] Den Bapst zu spotten, bin ich ummeslich4 zu geringe. Er hat nu wol uber
[14] sechshundert jare die welt gespottet, und jrem verderben an Leib und Seel,
gut [15] und ehre, in die faust gelacht, Hoeret auch nicht auff, kan auch nicht
auffhoeren, [16] [2. Petr. 2, 14] wie S. Petrus ij. Pet. ij jn nennet
Akatapauston amartias5, Incessabilem, [17] inquietum incorrigibiliter, peccatorem.
Kein Mensch kans gleuben, welch ein [18] grewel das Bapstum ist. Ein Christ,
der mus auch nicht geringes geistes [19] sein, der es sol erkennen. Gott selbs
mus jn spotten in dem Hellischen fewr, [20] [2. Thess. 2, 8] und unser HErr
Christus, wie S. Paulus ij. Thessalo. ij sagt, mus jn toedten [21] mit dem odem
seines Mundes und durch seine herrliche Zukunfft6 zerstoeren. [22] Jch spotte
allein darumb mit meinem schwachen spotten, das die, so jtzt leben [23] und
nach uns komen, wissen sollen, was ich vom Bapst, dem verfluchten Antichrist
[24] gehalten habe, Und wer ein Christ sein wil, sich fuer solchem grewel lasse
[25] vermanen.
[26] DAs
dritte Wort “Deudsch” oder “in Deudschen landen” drehet und martert [27] er
also: Keiser Carolus solle schaffen, das kein woffen zu fuerchten sey, das ist,
[28] Es solle friede, und kein krieg zu fuerchten sein, Iubeas arma deponi. Nu
weis [29] der Roemische schalck seer wol, das Keiser Karol sampt seinem Bruder
König [30] Ferdinando und allen deudschen Fuersten so mechtig wol ist, das er
nicht allein [31] zu Trent in einer stad, Sondern auch in gantz Germania
frieden halten kan, [32] Und aus Deudschland keine fahr da sein kan. Wol weis
(sage ich) der schalck [33] Paula solchs, und ertichtet jm fehrligkeit, die nirgent
ist, auff das ja das Concilium [34] nicht koenne gehalten werden. Zugleich gibt
er damit Keiser Karolo [35] und Deudschen Fuersten die schuld, das kein
Concilium koenne gehalten werden, [36] Und feile an jm nicht, Sondern am Keiser
und Stenden des Reichs, die nicht [37] frieden noch sicherung schaffen, weil
sie nicht das Schwert oder Ruestung ablegen, [38] welchs doch keines fur handen
ist, noch sein kan.
[Seite 216]
[1] Mit
diesen worten bekennet er fein, das er kein Concilium wolle in ewigkeit [2]
halten in Deudschenlanden. Denn wenn wil die zeit komen, da ein Bapst [3] nicht
koenne tichten und fuergeben, es were fehrlich, die Rustung nicht abgethan? [4]
Denn ob der Keiser gleich jn auff der Landstrassen zu beiden seiten mit hundert
[5] tausent Man liesse geleiten, [Bl. C 4] So spreche er doch: Ja, wer wil den
[6] selben vertrawen? Thuts aber der Keiser nicht, so ist aber da die klage, es
[7] sey fehrlich und nicht sicher, das, wie es der Keiser macht, so kan er doch
den [8] Bapst nicht sichern, und bleibt die Ruestung oder Arma ein ewige
hinderung [9] des Concilij, welche der Keiser, und wenn hundert Keiser weren,
nicht kuendten [10] weg nemen. Denn es stehet alles in des Hellischen Vaters
willen und macht, [11] Was da solle heissen Ruestung abthun oder Rustung
halten, was frey und [12] unfrey, Christlich und unchristlich sey.
[13] Auch
bringt solch wort viel andere mehr ausflucht, die nicht zu zelen sind, [14]
Aber der Hellische Vater teglich durch seinen Geist wol zu ertichten weis.
Etliche [15] wil ich rueren: er kan wol zur zeit etlich Man und Ros fertigen1,
die ein [16] geschrey machen, Es sey ein volck furhanden und gantz unsicher
worden. Jtem, [17] der Tuerck ist nu zweymal sein schanddeckel2 gewest. Jtem,
er kan wol kranck [18] werden. Ah wer wil doch sorgen fuer den Teufel, wie er
ursach und ausflucht [19] finde? Diese aber ist jm die aller feineste, das er
Franckreich alle zeit [20] wider den Keiser hetze, wie er diese zwentzig jar
mit hoehestem vleis gethan, [21] sonderlich, wenn das Concilium hat sollen
angehen. Da kan er denn rhuemen: [22] Ah HErr Gott, wie gern wolten wir ein
Concilium halten, Aber weil unser [23] liebe zween Soene, Keiser und
Franckreich, uneins sind, koennen wir nicht dazu [24] komen! Wie er jtzt auch
thut, da er in seiner Bulla von grossen freuden [25] singet, Das die zwey
Heubter vertragen3 sind. Und setzt das Concilium an [26] zu Trent.4 Aber ah
HErr Gott, wie leid ists dem Hellischen Vater, das [27] Franckreich nicht hellt
den vertrag, und wird die uneinigkeit groesser, denn [28] vorhin.
[29] HJeraus
verstehet man nu die Wort des Hellischen Vaters zu Rom, das [30] ‘Arma iubeas
deponi’ so viel sey gesagt: Du, Keiser Karole, solt schaffen, das [31] friede
sey, Nicht allein, das du dein schwert ablegest, Sondern auch schaffest, [32]
das Franckreich ablege, welchs er nicht thun kan noch sol. Denn wir woellen,
[33] das Franckreich dir fuer und fuer unruge mache. Darumb soll es also zu
gehen, [34] ehe wir ein Concilium halten wollen, das du, Karole, solt jmer Fewr
lesschen, [35] und Franckreich sol jmer anstecken. Und wo Franckreich faul
hierin sein wolt, [36] So wollen wir selber zu blasen und auffblasen, das du
jmer zu lesschen habest,
[Seite 217]
[1] und zu
letzt des lesschens muede werdest. Also wollen wir dich lernen, wie du [2] solt
mit deinen Deudschen sewen ein [Bl. D 1] Concilium begeren von dem [3]
Roemischen stuel, und wollen doch jmer fort rhuemen: ‘Iube arma deponi, Iube
[4] arma deponi.’ Wenn du friede schaffest, so wollen wir ein Concilium halten,
[5] das wird und sol geschehen, wenn wir auffhoeren arma zu movieren, welchs
[6] sol nimermehr geschehen.
[7] HJe
sihestu, welch ein spitzbuebisch antwort dem Keiser und Stenden des [8] Reichs
gegeben wird auff jre bitte, die sie nu 24 jar lang gethan haben umb [9] ein
Frey Christlich Concilium in deudschen landen. Denn weil sich die [10]
Roemischen spitzbuben dahin begeben und, wie sie allezeit sich bevliessen
haben. [11] die sprachen zu verwirren, das der Spitzbube zu Rom rotwelsch
antwortet, wo [12] der Keiser und des reichs stende schlecht deudsch oder
Latinisch reden, So werden [13] sie der sprachen nimer mehr eines1, schweige
das ein Concilium werden koenne. [14] Heisst das nicht fein dem Keiser und
Stenden des reichs auff dem maul getrumpelt2 [15] und gespottet wie der Narren,
des3 die Spitzbuben in die faust [16] lachen, Schenden4 dazu und lestern, eben
mit den selben worten, den Keiser, [17] als habe er ein unfrey, unchristlich,
unsicher Concilium gesucht, Sondern sie [18] sind die heiligsten Leute, die ein
frey, Christlich, sicher Concilium begeren. [19] Also mus nu der frome Keiser
und die Stende des Reichs den namen bey den [20] Spitzbuben zu Rom haben5, das
sie ein genoetigt, gefangen, gezwungen, unchristlich, [21] ketzerisch,
fehrlich, sorglich6 Concilium gesucht haben und noch suchen. [22] So sol man
einem Keiser und dem Reich die Zungen und hoerner schaben!7 [23] Bittet nu mehr
umb ein Concilium bey dem heiligsten Vater!
[24] ES
meinen etlich, diese Spitzbueberey habe der Cardinal zu Meintz zu [25] gericht.
Aber ich halts8 nicht, Es were seiner kunst viel zu geringe Exempel, [26] Er
solts wol besser machen, als mich duenckt, Jtem, er ist der rechte meister,
[27] auch uber die zu Rom. So sind die zu Rome solcher Spitzbueberey und
schalckheit [28] nu uber 400 jar wol geuebt9 und durchtrieben, wie man sehen
kan in des [29] Bapsts Decretalen, und in allen Historien der Keiser. Denn sihe
doch, wie [30] die armen Juristen geplagt sind, das sie die Roemische
spitzbueberey mit glosen [31] zusamen flicken, reimen, schlichten, ehe sie jr
eine geringe gestalt machen koennen, [32] Gleich, als wenn ein Kuersner solt
einen bosen Peltz flicken, da weder haut noch [33] har gut ist10, dazu
bespeichelt und beeitert und grewlich beschmeisset.11
[34] [Bl. D
ij] WOlan, Es gehe hin, so lang es kan, der Keiser und das Reich [35] muessen
solchs spitzbubenstueck verbeissen12, es ist nicht der erste Keiser, mit dem
[Seite 218]
[1] der
verzweivelt1 Spitzbube zu Rom so spielet. Sie habens keinem versehen2 [2] sint3
der zeit sie zur macht komen sind. Maximilianus klagt nicht mehr4, [3] denn das
jm kein Bapst je hette glauben5 gehalten. Dieser Keiser Karolus [4] acht ich,
solts ja6 am Clement 7., Leone x. vnd jtzt am Paulo iij. zimlich [5] erfaren
haben. Summa, sie sind Keisers Phocas Creatur und Erben, der hat [6] zu erst
das Bapstum zu Rom gestifftet, dem folgen sie trewlich nach. Der [7] selb
Phocas, als ein Keisermoerder zu Constantinopel, schlug seinen Herrn [8] Keiser
Moritz mit Weib und Kind tod.7
[9] ALso thun
die Bepste auch. Haben sie nicht selber koennen die Deudschen [10] Keiser
todschlahen, wie Clemens iiij. das edle Blut Conradinum, den letzten [11]
Hertzogen zu Schwaben und erblichen Koenig zu Neapel, lies mit dem Schwert [12]
oeffentlich richten8, Haben sie nicht mit verretherey und aller Teuflischer
bosheit [13] die Keiser umbbringen koennen, So ists doch ja jr volliger wille,
und jnen [14] alle zeit leid gewest, das jr blutduerstiger, moerdischer,
boshafftiger wille gefeilet9 [15] und verhindert ist worden. Es sind, wie
gesagt, des Keisers Phocas, [16] jres stiffters und Keisermoerders, nachkomen,
verzweivelte, durchtrieben Ertzspitzbuben, [17] Moerder, Verrheter, Luegener,
und die rechte grundsuppe aller boesesten [18] Menschen auff Erden, wie sie
selber zu Rom sagen, Schmuecken sich darnach [19] mit dem Namen Christi, S.
Petri, und der Kirchen, so sie doch vol sind aller [20] ergesten Teufel in der
Helle, vol, vol, und so vol, das sie nichts denn eitel [21] Teufel ausspeien,
schmeissen und schneutzen koennen. Solchs wirstu sagen, das [22] es die warheit
sey, wenn du die Historien liesest, wie sie mit den Keisern sind [23]
umbgangen.
[24] WOlan,
wie ich gesagt, Keiser Karol und das Reich muessen des Spitzbuben [25] zu Rom
Paula Tertij rotwelsch verbeissen10, Schadet auch uns noch [26] nicht seer,
Aber dem Stuel zu Rom dienet es dennoch11 dazu, das sie sich selbs [27] hinden
und fornen auffdecken, und lassen uns in jren hindern sehen12, das wir [28] sie
kennen muegen. Denn bis her haben wir muessen gleuben, der Bapst were [29] das
Heubt der Kirchen, der aller heiligst, der heiland aller Christenheit, Nu [30]
sehen wir, das er mit seinen Roemischen Cardineln nichts anders ist, denn ein
[31] verzweivel-[Bl. D iij]ter Spitzbube, Gottes und Menschen feind, der
Christenheit [32] verstoerer, und des Satans leibhafftige wonung, der durch jn
nur schaden thun, [33] beide der Kirchen und Policey13, wie ein Beerwolff14,
und spottet und lachet in [34] die faust, wo er hoeret, das Gott oder Menschen
solchs wehe thut, davon hernach.
[Seite 219]
[1] JCh mus
hie eine Historien mit unter bringen1, daraus man mercken [2] mag, was von den
heiligen Spitzbuben und Moerdern des Roemischen Stuels [3] zu halten. Anno
Domini (ist mir recht2) 1510 war ich zu Rom, da hoeret [4] ich diese geschicht
sagen3: Es ligt ein Flecken, mit Namen Roncilion4, etwa [5] sieben Deudscher
meilen herwerts von Rom, Daselbs ist gewesen zur zeit [6] Pauli ij. (welcher
fuer 70 jaren regiert hat)5 ein Amptman des Bapsts6, der [7] sahe das
lesterlich Teufelisch wesen des Bapsts und seiner grundsuppen zu [8] Rom, Und
gab dem Bapst nicht sein jerlich gebuer vom Ampt. Der Bapst [9] lies jn laden,
er kam nicht, Und was der Bapst gebot, das verachtet er. Endlich [10] thet jn
der Bapst in den Ban, da fraget er nichts nach. Darnach lies [11] jn der Bapst
mit glocken beleuten7, und mit Liechten, von der Kantzeln ausgelesscht8, [12]
werffen und verdamnen, wie die gewonheit ist, Daran keret er sich [13] nichts.
Zu letzt, weil nu solch verstockter ungehorsam gegen dem Bapst in [14] seinem
geistlichen recht Ketzrey heissen mus, lies er den Amptman auff ein [15] Papir
malen, mit vielen Teufeln uber dem kopff und zu beiden seiten, und [16] fuer
gericht bringen, verklagen und als einen ketzer zum fewr verurteilen, Und [17]
flugs drauff mit dem Papir zum fewr zu und verbrand. Der Amptman lies [18] auch
auff ein Papir malen den Bapst mitten unter den Cardinelen, und oben [19]
drueber und umb sie her alles voller teufel9, lies gericht sitzen und den Bapst
[20] mit den Cardinelen verklagen, als die ergesten buben, so auff erden leben,
[21] und theten unmesslichen schaden armen leuten, Und wenn jr oberster
stuerbe, [22] so setzten sie mit vleis an des selben stat den aller ergesten,
so sie unter sich [23] finden koennen, weren wol des hellischen fewrs werd, und
wurden des viel [24] zeugen dargestellet. Da fur Richter, Amptman mit klegern
zu10 und sprachen, [25] Man sol sie verbrennen, und flux in tausent teufel
namen mit dem Bapst und [26] Cardinelen zum fewr zu und verbrand, Bis jn der
Bapst mit gewalt vertreib.
[27] Diese
geschicht ist villeicht lecherlich, Aber gleich wol zeigt sie ein schrecklich
[28] unglueck an, das der Bapst mit seinem [Bl. D 4] grewlichen, teufelischen
[29] wesen zu Rom trefflich11 schedlich ergernis gibt, und die Leute, so solchs
sehen, [30] sich dran stossen und gantz Epicurisch werden, gleich wie sie auch
selbs sind. [31] Denn auch fast alle, die von Rom wider komen, bringen mit sich
ein Bepstlich [32] gewissen, das ist, einen Epicurischen glauben.12 Denn das
ist gewis, das [33] der Bapst und Cardinal, sampt seiner Bubenschulen gar
nichts gleuben, [34] lachens13 dazu, wenn sie vom glauben hoeren sagen. Und ich
selbs zu Rom
[Seite 220]
[1] hoeret
auff den gassen frey reden: Jst eine Helle, so stehet Rom drauff.1 Das [2] ist:
nach den Teufeln selbs ist kein erger Volck denn der Bapst mit den seinen.2 [3]
Darumb ists nicht wunder, das sie sich fuerchten fuer dem freien Concilio und
[4] das Liecht schewen. Aber sie haben einen grund, darauff sie fussen, der
ist: [5] Sie meinen, jr Stand, Ampt und lere sey recht, Darumb, ob gleich die
Personen [6] boese sind, koenne man doch den Stand und die Lere nicht urteilen
noch [7] verdamnen. Also faren sie fort und thun nach allem mutwillen3, als
gewis, [8] das mit jrem stande kein not haben kan, davon wir hernach weiter
sagen [9] woellen.
[10] UNd wens
gleich were, das sie in einem Concilio reformirt wuerden, als [11] nicht sein
kan4, Und der Bapst sampt seinen Cardinalen solchs mit blut verschrieben [12]
zu halten, so were es doch verlorne kost5 und erbeit, Sie wuerden [13] doch
hernach erger denn zuvor, wie nach dem Costnitzer Concilio geschehen ist. [14]
Denn weil sie des glaubens sind, das kein Gott, keine Helle, kein Leben nach
[15] diesem Leben sey, sondern leben und sterben wie eine Kue, Saw und ander
[16] [2. Petri 2, 12] vieh, ij. Petri ij, So ists jnen gar lecherlich, das sie
solten Siegel und Brieve [17] oder eine reformation halten. Darumb were das
beste, Keiser und Stende [18] des Reichs liessen die lesterlichen, schendlichsten
Spitzbuben und die verfluchte [19] grundsuppe des Teufels zu Rom jmer faren zum
Teufel zu, Da ist doch keine [20] hoffnung, einiges gutes zu erlangen, Man mus
anders hie zu thun, mit Concilien [21] ist nichts ausgericht, wie wir sehen.
Denn die unsinnigen narren wollen [22] wehnen, uns sey so bange und jach6 nach
jrem Concilio, und als kuendten [23] wir oder die Christenheit on jr Concilio
oder Stand nichts thun, Meinen [24] also, man muesse jnen jmer nach lauffen,
das sie uns wol ewiglich zu nerren [25] und effen hetten. Aber das ist unser
meinung nicht, Und ich wil jnen dafuer [26] ein ander Liedlin singen mit Gottes
gnaden, Wollen sie nicht Concilium [27] halten, muegen sie es unsert hal-[Bl. E
1]ben wol lassen, Wir beduerffen fuer uns [28] keines. Und wenn sie zornig
sind, muegen in die bruch thun und an den hals [29] hencken7, das were ein
thesem apffel8 und pacem9 fuer solche zarte heiligen. [30] Gott helt sie nicht
werd, das sie sich selbs solten bessern oder was guts thun, [31] [Röm. 1, 28] sie
sind dahin gegeben in verkereten sinn, Roma. ij. Da findestu den Calender10,
[32] [2. Petri 2, 12] Bepstlicher, Roemischer tugent, auch ij. Petri ij. Da las
es bey bleiben.
[33] WEiter
stehet ins Bapsts Paulichen Brieve an Keiser Karol11: “Und du [34] solt wissen,
das dirs nicht gebuert, zu welen, welche im Concilio sein sollen, [35] Sondern
es gebuert unser Jurisdiction.” Far schon12, liebs Paulichen, lieber
[Seite 221]
[ 31 rehte A
rechte B]
[1] Esel,
lecke nicht1, Ah liebs Bapst Eselchen, lecke nicht, Aller liebstes Eselin, [2]
thus nicht! Denn das Eiss ist dis jar seer glat gefroren, weil der wind still
[3] ist gewest, du moechtest fallen und ein bein brechen. Wo dir denn im fallen
[4] ein fortz entfuere, so wuerde doch alle welt dein lachen und sagen: Ey pfu
[5] Teufel, wie hat sich der Bapstesel beschiessen2, das were als denn ein gros
[6] limen Crese maiestatis3 wider den heiligen Stuel zu Rom, welche kein Ablas
[7] Brieve noch Plenitudo potestatis vergeben kuendte. O das were ein fehrlich
[8] ding! Darumb bedenckt zuvor ewer selbs grosse fehrlickeit4, Hellischer
Vater!
[9] LJeber,
warumb solt der Keiser nicht macht haben, zu nennen, doch zum [10] wenigsten
etliche, die im Concilio sein solten, so doch zu den vier hoehesten Concilien,
[11] Nicenum, Constantinopolitanum, Ephesinum, Chalcedoneum, nicht die [12]
Bepste (wie wol5 noch kein Bapst zu der zeit gewest) noch Bischove, Sondern
[13] allein die Keiser, als Constantinus, Theodosius, Junger Theodosius6,
Martianus7 [14] haben die Bischove versamlet, beruffen und genennet zum
Concilio, [15] sind auch selbs mit drinnen gewest.8 ‘Ja wir habens hernach also
gesetzt in [16] unsern Decretalen, das allein der Bapst solle Concilia beruffen
und personen [17] nennen.’ Lieber, ists aber war? Wer hats euch befolhen, also
zu setzen? [18] ‘Schweig, du Ketzer, was zu unserm mund aus gehet, das sol man
halten!’ [19] Jch hoeres. Welchen mund meinstu? da die foertze aus faren?9 (das
magstu selbs [20] halten!) oder da der gute Korso10 einfleust? (da scheis ein hund
ein!).11 ‘Ey [21] du schendlicher Luther, soltu mit dem Bapst so reden?’ Ey
pfui wider, jr [22] lesterliche12 verzweivelten buben und groben13 Esel, solt
jr denn auch mit einem [23] Keiser und Reich also reden? Ja solt jr solche hohe
vier Concilia [Bl. E ij] mit [24] den vier Christlichen, groessesten Keisern so
lestern und schenden umb ewer fortze [25] und drecketal willen? Wes14 lasst jr
euch denn duencken, das jr besser seid, [26] denn grosse, grobe, ungelerte Esel
und Narren, die nicht wissen noch wissen [27] woellen, was Concilia, Bisschoff,
Kirchen, Keiser, ja was Gott und sein Wort [28] sey? Du bist doch ein grober
Esel, du Bapst Esel, und bleibst ein Esel!
[29] JTem,
uber die vier hohe Concilia sind viel andere gewest, hin und wider15 [30] in
Griechen land, Asia, Syria, Egypto, Affrica, welche den Bisschoff zu Rom [31]
nicht zuvor haben drumb gegruesset16, sind gleich wol rechte Christliche
Concilia [32] gewest, Sonderlich da S. Cyprianus und Augustinus inne gewest
sind17,
[Seite 222]
[ 6 Concilium]
Conclium A 7 nach einem] nach einen AB]
[1] Auch
Karolus Magnus zu Rom, zu Franckfort und in Franckreich, und sein [2] son
Ludwig zu Ah1, und ander mehr Keiser Concilia gehalten haben. Lieber, [3]
solten solche feine Bisschove und Keiser darumb haben unrecht gethan und
verdampt [4] sein, das der fartz Esel zu Rom (was kan er sonst mehr?) aus
seinem [5] eigen tollen kopff setzt2 und aus seinem garstigen3 bauch fartzet,
Es gebuer dem [6] Keiser nicht, an zu setzen ein Concilium, noch personen dazu
zu ordenen, oder [7] nennen. O wie ist dem groben esel so wol! Er ringet nach
einem4, der jm [8] einen stecken auff den sack leget, das jm die lenden sich
beugen muesten!
[9] DAs ists
auch, da er in dem andern Brieve an Keiser Carol5 ein Theologus [10] [1. Sam.
2, 29ff.] (mit urlaub6) wil sein, und fueret das Exempel Eli j. Reg. ij daher,
[11] wie der gestraffet sey, das er seine Soene nicht vermanet habe umb jre
Suende, [12] Also sey er auch gezwungen, den Keiser, als seinen erstgebornen
Son, zuermanen, [13] damit er auch nicht gestrafft werde, Denn es zubesorgen,
es moecht [14] grosse unruge und uneinigkeit entstehen in der Kirchen aus dem
grossen ubel, [15] das Keiser Carol zu Speier gethan hat etc. Da redet abermal
der verzweivelte [16] Spitzbube und boesewicht Paulus mit seinen Hermaphroditen
sein rotwelsch, [17] gerade, als wueste kein Mensch, was jr hellisch, teuflisch
wesen zu Rom [18] sey, und wie er selbs, der unsettige7, grundlose8 geitzwanst
Paulus, sampt seinem [19] Son9, mit der Kirchen gueter umbgehet. Nein, sein Son
thut nichts, suendigt [20] nichts, das der Vater Paulus zu straffen hette, da
sind des Roemischen stuels [21] Cardinel und gesind, Hermaphroditen, a parte
ante viri, a parte post mulieres, [22] gantz rein, duerffen keiner vermanung, Und
wie der Poet Mantuanus vom [23] Roemischen Hofe schreibt10:
[24]
[Bl. E iij]
Petriq; domus polluta fluente [25]
Marcescit
luxu. Nulla hic arcana revelo, [26]
Non ignota
loquor, liceat vulgata referre,
[Seite 223]
[ 23/24
verschlunden] verschlungen B 26 Sodoma⌋ Sodama A]
[1]
Sic urbes
populiq; ferunt, ea fama per omnem [2]
Iam vetus
Europam mores extirpat honestos, [3]
Sanctus ager
Scurris, venerabilis ara Cynedis [4]
Servit,
honorandæ divum Ganymedibus ædes. [5]
Quid miramur
opes recidivaq; surgere tect̃a? [6]
Thuris
odorati globulos & cynnama vendit [7]
Mollis arabs,
Tyrij vestes, venalia nobis [8]
Templa,
sacerdotes, altaria, sacra, coronæ, [9]
Ignes, thura,
preces, cœlum est uenale Deusq;
[10] Sed hæc
vetera, nũc honesti mores sunt.
[11] UNs in
Deudschenlanden schilt man Ketzer, das wir die Kirchen, Kloester, [12] Messen,
und die Roemischen und lesterlichen abgoetterey verwuesten. Aber sihe [13] mir
da zu, wie sie selbs, die solch abgoetterey fuer rechten Gottesdienst leren,
[14] zu Rom damit umbgehen. Sihe die Kirchen an S. Hagnetis, da zuvor [15] 150
Nonnen inne gewest, S. Pancratij, S. Sebastiani, S. Pauli1, und alle [16]
reiche Kloester und Kirchen, wie sie stehen, inwendig und auswendig Rom, Das
[17] haben alles der Bapst und Cardinel verschlungen, Komen nu zu uns heraus,
[18] greiffen unser Stifft und Kloester auch an, mit Pallijs, Annaten2, und
viel [19] ander reuberey und schinderey.3 Jn diesen allen und vielen grewelen,
umb [20] welcher willen Gott Sodom und Gomorren, auch sonst in allen Landen
viel [21] Stedte mit fewr versenckt, mit wasser erseufft, mit Erdbeben
umbkeret, Hie, [22] sage ich, hat die heilige Jungfraw S. Paula Bepstin kein
gewissen, kein [23] [4. Mose 16, 32] sorge, kein furcht Gottes, das sie
moechten wie Korah von der Erden verschlunden [24] werden, Auch das sie selbs
so viel Messen, Vigilien, Horas Canonicas [25] und teglichen Gottesdienst, den
sie so hefftig von uns foddern, und [26] drueber zu ketzern4, zu nicht machen,
und sie fast alle viel erger denn Sodoma [27] sind, und leben, das schendlicher
nicht sein kan, Da hat S. Paulus tertius [28] nichts zuvermanen.
[29] ABer das
Keiser Karol zu Speier gethan hat, da wil Himel und Erden [30] einfallen5, da
sorget Bapst Paulus fuer seinen Son Carolum, das nicht gros [31] unglueck uber
jn gehe. Was hat er denn gethan zu Speier, der liebe Son [32] Karolus? Ey er
wolt nicht ein blutvergiessen in Deudschen landen anrichten, [33] da der Teufel
der Bapst und Cardinal mit lust inne baden moechten, und [34] damit jre
hellische grundsuppe geschuetzt wuerde, Sondern hat das Wormisch [35] Edict
suspendirt, daher aller unfriede in Deudschland komen war, Und hat [36] dasselb
darumb gethan, das man [Bl. E 4] eintrechtiglich dem Tuercken widerstand
[Seite 224]
[1] thun
kuend, wie ein fromer Christlicher Keiser thun sol, sein Vaterland [2] zu
versehen mit gutem friede und schutz. Solchs heisst der Spitzbube zu Rom [3]
ubel gethan. O grosse suende! Ja was heissen die Buben wol gethan, on was [4]
sie zu Rom thun? darueber die Sonnen hinfurt zu scheinen muede ist, und das [5]
[1. Mose 13, 6] land (wie sie selbs sagen) nicht mehr tragen kan. Denn so hab
ichs zu Rom [6] selbs gehoert sagen: Es ist ummueglich, das so solt lenger
stehen, Es mus [7] brechen.1
[8] DAs ander
stueck, das Keiser Karolus gethan hat zu Speir, O thar2 ichs [9] auch sagen?
horresco referens, mir grawet dafuer. Lieber, betet ein Vater [10] unser fuer
mich, das ich nicht wie Eli gestrafft werde, O liebe Sonne, erschrick [11]
nicht, und werde nicht schwartz fuer meiner rede, das ich von solcher grossen
[12] suende sage! Das ist die suende: Keiser Karl hette gern friede und
einigkeit in [13] der Religion, gleich wie er im Reich gern frieden sehe, weil
er aber nu [14] xxiiij jar lang umb sonst bey dem Bapst umb ein gemein Christlich
Concilium [15] geerbeitet, und nichts erlangen muegen, denn das jm der Bapst
auff dem [16] maul getrumpelt3 und als seinen narren geeffet hat, ist er zu
gefaren, dem [17] loeblichen exempel nach Constantini, Theodosij, Junger
Theodosij4, Martiani, [18] Caroli magni, Ludovici primi, und viel anderer
Keiser mehr, und wollen ein [19] National Concilium ansetzen, ob er wol recht
und macht hat ein gemeines [20] anzusetzen, der Spitzbube zu Rom speie was er
woelle in seinen Drecketalen. [21] O vergebe mirs Gott, ists anders zu
vergeben, das ich von solcher grausamen [22] Suende habe reden thueren.5 O das
Keiser Carolus nicht heraus an die Sonne [23] gienge, Die Sonne moecht fuer
solchem grossen Suender vom Himel fallen, und [24] muesten wir sein entgelten, und
alle ewiglich im finstern sitzen. O das die [25] heilige Veter, Bapst und
Cardinel mit jrem hauffen, jre gute werck und verdienst [26] wolten fuer vns
setzen6, als da sind jr Epicurischer glaube, Sodomey, [27] Simoney, Spoetterey,
lesterung Gottes und seiner Christen und allen jrer7 [28] [2. Kor. 4, 4]
Gottesdienst. Villeicht moecht sich jr Gott, davon S. Paulus sagt: Deus huius
[29] seculi, uber uns erbarmen.
[30] WJltu
schier8 gleuben, das der Roemische stuel, Bapst und Cardinal, mit [31] allen
Teufeln besessen sind, und jr spitzbuebisch Rotwelsch kein grund, ende, [32]
noch mas haben kan? Wiltu schier gleuben, das solche Boesewichter eitel [33]
Epicurer, Gottes und aller Menschen feinde sein muessen? Hie sihestu [Bl. F 1]
[34] ja, das der Bapst lieber wolt gantzt Deudschland in seinem eigen Blut
ersoffen [35] sehen, denn das friede drinnen were, Und lieber wolt, das alle
welt mit jm [36] ins ewige hellische feur fuere, denn das eine Seele solt zum
rechten glauben [37] bracht werden. Das nu solch grewlicher, erschrecklicher
wille des Bapsts durch [38] Keiser Karol nicht volbracht, sondern gehindert
ist, das kan jm der Bapst
[Seite 225]
[ 27 Primo
Regum Secundo B]
[1] nicht
vergeben, Sondern drewet jm mit Eli Exempel. Hie hastu nu eine [2] glose uber das
c. Si Papa dis. 40: “Wenn ein Bapst sein selbs und bruederlicher [3] seligkeit
vergessen erfunden wird, untuchtig und las in seinen wercken, [4] und das beste
zu leren schweigend, welchs jm und allen deste schedlicher ist [5] (quasi talia
fieri possint in fide!), und gleichwol unzeliche Seelen mit grossen [6] hauffen
mit sich zum Teufel in die helle fuerete, die sampt jm grosse pein [7] ewiglich
leiden muesten, Solche Suende unterstehet sich kein lebendig Mensch zu [8]
straffen, Denn er ist aller richter, und von niemand zu richten, er werde denn
[9] im Glauben jrrig erfunden (Post annum Platonis!)1, Sondern die gantze [10]
Christenheit bittet deste hefftiger fuer seinen Stand, So viel mehr sie merckt,
[11] das jr seligkeit nehest Gott an seiner wolfart gelegen ist.”2
[12] SOlch
Decret, sihet jderman, das es mus von allen Teufeln, so allenthalben [13] sind,
mit einhelligem odem in den Bapst und Roemischen Stuel geblasen [14] sein, Und
ich, da ich vor xxvj jaren solches las, dacht ich bey dem [15] lieben Gott, Es
weren vergebliche Wort, wie die Donatio Constantini3, und [16] ummueglich, das
ein Bapst solte so verboeset4 sein, das er sich solchs Decrets [17] annemen5
oder drauff bawen wolte, Aber da Sylvester6 und andere mehr [18] wider mich
schrieben und wider mich solchs fuereten7, must ichs wol gleuben, [19] Wie du
hie auch sihest im Brieve Pauli iij., Das er auch der meinung ist, [20] und
alle welt gern wolt mit sich zur Hellen fueren. Wer nu nicht gleuben [21] wil,
das das Bapstum des Teufels eigenthum, und sein eigen regiment sey, [22]
[Matth. 7, 15] der mag mit jm hin faren. Wir hoeren unsers HErrn Wort, Matthei
vij: [23] [1. Kor. 2, 15] Huetet euch fuer falschen Propheten, j. Corinth. j:
Spiritualis omnia iudicat [24] Davon hernach weiter. Wir wollen und sollen des
Bapsts richter sein, und [25] sol uns niemand weren.
[26] ABer
lasst uns auch sehen, wie sich der Esel in der Schrifft verdrehet8, [27] [1.
Sam. 2, 12; 17.22] da er Eli und seine Soene ein fueret. Der Text j. Reg. ij
sagt also: Die [28] Soene Eli waren boese Buben und hatten drey stueck auff
sich. Das er-[Bl. F ij]ste, [29] Sie kandten oder achten des HERRN nicht. Das
ander, Sie kandten
[Seite 226]
[ 11 muste B
můßte D 37 hofegesinde B]
[1] auch
nicht das Priesterlich recht an das Volck. Das dritte, Sie trieben unkeuscheit
[2] mit den geistlichen Weibern, die Gotte dieneten am Tabernackel, das [3]
waren Widwen, die nach jrer Menner tod sich begaben1 zum dienst des Stiffts,
[4] [Luk. 2, 37] wie Luce iij von der heiligen Hanna stehet, das sie nimer vom
Tempel kam, [5] fastet und betet etc.
[6] DAs erste
stueck, den HERRN nicht kennen noch achten, heisst, nicht gleuben [7] an Gott,
da seine Verheissung oder Wort verachtet, und im unglauben [8] roh und ruchlos
gelebt wird, on alle Gottes furcht. Das ander, Das sie jr [9] Priesterlich Ampt
nicht achten, das ist, wie sie opffern und das Volck leren [10] solten,
Sondern, wie im Text stehet, machten sie es mit dem Opffer wie sie [11] wolten,
und mueste recht sein, was sie wider das Gesetz suendigten, das auch [12] das
Volck sich hoch dran ergerte. Das dritte, Das sie unverschampt Ehebruch [13]
trieben, mit begebenen2 Widwen, Denn sie hatten selbs Weiber, und thetten [14]
das an heiliger Stet, bey dem Stifft fuer Gottes angesicht, der sich daselbs [15]
gegenwertiglich zu wonen verheissen hatte. Solcher Suenden machte sich Eli [16]
teilhafftig, damit das er sie nicht straffet, Er redet wol drumb umb der Leute
[17] willen, aber doch nicht mit ernst, denn er setzet sie nicht ab vom Ampt,
wolt [18] sie nicht zu schanden machen, lies sie so bleiben in jrem wesen. Das
ists, [19] [1. Sam. 2, 29] da Gott saget: Eli habe seine Soene mehr geehret
denn Gott, Denn er hatte [20] seiner Soene ehre, das sie ja im Ampt blieben,
lieber denn Gottes Wort und [21] gehorsam.
[22] DJs
Exempel hat eine feine gestalt, und reimet sich gewaltiglich, wo es [23] Keiser
Karl umbkerete, und hielt es dem Bapst fuer die Nasen, so wuerde er [24] mit
seinem eigen Schwert auff seine Platten geschmissen3, Nemlich also: [25]
Horestus Bapst Paule, du hast erstlich keinen glauben, und achtest Gott nicht
[26] sampt deinen Soenen, Cardinelen und Roemischen hofe gesinde, Denn jr seid
[27] Epicurische Sew, des gleichen alle Bepste deine Vorfaren, Denn so man die
[28] Bepstlichen Decretalen von forn an bis hinden aus lieset, so findet man
[29] nicht einen buchstaben, der da lere, was glaube sey, oder wie man
Christlich [30] gleuben sol, Kan auch kein glaube in ein Bepstlich oder
Cardinalisch hertz [31] fallen, das ist gewis. Zum andern, so weissestu mit
alle deinem Roemischen [32] Hofe [Bl. F iij] und vorfaren nicht, was ein
Priesterlich Ampt sey, wie man [33] das Volck mit Gottes Wort und Gebot
unterweisen oder Gott loben sol, [34] Denn davon findet man nichts in allen
Decretalen, das man eine Predigt [35] thun kuende, Sondern es ist alles
Menschen lere und eigen duenckel, welchs ist [36] eitel abgoetterey. Zum
dritten, So treibstu und deine Kinder schendliche unzucht, [37] Denn die
Cardinel und deines Hofes puseron4 und Hermaphroditen
[Seite 227]
[ 8
Pueseronen A 10 jren A]
[1] fueren
ein solch grewlich wesen, das Himel und erden dafuer beben und zittern. [2]
Solchs sihestu und hoerests und weissests wol, noch1 schweigestu still dazu,
[3] straffest und besserst nichts, sondern lachest dazu und hast lust drinnen,
[4] [Röm. 1, 32] Roma. j. Darumb wird dirs nicht so gut werden, als dem Eli,
Sondern [5] must zu deinen vorfaren in abgrund der Hellen. Ja solcher weise
keme dis [6] Exempel zu rechter gestalt dem Bapst auff den kopff2, Und funde
sich da bey, [7] das der Bapst und seine Cardinale grobe ungelerte Esel sind in
der Schrifft.
[8] NU kompt
er, der Hermaphroditen Bischoff und Puseronen Bapst, das [9] ist, des Teufels
Apostel, und zeucht dis Exempel wider Keiser Karolen, und [10] gleich wie er und
seine vorfaren Spitzbuebisch sind in jrem Rotwelsch, Also [11] wil er auch Gott
zum Spitzbuben machen in der heiligen Schrifft, Er gibt [12] fuer, Keiser Karol
sey ein grosser Suender, das er das Wormisch Edict suspendirt [13] umb friedens
willen, und wolle ein National Concilium ansetzen, Macht [14] Suende und
verdamnis aus solchen loeblichen, hohen, fuerstlichen, Keiserlichen [15]
tuegenden. Denn das ist unter andern abgoettischen greweln des Bapsts dieser
[16] auch einer, das er Suende und verdamnis macht, da Gott keine haben wil,
[17] wie man sihet, durchs gantz Decretal hin durch. Ursach ist die, Denn er
ist, [18] wie die Juristen sagen, Ein jrdischer Gott, Darumb mus er zur suenden
und [19] verdamnis machen, das der Himelische Gott fuer tugend und unschuld
hellt, [20] [2. Thess. 2,] wie S. Paulus sagt ij. Thess. ij: Mensch der Suenden
und Kind des verdamnis. [21] Mensch der Suenden heisst hie Ebreisch, der nicht
allein in seinem leben ein [22] Suender ist, sondern stifftet durch falsche
lere Suende, das andere muessen mit [23] jm Suendigen, Wie Jerobam der Koenig
Jsrael suendigt, oder, wie die Schrifft [24] [1. Kön. 14, 16] sagt, Jsrael
suendigen macht, durch seine abgoetterey.
[25] ALso wil
hie auch der Sodomiten Bapst, aller Suenden Stiffter und [26] Meister, Suende
und verdamnis auff Keiser Karol [Bl F 4] treiben3, So er [27] doch wol weis,
das sein Spitzbuebische Zunge hierin schendlich leuget, Und [28] solche
verdampte Boesewichter wollen alle Welt bereden, das sie der Kirchen [29]
Heupt, Mutter aller Kirchen, und Meister des Glaubens seien, So man sie [30]
doch an jren wercken in aller Welt erkennet, wenn wir gleich stein und kloetz
[31] weren, das sie verlorne, verzweivelte teufels Kinder, dazu tolle, grobe
Esel [32] in der Schrifft sind. Es moecht jemand wol gern fluchen, das sie der
Blitz [33] und Donner erschluege, Hellisch fewr verbrente, Pestilentz,
Frantzosen, S. Velten, [34] S. Antoni4, Aussatz, Carbunckel und alle Plage
hetten, Aber das sind eitel [35] fuchsschwentze5, und Gott ist lengest zuvor
komen und hat sie mit viel groesser [36] plage gestrafft, wie denn Gottes
verechter und lesterer sollen gestrafft werden,
[Seite 228]
[ 4 Muemen A
wohl Druckf.]
[1] [Röm. 1,
26f.] Roma .j, Nemlich, das sie bey gesunder vernunfft so oeffentlich rasend
und tolle [2] sind worden, das sie nicht wissen, ob sie Man oder Weib1 sind,
oder bleiben [3] wollen, sich nicht schemen doch fuer dem weiblichen
Geschlecht, da jre Mutter, [4] Schwester, Mumen, unter sind, die solchs von
jnen hoeren und sehen muessen, [5] mit grossem schmertzen. Ey pfui euch,
Bepste, Cardinel, und was jr seid im [6] Roemischen Hofe, das jr euch nicht
fuerchtet fuer dem pflaster, darauff jr reitet, [7] das euch verschlingen
moechte.
[8] DJe
Keiserlichen rechten sagen viel de Furiosis, von unsinnigen, tollen [9] Leuten,
wie man sie halten sol. Wie viel grosser not were hie, das man [10] Bapst und
Cardinal, und den gantzen Roemischen Stuel in stoecke, keten, kerker [11]
legte, die nicht gemeiner weise rasend worden sind, sondern so tieff grewlich
[12] toben, das sie jtzt Menner, jtzt Weiber sein wollen, und des keine gewisse
zeit [13] wissen, wenn sie die laun ankomen wird. Gleichwol sollen wir Christen
[14] gleuben, das solche rasende und wuetende Roemische Hermaphroditen den
heiligen [15] Geist haben und der Christenheit oeberste Heubter, Meister und
Lerer sein [16] moegen. Aber ich mus hie auff hoeren oder sparen, was ich mehr
wider die [17] Brieve und Bulla zu schreiben habe, denn mein kopff ist schwach,
und fuele [18] mich also, das ichs villeicht nicht moechte hinaus fueren, und
doch noch nicht [19] bin komen dahin, das ich mir fuer genomen habe in diesem
Buechlin zu [20] schreiben, Welchs ich wil zuvor ausrichten, ehe mir die
kreffte gar entgehen. [21] Denn drey stueck hab ich mir fuergenomen. Eins, obs
war sey, das der Bapst [22] zu Rom sey das Heubt der Christenheit, uber
Concilia, Keiser, Engel und [23] alles etc. wie er sich rhuemet. Das ander, obs
war sey, das jn niemand [24] koenne urteilen, richten, absetzen, wie er bruellet.
Das dritte, obs war sey, [25] das er habe das Roemische Reich von den Griechen
auff uns Deudschen bracht, [26] wie er uber alle mas davon stoltziert2 und
pocht.3 Bleibt mir etwas uber [27] von krefften, will ich wider an seine Bullen
und Brieve mich machen und [28] versuchen, ob ich dem grossen, groben Esel
seine lange, ungekemmete4 ohren [29] kemmen muege.
[30] Das
Erste.
[31] Seer
leicht ists zu beweisen, das der Bapst nicht sey der Oberst und das [32] Heubt
der Christenheit, oder Herr der welt, uber Keiser, Concilia und [33] alles, wie
er leuget, lestert, flucht und tobet in seinen Drecketalen, nach dem [34] jn
der Hellische Satan treibt. Denn er selbs wol weis, und ist so klar als [35]
die liebe Sonne aus allen Decreten der alten Concilien, aus allen Historien
[Seite 229]
[1] und
Schrifften der heiligen Veter, Hieronymi, Augustini, Cypriani, und aller [2]
Christenheit, die gewest ist fuer dem ersten Bapst, genennet Bonifacius iij.,
[3] Das der Roemische Bischoff nicht mehr ist denn ein Bischoff gewest, und
noch [4] so sein solte. Und S. Hieronymus thar1 frey heraus sagen2: Alle
Bisschove [5] sind gleich, allesampt der Apostel Stuel erben, und setzt
Exempel, da einer [6] kleinen Stad Bisschoff gleich sey einer grossen Stad
Bisschove, als Engubij [7] und Rom, Regij und Constantinopel, Thebes und
Alexandria. Das aber einer [8] hoeher oder geringer ist denn der ander, macht,
das ein Bistum reicher oder [9] ermer ist denn das ander, Sonst sind sie alle
gleich der Apostel nachkomen. [10] Hæc ille. Solchs (sag ich) weis der Bapst zu
Rom seer wol, auch das [11] S. Hieronymus solchs schreibt, Und ist zu
warzeichen3 in das Decret gezogen: [12] 93. c. legimus.4 Noch thar5 der Bapst
da wider so lesterlich und mutwilliglich [13] liegen, und alle welt betriegen.
[14] DAzu S.
Gregorius6, da es jm angeboten ward von etlichen grossen [15] Bischoven, wegert
er sichs7 hart, Und schreibt, das seiner vorfaren keiner so [16] vermessen sey
gewest, das er solchen Titel hab annemen oder fueren wollen, [17] wiewol das
sechste Concilium zu Chalcedon hette solchs jnen angeboten8, [18] Schleust und
spricht kurtz umb9, Es solle sich keiner den oebersten Bischoff [19] oder der
gantzen Christenheit nennen, wie auch etlich Decret mehr10 [Bl. G ij] [20]
sagen, das auch der roemische Bischoff, ob er wol der groesser einer sey,
dennoch [21] nicht universalis, der oeberst uber die gantzen Christenheit zu
nennen sey. Solchs [22] ist die oeffentliche, gewisse warheit, unangesehen11,
wie er selbs und seine [23] Heuchler12 diese Wort martern und creutzigen13,
denn sie sind zu klar und [24] zu gewaltig. So ist das werck auch am hellen
tage, Denn er noch nie ist [25] uber die Bisschove in Affrica, Grecia, Asia,
Egypten, Syria, Persia etc. gewest, [26] wirds auch nimermehr werden, Ja er hat
auch des Welschenlands Bisschove [27] zu der Zeit nicht unter sich gehabt,
sonderlich Meilan14 und Ravenna.
[28] DJeser
S. Gregorius ist der letzte Bisschoff zu Rom gewest, Und hat [29] nach jm die
Roemische Kirche keinen Bisschoff mehr gehabt, bis auff diesen tag, [30] wird
auch keinen mehr kriegen, es wuerde denn eine wuenderliche enderung, [31]
Sondern eitel Bepste, das sind des Teufels larven15 (wie du hoeren wirst), die
[32] haben daselbst regiert und alle Kirchen geistlich und leiblich verstoeret.
Denn [33] das ist gewis, wie gesagt, das zu S. Gregorius zeiten kein Bapst ist
gewest, [34] und er selbs auch sampt seinen vorfaren kein Bapst hat wollen
sein, Dazu [35] mit vielen Schrifften das Bapstum verdampt, wie wol man jn
malet in der
[Seite 230]
[1] Bapst
Kronen, und viel luegen von jm ertichtet sind, Aber er ist kein Bapst [2] und
wil auch kein Bapst sein, wie denn seine Buecher solchs zeugen, zu schanden [3]
allen Bepsten, so sich selbs nach jm und wider jn erhebt haben.
[4] ABer nach
seinem Tod ward Sabinianus Bischoff anderthalb jar, den [5] rechen ich unter
die Bepste, Denn er wol so ein grosser unflat1 war, als [6] ein Bapst ist, und
wolte S. Gregorij, seines nehesten vorfaren, Buecher verbrennen, [7] villeicht
das S. Gregorius das Bapstumb nicht hat wollen leiden in [8] seinen Schrifften.
Nach dem selben ward Bonifacius der iij. erwelet. Da [9] gieng der zorn Gottes
an. Dieser Bonifacius erlanget bey dem Keisermoerder [10] Phocas, das er solte
sein Bapst oder der oeberst uber alle Bischove in der [11] gantzen welt. Da
ward die glocke gegossen2, Und der Roemische grewel nam [12] solchs mit freuden
an, als der nu ein Herr were uber alle Bischove in der [13] Welt. Denn solchs
hatten etliche vorfarn lange zuvor gesucht vnd geseuchelt3, [14] Aber nicht koennen
erhalten4, weil S. Gregorius und etliche frome Bischove, [15] seine vorfaren,
nicht wolten solchs leiden. Da haben wir nu den ursprunck [16] und anfang des
Bapstumbs, zu welcher zeit [Bl. G iij] und wer den selben gestifftet [17] hat.
Nemlich, Keiser Phocas, der Keisermoerder, der Seinen Herrn Keiser [18] Moritz
mit Weib und Kind koepffen lies.5 Solches alles wissen sie selbs wol, [19] das
die warheit ist.
[20] NU war
bis daher die gewonheit, das die Keiser alle Bisschove bestetigen [21] musten,
als die Schutzherrn, denn auch S. Gregorius, da er zu Rom vom [22] Volck und
Priestern erwelet ward, bat durch Schrifft den Keiser Mauritium, [23] das er
solche Walh nicht wolt bestetigen, Denn er ward ungern Bischoff, als [24] ein
demuetiger fromer Man, Aber es ward sein Schrifft unternomen6, Und der [25]
Keiser Moritz bestetigt seine walh wider seinen willen. Hernach dachten die
[26] Bepste, weil sie vom Keiser Phoca das Bapstum hetten, moechts villeicht
ein [27] ander Keiser wider von jnen nemen. Denn so mus es sein im weltlichen
[28] regiment, das, wenn ein Keiser aus gnaden gibt, so mag ers wider nemen,
[29] wo die bosheit des Besitzers solchs verdienet. Also haben unser Deudsche
[30] Keiser, Fridricus, Lotharius, Ottones, offt den Fuersten genomen, was sie
[31] gegeben hatten, und nach der Bus auch wider gegeben. Darumb furen die [32]
folgenden Bepste zu7, und wolten nu das Bapstum nicht, als vom Keiser [33] noch
von Concilien, Sondern von Gott selbs on mittel8 haben, machten [34] Decret,
einer nach dem andern, rhuemen, schreien und bruellen, Die Roemische [35]
Kirche und der Bapst sey nicht durch Menschen noch durch Concilien, sondern
[36] von Christo selbs gestifftet uber die gantzen welt. Sonderlich schmuecken9
[37] [Matth. 16, 18f.] sie sich mit dem Spruch Matth. xvj: Du bist Petrus, und
auff diesen fels
[Seite 231]
[ 22
selbertichte BD 30 moechte BD]
[1] wil ich
meine Kirche bawen, und der Hellen pforten sollen sie nicht uber [2] weldigen,
und dir wil ich die schluessel des Himelreichs geben, was du bindest [3] [Joh.
21, 15f.] auff Erden, sol gebunden sein im Himel etc. Fuereten auch diesen,
Joh. ult.: [4] Pasce oves meas. Aber mit dem spruch Matth. xvj haben sie am
meisten [5] gethan, die Welt erschrecket, alle Bistumb unterdruckt, auch die
Keiser und das [6] weltliche regiment mit fuessen getretten.
[7] NU wusten
sie seer wol, die schendlichen luegener und lesterer goettlichs [8] Worts, und
wissens auch noch seer wol, das dieser spruch nichts zu jrer [9] sachen dienet
noch sich daher reimet1, der in allen buchstaben wider sie ist, [10] und das
Bapstum zu grund stoertzet, und zu nicht machet, wie ich das fur [11] xxv jaren
in den Resolutionibus und wider D. Saw2 Eken zu Leiptzig gestritten [12] habe
in oeffentli-[Bl. G 4]cher Disputation, und hernach thun wil, [13] Aber es hat
den verzweivelten Spitzbuben zu Rom, den Bepsten, im hertzen [14] sanfft
gethan, das sich die welt, beide, Bischove und Keiser, mit diesem spruch [15]
haben lassen schrecken und eintreiben3, als die nicht gern wider Gott und sein
[16] Wort, wie rechten Christen gebuert, handeln wolten. Denn dis ist die erste
spitzbueberey [17] des Bapsts und Gottes lesterung in seinen heiligen worten.
[18] Da sie
nu sahen, das jnen solche spitzbueberey geraten war und gelungen [19] hatte,
durch schrecklichen Gottes zorn uber die welt umb der suende willen, [20] und
sich jederman furchte fuer solchen worten, waren sie warlich nicht faul [21]
noch schlefferig, drucketen getrost nach4 mit aller schalckeit und huelff des
Teuffels, [22] und fiengen an jr Bapstum oder primat, welchen sie durch jre
selb ertichte [23] luegenhafftige Decret und durch Gottes lesterliche, falsche
und spitzbuebische [24] auslegung des spruchs Matt. xvj gruenden wolten, also
zu deuten, zu scherffen5 [25] und zu stercken, das der Bapst der Oberst were,
nicht allein der ehren und [26] fuergangs6 halben (welchs jm wol gegoennet
were), auch nicht allein der [27] Superattendentz halben, das er ein Auffseher
were, auff die Lere und Ketzerey [28] in den Kirchen (welches doch eim einigen
Bisschoff viel zu viel und unmueglich [29] ist in aller welt zu thun), Sondern
der gewalt halben, das er die Bischove [30] mochte, als jr Herr, gewaltiglich
und weltlicher, ja tyrannischer weise unter [31] sich zwingen, sie mit eiden
und pflichten gefangen nemen, zu Knechten machen, [32] die bistum jm zu
eigenen, die selben zu setzen und versetzen, endern, rauben, [33] nemen, geben,
schetzen, verkeuffen, dazu mit Pallien, Annaten und unzelichen [34]
spitzbuebischen stuecken beschweren auffs aller mutwilligst7, Und wer das nicht
[35] thette oder nicht leiden wolte, muste der Roemischen Kirchen ungehorsamer
[36] und Ketzer ewiglich verdampt sein, als der wider Matth. xvj. gesuendiget
hette.
[Seite 232]
[ 4 also
fehlt B 18 Carolum BD 24 verzweivelte A verzweivelt B]
[1] ES hat
ein Meintzischer Cantzler mit namen Martinus Meyer1 an den [2] Eneam Silvium,
der darnach Bapst Pius ij. heisst, geschrieben (Denn er sein [3] guter Gesell
gewest, die weil er haussen etliche jar bey Keiser Fridrich iij. in [4] Deudschen
landen war) und klagt, das der Bapst die Stiffte also beschweret [5] und
pluendert mit Annaten und Pallien, Darauff antwort jm der hohmuetige [6]
Hypocrita unter viel andern boesen verdrieslichen worten also, Es were
Deudschland [7] schueldig, solche last zu tragen, weil der Bapst hette [Bl. H
1] das Roemische [8] Reich den Deudschen zu gewand, Und der Bapst mueste viel
geld [9] haben, damit er kuendte weren, wo der Keiser wolte Franckreich, oder
Franckreich [10] Engelland uberweldigen. Da sihe mir die verzweivelten Buben
und [11] boesewichter an, was sie im sinn und jrem heimlichen Rat haben,
Nemlich, [12] das sie wollen die zwey Heubter uneins behalten, und eine
zwickmuelen2 haben, [13] damit sie sich jtzt zu diesem, jtzt zu Jenem, darnach
der wind gehet3, halten [14] muegen, das sie die weil sicher fuer den Bestien
sein muegen, und fuer der Reformation [15] oder Concilium sich nicht fuerchten
duerffen. Solches weiset auch [16] aus das werck und Historien durch und durch,
Also das auch zu unser zeit [17] Clemens vij. Anno 1525 fuer Pavia Franckreich
huelffe schicket wider unsern [18] Keiser Karolo, und da es jnen misriet,
wisschete er das maul4, wie die Hure [19] [Spr. 30, 20] Prover. xxx und sprach,
Er hette es dem Keiser zu gut gethan. Also muste jm [20] Keiser Karl zum spot
und schaden, lassen auff dem maul dazu trumpeln5, [21] wiewol er darnach, anno
xxvij, zu Rom uberfallen und gefangen ward, Aber [22] sein verdient lohn nicht
empfieng, fuer grosser guete des Keisers.
[23] AH wie
kan auch ein Bapst anders thun? Rechen?6 du selbs, wenn ein [24] verzweivelter
boeser, listiger schalck, die larven und namen Christi oder [25] S. Petri
auffsetzt, und gewinnet solch vorteil7, das die Christen sich fuer jm [26]
fuerchten und fliehen, umb des namens Christi und Petri willen, So hat er [27]
gewonnen, vnd thut was er wil, treibt ein bueberey nach der andern, Sonderlich
[28] wenn Gottes zorn dem Teufel verhenckt8, das er hebt und zu scheubt9, [29]
[Matth. 24, 23f.] Denn Christus hat uns gnug gewarnet, Matth. xxiiij, das viel
wuerden komen [30] [Matth. 7, 15] in seinem Namen und sagen: Jch bin Christus.
Und Matth. vij: Huetet euch [31] fuer den falschen Propheten, die in schaffs
kleidern zu euch komen. Also hat [32] auch der Bapst unter der larven und namen
Christi und S. Petri die gantze [33] welt eingetrieben10 und generret, wie er
gewolt hat, Und durch den Teufel
[Seite 233]
[1] grosse
andacht und geistlicheit fuergegeben1, bis ers dahin gebracht hat, das [2] er
mit gewalt in allen lastern unverschampt jtzt oeffentlich tobet und wuetet, [3]
das nu fort kein wehren da ist. Aber der Bube Eneas Silvius hette wol [4]
verdienet, das jm die Gelerten aus leuchteten2, Ruemet gar herrlich daher, das
[5] der Bapst solle sich in krieg zwisschen die Koenig mengen, darumb er
billich [6] die Stiffte pluendert. Warumb sucht er nicht ander mittel, als
durchs Gebet [7] und Predi-[Bl. H ij]gen, die Könige zu vertragen?3 Aber was
gehet den [8] Bapst Beten und Gottes Wort an? Er mus seinem Gott dem Teufel
dienen.
[9] ABer das
alles ist noch das geringst, wie wol es untreglich und unleidlich [10] ist. Dis
ist aller erst die aller ergeste grund suppe4 aller Teufel in der [11] Helle,
das er solche gewalt da hin strecket5, das er macht haben wil, Gesetze [12] und
Artickel des Glaubens zu stellen, die Schrifft (welche er nie gelernt, nicht
[13] kan, auch nicht wissen wil) nach seinem tollen sinn zu deuten, wil alle
welt [14] zwingen zu gleuben seiner lere, und leret doch nichts denn eitel
abgoetterey, [15] wie wir hernach hoeren werden, und zerstoeret alles, was der
Gottes Son unser [16] HErr uns mit seinem Blut erworben hat, Nimpt weg den
glauben, Christliche [17] freyheit und rechte gute Werck, Und das heisst er in
seinen teuflischen, [18] spitzbuebischen drecketen wol gethan und gehorsam der
Kirchen, und bruellet daher, [19] als besessen und voller Teufel, das, wer jm
und seiner Roemischen Kirchen [20] nicht gehorsam ist, der koenne nicht selig
werden. Wer gehorsam ist, wird [21] selig, und ist alles darumb zuthun6, das jm
alle welt gehorsam und unterthan [22] sei. Nach Gottes und Christi gehorsam
fragt er nichts, fellet jm kein [23] gedancken davon ein.7
[24] DV must
aber durch das Wort “Roemische Kirche” bey leibe nicht verstehen [25] die
rechte Roemische Kirche, Sonderlich die vor dem Bapstum gewest ist, welche [26]
das Bapstum nicht hat wollen annemen noch leiden, wie wir gehort haben [27] in
dem heiligen Gregorio8, auch Christus on zweivel noch etlich Loth und [28]
seine Toechter in der Roemischen Sodoma hat, welchen das grewliche wesen des
[29] Bapstumbs ubel gefelt, Sondern Bepstisch, spitzbuebisch und Teuflisch
mustu [30] es verstehen, das der Bapst der heiligen Roemischen Kirchen namen
braucht [31] auffs schendlichst und lesterlichst und meinet damit seine
Bubenschule, Huren- [32] und Hermaphroditen Kirche, des Teufels grundsuppe,
gleich wie er droben die [33] Wort “Frey, Christlich, Deudsch Concilium”
Spitzbuebisch meinet.9 Und wo [34] du nicht nach dieser weise die Decretal des
Bapsts verstehest, so ists ummueglich, [35] das du des Bapsts meinung
erlangen10 koennest, Denn das ist seiner [36] Roemischen Kirchen sprache, Und
wer mit dem Bapst vnd roemischen Stuel zu [37] thun hat, der mus solchs wissen,
oder ist gewislich beschissen.11 Denn der
[Seite 234]
[1] Teuffel,
so das Bapstum gestifftet, der redet und wircket alles durch den Bapst [2] und
Roemischen Stuel. Was man aber dem Teufel gleuben sol, als dem Moer- [3] [Joh.
8, 44] [Bl. H iij] der und Vater aller luegen, sol ja ein Christ wol wissen,
Johan. viij.
[4] NAch dem
nu der Bapst die Bisschove also hatte eingetrieben1, gefangen [5] und unter
sich bracht, denn sie haben sich trawen2 redlich und lang gnug [6] gewehret,
wie die Historien zeugen, nam er fuer sich die weltliche oberkeit, und [7] hat
nicht rugen koennen, bis er sie auch unter seine gewalt gezwungen hat, [8]
[Matth. 16, 18f.] eben mit dem selben spruch Matth. xvj. Auch so fern, das sie
fuer jm gekniet, [9] seine fuesse haben kuessen muessen, ja hat sie mit fuessen
getretten auff jren hals3, [10] hat sie verfolget mit Schwert und Ban, Land und
Stedte geraubet, etliche [11] gekoepffet, Son wider Vater gehetzt, ein Koenig
wider den andern verbittert, [12] eitel zwitracht, Mord und blutvergiessen
unter den Koenigen angericht, als were [13] er der Teufel selbs leibhafftig,
der hoffnung, wenn sich die Bestien (so nennet [14] er sie) hetten vnternander
auff gefressen, So wolte er als denn auch Keiser, [15] Koenig und der welt Herr
an jre ledig stat sein. Daher rhuemet er sich, Er [16] sey Keiser, und habe
macht, Keiser und Koenig abzusetzen, seines gefallens.4 [17] Wie wol jm solcher
teuflischer anschlag bis daher, durch Gottes gnaden, noch [18] nicht gantz
geraten, und nimer mehr geraten wird, So hat er doch dadurch [19] gros unglueck
und hertzeleid offt und vielmals gestifft, wie er noch jtzt thut [20] und
bisher gethan hat, zwischen Keiser und Franckreich, welche zwey Heubter, [21]
wenn er nicht ein Bapst, sonder ein Bischoff der rechten Römischen Kirchen [22]
were, wie S. Gregorius, würde er mit gantzem ernst versuenen, und nicht rugen
[23] koennen, sie weren denn recht hertzlich eines, Sonderlich weil zu unsern
zeiten [24] der gantzen Christenheit dran gelegen ist, das die grossen Heubter
hertzlich [25] eines weren. Aber das ist dem Roemischen Bapst nicht gelegen, oder
vertregt5 [26] er sie, als er etlich mal gethan, So ists doch alles
spitzbuebisch, Bepstisch und [27] Teuflisch widerspiel6 gewest vnter gutem
schein.
[28] UNd wenn
man den Keiser Phocas zu der zeit hette gefragt, obs seine [29] meinung were,
das ein solcher wust7 solt zu Rom durch sein befelh gestifft [30] werden, der
alle Bischove, stifft, Kloester, Kirchen unter sich wuerffe, risse und [31]
fresse alles, was da were, stifftet newe lere und glauben, verstoeret Christum
[32] und Christlichen glauben, richtet unzelich abgoetterey an, betroege alle
welt [33] umb leib und seele, und schindet jnen unzelich geld und gut abe, mit
grosser [34] triegerey, darnach trete die Keiser mit fuessen, verbannet,
erschluege, ver- [35] [Bl. H 4] folget sie, raubet jr Land und Stedte, spottet
jr dazu als seiner [36] Narren und lachet in die faust, Verzerets darnach und
verprangets mit seinen [37] Huren und Hermaphroditen, Meinstu, das Phocas, wie
boese er were, hie zu [38] ja sagen wuerde? Ja er solt villeicht so mit jnen
handeln, das sie des [39] Bapstums wol schweigen und vergessen wuerden!
[Seite 235]
[1] JA so
gehets zu, und so mus es zugehen, wenn man den Teufel uber [2] die Thuer malet
und zu gefattern bittet.1 Es hat noch muehe gnug, das es [3] [1. Petri 4, 18]
selig hinaus gehe (Wie Petrus sagt, Vix Iustus salvabitur), wenn man sich [4]
fuer dem Teufel segenet2, in Gottes namen, und mit gebet ein ding anfehet. [5]
Was solts denn sein und werden, wo man ein ding in des Teufels namen, [6] und
wider Gottes willen anfehet? Da wird fenster und thuer auffgethan3, [7] das der
Teufel mit aller macht hinein feret. Also hat der Bapst auch sein [8] Bapstum
in des Teufels namen mit allerley luegen und Gottslesterung angefangen [9] und
bis auff die Hellische grundsuppe aller laster und schande bracht, [10] [Luk.
6, 44; Sir. 27, 7] die wir jtzt zu Rom sehen oeffentlich am tage, das auch an
den fruechten wol [11] zur kennen ist, was fuer ein baum sey, und wer den
selben gepflantzt hat. [12] Denn das der bepstliche grewel nicht aus Gott komen
noch in Gottes namen [13] habe angefangen, Sondern durch Gottes zorn zur
straffe der Suenden von dem [14] Teufel gestifftet und in seinem namen in die
Kirchen komen ist, zeugen diese [15] erzelte fruechte, So wil ichs auch weiter
beweisen.
[16]
ERstlich, a sufficiente divisione Und unten anzufahen, ists nicht von der [17]
weltlichen Oberkeit gestifftet, Und wenn sie es gleich gethan hette, so were es
[18] doch vom Teufel. Ursach ist diese: Denn weltliche Oberkeit hat solchs
nicht [19] macht, in dem Reich Gottes zu thun. So haben wir gehoert droben4,
das [20] Keiser Phocas meinung freilich5 nicht gewest sey, ein solche gewalt in
die [21] Kirchen zusetzen, kans auch nicht thun. Er hat villeicht gemeinet, der
Bisschoff [22] zu Rom solt allein ein Superattendent sein, der auff die Lere
und Leben der [23] Kirchen acht hette umb Gottes willen, wie das Nicenisch
Concilium geordent [24] hatte. Denn auff aller Kirchen und Bischove Lere und
leben in der gantzen [25] welt acht haben, ist ein ummueglich ding. Summa, der
Bapst wils auch selbs [26] nicht leiden, das ers solt vom Keiser haben, Sondern
die Keiser vnd Koenige [27] sollen von jm die Kronen und Koenigreiche haben.
Das ist eins, und mercks wol: [28] Bapstum ist nicht vom Keiser und kan auch
nicht vom Keiser [Bl. J 1] komen, [29] Der Bapst wils auch nicht von jm haben.
[30] ZUm
andern, so ist das Bapstum auch nicht von geistlicher Oberkeit [31] komen, das
ist, von der Christenheit und Bischoven in der gantzen welt, oder [32] von den
Concilien, sie koennens auch nicht thun, und habens nicht macht. Ja [33] wenn
man die Historien recht ansihet, So findet man schier keinen Bischoff [34] noch
Kirchen in der gantzen welt, die den Bapst mit willen6 angenomen, [35] Sondern
haben fast alle Bischove und Kirchen sich da wider gesetzt und gewehret. [36]
Wie auch bis auff den heutigen tag die Bischove und Kirchen gegen [37] gantz
Orient den Bapst nicht angesehen7 haben, und noch nicht ansehen. [38] Darumb er
zu mal ungeschwungen 8 lestert und leuget, das er von Gott sey
[Seite 236]
[ 23
Concilich A 29 das — Concilio] die — Concilien B]
[1] gesetzt
uber alle Kirchen in der gantzen Welt, welchs doch Gott nicht geredt [2] noch
gethan hat, auch nicht thun wil, macht also aus Gott einen Luegener, [3] und
aus allen Kirchen Ketzerthum durch seinen boesen geist, der in jm tobet, [4]
wider Gott und seinen heiligen Geist und Kirchen. Auch da noch zu Rom [5]
Bischove waren, ehe der Bapst und Endechrist vom Teufel dahin geschmissen1 [6]
ward, Befalh das Concilium Nicenum dem Bischove zu Rom das auff sehen der [7]
Kirchen umb Rom her, Machet aber keinen Bapst draus, gab jm auch keine [8]
herrschende gewalt uber einige Kirchen. So haben wir droben2 gehoert, das [9]
fur Keiser Phocas und Bonifacius iij. das Bapstum nichts gewest, und die [10]
Kirchen in aller welt nichts drumb gewust. S. Gregorius, als ein fromer [11]
Christlicher Bischoff der Roemischen Kirchen, hat solchs verdampt und nicht
[12] leiden wollen.
[13] WAs
darffs viel wort? der Bapst selbs wils nicht haben, das er von [14] den
Concilien oder geistlicher Oberkeit der Christenheit sey gesetzt, und zuernet
[15] drumb. Ey wie bruellet, tobet, wuetet und sprueet3 er, recht als einer,
der mit [16] viel tausent Teufeln besessen sey in seinen Decreten dis. 16. 19.
21 etc. Und de [17] Elect. c. Significasti4, Da der Bapst Paschalis dem
Ertzbischoff zu Palermo [18] in Sicilia das pallium sandte, mit solchem
anhang5, das er solt dem Bapst [19] sich mit einem Eide fuergeschriebener form
verpflichten, Und der Bischoff, seer [20] demuetiglich, nicht mehr, denn mit
diesen Worten widerschreib: Es verwunderte [21] die Koenige (zu Sicilien) sampt
jren Reten, das solcher Eid von jm wuerde [22] [Matth. 5, 34] gefoddert, so
doch Christus Matth. v zu schweren verbotten hette, und man [23] fuende auch in
kei-[Bl. J ij]nem gesetz der Concilien, das so sein solte. Da ergrimmet [24]
das heilige edle Kleinot Paschalis, denn der Bischoff hatte jn mit [25] dem
Wort Christi so hart getroffen, das jm das hirn schwindelt, und nicht [26]
wuste, was und wie er reden solt, und martert6 die wort Christi Mat. v als [27]
ein Bapst, wie ich denn vor xxv jaren latinisch da wider hab geschrieben7, [28]
und hernach, wo ichs fuer der menge, so mir zu fellet8, nicht vergesse, auch
[29] Deudsch thun wil. Aber auff das angezogene Concilio sperret er seinen
Rachen [30] auff, als wolt er gern Himel und Erden verschlingen, und schreiet:
Meinstu, [31] das die Concilia macht haben, der Roemischen Kirchen (vernim
seine Huren [32] und Hermaphroditen Kirchen) ein zil zu setzen? Weistu nicht,
das alle Concilia [33] sind durch die Roemische Kirche geschehen, und haben jre
macht von der [34] Roemischen Kirchen?
[35] So, so,
so sol man liegen und lestern, wer ein rechter Bapst sein wil.
[Seite 237]
[ 21 recht A]
[1] Lieber
Gott, wie gar ein uberaus unverschampt, lesterlich luegenmaul ist der [2]
Bapst. Er redet gerade, als were kein Mensch auff Erden, der da wueste, das [3]
die vier Heubt Concilia, und viel andere mehr on die Roemische Kirche gehalten
[4] sind, Sondern denckt also: wie ich ein grober Esel bin, und die Buecher
nicht [5] lese, so ist auch in der welt niemand, der sie lieset, Sondern wenn
ich mein [6] Eselgeschrey Chika, Chika lasse erschallen, oder gleich einen
Esels fortz lasse, [7] So muessen sie es alles fuer Artickel des glaubens
halten1, Wo nicht, so [8] wird S. Peter und Paul, auch Gott selbs mit jnen
zuernen. Denn Gott ist [9] nirgent mehr Gott, on allein der Esel Gott zu Rom,
da die grossen groben [10] Esel (Bapst und Cardinal) reiten auff bessern Eseln,
denn sie sind.
[11] AUs
diesem allen hoerestu nu, das Bepstlicher heiligkeit stand nicht ist [12]
gestifft von Geistlicher oberkeit, oder von der heiligen Christlichen kirchen
in [13] der gantzen Welt, Das ist, Er ist nicht von Gott, denn Gott wonet in
der [14] Christenheit und wircket durch sie, Auch nicht von weltlicher
oeberkeit, Und [15] Bepstliche heiligkeit wil auch nicht von der einen oder
beiden gestifftet sein, [16] wie wir gehoeret haben, Das ist, er bekennet hie
mit, das er nicht von Gott, [17] das ist, von der Kirchen her kome. Und dasselb
ist auch gewislich die warheit, [18] und wir nemens also an, sind gantz eins
mit seiner Heiligkeit in diesen [19] zweien stuecken, wiewol er solche warheit
unwissend redet, als ein besessener, [20] Er mei-[Bl. J iij]net doch damit
seine luegen und lesterung zu stercken. Nu [21] wills zur rechten Heubtsachen
komen, weil Gott auff Erden keinen Stand [22] mehr geordent hat (ich rede jtzt
vom Ehestand nicht, und was dran hanget) [23] zu regieren, denn die zween,
nemlich geistlich und weltlich, dadurch er wil [24] helffen dem menschlichen
geschlecht, Durch den geistlichen zum ewigen leben im [25] Himel, Durch den
weltlichen zum zeitlichen leben auff erden, Fragt sichs nu [26] billich: wo her
denn der bepstlich Stand kome, Weil er nicht sein wil weder [27] Himelisch (das
ist, aus der Christlichen Kirchen da Christus ist) noch jrdisch [28] (das ist
aus der weltlichen Oberkeit). Aus schlauraffen2 kan er nicht komen, [29] Denn
wer wolt so unvernuenfftig sein, und sich so hoch versuendigen an dem [30]
heiligsten Vater Bapst?
[31] DOctor
Luther ist ein grober gesell, wenn der selb solchs hoeren solt, [32] wuerde er
wie ein Pauer mit Stiffeln und Sporen hinein springen3 und sagen: [33] Der
Bapst were von allen Teufeln aus der Hellen in die Kirchen geschmissen, [34]
wie droben4 gesagt, Denn der selbe schendliche, verfluchte Ketzer ist in dem
tieffen [35] jrthum erseufft, das er gleubt: was Gott thun wil, das thut er
gewislich durch [36] die zwey Regiment, und wolle niemand ein sonderlichs
machen. Wolan schertz [37] lege dich.5 Wo kompt das Bapstum her? Jch sage noch
wie vor: Es kompt
[Seite 238]
[ 8 Strafft
A scharffe A 28 ja so B]
[1] vom
Teufel, weil es nicht von der Kirchen, die Christus durch seinen heiligen [2]
Geist regiert, noch weltlicher oeberkeit kompt. Solchs wil ich also mechtiglich
[3] [Matth. 16, 18] beweisen, das auch die Hellen pforten nichts dawider sollen
vermuegen.
[4] [1. Petri
4, 11] S. Petrus j. Petri .iiij: “So jemand redet, das ers rede als Gottes
Wort, [5] So jemand ein Ampt fueret, das ers thu als aus dem vermoegen, das
Gott [6] darreicht, auff das Gott in allen dingen gepreiset werde durch Jhesum
[7] Christ” etc. Also auch S. Paulus an viel oerten verbeut Menschen lere seer
[8] [Tit. 1, 13f.] hart, sonderlich Tit. j: “Straffe sie scharff, auff das sie
gesund seien im [9] Glauben, und nicht achten auff Menschen gebot, welche
abwenden von der [10] [Matth. 15, 9] warheit.” Und der HERR selbs Matthei xv:
“Vergeblich dienen sie mir mit [11] Menschen geboten.” Hie ists verboten
gewaltiglich, das man in der Kirchen [12] nicht solle Menschenlere predigen
noch hoeren, als die nicht Gottes ehre und [13] preis wircket, Sondern vom
glauben abfueret und Menschen ehre sucht. Denn [14] Gott wil alleine in seiner
Kirchen reden, wircken und regirn, [Bl. J 4] auff [15] das er allein gepreiset
werde, wie wirs, Gott lob, dahin gebracht haben in [16] unsern Kirchen, und mit
Gottes huelffe in den schwang und gang komen ist, [17] das fast jederman weis,
wie man sich als fuer dem Teufel selbs hueten solle [18] fuer Menschen lere1,
Und allein unsern HERRN und Heiland hoeren, wie der [19] [Luk. 3, 22] Vater von
jm zu uns sagt am Jordan: “Dis ist mein Lieber Son, an dem [20] [Joh. 10, 27.5]
ich wolgefallen habe, Den solt jr hoeren.” Und er selbs Johannis x: “Meine [21]
Schafe hoeren meine Stimme, Aber der frembden Stimme hoeren sie nicht, [22]
Sondern fliehen davon, denn sie kennen der Frembden Stimme nicht.” Dis [23]
liebliche, lustige2 Bilde, das der HERR hie setzet von den Schafen, magstu [24]
selbs sehen, wenn du wilt, unter den Schafen. Wenn ein Frembder jnen ruefft,
[25] pfeifft oder locket: Hermen3, Hermen, so leuffts und fleuhet, Und je mehr
du [26] lockest, je mehr esleuffet, als were ein Wolff da, denn es kennet die
frembde [27] Stimme nicht, Wo aber der Hirte ein wenig sich hoeren lesst, da
leuffts alles [28] zu, denn sie kennen seine Stimme. Also sollen ja4 thun alle
rechte Christen, [29] die hoeren keine Stimme denn jres Hirten Christi, wie er
daselbs auch sagt, [30] [Joh. 10, 8] Johan. x: “Alle, die fuer mir komen sind,
sind Diebe und Moerder gewesen. [31] Aber die Schafe haben jnen nicht
gehorchet.”
[32] HJeraus
und der gleichen viel Spruechen ists klerlich und gewaltiglich gnug [33]
beweiset, das Menschen lere und werck in der Christlichen Kirchen von Gott [34]
strenge und hart verboten sind, als die wider den Glauben sind und von der [35]
warheit fueren, das ist, Sie sind eitel luegen und betrug fuer Gott, Und wo
[36] der Teufel zuschlegt5, das man sie mit Gottes Namen oder der Apostel namen
[37] schmueckt, und unter jrem namen verkeufft6, so sinds nicht mehr schlechte7
luegen
[Seite 239]
[ 18 tuhrst
A]
[1] und
betrug, sondern auch Gottes grewliche lesterung, und abgoetterey oder [2]
grewel. Denn da macht der Teufel Gott zum luegener und betrieger, als habe [3]
Gott solche luegen geredt, und solch werck gethan, Und die Leute fallen drauff,
[4] und gleubens und vertrawen drauff, als hettes Gott geredt und gethan, geben
[5] also jr vertrawen und ehre, welche allein Gott gebuert, der luegen und dem
[6] Teufel, das heisst denn die rechte abgoetterey und Gottes lesterung in
allen [7] [Jes. 2, 8] Propheten durch und durch, Als Jsaie ij: “Das land ist
vol Goetzen, sie beten [8] [Jer. 29, 31] an das werck jrer Hende, [Bl. K 1]
welchs jre finger machen”, Jere. xxix: “Darumb, [9] das euch Semeias hat
geweissagt, und ich jn nicht gesand habe, und hat [10] gemacht, das jr auff
luegen vertrawet habt” etc. Da hoerestu: wer nicht gesand [11] ist, der hat
nicht Gottes Wort, und durch sein Menschen lere macht er, das [12] die Leute
auff luegen trawen, das heisst abgoetterey treiben.
[13] HJe
komen wir zu den rechten Buenden.1 Das ist nu gewis, das der [14] Bapst und
sein Stand ein lauter Menschen geticht und fuendlin2 ist. Denn, [15] wie
gehoert, Er ist nicht und wil nicht sein aus Weltlicher oeberkeit ordnung. [16]
Er ist nicht, wil auch nicht sein aus der Concilien oder Kirchen ordnung, So
[17] weis man auch gewis, das kein Buchstabe Goettlichs Worts in der Schrifft
[18] von jm funden wird, Sondern hat sich aus eigener hoffart, thurst3 und
frevel [19] in solche hoehe gesetzt, Darnach sich geschmueckt mit Gottes wort,
dadurch [20] schendlich Gott gelestert, sich zum abgott gemacht, und die
Christenheit, mit [21] seiner grewlichen abgoetterey erfuellet, belogen,
betrogen, und zu abgoettischen [22] verdampten Leuten gemacht, die solchs
gegleubet und drauff vertrawet haben, [23] als hette es Gott durch sein Wort
also geboten, und haben also den Teuffel [24] mussen fuerchten und ehren,
anbeten und dienen unter Gottes Namen. Da [25] hastu den Bapst, was er sey, und
wo er her kome, Nemlich ein grewel (wie [26] [Matth. 24, 15] Christus Matth. 24
sagt) aller abgoetterey, von allen Teufeln aus grund der [27] Hellen
erfuerbracht.
[28] JA,
sprichstu, Er wil warlich aus Gottes wort und aus Gott her komen, [29] [Matth.
16, 18] Denn er fueret in vielen Decreten den spruch Matth. 16: “Du bist
Petrus, [30] Und auff diesen fels wil ich meine Kirchen bawen, Und wil dir die
schluessel [31] zum Himelreich geben” etc. Das sol so viel gesagt sein: der
Bapst zu Rom [32] ist Herr uber die gantze Christenheit. Trawen, das moechts
thun!4 Wer hette [33] sich des hohen verstands versehen zum heiligsten Vater!
Man moecht doch einen [34] armen gesellen zuvor verwarnet haben5, ehe er sich
so tieff und hoch versuendiget, [35] und den Bapst einen Esel, narren, abgott,
Teufel hiesse. Wol mir, [36] das ich heute mich hart hab eingenestelt6, Es kam
mich schon der schaffshust
[Seite 240]
[ 7 schuff]
schufft A 8 ist (1.)] ist) A]
[1] an fur
grossem schrecken von solchem hohen verstand des Bapsts, und moecht [2] leicht
geschehen sein, wo ich nicht hosen angehabt, ich hette es gemacht, das [3] die
Leute nicht gerne riechen1, So bange und angst ward [Bl. K ij] mir fuer [4]
solcher Bepstlicher, hoher weisheit.
[5] DOch
wundert mich, warumb sein Heiligkeit so einen tunckeln Spruch [6] fuer sich
genomen hat2, so doch viel heller Sprueche in der Schrifft zur sachen [7] [1.
Mose 1, 1f.] gedienet hetten, Als erstlich der, Gen. j. “Jm anfang (das ist zu
Rom) schuff [8] Gott (das ist stifftet) Himel (das ist den Bapst) und Erden
(das ist die [9] Christlichen Kirche), die Erde war wuest und leer (das ist,
die Christenliche Kirche [10] ist dem Bapst unterworffen etc.)” Dieser Spruch
hette viel mehr gethan.3 [11] Jtem, Jsaie j. “Der Ochse kennet seinen Herrn
(das ist, der Bapst zu Rom [12] ist Herr uber alles), Und der Esel die Krippen
seines Herrn (das ist, die [13] Christenheit ist des Bapst leibeigen).” Und der
Sprueche die gantze Schrifft vol, [14] die alle viel heller vom Bapstum reden,
denn Matth. xvj. Hie zu huelffe auch [15] die Logica und parva Logicalia4, als:
Nullus & nemo mordent se in sacco, [16] id est, Papa est Caput &
Dominus Ecclesiæ. Item, Propositio hypothetica [17] (id est Papa) induta Cappa
Cathegorica, (id est, in urbe Roma) Sedet in [18] Arbore Purphyriana (id est,
Caput Ecclesiæ universalis) & devorat genera & [19] species (id est,
habet potestatem condendi leges.5 Und so fort an, ists in [20] allen Creaturn
geschrieben, gemalet, gegeben und gebildet, das der Bapst zu [21] Rom sey das
Heubt, Herr, Richter, uber alles, was in Himel und Erden ist.
[22] DEnn
auch Ex c. solite, de maioritate6, der heiligste Vater Bapst7, solcher [23]
weise nach die Schrifft zu deuten und das Bapstum zu verteidigen, also schreibt
[24] an den Keiser zu Constantinopel: “Hastu nicht gelesen, das Gott hat zwey
[25] grosse Liechter geschaffen8, die Sonne (das ist den Bapst) und Mond (das
ist [26] den Keiser)? Wie weit nu die Sonne groesser ist denn der Mond, so weit
[27] ubertrifft der Bapst den Keiser, das ist, Der Bapst ist, (wie die Glose
scharff [28] ausrechent)9 xlvij mal groesser, denn der Keiser. Das wil ein
bepstlin werden,
[Seite 241]
[ 22 Solche]
Solchem D1]
[1] wens nu
ausgewechst!1 Hoerestu es, Leser, du must hie nicht lachen, oder [2] moechtest
auch, wie ich, den schaffshusten kriegen, und wo dir die hosen nicht [3] hart
anligen, soltestu auch wol eine unlust anrichten, die man mit Trotzischen2 [4]
und Wacholdern mueste veriagen, Und der heiligst Vater dir solche stinckende
[5] Suende nimermehr vergeben moecht, auch nicht in todtes noeten. Darumb huete
[6] dich fuer lachen, in solchen [Bl. K iij] ernsten sachen, Und dencke, das
der Bapst [7] nicht schertzet noch feilet in der Schrifft deutung, wie du hie
sihest.
[8] EHe denn
ich den Christlichen verstand dieses Spruchs anzeige, mus ich [9] zuvor diesen
schwanck erzelen. Die glosa 50 c. Considerandum3, und Abbas4 [10] c.
Significasti5 sagen, das dieser Spruch Matth. xvj nichts thue, das Bapstum [11]
[Joh. 21, 15f.] zu bestettigen, Sondern der Spruch Johan. ultimo: Pasce oves
meas, Weide [12] meine Schafe. Also sind sie uneins, der Bapst und seine
Juristen, worauff [13] das Bapstum gegruendet sey. Der Bapst sagt, Es sey gegruendet
Matt. xvj, [14] Und schreiet solchs aus durch viel Decreten. Seine Juristen
sagen: Nein, [15] und luegen strafft hie untern ander der Knecht den Herrn, und
der Herr den [16] knecht. Hie menge sich der Teufel zwischen diesen hadder.6
Jndes wollen [17] wir sie lassen haddern, und die weil den Bapst nicht fuer
Bapst halten, bis [18] sie der sachen eines werden. Zwar, Juristisch zu reden
(wenn ich ein Jurist [19] sein wolt), duenckt mich, die Juristen haben eine
bessere sachen weder der Bapst, [20] weil sie sich darauff gruenden, Christus
habe Matth. xvj die Schluessel S. Petro [21] nicht gegeben, sondern allein
verheissen, darumb muesse der Bapst beweisen, wo [22] sie jm gegeben seien.
Solche Argument koennen wir Theologen den Juristen [23] zu gut (wo sie der
Bapst verdamnen wolte) seer wol helffen7, nemlich also:
[24] ES ist
den Christen nicht gnug, das man sich beruffe auff die Propheten, [25] so
Christum verheissen haben, Sondern mus auch die Aposteln darstellen, die [26]
da zeugen, die verheissung sey erfuellet und der verheissen Christus komen und
[27] gegeben. Also sey der Bapst auch schuldig, nicht die verheissung Matth.
xvj [28] zu fueren, Sondern hellen Text fuer zu legen, das solche verheissung
erfuellet [29] sey und S. Petrus in die possession geweiset sey. Hie werden dem
Bapst die [30] hosen stincken8, Denn wo wil er jmermehr den Text finden, der da
klerlich [31] sagt, Die Schluessel seien S. Petro gegeben von Christo? wie er
doch nach seiner [32] Juristen urteil schuldig ist zu beweisen, Und kein
Buchstaben in der Schrifft [33] von den Schluesseln rede, on Matth. xvj.
[34] HJeraus
wil folgen, weil der Bapst die Schluessel S. Petri zu sich gerissen, [35] ehe
denn das recht beweiset ist, dazu nimermehr beweisen kan, das er
[Seite 242]
[1] als ein
boesewicht geraubt hat, das nicht sein ist, oder muessen falsche gemalete [2]
schluessel sein, die nichts sind, denn ein gemelde, und wir frey sind, jm
nichts [3] [Bl. K 4] zu gleuben, als einem verzweivelten luegener und
Spitzbuben, ja als [4] einem Teufels gespenst.1 Dazu muegen wir sein Wapen, da
er die Schluessel [5] fueret, und seine Kron drauff, mit gutem gewissen auffs
heimlich gemach fueren [6] und zur unternotdurfft brauchen2, darnach ins fewr
werffen (besser wer es, [7] den Bapst selbst). Denn in solchen grossen sachen,
die gantze Christenheit betreffend, [8] mit Gottes Wort felschlich, lesterlich
handeln, das ist, abgoetterey anrichten, [9] das kan keine zeitliche straffe
gnugsam rechen, Gott mus in der tieffesten [10] Helle selbst straffen. Jn des
sol ein Christen, wo er des Bapsts Wapen [11] sihet, dran speien und dreck
werffen, nicht anders, denn so man einen Abgott [12] anspeien und mit dreck
werffen sol, Gott zu ehren. Denn solch Wapen des [13] Bapsts ist ein
oeffentliche luegen und teufels gespenst, dafuer sich die Leute vergeblich [14]
gefurcht haben, und darauff vertrawet, als were es Gottes befelh, so [15] es
doch eitel luegen und Gottes lesterung, ein rechte ertzabgoetterey ist. Solchs
[16] sage ich, folget aus seiner Juristen der besten eigen bekentnis, Da sie
sagen, [17] der Text Matt. xvj thu nichts dazu, das ein Bapst sey, das ist so
viel gesagt, [18] der Bapst leuget, und lestert Gott damit, das er den Text
Matth. xvj auff [19] sein nichtiges, lesterlichs Bapstum zeucht, und daraus
sein verfluchts Wapen [20] und kronen macht, die welt damit zu schrecken und
unter sich zu werffen, die [21] gewissen, so durch Christi Blut erloeset und
frey gemacht sind, zu fangen und [22] zu verderben.
[23] DEnn der
Bapst diesen Text Matth. xvj so hoch rhuemet fuer sich, das er [24] xx c.
omnes3, und c. Sacro sancta, thar bruellen, wie die Roemische Kirche [25]
allein (sonst keine) sey von Gott selbest gestifftet. Die andern Kirchen habe
[26] die Roemische Kirche gestifftet, und Gott habe der Roemischen Kirchen
solche Privelegium [27] fuer andern gegeben, das sie macht habe uber Himelisch
und jrdisch [28] Reich, Und wer den andern Kirchen abbruch thut, der thue gros
unrecht, Aber [29] wer es der Roemischen Kirchen thut, der ist ein Ketzer, und
der gleichen viel. [30] Weil nu hie zu seine Juristen Nein sagen, und solchs
fuer luegen halten, Was [31] sollen wir Theologen thun? die solche grosse
luegen, mit Gottes Wort geschmueckt4, [32] sehen und hoeren muessen? Wir sagen,
das es ein grewliche Gotteslesterung [33] ja abgoetterey sey, denn, wie wir
droben gehoert haben, Es ist gar viel ein ander [34] luegen der blosen that,
und luegen der lere, Und noch viel ein ander luegen der [35] blossen lere on
Gottes Wort, und luegen der lere mit Gottes Wort geschmueckt. [36] [Bl. L 1]
Denn wer also leuget in der Lere, das er Gottes Wort dazu fueret, [37] der
macht den Teufel zum Gott, und Gott zum Teufel, als rede Gott des [38] Teufels
luegen, und verfueret mich damit, das ich den Teufel unter Gottes
[Seite 243]
[ 11
Cardinal] Cardinel BCD]
[1] Namen
ehre und anbete, und die luegen fuer warheit halte. Mit solchen lesterlichen
[2] abgoettereien unzelich hat der Bapst die Welt erfuellet.
[3] O Nu
greiffe zu, Keiser, Koenig, Fuersten und Herrn, und wer zugreiffen kan, [4]
Gott gebe hie faulen Henden kein glueck1, und erstlich neme man dem Bapst Rom,
[5] Romandiol, Urbin, Bononia, und alles was er hat, als ein Bapst, denn er ist
[6] Possessor pessimȩ fidei, Er hats mit liegen und triegen. Ah was sage ich
liegen [7] und triegen? Er hats mit Gotteslesterung und abgoetterey, dem Reich
schendlich, [8] gestolen, geraubt, und jm unterworffen, und dafuer zu lohn in
das ewige hellische [9] fewr, unzeliche seelen durch seine Abgoetterey
verfuert, wie er selbs rhuemet xl. Si [10] Papa2, und Christus Reich
verstoeret, da her er heisst ein grewel der verstoerung [11] [Matth. 40, 15]
Matthei xxiiij. Darnach solte man jm selbs, dem Bapst, Cardinal, [12] und was
seiner Abgoetterey und Bepstlicher heiligkeit gesindlin3 ist, nemen, [13] und
jnen (als Gottes lesterern) die zungen hinden zum hals heraus4 reissen, [14]
und an den galgen an nageln an der riege her5, wie sie jr Siegel an den [15]
Bullen in der riege her hangen6, Wie wol solchs alles geringe ist gegen jre
[16] Gotteslesterung und abgoetterey. Darnach liesse man sie ein Concilium,
oder [17] wie viel sie wolten, halten am Galgen, oder in der Helle unter allen
Teufeln. [18] Denn sie haben nicht unwissentlich noch aus gebrechlickeit das
leidige Bapstum [19] angefangen. Sie wusten seer wol, das jre vorfaren S.
Gregorius, Pelagius, [20] Cornelius, Fabianus, und viel mehr heilige Bischove
der Roemischen Kirchen, [21] solchen grewel nicht hatten geuebt, wie droben
gemeldet. Sie wusten wol, das [22] S. Cyprianus, Augustinus, Hilarius,
Martinus, Ambrosius, Hieronymus, [23] Dionysius, und viel mehr in aller welt
heilige Bischove, nichts vom Bapstum [24] gewust hatten, auch nicht unter der
Roemischen Kirchen gewest. Sie wusten [25] wol, das die vier hohe Concilia,
Nicenum, Constantinopolitanum, Ephesinum, [26] Calcedonense, und viel ander
Concilia, solchen Bepstlichen grewel nie erkennet7 [27] hatten.
[28] AH was
sol ich mehr sagen? Sie wustens wol und wissens noch jtzt [29] wol, das die
gantze Christenheit in der welt kein Heubt uber sich hat, on [30] allein den
heiland Jhesum [Bl. L ij] Christum Gottes Son, welchen S. Paulus [31] [Eph. 4,]
das Heubt nennet seines Corpers, welchs ist die gantze Christenheit Ephe. 4
[32] und mehr oerten. Sie wissen noch heutiges tages wol, das in gantz Orient,
[33] wo Christen sind, nicht unter dem Bapst sind. Sie wissen wol, das sie kein
[34] Gottes wort fuer sich, sondern alles wider sich haben. Noch sind sie so
frevelthuerstige8, [35] unverschampte, verstockte koepffe, das sie wider solch
starcke zeugnis [36] und vermanung jrs gewissens, aller welt, gantzer Schrifft,
das leidige, lesterliche,
[Seite 244]
[1]
abgoettische Bapstum, mutwilliglich, wissentlich haben angericht, und halten
[2] noch jmer fort drueber1, Und verdamnen zu gleich, als Ketzer, alle jre
vorfaren [3] fur Bonifacio2, auch die gantzen Christenheit, so uber 600 iaren
fur dem [4] Bapst gewest, sampt allen heiligen Vetern und Concilien, auch alle
Christen, [5] so diese 1500 jaren sind gewest, und noch sind in den morgen
Lendern. Denn [6] wo das Bapstum ein Artickel des Glaubens ist, und so ein
hoher, noetiger [7] Artickel, wie der Bapst in allen Decretalen bruellet und
aus Matt. xvj gruenden [8] wil, So ists gewis, das S. Augustinus und Cyprianus,
ja alle Apostel mit [9] der gantzen Christenheit in aller welt uber 1500 jar
muessen Ketzer und ewig [10] verdampt sein, auch Christus selbs, sampt jnen,
der sie durch seinen heiligen [11] Geist solche ketzerey geleret hat, Und
niemand selig noch heilig worden ist, on [12] die Bepstliche Christen allein.
Solch urteil stehet einem Bapst wol an, Und [13] solt nicht Bapst sein, wo er
nicht solch urteil sprechen thuerste.
[14] Nu
dieses Juristischen verstands wider den Bapst, sey jtzt gnug, wollen [15]
sehen, wie die Wort Christi Matt. xvj recht Christlich zuverstehen sind, [16]
und wie meisterlich sie der Bapst zum grund seines Bapstumbs zu füren weis.
[17] [Joh. 6, 63] Joha. vj spricht der HErr: “Mein Wort sind geist und leben.”
Dem nach [18] muessen diese Wort Matth. xvj auch geist und leben sein, Nemlich,
wenn er [19] spricht: Jch will meine Kirchen auff diesen fels bawen. Hie mus
Bawen ein [20] geistlich, lebendig gebew sein. Fels mus ein lebendiger,
geistlicher Fels sein. [21] Kirche mus ein geistliche, lebendige versamlung
sein, ja also lebendig, das es [22] [Joh. 6, 63] alles ewiglich lebet. Denn
fleisch ist kein nutz etc., es stirbt und lebet nicht [23] ewiglich. So ist nu
dieser Fels allein der Son Gottes Jhesus Christus, und [24] niemand anders, wie
des die Schrifft vol ist, und wir Christen wol wissen. [25] Bawen oder gebawet
werden auff diesen Fels, kan nicht mit Gesetzen oder [26] Wercken zugehen, Denn
Christus wird nicht mit Henden oder [Bl. L iij] wercken [27] ergrieffen,
Sondern mus durch den Glauben und Wort zu gehen. Also kan [28] auch die Kirche
nicht durch sich selbs oder eigen werck sich geistlich oder lebendig [29]
machen, sondern durch den Glauben wird sie gebawet auff diesen Fels, und [30]
also geistlich und lebendig, so lange sie auff dem Fels gebawet bleibt, das
ist, [31] bis in ewigkeit. Hieraus sihestu, das die meinung Christi in diesem
Spruch [32] [Joh. 11, 25f.] eben die ist, da er sagt Joha. xj: “Jch bin das
leben und aufferstehen, Wer [33] [Joh. 8, 51] an mich gleubt, wird nimermehr
sterben.” Jtem Johan viij: “Wer mein [34] Wort hellt, wird den Tod nicht
sehen.” Und Summa, dieser Text Matthei xvj [35] redet vom Glauben, Das, wer da
geleubet, der ist gebawet auff diesen fels, [36] wie man spricht: Wer Gott
trawet, hat wol gebawet. Das mercke wol (sage [37] ich), das Christus Matthei
xvj vom Glauben, und nicht von unsern wercken [38] redet. Denn hieraus wird
sichs finden, was der Bapst fuer ein froemchen3 ist.
[Seite 245]
[ 7 Jhesum]
Jhesunm A 21 wechst] wehst A]
[1] ALso
deutet es S. Petrus selbs (welchen die Buben gern wolten zum [2] Bapst zu Rom
machen, auch Christum selbs, Wie Platyna1 thut) j. Petri. ij: [3] [1. Petri 2,
3ff.] “So jr geschmackt habt, das der HErr freundlich ist, zu welchen jr komen
[4] seid, als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworffen, Aber
[5] bey Gott ist auserwelet und koestlich. Und auch jr, als die lebendige
Steine, [6] lasset euch bawen zum geistlichen Hause, und zum heiligen
Priesterthum, zu [7] opffern geistliche Opffer, die Gotte angeneme sind, durch
Jhesum Christum.” [8] Das aber solch bawen auff diesen Stein oder Fels Christum
glaube sey, beweiset [9] bald darnach S. Petrus durch den Propheten Jsaiam 28
und spricht: [10] [Jes. 28, 16; 1. Petri 2, 6ff.] “Drumb stehet in der
Schrifft: Sihe, ich lege einen ausserweleten koestlichen [11] Eckstein in Zion,
Wer an jn gleubet, der sol nicht zu schanden werden. Euch [12] nu, die jr
gleubet, ist er koestlich, Den ungleubigen aber ist er ein Stein des [13]
anstossens, und ein Fels des ergernis, die sich stossen an dem Wort, und [14]
gleuben nicht an den, darauff sie gesetzt sind.” So offt zeucht S. Petrus das
[15] wort “Glauben” an, das kein zweivel sein kan, das “bawen auff diesen
Stein” [16] sey nichts anders, denn gleuben an Jhesum Christum.
[17] [Eph. 2,
19ff.] Auch S. Paulus Ephe. ij stimmet mit S. Petro: “So seid jr nu nicht [18]
mehr Geste und frembdlinge, sondern Buerger mit den Heiligen und Gottes [19]
Hausgenossen, erbawet auff den grund der Apostel und Propheten, da Jhesus [20]
Christus der Eckstein ist, Auff welchen der gantze Baw ineinander gefuegt [21]
[Bl. L 4] wechst zu einem heiligen Tempel in dem HErrn, Auff welchen auch [22]
jr erbawet werdet zur behausung Gottes im geist” &c.. Solchs alles ist mit
[23] vleis wol zu mercken, damit wir verachten koennen das unfletige narren
Gewessche, [24] das die Bepste fueren in jren Decreten von jrer Roemischen
Kirchen, [25] das ist, von jrer teufels Synagoga, die sich selbs sondert von
der gemeinen [26] Christenheit, und von dem geistlichen gebew, so auff diesen
Stein gebawet ist, [27] und ertichtet jr selbs ein fleischliche, weltliche,
nichtige, verlogene, lesterliche, [28] abgoettische oeberkeit, uber die gantzen
Christenheit. Denn der zweier eins mus [29] war sein: ist die Roemische Kirche
nicht zu gleich auff diesen Stein mit allen [30] andern Kirchen gebawet, so ist
sie des Teufels kirche, Jst sie aber zu gleich [31] mit allen andern Kirchen
auff diesen Stein gebawet, so kan sie nicht uber die [32] andern Kirchen Herr
oder heubt sein. Denn Christus der Eckstein weis nicht [33] von zweierley,
ungleichen Kirchen, sonder allein von einer Kirchen, wie auch [34] der Kinder
glaube2, das ist, der gantzen Christenheit glaube, spricht: “Jch [35] gleube
eine heilige Christliche Kirche”, Und spricht nicht: “Jch gleube eine [36]
heilige Roemische Kirche.” Denn die Roemische Kirche ist und sol sein ein
stueck [37] oder gelied der heiligen Christlichen Kirchen, nicht das heubt,
welchs allein [38] Christo gebuert dem Eckstein. Wo nicht, so ist sie nicht ein
Christliche, sondern
[Seite 246]
[1, 2] eine
unchristliche und wider Christliche Kirche, das ist, Eine Bepstliche
bubenschule.
[3] Hjerauff
lasst uns nu selbs den Text Matthei xvj fuernemen und sehen, [4] wie starck er
bey dem Bapst, der so stoltz und fest, auch wider seine [5] Juristen, darauff
pocht, stehen wil. So spricht Matth. xvj1:
[6] [Matth.
16, 13f.] “JHesus fragt seine Juenger: Wer sagen die Leute, das des [7]
Menschen Son sey? Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes [8] der
Teuffer, Die andern, Du seiest Elias, Etliche, Du seiest Jeremias, [9] oder der
Propheten einer.”
[10] DJs gehe
jtzt seinen weg2, und magst drueber lesen S. Hieronymus, der [11] solchs fein
auslegt, wie fleisch und blut nichts gewisses von Christo reden [12] koenne, ob
es gleich die grosse wunderthat Christi sihet und hoch von jm helt. [13] Weiter
fragt er nicht, was die Leute, sondern was sie selbs, seine Juenger, [14] von
jm halten, und spricht: Wer sagt jr denn, das ich sey? (Merck hie, [15] das er
sie alle sampt in hauffen3 fragt: Wer sagt jr denn, das ich sey?) [16] [Bl. M
1] Da sprach Simon Petrus: Du bist Christus, des lebendigen [17] Gottes Son.
Solch antwort thut Petrus von aller Apostel wegen, Denn [18] wo ein hauffe wird
gefragt, koennen sie nicht zu gleich alle antworten, Sondern [19] einer mus das
wort von aller wegen fueren, wie man spricht: Zween [20] muegen mit einander
singen, aber mit einander koennen sie nicht reden.4 Daher [21] sagen die Veter
recht, Augustinus, Cyprianus und Chrisostomus, das S. Peter [22] sey gewest der
Apostel mund, und hab in jrer aller Namen geantwortet, Denn [23] sie alle
gefragt und zu antworten schueldig gewest sind.
[24]
DErhalben legt der Bapst hie einen blossen5 und bawet auff einen faulen [25]
grund: die weil S. Peter allein antwortet, sey er ein Herr uber die andern [26]
Apostel, und der Bapst uber alle welt. Denn da stehets klar im Text, das [27]
Christus nicht S. Peter fragt: Wer sagstu, das ich sey? Sondern alle Juenger,
[28] und spricht: Wer sagt jr, das ich sey? Und hat S. Peter muessen fuer sie
alle [29] antworten, und sein antwort zu gleich aller antwort sein, Gleich wie
auch im [30] weltlichen und heuslichen Regiment geschicht, da ein Knecht,
Stadschreiber [31] oder Syndicus das Wort des Rats und Gemeine oder gesinds
fueret, Dadurch [32] aber nicht der Stad Herr ist, Und ein Jurist oder Cantzler
des Keisers, Koeniges, [33] Fuersten wort redet, darumb aber noch lange nicht
selbs Keiser, Koenig, Fuerst [34] ist, wie der Bapst aus diesem antwort S.
Petri wil Herr sein uber die Apostel, [35] und aller Apostel Kirchen. Faul ist
das, sage ich, Und der Bapst bestehet [36] ubel, wo er nicht ein bessers auff
bringet, wie er nu thun wird, wie folget:
[Seite 247]
[ 32
Schrifft] Schriff A]
[1] [Matth.
16, 17ff.] “UNd Jhesus sprach zu jm: Selig bistu, Simon Bariona, Fleisch [2]
und Blut hat dir das nicht offenbart, Sondern mein Vater im [3] Himel. Und ich
sage dir: Du bist Petrus, und auff diesen Fels, [4] wil ich meine Kirchen
bawen, und die Pforten der Hellen sollen sie [5] nicht uberweldigen, Und dir
wil ich die Schluessel des Himelreichs [6] geben, Alles, was du auff Erden
bindest, sol auch im Himel gebunden [7] sein, Und alles, was du loesest auff
Erden, sol auch im [8] Himel los sein.”
[9] Wer nu
hie augen hat, der stecke sie nicht in beutel1, und wer ohren hat, [10] der
schicke sie nicht uber feld, das er sehen und hoeren muege, wie der [11] Bapst
hie [Bl. M ij] zum Herrn uber Himel und Erden, uber Kirchen und [12] Keiser
gesetzt wird, welchen hohen Artickel des Glaubens doch die Christenheit [13]
von anfang bis auff den Bapst nicht gewust, Auch die zween Juristen (wie [14]
droben gesagt) Johannes Teutonicus2 und Panormitanus, als verzweivelte [15]
Ketzer verneinen, und dem Bapst in diesem Text nichts gestehen.3 Aber was [16]
ist Gott, Christus, Kirche, Welt, Juristen, gegen dem Bapst?
[17] “Simon
Bar Johanna (spricht der HERR), Du bist selig.”
[18] WOl dir,
O Simon, das du solches weissest, das ich der Messias und [19] des lebendigen
Gottes Son bin, das hat dich dein Vater Johannes nicht gelernt. [20] [Joh. 21,
17] Denn so nennet er jn Johannis am letzten: “Simon Johannis, hastu [21] mich
lieb?” welchs hie Matth. xvj Ebreisch Simon Bar Johanna sagt, oder [22] noch
kuertzer, Bar Jona, das heist, son Jona oder son Johanna. Ja solchen [23] hohen
verstand4 hastu von deinem Vater nicht, noch die andern Juengern, [24] sampt
dir, von Fleisch und Blut, oder von jren Vetern, noch einigem Menschen, [25]
Sondern mein Vater im Himel hat dirs offenbaret. Denn in diesen wenigen [26]
Worten Petri, die er sampt den andern Juengern bekennet, (denn sie stehen [27]
alle fuer einen Man in dieser Antwort Petri) ist begriffen das gantz
Euangelium, [28] ja die gantze heilige Schrifft. Denn was wil die Schrifft von
anfang [29] zum ende aus anders, denn das Messias Gottes Son komen solt, und
durch [30] [1. Petri 1, 19] sein opffer, als eins unschueldigen Lemblin Gottes,
der welt Suend tragen und [31] weg nemen, und also vom ewigen Tod erloesen zur
ewigen seligkeit? Umb des [32] Messia und Gottes Sons willen, ist die heilige
Schrifft geschrieben, und umb [33] seinen willen alles geschehen, was geschehen
ist.
[34] [1. Mose
3, 15] ALso lesen wir fast im anfang der Schrifft Gen. iij: “Des Weibs Samen
[35] sol dir den kopff zu tretten.” Und Heva Gen. iiij, da sie von Cain sagt:
[36] [1. Mose
4, 1] “Jch hab den Man, den Jehova”. Diese Wort lauten schier der meinung
[Seite 248]
[1] nach1,
wie hie S. Peters Wort, denn sie wil sagen: da hab ich den Samen, [2] den
rechten Man, den Messia, den Jehova, das ist, Gott und Gottes Son ist, [3] ders
thun sol, was uns verheissen ist. Aber sie feilet an der Person, Sonst [4] sind
jr Wort seer ehnlich den Worten S. Petri an diesem ort. Sihe, solch [5] gros
ding ist in den Worten S. Petri, [Bl. M iij] Das ist, eine rechte Apostolische
[6] rede. Also haben hernach alle Apostel, nicht allein S. Peter, in der [7]
gantzen welt gepredigt, und predigen bis an der Welt ende. Denn, wie gehoert,
[8] Nicht S. Peter allein, sondern die andern durch seinen mund solch antwort
[9] geben dem HErrn auff seine frage an sie gethan. Weiter spricht der HErr:
[10] “UNd Jch
sage dir, Du bist Petrus, und auff diesen Fels wil [11] ich meine Kirchen
bawen.”
[12] [Joh. 1,
42] JOhan. j Nennet er jn Kepha: “Du solt Kepha heissen”. Keph Ebreisch, [13]
Kepha Caldeisch, und Petros oder Petra Griechisch, Rupes Latinisch, heist auff
[14] Deudsch Fels, als da sind die hohen Fels, da die Schloesser auff gebawet
stehen. [15] Nu wil der HErr sagen: Du bist Petrus, das ist, ein Felser. Denn
du [16] hast den rechten Man erkennet und genennet, welcher der rechte Fels
ist, wie [17] jn die Schrifft nennet, Christus. Auff diesen Fels, das ist, auff
mich, Christum, [18] wil ich meine Gantze Christenheit bawen, gleich wie du
sampt den andern [19] Juengern drauff gebawet bist, durch meinen Vater im Himel,
ders euch offenbart [20] hat. Auff Deudsche weise redet sichs fein also: Du
sagest (von aller [21] wegen)2, Jch sey Messia oder Christus, des lebendigen
Gottes Son, Wolan, [22] so sage ich dir widerumb: Du bist ein Christ, und auff
den Christ wil ich [23] meine Kirche bawen. Denn in Deudscher sprache begreifft
das Wort Christ [24] beides, Den HErrn selbst, wie man singt: Christ ist
erstanden, Christ fur gen [25] Himel, Und auch den, so an den HErrn Christ
gleubet, wie man spricht: Du [26] [Apg. 11, 26] bist ein Christ. So sagt Lucas
Act. xj, Das die Juenger zu Antiochia am [27] ersten sind Christen genennet
wurden, daher solcher Name blieben ist: Christen, [28] Christenheit,
Christlicher Glaube etc. Also gibt hie der HErr Simoni Jona [29] den namen felser
oder Christ, darumb das er den Fels oder Christ vom Vater [30] erkennet, und
rhuemet mit seinem Munde, von aller Apostel wegen.
[31] HJeraus
ists klar gnug, das Christus hie mit dem Bawen seiner Kirchen [32] auff den
Fels oder auff sich selbs nichts anders nennet, denn den gemeinen [33]
Christlichen Glauben (wie droben gesagt ist, aus den Aposteln Petro und [34]
Paulo), das, wer da gleubet an Christo, der ist auff diesen Fels gebawet, und
[35] wird selig, auch wider alle Pforten der Hellen, Wer nicht an Christo
gleubt, [36] [Bl. M 4] der ist nicht auff diesen Fels gebawet, und mus verdampt
sein mit [37] den Pforten der Hellen. Das ist der einfeltige, einige, gewisser
verstand dieser [38] Wort, und kan kein ander sein, wie die Wort klerlich und
gewaltiglich3 geben, [39] [Mark. 16, 16] und reimen sich mit dem Wort Marci
ultimo: “Wer gleubt und getaufft
[Seite 249]
[1] [Joh. 11,
26] wird, wird selig werden”, Und Johannis xj: “Wer an mich gleubt, wird [2]
nimermehr sterben.” Ja, sage ich, Mercks wol, und zeichens vleissig an, das [3]
der HErr hie Matthei xvj nicht redet von Gesetzen, zehen Geboten, oder unsern
[4] Wercken, die wir thun sollen oder koennen, Sondern von dem Christlichen [5]
Glauben, oder von dem Werck des Vaters, das er mit dem Son und heiligen [6]
Geist in uns wircket, nemlich, das er uns geistlich bawet auff den Fels, seinen
[7] Son, und gleuben lernt an Christum, Damit wir sein Haus und wonung [8] [1.
Petri 2, 5; Eph. 2, 19f.] werden, wie j. Petri. ij und Ephe. ij droben beweiset
ist. Weiter:
[9] “Und dir
wil ich die Schluessel des Himelreichs geben. Alles, [10] was du binden wirst
auff Erden, sol auch gebunden sein im Himel, [11] Und alles, was du loesest
auff Erden, sol auch im Himel los sein.”
[12] Der HErr
wil seine Kirchen, so auff jn gebawet ist, und an jn gleubet, [13] wol
versorgen. Denn weil sie das Euangelium fuer der Welt Predigen [14] und
bekennen und damit regirn sollen, das Christus Jhesus sey Gottes Son, [15] wil
er jr Wort geehret und unverachtet haben, Sondern man sols gleuben, [16] und in
solchen ehren halten, als redet ers durch sich selbs personlich vom [17] Himel.
Wer nu das Euangelium von den Aposteln oder Kirchen hoeret und [18] nicht
gleuben wil, dem sollen sie ein solch urteil sprechen, das er verdampt [19]
sein sol. Jtem, nach dem er gleubig worden ist, fellet, und nicht sich wider
[20] zum Glauben bekeren wil, Dem sollen sie auch ein solch urteil fellen, das
[21] seine Suende behalten, und er verdampt sein sol. Widerumb, wer das
Euangelium [22] hoeret und gleubet, oder von seinen Suenden sich keret wider
zum [23] Glauben, dem sollen sie solch urteil sprechen, Das jm seine Suende
vergeben [24] sind, und er solle selig werden. Und uber solchem urteil wil er
im Himel [25] halten, als hab ers selbs gesprochen. Sihe, das sind die
Schluessel des Himelreichs, [26] und das ist jr Ampt, Auff das man in der
Kirchen ein ewige behaltung [27] und vergebung der Suenden habe, Nicht allein
zur zeit der Tauffe, oder ein [28] mal im leben, sondern on unterlas, bis ans
ende, [Bl. N 1] behaltung fuer [29] die unbusfertigen und ungleubigen,
Vergebung fuer die Busfertigen und [30] Gleubigen.
[31] UNd hie
merck abermal, und zeichens mit vleis in dein Hertz, das [32] der HErr hie auch
nicht redet von Gesetzen, oder unsern wercken, die wir thun [33] sollen,
sondern von seinen Wercken, nemlich, von behaltung und vergebung [34] der
Suenden. Denn Suende behalten und vergeben, ist allein der Goettlichen [35]
maiestet werck. Aber er wil solch sein werck durch seine Kirchen uben und [36]
volbringen, Drumb spricht er: was sie binden oder loesen wird auff Erden, [37]
das sol bey jm im Himel gebunden oder los sein. Darumb folgen im Kinder [38]
Glauben1 auch die zwey stueck auff ein ander: Jch gleube eine heilige
Christliche [39] Kirche, gemeinschafft der Heiligen, Vergebung der Suenden,
das, wo die
[Seite 250]
[ 37 redet] B
schiebt hier ein: Ja das ist der Text, da die verheissene Schluessel (wie die
Juristen wollen) thetlich und de presenti gegeben werden. ‘Jch sage euch’
spricht nicht3 ‘Jch wil geben’, Sondern ‘ich safe und gebs euch jtzt’]
[1] Kirche
ist, nemlich der Baw auff dem Felssen, da sind auch die Schluessel zur [2]
vergebung der Suenden.
[3] ZUm
andern mercke, das die Schluessel und solche macht Suende, zu [4] binden und zu
loesen, nicht ist gegeben den Aposteln und Heiligen zur Herrschafft [5] uber
die Kirchen, sondern allein den Suendern zu gut und nutz. Denn wo [6] nicht
Suende sind, da darff man der Schluessel und jres Ampts nicht. Denn [7] man sol
S. Paul und seines gleichens heiligen nicht loesen noch absolvieren [8] von
Suenden, denn sie haben keine, on die teglichen und ubrigen im fleisch, [9] [1.
Kor. 4, 4] die bis ins grab bleiben, wie er sagt j. Corinth. iij: “Jch bin mir
nicht bewust, [10] [Röm. 7, 25] aber damit bin ich nicht gerecht”, und Rom.
vij: “Jch diene dem Gesetz [11] der Suenden nach dem fleisch”, Sondern sol sie
dem Fels lassen befolhen sein, [12] auff den sie gebawet sind. Aber den
Suendern sind sie not, die entweder nicht [13] auff den Fels gebawet, oder vom
Fels gefallen sind, das man sie widerumb [14] hinauff bawe. Darumb ists nicht
eine weltliche gewalt, dadurch die Bisschove [15] uber die Kirchen sich
bruesten und herrschen (Beneficium, non dominium) moechten, [16] Sondern eine
geistliche gewalt, Den Suendern zu gut und heil gegeben, das sie [17] die
selbigen bey den Bischoven und Kirchen suchen und finden muegen, so offt [18]
es jnen not thut, dadurch die Suender selig, und nicht die Bisschove Herrn und
[19] Jungker werden sollen. Gleich als wenn ein Fuerst tausent guelden seinem
[20] Diener thette1, das er die solt unter etliche arme Leute teilen, Durch
diese [21] tausent guelden sol der Diener nicht reich noch Herr uber die armen
Leuten [22] werden, son-[Bl. N ij] dern, wie sie der HErr befolhen hat, frey
umb sonst2 von [23] den armen Leuten lassen suchen und finden, Er aber allein
einen willigen [24] Diener sich hierin erzeigen, den armen Leuten zu trost und
nutz. Das mercke [25] wol, Es gilt dem Bapst.
[26] ZUm
dritten mercke wol und behalts fest, das die Schluessel nicht [27] allein S.
Petro, viel weniger allein dem Bapst nach S. Petro gegeben sind. [28] Denn wie
wol der HErr allein mit Petro redet, So stehet doch Petrus da [29] nicht fuer
seine person allein, sondern an stat und person aller Juenger, mit [30] denen
Christus anfieng zu reden und zu fragen, Wie es alle lerer, ehe der [31] Bapst
vom Keiser Phoca gestifftet, verstanden, geleret und gehalten haben in [32] der
gantzen Christenheit, Und noch heutigs tags halten in Orient. Ah was [33]
[Matth. 18, 18] darffs viel wort? Liecht kan nicht finsternis sein. Matt. 18.
redet Christus [34] nicht mit S. Peter allein, Sondern mit allen Juengern:
“Warlich ich sage [35] euch, was jr auff Erden binden werdet, das sol gebunden
sein im Himel, [36] Und was jr auff Erden loesen werdet, sol los sein im
Himel.” Das sind [37] eben die Wort von binden und loesen, die er droben mit S.
Peter redet, und
[Seite 251]
[ 27 redet] B
schiebt hier ein: und nicht verheisst, Sondern gegenwertiglich und thatlich die
(macht gibt ...) 28 kan.] B fügt hinzu; mit den verheissen Schluesseln, die er
noch nicht hat.]
[1] ob hie
keine meldung der Schluessel geschicht, So ist doch das Ampt der Schluessel,
[2] [Matth. 16, 19] wie droben Matthei xvj gewaltiglich1 ausgedrueckt. Und dazu
redet er hie [3] klerlich von Suenden, die man binden und loesen sol. Denn hart
davor sagt [4] [Matth. 18, 17] er von den Suendern, die nicht hoeren wollen,
und spricht: Solchen soltu halten, [5] als einen Heiden und Zoelner. Flugs
drauff: Warlich ich sage euch, was jr [6] binden werdet etc.
[7] [Matth.
18, 19f.] UNd das noch wol mehr ist, am selben ort sagt er: “Wo zween unter [8]
euch eines werden, worumb es ist, das sie bitten wollen, das sol jnen
widerfaren [9] von meinem Vater im Himel. Denn wo zween oder drey in meinem
[10] Namen versamlet sind, da bin ich mitten unter jnen.” Hie hoeren wir, das
[11] auch zween oder drey, in Christus Namen versamlet, eben alles macht haben,
[12] was S. Petrus und alle Apostel. Denn der HErr ist selbst da, wie er auch
[13] [Joh. 14, 23] sagt Johan. xiiij: “Wer mich liebet, der wird meine Wort
halten, Und mein [14] Vater wird jn lieben, und wir wollen zu jm komen und
wonung bey jm [15] machen.” Daher ists komen, das offt ein Mensch, der an
Christum gegleubt, [16] einem gantzen hauffen widerstanden hat, Als Paphnutius
im Concilio Niceno2, [17] und wie die Propheten den Koenigen Jsrael, Priestern
und allem Volck wi- [18] [Bl. N iij]derstunden. Kuertzumb, Gott wil
unverbunden3 sein, an der Menge, [19] Groesse, Hoehe, Macht, und was personlich
ist bey den Menschen, Sondern wil [20] allein bey denen sein, die sein Wort
lieben und halten, und soltens eitel Stalbuben [21] sein. Was fragt er nach
Hohen, Grossen, Mechtigen Herrn? Er ist [22] der Groessest, Hoehest und
Mechtigst allein.
[23] WEnn nu
der Bapst gleich steiff4 und stoltz stehen kuende, als er nicht [24] kan, auff
dem Spruch Matth. xvj, so stehen wir da gegen noch viel stoeltzer [25] und
steiffer auff Matthei xviij. Denn es ist nicht ein ander Christus, der [26]
Matth. xvj mit S. Peter redet, und Matth. xviij mit den andern Juengern [27]
eben die selben Wort redet und macht gibt, Suende zu binden und zu loesen. [28]
So fare der Bapst hin mit seinem Peter, Binde und loese, was er kan. Wir [29]
wollen der ander Apostel macht zu binden und zu loesen gleich S. Peter halten,
[30] und wenn hundert tausent S. Peter, ein Peter, und alle Welt eitel Bapst
[31] [Gal. 1, 8] were, dazu ein Engel vom Himel bey jm stuende. Denn wir haben
hie den [32] HErrn selbs uber alle Engel und Creaturn, der sagt: Sie sollen
alle gleiche [33] gewalt, Schluessel und Ampt haben, auch zween schlechte
Christen allein in [34] seinem Namen versamlet. Diesen HErrn sol uns Bapst und
alle Teufel [35] nicht zum Narren, Luegener, noch Trunckenbold machen, Sondern
wir wollen [36] den Bapst mit fuessen tretten und sagen, Er sey ein
verzweivelter Luegener, [37] Gotteslester, und abgoettischer Teufel, der die
Schluessel zu sich allein gerissen
[Seite 252]
[ 8 dem] den
BD 37 gemeinem Ampt BD]
[1] hat,
unter S. Petrus Namen, So Christus die selben allen gleich in gemein [2]
gegeben hat, Und wil den HErrn Matth. xvj zum Luegener machen, Ja das [3]
mueste man loben.
[4] [Joh. 20,
21ff.] JTem Joh. xx Spricht der HErr, nicht zu S. Peter allein, sondern zu [5]
allen Aposteln oder Juengern: “Gleich wie mich mein Vater gesand hat, so [6]
sende ich euch.” Und da er das gesagt, blies er sie an (nicht S. Peter allein)
[7] und sprach zu jnen: “Nemet hin den heiligen Geist, Welchen jr die Suende
[8] vergebt, dem sind sie vergeben, Welchen jr sie behaltet, den sind sie
behalten.” [9] Gern moecht ich hoeren, was der Bapstesel hie wider sagen kuend,
und wenn er [10] tausent Spitzbuebische zungen hette, so muessen sie doch allzu
mal hie zu schanden [11] werden. Denn klar sind die Wort des HErrn: “Wie mich
mein Vater gesand [12] hat, so sende ich Euch”, Euch, Euch, nicht dich, Peter,
allein, das ist, was ich [13] aus des Vaters befelh gepredigt, und auff mich
felsen gebawet habe, eben dasselbe, [14] und kein an-[Bl. N 4]ders solt jr
predigen und bawen, Und jr solt alle [15] gleichen gewalt, und die Schluessel
haben, Suende zuvergeben und zu behalten. [16] [Matth. 16, 19] Denn das sind
eben die selben Wort, vom binden und loesen, die er Matthei xvj [17] von
Schluesseln zu Petro redet. Dis ist der HERR selbs, der solchs redet, [18]
darumb fragen wir nichts darnach, was der Bapstesel in seinen drecketen hie
[19] wider tobet.
[20] UNd hie
ist (das wir den armen Juristen Johanni Teutonico und Panormitano [21] auch
helffen) der Text, da die verheissen Schluessel Matthei xvj (wie [22] sie
meinen) mit der that S. Peter gegeben, und er in die Possession geweiset [23]
wird, Auff das es klar sey, die verheissen Schluessel Matthei xvj sind nicht
[24] S. Petro allein verheissen, denn die erfuellung solcher verheissung wird
nicht [25] S. Petro allein, Sondern allen Juengern gegeben. Solchs sage ich den
armen [26] Juristen zu dienst.1 Denn wir Theologen haben sterckern grund und
disputirn [27] nicht de verbo futuro und præsenti in solchen hohen sachen. Darumb
ist dis [28] Wort, das der HERR zu jnen allen sagt: “Wem jr die Suenden
vergebet, dem [29] sind sie vergeben” Eben so viel, als wenn er einen jglichen
in sonderheit [30] nach einander anspreche: Sehe da2, Peter, Nim den heiligen
Geist, Wem du [31] die Suende vergibst etc. Sehe da, Andres, Nim hin den
heiligen Geist, Wem [32] du die Suende vergibst. Sehe da, Jacob, Sehe da,
Johannes, Thoma, Bartholomee, [33] Philippe, Simon, Juda etc. Eben so viel ists
(sage ich), wenn er sie [34] alle anspricht in gemein, als wenn er einen
jglichen besonders anspreche. Denn [35] ein jglicher hat sichs muessen dem
andern zu gleich annemen3, weil es zu allen [36] gleich gesagt ist. Darumb kan
S. Peter mit den gemeinen schluesseln und [37] gemeinen ampt der Schluessel,
welchs ist vergebung und behaltung der suenden, [38] nichts eigens noch
sonderlichs verstehen noch haben, uber die ander Apostel,
[Seite 253]
[ 24 muste]
mueste BD daselbst] dasebst A]
[1] Und ist
hie kein Exclusiva, wie die Roemischen Esel flicken1 und tichten. Es [2] heisst
nicht: tibi Petro soli, Und wens schon so were, so were doch die Exclusiva, [3]
nicht wider die Apostel, sondern villeicht wider Caiphas, und das Mosisch [4]
Priesterthum. Sonst2 bleibt Petrus an stat aller Apostel, wie diese zween [5]
Sprueche Matth. xviij und Johan. xx mit aller gewalt beweisen und erzwingen.
[6] Das ist gewis.
[7] ZU letzt
ist auch da das Werck und die [Bl. O 1] That.3 Denn S. Matthias [8] ist zum
Apostel nicht von S. Petro, Sondern durchs los durch Christum vom [9] [Apg. 1,
26] Himel bestetigt, und zu den andern eilffen Aposteln geordent Act. j. Jsts
nu [10] ein Artickel des Glaubens, wie uns die Roemischen Esel gern uber
drewen4 [11] und uberliegen4 wolten, das S. Petrus allein die Schluessel habe,
als ein Privilegium [12] (so nennens die Narren zu Rom), So ist hie S. Peter
sampt allen [13] Aposteln und Matthias auch eitel Ketzer, das sie wider solchen
Artickel handeln, [14] Und lassen nicht S. Matthias von S. Peter allein, der
die Schluessel allein [15] uber die gantzen welt haben sol, geordent und
bestetigt werden, Und Christus [16] selbs wird in des Bapsts Bann sein muessen,
das er solche Ketzerey, mit [17] S. Matthias begangen, bestetigt hat. O der
arme Suender Christus, wie wil [18] er jmermehr5 vergebung seiner Ketzerey und
Suenden erlangen bey dem Roemischen [19] Stuel? Jch hette schier gesagt bey den
Mauleseln?
[20] UNd ob
gleich Bepstliche heiligkeit dem HERRN Christo die macht lassen [21] wolte, als
einem Printzen6, der keinem Gesetz unterworffen, wol moecht nach [22] seiner
Himelfahrt mehr Apostel beruffen, denn er auff Erden beruffen hette, [23] So
kan doch der selben Apostel keiner auff Erden predigen oder Bisschoff [24]
ordenen, Sondern muste aus der Welt ins Schlauraffen Land7, daselbst [25] predigen,
Kirchen stifften und Bisschoff ordenen. Ursach ist die: der Heiligst [26] Vater
ist mit seinem Sanct Peter, wie seine Decret sagen, aller Welt Bisschoff, [27]
und predigt, und ordent Bisschove niemand drinnen, denn der Bapst allein, [28]
Darumb mus S. Matthias und die andern x Aposteln, kein raum noch stat [29]
haben, zu predigen oder Kirchen zu stifften, noch Bisschoff zu ordenen in der
[30] gantzen welt, Sondern allein die Bepstliche heiligkeit, verstehest wol,
was ich [31] meine.
[32] ODer
solts also sein, das ein jglicher Apostel hette gleiche macht mit [33] S.
Petro, und hette ein jglicher an seinem ort in der Welt gepredigt, Kirchen [34]
gestifftet und Bisschove geordent, on S. Peters wissen und befelh, Sondern [35]
[Joh. 20, 23] aus Christus befelh, wie droben gehoert ist Joha. xx, So wolt das
draus [36] folgen, das die Bepstliche heiligkeit drey ding thun mueste:
Erstlich seine Decret,
[Seite 254]
[ 23
Cappadocie] Cappadotia D]
[1] als
verzweivelte, erstunckene luegen, verdamnen, und sich selbs auff sein verlogen
[2] lesterlich maul schlahen, da er sich rhuemet der hohe Priester und Heubt
[3] aller Kirchen auff Erden, und Christum Matth. xvj, Joha. xx [Bl. O ij] und
[4] hie Act. j zum luegener und Ketzer macht. Das ander, Er mueste zuvor suchen
[5] und gewis machen, Welche Kirchen S. Petrus in der Welt bepredigt, und [6]
welche Bisschove er geordent hette, damit er nicht griffe in der andern Apostel
[7] Kirchen und Bisschove, die alle zumal1 so gut und hoch sind, als der
Roemische [8] Bisschoff. Denn sie alle zumal geordent sind von solchen
Aposteln, die S. Peter [9] in allen dingen gleich von Christo gesetzt sind. O
hie wuerde der heiligst Vater [10] also zu thun kriegen, das er auch nach dem
Juengsten tage nicht zum ende [11] keme! Wo bliebe dieweil der Roemische Stuel,
und der Maulesel Regiment [12] zu Rom?
[13] Zum
dritten, mueste er auch das gewis machen, das S. Peter keine Kirche [14] auff
Erden gestifftet noch Bisschove geordent, auch in keiner Kirchen gepredigt [15]
hette, on allein zu Rom. Wo nicht, so solte der Bapst auch wol S. Peter [16]
mit Schluessel und allem verlieren. Denn hat S. Peter etwa in der Welt [17]
mehr gepredigt, Kirchen und Bisschove geordent, So kan der zu Rom nicht sich
[18] rhuemen, das er allein sey S. Peters Stuel Erbe, Sondern die andern alle
[19] koennen eben so wol als der Roemische sich rhuemen: S. Peter ist unser
Apostel, [20] hat unser Kirchen und Bisschove geordent, drumb sind seine
Schluessel unser, [21] und nicht des Bisschoves zu Rom. Nu ists gewis, das S.
Peter zu Jerusalem, [22] zu Antiochia, ist Apostel gewest, dazu, wie seine
Epistel zeuget, Jn Asia, Ponto, [23] Cappadocie, Bythinia, Galatia. Diese alle
muegen wider den Bisschoff zu Rom [24] (viel mehr wider den Bapst, der nach den
Bisschoven komen ist, weder Bisschoff [25] noch Christen) rhuemen: Lieber
Bisschoff, S. Peter ist unser Apostel, wir haben [26] von jm die Schluessel,
und sind uber die Roemischen Kirchen. Denn uns hat [27] er seine schoene, lange
Epistel zu geschrieben. Aber der Roemischen Kirchen hat [28] er nicht ein
stiplin2 vom geringsten Buchstaben geschrieben. Wie gefellt dir [29] der
schnitzer3, Bapstesel?
[30] “JA, S.
Peter ist zu Rom gemartert mit S. Paulo, wie die Decret [31] rhuemen.” Das thut
nichts zur sachen. Es liggen viel tausent Marterer zu [32] Rom, die daselbs
gemartert sind, und dennoch keiner Bisschoff zu Rom gewest [33] ist. S.
Stephanus ist zu Jerusalem gemartert, Aber damit nicht Bisschoff zu [34]
Jerusalem wurden. Man fragt nach S. Peters Ampt, Predigt, und wie er [35]
Bisschoff geordent habe zu Rom, darauff sie Mathei. xvj [Bl. O iij] fueren4 und
[36] sich gruenden. Wie wol hie sind etlich Gelerten, die wollen, das S. Peter
nie [37] gen Rom sey komen5, Und solt dem Bapst sawr werden sich zu wehren,
wider
[Seite 255]
[ 1 da] do A]
[1] solche
Schrifft. Jch wil hierin nicht Richter sein, S. Peter sey da gewest oder [2]
nicht. Denn wol allein S. Paul, der gewislich da gewest ist (wie Lucas in [3]
Act. und er selbs in seinen Episteln schreibt), die Kirchen und Bisschoff zu
[4] Rom kan geordent haben. Aber das kan ich froelich sagen, wie ich gesehen
[5] und gehoert hab zu Rom, das man zu Rom nicht weis, wo die Coerper S. Petri
[6] und Pauli liggen, oder ob sie da liggen?1 Solchs weis Bapst und Cardinal
[7] seer wol, das sie es nicht wissen.2
[8] DOch
stellen sie zwey Heubter auff an S. Petri und Pauli tag, geben [9] fuer, und
lassen den gemeinen Man gleuben, es seien der Aposteln natuerliche [10]
heubter3, da leufft der andechtige poebel zu mit Hansen von Jhene.4 Aber [11]
Bapst, Cardinal und jr gesindlin5 wissen seer wol, das es zwey hueltzen,
geschnitzt [12] und gemalet Heubter sind, gleich wie sie mit der Veroniken6
auch thun, [13] geben fuer, es sei unsers HErrn Angesicht in ein
schweistuechlin gedruckt, Und [14] ist nichts, denn ein schwartz bretlin
viereckt, da henget ein klaretlin7 fuer, [15] darueber ein anders klaretlin,
welches sie auffzihen, wenn sie die Veronica [16] weisen, Da kan der arm Hans
von Jene nicht mehr sehen, denn ein klaretlin [17] fuer eim schwartzen bretlin,
Das heisst denn die Veronica geweiset und gesehen, [18] und hie ist grosse
andacht8 und viel Ablas bey solchen ungeschwungen9 Luegen.
[19] SO gar
grosse, ummesliche lust hat der verdampt Bapstesel und seine [20] verfluchte
Bubenschule zu Rom, den armen Christen Man zu effen, nerren, [21] spotten, Ja
Gott im Himel zu lestern und solche abgoetterey zu stifften in [22] seiner
heiligen Kirchen, lachet in die faust, das er solche seine lesterliche,
abgoettische [23] luegen angebetet sehen mag, raubet und stilet dafuer aller
welt gut [24] und gehorsam, Das man greiffen10 mus, das Bapstum sey (wie droben
gesagt) [25] ein luegen gespenst11, vom Teufel darumb in die Kirchen gesetzt,
das es [26] nichts anders thun solle, denn luegen, lesterung, abgoetterey
stifften, damit den [27] Glauben und das Wort Gottes zustoeren, und dafuer
alles rauben, was die [28] welt, so unter jm ist, hat und vermag, und alle
Seelen zum Teufel fueren.
[29] NU wie
gesagt, die Apostel S. Peter [Bl. O 4] und S. Paul muegen da zu [30] Rom liggen
oder nicht, so thuts nicht zur sachen12, Sondern, wer daselbs die [31] Kirchen
und Bistumb habe gestifft. Denn S. Paulus ligt nicht zu Corinthen, [32]
Philippen, Thessalonich, Colossen und andern Kirchen, da er doch Bisschove [33]
gesetzt und Kirchen geordent hat, das, so viel es S. Peter betrifft, fast keine
[Seite 256]
[ 18 Denn]
Denn hernach B 19 waren] wurden B 19/20 und bis gegruesset] so zuvor von S.
Paulo gegruesset waren B]
[1] Kirche
ist, die ungewissern anfang hat, als eben die Roemische. Sie schreiben [2] wol,
S. Peter sey xxv jar zu Rom gesessen, Aber solche luegen frisset sich [3]
selbs.1 Denn er ist ja noch zu Jerusalem gewest, da S. Paulus uber 18 jar [4]
[Gal. 1, 18; 2, 11] nach des HErrn Himelfart zu jm kam, Gal. j und ij, und sol
vij jar zu Antiochia [5] gesessen sein, davon noch das fest S. Peter Stuelfeire
den namen hat. [6] Solche zal zusamen macht xlv jar. Also wird S. Peter acht
jar nach Nerone [7] gelebt haben, von dem er doch sol gemartert sein. Denn Nero
hat sich erstochen [8] 37 jar nach der Himelfart Christi. Sie liegen und
tichten unternander [9] von S. Peter, das hundert ins tausent2, das ich den
wahn habe kriegt, das [10] weder S. Peter noch S. Paul habe den ersten Stein an
der Kirchen zu Rom [11] gelegt, Sondern sey etwa ein Juenger der Aposteln von
Jerusalem oder Antiochia [12] gen Rom komen und den Glauben Christi in etlichen
wenig heusern [13] gepredigt, oder, wie zu der zeit gewonheit, sind etliche
Jueden, zu Rom wonhafftig, [14] als Aquila und Priscilla etc., auff Ostern und
Pfingsten gen Jerusalem [15] gereiset, da selbs den Glauben gelernt und mit
heim bracht gen Rom [16] unter jr freundlin3, Jueden und Heiden. Hie zu beweget
mich das xvj. c. Rom., [17] da Sanct Paulus viel heiligen zu Rom mit Namen gruesset,
und doch er selbs [18] noch nicht dahin komen war, S. Peter auch nicht. Denn
Aquila und alle [19] [Apg. 18, 2] Jueden waren vertrieben aus Rom von Claudio,
Act. xviij, und wird doch zu [20] erst gegruesset.
[21] NU das
ist der Roemischen Kirchen keine schande, Denn hernach, da [22] S. Paulus da
hin komen ist, hat ers gewislich alles recht angericht und gebessert, [23]
[Röm. 1, 10ff.] Wie er Roma. j verheisst, und jren Glauben seer rhuemet, den
doch [24] weder er selbst noch S. Peter gepflantzt hatte. Des gleichen hat S
Peter auch [25] gethan, so er anders gen Rom komen ist. Denn auch in Creta der
Juenger [26] [Tit. 1, 5] S. Pauli Titus Kirchen und Bisschove geordent hat, wie
jm S. Paulus Titi j [27] befelh thut.
[28] [Apg. 9,
3.6] JA, was geschicht mit S. Paulo, dem grossen Apostel, Act. ix? Da er [29]
von Himel bey Damasco nidergeschlagen ward, sagt jm der HErr, Er solt in [30]
die Stad gehen, da [Bl. P 1] wuerde man jm sagen, was er thun solte. Jst [31]
das nicht ein wunder? Ein solcher Apostel wird nicht gen Jerusalem zu [32] S.
Petro und andern Aposteln geweiset, sondern zu einem schlechten Juenger [33]
Anania, der die Hand auff jn legt, das er den heiligen Geist empfienge. Was
[34] wil hie zu der luegen Esel zu Rom sagen, der mit seinem Petro wil aller
[35] welt Kirchen Herr und Meister sein? Dieser Apostel Paulus thut jm ein [36]
groessern stos4 denn S. Matthias und die andern zehen Apostel, die der Bapst
[Seite 257]
[ 17
Antiochia] Antiohia A]
[1] aus der
Welt ins Schlauraffen land jagt1, sampt jrem Apostel ampt, weil [2] er aller
welt Lerer sein wil. Paulus deckt den Schalck recht auff2, hinden und [3]
fornen, das man unter seine luegen sihet, wie in des Hellischen Satans Reich.
[4] Denn da
sind seine Episteln wol 14, die zeugen gewaltiglich, was er fuer [5] Kirchen
und Bisschove geordent habe in der Welt on S. Peter, freilich auch [6] on den
Bapst, Welche alle sagen koennen, S. Paulus sey jr Apostel, und nicht [7] S.
Peter, Derhalben der Bapst mit seinem Petro, ja mit seinem Teufel, nicht [8]
recht noch macht uber sie habe, und sein luegen maul verflucht sein muesse, da
[9] er sich rhuemet aller Kirchen Heubt und Meister des Christlichen Glaubens,
Ja, [10] Roemisch zu reden, Meister aller luegen, lesterung und abgoetterey.
[11] [Röm. 2,
11] AH, was will man viel sagen? Es heisst, wie S. Paulus sagt: ‘Non [12] est
apud Deum personarum respectus.’ Die Kirche zu Antiochia ist von keinem [13]
[Apg. 13, 1] Apostel gegruendet, sondern von Barnaba, oder wie Act. xiij
stehet, von den [14] Propheten und Lerern Barnaba, Lucio, Simon, Manahen und
Saulo, Das [15] es gewis ist, Saulus sey noch nicht zu der zeit unter die
Heiden ein Apostel [16] geordent (wie bald hernach im selben Capittel
geschicht). Nu ist die Kirche [17] Antiochia eine treffliche3 Kirche gewest,
weit uber die Roemische, hat auch (wie [18] man schreibt) so viel Marterer
gehabt, als Steine in der ring maur sind, wie [19] wol Rom auch uber die masse
viel Marterer gehabt, Aber solche Schule und [20] solche gelerte Leute hat sie
nie gehabt, das ist war, und kriegt sie nimermehr. [21] Darumb ists nichts
geredt4: “diese Kirche ist von einem Apostel geordent, [22] darumb ist sie mehr
denn andere Kirchen, so nicht von einem Apostel gegruendet [23] ist.” Das sind
fleischliche gdancken, die Gott nicht achtet, dazu auch erlogen. [24] Denn da
wider stehet Antiochia, die ist von keinem Apostel gegruendet, und [25]
ubertrifft [Bl. Pij] viel andere, auch von den Aposteln gegruendet.
[26] ALso5
die Kirche Alexandria ist von keinem Apostel gegruendet, Sondern [27] von S.
Marco, welchen etliche den Euangelisten, etliche anders nennen, Gewis [28] ists
aber, das kein Apostel dahin komen ist, Noch ist die selbe Kirche weit, weit
[29] uber die Roemische Kirche. Denn da ist eine treffliche Schule gewest, da
vielen [30] landen aus geholffen ist, Da her ist Athanasius und viel ander
grosse Lerer [31] komen. Zu Rom ist nie keine Schule gewest, und nicht
sonderlich gelerte [32] Leute daher komen. Diese zwo Kirchen, Antiochia und
Alexandria, sind die [33] besten und nuetzlichsten, so man aus allen Historien
weis, doch niemals unter [34] der Roemischen Kirchen gewest, viel weniger unter
dem Meister (ich wolt sagen [35] Luegener) aller Welt, dem Bapst.
[36] HJppon
ist eine Stad, villeicht so gros als Wittemberg, die hat einen [37] Bisschoff
gehabt, nemlich S. Augustinum, der mehr gethan hat bey der Kirchen,
[Seite 258]
[1] denn alle
Bepste und Bisschove zu Rom auff einen hauffen geschmeltzt1, und [2] aus seiner
Schulen sind viel feiner Bisschove in die Lender hin und wider2 geordent, [3]
Und S. Gregorius bekennet, das seine Schrifft gegen S. Augustini [4] Schrifft
seien, wie Sprew gegen Weitzen. Und das ist war. Dazu ist dieser [5] Bisschoff
S. Augustin nicht gewest unter dem Bisschoff zu Rom, viel weniger [6] unter dem
Seelmoerder und weltfresser3 dem Bapst. Darumb ists nichts, das [7] man wil der
personen oder larven4 nach in dieser sachen richten und fuergeben: [8] diese
Kirche ist groesser, diese hat einen Apostel, diese ist reicher, diese ist
edler, [9] diese ist einer Keiserlichen stad Kirche. Weltliche und zeitliche
ding muegen und [10] muessen sich hie nach richten, Gott fragt nichts darnach,
Er wil ungefangen5 [11] sein mit seinem Geist und Gaben, Sondern frey macht
haben, wie billich, [12] einer geringen Kirchen zu geben solche Leute oder
Lerer, die er allen grossen [13] Kirchen nicht gibt, wie Hippon ein Exempel
ist, und unser Wittemberg auch. [14] Denn der heilig Geist und seine Gaben sind
nicht erbliche gueter, unter das [15] weltliche Recht geordent, oder an einen
ort gebunden. Sein Reim6 heisst: [16] [Joh. 3, 8] ‘Spirat, ubi vult’, und
nicht: ‘Spirat, ubi nos volumus’.
[17] DEr
Bapst meinet wol, der heilige Geist sey an Rom gebunden. Aber [18] wenn er des
kuendte gute Siegel und Brieve auff legen7, so hette er gewonnen. [19] Denn so
er wil das [Bl. P iij] Heubt aller Kirchen sein (welchs ummueglich), [20] mus
er uns zuvor gewis machen, das er und seine Nachfolger den heiligen [21] Geist
gewis und erblich haben muessen, und nicht jrren koennen. Ja, die [22] [Matth.
16, 18] Brieve und Siegel moecht ich gerne sehen! Denn das er Matth. xvj.
fuergibt8, [23] Die Roemische Kirche sey auff den Fels gegruendet, das der
Hellen Pforten nicht [24] sollen sie uberweldigen, Jst droben klar gnug
beweiset, das solchs sey von der [25] gantzen Christenheit geredt, und nicht
von dem Roemischen Bepstlichen Stuel. [26] Und ist Summa9, wie gesagt, Gott
fragt in seinem Reich nicht nach Grossen, [27] [Luk. 1, 48] Hohen, Mechtigen,
Vielen, Weisen, Edlen etc., sondern wie Maria singet: “Er [28] sihet die
Nidrigen an.” Und wie er seinen Aposteln Matth. xviij und sonst [29] [Matth.
20, 26 –28] offt sagt: “Wer gros wil sein unter euch, der sey der geringest,
Und wer wil [30] der fuernemest sein, sey ewer Diener, wie ich komen bin, nicht
das man mir [31] dienen solle, sondern ich unter euch bin, als ein Diener.”
[32] ABer im
Bapstumb und allen Decretalen ists darumb zuthun, das er [33] allein ja der
groessest, oeberst, mechtigest sey, dem niemand gleich, niemand urteilen [34]
noch richten solle, Sondern jederman solle unterthan sein und sich richten [35]
lassen, Und sich doch die weil rhueme, Er sey ein Knecht aller Knechte Gottes,
[36] das ist, auff Roemisch und Bepstisch, Herr aller Herrn, Koenig aller
Koenige,
[Seite 259]
[ 25 ist
(2.)] sind B]
[1] auch uber
alle Christen, das ist, uber Gott, Christum und den heiligen Geist, [2] [Joh.
14, 17.23] So in den Christen wonet und lebet, Johannis xv, welchen heisset S.
Paulus [3] [2. Thess. 2, 3] ij. Thessalo. ij, Den Menschen der Suenden, und Kind
des verderbens, den [4] Endechrist, der sich wider und uber Gott setzt und
erhebt. Denn die Christenheit [5] hat kein Heubt, kan auch keins mehr haben,
denn den einigen Son Gottes [6] Jhesum Christ, der hat Siegel und Brieve, das
er nicht jrren koenne, und ist [7] an Rom1, noch einigen2 ort nicht gebunden.
[8] NU das
wir wider zum Spruch Matthei xvj komen, Sage mir, wie kuendte [9] der Bapst
einen feinern, gewaltigern Spruch aus der gantzen Schrifft wider [10] sich
selbs uns weisen und in die Hende geben, damit wir sein lesterlich Bapstum [11]
zu grund verdammen und zerstoeren moechten? Den Fels, da Christus seine [12]
Kirchen auff bawen wil, deutet er in seinen Decreten also: Fels heisse nicht
[13] Christus, sondern [Bl. P 4] die Gewalt und Oberkeit S. Peters, das ist,
seine [14] eigen, ertichte, erlogene Oberkeit, uber alle Welt, welche sol
Christus mit dem [15] Wort ‘Fels’ S. Peter und dem Bapst gegeben haben. Alle
Kirchen, auff solchen [16] Fels gebawen, heisse, das sie alle muessen dem Bapst
gehorsam sein, oder seien [17] ewiglich verdampt, das auch Christus Blut dafuer
nicht helffen koenne. Jst das [18] nicht fein ausgelegt? Der HERR spricht: Der
Fels bin Jch, der Baw drauff [19] ist der Glaube an Mich. Da wider der Papst:
Der Fels ist mein Gewalt [20] und Oberkeit, der Bauw drauff ist aller Christen
gehorsam gegen mir, fueret [21] also die Christen vom Glauben Christi auff sich
selbs, und leret sie an stat [22] des Glaubens gehorsam gegen jm, welchs ist
ein Werck von Menschen, Ja vom [23] Teufel gestifftet, darauff sich die
Christen verlassen sollen, das ist: den Teufel [24] zum Abgot haben und
anbeten. Denn wir Christen wissen, das auch die [25] Werck der Gebot Gottes,
welchs der heilige, rechte gehorsam ist, nicht gnug ist, [26] wo das gebew auff
diesen Fels, das ist: der Glaube an Christum, uns nicht [27] erhielte. was
solte denn der gehorsam dem Bapst gethan, das ist: ertichte Menschen, [28] ja
viel mehr Teufels-werck und abgoetterey, uns helffen?
[29] DEnn der
Bapst, oder viel mehr der boese Geist in jm, wuste das wol: [30] Wo dieser
verstand3 bleiben solte, das der Fels Christus were, und der Baw [31] drauff
der Glaube were, und die Wort so solten verstanden werden: Auf diesen [32] Fels
wil ich meine Kirchen bawen, das ist: Meine Christen sollen und werden [33] an
mich Christum gleuben, So hette er nichts kund ausrichten noch einen [34] Bapst
machen. Denn was kanstu aus diesen Worten machen: Meine Kirche [35] wird auff
mich Felsen gebawet werden, oder sie wird an mich gleuben, sich [36] auff mich
verlassen und vertrawen? Was kanstu aus diesen Worten (sage [37] ich) machen,
denn das alle Christen, oder die gantze Christenheit, und wer ein [38] Christ
sein wil, werde an Jhesum Christum gleuben und sein vertrawen als [39] auff
einen Fels setzen, das jm auch der Hellen pforten, das ist, alle Teufel
[Seite 260]
[1] nichts
thun sollen? Diese meinung kan keinen Bapst geben noch leiden1, weiset [2] uns
auch weder zum Bapst, Bisschoff noch einigem2 Menschen, er sey Keiser [3] oder
Koenig, Sondern versamlet uns alle unter den einigen Son Gottes, den [4]
rechten Fels unser seligkeit, Versamlet uns so gar allein auff Christum, das
[5] wir auch uns selbs und unser guten wercken muessen verlassen, und allein
durch [6] den Glauben an jn gerecht und selig werden.
[7] [Bl. Q 1]
DArumb muste der boese Geist einen andern falschen verstand [8] diesem Spruch
machen und sagen: Fels heisse S. Peter und Bapst oder jr [9] gewalt (ist gleich
viel), Drauff bawen heisse dem Bapst gehorsam sein. Da [10] kuend ein Bapst aus
werden, das es nu nicht mehr heisse: wer an Christum [11] gleubet, wird selig,
Sondern: wer dem Bapst gehorsam ist, der wird selig, Er [12] aber, der Bapst
selbs, als der Fels, niemand solle gehorsam noch unterworffen [13] sein. Da
hastu des geistlichen rechts und aller Decretalen Summarien und [14] gantzen
verstand, Daraus du greiffen3 kanst, das der Bapst und sein Bapstum [15] sey
ein Teufels gespenst4 aus verkeretem, verfelschten verstand Matth. xvj, das
[16] ist, aus luegen, Gottes lesterungen, als dem Teufel aus dem hindern
geborn.5 [17] Darumb ist auch aus dem Bapstum nichts gutes komen, sondern
verstoerung [18] des Glaubens6, Luegenden7, lesterliche Abgoetterey unser eigen
werck, auch zuruettung [19] weltliches Stands, Mord und aller jamer, dazu unzucht
so schendlich, [20] wie jtzt zu Rom oeffentlich fuer augen, Dafuer geraubt
Bistum und alle gueter [21] der Christenheit, schier auch der Koenige dazu. Was
hette nu der Bapst wol [22] verdienet, der aus diesem seligen und troestlichem
Spruch vom Glauben Christi [23] ein solchen grewel und wust8 aller luegen und
abgoetterey gemacht hat? Er [24] gehoert in Jenes9 gericht, alle pein auff
Erden weren viel zu geringe.
[25] WEiter,
das da folget: “Jch wil dir die Schluessel des Himelreichs geben, [26] Was du binden
wirst auff Erden, sol gebunden sein im Himel, Und was du [27] loesest auff
Erden, sol los sein im Himel”, hat den verstand, kan auch keinen [28] andern
haben, wie wir gehoert haben, das uns der liebe HERR und trewer [29] Bisschoff
unser Seelen hindersich gelassen10 hat die macht, Suenden zu binden [30] und zu
loesen. Denn es mus ja eine zucht und straffe sein in der Kirchen, [31] umb der
rohen, frechen Leute willen. Widerumb auch ein trost und hoffnung [32] umb der
gefallen willen, das sie nicht dechten, jre Tauffe were nu verloren, [33] wie
die Novatianer11, viel mehr aber der Bapst geleret haben. Nu dieses [34] binden
und loesen ist dem Bapst nicht gnug, und kan damit nicht uber die [35] andern
herrschen, weil solch binden und loesen auch wol schlechte12 Pfarherr [36] und
Caplan haben muessen. Summa, es gehoert auch zum Glauben und nicht [37] zum
Bepstlichen gehorsam, wie droben gesagt. Darumb hat ers anderst und
[Seite 261]
[1] besser
gedeutet, also: Was du bindest, was du gebeutest, was du setzest, was [2] du
wilt haben auff Erden, das sol geboten, ge-[Bl. Q ij]setzt, und gewollet sein
[3] im Himel, und wer dir nicht gehorchet und solchs helt, sol nicht selig
werden etc. [4] Wie duenckt dich umb den Gesellen? Da sihe, ob nicht die
Roemische Kirche, [5] das ist, die Bepstliche, Hellische grund suppe billich
sich rhueme Eine mutter [6] aller Kirchen und Meisterin des Glaubens, da wir
thun sollen, was ein aller [7] mutwilligster1 bube auff Erden gebeut und haben
wil, unangesehen, obs [8] Gott verbiete oder nicht haben woelle.
[9] HJe zu
zwinget er nu das Wort Christi unsers lieben HErrn Matth. xvj [10] (Quodcunq;
alles) und machts jm seer nuetze in seinen Decretalen. Alles was [11] du
bindest etc. Alles sol heissen nicht die Suende, davon Christus allein redet,
[12] sondern alles, was auff Erden ist, Kirchen, Bisschove, Keiser, Koenige,
villeicht [13] auch alle foertze aller Esel, und sein eigen foertze auch. Ah
mein lieber Bruder [14] in Christo, halt mirs ja zu gut, wo ich hie oder
anderswo so grob rede von [15] dem leidigen2, verfluchten, ungeheurem Monstro
zu Rom. Wer mein gedancken [16] weis, der mus sagen, das ich jm viel, viel,
viel zu wenig thu, und mit keinen [17] worten noch gedancken erlangen3 kan4 die
schendliche, verzweivelte lesterung, [18] die er treibt mit dem Wort und Namen
Christi, unsers lieben HERRN und [19] Heilands, Lacht darnach in die faust, als
habe er des Narren Christi, und [20] seiner Christen, die jm solche glosen
gleuben, fein gespottet, Und doch grosse [21] Pompa fuergibt5, als sey er
Christi Vicarius, und wolle alle Welt selig machen [22] mit seiner heiligkeit.
[23] ALso6
das Wort ‘auff Erden’ martert er also: so weit die Erden ist, so [24] weit habe
ich zu binden, das ist, zu gebieten, zu setzen7 und zu thun, und ist [25] mir
alle Welt schueldig gehorsam zu sein. Der liebe HErr und Bischof unser [26] [1.
Petr. 2, 25] Seelen Jhesus Christus, wie j. Pet. iij sagt, hats also gemeinet:
Was jr hie [27] niden unter euch bindet oder loeset, das sol droben gebunden
und los sein, [28] [Matth. 28, 20] Denn ich bin bey euch hie niden, bis an der
Welt ende; hat nicht gemeinet, [29] das der gantz Erdboden, leiblich solt dem
Bapst gehorsam sein, Sondern, wie [30] wir Deudschen sagen ‘hie niden’, das
heisst er auff Erden, Was wir sagen [31] ‘droben’, das heisst er im Himel.
Damit ist keine herrschafft gegeben, weder den [32] Bischoven noch Kirchen auff
Erden. Denn Christus Reich ist ein Geistlich vnd [33] Himlisch Reich, und obs
wol auff Erden ist und im fleisch leben mus, So [34] [2. Kor. 10, 4] regirts
doch nicht fleischlich, wie S. Paulus sagt j. Cor. x. Aber hie mus man [35] den
heiligsten Vater aus nemen, der hat einen hoehern geist, weder Chri- [36] [Bl.
Q iij] stus selbs ist, Darumb mus man seinen Decreten allein, und nicht [37] dem
heiligen Geist, oder Christo, auch nicht Gott seinem Vater gleuben. Denn [38]
[2. Thess. 2, 3f.] er ist wider und uber Gott, wie S. Paulus sagt ij. Thessalo.
ij.
[Seite 262]
[ 3 starcke]
starche A 21/22 zornigen bewegten] zornigem bewegetem BD]
[1] UNd hie
kan man greiffen1, das der Bapst mus besessen und voller Teufel [2] sein, Das
er so gar alle sinn und vernunfft verloren hat. Denn die Wort [3] Christi von
den Schluesseln sind gewislich Goettliche, starcke verheissung: Was [4] du
bindest, sol gebunden sein, die muessen erfuellet werden, Gott mus und kan [5]
[Ps. 33, 4] nicht liegen, Denn er ist nicht ein Bapst noch Cardinal, Was er
zusagt, das [6] hellt er fest und gewis. Nu frage die Historien, ob S. Peter
sey Herr gewest [7] uber die gantzen Welt, wie der Bapst die Wort deutet. Hie
mus entweder [8] Christus ein Luegener sein, der sein Wort nicht gehalten habe,
oder der Bapst [9] mus ein verzweivelter, Gottslesterlicher Boesewicht sein,
der unserm HErrn [10] solche luegen aufflegt, das er S. Peter und jm habe die
gantzen Welt zeitlicher [11] weise ubergeben, So doch noch jtzt der Tuercke
starck gnug Nein hie zu sagt, [12] on was sonst alle Welt thut. Solt nu ich als
ein Christ, und alle Liebhaber [13] unsers HErrn Christi, nicht hie billich
ungedueltig, zornig und unleidlich2 sein, [14] dazu dem verfluchten Bapstum
nicht fluchen, und auffs schendlichst nennen, [15] der sich nicht schemet
unsern HErrn auffs aller schendlichst zu lestern, und [16] seine verheissung
zur luegen machen? Denn hie ists nicht alleine erlogen, [17] das Christus mit
dem wort: “Alles, was du binden wirst auff Erden”, solt [18] gewalt uber alle
Welt Peter verheissen haben, Sondern ist auch erlogen, das [19] S. Peter oder
die Bepste solche gewalt bekomen, ins werck bracht, oder in die [20] possession
genomen haben.
[21] Und das
nicht jemand dencke, ich redet solches vom Bapst aus zornigen [22] bewegten
gemuete, so lasst uns sein wort selbs hoeren! 22. dis. Omnes3, spricht [23] der
Bapst Nicolaus (welchs droben4 auch kurtz gemeldet ist): “die Roemische [24]
Kirche hat gegruendet und gestifftet alle Kirchen, sie seien Patriarchen,
Ertzbistum, [25] Primaten und welcherley wirden oder ordens sie sind. Aber sie,
die [26] Roemische, hat der allein gestifftet und auff den Fels jtzt gebornen
Glaubens [27] auffgericht, der Petro, dem Schluesseltreger des ewigen lebens,
die macht und [28] recht beide uber jrdisch und Himelisch Reich befolhen hat.
Darumb hat kein [29] jrdisch urteil, sondern das Wort, durch welchs gemacht ist
Himel und erden, [30] und alle element geschaffen sind, die Roemische Kirche
gestifftet. Denn sie hat [31] von dem das Privilegium, [Bl. Q 4] der sie
gesetzt hat. Darumb ists kein [32] zweivel: Wer der andern Kirchen einer jr
recht nimpt, der thut unrecht, Wer [33] aber der Roemischen Kirchen
Privilegium, welchs jr das oeberst Heubt aller [34] Kirchen gegeben hat, nemen
wil, der fellt in Ketzerey, Und wie jener ein ungerechter, [35] so ist dieser
ein Ketzer zu schelten”5 etc.
[Seite 263]
[1] HJe
hoerestu, das Christus Wort: “Auff diesen Fels wil ich meine Kirchen [2] bawen”
sol nicht heissen, das die gantze Christenheit an Jhesum Christum [3] gleuben
sol, sondern sol so viel heissen: Allein die Roemische Kirche hat Christus [4]
gestifftet. Die andern alle, das ist, die gantzen Christenheit, hat nicht
Christus, [5] sondern die Roemische Kirche gestifftet. Der liebe HErr Christus
weis nicht [6] mehr denn von einer Kirchen in der gantzen welt, die er auff
sich, den Fels, [7] durch den Glauben bawet, Aber der Bapst macht zweierley
Kirchen: Die [8] Roemische, die sol alleine von Christo auff den Fels
gestifftet sein, Die andern [9] Kirchen hat (villeicht der Teufel, oder das
wirs nicht viel besser machen1 nicht [10] Christus, sondern sie, die Roemische
Kirche, gestifftet. Jtem, die Schluessel sollen [11] nicht die Suenden binden
und loesen, wie der HERR sagt, Sondern macht und [12] recht geben dem Bapst
uber alle jrdische Koenigreich und Himelreich. Jch mus [13] auff hoeren, ich
mag2 nicht mehr in den lesterlichen, Hellischen Teufels dreck [14] und stanck
suddeln3, Ein ander lese auch.4 Wer Gott wil hoeren reden, der [15] lese die
heilige Schrifft. Wer den Teufel wil hoeren reden, der lese des Bapsts [16]
Drecket und Bullen. O weh, weh, weh dem, der dahin kompt, das er Bapst [17]
oder Cardinal wird, Dem were besser, das er nie geborn were! Judas hat [18] den
HErrn verraten und umbbracht, Aber der Bapst verret und verderbt die [19]
Christliche Kirchen, welche der HErr lieber und thewrer, weder sich selbs oder
[20] sein Blut, geachtet. Denn er sich selbs fuer sie geopffert hat. Weh dir,
Bapst!
[21] DAher
kompt das engstliche wueten und toben nach dem Roemischen Reich, [22] Da nennen
sie sich Keiser und HErrn uber Koenige und Keiser, Setzen sie ab [23] und ein,
lassen jnen die fuesse kuessen, verbannen, morden und verfluchen sie. [24] Wie
haben sie mit unsern Deudschen Keisern gethan, Fridrico dem ersten, und [25]
dem andern, bis sie den einigen Erben Conradinum mit dem schwert öffentlich
[26] richten5, mit Philippo, mit Heinrico dem vierden und fuenfften, mit
Ludvico [27] Bavaro. [Bl. R. 1] Hetten jmer gern das Reich on Heubt gemacht,
das [28] der Bapst moechte Keiser sein. Aber Koenig Philippus in Franckreich
erzeiget [29] ein fein Exempel an dem Bapst Bonifacio dem achten, dem grossen
heubtschalck [30] unter den bepsten. Derselb wuetrich setzet den Koenig
Philippus ab, verbot [31] Franckreich die huldung und gehorsam dem Koenige zu
leisten, und gab fuer, [32] das Koenigreich were dem Stul zu Rom heimgefallen,
weil er nicht thet, was
[Seite 264]
[ 1 Philipps]
Philippus BCD]
[1] der Bapst
wolte. Aber Koenig Philipps1 trachtet jm nach durch einen Columneser, [2] der
erwisscht jn zu Anagnina2 eben in der Kamer, darin er geborn war, [3] fueret jn
gen Rom, warff jn in den Kercker, da starb er wie ein Hund, fuer [4] grossem
leid und ungedult.3 Aber solche straffe ist noch viel zu geringe, on [5] das es
gut were4, das man also den andern Bepsten und Cardineln auch [6] thet. Denn es
ist ein lesterlicher, verdampter Stand, das, wenn gleich einer [7] from sein
wolt, doch Gottes Lesterer, und ein Feind Christi sein mus, seins [8] Stands
halben.
[9] SJe haben
aber grosse, viel unfletiger Heuchler5, die sie zu solchem toben [10] reitzen,
und schreiben, das der Bapst mit allem recht Koenig uber alle Koenige, [11]
Herr uber alle Herrn sey. Unter den selben ist einer, der schreibt, das der
[12] Keiser Nero hette sollen das Roemisch Reich S. Petro auffgeben6, Und
Constantinus [13] Magnus sey schueldig gewest, auch wider des Rats zu Rom
bewilligung, [14] das Reich Sylvestro dem Bisschoff zu Rom zu ubergeben, daher
ist ertichtet [15] die grosse luegen de Donatione Constantini, dis. 967 und
Ludovici primi und [16] Ottonis primi, dis. 648: Ego Ludvicus, Und tibi Domino
Iohanni. Solche [17] luegen und kutzlen9 haben die Bepste gern, wechst jnen der
bauch davon10, Und [18] macht also ein Narr den andern unsinnig. Nicht, das sie
es fuer warheit [19] halten, sie wissens seer wol anderst, Sondern gern wolten,
das unter die [20] Leute keme, und alle Welt fuer warheit hielte, damit die
Keiser und Koenige [21] boese gewissen kriegten, das sie jre Koenigreiche wider
Gott und recht besessen, [22] als dem Bapst mit frevel genomen und geraubt, dem
sie die selben einzureumen [23] und abzutretten schueldig weren, obs einmal
geraten wolt, das die [24] Koenige sich fuer dem gemaleten Teufel, oder jrem
eigen Star11, oder fuer des [25] Bapsts fortz, fuerchten wolten, und dem Bapst
bitten, das er wolt jr Reich [26] annemen. Denn das er die Schluessel in seinem
Wapen fueret, mit den dreien [27] Kronen, thut er nicht darumb, das jm viel an
binden und loesen der Suenden [28] gelegen sey, Sondern er malet damit [Bl. R
ij] dis Drecket Omnes12 den [29] Koenigen fuer die Augen, predigt und drawet
jnen, das sie bedencken sollen, [30] wie mit grossem frevel sie dem Bapst jre
Koenigreiche vorhalten.13 Denn alle [31] jrdische Kronen sind sein, welche jm
Christus durch die Schluessel gegeben hat, [32] Wie Nicolaus Bapst Omnes hie
raset und fartzet.
[33] DAher
die Bepstliche Krone zu Rom nicht heisst ein Bisschoffs Hut, Sondern
[Seite 265]
[1] Regnum
Mundi, Der Welt Reich, davon S. Gregorius und frome [2] Bisschove der
Roemischen Kirchen nichts gewust, ehe der Bapst kam. Denn die [3] Welt ist in
drey teil geteilet, die nennet man Europa, Affrica, Asia, Das sind [4] die drey
Kronen des Bapsts. Denn alle Reiche in diesen dreyen Lendern sind [5] des
Bapsts, wie das Cap. Omnes, und seine Heuchler1 (ich hette schier gesagt: [6]
wie des Teufels foertze) rhuemen, das er der gantzen Welt Herr sey. Diese [7]
[Matth. 4, 8ff.] Krone hielt der Teuffel unserm HERRN Christo fuer, Matthei
iiij, da er jn [8] auff den hohen Berg fueret, und zeiget jm alle Reich der
Welt und jre Herrligkeit, [9] und sprach: Das alles wil ich dir geben, so du
nider fellest und mich [10] anbetest. Aber der HERR sprach zu jhm: Hebe dich
weg von mir, Satan. [11] Wie spricht aber der Bapst? Kom her, Satan, und
hettestu noch mehr Welt [12] denn diese, Jch wolt sie alle annemen, und dich
nicht allein anbeten, Sondern [13] auch im hindern lecken. Das sind die Wort
seiner Decreten und Decretalen, [14] darin nichts vom Glauben Christi, sondern
alles und alles von seiner Hoheit, [15] Maiestet, Gewalt und Herrschafft uber
Kirchen, uber Concilia, uber Keiser, uber [16] Koenige, und uber alle Welt,
auch uber den Himel geleret wird. Jst aber alles [17] mit Teufels dreck
versiegelt2, und mit Bapstesels foertzen geschrieben.
[18] WOlan,
das sey jtzt in der kuertz von dem ersten schaden geredt, den der [19] Bapst
mit seinem Binden gestifftet hat. Denn wer kans alles erzelen, was [20] der
Teuffel durch den Bapst mit Koenigen und Keisern zu morden und zu verraten [21]
geuebt hat? Sie sind weltliche Herrn, von Gott geordent. Warumb [22] leiden sie
solchs von einem faulen wanst, groben Bapstesel und fartzesel zu [23] Rom?
Warumb fragen sie nicht Gottes Wort und rechte Prediger? Aber [24] Gottes zorn
hat die Welt also gestrafft.
[25] DEr
ander Schade, den der Teufel durchs Bapsts, ja durchs Teufels [26] Schlue [Bl.
R iij] ssel gethan hat, ist viel erger und groesser, denn weltlich gut [27]
aller Koenireiche ist nichts gegen das geistliche ewige gut. Hie hat er sein
[28] Binden oder gebieten dahin gestreckt3, ins geistlich Regiment, in aller
Teufel [29] namen, das es solle heissen, Gesetze stellen, uber die gewissen der
gantzen Christenheit, [30] wie Er Nickel4 Juncker Bapstesel im c. Omnes
rhuemet, Er habe auch [31] Iura cœlestis Imperij, macht im Himelreich zu
schaffen. Und etlicher masse [32] ists war, Er hat im Himel Reich, das ist, in
Christus Reich, in der Kirchen, [33] viel zu schaffen und viel geschafft
(Gleich wie sein Gott, der Teufel, auch), [34] Denn er hat viel zuthun, das er
zubreche und zerstoere alles, was Christus [35] gebawet hat und noch bawet.
Also hatte sein Gott auch zu schaffen, im Hause [36] Hiob, da er jm alle seine
Kinder, gesinde und vieh erschlug, und jn selbs auch [37] plagte. Eben das
selbe werck hat sein heiliges Kind, der Bapst, auch zu thun, [38] in dem Reich
Christi, der wollen wir zum Exempel etliche stuecke erzelen.
[Seite 266]
[1] ERstlich,
wie droben gehoert, wil der HErr seine Kirchen auff sich den [2] Fels gebawet
haben, das ist, an jn sol man gleuben, wer ein Christ sein wil. [3] Nein,
spricht der Bapstesel, Es heisst, man sol mir gehorsam sein, und mich [4] fuer
einen Herrn halten, solch werck macht selig, und ungehorsam, oder mich [5]
nicht fur einen Herrn halten, das verdampt.
[6] JTem, der
HErr gibt sein Sacrament gantz seinen Christen. Nein, spricht [7] Fartzesel
Bapst, Den Leien ist gnug eine gestalt, den Priestern gehoerts gantz.
[8] JTem, das
Sacrament wil der HErr hie gegeben hahen, zu stercken die [9] armen gewissen
durch den Glauben. Nein, sagt Bapst Fartzesel, Man sols [10] opffern fuer die
Todten und Lebendigen, Verkeuffen, eine hantierung1 und jarmarckt [11] draus
machen, das wir den bauch damit weiden und aller Welt gueter [12] fressen.
[13] JTem,
der HErr wil, das, wer im rechten Glauben stirbt, sol gewis [14] selig sein.
Nein spricht Eselbapst, Man mus zuvor ins Fegfewr, und gnugthun [15] fuer die
Suende, Denn on werck, die gnugthun fuer die Suende, so ich [16] binde oder
gebiete, mus man ins Fegfewr, da kan niemand, denn ich, mit [17] Schluesseln
und Messen helffen, Christus und Glaube kan hie nichts.
[18] JTem,
der HErr wil, das seiner Tauffe krafft sol bleiben, so offt wir [19]
widerkeren, [Bl. R 4] so lang wir hie leben. Nein, spricht Eselfartz-Bapst, Die
[20] Tauffe ist bald verloren, Darumb hab ich die heiligen Muench orden der
Tauffe [21] gleich und besser zu halten lassen predigen2, wie wol ich selbs
solcher Tauffe [22] nicht beger noch darff.
[23] JTem,
der HErr wil, Wer da beicht oder seine Suende bekennet, und [24] gleubt der
Absolution, dem sollen sie vergeben sein. Nein, sagt EselBapstfartz, [25]
Glaube thuts nicht, Sondern dein eigen rew und gnugthun, auch erzelung [26]
aller heimlichen, vergessener und unerkandten Suende.
[27] JTem,
der HErr wil, das nach dem Glauben, und der Bruederlichen liebe [28] sol aller
Creaturn brauch frey sein, das daselbs keine Suende noch gerechtigkeit [29] zu
suchen sey. O nein, spricht hie der aller hellischt Vater, Christus ist [30]
truncken, toll und toericht3, hat vergessen, was er mir mit den Schluesseln
fuer [31] grosse macht zu binden gegeben hat, Nemlich, Jch habe macht zu binden
und [32] zu verbieten, Das:
[33] WEr
Milch isst am Freitage, Sonnabent, an der Apostel Abend, oder [34] meiner
Heiligen, die ich gemacht habe, das ist eine Tod suende und ewig verdamnis,
[35] doch das4 ich solchs zu halten nicht schueldig sey.
[36] WEr
Butter, Kese, oder Eyer isst an den selbigen tagen, das ist eine [37]
Todsuende, und die Helle.
[38] WEr aber
fleisch esse an solchen tagen, der ist weit unter der Hellen verdampt, [39]
ausgenomen mich und meine Cardinalen, die sind solchem Binden
[Seite 267]
[1] nicht
unterworffen, Ursach: wer zu binden macht hat, wird on zweivel nicht [2] sich
selbs, sondern andere binden.
[3] WEr nicht
fastet und feiret den Heiligen, so ich habe erschaffen, das ist [4] eine
Todsuend und verdamlicher ungehorsam, Ursach: Jch hab macht zu binden [5] und
zu loesen, ja villeicht auch.1
[6] WEr nicht
meinen fortz anbetet, das ist eine Todsuende, und die Helle, [7] Denn er hellt
nicht, das ich macht habe, alles zu binden und zu gebieten.
[8] WEr nicht
meine fuesse kuesset, und wo ichs so binden wuerde, mich im [9] hindern lecken
wolte, das were eine Todsuende, und tieffe Helle, denn Christus [10] hat mir
die Schluessel und macht alles und alles zubinden gegeben.
[11] WElcher
Koenig, Keiser oder Fuerst mir [Bl. S 1] nicht ubergibt sein Koenigreich [12]
und Herrschafft, das ist eine Todsuende und ewig verdamnis. Denn ich [13] hab
solchs macht zu binden und zu gebieten.
[14] WElcher
Bisschoff mir nicht das Pallium abkeufft, der suendigt toedlich, [15] und ist
verdampt, Ursach: ich habe macht zu binden, und solchs zu gebieten.
[16] WEr
solchen kauff (das ist ja kein raub) heisset Simoney, der suendigt [17]
toedlich und verdamlich. Denn ich bins, der da binden und loesen sol.
[18] WEr da
klagt uber beschwerung der Annaten2, Bapst monden3, und der [19] gleichen viel,
suendigt toedlich. Denn ich habe macht solchs zu binden. das [20] meinet er
Dis. xix4: Jn memoriam, das man alles tragen und leiden muesse, [21] was der
Roemissche Stuel auffleget, wens gleich untreglich ist.
[22] UNd, das
ich zu den rechten stuecken wider kome, Christus hat die Ehe [23] frey wollen
haben. Nein, spricht der Fartzer zu Rom, Priester, Muenche, [24] Nonnen, sollen
nicht ehelich sein, Und ist weit besser, das einer keusch lebe [25] (nach der
Roemischen Bepstlichen, Cardinalischen keuscheit, dagegen Sodoma [26] und
Gomorra Jungfrawen sein moechten) denn ehelich werden.
[27] Jtem
Leien sollen auch nicht ehelich werden oder hochzeit haben in den [28]
verbunden5 zeiten. Denn der Hellische Vater hats verbunden und verboten, [29]
bey einer Todsuende und ewigen verdamnis.
[30] DArnach
raffet er alle Muenche und Nonnen secten auff mit alle jren [31] statuten von
kleidern, speisen, geberden etc. und was ein jglicher Narr ertichtet, [32]
bestetiget solch unzeliche und untregliche Gesetze, kroenet sie mit Ablas und
[33] gnaden, das die Christliche freiheit und Glauben nicht mehr ist bekand
gewest, [34] Sondern alle welt, alle winckele, alle kleider, alle personen,
alle speise mit [35] stricken und banden uberschuttet und erfuellet ist worden,
das, wo es hette sollen [36] lenger weren, villeicht auch Suende und helle
hette muessen sein, wo jemand [37] hette gehustet, geschneutzt, genieset, oder
sonst seine notdurfft gethan. Jch schweig
[Seite 268]
[ 11) lestere⌋ lestern A]
[1] jtzt, was
er mit seinem verlogen Ablas, guelden Jar1, Weichwasser, Agnus [2] Dei2,
Chresem, feur, Wachs, Kreuter, ah wer kans alles erzelen? Jtem Walfarten, [3]
Bruederschafften, gestifftet hat. Es ist fast kein Creatur blieben, daran [4]
er nicht seine strick und [Bl. S ij] gifft gehencket habe, das, wo einer
gangen, [5] gestanden, oder was gethan hat, da ist er in ferligkeit der Suenden
und Tods [6] komen.
[7] SOlchs
alles aber hat er nicht darumb gethan, das er eine zucht oder [8] gut Regiment
damit in der Kirchen anrichtet, Wie das Predigampt, Haus [9] Vater und weltlich
schwert thut. Denn solche seine band und stricke sind zur [10] zucht kein
nuetze noch not, Sondern es mus alles den hohen Titel fueren, das [11] es Gott
anliege3, lestere und schende, nemlich, Gottes dienst mus es heissen, [12] und
heilige gute werck, dadurch vergebunge der Suenden und ewiges leben erlanget
[13] werde. Das ist so viel gesagt, das die Christen hiemit gefangen [14]
werden zu gleuben, das der Bapst macht und gewalt habe, als ein Gott uber [15]
die Kirchen, zu binden und zu thun, alles was er wil. Ja seine gewalt hat [16]
er damit gesterckt, und uns seinem gehorsam unterworffen, dafuer aller Welt
[17] gut und geld geraubt, Darnach gar sanfft und froelich in die Faust
gelacht, [18] das die Christen solche grosse, grobe4 Narren sind, und lassen
sich so leichtlich [19] nerren und effen umb jren Glauben, freiheit, Leib und
Seele, gut und ehre, [20] zeitlich und ewiglich. Ja das wolte fuernemlich der
Teufel. Denn das ist [21] (wie gesagt) nicht der groessest schade, das er vnser
leib, gut und ehre unter [22] sich geworffen hat, mit seinem verfluchten
binden, Aber das er die gewissen [23] oder Seelen damit verstrickt und
verknuepfft hat, als seien es goettlich Gebot, [24] Gottesdienst und werck zur
seligkeit, Und Suende macht, da kein ist, da sind [25] die gewissen erschreckt
und bloede5 worden, der glaube geschwecht, und endlich [26] erwuerget und
erstickt, Christliche freyheit verlorn.
[27] [Kol. 2,
20f.] DA ist erfuellet, das S. Paulus Col. ij. sagt: “Was lasset jr euch fangen
[28] mit satzungen, als lebetet jr noch in der Welt? (die da sagen:) du solt
das [29] nicht angreiffen, du solt das nicht kosten, essen noch trincken, du
solt das nicht [30] [Thess. 2, 11] anrueren oder anzihen”. Das sind die
krefftigen jrthum, die Gott sendet uber [31] die, so die Warheit nicht lieben,
sondern gleuben den luegen. Und wenn der [32] Teuffel selbs zu Rom regirn
solte, kuendte ers doch nicht erger machen. Ja [33] wenn er selbs regirete,
kuendten wir uns fuer jm segenen6 und fliehen, das er [34] nichts schaffen
kuendte. Aber nu sich der Bapst jm ubergeben hat, zur larven7 [35] mit Gottes
Wort geschmueckt, darunter man jnen8 nicht hat koennen kennen, [36] das ist
Gottes zorn, da ists geschehen, alles, was sein bitter, teufelischer,
hellischer [37] groll wider Christum und [Bl. S iij] seine Kirchen hat
erdencken muegen,
[Seite 269]
[ 30) welchen
(acht] (welchen acht A]
[1] da ist er
unser Abgott worden, den wir unter dem namen S. Petri und Christi [2] haben
angebetet, sampt allen seinen luegen, Gottes lesterungen und abgoettereyen. [3]
Das mag ja1 gebunden heissen, und die Schluessel brauchen zur gewalt, nicht [4]
zum Glauben.
[5] [2.
Thess. 2, 4] HJe magstu selbs lesen ij Thess ij und sehen, was S. Paulus
meinet, [6] da er sagt: Der Endechrist sitze im Tempel Gottes, das ist, in der
Kirchen [7] Christi, als sey er Christus und Gott selbs, wie seine Heuchler
lestern, und [8] sagen, Der Bapst sey nicht ein pur mensch, sondern aus Gott
und Mensch ein [9] vermischte person, gleich wie unser Christus allein ist. Und
was ein Mensch [10] der Suenden sey, hastu aus vorigen stuecken leicht zu
vernemen, da er nicht allein [11] fuer sich ein Suender ist, sondern mit
Suenden, falschem Gottes dienst, Gotteslesterung, [12] unglauben und luegen,
die welt, sonderlich den Tempel Gottes, die [13] Kirchen, vol, vol gemacht,
Damit auch ein Kind ist des verderbens, das ist, [14] sich selbs mit unzelichen
Seelen zur Hellen und ewigem verdamnis gefuert hat.
[15] DEr
Tuercke2 verfueret auch die Welt, Aber er sitzt nicht im Tempel [16] Gottes,
fueret nicht den namen Christi und S. Petri, auch die heilige Schrifft [17]
nicht, Sondern stuermet auswendig3 die Christenheit, und rhuemet sich der
selben [18] feind. Aber dieser inwendige Verstoerer wil freund sein, wil Vater
heissen, [19] [Matth. 24, 15] und ist zweifeltig erger, denn der Tuerck. Das
heisst ein grewel der verwuestung [20] oder verstoerung. Ein Abgott, der wider
Christum alles verstoeret, was Christus [21] gebawet und uns gegeben hat. O wie
schrecklich ist solcher grewel anzusehen [22] und zu hoeren! Das sey kuertzlich
gesagt vom andern schaden, durch des Bapsts [23] binderey, Seelmoerderey,
Abgoetterey, Luegen und des Glaubens zerstoerung, Christlicher [24] freyheit
gefengnis, und der gewissen verderbung erfuellet.
[25] ALs der
Teufel nu in solche ummesliche gewalt sich gesetzt hatte, Und [26] nichts denn
Binden, fangen, liegen, rauben, morden und lestern (wie seine [27] [Joh. 8, 44]
werck sind Joh. 8) treib, fieng er nu auch das ander stueck an, Nemlich,
loesen, [28] Nicht, die Suende vergeben, Sondern, solche seine gesetze feil
haben und verkeuffen. [29] Denn er hat auch macht zu loesen, das ist, umb gelt
zuverkeuffen, da [30] hat er einen marckt und kram angericht in aller Welt,
welchen (acht ich) [31] gebe er nicht umb den marckt zu Venedig oder Antorff4,
[Bl. S 4] Da hat er [32] feil Botterbrieve5, Eyerbrieve, Milchbrieve,
Kesebrieve, Fleischbrieve, Ablasbrieve, [33] Messebrieve, Ehebrieve, Und alles,
was er schendlich gebunden hat, noch [34] viel schendlicher umbs gelt los gibt.
Da ist das geschwuerm6 und unzifer [35] seines Krames, Jndulta, Privilegia,
Jmmunitates, on alle masse7 und zal. [36] Also sind seine gesetze nicht allein
Seelstricke und bande der armen gewissen
[Seite 270]
[ 33)
grauseme so AB; l. grausame?]
[1] (wie
gesagt), dafuer er alles gelt und gut geraubt und gestolen hat, Sondern [2]
auch Geltstricke und Netze, damit er, was noch ubrig ist, auch rauben und
stelen [3] muege. Hie haben wir unser Christliche freiheit, durch Christus Blut
uns [4] erworben, und gnediglich geschenckt, muessen umb unser Gelt keuffen,
wie Jere. [5] [Kl. Jer. 5, 4] Treno. 5 des gleichen klagt.
[6] DEnnoch
nicht gewis sein muegen, ob wir wol und recht dran thetten. [7] Denn da war
kein Glaube, der uns versichern kundte. Da fragt der Bapst [8] nicht nach, das
er nur das Gelt kriegt, und seine macht bestetigt. Was solt [9] der Bapst und
sein Gott der Teufel nach der Seelen heil fragen? Denn ich [10] der viel
gesehen, Bin selbs auch einer gewest, Halt wol1, Jr sollen noch viel [11] im
Bapsttum sein, die auff solchen kauff und losgeben des Bapsts nicht hetten [12]
gebawet, wenn sie auch die Welt solten verdienet haben.2 Und war viel ein [13]
groesser Suende und tieffer Helle, wo einer hette fleisch am freitag gessen,
Denn [14] so er hette einen Mord und Ehebruch begangen. Wo aber ein Muench (wie
[15] offt geschach) seine Platten, Kappen und Muencherey dem Bapst abgekaufft
[16] hatte, Den hielt man fuer einen Apostaten, abtruennigen Christen, des
seelen [17] nimermehr kein rat were.
[18] ALso ein
verzweivelte3, tieffe4, Teufelische gifft ist Menschen lere, wo sie [19] das
gewissen recht ergreifft, sonderlich, wo lange gewonheit und der name [20]
Gottes felschlich dazu kompt, das Gottes Gebot nicht ein faden5 geachtet wird
[21] gegen diese eisern keten Menschlicher, Teuflischer lere. Wolan, das heisst
ja [22] meisterlich die Wort Christi ausgelegt: “Was du binden und loesen wirst
auff [23] Erden, sol gebunden und los sein im Himel”. Lieber6, male mir hie den
[24] Bapstesel mit einer sackpfeiffen.7 Aber last uns auch Gott danckbar sein,
der [25] uns von solchen Teufels banden erloeset hat, das uns nicht etwas erger
widerfare.8
[26] DEr
dritte schade, den der Bapst mit [Bl. T 1] den Schluesseln9 gethan hat [27] in
der Kirchen, Jst erstlich der: da solt er binden, bannen, und straffen die [28]
rechten Suende wider Gottes Gebot, umb welcher allein willen der HErr die [29]
Schluessel seiner Kirchen gegeben hat, Matth. xvj und xviij. Hie hat der Bapst
[30] keinen binde Schluessel, Sondern eitel loese Schluessel, Da lesst er zu
Rom und [31] in allen Stifften gehen ein solch frey leben, in aller Bueberey
und Hurerey, [32] das auch Sodoma gegen sie heilig sein moechte. Und er ist
auch selbs der Abt [33] in solchem heiligen Orden10, der ergest Bube aller
Buben auff Erden. Daher [34] kompt die grauseme furcht fur einem rechten,
freien Concilio. Denn er wil
[Seite 271]
[ 25
verstehen] vestehen A 26 Suende] suenden (d. i. sündigen) ... heisse B, so wohl
Luthers Absicht von Anfang an]
[1]
ungereformiert sein, wirds auch wol bleiben ewiglich. Er wil nicht die
Schluessel [2] uber sich leiden, Sondern unter sich haben, wie er in vielen
Decreten tobet1, [3] das jn niemand binden noch richten solle noch muege. Das
also ummüglich [4] ist, ein nuetzlich, fruchtbarlich Concilium zu halten. Denn
er thut doch hernach [5] wie vor, und macht sich los vom Concilio, wie er
allzeit gethan hat, und [6] solchs hinfurt zu thun sich frey2 daher rhuemet,
macht zu haben.
[7] AH, was
plagen wir uns selbs mit dem verfluchten Bapst! Wie solt [8] er die Suende
binden? Weis er doch nicht, verstehet er doch nicht, der grobe, [9] grosse Esel
und Narr, was Suende sey, kans auch nicht, wils auch nicht wissen. [10] Jch
weis, das unser Kinder oder Catechumeni, das ist, die den Catechismum [11]
koennen, gelerter sind, denn Bapst, Cardinal und gantzer Roemischer Hoff, sampt
[12] all jrem anhang. Denn dafuer darffestu nicht sorgen3, das der Bapstesel
mit [13] seiner roemischen Bubenschule ein einig Gebot unter den zehen
verstehet, Auch [14] nicht eine Bitte im Vater unser, noch einen Artickel im
Glauben, oder wie [15] Tauffe und Sacrament zu verstehen und zu brauchen sey,
wie ein Christ leben [16] sol, was gute werck sind, Gott gebe4, das er die
zehen Gebot (wil des verstands5 [17] gerne schweigen) koenne nach einander
zelen, wie unser Kinder von [18] vier, fuenff jaren koennen. Denn sie lesens
nicht, gehen nicht damit umb6, [19] So gebens auch jre grosse Buecher, Decret,
Decretal, Sexti, Clementin, Extravagant, [20] Bullen nicht. Nicht ein wort
kanstu aus allen diesen Buechern, sampt [21] jren Scribenten finden, das dich
leren moechte, das erste Gebot zuverstehen, oder [22] eine bitte im Vater unser
zu beten. Jst auch nicht wunder, sie haltens fuer [23] geucherey7 und lauter8
Narrwerck, was wir Christen gleuben, Heissen uns [24] Bon Christian9, [Bl. T
ij] das ist, grosse Narren, die solch ding gleuben muegen.
[25] DEnn
rechen du10, wenn er solte verstehen das erste gebot: Du solt nicht [26] andere
Goetter haben, und, was da wider, Suende heissen, So muest er alle [27] seine
Drecket, Drecketal und Bullen verbrennen, und sich selbs mit, sampt alle [28]
Cardinalen. Denn, wie droben gehoert, so sind seine Decret eitel grosse
heubtluegen, [29] schreckliche Gottes lesterungen, und grewliche abgoettereien.
Wie solt der [30] nicht ander Goetter haben, der in aller Welt Abgoetterey,
lesterung, luegen stifftet, [31] wie ein Mensch der Suenden und Kind des
verderbens thun mus? Darumb [32] ists hie nichts mit den Schluesseln, Suende zu
binden, bannen, und straffen. [33] Denn hie ist niemand daheim11, der da wisse
oder erkenne, was Suende sey. [34] Man mus jn lassen faren, wie er besessen
ist, jmer zum Teufel zu, Gottes [35] zorn ist uber sie komen, und suendigen
unbusfertiglich in den heiligen Geist.
[Seite 272]
[1] ZUm
andern, da er nu kompt auff das loesen der rechten Suende, das ist, [2] zur
vergebung der Suenden, wider Gottes Gebot geschehen, da macht er den [3]
troestlichen loese Schluessel zu nicht und krafftlos in aller welt. Denn so
leret [4] er mit seinen Schulen, das der Schluessel nicht loeset, noch die
Suende vergeben [5] sind, wo nicht die rew, beicht und gnug thun da ist, Weiset
uns also vom [6] Glauben auff unser Werck, das mir nimermehr koennen gewis
werden, ob [7] die Suende vergeben sind, wir seien denn zuvor gewis, das wir
durch unser [8] thun der vergebung wirdig sind und verdienet haben, Welchs ist
ein vergeblich, [9] ummueglich ding. O das ist ein schrekliche Plage in der
Christenheit, das man [10] die Leute ungewis macht, und bleiben lesst auff jren
eigen ungewissen wercken.
[11] UNser
lieber HErr und Heiland gibt uns mit diesen Worten: “Was jr [12] loeset, sol
los sein”, eine treffliche troestliche1 verheissung, wie droben gesagt, Das
[13] [Joh. 20, 23] es sol los bey jm sein, was wir loesen, wie Joha. xx
klerlicher stehet: “Wem [14] jr die Suende vergebt, dem sind sie vergeben”. das
sind Wort (sage ich) der [15] verheissung, darin er vergebung der Suenden
verheisst. Solche verheissung foddert [16] nicht unser werck, wie das Gesetz
thut, Sondern unsern Glauben. Denn Gott [17] wil uns umb unser verdienst willen
nicht den Himel geben, Sondern aus [18] lauter gnaden und barmhertzigkeit durch
Christum, Und sol nicht heissen (wie [19] sie leren): Die rew moecht so gros
[Bl. T iij] sein, es fuer einer von munde auff [20] gen Himel.2 Ja wie Judas
mit dem strick an den Baum, und Saul in sein [21] eigen schwert! Aber der
Bapstesel weis nichts, weder vom Glauben noch verheissung, [22] noch von Gottes
Geboten, Hellt die Kirchen fuer einen Eselstal oder [23] Sewstal, da er mit
seinem dreck innen regiren muege.
[24] DAs sey
gnug gesagt von diesem Spruch Matthei xvj, habs zu viel und [25] zu lang
gemacht, Aber der Bepstliche grewel hat kein masse noch ende. Und [26] hie
sihestu (meine ich), wie fein der Bapst weis die Wort Christi aus zu [27]
legen, Und wie wol er sein Bapstum drauff gegruendet hat, das heisst, wie [28]
[Matth. 12, 37] Christus sagt: “Aus deinem eigen munde wirstu verdampt”, Und j.
Cor. iij: [29] [1. Kor. 3, 19] “die weisen erhaschet er durch jr eigen
klugheit.” Das ist die Meisterschafft [30] des heiligen Geists, das er eben die
selben wort nimpt, die von den tollen [31] geistern fuer sich gefuert werden,
und fueret sie wider sie selbs, und stoertzt3 sie [32] mit jren eigen Woffen.
Jch wueste ploetzlich4 nicht wol einen gewaltigern Spruch [33] aus der Schrifft
zu fueren, wider den Bapst (wie droben gemeldet), Denn eben [34] diesen, damit
er sich gruenden, bawen, setzen und wehren wil, Und ist kuertzlich [35]
ergriffen und erhascht, durch seine eigen klugheit. das heisst auff Deudsch: in
[36] seiner klugheit sich beschmeissen.5 Da ligt der Bapst in seinem eigen
dreck, und [37] wird erfunden, das sein Regiment und stand sey nicht von Gott
noch von [38] Menschen, Sondern von allen Teufeln aus der Helle, eitel
abgoetterey, Gotteslesterung,
[Seite 273]
[ 34 72] 27
P]
[1] luegen,
seelmoerderey, Mord, Reuberey, Auffrur, Feindschafft wider [2] Gott, Keiser, Koenige,
und alle Menschen, sonderlich wider die Christenheit, [3] Viel erger denn der
Tuercke.
[4] “JA,
sprichstu, Er fragt nichts nach deinem schreien und schreiben, er [5] bleibt
wol fuer dir, er ist zu mechtig!” Des bin ich wol zu frieden, Mir ist [6] gnug,
das ich sicher fuer mich bin, und wisse jn zu urteilen nach dem Wort [7]
Gottes, das wider jn ist, und ich mit gutem gewissen jnen1 fuer einen Fartzesel
[8] und Gottes feind halten mag. Mich kan er nicht fuer einen Esel halten, [9]
denn er weis, das ich von Gottes sonder gnaden gelerter bin in der Schrifft,
[10] weder er und alle seine Esel sind, Nicht allein ich, Sondern seer viel
feiner [11] leute mehr fast in allen landen. Er hat den Teufel fuer sich, So2
haben wir [12] Gottes Wort fuer uns. Las frisch hergehen3, sterben wir drueber,
so leben wir [13] deste herlicher mit Christo, lebet er drueber, so stirbet er
deste grewlicher mit [14] [Jes. 8, 10] allen Teufeln, Quia Emmanuel, hie ist
Gott [Bl T 4] mit uns, dort der Teufel [15] mit jm, Es gelte froelich4, wer zu
letzt den Sieg behalte.
[16] DER
Ander spruch, der da sol beweisen, das der Bapst aus Gott kome, [17] [Joh. 21,
15f.] ist dieser Johan. ulti.: “Weide meine Schafe.” Hie ist des Bapsts Cle.
iij. [18] extra. de elect. c. Significasti5, diese glose: “Uns sind die Schafe
Christi in [19] S. Petro befolhen, da der HErr spricht: weide meine schafe, und
macht kein [20] unterscheid zwisschen diesen oder jenen Schafen, Auff das ein
jeder wissen sol, [21] das er nicht in seinen Schafstal gehoere, so er Petrum
und seine stul erben [22] nicht erkennet fuer seine Hirten und Meister” etc.
Jch bin erschrocken, und [23] meinete trawen, es donnerte so seer, so gar einen
grossen scheuslichen fortz der [24] Bapstesel hie lies fahren. Er hat gewislich
mit grosser macht gedrueckt, das [25] er solchen donnerfortz heraus pausst6
hat, wunder ists, das jm das loch und [26] bauch nicht zurissen sind.
[27] Wenn ich
nu hie fraget: Was haben denn die andern Apostel alle, sonderlich [28] S. Paul
geweidet? Da wird der grosse fortz des bapstesels villeicht sagen, [29] das sie
villeicht ratten, meuse und leuse, oder wens gut wird, sew geweidet [30] haben,
auff das allein der Bapstesel der schefer, und alle Apostel sewhirten bleiben.
[31] JA was
ists aber, da Christus nicht zu S. Peter, sondern zu allen [32] [Mark. 16, 1]
Juengern sprach, Marci ultimo: Gehet hin in alle Welt, und Predigt das [33]
Euangelium aller Creatur? Da sind ja die Schafe Christi nicht allein [34] S.
Peter, ja nicht den Aposteln allein, Sondern auch den 72 Juengern befolhen.
[35] Hie mustu den Meister und Hirten aller Schafe hoeren und den Text recht
verstehen. [36] Denn es ligt an einem guten Ausleger7, spricht man, wie du
droben
[Seite 274]
[1] gehoert
hast, das Fels heisse der bapst, drauff bawen heisse jm gehorsam sein, [2]
Binden heisse Keiser, Koenige, und alle welt fangen. du must in des heiligsten
[3] Vaters Decreten nicht Lateinisch, Griechisch, Ebreisch, Sondern die newe
Roemische [4] sprache lernen und verstehen, wie auch droben Jungfraw Paula Tertius
dem [5] Keiser und dem Reich die Wort “Frey, Christlich, Deudsch” auff sein
Roemisch [6] auslegt. Also ist nu Roemisch hie die meinung: Gehet hin (das ist,
du Peter [7] gehe allein hin) in alle Welt (das ist, gen Rom) und prediget (das
ist, setze [8] einen Bapst, der Gott und Herr sey) aller Creatur (das ist, der
macht habe [9] uber Bisschoff, Keiser und Koenige, uber Himelreich und
Erdreich, c. Omnes), [10] Wer da gleubt (das ist, wer dem Bapst gehorsam ist)
und getaufft wird (dem [11] Bapst die fuesse kuesset), der wird selig (bleibt
unverdampt), Wer nicht gleubt [12] (nicht gehorsam ist), wird verdampt (ist ein
Ketzer).
[13] [Bl. V
1] DEnn aus dem Spruch Matth. xvj. hastu nu gnug gehoert, Wo [14] Christus
unser HErr vom Wort und Glauben redet, das solchs muesse von [15] der gewalt,
geitz, abgoetterey und grewel des Bapsts zuverstehen sein. Dis ist [16] die
Regel und griff1 die Schrifft aus zulegen, Daher der Roemische Stuel [17] sich
nicht unbillich Magistram Fidei rhuemet, das ist, ders besser wisse und [18]
mache weder Christus selbs und der heilig Geist, die seine arme Fibulisten2
[19] sind. Darumb, wo die Schrifft vom Glauben oder Wort Gottes redet, das [20]
ist alles zuverstehen von des Bapst gewalt und unserm gefengnis, Als Rom. j:
[21] [Röm. 1, 17] “Der gerechte lebet seines glaubens”, das ist, der Bapst ist
Herr uber alles, [22] [Joh. 1, 14] Joha. j: “Das Wort ist Fleisch worden” (das
ist, der Bapst ist Herr uber [23] alles) “und hat unter uns gewonet” (das ist,
wir sind seine gefangen, mit [24] leib, Seele, gut und ehre, dazu die gantze
Welt). Denn so dieser Spruch [25] [Matth. 16, 19] Matth. xvj: “Auff diesen Fels
wil ich meine Kirchen bawen” nichts anders [26] thut, denn das er den Bapst zum
Gott und Herrn macht, uber Himel und [27] Erden, So kan sich kein Buchstabe in
der Schrifft erweren, er mus auch [28] dasselbe thun, Ja auch Virgilius3 nicht,
da er sagt: ‘Tityre, tu Patulæ recubans [29] sub tegmine fagi’, das ist: Du
Bapst sitzest zu Rom, ‘Sylvestrem tenui [30] meditaris arundine musam’, das
ist: bist Herr uber die gantzen Christenheit. [31] Und Ovidius4: ‘Hanc tua
Penelope lento tibi mittit, Ulysses’, das ist: Bapst [32] ist Herr und Gott
uber Himel und Erden, ‘Nil mihi rescribas, attamen ipse [33] veni’, das ist:
Wer dem Bapst nicht ist unterthan, mit leib und Seel, gut [34] und ehre, der
ist verloren. Duenckt dich solchs lecherlich sein? Warumb lachestu [35] nicht
viel mehr des groben, grossen Esels Cle. iij. c. Significasti, der diesen [36]
spruch Christi: “Weide meine Schafe”, auff seine gewalt zeucht5, der sich eben
[37] so fein dahin reimet, als alle Vers in Virgilio und Ovidio? Also moechte
[38] das Liedlin auch hieher dienen: Der Kuckuck ist zu tod gefallen6 (Der
Bapst [39] ist aller Kirchen Meister) von einer holen Weiden7 (das ist, zu
Rom), Wer
[Seite 275]
[ 24 andern]
andern Jueden B]
[1] wil uns
den Somerlang (das ist, die Christen sind schueldig) zeit und weil [2]
vertreiben (das ist, jm die fuesse zu kuessen)?
[3] DRoben1
haben wir gehoert, wenn gleich S. Peter allein befolhen were, [4] alle Schafe
Christi zu weiden, wie es nicht ist, auch ummueglich ist, denn wir [5] muessen
die andern Aposteln, sonderlich S. Paul, nicht Meuse- oder Leuse-Hirten [6]
sein lassen, umb des Bapsts fortz und drecket willen, So folget doch daraus [7]
nicht, das auch dem Bapst gleich S. Petro alle Schafe zu weiden befol- [8] [Bl.
V ij] hen sind, Haben sichs auch die fromen Bisschove der Roemischen Kirchen,
[9] ehe der Teufel den Bapst auffgeworffen hat, nie unterstanden noch
fuergenomen [10] (welche muesten alle Ketzer und ewig verdampt sein, weil sie
des unverschampten [11] Bapstesels Artickel nicht haben gegleubt), Sondern
wuerde das widerspiel draus [12] folgen, Nemlich, weil S. Peter nicht die
Roemischen Kirchen allein, sondern [13] viele andere, in Bithynia, Asia, Ponto,
Cappadocia, geordent hat, koenten die [14] selben, und ein jgliche sonderlich,
eben so wol sich rhuemen aller Schafe Hirten, [15] als die Roemische Kirche,
Weil sie eben von dem selben Apostel her komen, und [16] eben so wol rhuemen
koennen: S. Peter der Apostel, und nicht die Kirche zu [17] Rom, hat uns
gestifftet, Dazu seine Epistel uns, und nicht der Roemischen [18] Kirchen
zugeschrieben, wie gesagt. Sind nu die selben Kirchen nicht Hirten [19] aller
Schafe Christi, Wo her wils denn der Bapstesel zu Rom sein? der nicht [20]
solch starck zeugnis von S. Peter hat, als jene, Ja gar keine zeugnis beweisen
[21] kan.
[22] Wir
haben ja droben2 gehoert, das sie S. Peters seer ungewis sind, und [23] die
Kirche zu Rom erstlich weder von S. Peter noch S. Paul gepflantzt ist, [24]
Sondern von den geringsten Juengern, Aquila und andern, so zu Rom gewonet, [25]
[Apg. 2, 5] auch wol da geborn sind, wie sie in allen Landen woneten, Act. ij.
[26] Sie sagen alle sampt, S. Paulus sey bekeret dasselbe jar, darinnen
Christus [27] gelidden und aufferstanden ist, eodem anno Astronomico, non
legali, nemlich [28] Christus habe gelidden den xxv. tag Martij, und Paulus sey
hernach bekeret [29] xxv. Januarij, wie es im Calender stehet, da ist das jar noch
nicht herumb. [30] Das sey so oder nicht, so kans doch nicht weit davon sein,
villeicht kaum ein [31] jar. Hieraus folget, das die Roemische Kirche hab das
Euangelium und Glauben [32] gehabt xxvij jar, ehe S. Paul oder S. Peter gen Rom
komen sind, und meine [33] meinung wil gewis werden3, das Aquila und andere
mehr, Rom. xvj genennet, [34] zu Jerusalem auff die grossen Fest gezogen, die
Apostel daselbs gehoeret, und [35] mit sich gen Rom das Wort heimgebracht
haben.
[36] [Röm.
16, 7] DEnn S. Paulus spricht Rom. xvj, das Andronicus und Junias, seine [37]
Blutfreunde, sind beruembte Apostel, und ehe4 Christen gewest, denn er, [38]
[Röm. 16, 6] Und preiset daselbs eine Fraw Maria, die suenderlichen vleis bey
den Roemischen
[Seite 276]
[ 24 daselbs]
daselbs und nicht zu Jerusalem B]
[1] Christen
gethan habe. Jst nu Andronicus und Junias ehe Christen [2] gewest, denn S.
Paulus, so muessen sie dasselb jar des leidens Christi, bald [3] nach [Bl. V
iij] Pfingsten zu Jerusalem, gleubig worden sein, und das Wort [4] unterwegen
erstlich den Jueden hin und wider1 gepredigt, und also beruembte [5] Apostel
worden sein. solten wol von den 3000 sein, die durch S. Peters erste [6] [Apg.
2, 14] Predigt bekeret sind, Act. ij. Nu ist von dem jar des leidens Christi,
bis auffs [7] [Apg. 28, 14] ander jar Neronis xxvij jar, da Paulus gen Rom
komen ist, Act. xxviij. [8] [Röm. 1, 8] Daher rhuemet er den Glauben der
Roemer, Rom. j, den er doch nicht gepflantzt [9] hatte. Hie mit wils werden2,
das der Roemischen Kirchen erste Stiffter und [10] Bischove oder Prediger sind
S. Paulus Vettern Andronicus und Junias. Wo [11] wil der Bapst solch zeugnis
von S. Peter bringen? Und ist gleublich, das [12] die xxvij jar uber auch
etliche Christen, jung und alt, getaufft und gestorben, [13] die ersten
Heiligen zu Rom zum HErrn Christo gen Himel gefaren sind, die [14] weder S.
Peter noch S. Paul gesehen haben.
[15] Es
stiffte aber ein Juenger oder Apostel eine Kirche, so ists eine rechte [16]
[Gal. 2, 6] Kirche, und ligt an der Person nicht, Gala. ij. Denn Gott gibt kein
ander [17] oder besser Tauffe, Euangelium und Glauben, durch Peter oder Paul,
Denn [18] durch Andronicum, Junian, Aquilam, oder wie geringer Juenger er sey.
Droben3 [19] haben wir auch gesagt, das die Kirche zu Alexandria und Antiochia
treffliche [20] Kirchen gewest sind, mehr denn die zu Rom, mit sonderlichen
Gaben und Leuten [21] begabt, wie wol sie nicht von Aposteln gepflantzt sind,
sonderlich die zu Antiochia, [22] [Apg. 11, 20ff.] welche ist, wie Act. xj
saget, von den zerstreweten Juengern, unter dem [23] truebsal, der sich uber S.
Stephano erhub, gepflantzt, und hat doch so zugenomen, [24] Das die gleubigen
daselbs am ersten sind Christen genennet worden. [25] O wenn solch vorteil der
Bapst hette4, das die Juenger zu Rom am ersten [26] weren Christen genennet
worden, so wuerden alle zehen Himel, wie die Astronomi [27] zelen, dem
hohmuetigen wanst zu Rom viel zu enge sein, seinen Rhum [28] zu begreiffen.5
Und ist doch nichts, Denn in Christo sind alle Kirchen gleich. Hie [29] ist
kein Grieche noch ungrieche, kein Man, kein Weib, kein Roemer noch Antiocher,
[30] [Gal. 3, 28] kein Leibeigen noch Freyer, Wir sind allzumal Einer in
Christo, Gala. iij.
[31] ON das6
der Bapst mus Rotten anrichten und schreien: Jch bin Petrisch, [32] [1. Kor. 3,
4] und wer nicht Petrisch ist, der ist verdampt, welchs doch Paulus j. Corinth.
iij. [33] hart verbeut, und nennet sie fleischlich, die da sagen: Jch bin
Petrisch, Jch [34] bin Paulisch, [Bl. V 4] Jch bin Apollisch. Ah was rede ich
so freundlich und [35] gelinde, in solcher sachen? Der Bapst Clemens iij.
spricht, das alle Schafe [36] Christi in der Welt sollen unter jm sein, und
sich weiden lassen. Das dich
[Seite 277]
[ 25 Absatz
nur B]
[1] Gott
straffe (Schenden thar ich nicht1 sagen, Denn du bist schon allzu hoch [2]
geschendet, weil du on auffhoeren Gott schendest, und seine Apostel, Kirche und
[3] Schrifft), Das dich Gott straffe, sage ich, du unverschampts luegen maul,
lester [4] maul, Teufels maul, Der du fuer Gott, fuer allen Engeln, fuer der
lieben [5] Sonnen, fuer aller Welt tharst heraus speien, du seiest allein der
Hirt aller [6] Schafe Christi, unangesehen die Euangelia, und Episteln der
Aposteln, Petri [7] und Pauli, da wider du so wissentlich speiest, und wirffest
deinen Teufels [8] dreck2 aus. Denn es ist kein Kind nicht, das nicht wisse von
zwelff Aposteln [9] und S. Paul zusagen.
[10] WAs
ists, mein lieber Bruder, gesagt: Jch bin allein Hirte aller Schafe [11]
Christi und aller Kirchen Meister, denn so viel: S. Paul und alle Apostel [12]
sind nicht Apostel, oder sind sie etwas, so muessen sie Ketzer, verdampt, und
[13] falsche Lerer sein, weil sie wider diesen Artickel, da allein S. Peter
alle Schafe [14] weiden sol, und sein Stuel erbe der Bapst, sich unterstanden
haben, mehr [15] Schafe zu weiden, weder S. Peter, und jnen nichts befolhen
ist. Jch wolt [16] wol gern hie ein Deudsch wort reden: das dich, Bapst, dis
und jenes bestehe3, [17] kanstu nichts mehr, denn liegen, triegen, Gott
lestern, die Apostel schenden, [18] fluchen, Kirchen fressen, leiblich und
geistlich verstoeren, Koenige vermaledeien, [19] mit fuessen tretten,
abgoetterey stifften, aller welt gueter verschlingen, und solchs [20] alles
unter S. Peters namen, das dich, Bapst, dis und jenes bestehe! Aber [21] solch
schoen Deudsch thar ich nicht reden, der Bapstesel moechte zuernen. So [22]
stehets auch einem Prediger nicht an, zu fluchen, der zu segenen ist beruffen.
[23] Jch rede aber meine grosse anfechtung mit ungeschickten Worten, Das wird
[24] mir mein HErr Christus verzeihen, umb welchs willen ich alles thu und
rede.
[25] Ja,
spricht Clem. iij.: Christus redet indistincte, Weide meine Schafe, [26] macht
kein unterscheid zwisschen diesen und jenen, drumb mus “meine Schafe” [27]
heissen: alle Schafe. Ey, dat ist ein skarper4 Jurist und Sophist, doch nicht
[28] mit den skerpsten, Du heilige Jungfer S. Clemens. Wer dich, Esel,
Schuetzen5 [29] und Bachanten6, mit ruten striche, das dir das Blut vom arse
floesse, Und [30] den [Bl. X 1] Donat, das pronomen Meum declinirn lerete! Jch
mus grob [31] Exempel geben, dem groben Esel: Wenn Keiser Karol spreche zu
seiner Heubtman [32] einem, als in Brabant oder Flandern: Jch befelh dir meine
Leute, sihe [33] wol zu, das sie geschuetzt werden, und jederman recht geschehe,
und dencke, das [34] es meine Land und Leute sind, Nicht deine Leute, mit denen
du thun woltest, [35] was dich geluestet, wie sie offt pflegen, Da gienge der
Heubtman hin, und
[Seite 278]
[ 5 Ampleute]
Amptleute BD]
[1] rhuemet
sich, Keiser Karol hette jm indistincte, alle seine Leute befolhen und [2]
wolte dadurch Heubtman sein, so weit als Keiser Karol Herr were, in Hispanien,
[3] Jtalien, Germanien etc. und doch wol wueste, das Keiser Karol viel [4]
andere Heubtleute hette, Were das nicht ein lieblicher, gewuendschter1
Heubtman? [5] Also ein jglicher Fuerst und Herr, wenn er zu seiner Ampleute
einem [6] spreche: Jch befelhe dir meine Leute oder unterthanen, Sihe zu, und
halt wol [7] haus, und dencke, das nicht deine, sondern meine land und leute sind,
So [8] wolt der selb Amptman uber alle Leute des selben Fuersten sein?
[9] Jtem, ein
jglicher Pfarherr, Wil mich auch setzen2: Jch bin Prediger [10] der Kirchen zu
Wittemberg, Nu mus ich mich dieses befelhs annemen3, da [11] Christus spricht:
Weide meine Schafe. Denn es trifft alle Pfarherr und [12] prediger in der
gantzen welt, semptlich und sonderlich. Weil aber mein HERR [13] Christus nicht
hette unterschiedlich4 zu mir gesagt: Weide meine schafe zu [14] Wittenberg,
Sondern frey dahin: Weide meine schafe, So wolt ich zu faren, [15] und in aller
welt die schafe Christi mir dienstbar machen und Herr uber sie [16] sein,
unangesehen, das er viel andere prediger hin und wider hette. Was solt [17] man
mir hie thun? Mit ketten und stricken mueste man zu lauffen und sagen, [18] Jch
were rasend, tol, und toericht worden. Also ob wol der Bapstesel weis, [19]
oder ja5 wissen sol, das Christus nicht S. Peter allein, sondern zwelff Apostel
[20] und S. Paul, als seine Amptleute in die Welt gesand hat, seine Schafe zu
[21] weiden, doch feret er zu, und deutet die Wort Christi auff S. Peter
alleine, [22] weil Christus nicht unterschiedlich sagt: Weide meine Schafe zu
Rom. Denn [23] Christus kuendte auch nicht so unterschiedlich reden, Sonst
hette es gelautet, [24] als weren allein zu Rom Christen, und nirgend mehr, Und
S. Peter nicht [25] allein der Kirchen zu Rom Apostel ist, Sondern auch
Cappadocie, Asie, Ponti, [26] Bythinie etc. Noch6 wil der unsinnige Narr und
Bapstesel den Apostel [27] S. Peter allein haben, und sein Stuelerbe allein
sein, [Bl. X ij] dazu alle Schafe [28] in der Welt allein haben, die S. Peter
nicht gehabt, und wenn er sie gleich [29] gehabt hette, das ummueglich ist, und
die andern Apostel mit Christo Nein [30] dazu sagen, dennoch nicht der einige
Bisschoff zu Rom S. Peters erbe sein [31] mag. Bringe her ketten, stricke,
fessel und stock, Wir haben hie einen rasenden, [32] unsinnigen Narren, den
tollen Bapstesel.
[33] ABer es
ist Gottes gnade in solchem grossen zorn nicht gar ausgewest, [34] Und hat den
Teufel nicht lassen reden mit gantzer freier Zungen, Sondern [35] hat sie
gebunden, Das er durch den Bapst mit halber und schwerer zungen [36] hat
muessen stolpern, stammeln und lallen, damit seine auserweleten ein zeichen
[37] und warnung hetten, daran sie mercken kuendten, das der Teufel im Bapst
[Seite 279]
[1] wonete,
und durch jnen redet, die Schrifft mit seinem lallen so schendlich ausleget,
[2] die Welt zu verfueren. Denn der Teufel mus es ja also machen, das [3] er
einen stanck hinder sich lasse, dadurch man wisse, er sey da gewest.1
[4] AH der
liebe HErr Christus hat anders zuthun mit dem Spruch (Weide [5] meine Schafe)
denn das er einen Bapst oder Teufel wider sich und seine [6] Kirchen damit
stifften wolte, wie es auch der Roemischen Kirchen frome heiligen [7]
Bisschove, ehe der Bapst in aller Teufel namen zu Rom auff stund, gehalten [8]
und geleret haben. Denn er redet mit S. Petro, und spricht: Simon Johannis, [9]
Hastu mich lieb (welchs Wort der Bapst Clemens als seine Gifft2 gar weislich
[10] schweigt), so weide meine Schafe. Hie ists klar, das, wer die Schafe
Christi [11] weiden sol, der muesse Christum lieb haben, oder ob er weiden
koendte, und [12] thets nicht aus liebe, so gehet jn doch dieser Spruch nicht
an, der die liebe [13] und lust zu Christo foddert. Hie helfft und nu helffet
alle Teufel aus der [14] Helle ewrem Bapst, dieser Spruch wil jm das hertz
abstossen, darauff er so [15] hoch pochet, und sich gruendet. Denn wo er
Christum nicht liebet, so ist er [16] nicht Bapst, wie sie selbs muessen sagen,
weil sie diesen Spruch fuer sich fueren, [17] So lange er nu nicht beweiset,
das er Christum lieb habe, kan er nicht weiden [18] noch Bapst sein, und ist
alle welt frey, nichts vom Bapstum zu halten noch zu [19] wissen. Denn er hat
sich hie in diesem Spruch selbs durch sein eigen maul und [20] urteil gefangen,
verurteilt, verdampt, vom Bapstum gestoertzt, das er gar nichts ist.
[21] [Bl. X
iij] Da sihe abermal, wie Gott die Weisen in jrer eigen klugheit [22]
erhasschet3, Das sie sich in jrer weisheit bethun4 muessen. Der spruch Matt.
[23] xvj, wie wir droben gehoert, darauff sich der Bapst gruendet, stuertzet jn
in abgrund. [24] Also thut dieser spruch auch, das ich aber mal nicht wueste,
wie ich [25] einen spruch finden solte, der den Bapst mechtiger stuertzete.
Darumb heissts [26] [Joh. 20, 17] mit der schrifft: Noli me tangere, Las die
Schrifft mit frieden5, wenn du [27] nicht wilt den rechten sinn suchen, und las
sie ungedrehet, oder sie wird dich [28] in abgrund des Hellischen fewrs, und
hie auff Erden in alle schande drehen, [29] [Hebr. 4, 12] wie hie dem Bapst
geschicht. Sie ist ein verzehrend fewr, Wenn du meinest, [30] du habst sie
gefangen fuer deinen verstand, so bistu zu asschen verzeret, ehe du [31] dich
umbsihest. Was hat der Bapst nu gewonnen an diesen zweien Spruechen? [32]
Erstlich das ewige Hellische fewr. Zum andern, ewige schande hie und dort, [33]
als der erfunden ist oeffentlich ein Felscher der Schrifft, ein Luegener, ein
Gottes [34] Lesterer, ein Schender aller Apostel und gantzer Christenheit, ein
verlogener [35] Boesewicht, und Tyrann uber Keiser und Koenige, und alle welt,
ein Dieb, [36] Schalck und Reuber, beide der Kirchen gueter und der weltlichen
gueter. Ja [37] wer wils alles erzelen? Solchs alles hat er durch diese zween
Sprueche getrieben6 [38] und ausgericht, wie es ist am tage.
[Seite 280]
[1] “WEiden”
heisst hie nicht, wie der Bapst Teufel deutet, Bapst sein, Oberherr [2] sein,
gewalt haben, und Christen unter sich zwingen, Keiser mit fuessen [3] tretten,
Koenige und Bisschove mit Eidspflichten fangen und unter sich werffen [4] (Dem
Tuercken und dem Teufel stehen solche werck zu), Sondern es heisst den [5]
grossen dienst, das man das Euangelium und glauben predige, oder mit ernst [6]
[Matth. 16, 18] schaffe zu predigen, und also die Kirchen auff den Fels baue,
Math. xvj, den [7] Seelen mit der Tauffe und Sacrament helffe, Schelte und
straffe die unruegigen, [8] [1. Thess. 5, 14] wie Paulus sagt, die ungezogenen,
troeste die kleinmuetigen, trage die schwachen, [9] habe mit jederman gedult.
Jtem, lobe und dancke Gott on unterlas. Jtem, [10] [Eph. 5, 20; 1. Thess. 5,
17] bete vleissig fuer alle welt, und fuere ein zuechtig leben zum guten
Exempel, [11] [1. Petri 5, 2] j. Pet. v, das also durch seinen dienst oder
weide viel selig werden. Ja solche [12] Hirten wil der Herr haben. Aber das
wird niemand thun, er habe denn [13] Christum lieb. Darumb ists gar ein gros
Wort: Petre, hastu mich lieb, so [14] weide meine Schafe. Denn sie sind theur1,
solche Hirten, und nicht so gemein2, [15] als die zweyfuessige Puffel und
Bapstesel zu Rom.
[16] [Bl. X
4] SOnderlich, weil man solchen grossen dienst sol umb sonst thun, [17] [Matth.
10, 8] wie er Matthei x. sagt: “Umb sonst habt jrs, umb sonst gebets”, das ist,
man [18] sol durchs Predigampt nicht geitz, ehre, wollust, gewalt suchen auff
Erden, [19] wir haben droben im Himel reichen lohn, on das3 die Christen
widerumb [20] auch umb sonst sollen jre Hirten neeren und ehren umb Christus
willen, wie [21] [Matth. 10, 10] er daselbst sagt: “Esset und trincket, was bey
jnen fuer handen ist, Denn ein [22] [1. Kor. 9, 14] Erbeiter ist seines lohns
werd.” j. Corinth. ix: “Der HERR hat verordent, [23] das die, so am Euangelio
dienen, sich vom Euangelio sollen neeren”, Nicht [24] als verkeufften sie, und
die Christen keufften von jnen das Euangelium, Sondern, [25] alle beide sollens
umb sonst und umb Christus willen thun. Diese Predigen, [26] und jene neeren.
der Schatz ist zu gros, kan keinen kauff noch hantierung4 [27] leiden, wie es
im Weltlichen Stand sein mus.
[28] Und das
noch mehr ist: Nicht allein umb sonst sollen die Hirten weiden, [29] sondern
auch der Propheten lohn dafuer gewarten5, wie hie der HErr zu Petro, [30] [Joh.
21, 17f.] zum Exempel aller ander, sagt: “Petre, hastu mich lieb, so weide
meine Schaff! [31] Der lohn, so du hie auff erden dafuer gewarten solt, wird
dieser sein: da du [32] Jung warest, guertestu dich selbs und giengest, wo du
hin woltest, Wenn du [33] aber alt wirst, wird dich ein ander guerten, und dich
fueren, da du nicht hin [34] wilt.” Da sihe, lieber gesell, was es sey, Die
Schafe Christi weiden. Umb [35] sonst dienen und predigen das Euangelium, Und
dafuer gewarten, das wir geguertet [36] und gefuert werden, das ist, Leib,
Weib, Kind, gut und alles in die fahr [37] setzen6, und wogen.7 Wer wil das
thun, er habe denn Christum lieb, und [38] thu es umb seinen willen? Ein
geitzhals, Ehrsuchtiger und Bauchknecht wirds [39] wol lassen. Also haben die
Apostel und Propheten geweidet, Jtem, der
[Seite 281]
[ 31 nach]
noch A]
[1]
Roemischen Kirchen heilige Bisschove, Fabianus, Cornelius, Sixtus, und jres [2]
gleichen, haben jr Blut drueber vergossen, und sind Marterer worden. Also [3]
weiden wir jtzt auch. Denn der Bapst und seine Rotten haben unser viel in [4]
diesen xx jaren geguertet und gefuert zum fewr, zum wasser, zum schwert, zum
[5] kercker, zum land aus, von Haus und Hof, Weib und Kind, allein umb des [6]
weidens und Euangeliums willen, und hoeren noch nicht auff. Denn sie haben [7]
uns schon lengest alle zum tod verdampt, allein umb solchs weidens willen, [8]
hoffen engstlich des stuendlins, obs ein mal Gott verhengen1 wolt, das [Bl. Y
1] [9] sie (wie sie offt hefftig versucht) uns alle mit einander, sampt unsern
Fuersten, [10] mit Landen und Leuten, Schulen und Kirchen, also moechten
guerten und fueren, [11] das man mit einem Fedderwuesch2 hinach keren kuendte.
Jn solcher fahr muessen [12] wir gleich wol sitzen3, und solchen bittern,
gifftigen, teuflischen zorn, zeen [13] blecken4, und messer zucken, an jnen
sehen, wissen und gewarten. Thun wir [14] das umb gelt und guts willen, umb
ehre und fleischlicher lust willen, So sind [15] wir die unsinnigsten leute, so
die Sonne uber fuenff tausent und fuenff hundert [16] jaren beschienen hat, das
ist, von anfang der Welt her.
[17] AH, wenn
Keiser und Koenige auch ein mal wolten Christen sein, und dem [18] HErrn
Christo einen dienst thun, wie sie wol schueldig weren, und mit dem [19] Bapst
verschaffen5, das er mueste ein Bischoff der Roemischen Kirchen sein, wie [20]
die gewest sind, so vor dem Bapstum, nicht Bepste, sondern rechte Bisschove
[21] gewest sind, wie droben6 genennet, und jn dahin halten, das er dem Spruch:
[22] Weide meine Schafe, Jtem: bawe meine Kirche auff den Fels, mueste
gnugthun, [23] nemlich, Weiden und Bawen, weil er so fast solchs begert und
rhuemet, [24] darauff auch gewarten7 der Hellen Pforten stuermen, oder des
guertels8 und [25] fuerens, da er nicht hin wolte. Und damit er zum anfang
nicht zu hoch beschweret [26] wuerde, were es gnug, das er seine oeberste
Pfarkirche zu Rom, S. Johann [27] Lateran, fuer sich neme, daselbs zu weiden
anfienge, oder doch fuer sich [28] einen hirten da hielte, und versuchte, was
da were, Christi schafe weiden, und [29] des guertels gewarten. Was gilts? Er
wuerde nicht eine stunde, auch nicht [30] eine seele weiden wollen, der jtzt
alle Welt weiden wil, und verflucht alle, die [31] sich nicht wollen lassen
weiden, so doch die welt schreiet und ruefft nach solchen [32] Hirten, die da
weiden koennen, Und der HErr Christus selbs klagt, es mangele [33] [Matth. 9,
38] jm an solchen Hirten: “Gros ist die erndte (spricht er), Aber wenig sind
der [34] Erbeiter, Bittet den HErrn der erndte, das er Erbeiter sende in seine
Erndte.”
[35] JA
freilich, die gantze Welt stehet offen, wer nur weiden wolte, wie [36] [1. Tim.
3, 1] S. Paulus sagt: “Wer ein Bisschoffsampt begerd, der begerd ein koestlich
werck.”
[Seite 282]
[ 4/5
werden.] werden? A]
[1] Man darff
sie nicht zwingen, Sie ruffen, lauffen und suchen (die Christen [2] meine ich,
die gern selig weren) solche hirten, und koennen jr nicht gnugsam [3] finden.
Denn auch die Buerger und Bawrn jtzt sagen: Was sol ich meinen [4] Son lassen
studirn? Er wird ein Bettler, mus1 ein Pfarherr wer [Bl. Y ij] [5] den. Eben so
mehr2 las ich jn ein handwerck lernen, oder kauffmann werden. [6] Wolan, wird
auch die Kirche und Schule wueste3 von Gottes wort, so muegens [7] die hie und
am jungsten tage verantworten, so zu solcher verwuestung ursach [8] gegeben
haben, Es sey mit raub der Kirchen gueter, oder mit abhaltung der Kinder [9]
von den Schulen, oder wo mit du es hinderst, oder hindern hilffest: Gott der
[10] Vater, Son, Heiliger Geist zeugen, das die Schafe weiden, sey jm das
liebste [11] werck, darumb der Son sey Mensch worden, und sein Blut vergossen,
das die [12] Leute sollen selig werden. Wer das Werck thut oder da zu hilfft
(welchs on [13] Schulen und Kirchen nicht kan geschehen), der sol ein grosser
Heilige im Himel [14] sein, mit den Patriarchen, Propheten, Aposteln, Martern,
und allen Heiligen. [15] Gilt das nichts bey dir, und hast des kein hoffnung
noch glauben? So verhenge4 [16] dir Gott, das du ein Bapst, Cardinal, oder
Roemisches Stuels gelied [17] werdest, so hastu was du haben solt.
[18] “Ja,
spricht der Bapst, So verstehe ich das weiden nicht.” Liebes Jungferlin [19]
Bepstlin, wie verstehestu es denn? “Also: ich meinet, das ich unter S. Peters
[20] namen wolt alle Koenige, und alle Welt schrecken, das sie sich unter mich
zu [21] weiden, und mir zu dienen ergeben, und ich dadurch ein Herr der Welt
wuerde, [22] und also das alte Roemische Reich zu Rom wider auffrichte,
mechtiger und [23] groesser, weder es gewest ist zur zeit Augusti oder Tyberij,
Und ich der rechte [24] [Off. 19, 16] Roemische Keiser hiesse, Herr aller
Herrn, Koenig aller Koenige, Apoc. xix, wie [25] mir meine Propheten sagten.”
Ja, ja, Jungfer Bepstlin, bistu da zurissen, [26] so flicke dich der Teufel und
seine mutter.5 Fuerchtestu dich aber nicht fuer [27] Gott, das er dich umb
solcher schendlicher verfelschung und lesterung willen [28] seiner wort moechte
mit blitz und donner von Himel durch die erden in abgrund [29] der Hellen
sencken? “Ha, ha, ha bon profacit, miser porko6, Meinet [30] jr Todeske
Embrigek7, das wir solche Narren sein, als jr seid, und solche [31] geucherey
und narrenteiding8 von Gott und ewren todten Christo gleuben [32] wollen?” Ey
warumb fuerestu denn seine Wort, vom Fels, Schluessel und [33] Weiden? “Ey,
lieber, es ist besser Bestien regirn, denn von Bestien regirt [34] werden.
Weistu nicht, wer Meisen fahen wil, mus ein Meisen bein pfeiffen9, [35] und wer
einen Christen fahen wil, mus reden lernen wie ein Christ. Darumb [36] muessen
wir euch, bon Christian10, bey ewrem glauben ergreiffen, dabey kan
[Seite 283]
[1] man euch
Deud-[Bl. Y iij]sche Bestien halten und fueren, wo und wie wir [2] wollen, wie
man die Beeren fueret bey dem Rinck in der Nasen1, das jr uns [3] nicht abermal
uber den kopff wachset, und mit uns spielet, wie ewer vorfarn, [4] die Gotten,
Longobarden, und etliche Keiser gethan haben.” Gremmerze, Miser [5] Asine,
porlabon informatione2, sattanissime Papa.
[6] WOlan,
wenn ich Keiser were, wuest ich wol, was ich thun wolt: Die [7] lesterlichen
Buben alle sampt, Bapst, Cardinal, und alles Bepstlich Gesind, [8] zu samen
koppeln und guerten, nicht weiter, denn drey meile wegs von Rom, [9] gen Ostia
fueren (Denn ungeguertet und ungefuert wuerden sie nicht gehen, dahin [10] sie
nicht wolten), daselbst ist ein Wesserlin, das heisst Latinisch Mare tyrrhenum,
[11] ein koestlich Heilbad wider alle seuche, schaden, gebrechen Bepstlicher
heiligkeit, [12] aller Cardinel und seines gantzen Stuels, daselbs wolt ich sie
seuberlich einsetzen [13] und baden. Und ob sie sich wolten fuerchten fuer dem
wasser, wie gemeiniglich [14] die besessene und wansinnige Leute das Wasser
schewen, wolt ich jnen zur [15] sicherheit mit geben den Fels, darauff sie und
jre Kirche gebawet ist, Auch die [16] Schluessel, damit sie alles binden und
loesen koennen, was im Himel und Erden [17] ist, auff das sie dem Wasser zu
gebieten hetten, was sie wolten. Dazu solten [18] sie auch den Hirten stab und
keule haben, damit sie das wasser moechten ins [19] angesicht schlahen, das jm
maul und nasen bluttet. Zu letzt solten sie auch die [20] weide mit sich haben
zum labetrunck und lusttrunck3 im bade, alle Decret, [21] Decretal, Sexti,
Clementin, Extravagant, Bullen, Ablas, Butter-, Kese-, Milchs- [22] brieve an
den hals gehenckt, damit sie allenthalben sicher weren. Was gilts? [23] wenn
sie eine halbe stunde in dem selben Heilbade hetten gebadt, Es solte alle [24]
jre seuche, schaden und gebrechen ablassen und auffhoeren, da wolte ich buerge
[25] fuer sein und meinen HErrn Christum zu pfande setzen.
[26] ES ist
mir dis Buechlin zu gros unterhanden worden, und wie man [27] sagt: Das alter
ist vergessen und wesschicht4, ist mir villeicht auch also geschehen. [28] Wie
wol des Bapstumbs teuflischer grewel an sich selbs ein unendlich [29]
aussprechlicher wust5 ist, So hab ich doch, hoffe ich, wer jm wil sagen lassen,
[30] fuer mich selbs bin ichs gewis, das erste stuecke, so ich droben
fuergenomen, [31] obs war sey, das der Bapst uber die Christenheit das Heubt,
uber Keiser, [32] Koenige, alle welt Herr sey, so klerlich und gewaltiglich
ausgefuert, das, Gott [33] lob, kein gut Christlich gewissen anders [Bl. Y 4]
gleuben kan, denn das der [34] Bapst nicht sey noch sein kan das heubt der
Christlichen Kirchen noch Stathalter [35] Gottes oder Christi, sondern sey das
heubt der verfluchten kirchen6 aller [36] ergesten Buben auff erden, Ein
stathalter des Teufels, ein feind Gottes, ein [37] widersacher Christi und
verstoerer der Kirchen Christi, Ein lerer aller luegen,
[Seite 284]
[ 13 gantzen]
gatzen A]
[1]
Gottslesterung und abgoettereien, Ein Ertzkirchendieb und Kirchenreuber der [2]
schluessel, aller gueter, beide der kirchen und der weltlichen Herrn, ein
moerder [3] der Koenige, und hetzer zu allerley blutvergiessen, Ein hurnwirt
uber alle hurnwirte [4] [2. Thess. 2, 3] und aller unzucht, auch die nicht zu nennen
ist, ein Widerchrist, ein [5] Mensch der suenden und kind des verderbens, ein
rechter Beerwolff.1 Wer das [6] nicht wil gleuben, der fare jmer hin mit seinem
gott, dem Bapst, Jch als ein [7] beruffener lerer und Prediger in der Kirchen
Christi, und2 die warheit zu [8] sagen schueldig bin, hab hie mit das meine
gethan. Wer stincken wil, der stincke, [9] Wer verlorn sein wil, der sey
verlorn, Sein blut sey auff seinem kopff!
[10] Wir
wissen, das in der Christenheit also gethan ist, das alle kirchen gleich [11]
sind, und nicht mehr denn ein einige kirche Christi in der welt ist, wie wir
[12] beten: Jch gleube eine heilige Christliche kirche. Ursache ist diese: Denn
es sey [13] eine kirche, wo sie kan in der gantzen welt, so hat sie kein ander
Euangelium [14] oder heilige Schrifft, kein ander Tauffe und Sacrament, kein
andern Glauben [15] und Geist, kein andern Christum und Gott, kein ander Vater
unser und Gebet, [16] kein ander hoffnung und ewiges leben, denn wir hie in
unser Kirchen zu [17] Wittemberg haben. Und sind jre Bisschove unsern
Bisschoven oder Pfarherrn [18] und Predigern gleich, keiner des andern Herr
noch Knecht, Haben einerley sinn [19] und hertz, und alles was zur Kirchen
gehoert, ist alles gleich. On das, wie [20] [1. Kor. 12, 8ff.; Röm. 12, 3] .j.
Cor. xij und Ro. j2 sagt, Ein Prediger, oder auch wol ein Christ sterckers [21]
Glaubens sein kan, andere und mehr Gaben hat denn der ander, Als: einer [22]
kan besser die Schrifft auslegen, dieser besser regirn, dieser besser predigen,
dieser [23] besser die Geister richten, dieser besser troesten, dieser mehr
sprachen haben, und [24] so fort an. Aber solche Gaben machen keine ungleicheit
noch herrschafft in der [25] [Matth. 7, 22f.] Kirchen, Ja, sie machen wol
keinen Christen, Matth. vij, Sondern mus zuvor [26] Christen sein. Aber der
Bapstesel wil in der Kirchen Herr sein, ob er wol [27] kein Christ ist, nichts
gleubt, nichts mehr kan, denn fartzen wie ein Esel.
[28] HOre S.
Peter selbs, der doch ein Apostel ist, nicht des Bapsts Peter [29] (welcher
[Bl. Z 1] ist der Hellische Teuffel, unter S. Peters Namen, Wie des [30] Bapsts
Christus ist des Teufels mutter, unter Christus namen), Sondern den [31]
rechten heiligen S. Peter, der schreibt in seiner Episteln zu seinen Bisschoven
[32] [1. Petri 5, 1f.] in Ponto, Galatia, Cappadocia, Asia, Bithynia, also, j.
Pet. v: “Die Eltesten, [33] so unter euch sind, vermane ich, der mitelteste und
zeuge der leiden, die in [34] Christo sind, und teilhafftig der Herrligkeit,
die offenbart sol werden, weidet [35] die Herde Christi, so bey euch ist” etc.
Sihe da, S. Peter nennet sich einen [36] mit Eltesten, das ist, einen mit
Pfarherr, oder mit Prediger, wil nicht uber [37] sie schweben3, Sondern jnen
gleich sein, ob er wol weis, das er ein Apostel [38] ist. Denn das Predigampt,
oder Bisschoffs ampt ist das hoeheste, welchs der
[Seite 285]
[ 26
gerichtet] gerichet A]
[1] Son
Gottes selbs gefuert hat, und alle Apostel, Propheten und Patriarchen. [2] Denn
Gottes Wort und Glauben gehet uber alles, uber alle Gaben, und [3] Personat.1
Das Wort Elteste, Griechisch Presbyter, ist ein mal ein Name des [4] Alters,
wie man sagt: Ein alt Man, Aber hie ists ein Name des Ampts, [5] weil man zum
Ampt genomen hat Alte und erfarne leute, Jtzt heissen wirs [6] Pfarherr und Prediger
oder Seelsorger.
[7] Das ander
stueck.
[8] Obs war
sey, das den Bapstesel niemand urteilen noch richten koenne, wie [9] er raset
in seinen Drecketen, kan ich dis mal nicht in die lenge handeln, [10] Wils
aber, so ich lebe, hernach thun, ob Gott wil. Kuertzlich zu sagen, hastu [11]
droben im ersten stueck gehoert, was der Bapst fuer ein Teufels gespenst2,
Gottes [12] [2. Thess. 2, 3] lesterer, und stiffter allerley abgoetterey, und
mensch der suenden, und kind des [13] verderbens sey, Darumb ist hie auff dis
stueck zu antworten kuertzlich, das den [14] Bapst freilich niemand macht hat
zu richten noch zu verdamnen auff Erden, [15] on allein alles was getaufft ist,
oder noch eine menschliche vernunfft hat, und [16] alle Creatur Gottes. Denn
ein mensch, so getaufft wird, mus zuvor oder [17] seine Paten an seiner stat
geloben, das es entsagt dem Teufel und allen seinen [18] wercken und alle
seinem wesen, Nu ist des Bapsts wesen und sein werck nichts [19] denn des
Teufels werck und wesen, wie gnugsam beweiset ist, Darumb ist ein [20] jglich
kind in der Tauffe nicht allein ein richter uber den Bapst, sondern [21] auch
uber seinen Gott, den Teufel, gesetzt, Dazu jm geboten, das es solle und [22]
muesse den Bapst, Teufel und alle sein wesen richten, verdammen, meiden, [23]
[Ps. 91, 13] fliehen und [Bl. Z ij] mit fuessen tretten, Wie Psal. ix sagt:
“Auff dem Lewen [24] und Ottern wirstu gehen und tretten auff den jungen Lewen
und Trachen”, [25] [1. Kor. 6, 2f.] Und j. Corinth. vj: “Wisset jr nicht, das
die Heiligen die Welt richten werden? [26] So nu die Welt soll von euch
gerichtet werden, seid jr denn nicht gnug, geringer [27] sachen zu richten?
Wisset jr nicht, das wir uber die Engel richten werden?” etc. [28] [Eph. 2, 6]
Ephe. ij: “Gott hat uns sampt Christo aufferweckt, und sampt jm ins Himlische
[29] wesen3 gesetzt.” Jch hoffe, in dem Himelischen wesen koenne man richten
[30] Teufel, Bapst, Welt, Suende, Tod und Helle.
[31] ZUm
andern, Sagt alle Menschliche vernunfft, das, wer ein ding nicht [32] verstehet
noch kan, der koenne nicht dasselbe richten, noch etwas nach dem selben [33]
urteilen, loben oder schelten, verdamnen oder preisen. Denn es mus erkand [34]
und verstanden sein, was man urteilen sol. Nu ist droben beweiset und ist [35]
die oeffentliche warheit, das der Bapst, Cardinal und gantzer Roemischer hoff
[36] und Rotten4 nichts anders sind, denn ein stall vol grosser, grober,
toelpischer,
[Seite 286]
[ 10
Schrifft] Shrifft A 12 nach] noch AB 35 erschrickt] erschreckt A]
[1]
schendlicher Esel, die nichts koennen in der heiligen Schrifft, Nichts wissen,
[2] was Gott, was Christus, was Kirche, Was Bischoff, Was Gottes Wort, was [3]
Geist, Was Tauffe, was Sacrament, was Schluessel, was gute werck sind: des sind
[4] da fuerhanden starcke zeugen gnug jre Buecher, Decret, Decretal, Sext,
Clementin, [5] Extravaganten, Bullen1 und unzeliche Buecher. So lebe ich Doctor
Martinus [6] noch neben andern mehr, der ich in des Bapsts schule und Esel
stall erzogen [7] und Doctor Theologie worden, Ja ein gelerter guter Doctor
gerhuemet, auch [8] also gewest bin, das ich trawen gar seer wol weis und
warhafftiglich seer [9] wol zeugen kan, wie tieff, hoch, breit, und lang jre
kunst sey in der heiligen [10] Schrifft, Nemlich, das sie seer feindselige2
Esel sind.
[11] SO3 zeugen
die Juristen selbs, mit oeffentlichen Worten, das das geistlich [12] Recht
stincke nach eitel geitz, ehre und gewalt, Und ein Canonist sey ein Esel. [13]
Und ist beides war. Lieber4, wo her haben sie solch urteil anders, denn aus
[14] der Menschlichen natuerlichen vernunfft? Und richten damit den Bapst, das
[15] er sey ein ehrsuchtiger, stoltzer, unsetiger5 geitz hals, ein Bauchknecht
und [16] [Eph. 5, 5] Diener des Mammon, welchs S. Paulus nennet Goetzen dienst
und abgoetterey. [17] Wenn die Juristen den Bapst also urteilen, loben und
preisen, Wo wollen [18] wir Theologen wort nemen, das wir jn verdamnen und
schelten? Heisst [19] [Bl. Z iij] das nicht den Bapst recht gemalet? das er sey
mit der that und lere [20] vom Teuffel besessen und getrieben? Und findet sich,
das er Magister fidei, [21] Regula Ecclesiarum sey, das ist ein Lerer des
Mammon, Geitz und eitel Abgoetterey, [22] ein Doctor in der Buben schule. So,
lieben Juristen, Lobet den [23] Bapst nur wol und getrost6, und machets so
verdrieslich7, das wir Theologen [24] nicht raum haben koennen, jnen8 erger zu
urteiln! Nu, das thut die vernunfft, [25] die so urteilet.
[26] ZUm
dritten, So kan auch ein natuerlicher Esel, der secke in die Muele [27] tregt
und Disteln frisset, den heiligen Roemischen hoff richten, Ja alle Creatur [28]
mit jm. Denn ein Esel weis, das er ein Esel und keine kue ist. Jtem, er [29]
weis, das ein Menlin kein Frewlin ist. Ein Stein weis, das er Stein ist, [30]
Wasser ist wasser, und so fort durch alle Creatur. Aber die rasende Bapstesel
[31] zu Rom wissen nicht, das sie Esel sind, Ja wissen auch nicht, ob sie [32]
Weiber oder Menner sind.9 Summa, sie koennen nichts, denn Stifft, Kloester [33]
und der Welt gueter fressen, Koenigen die Kronen rauben und stelen, und eitel
[34] unnatuerlich, verkeret, Teuflisch werck und wesen fueren, darueber alle
Creatur [35] erschrickt, zittert, bebet und schreiet uber den Eselstall zu dem,
der sie solchem
[Seite 287]
[ 37
verstehen] vestehen A]
[1] [Röm. 8,
23] verderblichen dienst unterworffen hat, Rom. viij, das er sie wolle
erloesen, als [2] er thun wird in kurtzem.
[3] “JA, was
fragt der Bapst nach solchem urteil, weil jn niemand thar1 [4] straffen noch
absetzen?” Wolan, ich wolt nicht, das er darnach fragt. Er [5] [4. Mose 22,
28ff.] ist nicht werd, das er darnach fragen solt. Balaam fragt auch nicht
darnach, [6] das er von seinem Esel, und darnach vom Engel gestrafft ward. Die
Sodomiten [7] [1. Mose 19, 7ff.] fragten auch nicht darnach, das sie von Loth
gestrafft wurden. “Wie [8] (sprachen sie) bistu hie Richter?” Uns ist gnug, das
wir wissen, der Bapstesel [9] sey von Gott selbs, von allen Engeln, von allen
Christen, von aller vernunfft, [10] von allen Creaturn, Von jren eigen
gewissen, Auch von allen Teufeln [11] verdampt, das wir von jm und seiner
abgoetterey und Gottslesterung frey [12] mit froelichem gewissen wider jnen
leren und beten, jn anspeien thueren2, jn [13] meiden und fliehen, wie den
Teufel selbs, und aus unserm hertzen absetzen, [14] und in grund der Hellen
sencken, Auch seine verfluchte lere, da er schreiet: “Wer [15] dem Roemischen
Stuel nicht gehorsam ist, kan nicht selig werden” koennen umbkeren [16] und das
widerspiel3 setzen4 und sagen: Wer dem Bapst gehorsam ist, [17] der kan nicht
selig werden, [Bl. Z 4] Wer aber wil selig sein, das der meide, [18] fliehe und
verdamme den Bapst, wie den Teufel selbs, sampt seinen wercken [19] und wesen,
wie uns unser heilige Tauffe leret und ermanet. Las dis urteil [20] nur fur
hergehen, Der nach richter wird sich mit seinem urteil nicht seumen, [21] [2.
Thess. 2, 8] wie S. Paulus sagt ij. Thessa. ij: “Der HErr Jhesus wird jn
toedten mit [22] dem odem seines Mundes und zerstoeren mit seiner hellen
Zukunfft.”
[23] “JA, du
aber und dein hauffe seid verdampte Ketzer, Ewr urteil ist nichts [24] gegen
des Roemischen Stuels urteil, wie Sanct Paul tertia an den Keiser [25] Karol
schreibt, das jr nicht sollet im Concilio zu gelassen werden.” Erstlich [26]
antworte ich Latinisch: ‘Provoco & appello omnium nostrum nomine ad [27]
sanctam sedem Romanam, illam scilicet, in qua explorantur Papæ, an sint [28]
viri vel mulieres. Si sunt viri, ostendant testes5 contra nos Hereticos. Si
[29] [1. Kor. 14, 34] sunt mulieres, dicam illud Pauli: ‘Mulier in Ecclesia
taceat.’ Hoc facere [30] cogit vulgata fama per omnem Iam vetus Europam, quæ
mores extirpat [31] honestos. Reges enim & Reginæ in Curia Romana dicuntur,
ut plurimum, [32] esse palam Hermaphroditæ, Androgyni, Cynedi, Pedicones &
similia Monstra [33] in natura. At illis non competit iudicium de Hereticis
facere.’
[34] ZUm
andern, Hab ich droben beweiset, das die Bapstesel des Roemischen [35] stuels
grosse, grobe Esel sind, uber die masse ungelert in der heiligen Schrifft, [36]
also das sie auch nicht das Vater unser, noch zehen Gebot, oder den Kinder [37]
Glauben6 verstehen, wie jre Buecher zeugen. Darumb kans jres thuns nicht
[Seite 288]
[1] sein1, zu
urteiln, was ketzerey oder Christlich sey. Denn zu solchem urteil [2] gehoeret
der heiligen Schrifft verstand2, weil Ketzerey nichts anders ist, nach [3]
aller alten und newen Lerer zeugnis, denn ein halstarriger jrthum wider die [4]
heilige Schrifft.
[5] ZUm
dritten, da unser Confessio anno xxx zu Augspurg fuer dem Keiser [6] und
gantzem Reich verhoeret ward, fragten jenes teils Fuersten jre Theologen, [7]
ob man solchs mit der Schrifft verlegen3 kuendte. Antworten sie: Nein, mit [8]
der Schrifft koendte mans nicht verlegen, Sondern mit den Vetern und Concilien.
[9] Darauff etliche grossen lechelend sprachen: Unser Theologen verteidigen
[10] uns fein, Sagen, das jenes teil habe die Schrifft fuer sich, Wir aber fuer
uns [11] die Schrifft nicht haben.4
[12] AUs
solchem bekentnis und zeugnis unsers widderparts haben wir, das [13] wir nicht
[Bl. Aa 1] Ketzer sein koennen, weil wir die Schrifft haben, gleuben [14] und
bekennen. Denn so die sollen Ketzer und nicht Christen sein, die da gleuben
[15] und bekennen die heilige Schrifft, Wer sind sie denn, die da Christen sein
[16] muegen? Sinds die, so Marcolfum5 oder Diedrich von Bern oder Ulenspiegel6
[17] lesen? oder, das gleich viel und noch erger ist, die des Bapsts dreck und
stanck [18] lesen? Wolan, wir sind keine ketzer, das zeugen unser widerpart
selbs, Da [19] her sie auch uns hinfurt nicht ketzer haben thueren7 nennen,
Sondern etliche [20] haben uns Schismaticos, etliche die unbequemen, Etliche,
die Newerung machen, [21] Bis sie uns nu die Protestirenden Stende nennen. Denn
sie muessen sich fuer [22] dem Wort “Ketzer” schemen8, als die9 seer wol
wissen, das es ein oeffentliche [23] luegen und lesterung sey, welche sie nicht
mit einem Buchstaben beweisen koennen, [24] und trotz sey jnen geboten.10
[25] UNd hie
wird der Bapst auch von seinen Theologen geurteilet und gestrafft [26] als ein
Luegener, das er uns Ketzer schilt, da sie nein zu sagen11, gleich wie [27] er
droben von seinen Juristen verurteilt und gestrafft wird als ein Luegener, [28]
das er die Schluessel nicht habe aus Matth. xvj, weil sie daselbs allein
verheissen, [29] und nicht gegeben sind. Also gar gewis ists, das jn niemand
richten [30] noch straffen kan. Jch richte und straffe jn trawen auch nicht, on
das ich [31] sage, Er sey vom Teufel hinden aus geborn12, voller Teufel,
luegen, Gotteslesterung, [32] abgoetterey, Stiffter der selben, Gottes feind,
Widerchrist, Verstoerer [33] der Christenheit, Kirchenreuber, Schluessel dieb,
Huren wirt und Sodoma vogt, [34] und, was droben mehr gesagt ist. Das heisst
aber nicht geurteilt, gerichtet [35] noch verdampt, Sondern sind eitel lobe
sprueche und ehren wort, damit niemand [36] zu loben und zu ehren ist on der
Satanissimus, der Bapst. Und were
[Seite 289]
[ 37
Christen] Christen A]
[1] fein, das
er sie mueste an seiner Kron und stirn gegraben und gebrand tragen, [2] das
solt seiner Satanitati viel ehrlicher anstehen (weil es die lauter reine [3]
warheit ist), denn das er jm die fuesse kuessen lesst.
[4] UNd wenn
der Bapst sonst nichts hette gethan, denn das er sich selb gesetzt [5] hat uber
alle Kirchen und Bisschove, aller Richter zu sein, sich von niemand [6] richten
noch straffen zu lassen, Und also dem Teufel und Fleisch den [7] zaum gelassen
und frey gemacht, allen mutwillen1 zu uben, wie am tage ist, [8] [Jud. v. 4]
und Juda in seiner Epistel: “Die sind gottlose, und zihen die gnade unsers [9]
Gottes [Bl. Aaij] auff mutwillen2, und verleugnen Gott, und unsern HErrn [10]
Jhesum Christum, den einigen Herrscher”, So were doch das einige stuecke
Malzeichens [11] gnug3, dabey man den Bapst erkennen kuendte, das er gewislich
der [12] rechte, endliche grewel, der Endechrist sein mueste. Denn rechene4 du
selbs: [13] Die Heilige Christliche Kirche hat den heiligen Geist und das
Euangelium oder [14] Gottes Wort, wie dasselb niemand leugnen kan, damit sie
soll das gute leren, [15] das boese straffen, wie sie denn thut und jmer gethan
hat, nach dem Spruch [16] [Joh. 16, 8] Christi: “Der heilige Geist wird die
Welt straffen umb die Suende” etc., Johannis [17] xvj. Uber dis Wort wil der
Bapst sitzen5 und vom heiligen Geist [18] [2. Thess. 2, 4] ungestrafft sein.
Das heisst uber Gott sitzen, des das Wort ist, wie S. Paulus [19] sagt: “Der
sich setzt wider und uber alles, das Gott heisst, oder Gottesdienst.” [20] Nu
kan man Gott nicht hoeher dienen, denn mit seinem Wort, darueber der [21] Bapst
sitzet, und dawider tobet, wie alle seine Decret bruellen und rasen.
[22] [Matth.
18, 15ff.] WAs sagt weiter der HErr selbs hie zu? Matt. xviij spricht er:
“Suendigt [23] dein Bruder, so straffe jn alleine, Hoeret er dich nicht, So nim
einen oder [24] zween zu dir, Hoeret er die nicht, so sages der Gemeine, Hoeret
er die Gemeine [25] nicht, So halt jn als einen Heiden und Zoelner. Warlich,
sage ich euch, was [26] jr auff erden binden werdet” etc. Was wil hie werden?6
Hie wirfft der [27] HErr alle die, so sundigen, unter die straffe, erstlich
seines nehesten Christen, [28] und wil kuertzumb7, das er sich solle straffen
lassen; wo er sich nicht wil [29] straffen lassen, sol jn die Gemeine straffen;
Wil er die auch nicht hoeren (Da [30] merck, was der HErr sagt!), So halt jn
fuer einen Heiden und Zoelner. Hie [31] wird nicht allein der Kirchen und einer
jglichen Kirchen, sondern auch dir und [32] mir gebotten, das wir den Bapst
sollen richten, verurteilen und verdamnen [33] mit einem urteil, als eines
oeffentlichen der Kirchen Richtstuels verdampt, [34] einen Heiden und Zoelner.
Denn er wil nicht hoeren noch sich straffen lassen, [35] weder von einem noch
von zween, Auch nicht von der Gemeine, Ja nicht von [36] der gantzen
Christenheit, wie er tobet durch viel Decret und Decretal, Wil [37] dazu solchs
noch gerhuemet sein, und wolgethan heissen, und die Christen zwingen,
[Seite 290]
[ 14
Abgoetterey] Abgoetterey A]
[1] solchem
grewel gehorsam zu leisten, zu loben und an zu beten als eine Goettliche [2]
warheit.
[3] HJe
darffs keines Juristischen Pro-[Bl. Aa iij]cess, noch des langen rechten1, [4]
exception, appellation, alle sachen sind Notoria de facto et iure, offenberlich
[5] ist die that des Bapsts, offenberlich ist das Mandat unsers HErrn Jhesu [6]
Christi. Ah hie schweige still, Jurist, Theologen, Keiser, Koenige, Ja auch die
[7] Engel im Himel und alle Creatur, Es redet hie und richtet, der nicht frawen
[8] milch, sondern Jungfrawen milch gesogen hat, und am Creutz so arm gewest,
[9] [Matth. 8, 20] das er nicht hatte raum, sein Heubt zu legen, und doch
daselbs das Paradis [10] [Luk. 23, 43] und Himelreich schenckt dem Schecher,
und in der Krippen von allen Engeln [11] [Matth. 2, 11] im Himel angebetet
ward, Ja, der selb HErr ists, der hie urteilt und spricht: [12] Der Bapst sol
ein Heide sein, weil er nicht hoeren wil, sondern rhuemet dazu [13] als eine
grosse Heiligkeit solchen seinen verstockten ungehorsam. Denn eben [14] also
befalh er den Aposteln, sie solten alle Welt straffen umb der Abgoetterey [15]
willen, die offenberlich da war, und nicht zuvor sich ins recht begeben2 mit
den [16] Abgoettisschen Heiden, Sonst weren sie nimermehr zum Predigampt komen.
[17] DEm nach
Neme ich der heiligen Christlichen Kirchen, Ja des HErrn Jhesu [18] Christi
urteil an und verkuendige es mit dieser Schrifft, wie ich auch offt gethan,
[19] allen, die es nicht wissen oder verstanden, das der Bapst, ja das Bapstum
[20] selbs, welchs nicht hoeren wil noch kan fuer seinen Decreten, Eitel Heiden
und [21] Heidnisch suendlich ding, von Gott verdampt und aus seiner Kirchen
verworffen, [22] das ist, des Teufels und unchristlich regiment sey, Dafuer
sich jderman segenen3 [23] und zu fliehen, dawider zu beten und zu thun
schueldig sey.
[24] WEnn wir
nu solch urteil wissen, So thun wir warlich nicht fein, [25] sonderlich Keiser
und Koenige, Fuersten und Herrn (denn die Prediger und [26] Bisschove der
Kirchen werden sich wol recht hierin halten, das sie den Bapst [27] fuer einen
Teufel schmuecken, loben und zieren werden), das sie doch so gar [28]
schendlich jnen lassen im maul mehren4, trumpeln5 und effen, So sie doch [29]
(wo sie Christen sein wolten) sich billich solten schueldig erkennen, den
verfluchten [30] Heiden zu Rom wie er verdienet hette zu handeln.6 Sie machen
sich [31] teilhafftig alle der Suenden, so der Heidnische Teufel zu Rom in der
Kirchen [32] geuebt hat so viel hundert jar, und aller Buecher, Decretal, Sext,
Clementin, [33] Extravagant, Bullen, das ist, alles Teufels drecks und stancks,
damit die [34] Christenheit erstickt und erwuergt ist. Mir [Bl. Aa 4] ists
gewis, das, wo der [35] Bapst nicht were, Der Tuercke (welchs Teufel des Bapsts
Teufel, Vetter, [36] Schwager und Schwester ist) hette solchen grossen gewalt
nicht bekomen.
[Seite 291]
[ 26
verheissen] veiheissen A 28 hiezu sagen] hie zusagen A 32 ewiglich] egwiglich
A]
[1] WEil nu
der Bapst kein Christ ist noch heisst, sondern aus der Kirchen [2] verworffen
durchs urteil und Gebot Christi, ein verdampter Heide nicht sol [3] richter
noch Herr sein in der Kirchen Christi, viel weniger ein solcher verteufelter
[4] [2. Thess. 2, 3] mensch der Suenden und kind des verderbens, So sind alle
Keiser, [5] Koenige, Bisschove schueldig, jren gethanen Eid und pflicht
zulassen und dawider [6] mit aller macht zuthun, welchen auch der Bapst, wenn
er gleich ein Bisschoff [7] zu Rom were, nicht recht noch macht hette zu
foddern. Denn ein Bisschoff [8] der Kirchen kan nicht Eid noch pflicht nemen
von frembden, freyen, weltlichen [9] Herrn, noch von einem andern Bischove,
weil alle Bisschove und Kirchen gleich [10] sind (er hette denn auch weltliche
eigene unterthanen daneben), Und weniger [11] hat solchs der Bapst macht und
recht, der kein bischoff noch Christ sein kan [12] noch je gewest, Sondern des
Teufels frucht ist, ein verflucht, verdampt frembd [13] Regiment, das nichts
denn der Christenheit verderb und verwuestung ist. Es kan [14] niemand ein Eid
wider Gott thun, und ob ers thette, ists eben so viel, als [15] dem Teufel
selbs gethan, Welchs man sol, wo es erkand wird, flugs zu reissen, [16] wie die
Jura selbs auch sagen, und da wider thun aus krafft des ersten und [17] andern
Gebots: Du solt kein andern Gott haben, und seinen Namen nicht [18]
misbrauchen. Also sind Keiser und Koenige und Bisschove jrs Eids los, so [19]
dem Bapst gethan ist, und schueldig, dafuer dem Bapst wider zustehen in allen
[20] seinen wercken, denn solcher Eid ist dem Teufel gethan, als wen die Schafe
[21] dem wolffe geschworen hetten, unter dem Namen jres fromen Hirten.
[22] UNd hie
solten die Juristen (denn der Bapst wil ein Jurist sein und [23] Lerer aller
Juristen) repetundarum mit jm spielen.1 Denn weil er nicht ein [24] Bisschoff
noch Christ, sondern ein Heide, Ja ein ungezemeter Beerwolff ist, [25] der
alles zu reisst und verwuestet, und die Schluessel der Kirchen zu sich gerissen
[26] hat, welche jm doch nie befolhen, Sondern S. Peter allein verheissen [27]
sind, wie die Wort Matth. xvj klerlich lauten, und die Juristen de futuro [28]
verstehen, Wir Theologen aber weiter hiezu sagen: Wenn sie gleich S. Peter [29]
verheissen, dazu auch gegeben weren, [Bl. Bb] das dennoch damit nicht beweiset
[30] were, das allein die Roemische Kirche solche Schluessel haben kuendte,
weil S. Peter [31] mehr Kirchen hette gestifftet, denn die Roemische Kirche
(hat er sie anderst gestifft, [32] welchs ungewis und unbeweiset bleibt
ewiglich), welchen eben so wol [33] die schluessel von S. Peter, jrem Apostel,
als der Roemische Kirchen musten [34] gegeben sein. Der Bapst aber, nach dem
kein Bischoff mehr zu Rom gewest, [35] solche schluessel, ehe sie S. Peter
gegeben, gestolen und geraubt, sich der selben [36] unterwunden, damit gebaret,
als weren sie sein allein und eigen, so er doch [37] ein frembd Thier und
Beerwolff in die Kirchen sich gedrungen hat, und von [38] Christo, wie gehoert,
verdampt ist.
[39] So
solten nu die Juristen jre Herrn, Keiser, Koenige, Bisschove, Fuersten
[Seite 292]
[ 2 zwungen]
zwuengen BC zwaengen D]
[1] und
HErrn, vermanen, wie sie schueldig sind (wo sie Christen und selig werden [2]
wollen) und nicht auffhoeren, bis sie den verdampten Bapst zwungen, ad
restitutionem, [3] alles wider zu geben und zu erstatten, was er von anfang des
[4] Bapstumbs mit den Schluesseln gestolen, geraubt, und in der Kirchen gethan
[5] hette. Denn gewislich ists war, das des Bapsts Schluessel sind sacrilegium &
[6] ineffabile spolium, Ein Kirchen raub, des gleichen von anfang der welt
nicht [7] geschehen ist, wenn alle Kirchen raub auff einen hauffen komen
solten. Hie [8] solte nu der Keiser nemen Rom, Urbin, Bononia und alles, was
der Bapst [9] hat vom Reich gestolen, denn es ist alles durch die erlogene
Schluessel gestolen [10] und geraubt, Darnach auch zwingen, das er alle die
seelen wider erstattet, die [11] er durch die schluessel verfueret hat in die
helle, wie wol jm solchs ummueglich [12] ist, und in dem ewigen hellischen fewr
mus erstattet werden.
[13] Doch das
zeitliche gut kuendte man ja wider umb von jm nemen, und [14] drauff rechenen,
wie viel er so viel jar ein Schluesseldieb und kirchenreuber, [15] als vom
frembden gestolen gut, vernuetzt, verthan, verprasset, verbranget, verhuret
[16] und verbubet hette, und wo er solchs nicht zu bezalen noch zu erstatten
[17] hette, das man mit jm und allen Cardineln und gantzem Hofe des fuchs recht
[18] spielete1, die haut uber die koepffe streiffete, und also mit der haut
bezalen [19] lerete, darnach die struempffe2 in das Heilbad zu Ostia3 oder ins
fewr woerffe. [20] Sihe, Sihe, wie wallet mein blut und fleisch, wie gern wolt
es das Bapstum [21] gestrafft sehen, So doch mein geist wol weis, das keine
zeitliche straffe hie zu [22] gnug sey, auch nicht fur eine Bulla oder Decret,
Aber gleich wol ist das die [23] Summa davon: Der armen Roemischen Kirchen und
allen Kirchen unter dem [24] Bapstum kan weder geraten noch geholffen werden,
das Bapstum und sein [25] regiment sampt seinen Drecketen werden denn weg
gethan, und ein Rechter [26] Bischoff widerumb zu Rom eingesetzt, der das
Euangelion rein und lauter [27] predige oder verschaffe zu predigen, und lasse
die Kronen und Koe-[Bl. Bbij] nigreiche [28] mit frieden, welche jm nicht
befolhen sind zu regirn, noch mit Eiden [29] unter sich zu werffen, Und sey ein
Bisschoff andern Bisschoven gleich, nicht jr [30] Herr, noch jre Kirchen zu
reisse, und jre gueter raube, noch sie mit Eiden fange, [31] oder mit Pallien
und Annaten und Bapstmonden4 beschwere.
[32] MAn kan
wol Bisschoff sein zu Rom und in aller Welt, ob man nicht [33] das Pallium
verkeuffe oder Annaten stele und andere schinderey treibe, Koenige [34] mit
fuessen trette und füsse kuessen lasse.5 S. Peter war ein Apostel, meins [35]
achtens so gut als ein Bisschoff, on zweivel auch besser denn ein Bapst, Noch
[36] wolt ers nicht leiden, das der heubtman Cornelius fur jm nider fiel,
sondern
[Seite 293]
[ 20 Solch]
Solchs BC]
[1] [Apg. 10,
25f.] richtet jn auff, und sprach: “Stehe auff, Jch bin auch eine Mensch”, Act.
x. [2] [Gal. 2, 14] Und lies sich gern richten und straffen von S. Paul, Gala.
ij, Und von den [3] [Apg. 11, 3] Aposteln und allen Juengern, Act. 11. Und weil
ichs1 Pallium gedencke, mus [4] ich die Historien sagen, was es hat gewirckt.
Dieser hadder, der sich zwisschen [5] mir und dem Bapst hat erhaben, hub sich
uber dem Pallio an. Pallium ist [6] ein henffen oder flechsen faden2, gestrickt
und gewirckt als ein Creutz, das man [7] hinden und fornen uber die Casel
werffen kan, wie die Creutze an den Caseln [8] gemeiniglich sind, ist etwa
dreier finger breit, Soll alles und alles bey vj oder [9] vij Lawen pfennig3
oder eins schwert grosschens4 werd sein, so koestlich ding [10] ists. Solchs
segenet der Bapst auff dem Altar zu Rom, und leuget dazu, das [11] es uber den
Corpern S. Petri und Pauli geweihet sey, denn sie haben weder [12] S. Petri
noch S. Pauli Coerper. Darnach verkeuffet ers den Bisschoven, einem [13] hoeher
denn dem andern, darnach die Bistum gros und reich sind. Vorzeiten [14] gabens
die Bepste umbsonst, und gebotens umb sonst zu geben, wie die Decretal [15]
noch sagen, liessen jnen gnuegen, das sie damit die herrschafft und gewalt uber
[16] andere Bisschove kriegten. Hernach haben sie Eids pflicht und geld
darauffgelegt [17] als die verzweivelten Buben.
[18] NU sagt
man, das Pallium zu Mentz koste 26 000 tausent guelden, So [19] theur ist der
hanfffaden zu Rom. Etlich meinen, man bringes nicht unter [20] 30 000 guelden
von Rom. Solch Pallium kondte der Bisschoff nicht bezalen. [21] Da lies er mit
dem ablas etliche Beuteldresscher5 ausgehen, der leute geld zu [22] erheben,
das nicht sein war, Die machtens so grob6, das ich dawider muste [23] predigen
und schreiben. Also hat sich das spiel gehaben7 uber einem henffen [24] faden.
Und weis noch niemand des spiels ende. Moechte komen, der Bapst [25] solt wol
an dem selben faden erwurgen und ersticken. Dazu helffe mein lieber [26] HErr
Jhesus Christ unser aller Heiland, gelobet in ewigkeit, Amen. Ja, sage [27]
ich, Man kan wol Bisschoff sein on das Pallium, und ist nicht not, das man [28]
den Ertzkirchendieb, Stifftreuber, Kloesterfresser, Seel-[Bl. Bb iij] moerder
zu Rom [29] so gros geld lasse zusehens8 rauben, und dafuer uns seinen
Teufelsdreck und [30] stanck, eitel luegen, Gotteslesterung, abgoetterey und
ewiges verdamnis zu lohn [31] geben. Wir Deudschen wollen solch geld wol sonst
anlegen9, das uns der [32] Bapst nicht duerffe so schendlich stelen.
[33] Dis sey
kurtz von dem andern stuecke gesagt, ob den Bapst niemand oder [34] jemand
richten, urteiln und absetzen kuendte. Und ist gewis erfunden, das nicht [35]
allein die Kirchen, sondern ein jglicher getauffter Christen jn richten,
verdamnen,
[Seite 294]
[ 21
Cardinal] Cardinel BC]
[1] und zum wenigsten
aus seinem hertzen absetzen mag, als einen Widerchrist und [2] Beerwolff, als
einen Gottes-, als Christi, als aller Christen und aller welt [3] feind, und
das also urteilen und leren, singen und sagen muesse (wer ein [4] rechter
Christen sein und selig werden wil), das, wer dem Bapst gehorsam [5] sein wil,
wissen sol, das er dem Teufel wider Gott gehorsam ist, hilfft den [6] [2. Joh.
v. 11] Bapst stercken in seinen greweln, wie S. Joh. ij. sagt: “Wer jn
gruesset, macht [7] [Matth. 18, 17] sich teilhafftig seiner boesen werck.” Zu
dem hat jn der HErr selbs Matth. xviij [8] oeffentlich gerichtet und aus der
Kirchen und Christen zal geworffen, Das er [9] nicht sol ein Christen heissen,
wie gehoert ist, weil er wil ungerichtet und ungestrafft, [10] das ist ein
freier Teufel und Beerwolff sein, so mus er von Gott [11] und aller Creatur
verdampt sein oeffentlich.
[12] JA
warlich, Gottes Son mueste darumb gestorben sein und sein theures [13] Blut
vergossen haben, das ein mutwilliger bube zu Rom, in aller teufel namen, [14]
sich rhuemen muege, Er sey durch Christus blut und tod frey gemacht, und gewalt
[15] empfangen habe, zu suendigen, zu toben, zu wueten und zuthun, was er [16]
woelle, dawider kein Christ, auch der heilige Geist in seiner Kirchen selbs nicht
[17] zu reden noch zu richten habe, wie dis. 40 ‘Si Papa1 uns leret, So doch
[18] [Gal. 1, 8] S. Paulus Gal. j den Christen die macht zu schreibt, das sie
auch einen [19] Engel vom Himel zu richten und verdammen haben, wo der selb
wolte [20] ein ander Euangelium predigen. Was ist aber gegen einen Engel von
Himel [21] der Bapst, Cardinal und alle Teufel auff einen hauffen?2 On das3
hiemit [22] der Bapst nicht allein sein Gotteslesterung und verfluchte luegen
und abgoetterey [23] mus offenbaren, Sondern auch seinen grossen, groben Esels
kopff mus aller [24] welt zeigen, als der gar nichts verstehet, Was ein Christ,
Kirche, Gottes Wort, [25] Geist und Gott sey. Denn wo ers verstuende, wuerde er
wol wissen, das Gottes [26] Wort der hoehest Richter ist, uber alle Creatur,
Und wer das im rechten Glauben [27] [1. Kor. 2, 15] hat, der heisst j. Corinth.
ij. Geistlich, der alles richten und jn niemand richten [28] kan, Nicht seiner
Person halben, Sondern des Worts und Geists halben, der [29] [1. Kor. 2, 16] in
jm wonet und durch jn redet und richtet, wie S. Paulus daselbs sagt: “Wir [30]
haben Christus Sinn.” Darumb ists [Bl. Bb 4] nichts, denn eitel grobe Roemische
[31] Eseley, mit Bapst und Cardinalen.
[32] ALso
rennet sich der Bapst selbs ab4, richtet, urteilet, und setzt sich selbs [33]
aus der Christlichen Kirchen, eben mit dem, das er nicht wil gerichtet sein,
und [34] [Luk. 19, 22] macht sich selbs zum Heiden, und gehet, wie der HERR
sagt: “Aus deinem [35] eigen munde wirstu verdampt.” Denn weil du nicht wilt
gestrafft sein, wie [36] [Matth. 18, 17] alle andere Christen, Matthei xviij,
so bistu gewislich kein Christ, Bistu kein [37] Christ, So mustu gewislich in
aller Teufel namen Endechrist, oder Bapst unter
[Seite 295]
[ 14jederm
ansehen A yederman ansehen BD]
[1] den
Christen sein. Ja so wolts der Bapst haben, darnach hat er gerungen1, [2] Das,
wer ein Christ sein wil, sol und mus den Bapst fur des Teufels gespenst, [3]
stifft2 und eigenthum halten, dafuer man fliehen, da wider man beten, [4] und
mit allem ernst da wider thun und leben sol, wie wider den Teufel selbs. [5] So
gar fein hat er sich verposteiet3 mit seinen drecketen, das jm niemand [6]
solchen schaden thun kuendte, als er selbs, da er sich wil auffs beste setzen4
und [7] schuetzen, gleich wie er droben mit den zween Spruechen, Vom bawen auff
den [8] Fels Matthei xvj und vom Weiden der Schafe Joh. ulti., darauff er sich
[9] gründet, also hat gestuertzt selbs, das kein schreiben wider jn so
gewaltiglich jn [10] stuertzen kuendte. Das sey vom andern stueck dis mal
kuertzlich gesagt.
[11] Das
dritte stueck.
[12] Ob der
Bapst das Roemische Reich von den Griechen hab auff uns Deudschen [13] gewand.5
Das ist doch ja zu mal6 eine grobe, oeffentliche luegen, die [14] jederman
sehen und greiffen mag. Erstlich, wo wolt der Bapst solch Reich [15] nemen? und
wie wolt er geben, das er selbst nicht hatte? War er doch selbs [16] zu Rom
nicht sicher fuer den Longobarden, die dazumal 200 jar in Jtalien [17] regiert
hatten! Wie eine feine Gabe solt mir das sein, wenn ich, Prediger [18] zu
Wittemberg, wolte das Koenigreich Behemen oder Polen dem Churfuersten [19] zu
Sachsen geben! Und, das ich ein Exempel unser zeit fuere: War es nicht [20]
eine feine gabe, da Bapst Leo x. diesem könige Francisco zu Franckreich das
[21] Keiserthum zu Constantinopel gab? Wo der Koenig nicht klueger were gewest
[22] denn der Bapst und desselben narrheit nicht hette veracht, wie solt er mit
dem [23] Keiserthum zu Constantinopel einen schimpff7 und lecherey angericht
haben! [24] Sie sind warlich recht tol und thoericht, die Roemischen Esel, bey
gesunder vernunfft, [25] das ist ein monstrum.
[26] DEr
Teufel hat uns durch Gottes zorn uber unser suende mit grossen, [27] boesen
narren und grossen, groben Eseln zu Rom betuenget8, die nicht anders [28]
dencken, denn also: Wir lesen keine Buecher, darumb wird sie auch niemand [29]
lesen, sondern was wir Esel fartzen und tuengen, das muessen die Bestien wol
[30] fuer Artickel halten, [Bl. Cc 1] ursach, sie gleuben, das wir S. Peters
Erben sind [31] und koennen nicht jrren.
[Seite 296]
[1] DJe
historien sagen also, da wider des Bapstes fartzen nichts gilt: Da [2]
Constantinus der grosse den Keiserlichen sitz von Rom gen Constantinopel [3]
wand1 (welchs ein zeichen war, das Rom solte an sein ende komen), ist darnach
[4] Rom von tag zu tag geringer worden, bis die Gotten kamen und unter [5] dem
Keiser Honorio Rom gewonnen mit dem Welschenlande. Darnach kamen [6] die
Wenden2, darnach die Longobarden, Das Rom inwendig3 100 jaren wol [7] viermal
gewonnen und verstoeret ist, allein von den Gotten und Wenden, davon [8] mustu
die Historien lesen. Die Gotten und Longobarden sind Deudschen gewest. [9] Da
es nu mit Rom und Welschemlande auff die hefen4 und todte neigen5 [10] komen
war, und die Keiser zu Constantinopel nicht mehr retten noch helfen [11]
kundten, weil sie selbs zuthun gnug hatten mit Gotten, Persen, Sarracenen, [12]
und nu die Lender Deudsch6, Franckreich, Hispanien vom Roemischen Reich weg
[13] waren, Auch Jtalia den Longobarden unterthan, das Rom nichts mehr war,
[14] hiengen sie sich an den Bapst, Und da sie hoereten, das Carolus Magnus ein
[15] mechtiger Koenig war, als der Deudschland und Franckreich unter einer kron
[16] hatte, lockten sie jn zu sich wider der Longobarder Koenig, welche nu wol
[17] 200 jar in Welschenlanden hatten seuberlich7 und messig regirt, und
Vettern, [18] Mumen, Soene und Toechter, Schweger unternander worden waren,
davon [19] das land Lombardey noch den namen hat.
[20] DA kam
Carolus dem Bapst zu huelffe wider der Longobarder Koenig [21] (hoerestu es,
liese die Historien), Und Carolus war nu ein fromer andechtiger8 [22] Christ.
da er zu Rom am Christag in der Kirchen ist, rufft der Bapst, Carolus [23] sey
Roemischer Keiser, on sein wissen und willen. Denn Carolus hernach gesagt, [24]
wo er sich des versehen hette, wolte er nicht in die Kirchen komen sein, [25]
Wolte auch den Namen “Roemischer Keiser” aus des Bapsts geschrey nicht [26]
annemen noch fueren, bis die zu Constantinopel drumb gefragt, und drein bewilligten.
[27] Also ward Carolo der Name gegeben, das er Roemischer Keiser solt [28]
heissen, gegen abend, wie die zu Constantinopel gegen morgen, Weil doch die
[29] zu Constantinopel nu mehr das Reich gegen abend verloren, und nicht
erhalten9 [30] kundten. Und solche teilung des Roemischen Reichs ist dazumal
nicht new noch [31] die erste gewest, Denn zuvor Theodosius seine zween Soene,
Arcadius und [32] Honoxius, Jtem der grosse Constantinus seine sone
Constantius, Constans, [33] Constantinus, auch also in das Reich geteilet
hatten, Ja auch Augustus und [34] Antonius, Jtem Julius und Pompeius,
Diocletianus und Maximia-[Bl. Cc ij] [35] nus, Und so fort an ist die mehrer
zeit das Roemisch Reich in zwey oder drey [36] Heubter geteilet gewest, und
selten unter ein Heubt komen.
[37] ABer des
Bapsts Wort lauten, als hette er das Reich von den Griechen
[Seite 297]
[ 20 gehabt]
gehabt A 29 seinem] senem A]
[1] genomen
und den Deudschen zu gewand. das ist erlogen und gantz ein Bepstisch [2]
gewesch.1 Erstlich daher, das er nichts hat vom Griechischen Reich nemen und
[3] weg geben koennen, Sondern das Roemisch Reich gegen morgen ist zu
Constantinopel [4] blieben, Und hat sich der selbe Keiser zu Constantinopel
jmer fuer und [5] fuer Roeuml;mischer Keiser genennet und geschrieben, gleich
wie unser Keiser sich [6] Roemischer Keiser geschrieben hat, On das2 man jenen
hat Constantinopelisch, [7] Unsern den Deudschen Keiser geheissen, Darumb das
jr keiner zu Rom den [8] sitz hatte, Sondern jener zu Constantinopel, dieser in
Deudschen landen gesessen [9] ist, Aber es ist beides einerley Roemisch Reich
gewesen, geteilet (wie gesagt), [10] ein teil gegen morgen, das ander gegen
Abend. Und haben sich beider [11] seits des alles vertragen.3 Denn Carolus
hatte seine Bottschafft bey dem zu [12] Constantinopel, und widerumb jener
seine Bottschafft bey Carolo zu Ache. [13] Und solchen Vertrag hat erstlich mit
Carolo auffgericht die Keiserin Jrene, [14] nach jr Nicephorus und Michael. Und
zu warzeichen4 ward im vertrag Venedig [15] ausgenomen, das es fuer sich selbs
solte eine Herrschafft, weder diesem noch [16] jenem Keiser unterthan, sein.
Solchs schreiben auch des Bapsts Historici selber, [17] als Platyna5 etc.
[18] Weiter
sagen sie, das Otto der ander, unser Deudscher Roemischer Keiser, [19] des
grossen Ottonis son, habe des Roemischen Keisers Johannis zu Constantinopel
[20] Schwester gehabt, mit namen Theophania, von welcher komen ist Otto [21]
der dritte, Und hat dazu Otto der ander seinen Schwager, Keiser Johannen, [22]
zu Constantinopel wider eingesetzt, da er abgestossen6 war, das also Otto der
[23] dritte, von der mutter her, auch hette das Roemisch Keiserthum zu
Constantinopel [24] erben muegen, Darumb der Bapst nicht ein har breit hat von
den Griechen [25] auff die Deudschen gewand, wie seine unnuetzen wort narren.
[26] ZUm
andern hat der Bapst viel weniger vom Roemischen Reich des teils [27] gegen
abend auff die Deudschen gewand oder gegeben. Was solt er geben, der [28] selbs
nichts hatte? Carolus hatte zu der zeit Deudschland und Franckreich [29]
Erblich von seinem Vater Pipino, und krieget mit den Sachsen 30 jar. Denn [30]
diese lender, Deudschland, Franckreich, Hispanien (wie gesagt), waren lengest
[31] vom Roemischen reich gefallen, und Carolus muste Welschland mit dem schwert
[32] gewinnen von den Longobarden und den Bapst retten. Darnach gewan er [33]
[Bl. Cc iij] Hungern auch, Das es die warheit ist, Carolus habe vom bapst [34]
nichts, on den blossen ledigen namen “Roemischer Keiser”, welchen er doch auch
[35] nicht hat woellen annemen hinder7 dem Keiserthum zu Constantinopel, wie
wir [36] gehort haben. Aber solcher lediger name hat die Deudschen viel
gestanden8, [37] Denn die Bepste hernach unser Keiser zu knechten gemacht
haben. Wenn jnen
[Seite 298]
[ 6 sie fehlt
AB 30 Stiffte macht] macht Stiffte A]
[1] etwas
gemangelt, haben unser Keiser auff jr eigen kost den Bepsten und [2]
Welschemland muessen zu huelffe komen, Dafur sie jnen hernach gelonet und [3]
gedancket mit aller schalckheit und bueberey, etliche Keiser vergifft, etliche
gekoepfft, [4] oder sonst verraten und umbbracht, wie denn Bepstliche
heiligkeit und Teufels [5] gespenst hat sollen und muessen thun.
[6] Aber mit
dem ledigen namen und titelen haben sie gleich wol die klawen [7] je lenger und
mehr eingeschlagen1, darnach mit der kroenung und salbung [8] solchs gesterckt,
jmer weiter und weiter nach dem Reich getrachtet, auff das sie [9] nemen
moechten als die Stifftreuber und Keisermoerder, was die Deudschen ererbet [10]
oder mit dem Schwert gewonnen haben, nach dem Sprichwort unsers [11] [Joh. 4,
37] HErrn Joh. iiij: “Ein ander erbeitet, ein ander nimpts.” Ja, sage ich, Sie
[12] weren gern Keiser durch unser Deudschen gut und blut, die faulen
schendlichen [13] wenste! Also hetten sie auch gern die Election an sich
bracht, Ex. de electio. c. [14] Venerabilem.2 Jtem Caietanus versuchts auch mit
diesem Keiser Carolo. [15] Haben gros unglueck damit gestifft, Abgesetzt die
Keiser durch den Ban, und [16] geboten andere zu wehlen, auffs aller
mutwilligst.3 Zuletzt haben sie auch [17] die Keiser mit Eids pflichten4 unter
sich bracht, welchs sie der Teufel hat geheissen. [18] Aber alles darumb, das
sie wollen selbs Keiser sein in frembden gut. [19] Haben auch offt versucht,
den ledigen5 Titel wider von den Deudschen auff [20] Franckreich zu wenden,
auff das sie mit dem selben Koenige auch spielen moechten, [21] wie sie mit den
Deudschen Keisern gethan haben.
[22] Aber wol
fein were es gewest, das die Keiser hetten dem Bapst seine [23] schmir6 und
Kroenung gelassen. Denn sie wol Keiser koennen sein on des [24] Bapstes Schmir
und Kroenung, welche machen keinen Keiser, Sondern die Churfuersten [25] machen
einen Keiser, ob er gleich nimermehr vom Bapst geschmirt [26] wuerde, wie
Luduicus iij., Conradus j., Heinricus j., Conradus Sueuus, [27] Rodolphus,
Maximilianus und etliche mehr vom Bapst ungeschmirt sind [28] blieben. Denn der
Bapst macht mit seiner schmir zu viel unlusts und ungluecks [29] im Reich. Sind
doch wol auch etliche Bisschove on Pallien blieben, [30] allein die Walh der
Stiffte macht Bisschove, wie es auch recht ist, und gnug [31] were, das jm die
Nehesten Bisschove die hende aufflegten, Und liese das lesterliche, [32]
fressende, Beerwoelffisch monstrum zu Rom seine schmir und henffene [33] faden7
brauchen, wo zu er kuendte.
[34] [Bl. Cc
4] HJe her nu, Bapstesel, mit deinen langen Esels ohren und verdampten [35]
luegen maul! Die Deudschen haben das Roemische reich nicht von [36] deinen
gnaden, Sondern von Carolo Magno und von den Keisern zu Constantinopel,
[Seite 299]
[1] du hast
nicht ein harbreit davon gegeben, aber ummesslich viel [2] hastu davon
gestolen, mit liegen, triegen, Gottlesterung und abgoettereien, wie [3] du mit
den Bischoven auch zu erst durch luegen, darnach mit Pallien, Eiden, [4] schetzungen1,
hast als ein Teufel gehandelt. Aber hie mus ichs lassen. wils [5] Gott, im
andern buechlin wil ichs bessern. Sterbe ich in des, So gebe Gott, [6] das ein
ander tausent mal erger mache, Denn die teufelische Bepsterey ist das [7] letzt
unglueck auff Erden, und das neheste2, so alle teufel thun koennen mit alle [8]
jrer macht. Gott helffe uns, Amen.
[Seite 300]
[Einleitung]
Am 23.
Februar 1545 schreibt der in Wittenberg studierende Nikolaus Rudolph an Stephan
Roth in Zwickau: ‘Dicunt Lutherum duos iam componere libros in papam, quibus
vicissim illum ulciscatur et egregie eum depingat coloribus suis’. Buchwald,
der den Brief ediert hat1, versteht unter den zwei gegen den Papst gerichteten
Büchern, die Luther jetzt verfasse, die Schrift wider das teuflische Papsttum
und die “Papsttreu”, die uns hier beschäftigt. Schäfer folgt ihm hierin2 und
verwertet zugleich die Briefstelle als Beweis dafür, daß Luther die “Papsttreu”
nicht nur bevorwortet und glossiert, sondern auch die Übersetzungsarbeit
geleistet habe. Nun ist aber diese Briefstelle offenbar nur ein Niederschlag
desselben in Wittenberg kursierenden Gerüchts, das schon vorher auch nach Halle
gedrungen war und von hier aus am 14. Februar von Justus Jonas an Fürst Georg
von Anhalt folgendermaßen weitergegeben wurde: ‘Contra papam et eius simulatum
concilium scribit rev. d. Lutherus duos aut, ni fallor, tres fulmineos
libellos’.3 Unter den 2 –3 zerschmetternden antipäpstlichen Schriften, die Luther
hiernach z. Z. niederschreibe, müßte man dann folgerichtig verstehen: 1. die
Schrift wider das teuflische Papsttum, 2. die “Papsttreu”, 3. die Cranachschen
Papstspottbilder. Aber zu Nr. 3 würde das ‘scribit Lutherus’ nur sehr schlecht
passen, und zum andern handelt es sich da, wie wir in der Einleitung zu den
Papstbildern ausführen werden, gar nicht eigentlich um eine besondere
Veröffentlichung, die neben Nr. 1 ausgehen und von vornherein von Nr. 1 hätte
unterschieden werden können.
Wir werden
die beiden Briefstellen vielmehr mit Äußerungen von Luther selbst kombinieren
müssen, denen zufolge er außer und nach Nr. 1 dem Papsttum noch einmal zu Leibe
gehen wollte. Schon am Schluß der Einleitung der Schrift wider das teuflische
Papsttum heißt es (oben S. 228, 16ff.): “Aber ich mus hie auff hoeren oder
sparen, was ich mehr wider die Brieve (die beiden Breve gegen Kaiser Karl V.)
und Bulla (die vom 19. November 1544, durch die das Konzil auf den 15. März
1545 nach Trient berufen wurde) zu schreiben habe, denn mein kopff ist schwach,
und fuele mich also, das ichs villeicht nicht moechte hinaus fueren, und doch
noch nicht bin komen dahin, das ich mir fuer genomen habe in diesem Buechlin zu
schreiben,
[Seite 301]
Welchs ich
wil zuvor ausrichten, ehe mir die kreffte gar entgehen ... Bleibt mir etwas
uber von krefften, will ich wider an seine Bullen und Brieve mich machen und
versuchen, ob ich dem grossen, groben Esel seine lange, ungekemmete ohren
kemmen muege”. Weiterhin erwähnt Luther, daß er über den Untertanseid, den die
Päpste von den Bischöfen forderten, nachdem er dieses Thema schon vor 25 Jahren
in den Resolutiones erörtert habe, später noch einmal deutsch handeln wolle,
“wo ichs fuer der menge, so mir zu fellet, nicht vergesse” (oben S. 236, 28).
Und endlich schreibt er am Schluß (oben S. 299, 5), er wolle “im andern
buechlin” nachholen, wie teuflisch die Päpste mit den Bischöfen “zu erst durch
luegen, darnach mit Pallien, Eiden, schetzungen” umgesprungen seien. Dazu
stimmen Stellen aus seinen Briefen. Jn demselben Briefe an Amsdorf vom 14.
April 1545, in dem er diesem dankt für das Lob, das er der Schrift wider das
teuflische Papsttum gespendet, äußert er: ‘institui reliquum libellum contra
papatum absolvere, dum vires sinunt’ (Enders 16, 206). Am 7. Mai schreibt er
demselben: ‘Ego meditor alterum librum contra papatum. Sed differt me capitis
Valetudo, imo Epistolarum scribendarum infinitas, quae mihi otium indignis
modis furatur, etiam violenter rapit. Sed pergam tamen adspirante Deo, quam
potero primum ...’ (Enders 16, 223). Und am 15. Juni: ‘Ego iam institueram 2.
partem contra Papam ... Et ecce irruit Calculus Meus ...’ (Enders 16, 249).
Erst am 23. September hat er den Plan wegen Krankheit und Arbeitsüberbürdung
endgültig fallen gelassen: ‘Contra papam ... esset scribendum. Sed non omnibus
sufficit unus’ (Enders 16, 293). Wir müssen also darauf verzichten, den beiden
Briefstellen, von denen wir ausgingen, eine direkte und bestimmte Angabe über
die Entstehungszeit der “ Papsttreu” und einen Aufschluß darüber, ob Luther
auch die Übersetzung geliefert hat, zu entnehmen.
Andererseits
erscheint es freilich auch so gut wie sicher, daß die “Papsttreu” ziemlich
gleichzeitig mit der Schrift wider das teuflische Papsttum entstanden und
erschienen ist. Während er die letztere Schrift niederschreibt, hat er unsern
historischen Stoff im Auge. Wie er zum erstenmal die Umtriebe der Päpste gegen
die deutschen Kaiser erwähnt, fügt er hinzu (oben S. 218, 21ff.): “Solchs
wirstu sagen, das es die warheit sey, wenn du die Historien liesest, wie sie
mit den Keisern sind umbgangen.” An einer anderen Stelle ruft er aus: “Wie
haben sie mit unsern Deudschen Keisern gethan, Fridrico dem ersten, und dem
andern” (oben S. 263, 24f.). An den Stellen, wo er voller Jngrimm davon redet. daß
Kaiser und Könige dem Papste haben die Füße küssen müssen (oben S. 214, 31.
234, 9. 263, 23. 289, 3. 292, 34), daß er sie mit Füßen getreten habe (oben S.
234, 9. 34. 280, 2. 292, 34), schweben ihm gewiß die in der “Papsttreu” Ausgabe
B Bl. A iija und H ija geschilderten Szenen vor. Auch an der folgenden Stelle
denkt Luther wohl an das Verhalten Hadrians IV. und Alexanders III. gegen
Barbarossa, wie es in der “Papsttreu” geschildert wird: “Wenn jnen etwas
gemangelt, haben unser Keiser auff jr eigen kost den Bepsten und Welschemland
muessen zu huelffe komen, Dafur sie jnen hernach gelonet und gedancket mit
aller schalckheit und bueberey, etliche Keiser vergifft, etliche gekoepfft,
oder sonst verraten und umbbracht ... (oben S. 298, 2ff.). Vgl. nämlich “Papsttreu”
B Eb und Gb.
[Seite 302]
Die “
Papsttreu” ist eine z. T. ziemlich freie Übersetzung der Abschnitte fol. H 6a
–Z 6b der Vitae Romanorum pontificum von Robert Barnes. Wir erinnern uns, daß
dieses Werkchen Anfang 1536 in Wittenberg mit einer empfehlenden Vorrede
Luthers erschienen ist.1 Jn dieser Vorrede hatte Luther es freudig begrüßt, daß
jetzt zu dem Angriff gegen das Papsttum, den er selbst ‘in principio non valde
gnarus nec peritus historiarum’ ‘a priori, hoc est ex scripturis sanctis’ geführt
habe, ein andrer Angriff ‘a posteriori, hoc est ex historiis’ käme. ‘Nam quod
ego S. Paulo et Daniele Magistris didici et docui, Papam esse illum Adversarium
Dei et omnium, hoc mihi historiae clamantes re ipsa velut digito monstrant’.2
Besonders lehrreich in dieser Beziehung mochten ihm nun die Abschnitte
erschienen sein, in denen Barnes über die von Hadrian IV. und Alexander III.
Friedrich Barbarossa gegenüber an den Tag gelegte Hoffart und Perfidie
berichtete. Er gab deshalb jetzt eine Übersetzung dieser Abschnitte heraus.
Schäfer und auch Köstlin-Kawerau3 sind der Meinung, daß nicht nur die
Randglossen, sondern auch die Übersetzung selbst von Luther herrühre. Schäfer
führt dafür außer jenem Briefe des Nikolaus Rudolph an Stephan Roth “gewichtige
innere Gründe” an, “wie eine Anzahl von Ausdrücken, welche den Luther ganz
eigentümlichen Sarkasmus und Witz deutlich zeigen”. “Das macht sich nicht nur
in einzelnen Worten bemerkbar, sondern geht durch die ganze Schrift hindurch
und ist am auffälligsten an den Stellen, wo der Übersetzer von seinem Original
ein wenig abweicht. Die Sprache der Übersetzung ist etwas schwerfällig und
archaistisch. Hier und da ahmt sie mit Absicht und glücklichem Humor den
Kurialstil nach.” Eine “ganz ähnliche Redeweise” finde sich in der von Luther
übersetzten donatio Constantini, mit der die “Papsttreu” auch in der ganzen
Anlage “ vielfache Ähnlichkeit” habe. Daß aus jener Briefstelle nichts für
Luthers Autorschaft zu gewinnen ist, haben wir schon gesehen. Aber auch der
Hinweis auf “ gewichtige innere Gründe”, auf Stilgemeinschaft, vermag nicht zu
überzeugen. Andererseits spricht freilich auch nichts geradezu dagegen,
insbesondere nicht — was wohl geltend gemacht werden könnte — die Behinderung
Luthers durch mannigfache Krankheit und Arbeitslast. Übersetzungen fielen
Luther unglaublich leicht. Das ganze Neue Testament hat er bekanntlich in noch
nicht 11 Wochen übersetzt.
Schäfer hat
in seinem Buche “Luther als Kirchenhistoriker” S. 355ff. die “Papsttreu”
vollständig abgedruckt und zugleich an einzelnen Stellen mit der Vorlage, den
Abschnitten bei Barnes, verglichen. Nach diesen Einzelvergleichungen kann man
sich jedoch noch kein rechtes Urteil über das Verhältnis des Übersetzers zu
seiner Vorlage bilden. Jm folgenden sind daher die Abschnitte aus Barnes in
extenso unterm Strich mit abgedruckt worden.4 Schäfer hat sich ferner auch
bemüht, die Quellen, aus denen Barnes geschöpft zu haben angibt, nachzuweisen.
Doch sind seine Angaben auch in diesem Punkte nicht genügend und nicht genau genug.
Z. B. bespricht er S. 358 folgende Stelle der “Papsttreu” (B B iija) (Antwort
[Seite 303]
Barbarossas
auf das Ansinnen der römischen Gesandtschaft): “Lieben Herr von Rom, das
erbieten lesset sich wol ansehen, Aber es ist ja zu tewr am kauff”. Bei Barnes
fol. H 6a lautet die Stelle: ‘Grata promissio, sed cara nimis litatio’. Nun
behauptet Schäfer a. a. O. Anm. 1, in Barnes Quelle, Krantz' Saxonia VI 16,
stehe ‘licitatio’; bei Barnes sei ‘litatio’ offenbar Druckfehler, den Luther
nach dem Original bei Krantz verbessert habe. “Wenn er also die ‘Papsttreu’
selbst übersetzt hat, muß er auch Krantz gekannt haben”. Nun steht aber in der
Originalausgabe von Albert Krantz' Saxonia (Köln, Joh. Soter 1520)1 auch nur
‘litatio’. Der von Schäfer gezogene Schluß, daß Luther über Barnes auf Krantz
zurückgegangen sei, ist also hinfällig. An einigen anderen Stellen läßt es sich
dagegen allerdings einwandfrei nachweisen, daß der Übersetzer über Barnes auf
dessen Quelle zurückgegriffen hat. Schäfer bemerkt S. 371 Anm. 2 ganz richtig,
daß Barnes den Brief Hadrians IV. an Barbarossa und dessen Antwort darauf, die
am besten in den Monumenta Germaniae historica, Scriptores 6, 408: Sigeb.
contin. Aquicinctina a. 1157. 1158 gedruckt sind, aus Nauclerus' Chronik2 vol.
II gen. 39 genommen hat, unterläßt es aber, die Texte der “Papsttreu” bei
Barnes und bei Nauclerus mit einander zu vergleichen. Dabei hätte sich ihm
ergeben, daß der Übersetzer nicht dem Texte bei Barnes, sondern dem bei
Nauclerus folgt:
[Table: ]
[Tabelle: ]
Endlich hat
Schäfer S. 386 Anm. 3 die von Barnes fol. Z va unter seinen Quellen genannte
‘Germanica historia de Frederico Barbarossa’ in einer “wahrhaftigen Historie
von dem Kaiser Friedrich der erst seines Namens, mit einem langen roten Bart,
den die Walen nennten Barbarossa ...” entdeckt, die im Jahre 1519 in Augsburg
und in Landshut und um 1530 in Köln im Druck erschienen ist.3 Dagegen hat er
nicht eruieren können, welche Schrift von Johannes Adelphus4 Barnes (vgl. fol.
Y 6b und Z ija) benutzt hat. Es ist die folgende:
[Seite 304]
“Barbarossa.
|| Ein warhafftige beschreibūg des || lebens vnd der geschichtē.
Keiser fri || derichs des erstē, genāt Barbarossa ...” (Straßburg,
Grüninger 1520 28. August).1 Es zeigt sich, daß die “wahrhaftige Historie” in
diese Kompilation übergegangen ist, so daß erstere von Barnes gar nicht hätte
zitiert zu werden brauchen. Eine weiter eindringende quellenkritische
Untersuchung der Papstbiographien von Barnes würde gewiß noch manches andere
Ergebnis liefern, doch würde eine solche Untersuchung außerhalb des Rahmens
unsrer Einleitung liegen. Hier genügt es, zu betonen, daß das Werk von Barnes
keinen wissenschaftlich-historischen Wert hat und noch viel weniger
infolgedessen eine Übersetzung einiger Abschnitte daraus, wie sie in unserer
“Papsttreu” vorliegt.
Ausgaben:
A “Bapsttrew
Hadriani || iiij. vnd Alexanders iij. gegen Key || ser Friderichen Barbarossa
geuebt. || Aus der Historia zusamen || gezogen nützlich zu- || lesen. || Mit
einer Vorrhede || D. Mar. Luthers. || [Bild] ||” Titelrückseite leer. 26
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –F), letztes Blatt (= F 6) leer. Am
Ende (Blatt F 5b Z. 1): “Gedruckt zu Straßburg durch || Wendel Rihel. Anno ||
M. D. xlv.||”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; München
H., Wittenberg, Wolfenbüttel; London. — Fehlt Erl. Ausg.
B “Bapsttrew
Hadriani iiij. || vnd Alexanders III. gegen Keyser || Friderichen Barbarossa
geuebt. Aus der Hist || oria zusamen gezogen nuetzlich || zulesen. || Mit einer
Vorrhede || D. Mar. Luthers. || [Bild] ||” Titelrückseite leer. 32 unbezifferte
Blätter in Quart (= Bogen A –H), die drei letzten Seiten (= Blatt H 3b H 4)
leer. Am Ende (Blatt H 3a Z. 20): “Gedruckt zu Wittem || berg, durch Joseph ||
klug. Anno. || M. D. XLV ||”
Blatt A 4b trägt ein Bild: Der Papst
setzt dem Kaiser den Fuß auf den Nacken. Jn einem Teil der Ausgabe ist das Bild
ohne jeden Text abgedruckt, in anderen Exemplaren (z. B. allen drei Zwickauern)
trägt es die Überschrift “Historia von Bapst Alex-||ander III. wie er den
Keiser Fried-||richen Barbarossa dem Tuercken verrhaten || hat. ...”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8041 [BII] u. Luth. 8041bis [BI]), Dresden, Heidelberg, Hamburg [BI],
München H. [BII], Stuttgart [BII], Wittenberg, Wolfenbüttel [BI], Zwickau (3
Ex.). — Erl. Ausg. 32, 358 (einziger “ältester” Druck).
C “Bapst trew
Hadriani iiij. || vnd Alexanders III. gegen Keyser || Friderichen Barbarossa
geuebt. Aus der Histo-||ria zusamen gezogen nuetzlich || zulesen. || Mit einer
Vorrhede || D. M. Luthers. || [Bild] ||” Titelrückseite leer. 32 unbezifferte
Blätter in Quart (= Bogen A –H), die drei
[Seite 305]
letzten
Seiten (= Blatt H 3b H 4) leer. Am Ende (Blatt H 3a Z. 20): “Gedruckt zu
Wittem-||berg, durch Joseph || Klug. Anno. || M. D. XLV. ||”
Jn
einigen Exemplaren heißt es Blatt B 1a Z. 1 “Bapst Hadriani, || des namens der
iiij legend, || darin nu auch ein gut Exempel des || Babsts trew gegen den ||
Keysern. || ...”, in anderen “Bapst Hadriani, || des namens iiij legend,
da-||rin nu auch ein gut Exempel der || Babsts trew gegen den || Keysern. ||
...”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8042 [CII]), Dresden, Hamburg (unvollständig: nur Bogen A), Wernigerode
[CII], Wolfenbüttel [CI], Zwickau; London [CI]. — Fehlt Erl. Ausg.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 4 (1551), 447bf.; Jena 8 (1558), 230b –231b;
Altenburg 8, 417f.; Leipzig 21, 454 –467; Walch1 19, 2445 –2481; Walch2 19,
1964 –1967; Erlangen 32, 358 –396.
Dem
Lutherbiographen mag es überlassen bleiben, zu untersuchen, ob Luther wohl 1545
Zeit und Lust gefunden haben kann, zur Ergänzung von Barnes historische
Literatur zu durchforschen. Dem Lutherpsychologen aber wird es unmöglich
scheinen, daß Luther, nachdem er sich in der Übersetzung gründlich in seine
Vorlage vertieft und sie als geschichtliche Quelle anerkannt, einen Teil davon,
nämlich die apokryphe Geschichte von Barbarossas Gefangennahme am Fluß Saleph
entweder vergessen oder bewußt verleugnet hätte. Eines von beiden müßte aber
angesichts der Vorrede Luthers angenommen werden, wo Luther sagt (s. unten S.
308, 31f.): “Darüber sein Leben gewagt und im Wasser verloren”.
Auch eine
philologische Betrachtung ergibt die Unhaltbarkeiten von Schäfers Vermutung,
daß Luther die Übersetzung samt den Randglossen verfaßt habe. Freilich schreibt
Luther bisweilen im Kurialstil, in amtlichen Schriftstücken, in kurzen
Auslassungen mit entschieden humoristischer oder satirischer Färbung, so in der
Klageschrift der Vögel, in der Neuen Zeitung vom Rhein. Jn unserem Fall lag ein
vernünftiger Grund für einen künstlichen Kurialstil nicht vor. Der Zwang, ihn
durchzuführen, wäre auch bei der Länge des Schriftstückes für Luther allzu
unbequem gewesen. Der schwerfällige, breite, nüchterne Stil war vielmehr der
natürliche für Leute, die lateinisch zu schreiben gewohnt waren, und bei
historischen Schriftstellern gar nicht ungewöhnlich.
Unlutherisch
ist aber auch der Wortgebrauch und die Rechtschreibung der Schrift. Es ist wohl
kein Zufall, daß eine Anzahl von Worten der ‘Papsttreue’ aus Luther nur aus
ganz früher Zeit oder gar nicht zu belegen sind; so z. B. auffwegen (in Aufruhr
bringen), aufferwegen (dasselbe), eigentlich = sicherlich, der finanz,
abgeschleifft = ermüdet, hoffböslein, hohnlecheln, einkriegen, einsegnen (vom
Kaiser, bei Luther nur von Mönchen und Nonnen), des gemuets = freiwillig, filz
= Verweis (in den Tischreden nur in einer Aurifabrischen Stelle), gewildnis
(ebenso nur bei Aurifaber), fast = eilig, jemals = immer. Fast noch mehr
beweisen die zahlreichen unlutherischen Formen, so ei für e in Reigiment,
Weisen, leidig; weichen f. weihen, gewegen = gewogen, gnung, gerechen =
gerochen, gerächt, jr thuen = tut, trewen, fueddern = fördern, wiste = wußte,
frunde, pflechten = pflegten, hienaus, Raache, vor allem die zahlreichen Präterita
auf e: zohe, schreibe, sahe, name usw. Wie sollte
[Seite 306]
all dies in
eine Lutherische Handschrift geraten? Die Glossen zeigen gleichfalls nicht
wenige in Wittenberg sonst ungebräuchliche Worte und Formen. Sie sind auch so
matt und liegen Luthers Jnteresse und Geschmack zum guten Teil so fern, daß er
als Verfasser unbegreiflich wäre. Dazu kommt noch, daß die beiden Wittenberger
Drucke so unerhört schlampig gesetzt und korrigiert sind, daß irgendwelche
Teilnahme Luthers oder seines Korrektors für den Druck nicht angenommen werden
kann. Die sinnlosesten Druckfehler, wie etwa zinzu fuer hinzu sind in den
beiden Auflagen stehengeblieben.
Mustern wir
die unlutherischen Worte und Formen nach ihrer Heimat, so weisen sie uns nach
dem Südwesten. Ein Teil ist vorwiegend oder ausschließlich aus dem Elsaß zu
belegen1, so eigentlich = sicher, filz = Verweis wenigstens aus filzen =
schimpfen zu erschließen, gewildnis, gebündnis, zuthetig, auffwegen aus
aufwegig (Straßburg) zu erschließen, sich verwegen, gethun, gehorsamen. Auf den
Süden weisen wenigstens fuerdern, des gemuets (schwäb.), hochfertig (auch
elsäss.), ruwe (in Wittenberg, wo dafuer ruge gebräuchlich, als reue
verstanden!), auch die überhochdeutschen Formen schreibe, name, zohe sind in
Oberdeutschland häufiger als im Norden. So liegt die Annahme nahe, daß diese
Formen dem Übersetzer angehören. Es fragt sich nur, ob sie nach Wittenberg in
einem Manuskript oder in einem Druck gekommen sind. Jm ersteren Fall hätte
Luther seine Vorrede dazu geliefert und das Ganze an die Klugsche Druckerei
gegeben. Jm letzteren Fall hätte Luther seine Vorrede nach auswärts, etwa nach
Straßburg, geschickt, ohne den Text des Buches zu Gesicht zu bekommen. Hiefuer
spricht, daß er die Geschichte von Barbarossas Gefangennahme am Saleph nicht in
Erinnerung hatte, was unmöglich wäre, wenn er das Buch eben erst gelesen hätte.
Das Buch von Barnes mochte er seit 1536 zum Teil vergessen haben.
Jst nun
vielleicht der Straßburger Druck der Urdruck der ‘Papsttreue’? Jm ganzen
genommen wäre es sehr wohl möglich. Die Straßburger oder allgemein
oberdeutschen Formen wären in ihm selbstverständlich, und an nicht wenigen
Stellen steht in A das Richtige, wo B, C Fehler bieten. Dagegen spricht nur,
daß die Wittenberger Drucke an einer einzigen Stelle die fremdartige Form
haben, ohne daß sie der Straßburger aufweist, nämlich in Reigiment. Ferner
fehlen im Straßburger Druck einige der Randglossen: [C ij] qui — ruunt, [C iij]
Ad sane — potest und Nach dem — meis, [Dij] das Stück vel — will; lauter Sätzchen,
die, zum Teil lateinisch, eine Verderbnis zu enthalten scheinen, zum Teil ganz
unverständlich sind. Das könnte ja wohl für den Straßburger Setzer ein Grund
gewesen sein, sie einfach wegzulassen. Doch liegt noch näher, anzunehmen, daß
diese paar Sätze in einer schlechten, unleserlichen Handschrift in dem in
Wittenberg als Vorlage verwendeten Druckexemplar eingeschrieben waren und so
gut es eben ging mitgedruckt wurden. Dann wäre der Wittenberger Druck reines
Privatunternehmen Klugs gewesen. Dann wäre auch verständlich, daß Luther und
seine sachkundigen Freunde sich darum nicht annahmen, und daß deshalb der Druck
so erbärmlich schlecht ausfiel. Der Straßburger Druck hat einen Teil der Fehler
nicht, eben weil er dem Original näher stund, nicht weil er die Versehen des
Wittenberger Druckes erkannt und verbessert hätte. Dies ist an manchen Stellen
ganz unwahrscheinlich. Denkbar
[Seite 307]
ist immerhin,
daß auch A nicht der Urdruck, sondern von diesem abgeleitet ist. Dann wäre
wenigstens in ganz einzelnen Fällen die Möglichkeit gegeben, daß B dem Urdruck
näher blieb als A. Wir legen deshalb den Text B zugrunde und geben nur die
Lesarten aus A, freilich nur die inhaltlich wichtigeren. Denn es handelt sich —
abgesehen von der Vorrede — ja nicht um ein Luthersches Werk. Die Vorrede in B
gibt uns aber auf alle Fälle Luthers Formen genauer wieder als der Straßburger
Druck. Daß Luther z. B. Vätter geschrieben hätte, ist ausgeschlossen.
Während B und
C so gut wie gleich lauten, zeigt A eine Anzahl von Formen, die der späteren
Straßburger Druckersprache, nicht der Mundart, eigen sind. Wir verzeichnen, da
es sich nur bei der Vorrede um eine Lutherschrift handelt und schon der Urdruck
stark von Luthers Handschrift abweicht, Formlesarten hier nicht, wie wir aus
demselben Grund auch beim Abdruck des Textes auf kritische Beigaben verzichten.
† O. Brenner.
[1] [Bl. A
ij] Martinus Luther. Doctor.
1545
[ 13 leset]
liset A]
[2] Recht und
wol ists gethan, Wers nur thun kan, das man den [3] Bapst getrost her aus streiche
als den Ertzfeind unsers HERRN [4] und Heilands und verstoerer seiner heiligen
Christlichen kirchen. [5] Hie zu dienen, neben der heiligen schrifft, seer wol
die historien [6] von den Keysern, darin man sihet, wie die Bepste voller
Teuffel [7] sind gewest, und noch jmer bleiben, dazu seer grosse, grobe1,
ungelerte esel jnn [8] der schrifft, zur ewigen schande des verfluchten stuels
zu Rom, sich beweiset [9] haben. Denn sihe nur hie an den teufflischen hohmut
und bosheit Hadriani [10] Quarti und Alexandri iij., Wie sie mit dem loblichen
Keyser Fridrico j. umb [11] gehen. Und ich halt wol, wo sie itzt sind jn jhenem
leben, oben, mitten oder [12] unten jn der Helle, so duerffen sie keines
Peltzes.2 Und sind die allerheiligesten [13] Veter die allerhellischten worden,
denn von jhrer busse leset man nichts. Sind [14] jn jhren suenden, der sie als
der loeblichsten thaten gerhuemt haben sein wollen, [15] gestorben.
[16] Denn wo
die verzweivelten3 buben nicht Bepste und grobe4, ungelerte Esel [17] des Teuffels
weren, sondern rechte frome, gelerte Bischove gewest, hetten sie
[Seite 308]
[ 2 j. Pet.
ij] Pet. ij ABC 6 xci] xc ABC 30 jhn] ich B fehlt C]
[1] freylich1
gewust, Ja es hette sie muessen hoechlich erschrecken, das sie solten einem [2]
[1. Petri 2, 13] Keyser, als der Maiestet von Gott geordent und zu ehren
geboten, j. Pet. ij, [3] auff den hals tretten2, Und dazu so schmehlich mit der
schrifft, auffs schendlichst [4] und lesterlichst verkeret3, verhoenet, wie hie
Alexander iij. den spruch [5] [Ps. 91, 13] Psal. xci: “Auff der Ottern und
Basiliscen wirstu gehen und auff den Lewen [6] und Trachen wirstu tretten”
durch sein hellisch Teuffelisch maul wider den Keyser [7] zum spot und Rach so
bitterlich gifftiglich braucht, Denn jn diesem fal solt [8] man billicher
sagen, das der hellische Trache und Lewe, Otter und Basilisce [9] Alexander
iij. gehet und tritt einem Christlichen fuersten und jn dem Fuersten [10]
Christo selbst auff den hals, das ist die warheit.
[11] [Bl. A
iij] Und solche bosethat4 dieses schendlichen verdampten Bapsts Alexandri [12]
solten die Keyser, Koenige, Fuersten und weltliche Herrn den Bepsten, ja
Bestien, [13] nimer mehr vergeben, sondern ewiglich gedencken und auffrucken5,
zu ewiger [14] schande dem Roemischen Teuffelischen stueel, gleich wie Christus
solchs den Bepsten [15] und stuel zu Rom nimer mehr vergibt noch vergeben wird,
Seine Christliche [16] Kirche auch nicht, Denn es rewet sie nicht, Sie buessens
nicht, die lesterlichen [17] verzweivelten buben, Sondern lachens6 noch da zu,
und haben wolgefallen [18] dran, als sey es wolgethan, wolten wol gern an allen
Keysern, Koenigen, [19] Fuersten solch grewlich Exempel uben, wenn sie dazu
komen kundten. Und wer [20] ein from Christen ist und sein wil, der solt auch
allein umb dieser einigen [21] that willen den namen Bapst anspeyen, so offt er
jhn hoeret nennen, oder lese, [22] oder dran gedechte. Denn was der Bapst thar7
einem Keyser, solcher hohen [23] person von Gott gesetzt, thun, das thurste8 er
viel mehr dir und mir, Ja der [24] gantzen Christenheit, auch Christo und Gott
selbs, thun, wie sein Vater der [25] [Joh. 8, 44] Teuffel auch thut, Und jn
solchs zu thun geleret hat.
[26] Denn
Keyser Friedrich ist kein unchrist nach ketzer gewest, hat die Kirche [27] mit
ernst gemeinet9, gerechtigkeit, zucht und ehre seer lieb gehabt,
ungerechtigkeit [28] seer feind gewest, den feinden, wo sie sich erkennet,
uberaus gnedig und Barmhertzig [29] sich erzeigt, Ein seer trefflicher,
theuerer, weidlicher10, kuener und sieghafftiger [30] Fuerst, das ich jhn jn
meinem hertzen seer lieb habe. Hat auch einen [31] starcken zug wider die
Sarracenen, die Christen zu retten, gethan, Darueber [32] sein leben gewagt und
jm wasser verloren. Und solchen theuren mann sol
[Seite 309]
[ 15 hoenen]
hoeren C]
[1] solcher
unfletiger wanst, fauler bauch, garstiger balg und schnoeder sack1, der [2]
kein Bischoff noch einiges ampt jn der Kirchen hat (denn Bapstum ist vom [3]
[Mark. 1, 7] Teuffel, wie wir wissen2, mit fuessen tretten, dem er nicht werd
were, die schuech [4] aus zu zihen?!
[5] Solt
nicht ein Bapst (wenn er ein Christ were) dencken: Wenn ich gleich [6] nicht
seiner kron und maiestet von Gott geordnet (wie es j. Pet. ij spricht: [7] [1.
Petri 2, 17] ‘Ehret den Koenig’) schonen wolt, so wil ich doch schewen die
heiligen tauffe [8] und das theuere bluet Christi, damit er zum Christen
geheiliget ist, das meine [9] fuesse daran sich nicht so grewlich versuendigen.
Ja wol, was solten [Bl. A 4] die [10] lesterlichen buben und Gottsverechter,
die grossen groben Esel, Toelpel, Knebel3, [11] Rueltze4, Filtze5, Rangen6,
Klotze, Ploche7, unvernuenfftige narren, die Teuffels [12] larven8 und putzen9,
dencken, on was dem Teuffel wol gefellet?
[13] Und wenn
er schon ein Ketzer oder boese were gewest, solte jhn darumb [14] ein Bapst,
der hundertmal erger ist, mit fuessen tretten? so schmehlich mit [15]
verfelschtem wort Gottes hoenen? Leret uns die schrifft kein andere weise, die
[16] suender zu straffen, denn das man sie mit fuessen trette oder zwinge sie,
dem [17] Teuffel die fuesse zu kuessen? Wenn ein funcke vernunfft oder ein
tropff ehrlichs [18] bluts jn den Bestien und Barbaris, den Bepsten, were,
solten sie sich jn jhr [19] hertz schemen, das sie den aller geringsten
Christen liessen jhnen die fuesse kuessen, [20] schweige das sie solten den
selben mit fuessen treten. Und thueren10 solchs thun [21] den Christen jn den
hoehesten Maiesteten. Aber sie halten Christum fuer eine [22] fabel. Das zeigen
sie mit solchen schoenen fruechten jhrer heilikeit. Davon jtzt [23] gnug, wir
haben noch viel hie von zu reden.
[Seite 310a]
[Papsttreu]
[1] [Bl. B 1]
Babst Hadriani des namens iiii. legend1,
[2] darin nu
auch ein gut Exempel der Babsts trew gegen den Keisern.
1545
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 310b
[3] Hadrianus
des namens der vierd war von geburt ein Engellender2, ward vom [4] Babst
Eugenio in Norwegen geschickt3, das er die Norweger den Christen [5] glawben
lerete.a[ a) [19] Norwegen wird Christen.]. Da er das ausgericht, macht jn der
Babst zum Bischoff [6] und Cardinal, und nach Anastasio4 ward er zum Bapst
erwelet, zur zeit, als [7] Friedericus des namens der erst, genant Barbarossa,
das Romisch Reich regiert, [8] welcher auch umb die zeit die Marggraffsschafft
Osterreich zum Hertzogthumbb[ b) [19] Osterreich, vorhin ein Marggraffschafft,
wird ein [20] Hertzogthumb.] und [9] des Hertzogthumb Behem zum Koenigreich
gemacht.c[ c) [20] Behem wird ein Koenigreich.]
[10] Dieser
Hadrianus hat sich bald im anfang wol angelassen. Denn da er jtzt [11] erwelet
war und die geistliche rott zu Rom begert, das er sich in Laterano, wie [12]
gewonheit ist, weichen und einsegnen ließe, Wolt ers nicht thun, sie
verschafften5 [13] denn zuvor, das Arnoldus Brixianus6, welchen er ein Ketzer
schalte, aus der Stat [14] vertrieben wurde.d[ d) Die Christliche liebe und die
grosse sanfftmut des Hohen Vaters reget sich bald im anfang.] Denn derselb
hatte die Roemer dahin beredet, das sie jre verlorne [15] freiheit widerumb an
sich bracht, Buerger meister erwelt hatten, Und wolten [16] sie vorthin die
Oberkeit selbs zusetzen und zuordnen haben, wolten das Regiment [17] der Stat
nicht mehr beim Babst, sondern bey den Buergermeistern und also bey irer [18]
selbs gesatzten Oberkeit haben, wie vorhin auch ettwa7 gewest war, Ehe die
Bebst
[Seite 311a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 311b
[1] das
regiment an sich gezogen hatten. Und darumb auch, do die Geistlichen solchs [2]
an die Romer begerten, das jn der Babst fuergehalten hatte, Nemlich, das sie
Arnoldum [3] vertreiben solten, die Buergermeister entsetzen und jm das
Reigiment widerumb [4] zu stellen, Legten sich die Roemer mit bit und trewen1
dawider und wolten es keines [5] wegs thun. Aber der Babst bleybe fest auff
seinem fuergefasten mutlin2, wolt Arnoldum [6] vertrieben haben und Er ein Herr
zu Rom sein.a[ a) [22] Hadrianum mag weder bitten noch trewen von seinem boesen
fuernemen erweychen.]
[7] Diese
sach erregt viel grosser zwie-[Bl. B ij]spalt und widerwillens. Darumb [8]
gedacht der Babst auff wege, wie er der sachen rathen3 und ein end machen
moechte, [9] Greyff zu seinen waffen, mit denen seine vorfaren offt Keiser,
Koenig, Fuersten und [10] Land gezwungen hattenb[ b) [23] Tu dic: fuimus Troas.
Es ist aber ietz aus etc.], nemlich zu seiner Tonneraxt4 dem Bann, da mit
schlug [11] und plagt er die Roemer also lang, Das sie Arnoldum vertreiben, die
Buergermeister [12] absetzenc[ c) [23] Der Babst zwingt die Roemer, das sie
[24] jre rechte oeberkeit entsetzen und sich und sich unter seine gewalt
ergeben muessen.] und zwingen muesten, das sie sich des Regiments gantz und gar
verzeihen5 [13] und eussern6 und alles dem Bapst jn seine Hand und gewalt
stellen und lassen [14] muesten. Daraus ein solch entporung und auffrhur zu Rom
entstund, das sich der [15] Babst mit den Cardineln hinweg begeben muste, Denn
sie hatten jm allbereid ein [16] Cardinal daruber7 erschlagen.d[ d)Roemer haben
[25] ein Cardinal erschlagen.]
[17] Da sich
aber auch sonst alle ding jn Jtalien zu eim Krieg, zu entporung und [18]
auffrur wider den Keyser Friedericum schickt (welcher die Cron noch nicht
entpfangen [19] hatt) und etliche Stet in Jtalien von jm abfielen, Schaffet und
ordnet er alle [20] sachen im deudsch Land auff ein ort, samlet ein grossen
zeug und zohe auff Jtalien.e[ e) [25] Keyser Friederich Barbarossa ein
fuersichtiger und muetiger Fuerst.] [21] Und da er die abgefallen wider zu
gehorsam gezwungen, zohe er eilend auff Rom.
[Seite 312a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 312b
[1] Als aber
das geschrey gen Rom kam, das der Keyser mit feinem heer jn eil [2] auff Rom
zohe, Waren die Roemer jn grosser angst, Denn sie musten sich foerchten [3] fur
dem Bapst und auch fuer dem Keyser. Darum schicken sie bald dem Keyser [4] jre
Legaten entgegena[ a) [23] Die Roemer sind practici, suchen gnad und erzeigen
sich dennoch nicht forchtsam.] und liessen jm antragen: Wenn er wolte zu Rom
mit einem [5] triumph einziehen, wie von alters die gewonheit gewest were, So
wolten sie jn als [6] ein Roemischen Keyser entpfahen und auffnemen. Darauff
fragt der Keyser die Legaten, [7] wie er denn einziehen mueste. Die Legaten
sagtens jm nach der leng her, [8] wie vor zeiten die Roemischen Keyser
eingezogen weren, und sonderlich unter anders [9] sagten sie jm, er mueste auff
ein gulden wagen sitzen, den Roemischen Ratshern [10] xx Pfunt Silbers daran
henckenb[ b) [24] Rom wil jmmer gelt haben.] und frembder Nation gut in die
Stat bringen. [11] Zeigten weiter an, das wuerde jm ein grosse eher sein, Das
er, als den die Deudschen [12] Fuersten nur zum Koenig gemacht hatten, also vom
Roemischen Senat und gantzen [13] volck ein Roemischer Keyser erkleret wuerde.
[14] Der
Keyser wuste wol, das die Wahlen1 alle Deudschen gegen jnen fuer gute [15]
einfeltige schlechte gesellen halten, die [Bl. B iij] nicht viel hirns haben.c[
c) [24] Walen halten die deudschen fuer Narren.]2 Darumb [16] erkant er jren
finantz3 bald, hoenlechelt und sprachd[ d) [24] Keyser Friederichs antwort.]:
“Lieben Herr von Rom, das [17] erbieten lesset sich wol ansehen, Aber es ist ja
zu tewr am kauff. Jr begert zuviel [18] aus unserm armen kloster, der kast ist
von vielen Kriegen leer worden.e[ e) [25] Keyser Friederichs Barbarossa manlich
weisheit.] Wir sind [19] her komen, Golt jn Jtalien zuholen, nicht Silber
darein zufueren. Und warlich, [20] wenn jr mit dem hoffboesslin4 ursach5 suchen
wollet, das jr uns widerig sein und [21] euch gegen uns sperren kont, Hettet jr
der arbeit gar nicht bedorfft. Denn habt [22] jr lust zu krieg, er soll euch
one das also bald werden, wir sind ietz eben druemb
[Seite 313a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 313b
[1] hie. Wenn
aber unser rhat etwas bey euch gelten koentea[ a) [20] Keyser Friederichs
manlich gemuet, Suechet doch kein krieg.], deuchte uns, es were [2] euch
nuetzer und besser, jr suchtet wege, wie jr erkennen kontet, was wir bey euch
[3] thun koenten, wenn wir ewr freund weren, Denn das jr suchet, was wir
vermoegen [4] oder thun konnen, wenn wir im harnisch sind.”
[5] Die
Legaten blieben auff jrer meinung, lobten den alten brauch und wolten [6] solch
jr gerechtigkeit1 verteidigen. Da wolt sich der Keyser jrer nicht mehr
annemen2, [7] gab befelch, man solt sie widerumb jre strass ziehen heissen, da
sie her [8] komen weren, Und schickt Er seine Legaten an den Babst, das er zu
jm komen wolte, [9] das er ein gesprech mit im haben mochte. Der Babst hoffet,
er hette nun gelegenheit, [10] das er sich durch den Keyser an seinen
widdersachern rechen konteb[ b) [20] iuxta illud: Die raach [21] ist mein,
Spricht der Herr.], Darumb macht [11] er sich auff und kam mit seinem
geistlichen hauffen dem Keyser entgegenc[ c) [21] Wie Christus, da er zu
Jerusalem ein reite. Aber der [22] H. Babst meinet, der spruch: ‘vos autem non
sic’ Solle daher gehoeren, das er nicht also reiten [22] solle.], mit eim [12]
solchen gebutzten und grossen zeuge3, das es warlich seiner Bebstlichen wirde
nicht [13] zu gering war.
[14] Da er nu
zu des Keysers Lager kam4, lieff im der Keiser eilend entgegen, [15] ergreiff
den Stuel5, auf den der Babst absteigen solt, mit der lincken hand an der [16]
lincken seiten und hielt jn, das die heiligkeit nicht fiele.d[ d) [23] Keyser
Friedrich Barbarossa ist der erst, der dem Babst den stuel helt, do er
absteigt.] Entpfieng jn auffs freundlichst, [17] nam jn bey der hand und furet
jn also jns Zelt. Da fieng der Bischoff [18] von Bamberg an und redet von
wegen6 des Keysers und des gantzen Reichs volgender [19] meinung zum Babste[ e)
[24] Bischoff von Bamberg begert von wegen des Keysers die croenung.]:
[Seite 314a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 314b
[1] “Als wir
langst begeret haben bey ewer Heiligkeit zusein, Sind wir derselben [2]
ietzigen zukunfft1 und gegenwertigkeit hoch erfrewet. Dancken auch unserm Gott,
[3] der alles gut gibt und thut, das er uns glueck-[Bl. B 4]lich ausgefurt und
anher [4] bracht, Auch wirdig gemacht hat, Das ewer Heil zu uns keme” etc. Und
was die [5] rede mer war. Begerte dar nach jn Summa demuetiglich von wegen des
Reichs [6] und der gantzen Christlichen Kirchen, Er woelte diesem der
Christenheit oebersten [7] Fuersten und schuetzern die Cron des Roemischen
Reichs auffsetzen und jn einsegnen, [8] wie des Reichs lobliche gewonheit
were.a[ a) [21] Es were als wol ausgericht gewest, wenn der Keyser den Stuel
nur auff der rechten [22] seiten gehalten het wie volgt.]
[9] Zeigt
auch an, Das ers wirdig were, das er zum Roemischen Keyser gekroent [10]
wuerde, denn er were von gutem Adelichem Stam, gottsfuerchtig, fuersichtig2,
manlich, [11] eins friedsamen gemuetsb[ b) [22] Keyser Friedrichs Barbarosse
lob.], und sonderlich were er der Roemischen Kirchen wol gewegen3 [12] und
hielt sie jn gebuerlicher eher, Wie denn sein Heiligkeit selbs gesehen hette,
Das [13] er sich so fruendlich und demuetig erzeigt hette, do sein Heiligkeit
ankomen were.c[ c) [22] Es war aber der [23] stoltzen Bestien kein danck.]
[14] Als nu
der Bischoff seine rede geendet hette, antwort jm der Bapst volgender [15]
meinung: “Wir haben gehoert, Bischoff und Bruder, was du geredet hast, Und ist
[16] war, das es recht und wol geredet ist, Aber nicht alles mit dem werck4
also wol [17] geschehen. Und obs wol fur ein gerings und schlechts mag
angesehen und gehalten [18] werden, davon wir ietz sagen werden, So ists doch
widerumb war: Wenn einer jn [19] eim kleinen nachlessig und strefflich handelt,
Das man sichs auch jnn eim grossern [20] ernach von jm zubesorgen.d[ d) [23]
Der Keyser und die frommen Fuersten werden alle die ohren [24] auff gethan
haben, was doch das ubel were. Aber hoer nur, was es were.] Da wir absassen,
hielt er den Stuel auff der lincken
[Seite 315a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 315b
[1] seiten,
da wir nicht wissen, ob ers aus verachtung und uns zum hon gethan, oder [2] ob
er ein ander bedencken darin gehabt. Denn er solte billich den Stuel auff der
[3] rechten seiten mit der rechten hand angegriffen haben, wenn er uns ein ehr
hette [4] erzeigen woellen und were jm ernst gewest.a[ a) [22] Siehe den
grausamen stoltz! an diesem war so viel gelegen, Das er von der wichtigen [23]
sach der croenung gar still schweigt und hievon sagt.]
[5] Der
Keyser ward von dieser rede etwas unwillig, wie auch nicht unbillich war. [6]
Darumb lechelt er hoenisch und sprachb[ b) [23] Merck Keyser Friederich
weisslich und fast geschickte antwort.]: “Warlich, Vater, jr seit der erst, dem
wir [7] so demuetig auff diese weise gedienet haben”. Und jm reden ward er noch
hefftiger [8] bewegt, das er sprach: “Jch moechte gerne wissen, ob ich diss,
Das ich mich also [9] gar demuetig erzeig und den Stuel gehalten, aus pflicht
oder aus gutem willen gethan [10] habe. Bin ich pflichtig gewest, mich also
demuetig und dienstlich zurzeigen? [11] Jsts denn nicht gnung, das ich gantz
des gemuts1 hinzu gelauffen und [Bl. C 1] den [12] willen erzeigt habe? Jch bin
ein mal darumb hinzu gangen und habs gut gemeint. [13] Sol man nicht viel mehr
das gemuet ansehen, denn das, so geschicht?c[ c) [24] Man soll den willen fur
die that nemen.] Bin ichs [14] aber nicht schueldig gewest, hab ichs nicht aus
pflicht gethan, wer wil denn den [15] nachlessig schelten oder straffen, das er
nicht mehr thut, der doch thun mag, was [16] und wie viel er wil?d[ d) [24] Qui
non [25] tenetur ad plus, satis facit in minimo.] Wer will mirs denn verargen,
ob ich auff der lincken oder [17] auff der rechten seiten hin zu gegangen und
gehalten, So ichs wol gar unterwegen [18] hett lassen moegen?” Mit diesen und
andern worten schieden sie jn ettwas unwillens [19] von einander.
[20] Der
Keyser aber als ein fuertreffentlich weiser Herr konte seinen zorn fein [21]
bergene[ e) [25] Felix, qui potuit cognoscere conditiones temporis [26] et
rerum.], name sich nicht an2, das jn des Babst so grosse und ungeschickte3
hochfart
[Seite 316a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 316b
[1] und
schendlicher stoltz also erzuernet, Und schickt des andern tags wider zum
Babst, [2] das er zu jm keme. Und do er kam, gedacht der Keyser an seinen guten
filtz1, [3] den er des vorigen tags bekomen hatte, das er den Stuel auff der
lincken seiten [4] gehalten hat, greiff jetz auff der rechten seiten zua[ a)
[18, 19] Also ist nu die gute weise, das ein Roe. Keyser dem Babst den Stuel
halten sol, bestetigt.], Und furet die heilig braut, des [5] Teuffels mutter2,
aber3 bey der hand jn sein Zelt.
[6] Daselbst,
als sie nider gesessen und die andern Herrn und Fuersten auch umbher [7]
sassen, redet der Bapst diese meinungb[ b) [19] Des Babst rede.]: “Die vorigen
Roemischen Koenige, wenn [8] sie kamen und die cronung begerten, pflechten sie
solch der Romischen Kirchen gunst [9] und gutthat mit ettwa eim4 grossen dienst
oder geschenck zu verdienen und zu erwerben, [10] Also das sie aus demut mit
jrer dinstbarkeit solcher der grossen H. Kirchen [11] wol that der croenungc[
c) [19] Der Babst will ein gnad aus der Kroenung machen, [20] die er doch
schuldig ist. Aber Barbarossa ist ein Deudscher.] zuvorn komen, Achteten es
unzimlich, das sie solchs entpfiengen, [12] sie hettens denn zuvor umb die
Kirch verschuldet.5 Also hat Carolus der [13] Kirchen zugefallend[ d) [20] Nota
der Kyrchen zu gefallen: [21] die Kirch richtet Krieg und mord an, das ist ein
gut warzeichen der H. Christlichen Kirchen zu Rom.], ehe er denn die Cron
entpfieng, die Langbarter gezwungen, Otto [14] die Berengarien, Lotharius die
Normaner. Wolte nu der Durchleuchtig Koenig Friederich [15] das Land Apulien,
welchs die Normanner der Roe. Kirchen entzogen und eingenomen, [16] uns und der
Roe. Kirchen widerumb zu stellen, So wolten wir als den [17] unser ampt mit der
croenung auszurichten, unbeschweret sein.”e[ e) [22] Juxta illud: date, et
dabitur vobis.]6
[Seite 317a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 317b
[1] Die
Fuersten sahen, das der Babst gentzlich der meinung war, das er den Koenig [2]
nicht ehe kroenen woelte, der gut Koenig zohe denn vor auff sein kosten jn
Apulien, [3] vertriebe den selben Hern Wilhelmum [Bl. C ij] aus seim Erb, und
stellets der Roe. [4] Kirchen widerumb zu.a[ a) [24] So were dem guten Koenig
die cron sawr gnug worden. Das Roe. Reich solte lieber [25] der croenung
entporen haben.] Denn sie hate es vor auch gehabt, aber mit wenig fugs [5] und
rechts, wie jn Babst Jnnocentij Secundi leben zufinden.1 Darumb gaben die [6]
Fuersten dem Babst die antwortb[ b) [25] Die deudschen Fuersten antworten dem
Babst.], der Koenig konte solchs dissmal nicht ausrichten, [7] Denn der zeug
were abgeschleifft2 und von der weiten reise und denn auch grosser [8] arbeit
fast muede und schwach, Derhalben wolten sie gebeten haben, sein heiligkeit [9]
wolte jn Croenen und also Er mit seiner wolthat dem koenig zuvorn komen, das
[10] wuerde jn eigentlich3 nicht gerewen, den der Koenig wuerde es mit ernst
verdienen. [11] So wolten sie mit sampt dem Koenig jn Deudschland ein newen und
frischen hauffen [12] samlen, wider jn Jtalien komen, ausrichten und schaffen,
was sie sehen wurden, [13] das der heiligen Kirchen nuetz und gut were.
[14] Der
Babst, wie wol er den Keiser gern an Wilhelmum gehetztc[ c) [25] Beati [26]
Pontifices. Jtem. que pacis sunt, sectemur. Sed dic: non inquiretis pacem.],
konte doch [15] dis nicht abschlagen, er sahe fur augen, das die Fuersten ein billichs
begerten. [16] Darumb willigt er, den Koenig zu Kroenen. Weil aber die Roemer
jm, dem Babst, [17] feind und dem Keyser auch nicht hold waren, Ermanet er die
Fuersten, das sie sich [18] wol fuersehen auffm wege gen Rom, do die kroenung
geschehen solt, das sie, die [19] Roemer, nicht verweglagerten und gefarten.4
Darauff antworteten jm die Fuersten, er [20] solte des halb kein sorg tragen,
sie wolten den sachen recht thun5 und fursichtig [21] gnung sein. Als zohen sie
auff Rom und kamen gesundt jn die Stat.
[22] Des
andern tags ward der Koenig jn S. Peters Basilica oder Kirchen vom [23] Babst
Hadriano zum Roe. Keyser gekront und geweihet.d[ d) [26] Keyser Friedrich wird
gekront.]6 Und dieweil sie jn der
[Seite 318a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 318b
[ 22 [23]
thon fehlt A]
[1] Kirchen
mit der Kroenung und der Weihe umbgiengen1, hielten die Roemer alle thor [2]
zu, Das die Keyserischen nichts anfangen konten. Denn sie, die Roemer, wusten
[3] wol, das jn der Babst nicht hold war und sie one allen zweivel beim Keyser
verklagt [4] und angeben hatte.a[ a) [20] Conscia mens meritum timet etc.] So
hatten sie sich auch selbs am Keyser vergriffen, das [5] sie also alfentzig2
ursach gesucht hatten, sich gegen jm auffzulenen. Darumb schottelt [6] jnen das
mentelin3, denn sie sahen des Keysers zeug da vor der Stat ligen. Ettliche [7]
Roemer aber fielen zum thor Hadriani hienaus und wolten die Keyserischen [8]
von der Stat treiben. Aber die Keyserischen waren jn zu starck, erschlugen mehr
[9] denn tausent Roemer, namen ettlich gefangen, und die andern entlieffen
wider jn die [10] Stat.b[ b) [20] Qui sine corde ruunt, ij sine corde ruunt.4]
Darnach, [Bl. C iij] als der Romische Keyser solte jn Lateranum gefurt [11]
werden nach ordnung und gewonheit der weihe, wolten jm die Roemer nicht
vergoennen [12] oder gestatten, durch die Stat zu ziehen. Darumb must ers mit
gewalt [13] thun, als er auch thet, Denn sein volck ware den Roemern an manheit
uberlegen. [14] Da nu das ampt daselbst ad Lateranum aus war, gab der Keyser
aus fuerbitte [15] des Babstsc[ c) [21] Der Babst hats one zweivel nicht aus
barmhertzigkeit, sondern umb nutzes und ehr willen thon.] und seiner selbs
guete die gefangenen Roemer los, schickt er sich auff [16] die hinfart und zohe
wider jn Deudschland.
[17] Also
bleibe H. Wilhelm in Apulien, welchs er von seinem Vater Rogerio ererbt [18]
hatte, dissmal gerwlich sitzen und ward vom Keyser unangefochten, welchs dem
[19] Babst nicht ein geringe beschwerung ware. Darumbd[ d) [22] [Jes. 59, 17]
Quia erat indutus quasi pallio zeli ad vindictam. Esa. 59.], do er sahe, das
der Keyser
[Seite 319a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 319b
[ 9 [30]
rwet] rewet AB ruwet C]
[1] endlich1
nichts zur sachen thun wolte und er also nicht wider zu Apulien komen [2] konte
durch den Keyser, Gedachte er auff andere wege, wie er Wilhelmum aus dem [3]
land brechte. Thet jn inn Bann und absolviert alle seine unterthanen vom Eid,
[4] damit sie jm gelobt und geschworn hatten, Auff das sie deste fueglicher von
jm abfallen [5] konten, weil sie jres Eids los und jm kein trew und huld mehr
schueldig [6] oder pflichtig weren.a[ a) [25] Nicht unbillich, Denn es heist:
was er bind, das sol gebunden, und was er loset, gelost [26] sein. Das heist
die gewalt der schlusssel recht gebraucht.] Aber Wilhelmus gab nicht viel auff
den Bann, so war auch [7] noch niemand, der abfallen oder jn wolt helffen
vertreiben. Do das der Babst [8] sahe, das er mit seinem schwert nichts
ausrichten kont, ward er noch zorniger, [9] rwet nichtb[ b) [26] Ad sane [?]
Cor impij quasi [27] mare fervens, quod quiescere non potest.4], sondern
gedacht noch auff andere wege, wie er den guten Fuersten mochte [10] ausheben2
und wie er sich mochte beide, an dem Keyser, das er jm zu seinem boesen [11]
fuernemen nicht helffen wolt, und auch an Wilhelmo, das er den Bann veracht
[12] und sein erbland nicht verlassen und den H. Roemischen Stuel einreumen
wolt, rechenc[ c) [27] Nach dem spruch des herrn: vindicabor de [28] inimicis
meis.5], [13] schickte hin zum Griechischen Keyser Emanuel, rieffe den umb
hulff an und bat [14] jn, er wolte Wilhelmum vertreiben und der Roemischen
Kirchen das jre widerumb [15] zu stellen. Emanuel war Wilhelmo vorhin tod
feind, denn er hat mit jm und seinem [16] Vater Rogerio vor langst grosse
feindschafft gehabt.d[ d) [28] Das hat der babst one zweivel wol gewist, Darumb
hat er jn auch [29] angesucht.] Darumb lies er sich leicht [17] wider Wilhelmum
auffwegen, Denn er war fro, das er ein gute ursach zu jm hatte, [18] und also
an jn kam, sonderlich mit hulff und beistandt des Babst. Derhalben [19] schickt
er Paleologum seinen Legaten zum Babst gen Benevent. Dieselb stat hatten [20]
ettliche Fuersten, die des Babsts frunde waren, jn Wilhelmi abweisen
eingenomen, [21] denn sie stund sunst Wilhelmo zu, und Wilhelmus [Bl. C 4]
hatte dieselben Fuersten [22] zuvor, als er wider eingenomen, vertrieben,
Darumb sie sich wider recheten und [23] dem Babst gern geholffen hetten, das er
Apulien ein kriegt3 hette, weren sie wider [24] Herrn gewest.
[Seite 320a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 320b
[1] Der selb
Paleologus brachte dem Bapst zu solchem krieg funff tausen pfund [2] Silbers,
und zeigt jm an, wolte er Emanueli drei Stet jn Apulien lassena[ a) [21] Er
hette jm wol gantz Apuliam gelassen, wenn er sich nur gerechen hette.], die [3]
am Meer gelegen, So wolte er Wilhelmen aus gantz Jtalien vertreiben, dazu der
[4] Babst willig war. Darauff liessen sie in Apulien fallen, alles einnemen und
pluendern, [5] was jn fuer kam.
[6] Als
Wilhelmus das jn Sicilien jnnen ward, Denn er wolt Koenig zu Sicilien [7] sein
und hielts auch jn, Schickt er bald Legaten zum Babst, Liess jn umb fried [8]
anlangenb[ b) [21] Man [22] mus den umb frieden bitten, der jederman um fried
bitten und fried gebieten, fried suchen und frid schaffen solte.] und anzeigen,
wenn sich sein H. mit jm guetlich vertragen wolte, so wolte [9] er der
Romischen Kirchen nicht allein alles widergeben, das er jr genumen hette, [10]
sondern wolt jr auch noch mehr dazu geben und alle widerspenstigen, deren er
mechtig [11] were, zu jrem dinst und gehoersam dringen und halten, Allein solte
der Babst jn, [12] Wilhelmum, beider Sicilien Koenig erkleren.
[13] Solchen
frieden und vertrag hette der Babst wol gern angenomenc[ c) [23] Nicht, das er
so grossen lust zū fried hat, sonder es het noch viel [24] gekostet, hette
noch auff der wage gestanden, als es auch thet, und wens schon geraten were,
hette [25] er doch Emanueln auch ein teil mussen lassen. Doch hette er vileicht
auch wege funden.], Aber ettliche [14] Cardinel und die Fuersten, die Wilhelmus
vertrieben hatte, widerrietens und weretens, [15] Denn sie meinten des Kriegs
besser zu geniessen denn solches friedens. Darumb [16] ward Wilhelmi Legaten
der Fried abgeschlagen, Musten widerumb jn ungnaden heim [17] ziehen und jrem
Herrn, der sie nach fried ausgeschickt hatte, Krieg und feindschafft [18]
ankuendigen, Als sie auch theten. Darauff nam Wilhelmus kein lang bedencken,
[19] als auch von noten war, Samlet jn eil durch gantz Sicilien ein hauffen
volcks und [20] schiffet auff Apuliam zu, Da er erstmal mit des Griechischen
Keysers Emanuels
[Seite 321a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 321b
[1] hauffen
traff, schlug sie jn die fluchta[ a) [20] Wilhelmus schlegt Emanuels hauffen,
Denn Emanuel muste glueck haben mit dem heiligen Vater. Einer geneust
gewoenlich der geselschafft.], legt die gefangnen Heuptleut an Ketten, [2] Nam
alles widerumb ein und bracht gantz Apuliam wider zu gehorsam, Zohe darnach [3]
auff Benevent, darin der Babst und die Cardinel lagen, Umbringet die Stat [4]
mit seinem volck und greiff sie so ernstlich an, Das sie sich jn der Stat alle
des [5] lebens erwegen hatten und not halben den umb frieden bitten musten, der
vorhin [6] sie umb fried gebeten hatte und kein erlangen kont.b[ b) [21] Also
gehets gewoenlich: Wenn man nicht [22] frieden geben wil, das man fried begern
mus.] Wilhelmus nam sie alle zu [7] gnaden auff, doch erkleret jn der Babst ein
Koenig beider Sicilien, und [Bl. D 1] must [8] er schweren, das er vorthin nichts
wider die Ro. Kirch fuernemen noch jrgent etwas, [9] das der Kirchen were, an
sich ziehen wolte. Machten also ein Bund und frieden [10] mit einander, Doch
mit beding, das keiner deren in solchem fried mit solte begreiffen, [11] sonder
alle gantz ausgeschlossen sein, die dem Babst widerrathen hatten, den frieden,
[12] den Wilhelmi Legaten begert hatten, einzugehen.c[ c) [22] Unglueck gehet
gern uber die, so es anrichten [23] und sein ein ursach sind, ist offt bewert.]
Do dieselben das verstunden, [13] thaten sie, als jn zu rathen war, seumeten
sich nicht lang zu Benevent, sondern [14] dreheten sich bald aus1, Das nicht
viel wisten, wo sie hin kamen.d[ d) [23] Disce cautius negotiari.]
[15] Als nun
der Babst also frieden mit Wilhelmo gemacht, zohe er wider gen [16] Rom. Aber
er kam wol an, denn die Buergermeister waren wider auff komen, und [17] ward
ein solch auffrur zu Rom, das er sich wider muste von dannen machen. [18]
Darumb thet er Rom wider in Bann und weich er gen Avigmanum auff xxv meil [19]
von der Stat.e[ e) [23] Es [24] hat sich alles lang geweret, aber der Ro. Bapst
hat doch endlich noch den platz behalten.]
[Seite 322a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 322b
[1] Keyser
Friederich Barbarossa, nach dem er die Kron entpfangen und itzt wider [2] jn
Deudschland ware, erfuere, was sich mit Wilhelmo zugetragen, und das jn der [3]
Babst one wissen und willen sein und des Reichs, zu Beider Sicilien Koenig
gekroent [4] und erkleret hette, Jtem, das der Babst jm, dem Keyser, auch seine
gerechtigkeit [5] entzoehe und die Bischoff einzusetzen und zubestetigen haben
wolta[ a) [22] Wie Daniel ij. cap. vom hern sagt: “Er setzt Koenig ab und setzt
Koenig ein”, denn der [23] Bapst ist in allē Christi nachvolger, one wo es
jm nicht gelegen ist. Der Keiser hat recht [24] menschen sin.], und das auch
[6] angefangen, welchs doch dem Keyser zustuende, Jtem, das er durch seine
Legaten [7] alle nation an sich zoehe, und jm gantzen Reich ursach gebe, das
der Keyser jn verachtung [8] kome, und also widderwillen stiffte.
[9] Darumb
foddert er, der Keyser, von allen Bischoffen jn Deudschland die huldigung, [10]
und musten jm schweren, trew und hulde zu leisten wie andere, so vom [11] Reich
lehen hatten. Gebot, das man keinen Bebstlichen Legaten im Reich Deudscher [12]
nation leiden solt, er were denn von jm, dem Keyser, gefoddert.b[ b) [24] Hette
man sie ernachmal alle draussen gelassen, es were viel besser im reich
gestanden und sonderlich were viel gelds in deudsland blieben.] Jtem verbot
auch [13] einiger sachen halb an den Romischen Stuel zu appelliren. Welchs
alles dem Babst [14] uberaus zorn thet, und sonderlich, das der Keyser jn
seinen brieven, die er an die [15] Bebstliche heiligkeit schreibe, allweg
seinen und nicht des Babst namen vor satzt.c[ c) [25] Dz hat jm wol [26] weher
gethan den das ander alles.] [16] Darumb schreibt er auch an den Keyser, wie
ernacher volgt. Aus welchem brieff [17] und des Keysers antwort wol zusehen,
das die Bebst mit trewen und schrecken zu [18] solcher herschafft komen, und das
sich die Keyser lang gewert haben. Aber die [19] Bebst haben doch etwo, [Bl. D
ij] wo kein Bann oder trewung hat helffen wollen, [20] allweg soviel mit
heimlichen practiken ausgericht, das sie erlangt, was sie nur gewolt [21]
haben.
[Seite 323a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 323b
[ 21/22 [23]
vel bis will fehlt C]
[1] Babst
Hadriani brieff an Keyser Friderichen Barbarossen.
[2] Hadrianus
Bischoff, ein Knecht der Knecht Gottesa[ a) [17] Magis improprie nemo unquam
locutus est quam Papa, qui intelligens dominum dominantium, [18] dixit servum
servorum.], wuenschet Friederico Roemischem [3] [2. Mose 20, 12] Keyser Heil
und Apostolischen segen. Das Goettlich gesetz, gleich wie [4] [2. Mose 21, 17]
es langs leben verheisset denen, so die Eltern ehrenb[ b) [18] Der Bapst wil,
der Keiser soll jn ehren als seine [19] eltern.], Also trewet es das urteil [5]
[Matth. 23, 12] des tods denen, so Vater und Mutter fluchen. Wir werden aber
von der stim der [6] Warheit geleret, das ein jglicher, der sich selbs erhoehet,
solle ernidriget werden.c[ c) [19] Also gehets dem Bapst jetz selbs auch.] [7]
Derhalben, gelibter Son jm Herrn, wundert uns von deiner fuersichtigkeit und
weisheit [8] nicht wenig, das du S. Petern und die heilige Roemische Kirche
nicht, wie du [9] soltest, eherest und jr nicht jre gebuerende eher gibst. Denn
jn deinem schreiben an [10] uns gethan hastu deinen namen dem unsern vor
gesetztd[ d) [20] Da sihestu, das jm am namen und eigner ehr mer gelegen ist
den am andern. Denn hie regt ers am ersten.], do man nicht unbillich sagen [11]
moecht, du hettest dich vermessen gnug, wollen nicht sagen hochfertiglich und
stoeltzlich, [12] darin erzeigt. Und was sollen wir sagen von der trew, die du
S. Petro und uns [13] [Ps. 82, 6] verheissen und geschworen hast? wie heltstu
die? So du von denen, die Gottes [14] und alle kinder und Son des
allerhoehesten sind, nemlich von den Bischoffen, huldung [15] begerest, trew
und huld forderste[ e) [21] Trew und huld forderst. quasi diceret: Die Bischoff
sollen dir wider1 trew oder hold sein, vel: die, sie2 [22] sinds, ane das, wers
gleuben will.], jre geheiligten hend jn die deinen flechtest, [16] uns
offentlich entgegen und zuwider bist, Unsern gesanten Legaten nicht allein die
[Seite 324a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 324b
[1] Kirchen,
sonder auch die Stet deines Reichs zu schleussest? Darumb bedenck dich, [2] kom
wider zu dir selbs, bedenck dich und ker umb, wir rhaten dir, Denn wir besorgen
[3] uns, tragen sorge fur dich, das du nicht, dieweil du die Kron umb uns [4]
verdienen wilt, Dieweil du dich des anmassest, das dir nicht nachgelassen noch
zugegeben [5] ist, das jenige, das dir nachgelassen und zugegeben ist,
verlierest.a[ a) [22] Er trewet jm mit dem Bann, aber der keyser lest sich auch
fast erschrecken, Als volgen [23] wird.] Auff [6] diesen brieff hat Keyser
Friedrich dem Babst geantwort:
[7] [Bl. D
iij] Keyser Friedrichs Antwort.
[8]
Friederich, von Gottes gnaden Roemischer Keyser, allzeit mehrer des Reichs, [9]
wuenschet Hadriano, der Christlichen Kirchen Bischoff, das er alle dem anhang
[10] und volge, das Jesus angefangen hat zuleren und zuthun. Das Gesetz der
[11] Gerechtigkeit gibt eim jeden das seine zu, gibt eim jedem sein gebure. Wir
entziehen [12] unsern Eltern nichts und handeln nichts wider sie, sintemal wir
jn diesem [13] unserm Reich denselben unsern Elternb[ b) [23] Denselben unsern
eltern, Antwort jm auff den anfang seins brieff.], von welchen wir das Reich
und die Kron [14] entpfangen, jre gebuerliche eher geben. Hat auch zu Keyser
Constantini zeit der [15] Bapst Silvester einige regalien oder solchen
herrligkeit gehabt? Hat nicht Constantinus [16] aus seiner froemkeit der
Kirchen fried und freiheit geschafft und gegeben? [17] Alles, was ewer
Bapsthumb hat, hat ers nicht alles aus gunst und gutem willen [18] der Keyser?
ist nicht alles von den Keysern her komen und der Kirchen aus mildigkeit [19]
von jnen geschenckt?c [ c) [23] Wo [24] sie dafur die Keiser haben verrathen
und vertreiben konnen, haben sies gethan. das ist der danck [25] gewest und
noch.] Daher auch wir, wenn wir eim Bapst schreiben, [20] billich, mit recht,
und von alters, unsern namen vor setzen, Und, wenn er uns [21] schreibt, jm zu
lassen, das er des gleichen thue, und seinen namen vor setze. Leset
[Seite 325a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 325b
[ 14 [29]
Desgleichen bis sind fehlt B]
[1] die
zeitbucher und Croniken, habt jrs vergessen oder nicht acht gehabt, das wir [2]
sagen, da werdet jrs finden. Warumb solten wir aber nicht trew und huld
foddern, [3] warumb solten wir nicht huldung und lehens gerechtigkeit begeren
von denen, die [4] unsere Lehen inhaben, besitzen und gebrauchen? Warumb solten
wirs nicht heischen [5] von denen, die Gottes sind durch Gottes annemung? So
doch der, so uns und [6] euch eingesetzt hat, der von keim Koenige oder
menschen nichts hatte entpfangen, [7] Darumb ers schuldig were, sondern viel
mehr jederman alles guts gibt, So doch [8] [Matth. 17, 27] derselb, sagen wir,
fuer sich und Petrum zins und zoll gegeben hata[ a) [24] Hette der Keyser die
schrifft nicht gewisst, so hette er dis dem Bapst nicht konnen fuerwerffen.
[25] Darumb haben die Bepst noch wol gethan, das sie die Heilig schrifft den
leien aus den [26] henden und auch aus dem [Bl. D 4] hertzen bracht haben.],
euch zum [9] [Matth. 11, 29] Exempel, Das jr auch also thun sollet, Wie er euch
leret und spricht: “Lernet von [10] mir, denn ich bin mild und demuetigs
hertzens.” Darumb so werden dieselben, [11] Nemlich die Bischoff, entweder uns
unser Regalien und lehen lassen, oder aber, [12] [Matth. 22, 21] dunckt sie es
jn nuetzer sein, dz sie die behalten, geben Gott, was Gottes, und dem [13]
Keyser, was des Keysers ist.
[14]
Desgleichen ewern Cardineln sind [Bl. D 4] die Kirchen unsers Reichs
zugeschlossen, [15] und die Stet stehen jn auch nicht offen, Darumb, das wir
sehen, das [16] sie nicht predicatores (das ist) prediger, sondern predatores,
das ist, lediger1 und [17] reuber, sind, Das sie nicht stiffter und forderer
des Friedes sind, sonder nur geld [18] raspeler2, Die nicht dencken oder
trachten, wie sie die Welt zu besserung wenden [19] und vom boesen abkeren,
sonder nur, wie sie viel Golds und gelds zusamen scharen [20] und kratzen Und
sind nicht zu ersetigen. Wenn wir aber sehen werden, das sie [21] sich halten,
wie sie sollen und wie es auch die Kirch von jn fordert, Nemlich fried [22] und
eintrechtigkeit bringen und fueddern, Das vaterland mit jrer froemkeit,
heiligkeit [23] und guten exempelnb[ b) Das sind sie albereid die zeit [27]
gewest. was sind sie je lenger worden, je mehr ir autoritet und ansehen
zugenomen hat? Bis [28] D. Luther kam, da nams ein end.] erleuchten, Sich der
sachen der armen annemen etc., Als denn
[Seite 326a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 326b
[1] wollen
wir unbeschwert sein sie auffzunemen, mit zerung und aller notturfft erlich [2]
zu auffenthalten
[3] Jr habt
aber auch ewr demuetigkeit, welche ein erhalterin ist der tugent und [4]
Sanfftmuetigkeit, die man bey euch grosser gesucht hette, nicht wenig
geschwecht, Das [5] jr mit solchen weltlichen sachen, welche die Religion
nichts angehen, weltliche leute [6] bekuemmert.a[ a) [21] Auff das ende des
Bepstlichen brieffe antwort.] Sehet derhalben zu, Vater, dieweil jr euch jn
solche sachen menget, [7] die euch nicht zusteht, das jr nicht ein gros
ergernis gebet, und machet, das sich [8] daran stossen, die euch sunst in
allergrosten ehren halten. Denn wie sollen wir [9] uns nicht nach dem richten,
das wir hoeren, so wir ein allerschewlichste Bestien der [10] Hochfart, bis an
den Stuel S. Peters gekrochen, sehen?b[ b) [21] Das heist das maul auff
gethan.] Jnn fuersehung und fuedderung [11] des fried der Heiligen Kirchen
gehabt euch wol allezeit!
[12] Dieser
brieff hat dem Bapst das hertz vol gifft und gallen gemacht. Darumb [13] nach
dem der Keyser die abgefallen Stet jn Jtalien zum andern mal widerumb zu [14]
gehorsam bracht hat und wider jn deudschland komen ware, richtet der Bapst an,
[15] Wie Ligurinus1 und Joannes de Cremona schreiben, Das Jtalien abermal vom
[16] Keyser abfiele.c[ c) [22] Papa Hadrianus pater seditionis et turbe.] Denn
er war dem Keyser spinnen feind, das er die Legaten jn [17] Deudsch Land nicht
leiden wolt, von den Bischoffen huldung foddert und denn auch [18] seine
heiligkeit nicht also hoch halten wolt als die ehergeitzigen hochfertigen Bepst
[19] gern jn aller welt gehalten weren. Und weil er, der Bapst, sahe, das die
Meilender [20] dem Keyser sonderlich gram waren, schickt er Legaten zu jnen und
lies jn
[Seite 327a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 327b
[1] rhaten,
das sie wider vom Keyser abfallen solten.a[ a) [19] Da kam der Teuffel zum
Nixen.2] Die Meylender waren bald [2] uberredet und willig, allein felets jn
[Bl. E 1] an der ursach, denn sie hatten kein [3] ursach, das sie von dem guten
frommen Keyser abfellig und meineidig wuerden. [4] Darumb begerten sie an die
Legaten, Der Bapst solte den Keyser in Bann thun, [5] so hetten sie ursach und
fug, das sie abfielen.
[6] Also
macht der Bapst, der meist hauff der Cardineel, Wilhelm Koenig zu Sicilien, [7]
der Welsch adel, alles ein Bund widder den Keyserb[ b) [19] Weren sie alle in
eim gebund gewest und [20] im Meer gelegen.] und zohen fast alle [8] Stet jn
Jtalien auch an sich. Ward dem Bapst ein treffliche Summa gelds gegeben, [9]
das er den Keyser jn Bann thun solte, und diese conspiration und auffrurische
[10] vereinigung ward auff allen seiten mit dem Eid bekrefftigt, Und ward mit
[11] dem beding gemacht, das keiner der Bundsgenossen sich mit dem Keyser in
vertrag [12] oder einigung geben solte, Die andern willigten denn alle auch
drein, Und wenn [13] der Bapst stuerbe, solt man wider einen aus den
Bundsverwanten Cardineln bald [14] erwelen, Das der Bund also bestendig bliebe
und nicht zergienge. Der Bapst fure [15] fort und thet den Keyser darauff jn Bann.
Aber nicht lang darnach buesset er [16] redlich, denn er war mit den seinen
hienaus spatzieren geritten, da flohe jm ein [17] fliegec[ c) [20] Ein fliege,
gott weis, wz es fuer ein fliege gewest sei.] in den Hals, die kont kein artzt
heraus bringen, das er daran erworgen [18] must.d[ d) [20] Were [21] es doch
ein strick gewest, das were er besser wirdig west.] 1 Der Keyser kam mit eim
grossen zeug jn Jtalien und zohe uber die Bunthgenossen.
[Seite 328a]
[Hadrianus
iiij. Annos IX. Menses X.] 328b
[1] Do im
aber dieselben nicht starck gnug waren, Das sie jm frei unter [2] augen gezogen
weren und jm mit gewalt widderstanden hetten, wolten sie die sach [3] mit
verreterey ausrichten und mit heimlichen practiken, Richteten ein trefflich
starcken [4] man an, der war ein guter Musicus, Derselb solte sich mit
Nerrischen kurtzweiligen [5] Possen zum Keyser flechten1 und jn, wenn ers kein
sorg hette, umbbringen. Er [6] machte sich hin und wolts mit vleis ausrichten,
thet sich zum Keyser, das er jn [7] wol leiden moecht. Einst hette er acht, das
der Keyser allein jn ein kammern gieng [8] jn der nacht, do macht er sich zu
jm, nam jn und wolt jn zu eim fenster hinnaus [9] werffen, und hette der Keyser
nicht so fast2 umb huelff geschriehen, hette er jn da [10] jns wasser
geworffen, das unten an hin floessen3, denn der Keyser war jm von [11] leibe zu
schwach. Aber der Schalcksnarr ward von den Keyserischen ergriffen, da [12]
liesss jn der Keyser eben zum selben fenster hinaus jns wasser werffen. Als nun
[13] die Bundsgesellen erfuren, das dieser falsch moerderisch anschlag zu ruck
gangen [14] ware, verordneten sie ein andern, der kont uber [Bl. E ij] aus wol
mit Gifft umb [15] gehen, denn er war aus Arabien und solt koestliche Zeum,
Sporn, Ring etc. zurichten [16] und solt dem Keyser fuertragen, das er sich
toedlich daran vergifftete, wenn [17] er sie nur angriffe. Aber der Keyser ward
des betruegs gewar, liess den verreter [18] fangen und Hencken. Soviel sey gnug
ad propositum, weil des Bapsts Hadriani [19] leben ein end hat. Nach jm ist
Alexander tertius Bapst worden, der machtes noch [20] besser, der verriet den
Keyser hart, wie ernacher4 zusehen.
[Seite 310b]
[26] [Bl. X
6] Hadrianus iiij. An⌈nos IX. Men⌈ses X.
1545
[[Papsttreu]]
310a
[27]
Anglicus, professione monachus, ab Eugenio in Noruuegiam missus, ut Noruuegios
[28] Christi religionem doceret, primum Cardinalibus adnumeratus est, [29]
deinde creatus est Pontifex, imperante Frederico primo, qui circa haec [30]
tempora ex Duce Boemiae Regem fecit.a[ a) Am Rande: Ex Duce Boemiae fit Rex.]
Pla⌈tina, Nau⌈clerus.
[31] b[ b) Am
Rande zum Folgenden: Hic est futurus bonus pontifex, qui habet tam bona
initia.] Hadrianus Pontifex creatus, urgente clero, noluit ire ad Lateranum, ut
[32] consecraretur, nisi prius efficerent, ut Arnoldus Brixianus (quem
appellabat [33] haereticum) urbe pelleretur.
[34] Populus
vero Rom⌈anus, ne Arnoldus urbe eijceretur, obstitit, et institit cum
[35] precibus tum minis, ut administratio urbis libere consulibus
permitteretur. Pontifex [36] constantissime restitit.
[Seite 311b]
[[Papsttreu]]
311a
[29] Ea res
quia varias turbas excitavit, Pontifex cogitans, quomodo istis malis [30] finem
faceret, confugit ad sua arma, quibus maiores consueverant totius orbis [31]
monarchas domare. Excommunicationis fulmine tam diu ferit et hostiliter
persequitur [32] Romanos, donec urbe Arnoldum Brixianum episcopum, (propterea,
quod [33] persuasit Romanisa[ a) Romanos Dr] amissam libertatem eligendi
magistratus et administrandae urbis [34] repetere) propellunt et cogunt
Consules se abdicare Magistratu et pontifici relinquere [35] liberam
administrationem Romanae urbis.
[36] Et quia
in Italia passim omnia spectent ad arma et ad rebellionem inclinent, [37] ideo
Caesar collecto exercitu, compositis Germaniae rebus in Italiam movet, et in
[38] deditionem illis acceptis, qui rebellabant, Romam contendit praepropere.
[39] Cum
autem rumor perlatus est imperatorem festinanter Romam petere, Romani [40] sibi
metuentes, cum a Caesare tum a pontifice, [Bl. X 7] qui Roma discesserat [41]
suis copijs, propter seditionem subortam de abrogandis consulibus, oratores
[42] Imperatori mittunt obviam, qui dicant Romanos paratos esse ad excipiendum
[Seite 312b]
[[Papsttreu]]
312a
[28, 29]
imperatorem, si more imperatoris urbem ingredi et excipi velit triumphali
magnificentia.
[30]
Friderico percontante, quo pacto tum sibi in urbem veniendum esset, Oratores
[31] responderunt oportere, ut tyrannos cathenis colligatos ante se duci
curaret, [32] urbi exterarum gentium opes inferret, aureo curru resideret,
Senatui Romano XX [33] libras argenti appenderet, sicut in legibus
triumphalibus esset constitutum, addentes [34] his, maximi honoris specimen
fore, ut si, quem Germani principes fecere [35] Regem, Senatus populusque Ro⌈manus triumphali pompa imperatorem declararet.
[36]
Fredericus non nescius, quam Itali Germanos stupidos prae se iudicent, [37]
subridens inquit: ‘Grata promissio, sed cara nimis litatio.a[ a) Am Rande:
Elegans iocus.]
[38] Nimia
sunt, Romani, quae ex nostro aerario (bellis exhausto) deposcitis. [39]
advenimus aurum de Italia sumere, non argentum invehere. si quaeritis hac [40]
techna occasionem rebellandi nobis, non opus est vobis tantum laboris sumere,
[41] sit vobis paratum bellum, ubi voletis.
[Seite 313b]
[[Papsttreu]]
313a
[27] Sed si nostris
consilijs apud vos esset locus, sacius foret experiri, quid [28] possimus
praestare amici, quam armati hostes.’
[29] Romani
vero non cessant prisca suae urbis iura tueri.
[30]
Fredericus oratoribus contemptis et repulsis legatos ad Hadrianum pont|ificem
[31] mittit, petens eius colloquium.
[32] Pontifex
cum clero Imperatori ad Sutrium sit obviam, non gravatim, putans [33] se
oportunitatem nactum ulciscendi de suis adversarijs per Imperatorem.
[34] Cum
egregio comitatu pro pontificia dignitate venit ad castra Imperatoris.
[35]
Imperator ocyus occurrit venienti, sinistram sellae strepam apprehendens [36]
tenet descendenti de iumento pontifici et perhumaniter exceptum manu propria
[37] deducit in castra sua.a[[42] a) Am Rande: Primus Caesar, qui papae tenet
strepam sellae.]
[38] Eo cum
esset ventum, Bambergensis episcopus nomine Imperatoris pontificem [39] his
verbis est affatus:b[ b) Am Rande: Oratio Episcopi Bambergensis pro Caesare.]
[40]
‘Honorabilem tuae sanctitatis praesentiam, Apostolice pontifex, sicut dudum
[41] desideranter optavimus, ita nunc laetanter suscipimus, gratias agentes
omnium
[Seite 314b]
[[Papsttreu]]
314a
[27]
largitori bonorum deo, qui nos deduxit et adduxit in hunc locum et sacratissima
[28] visitatione tua nos dignos fecit. Notum ergo tibi esse volumus, reverende
pater, [29] Quia omnis Ecclesia de finibus orbis ad honorem Regni collecta
adduxit principem [30] suum ad tuam beatitudinem provehendum per te ad culmen
Imperij. Hoc [31] meretur nobilitas, prudentia, fortitudo, dei timor et
Catholicae pacis amor in [32] corde illius regnans et sanctae Romanae Ecclesiae
cultus non vulgaris. Ecce te [33] venientem excepit venerabundus tuis
sanctissimis vestigiis provolutus. Ergo, venerande [34] pater, tu circa ipsum
peragas, ut, quae ei desunt de plenitudine Imperialis [35] culminis, per tuae
beatitudinis munificentiam suppleantur.’
[36] Oratione
Bamburgensis Episcopi finita Romanus pontifex sic respondit:
[37]
‘Audivimus, frater Episcope, quae loqueris, speciosa quidem dicta, sed non [38]
opere exhibita.
[39] Frivolum
potest videri, quod dicimus, et tamen in minimo commissa negligentia [40] facit
argumentum de maximis.
[41] Ab
iumento descendentibus nobis strepam sellae tenuit sinistram, nescimus [42] ad
irrisionem, an aliorsum, cum dextera fuisset obsequenti contrectanda.’a[ a) Am
Rande: O bestia superciliosa!]
[Seite 315b]
[[Papsttreu]]
315a
[30] Rex non
nihil commotus subrisit respondens:
[31] Minimum
se studuisse apprehendendis strepis. ‘Tu primus es, pater, (inquit) [32] cui
tali officio deservivimus’.
[33] Et
loquendo, bilis quia movetur illi magis, addit:
[34] ‘Scire
velim, officii hoc genus ex debito an sit an beneplacito.a[ a) Am Rande:
Dialectice respondet Caesar.]
[35] Quod si
ex benevolentia descendit, quis causabitur negligentiam in spontaneo? [36] sin
ex debito, parum interesse putamus, quo latere accessit, qui venerabundus
accedit.’
[37] Severius
sic collocuti discedunt utrinque non sine stomacho.
[38] Rex, vir
prudentissimus, dissimulans, quae de portentoso fastu pontificis [39] audierat
atque viderat, revocat Pontificem ad sua castra die postero.
[40] Pontifex
advenit. Imperator it ei obviam et priore obiurgatione pontificia [41] doctior
factus dextram sellae strepam apprehendit, perducit intus.
[Seite 316b]
[[Papsttreu]]
316a
[26]
Consedentibus ipsis Hadrianus orditur hunc sermonem:
[27] ‘Priscae
aetatis Principes, qui ad petendam Coronam venerant, solebant insigni [28]
aliquo officio Ro⌈manae Ecclesiae benevolentiam promereri, ut suo velut [29]
officio praevenientes benedictionem et debitam Coronam omnibus praeclaro
facinore [30] testarentur.a[ a) Am Rande: Istis artibus adepti sunt pontifices
illum fictissimum primatum.]
[31] Sic
Carolus, dum domuit Longobardos, Otto, dum compescuit Berengarios, [32]
Lotarius, dum Normannos repressit, coronam imperij meruere.
[33] Quocirca
serenissimus Rex Apuliam, Romanae Ecclesiae provinciam, iam a [34] Normannis
occupatam, nobis Ecclesiaeque restituat, deinde, quae nostri officij [35] sunt,
facile exequemur.’b[ b) Am Rande: Iste est insanus, qui pro coronatione petit
unum regnum.]
[36] Cum
viderent principes pontificem in ea sentencia esse, quod Fridericum [37] nollet
coronare, nisi prius Apuliam ab Wilhelmo occupatam suis armis et impensis [38]
restitueret, dicunt Pontifici Regem nunc non posse Apuliam invadere, quod [39]
exercitus defatigatus sit ex longo itinere et multo labore, rogantque, ut Regem
[40] coronet, et suo officio praevertatc[ c) pervertet Dr] Regem, et futurum
pollicentur, ut nunquam
[Seite 317b]
[[Papsttreu]]
317a
[32]
poeniteat se priorem officio certasse, promittuntque se cum Rege
instructioribus [33] armis e Germania redituros et effecturos, quod ex re
Ecclesiae esse videbitur. [34] Pontifex quia aequum eos petere vidit,
subscribit eorum votis, pollicetur, se Regem [35] coronaturum.
[36] Sed quia
Romani Caesari erant iniqui et pontificem odio habebant, eo quod [37] cogeret
eos Consules creatos abrogare, monet, ut prospiciant sibi imperatorij, quo [38]
itinere ituri sint Romam, ne Romani eos insidiis praeveniant.
[39]
Principes respondent se accurate id curaturos.
[40]
Imperator Sutrio discedit iturus Romam, urbem incolumis ingreditur.
[41] Altera
die in Basilica sancti Petri a pontifice Hadriano coronatur consecraturque.
[42] Dum vero
haec in templo divi Petri geruntur, Romani portas urbis tenent [43] clausas,
quia metuebant sibi ab Imperatore, apud quem sciebant se delatos per
[Seite 318b]
[[Papsttreu]]
318a
[26] pontificem
et a quo iniqua petiverant, ut invenirent oportunitatem ei rebellandi, [27] et
cuius copias in pratis Neronianis tentoria fixisse et habere stationes
viderent.
[28] Per
portam Hadriani erumpunt Romani Cives in vaticanum abacturi Caesarianos [29] ab
ingressu urbis, committitur pugna, Caesariani plus quam mille ex [30] Romanis
occidunt, plures capiunt, alios, qui cedi superfuere, in urbem repellunt.
[31] Deinde,
quia oportuit Imperatorem in aedem Lateranam perduci, Romanus [32] populus
negavit Imperatori per urbem transitum.
[33]
Imperator tamen exercitus sui virtute lateranensem basilicam obtinuit invitis
[34] Romanis.
[35] Sacro
ibidem facto Imperator parat discessum et dimissis (ad praeces pontificis) [36]
Romanis captivis regreditur in Germaniam. Nau⌈clerus,
Alb⌈ertus Crantz, Plat⌈ina.
[37]
Wilhelmus Apuliam a patre Rogerio sibi relictam in hereditatem securus [38]
tenet post Imperatoris in Germaniam discessum.
[39] [Bl.
Yij] Pontifex destitutus Imperatoris ope intendit animum ad eas artes, [40] quibus
Wilhelmum eijciat Apulia, quam vafre et perfidea[ a) preside Dr] Innocentius
II. sic subiecit [41] Romanis pontificibus, ut eorum auctoritate Apuliae dux
institueretur.b[ b) Am Rande: Hic vides, quomodo Apulia sit provincia Romana,
Et qualem titulum papa habet ad eam. lege in Innocentio secundo.]
[Seite 319b]
[[Papsttreu]]
319a
[33]
Excommunicat ergo Wilhelmum nolentem sibi cedere Apuliam, quam iure [34]
successionis a patre acceperat, subditos omni Sacramento datae fidei liberat,
ut [35] eo facilius a Wilhelmo (nullo iuramento obstricti) deficerent.
[36] Cum vero
pontifex cerneret suam excommunicationem parum ponderis habere [37] apud
Wilhelmum, aliam ingreditur viam.
[38]
Graecorum Imperatorem Emanuelem contra Wilhelmum evocat, cui exiciale [39]
odium fuit in Rogerium defunctum et eius filium Wilhelmum.
[40] Emanuel
gaudens sibi oblatam esse ansam expugnandi Wilhelmum copijs [41] auxiliaribus
pontificis Paleologum legatum ad pontificem misit Beneventum, quam [42] tum
(absente Wilhelmo) quidam principes pontificis socij a Wilhelmo antea eiecti
[43] occupaverant.
[Seite 320b]
[[Papsttreu]]
320a
[26] Is
offert pontifici ad sumptus bellicos quinque mille libras argenti polliceturque
[27] Emanuelem Wilhelmum Italia tota pulsurum, si pontifex (rebus ex sententia
[28] animi gestis) ex federe daret tres maritimas urbes in Apulia.
[29] His
secreto transactis passim in Apulia omnia invadunt, diripiunt et occupant.
[30]
Wilhelmus resciscens in Sicilia, quid pontifex cum Emanuele Graecorum [31]
imperatore moliretur, mittit legatos ad pontificem, ut pacem inter se et
pontificem [32] sancirent, his additis conditionibus, Wilhelmum non solum
restituturum [33] Ecclesiae ablata, sed etiam de sua ditione aliquid adiecturum
et retenturum in [34] officio pontifici Rebelles, tantum petit, ut se
declararet utriusque Siciliae Regem.
[35] Pontifex
non invitus pacem cum propositis conditionibus suscepisset, sed, [36] ne
faceret, quidam Cardinales restitere, qui cum principibus in exilium missis
[37] putabant sibi fore plus lucri ex bello quam ex pace.
[38] Repulsam
ergo paciuntur legati Wilhelmi. Et qui optatum pacem venerant, [39] redeuntes
in Siciliam bellum Wilhelmo denunciant.
[40]
Wilhelmus Rex moram noxiam ratus cito ex tota Sicilia exercitum contrahit [41] et
classe Apuliam petit.
[42] Cum
Graeci Imperatoris exercitu conserit primo et eum in fugam vertit, [43] captos
duces catenis ligat, Apuliam (quae defecerat) in deditionem recipit, Deinde
[44] exercitum Beneventum ducit, Civitatem undique obsidione cingit, Pontificem
Cardinalesque,
[Seite 321b]
[[Papsttreu]]
321a
[26] qui [Bl.
Y iij] tum in Benevento aderant, sic cum Beneventanis civibus [27] oppugnat, ut
de vita desperantes compellerentur petere pacem.
[28]
Wilhelmus concedit recipiturque in gratiam et declaratur a pontifice utriusque
[29] Siciliae Rex, prius tamen iuramento pontifici dato, quod porro non esset
infestaturus, [30] quae Ecclesiae sunt.
[31] Et ita
fedus iniit cum pontifice, illis tamen a federe exclusis, qui pontifici [32]
persuaserunt pacem ab Wilhelmo antea oblatam non esse recipiendam.
[33] Ideo
quisque ex illis Cardinalibus et principibus, qui huius belli auctores [34]
fuere, suae saluti consulturi subducunt se et fugiunt.
[35] Pontifex
constituta cum Wilhelmo pace Romam redit, ubi praeter opinionem [36] in
contentionem civilem incidit Consulibus conantibus Civitatem in antiquam
libertatem [37] adserere. Timens ergo sibi pontifex tota Civitate notata
excommunicatione [38] Arigmanum concessit ad XXV. lapidem ab urbe. Nau⌈clerus, Antoni⌈nus, Sabell⌈icus, [39] Suplemen⌈tum Cronicarum.
[40]
Imperator accepta Corona in Germaniam regressus sensit non parva esse [41]
incommoda Germaniae a pontifice, quod Wilhelmum utriusque Siciliae Regem [42]
declaraverit nescio Imperatore, Et quod Imperatori ius investiturae Episcoporum
[Seite 322b]
[[Papsttreu]]
322a
[27]
praeripuerit, Et quod per legatos suos omnes nationes compilaret et defectionis
[28] seminaa[ a) somia Dr] spargeret per totum imperium.
[29] Quam ob
rem ab omnibus Episcopis Germanis Homagium et iuramentum [30] fidelitatis
exegit, Ad Romanam sedem appellando provocare vetuit, Legatos [31] pontificis
(non accersitos sua voluntate) excludendos esse mandavit.
[32] Pontifex
offensus, quod Caesar suum nomen pontificio in literis praeferret [33] et quod
ista omnia in Germania moliretur, literas Caesari misit, quas libuit
adscribere, [34] ut eo clarius quisque cognosceret singula, quae gerebantur, et
quod [35] nunquam quiete possederint ea pontifices, quae Imperatoribus vel aperta
vi vel [36] occultis artibus diripuere.
[Seite 323b]
[[Papsttreu]]
323a
[25] Hadriani
Literae ad Caesarem.
[26]
Hadrianus Episcopus, servus servorum Dei, Friderico Imperatori salutem et [27]
Apostolicam benedictionem.a[ a) [42] Am Rande: Legito has literas, obsecro.]
[28] Lex
Divina sicut parentes honorantibus longevitatem promittit, ita maledicentibus
[29] patri et matri sententiam mortis intendit.
[30]
Veritatis voce docemur, quia omnis, qui se exaltat, humiliabitur. quapropter,
[31] dilecte in domino fili, super prudentiam tuam non mediocriter admiramur,
[32] quod beato Petro et Sanctae Romanae Ecclesiae non, quantum deberes, [33]
reverentiam exhibere videris.
[34] In
literis enim ad nos missis tuum nostro preponis, in quo insolentiae, ne [35]
dicam arrogantiae, notam incurris.
[36] Quid
dicam de fidelitate beato Petro et nobis a te promissa et iurata, quomodo [37]
eam observes?
[38] cum ab
his, qui dij sunt et filij excelsi omnes, (Episcopis videlicet) homagium [39]
requiris? fidelitatem exigis? et manus eorum sacratas manibus tuis innectis
[40] et manifeste nobis factus contrarius? Cardinalibus a latere nostro
directis non [41] solum Ecclesias, sed et Civitates Regni Tui claudis?
[Seite 324b]
[[Papsttreu]]
324a
[26] Quid
dicam? Resipisce ergo, Resipisce, tibi consulimus. Quia, dum a nobis [27]
consecrationem et coronam merueris, dum inconcessa captas, ne concessa perdas,
[28] nobilitati tuae timemus. Vale!
[29] Ad has
pontificis literas Imperator ita respondit:
[30]
Fridericus dei gratia Romanorum Imperator semper Augustus Hadriano [31]
Ecclesiae Catholicae pontifici omnibusque adherere volentibus ijs, quae cepit
[32] Iesus facere et docere, S. D.
[33] Lex
iusticiae unicuique, quod suum est, restituit.
[34] non enim
parentibus nostris derogamus, quibus in hoc regno nostro debitum [35] exigemus
honorem, a quibus (videlicet progenitoribus nostris) et regni dignitatem [36]
suscepimus et Coronam.
[37] Nunquid
tempore Constantini Sylvester Regalis aliquid habuisse dinoscitur?
[38] sed eius
pietatis concessione libertas concessa est Ecclesiae, pax restituta, [39] et
quicquid Regalis papatus vester habere dinoscitur, largitione principum
donatur.
[40] Unde,
cum Romano pontifici scribimus, iure ex antiquo nomen nostrum [41] preponimus,
et ad iusticiae Normam eidem nobis scribenti concedimus.
[42]
Revolvite annales, et si lectum neglexistis, quod asserimus, illic invenitur.
[Seite 325b]
[[Papsttreu]]
325a
[31] Ab his
autem, qui dij sunt per adoptionem et Regalia nostra tenent, Cur [32] homagium
et Regalia sacramenta non exigamus?
[33] cum
ille, noster et vester institutor, ab homine Rege nihil accipiens, sed [34]
omnia bona omnibus conferens, tamen pro se et Petro Censum Caesari prosolvit
[35] et exemplum vobis dedit, ut ita faciatis. Docet itaque vos dicens:
‘discite [36] a me, quia mitis sum et humilis corde’.
[37] Aut
igitur Regalia nobis dimittant aut, si haec sibi utilia iudicaverint, tunc,
[38] quae dei, deo, quae Caesaris, Caesari persolvant.
[39]
Cardinalibus utique vestris clausae sunt Ecclesiae et non patent civitates,
[40] quia non videmus eos praedicatores, sed praedatores, Non pacis
corroboratores, [41] sed pecuniae raptores, non orbis reparatores, sed auri
insaciabiles corrosores.
[42] Cum
autem viderimus eos, quales requirit Ecclesia, portantes pacem, illuminantes
[43] patriam, assistentes causae humilium in aequitate, necessariis eos
stipendiis [44] et comeatu eos sustentare non differemus.
[Seite 326b]
[[Papsttreu]]
326a
[24]
Humilitatis autem (quae est custos virtutum) et mansuetudinis vestrae non [25]
minimam notam incurritis, cum huiusmodi quaestiones religioni non multum [26]
conferentes secularibus personis proponitis.
[27]
Provideat itaque paternitas vestra, ne, dum talia movet, quae indigna ducimus,
[28] offendiculum ponat illis, qui veluta[ a) velit Dr] ad imbrem serotinum ori
vestro aures [29] suas arrigere festinant.
[30] Non enim
non possumus respondere auditis, cum superbiae detestabilem [31] bestiam usque
ad sedem Petri reptasse videmus, paci Ecclesiae semper bene [32] providentes.
Valete!
[33] Cum
passim civitates Italiae defectionem meditarentur studerentque se ab [34]
imperatore in libertatem adserere, Imperatorque eos cogeret armis parere
sepius, [35] abductis tamen copiis rursus rebellionem parabant. Ligurinus et
Ioannes de [36] Cremona scribunt eam rebellionem fovisse Romanum pontificem,
qui pertinaciter [37] oderat Imperatorem, quod pontificios Legatos arceret a
sui imperij finibus [38] et quod iuramenta ab Episcopis sumeret videreturque
Hadrianum non habere in [39] tanto honore Imperator, in quanto honore ambitiosi
ac superbi Pontifices in [40] universo orbe haberi volebant.
[41] Et quia
viderat Mediolanenses comprimis fervere odio imperatoris, mittit [42] legatos
suos ad eos, qui defectionem rursus suadeant.
[Seite 327b]
[[Papsttreu]]
327a
[24]
Mediolanenses, quibus non est ingratum, quod Pontifex suadet, cupiunt [25]
rebellionis praetextum, hoc est, ut imperator excommunicetur, ut habeant ansam
[26] meliorem rursus deficiendi ab imperatore.
[27] Fit
itaque conspiratio contra imperatorem, inter Hadrianum, maximam partem [28]
Cardinalium, Wilhelmum Siciliae Regem et inter nobiles Italiae. Civitates pene
[29] omnes totius Italiae sibi adiungunt.
[30] Immensa
pecuniae summa datur pontifici, ut imperatorem excommunicaret.
[31]
Conspiratio iuramento firmatur, cum his legibus, ex socijs conspirationis [32]
factae neminem cum imperatore de [Bl. Y 6] bere redire in gratiam, nisi omnes
[33] pariter suffragarentur, Pontificeque mortuo Cardinalem ex conspiratorum
albo [34] tantum creandum esse pontificem, ut sic conspirationis foedera semper
manerent [35] integra.
[36] Pontifex
Hadrianus contra imperatorem excommunicationem denunciat apud [37] Anagniam.
[38] Et non
multo post, cum expaciaretur cum suis, poenas dedit suae impietatis. [39] musca
namque involavit in os, eaque, quia medicorum arte eximi non [40] potuit,
praeclusit illi spiritum, atque ita suffocatus obijt.
[41] Sub hoc
tempore quia imperator valido exercitu redit in Italiam, licentiam [42]
rebellium armis repressurus, et conspiratorum factio aperta vi se obijcerea[ a)
[43] abijcere Dr] non
[Seite 328b]
[[Papsttreu]]
328a
[23] posset
imperatori, vertuntur ad malas artes, parant insidias per incendia, miscent
[24] aconita, conducunt hominem robustissimi corporis peritum Musicae, qui se
[25] Morionem fingeret et Musicalibus instrumentis imperatori se insinuaret et
incautum [26] necaret.
[27] Hic
suscepti negotij studiosus observat diligenter occasionem occidendi [28]
imperatorem. semel in conclave sub nocte ingressum apprehendit, et nisi per
[29] clamorem se liberasset, e fenestra in praeterlabentem aquam precipitasset.
[30] A suis vero ereptus iussit simulatum Morionem dari precipitem per eandem
[31] fenestram.
[32] Cum
illum dolum irritum factum conspiratores cernerent, subornarunt alium [33]
insignem intoxicatorem Arabem, qui frena, Calcaria, annulos, nolas et id genus
[34] infecta pertulit ad Imperatorem, eum solo contactu earum rerum occisurus.
[35]
Imperator cognita proditione intoxicatorem suspendit. Nau⌈clerus, Ioan⌈nes [36] Adelff⌈us, Ioan⌈nes de Cremona, ligur⌈inus.
[Seite 329a]
[1] Historia
von Bapst Alexander III.,
[2] wie er
zum Bapstumb komen, wie ers auch wider den Keyser, Koenige, Fuersten
[3] und
Bischoff erhalten, wie er die gwalt der schluessel so wol gebraucht und
[4] wie er
den Keyser Friedrichen Barbarossa dem Tuercken verrhaten hat. Jst ein
[5] fein
exempel der nachvolger S. Petri.
1545
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 329b
[6] Nach dem
nun Bapst Hadrianus also fast schimpflich erworgt war, das [7] man wol sprechen
mag, es sei nicht one sonderliche ordnung und straff [8] gottes geschehen,
Kamen xxij Cardinel der abengedachten1 jrer vereinigung [9] nach und weleten
aus jrem anhang zum Bapst den Cardinal Roland2, welcher des [10] Reichs
deudscher Nation offentlicher feind war.a[ a) [25] Denn also hatts der H. vater
Hadrianus im testament verlassen, wie oben gehoert ist, das [26] man einen
wehlen solte, der dem Keyser weder trew oder hold were.] Albertus Crantz3
heldet, dieser [11] Roland sei ein geborner Meylender, Etliche andere woellen4,
er sei ein Senenser ge- [12] [Bl. E iij]west. Er sey aber gewest, was man
woelle, So ist gewiss nicht viel guts [13] an jm gewest, als seine handlungen
anzeigen, Wo wir den Historien oder geschichtschreibern [14] gleuben.
[15] Neben jm
und wider jn ward von dreien andern Cardineln, mit rhat, willen [16] und
beistand des prefecti oder obersten und des gantzen volcks zu Rom, auch zum
[17] Babst erwelet Octavianus, ein geborner Roemer, zu S. Clemens presbyter und
Cardinal, [18] Jn welches whal auch willigten der Dechan und der gantz Chor der
priesterschafft [19] S. Peters zu Rom, und nenneten jn Victor.5
[20] Es liess
sich aber ersehen, dz diese widderige whal grossen unfug und schedliche [21]
zwitracht geberen wurde. Darumb wurden die, so Rolanden aufgeworffen, und [22]
auch die, so Victorem erwelet hatten, der sachen also eins, das der erweleten
zweier [23] keiner solte bestetigt oder eingesetzt werden, bis sich der unwill
etwas gesetzt und [24] die sach etwas in vergess keme, So solte man als denn
eintrechtiglich einen welen
[Seite 330a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 330b
[1] und
bestetigen.a[ a) [21] Denn Rolands wahl war nicht drauff angefangen, das viel
frieds in der kirchen wuerde. [22] So ist vieleicht Victor nicht jres gebunds
gewest.] Aber die, so Rolandum erwelet hatten, hieltens nicht, verliessen [2]
sich auff jre gewalt und macht, schrieben und schriehen Rolanden aus fur ein
erwelten [3] Roemischen Bapst und nenneten jn Alexander. Daraus entstunde ein
grosse [4] zwitracht, uneinigkeit und unordnung. Ein jeder nam trew und gelubd
von seim [5] anhang. Alexander zohe von Rom hinweg, Victor bleibe noch xj tage
nach jm da, [6] danach begabe er sich auch hinweg, denn ein jeder must sich
fuer des andern anhang [7] besorgen. Alexander lies ein Stathalter oder
Vicarium zu Rom und zohe er auff [8] Sicilien zu Koenig Wilhelmen, welcher denn
auch seines anhangs war, als oben [9] berurt1, darumb wollt er huelff bei jm
suchen wider Victorn und seine verwanten.b[ b) [22] Der Babst laufft nur den
nesten dem [23] schwert zu. Wil mit der Koenig und Fuersten gewalt fechten,
nicht weichen, solts auch hunderttaussent [24] Seel kosten.] [10] Da er xij
tage in Sicilien gewest war, ward er von seinen Cardineln und koenig [11]
Wilhelmen bestetigt und eingeweihet, im Jar nach Christi geburt MCLJX.2
[12] Als er
nun von denselben also bestetigt war, schickt er seine Legaten zum [13] Keyser
Friedrichenc[ c) [24] Er schickt nicht darumb zum Keyser, das der Keyser geehrt
wuerde, [25] als der billich auch mit sein solt, wenn der Bapst soll bestetigt
werden, Sonder nur, das er [26] mit einer gewalt victorn vertriebe, nicht, das
er jn Alexandern seiner gewalt bestetigtt, denn er [27] hielt sich vorhin fur bestetigt.],
der eben fur Cremona3 lage, und lies jn ermanen, er als ein [14] Roemischer
Keyser solte die zwiespalt in der kirchen abschaffen und auffheben, Solte [15]
jn (Alexandern) auch bestetigen und bei Victorn verschaffung thun, das er des
[16] Bapsthumbs mueßig gieng und sich keins Bebstlichen gewalts anmasset.
Keyser [17] Friedrich als ein weiser Fuerst kont wol erachten, weil die zwen
Bebst also gegen [18] einander erhitzt und beide viel anhangs hetten, Muste mit
[Bl. E iiij] ordnung und [19] bescheidenheit darin gehandelt werden, sunst
wurde die sach nur erger, und were [20] zubefarn, das mer unrats daraus keme.
Derhalben gab er den Legaten die antwort,
[Seite 331a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 331b
[1] Es woelle
von noeten sein, soelt man etwas fruchtbarlichs ausrichten, das [2] beide
erweleten zugegen weren. Darumb solten sie Alexandro anzeigen, Er solte [3] gen
Paphie1 komen, das solte Victor auch thun, Da wolt er, der Keiser, neben [4]
andern herrn ein mittel in der sachen treffen oder nach verhoer darin richten
und [5] urteiln.a[ a) [23] Das were dem Bapst nicht gelegen, Denn er dacht, was
er des rechten duerfft, wenn er [24] wol mit gewalt kont Bapst bleiben.] Solchs
zeigten die Legaten Alexandern an. Alexander war aber nicht [6] gesinnt, das er
viel rechts leiden, geben oder nemen woelte, Sonder begert nur [7] stracks
Victorem abzutreiben. Derhalben wolt er auch nicht gen Paphie, sondern [8] zohe
gen Anagniam, da bleibe er und achtet nicht viel, was der Keyser begert [9]
hatt. Den Keyser verdros es nicht wenigb[ b) [24] Da fragt der Bapst nicht viel
nach.], das jn Alexander veracht und [10] zum angesatzten Concilio gen Paphie
nicht komen noch einiger weise in der sachen [11] handeln oder richten lassen
wolt. Darumb schickt er widerumb zwen Bischoff zu [12] jm, den bevalh er, sie
solten jn nicht eheren wie ein Bapst, sonder nur wie ein [13] Cardinal, und
solten jn vermanen, das er zum Concilio gen Paphi komen wolte, [14] damit der
sachen ein end, und solch ergernis in der kirchen auffgehaben wurde. [15] Als
dieselben Bischoff zu jm kamen und nach des Keisers bevelh jre werbung
gethaten, [16] Antwort er jnen hochfertig und stoltzlich, Der Roemische Bapst
solle niemandes [17] urteil underworffen sein noch von jrgend jemand geurteilt
werdenc[ c) [24] Wenn [25] er auch gleich ein Seelmoerder und leibmoerder were,
wie er war.], Und [18] damit liess er sie hinziehen. Als zohen sie hin gen
Cigniam2 zu Victor, gruesten [19] und ehreten jn als ein Roe. Bapst und
fuereten jn mit gen Paphi zum Concilio, [20] dazu er willig war, denn er
stellet die sach ans Concilium.
[21] Als sie
hin kame, ward das Concilium versamlet, wurden die jenigen, so bei [22] der
whal gewest waren, gefoddert und verhort, ward alles vleissig und trewlich
[Seite 332a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 332b
[1] bewogen.
Und endlich ward durch den Keyser, Jtem durch den Patriarchen von [2] Aquileia,
Jtem den Bischoff von Cremona1 und andere viel Bischoff mer ausgesprochen, [3]
daß nicht Alexander, sonder Victor Roe. Babst were von rechts wegen.a[ a) [20]
Das urtel war nichtig, denn der Bapst wolt nicht geurtelt sein, So waren Koenig
Wilhelm [21] und die untrewen xxij Cardinel, die wider den Keyser mord und
meineid stiffteten und gestifftet [22] hatten, viel mehr zu achten denn der
Keyser und das gantz Concilium.]2 [4] Darauff ward auch Victor auff eim pferd
in der Stat umbher gefurt und angezeigt, [5] das er vom Concilio zum Roemischen
Babst bestetigt und das jn jederman dafur [6] erkennen solt.b[ b) [22] Da
zeuhet der [23] H. Vater daher, hat geistlich und weltlich schwert gezuckt,
Nemlich den Bann und die zwene Koenig, [24] will eins nicht helffen, so mus es
das ander thun.] Darnach hiess in der Keyser in deudsland ziehen, als er auch
thet, [7] da ward im gehorsamet von den deudschen.
[8] Hierumb
ward Alexander sehr zor-[Bl. F 1]nig, thet den Keyser und den Babst [9] Victor
in Bann3, denn er sprach, sie hetten jn seines rechts und seiner gerechtigkeit
[10] beraubt. Er schreibe auch hin und wider in die gantz Christenheit und
schmuckt [11] seine sach auffs beste. Den Keyser aber und Victorn verunglimpfft
er auffs hoehst. [12] Er erwegt auch Koenig Wilhelmen von Sicilien auff, das
der selb ein schiffzeug [13] zurichtet und mit jm auff Franckreich fure. Da
zohe er Koenig Philipsen auch an [14] sich, legt ein Concilium gen Claromont,
da publiciert er den Keyser und Babst [15] Victorn in Bann. Welchs dem Keyser
bald zu wissen ward, und sonderlich, das [16] sich auch Philippus, der Koenig
zu Franckreich, mit dem Babst vereinigt. Darumb [17] schickt der Keyser ein
Legation an koenig Philipsen und lies an jn werben: Dieweil [18] sie zwene
(nemlich der Keyser und der koenig von Franckreich) die furnemsten und [19]
groesten heupter der Christenheit werenc[ c) [24] Solch einigkeit der kirchen
bekuemmert [25] Alexandern nicht viel, er wolt der H. vater genent werden, wenn
schon kein man lebendig bliebe [26] oder keine Seel in den himel komen solt.],
stunde jn zu, das sie in diese spaltung
[Seite 333a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 333b
[1] sehen und
der Christenheit nutz schafften. So aber iedlicher einen dieser zwiespalt [2]
ursecher bei sich hette, Solt ein jeder seinen Bapst ad divionem1 zum Concilio
[3] bringen, das doch in der sach gehandelt und einigkeit angericht wurde. Dabei
[4] sagten die Legaten zu, das der Keyser selbs personlich darkomen und Victorn
mit [5] bringen wolte. Auf solche werbung ward jnen vom Grafen von Blus
widerumb [6] zugesagt von wegen des Koenigs zu Franckreich, das er, der Konig,
auch personlich [7] komen und Alexandern mit bringen wolte.
[8] Solcher
zu sage ward der Keyser erfrewet, denn er hoffet, es solt nun zu gutem [9]
friedlichem end gehandelt und gebracht werden, Darumb zohe er mit Victorn auff
[10] die angestelte zeit auff Concilium. Do auch hin kamen Heinrich 2. Koenig
in [11] Engelland, Jtem der Koenig aus Schottland, und der Koenig zu Behem,
alle der [12] meinung, in der sachen handeln zuhelffen, das solche uneinigkeit
und zwitracht hingelegt [13] und abgeschafft wuerde. Sie schlugen ir leger auff
an der Saw2, welchs [14] wasser Deudschland und Franckreich von einander
scheidet. Aber Alexander wolt [15] keins wegs zum Concilio, darumb das es nicht
von im als Roe. und oebersten Bapst [16] und haupt der Christenheit angesatzt
oder ausgeschrieben ware. Der Koenig zu [17] Franckreich ward Alexandern
zugefallen und wolt darnach auch nicht komen.a[ a) [23] Heist das Servus
Servorum, so walts der Teuffel. Diesen konnen der Keyser, so viel [24] Koenig
mit allen iren Fuersten und gantz deudsland nicht dahin bringen, Das er nur
keme. Das [25] heist Dominus domi [Bl. F ij] nantium und ein verachter aller
von Gott geordineten oeberckeit [26] umb eigner ehr und nutz willen.] Der [18]
Keyser ward fast unwillig, das er und alle die Koenig und Fuersten also vergebens
[19] dahin komen, gros kosten und muehe on allen nutz angewendet hatten und
also [20] schimpfflich umbgetrieben wurden. Darumb zohe er [Bl. F ij] widerumb
in deudschland [21] und hiesse Victorn wider in Jtaliam ziehen. Welcher aber
auff dem wege [22] zu Luca in Hetrurien starb.3 Und nach im ward gewelet Guido
Bischoff von
[Seite 334a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 334b
[1] Cremona1
und ward Paschalis iij. genennet, jm jar MCLXV. Derselb ward bestetigt, [2]
angenomen und ward jm gehorsam zugesagt durch den Keyser, durch Heinrichen H.
[3] zu Beyern und Sachssen, Denn Pfaltzgraven bey Rein, Denn Landgraven in
Thueringen, [4] Die Bischoff zu Magdenburg, Bremen, Trier, Coeln, Bamberg und
fast durch [5] alle Bischoff Deudschs und Welschs lands.a[ a) [24] Die richten
alle aber so viel aus, als vor der Keyser, drey Koenig, viel Bischoff und [25]
Fuersten auffm concilio ausgerichtet hatten.] Aber es moechte alles nicht
helffen, [6] Alexander truckt sie alle unter die Bancke, wie volgt.
[7] Als nun Alexander
also in Franckreich ein zeit lang bleibe, starb im unter [8] des sein
Stathalter oder Vicarius, den er zu Rom gelassen hat. Aber sein anhang [9]
welet bald ein andern, nemlich Joannem der Kirchen S. Peters Cardinal. Derselbs
[10] bedacht, das er ein Vicarius und diener were, trachtet derwegen mit vleis,
[11] wie er seinem Hern Alexander wol dienen moecht, das er sein sach gut
machte. [12] Zohe mit geschencken, zutetigen2 worten und listiger
freuendtlichkeit fast den mehrer [13] teil der Buerger zu Rom an sich, das sie
Alexandern gunstig wurden, und erweleten [14] newe Burgermeister, die
Alexandern auch gewogen waren. dieselben berufften darnach [15] Alexandern aus
Franckreich widerumb gen Rom, do er auch bald auff war, [16] zohe auff Sicilien
und von dannen auff Rom, da er fast ehrlich und freundtlich [17] entpfangen und
angenomen ward.
[18] Als aber
die welschen Stet, welche dem Keyser vorhin ungeneigt waren, sahen, [19] das
sie den Bapst bey jn hatten, welcher des Keysers ergester feind war, und sahen,
[20] das derselb (der Bapst) auch den koenig zu Franckreich und den Koenig von
Sicilien [21] an im hatte, Namen sie jnen ein hoffnung, widerumb frey zu werden
und aus des [22] Keysers gewalt und gehorsam zukomen.b[ b) [25] Denn sie wusten
wol, dz der Babst getreulich [26] dazu helffen wuerde.] Da solchs der Babst
merckt, sagt man, [23] Er hab jn auch dazu gerathen, das sie trewlos und
meineidig am Keyser wurden
[Seite 335a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 335b
[1] und
abermals abfielen. Wolten frey und nicht mer dem Keyser unterworffen sein, [2]
Machten derwegen ein Bund wider jn, das sie sich wider jn schuetzen konten.
Beschlossen, [3] man solt alle des Keysers besatzung, hut und bewarung, so er
hinter jm [4] in Jtalien gelassen, eins tags all zerstoeren und abschaffen und
alles hinrichten, was [5] Keyserisch were.a[ a) [24] Noch hatt der gut from
Keyser alle diese untrew und bos-[Bl. F iij] heit mit keinem grim [25] noch
einiger tyranney gestrafft, do ers doch wol thun konte, als volgt.] Man solte
auch dem Key-[Bl. F iij]ser kein tribut, stewr oder [6] manschaft volgen
lassen. Griffen darauff die Keyserischen an, welche nicht auff jre [7] meinung
fallen und in bund wider den Keyser begeben wolten, die veriagten sie zum [8]
teil, eins teils auch erschlugen sie. Gualganus, der Graff von Meylandb[ b)
[25] Gualganus graff [26] zu Meyland.], welcher der [9] vorigen auffrur
fuernemester stifter und fudderer gewest, war vom Keyser gefangen und [10] in
Deudschland geschickt, Do er aus der gefengnis entran und kam in Bawrs kleidung
[11] wider in Welschland zu den seinen, Samlet die zerstreweten Meylender
widerumb [12] zusamen, Bawet mit huelff und rhat der Bundsverwanten und des
Griechischen Keysers [13] die Stat Meyland, welche zum dritten mal geschleyfft
und zerstort gewest, widerumb [14] auff, ward also trewlos und meineidig an dem
Keyser. Denn do der keyser Meyland [15] dasselbmal zuvorn eingenomen und die
Meylender, nachdem sie also offt meineidig [16] an jm worden, abermals
uberwunden, hat er sie dennoch also zu gnaden angenomenc[ c) [26] Waser gestalt
der Keyser die Meylender zu gnaden genomen, nach dem sie [27] bereits ettlich
mal abgefallen waren.], [17] daß sie alle gesunt und unbeschedigt mochten von
dannen ziehen, und [18] mocht ein jeglicher Burger mit jm hinweg nemen, soviel
als er tragen kont, welche [19] aber nicht burger waren, musten blos und
wehrlos hinziehen. Doch alles mit dem [20] geding, das sie Meyland nimmer mer
solten wider auff bawen, noch jrgend einer [21] auff neun meil wegs dabey
wonung nemen. Welchs auch dreyhundert der fuernemsten [22] Buerger vom Adel von
wegen der gantzen Buergerschafft und aller, so in [23] der Stat gewest, zu
halten dem Keyser geschworen hatten.d[ d) [27] Drey hundert fuerneme buerger
gehn von wegen der [28] stat Meyland zum Keyser und schweren ein gehorsam.]
Welch des Keysers
[Seite 336a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 336b
[1]
vielfeltig gnad und dazu jre geschworene Eid unangesehen, Baweten sie mit des
[2] Bapst huelff und Rhat die Stat wider auff und nenneten sie dem Keyser zu
schmach [3] und dem Bapst zugefallen nicht mer Meyland, sonder Alexandriam,
Befestigten sie [4] dazu mit graben, wellen und mauren auffs best, wendeten
fuer, sie thetens billich, [5] denn es were jetz grosse zwitracht in der
Christenheit, zu dem so were der Keyser [6] im Bann, und der Bapst hette
verbotten, man solte dem verbanneten Keyser kein [7] gehorsam leisten oder
einigen glauben halten, Man were es im auch nicht schuldig.a[ a) [23] Nota:
weil der Keyser nicht in aller mutwillen und buberei des bapsts willigen wil,
[24] sol im niemand glauben halten und ist im niemand kein gehorsam schuldig.]
[8] Als ward Guido in gantz Hetrurien und Jtalien fast veracht, denn jederman
wolts [9] mit dem groesten hauffen halten. Do man aber hort, das der Keyser
wider mit [10] eim grossen zeug auff Jtalien keme und die abgefallenen und
ungehorsamen straffen [11] wolt, fielen viel wider zum Guido und hingen jm an.
Derhalben arbeitet Alexander, [12] so viel er mocht, mit gelt und [Bl. F 4]
worten, das er den meinsten1 hauffen an [13] sich behielt, seine sach gut und
jm jederman guenstig und Guidons sach boese macht [14] und jederman von jm
fiele. Aber Guido bleibe doch und dorfft sich niemand mit [15] ichten2 gegen jm
einlassen, denn jederman forcht sich fuer dem Keyser.b[ b) [24] Hi sunt [25]
modi acquirendi rerum dominia, das sind eitel fussstapffen S. Petri.]
[16] Denn als
dem Keyser solch untrew und auffrur der Meylender und Wahlen [17] zuwissen
ward, und sonderlich, das ein solch buendnis wider jn gemacht were, Samlet [18]
er bald ein grossen hauffen Kriegsvolck und zohe mit gueter Ruestung in
Welschland, [19] zwang die abgefallenen wider zu gehorsam, belegert und
stuermet das new Meyland [20] oder Alexandriam auch. Aber H. Heinrich der Lew
fiel mit seim hauffen boeslich [21] von dem guten Keyser ab, denn er hatte
sich, wie man sagt, mit geld abstechen [22] lassen, Und wendete darnach fuer,
der Keyser were im Bann, Und er hatte doch
[Seite 337a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 337b
[1] den Bann
zuvor selbs veracht.a[ a) [19] Dieser Keyser mag wol vom ungluck und untrew
gesagt haben. noch ist er nicht bewegt [20] worden, das er Tyrannisiert hatt.]
Der Keyser liess in trewlich und fruentlich bitten [2] und erinnern, Er solte
doch in dieser not nicht also ubel an jm thun und in also [3] in grosser fhar
verlassen, Aber er bleib auff seim boesen fuernemen und wolt dem [4] Keyser
keins wegs einigen beistand thun. Als1 must der Keyser seinen zeug2 verlassen
[5] und mit grosser gefhar unter eins knechts gestalt und namen in Deudschland
[6] fliehen, Do er sich widerumb sterckt, Setzt dem abgefallenen Fuersten ein
tage an [7] und beklagt jn solcher untrew und also criminis lese maiestatis.
Aber der Hertzog [8] kam nicht zum tage, das er sich endschuldigte, Sondern
macht in Schwaben ein [9] Bund wieder den Keyser und meint sich zuverteidigen.
Da entsatzt in der Keyser [10] aller seiner land und herschafft und teilet sie
unter andere, die sie bas verdient [11] hatten.
[12] Als nun
der Keyser sunst auch alle ding in Deudschland zum frieden geschafft [13]
hatte, thet er als einer, der mehr lust hatt zum fried denn zum kriege, Und
liess [14] den wahlen fried anbieten und conditiones pacis furschlagen.b[ b)
[20] Das mus ia von natur ein guetiger Herr gewest sein.] Aber sie wolten [15]
keinen frieden mit jm annemen, Er wolte denn Alexandern bestetigen und Guidon
[16] abschaffen. Darumb zohe der Keiser abermals mit eim grossen zeug auff
welschland, [17] im jar nach des hern Christi geburt MCLXX, und war endlich der
meinung3, [18] die untrew zustraffen. Aber do er mit seim heer bis gen Brix
kam, da satzte sich
[Seite 338a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 338b
[1] an jn
Bischoff Herman sein Beichtvatter, welcher in grossen wirden bei jederman [2]
gehalten war, Und widerrhiet im auffs hoehste, in Jtalien zuzie-[Bl. G 1]hen,
Denn, [3] sprach er, es ist dem Keyser ehrlicher, auch loeblicher, und ist
Christlicher, Das er [4] wider die feinde der Christenheit, Das ist, wider die
Heiden, streite, denn wider den [5] Ro. Bischoff und wider Christen volck.a[ a)
[29] Er ist des Bapsts feind nicht gewest, der diesen rhat gegeben hat.] Darumb
solt er auff Jerusalem ziehen, [6] welchs sein Vetter Conradus zuvor mit viel
gelds unkosten, muehe und auch Christen [7] bluts gezwungen und eroebert hette,
Und aber jetzt vom Soldan widerumb eingenomen [8] und dem H. Roe. Reich
entzogen were. Do solt er sein sterck und macht [9] brauchen und das
(Jerusalem) wider erlangen. Da solt er hin ziehen, da sich ein [10] kriegsman
sehen lassen, wider die schendlichen boesen Tuercken, So wolt er (der [11]
Bischoff) den Koenig von Franckreich dahin bewegen, das der selb auch gute
huelff [12] dazu thete.b[ b) [29] Hett es der [30] Bischoff nicht gethan, were
der Bapst selbst willig gewest, Das nur der Keyser aussem Lande [31] wer
komen.]
[13] Der gut
Keyser liesse sich bereden, das er umb wendet, und zohe mit dem [14] zeug, den
er wider den falschen Babst und sein untrewen anhang ausgefurt hatte, [15]
durch Ungern auff Constantinopel und jmmerfort, nam alles ein, was jm furkam,
[16] Eroebert viel fuernemer Stet, welche die Tuercken inhatten, unter welchen
auch war Philemonia [17] und Jconium. Er kam bis jn klein Armeniam, und gieng
jm alles so [18] gluecklich fort, eroebert alles, was er nur fuer nam, Das sich
der Soldan getrost [19] hatte, sein gantz Reich zuverlieren. Endlich zohe er
(der Keyser) auff Jerusalem, [20] Nam dasselb auch ein und treibe alle inwoner
aus, Doch fristet er jnen das leben.c[ c) [31] Der Keyser ist zufrieden, das er
das verlorne Jerusalem wider hat, greifft [32] nun nicht weiter.] [21] Als
berhatschlagt er sich, wie er der sachen thet, das er das jenige, so er
eingenomen [22] und gewunnen hatte, fur dem Soldan behalten, und, was zerstoert
und verwuest [23] were, widerumb auff bawete.
[24] Unter
des, dieweil der from Keyser von wegen der gantzen Christenheit und [25] von
wegen des Christlichen namens wider die feind der Christenheit, wider die [26]
Tuercken, kriegt und streit, Bedacht der boeshafftig Bapst mit seim anhang,
wenn [27] der Keyser wider keme, und jm alles so gluecklich ergangen were,
Wuerde er muetig [28] sein und sie denn auch herumb ruecken. Darumb dacht und
tracht der Bapst Alexander
[Seite 339a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 339b
[1] auff
wege, wie er dem Keyser hin hulffe, das er nimer wider keme.a[ a) [24] Erkenne
das Christlich gemuet des Bapsts und wie treulich er die Christenheit gemeint.
[25] Er were zufrieden gewest, wenn auch so viel tausent Christen, die mit dem
Keyser waren, erschlagen [26] weren worden, wenn nur der Keyser wer aus
blieben.] Schickt derwegen [2] ein Maler aus, der solt den Keyser heimlich, das
er nicht jnnen wuerde, [3] abmalen oder konterfeien, mit farben, dz er jm auffs
einlichst were, als jmmer [4] sein moecht, das man jn ja kennen konte, Als denn
der Maler auch mit fleis thet. [5] Dasselb bild und [Bl. G ij] angesicht des
armen verrhaten Keysers schickt der Bapst [6] dem Soldan und ermanet jn mit
schrifften, Er solt sehen, das er den Keyser mit [7] list und verrheterey fieng
oder hinrichten liese, sonst wuerde er nimermehr fried fuer [8] jm haben, denn
er rwet nicht. Der Soldan ware des guten rhaths fro, drachtet, [9] wie er jm
selbs und dem Roe. Bapst zugefallen und zu willen were und den Keyser [10] uberkeme.
Aber im streit wolt sichs nimer schicken, oder auch im Lager, das des [11]
Bapsts moerdliche verreterey angangen were, Denn der Keyser ward allzuwol
bewaret.
[12] Da aber
der Keyser Jerusalem gewonnen und nun wider heim in Deudschland [13] ziehen
wolt, ordnet er seinen zeug auff ettliche hauffen, Das sie dest fuglicher den
[14] weiten weg wider heim reisen kontenn. Denn er wist von der verreterey
nichts [15] und meinet, er hette den Soldan nun also geschwecht, das keins
uberfalls oder [16] keiner beschwerung zubesorgen, were also sicher. Aber wie
sicherheit gemeinlich [17] schaden und fahr bringtb[ b) [26] Sicherheit hat
jemals schaden und [27] gefahr bracht.], Also giengs dem gueten Keyser auch
hie.
[18] Denn do
er einst jn Armeinien von wegen der grossen hitz und des schweisses [19] gern
gebadet und sich ettwas erquicket hette und mit ettlichen wenig reutern und
seim [20] Capellan vom hauffen zum wasser reit, Meinte nicht, das in dem
gewildnis einige [21] fhar zugewarten, und hiess die reuter ettwas dannen
reiten, das er und der Capellan [22] sich ausziehen und im frischen wasser
Baden moechten, Da hielten ettliche [23] des Soldans reisigen jm wald, namen
den Keyser und sein Capellan, wie sie itzt
[Seite 340a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 340b
[1] von den
pferden abgestigen waren und sich ausziehen wolten, und fureten sie durch [2]
die Wildnis hinweg zum Soldan.
[3] Die
Keyserischen reuter, die den Keyser zum wasser beleitet hatten und nach [4] des
Keysers bevelh auff ein seiten geritten, warteten des Keysers und seines
Capellans [5] lang, Aber das Bad wolt kein end nemen, der Keyser wolt nicht
wider komen, [6] Denn er war verraten und verkaufft, wie gehort ist. Davon
wisten aber die diener [7] nichts, Suchten den Keyser beim Bade, do sie in
gelassen hatten, aber er ware [8] nicht do, welchs den reutern und dem gantzen
zeug ein gros schrecken bracht, Denn [9] sie meyneten, der Keyser were
ertruncken. Sucheten jn zween gantzer tag jm Wasser, [10] konten in aber nicht
finden, denn er war auch nicht doa[ a) [27] Do jn der Helig Vater hin promovirt
hat.], sondern beim Soldan jn [11] guter bewarung. Als sie jn nun nicht
fin-[Bl. G iij]den konten, erweleten sie andere [12] oebersten und Hauptleut
und zohen mit guter ordnung wider heim jn Deudschland, [13] do das gantz Reich
hoch bekuemmert ward, one der Bapst und sein hauff.
[14] Hoere
aber, wie es dem Keyser ergieng, denn Gott wolt jn nicht verlassen und [15] dem
Bapst sein falsch fuernemen nicht gar geraten lassen.b[ b) [27] Der Bapst hat
gewis te Deum [28] laudamus lassen singen und alle glocken leuten lassen, also
ist er erschrocken, das der Keyser aussen [29] blieben.] Do der Keyser fuer den
[16] Soldan bracht ward, leugnet er, das er der Keyser were, Sonder sprach, er
were [17] des Keysers Thuerknecht oder kammer knecht. Der Soldan aber kennet jn
nach dem [18] gemalten bild, das im der Babst, wie oben gedacht, zugeschickt
hatt, Und lies zu [19] stund Dasselb bild und des Babst brieff herfur bringen
und weiset es dem Keyser [20] und lies jm den brieff lesen. Der Keyser
erschrack gar fast ob der verreterei, und [21] weil er sahe, das leucknen nicht
mehr helffen kont, Bekennet er sich dem Soldan [22] und bat umb gnade. Als lies
der Soldan jn und sein Capellan nach langem [23] fruendlichem gespreche jn
verwarung beschliessen und verhuten und liesse sein pflegen [24] als eins hohen
Fuersten.
[25] Nach
dreien monaten hielt der Soldan abermals ein freundlich gesprech mit [26] dem
Keyser, und do der Soldan aus seinen reden verstund und sahe, das er ein
[Seite 341a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 341b
[1]
tugentreicher Fuerst und fromer auffrichtiger man wara[ a) [27] Eben darumb
kond jn der Bapst nicht leiden.], und sich seiner weisheit, [2] verstand und
bestendigkeit verwundert, Bedacht er jn los zugeben, Denn das hielt [3] er jm
fast ehrlich anstehen und das jm nicht wenig lobs und gunst geberen wuerde. [4]
Darumb foddert er den Keyser zu sich und schlug jm etlich meinungen fur, wie
[5] er jn gedechte ledig zu lassen. Nemlich, er solte jm Geisel lassen und
geben jm [6] Dreyhundertmal tausent seckel, tragt ungefar nach etlicher meinung
anderthalb Donnen [7] Golds. Der Keyser zeigt an, er koente der keines thun.
Denn er hette da niemand, [8] den er zu Geisel gebe. So hete er sich verkriegt,
das er soviel gelds nicht erlegen [9] mochte. Denn die Wahlen hetten im mit
jrem manchfeltigen abfallen viel geldes [10] hingenomen, so hette der zug gen
Jerusalem, als wol zu erachten ist, auch nicht [11] ein gerings kostet. Darumb
sagt der Keyser frey eraus, er vermoechte soviel gelds [12] jetz nicht zu
bezalen.
[13] Der
Soldan sahe, das der Keyser auffrichtig war, Darumb gab er den furschlag, [14]
Der Keyser solt ein ewigen frieden mit im eingehen, Solte seinen Capellan [15]
beim Soldan lassen, bis er hundert tausent Ducaten schickt, so solt der
Capellan [16] auch los wer-[Bl. G 4]den. Darauff wurden verschreibungen auff
gericht, Denn [17] der Keyser muste jn ein saurn apffel beissen und solchen
furschlag annemen. Darumb [18] rustet sich der Keyser zur fart jn Deudschland,
spricht zum Capellan, er solt [19] sich gar nichts bekummern, er solte bald
ehrlich geloest werden, Er woelte auch nicht [20] rwen, bis das geld aus
gericht und erlegt wuerde. Der Soldan begabet den Keyser [21] mit erlichen
geschencken, gab im zerung und xxxiiij Reuter, die jn beleiteten bis [22] gehn
Brix, daselbst bleibe er.b[ b) [27] Wie der Soldan den Keyser [28] los gibt und
abfertiget.]
[23] Als das
die Fuersten des Reichs erfueren, das der Keyser widerumb zu lande [24] komen
were, Waren sie fro und zohen mit hauffen zu im. Da fertigt der Keyser [25] des
Soldans reuter mit grossen geschencken widerumb abe und verordenet jnen auch
[26] ettliche reisigen zu, die sie bis auff des Soldans Grentz beleiteten.
[Seite 342a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 342b
[1] Darnach
legt der Keyser ein Reichstag gen Nuermberg und verschriebe dahin [2] alle
Fuersten des Reichs, die auch fast kamen. Da hielt jn der Keyser fuer, wie in
[3] der Bapst so moerdlich verrhaten hette, liesse den Brieff, den der Bapst
dem Soldan [4] geschrieben hatte, lesen, Denn der Soldan hatte im den mit
gegeben, Und wollen [5] ettliche sagen, unter andern friedsfurschlegen zwischen
dem Keyser und dem soldan [6] sey das einer gewest, das der Keyser solche
untrew am Bapst rechen solte.a[ a) [28] Dieser Heid und Tuerck, der Soldan, ist
froemmer und ehrlicher Denn der allerheiligst [29] Christ. Das ist ja lobs
werd.]
[7] Darnach
zeigt der Keyser den Fuersten weiter an, mit was Condition er los [8] gegeben
were, was er geben must, und das er sein Capellan zu pfande gelassen [9] hette,
den er gern losen und dem Soldan glawben halten wolte, denn er hatte sich [10]
eherlich gegen jm gehalten, wie gehort. Die Fuersten waren sehr unwillig und
[11] zornig auff den Bapst, das er das gantz Roe. Reich also verrathen und den
guten [12] Keyser auff die fleischbanck geopffert hatt, Und redeten auch alle
dem Soldan wol, [13] das er so redlich und auffrichtig mit dem Keyser gefaren.
Der wegen verhiessen [14] sie alle dem Keyser stewr und hulff, Das er dem
Soldan ehrlich glawben hielt und [15] sich auch am Bapst rechen kont.
[16] Darauff
ward ein grosser zeug gesamlet, Damit zohe der Keyser on allen widerstand [17]
durch Welschland auff Rom zu und wolt dem Bapst fuer die trew dancken, [18] schickt
Legaten in die Stat Rom und nam sich nicht an, das er der verreterey und [19]
anderer ursachen halb do were, Sonder lies an die Roemer begeren, Sie wolten
die [20] sach [Bl. H 1] zwischen den zweien Bebsten verhoern lassen, das fried
und eintracht [21] jn der Kirchen wuerde und der Bepstliche Stuel einem der
erwelten zugesprochen und [22] zugestellet wuerde und also das Kirchen regiment
bey einem allein were. Denn man [23] sehe wol, was es fuer unordnung und
ergernis gebere, wenn zwo widderige uneinige [24] person das Kirchen regiment
haben sollen, welchs einig und eintrechtig sein [25] soll. Lies jn, den
Roemern, darauff anzeigen, wuerden sie solchs thun, so wolt er [26] jnen nicht
allein fried geben, sondern wolte sie auch in all jre gerechtigkeit, die [27]
jnen von recht zu stuende, einsetzen.
[Seite 343a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 343b
[1] Der Bapst
merckt wol, wieviel es geschlagen hette und das der Keyser seine [2] boese
praktiken erfaren hette. Darumb seumte er sich nicht lang zu Rom, sonder [3]
flohe jn der nacht hinweg, auff Caietam, von dannen gen Benevent, und endlich
[4] kam er im jar seines Baptumbs dem siebenzehenden jn seins Kochs kleidung
gen [5] Venedig. da lag er heimlich jn eim Kloster, Bis er nach ettlichen
Monaten erkennet [6] ward, Do mans dem Rhat zu Venedig anzeigen liesse, das der
Heilig Vater [7] der Bapst Alexander da were. Da liesse jn der Hertzog zu
Venedig nach gehaltenem [8] Rhat auffs eherlichst entpfangen und mit herrlicher
pomp und pracht, als eim [9] Bapst zu stuende, in S. Marx kirchen furen, und
ward sehr eherlich zu Venedig [10] enthalten.
[11] Als dem
Keyser zuwissen ward, das der Bapst zu Venedig were, ward er nicht [12] wenig
erhitzt und zornig auff die Venediger, das sie des gantzen Roemischen Reichs
[13] gemeinen feind auffgenomen hetten und enthielten, Schick derhalben Legaten
gen [14] Venedig und lies begeren, sie wolten im diesen dem gantzen Reich und
gemeinen [15] nutz schedlichen mensche widerumb zu stellen. Welchs aber die
Venediger weigerten [16] und abschlugen. Darumb schickt der Keyser seinen Son
Ottonem mit einem grossen [17] hauffen Volcks und grosser rustung auff Venedig,
das er den Bapst Alexandrum [18] wider fordern und begeren solte. Doch verbot
er dem Son, er solt nicht mit den [19] Venedigern schlahen, solte sie auch
nicht angreiffen, bis er, der Keyser, selber keme.
[20] Aber
Otto war ein junger hitziger und freidiger Fuerst, des lobs und der eher [21]
fast begirig, hoffet ein rhum zu erlangen, greiff die Venediger an, schlug sich
mit [22] in [Bl. H. ij] und ward gefangen, gen Venedig gefuert und gefangen
gelegt. Das [23] war nun dem Bapst ein gewonnen spiel. Darumb wolt er gantz
kein fried annemen [24] oder eingehen, der Keyser kame denn selbs gen Venedig
und hort, was er [25] jm fuer schluege, und neme dasselb alles an.
[26] Der
Keyser war bekuemmert, das er dem falschen Bapst zu seiner grossen untrew [27]
noch zu kreutz krichen solte. Aber er wolt dennoch den Son nicht verlassen [28]
und forcht, es geschehe im schad, Darumb erbot er sich, das er gen Venedig
komen [29] wolte.
[30] Als ward
im ein tag ernennet, do er auch kam. Do ward vom vertrag und [31] frieden
gehandelt und beschlossen. Aber der Bapst wolt den Keyser nicht ehe vom
[Seite 344a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 344b
[1] Bann
absolviern, er gienge denn fuer S. Marx kirchen. Da sie dahin kamen, hies [2]
er den Keyser auff die Erd ligen und gnad bitten. Der gut Keyser war da in [3]
der klippen und muste singen, wie es der Bapst gern hort. Darumb legt er sich
[4] auff die erd und bat umb vergebung. Da gieng der Bapst hinzu und trat jm
fuer [5] [Ps. 91, 13] allem volck mit eim fuss auff den Hals und sprach: “Es
stehet geschrieben: Auff [6] Natern und Basilisken wirdstu gehen und tretten
auff die Lewen und Trachen.”
[7] Den
Keyser verdros der grausam hochmut, stoltz und ubermut des Bapsts so [8] sehr,
das er nicht gar schweigen konte, Sonder sprach: ‘non tibi, sed Petro’, Jch [9]
thue diss nicht dir, sondern S. Petern. Zeigt an, er demuetigt sich nicht also
fur [10] des Bapst person, sondern fur S. Peter, und was er thet, das thet er
S. Petern [11] zu eheren. Do trat jm der Bapst noch einest auff den Halsa[ a)
[24] Nota die Bepstliche sanfftmut und demut.] und sprach: ‘et mihi [12] et
Petro’, Das ist, du thuests und musts thun nicht S. Petern allein, Sondern [13]
Mir und Petern. Der Keyser forcht sich fur gewalt, denn er war da, wie gesagt,
[14] als were er in eim kefich oder vogelbawr, Darumb schweig er zum andern mal
[15] still. da absolviert jn der Bapst vom Bann, und wurden wider eins. Des
muste [16] der Keyser willigen, das er Alexandrum fur ein rechten Bapst
erkennen und halten, [17] Und das er auch der Heiligen Ro. Kirchen alles
widerumb wolte zustellen, Das [18] jm krieg eingenomen were. Und also ward der
fried beschlossen. da zohe der [19] Keyser mit seim Son Otthone von Venedig
hinweg.
[20] Der
Bapst war den Venedigern danck-[Bl. H. 3]bar und schenckt jn viel seiner [21]
gaben. Sonderlich waren fuernem, das sie jre brieff mit bley Siegeln moechten,
[22] Und das er am auffarttag jn S. Marx Kirchen vollen Ablas legt, und was der
[Seite 345a]
[Alexander
III. Annos XXI. dies XIX.] 345b
[1] gaben von
seiner fuelle mehr waren. Darnach zohe er wider gen Rom, hielt da [2] ein
Concilium, Satzt jn das New Alexandria ein Bischoff, im Jar Christi MClxxv. [3]
Den Bischoff von Paphie, Darumb das ers mit dem Keyser gehalten hatt, beraubt
[4] er des Palliums und des Creutzs am kleid, und im ein und zwentzigsten jar
seins [5] Bapstumbs gab er den geist auff und fur zu seinen vorfaren und
Vetern. da [6] lassen wir jn nun rwen, bis er erwacht.a[ a) [7] Et requiescere
in pice.]
[Seite 329b]
[29]
Alexander III. An⌈nos XXI. di⌈es XIX.
1545
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 329a
[30] Rolandus
antea dictus, apertus Imperij teutonici hostis. Mediolanensis teste [31]
Crantzioa[ a) [40] Cantzio Dr]. Alij dicunt fuisse Senensem. Imperante
Friderico primo creatus est [32] pontifex, suffragio xxij Cardinalium.
[33]
Octavianus autem, Romanus civis, presbyter Cardinalis S. Clementis, Trium [34]
Cardinalium suffragio et praefectib[ b) [40] perfecti Dr] urbis populique
Romani et exercitus consensu [35] suffectus est Hadriano, eamque electionem
approbavit decanus cum toto Choro [36] sancti Petri, appellatusque est victor.
[37]
Electiones istae [Bl. Y 7] quia videbantur evasurae in perniciosum dissidium,
[38] ideo inter utriusque partis electores convenit, Neutrum ex electis
pontificibus debere [39] institui, priusquam contentio sopita sileret omnino.
[Seite 330b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 330a
[29]
Rolandine factionis pars pacti fidem solvens confisa sua potentia Rolandi [30]
electionem promulgavit et appellavit Alexandrum eius nominis III.
[31] Ea res
peperit maximum schisma, quisque obedientiae fidem accipit a suis [32]
fautoribus.
[33]
Alexander ab urbe discedit, Victor XI diebus post discessum eius in urbe manet.
[34]
Alexander paraturus suppecias sibi abit ad Regem Sicilie, ubi die XII.
institutus [35] est pontifex. Anno M. C. LIX.
[36]
Institutione sua firmata mittit legatos ad Imperatorem tunc Cremonam
obsidentem, [37] ut ille sua auctoritate schisma ortum tolleret et
institutionem sui ratam [38] haberet.
[39]
Fridericus Imperator dissidium sublaturus iustis rationibus, ne temere res [40]
satis exulcerataea[ a) exculsaeratae Dr] magis turbarentur, Respondit legatis
oportere, ut uterque [41] designatorum ad se venirent papiam, eoque se venturum
spopondit et consilium [42] convocaturum, ut cognosceret causam dissensionis et
cognita litem dirimeret.
[Seite 331b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 331a
[27]
Alexander, qui sine ulla tergiversatione cupiebat tantum victorem eijci
pontificatus [28] sede, Papiam ire detrectans contulit se Anagniam non magni
faciens [29] mandatum Caesaris.
[30]
Imperator non parum commotus, quod cerneret Alexandrum indictae Synodi [31]
sententiam contemnere nolleque stare Synodi iudicio, legatos misit duos
Episcopos, [32] qui cohortarentur eum, ne differret venire ad Concilium
Papiense, iubens, [33] ut Cardinalem, non pontificem eum salutarent.a[ a) Am
Rande: Papa citatur ad Concilium.]
[34]
Alexander superbe respondens pontificem Rom⌈anum a
nemine debere iudicari [35] Legatos a se repulit.
[36] Eo ergo
dimisso Legati ad Victorem Cigniae tunc agentem abiunt eumque [37] pontificio
affectum honore secum Papiam deducunt ad imperatorem, apud quem [38] Synodi
iuditio stare consenserat.
[39]
Concilium Papiae cogiturb[ b) Am Rande: Concilium Papiae.], causa ortae
dissensionis auditur, testes, qui in [40] electione adfuerant, recipiuntur,
audita diligenter tota causa imperator cum patriarcha [41] Aquileiensi,
Cremonensi Episcopo et cum alijs multis Episcopis ex iure [42] pronunciat
Victorem esse Rom⌈anum pontificem, non Alexandrum.
[Seite 332b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 332a
[28] Et ut
omnibus fieret manifestum Concilium pro Victore pronunciasse et [29] electionem
Victoris probasse, Victorem de more cum equo per urbem deducit, [30]
significationem ut praeberet Victorem verum Romanum Episcopum [Bl. Y 8] esse.
[31] Quo
facto Iubet Victorem proficisci in Alemanniam, ubi omnes obedientiam [32]
promittunt.
[33]
Alexander itaque iratus imperatorem cum Victore excommunicationis flagello [34]
ferit, quod eum suo iure spoliavere.
[35] Et
Epistolis per totum orbem emissis causam suam contra imperatorem et [36]
victorem dixit.
[37]
Classeque per Vuilhelmum Siciliae Regem parata in Galliam solvit et Philippum
[38] Regem in suas partes trahit conventumque in Claro monte indicit in eoque
[39] excommunicationem in Imperatorem et Victorem pontificem publicat.
[40]
Intellecto Alexandri instituto imperator Legatos ad Philippum mittit eo
consilio, [41] ut dissensioa[ a) [45] discensio Dr] orta propter electionem
duorum Pontificum tolleretur e medio. [42] Summa legationis fuit: Cum summi
principes Christianae religionis duos pontifices [43] dissidij alumnos apud se
haberent, quisque ut secum suum Pontificem adduceret [44] divinem, ubi locus
indictus fuit conventui.
[Seite 333b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 333a
[30]
Imperator pollicetur se cum Victore affuturum.
[31] Comes de
Blois nomine Philippi Regis fidem dat, regem quoque eo adventurum.
[32]
Imperator cum victore ad conventum venit.
[33] Adsunt
etiam ad sopiendam discordiam Henricus II., Rex Angliaea[ a)Am Rande: Sub isto
Henrico Thomas Cantuariensis descendit ad inferos.], rex Scotiae [34] et
Boemiae. Figuntur tentoria iuxta Savum fluvium, qui Galliam a Germania dividit.
[35]
Alexander ad conventum venire detrectavit, quod conventus non a se, sed [36] ab
imperatore esset indictus.
[37]
Philippus quoque in gratiam Alexandri abnuit venire Didionem.
[38]
Imperator moleste ferens sibi cum aliis Regibus et Principibus eam operam [39]
perijsse, in Germaniam regreditur victoremque iubet abire in Italiam.
[40] Is cum
Lucam, quae Hetruriae civitas est, venisset, in itinere obiit.
[41] In eius
vero locum sufficitur Guido Cremonensis Episcopus, qui appellatus [42] est
Paschalis 3. Anno Domini M. C. LXV.
[Seite 334b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 334a
[28] Ei
obedientiam praestant imperator, Henricus dux Bavariae et Saxoniae, [29] Palatinus
Rheni, Landtgravius Thuringiae, Magdeburgensis, Bremensis, Trevirensis, [30]
Coloniensis, Bambergensis Episcopi, et omnes fere Episcopi cum Teutonici [31]
tum Italici.a[ a) Am Rande: Sed omnes isti nihil efficiunt.] Nau⌊clerus, Pla⌊tina, Sabell⌊icus, Pius II.
[32]
Alexandro in Gallia contante Episcopus praenestinus, qui Romae Alexandri [33]
vices gerebat, moritur. Et surrogatur Ioannes Cardinalis Ecclesiae Sancti
Petri. [34] Ille memor sui vicarij muneris largitionibus et familiaritate
quadam astuta maiorem [35] partem [Bl. Z 1] civium Romanorum eo pertraxit, ut
Alexandro faverent et crearent [36] novos Consules Alexandri studiosos.b[ b) Am
Rande: Hactenus certatum est inter Papam et Romanos pro isto magistratu, sed Papa
iam probat.] Illi e Gallia Alexandrum revocant. [37] Alexander primo in
Siciliam delatus Romam redit excipiturque perbenigne. [38] Urbes Italiae
adventu Alexandri in spem libertatis erectae (favente Philippo Rege [39]
Gallorum et suadente Alexandro) contra iusiurandum ab imperatore deficiunt.
[40] Causantes durum et severum imperatoris imperium conspirationem faciunt
[Seite 335b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 335a
[29] Omnia
relicta praesidia Caesaris uno die passim ire perditum cum omnibus ijs, [30]
qui imperatoris partibus faverent, Tributa porro nulla pendere imperatori,
Exactiones [31] nullas dare. Rursus Mediolanum extruxere et auctoritate
pontificia freti [32] rebellionem parant apertam, imperatorios invadunt, non
assentientes conspirationi [33] partim pellunt, partim dant neci. Gualganus
Comes Mediolanensis, prioris motus [34] praecipuus auctor, ab imperatore captus
et in Germaniam missus ruptis compedibus [35] e carcere iam evasit et rustico
habitu in Italiam redit ad conspiratores. [36] Mediolanensis dispersos colligit
operaque conspiratorum et imperatoris Graecorum [37] demolitum ter Mediolanum
restaurare adijcit animum idque contra datam fidem [38] et praestitum
iuramentum. Ea conditione namque Imperator victos Mediolanenses [39] (saepe
numero factos perfidos) passus est exire incolumes omnes, exteros [40] belli
socios nudos atque inermes, cives vero, ut exportarent, quantum quisque suis
[41] humeris ferre posset, neque urbem restaurarent neque sedes propius
Mediolano [42] quam IX miliaribus deligerent. Ex nobilioribus civibus CCC ad
Imperatorem [43] egressi omnium civium nomine iureiurando confirmant haec
facturos se. Tamen [44] coniurati usi consilio papae et eius auxilio freti
aliam urbem extruunt, eam ad
[Seite 336b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 336a
[27]
contemptum et iniuriam Imperatoris et in gratiam Alexandri Alexandriam
nominant, [28] muris et fossis muniunt Mediolanumque ita restaurant
praetexentes suae [29] rebellioni discordiam Ecclesiae, excommunicationem
Imperatoris et auctoritatem [30] pontificis, quae prohiberet excommunicato
obedientiam et fidem servare. Guido [31] pontifex spernebatur passim in
Hetruria et Italia. Cum vero Imperatorem audirent [32] parato magno exercitu
reversurum Italiam multi ceperunt adhaerere Guidonis [33] partibus. Alexander
itaque Ecclesiae pecunijs pre-[Bl. Z ij]cipuos viros corrumpere [34] et
cottidianis concionibus atque homilijs Guidoni invidiam et sibi gratiam [35]
conciliare apud vulgus non agit impigre, sed nequiquama[ a) ne quicquam Dr],
quia Imperatoris vis [36] omnes detinuit in officio. Nau⌊clerus, Ursp⌊pergensis, Ioan⌊nes Adelf⌊us.
[37]
Imperator Fridericus defectione et rebellione cognita conspirationem adversus
[38] se factam dissimulans in Italiam exercitum ducit, rebelles quosdam in
deditionem [39] cogit, Urbem, quam Mediolanenses extruxerant appellarantque in
gratiam conspiratoris [40] Alexandri pontificis Alexandriam, obsidet
oppugnatque. Henricus Leo [41] dux perfide cum suis copijs ab optimo Imperatore
defecit, pecunia, ut dicebatur, [42] corruptus, sed Excommunicationem pontificis
Alexandri (ante a se etiam contemptam) [43] iam praetendens. Imperator supplex
petit, ne se in isto belli discrimine
[Seite 337b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 337a
[22]
relinqueret, dux neutiquam induci potest, Imperatori morem ut gereret. [23]
Dimittit itaque Imperator suum exercitum, quo non fuit Italicis conspiratoribus
[24] impar, reditque in Germaniam difficultate maxima, mentito servuli nomine,
recollectisque [25] viribus duci diem dicit de proditione, crimine laesae
maiestatis accusat. [26] Dux non advenit, ut causam diceret, sed conspiratione
in Suevia facta se [27] tueri intendit.
[28]
Imperator itaque eum ducatibus et dominijs privat et distribuit eius
possessiones. [29] Alijs rebus sic satis in Germania dispositis Imperator pacis
magis quam [30] belli amans de inducijs belli et pace cum Italis egit. Verum
cum pacem respuerent [31] (nisi prius ratio haberetur pontificis Alexandri)
movet rursus in Italiam [32] novo collecto exercitu, Anno a nato Christo MCLX.
Exercitum cum ductasset [33] Brixiam, Episcopus Hartmannus, qui imperatori erat
a confessionibus, et qui [34] propter vitae sanctimoniam erat in precioa[ a)
[41] Am Rande: Papa semper habuit unum proditorem apud Caesarem.], dehortabatur
imperatorem a bello [35] persuasitque bellum potius ei gerendum esse cum
Christianae fidei hostibus [36] quam cum Romano pontificeb[ b) Am Rande: Cum
nullus sit maior hostis in orbe terrarum quam Papa.] et populo Christiano,
Hierusalemque cum Iudea, [37] quam Conradus patruus suis armis, pecunia,
sumptibus maximis et sanguine [38] multorum subegerat, nunc a Soldano rursus
occupatam, ut exercitu suo recuperaret [39] et ut experiretur bellicae suae
for-[Bl. Z iij]tunae vires in pessimos Turcos, [40] hortatur, pollicebatur etiam
se effecturum, ut ad expugnandum Soldanum Rex
[Seite 338b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 338a
[33] Galliae
auxiliares copias mitteret. Oratione Hartmanni imperator motus ducit [34]
adversus Turcas exercitum, quem contra pontificem et alios conspirationis
socios [35] conscripserat. Per Ungariam iter faciens Constantinopolim pervenit
transmissisque [36] copijs oppida multa Turcis eripit, inter quas fuere
Philomenia et Iconium, [37] pervenitque in minorem Armeniam. Expugnat omnia
utiturque tanta fortuna, [38] ut Soldanus desperaret de toto suo imperio.
Tandem movet Hierosolimam et [39] data illis vita, qui Hierosolimis erant, ex
urbe cedere coegit. Potitus in ludea [40] victoria imperator rationem habet,
quo pacto parta servet a Turcis et, quae [41] demolita erant, restauret.
Interim vero, quod imperator bello in Oriente impeditus [42] est, Alexander
Pontifex cum suis conspiratoribus non cessant sibi ab [43] imperatore metuere,
si victor redierit.a[ a) [44] redieret Dr] Ideo Alexander dat operam omnibus
[Seite 339b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 339a
[28] modis,
ut imperatorem iret perditum.a[ a) Am Rande: Hoc semper fuit ingenium Papae.]
Mittit pictorem, qui (nescio imperatore) [29] clam proprie exprimeret coloribus
imperatoris faciem misitque imperatoris illud [30] symulachrum ad Soldanum et
literis monuit, ut eum per insidias perderet, si [31] vellet quietus vivere.
Soldanus acceptis literis cum expressa Imperatoris imagine [32] studuit sibi et
Romanae pontifici gratum facere et se de Imperatore adversario [33] suo
ulcisci. Occasio in Castris atque conflictu nunquam obtulit se ad explendam
[34] proditionem pontificiam. Cum vero potita Hierusalem exercitum reduceret
[35] caesar, securus partitur copias in suos ordines, ut eo commodius emensum
[36] iter remetiri possent. In Armenia cum semel Imperator ex solis colore et
itineris [37] difficultate aestuaret et sudaret nimium, nihil pericli in ea
solitudine nemorum [38] esse ratus cum paucis equitibus et suo Sacellano ab
exercitu discedit, non admodum [39] procul equo descendit, vestes parat exuere,
Sacellanum et se in amne [40] lavare, ad restinguendum corporis aestum, equites
ab amne iubet recedere. [41] Imperator (equitibus ignorantibus) cum Sacellano
ab insidiatoribus capitur et per
[Seite 340b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 340a
[30] nemora
abducitur ad Soldanum. Equites frustra expectant Imperatorem, quaerunt [31]
diligenter in alteram usque diem, rumor venit ad exercitum Im-[Bl. Z iiij] [32]
peratorem esse demersum. Ingens omnibus tristicia, fere ad integrum mensem [33]
in eo flumine quaerunt. Cum autem non reperirent, electis novis ducibus domum
[34] redeunt. Imperator ad Soldanum perductus simulavit se Imperatoris esse
ostiarium. [35] Soldanus faciem ex imagine a pontifice accepta cognoscens
iussit simulachrum [36] Imperatoris proferri et literas a pontifice missas
legi. Imperator ad istam [37] proditionem obstupefactus, videns negationi porro
non esse locum, fatetur verum et [38] supplex misericordiam petit. Soldanus
postquam de rebus multis cum Imperatore [39] collocutus esset, includit eum
ergastulo una cum sacellano alitque pro dignitate [40] sua humaniter.
[41] Post
tres menses iterum sunt collocuti Imperator et Soldanus. Cum vero [42] Soldanus
ex Friderici colloquio intellegeret virum esse optimum, in quo nullam [43]
virtutem desideraret bono principe dignam et cuius prudentiam, candorem, fidem
[Seite 341b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 341a
[29] et
integritatem admiraretur, cogitavit Imperatorem dimittere sibi plurimum gloriae
[30] et favoris pariturum. Imperatorem igitur accersit, conditiones libertatis
proponit, [31] ut daret obsides et numeraret centum mille siclos, postulat.
Imperator neutrum [32] posse facere respondit, et quod ibi nullos haberet, quos
obsides daret, et quod [33] fisco longo bello exhausto tantam argenti vim non
posset solvere. Soldanus [34] videns aequum petere imperatorem, dimisit eum ea
lege, ut secum foedera perpetuae [35] pacis sanciret et numeraret millies
centum ducatos relinqueretque illic [36] sacellanum vadem usque ad solutionem.
parantur pacti diplomata. Imperator [37] accingit se itineri, iubet Sacellanum
bono animo esse, pollicetur se non quieturum, [38] donec missa pecunia eum
liberatum reducem viderit in Germania. Soldanus [39] imperatorem muneribus
ornat, viatico prospicit, xxxiiij equis et certis militibus, [40] Brixiam usque
deducit, ibi subsistit. Principes certiores de reditu imperatoris [41]
frequentes eum adeunt. Caesar Soldano suos variis donis onustos remittit [42]
adiunctis illis, qui deducerent eos usque ad imperij fines. Deinde comicia
indicit [43] Norembergae et vocat omnes imperij principes, Alexandri
proditionem aperit,
[Seite 342b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 342a
[30]
proditoriam Epistolam a Pontifice Soldano missam legit et, quibus modis liber
[31] dimissus est, exponit. Principes pollicentur illi auxilium, ut fidem suam
apud [32] Soldanum liberet, indignantesque suppetias spondent ad-[Bl. Z v]
versus Alexandrum [33] imperij proditorem. Conscribitur exercitus per Italiam
(nemine repugnante) [34] Romam movet missisque in urbem Legatis suis a populo
Romano postulat (dissimulata [35] interim sua privata iniuria), ut causa
utriusque Pontificis audita restitueretur [36] Ecclesiae concordia
decernereturque Pontificia sedes uni ex electis Pontificibus, [37] ut
Ecclesiasticae administrationis summa penes unum maneret. Id vero [38] si
facerent, promittit se eis non solum pacem concessurum esse, sed etiam [39]
omnia redditurum, quae iure debebantur. Alexander cernens imperatorem istis
[40] Consilijs sui compotem fore, noctu aufugit Caietam, deinde Beneventum.
Postremo [41] XVII. Anno sui pontificatus in coqui sui habitu Venecias venit,
ubi in Monasterio [42] delitescens et post aliquot Menses agnitus habito Senatu
iussu ducis Sebastiani [43] maximo honore exceptus Pontificali pompa in Templum
divi Marci deducitur. [44] Pla⌈tina, Nau⌈clerus, Germanica historia de Frederico Barbarossa.
[Seite 343b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 343a
[32]
Imperator Fredericus audiens Pontificem Venecijs esse, non parum succensuit
[33] Venetis, quod communem hostem receperant. Postulat igitur ab illis sibi
[34] restitui hominem pernitiosum rei pub⌈licae. Quod cum Veneti
denegabant, Fredericus [35] mittit Ottonem filium cum armata classe ad
reposcendum Alexandrum, [36] Prohibens tamen illi, ne quid armorum attentaret,
priusquam ipse veniret. Otto, [37] iuvenis Princeps et fervens, cupidus gloriae
et famae, congreditur cum venetis, [38] capitur, deducitur ad vincula. Quo
capto Alexander non vult inire pacem cum [39] Caesare, nisi prius Caesar
Venecias veniret accepturus praescriptas pacis conditiones [40] ab Alexandro.
Fredericus consulturus malae fortunae filii pollicetur se [41] statuto tempore
venturum.
[42]
Indicitur illi dies, advenit, conveniunt de conditionibus pacis. sed Papa non
[43] prius absolvit Caesarem a vinculo excommunicationis, quam Templum divi
Marci [44] accesserit.
[Seite 344b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 344a
[24] Quo cum
ventum esset (astante universo populo) Alexander iubet imperatori, [25] humi ut
se prosternaret et veniam petereta[ a) Am Rande: Ista est obedientia Papistarum
erga principes.]. Pontifex prostrati Caesaris [26] collum pede conculcans ait:
‘Scriptum est: Super aspidem et basiliscum ambulabis [27] et conculcabis leonem
et draconem.’ Caesar indigne ferens hanc [Bl. Z 5] [28] contumeliam respondit:
‘Non tibi, sed Petro.’ At Papa rursus deprimens collum [29] Caesaris ait: ‘Et
mihi et Petro.’ Caesar metuens sibi aliquid periculi adesse [30] obmutuit
sicque tandem est absolutus atque concordia est reintegrata. Conditiones [31]
pacis erant: Prima: Caesar haberet Alexandrum pro vero Papa. Deinde, [32] ut
universa restitueret sanctae Romanae Ecclesiae, quae tempore belli sunt ablata.
[33] Pace sic composita Caesar discedit cum suo filio. Pontifex, ut aliquam
[34] gratiam rependeretb[ b) repehenderet Dr] Venetis pro acceptis beneficiis,
dedit Sebastiano Duci et [35] Senatui donaria non indigna Pontificia
sanctitate.c[ c) Am Rande: Donaria pontificis.] Primum dedit funale candidum,
[36] quo soli Romani Pontifices uti solebant. Deinde, ut plumbo eorum literae
[37] obsignarentur. Ad haec Duci concessit tertiam sedem in theatro Romani
pontificis. [38] Quarto in ascensione Domini ad templum Sancti Marci concessit
indulgentias [39] plenarias perpetuo duraturas. Quinto duci dedit octo vexilla
serica. [40] Sexto donavit album cereumd[ d) sereum Dr]. Chronica Chronicarum.
[Seite 345b]
[Historia von
Bapst Alexander III., wie er zum Bapstumb komen [...]] 345a
[8] Alexander
cum omnia essent pacata Alexandrinae novae urbi Episcopum [9] dedit, Anno
MCLXXV. Pla⌈tina.
[10]
Papiensem Episcopum Pallij et ferendae crucis dignitate privavit, quia ex [11]
parte imperatoris steterat. Pla⌈tina.
[12] Sub isto
Pontifice Thomas Cantuariensis moritur et ab ipso numeratus est [13] in numerum
Sanctorum. Pla⌈tina.a[ a) Am Rande: Thomas Cantuariensis Sanctus
Papisticus.]
[14]
Alexander Romam profectus Concilium celebrat apud Lateranum. Ubi post [15]
assiduos labores pontificatus sui anno vicesimo primo demigrat ad suos patres.
[Seite 346]
[Einleitung]
Schon aus dem
Jahre 1538 ist uns ein Holzschnitt erhalten, den Luther dem Papste zu Schimpf
und Schande veröffentlicht hat. Antonius Lauterbach berichtet in seinem
Tagebuche unterm 17. Februar dieses Jahres (Unsre Ausg. Tischreden 3 Nr. 3749):
“Afferebatur ei [Luthero] pictura suspensi papae cum Iuda et loculo Iudae.
Respondit: Das wird dem babst weh thun, qui a caesare et regibus suppliciter
osculatus est und sol nun an seine schlussel gehenkt werden. Es wirdt die
papisten sehr schmertzen, quia conscientia illorum perstringitur et res ipsa
loquitur. Drumb wapnet sich1 der peuttel mit dem bischoff hutte und cardinal
infel sehr woll, quia tam incomprehensibilis et impervestigabilis avaritia
avaritiarum papae fuit, ut non tantum annata, pallia etc. omnium regionum ad se
rapuit, sed vendidit etiam sacramenta, indulgentias, fraternitatem, sanguinem
Christi, coniugium. Drumb steckt der beuttel vol raubs, et merito ei
contradicitur, sicut [in] Apocalypsi [18, 6]: Miscete ei duplum. Er hat mich verbant
und verbrandt und dem Teuffel in hindern gesteckt2; so wil ich in an seinen
eigen schlußel hengen.” Höchstwahrscheinlich wurde Luther damals ein erstes
Exemplar des Holzschnitts vorgelegt, vielleicht auch erst (die Zeichnung oder)
ein Probeabzug, ohne die Verse, die Luther dann beigegeben hat — er hätte sie
sonst wohl jetzt irgendwie erwähnt. Am 19. März verrät Cochläus Kenntnis von
dem Holzschnitt mit den Versen; er hat ihn selbst gesehen und noch deutlich in
Erinnerung, hat ihn vielleicht vor sich liegen, wie er an Morone schreibt
(Zeitschrift für Kirchengesch. 18, 284): ‘Edunt Wittenbergae obscoenas figuras,
quarum una est in papam (quam vidi), ubi fractis Petri clavibus suspensi
cernuntur ex una parte Iudas Scarioth, ex altera papa, cum foedis rhythmis
teuthonicis, quibus maiore calamo subscriptum habetur3: Mar. Luther antipapa
curavit f. [fieri].’ Am 23. Februar schickt Luther ein Exemplar des
Holzschnitts an Nikolaus Hausmann in Dessau (Enders 11, 336): ‘Mitto arma4
Papae a me picta seu pingi curata cum suis Cardinalibus’5; am 27. März setzt er
voraus, daß Hausmann den Holzschnitt erhalten hat (Enders 11, 340): ‘Caetera
puto te omnia habere, quae antea excusa sunt, ut suspensus Papa iuxta Iudam
etc.’
Von dem
Holzschnitt, um den es sich an diesen Stellen handelt6, sind jetzt noch drei
Exemplare nachweisbar: in der graphischen Sammlung der Veste Koburg,
[Seite 347]
in der
Kartensammlung der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin und im Berliner
Kupferstichkabinett. “Alle drei sind dem Anschein nach Exemplare desselben
Drucks. Das zuletzt genannte ist illuminiert, nach den gewählten Farben zu
urteilen, von einer Hand späterer Zeit.”1
Der
Holzschnitt steht nicht in der Mitte des Blattes, sondern ist nach rechts (vom
Beschauer) gerückt, damit auf der linken Seite Platz würde für eine einspaltig
gedruckte versifizierte kleine dramatische Scene, von der noch die Rede sein
wird. Der Holzschnitt stellt einen Wappenschild dar, über dem die Tiara
schwebt, deren Bänder zwei hinter dem Schilde sich kreuzende Schlüssel
umwinden. Von den Schlüsseln sind aber die Bärte und die Griffe abgebrochen;
die Fragmente der Bärte hängen über der Tiara und zu beiden Seiten des Schildes
in der Luft, die zerbrochenen Griffe liegen auf dem Boden zu beiden Seiten des
auf diesem Boden sich erhebenden Schildes. An dem oberen Schlüsselstielende
links hängt Judas, an dem rechts der Papst. Jn den Wappenschild hinein reicht
von links her ein bekleideter Arm einen von einem Kardinalshut überschwebten
zum Platzen vollen Beutel, aus dem Königskronen (nach Luthers Erklärung s. u.
vom Papst für die Kardinäle bestimmt) und Abt- und Bischofshüte hervorquellen:
Über dem
Bilde liest man:
“Der Bapst
zwen Schlüssel hat gefürt,
Die Welt mit
solchem schein bethört.
So nu der
schein dauon verschwind /
So siht man /
das zwen schwengel sind.
Gemacht den
Bapst zu hengen dran /
Mit Judas
nemen gleichen lohn.”
Darunter
steht in zwei Kolumnen:
“Der Ebt vnd
Bischoff hüt so viel / Wil dazu
mit der Könge Kron /
Jnn den
Beutlin stecken on zil. Sein
Judas Beutel auch vol hon.
Annat vnd
Pallia die sind / Damit er
seine Cardinal |
Die er mit
schalckheit fast geschwind. Zu
Herrn mache vberal.”
Erticht /
geraubt / gestolen hat /
Vnd noch
nicht kan des werden sat.
Und darunter
wieder steht über die zwei Kolumnen weg in größerer Schrift2:
M. Luther
Antipapa curauit f.
Diese
Schlußbemerkung ist nach der oben zitierten Briefstelle ‘arma papae a me picta
seu pingi curata’ zu interpretieren. Sie besagt, daß Luther den Holzschnitt
nicht bloß hat herstellen lassen, bestellt, in Auftrag gegeben hat, sondern daß
[Seite 348]
er ihn auch
entworfen hat.1 Luther ist nicht etwa nur der intellektuelle Urheber, so daß
nur die Jdee von ihm herstammte. Diese lag freilich längst in seinem Horizonte.
Schon längst wurde ihm auch nachgesagt, daß er am liebsten den Papst gehängt
sähe. Jn der zweiten Hälfte des Jahres 1522 erschien bei Froben in Basel ein
satirischer Holzschnitt: Luther als Hercules Germanicus. Wahrscheinlich hat
Erasmus ihn herstellen lassen, um Luther als Kraftmeier und miles gloriosus zu
verspotten. Luther ist im Begriff, seinen letzten Gegner, Hochstraten, zu
zerschmettern. Durch Luthers Nase ist ein Strick gezogen, an dem der
erdrosselte Papst hängt. Ganz ähnlich wie auf unserm Holzschnitt ist der Papst
mit der Tiara bekrönt und baumeln ihm Kopf, Arme und Beine wie bei einem
Hampelmann Erbarmen erregend herab (Basler Zeitschrift f. Gesch. u.
Altertumskunde 4, 33ff.).
Endlich ist
noch die erwähnte links von unserm Bilde einspaltig gedruckte dramatische Szene
wiederzugeben:
S. Petrus ad
Christum.
Herr Jhesu
Christ Richter gerecht /
Der ists /
der dich sehr grewlich schmecht /
Dein
Stathalter sich rhümet hoch /
Vnd ist des
Teufels Diener doch.
Wil auch dazu
mein Erbe sein /
Die Schlüssel
haben gar allein.
Ein handel
hat daraus gemacht /
Geitzt /
Stilt / Raubt damit tag vnd nacht.
Er Bindet /
Löset was er wil /
Auff das er
geldes kriege viel /
Verkeufft /
verteusscht / beid sund vnd recht /
Dem gantzen
Menschlichem geschlecht.
Wohin die
arme seele kom /
Da fragt sein
Geitz vnd Stoltz nicht vmd. [sic!]
Nichts denckt
/ denn wie er möchte sich /
[2. Thess. 2,
4] Zum Gott erheben vber dich.
Die Schlüssel
fürt er fur der welt /
Darunter
nimpt des Judas gelt.
Las sehn man
finds gewis also /
Vnder seinem
Mantel aldo.
Gabriel ad
Papam.
Wie pausst
dir der Mantel so sehr /
Vnd ist der
Zipffel dran so schwer.
Du wirst zu
viel gestolen han /
Las hie / das
sehn fur jederman.
[Seite 349]
Papa ad
Gabrielem.
Ah nicht mein
lieber Gabriel /
Jch hab ein
grosse beul vnd feil.
Da mir gros
angelegen ist /
Das ja nicht
seh der Herre Christ.
Gabriel ab
Christum.
Herr Jhesu
Christ Richter gerecht /
Die sach ist
offenbar vnd schlecht.
Es ist Judas
Beutel fürwar.
Das sehn wir
alhie offenwar.
Christus.
Lasst jn mit
Ketten binden an /
Vnd behalten
neben Satan.
Bissolang ich
kom zum Gericht /
Da sol als
denn der Bösewicht /
Empfahen
seinen rechten lohn /
Fur alles was
er hat gethan.
Chorus XII.
Apostolorum.
Nicht mehr
sol er die Schlüssel fürn /
Welch der
Kirchen allein gehörn.
Des Judas
Beutel sol er han /
Hinfort jnn
seinem Wapen stan.”
Die vorhin
erwähnte Schlußbemerkung: ‘M. Luther Antipapa curavit fieri’ besagt
höchstwahrscheinlich auch, daß die darüber stehenden Verse von Luther sind. Ob
nun auch die seitwärts stehende dramatische Szene von ihm herstammt? Papst und
Kardinäle als Gelderpresser auf der Anklagebank vor dem himmlischen Richter —
auch das war eine in Luthers Gesichtskreis liegende Vorstellung (s. oben S.
219, 17ff.).
Die
Papstspottbilder von 1545 sind wie das von 1538 einzeln erschienen. Sie gehören
aber zusammen.
Jch gebe
zunächst eine Beschreibung der Bilder, indem ich die oben in den Anmerkungen zu
der Schrift “Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet” S. 212ff.
vorausgesetzte Reihenfolge beibehalte.1
[Seite 350]
I. Bild (=
Grisar-Heege Nr. IX “Geburt”. Unsre Bibliographie Nr. I). Links bringt ein
schrecklich häßliches Teufelsweib mit einem Kopftuch, aus dem ein dicker Zopf
den Rücken herunterfällt1, breit grinsendem Maul, behaarten Armen, Hängebrüsten
und Hängebauch, breit auseinandergestellten muskulösen Beinen, deren eines in
einen Pferdehuf, das andere in Vogelkrallen endigt, aus dem After den Papst und
fünf Kardinäle hervor, mit den Händen nachhelfend und dicke Dampfwolken
entwickelnd. Den übrigen Teil des Bildes nehmen die drei Furien mit dem
Papstkinde ein: Alekto, ein bekleidetes dürres Weib mit Schlangenhaaren, kniet
neben der Wiege, in der das Papstkind schläft, und wehrt ihm mit einem Wedel
die Fliegen ab; Megära, nackt, ebenfalls mit Schlangenhaaren, sitzt auf dem
Boden und säugt das in ihrem Schoße ausgestreckt liegende Papstkind; Tisiphone,
halbnackt, mit Kopftuch, lehrt das Päpstlein gehen.
II. Bild (=
Grisar-Heege Nr. I “Papstesel”. Unsre Bibliographie Nr. II). Hier halte ich
mich an die Deutung Luthers und Melanchthons von 1523 und 1535.2 Jn der Mitte
steht der Papstesel, Hals, Schultern, Arme und Beine mit Fischschuppen bedeckt,
Brüste und Leib glatt; der linke Arm endigt in eine glatte Menschenhand, der
rechte in einen Elephantenfuß, das rechte Bein in einen Ochsenfuß, das linke in
eine Greifenklaue. Auf dem Hintern das Antlitz eines alten bärtigen zornigen
Mannes.3 Außerdem wächst aus dem Hintern auf einem langen dicken Halse ein
Drachenkopf ähnlich dem eines Raubvogels mit Hakenzunge und Hahnenlappen
heraus. Das Ungeheuer steht auf einem Wiesenweg an der Tiber; jenseits die
Engelsburg, diesseits die Torre di Nona.
III. Bild
(Grisar Nr. VII “Sauritt”. Unsre Bibliographie Nr. VI). Der Papst mit der Tiara
und im Pluviale sitzt auf einer Sau, vornübergebeugt, die Rechte segnend
ausgestreckt, in der Linken einen mächtigen frischen dampfenden Kot haltend,
nach dem die Sau begierig äugt und schnüffelt.
IV. Bild
(Grisar Nr. VIII “Sackpfeiferesel”. Unsre Bibliographie Nr. VII). Ein Esel mit
der Tiara und im Pluviale sitzt unter einem Zelte auf einem Lotterbett und
spielt die Sackpfeife.
V. Bild
(Grisar Nr. VI “Konradin”. Unsre Bibliographie Nr. VIII). Papst Klemens IV. mit
der Tiara, aus der oben das Lichtstrahlen versendende tückische Gesicht des
Satans herausguckt, im Pluviale, mit mordlustigen Augen, schwingt mit beiden
Händen ein Richtschwert, um dem abgewandt kniend betenden Konradin den
entblößten Hals zu durchhauen.
VI. Bild
(Grisar S. 63 Nr. X4 “Fußtritt”. Unsre Bibliographie Nr. X). Jn einer
Landschaft setzt Papst Alexander III. mit Tiara, Alba, Pluviale und
[Seite 351]
Manipeln dem
auf dem Boden liegenden und aufschreiend das Gesicht ihm zuwendenden Kaiser
Friedrich Barbarossa den rechten Fuß auf den Nacken.
VII. Bild
(Grisar Nr. V “Galgen”. Unsre Bibliographie Nr. IX). An einem Galgengerüst
hängen von links nach rechts: ein bartloser Kardinal1 mit Barett und Mozetta —
der Kardinalshut hängt an den Kordeln von seinen gefesselten Händen herab —,
ein spitzbärtiger barhäuptiger Kardinal2 im Mantel — der Kardinalshut hängt an
seinem Halse —, ein bartloser Geistlicher im Talar3, der Papst mit Tiara, Alba
und Pluviale. Den drei ersten sind die Zungen hinten im Nacken aus dem Halse
herausgerissen und an den Galgen angenagelt; beim Papste ist der hinter ihm auf
einer Leiter stehende Henker gerade mit der Annagelung der Zunge beschäftigt.
Die als kleine Schattenfiguren dargestellten Seelen der drei ersten entführen
Teufel durch die Luft in die Hölle; beim Papste nimmt gerade ein Teufel die aus
dem Munde mit dem letzten Seufzer ausfahrende Seele in Empfang.
VIII. Bild
(Grisar Nr. II “Höllenrachen”. Unsre Bibliographie Nr. III). Von unten her
sperrt sich der Höllenrachen weit auf. Flammen züngeln daraus hervor. Die
Balken, die den Thron des Papstes und die zu ihm hinaufführende Treppe stützen
sollen, krachen zusammen. Teufel suchen den Papst zu halten. Einer, der wie ein
Eichhorn gestaltet ist, stützt direkt seine Füße. Ein anderer mit Schweinskopf
und Narrenkappe stützt mit einer Stange eine den Kniekehlen des Papstes
untergeschobene Querstange; ein dritter kleinerer Teufel mit Raubvogelkopf und
Krallen schiebt seine Schulter unter die Querstange; ein vierter wieder etwas
größerer Teufel zieht sie von der Rücklehne des Thrones her mit einem Tau
empor. Auf dem einen der beiden zurückgelegten steifen Eselsohren des Papstes
sitzt ein Teufelchen und setzt ihm die oben in einen Kot endigende Tiara auf;
ein anderes, das durch die Luft herangeflogen kommt, hält sie mit in der
Schwebe. Jn der Luft sind noch drei weitere Teufel sichtbar, unter denen einer
mit Mönchstonsur, Raubvogelkopf mit Hahnenlappen und in viel zu großen
rutschenden Siebenmeilenstiefeln auffällt.
IX. Bild
(Grisar Nr. III “Bann”. Unsre Bibliographie Nr. IV). Auf einem Throne, zu dem
zwei Stufen heraufführen und von dessen Renaissancepracht man sich eine
Vorstellung machen soll nach dem allein sichtbaren Unterteil der linken
Seitenwange, unter einem mit heraldischen Lilien4 verzierten Baldachin sitzt
der Papst und erläßt mit der Rechten eine Bannbulle, aus der Feuerflammen
züngeln und strahlen und Meteorsteine stürzen. Zu seiner Rechten steht ein
spitzbärtiger Kardinal mit Hut und Mantel, zu seiner Linken ein bartloser mit
Barett und Mozetta.5 Zwei Bauern zeigen dem Papste höhnisch den entblößten
Hintern und machen sich farzend davon.
X. Bild
(Grisar Nr. IV “Tiara”. Unsre Bibliographie Nr. V). An die Vorderseite eines
großen Würfels von Holz oder Stein ist der päpstliche Wappenschild mit den
gekreuzten Schlüsseln, die aber in Diebeshaken umgewandelt sind, angelehnt.
Über dem Schild, auf dem Würfel, steht, umgekehrt, mit der Höhlung
[Seite 352]
nach oben,
die Tiara. Ein Bauer oder Landsknecht, das abgebundene Schwert zwischen den
Knien, erleichtert sich drein, zwei andre Bauern schicken sich an, es ihm
nachzutun.
Auf die
Wiederholung der von Luther beigegebenen Über-, Unter- und Jnschriften darf ich
verzichten, da sie in der Bibliographie immer wiederkehren.
Was läßt sich
über die Entstehungszeit der Bilder sagen?
Am 14.
Februar 1545 schrieb Justus Jonas aus Halle an Georg Helt iu Dessau (O. Clemen,
Georg Helts Briefwechsel, Leipzig 1909, S. 141): ‘Reverendus pater d. doctor
Martinus ridiculas picturas aedet cum versibus et rhythmis adversus blasphemias
Italicas. Nam habent Germanos pro porcis, ut versum scripserunt Itali Epicurei
ad conclave Caesaris ad ostium Spirae in conventu: Sic placuit superis aquilam
supponere porcis, Papam sessorem equitantem porcum Germanos.’1 Damals stand
also die Ausgabe von ‘ridiculae picturae cum versibus et rhythmis adversus
blasphemias Italicas’ bevor. Jonas macht besonders namhaft die Darstellung:
‘Papam sessorem equitantem porcum Germanos’.2 Damit ist das Bild “Sauritt”
gemeint.
Am 28.
Februar schreibt dann der in Wittenberg studierende Nikolaus Rudolf an Stephan
Roth in Zwickau (G. Buchwald, Zur Wittenberger Stadt- und
Universitätsgeschichte, Leipzig 1893, S. 179): ‘Porro illae figurae sive
imagines suis et asini insignibus papae ornatae ob insolentiam et ferociam
illam literarum Papae satis imperiose ad Caesarem nostrum scriptarum aeditae
sunt, ut isti nebuloni contra videatur aegre facere, ut ego arbitror. quarum
literarum tibi exemplum mitterem, nisi vererer, ne γλαῦκας
εἰς Ἀθήνας, quod dicitur ...’ Damals
waren also jene Bilder erschienen; Rudolf setzt voraus, daß Roth sie hat oder
doch kennt, wie er ja auch nicht erst eine Abschrift des Tadelsbreves vom 24.
August 1544, gegen das die Bilder gerichtet seien, senden will (vgl. oben S.
196ff.). Rudolf bezeichnet die Bilder genauer als ‘figurae sive imagines suis
et asini insignibus papae ornatae’. Damit ist das Doppelbild “Sauritt” und
“Sackpfeifenesel” gemeint.
Sonst läßt
sich nur noch sagen, daß Luther am 8. Mai voraussetzt, daß Nikolaus von Amsdorf
in Zeitz das Bild “Geburt” kennt (Enders 16, 226). Wahrscheinlich war damals
die Serie im wesentlichen abgeschlossen. Am 15. Mai hat Luther in Wittenberg in
seiner Studierstube und dann am 5. August in Merseburg Matthias Wanckel3 auf
dessen Frage nach den Gründen, die ihn zur Ausgabe der Bilder bewogen hätten,
geantwortet (s. u.).
[Seite 353]
Außer bei
diesen beiden Gelegenheiten Wanckel gegenüber hat sich Luther auch noch einmal
kurz vor seinem Ende in Eisleben über unsre Bilder ausgesprochen. Matthias
Wanckel hat alle diese Äußerungen Luthers auf der Rückseite des ersten Bildes
“Geburt” des einst ihm gehörigen Sammelbandes, der sich jetzt in der
Lutherhalle in Wittenberg befindet, aufgezeichnet.1 Oben auf der Seite stehen
die Eislebener Äußerungen Luthers, weiter unten die Äußerungen, die Wanckel
selbst in Wittenberg und Merseburg aus Luthers Munde vernommen haben will. Jch
muß beide Stücke hier wiederholen2:
‘Paulo ante
obitum, Reuerendus p̿r̿. d. doctor Mart. Lutherus, Islebiae, vbi & diem
clausit. 18. feb. Ao: 1546. Haec dixit quae sequunt ~ de suis imaginib. Jch hab
den Bapst, mitt den boesen bildern sehr erzurnet, O wie wird die Saw den
burtzel regen, vnd wen sie gleich mich Toedten, so fressen sie den dreck, so
der Bapst in der hand hatt, Jch habe dem bapst eine gulde schale in die hand
gegeben, do sol erß erst Credentzen Jch hab einen grossen vorteil. Mein Herr
heist Scheblimini3, der sagt: Ego resuscitabo vos in nouissimo die4, vnd wird
so sagen, doctor Martine, doctor Jonas, Herr Michael5 kompt herfuhr, vnd alle
bey namen nennen, wie Christus in Johanne sagt, Et vocat eos nominatim6, Wolan
seit vnerschrocken7
1545. Cum
eodem anno, quo sunt aeditae hae imagines describentes papam, papatum & totum
eius regnum, Reuerendum patrem foelicis memoriae, d. doctorem Martinum
Lutherum, interrogarem, de caussis aeditionis, Rn̄debat. Scio me non diu
superstitem fore, & tamen multa adhuc habeo, quae mundo de papa & eius
regno reuelanda essent, Quare has aedidi figuras & imagines, quarum
singulae integrum librum repraesentant, contra papam & eius regnum
scribendum, vt coram toto mundo testarer, quid senserim de papa & eius
diabolico Regno. Et sint meum Testamentum aiebat.8 Atque ideo nomen addidi
meum, ne vt famosi libelli accusari possint. Iam, si quisq̃: est, laesus,
aut laedet ~ his imaginib., coram toto imperio paratus sum reddere rationem
aeditionis. Haec r̄n̄debat mihi interroganti ℞ pater Lutherus, primo Vitenbergae in suo hypocausto Idib.
Maij, deinde Mersenburgi Nonis Augusti,
An: 1545. M. Mathias Wanckel.’
Wanckel
gegenüber hat also Luther unsre Bilder als sein Testament bezeichnet. Er wisse,
daß er nicht mehr lange zu leben habe, und doch habe er noch viel auf dem
Herzen, was der Welt über den Papst und dessen Regiment zu enthüllen wäre.
Darum habe er diese Bilder, die “Bände redeten”, veröffentlicht, um vor der
ganzen Welt zu bezeugen, was er über den Papst und über dessen teuflisches
Regiment gedacht habe. Er habe seinen Namen beigefügt, damit sie nicht als
anonyme Schmähschriften gebrandmarkt werden könnten, und sei bereit, sich vor
dem ganzen Reiche
[Seite 354]
wegen dieser
Veröffentlichung zu verantworten. Man darf daher unsre Bilder nicht beiseite
schieben. Der Kampf gegen das Papsttum ist Luthers eigentliche Lebensaufgabe,
die Reformation in erster Linie eine Los-von-Rom-Bewegung gewesen. Und ‘coram
toto mundo’ hat Luther noch einmal abschließend seine Meinung über das Papsttum
sagen wollen. Dazu stimmt, wenn er am 8. Mai 1545 betreffs des Holzschnitts
“Geburt” an Nikolaus von Amsdorf schreibt (Enders 16, 226), daß er da die drei
Furien dem Papste “beigemalt” habe, um die Furchtbarkeit des päpstlichen
Greuels mit den furchtbarsten Worten in lateinischer Sprache zum Ausdruck zu
bringen. Denn, was Satan oder der Teufel sei, das wüßten die Lateiner nicht,
wie auch nicht die Griechen und alle Heidenvölker.1
Auch Joh.
Mathesius in seiner 14. Lutherpredigt2 hat unsre Bilder neben der Schrift
Luthers “Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet” als den Abschluß des
Kampfes gegen den Papst bezeichnet. Die “scharpffen gemelde” hätten “den Leyen,
so nicht lesen kondten, des Antichrists wesen und grewel fürbilden” sollen,
“wie der Geyst Gottes in der offenbarung Johannis die rote Braut von Babilon
hat abcontrofactirt, und M. Johann Huß3 sein sach in bilder fasset, darin er
den Herrn Christum und den Antichrist allen leuten fürstellet”.
Während die
Äußerungen Luthers, die Wanckel selbst von ihm vernommen haben will, völlig
klar sind, läßt sich das von denen, die Wanckel wohl nur nach dem Bericht, des
Jonas oder Cölius widergibt, nicht sagen. Jnsbesondere liegt von dem Bilde
“Sauritt” nur eine undeutliche Erinnerung zugrunde, und scheint dieses
mißverstanden zu sein. Der Papst hat doch keine goldene Schale in der Hand, die
Sau reckt auch den Schwanz nicht in die Höhe, vor allem aber stellt sie nicht
die lutherfeindliche papistische Partei, sondern das vom Papste mit dem in
Aussicht gestellten Konzil eingelullte und genasführte kaiserliche Deutschland
dar. Das beweisen Luthers Begleitverse, die Stelle in Luthers Schrift “Wider
das Papsttum ...” oben S. 217, 1f., wo Papst Paul III. Kaiser Karl. V. droht:
Wir wollen dich lehren, wie du sollst mit deinen deutschen Säuen ein Konzil
begehren von dem römischen Stuhl — unser Bild verhält sich zu dieser Stelle wie
Jllustration zu Text, endlich die oben zitierte Stelle aus dem Briefe des Jonas
an Helt: ‘Papam sessorem equitantem porcos Germanos’. Vgl. auch noch NEw
Raeterschbuechlin, || Kurtzweilig zůgerichtet, || Mit scharpffsinnigen
verborgenen || Fragen, vnd Antworten. || (Holzschnitt) ¶ Franckfurt, 1541. ||
Bl. B 7a: Rath, wie einer ein saw reiten wolt, daß sie jn nit biß? Antwort: er
nem einen dreck in sein̄ mundt [gewiß verdruckt für: in seine Hand], so dann die saw
den schmeckt, so sicht sie dann über sich, den zu essen, und beißt den reuter
nicht.
Jm übrigen
ist nur das Bild “Höllenrachen” nicht ganz sicher zu deuten. Der Sinn im
allgemeinen freilich ist schon daraus klar, daß der Holzschnitt als Titelbild
zu Luthers Schrift “Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet”
hergestellt ist. Aber Grisar-Heege S. 19 betonen, daß das Bild nicht
[Seite 355]
den Abstieg
des Papstes in den Höllenrachen, sondern dessen Hervorbringung aus der Hölle
darstelle. Jch fasse es auf als Jllustration des von Luther oft zitierten
Wortes1: “ Jst eine Hölle, so ist Rom darauf gebaut.” Dazu stimmt die
Bezeichnung des Holzschnitts in einer Rechnung Cranachs für den Kurfürsten vom
7. Dezember 1545, in der er u. a. den Empfang bestätigt von “XXVIII gl. vor die
drei figuren geluminiert vom pabst wie er auf der hel siczt”.2
Jn dem
Wanckelschen Sammelband der Wittenberger Lutherhalle folgen, auf je einem Blatt
gedruckt, diese Bilderpaare aufeinander: Geburt — Papstesel, Sauritt —
Sackpfeiferesel, Konradin — Galgen, Bann — Tiara. Von diesen Bilderpaaren ist
das zweite im eigentlichen Sinne ein Doppelbild, die Unterschrift: “Mart.
Luther D. 1545” steht zur einen Hälfte unter den zu “Sauritt”, zur andern unter
den zu “Sackpfeiferesel” gehörigen Versen. Auf diese Bilderpaare folgt noch das
Einzelbild “Höllenrachen”, und außerdem ist in das dritte Bilderpaar — das
Blatt ist so eingeheftet, daß die unbedruckten Seiten nach oben liegen — der
Holzschnitt “Fußtritt” eingefügt, der für die Schrift: “Papsttreu Hadriani IV.
und Alexanders III. ...” (oben S. 304) hergestellt worden ist, ursprünglich
gewiß gar nicht zu der von Luther im Zusammenhang mit seiner Schrift: “Wider
das Papsttum ...” entworfenen Serie von Papstspottbildern gehört, auch nach den
Maßen und stilistisch aus der Reihe herausfällt.3
Während der
Wittenberger Sammelband zuerst 1873 von Schuchardt, Lucas Cranach 3, 230
erwähnt worden ist, ist der dieselben zehn Bilder enthaltende Sammelband der
Marienbibliothek in Halle schon 1842 von K. E. Förstemann im Serapeum 2, 38ff.
bekanntgemacht worden. Leider sind hier die Bilder mit Schriften in Quartformat
in der Weise vereinigt worden, daß die Überschriften und die Vierzeiler unter
den Bildern abgeschnitten, die ersteren über den Holzschnitten und die
letzteren auf der jeweilig gegenüberliegenden Seite wiederaufgeklebt worden
sind; auch seitlich sind die Bilder beschnitten worden. Wahrscheinlich bildeten
auch hier dieselben
[Seite 356]
acht
Holzschnitte wie in dem Wittenberger Sammelband dieselben vier Bilderpaare, nur
daß auf dem Doppelbild Papstesel — Geburt (wie gleich aus dieser Benennung
ersichtlich) Papstesel links und Geburt rechts stand.
Von einem
Besitzer aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist folgende zum Teil aus
Mathesius (s. o.) entlehnte Bemerkung vorgesetzt worden: “Etzliche figuren vnd
Bilder mit reymen, ßo Docktor Martinus Luther vf obgesetzt sein buchlen
[Luthers Schrift: “Wider das Papsttum ...”, die in dem Sammelband den Bildern
unmittelbar vorausgeht] wider das teufelische Bapstum vnd seine gelider hat
außgehen laßen, zum valete vor seinem abeschiet von dieser verbosten argen welt,
auff das die Leyen, ßo nicht leßen können, auch sehen vnd verstehen mögen, was
er vom Bapstthumb gehalten.”
Über weitere
Sammel- und Einzelexemplare der Bilder vgl. den Aufsatz von Wendeler,
Grisar-Heege S. 42ff. und Unsre Bibliographie. Zuletzt zutage gekommen sind der
Sammelband, der bis vor wenigen Jahren Herrn v. Zezschwitz, jetzt
Obergefangenenanstaltsdirektor in Dresden, vordem in Zwickau i. S., gehört hat,
und die vier Bilder, die einem Exemplar von Luthers Schrift “Wider das Papsttum
...” eingeklebt sind (Preuß. Staatsbibliothek in Berlin, vordem
Kirchenministerialbibliothek Celle)1, und die Bilder Nr. I –VI und IX bzw. VII
+ VIII und V + IX, die Hildegard Zimmermann im Kupferstichkabinett des
Landesmuseums zu Braunschweig bzw. in der Landesbibliothek zu Wolfenbüttel
gefunden hat. Vgl. ihre oben zitierte Besprechung von Grisar-Heege, Kampfbilder
I –IV.2
Die enge
Verbindung, in der unsre Bilder in dem Berliner wie in dem Halleschen Exemplar
mit Luthers Schrift “Wider das Papsttum ...” erscheinen, entspricht der
Tatsache, daß sie Jllustrationen zu dieser sein sollten.3 Jonas nennt sie in
einem Atem mit der Schrift, wenn er am 20. Mai 1545 aus Halle an Georg von
Anhalt schreibt: ‘Profectus Vittebergam paene in tertiam hebdomadam commoratus
ibi sum apud rev. d. doct. Martinum Lutherum et de variis contuli cum eo, de
libello dentatissimo et vehementissimo, de imaginibus seu picturis contra papam
et papatum Romanum ...’ (Kawerau 2, 161; s. auch schon oben S. 202). Auch
Wanckel und Mathesius fassen Bilder und Schrift zu einer Einheit zusammen.
Schenkt man
den oben S. 212ff. durch die Anmerkungen markierten Stellen die rechte
Beachtung, dann muß einem klar werden, daß Luther unsre Bilder, wie
[Seite 357]
wir das schon
bei dem Holzschnitt von 1538 konstatiert haben, nicht nur bei Cranach hat
herstellen lassen und diesem die Anregung gegeben, sondern daß er sie entworfen
hat. Vgl. auch Luther an Amsdorf 8. Mai: ‘cum eas [furias] papae appingerem’.
Es ist ja verständlich, daß die Unflätigkeit, ja Scheußlichkeit einiger der
Bilder auf unsrer Seite die Neigung erweckt hat, Luthers Anteil an der
Bilderreihe einzuschränken. So heißt es bei Köstlin-Kawerau 2, 602: “Luther gab
durch seine deutschen Verse und die lateinischen Aufschriften dem befreundeten
Maler die Direktive für seine Zeichnungen.” Dieser Satz gründet sich auf den
bei Wendeler S. 20: man könne Luther “nur für das verantwortlich machen, was
seine als Direktive dem Maler übergebenen, keineswegs erst nach Fertigstellung
der Holzschnitte fabricierten Reime besagen”. Daß Wendeler zu dieser Auffassung
gelangt ist, ist um so auffälliger, als gerade er (S. 32) wieder aufmerksam
gemacht hat auf den “Originalabzug” von dem Bilde Konradin “ohne jeden
Typendruck, dem der Reformator die sonst aufgedruckte Über- und Unterschrift
eigenhändig beifügte” — in der Dresdener Bibliothek, der Tradition nach aus
Luthers Wohnzimmer in Wittenberg stammend. Wendeler hat nicht erkannt, daß sich
hier einer der Probeabzüge erhalten hat, wie Luther sie mit Über- und
Unterschrift versah und dann in die Lufftsche Druckerei schickte.1 Die
Korrekturen in Luthers handschriftlichem Text machen das ganz sicher.
Vielleicht haben auch von den übrigen Bildern solche Probeabzüge existiert.
Arnold Kuczyński hat in seinem Thesaurus libellorum historiam
reformationis illustrantium von 1870 ein acht unsrer Bilder enthaltendes
Sammelexemplar angezeigt, zu dem er bemerkt: es scheine aus Probedrucken zu
bestehen, worauf der geschriebene Titel und die geschriebenen Unterschriften
deuteten. Auffällig ist, daß das in Dresden im Probeabzug erhaltene Bild
Konradin in der Reihe bei Kuczyński fehlte. Aber sollte Kuczyński,
wenn er in seinem Sammelexemplar die übrigen Probeabzüge, wie sie in der
Lufftschen Druckerei als Vorlage gedient hatten, besaß, Luthers Handschrift
nicht erkannt haben?2
Wir brauchen
uns aber auch gar nicht zu scheuen, nicht nur die Über- und Unterschriften,
sondern die Bilder selbst als ein Werk Luthers zu bezeichnen.3 Denn bei aller
bäurisch hanebüchenen Grobheit — schamlos oder lüstern sind sie nicht. Jn
diesem Punkte war Luther sehr empfindlich. Am 3. Juni 1545 schrieb er an
Nikolaus von Amsdorf: ‘Nepos tuus Georgius ostendit mihi picturam papae, Sed
Meister Lucas ist ein grober maler. Poterat sexui feminino parcere propter
Creaturam Dei et matres nostras. Alias formas papa dignas pingere poterat,
nempe magis diabolicas. Sed Tu Iudicabis ...’ Und am 15.: ‘Agam diligenter (si
superstes fuero), ut Lucas pictor foedam hanc picturam mutet honestiore ...’
[Seite 358]
Man hat aus
den beiden Briefstellen geschlossen, daß das Bild Geburt nachträglich von
Luther gemißbilligt worden sei. Aber die Reihe, zu der dieses gehört, war aller
Wahrscheinlichkeit nach bis Mitte Mai fertig (Jonas an Georg von Anhalt 20. Mai
und Wanckel s. o.), und speziell wegen des Bildes Geburt hatte Luther schon am
8. Mai (s. o.) an Amsdorf wegen der “beigemalten” Furien geschrieben. Was am 8.
Juni oder kurz zuvor Amsdorfs in Wittenberg studierender Neffe1 Luther
“gezeigt” hat, muß eine Novität gewesen sein, und zwar die Zeichnung zu einem
Holzschnitt, den Amsdorf bestellt hatte, denn Luther überläßt diesem die
Entscheidung, ob die Zeichnung vervielfältigt und veröffentlicht werden solle:
‘Sed Tu Iudicabis’. Amsdorf hat dann Luther gebeten, dafür Sorge tragen zu
wollen, daß das Anstößige an dem Bilde beseitigt bzw. gemildert würde, und
Luther die Erfüllung der Bitte zugesagt. Den Holzschnitt, um den es sich hier
handelt, haben Grisar-Heege S. 94ff. in einem Exemplar des Britischen Museums
wieder aufgestöbert. Er ist betitelt: “Vom Ursprung und Herkunft des
Antichristi”.2 Hier liegt links im Vordergrunde der von den Teufeln gebildete
Papst-Antichrist, ein völlig nackter Mann mit dickem Bauch und üppigen Formen,
mit der Tiara auf dem Haupte; zwei Teufel blasen ihm ihren Odem ein und suchen
ihn dadurch zu beleben. Offenbar traten in dem Entwurf dieses Bildes die
Genitalien des feisten Mannes in einer Weise hervor, daß Luther, indem er sich
in die Seele weiblicher Betrachter hineinversetzte, daran Anstoß nahm. Bei der
Ausführung sind sie verundeutlicht und durch eine offensichtlich erst
nachträglich auf der Zeichnung hinzugefügte Pflanze verdeckt worden. Luther
hätte teuflischere, phantastischere, nicht so naturalistische Formen gewünscht.
Bibliographie.
Einleitung.
Das Material
für die Bibliographie der Kampfbilder Luthers gegen das Papsttum ist —
begreiflicherweise — nur dürftig überliefert. Keine Bibliothek besitzt eine
vollständige Reihe der Bilder in den verschiedenen Ausgaben. Eine Ausgabe in
Buchform war offenbar nicht beabsichtigt; ein Titelblatt ist nirgends erhalten.
Sämtliche
Bilder, abgesehen von dem letzten Bilde “Hic Papa obediens S. Petro honorificat
Regem”, das schon für die vorher erschienene Schrift Luthers “Papsttreue
Hadriani IV und Alexanders III gegen Kaiser Friedrich Barbarossa verübt. 1545.”
— s. oben S. 300ff. — angefertigt war, das auch nach seiner Größe nicht in die
Reihe der Kampfbilder hineinpaßt und erst nachträglich, wie auch aus der Art
der Jnterpunktion hervorgeht, in diese Reihe aufgenommen wurde, sind bereits in
dem ersten Erscheinungsjahr 1545 in mehreren, jeweilig mit neugesetzten Texten
versehenen Abdrücken erschienen. Jnwieweit etwa einzelne Blätter lediglich als
Probedrucke zu betrachten sind, entzieht sich bei der Geringfügigkeit des
erhaltenen Materiales
[Seite 359]
unsrer
Kenntnis. Zumeist finden sich — nach den heute erhaltenen Blättern — vier
verschiedene Abzüge, zweimal drei Abzüge, einmal nur zwei der einzelnen Bilder.
Möglich ist durchaus, daß neue Funde dieses Bild ändern.
Die
Reihenfolge, in der die verschiedenen Bilder erschienen sind, läßt sich nicht
bestimmen. Die durch Faksimilewiedergabe bekannte spätere Ausgabe — s. unten
unter B — beziffert die Bilder zwar von I –IX, aber anscheinend ohne jede
Begründung. Das inhaltlich zweifellos an den Anfang gehörende Bild “Ortus et
origo Papae”, das auch in der Wittenberger Quartausgabe aus dem 17. Jahrhundert
— s. unten unter D — als Nr. 1 beziffert ist, steht in dieser Ausgabe am
Schlusse unter Ziffer IX. Wir haben uns in der Bibliographie der Bezifferung
der Wittenberger Quartausgabe aus dem 17. Jahrhundert angeschlossen, die eine
gewisse innere Berechtigung aufweist.
Die zeitliche
Aufeinanderfolge der bereits im Jahre 1545 erschienenen Ausgaben jedes
einzelnen Bildes festzulegen, ist schwierig. Jndessen lassen sich doch gewisse
Richtlinien in dieser Beziehung finden, die allerdings, da die Texte versagen,
nur aus rein äußerlichen Beobachtungen zu ermitteln sind. Das Bild “Digna
merces Papae Satanissimi et Cardinalium suorum” ist in vier verschiedenen
Ausgaben aus dem Jahre 1545 erhalten. Jn zwei Ausgaben ist der Bildrand
unversehrt, in einer dritten ist auf der (heraldisch) rechten Seite des
Kopfrandes ein Stück aus dem Holzstock ausgesprungen, in einer vierten außerdem
noch das obere Eckstück des (heraldisch) rechten Seitenrandes. Damit ist die
zeitliche Folge dieser Abdrucke, abgesehen von den beiden mit unversehrtem
Rand, festgelegt. Nun sind die Bilderüberschriften auf sämtlichen Bildern in
einer Antiquaversaltype gedruckt, aber unterschiedlich zum Teil, und zwar dem
erheblicheren, in einer größeren Antiqua, zum geringeren Teile in einer
kleineren. Da bei dem genannten Bilde “Digna merces Papae etc.” die kleinere
Antiqua bei dem Abdruck mit dem am meisten verletzten Bildrande angewendet ist,
so sind, was durch Beobachtungen an anderen Bildern bestätigt wird, die mit den
kleineren Versalien gedruckten Bilder allgemein als die jüngsten Ausgaben des
Jahres 1545 zu betrachten. Weiter tragen bei dem gleichen Bilde “Digna merces
Papae etc.” die beiden mit der größeren Versalie gedruckten und mit vollem
Bildrand erhaltenen Ausgaben, die sich auch textlich am nächsten stehen, die
Jahreszahl “1545”, während die folgende Ausgabe mit den größeren Versalien,
aber dem ersten Defekt im Bildrande, die Jahreszahl nicht trägt. Aus dieser
Beobachtung, die wiederum durch die Beobachtung an anderen Bildern gestützt
wird, ist zu entnehmen, daß die die Jahreszahl “1545” tragenden und mit der
größeren Antiquaversalie in den Überschriften gedruckten Abzüge die ältesten
sind, dagegen die mit den gleichen Versalien, aber ohne Jahreszahl gedruckten
Ausgaben ihnen erst folgen. Fest ist dieser Unterscheidungsgrundsatz allerdings
nicht durchführbar, da gelegentlich sämtliche mit den größeren Versalien gedruckten
Ausgaben die Jahreszahl tragen oder auch nicht. Aber dann helfen im Einzelfalle
vielfach wieder äußerliche Beobachtungen, wie etwa bei dem Bilde “Hic oscula
pedibus Papae figuntur”, dessen verschiedene Ausgaben überhaupt keine
Jahreszahl tragen, die aber durch den unversehrten oder defekten Zustand des
Bildrandes zeitlich eingereiht werden können. Die gleiche Beobachtung läßt die
Reihenfolge der nur mit der Jahreszahl “1545” erschienenen Ausgaben des Bildes
“Papa agit gratias Caesaribus” genau bestimmen. Ein drittes Hilfsmittel ist
schließlich die
[Seite 360]
Tatsache, daß
mehrfach Abdrücke erhalten sind, die zwei verschiedene Bilder auf noch heute
erkennbarem einheitlichem Bogen bringen (worüber unten näheres). Jn diesem
Falle gehören natürlich die so zusammengekuppelten Drucke der gleichen Auflage
an. Nach diesen Gesichtspunkten ist die zeitliche Folge der verschiedenen
Ausgaben der einzelnen Bilder in der Bibliographie angesetzt.
Noch ein Wort
über die wenigen Sammelbände, in denen Kampfbilder vereinigt sind. Es sind
deren vier: erstens der Band Nr. 5004 der Lutherhalle in Wittenberg, dann der
Band der Marienbibliothek in Halle und schließlich je ein Band ehemals im
Besitz des Herrn W. v. Zezschwitz, jetzt Obergefangenenanstaltsdirektor in Dresden,
und im Britischen Museum zu London. Über den Verbleib des v. Zezschwitzschen
Exemplars läßt sich zur Zeit nichts feststellen.
Der
wichtigste dieser Bände ist der Band der Lutherhalle in Wittenberg. Er stammt
aus dem Besitz des M. Matthias Wanckel, der laut Eintragung von seiner eigenen
Hand noch im Jahre 1545 mit Luther über die Bilder gesprochen hat. Der Einband
stammt allerdings aus neuerer Zeit, aber die handschriftliche Bezifferung der
einzelnen Blätter ist alt, wenn auch offensichtlich nicht von Wanckels Hand.
Die Reihenfolge der Bilder ist in diesem Bande folgende:
1. Ortus et
origo Papae.
2. Monstrum
Romae inventum mortuum in Tiberi. Anno 1496.
3. Papa dat
Concilium in Germania. Papa Doctor Theologiae et Magister Fidei.
4. Papa agit
gratias Caesaribus pro immensis beneficiis.
5. Hic Papa
obediens S. Petro honorificat Regem.
6. Digna
merces Papae Satanissimi et Cardinalium suorum.
7. Regnum
Satanae et Papae. 2. Thess. 2.
8. Hic oscula
pedibus Papae figuntur.
9. Adoratur
Papa Deus Terrenus.
Sämtliche
Bilder sind mit der größeren Versaltype in den Überschriften gedruckt und
gehören daher der ersten oder zweiten Ausgabe an.
Auf einem
Blatt gedruckt sind nach dem Befunde dieses Bandes:
1. Papa dat
Concilium in Germania und Papa Doctor Theologiae etc.,
2. Ortus et
origo Papae und Monstrum Romae inventum etc.,
3. Hic oscula
pedibus Papae figuntur und Adoratur Papa Deus Terrenus.
Jn für die
Bibliographie trostlosem Zustande ist der Sammelband der Marienbibliothek in
Halle. Der Text ist durch Zerschneiden und Zusammenkleben der auseinander
geschnittenen Teile mit Gewalt in das alte übliche Quartformat gebracht und
daher zur genauen Jdentifizierung nur mit größter Vorsicht zu benutzen. Auch
hier gehören sämtliche Bilder dem ersten oder zweiten Drucke an.
Der dritten
Auflage mit den kleineren Versaltypen in den Überschriften gehören die beiden
Sammelbände v. Zezschwitz und im Britischen Museum zu London an.
Auf einem
Bogen vereinigt sind in dem Exemplar v. Zezschwitz folgende Bilder:
[Seite 361]
1. Papa dat
Concilium in Germania und Papa Doctor Theologiae etc.,
2. Hic oscula
pedibus Papae figuntur und Adoratur Papa Deus Terrenus,
3. Digna
merces Papae Satinissimi etc. und Papa agit gratias Caesaribus, in dem Londoner
Exemplar nur:
Papa dat Concilium
in Germania und Papa Doctor Theologiae etc.
Jm
Zusammenhang mit den nur in einzelnen Blättern erhaltenen Bildern ergeben sich
folgende Abdrücke zweier Bilder auf einem Bogen:
1. Papa dat
Concilium in Germania und Papa Doctor Theologiae etc.:
für
den 1. Druck: Berlin, Nürnberg,
für den 2. Druck: Wittenberg,
für den 3. Druck: Ex. v. Zezschwitz,
London.
2. Ortus et
origo Papae und Monstrum Romae inventum etc.:
für den 1. oder 2. Druck: Wittenberg.
3. Hic oscula
pedibus Papae figuntur und Adoratur Papa Deus Terrenus
für den 2. Druck: Brieg, Wittenberg,
für den 3. Druck: Ex. v. Zezschwitz.
4. Digna
merces Papae Satanissimi und Papa agit gratias Caesaribus:
für den 2. Druck: Brieg,
für den 3. Druck: Ex. v. Zezschwitz.
Da die
Unterschiede der einzelnen Ausgaben in der Hauptsache nur in gelegentlichen
Abweichungen der Schreibung und ebenso der Jnterpunktion liegen, so mußte in
der Bibliographie in allen Fällen Überschrift und Text jeder einzelnen Ausgabe
vollständig wiedergegeben werden.
Beschreibung
der Drucke.
A. Ausgaben
aus dem Jahre 1545,
sämtlich in
Wittenberg gedruckt.
I. Ortus et
origo Papae.
1. “ORTVS ET
ORIGO PAPÆ
[Bild: Geburt
und erste
Erziehung des
Papstes.]
Hie wird
geborn der Widerchrist
Megera sein
Seugamme ist:
Alecto sein
Kindermeidlin
Tisiphone die
gengelt jn.
Mart. Luth. D. 1 5 45.”
Die
Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden:
Halle, Marienbibliothek; Königsberg U.
[Seite 362]
2. “ORTVS ET
ORIGO PAPAE.
[Bild: Geburt
und erste Erziehung des Papstes.]
Hie wird
geborn der Widerchrist
Megera sein
Seugamme ist:
Alecto sein
Kindermeidlin
Tisiphone die
gengelt jn.
Mart. Luth. D.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek
(Kartenabteilung: Ya 298); Brieg, Gymnasialbibliothek; Wittenberg, Lutherhalle
(in Nr. 5004).
3. “ORTVS ET
ORIGO PAPAE
[Bild: Geburt
und erste Erziehung des Papstes.]
Hie wird
geborn der Widerchrist
Megera sein
Seugamme ist:
Alecto sein
Kindermeidlin
Tisiphone die
gengelt jn.
M: Luth: D: 1545”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Vorhanden: Exemplar v. Zezschwitz;
London, Brit. Museum.
II. Monstrum
Romae inventum mortuum in Tiberi. Anno 1496.
1. u. 2.
“MONSTRVM ROMAE INVENTVM MOR
TVVM IN
TIBERI. ANNO 1496.
[Bild: Der
Papstesel.]
Was Gott
selbst vom Bapstum hellt
Zeigt dis
schrecklich bild hie gestellt:
Dafuer
jederman grawen sollt:
Wenn ers zu
hertzen nemen wollt.
Mart: Luth: D.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Brieg, Gymnasialbibliothek;
Halle, Marienbibliothek; Wittenberg, Lutherhalle (in Nr. 5004).
3. “MONSTRVM
ROMAE INVENTVM MORTVVM
IN TIBERI.
ANNO 1496.
[Bild: Der
Papstesel.]
Was Gott
selbs von dem Bapstum helt
Zeigt dis
schrecklich bild hie gestelt:
Dafuer
jederman grawen solt
Wenn ers zu
hertzen nemen wollt.
Mart. Luth. D.
15 45”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Vorhanden: Exemplar v. Zezschwitz;
London, Brit. Museum.
[Seite 363]
III. Regnum
Satanae et Papae. 2. Thess. 2.
1. “REGNVM
SATANAE ET PAPAE.
2. THESS. 2.
[Bild: Der
Papst im Höllenrachen.]
Jn aller Teufel
namen sitzt
Alhie der
Bapst: offenbart jtzt:
Das er sey
der recht Widerchrist
So in der
Schrifft verkuendigt ist.
Mart. Luth. D.
1545.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Brieg, Gymnasialbibliothek;
Wittenberg, Lutherhalle (in Nr. 5004).
2. “REGNVM
SATANÆ ET PAPÆ.
2. THESS. 2.
[Bild: Der
Papst im Höllenrachen.]
Jn aller
Teufel namen sitzt
Alhie der
Bapst: offenbart jtzt:
Das er sey
der recht widerchrist
So in der schrifft
verkuendigt ist.
Mart. Luth. D.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Halle, Marienbibliothek.
3. “REGNVM
SATANAE ET PAPAE.
2. THESS. 2.
[Bild: Der
Papst im Höllenrachen.]
Jn aller
Teufel namen sitzt
Alhie der
Bapst: offenbart jtzt:
Das er sey
der recht widerchrist
So in der
schrift verkuendigt ist:
Mar. Luth. D.
15 45.”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Vorhanden: Exemplar v. Zezschwitz;
London, Brit. Museum.
IV. Hic
oscula pedibus Papae figuntur.
1a. “HIC
OSCVLA PEDIBVS PAPÆ FIGVNTVR.
[Bild: Zwei
Bauern beschimpfen die Bannbulle.]
Nicht Bapst:
nicht schreck vns mit deim ban̄
Vnd sey nicht
so zorniger man.
Wir thun
sonst ein gegen wehre
Vnd zeigen
dirs Bel vedere.
Mart. Luth. D.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
[Seite 364]
Jm Bilde
(heraldisch) rechts oben:
“PAPA LOQVITVR.
Sententiæ
nostræ etiam iniustæ
metuendæ
sunt.
Responsio.
Aspice
nudatas gens maledetta/ furiosa nates.
Ecco qui Papa
el mio bel uedere.”
Erster Druck,
da der Bildrand noch vollständig erhalten.
Vorhanden:
Halle, Marienbibliothek.
1b.
Beschreibung wie 1a; nur in Zeile 1 der Bildüberschrift “PAPAE”.
Vorhanden:
Wittenberg, Lutherhalle (Nr. 8614).
2. “HIC
OSCVLA PEDIBVS PAPAE FIGVNTVR.
[Bild: Zwei
Bauern beschimpfen die Bannbulle.]
Nicht Bapst:
nicht schreck vns mit deim ban̄
Vnd sey nicht
so zorniger man
Wir thun
sonst ein gegen wehre
Vnd zeigen
dirs Bel vedere.
Mart. Luth.
D.”
Die
Bildüberschrift in der größeren Type.
Jm Bilde
(heraldisch) rechts oben:
“PAPA LOQVITVR.
Sententiæ
nostræ etiam iniustæ
metuendæ
sunt.
RESPONSIO.
Aspice
nudatas gens maledetta/ furiosa nates.
Ecco qui Papa
el mio bel uedere.”
Zweiter Druck; die (heraldisch) linke
Ecke des Kopfrandes und das obere Stück des (heraldisch) linken Seitenrandes
des Bildes sind ausgesprungen.
Vorhanden: Brieg, Gynnasialbibliothek;
Wittenberg, Lutherhalle (in Nr. 5004).
3a. “HIC
OSCVLA PEDIBVS PAPAE FIGVNTVR.
[Bild: Zwei
Bauern beschimpfen die Bannbulle.]
Nicht Bapst:
nicht schreck vns mit deim
Vnd sey nicht
so zorniger man. (ban̄
Wir thun
sonst ein gegen wehre
Vnd zeigen
dirs Bel vedere.
Mart. Luth.
D.”
Die
Bildüberschrift in der kleineren Type.
[Seite 365]
Jm Bilde
(heraldisch) rechts oben:
“PAPA LOQVITVR.
Sententiæ
nostræ etiam iniustæ
metuendæ
sunt.
Responsio.
maledetta.
Aspice
nudatas gens furiosa nates.
Ecco qui Papa
el mio bel uedere.”
Vorhanden:
Nürnberg, Germanisches Museum.
3b. “HIC
OSCVLA PEDIBVS PAPAE FIGVNTVR.
[Bild: Zwei
Bauern beschimpfen die Bannbulle.]
Nicht Bapst:
nicht schreck vns mit deim
Vnd sey nicht
so zorniger man. (ban̄
Wir thun
sonst ein gegen wehre
Vnd zeigen
dirs Bel vedere.
Mart. Luth.
D.”
Die
Bildüberschrift in der kleineren Type.
Jm Bilde
(heraldisch) rechts oben:
“PAPA LOQVITVR.
Sententiæ
nostræ etiam iniustæ
metuendæ
sunt.
Responsio.
maledetta
Aspice
nudatas gens furiosa nates.
Ecco qui Papa
el mio bel uedere”
Der Druck schließt sich eng an 3a an,
beruht aber auf neuem Satz, der jedoch weniger sorgfältig ist (vor “maledetta”
eine sogenannte “Fliege”).
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek
(Kartenabteilung: Ya 288); Exemplar v. Zezschwitz; London, Brit. Museum.
V. Adoratur
Papa Deus Terrenus.
1. “ADORATVR
PAPA DEVS TERRENVS.
[Bild: Bauern
verunreinigen die päpstliche Krone.]
Bapst hat dem
reich Christi gethon
Wie man hie
handelt seine Cron.
Machts jr
zweifeltig: spricht der geist
Schenckt
getrost ein: Gott ists ders heist.
Mart. Luth.
D.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Am Schlusse der Zeile 3 des unter dem
Bilde stehenden Textes ist in dem Exemplar der Lutherhalle in Wittenberg hinter
“geist” in kleinen Buchstaben, augenscheinlich mit der Hand, hinzugedruckt:
“Apoc. 18.” Jn dem Exemplar Halle, Marienbibliothek, steht dieser Zusatz in
deutschen Buchstaben als “Apoc. 18”,
[Seite 366]
und zwar
etwas über der Zeile. Auch hat das Hallesche Exemplar den Punkt hinter “Luth”
in der letzten Zeile des Textes in halber Buchstabenhöhe über der Zeile, sowie
am Schlusse derselben Zeile die Jahreszahl “1. 5. 45.”. Bei dem zusammengeklebten
Zustande dieses Exemplars ist es indessen nicht ganz sicher, ob die Jahreszahl
wirklich zum Texte gehört. Daß aber in den beiden Exemplaren der gleiche Satz
vorliegt, beweist der gleichmäßig auffällige Zustand des Buchstaben p in dem
Worte “Bapst” und des Buchstaben h in dem Worte “hat” in der ersten Textzeile
unter dem Bilde. — Jn dem Wittenberger Exemplar ist das Wort TERRENVS in der
Bildüberschrift nicht voll schwarz ausgedruckt, so daß es wie “TERRENV:”
aussieht, jedoch ist der Eindruck des nicht geschwärzten Restes im Papier
deutlich sichtbar.
Vorhanden: Halle, Marienbibliothek;
Wittenberg, Lutherhalle (Nr. 8613).
2. “ADORATVR
PAPA DEVS TERRENVS.
[Bild: Bauern
verunreinigen die päpstliche Krone.]
Bapst hat dem
reich Christi gethon
Wie man hie
handelt seine Cron.
Machts jr
zweifeltig: spricht der geist
Schenckt
getrost ein: Gott ists ders heist.
Mart: Luth:
D.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Am Schlusse der Zeile 3 des Textes unter
dem Bilde hinter dem Worte “geist” in halber Buchstabenhöhe der Zeile
hinzugedruckt “Apoc. 18.”
Vorhanden: Brieg, Gymnasialbibliothek;
Wittenberg, Lutherhalle (in Nr. 5004).
3a. “ADORATVR
PAPA DEVS TERRENVS.
[Bild: Bauern
verunreinigen die päpstliche Krone.]
Bapst hat dem
reich Christi gethon
Wie man hie
handelt seine Cron:
Machts jr
zweifeltig: spricht der geist
Schenckt
getrost ein: Gott ists ders heist.
M: Luth: D:”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Am Schlusse der Zeile 3 des Textes unter
dem Bilde hinter “geist” in voller Buchstabenhöhe der Zeile “Apoc. 18.”
Das Exemplar Berlin, Staatsbibliothek,
hat in der letzten Textzeile den Druckfehler “Lutb:”; im Katalog als
“Probedruck” bezeichnet.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek
(Kartenabteilung: Ya 290); Exemplar v. Zezschwitz; London, Brit. Museum.
3b. “ADORATVR
PAPA DEVS TERRENVS.
[Bild: Bauern
verunreinigen die päpstliche Krone.]
Bapst hat dem
reich Christi gethon
Wie man hie
handelt seine Cron.
Machts jr
zweifeltig. spricht der geist
Schenckt
getrost ein: Got ists dersheist
Mart. Lut.
D.”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Der Zusatz “Apo. 18.” zu Zeile 3 des
Textes unter dem Bilde steht oberhalb der Zeile 3 in fast gleicher Linie mit
Zeile 2.
Vorhanden: Nürnberg, Germanisches Museum.
[Seite 367]
VI. Papa dat
Concilium in Germania.
VII. Papa
Doctor Theologiae et Magister Fidei.
1a. “PAPA DAT
CONCILIVM IN
GERMANIA.
[Doppelbild:
Der Papst auf
einer Sau
reitend.
Saw du must
dich lassen reiten:
Vnd wol
spoern zu beiden seiten.
Du wilt han
ein Concilium:
Ja dafuer hab
dir mein merdrum
PAPA DOCTOR
THEOLOGIÆ ET
MAGISTER
FIDEI.
Ein Esel mit
der Papstkrone
als
Sackpfeifer.]
Der Bapst kan
allein auslegen
Die schrifft:
vnd jrthum ausfegē
Wie der Esel
allein pfeiffen
Kan: vnd die
notē recht greiffen.
M. Luther D.
1. 5. 45.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek
(Kartenabteilung: Ya 296 in einem Stück; ferner in zwei Stücke zerschnitten: in
Luth. 8012c); Halle, Marienbibliothek, zerschnitten.
1b. “PAPA DAT
CONCILIVM IN
GERMANIA.
[Doppelbild:
Der Papst auf
einer Sau
reitend.
Saw du must
dich lassen reiten:
Vnd wol
spoern zu beiden seiten.
Du wilt han
ein Concilium
Ja dafuer hab
dir mein merdrum.
PAPA DOCTOR
THEOLOGIAE ET
MAGISTER
FIDEI.
Ein Esel mit
der Papstkrone
als
Sackpfeifer.]
Der Bapst kan
allein auslegen
Die schrifft:
vnd jrthum ausfegē
Wie der Esel
allein pfeiffen
Kan: vnd die
notē recht greiffē.
Mart.
Luth. D. 15 45.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Nürnberg, Germanisches Museum
(in einem Stück).
2. “PAPA DAT
CONCILIVM IN
GERMANIA.
[Doppelbild:
Der Papst auf
einer Sau
reitend.
Saw du must
dich lassen reiten:
Vnd wol
spoern zu beiden seiten
Du wilt han
ein Concilium
Ja dafuer hab
dir mein merdrum.
PAPA DOCTOR
THEOLOGIAE ET
MAGISTER
FIDEI.
Ein Esel mit
der Papstkrone
als
Sackpfeifer.]
Der Bapst kan
allein auslegen
Die schrifft:
vnd jrthum ausfegen
Wie der Esel
allein pfeiffen
Kan: vnd die
noten recht greiffen.
Mart. Luth.
D. 1545•”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Wittenberg, Lutherhalle (in
Nr. 5004, in einem Stück).
[Seite 368]
3. “PAPA DAT
CONCILIVM IN
GERMANIA.
[Doppelbild:
Der Papst auf
einer Sau
reitend.
Saw du must
dich lassen reiten:
Vnd wol
sporen zu beiden seiten.
Du wilt han
ein Concilium
Ja dafuer hab
dir mein merdrum.
PAPA DOCTOR
THEOLOGIAE ET
MAGISTER
FIDEI.
Ein Esel mit
der Papstkrone
als
Sackpfeifer.]
Der Bapst kan
allein auslegen
Die schrifft:
vnd jrthum ausfegen
Wie der Esel
allein pfeiffen
Kan: vnd die
noten recht greiffen.
Mart. Luth.
D. j545.”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Vorhanden: Exemplar v. Zezschwitz;
London, Brit. Museum; jedes Exemplar in einem Stück.
VIII. Papa
agit gratias Caesaribus pro immensis beneficiis.
1a. “PAPA AGIT
GRATIAS CAESARIBVS
PRO IMMENSIS
BENEFICIIS.
[Bild:
Hinrichtung Konradins
durch Papst
Clemens lIII.]
Gros gut die
Keiser han gethan
Dem Bapst:
vnd vbel gelegt an.
Dafur jm der
Bapst gedāckt hat
Wie dis bild
dir die warheit sagt.
Mar. Luth. D.
15 45”
Jn dem
(heraldisch) linken oberen Teil des Bildes:
“Cunradinus,
Cunradi IIII Imperatoris
filius,
Siciliæ & Neapolis
rex, a
Clemente IIII Papa
capite
truncatus.
Accipe nunc
Papæ insidias, & crimine ab uno
Disce omnes.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Leiser Sprung in der Mitte des (heraldisch) linken Bildrandes.
Vorhanden: Nürnberg, Germanisches Museum.
1b. “PAPA
AGIT GRATIAS CAESARIBVS
PRO IMMENSIS
BENEFICIIS.
[Bild:
Hinrichtung Konradins
durch Papst
Clemens IIII.]
Gros gut die
Keiser han gethan
Dem Bapst:
vnd vbel gelegt an.
Dafur jm der
Bapst gedāckt hat
Wie dis bild
dir die warheit sagt.
M. Luth. D.
1. 5. 4 5.”
[Seite 369]
Jn dem
(heraldisch) linken oberen Teil des Bildes:
“Cunradinus,
Cunradi IIII Imperatoris
filius, Siciliæ et Neapolis
rex, a Clemente IIII
Papa capite truncatus.
Accipe nunc
Papæ insidias, & crimine ab uno
Disce omnes.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Deutlicher Sprung in der Mitte des (heraldisch) linken Bildrandes.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek (in:
Luth. 8012c); Halle, Marienbibliothek (hier der Punkt am Schlusse der
Jahreszahl oberhalb der Zeile).
2. “PAPA AGIT
GRATIAS CAESARIBVS
PRO IMMENSIS
BENEFICIIS.
[Bild:
Hinrichtung Konradins
durch Papst
Clemens IIII.]
Gros gut die
Keiser han gethan
Dem Bapst:
vnd vbel gelegt an.
Dafuer jm der
Bapst gedāckt hat
Wie dis bild
dir die warheit sagt.
Mart: Luth: D.
15 45”.
Jn dem (heraldisch) linken oberen Teil
des Bildes:
“Conradinus
Conradi IIII Im-
peratoris
filius, Siciliæ & Neapo-
lis Rex, a
Clemente IIII Papa
capite
truncatus.
Accipe nunc
Papæ insidias, & erimine
ab uno
Disce omnes.”
Die
Bildüberschrift in der größeren Type.
Der Sprung in der Mitte des (heraldisch)
linken Bildrandes ist durch deutlich erkennbares Anklopfen nur noch geringfügig
sichtbar gemacht.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek
(Kartenabteilung: Ya 294); Brieg Gymnasialbibliothek; Wittenberg, Lutherhalle
(in Nr. 5004).
3. “PAPA AGIT
GRATIAS CAESARIBVS
PRO IMMENSIS
BENEFICIIS.
[Bild:
Hinrichtung Konradins
durch Papst
Clemens IIII.]
Gros gut die
Keiser han gethan
Dem Bapst:
vnd vbel gelegt an.
Dafuer jm der
Bapst gedanckt hat
Wie dis bild
dir die warheit sagt.
Mar. Luth. D.
j545.”
[Seite 370]
Jn dem
(heraldisch) linken oberen Teil des Bildes:
“Cunradinus,
Cunradi III Im-
peratoris
filius, Siciliæ & Nea-
polis rex, a
Clemente IIII Pa-
pa capite
truncatus.
Accipe nunc
Papæ insidias, & crimine
ab uno Disce
omnes.”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type.
Der Sprung in der Mitte des (heraldisch)
linken Bildrandes durch Anklopfen ganz geringfügig sichtbar.
Vorhanden: Exemplar v. Zezschwitz;
London, Brit. Museum.
IX. Digna
merces Papae Satanissimi et Cardinalium suorum.
1a. “DIGNA
MERCES PAPAE SATANISSIMI
ET
CARDINALIVM SVORVM.
[Bild: Papst
und Kardinäle am Galgen.]
Wenn zeitlich
gestrafft solt werden:
Bapst vnd
Cardinel auff erden.
Jr lesterzung
verdienet hett:
Wie jr recht
hie gemalet steht.
M. Luther. D.
1 5 45”
Jn Zeile 1 der Bildüberschrift ist das N
in “SATANISSIMI” verkehrt gesetzt (Berlin); das wurde während des Druckes
berichtigt (Halle).
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Der Bildrand ist vollkommen erhalten.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek (in:
Luth. 8012c); Halle, Marienbibliothek (das N in SATANISSIMI ist richtig
eingesetzt).
1.b “DIGNA MERCES PAPÆ
SATANISSIMI
ET CARDINALIVM
SVORVM.
[Bild: Papst
und Kardinäle am Galgen.]
Wenn zeitlich
gestrafft solt werden:
Bapst vnd
Cardinel auff erden.
Jr lesterzung
verdienet hett:
Wie jr recht
hie gemalet steht.
Mart. Luther D.
1 5 45”
Die
Bildüberschrift in der größeren Type. Der Bildrand ist vollkommen erhalten.
Vorhanden: Nürnberg, Germanisches Museum.
[Seite 371]
2. “DIGNA
MERCES PAPAE SATANISSIMI
ET
CARDINALIVM SVORVM.
[Bild: Papst
und Kardinäle am Galgen.]
Wenn zeitlich
gestrafft solt werden:
Bapst vnd
Cardinel auff Erden.
Jr lesterzung
verdienet hett:
Wie jr recht
gemalet steht.
Mart. Luth. D.”
Jn Zeile 4 des Textes unter dem Bilde ist
zwischen den Worten “recht” und “gemalet” in kleiner Texttype das Wort “hie”
(mit der Hand) übergedruckt.
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vom Bildrand ist auf der (heraldisch) rechten Seite des Kopfrandes ein
Stückchen ausgesprungen.
Vorhanden: Berlin, Staatsbibliothek
(Kartenabteilung: Ya 292); Brieg, Gymnasialbibliothek; Wittenberg, Lutherhalle
(in Nr. 5004).
3. “DIGNA
MERCES PAPAE SATANISSIMI
ET
CARDINALIVM SVORVM.
[Bild: Papst
und Kardinäle am Galgen.]
Wenn zeitlich
gestrafft solt werden:
Bapst vnd
Cardinel auff erden.
Jr lesterzung
verdienet het:
Wie jr recht
hie gemalet steht.
Mart. Luth. D.
j5 4 5”
Die Bildüberschrift in der kleineren
Type. Der Bildrand ist sowohl im Kopfrand als nunmehr auch in dem oberen
Eckstück des (heraldisch) rechten Seitenrandes zum Teil ausgesprungen.
Vorhanden: Exemplar v. Zezschwitz;
London, Brit. Museum.
X. Hic Papa
obediens S. Petro honorificat Regem.
“HIC PAPA
OBEDIENS S. PETRO HONORIFICAT
REGEM.
[Bild: Der
Papst setzt dem Kaiser den Fuß auf den Nacken.]
Hie zeigt der
Bapst mit der that frey /
Das er Gotts
vnd menschen feind sey.
Was Gott
schafft vnd wil geehrt han /
Mit fuessen
tritt der heiligst man.
M. Luther D.
1 5 4 5.”
Die Bildüberschrift in der größeren Type.
Vorhanden: Halle, Marienbibliothek;
Wittenberg, Lutherhalle (in Nr. 5004).
[Seite 372]
B. Späterer
Druck [frühestens 1550].
Ohne
Titelblatt. Von den Originalstöcken abgezogen, die allerdings stellenweise größere
Defekte zeigen als die Erstdrucke. Der zu den Bildern gehörige Text ist mit den
gleichen großen Typen wie in den ältesten Abzügen gedruckt. Zu den Seiten der
Bilder sind zur Ausfüllung des Schriftspiegels Zierstücke späteren Charakters
eingesetzt.
Druckort: Wittenberg.
Die Bilder sind folgendermaßen beziffert:
I. Monstrum Romae inventum mortuum
in Tiberi. Anno 1496.
II. Regnum Satanae et Papae. 2.
Thess. 2.
III. Hic oscula pedibus Papae
figuntur.
IIII. Adoratur Papa Deus Terrenus.
V. Digna merces Papae Satanissimi
et Cardinalium suorum.
VI. Papa agit gratias Caesaribus
pro immensis beneficiis.
VII. VIII. Papa dat Concilium in
Germania. Papa Doctor Theologiae et Magister Fidei.
IX. Ortus et origo Papae.
Vorhanden: Worms, Paulus-Museum.
Die Ausgabe ist in den achtziger Jahren
des 19. Jahrhunderts ohne Angabe des Ortes und Herstellers (nach Wendeler im
Archiv für Litteraturgeschichte Bd. 14, Leipzig 1886 durch K. Th. Völcker in
Leipzig) faksimiliert und in dieser Form wohl auf den meisten Bibliotheken
vorhanden. Jn antiquarischen Katalogen wird sie häufig angeboten.
C. Zwei
Blätter aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Ohne Luthers
Namen und ohne Ort und Jahr. Nicht von den Originalstöcken. Nachzeichnungen mit
breiter ornamentaler Einfassung.
Die Blätter enthalten:
1. Regnum Satanae et Papae. 2.
Thess. 2.
2. Digna merces Papae Satanissimi
et Cardinalium suorum.
Vorhanden: Berlin, Kupferstichkabinett.
D. Druck aus
dem 17. Jahrhundert.
“Abbildung ||
des || Bapstum || durch || Mart. Luth. D. || Wittemberg. || [Darunter ein
Strich] || 1545. ||” Mit Titeleinfassung (Joh. Luther, Titeleinfassungen: Tafel
45). 6 unbezifferte Blätter in Quart. Titelrückseite und die letzte Seite leer,
die übrigen Blätter beiderseitig bedruckt.
Der Druck stammt nicht aus dem Jahre
1545, sondern gehört dem 17. Jahrhundert an. Die Titeleinfassung ist von einem
alten, hier schon sehr verbrauchten Wittenberger Originalstock abgedruckt, den
Joseph Klug, gelegentlich auch Georg Rhaw in den zwanziger und dreißiger Jahren
des 16. Jahrhunderts verwendet hatten. Auch Typen und Papier weisen auf das 17.
Jahrhundert hin.
Druckort: Wittenberg.
Vorhanden u. a.: Berlin (Luth. 8021),
Stuttgart, Wernigerode; London.
[Seite 373]
Die Bilder sind nicht von den
Originalstöcken abgedruckt, sondern von späten Nachschnitten. Das früher als
Doppelbild gebrachte Blatt “Papa dat Concilium in Germania. Papa Doctor
Theologiae et Magister Fidei” ist hier in zwei selbständige Bilder zerlegt. Die
Reihenfolge der Bilder ist:
I. Ortus et origo Papae.
II. Monstrum Romae inventum mortuum
in Tiberi. Anno 1496.
III. Regnum Satanae et Papae. 2
Thess. 2.
IV. Hic oscula pedibus Papae
figuntur.
V. Adoratur Papa Deus Terrenus.
VI. Papa dat Concilium in
Germania.
VII. Papa Doctor Theologiae et
Magister Fidei.
VIII. Papa agit gratias Caesaribus
pro immensis beneficiis.
IX. Digna merces Papae Satanissimi
et Cardinalium suorum.
Zur Literatur
vgl.: Förstemann im Serapeum Bd. 2, 1841, S. 33 –40; Chr. Schuchardt: Lucas
Cranachs des Aeltern Leben und Werke. Th. 2, Leipzig 1851, S. 248 –255;
Camillus Wendeler im Archiv für Litteraturgeschichte Bd. 14, Leipzig 1886, S.
17 –40; neuerdings: Hartmann Grisar und Franz Heege, Luthers Kampfbilder. Bd.
4. Freiburg i. Br. 1923, und dazu: Hildegard Zimmermann in den Mitteilungen der
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst. Wien 1925, Nr. 4.
[Seite 374]
[Einleitung]
Über den
Vorgängen des 21. Oktobers 1545, die mit der Ergebung und Gefangennahme des
Herzogs Heinrich von Braunschweig und seines ältesten Sohnes Karl Viktor
endigten, liegt ein Nebelschleier. Die Untersuchungen S. Jßleibs und E.
Brandenburgs haben zu sich teilweise widersprechenden Ergebnissen geführt.1
Auch die letzte Arbeit Jßleibs2 hat den Nebel nicht voellig zerstreut. Der
Bericht des Landgrafen an Herzog Ernst von Lüneburg, von dem man bisher immer
ausging, weiche stark von der Wahrheit ab; auch seine späteren Berichte
enthielten viel Unrichtigkeiten und Entstellungen; man dürfe sie nur mit großer
Vorsicht benutzen.3 Eine Schlacht bei Kalefeld habe gar nicht stattgefunden.
Die von Herzog Moritz von Sachsen eingeleiteten Verhandlungen hätten die Schlacht
und das Blutvergießen verhütet. Das große Vertrauen, das Herzog Heinrich in
Moritz gesetzt, habe ihn in die Gewalt des Landgrafen gebracht.4
Die Vertreter
des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen hat der Landgraf bei den
Verhandlungen und der Gefangennahme Heinrichs nicht herangezogen. Der Kurfürst
wurde auch nicht recht auf dem laufenden gehalten. Die Berichte seiner
Feldhauptleute Georg v. d. Planitz und Herzog Ernst von Lüneburg vom 21.
Oktober abends5 und vom 23. Oktober6 konnten ihm nicht genügen. Beide meldeten,
daß der Landgraf bei den Verhandlungen die kursächsischen Vertreter übergangen
habe, Herzog Ernst mit den Worten: “Und wi michs anshitt, achtt man unser
nichtt so shere mher als in der erste.” Dazu kamen weitere Schreiben des Georg v.
d. Planitz vom 26., wonach das Verhältnis zwischen dem hessischen und dem
kursächsischen Kontingent nach dem Siege ein recht schlechtes war, und von
Herzog Ernst und den Kriegsräten von demselben Tage: über die Einzelheiten bei
der Ergebung und Gefangennahme Herzog Heinrichs habe man ihnen anfangs gar
nichts mitgeteilt, wie man überhaupt seit der Schlacht ihrer gar nicht mehr
achte
[Seite 375]
und alles
über ihre Köpfe weg anordne.1 Durch diese Berichte in zornige Erregung
versetzt, sandte der Kurfürst seinen Vizekanzler Franz Burkhard zum Landgrafen,
um ihn zur Rede zu stellen und gründliche Aufklärung zu fordern. Nach Burkhards
Bericht vom 29.2 führte der Landgraf zur Entschuldigung dafür, daß er Herzog
Ernst von Lüneburg nicht um Rat gefragt hätte, an, daß die Ereignisse sich so
plötzlich zugespitzt hätten. Wegen der Nähe des Waldes habe Herzog Heinrich mit
seinem Sohne leicht entfliehen können. Er sei willens gewesen, mit Heinrichs
Leuten anders zu handeln (d. h. ihnen eine Schlacht zu liefern); da aber ein
Teil des Kriegsvolks — er deutete damit auf Moritz' Kontingent hin — zaghaft
geworden wäre und Moritz und dessen Räte auf Verhandlungen bestanden hätten, so
wäre er darauf ausgegangen, wenigstens Heinrich und dessen Sohn in seine und
des Bundes Gewalt zu bringen. Auch diese Erklärung konnte den Kurfürsten nicht
befriedigen.
Noch viel
weniger konnte da natürlich Luther sich im klaren darüber sein, wie sich die
Ergebung Heinrichs und damit diese plötzliche Wendung der Dinge ereignet hatte.
So war er dazu disponiert, sich seiner Phantasie zu überlassen, die ihm ein
direktes und wunderbares Eingreifen Gottes vorrückte, und Gerüchten, die in
dieselbe Richtung wiesen, Glauben zu schenken.
Großen
Eindruck auf ihn machte ein Brief des Kornelius Cordatus an Melanchthon aus
Stendal vom 17. November.3 Alle Leute in der Mark, desgleichen auch die
Papisten, die aus allen Kräften Sieg! gerufen hätten vor dem Siege, schwiegen
jetzt ängstlich. Das ließe ihn glauben, was er heute von einem
christusgläubigen Bürger gehört habe. Dieser sei kürzlich verreist gewesen und
habe da einen seit vielen Jahren ihm bekannten alten kaiserlichen Soldaten
getroffen, der einer von denen gewesen sei, die die Gemeinde zerstören wollten
(Apg. 8, 13. Gal. 1, 13). Von dem Bürger gebeten, er möchte um ihrer alten
Freundschaft willen ihm wenigstens etwas erzählen, was gegen jenen Herzog
gehandelt sein sollte, habe er geantwortet: “Was soll ich sagen? Jch hab nichts
andres gesehen noch gehört, als daß Himmel und Erde zusammenfielen. Von Menschen
aber hab ich nichts gehört als Stichschlag usw. Darum auch, wer eine Höhle hat
finden mögen, hat sich verkrochen.” Unser Bürger unterbrach ihn: “Ja, lieber
Jakob, wo die Engel helfen, da geht's also zu!” Jener aber stieß ein
furchtbares Geschrei aus: “Ja, Lieber, Engel! Jch meine, daß alle 100 000
Teufel da gewesen sind!” und fügte kein Wort hinzu. Cordatus schließt, er
glaube, daß jener die Wahrheit gesagt habe über den Schrecken, den Gott seinen
Feinden einzujagen pflegt, sooft er triumphieren will.
Welche
Bedeutung Luther diesem Briefe des Cordatus beimaß, erkennt man daraus, daß er
ihn am 5. Dezember an Nikolaus von Amsdorf sandte.4 Amsdorf werde daraus
ersehen, was er, Luther, begierig glaube. Denn einige Tage lang sei er versucht
gewesen, die plötzliche Ergebung Heinrichs sich zu erklären mit einer
Verabredung, die zwischen diesem und den Schmalkaldnern stattgefunden hätte.
Aber
[Seite 376]
Cordatus'
Brief habe diese Versuchung1 verscheucht. Er wundere sich nur, warum man diese
Ruhmestat Gottes, durch die er sich habe offenbaren wollen, verheimliche. Es
stimmt zu dem oben Angeführten, wenn Luther fortfährt: ‘In aula nihil scitur,
neque ab ipso principe’. Amsdorf solle in seiner Umgebung sich erkundigen, ob
das Zeugnis des Cordatus sich bestätige. Die bei Hofe machten ihm eine Fabel
daraus, obgleich er sich andrerseits auch recht wohl denken könne, daß “unser
Herr solches (d. h. das Vorstürmen der 100 000 Teufel) nicht gehört habe”.
Seine Feinde pflege Gott so zu schrecken (Wiederholung aus dem Cordatusbriefe).
Aber jene (d. h. die bei Hofe und die Schmalkaldner überhaupt) wollten
verheimlichen, was ihren Ruhm schmälere. — Jn der Nachschrift die Bitte, den
Brief des Cordatus nach Abschriftnahme zurückzuschicken. ‘Nam mihi non videntur
ista figmentis similia’.
Der Gedanke,
daß Gott den Schmalkaldnern den Sieg verliehen habe, kommt nun freilich auch in
anderen Darstellungen zum Ausdruck. Von jeher ist der religiös gestimmte Sieger
geneigt gewesen, auszurufen: “Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!” So
endigt denn auch der oben erwähnte Bericht des Landgrafen an Herzog Ernst von
Lüneburg: man müßte Gott dem Allmächtigen und nicht sich den Sieg zuschreiben,
denn er hätte seine Gnade sichtlich gezeigt.2 Jch verweise ferner auf ein
Schreiben, gegeben im Feldlager von Gandersheim am 22. Oktober 1545, an einen
Doktor, unterzeichnet: E. A. W. B. F. [= Bernhard Freidiger, Sekretär des
Herzogs Moritz?]3, in dem es heißt: “Also stürzt Gott, die wider sein Wort
handeln, und hat seine Gewalt hierinnen beweist, daß es also ohne Blutvergießen
und Schwertschläge zum Sieg ist kommen.” Besonders eng ist die Berührung mit
Luthers Gedanken in dem zu Neujahr 1546 erschienenen Gedichte: “TRIVMPH || Des
Durchlauchtigen || Schmoeckers, Heinrichen des Juengern || von Braunschweig,
Obersten Gu-||bernatorn aller Papistischen meu-||terey vnd vnart, ...”4 Hier
lesen wir Bl. B. iija:
Ein grosses
zeichen da geschach,
Dergleichen
man vor nie ersach,
Mut, hertz
vnd sin dem feind Gott nam,
Dergleich den
seinen allesam,
Welcher doch
wahrn vil tausent zwar.
Jhn stund gen
perge all ihr har,
Vnd worden
alle so verzagt,
Ein einiges
kind het sie veriagt.
Solchs
thettestu, Herr Sebaoth,
Des sey
gelobt, ewiger Gott,
Dir sey
gedanckt zu tausent mal.
Wie sind sie
doch zustoben all!
Was haben sie
nu, Herr, an dir
Gewunnen
ymmermehr? Sag mir!
[Seite 377]
Schemen
muessen sie sich zu gleich,
Sie habens
schand im gantzen Reich,
All, die
darbey gewesen seind.
Vnd also
muessen alle feind,
All deine
widdersacher, O Herr,
Gestuertzet
werden weit vnd ferr ...
Trotzdem ist
die Art, wie Luther sich das Eingreifen Gottes vorstellt und unter dem
Eindrucke des Cordatusbriefes in Parallele rückt zu dem Schrecken, den Gott
Pharao, Sanherib und Benhadad eingejagt habe, einzig in ihrer Lebhaftigkeit,
Gläubigkeit und Vollüberzeugtheit. Wir beobachten das in der unten abgedruckten
Schrift. Luther hatte sie gerade unter der Feder, als er am 5. Dezember den
Cordatusbrief an Amsdorf schickte. Nachdem er diesen gebeten, weitere
Erkundigungen darüber einzuziehen, wie die plötzliche Ergebung Heinrichs sich
zugetragen habe, fügt er hinzu: ‘Ego ea re mihi Epistolam, quam nunc excudendam
dedi ad Principem nostrum et Landgravium, ne Mezentium dimittant, statueram
incrassare et dilatare.’ Amsdorfs Antwort ist nicht erhalten. Luther hat sie
auch nicht abgewartet und verwertet.
Am 24.
Oktober war die mündliche Kunde nach Wittenberg gekommen, daß Herzog Heinrich
mit seinem Sohne besiegt und gefangen sei. “Obgleich wir das noch nicht gewiß
wußten, nahmen wir die frohe Botschaft doch begierig auf” — schreibt
Melanchthon an Nikolaus Medler in Naumburg.1 Am 26. schrieb dann der Kurfürst
an Luther, daß der allmächtige, barmherzige Gott seinem Kriegsvolk den Sieg
verliehen und daß sich Herzog Heinrich “sambt seinem Son Carl Victor Jn vnser
vnd des Lantgrafen gnad vnd vngnad ergeben” habe.2 Luther hatte unterdessen die
Siegesnachricht schon von Justus Jonas in Halle und von anderen Seiten her
erhalten. Jn seiner Antwort an Jonas vom 26. frohlockt er über den erfreulichen
und wunderbaren Sieg, den Gott, der Erhörer der Gebete, uns gegeben. Laßt uns
glauben und beten! Er hält, was er verspricht! Luther fährt fort: ‘Res est
ineffabilis et incredibilis, quae gesta est tam brevi, tam subito ... De re et
tempore omnes eadem scribunt, quae tu, sed de modo et aliis circumstantiis
variant rumores ... Die hackenbuchsen habens gethan und den reysigen zeug
Heintzen dissipaverunt. Milites autem mox dilapsi ...’.3 Wir sehen, daß Jonas'
Mitteilungen ziemlich summarischer Natur gewesen sind. Über die Art und
[Seite 378]
Weise, wie
der Sieg errungen und die Gefangennahme erfolgt war, kursierten auch jetzt nur
mannigfache Gerüchte, aus denen Luther hervorhebt, daß die Hakenbüchsen auf
seiten der Schmalkaldner eine große Rolle gespielt hätten.1 Noch am 5.
Dezember, wie oben erwähnt, hatte Luther noch keine genaueren und
zuverlässigeren Nachrichten. Aber auch aus der Schrift, die er damals in Druck
gegeben hatte, eben unsrem offenen Briefe an den Kurfürsten und den Landgrafen,
daß sie den gefangenen Herzog Heinrich nicht loslassen sollten, erkennen wir,
daß Luther damals von den Vorgängen des 21. Oktobers nicht viel mehr wußte, als
was er den verzeichneten Briefen und Gerüchten entnommen hatte. Nur zweierlei
kommt hinzu. Nach seiner Heimkehr hatte Landgraf Philipp am 18. November in
Kassel den kaiserlichen Rat Nikolaus von Könneritz empfangen und vom ihm
erfahren, daß der Kaiser von dem Sieg, “wodurch Herzog Heinrich und sein Sohn
in seine Gewalt gekommen sein sollte”, gehört hatte. Der Landgraf sollte “den
von Gott verhängten Sieg” mit solcher Mäßigkeit gebrauchen, daß man ihm keine
Unbilligkeit oder Gewalttat vorwerfen könnte; er sollte die beiden Gefangenen
fürstlich halten und zu keiner unfürstlichen Abmachung nötigen, sondern ihre Sache
zu gütlicher und gebührlicher Entscheidung kommen lassen; der Kaiser wollte
sich gemäß seines Amtes und seiner Obrigkeit in allen Dingen gerecht und billig
erzeigen.2 Aus zwei Briefen Melanchthons3 erfahren wir, daß die Kunde von
dieser Botschaft des Kaisers an den Landgrafen auch nach Wittenberg gedrungen
ist. Und zwar in der Form: der Kaiser habe dem Landgrafen vier Artikel
vorgelegt: er sollte den Braunschweiger behandeln, wie es sich gezieme,
gefangene Fürsten zu behandeln, ferner nicht zu harte Bedingungen stellen; der
Kaiser erbiete sich, zu vermitteln; der Landgraf sollte die Adligen, die dem
Braunschweiger Heeresfolge geleistet hätten, schonen. Vorher war natürlich die
Nachricht an den kursächsischen Hof gelangt. Die Vermutung liegt nun nahe, daß
eben diese Kunde den Kurfürsten mit der Befürchtung erfüllt habe, der Landgraf
(über dessen eigenmächtiges Vorgehen Johann Friedrich sowieso schon erregt war)
möchte Herzog Heinrich aus Gefälligkeit gegen den Kaiser freigeben, weshalb er
Luther zu unserm offenen Briefe habe bereden lassen.4 Jn diesem selbst begegnet
freilich keine solche Andeutung. Hier findet sich vielmehr eine andre
Begründung, die nämlich, daß der Kurfürst und der Landgraf von der
weitverzweigten Verwandtschaft des Braunschweigers “mit gar stattlicher
gewaltiger Fürbitte berannt, bestürmt, versucht und auf alle Weise ersucht”
wurde, ihn freizugeben. Daß Luther sich das nicht aus den Fingern gesogen hat,
sondern damit einem damals verbreiteten Gerücht folgt, erkennen wir aus der
schon oben einmal zitierten Flugschrift “Triumph des durchlauchtigen
Schmöckers”, in der es Bl. B 4a heißt:
Hoffs nicht,
das sey, hort sagen heut,
Das sich
bemuehen etzlich Leuet,
[Seite 379]
Jhn
loszubitten gantz vnd gar,
Als nemlich
die von Trotte1 dar,
Delinghausens2
freundtschafft all,
Jch weis
nicht, wehr es mehr sein sal,
Auch
Braunschweig vnd Goslar die Stedt.3
Yder lengst
gern gesehen het,
Das er widder
herauser wehr,
Ob Gott wil,
nu noch nimmermehr ...
Unsern
offenen Brief zu schreiben, ließ der Kurfürst wohl Ende November Luther durch
seinen Kanzler Gregor Brück animieren. Luther erklärte sich bereit dazu. Anfang
Dezember schrieb ihm der Kurfürst4: “Wiewohl wir vns nuhn vorsehen wollen, Jr
werdet nuhmer domit fertig vnd dasselb schreibn Jn Druck komen sein, Dannoch Jm
fall, Das es nit beschehen, So begeren wir gnediglich, Jr wollet, so viel Jr
vor leibs schwacheit vormoget, dasselb schreiben vfs erste furdern, Dan es will
aus allerlej bedencken vnd vrsachen viel dran gelegen sein.” Offenbar wünschte
der Kurfürst, daß der Druck schon auf der Frankfurter Tagung des
Schmalkaldischen Bundes, die für den 6. Dezember anberaumt war, allerdings die
übliche Verspätung erlitt, vorliege.5 Am 15. Dezember schrieb ihm nun Brück,
daß er am letzten Sonntag (13.) in der Kirche mit Luther geredet habe. Dieser
habe ihm angezeigt, daß er mit der Schrift fertig sei und sie bei Joseph Klug
in Druck gegeben habe. “Vnd dieweil doctor Martinus vor gut angesehen, das ich
bey dem drucker als aus e. churf. gn. befehl vmb furderung des drucks mocht
anhalten lassenn, so hab ich den Albertum6 gestern (14.) zu ime geschickt; der
hat ime zwene gedruckter quatern zugestelt vnd sich vornehmen lassenn, es solt
vff kunftigen freitag (18.) fertig werden, das es bis sonnabent e. churf. gn.
mocht zukommen ... Der drucker ist ein guter armer man, mit dem die hern
theologi ein mitleiden tragen, sonst hett es durch einen, der mit zwei pressen
druckt, wol eher konnen gefertiget werden.”7 Die zwei fertigen druckbogen legt
Brück gleich bei, “wo anderst der dritt vmb die maltzeit auch nit fertig
wirdet.” Über Luthers Schrift selbst, soweit er sie “in eil gelesenn”, urteilt
Bruck, “es sei ein trefflich stadtlich schreiben dem manne vom heiligen geist
one mittel eingegeben, dan die historien vnd spruch der schrifft, so er
fuhret8, wollen zu hertzen zu fassen vnd nit zuuorachten sein; so ist es darzu
von gemessigten stimmen vnd worten, dem almechtigen sei lob vnd danck, vnd
werden sich die partheijschen Meißner9, wan sie noch so partheijsch waren,
dofur schemen müssen.”10 Am 18. Dezember hat Brück auch den Bogen D gelesen
[Seite 380]
und da “vff
dem andern blatt”1 eine Stelle gefunden, die er, weil sie den Kaiser ärgern
könnte, gern geändert gesehen hätte: “was die rustung belangendt, so aus Welschland
in die Deutzsche nation geschickt werden”. Er habe den Albertum zu Luther
geschickt, um ihm “berurter rustung vnd waffen halben” Aufklärung zu geben, und
ihn bitten lassen, “ob er dieselben wenig wort wolt etwo haussen lassen vnd
gleichwol den sin wider zusamen richten, mit dem erbieten, das dem buchdrucker
die vorgebnen2 quaternen solten erstatet werden”. Aber Luther sei zornig und
wunderlich geworden und habe es verweigert. “Vnd wiewol ich mich nit hab
vnderstehen durffen, nach dem exemplar3 zu schicken vnd zu sehen, ob etwas
sonst bis zum end des kaisers halben bedencklich drinnen sein mocht, so hab ich
doch den buchdrucker vortraulich drumb ansprechen lassenn. Der hat mir sagen
lassen, es were nur ein quatern noch als E, vnd vormerckte nichts drinnen, das
des kaisers halben beschwerung oder bedencken haben mocht. Drumb wil ichs
darbei lassen, den gleichwol ist es ein nodtwendigs schones vnd lustigs
buchlein vnd im grund ein solch argument, das es gleichwol vil leuth stossen
wirdet.”4 Jn einer Beilage schreibt Brück, daß er “noch einen quatern”
übersenden könne, “welcher mir itzo in dieser stund zukommen ist, vnd hat mich
der drucker darbei berichten lassen, das er heint vff den abent gar darmit
fertig werde”. Da die Schrift voraussichtlich reißend abgehen werde, bitte er
um Jnstruktion, wieviel Exemplare er für den Kurfürsten erstehen und ihm
zuschicken solle.5 Am 19. Dezember meldet Bruck dem Kurfürsten, daß die Schrift
erschienen sei und daß er 42 Exemplare gekauft habe, von denen er 39 übersende.6
Am 20. Dezember begann der Vertrieb unsrer Druckschrift. Ein ehemals Knaake
gehöriges Exemplar der Originalausgabe trug die handschriftliche Bemerkung 20
Decēbris.7 Knaake bemerkt dazu: “Jch halte den Vermerk den Zügen nach von
Luther, der damit wohl den Tag der Vollendung des Drucks oder des Empfangs aus
der Presse sich anzeichnete.”8
[Seite 381]
Man hat sich
darüber aufgehalten, daß sich Luther mit dieser seiner letzten Druckschrift1 in
den Dienst der Politik gestellt habe.2 Ein Vorwurf würde darin nur dann liegen,
wenn Luther sich von seinem Kurfürsten bzw. von Dr. Brück auch in den
Einzelausführungen hätte beeinflussen oder gar zu Meinungsäußerungen hätte
bereden lassen, für die er nicht persönlich hätte eintreten können. Das ist
aber ganz und gar nicht der Fall gewesen. Jm Gegenteil: Luther wahrte sich bei
dieser Veröffentlichung leidenschaftlich seine Freiheit. Als Brück ihn ersuchen
ließ, jenen Passus, den er mit Rücksicht auf den Kaiser für bedenklich hielt,
zu streichen, weigerte sich Luther “vnd hat gesagt, er wolds kurtzvmb nit thun,
vnd wan er also solt gefangen sein, so must er solche seine schreiben gar
vnderwegen lassen.”3 Vor allem aber: was Luther zur Begründung seiner das Thema
unsres offenen Briefes bildenden Forderung, daß Herzog Heinrich nicht
freigegeben werden dürfe, vorbringt, das ist völlig originell und echt
lutherisch, quillt aus den tiefsten Tiefen seiner nicht politisch, sondern
religiös orientierten Gefühls- und Gedankenwelt. Das Schicksal des Herzogs
kommt von Gott, und man darf ihn nicht der Hand des Allmächtigen entziehen.
Luther vergleicht den Braunschweiger mit dem Syrer Benhadad, den Gott auch
nicht, wie er es gekonnt hätte, in der Schlacht mit einer Kugel oder einem
Spieße traf, sondern dem er vorher Furcht und Schrecken einjagte. Jndem nun der
Herr den zornigen wütenden Benhadad in der Evangelischen Hände gegeben, habe er
sie versuchen wollen, ob sie seinen heiligen Namen gegen Lästerer und Verächter
zu schützen wüßten. Luther warnt mit den Worten des Propheten, der vor Ahab
hintrat, vor unzeitiger Gnade gegen einen von Gott Verworfenen und droht
andernfalls mit dem Pfeile, der Ahab wegen der milden Behandlung Benhadads
getroffen habe. Er rückt ferner die Erhebung und Niederwerfung des
Braunschweigers in den großen Zusammenhang, in dem er die Geschichte seiner
Zeit erblickte. Jn Heinrich habe die ganze papistische Partei sich wieder
empört, in ihm sei die ganze papistische Partei gedemütigt und vernichtet. Wer
wolle da Gott in die Arme fallen und ihm wehren, sein Gericht bis zu Ende
durchzuführen? Auch habe der Herzog so viel Sünden auf dem Gewissen, daß er
erst lange und gründlich büßen müsse. Endlich entfernt sich Luther weit von dem
nächsten Zweck der Schrift, indem er seine eignen Glaubensgenossen ermahnet,
über den Sieg nicht übermütig zu werden, ihn nicht der eigenen Frömmigkeit und
sittlichen Vortrefflichkeit (mit der es in Wirklichkeit vielmehr übel genug
stehe) zuzuschreiben, sondern Gott allein die Ehre zu geben. Deshalb hat Luther
auch einer zweiten Ausgabe, die Klug sehr eilig und fehlervoll gedruckt hat4,
den 64. und 76. Psalm beigegeben.
Eine kleine
diplomatische List und Unaufrichtigkeit scheint darin zu liegen, daß Luther den
offenen Brief an seinen Kurfürsten und den Landgrafen adressierte,
[Seite 382]
obgleich er
doch nur auf letzteren berechnet war. Aber wer weiß, ob ihm nicht Brück
tatsächlich vorgeredet hat, daß auch der Kurfürst von Heinrichs Verwandtschaft
“mit gar stattlicher, gewaltiger Fürbitte berannt und bestürmt” würde?
Brück scheint
übrigens etwas wie Reue empfunden zu haben, daß er Luther in eine politische
Aktion hineingezogen hatte, insbesondere aber auch darüber, daß er ihn dann zur
Streichung jener Stelle hatte bestimmen wollen. Er drang daher, nachdem die
Schrift erschienen war, in den Kurfürsten, an Luther ein gnädiges Dankschreiben
zu richten und darin einfließen zu lassen: “wiewol e. churf. gn. mir (Brück)
hetten geschrieben, darnach zu sehen, was des keisers halben darin mochte
gemeldet sein, so were es doch gar nit der mainung beschehen, ime ziel oder maß
zu geben, wie dan auch e. churf. gn. vetter vnd her vater bisher gottlob nit
gethan hett, auch eur. churf. gn. gemuet hinfort nit sein solt, es auch dahin
nit vorstehen etc.”1 Ob der Kurfürst dieser Anregung zufolge an Luther geschrieben
hat, ist nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich.
Auf der
Frankfurter Tagung der Schmalkaldner Bundesmitglieder scheint unsre Schrift von
kursächsischer Seite schließlich doch nicht ausgenutzt worden zu sein. Dagegen
berief sich der Kurfürst im März 1546, als er dem Landgrafen jeden Gedanken an
Verhandlung mit Herzog Heinrich auszureden versuchte, auf die christliche
Ermahnung, welche der treue Mann Dr. Martinus selig mit stattlichen Gründen der
heiligen Schrift an sie beide gerichtet habe, daß man ohne rechte Bußzeichen,
von denen man aber doch bisher noch nichts gespürt habe, den gefangenen Herzog
unter keinen Umständen freigeben solle.2
Ausgaben:
A “An
Kurfursten zu || Sachsen, vnd Land-||grauen zu Hessen, D. Mart. || Luther von
dem gefangenen H. || zu Brunswig. || Wittenberg. ||” Titelrückseite leer. 20
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –E). Am Ende (Blatt E 4b Z. 19):
“Gedruckt in der Churfurstli-|| chen Stat Wittenberg durch || Joseph Klug. ||
Anno M. D. XLV. ||”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8071), Breslau St., Dresden, Frankfurt a. M., Hamburg, Heidelberg,
Marburg U., München H., Stuttgart, Wernigerode, Wittenberg, Wolfenbüttel;
London. — Erl. Ausg.226, 253, * a; de Wette-Seidemann 6, 385, C. — [Druffel a.
a. O. S. 307, A.]
B “An
Kurfürsten zu || Sachsen, vnd Land-||grauen zu Hessen, D. Mart. || Luther, von
dem gefangenen || H. zu Brunschwig. || Wittenberg. ||” Titelrückseite leer. 24
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –F), letzte Seite (= Blatt F 4b) leer.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8076), Dresden, Frankfurt a. M., Marburg A., München U., Wittenberg,
Wolfenbüttel. — Erl. Ausg.226, 253, e (im Titel fälschlich “gefangenen H. || zu
Brunswig. ||”; de Wette- Seidemann 6, 385 B.
C “An
Kurfürsten zu || Sachsen, vnd Land-|| grauen zu Hessen, D. Mart. || Luther von
dem gefangenen H. || zu Braunschweig. || Wittenberg. ||”
[Seite 383]
Titelrückseite
leer. 18 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –E), letztes Blatt (= E 2)
leer. Am Ende (Blatt E 1b Z. 29): “M. D. XLV.||”
Ein Teil der Drucke hat auf Blatt E 1
fälschlich die Signatur “D”.
Druck von Wolfgang Meyerpeck in Zwickau.
[?]
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8072), Dresden, Frankfurt a. M., München H. u. U., Nürnberg St.,
Wernigerode, Wittenberg, Wolfenbüttel; London. — Erl. Ausg.2 26, 253, d; de
Wette-Seidemann 6, 385, A; Druffel 308, C.
D “An
Churfürsten zu || Sachsen, vnnd Land-||grafen zu Hessen: || D. Mart. Luther: ||
Von dem gefangnen || H. zu Brunswig. || ❧ ||” Titelrückseite leer. 14 unbezifferte Blätter in Quart
(= Bogen A –D), letzte Seite (= Blatt D 4b) leer.
[Druck von Val. Otmar in Augsburg? O.
Br.]
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8074), München H., Stuttgart; London. — Fehlt Erl. Ausg.; Druffel 307,
B.
E “An
Kurfursten zu || Sachsen, vn̄ Land || grauen zu Hessen, D. Mart. || Luther von dem
gefangenen H. || zu Brunswig. || Wittemberg. || M. D. XLvj. ||” Titelrückseite
leer. 20 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –E), letzte Seite (= Blatt E
4b) leer.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8078), Frankfurt a. M., Heidelberg, München H. — Erl. Ausg.2 26, 253, *
b.
F “Ann
Kurfürsten zů || Sachsen, vnd Land || grauen zů Hessen; D. Mart. Lu-||ther
von dem gefangenen H. || zů Brunswig. || Wittemberg. || M. D. XLvi. ||”
Titelrückseite bedruckt. 15 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –D).
Vorhanden: Wittenberg (A. 40. 230b). —
Fehlt Erl. Ausg.
G “An
Kurfursten zu || Sachsen, vnd Land-||grauen zu Hessen, D. Mart. || Luther von
dem gefange-||nen H. zu Brunswig. || Wittenberg. ||” Titelrückseite leer. 20
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –E), letzte Seite (= Blatt E 4b) leer.
Am Ende (Blatt E 4a Z. 25): “Anno M. D. xlvj. ||”
Druck von Christian Rödinger in Magdeburg.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8083), Dresden, Hamburg, Heidelberg, München H., Wernigerode,
Wolfenbüttel; London. — Fehlt Erl. Ausg.; fehlt bei Hülße, Beiträge zur
Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg (Geschichts-Blätter für Stadt u.
Land Magdeburg Jg. 15 –17, 1880 –1882); Druffel S. 308, F.
H “An
Kurfursten zu || Sachsen, vnd Land-||grauen zu Hessen, || D. Mart• Luther, von
|| dem gefangen H. zu || Brunswig. || Sampt den Lxiiii. || vnd Lxxvi Psalmen,
en || de hin an gesetze. || rVittenberg. ||” Titelrückseite leer. 24
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –F), letzte Seite (= Blatt F 4b) leer.
Am Ende (Blatt F 4a Z. 10): “ Gedruckt
[Seite 384]
in der
Kurfurstli-||chen stad Wittemberg || durh Josehp || Klug. || Anno. M. D. XLVI.
||”
Einige Exemplare haben auf dem Titel Z. 1
v. u. “Wittenberg.”
Vorhanden: Berlin (Luth. 8081), Dresden,
Frankfurt a. M., Gotha, München U., Wernigerode; London. — Erl. Ausg.2 26, 253,
*c (wo der Umfang des Druckes fälschlich auf 5 Bogen statt 6 Bogen angegeben
ist). Vgl. über diesen außerordentlich fehlerhaften Druck J. Luther, Die
Schnellarbeit der Wittenberger Buchdruckerpressen in der Reformationszeit, im
Zentralblatt für Bibliothekswesen 31 (1914), S. 258 im Sonderdruck, Leipzig
1914, S. 17.
I “An
Kurfursten zu || Sachsen, vnd Land-||grauen zu Hessen, || D. Mart. Luther, von
|| dem gefangen H. zu || Brunswig. || Sampt den Lxiiii- || vnd Lxxvi Psalmen,
zu en || de hin an gesetzt. || Wittemberg. ||” Titelrückseite leer. 24
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –F), letzte Seite (= Blatt F 4b) leer.
Am Ende (Blatt F 4a Z. 13): “Gedruckt in der Kurfurstli || chen stad Witemberg
|| Durch Joseph || Klug. || Anno. M. D. XLVI. ||”
Jn
den meisten Exemplaren sind die Seiten C 3b und C 4a im Satz miteinander
vertauscht, erst spät wurde der Fehler verbessert; ein Exemplar mit richtigem
Satz ist in Wernigerode.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8080), Dresden, Hamburg, Königsberg U., Marburg U., Wernigerode,
Wittenberg, Wolfenbüttel, Zwickau (2 Ex., von denen das eine im Titel Z. 1 “uz”
statt “zu” hat); London. — Fehlt Erl. Ausg.
Niederdeutsche
Ausgabe:
“An
Koerfuersten || tho Sassen, vnd || Landtgrauen to || Hessen, D. Mart. || Luther
van dem gefange-||nen H. tho Brunswick. || [Zierung] || Wittenberg. ||”
Titelrückseite bedruckt. 16 unbezifferte Blätter in Oktav (= Bogen A –D),
letzte Seite (= Blatt D 4b) leer.
Druck von Johann Balhorn in Lübeck.
Vorhanden: Hamburg.
Jn den
Gesamtausgaben: Wittenberg 12 (1559), 331b –338a; Jena 8 (1558), 273b –281b;
Altenburg 8, 462 –470; Leipzig 21, 513 –522; Walch1 17, 1753 –1781; Walch2 17,
1396 –1419; Erlangen1 26, 229 –254; Erlangen2 26, 251 –281; de Wette-Seidemann
6, 385 –410; vgl. Burkhardt, Luthers Briefwechsel, S. 482 Anm.
Die
Druckgeschichte unsrer Schrift ist sehr wenig durchsichtig. Klar ist nur, daß
der Druck F von E abhängt, I von H. Alle übrigen scheinen auf A zurückzugehen.
A, H und I stammen aus Wittenberg, C ist oben S. 383 einem Zwickauer, G einem
Magdeburger Drucker zugewiesen. Letzteres wird durch die Sprache des Druckes
nicht widerlegt, wohl aber ersteres. Denn die Sprache von C zeigt so viel
oberdeutsche (Augsburger) Formen, daß selbst die Nachwirkung Schönspergerischer
Sprachformen (die doch seit 1524 keine neue Stärkung mehr erhielten), wie sie
nach A. Götze, Hochd. Drucker, S. 1 und 59 angenommen werden darf, zur
Erklärung
[Seite 385]
nicht genügt.
Auffallend ist nun, daß in den Drucken B –G Typen nebeneinander verwendet sind,
die in ihrer Besonderheit alle mittelbar oder unmittelbar auf den Kreis
Schönsperger, Otmar, Steiner in Augsburg und Gastel in Zwickau hinweisen, d. h.
da Schönsperger als Drucker selbst nicht mehr in Betracht kommen dürfte, auf
dessen Nachfolger und Nachbarn und die Abnehmer seiner Typen. Mir fehlt das
Buchmaterial, um dieser hier untergeordneten Frage nach dem Ursprung der Drucke
genauer nachzugehen. Nach Götzes Musterbuch und gelegentlich von mir
gesammelten Ergänzungen ist nur folgendes zu behaupten, wobei zu erinnern ist,
daß um 1545 die Mischung der Typen schon viel stärker war als zehn und zwanzig
Jahre vorher. B weist in der Sprache durchaus nach Mitteldeutschland, unter
seinen Typen ist wenigstens eine (ein S in Zierschrift) spezifisch zwickauisch,
eine andere freilich (a in Titelschrift) hat ihre Entsprechung, soweit ich
sehe, nur in Luftschen Drucken. So kämen am ehesten die Druckereien von W.
Meyerpeck in Zwickau (ehemals Schönspergers, dann Gastels Geschäft) oder von
Luft in Wittenberg in Betracht. B am nächsten steht nach der Sprache1 und
wenigstens mit einer spezifischen Typenform (Ziertype von M) der Druck E
(1546), der aber nicht auf B, sondern auf A beruht, also kaum zwickauisch ist.
Vielmehr scheint E bei Luft in Wittenberg gedruckt zu sein. Ein Vergleich von E
mit Lufts Druck ‘Wider Hans Worst’ von 1541 oder seinen Bibeln etwa 1546 ergibt
eine ganz überraschende Übereinstimmung in Titel- und Texttypen, bei ersterer
Schrift auch in den Wasserlinien des Papiers. Wenn sich dann aber auch der
entschieden oberdeutsche Druck F ganz nahe zu E stellt — im Titel, in einer
charakteristischen Type wie in zwei gemeinsamen Druckfehlern — so kann das auch
anders erklärt werden als aus gleicher Herkunft. Die Sprache von F ist
schwäbisch (augsburgerisch), die Typen gleichfalls, und zwar sind insbesondere
F D H G M (L?) die Lettern Steiners. A. Götze hebt bei Steiner besonders
hervor, daß er Wittenberger Vorlagen sehr treu nachgeahmt habe. So ist denkbar,
daß er die Wittenberger Herkunft von E erkannte und deshalb den Titel so genau
nachbilden ließ. Die Titeltypen K L W und D sind freilich nicht nur sehr
ähnlich den Luftschen, sondern sehen aus wie nach der gleichen Form gegossen.
Das kann aber in der Augsburgischen Herkunft des Druckes nicht irremachen. Bei
G ist Herkunft aus Magdeburg, wie sie in der Bibliographie oben angenommen
wird, nach Sprache und Typen wohl möglich, aber es fällt auf, daß auch hier die
Übereinstimmung gerade mit den alten Schönspergerischen Typen (T. M. G, L O)
und die mit den zwickauischen (G. M. L. D) so spezifisch ist.
Endlich ist C
sprachlich ebenso wie D, wenn auch lange nicht im gleichen Maße wie dieses
oberdeutsch, insbesondere augsburgisch. Nach Augsburg weisen auch die Typen; in
C vorwiegend auf Schönspergers alten Bestand, in einer S-Type (gleich unserem
geschriebenen S) auf V. Otmar, D auf Schönsperger und Steiner, vor allem aber
auch wieder auf Valent. Otmar, daneben vereinzelt auf Gastels Zwickauer
Druckerei. Jn welcher Offizin diese verschiedenen Typenformen
zusammengeflossen, kann hier nicht untersucht werden. Vielleicht spielte
Schönsperger als Verleger (s. A. Götze a. a. O. S. 8) eine Rolle dabei; das
würde das
[Seite 386]
Zusammentreffen
von Zwickauer Lettern mit denen verschiedener Augsburger Offizinen erklären.
Daß in Zwickau nach Schönspergers Abgang (1524) noch bis 1546 schwäbische
Setzer die heimatlichen Sprach- und Schreibformen fortgeführt hätten, wäre
dagegen höchst auffallend. Vielleicht ist es nicht zufällig, daß keiner der
Nachdrucker der politisch bedenklichen Schrift seinen Namen genannt hat,
vielleicht auch nicht, daß die Druckereien, aus denen die Nachdrucke
hervorgegangen, so unsicher festzustellen sind. Jedenfalls wäre es
geschichtlich nicht unwichtig zu wissen, an welchen Orten man für die
Verbreitung des Aufrufes sich bemühen zu dürfen oder zu müssen glaubte.
Jst schon A
etwas hastig und deshalb fehlerhaft gesetzt, so trifft das bei der zweiten
Auflage HI noch mehr zu. Einige stilistische Mängel sind hier wohl von Luther
im Handexemplar, das der Druckerei als Vorlage diente, beseitigt, um die
Korrektur der Druckbogen konnte er sich aber offenbar nicht mehr kümmern, denn
beide Drucke sind ganz schlecht korrigiert. Auch die stilistische Feile des
ersten Manuskriptes ließ schon ziemlich zu wünschen übrig; daß H der ältere
Druck der zweiten Auflage, beweist der engere Anschluß an A.
Wir geben im
folgenden eine Übersicht über die sprachlichen Besonderheiten der einzelnen
Gruppen.
[1] HI
(Wittenberg) verglichen mit A.
I. Vokale: 1)
Umlaut: o > oe woellen (auch ∞), koendten (H), vermoecht (H), gehoert,
froemkeit (I), oeffentlich (I), Abgoetterey, Doeringen (I), koestlich (I; u
> ue Kuerfursten (H, wohl Druckf.), wuerde (bisweilen nur I), wuenschen (I),
mueste (Jndikat., wohl Druckf.), geschuetzt (I), duerstig, unmueglich,
spruetzen, Juengst, schmuecken, Jueden, Tuercken, buessen, stuecke, tuecke (I),
Ruestung (I), erwuergen, zuendet (I), fuenfft (I ), fuenff (I), Fuer, Glueck,
guenstig, guelden, Buerger, nuechtern, Wolfenbuetel, fueessen, Suender,
fruechte, fuerchten, stuendlin, demuetigt, Fuerstenthumb, schueldig, gebuert,
geruest; — ∞ wunderlich, furchten (H), fur;
[2] o >u
Sunst (I), kuendte (I), ∞ auch koendte (HI); i > ie Ziegenhayn, viel,
vielleicht (H, mitunter auch I), ∞ frid (H), obligen (I), brive (I); o
> a wagen (I), Waffen (I);
[3] h fällt
aus fur (I), Weirauch, ∞ sehr (I), ihener (I), jhnen (I), Rhat (I);
[4]
unbetontes e: das letzte, beide, Busse, Stule, eigenen, meinete, besseren,
gereimet (I), ∞ hindern, gefragt (H), Geists (H), gehengt (H), dem
koenig, Gebet (H), Gott (Dativ), ablassen (I); handlen > handeln (H).
II.
Konsonanten: 1) Verdopplungen z. B. unnd (I), odder (I), nott (H), fromme (I),
Pracktiken (H), widerrufen, vielleicht (I), ∞ Leuten, Titel, erboten,
Himel, spot (H), seinem.
[2] ach >
ah; g > ch unsachlich (I); ck > g Jungfraw (H); sch > sc Scupen; p
> b Ebte, Bapst (H); t > d Rad, Bard (I); dt > t Stete (I), berant.
[Seite 387]
Große
Anfangsbuchstaben bei Hauptwörtern häufig, so Tyranney, Leute, Schrifft, Sieg,
Damen, Geschicht (H), Bruder, Bund, Fewer, Suende usw., selten ∞ diener,
werck, busse (H), demut, gnediger Herr.
III.
Nachsilben: -iglich > -igklich (I).
IV.
Konjugation: gebettet > gebetten.
Deklination:
jn > jhnen (eum).
V.
Wortformen: Maddeburg (HI), Ziegenhaym (H), Brunschwig (I), niemans >
niemands, nit (Zeilenschluß!), drumb (I), Nisewortz > Nisewortz H, Nisewurtz
I, trefflich > treffenlich, zwiefeltig > zweifeltig (I).
[2] B
(Zwickau? Wittenberg?) verglichen mit A.
I. Vokale:
Umlaut: o > oe froemer, koennen, loeblich, Cörper; u > ue suenden,
buessen, fuerwenden, fuer, Fuersten, gebuesst, wuerde, fuechsisch, bestuermet,
darueber, Tuercken, Jueden, schueldig, Heerfuerer u. aa.; tuecke und stuecke,
Wolffenbuetel; — ie > i vergissen, frid;
unbetontes e:
das gantze, seines, ∞ ein wildt, uebung, ehr, Herrn, seer > sehr.
II.
Konsonanten: Doppelkonsonant: vielleicht; ∞ gebet, Himel, wider, thaten
(Subst.), Teufel, biten, Got, Titel, wil; dt > d berand; t > d sind (=
seit); b > p Heuptman, f > v vleis; th > t Leuten.
Große
Anfangsbuchstaben selten gegen A: Glaube, Schrifft, Sieg, Goettlich, öfter
∞ barmhertzigkeit, dienst, sturmwind, fart, schlacht, menschen, der
gottlose, titel.
III.
Wortformen: niemans > niemands, jederman > jderman, nu > nun (einmal
in der Bedeutung ‘gegenwärtig’), Wolffenbeutel (überhochdeutsch!), Dueringen.
[3] C
(Zwickau? Augsburg?), D (Augsburg) verglichen mit A.
Die
oberdeutschen Formen sind in C noch etwas seltener. Wo vor; nicht besonders
bemerkt, gelten die Angaben für beide Drucke.
I. Vokale: 1)
Umlaut: e > ae taeglich C; veraechter, jaemerlich, aengstlich, gedaechte,
Paepstlich, aeffen, taege, unterthaenig, vaetter, aeschen D; a > ae
beraennt, halßstaerrig, raecherin D; Cardinaele C; e > a unsaglich, Dann,
wann D; e > oe geloescht, Hoerfuerer, gewoeret D; o > oe loeblich,
woellen, Goettlich C; Coerper, soellen, boess Oeberster (so!) usw. D; eu >
oe troeen D; u > ü, ue suenden, wuerde, büssen, für, bestürmet, darüber,
sünde, wündschen, Türcken, Wolffenbuetel, Ruestung, geschuetzt, füren = fuhren
(Druckfehler, für fůren), künnen C, Glück, dürsten, fünfft, fünfftzig,
wuerde usw. D, ∞ lugen D, eu > au glauben D;
[2] ai und ei
in C selten, in D gewöhnlich unterschieden, ebenso u und ů, ü und ue (=
üe), i und ie, i > ei in Brunschweig, ausnahmsweise auch Braunschweig
[Seite 388]
CD; o > u
Künig, Sun, Pusaunen D, ∞ forcht, foerchten, vorhanden D; a > o
gethon, do D, ∞ wa D;
[3] h nach
Vokal jhnen, sehr, ∞ Jesu, mer C, geen, steen, eer, Eren, rům, gfar;
unbetontes e fehlt: pitt, hab ich, Straff u. ö. D, one, dahere, begreiffet,
geschutzet D, Friderich C. Beachte w̆ v̆
für vokalisches u D.
II.
Konsonanten: Verdoppelung häufig, z. B. frommer, kommen, Stamm, genommen,
ymmerdar, woll, gebett, hatt, ettlich, unnd, wellich C, gepotten, pitten,
unnser, annders, sonnder, gefanngen, erkannt, Diennst, sollte, Vatter, Vaetter
D, ∞ Got, Gotlose, heist C, Schedel, leuten D.
b > p
Pund, pitten, Papst, pringen usw. D; d > t Stat C; treck, Truck, treen,
Abent, Antlitz, troeen D, ∞ doll, erdichten D, t > th Gepeth, Rath D,
d > dt wirdt D, letzt > letst D; flux > flugks D; v > f frevel,
fleissig D; s > ß CD.
Große
Anfangsbuchstaben in C mäßig, in D stark vermehrt; zu beachten Oeberster D.
III.
Vorsilben: genade CD, gfar D, beleiben, beliben D, furhanden > vorhanden D.
Nachsilben:
-igklich CD, - nus D.
IV.
Konjugation: man waist D, wollen > woellen CD, woelte D, seind D.
V. Sonstige
Wortformen: nit, yetzt CD, wa, dann, wann, seitmal, sonnder, darunter,
dardurch, dannocht D, treffenlich D, feil > fael D, Nisewortz >
Nisewortzel C, Nisewurtzel D, Henrich > Heynrich C, Brunswig >
Brunschweig, Braunschweig CD, Pfu > Pfuy, fern > ferr D.
[4] E
(Wittenberg? Augsburg?), F (Augsburg) verglichen mit A.
E ist der
Vorlage A ziemlich treu geblieben, nur ist der Umlaut sorgfältiger bezeichnet,
F dagegen der Augsburger Form etwas mehr genähert.
I. Vokale: a
> ae Cardinael F; e > ae taeglich EF; o > oe koennen EF, woellen F,
besonders aber u > ue suenden, buessen, fuer, Fuersten, darueber; in F allein
Tuercken, gebuert, schuetzen, vernuenfftig, wuerde, kuende; — ie > i
betrigen; u von ů oft geschieden.
Unbetontes e
fehlt in hab, leut, uebung, Sach EF, Gots E, fried E, geuebt (〈 geuebet) E; ∞ luste, seines, untertheniges. h fehlt
in je; ∞ jhre F.
II.
Konsonanten: p > b Bapst E, ∞ F; t > d sint (= seit) E; -s > ß
F.
Doppelkonsonant
vereinfacht: gebet F, thaten, biten F, getreten F, wider, treflich, Himel EF;
∞ Engelland EF, Tittel E, vielleicht E,
[Seite 389]
[ 2 Johann D
9 gnediger] gnedige B]
vonn, sehenn
F, kommen EF, inn, seinn, verborgenn, mann (Pronom.) E, soll EF.
Die großen
Anfangsbuchstaben sind fast in gleichem Umfang verwendet wie in A.
III.
Vorsilben: gwissen, gthan, gschehen, bsessen EF, genugsam E.
IV. Einzelne
Wortformen: nun, jetzt EF, treffentlich EF, nit F; Wolffenbeutel (hochdeutsch
für -buetel) E, Dueringen EF.
[5] G
(Magdeburg) verglichen mit A.
I. Vokale: 1)
Umlautsbezeichnung: o > oe voerige, loeblich, soelch, Moerder; u > ue
gebuesst, suenden, wuerde, fuer, Fuersten, darueber, wuendschen, kruemmen,
blutduerstig, huelffe, glueck, stuendlin, spruetzen, Juengst, kuendte;
[2]
unbetontes e fehlt in uebung, ∞ geschicket, schriffte (Plur.); h fehlt in
geschee;
[3] o > u
frummer; ie > i briue, krigen.
II. t > tz
Titzel (überhochdeutsch?); th > t Leuten, ∞ noth, rathen; t > dt
kaldt, werdt; d > dt Feindt, Handt, Gnadt; h > g hoegest.
Doppelkonsonant
vereinfacht in Got, keten, treflich; ∞ Engelland, unnd, widder.
[1] [Bl. Aij]
Den Durchleuchtigsten, Durchleuchtigen Hochgebornen [2] Fuersten und Herrn,
Herrn Johans Fridrich, Hertzogen zu Sachsen, [3] Des Heiligen Roemischen Reichs
Ertzmarstall, und Kurfuersten, Landgraven in [4] Duerigen, Marggraven zu
Meissen, und Burggraven zu Magdeburg. Und [5] Herrn Philips Landgraven zu
Hessen, Graven zu CatzenElbogen, Zigenhayn, [6] Dietz und Nida, Meinen
gnedigsten und gnedigen Herren.
1545
[7] Gottes
gnad und Barmhertzigkeit in Christo Jhesu, unserm HERREN [8] und Heiland, und
mein arm gebet und unterthenigen Dienst.
[9] Gnedigster
und Gnediger Herren, Jch bin offt vermanet und [10] gebeten von vielen auch
grossen Leuthen1, also das michs gleich2 [11] seer verwundert hat, Jch wolte
und solte Ewer Kurfuerst. und [12] Fuerst. Gnaden schreiben, vermanen und
bitten, das sie den gefangenen H. zu [13] Brunswig ja nicht widerumb los lassen
wolten, weil Gott selbs sonderlich und [14] wuenderlich3 seiner unzelichen
tyranney und wueterey ein mal gesteuret. Denn [15] sie sich besorgen, wo er
wider los solt werden, wuerde das letzt erger denn das
[Seite 390]
[ 5 Hatte C 8
leure I 9 falschfuechsische D sein f. F 16 Gefar D Brunswig I entstehen HI 17 betruebe EF 18 diesen A
–G 28 aller I]
[1] erste1,
Sintemal kein hoffnung da sey, das er sich solt bessern, So wenig als [2] der
Cardinal zu Mentz sich gebessert, sondern ungebusst in seinen sunden
gestorben2, [3] und ewiglich verdampt sein mus, ist anders der Christlich
glaube recht. [4] Und ob gleich der H. zu Brunswig sich stellen wurde, als wolt
er bussen und [5] fromer werden, Hat er doch durch sein vorige unerhoerte
tyranney beide trawen3 [6] und glauben bey fromen leuten verloren, Das man
hinfurt jm nicht trawen [7] wird noch kan, Sondern allein darumb villeicht
busse und besserung furwenden4 [8] wurde, das er widerumb zu ehren, Land und
Leuten komen moechte, [9] Welchs gewislich nur falsche, fuchsische5 busse sein
wurde, Wie die schrifft [10] uns mit worten und exempeln dergleichen vil leret.
[11] Auff
solche an mich gethane bitte, habe ich bei mir am ersten gedacht, [12] Was es
not thet6 solche schrifft zu schreiben, Nach dem freilich7 und on zweivel [13]
[Bl. A iij] E. K. und F. G. als die hochverstendigen und durch vil erfarunge
wol [14] gewitzigt, allerlei gelegenheit, sonderlich dieser sachen8, besser
wissen denn ich [15] und meins gleichen, bey sich selbs auffs vleissigst
bedencken wurden, was fur [16] fahr, sorg und unlusts9 aus solcher des von
Brunswigs erledigung10 erstehn [17] wurde, Auch vil fromer hertzen seer
betruebt, und dadurch jr gebett fur E. K. [18] und F. G. gegen Gott mat und
kalt wurde. Denn dieser sieg, der so gar leicht [19] und ploetzlich, on grosse
schlacht und blutvergiessen komen, ist gewislich durch [20] [Ps. 76, 9]
hertzlich gebet des glaubens von Gott gegeben, der sie, wie der lxxvj. Psalm [21]
singet, vom Himmel herab erschreckt hat, wie denn seine weise ist zu kriegen,
[22] mit Pharao, Sanherib, Benhadad, und auch mit worten zeiget Levit. xxvj:
[23] [3. Mose 26, 36] ‘Jch wil euch ein verzagt hertz geben, Ein rauschend blat
sol sie erschrecken’.
[24] Aber
dawider hat man mir furgehalten, Ob11 E. K. und F. G. solchs [25] und viel mehr
selbst wol wurden bedencken, So were dennoch ein trew unterthenigs [26]
vermanen nicht zu verachten, Angesehen12, das E. K. und F. G., wie [27] zu
vermuten, gar mit statlicher13 gewaltiger furbit berandt, besturmet, versucht
[28] und auff alle weis ersucht14 werden muessen. Denn die freundschafft15 [29]
ist gros, als die das gantz Deudschland und vil mehr begreifft.16 Denn Brunswig
[30] der loblichen Fursten heuser eines ist, und noch heutiges tags viel feiner
[31] Christlicher loblicher Fursten hat, welchen nicht ubel anstehen wil17,
auch nicht
[Seite 391]
[ 32 frommer
I 37 Syrer ACDEFG]
[1] zu
verdencken sein wollen1, ob sie fur jren Freund trewlich und ernstlich [2]
bitten wurden, wiewol ers nicht verdienet noch werd ist, als der von dem
loblichen [3] herrlichen Stam zu mal ein2 ungeraten, storrig, wilde, ungezogen
zweig [4] ist, sonderlich mit dem Dienst des Goetzen zu Rom, daruber er in
grosse [5] lesterung Gottes und andere boese thatten gefallen, und dafur itzt
seinen lohn [6] anfehet zu kriegen. Darumb es wol not sey, E. K. und F. G. zu
vermanen, [7] fest und starck zu bleiben, gegen solche starcke Sturmwinde, die
grossen und [8] mechtigen3 schein der billigkeit haben. Und bereit an4 gros
bitten von etlichen [9] seinen Verwandten fur jn geschicht, auch gegen Gott,
das er seine sunde erkenne [10] und wider zu Landen und Leuten komen moechte.
Aber ich sorge, sie beten [11] nicht recht, Davon jtzt nicht zeit zu reden.
[12] Wir
sind, Gott lob, auch nicht steinerens hertzens oder eiserns gemuets. [13] Jch
goenne niemans boeses, Sonderlich sol ja kein Christ einem andern den [14] zorn
Gottes wundschen, auch den Turcken und Juden und keinem Feinde nicht, [15] Ja
auch den Cardinalen und [Bl. A 4] dem Bapst nicht. Gottes zorn sol auch [16]
kein Teuffel dem anderen fluchen. Es ist zu viel, ewiger zorn. Dawider jederman
[17] fur jederman ernstlich bitten sol, und ist schuldig also zu bitten. Gerne
[18] hette ich den Cardinal zu Mentz selig gesehn, Aber da war kein hoeren, und
[19] ist also dahin gefaren, Gott behuete alle Menschen fur solcher Fart, Amen.
[20]
Gleichwol muessen wir also lieben unser feinde, also vergeben, also gnedig [21]
sein, das die liebe und gnade nicht falsch sey, oder wir uns nicht mit frembder
[22] sunde beladen, dar uber wir sampt dem, so wir lieben, zum Teuffel faren.
[23] Jch wolte, der gefangen von Brunswig moechte Koenig zu Franckreich, sein
Son [24] Koenig zu Engeland sein. was solte mir solches schaden oder hinderen?
Aber [25] das ich solt raten, jn los zugeben, das kan ich nicht thun. Er hat
das vertrawen [26] verloren. Weil nu Gott jn hat in seine straffe genomen, Wer
wil so [27] kuene sein und jn heraus nemen? ehe denn da rechtschaffne busse und
warhafftige [28] besserung geschehe, und das vertrawen gepflantzt und wol
erkand werde, [29] das Gott versoenet sey. Sonst wurde es heissen, Gott
versuchen, Das ist nicht [30] zu raten. Er ist von vielen jaren her in steter
boeser ubunge verderbt, damit [31] den guten namen und das vertrawen verloren.
Darumb nicht unbillich sich [32] besorgen frome Leute, und jm nicht trawen
koennen, noch Gott versuchen wollen.
[33] Und hie
ist wol zu mercken die geschicht zwisschen Ahab dem Koenig Jsrael [34] [1. Kön.
20, 29ff.] und Benhadad dem Koenige zu Syrien, Davon man lieset im ersten Buch
von [35] den Koenigen, c.xx, Das Gott den Koenig Benhadad gab in des Koenigs
Ahabs [36] hand mit einer grossen schlacht. Hie wolt nu Ahab auch gerhuemet
sein, ehre [37] und preis bey den Syrern verdienen, als ein gnediger Koenig in
Jsrael, und [38] sprach: ‘Lebt er noch, So sol er mein Bruder sein’, und setzt
jn zu sich auff
[Seite 392]
[ 4 xxij
Capit HI 9 hatte (beidemal)] hat C]
[1] den
wagen, macht einen bund mit jm, und lies jn los wider in sein Koenigreich. [2]
Da kam ein Prophet, der sprach zu Ahab: ‘Darumb das du den Man, [3] von mir
verbannet, hast von dir gelassen, So sol deine Seele fur seine Seele [4] [1.
Kön. 22, 34] sein, und dein Volck fur sein Volck sein’. Und es geschach also,
wie im xxij. [5] folget.
[6] Diesen
Koenig Benhadad hette Gott unter denen 100 000, die dazumal [7] geschlagen
wurden, auch koennen wol finden und etwa mit einem pfeil lassen [8] treffen,
oder selbs mit schrecken toedten, wie er reichlich und sehr wol verdienet [9]
hatte. Denn er hatte den Gott Jsrael zuvor grewlich verachtet und gelestert,
[10] Wolte auch Samaria zu grund vertilgen, [Bl. B 1] also das er rhuemet, Es
solte [11] [1. Kön. 20, 10] zu Samaria nicht so viel erden sein, das seins
Volcks ein jglicher moechte ein [12] hand vol davon tragen. Aber Gott wolte den
Koenig Ahab versuchen, was [13] er thun wolte, umb Gottes und seines
goettlichen Namens ehre willen. Darumb [14] gab er jm in die hende den ergesten
Feind Benhadad, der nicht allein [15] das volck Jsrael, Sondern auch jren Gott
rein auff fressen wolt.
[16] Also
hette itzt unser HERR Gott auch wol kund den von Brunswig lassen [17] treffen
etwa mit einem geloet1 oder spies, wie er doch mit schrecken und verzagen [18]
ist getroffen, ehe es ist zur Schlacht komen, Denn ers auch wol verdienet [19]
hat bis daher mit lestern und schenden beide Gott und Menschen, ist [20] dazu
ergriffen2 itzt in diesem zug, im werck seiner hende, wie Psalm x. sagt: [21]
[Ps. 9, 17] ‘Der Gottlose ist ergriffen im werck seiner hende’. Denn er willens
gewest, [22] als ein Commissarius der alten Religion, und trewer Diener (wie
sein Tittel [23] lautet) der Bepstlichen heiligkeit, einen weidlichen Benhadad
wider vns armen [24] Jsraeliten und unwirdigen Christen (Ketzer solt ich auff
Roemisch sagen) sich [25] zu erzeigen, das nicht ein hand vol erden uberblieben
were.
[26] Aber
Gott hat sich unser angenomen und erbarmet, solchen zornigen, [27] wuetenden
Benhadad in unser hende gegeben, Damit uns versucht, was wir [28] thun woellen,
fur seins heiligen Namens ehre, wider seine Lesterer und Verechter. [29] Hie
ist nu wol zu fuerchten und sich furzusehen, das uns Gott nicht [30] lasse des
Koenigs Ahabs Exempel widerfaren, welchem hernach uber drei jar [31] ein pfeil
durch sein hertz gehen muste, eben von des selben Koenigs Volck, [32] welchen
er hatte wider Gott aus unzeitiger3 gnaden los gelassen, wie jm der [33] [1.
Kön. 20, 42] Prophet zuvor gesagt hatte: ‘Darumb das du hast den Man, von mir
verbannet, [34] lassen gehen, sol deine Seele fur seine Seele, und dein Volck
fur sein [35] Volck sein’. Und ist ja ein jemerlich ding auff erden, Das offt
ein fromer Mensch [36] mus verderben, nicht umb seiner eigen sunde willen,
Sondern umb frembder [37] sunde willen, der er sich theilhafftig macht aus
grosser gedult und gunst und [38] allzu milder barmhertzigkeit. wie dem fromen
Koenig Josaphat schier auch
[Seite 393]
[ 13 allezit
A auch] offt HI 19 Bapsts HI 25
koendten H kuendten I 28 ansgangen A]
[1] [1. Kön.
22, 32] geschehen were, eben uber diesem Koenige Ahab, iij. Reg. xxij. Es
darff1 wol [2] betens und fleis habens, Das uns Gott behuete und regiere, sonst
ists bald [3] versehen.2 Gott behuete E. K. und F. G. fur dem pfeil Ahabs,
dafur mir [4] grawet. Denn Gott hat uns dis mal aus grosser sorg und fahr
erloeset, nicht [5] on sonderlich wunderwerck, auch fried und sicherheit
verschafft fur diesem Benha- [6] [Bl. B ij] dad. Jst uns zu wol, und kuennen
seine gnad nicht erkennen, noch jm [7] dafur dancken, So muegen wir den
Benhadad los geben, So kan Gott wol [8] unruge und sorge gnug durch jn widerumb
schaffen, unser undanckbarkeit zu [9] bezalen.
[10] Auch ist
hiebey das gar wol zu bedencken, das Gott dis mal nicht allein [11] die Person
des H. von Brunswig, Sondern den Bapst und den gantzen Corper [12] des
Bapstumbs (welchs furnemlich Glied und Heerfurer sich der selb von [13]
Brunswig allezeit willig erbotten, und sich auch selbs darzu genoetiget, und
[14] fur anderen der ausbund hat sein woellen) gemeinet, getroffen und
geschreckt [15] hat. Wir wissen ja wol, solten ja auch gnugsam erfaren haben,
wie viel [16] geschwinder3 Renck und Practiken4, heimliche tucke und stucke5,
so offtmals [17] wider uns ist furgenomen, sint6 dem Reichstag zu Wormbs, da
das erste [18] Edict wider das heilig Euangelium ausgieng, Anno M. D. xxj,
Welchs der [19] Bapst und sein Corper7 auch noch nicht wil abgethan oder
suspendirt sein [20] lassen, obs der Keyser gleich gerne hette zu Speir
suspendirt. Jtem, wie sie [21] hernach auff dem Reichstag zu Augspurg, Anno M.
D. xxx, zusamen wolten [22] setzen8 Gut und Blut, wider uns, wie sie brulleten,
Und imer hernach Bund [23] uber Bund gemacht, nichts unversucht gelassen, damit
sie uns zu grund vertilgen [24] moechten, wo Gott nicht gewehret und allezeit
die schantz gebrochen9 [25] hette. Und weil sie den Keiser nicht kondten
erregen, furen sie zu, und [26] schrieben einander zu10, Sie muesten mit dem
Keiser wie mit einem todten [27] Falcken baytzen.11 Solche schrifft sind jenes
mal zu Wolffenbutel funden und [28] offentlich im Druck ausgangen.12 Jtzt
sihets eben also, als hetten sie den
[Seite 394]
[ 6 jnen HI 9
koenen A 16 muste HI 18 Octobris] Nouembris, am Schluß von A korrigiert 20
verstuende HI]
[1] Keiser
fur einen todten Falcken auffgeworffen1, weil sich der von Brunswig [2] in
seinem Titel sol lassen vernemen und schreiben, Keiserlicher Maiest. und des
[3] Nurnbergischen Bunds, und der alten Religion oberster Heubtman.
[4] Denselben
Bund nennen sie Defensivum, Gerade als weren sie in grosser [5] fahr, das man
sie wolte angreiffen, So doch weder Keiser, Bapst noch jemand [6] furhanden
war, der jn gedechte ein har zu krummen, Und wir dieses teils2 [7] on unterlas
gebeten, geflehet, geruffen, geschrien, umb friede, wie sie seer wol [8]
wissen, Welchen wir von jnen nie kein mal haben gentzlich und endlich3 erlangen
[9] koennen, Nichts anders von jnen haben teglich gewarten muessen, denn [10]
eitel Offension, angriff, und verderben, Wo es die zeit jnen geben wolte, und
[11] raum dazu koendten haben. Denn nicht sie, Sondern wir [Bl. B iij] sind
durch [12] Bepstli. und Keiserl. des Reichs Edicten bis daher verdampt gewest.
Noch [13] haben wir armen Ketzer, und der newen Religion albere Menschen nicht
muessen [14] verstehen, was die klugen Lerer der alten Religion durch den
Defension bund [15] meineten, Nemlich, nicht den Christlichen Glauben, sonderen
die Land des Kurfuersten [16] und Landgraven. Auch mueste Gott selbs sampt
allen Engeln mit gewalt [17] den schnuppen haben4, und solchen braten nicht
riechen5, Was da hiesse [18] Defension bund, Bis itzt am xxj. tag Octobris6, da
hatte er zuvor Nisewortzel [19] genomen und das Hirn gereiniget, Und lies sich
groeblich mercken, der schnuppe [20] were jm vergangen, und verstunde wol, was
Defension bund hiesse.
[21] Jtem7,
dis jar ist ein geprege, wie Schaw grosschen aus dem Niderland [22] herauff
komen, Welchs der Papisten treffliche kunst beweiset, auch den zweien
[Seite 395]
[1] Herrn,
Kurfuersten und Landgraven, sampt uns allen grewlich drewen. Auff [2] der einen
seiten stehen zwo seulen, auff einer des Keisers krone, Auff der andern [3] des
Koenigs kronen, zwisschen den seulen ein lediger Stock1 oder Fessel, mit [4]
zwo keten, fur zwo Personen gemacht, Acht wol2, solch beschissen3 Prophet [5]
wil den Kurfuersten und Landgraven drein setzen. Die umbschrifft heisst: Ad [6]
alligandos Reges eorum in compedibus. Auff der ander seiten stehet ein
zweykoepffiger [7] Adeler, der hat in seinen klawen die zwey schwert
uberschrenckt, wie [8] sie im Kurfuerstlichen wapen stehen, Die spitzen stechen
eine Junckfraw, so [9] drunder auff der seiten ligt, zu tod, und regent eitel
Fewr auff sie. Die [10] junckfraw aber heisst Infidelitas, Die umbschrifft: Ad
faciendam vindictam [11] in Nationibus. Damit sie anzeigen, was sie heimlich
uber uns gespielet4 [12] haben, und wie sie den Defension bund hetten
verstanden und verkleren woellen, [13] wenn sie solch gemelt ins werck hetten
bracht, Unangesehen5, Das solchs durch [14] ein Keiserl. und Penal Mandat verboten
war. Aber sie sind die lieben kinder6, [15] die nicht sundigen koennen, ob sie
gleich Gott und Keiser mit fussen tretten, [16] Wir sind Sunder, wenn wir
gleich umb Gott und Keiser woellen leib und [17] leben wogen.
[18] Auch wie
gerne hetten sie gewehret, das uns kein Fusvolck were zugezogen, [19] Da sie
(darunter etliche Epte waren)7 jren Unterthanen verboten, sich anzunemen
[Seite 396]
[ 9 Scheddel]
jre Scheittel HI 15 dar] da HI 16 habens sie es HI 20 zuschret am Schluß
korrigiert A]
[1] lassen.
Und weil sie wol gedachten, die Knechte wurden sich nicht dran [2] irren1, ob
man sie wolte abschrecken mit des Bapsts namen, Darumb ertichten [3] sie diese
luegen auff die unsern, als solts wider den Keiser gelten. Die rasende [4]
blutdurstigen Verreter und Bluthunde ha-[Bl. B 4]ben gehofft, uns also zu [5]
ubereilen2, das wir gar blos, on Wehre, Leute und hulffe solten untergehen, [6]
ehe wir uns umbsehen kuenden. Aber wem sie den Stock und Fessel gemalet [7]
haben, sehen wir nu, Gott lob, der nach dem spruch Psal. 7. gerichtet hat: [8]
[Ps. 7, 16f.] ‘Sie haben eine Gruben gegraben, und sind selbs drein gefallen3,
Jre boesheit [9] ist auff jren Kopff komen, Und jr frevel auff jren Scheddel
gefallen’. Des [10] dancken wir dem allmechtigen und gerechten Gott, und loben
den Namen des [11] HERRN des Allerhoehesten, Amen.
[12] Jtem, da
nu der Hertzog zu Brunswig meuchlings4, ploetzlich und unversehens [13] war
angezogen, und kein Feindes brieve5 ausgeschickt, und zu Felde [14] daher fuhr,
Hilff Gott, welch eine frewde, trotzen, pochen6, rhuemen, jauchtzen, [15]
triumphieren war dar an allen orten! ‘Nu, Nu, Nu ists geschehen, Da, Da, [16]
Da haben sie es!’ Und war dennoch ein trefflich bitten, und auch offentlich
[17] in Kirchen und auff der Cantzeln, mit namen7 fur den Hertzogen zu
Brunswig, [18] das jm Gott wolt gluck und sieg geben, damit die Ketzerey aus
gerottet [19] und vertilget wurde. Das war (als sie hofften) das stundlin, nach
dem sie [20] sich uber xxiiij jahr zusehnet und zukrunckt8 haben. Hie wolten
sie den Brey [21] einmal anrichten, Daran sie viel jar so engstlich gekocht
hatten.9 So10 feret [22] Gott auch ploetzlich zu, und schmeist11 in den
Breytopff, das beide scherben und [23] Brey jnen unter die nasen sprutzen, das
sie verzagt den kopff hengen und nach [24] der Morderfarb12 verblassen muessen.
Ja, so wolten sie es haben! Denn sie [25] nu (wie gesagt) wol xxiiij jar
jmerdar sich getroestet, so offt der Keiser sich [26] geregt, oder komen hat
sollen, oder ein Reichstag angesetzt ist, So offt sind [27] [Ps. 7, 15] sie
auffs new schwanger worden (wie Psalm vij sagt) und doch einen Feil [28]
geboren13, Hoeren auch nicht auff und koennen nicht auffhoeren, bis an den [29]
Jungsten tag, da sie mit jrem Abgott zu Rom jr endlich urteil kriegen [30] werden.
[Seite 397]
[ 6 jm] jnen
HI alle ABCG 10 teutschen EF]
[1] Das sag
ich darumb, Das wir wissen und wissen sollen, Es sey nicht [2] umb des zu
Brunswigs Person und seine personliche weltliche sachen zuthun, [3] Sondern umb
den ganzen Behemoth und Corper1 des Bapstumbs, der sich an [4] jn gehenget, und
er widerumb an sie, Und haben unter dem schein seiner sachen2 [5] sich zusamen
geflickt3 und gerottet, wider unser Euangelium, das ist, wider [6] Gott und
seines Geistes sachen. Were es jm geraten, so were es jnen allen [7] geraten. O
kluge leute, O weise leute, O treffentliche leute, Da ein jglicher [8] wirdig
were Papst zu sein, wenn man kuende mehr denn einen Papst haben! [9] [Bl. C 1]
Wie vermoechte doch der Papst selbst unsern HERRN Christum so [10] subtil4
teuschen und effen5, als diese Leute unter jres Commissarien Person [11] gethan
haben? Ob er gleich der allerheiligest, kluegest und weisest Man ist [12] auff
erden? Vergebe mirs Gott, das ich so grob6, unvernunfftig rede von [13] dem
Bapst, Jch hette schier alzu weislich und Ketzerisch geredt und gesagt: [14]
Pfu dich, BapstEsel!7
[15] Diese
gemeinschafft des Bapsts8, daruber jn Gott ergriffen und gefangen [16] hat als
seinen Feind und des Bapsts Diener, wirds nicht leiden, das man jn [17] so
leicht kunde los geben. Es ist die Gottes lesterung zu viel und gros im [18]
Bapstumb, welcher wir uns nicht muessen teilhafftig machen, Es kome denn [19]
zu vor gar viel zu andern9 reden, weder10 wir noch jtzt hoeren, Damit unser
[20] gewissen nicht beschweret mit frembden sunden, und auch dem Ahab gleich
fur [21] Gott gerechent werden. Denn wo er solt los werden, so wird es
gewislich [22] geschehen, Das die Papisten werden auffs new unsern Gott
lestern, und sich [23] selbs rhuemen: Sihe da, ob uns nicht Gott habe erhoeret!
Wir haben gebeten [24] fur Hertzog Henrich zu Brunswig, Aber Gott hat uns mit
gedult bewert11, [25] und gleichwol12 erhoert. Denn ob er wol Hertzog Henrich
hat in der Ketzer [26] hende gegeben, uns zeitlich zu straffen, Dennoch haben sie
jn nicht koennen behalten, [27] Sondern Gott hat sie gezwungen, das sie jn
haben muessen los lassen. [28] O danck hab unser lieber Gott, der seine Kirch
und die alte Religion nicht [29] verlassen hat und den Ketzeren nichts guts wil
sein lassen.13
[30] Und ist
war, dis Argument bewegt mich am hoechsten. Denn wir wissen, [31] das der Bapst
und seine Schupen14 nicht zu bekeren sind. Darumb koennen [32] sie nicht anders
thun, denn sich selbs troesten15, schmucken und putzen16, auch
[Seite 398]
[ 7 es were
es nie I 10 vielicht A 26 gebetten HI]
[1] in jrem
groessesten unfal1 und ergesten sunden. Sie muessen jmer recht haben, [2] Gott
mus jmer unrecht haben, Welchs wir (als ich achte) solten ja wol erfaren [3]
haben, in diesen xxiiij jaren. Solten wir nu hiezu ursach geben, das [4] der
Bapst und Papisten solche lesterung wider unsern HERRN Christum solten [5]
offentlich in Kirchen und daheim in Heusern speien2, Dazu sich in jrer
Abgoetterey, [6] lesterung, jrthum stercken, und sich rhuemen, sie hettens durch
jre heiligkeit, als [7] die rechten Christen, von Gott bekomen, Da were es
besser, es were nie kein Bapst [8] geborn, Ja er3 auch kein Fuerst zu Brunswig
ihe gewest. Denn solche lesterung [9] ist zu gros, und solche verstockung zu
hart, die wir doch auff uns nemen muesten, [10] und hernach der Rewel4 alzu
schweer, auch vileicht umbsonst sein wurde.
[11] [Bl. C
ij] Sie haben eine Prophecey, die ich vor xl jaren gehoeret, auch in [12]
Buechern, als der tollen Brigitten, Arnolt, Liechtenberg, und andern mehr
geschrieben, [13] Darin sie jr Abgott der Teuffel troestet, Es werde ein
verfolgung [14] uber die Clerisey gehen, Aber darnach herrlicher werden, weder
sie ihe gewest [15] ist.5 Solcher Prophecey gleuben sie, wie sie denn nicht
anders werd sind, [16] weil sie Gottes wort und heilige Schrifft verfolgen.
Daher hoffen sie jmer [17] fort so engstlich, Solche zeit sol komen, das sie
herrlicher werden, weder sie [18] ihe gewest sind. Verstehen des Teuffels spott
nicht, Der jr schendlichs, lesterlichs [19] und unbusfertigs leren und Leben
mit solchē falschen trost stercket und [20] verstockt. Denn jr Lere zu
lassen und leben zu bessern, ist jnen kein ernst [21] noch willen, der Teuffel
wils auch nicht, Aber der straffe wollen sie sicher [22] sein, Das wil auch der
Teuffel, der doch weis, das nicht sein kan, und sie [23] also nerret in jrem
schendlichen leben, Und lesst, ja heisst sie jmer hin schendlich [24] leben,
und doch hoffen herrlicher zu werden, weder sie gewesen sind. Das [25] ists, so
wir itzt auch sehen, Wie sie auff jren Commissarien der alten Religion [26] so
gros hoffnung gesetzt, und fur jn gebettet haben. Noch woellen sie nicht [27]
sich umb ein har bessern, ob sie wol Gottes wunder greiffen6, der sie itzt [28]
sampt jrer hoffnung, Propheceien und betten in dreck getretten hat7, Das [29]
sie dismal jr lesterlich rhuemen lassen muessen. Und wo sie hinfort nicht
anders [30] thun werden, wird er jn wol das komen.8
[Seite 399]
[ 8 ge-
fn-||gen A 30 handln A 34 illustra A –F]
[1] Damit sie
aber nicht uns schuld geben moegen, wir seien unbarmhertzig [2] und nicht
mitleidig, wie das Euangelium leret, des wir uns doch rhuemen, [3] Wiewol sie
auch bisher gegen uns kein ander barmhertzigkeit geuebet, und jmer [4] fort
uben woellen, denn wie Cain an seinem bruder Habel, und Caiphas an [5] unserm
HERRN Christo geuebet haben, wollen gleichwol Christen und die [6] heilige
Christliche Kirche sein, — So sage ich, Erstlich von der weltlichen oder [7]
leiblichen barmhertzigkeit, Das unsere Fuersten und Herrn eine grosse und
zwifeltige [8] barmhertzigkeit uben am Hertzogen zu Brunswig, Das sie jn
gefangen [9] haben, und nicht los geben. Eine ist diese, Das sie jm damit
steuren und [10] weren, seine Tyranney, Gotteslesterung und boesethaten, das er
mus auffhoeren [11] und abelassen, Solchs ist jm selber gesund und gut. Die
andere ist, Das sie [12] damit frome und unschuldige Leute retten und schutzen,
das sie friede und [13] gemach1 fur jm haben, sicher wonen und sich neeren
koennen, auch Gottes [14] [Röm. 13, 4] Wort lernen. Diese zwo barmhertzigkeit
preisen Sanct Paulus Rom. xiij und [15] [1. Petri 2, 14] j. Petr. ij am
weltlichen Regiment, und nennens daher einen Gottesdienst, [16] [Bl. C iij] und
auch so ist, wo es gefurt wird, nach seinem recht und art. [17] Tyrannen aber
machen einen Teuffels dienst daraus, wie der Hertzog zu Brunswig [18] gethan.
Denn es sol heissen: ‘zur rache uber die Boesen (spricht S. Petrus) [19] und zu
lobe den Fromen’. S. Paulus spricht: ‘Oberkeit ist Gottes Dienerin, [20] dir zu
gut, Eine Racherin vber denen, der boeses thut’, &c..
[21] Zum
andern, von der Geistlichen barmhertzigkeit zu reden. Hie wil ich [22] jm einen
trewen koestlichen Rat aus der Schrifft geben, nemlich, Das er sich [23] mit
gantzem ernst demuetige fuer Gott und rechtschaffene2 Bus thu, Neme zu [24]
sich Leute, die jn leren, wie man recht bussen sol. Denn er mus warlich das
[25] blutgeschrey und zetergeschrey3, damit er Himel und Erden erfullet und
uber [26] seinen Kopff erweckt hat, zu vor wider stillen, mit tieffem seufftzen
und heissen [27] threnen, Und sich williglich in den stich geben4, mit solchen
oder dergleichen [28] worten, wie in dem Gebett des Koenigs Manasse stehen.
Denn seiner sunden [29] sind viel am tage, durch den Druck ausgebreit, auch fur
dem Keiser zu Regensburg [30] furgetragen, wie er mit Goslar, Doctor Embeck.
Mordbrand &c.. hat handeln [31] lassen.5 Solchen Calender6 er am besten
weis, Und Gotte bekennen und sagen [32] mus, das er viel und wol die Helle
verdienet. Viel auff dem Rade liegen, [33] die seiner teglichen sunde kaum zwo
gethan. Denn fur Gott gilt nicht das [34] Menschlich recht, de illustri
persona, Er acht den geringen eben so hoch als
[Seite 400]
[ 24 rewig]
ewig EF 29 worr A]
[1] den
grossen, und widerumb &c.. Hie ist kein ansehen noch unterscheid der [2]
Personen.
[3] Das er nu
gefangen und aus seinem Furstenthum gestossen, sol er nicht [4] deuten, das es
sey die rechte staupe1, so er verdienet, Sondern ein Fuchsschwentzlin2, [5]
damit er seuberlich und gnediglich vermanet ist zur busse, und [6] sol also
sagen: Lieber Gott, weil ichs wol erger verdienet, und du doch mit [7] solchem
kleinen gnedigen Reislein mich hast gesteupt, So wil ich diese straffe [8]
gerne tragen mein lebenlang, und mich des Furstenthums verzeihen3 und faren [9]
lassen, welchs ich mit allem recht, ja mit grosser gnaden von dir entsetzt bin,
[10] und habs billich verloren, Jch taug nicht dazu, wie ichs nu wol sehe.
Gott, [11] du bist gerecht, du hast mir recht und viel zu wenig gethan. Denn
(wie gesagt) [12] mit Gott mus man aus rechtem grund des hertzen handeln, und
uns [13] jm gehorsamlich ergeben in seine straffe. Wo wir nicht so thun, So
merckt [14] [Apg. 1, 24] ers, als ein Hertzkuendiger, dem nichts verborgen ist,
und auch niemand jn [15] teuschen noch betriegen kan. Vnd wer sichs
unterstehet, der macht seine Sache [16] gar boese, wenn sie gleich [Bl. C 4]
halb gut were, wie wir Christen solchs alles [17] wol wissen, oder ja wissen
solten.
[18] Darnach
mueste er auch sich demuetigen gegen alle, die er beleidigt hat, und [19]
bitten umb vergebung, und sich mit jnen versoenen. Der sind fast4 viel, wie
[20] offentlich leider bewust.5 Denn Christus unser HERR wil sein Wort umb [21]
[Matth. 5, 23f.] niemands willen widderruffen, da er spricht Matth. v: ‘Wenn du
deine gabe [22] zum Altar bringest, und wirst alda eingedenck, das dein Bruder
etwas wider [23] dich habe, So las alda fur dem Altar dein gabe, und gehe zuvor
hin, und [24] versoene dich mit deinem bruder’. Und solchs thut gewislich ein
recht rewig [25] hertz, das mit ernste busse thut. Wer es aber nicht thut, der
hat nicht rechte [26] rew noch busse, Darff auch nicht hoffen, das Gott sein
gebet hoere oder jm [27] gnedig sein muege.
[28] Wo nu
der H. zu Brunswig diesem Rat folget, und also thut nach Gottes [29] wort, So
wird jm Gott gewislich gnedig sein, und so er zur Hellen gefaren [30] were,
mueste er doch wider herauff. Und solt wol geschehen, das man jn holen [31] und
mit allen ehren zwingen mueste wider in sein Furstenthumb, das selbs [32] [2.
Sam. 15, 25f.] wider anzunemen. Des sihe das Exempel Davids an ij. Re. am xv.,
Da er [33] durch seinen son Absalom des Reichs veriagt und entsetzt war und ins
elend6 [34] fliehen mueste, zu fusse weinend und verhullet, Sprach er zu den
Priestern, die [35] jm mit der Lade des bundes nach folgeten: ‘Keret umb in die
Stad mit der [36] laden! Wil mich Gott zum Koenige haben, so wird er mich wol
wider holen, [37] das ich sie sehe und seinen Tempel. Spricht er also: Jch hab
nicht lust zu [38] dir, — Sihe, hie bin ich, Er mache es mit mir, wie es jm
gefellet.’ O welch
[Seite 401]
[ 16 seine]
teine H deine I 35 vrsach I 37 moechten A –G]
[1] ein hertz
ist das gewest, wie tieff demutiget sichs, gibt sich in den stich1 und [2]
nimpt Gottes straff mit willigem gehorsam an! Damit brach er auch Gotte sein
[3] hertz, erweicht und gewan jn also gewaltig, das Absalom muste bald hernach
[4] erstochen sein, Ahithophel sein oeberster Rat sich selbs erhencken, Und das
gantz [5] Reich Jsrael, das wider jn gestritten hatte, und Juda von jm
gefallen, wolten [6] sich zureissen umb den David, und holeten jn mit grossen
ehren wider.
[7] [2.
Chron. 33, 13] Also kam der Koenig Manasse auch wider von Babylon heim gen
Jerusalem, [8] da er busse thet, sich seer demuetigt und selbs verdampte. Jtem,
Der [9] [Luk. 15, 19.21] verloren Son im Euangelio, Luc. xv, wolte nicht mehr
Son heissen noch sein, [10] ubergab sein Erbe gentzlich und sprach: ‘Vater,
mache mich wie einen deiner [11] Tagloener’ &c.. Damit gewan er des Vaters
hertz, das er jn auch mit freuden [12] wider an [Bl. D 1] nam, wie daselbs zu
lesen ist. Denn wir Christen wissen [13] und haben einen solchen Gott, der
nicht wil und nicht kan den hochmut leiden. [14] [1. Petri 5, 5] Wie S. Petrus
spricht: ‘Gott widerstehet den Hoffertigen’. Und Christus selbs: [15] [Luk. 14,
11] ‘Wer sich erhoehet, mus genidrigt werden’. Und so singet seine liebe Muter:
[16] [Luk. 1, 52] ‘Er stosset die Gewaltigen von dem Stul’ etc. Das ist seine
Natur, und [17] thut nicht anders. Widerumb kan er auch nicht leiden noch
verlassen die [18] Demut: ‘Er hebt die Nidrigen empor, Und wer sich nidriget,
sol erhoehet [19] werden’. Des ist die Schrifft mit Exempeln und worten vol und
uber vol. [20] Wer wolte solchen Gott nicht wundschen und lieb haben? Aber
ausser der [21] Christenheit oder Gottes volck leret man nicht und weis nichts
von solchem [22] Gott, als die Juden, Turcken, Bapst, Cardinal. Darumb wissen
sie auch nicht [23] von rechter Busse und demut.
[24] Nimpt
der H. zu Brunswig diesen Rad an, und folget genantem Exempel, [25] und ergibt
sich mit David in Gottes gehorsam, und lesst jn machen, So wird [26] man sehen,
das jn Gott wird ehren. Obs hie nicht geschehe, so wirds dort [27] geschehen
viel herrlicher. Geschichts nicht, so ists gewis, das da keine rechte [28] Rew,
auch kein vertrawen zu Gott ist. Wie koennen aber wir jm den vertrawen [29] und
los geben, der Gott nicht vertrawet noch busset? Und wie wil [30] er seine
Seele ewiglich Gott vertrawen, Der nicht sein zeitlich Furstenthum [31] und
sein vergenglich leben jm vertrawen wil? Darumb hoffe ich, dieser mein [32]
Rat, ja viel mehr des heiligen Geistes Rat, in seiner heiligen Schrifft, solt
[33] uns zeugnis gnugsam geben, das wir nicht unbarmhertzig, oder steinern
gemuets [34] sind, gegen einigem menschen, auch unsern Feinden, wie sie, die
Papisten, wider [35] uns on alle ursachen sind, wie der H. von Brunswig auch
gewest, Sondern [36] gern wolten, das jederman selig wurde, auch hie zeitlich
in friede und ruge [37] leben moechte. Aber also barmhertzig zu sein, das wir
uns mit frembden unbusfertigen [38] sunden solten beschweren und teilhafftig
machen, das ist nicht [39] menschlich, schweige denn Christlich. Denn damit
wurde ich durch meine barmhertzigkeit
[Seite 402]
[ 1 gegen mir
I 6 gnedige I 11 zu] von HI 14 vermoecht H vermocht I 15 Welchslanden AH
Welschslanden EG Welschland I 22 koendten alle HI 24 werden I]
[1] gegen dem
Menschen Gottes barmhertzigkeit gegen mich verlieren. [2] Das thuts nicht.1
Hilff dir zuvor selber mit rew und trew gegen Gott umb [3] deine sunde, So solt
du barmhertzigkeit volauff finden, Oder denck und trage [4] deine sunde allein,
und las mich damit unbeschweret, und mach keinen Ahab [5] aus mir.
[6] Solchs
habe ich, gnedigster und gnediger Herrn, wollen an E. K. und [7] F. G.
schreiben, damit ich den guten Leuten, so von mir solchs begert haben, [8] zu
dienen und zu wilfaren, geneigt und bereit erfunden wurde, wie ich mich [9]
schuldig erkenne. Uber das, so ich bey mir gedacht, E. K. und F. G. wurden [10]
von sich selbs beide dis und anders mehr wol bedencken, [Bl. D ij] das es nicht
so zu [11] eilen sein wil2, mit dem los lassen des gefangenen Hertzogen zu
Brunschwig, [12] als vieleicht die starcken furbitte gerne wolten. Die
gedancken der Hertzen sind [13] noch nicht offenbart, und Gott hat noch nicht
seine ehre, die jm in diesem [14] werck geburt. Man weis wol, das H. Heinrich
den zug nicht vermochte, Man [15] weis wol, das aus Welschlanden trefflich
rustung in das Deudschland geschickt [16] nnd verordent3 gewest.4 Wirds laut,
das der Bapst, oder wer es gethan, kan [17] man darauff sich beratschlagen und
in die Sach sich weiter schicken.5
[18] Summa,
wir wissen alle, das der Bapst und die Papisten wollen uns [19] alle tod haben,
an Leib und Seele. Widerumb, wir wollen sie alle mit uns [20] an Leib und Seele
selig haben. Welch teil fur Gott gerecht sein werde, ist [21] leichlich zu
urteilen. Wir haben ein gut gewissen fur Gott, und wens mueglich [22] were, das
sie uns alle koendten toedten, wie sie als die tollen Narren hefftig [23]
begeren, So haben wir doch den trost und trotz6 zuvor, das wir umb Gottes [24]
und seines Worts willen gemartert weren. O HERR Gott, wie selig und [25] hoch
ehre hetten wir damit erlebt! Denn wir on das7 schuldig sind, dem [26] Blut
unsers HERRN Christi, auch unser Blut darzu strecken.8 Aber sie, der [27] Bapst
und seine Papisten, hetten damit jre Sache (wie sie doch hoffen) nichts [28]
besser, sondern viel erger gemacht.
[29] Denn
unser Gott heisst Schoepffer Himels und Erden, das ist, Der alles [30] aus
nicht, und alles wider zunicht machen kan, Wie wir fur augen teglich [31] seine
Werck sehen, wenn wir augen hetten. Darumb wenn der Bapst und [32] seine
Schupen9 gleich uns alle hetten dis mal durch jren Commissarium auffgereumet10,
[33] So were doch Gott der Schoepffer gewislich Gott der Schoepffer [34]
blieben, und hette widerumb nach art und weise seiner allmechtigen gewalt
[Seite 403]
[ 5 muste H]
[1] widerumb
einen newen Luther oder andere newe Ketzer (wie sie uns nennen) [2] aus lauter
nichts machen koennen, Die dem Bapstum viel anders wurden zusprechen.1 [3] Denn
da der Teuffel die Welt mit blindheit besessen2, und wider [4] Got den Triumph
hatte, fast alle Gottes kinder unterdruckt3, Wecket Gott den [5] Noha auff, das
er mueste die gantze Welt erseuffen.4 Und zur zeit Abraham, [6] da auch alle
welt finster war in des Teuffels reich, muste Abraham ein Liecht [7] werden mit
seinem samen, den Koenig Pharao erseuffen5, und sieben grosse [8] Volcker in
Canaan erwurgen.
[9] Jtem, da
Caiphas Gottes son Christum gecreutzigt hatte, da hatte ers [10] gemacht, wie
er wolte, und der Teuffel meinte, er hette nu das rechte Liecht [11]
ausgelesscht. Ja wol ausgelesscht! Da stehet er auff von den Todten, sendet
[12] den heilgen Geist und zundet ein solch Liecht an, das die gantze Welt vol
[13] Liecht [Bl. D iij] ward, von Morgen bis gen Abend! Und da der Teuffel
gedachte [14] der schoene Gott zu bleiben, ward er offenbart ein heslicher
Teuffel, [15] Caiphas mit dem Judenthum verstoeret und zu nicht ist worden.
Hoeret auff, [16] jr tollen Narren, Bapst und Papisten, blaset nicht in solch
Fewr, das Gott [17] angezundet hat, jr werdets wider euch selbs auff blasen6,
Das euch asschen [18] und funcken werden in die augen stieben. Ja Gottes ist
solch Fewr, der sich [19] [5. Mose 4, 24] ein verzehrend Fewr nennet. Jr
wisset, seid auch in ewrem gewissen uberzeuget7 [20] und uberwunden8, das jr
boese und verlorne Sachen habt9, und streitet [21] wider Gott, das wird euch
nicht wol gelingen, wie jr offt und itzt an ewrem [22] Commissarien gewitzigt
und gewarnet seid.
[23] Am
letzten mus ich auch mit uns selber reden, auff das wir uns nicht [24] rhuemen
oder erheben, als hetten wir solchen sieg durch unser macht oder [25]
wirdigkeit erlanget, und damit uns selbs ehren, und Gott undanckbar werden,
[26] [5. Mose 9, 6] Gleich wie Mose sein Volck auch leret, im funfften Buch
cap. ix: ‘So wisse [27] nu, das der HERR dein Gott dir nicht umb deiner
gerechtigkeit willen dis [28] gute Land gibt einzunemen, Sintemal du ein
halstarrig boese volck bist’. Und [29] [Ps. 33, 16f.] Psalm xxxiij: ‘Einem
Koenige hilfft nicht seine grosse macht, Rosse helffen auch [30] nicht, und jr
grosse menge errettet auch nicht’. Also singt auch Psalm Cxliiij: [31] [Ps.
144, 10] ‘Gott ists, der den Koenigen den Sieg gibt’. Ja nicht allein den Sieg,
Sondern [32] auch das Koenigreich oder Furstenthum. Dan. iiij spricht Daniel zu
Nabucad [33] [Dan. 4, 22] Nesar: ‘bis du erkennest, das der hoechste gewalt hat
uber der menschen Koenigreiche, [34] und gibt sie, wem er wil’. Also sprach
auch der junge Koenig in Jsrael, [35] [1. Sam. 14, 6] Jonathan, Sauls son, j.
Reg. xiiij: ‘Es ist Gott nicht schwer, durch viel
[Seite 404]
[ 16 gehet es
HI zweytausend A –G]
[1] oder
wenig zu helffen’. Welche wort auch Judas Maccabeus widerholet, [2] Maccab.
iij: ‘Gott kan eben so wol sieg geben durch wenige als durch viele, [3] Denn
der sieg kuempt vom Himel, und wird nicht durch grosse menge erlanget’.
[4] Solchs
haben auch die Heiden erfaren (wie noch teglich auch erfaren wird) [5] und
nicht gewust, wie es doch zugienge, weil sie von Gott nichts gewust, und [6]
habens genennet Fortunam und Variam fortunam belli. Gluck thu mehr, [7] denn
stercke im streit. Also sehen wir, das itzt Gott bis daher dem Turcken [8] gros
gluck gegeben hat wider die Christen und ander mehr Voelcker, So er doch [9]
wol so ungleubig und boeser ist, als der Koenig zu Babel, der auch Gottes [10]
eigen sonderlich Volck umb jrer sunde willen bezwang. Und das der Turck, [11]
und zuvor die Saracenen uns Christen jmer sind obgelegen, und noch obligen,
[12] sol uns nicht wundern. Denn wir sind im Bapstum mit solchen greweln der
[13] Messen und unsaglichen Abgoettereien erfullet, dazu [Bl. D 4] Christen
sein wollen, [14] und Christus namen gefurt haben mit allen schanden, das nicht
wunder were, [15] [5. Mose 32, 30] es gienge uns, wie Mose seinem Volck auch
drewet, Deuteron .xxxij: ‘Wie [16] gehets zu, das einer (Feind) tausent jaget,
und zween zehentausent fluchtig [17] machen?’ Darumb ligts gar an dem1, wem
Gott den Sieg goennen und geben [18] wil, Und nicht an dem, wer mechtig und
starck ist. Es heisst und bleibt [19] also: der Sieg kompt vom Himel, Und Gott
ists, der den Koenigen Sieg gibt, [20] Widerumb auch den Fursten den mut nimpt,
und schrecklich ist unter den [21] Koenigen auff erden.
[22] Also hat
Gott auch itzt uns den Sieg gegeben, wider das Bapstum und [23] seinen
Commissarium, nicht durch unser stercke, noch umb unser fromkeit willen. [24]
Denn leider auff unser seiten heimlich viel Papisten sind, die uns von hertzen
[25] ungunstig, und diesen Sieg mit grosser ungedult und trawren gesehen haben
[26] und noch sehen.2 Auch viel sind, die Gottes wort schendlich verachten und
[27] undanckbar gnug sich erzeigen. So ist der Geitz und Wucher solch ein
dicker, [28] fetter, herrlicher grosser Gott, das man auch hoert, wie Hirten
und geringer [29] leute, wenn sie eine summa gelts, funffzig oder hundert
gulden, haben, flux [30] damit in den handel lauffen, und xv, xx floren gewin
suchen und nemen, [31] On was3 noch die klage ist uber die Handwercker, uber
die Werckleute, uber [32] Gesinde und Nachbar, Bawr und Burger, Da man nichts
sihet denn eitel [33] mutwillen auffs hoehest gestiegen, Schinden4, Schetzen5,
Ubersetzen6, Stelen, [34] Teuschen, Triegen und Liegen, Das wol zu wundern ist,
wie uns die Erde [35] noch tregt. Ja, sage ich, wir habens freilich7 nicht
verdienet, das uns Gott [36] umb unser gerechtigkeit willen diesen Sieg, und
bis her manche wolthat und [37] schutz geben hat, wider den Teuffel und seine
Schupen.
[Seite 405]
[ 32 frucht]
fruechte I 36 ist es HI]
[1] Ein
vorteil haben wir, ders thut1, nemlich: Gottes wort haben wir, [2] heilig, rein
und lauter, durch seinen heiligen Geist, Das in der Lere gewislich [3] kein
luegen, noch Falsch, noch Abgoetterey ist. Und wenn unser Leben und [4] Werck
so heilig, rein und lauter were, nicht als das Wort (welchs ist ummueglich),
[5] Sondern, als wol und so ferne2 es sein solte und koendte, So wolten [6] und
koendten wir dem Teuffel wol die Helle, und dem Turcken und Bapst die [7] Welt
zu heis, zu kalt und zu enge machen3, wie wir wolten. Doch wie [8] [Jes. 55,
11] Gott spricht Esaie lv: ‘Mein wort, das aus meinem munde gehet, sol nicht
[9] ledig4 wider komen, sondern frucht bringen, dazu ichs gesand habe’. Darumb
[10] muessen dennoch unter uns sein etliche rechte, frome, heilige kinder
Gottes, und [11] rechte Christen, wie wenig derselben sind, Sonst mueste Gottes
wort vergeblich [12] unter uns sein, welchs ummueglich ist. Darumb mus auch das
gewis sein, [13] das der H. Geist [Bl. E 1] bey uns sey, der sein wort rein
leret und erhelt, [14] und uns mit rechtem Christlichen glauben begabet, und
mit andern mehr [15] gaben zieret. Solcher Glaub kan nicht sein on fruechte und
gute Werck, wie [16] [Joh. 15, 5] Christus spricht, Johannis xv: ‘Wer in mir
bleibt, und ich in jm, der bringt [17] viel fruechte’. Sonderlich ist der Glaub
nicht on das Gebet, oder Vater unser, [18] [Joh. 15, 7] Durch welchs er alles
vermag, wie der HERR sagt, Johan. xiiij: ‘So jr in [19] mir bleibt, und meine
Wort in euch bleiben, So muegt jr bitten, was jr wollet, [20] [Mark. 11, 24]
und sol euch widerfaren’. Und Marci xi: ‘Alle ding sind mueglich dem, der [21]
gleubet’.
[22] Solch
vorteil hat und kan nicht haben der Bapst und seine heilige Unchristliche [23]
Kirche. Denn da ist nicht allein verachtung des Worts, Sondern [24] auch
verfolgung desselben und aller, die es bekennen und leren, wie sie
untereinander [25] selbs wol wissen, auch etlicher viel bekennen. Denn jre
Abgoetterey [26] und grewel sind offenbar, Das jre lere aller dinge5 wider
Gott, unrein und [27] voller Teuffelischer luegen ist, Daher sie auch keinen
rechten glauben koennen [28] haben. Denn wo die lere unrein und falsch ist, kan
der Glaub nicht recht [29] noch rein sein, Wo der glaube nicht recht ist, Da
koennen keine gute frucht [30] oder gute Werck sein, sie gleissen6, wie sie
wollen, wie der HERR sagt, [31] [Matth. 12, 33] Matth. xij: ‘Setzet den Baum
gut, und seine fruechte gut, Oder setzt den Baum [32] [Matth. 7, 17] faul, und
seine fruchte faul’. Und vij: ‘Ein guter Baum bringt gute frucht, [33] Ein
boeser Baum bringet boese fruechte’. Es ist alles umb die Lere zu thun. [34] Wo
die recht ist, So ist alles recht, Glaube, Werck, Leben, Leiden, gute und [35]
boese tage, essen, trincken, hungern, dursten, schlaffen, wachen, gehen, stehen
&c.. [36] Wo die Lere nicht recht ist, da ists umbsonst, alles verlorn, und
alles gentzlich
[Seite 406]
[ 3 fur] vor
HI]
[1] verdampt,
Werck, leben, Leiden, fasten, beten, almosen, kappen, platten, Und [2] was der
Bepstlichen Kirchen heiligkeit mehr ist.
[3] Darumb
darff man sich fur jrem Gebet nicht furchten noch besorgen, So [4] [1. Kön. 18,
27] wenig als sich Elias furcht fur dem gebet der Propheten Baal, iij. Reg. xx,
[5] Sondern, wie er sie spottet sampt jrem gebet und Gott, So muegen wir der
[6] Papisten gebet sampt jrem Gotte auch spotten. Denn wir wissen, das jr gebet
[7] [Ps. 109, 7] verflucht ist, wie jr Lere und Glaube, nach dem Cix. Psalm:
‘Jr gebet mus [8] zur sunden werden, Und wen sie leren, der mus verdampt sein’.
Und ist gewis [9] jr gebet, gleich wie der Teuffel selbs auch jr spottete, da
ein mal ein [10] truncken Pfaff im bette seine Completen bettet, und im gebet
speiet er, und [11] lies einen grossen Bombart1 streichen. O recht, sprach der
Teuffel, Wie das [12] gebet ist, So ist auch der Weirauch.2 Eben so ist alle
jre loeren3, in den [13] Stifften und Kloestern. Denn sie koennen nicht beten,
wollen auch nicht beten, [14] wissen auch nicht, was beten sey, oder wie man
beten sol. Weil sie das [15] Wort und Glauben nicht haben. On das4 der Bapst zu
Rom mit seinen [16] Pro [Bl. E ij] cession und Litanien (welchs jm andere nach
thun) den Koenigen [17] und Herrn gerne wolte eine Nase drehen5, und stroeern
Bart flechten6, das [18] sie gleuben sollen, er sey seer andechtig und heilig.
Wil aber nicht ein har [19] weichen von seinen greweln und Abgottereien. Ach es
ist sein gebet des truncken [20] Pfaffen Completen, und sein Weirauch. Ja wens
nur so gut were, so were [21] hoffnung, Er moechte nuchtern werden, und fur
solche stinckend Completen, eine [22] bessere Metten beten. Davon itzt gnug.
[23] So sage
ich nu den unsern, das sie sich nicht sollen rhuemen uber diesen [24] Sieg,
Sondern Gott die ehre geben, jm dancken und preisen, Der allein der [25] rechte
Krieger ist, und heisst, doch ein allmechtiger Krieger, wie jn Mose [26] [2.
Mose 15, 3] nennet in seinem Lobgesang Exod. xv, Dem auch der Sieg nimer mehr
feilen [27] kan. Nicht das man darumb solt die Rustung nach lassen7, wo man sie
haben [28] kan, Sondern das man darauff sich nicht lassen, sondern allein auff
Gott [29] vertrawen sol, der beide durch Rustung, wo man sie haben kan, Auch on
[30] Rustung, wo man sie nicht haben kan, den Sieg geben wil. Denn wo man [31]
die Rustung haben kan, sol man derselben als seiner gaben brauchen, darunter
[32] er sich verbergen, und also wunderlich den Sieg geben wil. Wo man aber
[33] die Rustung nicht haben kan, Da wird er sie zur not wol verschaffen
reichlich [34] den seinen, Wie er dem H. Koenig Ezechie thet fur Jerusalem,
wider den Keiser [35] [2. Mose 13, 18] zu Assyrien, Sanherib. Und doch Mose
schreibt, Exod. xiiij, Das die kinder [36] Jsrael gerust oder geharnischt aus
Egypten zogen, Ob sie wol in Egypten on
[Seite 407]
[ 2 wuerden
AG 4 kuendte I 9 den Baurn HI 29 Leute] volck I]
[1] jre
Rustunge errettet wurden, durch des Herrn gang oder Phase.1 Auch jm [2] roten
Meer on jre Rustung fur Pharao frey und sicher wurden.
[3] [1. Kor.
3, 6] Also spricht auch S. Paulus j. Corint. iij: ‘Jch habe gepflantzt, Apollo
[4] hat begossen, Aber Gott hat das gedeien gegeben’. Er kundte wol on
pflantzen [5] und begiessen das gedeien geben, Und on dis gedeien ist pflantzen
und begiessen [6] umb sonst. Aber er wils nit geben, man pflantze denn und
begiesse. Jn der [7] [Joh. 6, 13] Wuesten und in der nott macht Christus der
HERR aus v Brot so viel, das [8] xij koerbe vol brocken uber blieben den
funfftausent Man, die da assen, und [9] sat waren worden. Aber dem Baurn auff
dem felde wil er solch gedeien nicht [10] geben, ist auch nicht not, Sondern er
sol pfluegen, egen, seen, das ist, brauchen [11] des, so fur handen, und Gott
dazu geordent hat. So wil er den Segen und [12] gedeien geben. Sonst heisst es
Gott versucht. Er kuendte auch wol den H. geist [13] geben on das Wort und
Prediger. Aber er wils nicht on das Wort thun, [14] oder wird auch hie heissen
Gott versucht, wie die glaublosen Werckheiligen [15] thun. Also kuendte er wol
itzt auch haben gethan, und die Papisten mit jrem [16] Commissarien on Rustung
zu schanden machen, Aber er hat die Rustung lassen [17] seine larven sein, und
darunter jnen den mut genomen, und mit schrecken zu [18] nicht gemacht.
[19] [Ps. 44,
4] [Bl. E iij] Darumb spricht Psalm xliiij: ‘Unser Veter haben das Land nicht
[20] eingenomen durch jr schwert, Und jr arm halff jnen nicht, Sondern deine
[21] rechte und dein arm, und das Liecht deines angesichts, denn du hattest
wolgefallen [22] an jnen’ &c.. Wie thar2 er das sagen? Stehet nicht da die
Schrifft, [23] das Josua mit dem volck Jsrael geruest und zu Felde geordent
zoch, mit faust [24] und harnisch, die voelcker Canaan schlug und gewan? Wie
halff jnen denn [25] jr schwert und arm nicht? Ja, das ists, davon wir reden:
Wo nicht Gott [26] mit seim Andlitz, Liecht und wolgefallen bey jnen gewest
were, wie er hie [27] sagt, Sie wurden mit jrem schwert und arm zu allen
schanden worden sein, [28] wie jnen geschach Josue 7, Da sie vermessen waren,
verachten die stad Hai, [29] [Jos. 7, 3] und sprachen: ‘Was sol das gantze Volck
wider so wenig Leute sich bemuehen? [30] las zwey oder drey tausent Man hin
ziehen, und die Stad verderben!’ Aber [31] die zu Hai fielen heraus und
schlugen sie in die flucht, das ein seer gros [32] schrecken und zagen in das
ganze Volck und uber Josua selbs auch kam, und [33] mit grosser muehe, sich
wider ermanneten. Eben so geschach den vermessenen [34] [Richt. 20, 22.25]
Jsraeliten auch Jud. xx, Da sie zuvor lernen musten, nicht auff jr schwert zu
[35] pochen, und zweimal von einer Stad Gibea burgern, den Ben Jamiten,
geschlagen [36] wurden, und xl tausent Man verloren.
[37] [Ps. 44,
5 –7] Das wil der Prophet, Da er forder3 im genanten Psal. xliiij singet:
‘Gott, [38] du bist mein Koenig, der du Jacob huelffe verheissest, durch dich
wollen wir [39] unser Feinde umbstossen, Und in deinem Namen wollen wir
untertretten4, die
[Seite 408]
[1] sich
wider uns setzen. Denn ich verlasse mich nicht auff meinen bogen, und [2] mein
schwert kan mir nicht helffen. Sondern du hilffest uns von unsern [3] Feinden, und
machest zu schanden, die uns hassen.’ Er spricht nicht: Jch hab [4] keinen
bogen noch schwert. Ja ich habe wol (spricht er) bogen und schwert, [5] Denn es
ist ja mein schwert und mein Bogen. Man sol und mus gerustet [6] sein, mit
wehre und Woffen, wo man sie haben kan, Auff das man Gott nicht [7] versuche.
Sondern: Jch verlasse mich nicht (spricht er) auff meinen Bogen [8] oder auff
meine Rustung. Das VERLASSEN und vermessen oder vertrawen [9] auff eigen Macht
oder Rustung, das verderbets gar und ist rechte Abgoetterey. [10] Denn
vertrawen und vermessen oder verlassen gehoeret alleine Gott zu, das der [11]
damit als ein rechter Gott erkennet und geehret wird, Das der Sieg seine [12]
gabe sey, und nicht unser macht oder klugheit.
[13] [Ps. 44,
9] Also schleusst er daselbs: ‘Wir wollen teglich rhuemen von Gott, und [14]
jmerdar deinem Namen dancken, Sela’. Das heisst: Allein Gott sol man [15]
ehren, rhuemen und dancken, der alles thut und gibt, sonderlich1 den Sieg, [16]
Denn er wil der beid keines nicht leiden, Versuchen2 und vermessen3, Sondern
[17] wir sollen die mittel strassen gehen, weder zur lincken noch [Bl. E 4] zur
rechten [18] seiten aus weichen. Wer nicht Rustung sucht, wo er sie haben kan,
der brauchet [19] des nicht, das Gott gegeben hat, der weicht zur lincken
seiten aus, und wil [20] (wie man sagt) mit dem kopff versetzen4, und versucht
Gott, Und werden auch [21] getrost5 und billich uber den kopff geschlagen. Wer
auff seine Rustung, klugheit [22] oder stercke sich verlesst und vermisset, Der
weichet zur rechten seiten aus, und [23] verachtet Gott, dem er allein
vertrawen und sich seiner blossen guete und [24] gnaden vermessen solt. Die
mittel strasse aber heisst: Gott hat wolgefallen [25] an denen, die jn
fuerchten und seiner guete trawen. Damit kriegt er die Ehre [26] [Ps. 147, 11]
und Rhum, die jm geburen, Psalm Cxlvij. Sonst gehets, wo es der vermessenheit
[27] geret, das des rhuemens und prangens6 keine masse ist7, da wil ein [28]
jglicher das beste gethan haben8, Ja ein jglicher wolt gern allein die ehre
[29] haben, Das Gott mus vergessen sein und dahinden bleiben9, als hette er
[30] nichts gethan, oder nichts darzu thun koendte, So doch die Heiden durch
viel [31] erfarung, und nicht on schaden gelernt haben, den sieg dem gluck oder
jren [32] Goettern, und nicht jrer klugheit und stercke zueignen.
[33] Hieher
gehort nu der Psalm lxxvj, Gotte zu loben und zu dancken, der [34] uns dis mal
zum anfang von der Papisten boesen furnemen gnediglich errettet [35] und
geschutzt und sie mit jrem trotz und vermessenheit zu schanden gemacht [36]
hat. Und wo sie nicht auffhoeren werden (So fern auch wir in Gottes furcht [37]
und trauwen bleiben), Sol unser HERR Gott hiemit die posaunen wider sie [38]
angestimmet haben. Versehen10 sie es, das er die Posaunen auffbleset11 und
[Seite 409]
[ 7 Das
Folgende nach HI]
[1] in die
drummel stosset1, So wird Bapst, Teuffel sampt jrem anhang uber [2] einen
hauffen2 ligen im abgrund der Hellen. Lasst uns alle Bus thun, Gott [3]
fuerchten und trawen, So sind wir hie und dort selig. Dem selben trewen [4]
gnedigen Gott sei Lob und Danck, Ehre und Rhum, durch seinen lieben Son, [5]
mit Gott dem H. Geist, in ewigkeit, Amen.
[6] E. K. und
F. G. untertheniger Mart. Luth.
[7] [Bl. Fb]
Klage und bitte zu Gott wider die alten (der alten Schlangen) Religion
[8] und ihre
Schutzherrn.
[9] Psalm
Lxiiii.
[10] Hore,
Gott, mein stim in meiner klage, Behuete mein leben fur dem grausamen [11]
Feinde.
[12, 13]
Verbirge mich fur der samlung der Boesen, Fuer dem hauffen der Ubeltheter,
[14] [Bl. F
ij] Welche jre Zungen scherffen wie ein schwert, Die mit jren gifftigen [15]
worten zielen, wie mit Pfeilen,
[16] Das sie
heimlich schiessen den Fromen. Ploetzlich schiessen sie auff jn, on [17] alle
schew.
[18] Sie sind
kuene mit jren boesen Anschlegen, Und sagen, wie sie stricke legen [19] wollen,
Und sprechen: Wer kan sie sehen?
[20] Sie
ertichten Schalckeit und haltens heimlich, Sind verschlagen und haben [21]
geschwinde Rencke.3
[22] Aber
Gott wird sie ploetzlich schiessen, Das jnen wehe thun wird.
[23] Jr eigen
Zungen wird sie fellen, Das jr spotten wird, wer sie sihet.
[24] Und alle
Menschen, die es sehen, werden sagen: Das hat Gott gethan, [25] und mercken,
das sein werck sey.
[26] Die
Gerechten werden sich des HERRN frewen, und auff jn trawen, Und [27] alle
Fromen hertzen werden sich des rhuemen.
[28] Lob und
danck, Das Gott solch Gebet erhoret, und sein new4,
[29] das ist,
das wort Christi, geehret hat.
[30] Psalm
Lxxvi.
[31] Gott ist
in Juda bekand, Jn Jsrael ist sein Name herrlich.
[32] Zu Salem
ist sein Gezelt, Und seine Wonunge zu Zion.
[33] Da selbs
zubricht er die pfeil des bogens, Schild, schwert und streit, Sela.
[Seite 410]
[ 38
Kurfuersten I]
[1] Du bist
herrlicher und mechtiger Denn die Raubeberge.1
[2] Die
Stoltzen muessen beraubet werden und entschlaffen, Und alle Krieger [3] muessen
die hand lassen sincken.
[4] Von
deinem schelten, Gott Jacob, Sinckt in schlaff beide Ross und [5] Wagen.
[6] Du bist
erschrecklich. Wer kan fur dir stehen, wenn du zurnest?
[7] [Bl. F
iij] Wenn du das urteil lessest hoeren vom Himel, So erschrickt das [8]
erdreich und wird stille.
[9] Wenn Gott
sich auffmacht zu richten, Das er helffe allen Elenden auff [10] Erden, Sela.
[11] Wenn
Menschen wider dich wueten, so legestu ehre ein, Und wenn sie noch [12] mehr
wueten, bistu auch noch gerust.
[13] Gelobet
und haltet dem HERRN, ewrem Gott, alle die jr umb jn her [14] seid, Bringet
Geschenck dem Schrecklichen,
[15] Der den
Fuersten den mut nimpt, Und schrecklich ist unter den Koenigen [16] auff erden.
[17]
Schlaffen.2
[18]
Schlaffen heist hie, so man zu felde sagt, verzagen, feig werden, erschrecken.
[19] Als wenn
der Man feig wird, so zittern die Hende, die Beine beben, [20] der Kopff
hanget, das er weder Spies noch Schwert halten kan, viel weniger [21] streiten
oder sich weren, lesst in sich stechen und hawen, wie in einen klotz. [22] Er
ist nicht tod, und lebt auch nicht, sondern wie ein Schlaffender kan er [23]
nichts thun, kan auch wol offt nicht fliehen, Denn er ist erstarret. Solcher
[24] Krieger ist Gott, der das hertz wegnimpt, so ist der Man dahin, Wie er mit
[25] Pharao, Sanherib, Benhadad und vielen mehr gethan hat. Also ists itzt auch
[26] gangen, Auff das man lerne Gott fuerchten, als mit dem nicht gut kriegen
ist. [27] Er lesst dir Spies, schwert, buchsen und harnisch, Aber das hertz
nimpt er [28] weg. So sincket hand und spies, Ros und Man in solchen schlaff,
wie hie [29] der Psalm singet.
[30] Nimpt
den mut.3
[31] Das
Ebreisch lesst sich hie nicht Deudsch reden, Latine wolt ichs geben: [32]
Vindemiat ferociam Principum. Jch mus ein wenig die gedancken des [33]
Propheten bilden, so kan mans verstehen. Die Schrifft heisst ein Land oder [34]
[Jes. 5, 1ff.; Jer. 2, 21; Matth. 21, 33ff.] volck Weinberg, wie Jsa. v., Jere.
ij, wie Matth. xxj Christus auch zeigt. Weinleser [35] heisst hie die Feinde,
so den weinberg lesen, das ist die Lande pluendern [36] [Ob. 1, 5; Joel 1, 7;
Ps. 80, 9] und rauben, Obadja j, Joel j, Psalm lxxx. Als itzt hat der
Commissarius [37] der alten Religion (wie sie es nennen), des Teuffels und
Bapsts Heerfuerer [38] gedacht, Er wolte dem Kuerfursten, H. Moritzen und
Landgraven die Weinberg
[Seite 411]
[ 3 wiltn H]
[1] lesen, Da
weren jm die Stedte in Doringen, Meissen, Hessen, Naumburg, [2] Zeitz etc.
kostliche Weinstoeck und Reben gewest1, hette wol gute Drauben kuennen [3]
schneiten, und jm einen reichen Herbst machen. Da wider hat Gott im Rat [4] der
Wechter gesagt (Sein wort und ehre zu schuetzen): Harr2, wiltu weinlesen, [5] So
wil ich zuvor komen, Vnd dir den Mut lesen, und solche Weinerndte aus [6] dir
machen, Das deinem mut nicht eine Drauben, Beer noch blat uberbleiben, [7]
Sondern Himel und Erden zu enge werden sollen.3 Das heisst Ebreisch Bazar [8]
ruah4, [Bl. F 4] den mut lesen. Welchs wir haben mussen deudschen “den Mut [9]
nemen”, weil “den Mut lesen” bey den Deudschen man nicht lautet.5 Aber [10]
spoettisch ists geredt wider die Raubeberge, die da nicht dencken, das, wenn
sie [11] also wein lesen und pluendern wollen, Gott jren stoltzen mut zuvor
belesen [12] und pluendern koenne. Solch spotten kan der glaube an Christum von
anfang [13] [Joh. 14, 12] und jmer fort thun, Joh. xiiij: ‘Wer an Mich gleubet,
der wird die werck [14] thun, die ich thu’ etc.
[Seite 412]
[Einleitung]
Die
theologische Fakultät zu Löwen hatte eine Reihe dogmatischer Thesen
aufgestellt, an die alle, die ihr scolastico iure unterworfen waren, gebunden
sein sollten. Diese Thesenreihe sollte einem doppelten Zwecke dienen:
diejenigen, welche der Ketzerei verdächtigt worden waren, konnten sich dadurch,
daß sie sich zu diesen katholischen Wahrheiten bekannten, von dem Verdachte
reinigen, und zum andern sollten die Prediger darauf festgelegt und dadurch
verhindert werden, aus Unwissenheit oder aus dem mißverstandenen Wunsch nach
Verständigung mit den Vertretern des neuen Glaubens oder aus Bosheit Jrrlehren
zu verbreiten. Während der letzten Monate des Jahres 1544 tat der Kaiser den
Löwener Theologen den Wunsch kund, ein solches Glaubensbekenntnis zu
sanktionieren. Am 8. Dezember teilte ihm nun die Fakultät eine doppelte
Thesenreihe mit, enthaltend ‘ea, quae propter haereses in his tuis regionibus
cotidie magis increbrescentes iudicavimus populo per concionatores magna
sedulitate exponenda atque etiam inculcanda esse’; die erste Reihe gab diese
Wahrheiten wieder ‘contracte et populariter’, die zweite ‘fusius ac supra
captum populi’; mehrere Thesen sind in beiden Reihen identisch; das Plus der
längeren besteht in Thesen über die Erbsünde, Rechtfertigung und Gnade. Durch
ein Dekret vom 14. März 1545 befahl der Kaiser, ein Exemplar der kürzeren
Thesenreihe allen kirchlichen Würdenträgern und allen denen, die mit der
religiösen Unterweisung beauftragt waren, zuzustellen mit dem Befehl, sich
daran zu halten. Jn demselben Monat wurde diese Thesenreihe in Löwen
lateinisch, franzoesisch und niederländisch gedruckt.1
Ein Exemplar
des lateinisch- französischen Originaldrucks hat Neudecker im Archiv zu Cassel
gefunden und beschrieben: Merkwürdige Aktenstücke aus dem Zeitalter der
Reformation II, Nuernberg 1838, S. 450f., Anm. 42. Der Titel lautet: Articuli
Orthodoxam Religionem sanctamque fidem nostram respicientes. A sacrae
Theologiae Professoribus Louaniensis Uniuersitatis editi, ... Les Articles
concernans la Vraie religion et saincte foy catholique, Composez par les
Docteurs en saincte Theologie de Luniuersite de Lowain ... Cum Gratia et
Priuilegio
[Seite 413]
Louanii apud
Reynerum Velpium Anno Domini M. D. XLV. Derselben Presse entstammt eine
holländische Ausgabe, von der die Staatsbibliothek in Berlin ein Exemplar
besitzt (Dg 4124): Articulen onse oprech-|| te Christene ghelooue, ende
ghemeyne || Christelijcke leuen aengaende, van den || Doctoren der heyligher
Godheyt in die || Vniuersiteyt van Louen wtghegeuen, || ... ¶ Tot Louen || By
ons Reynier Velpen, ende Jacop Baten. || Anno M. CCCCC.XLV. || Daran reiht sich
ein in Köln erschienener lateinischer Nachdruck1 — das in der Staatsbibliothek
zu Berlin befindliche Exemplar (Dg 4120) wird uns unten noch einmal
beschäftigen: (Blättchen) ARTICVLI || ORTHODOXAM RELIGIO-|| nem sanct̃amq;
fidem nostram || respicientes. || A SACRAE THEOLOGIAE PROFES-||soribus
Louaniensis Vniuersitatis aediti, ... Coloniae ex officina Melchioris Nouesia-||ni.
Anno M. D. XLV. ||
Die auffällig
zahlreichen deutschen Übersetzungen verteilen sich auf drei Gruppen: Die erste
mit dem Titel: “Hauptartikel ...” oder: “Artikel die allgemeine Religion und
unseren heiligen Glauben betreffend, ...” wird eröffnet durch folgenden Kölner
Druck (Berlin, Staatsbibliothek Dg 4130 = Dg 4131 Nr. 2): Haeupt Artikell vn-||
sers Waren Christlichen alge-|| meynen glaubens, von den Gelehrten || der
heiliger schrifft d' Vniuersitiert || zů Loeuen zu samen gestelt, ... ||
Zu Coellen truckts Jaspar Gennepeus. || Anno Jesu Christi M. D. XLv. || Eine
zweite Gruppe mit dem Titel: “32 Artikel ...” entstammt dem evangelischen
Lager. An ihre Spitze möchte ich folgenden Druck (Berlin Dg 4134)2 stellen:
Zwen vnd dreissig Arti-||ckel, die allgemeinen Religion vnd || Glauben
belangend, von den || Theologen der hohē Schůl || zu Loeuen, gantz
neulich || außgangen. || Anno M. D. Xlv. || Die den Drucken dieser Gruppe
vorangestellte Vorrede sei nach dem eben beschriebenen Erstdruck hier eingefügt:
An den
Christlichen Leser.
Wie ist es
doch so war, dz der heilig Paulus in der ersten zu Timotheo sagt: [2. Tim. 3, 1
–9; (vgl. 1. Tim. 4, 1 –3)] “Es werden in den letzten zeiten menschen sein, die
da werden haben ein schein eines gotseligen wesens, aber sein krafft werden sie
verlaugnen, und der warheit widerstand thun, menschen von zerrutten synnen,
untuchtig zum glauben, aber sie werdens nicht ausfueren, denn jr torheit wirde
offenbar werden yederman.” Dann sihe nur die ungelerte Sophisten von Loeuen mit
disen iren artickeln an, So hastu ein lebendig exempel solcher weyssagung des
heiligen Pauli. Dann wie untuchtig sie zum glauben sein, zeuget neben andern
jren irthumen der neundt artickel klerlich an, darin sie den waren Christlichen
glauben zu grund verlaugnen und verlestern. Wie toricht und zerrutter synne sie
aber sein, zeuget der neun und zwaintzigst artickel, darinnen sie alle
abgoetterey des gantzen Babstumbs bestettigen. Darzu geben sie aller welt
klerlich zuverstehen, dz man sich bey dem gantzen Babstumb und allen Papisten
in gemein keiner pesserung, keiner reformation, ja auch keins Christlichen
Concilions versehen dorffe. Dann sie setzen im drei undzwaintzigsten artickel,
Man sol das urtail aller zwispalt im glauben dem Bapst haim stellen. Lieber, warzu
soll dan
[Seite 414]
ein
Concilium? Jn summa: Papisten bleiben papisten, bis man jnen und jrer
Babylonischen [Off. 18, 6f.] Braut zu Ehrn das liedlein singen wird: “Bezalet
sie, wie sie euch bezalet hat. Unnd macht jrs zwifaltig nach jren wercken, und
mit welchem kelch sie euch eingeschenckt hat, schenckt jr zwifeltig ein. Wie
vil sie sich herlich gemacht unnd jren mutwillen getrieben hat, so vil schenckt
jr qual und laid ein.” Apocalypsis am achtzehenden. Gott geb bald. Amen.
Endlich gibt
es noch eine deutsche Übersetzung der Loewener Artikel unter dem Titel: “Der
neue Glaub von den Doctoren zu Löwen, die sich doctoren der Gotheit rühmen,
...”, die zugleich eine Widerlegung derselben d. h. hauptsächlich den Nachweis
ihrer Schriftwidrigkeit enthält und wohl von Butzer in Straßburg herrührt.1
Davon sind mir drei Drucke bekannt geworden: Straßburg bei Wendel Rihel (Berlin
Dg 4138)2, Frankfurt a. M. durch Herman Guelfferichen (Berlin Dg. 4139 = Br.
8334a)3, Augsburg durch Haynrich Stayner (Berlin Dg 4141; Zwickau 20. 7. 251).
Über das
Bekanntwerden der Artikel in den uns hier interessierenden deutschen Kreisen
unterrichten uns folgende Briefstellen:
[1]
Melanchthon an Camerarius, Leipzig 1. Mai 1545: ‘Heri legi decretum Academiae
Lovaniensis plenum impietatis, quod et autoritate Caroli Imperatoris munitum
est’ (CR V 753).
[2] Luther an
Amsdorf, Wittenberg 2. Mai: ‘De saevitia Cesaris et Lovaniensium Sophistarum
articulis credo te audisse vel etiam legisse. Avertat Deus iram suam a Caesare,
ne manus suas polluat sanguine innocenti’ (Enders 16, 217).
[3] Luther an
Kurfürst Johann Friedrich, Wittenberg 7. Mai: “Jch Schicke Ekfg wider die
Artickel zu Loüen gestellet, Denn wir sie ettwa fur acht tagen auch gedruckt
bekomenn. Es ist seer gut, das sich die elenden leute so an den tag geben und
selbs zu schanden machen. Jn des keisers brieff werden sie seine, des keisers,
tochter genennet. O unseliger keiser, der solcher grossen schendlichen,
grewlichen huren Vater sein mus.”4 (Enders 16, 220.)
[4] Kurfürst
an Landgraf Philipp von Hessen, Weidenhain 10. Mai: “Nachdem uns E. L. unlängst
einen Druck ubersandt, So zu Löwen der Religion halben gestelt, mit bit,
denselben dem Erwirdigen und hochgelarten unserm lieben andechtigen Ern Martin
Luther der heiligen schrifft Doctor zuzefertigen, und do er solchen druck
gelesen, Jn furder E. L. alsbalt wider zutzeschicken, So ist dasselbige von uns
dermassen geschehen. Gedachter Doctor Martinus hat uns auch gemelten druck
wiederumb ubersandt, Welchen wir sampt Copei der schrifft, So er daneben an uns
getan [= seinem Briefe vom 7. Mai] E. L. hiemit zuschicken ... (Neudecker S.
450f.).
[Seite 415]
[5] Bucer an
Landgraf Philipp, Straßburg 10. Mai: “Jch sende E. f. g. den neuen alcoran
durch die Niderland uffgerichtet” (Lenz, Briefwechsel Landgraf Philipps mit
Bucer II, 348).
[6] Landgraf
Philipp an Bucer, Spangenberg 19. Mai: “Die articul, so der religion halben in
Niderland ausgangen sein, haben wir gleichergestalt auch hiebevor bekommen und
davon dem Luthero abschrift1 geschickt, der meinung, das er darus ursach nehme,
desto mehr mit seinem schreiben gegen die Zurcher inzuhalten und
bescheidenlicher zu fahren”2 (Lenz S. 351).
[7] Justus
Jonas an Fürst Georg von Anhalt, Halle 21. Mai: ‘Themata theologorum
Lovaniensium, quibus damnant omnes articulos doctrinae nostrae et omnia, quae
continentur in confessione et apologia, typis excusa missa sunt Vittenbergam a
quodam amico ad d. Lutherum. Dessae reliqui exemplar apud illustrissimum
principem et dd. Ioachimum mittendum V. R. D. et Cel., deinde remittendum mihi
Halam vel ipsi d. doct. Luthero. Rogo V. R. D. et Cel. dignetur significare, an
themata illa extreme hostilia legerit et edictum Caes. Caroli V. latina et
gallica lingua adiunctum. Lutherani una cum Anabaptistis et Oecolampadio clare
ac diserte ut haeretici damnantur’ (Kawerau, Briefwechsel des Justus Jonas 2,
161).
[8]
Melanchthon an Justus Menius, Wittenberg 22. Mai: ‘Vidimus multo ante
Lovaniense decretum, et optarim opponi aliquam brevem et graviter scriptam
Responsionem. Adornarem ipse aliquid, sed me multa impediunt, quae non libet
recensere’ (CR V 758).
Aus diesen
Briefstellen ergibt sich folgendes: Melanchthon hat am 30. April (1, 8), Luther
vor dem 2. Mai die Löwener Artikel gesehen (2, 3), Luther sicher in einem
Druckexemplar (3: fur acht tagen auch gedruckt). Von diesem Druckexemplar ist
zu unterscheiden ein zweites, das Philipp von Hessen dem Kurfürsten zur
Weitergabe an Luther sandte und das der Kurfürst, nachdem Luther es ihm unterm
7. Mai zurückgegeben hatte (3), unterm 10. an Philipp zurückschickte (4), und
ein drittes, das Bucer am 10. Mai an den Landgrafen sandte (5) und auf das
dieser am 19. reagierte (6). Das Exemplar, das Jonas dem Fürsten Georg von
Anhalt zur Verfügung stellt (7) und das dieser an ihn nach Halle oder direkt an
Luther nach Wittenberg zurückschicken soll, ist wohl identisch mit dem, das
Luther schon vor dem 2. Mai “bekommen” hatte (2, 3). Über seine Herkunft
erfahren wir aus Jonas’ Brief, daß es ‘a quodam amico’ an Luther nach Wittenberg
geschickt worden war. Jonas hatte es aus Wittenberg, wo er in den ersten Tagen
des Mai weilte3, nach Dessau mitgenommen.
Unverworren
mit dem Wittenberger Kreise blieb ein Exemplar der Löwener Artikel mit dem
kaiserlichen Sanktionsdekret, das am 8. Mai Ambrosius Blaurer in Konstanz mit
der Bitte um Rückgabe an Heinrich Bullinger in Zürich sandte; Blaurer hatte es
von dem Augsburger Bürgermeister Hans Welser4 bekommen.5
[Seite 416]
Versuchen wir
nun, diese vier in der damaligen Briefliteratur auftauchenden Exemplare mit den
oben aufgeführten Drucken zu identifizieren, so besteht zunächst betreffs des
vierten und letzten in Süddeutschland kursierenden kein Anhalt zu einer
Vermutung. Das zweite oder das dritte dürfte mit dem von Neudecker im Casseler
Archiv gefundenen lateinisch-französischen Löwener Originaldruck identisch
sein. Besonders interessant wäre es aber, wenn es gelänge, das erste Exemplar,
das schon Ende April in Wittenberg auftaucht und in Melanchthons, Luthers, wohl
auch Justus Jonas' und Georgs von Anhalt Händen gewesen ist, zu rekognoszieren.
Da ergibt sich nun das merkwürdige Zusammentreffen, daß das Berliner Exemplar
des in Köln hergestellten lateinischen Nachdrucks Randbemerkungen von der Hand
Caspar Crucigers trägt, die unverkennbar mit Luthers lateinischer und deutscher
Gegenschrift gegen die Löwener Artikel verwandt sind, sei es, daß Luther durch
Crucigers Glossen, sei es, daß dieser durch Luther inspiriert worden ist.1 Es
ist also sehr wahrscheinlich, daß eben dieses Exemplar Luther vorgelegen hat.
Jch drucke danach die Löwener Thesen mit Crucigers Randbemerkungen (die, mit
roter, oft sehr verblaßter Tinte geschrieben, schwer lesbar, z. T. nicht mehr
zu entziffern sind) ab, zumal da Luther in seinen Gegenthesen die Kenntnis der
Löwener Thesen voraussetzt, diese also sowieso nach irgendeiner Vorlage Unsrer
Ausgabe einverleibt werden müßten2:
Confirmatio
articulorum subsequentium per Imp. Maiest. 1545
[vel sola
titulorum prolixitas homines terreret] Carolus divina favente clementia
Romanorum Imperator semper Augustus, rex Germaniȩ, Castellae, Legionis,
Arragonum, Navarrae, Neapolis, Siciliae, Maioricarum insularum, Indiarum et
terrae firmae maris Oceani, Archidux Austriae, Dux Burgundiae, Lotharingiȩ,
Brabantiae, Limburgiae, Luxemburgiae et Geldriae, Comes Flandriae, Arthesij, Burgundiae,
Palatinus et Hannoniae, Hollandiae, Zelandiae, Ferrettis, Hagenaldi, Namurci et
Zutphaniae, Princeps Zweviae, Marchio sacri Romani Imperij, Dominus Frisiae,
territorij Traiectensis citra et ultra Insulam, Mechliniae, Salinarum et
Groningae. Et dominator in Asia et in Africa, Universis praesentes literas
inspecturis salutem.
Cum pro
nostro erga Deum Optimum Maximum Christianamque Rempublicam officio quieteque
et tranquillitate subditorum in nostris inferioribus regionibus consistentium
extirpationi perniciosorum dogmatum, haeresum et errorum in praetactis
regionibus (proh dolor) pullulantium et grassantium diligentissime semper
invigilaverimus ac incubuerimus, Quod ut commodius faciliusque fieret et de
noxijs supplicium sumeretur, pleraque salubria aediderimus publicaverimusque
statuta, frequenter illa innovando ampliandoque apposita etiam nonnunquam
gravium
[Seite 417]
[satis
diabolice latrocinijs] poenarum comminatione, Certiores attamen effecti sumus,
quod praetactis remedijs non proficientibus, naturae inimico male suggerente,
haereses antedictae iniquaque dogmata neque extincta aut sedata extant, imo
publice et privatim magis atque magis indies gliscunt, Quod quidem evenire
maxima ex parte compertum est ob doctrinarum diversitatem, quam concionatores
et alij, ad quorum officium spectat verbum domini ad populum enunciare,
spargunt et effundunt, Nonnullis eorundem de literis sacris uno modo, alijs
aliter sentientibus, unde indoctum vulgus persaepe ambiguum, incertum et
saepenumero deceptum fuit. Quibus malis ut obviam eatur et, quantum in nobis
est, detur opera, quod sacrosancta mater nostra Ecclesia (quam puram et
immaculatam esse oportet) nullis diversarum traditionum maculis aspergatur
utque Christiana nostra pietas et religio certa constansque in publicis
concionibus de caetero in dubium non revocetur [vere resolutionem]
praedicatoresque determinatam habeant resolutionem, quam populo annunciare
teneantur, nonnullos per Decanum aliosque sacrarum literarum professores [boni
tibicines] nostrae Lovaniensis Academiae, filiae nostrae, articulos deligi
curavimus, quibus dubia per haereticos in controversiam disputationemque circa
Orthodoxam fidem religionemque nostram hactenus vocata resolvuntur
diluunturque, tenoris infrascripti:
Decanus et facultas
theologorum Lovaniensium omnibus in Christo fidelibus Salutem.
1545
[Angeli lucis
scil.] Magnas quotidie vires in his regionibus accipit haereticae pestis
contagium, ac nisi occuratur, futurum prospicimus, ut hic brevi plena sint
omnia non solum Lutheranorum, Oecolampadianorum et Anabaptistarum, sed istorum
etiam, qui nuper adhuc obscuris nominibus emergere coeperunt1, nec dici potest,
quanto studio teneantur multi clanculum monstra ista alendi. Quare pro officio,
quod in Ecclesia Dei gerimus, verbis paucis complexi sumus articulos certos
dogmatum, [Et nobis Deo iuuante proderunt] quae propter haereses dictas valde
expedit hoc tempore a bonis et catholicis concionatoribus populo (nam populi
causa operam hanc suscepimus) exponi fideliterque et diligenter explicari. Quos
quidem articulos aliquanto fusius pauloque altius [vt suas ineptias melius
tegerent] repetitis principijs ampliare exponereque potuissemus; verum hoc
necessarium nobis visum non est. Quinimo utilius fore credidimus, si quam
simplicissime [His enim scribitis] proponerentur, ad captum etiam
imperitissimorum. Porro eo libentius rem hanc curavimus, quia certo
intelligebamus eandem Caesareae M. magnae curae esse, et quae ipsius egregia
pietas est, ultro etiam istiusmodi quippiam expetere.
Articulus
primus.
Credendum est
septem esse Ecclesiae sacramenta a Christo instituta, quae [Probationes
aliquando cum butyro fluent2] sunt Baptismus, Confirmatio, Eucharistia,
Poenitentia, Extrema unctio, Ordo et Matrimonium. Per quae quamvis externa et corporalia
signa Deus invisibiliter, sive per bonos sive per malos ministros, nostram
salutem operatur.
[Seite 418]
II.
Baptismus ad
salutem omnibus est necessarius, etiam infantibus, per quem peccata plene
tolluntur et fiunt filij Dei ac haeredes vitae aeternae. nec unquam est
iterandus.
III.
Poenitentiae
Sacramentum (quod post Baptismum omnibus relapsis est ad [fides delitescit in
fortunatis insulis1] salutem necessarium) complectitur Contritionem,
Confessionem et Satisfactionem.
IIII.
Contritio est
dolor de peccatis propter Dei offensam susceptus cum proposito [sed quando?]
sito confitendi et satisfaciendi, non autem (ut quidam hoc seculo perniciose
docent) terror conscientiae propter apprehensum gehennae supplicium peccatis
debitum. Praeparat tamen hic terror et gehennae metus ad veram animi
contritionem.
V.
Confessurus
diligentiam legitimam adhibere debet, quo sacerdoti iudici suo [vae puellis
formosis] manifestet omnia peccata sua mortalia, etiam occulta cordis, ut ab
eis per illum absolvatur, cuius absolutionis minister est solus sacerdos
secundum Ecclesiae ritum consecratus.
VI.
[Haec ...
extat in fumibulo2] Satisfactio est persolutio poenae plerunque adhuc debitae
remissa iam culpa. Nam omnem poenam peccato debitam semper condonari culpa
remissa erroneum est et scripturis sacris adversatur.
VII.
Certa fide
tenendum est hominem habere liberum arbitrium, quo potest male, et cum gratia
Dei bene agere, et post mortale peccatum admissum Deo adiuvante poenitere, et
peccatorum remissionem consequi.
VIII.
Ad
iustificationem ante omnia necessaria est in adultis fides, qua certo credimus
Christum Iesum Dei filium nobis propiciatorem a patre propositum esse pro
peccatis nostris in sanguine ipsius, sine qua nullis nostris operibus nullaque [Appendix
ista necessaria erat] poenitentia iustificatio obtineri potest, sicut nec fide
sola sine poenitentia et proposito vivendi secundum mandata Dei.
IX.
[Diabolus ..
se adorari cupit] Fides, qua quis firmiter credit et certo statuit propter
Christum sibi remissa esse peccata seque possessurum vitam ȩternam,
nullum habet in scripturis testimonium, imo iisdem adversatur, etiamsi firma et
certa spe expectare debemus in hac quidem vita per Sacramentum baptismi et
poenitentiae peccatorum remissionem, in seculo autem futuro vitam aeternam.
X.
Itaque, quamdiu
inter hostes nostros et adversarias potestates hic vivimus, [Dubit .. vult ..]
nulla nobis est securitas, sed cum timore et tremore iuxta sententiam Apostoli
[Seite 419]
nostram
salutem operari debemus, Et secundum varias animorum nostrorum affectiones nunc
magis sperare, nunc magis timere, simpliciter tamen magis et frequentius de
misericordia domini sperandum est, quam formidandum de severitate.
XI.
Opera bona
omnibus adultis sunt ad salutem necessaria, et cum ex fidei et charitatis
spiritu proficiscuntur, ita grata sunt Deo, ut eis tanquam iustam [viri
sancti?] mercedem vitam retribuat aeternam.
XII.
[in
Marcolfo1] Confirmatio et extrema Unctio Sacramenta sunt a Christo instituta,
sed non ut duo praecedentia ad salutem necessaria, ex contemptu tamen illa
omittere [Canon] mortale peccatum est.
XIII.
In
Eucharistiae Sacramento est re ipsa verum corpus domini nostri Iesu Christi,
illud ipsum, quod de virgine natum et in cruce passum est.
XIIII.
[Speculationes
superChristum] In Eucharistia non manent panis et vinum, sed haec in corpus et
sanguinem Christi admirabili potentia verbi ipsius sunt conversa manentibus
tantum panis [Hoc volunt] vinique speciebus. unde certa fide tenendum est
sacram Eucharistiam sancte a nobis adorari, sive in Missa sive extra Missam,
ubicunque reposita fuerit, aut quoties in supplicationibus publicis a sacerdote
circumfertur.
XV.
[Quia trunci
sunt2 scil. vestra quae est longe sapientior Christo] Non est laicis necessaria
ad salutem communio sub utraque specie, iustisque de causis ab Ecclesia
sancitum est, ut illis sub una tantum panis specie Sacramentum communicetur, in
quo carnem et sanguinem atque ita totum Christum sub una specie sumunt.
XVI.
[vbi]
Sacrificium Missae ex institutione Christi tam vivis prodest quam defunctis.
XVII.
Solis
sacerdotibus secundum Ecclesiae ritum ordinatis data est a Christo potestas
consecrandi verum corpus Christi et sanguinem.
XVIII.
Matrimonium
contractum et consummatum inter Christianos est indissolubile, qualiscunque fiat
alter coniugum, sive adulter, sive sterilis, sive haereticus.
XIX.
Nunquam licet
Christiano post divortium contrahere matrimonium, vivente eo, cum quo prius
legitime contraxerat.
[Seite 420]
XX.
[Quia decreta
vlenspiegelis1] Matrimonia contracta contra Canones ipsa dirimentes simpliciter
sunt irrita et nulla.
XXI.
Firma fide
tenendum est unam esse in terris veram atque catholicam Christi Ecclesiam,
eamque visibilem, quae ab Apostolis fundata in hanc usque nostram aetatem
perdurans retinet et suscipit, quicquid de fide et religione tradidit, tradit
[Bona pars] et traditura est cathedra Petri, super quam ita a Christo suo
sponso est aedificata, ut in his, quae fidei sunt et religionis, errare non
possit.
XXII.
[Admodum
arcte caelum concluditis] Extra hanc nulli sperenda est salus, suntque extra
eam haeretici, schismatici et excommunicati, unde vehementer formidanda est
excommunicatio, nec humana, sed divina est excommunicandi potestas.
XXIII.
[scil. pastor
de Kalenberg2] Unus est ecclesiae summus pastor, cui omnes obedire tenentur, ad
cuius iudicium controversiae, quae super fide et religione existunt, sunt
referendae.
XXIIII.
Summam hanc
praeposituram primus omnium gessit sanctus Petrus, verus [Hic omnes lapilli
recte sunt positi3] Christi in terris vicarius et totius familiae eius pastor,
Post Petrum vero ex Christi institutione omnes deinceps Pontifices, Petri in
cathedra successores.
XXV.
Certa fide
tenenda sunt non solum, quae scripturis expresse sunt prodita, sed etiam, quae
per traditionem Ecclesiae Catholicae credenda accepimus, et quae [Hac collapsa
plorabunt inerorum portae] definita sunt super fidei et morum negocijs per
cathedram Petri vel per concilia generalia legitime congregata.
XXVI.
Constitutiones
Ecclesiasticae de ieiunijs, festis et abstinentia ciborum alijsque [Vincula
Petri] multis obligant in conscientia, etiam extra casum scandali.
XXVII.
[etiam contra
Christum] Recte fit in ecclesia, quod sanctos in coelis cum Christo agentes
veneramur et invocamus, ut pro nobis orent: quorum etiam meritis et
intercessione Christus nobis hic multa largitur, alias non largiturus: per quos
etiam miracula multa in terris operatur.
XXVIII.
[Aurea regula
Sicut Moguntiȩ sinistrum cornu Mosi4] Quapropter sancte et religiose faciunt,
qui loca eis dicata una cum ipsorum reliquijs religiosa pietate visitant et hoc
modo ab ipsis opitulationem quaerunt.
[Seite 421]
XXIX.
[... latro
ante imaginem Satanae] Gratus est etiam Deo imaginum usus recteque coram eis
procumbimus invocaturi sanctos, quos repraesentant.
XXX.
[Confirmatio
extat in Fortunato1] Firmiter credendum est post hanc vitam purgatorium esse
animarum, in quo solvitur poena peccatis adhuc debita. Eisdem tamen subvenitur
sacrificio altaris, oratione, ieiunio, eleemosyna alijsque bonis operibus
vivorum, sicut et indulgentijs, quo citius ab ea liberentur.
XXXI.
Animae
defunctorum purgatae mox regnant cum Christo in coelis. Et animae impiorum hinc
migrantes sempiternis traduntur supplicijs.
XXXII.
[Catena
Satanica] Recte vota Deo facimus tam monastica quam alia, et facta obligant apu
Deum nec adversantur libertati Euangelicae: quae a peccatis libertas est et
ijs, quȩ spiritum nostrum quoquo modo impediunt, quo minus totus Deo
serviat, non autem a voti vel iuramenti obligatione, nec ab obedientia
magistratus Ecclesiastici vel secularis.
Ergo, quod
unum nostrae facultatis est, mandamus Theologiae studiosi omnibus quacunque
ratione nobis subiectis et in posterum subijciendis Primum, ne quid usquam
doceant aut profiteantur, quod dogmatibus his contrarium sit, deinde, ut eadem
fideliter, cum locus et occasio postulabit, tueantur et explicent ad veteris et
orthodoxae fidei custodiam et aedificationem Christiani populi. Si qui vero
contraria, eos pro modo facultatis nostrȩ omnino punire decrevimus.
[Vaccultas]
Anno a nativitate domini M. D. XLIIII. Mensis Decembris die sexta Facultas
Theologiae congregata per iuramentum in collegio Theologorum super articulis
praecedentibus probavit hos articulos sub forma, qua scripti sunt. Sic
subscriptum de mandato dominorum Decani et Facultatis.
Iudocus de
Langhenhove Notarius subscripsit.
Hac proinde
causa, cumque articuli peracti in nostro concilio accurate perlecti catholici
et sancti comperti fuerint, eosdem, quantum in nobis situm est, harum
testimonio literarum nostra autoritate decretoque firmamus, Omnes et singulos
Episcopos Ecclesiarumque Praelatos, cuiuscunque gradus dignitatisve fuerint,
requirentes et exhortantes, Et, quantum protectionis et conservationis
sanctissimae fidei nostrae nobis incumbentis provincia exigit, illis mandantes,
quatenus singulis eorum vicarijs, officialibus et officiatis articulorum
praedictorum auctenticum exemplar transmittant, Parochialibus, Presbyteris et
monasterijs mendicantium et non mendicantium et alijs quibuscunque, ad quos
verbum Christi populo annunciare pertinet, in eorundem Praelatorum diocoesibus
constitutis tradendum
[Seite 422]
[.. solent]
et porrigendum aperteque et absque verborum involucro populo e suggestu
exponendum. Iuxta quorum articulorum contenta tam Episcopi quam clerus,
exemptus et non exemptus, non modo in publicis concionibus, verum etiam in
privatis communicationibus sese accommodare studebunt, Non permittentes
quicquam ab eisdem articulis dissonum seu contrarium a suis evulgari, proponi
aut sustineri, adhibita diligenti de transgressoribus contraria, pugnantia seu
his [probe declaratum est] discordantia praedicantibus aut sentientibus
inquisitione et de noxijs (ut alijs cedant in exemplum) debita animadversione
sequuta. Omnibus itaque nostris nostrorumque vasallorum officiatis et iustitiae
praefectis districte praecipiendo mandamus, quatenus Episcopis praedictis,
Praelatis et alijs eorundem officiatorum opera egentibus circa praemissa
faveant et assistant impertito eis, ubi exinde fuerint requisiti, auxilij
secularis brachio. Insuper dilectis et fidelibus nostris [ὄργανα
electa] supremo capiti, Praesidenti et nostris consiliorum privati magnique
Consiliarijs, Cancellario et Consiliarijs consilij nostri Brabantiae,
gubernatori, Cancellario et Consiliarijs Geldrensibus, Gubernatoribus, Praesidentibus
et Consiliarijs Luxemburgensibus, Flandriae, Arthesij, Insulensis, Duacensis et
Orchiarum, Magno nostro Hannoniȩ Ballivo et Consiliarijs
nostris in Montibus Hannoniae, Gubernatori, Praesidenti, Consiliarijs
Hollandiae, Frisiae et Traiecti, Gubernatori et supremo Ballivo Namurcensi,
Locumtenenti Transysulano et Groningae, receptoribus Zelandiae Meridionalis et
Orientalis, Schaldae, Praeposito Comitis in Valenchenis, Ballivo Tornacensi et
Tornacesij, Sculteto Mechliniensi omnibusque alijs nostris nostrorumque
vasallorum officiatis et iustitiae praefectis, quibus literae nostrae
dirigentur et ad quos negocium hoc pertinet et spectat, Damus in mandatis,
quatenus praemissa servent, sectentur et adimpleant et ab omnibus servari,
sectari et adimpleri absque contradictione aut contraventione quacunque
procurent. In quorum robur fidemque praemissorum praesentes literas nostro
fecimus sigillo communiri. Datum Bruxellae die XIIII. Mensis Martij Anno Domini
M. D. XLV, Imperij nostri XXVI, Regnorumque nostrorum Castellae, Legionis et aliorum
XXIX. Subscriptum per imperatorem in suo concilio et signatum Verreyken.
[Fortsetzung
Einleitung]
Wie wir sahen
(oben Briefstelle 8), dachte zuerst Melanchthon daran, eine Gegenschrift zu
erlassen. Dann aber machte sich Luther selbst an die Arbeit. Am 9. September
schickte Melanchthon ein Exemplar der lateinischen Gegenthesen Luthers an
Justus Menius (CR. V 848), am 13. September sandte der damals in Wittenberg
weilende Hieronymus Besold aus Nürnberg in Luthers Auftrage drei Exemplare an Veit
Dietrich, von denen dieser eins behalten, das zweite an Osiander, das dritte an
Link weitergeben sollte (Archiv f. Reformationsgeschichte 13, 170), am 23.
vermutete Luther in einem Briefe an Dietrich, daß dieser durch Besold das für
ihn bestimmte Exemplar zugestellt erhalten haben möchte (Enders 16, 293). Der
von Joseph Klug in Wittenberg hergestellten Quartausgabe der lateinischen
Gegenthesen folgte sehr bald ein Leipziger Nachdruck in Oktavformat. Diesen
hatte Antonius Musa in Merseburg schon am 23. September in Händen (Archiv f.
Reformationsgesch. 9, 49).
Unsicher ist,
wann Luther die freie deutsche Übersetzung seiner Gegenthesen verfertigt hat,
die dann bei Nickel Schirlentz in Wittenberg gedruckt wurde. Jm Druck
[Seite 423]
erschienen
ist sie gewiß nicht vor dem 1. Oktober 1545, da sonst Johann Funck, damals
Prediger in Wöhrd bei Nürnberg1, nicht an diesem Tage eine eigene Übersetzung
vom Stapel gelassen haben würde.2 Von dem Originaldruckmanuskript befinden sich
vier Blätter jetzt im Besitze der Staatsbibliothek zu Berlin.3 Das Vorsetzblatt
enthält über die Herkunft der Handschrift folgende Nachrichten: “Diese
Luthersche Schrift ... war in einen Sammelband in quarto eingebunden, der den
Dialogus des Urbanus Rhegius, Wittenberg 15454, und zwölf andere Drucke von
Justus Jonas, Melanchthon, Bugenhagen und Luther selbst aus den Jahren 1545
–1546 enthielt. Der Band wurde von dem Antiquar Ludwig Rosenthal in München
schon im März 1897 durch Vermittlung des Prof. Pietsch der Kgl. Bibliothek zum
Kaufe angeboten und steht in einem Kataloge von 1899 mit 1000 verzeichnet, wurde aber erst im Januar 1901
auf erneutes Angebot mit andern Lutherschen Druckschriften erworben. Das 1.
Blatt war in den Besitz des Autographensammlers Darmstädter gelangt und wurde
von diesem gegen den lateinischen Brief Luthers an Gerhard Xanthis (d. i. Gerh.
Wilskamp von Herford, Enders 9, 234 Nr. 2038) abgegeben.” Dieses Manuskript
wird unten mit wiedergegeben. Während die lateinische Originalfassung der
Gegenthesen nur deren 75 zählt, ist in der deutschen Übertragung zwischen die
4. und 5. eine neue eingeschoben.5
Vor
Weihnachten 1545 waren die lateinischen Thesen auch der kleinen evangelischen
Gemeinde in Rom bekannt; vgl. den Brief des Spaniers Diego Enzinas an Luther,
Weihnachten 1545, Enders 16, 343.
Ausgaben:
A “CONTRA
XXXII. || ARTICVLOS LOVANIEN-||SIVM THEOLOGI || STARVM. || MARTINVS LV-||THER
DOCTOR THEO-||LOGIAE VOCATVS. || VVITTEBERGAE || Anno M. D. XLV. ||”
Titelrückseite leer, 6 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –[B]), letzte
Seite (= Blatt [B] 2b) leer.
Druck von Joseph Klug in Wittenberg.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8051 und 8051bis, letzteres das früher Knaakesche Exemplar), Dresden,
Heidelberg, Nürnberg St., Wittenberg, Zwickau; London. — Erl. Ausg.1 65, 169
Nr. 4 (einzige lateinische Ausgabe; ungenau, kann auch B sein).
[Seite 424]
B “CONTRA
XXXII. || ARTICVLOS LOVANIENSIVM || THEOLOGISTARVM. || MARTINVS LVTHE || RVS
DOCTOR THEOLOGIAE || VOCATVS. || VVITENBERGAE ANNO || M. D. XLV. ||”
Titelrückseite leer. 6 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –[B]), letzte
Seite (= Blatt [B] 2b) leer.
Druck von Joseph Klug in Wittenberg.
Vorhanden: Jena U. (Op. th. V, q. 9 〈39〉), Zwickau. — Erl. Ausg.1
65,
169 Nr. 4
(vgl. das zu A Gesagte).
C “CONTRA ||
XXXII. ARTICVLOS || LOVANIENSIVM || THEOLOGISTA || RVM. || MARTINVS LV-||THER
DOCTOR THEO-||LOGIAE VOCATVS. || LIPSIAE || IN OFFICINA VALEN-||TINI PAPAE. ||
ANNO || M. D. XLV. ||” Titelrückseite leer. 8 unbezifferte Blätter in Oktav (=
Bogen A), letztes Blatt (= A 8) leer.
Vorhanden: Stuttgart L. (Theol. Luth.
416). — Fehlt Erl. Ausg.
D “CONTRA
XXXII. || ARTICVLOS LOVA-||NIENSIVM THEOLOGI || STARVM. || MARTINVS LV || THER
DOCTOR THEO-||logiæ uocatus. || M. D. XLVI. ||” Titelrückseite bedruckt. 6
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A).
Druck von Hermann Gülferich in Frankfurt
a. M.
Vorhanden: Berlin (an Cw 7940). — Fehlt
Erl. Ausg.
Deutsche
Übersetzung Luthers:
[A] “Wider
die || XXXII. Artikel || der Teologisten von || Loeuen. || Mart. Luth. ||
Wittemberg. || M. D. XLV. ||” Mit Titeleinfassung (= J. Luther,
Titeleinfassungen der Reformationszeit. Tafel 31). Titelrückseite leer. 10
unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –C), letztes Blatt (= C 2) leer. Am
Ende (Blatt C 1b Z. 9): “Gedruckt zu Wit-||temberg, Durch || Nickel
Schir-||lentz. || M. D. XLV. ||”
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8058ff.), Dresden, Halle U. Heidelberg, Jena U., Leipzig U., München H.
u. U., Stuttgart L., Wittenberg, Zwickau; London. — Erl. Ausg.1 65, 169 Nr. 1
(ungenau).
Übersetzung
durch Johann Funck in Nürnberg:
“Funff vnd
sibentzig Ar-||tikel, den algemeinen Christlichen Glau-||ben belangend, wider
die zwenvnddreissig || Artikel, der Sophisten vnnd Sew-||Theologen der
Schůl zu Loe-||uen gestelt, durch || Martin Luther der hei-||ligen
Schrifft beruffnen Lehrer || vnd Doctorn. || Aus dem Latein verdeutscht. || J.
F. || 1 Octobris 1545. ||” Titelrückseite leer. 8 unbezifferte Blätter in Quart
(= Bogen A –B), letztes Blatt (= B 4) leer.
Nürnberger Druck.
Vorhanden: Knaakesche Sammlung; Berlin
(Luth. 8062 und 8062bis, letzteres das früher Knaakesche Exemplar), Dresden,
München H. u. U., Wittenberg, Wolfenbüttel. — Erl. Ausg.1 65, 169 Nr. 3
(ungenau).
[Seite 425]
Namenlose
Übersetzung:
“Widder die
zwey || vnd dreissig Artickel der || Theologisten von || Löuen. || Martinus
Luther || der Göttlichen geschrifft be-||ruffner Doctor. || ANNO M. D. XLV. ||”
Titelrückseite bedruckt. 8 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –B), letzte
Seite (= Blatt B 4b) leer.
Druck von Hermann Gülferich in Frankfurt
a. M.1
Vorhanden: Berlin (Luth. 8060), Dresden,
Wernigerode, Wittenberg, Würzburg U. — Erl. Ausg.1 65, 169 Nr. 2 (ungenau).
[Eine vierte Übersetzung von Cruciger ist
in den Gesamtausgaben der Werke gedruckt. O. Br.]
Jn den
Gesamtausgaben: lateinisch: Wittenberg II (1546), 543b –545b; Jena I (1556),
577a –579b; Erlangen-Frankfurt, Opp. lat. var. arg. IV, 486 –492; Propositiones
theologicae (1558), Blatt S 1b –S 6b und ebenda in der Ausgabe 1561. —
Deutsch2: Wittenberg 12 (1559), 339b –342a; Jena 8 (1558), 417a – 421b;
Altenburg 8, 498 –501; Halle (Ergänzungsband) 468 –471; Leipzig 21, 523 –529;
Walch1 19, 2250 –2271; Walch2 19, 1808 –1817; Erlangen1 65, 169 –178.
[1]
Contra XXXII
articulos Lovaniensium theologistarum. 1545
[2] [Bl. A
ija] I. Quicquid in Ecclesia Dei docetur sine Verbo, mendatium & impietas
est.
[3] II. Si
idem pro articulis fidei statuitur, Impietas & hȩresis
est.
[4] III. Cui
si quis credit, Idolatra, Diabolum pro Deo colit.
[5] [Tit. 1,
14] IIII. Stat sententia S. Pauli, Doctrinas hominum aversari veritatem.
[6] V. Septem
esse sacramenta sine verbo asseritur ab hȩreticis & Idolatris [7]
Louaniensibus.1
[8] VI.
Baptisma est sacramentum tam adultis quam infantibus dandum ad [9] remissionem
peccatorum & salutem ȩternam.
[10] VII.
Doctrina tamen synagogae Louaniensium de Baptismate2 est damnanda [11] ut hȩretica.
[12] VIII. Hȩreticum
damnamus spiritum Anabaptistarum, ut qui propter hominum [13] vitia vel
indignitatem damnat verum Baptisma.
[Seite 426]
[1] IX. Sic
enim & magistratum (imo & ministerium verbi) liceret damnare [2]
propter peccatum vel indignitatem personae. Quod est seditiosum.
[3] X. Stulta
est consequentia: Baptisandus non credit vel non est dignus, Ergo Baptisma
datum est nullum.
[5] XI. Etiam
si antecedens huius consequentiae in infantibus sit falsissimum [6] &
temerarium.
[7] XII.
Certum est tamen Magistrollos nostrollos neque hanc neque ullam [8] aliam
sectam confutare posse Doctrina & eruditione scripturarum.
[9] XIII.
Ideo compendio confutant, scilicet ferro & igne, caede & sanguine [10]
[Röm. 3, 15] civium, sicut scriptum est: ‘veloces pedes eorum ad effundendum
sanguinem’.
[11] XIIII.
Haec sunt arma militiȩ eorum spiritualia, ut non sit necesse in [12] scripturis
sese exercere, Sed liceat indoctissimos sophistas manere.
[13] XV. In
Eucharistia sacramento venerabili & adorabili est & exhibetur &
[14, 15] sumitur vere & reipsa corpus & sanguis Christi tam a dignis
quam indignis.1
[16] XVI.
Explodenda tamen & abominanda est doctrina Nostrollorum Louaniensium [17]
in usu huius sacramenti, cum sit prophanationis, haeresis, Idolatriarum [18]
plenissima.
[19] XVII. Ad
digne percipiendum necessaria est fides, qua firmiter creditur [20] promittenti
Christo remissionem peccatorum & vitam aeternam, ut sunt [21] clara Verba
in sacramento.
[22] XVIII.
Sine causa, imo sine verbo, mera vanitate Magistrollorum, docetur [23]
transubstantiatio panis & vini.2
[24] XIX.
Rapere laicis alteram speciem, quibus Christus ipse totum sacramentum [25]
dedit, est horrendissimum sacrilegium & satanica tyrannis.3
[26] XX. Hic
enim maledicta lerna louaniensium non solum sine verbo, sed [27] contra
expressum [Bl. A iij] mandatum dei furit & sȩvit in rem &
personas [28] sibi non subiectas.
[29] XXI. Non
Ecclesia dei hoc sanxit, ut mentitur furor louaniensium, cum [30] laici, Maior
pars Ecclesiae, hanc vim ferre cogatur a Colluvie pessimorum [31] hominum &
paucissima parte Ecclesiae, imo nulla parte Ecclesiȩ,
[32] Sed parte omnium diabolorum.
[33] XXII.4
Missam esse sacrificium sine verbo Docetur. Et quia de scripturis [34]
autoritatem non habet, eadem facilitate contemnitur, qua probatur, ut sic [35]
utar verbo Hieronymi.5
[36] XXIII.
Missam pro defunctis offerri haereticum est & blasphemum insigniteque [37]
mentitur lerna louaniensium esse a Christo institutam.
[Seite 427]
[1] XXIIII.
Mortui non manducant & bibunt. Cum tamen Christus iubeat [2] manducare
& bibere in hac vita.
[3] XXV. Nec S.
Augustinus suos libros vult aequari sacris literis nec aliorum, [4] aut sua
dicta pro articulis fidei teneri.1
[5] XXVI. Et
unde diabolica ista arrogantia nostrollorum in alienos subditos, [6] scilicet
Christi, ut nobis hominum & suas opiniones aequare, imo praeferre [7]
audeant articulis fidei?
[8] XXVII.
Haereticos serio censemus & alienos ab Ecclesia dei esse Cinglianos [9]
& omnes sacramentarios, qui negant corpus & sanguinem Christi [10] ore
carnali sumi in venerabili Eucharistia.
[11] XXVIII.
Confutationes tamen louaniensium sanguinariae & incendiariae [12] pertinent
ad parricidas, non ad eruditionem, quam in sacris literis prorsus [13] nullam
habent.
[14] XXIX.
Quem, quaeso, articulum hȩresis illi confutarent, qui ipsi sunt pleni [15] &
distenti innumeris haeresibus, blasphemijs & idolatrijs?
[16] XXX.
Deinde nihil ex scripturis, Sed omnia ex Doctrinis hominum ructant, [17] vomunt
& cacant in Ecclesiam non suam, sed dei viventis.
[18] XXXI.
Habent ergo louaniensium furiȩ Ecclesiam, habitaculum Dei,
pro [19] sua Cloaca, in quam, quasi Domini eius, sua stercora egerant &
propter [20] illa eam occidant. O furor furorum!
[21] XXXII.
Confirmationem esse sacramentum sine verbo asseritur. Et sententia [22]
louaniensium mentitur esse a Christo institutam.2
[23] XXXIII.
Scimus bonos & pios viros non voluisse sententias suas (ut carne [24] adhuc
gravatos) pro articulis aut sacramentis haberi, aliterque dicturos [25] fuisse,
si admoniti fuissent.
[26] XXXIIII.
Penitentiam cum virtute clavium absolventium sacramentum [27] libenter
confitemur. Habet enim promissionem & fidem remissionis [28] peccatorum
propter Christum.3
[29] XXXV.
Quam fidem cum negent louanienses, sunt Apostatȩ Blasphemi, [30]
Turcis, Iudaeis, ethnicis deteriores.
[31] XXXVI.
Pȩnitentia a louanisiensium synagoga tradita, scilicet quod
sit [32] contritio, confessio, satisfactio, est nulla nisi Iudȩ
proditoris, Saulis & [33] similium desperationis machina. Ideo ut haeretica
est damnanda.
[34] [Bl A 4]
XXXVII. Neque quid contritio, confessio, satisfactio, promissio aut fides [35]
sint, noverunt nec disci potest ex sterquilinio & Cloaca louaniensium, [36]
cum sine verbo dicantur omnia.
[37] XXXVIII.
Liberum arbitrium ad bonum est nullum. Cum gratia autem [38] posse in bonum,
Hoc est Magistrolliter aliud respondere quam quaeritur [39] in libertate
arbitrij.4
[Seite 428]
[1] XXXIX.
Ritus ordinandi sacrificos Missales, Idest Crucifixores Christi, est [2]
inordinatio diaboli.1
[3] XXXX.
Ordo non est sacramentum. Sed ministerium & vocatio ministrorum [4] [1.
Kor. 12, 28] Ecclesiae 1. Cor. xij Non habet promissionem remissionis
peccatorum.
[5] XLI. Ea
vocatio legitime fit ab Ecclesia sine Rasura, unctura & alijs larvis [6]
humana temeritate pro rebus sacris & necessarijs iactatis.
[7] XLII.
Unctio extrema non est sacramentum, multominus a Christo instituta, [8] ut
rudiunt Magistri nostrolli.2
[9] XLIII.
Impijssime & contumeliosissime contra Christum dicitur Aliquod [10] esse
sacramentum & tamen ad salutem non necessarium.
[11] XLIIII.
Matrimonium esse sacramentum sine verbo dicitur & a Magistris [12] ruditate
nostrollis in speculo Marcolfi visum est.3 4
[13] XLV. Est
vero Matrimonium Creatio, donum & ordinatio divina sicut [14] politia seu
Magistratus.
[15] XLVI. In
Matrimonij causis nihil habet Papa, multo minus bruta [16] Magistrollia,
statuere aut definire, sicut nec in politia. Quamvis etiam [17] pro &
inscitia sua non possunt.
[18] XLVII.
Vere Una est Ecclesia Christi Catholica in terris, Sed ad quam [19] non
pertinent hȩretici & Idolatrae louanienses cum suo Idolo abominabili
[20] Papa.
[21] XLVIII.
Cacolyca verius est Ecclesia Papae & Magistrollorum, Ecclesiȩ
[22] Christi Sangui naria adversatrix & vastatrix.
[23] XLIX.
Necesse est louanienses esse crassissimos porcos Epicuri & prorsus [24]
Atheos, qui sine timore tanta impudentia mentiuntur & blasphemant in [25]
conspectu Dei & hominum.
[26] L.
Testis est illis sua ipsorum conscientia Papatum non modo sine verbo [27] Sed
& contra verbum esse Ecclesiae invectum.6
[28] LI. Quia
& res ipsa simul testatur Nunquam fuisse Papam totius Ecclesiae [29] caput,
quod tam impudenter asserunt Liripipia7 louaniensium.
[30] LII. Ea,
quae art. XXI cum sequentibus octo dicunt, sunt perfecte Marcolfica [31] nec
nisi in speculo Marcolfi visibilia, simul tamen blasphema & [32]
Idolatrica.
[33] LIII. De
animabus & purgatorio hui quam certi sunt Magistri nostrolli [34] ut qui
heri de coelo lapsi & nuper ab inferis reversi sunt.8
[Seite 429]
[1] LIIII.
Quia semel scripturis abiectis sibi licentiam sumpserunt somnia & [2]
vanitates humanas in articulos fidei transmutandi, nullum inveniunt modum [3]
neque finem articulorum.
[4] [Bl. B 1]
LV. Vota precipue monastica & celibatus sine mandato & verbo per [5]
homines inventa baratrum sunt perditionis.1
[6] LVI. Tum
res ipsa, quae vovetur, fucus & hypocrasis est, unde fructus [7] secuti
tali religione digniss⌈imi, qualis est pudicitia,
sanctitas, pietas Romae [8] & collegiorum.
[9] LVII. Ut castiora
sint inventa lustra ganeonum & fornices meretricum [10] quam sint Romanae
Sodomae & collegiorum Gomorrae.
[11] LVIII.
Paupertas eorum est rapina orbis terrarum & opes mundi, sicut [12] [Ps. 72,
12 vg.] scriptum est: ‘Ecce peccatores abundantes in seculo obtinuerunt
divitias’.
[13] LIX.
Atque has non haberent, nisi Heretici, Idolatrae & blasphemi ventres [14]
essent.
[15] LX.
Obedientia est facere, quod libuerit, praesertim si sit Magister noster. [16]
Hic etiam Ecclesiae dominus est, Et reges servi eius.
[17] LXI.
Libertatem Euangelicam S. Petrus & Paulus intelligunt non tantum [18] a
peccato & morte, Sed etiam ab oneribus legis divinae per Mosen [19, 20]
traditae, multo magis a stercoribus traditionum & opinionum humanarum.
[21] LXII.
Sed quia non fuerunt louanialiter Liripipiati Et Marcolfum Nostrollorum [22,
23] nescierunt, ideo sunt iure hȩretici ab halma facultate
adhuc declarandi.
[24] LXIII.
fides, qua quis statuit sibi remitti peccata propter Christum, est [25] in omni
sacramento & verbo necessaria.2
[26] LXIIII.
Quod autem alma vaccultas louaniensium dicit scripturas ei adversari, [27]
nimis subtiliter & magistraliter dicitur.
[28] LXV.
Significat enim hoc loco scriptura illas tres sacramenta Magistrollica, [29]
Birretum, Talarem, liripipium.
[30] LXVI.
Illa enim scriptura adversatur eiusmodi fidei, & huius scripturae [31] sunt
ipsi Magistri, ex qua etiam omnes istos xxxij Articulos sumpserunt [32] et
concluserunt.
[33] LXVII.
Fortasse malunt sibi peccata remitti incredulitate propter Beelzebub, [34]
principem dȩmoniorum.
[35] LXVIII.
Hic aperte videmus Louanienses bestias simpliciter abiecisse [36] Christianam
religionem & ex corde esse perditissimos paganos.
[37] LXIX.
Unum hoc recte faciunt, quod sibi (abiecto Christo), ne omnino [38] sint athei,
novos deos fingunt & mortuos invocant, sanctos, non sanctos, [39] nihil
refert eorum.
[Seite 430]
[1] LXX. Ut,
qualis est populus, tales habeat Deos. Iusto iuditio dei, cuius [2] verbum
contemnunt & blasphemant.
[3] [1. Kön.
18, 27] LXXI. Hic cum Elia libet illis illudere: ‘Clamate voce maiore, sunt
enim [4] dij, orationem habent, Res agunt, aut peregre profecti, aut certe
dormiunt, [5] ut excitentur’.
[6] LXXII.
Quam turpiter & aeterna labe dedecorant Cȩsaris Caroli, tot [7]
populorum principis, clarissimum nomen & suum seculum, cum praetexunt [8]
eum confirmasse tam sacrilega & sa-[Bl. B 2]tanica portenta [9] eorum.1
[10] LXXIII.
Non est regum aut principum etiam veram Doctrinam confirmare, [11] [Ps. 2, 10]
sed ei subijci & servire, ut Psal. ij dicitur: ‘Et nunc, reges,
intelligite, [12] Erudimini, Iudices terrae’.
[13] LXXIIII.
Multo minus illorum est impia, blasphema, Idolatrica dogmata [14] confirmare
aut tueri, imo contra illis cum Ecclesia resistere & damnare.
[15] LXXV.
Disce ergo, frater Christiane, ab Exemplo miserrimo louaniensium [16] Cavere ab
hominum Doctrina & diligentius incumbere sacris Literis. [17] Dixi dicamque
brevi plura [18]
Deo favente.
[19] [Bl. A
ij]
Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Loewen. 1545
[20] I.
[21] Alles,
was man in der Kirchen (welche ist Gottes volck) leret on Gottes [22] wort, Das
ist gewislich erlogen und unchristlich.
[23] II.
[24] Und wo
man solches fur Artikel des glaubens fuergibt, ists nicht allein [25]
unchristlich, Sondern auch Ketzerisch und teuffelisch.
[26] III.
[27] Wer dem
selben gleubet und folget, ist ein Goetzer und ehret den Teuffel [28] an Gottes
stat.
[Seite 431]
[1] IIII.
[2] [Tit. 1,
14] Denn da stehet S. Paulus und spricht Titum iij: Menschen lere wenden [3] ab
von der warheit.
[4] V.
[5] Und wo
nicht Gottes wort ist, da kan kein glaube sein, Sintemal auch [6] gute Wercke
nichts sind, wo sie nicht im glauben an Gottes wort geschehen.
[7] VI.
[8] Das VII
Sacrament seien zu gleuben, sagen wol die Sophisten zu Loeuen, [9] Aber sie
leren hierin als die Erzketzer und Ertzgoetzer1 on Gottes wort.
[10] VII.
[11] Die
Tauffe ist ein Sacrament, das man sol geben beide Jungen und [12] Alten zur
vergebung der sunden und zur ewigen seligkeit.
[13] VIII.
[14] Aber was
die Toelpelschule zu Loeuen von der Tauffe leret, sol man verdamnen [15] als
Ketzerey.
[16] IX.
[17] Den
Widerteuffer geist als Ketzerisch sol man verdamnen. Denn er verdampt [18] die
rechte Tauffe umb der Menschen unwirdigkeit und sunde willen.
[19] X.
[20] Denn
also moechte man auch die weltliche Oberkeit, Ja auch das Pfarr, [21] Bischoff,
Predigampt verdamnen, wenn die Person nicht heilig were. Das [22] were
allerding2 Auffruerisch.
[23] XI.
[24] Das ist
nichts geredt3: Der Teuffling gleubt nicht oder ist unwirdig, Darumb [25] mus
sein Tauffe nichts sein.
[26] XII.
[27] Wie wol
es auch ein falsche und frevel rede ist, das die junge Kinder [28] nicht
gleuben oder unwirdig sind.
[29] XIII.
[30] Gleich
wol ists offenbar, Das die Rangen4 zu Loeuen weder diese noch [31] einige
Ketzerey vermuegen zu verlegen5 mit Schrifft oder vernunfft.
[32] [Bl. A
iij] XIIII.
[33] Darumb
spielen sie des kurtzen6, nemlich mit Feur, Schwert, Morden [34] [Röm. 3, 15]
und Blut fromer Leute, wie geschrieben stehet: Jre fuesse lauffen schnelle,
Blut [35] zu vergiessen.
[36] XV.
[37] Das sind
jre geistliche Woffen, Auff das sie nicht duerffen sich in der [38] [Tit. 1,
12] Schrifft uben, Sondern muegen faule Beuche und grobe Esel geehret werden.
[Seite 432a]
[[Handschrift]]
432b
[1] Dr] XVI.
[2] Jn dem
hochwirdigen Sacrament des Altars, das man mit allen ehren [3] anbeten sol,
wird gereichet und empfangen warhafftig der natuerliche Leib und [4] Blut des
HERRN Jhesu Christi, beide von wirdigen und unwirdigen.
[5] XVII.
[6] Doch sol
man sich hueten und wie die ergeste gifft meiden Der Rangen [7] ketzer und
Goetzer zu Loeuen lere von dem brauch dieses Sacraments, Denn sie [8] auffs
schendlichst, ketzerischt und Gottslesterlichst damit handeln.
[9] XVIII.
[10]
Wirdiglich das Sacrament zu empfahen ist von noeten, das du gleubest [11] und
nicht zweivelst, Du habest darin vergebung der sunden und ewiges Leben, [12]
wie dir Christus selbs mit hellen worten im Sacrament verheisst.
[13] XIX.
[14] Es ist
nicht not, ist auch kein grund da, das man gleube den Rangen zu [15] Loeuen, so
uns leren, das Brod und Wein werde verwandelt und verliere sein [16] natuerlich
wesen.
[17] XX.
[18] Das man
den Leyen die eine gestalt des Sacraments, welchen es Christus [19] gantz
gegeben hat, raubet, das ist die aller grewlichst Gottes reuberey und [20]
lauter Teuffels tyranney.
[Seite 433a]
[[Handschrift]]
433b
[1] Dr] XXI.
[2] Und die
verfluchte hellische grundsuppe1 zu Loeuen thar hie nicht allein [3] on Gottes
wort, Sondern auch wider Gottes helle offenbar Gebot toben und [4] wueten uber
die ding und Leute, da sie doch keine gewalt noch recht uber haben.
[5] XXII.
[6] Es hat
solches nicht die Christliche Kirche gesetzt (wie die verfluchten Rangen [7]
liegen), weil die Leyen, als groesser teil der Christlichen Kirchen, solche
wueterey [8] und toben hat muessen leiden von den verzweivelten ergesten Buben,
die das [9] geringste teil, Ja kein teil der Kirchen, Sondern eitel und aller
Teuffels [10] teil sind.
[11] XXIII.
[12] Das die
Messe ein Opffer sey, ist geredt on Gottes wort. Weil aber [13] solchs aus der
Schrifft nicht grund hat, mag mans eben so leicht verachten [14] als annemen,
Wie S. Hieronymus zu reden pflegt.2
[15] XXIIII.
[16] Aber das
man die Messe solt opffern fur die Lebendige und Todten, Das [17] ist
Ketzerisch und Gottslesterlich, Und leuget hie die [Bl. A 4] Loeuanische
hellische [18] grundsuppe zumal3 grewlich, das Christus habe solchs eingesetzt.
[Seite 434a]
[[Handschrift]]
434b
[1] Dr] XXV.
[2] Die
Todten essen und trincken nicht, wie doch der HErr Christus befolhen [3] hat
seinen Christen im Leben zu essen und trincken.
[4] XXVI.
[5] S.
Augustin bezeuget selbs an viel orten, das er weder seine noch anderer [6]
Lerer schrifft wolle der heiligen Schrifft gleich oder seine sprueche fur [7]
Artikel des glaubens gehalten haben.1
[8] XXVII.
[9] Und wo
zum Teuffel kompt denn her der schendlichen Rangen zu Loeuen [10] unmessliche
thurst2 und frevel, das sie sich unterstehen, uber frembde Unterthanen [11]
(das ist uber die Christen) jr tolle, rasende duenckel3 und menschen thand der
[12] Schrifft zu vergleichen4, Ja uber die Artikel des glaubens zu heben?
[13] XXVIII.
[14] Ernst
ists bey uns, das die Zwingler und alle Sacraments schender, so [15] da
leugnen, das im hochwirdigen Sacrament muendlich empfangen werde der [16]
warhafftige natuerliche Leib und blut Christi unsers Heilands, gewislich Ketzer
[17] und von der heiligen Christlichen Kirchen abgesondert sind.
[Seite 435a]
[[Handschrift]]
435b
[1] Dr] XXIX.
[2] Aber wie
die blutduerstigen Mordbrenner und Bruedermoerder zu Loeuen [3] solchs
verlegen1, Das thun sie als Bruedermoerder und nicht mit Schrifft, darin [4]
sie gar nichts verstehen.
[5] XXX.
[6] Ah, wie
solten solche Rangen einigen2 Artikel der Ketzer verlegen, welche [7, 8] selbst
nichts anders sind Denn eitel luegen, Ketzerey, Gotes lesterung und Abgoetterey?
[9] XXXI.
[10] Thun sie
doch nicht mehr, Denn das sie gar nichts aus der heiligen Schrifft, [11]
Sondern eitel Menschen kot kacken, speien, fartzen, schmeissen in das Volck,
das [12] nicht jr, Sondern des lebendigen Gottes volck ist und heisst.
[13] XXXII.
[14] Und mus
also die heilige Christliche Kirche und Gottes volck nicht besser [15] gehalten
sein Denn das sie der Rangen zu Loeuen und jres bauchs heimlich [16] gemach
sey, Darein sie als die Herren muegen kacken, wo jr Bauch zu vol ist, [17] Auch
darueber sie noch Toedten und Brandmorden3, Das mag heissen Rasend [18] und
toericht sein.
[19] XXXIII.
[20] Die
Fermelung4 hat keinen grund, das ein Sacrament sey, und der [21] Stanckpful zu
Loeuen leuget schendlich, das es von Christo eingesezt sey.
[Seite 436a]
[[Handschrift]]
436b
[1] Dr]
XXXIIII.
[2] Wir
wissens seer wol, Das etliche frome feine Lerer Dis und Jhenes gesagt [3]
haben, Doch je nicht gewolt, das man jre mei-[Bl. B 1]nung solte fur [4]
Sacrament und Artikel des glaubens halten, Denn sie auch noch im Fleisch [5]
gelebt und sich gerne hetten lassen weisen1, wo sie erinnert weren worden.
[6] XXXV.
[7] Gerne
bekennen wir, das die Busse ein Sacrament sey, So ferne die Absolutio [8] der
Schlussel und glaube des Buessers dazu kome, Denn es hat in sich [9] die
verheissung und glauben der vergebung der sunden umb Christus willen.
[10] XXXVI.
[11] Nu aber
die Rangen zu Loeuen solche verheissung und glauben verleugnen [12] und
verdamnen, sind sie viel erger denn Heiden, Tuercken und Jueden.
[13] XXXVII.
[14] Die
Busse, so in der Rangen Schule zu Loeuen geleret wird, nemlich, Das [15] sie
sey Rew, Beicht, Gnugthun, ist nichts Denn des verrheters Juda, Sauls [16] und
dergleichen busse, eitel lere zu verzweiveln.
[17] XXXVIII.
[18] Darumb
ist sie als die gifftigst ketzerey zu meiden, denn was Rew, Beicht, [19]
Genugthun, Verheissung, Glaube &c.. sey, da wissen sie nichts von, kans
auch [20] niemand aus jrer Dreck schulen und Schmeisserey lernen, denn sie alle
ding on [21] Gottes Wort leren.
[22] XXXIX.
[23] Der
Freye wille ist zu allem guten untuechtig, Aber das er mit Gottes [24] hulffe
und gnaden kan guts thun, das heisst auff Rangisch und Loeuanisch ein [25]
anders antworten, weder man fragt, vom Freyen willen.
[26] XL.
[27] Die
Weihe, da man Messepfaffen weihet, das ist, die Christum jmerfort [28]
creutzigen sollen, ist ein unweihe2 und unordenung des leidigen Teuffels.
[Seite 437a]
[[Handschrift]]
437b
[1] Dr] XLI.
[2] Die
rechte Weihe ist kein Sacrament, sondern ein Gebot, Befelh und Berueff [3] [1.
Kor. 12, 4ff.] zum Ampt der Christlichen Kirchen j. Cor. xij, Hat keine
verheissung der vergebung [4] der sunden.
[5] XLII.
[6] Dieser
Berueff geschicht mit allem recht von der Christlichen Kirchen und [7] darff keiner
Platten, Schmire und was des eusserlichen gespenst mehr ist, Welchs [8] eitel
Menschen thand, Doch von den unsinnigen Rangen als noetig und seer [9] grosse
heiligkeit geachtet ist.
[10] XLIII.
[11] Die
letzte Olung ist kein Sacrament, viel weniger von Christo eingesetzt, [12] wie
die Rangen zu Loeuen grynnen.1
[13] [Bl. B
ij] XLIIII.
[14] Das ist
schendlich und lesterlich wider den HErrn Christum geredt, Das [15] ein
Sacrament sein solte und doch nicht not zur seligkeit.
[16] XLV.
[17] Das die
Ehe ein Sacrament sey, das wird on Gottes wort geredt, Und [18] die Rangen zu
Loeuen haben solchs im spiegel Marcolfi2 gelesen.
[19] XLVI.
[20] Die Ehe
ist ein Gottlich gescheffe3, Gabe und Ordenung, gleich wie die [21] weltliche
Oberkeit und jr regiment.
[22] XLVII.
[23] Jn
Ehesachen hat der Bapst nicht macht zu setzen4 oder zu richten, viel [24]
weniger Hans unvernunfft und Heintz worst zu Loeuen. Des gleichen auch [25]
nicht im weltlichen Regiment, wie wol sie von Gottes ungnaden auch viel zu [26]
grob und zu ungelert sind, solchs zu thun.
[27] XLVIII.
[28]
Gewislich ists die warheit, das auff Erden sey eine heilige Christliche Kirche,
[29] Aber in dieselbigen gehoeren nicht die Ketzer und Goetzer5 zu Loeuen mit
jrem [30] grewlichen Abgott dem Bapst.
[Seite 438a]
[[Handschrift]]
438b
[1] Dr] XLIX.
[2] Viel mehr
ists eine Beerwolffische1 kirche des Bapsts und der Roelinge2 [3] zu Loeuen und
der heiligen Christlichen Kirchen Blutdurstige Mordern und [4] verderbern.
[5] L.
[6] Es mussen
gewis die Loeuanische Roellinge grosse, grobe Epicurische Sew [7] sein und gar
keinen Gott haben, die so gar on schew und unverschampt liegen [8] und lestern
fur Gott und Menschen.
[9] LI.
[10] Jr eigen
Gewissen uberzeuget sie, das das Bapstum nicht allein on Gottes [11] wort,
sondern auch wider Gottes wort in der Christliche Kirche ist eingerissen.
[12] LII.
[13] So
zeuget es auch das werck an jm selbs, Das der Bapst niemals der [14] gantzen
Christlichen kirchen Heubt gewest ist noch jmer mehr3 wird, welches [15] doch
die Loeuanisch Lyrrapippa4 so unverschampt thueren ausreden.
[Seite 439a]
[[Handschrift]]
439b
[1] Dr] LIII.
[2] Alles,
was sie im XXI. Artikel sampt den folgenden achten leren, das ist [3] aus der
massen gantz fein Marcolfisch, Welches man auch sonst nirgent finden [4] noch
lesen kan denn im Marcolffs spiegel1, Doch gantz lesterlich und abgoettisch.
[5] [Bl. B
iij] LIIII.
[6] Von den
Seelen und Fegfeur. Ah, wie gewis sind hie die Rangen und [7] Roelling zu
Loeuen als die gestern vom Himel gefallen und newlich aus der [8] Hellen komen
sind!
[9] LV.
[10] Aber
weil sie die heilige Schrifft verwerffen und unter die banck gesteckt2 [11] und
sich solcher gewalt unterstanden3 haben, das sie muegen allerley Treume [12]
und Menschen thand zu Artickel des Glaubens machen, ist nicht wunder, das [13]
sie weder mas noch ende halten, jmer neue Artickel des Glaubens zu setzen.
[14] LVI.
[15] Die
Gelubde, sonderlich die Klostergelubde und on Ehe zu bleiben, von [16] Menschen
erdichtet, on Gottes wort und gebot, sind ein grewlicher schlund4 [17] zum
ewigen verderben.
[18] LVII.
[19] Auch ist
das jenige, so man gelobt, nichts denn ein schein und triegerey. [20] Aus
welcher komen ist die rechte frucht solcher Geistligkeit, Nemlich die Keuscheit,
[21] Heiligkeit und das schone Christliche wesen des Roemischen stuels und der
Stiffte.
[Seite 440a]
[[Handschrift]]
440b
[ 12 jm A]
[1] Dr]
LVIII.
[2] Also, das
auch offentliche Buben und Hurenheuser zuchtiger erfunden sind [3] weder die
Roemische Sodoma und der Stiffte Gomorra.
[4] LIX.
[5] Jr Armut
gelobt ist nichts denn ein Raub der gantzen Welt und aller [6] [Ps. 72, 12]
Welt gueter, wie geschrieben stehet: Sihe, das sind die Gottlosen, denen es
wolgehet [7] in der Welt und haben alles gnug.
[8] LX.
[9] Aber
solchs hetten sie nicht, wo sie nicht Ketzer und Goetzer, Gottslesterliche [10]
und faule Beuche weren.
[11] LXI.
[12] Jr
gelobter Gehorsam ist thun, was jn gefellet, Sonderlich so er Magister [13]
Roelling ist, Denn derselbige auch Herr uber die Kirchen ist, dem Koenige,
Fuersten [14] und Herrn dienen muessen.
[15] LXII.
[16] S. Peter
und S. Paulus leren, das die Christliche freiheit sey nicht allein [17] von
Sunden und Tod frey sein, Sondern auch von der last des Gottlichen [18]
gesetzes, durch Mosen gegeben, Viel mehr von dem schmeisdreck der Menschelichen
[19] Gesetze und Treumen der Rangen und Roellinge.
[Seite 441a]
[[Handschrift]]
441b
[1] Dr] [Bl.
B 4] LXIII.
[2] Aber weil
sie nicht auff Loeuanisch und der Rangen weise Lyrrapippa zu [3] tragen
geweihet sind noch der Roellinge Marcolfum gelernt, sind sie von der [4]
Hiemelischen Vakuldet zu Loeuen noch hinfurt als Ketzer zu verdamnen.
[5] LXIIII.
[6] Der
Glaube, damit einer gewis helt, das jm seine sunde umb Christus [7] willen
vergeben sind, ist in allen Sacramenten und worten von noeten.
[8] LXV.
[9] Das aber
die Hiemelische Vakuldet zu Loeuen spricht, Die Schrifft sey [10] wider solchen
Glauben, das ist uberaus subtil und ubermeisterlich geredt.
[11] LXVI.
[12] Dern
Schrifft heisst in der Rangen Schule und bey den Roellingmeister [13] zu Loeuen
jr drey hohe Sakarmentas, Barrettas, Tallarras, Lyrrapippas.
[14] LXVII.
[15] Dieselbe
Schrifft ist solchem Glauben wider, Und allein in solcher Schrifft [16] sind
sie Rangenmeister, Aus welcher auch sie alle diese xxxij Artikel gelernt [17]
und beschlossen haben.
[18] LXVIII.
[19] Wollen
vieleichte jrer sunde vergebung haben durch unglauben und Beelzebubs, [20]
aller Teuffel Fuersten, willen.
[Seite 442a]
[[Handschrift]]
442b
[1] Dr] LXIX.
[2] Hie sehen
wir, das die groben Sew zu Loeuen den Christlichen glauben [3] und Schrifft
verworffen haben und von hertzen eitel verdampte Heiden worden [4] sind, viel
erger denn Turcken und Juden.
[5] LXX.
[6] Ein stuck
ist, darin sie recht faren, Nemlich, das sie jnen selbs newe [7] Goetter
erdichten (Nachdem sie Christum weggeworffen) und die Toedten anrueffen, [8]
Sie seien Heilig oder nicht, da ligt jnen nichts an, damit sie nicht gar [9] on
Goetter seien.
[10] LXXI.
[11] So
gehets recht, Wie das Volck ist, so hat es auch Goetter1, Und ist hierin [12]
Gotts gericht zu preisen, des Wort sie so schendlich verachten, lestern und
[13] verfolgen.
[14] LXXII.
[15] [1. Kön.
18, 27] Hie muegen wir mit Elia solcher Baaliten wol spotten: Rueffet bas,
Rueffet [16] bas, [Bl. C1] Denn es sind Goetter, Sie sind im Rat, oder haben zu
thun [17] oder sind uber Feld, oder schlaffen, das sie auffwachen.
[18] LXXIII.
[19] Wie gar
schendlich und mit ewiger schmach besuddeln sie Keisers Carols, [20] so vieler
Land und Leute Herrn, grossen herrlichen Namen und alles, was zu
[Seite 443a]
[[Handschrift]]
443b
[ 15 wider A]
[1] Dr]
seiner zeit lebt, Da sie unter seinem Namen furgeben, Er habe solche jre [2]
Teuffelische grewel und ungehewre Gottslesterung bestetigt.
[3] LXXIIII.
[4] Es
gehoeret Koenigen und Fuersten nicht zu, das sie solten auch die rechtschaffene
[5] Lere bestettigen, Sondern sollen der selbigen als Gottes wort und [6] [Ps.
2, 10] Gott selbs unterthan sein und dienen, Wie der ij. Psalm sagt: Jr
Koenige, [7] lasset euch nu weisen und lasset euch zuechtigen.
[8] LXXV.
[9] Viel
weniger gehoert jnen zu, Unchristliche, Gottslesterliche, Abgoettissche lere
[10] zu bestettigen oder zu schuetzen, Sondern der selben sampt der
Christlichen [11] Kirchen helffen widerzustehen und zu verdamnen.
[12] LXXVI.
[13] Darumb,
lieber Christ, lerne an dem jemerlichen Exempel der zu Loeuen, [14] das du dich
huetest fur Menschen lere, und vleissiger in der heiligen Schrifft [15]
studierest, weder1 die elenden Tropffen zu Loeuen thun.
[16] Das sey
jtzt gesagt, Bald hernach, wils Gott, [17] werde ich mehr sagen.
[Seite 432b]
[Handschrift]
1545
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 432a
[ 21 vnd 〈gen〉 23 hüten o Rangen 〈vnd〉 24 brauch 〈de〉 25 auffs rh 29 gleube, 〈Es〉 32 die o eine
c aus einer 33 aller o]
[21] Hs] vnd
empfangen warhafftig der naturliche leib vnd blut des HERRn Jesu [22] Christi,
beide von wirdigen vnd wirdigen.
[17] [23]
Doch sol man sich hüten vnd wie die ergeste gifft meiden, der Rangen [24]
ketzer vnd Gotzer zu louen lere, von dem brauch, dieses sacraments, denn sie
[25] auffs Schendlichst, ketzerischt, vnd gotteslesterlichst da mit handeln
[18] [26]
Wirdiglich das sacrament zu empfahen ist von noten, das du gleubest [27] vnd
nicht zweiuelst, du habest darin vergebung der sunden vnd ewiges leben, [28]
wie dir Christus selbs mit hellen worten ym sacrament verheisst
[19] [29] Es
ist nicht not, ist auch kein grund da, das man gleube, den Rangen [30] zu
louen, so vns | leren, das brod vnd wein werde verwandelt vnd verliere [31]
sein naturlich wesen
[20] [32] Das
man den Layen die eine gestalt des sacraments welchen es Christus [33] gantz
gegeben hat, raubet das ist die aller grewlichst Gottes reuberey vnd [34]
lauter teuffels tyranney
[Seite 433b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 433a
[ 19
grundsuppe c aus grundsupper 20 offenbar 〈wort〉 23 haben, 〈als d〉 25 von 〈denen〉 ... eiuel ... gesten ... n (beschnitten) rh geringste c aus geringster 30 Messe c
aus Messen 31 hellische rh]
[21] [19] Hs]
Vnd die verfluchte hellische grundsuppe der zu louen, thar hie nicht allein
[20] on Gottes wort Sondern auch wider Gottes helle offenbar [Bl. 1b] gebot
toben [21] vnd wueten vber die ding vnd leute, da sich doch keine gewalt noch
recht vber [22] haben,
[22] [23] Es
hat solchs nicht die Christliche kirche gesetzt, (wie die verfluchten Rangen
[24] liegen) weil die layen als grosser teil der Christlichen kirchen Solche
wuterey [25] vnd toben hat mussen leiden von ... eiuel ... gesten ... n, die
das geringste [26] teil, Ja kein teil der kirchen, Sondern eitel vnd aller
teuffel teil sind
[23] [27] Das
die Messe ein opffer sey, ist geredt, on Gottes wort, Weil aber [28] solchs,
aus der schrifft nicht grund hat, mag mans eben so leich verachten als [29]
annemen, Wie S Hieron: zu reden pflegt
[24] [30]
Aber das man die Messe solt opffern, fur die lebendigen und todten, [31] das
ist, ketzerisch vnd Gotts lesterlich, Vnd leugt hie, die louanische hellische
[32] grund süppe, zu mal grewlich, das Christus habe solchs eingesetzt
[Seite 434b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 434a
[ 18 Herr rh
25 rasende rh 26 vber die steht über 〈den〉 artickel c aus
artickeln zu heben? steht über 〈vor〉 27 die 〈Cing〉 29 ketzer c aus ketzern 30 kirchen 〈abs ge〉]
[25] [18]
Hs]Die todten essen vnd trincken nicht. wie doch der Herr Christus befolhen
[19] hat seinen Christen ym leben zu essen vnd trincken
[26] [20] S.
Augustin bezeuget selbs an viel orten, das er weder seine, noch anderer [21]
lerer schrifft wolle [Bl. 2a] der heiligen schrifft gleich, oder seine spruche
[22] fur artickel des glaubens gehalten haben
[27] [23] Vnd
wo zum teuffel kompt denn her, der schendlichen Rangen zu loǔen, [24]
vmmessliche thurst vnd freuel, das sie sich vnterstehen, vber frembde
vnterthanen [25] (das ist, vber die Christen) yhr tolle rasende dünkel vnd
menschen thand, [26] der schrifft zu vergleichen. Ja vber die artickel des
glauben zu heben?
[28] [27]
Ernst ists bey vns, das die Zwingler vnd alle sacraments schender, so [28] da
leügnen das ym hochwirdigen sacrament, mundlich empfangen werde, der [29]
warhafftige naturliche leib vnd blut Christi vnsers Heilands, gewislich ketzer
[30] vnd von der heiligen Christlichen kirchen abgesondert sind
[Seite 435b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 435a
[ 22 die 〈Rangen zu louen〉 25 30 〈Et qu〉 29 ynn steht über 〈vnter〉 31 bauchs 〈v〉 32 wo 〈sie der〉 35 es o]
[29] [22]
Hs]Aber wie die blutdurstigen Mordbrenner vnd brandmorder zu louen solchs [23]
ver | legen, das thun sie als brudermorder, vnd nicht mit schrifft, darinnen
sie [24] gar nichts verstehen
[30] [25] Ah
wie solten solche Rangen einigen artickel der ketzer verlegen, welche [26]
selbst nichts anders sind, denn eitel lugen, ketzerey, Gottslesterung vnd
abgotterey?
[31] [27]
Thun sie doch nichts mehr, denn das sie gar nichts aus der heiligen [28]
schrifft, Sondern eitel [Bl. 2b] menschen kot, kacken, speyen, fartzen,
Schmeissen [29] ynn das volck, das nicht yhr, Sondern des lebendigen Gottes
volck ist vnd heisst
[32] [30] Vnd
mus also, die heilige Christliche kirche vnd Gottes volck nicht besser [31]
gehalten sein, denn das sie der Rangen zu louen vnd yhrs bauchs heimlich gemach
[32] sey. darein sie, als die herren mugen kacken, wo yhr bauch zu vol ist,
Auch [33] daruber sie noch todten vnd brandmorden das mag heissen, Rasen vnd
toricht sein.
[33] [34] Die
fermelung hat keinen grund das ein sacrament sey vnd der Stanckpful [35] zu
louen leuget schendlich, das es von Christo eingesetzt sey
[Seite 436b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 436a
[ 30 solte c
aus solten 33 absolutio steht über 〈k krafft〉 34 schlussel 〈oder〉 ynn sich r]
[34] [29]
Hs]Wir wissens seer wol, das ettliche frome feine lerer, dis vnd Jhenes [30]
gesagt haben. doch nicht gewolt das man yhre mei ⌈ nūg
solte fur Sacrament [31] vnd artickel des glaubens halten denn sie auch noch ym
fleisch gelebt, vnd sich [32] gerne hetten lassen weisen, wo sie erinnert weren
wurden
[35] [33]
Gerne bekennen wir, das die busse im sacrament sey. So fern die absolutio [34]
der schlussel vnd glaube des Bussers dazu keme. Denn es hat ynn sich die
verheissung [35] vnd glauben der vergebung der sunden, vmb Christus willen
[Seite 437b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 437a
[ 31) die o]
[48] [31]
[Bl. 3a] Hs]Gewislich ists die warheit, das auff erden sey. Eine heilige
Christliche [32] kirche. Aber ynn die selbigen gehoren nicht die ketzer vnd
Gotzer zu löuen, [33] mit yhrem grewlichen abgott dem Bapst
[Seite 438b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 438a
[ 16 mehr 〈ists worüber, aber auch wieder getilgt: Sind sie〉 ists rh der o 17 vnd o 17/18 lesterliche rh 19
grobe 〈sew〉 20 Gott 〈achten〉 haben rh vnuerschampt 〈sagen, das sie wissen, Es sey〉 21
lestern 〈das doch fur Gott vnd menschen gewis ist〉 27 thuren steht über 〈thun〉]
[49] [16]
Hs]Viel mehr ists eine Beerwolffische kirche des Bapsts, vnd der Rollinge zu
[17] louen vnd der ⌈ heiligen Christlichen
kirchen blutdurstige mordirin vnd lesterliche [18] verderberin
[50] [19] Es
mussen gewis, die louensche Rollinge grosse grobe Epicurische sewe [20] sein,
vnd gar keinen Gott haben, die so gar on schew vnd vnuerschampt liegen [21] vnd
lestern fur Gott vnd menschen
[51] [22] Jhr
eigen gewissen vberzeüget sie, das das Bapstum nicht allein on Gottes [23, 24]
wort, Sondern auch wider Gottes wort ynn der Christliche kirche ist eingerissen
[52] [25] So
zeüget es auch das werck an yhm selbs das der Bapst nie mals, [26] der gantzen
Christlichen kirchen heubt gewesen ist, noch ymer mehr wird welchs [27] doch
die louensch Lyrrapippa, so vnuerschampt thuren ausreden
[Seite 439b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 439a
[ 28 sie o 29
sich 〈der〉 32 In klostergelubde ist ge
hineinkorrigiert 36 .. chte rh]
[53] [22]
Hs] Alles was sie ym ein vnd
zwentzigsten artickel sampt den folgen achten [23] leren, das ist aüs [Bl. 3b]
dermassen gantz fein Marcolfisch, welchs man auch [24] sonst nirgent finden
noch lesen kann, denn ynn Marcolfs Spiegel, doch gantz [25] lesterlich vnd
abgottisch
[54] [26] Von
den seelen vnd fegfewr, Ah, wie gewis sind hie die Rangen vnd Rolling [27] zu
loüen, als die gestern vom hymel gefallen, vnd newlich aus hellen komen sind
[55] [28]
Aber weil sie die heilige schrifft verworffen vnd vnter die banck gesteckt,
[29] vnd sich Solcher gewalt vnterstanden haben, das sie mugen, allerley treume
[30] vnd menschen thand zu artickel des glaubens machen ists nicht wunder, das
[31] sie weder mas noch ende halten, ymer newe artickel des glaubens zu setzen
[56] [32] Die
gelubde, Sonderlich, die klostergelubde vnd on ehe zü bleiben, von [33]
menschen ertichtet, on Gottes wort vnd gebot, sind ein grewlicher schlünd zum
[34] ewigen verderben
[57] [35]
Auch ist das Jhenige so man gelobt, nichts denn ein schein vnd triegerey. [36]
Auch welcher komen ist die ... chte frucht solcher geistlickeit nemlich die
keuscheit [37] heiligkeit vnd das schone Christliche wesen des Romischen stuels
vnd der stiffte
[Seite 440b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 440a
[ 20Also
ursprünglich wollte Luther mit Das anfangen 22 Jhr rh 〈Das〉 armüt .. lobt rh
vnd 〈alle〉 23 das sind o]
[58] [20]
Hs]Also, das auch offentliche büben vnd hurenheuser zuchtiger erfunden sind |
[21] weder die Romische Sodoma vnd der Stiffte Gomorra
[22] Jhr
armüt .. lobt ist nichts denn ein Raub der gantzen welt, vnd allerwelt [23]
guter, wie geschrieben stehet [Bl. 4a] Sihe, das sind die Gottlosen denen [24]
es wolgehet ynn der welt vnd haben alles gnug
[60] [25]
Aber solchs hetten sie nicht, wo sie nicht ketzer vnd Gotzer Gottslestere [26]
vnd faule beuche weren
[61] [27] Jhr
gelobter gehorsam ist, Thun was yhn gefellt Sonderlich so er Magister [28]
Rolling ist, denn der selbige auch herr vber die kirchen, ist, konige, fursten
vnd [29] herrn, yhm dienen mussen
[62] [30]
Sanct Peter vnd S, Paulus leren, das die Christliche freyheit, Sey nicht [31]
allein von sunden vnd tod frey sein, Sondern auch von der last des Gottlichen
[32] gesetzes, durch Mosen gegeben, viel mehr von dem Schmeisdreck, der [33]
menschlichen gesetz vnd trewme der Rangen vnd Rollinge
[Seite 441b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 441a
[ 21
Lyrrapippa 〈getr〉 23 der o 26 louen 〈zu louen〉 29 Meister, 〈die drey〉 33 vmb steht über ynn]
[63] [21]
Hs]Aber weil sie nicht, auff louanisch vnd der Rangen weise, Lyrrapippa [22] zu
tragen geweihet sind, noch der Rollinge Marcolfum gelernt Sind sie von [23] der
hymelischen Vaküldet zu Louen, noch hinfurt, als ketzer zu verdamnen
[64] [24] Der
glaube, damit einer gewis helt, das yhm seine sunde vmb Christus [25] willen
vergeben sind, ist ist ynn allen, Sacramenten vnd worten von noten
[65] [26] Das
aber die hymelissche Vakuldet zu louen spricht, die schrifft sey wider [27]
solchen glauben das ist vberaus subtil vnd vber meisterlich geredt [Bl. 4b],
[28] [LXVI]
Denn Schrifft heisst ynn der Rangen schule vnd bey den Rollinge [29] Meister zu
louen, yhr drey hohe Sakarmentas, Barrettas, Tallaras, Lirrapippas
[7] [30]
[LXVII] Dieselbe schrifft, ist solchem glauben wider, Vnd allein ynn solcher
[31] schrifft, sind sie Rangen Meister. Aus welcher auch sie alle diese xxxij
artickel [32] gelernt vnd beschlossen haben
[8] [33]
[LXVIII] Wollen villeicht, yhre sunde vergebung haben durch vnglauben, vmb [34]
Beelzebubs, aller teuffel fursten willen
[Seite 442b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 442a
[ 27 nicht o
32 Gotter, 〈Vnd〉 34 gar o schmach 〈bes〉]
[9] [21] Hs]
[LXIX] Hie sehen wir, das die groben Sew zu louen den Christlichen glauben [22]
vnd schrifft verworffen haben, vnd von hertzen eitel verdampte heiden worden
[23] sind viel erger denn Turcken vnd Juden
[0] [24]
[LXX] Ein stuck ists, darin sie recht faren, Nemlich das sie yhnen selbs [25]
newe Gotter ertichten, (Nach dem sie Christum weg geworffen) vnd die todten
[26] anruffen, Sie seien heilig oder nicht, da ligt yhnen nichts an, da mit sie
[27] nicht gar on Gotter seien
[1] [28]
[LXXI] So gehets recht, Wie das volck ist. So hatts auch Gotter, Vnd ist [29]
hierin Gotts gericht zu preisen, des wort, sie so schendlich verachten, lestern
[30] vnd verfolgen
[2] [31]
[LXXII] Hie mugen wir mit Helia, solcher Baaliten wol spotten, Ruffet bas, [32]
Ruffet bas | Denn es sind Gotter, Sie sind ym Rat, oder haben zu thun [33] [Bl.
5a] oder sind vber feld, oder schlaffen, das sie auffwachen.
[73] [34]
[LXXIII] Wie gar schendlich vnd mit ewiger schmach besuddeln sie keisers [35]
Carols, so vieler land vnd leute Herrn̄ grossen herrlichen namen,
vnd alles
[Seite 443b]
[Wider die
XXXII Artikel der Theologisten von Löwen.] 443a
[ 18 lebt, 〈dauon〉 19 yhre 〈gre〉 24 Viel ursprünglich wollte
Luther mit W anfangen 26 helffen, 〈z〉 28 das 〈dü〉]
[18] Hs] was
zu seiner zeit lebt, da sie vnter seinem namen furgeben̄ Er
habe solche [19] yhre teuffelische grewel vnd vngehewre Gottslesterung
bestettigt
[74] [20]
[LXXIIII] Es gehoret konigen vnd fursten nicht zu, das sie solten, auch die
[21] rechtschaffene lere, bestettigen, Sondern sollen der selbigen, als Gottes
wort, [22] vnd Gott selbs vnterthan sein vnd dienen, wie der .2. psalm sagt Jhr
konige [23] lasset euch nü weisen, vnd lasset euch zuchtigen
[75] [24]
[LXXV] Viel weniger gehort yhnen zu vnchristliche Gottslesterliche Abgottissche
[25] lere zu bestettigen oder zu schutzen. Sondern derselben, sampt der [26]
Christlichen kirchen helffen, widerzu stehen vnd zu verdamnen
[76] [27]
[LXXVI] Darumb lieber Christ lerne an dem Jemerlichen exempel der zu [28]
loǔen, das du dich hutest fur Menschen lere, vnd vleissiger ynn der
heiligen [29] schrifft Studirst, weder, die Elenden tropffen zu louen thun
[30] Das sey itzt gesagt, Bald
hernach / 1546 [31]
wils Gott, werde ich mehr
sagen / 1546
[Seite 444]
[Einleitung]
Am Schluß
seiner gegen die 32 Artikel der Löwener Theologen gerichteten 75 bzw. 76 Thesen
verwies Luther auf eine ausführliche Gegenschrift, die er noch erlassen wollte.
Er muß sie sehr bald darauf in Angriff genommen haben, denn Melanchthon
begleitet die Zusendung eines Druckexemplars jener Lutherschen Thesen an Justus
Menius am 9. September 1545 mit den Worten: ‘Mitto tibi propositiones editas
contra Lovaniensium sophistarum articulos, quas integer liber sequetur’ (CR. V
848), und Luther selbst meldet am 23. September Veit Dietrich, nachdem er die
Erwartung ausgesprochen hat, daß Hieronymus Besold jenem die Thesen gegen die
Löwener zugestellt haben werde: ‘Sum in opere contra eos singulari, sed
valetudo et senectus me tardant’ (Enders 16, 293). Außer Krankheit und
Altersbeschwerden, besonders Kopf-, Stein- und Herzleiden1, hinderten ihn die
Reisen nach Mansfeld Anfang Oktober und Weihnachten2 an der Ausarbeitung der
projektierten Streitschrift. Erst nach der Rückkehr von der zweiten Mansfelder
Reise am 8. (?) Januar 1546 konnte er sich wieder an die Arbeit machen. Am 17.
Januar schreibt er an Jakob Propst in Bremen: ‘Lovanienses iam publico scripto
coepi tractare, quantum Dei dono potero; iratus enim sum in ista bruta plus
quam deceat tantum me theologum et senem, sed Satanae monstris oportet occurrere,
etiamsi ultimo spiritu in eos flandum sit’ (Enders 17, 12). Und am 19. an
Amsdorf in Zeitz: ‘Ego exerceo me scribendo contra Asinos Parrisienses,
Lovanienses etc. Et satis valeo pro tanta senectute, sed dies breves et negotia
tardant mihi opus’ (Enders 17, 13).3 Der 19. Januar 1546, an dem Luther diesen
Brief zu Papier brachte, war ein Dienstag. An dem Sonnabend dieser Woche, dem
23., brach er zu seiner letzten Reise nach Eisleben auf.4 Die Streitschrift
blieb unvollendet.
‘Ego exerceo
(plage) me scribendo contra Asinos Parrisienses, Lovanienses etc.’ schrieb
Luther, wie wir eben sahen, an Amsdorf. Der Plan hatte sich ihm also erweitert,
er wollte außer mit den Löwener Theologen auch mit den
[Seite 445]
Parisern
abrechnen, die, nachdem jene am 7. November 1519 ihr Verdammungsurteil über
Luther gefällt1, am 15. April 1521 104 Sätze des Reformators verdammt hatten.
Luther hatte damals auf der Wartburg geweilt, die gründliche Entgegnung
Melanchthon überlassen und sich damit begnügt, das Urteil der Sorbonne und
Melanchthons Apologie zu übersetzen und mit einem Vor- und Nachwort deutsch
herauszugeben.2 Auf diese Anfänge seines Konflikts mit den Hochburgen
mittelalterlicher Theologie und papistischen Obscurantismus — vor der Löwener
hatte auch, und zwar auf deren Drängen, die Kölner Luthers Schrift verurteilt,
am 31. August 15193 — griff der Reformator in der Einleitung zu seiner “letzten
Streitschrift” zurück.
Nur die
Einleitung hatte Luther noch ausarbeiten können. Er hat unsre Streitschrift
zweimal begonnen. Das zeigen die oben zitierten Briefstellen: ‘Sum in opere
contra eos singulari’ (23. September 1545), ‘Lovanienses iam publico scripto
coepi tractare’ (17. Januar). Dem entspricht es, daß die Einleitung (über die
er ja eben nicht hinaus gekommen ist) in doppelter Ausfertigung vorliegt. Georg
Buchwald hat Luthers Originalmanuskript in Cod. Bos. q 24u der Jenaer
Universitätsbibliothek4 entdeckt und im Jahre 1893 als “D. Martin Luthers
letzte Streitschrift” herausgegeben. Er unterscheidet geradezu ein September-
und ein Januarmanuskript. “Anfänglich arbeitete Luther im Januar das
Septembermanuskript weiter aus. Wir haben also zwei Parallelmanuskripte, die
sich wie Konzept und Reinschrift zueinander verhalten. Die zweite (kleinere)
Hälfte hat Luther sofort aufs reine geschrieben, aber nicht dem Januar-,
sondern dem Septembermanuskript zugefügt.”4 Wir folgen in unserm Abdruck der
Handschrift einfach der Reihenfolge der Blätter in dem Jenaer Kodex5: 1. Bl.
287a –289b Januarmanuskript 1. Hälfte (= Reinschrift von 2), 2. Bl. 293a –294a
Septembermanuskript (= Konzept zu 1), 3. Bl. 294b –296a Januarmanuskript 2.
Hälfte.
Daß Luther
tatsächlich bis zuletzt an unsrer Streitschrift gearbeitet hat, beweist der
viel diskutierte Brief, den bald nach Luthers Tode der Eislebener Apotheker
Johann Landau an Georg Witzel geschrieben hat. Es heißt darin6: ‘Quando autem
in publicis tractatibus non erat Lutherus, habebat in cista sua librum, in quem
scribebat. Aiunt eum librum ad Caesarem ab eo scriptum esse contra Lovanienses
et Colonienses (quos in concionibus suis conviciose dicebat crassos asinos,
bacchantes et bubulcos7) nec ab ipso quidem Caesare temperare calamum. In eam
vero cistam impingens crus suum casu Ionas tam graviter laesus fuit, ut quatuor
opus habuerit chirurgicis. Eum autem librum nondum consummatum ab eo debet
doctor Cruciger complere, qui ei successurus sit, sicut Eliseus Eliae.’
Zweifellos ist das Buch, das Luther in seiner Kiste hatte und an dem er bis in
seine letzten Lebenstage hinein schrieb, unsre Streitschrift. Sie war ja nicht
nur
[Seite 446]
‘contra
Lovanienses et Colonienses’ gerichtet, sondern wandte sich auch ‘ad Caesarem’,
der die Löwener Artikel sanktioniert hatte.1 Neu ist für uns, daß Cruciger von
den Erben und Freunden Luthers dazu bestimmt wurde, die Schrift zu vollenden.
Dazu stimmt vorzüglich eine andere Nachricht, aus späterer Zeit, aber auch aus
guter Quelle2:
Jm Jahre 1565
veröffentlichte der Braunschweiger Superintendent Joachim Mörlin3 eine
Streitschrift ‘Wider die Landlügen der Heidelbergischen Theologen’. Sie war
gerichtet gegen das von den Heidelbergern veröffentlichte Protokoll des
Maulbronner Religionsgesprächs vom April 15644, insbesondere gegen eine
Bemerkung, die Mörlin dort gefunden hatte: Luther sei kurz vor seinem Ende, als
er am nächsten Tage zum letzten Male nach Eisleben verreisen wollte (also am
22. Januar 1546) auch ein Sakramentschwärmer gleich ihnen (den Heidelbergern)
geworden, und habe Melanchthon selbst gesagt, daß der Sache vom Sakrament zu
viel gethan sei.5 Dagegen wendet sich nun Mörlin u. a. mit folgender Stelle
(Bl. B 3b): “Es ist auch dieses war, Das D. Luther eben dieselbe Zeit, da er zu
Eyssleben gewesen, und wenig tage vor seinem seligen Ende Jn gegenwerdigkeit
vieler glaubwirdiger und ansehnlicher Leut unter andern auch diese wort uber
Tische geredet hat: Er wolle noch vor seinem ende (So jn Gott etc. kurtzer zeit
leben liesse) drey ding ausrichten, darnach wolte er sich in sein Rugebette
legen und in Christo entschlaffen: Eins were: Er wolte wider die Universitet zu
Loeven schreiben und jnen auff jre Propositiones antworten (diese antwort, wie
er sie angefangen und sie auch gedruckt worden, hat man in seiner Taschen nach
seinem tode funden, welche handtschrifft D. Caspar Creutziger bekomen hat), zum
andern wolte er, so baldt jm Gott wider nach Wittemberg anheim vorhelffe, wider
die Silbernen Juristen6 schreiben, die nichts anders theten, denn Fuersten und
Herrn in einander hetzten und alle das unglueck anrichteten, zum dritten so
woelle er auch zum Valete noch ein mal wider die Sacramentschender schreiben7
und als denn beschliessen. Daraus auch genugsam zu verstehen, das da keine
verenderung
[Seite 447]
seiner
vorigen meinunge und lere vom Sacrament gewesen, viel weniger hat jn gerewet,
das er wider die Sacramentlesterer gestritten, jre meinunge widerfochten und
verworffen hat ...” Jm Zusammenhang seiner Streitschrift kommt es Mörlin nur
darauf an, daß Luther es als seine letzte Aufgabe hingestellt habe, noch einmal
gegen die Sacramentierer zu schreiben, von einer Retraktation seiner
Abendmahlslehre an seinem Lebensende also weit entfernt gewesen sei. Nebenbei
aber erzählt er uns, daß man das Manuskript zu seiner Antwort auf die
Positiones der Löwener nach seinem Tode in seiner Tasche gefunden habe und daß
zuerst Cruciger die Blätter an sich genommen habe. Aus Landaus Brief erfuhren
wir eben, daß Cruciger dazu ausersehen war, unsere Streitschrift
fertigzumachen. — Unbeweisbar ist Mörlins Behauptung, daß die Schrift gedruckt
worden sei.
[Seite 447a]
[Letzte
Streischrift]
[Handschrift]
1545
[[Transkription]]
447b
[ 5 & 〈cadaue〉 7 Liripipij 〈&〉]
[1] Hs] [Bl.
287a]1 Anno domini. Mdxix damnauerunt Sophistȩ Loüenses,
doctrinaliter [2] (vt loquuntur) libros meos, damnauerunt autem, sola
supercilij süi [3] temeritate prorsus nulla ratione reddita. Quod tamen maxime
oportuit eos [4] facere. Si doctrinales (quod gloriantur) maluissent esse ~q;
videri. nüdis [5] scilicet & ieiunis propositionibus prodibant, quibus
sperabant inesse non [6] modo Iudicialem, sed plus q;~ diuinam autoritatem,
tanta fuit confidentia [7] Liripipij2 Byrreti & Talaris Louensis cum sümma
inscitia coniüncta, Eodem [8] anno, cüm viderent Collenses Sophistȩ,
tam facilis esse operȩ, nempe nüdis [9] propositionibus, hȩreticos
confutare secuti hoc pulcherrimū exemplum, & ipsi [10] me damnauerunt,
miseris ȩque ac nüdis propositionibus, Et factȩ
sunt amicȩ [11] & dilectȩ Sorores, istȩ
duȩ almȩ facultates super Lüthero, sicut Pilatus &
[Seite 448a]
[[Transkription]]
448b
[ 8 crassis
& rh 9 oneratiua c aus oneratiuū
quȩ c aus quod 16 Sarcasmis c aus Sarcarsmis]
[1] Hs]
Herodes super Christo1, Deniq; supra modum delectaüit istas dilectas sorores
[2] Bulla Eccioleonina, Qua laudabantur tanq; fidelissimȩ
cultrices agri dominici, [3] q; süis doctrinalissimis propositionibus istum hȩreticum
pessimū damnassent.2
[4] Post duos
annos irruebant & Parixsenses Sophistȩ siǔe inüidentes gloriam
[5] sibi a duabus sororibus istis prȩreptam, Siǔe Sperantes,
sese longe superaturos [6] esse illarum doctrinalitatem protulerunt [Bl. 287b]
itaq; determinationem [7] illam gloriosam & prorsus Sorbon̂issimam,
In qüa & Euangelion & Christum [8] iam non ieiünis & obscuris, Sed
crassis & apertis verbis damnauerunt. [9] Caüsati sc tanti viri, Nimis esse
oneratiua religionis Christianȩ, quȩ
Christus [10] prȩcipit. Matth. 5.3 Ideo me esse ōīm̄
pessimum Hereticum, qui docüissem, [11] ea quȩ dominüs ipse docet,
eo loco. Tǔ nǔnc vide. lector, quanti momenti [12] res sit, posse
portare Liripipiüm almȩ facultatis & aǔdire in vulgo Magister [13] noster
eximiüs. Me miserum. qui istum Geryonem tergeminüm4 cogebar [14] ferre tam
hostiliter sȩüientem
[15]
Excipiebantur aütem in illo tempore a mültis doctis & ingeniosis hominibus,
[16] partim Sannis & Sarcasmis alijsq; sese dignis figuris, partim serijs,
[Seite 449a]
[[Transkription]]
449b
[ 6
aliquantulum 〈...〉 7 esse 〈vide〉 〈entur〉 9 fierent steht über 〈fierent〉 premij c aus premijs aureolis 〈mar〉 12 expiraturi 〈ac pro〉 13 fouerentur o
tamen 〈sic tumerent vt o〉 13/14 Magistri bis vt rh 16
mox o 17 sicut o]
[1] Hs]
grauibus & eruditis scriptis, ita vt suȩ stultȩ,
insulsȩ & intempestiuȩ damnationis [2] mercedem,
quam oportuit, reciperent, facerentq; suȩ existimationis [3] iactüram
irrecüperabilem seu, vt scriptura loquitur1, fȩtorem teterrimum [4]
vniüerso nomini Theologico. Qui enim volebant bardum aut blennǔm2 [5]
significare, dictabant eum esse Theologum Loüensem, Collensem aüt Parixensem.
[6] Quanq;~ ea qua pannosa Liripipia tüment, pertinacia aliquantulum [7] fortes
esse [Bl. 288a] videri volebant, ferendis istis iniürijs. propter Christum, [8]
id est, propter Sanctum Aristotelem & laudabiles Opiniones Sophista℞. vt [9] digni fierent. prȩter aüream,
essentialis premij etiam aureolis doctorum, [10] martyrum & virginum
coronari
[11] Simul
Expectabur [!], siquis vsq;~ medicus prodiret & aliquid Resinȩ ex
[12] Galaad afferret3, Quo morbosi & iam expiraturi doctrinales illi
articuli [13] cürarentur fouerentur & firmarentur, cum tamen Magistri
nostri sic tümerent [14] vt vellent, velüt montes videri parturientes. Nihil
tot annis prodit, Nihil [15] editur, nihil nascitur, nec ridicülüs aliquis
muscülüs.4 prȩter vnum Iacobum [16] Latomüm5 ex Loüensibus, magnus maximo
promissor hiatǔ. Sed is mox [17] süo iuditio proditus sicut sorex perijt6
Ex nostra autem parte multi edebantur
[Seite 450a]
[[Transkription]]
450b
[ 6 qui steht
über 〈vt〉 7 1545 c aus 45 12
enarrationes, 〈..〉 13 prodirent 〈Loue〉 15 illorum 〈sux〉 16 huius steht über 〈melioris〉 17 vesper .. nes Talp .. rh
Rörer hat die vom Buchbinder weggeschnittenen Buchstaben ergänzt:
vespertiliones et talpae]
[1] Hs]
erüditissimi libri Postillȩ qüas vocant, Catechismi, Enarrationes sacrarum [2]
literarum, Item Loci communes d Philippi, demum nostra Confessio Auguste [3]
coram Carolo Cȩsare, & toto imperio publice recitata, non fugiens
lucem, [4] vt iste talpȩ & vespertiliones1 Parixenses Louēn̄
Collenses, Etsi in superiore [5] Germania Ecciüs clamator gloriosus sese
pollicebatur futurüm tantum Atlantem2, [6] qui celǔm non tribus digitis
sicut Deus, sed vno digito, sustentare posset
[7] Tandem
hoc anno 1545 rursum prodeunt Sophistȩ
[8] [Bl.
289a] Interim apud nos edebantur multi eruditissimi libri, inter quos [9]
nostra confessio Augustana cum Apologia coram Carolo Cesare & toto imperio
[10] recitata in luce & publico, non fugiens lucem sicut istȩ
filie tenebrarum, [11] tres dilectȩ sorores, post etiam loci
Communes Philippi toties excusi Catechismi [12] Postillȩ
multȩ sacrarum literarum enarrationes, Donec hoc anno [13] rursum
prodirent Articülarij Sophistȩ, non minus insulsis &
impijs articulis, [14] Siǔe quod superiores illi Sophistȩ
mortui sunt, & noui recentesq; in locum [15] illorum surrexerunt, Siǔe
illi ipsi obliti süȩ ignominiȩ ante 24 annos acceptȩ [16] sperare aǔsi sunt
nomen gloriam huius secüli Et iterum primi prorepserunt [17] Louenses
vespertiliones Talpȩ cum suis 32 articulis, Quia pluribus non est
[Seite 451a]
[[Transkription]]
451b
[ 2 carnis 〈abl〉 futurum 〈esse〉 visi 〈sunt〉 8 articulisare c aus
articulare 11 visum eis est steht über 〈vo〉 pugnare 〈instituerunt pro〉 12/13 etiam angelis o 13
fuisse steht über 〈esse〉 14 locos rh
necessarios steht über 〈articulos〉 15 .. ppis & .. ora rh Rörer hat ergänzt: puppis et
prora 16 asinum ad lyram steht über 〈cecum de colore〉 16/452, 1 vel bis Theologiam rh]
[1] Hs] eis
opus visum (vti prefinitur)1 Nec hoc ipsum ausi fuissent, nisi Brachium [2]
carnis in quo confiderent2, illis visum esset, salutare futurum Hic visi esse
[3] ceperunt callere, noüa & mira callositate, vt nec aprugnus callus
possit [4] visus esse magis callere (vt poetȩ verbis vtar)3 dum
visum est eis licere [5] prȩtexere nomen Cȩsaris Caroli, quem quia isti
Euangelici & Christiani heretici [6] agnoscunt Dominū in re ciuili,
facile callositati eorüm visum est, futurum, [7] vt mox viso [Bl. 289b] vel
audito Cesaris nomine, ipsi pauefacti vltro essent [8] adoraturi, Quidquid
illis visoribus visum esset articulisare4, Idem visum [9] est facere
Parixensibus cüm sui Regis nomine. Ita isti perditi & sacrilegi [10]
ventres, cüm videant sese truncis stupidiores5 Scripturarum scientia prorsus
[11] inanes visum eis est vocabulis regum pugnare contra veritatem &
stercora [12] sua stabilire Quidquid enim istis visoribus visum est, hoc
necesse est etʃ [13] angelis
omnibus videri, visum fuisse & visum iri. Sic dum in articulis [14]
omiserunt illos locos tres necessarios de lege, peccato, Gratia. Qüi sunt in
[15] hac causa puppis & prora6 Alpha & O Et sine quibus velle
theologica [16] tractare aut docere est asinū ad lyrā7 vel papatum ad
Ec̄c̄am Et Louenses
[Seite 452a]
[[Transkription]]
452b
[ 1 eos steht
über 〈..〉 videri 〈pulchre
& Theologicaliter articulisare〉 2 hinter fortasse sollten
15 am Rande stehende Worte eingefügt werden, von denen aber nur noch folgendes
zu erkennen ist: Chri .. subiectā .. ri . quȩ
culatori .. s cogi dorari quid [?] reliquū scintille bu .. sensus 4 vor
anno 〈Et factum est〉 qüingentesimo <vicessimo damnauerunt
[steht über 〈ediderunt〉] Louenses Sophistȩ
> 4/5 meos libros um 4 nudo mandato steht am Rande neben 〈publico scripto〉 non reddita ratione rh nüdiss. 〈&〉 prȩ
[durchzustreichen vergessen] 〈macerbitate〉 [steht über 〈... is〉] 6 secuti hoc exemplum steht über <& eodem exemplo
[steht über 〈anno〉]> 7 idem steht über 〈idem〉 Sophistȩ 〈Louenses〉 & dilecte sorores rh 8 duȩ 〈Schole〉 alme [c aus almissime] o 9 Inde steht
über 〈Post an〉 annos c aus anno duos bis primo steht über und neben 〈XXI〉 nempe steht über scz 10 sibi prereptam
ab istis o sororibus 〈sacerrimis virginibus Satane〉 irruerunt 〈&〉 am Rande noch: multi almiores 10/11
Parixenses c aus Parixsenses 12 quo c aus quoto 13 sacerrime steht über
meretrices meretrices steht unter 〈fruentes〉 [darüber 〈V ...〉 darüber 〈virgines ta ..〉] meretrices <Sodomȩ 〈&〉 & Gomorre> 13 tam
prodigiosi sophiste o dazu noch am Rande, aber von andrer Hand ut
merebantur Ronchis 〈Nasis〉 dazu noch am Rande 〈rugis〉 15 dignis se steht über 〈risu〉 über multis von andrer Hand plurimis
15/16 ingeniosis viris steht über 〈eruditis〉 16 grauibus 〈synceris rh〉 17 damnationes 〈& determinationes〉 mercedem 〈q;〉 19 teterrimīī 〈sacro & venerabili〉 Theologico 〈q vt Interim〉 iam 〈plus〉 qinq; rh]
[1] Hs] ad
Theologiam Iudicare Sed quia illis visum est eos omittere volunt videri [2] Vel
fortasse videntur volüisse visi esse videre, q̃tum illis periculum
videretur [3] omnibus visüm iri, Si hoc vlcus suȩ inscitiȩ
vellent visi esse tangere1
[4] [Bl.
293a]2 anno millesimo qüingentesimo decimo nono damnauerunt libros [5] meos
nudo mandato non reddita ratione, Sed nüdiss. macerrimis & prȩ
prorsus [6] cadaüerosis articülis. Sophiste Loüenses Eodem anno secuti hoc
exemplum [7] fecerunt idem Sophistȩ Collenses. Et factȩ
sunt amicȩ & dilecte sorores in [8] illo die istȩ
duȩ alme facultates, sicut Pilatus & Herodes, amici fiebant
in [9] crucifigendo filio dei. Inde post annos duos nempe vicesimo primo velut
[10] inuidentes gloriam sibi prereptam ab istis duabus sororibus irruerunt
Parixenses [11] Sophistȩ cum sua determinatione, superaturi exemplum dilectarum siue
[12] filiarum siue sororum (parum refert, in quo gradu affinitatis,
consanguinitatis, [13] agnationis, adoptionis sese contingant iste sacerrime
meretrices
[14] Excepte
autem fuer̄t̄ tam prodigiosi sophiste partim Sannis Ronchis, [15]
Sarcasmis, & omnīs̄ generis dignis se figuris a multis & doctis &
ingeniosis [16] viris, partim grauibus & serijs scriptis, ita vt suȩ
stultȩ insulsȩ intempestiuȩquȩ
[17] damnationes mercedem quam oportuit, reciperent, facerentq; iacturam suȩ
[18] existimationis irrecuperabilem [Bl. 293b] & vt scriptura loquitur,
fetorem [19] teterrimü nomini Theologico. tamen expectabatur iam fere viginti
quinq;
[Seite 453a]
[ 1 aliquis
steht über 〈iste〉 istorum 〈maximorum
o〉 2 tuerentur aut confirmarent steht über 〈probarent〉 Sed 〈nihil
nascitur〉 3 nach nascitur sollte folgen (am Rande): praeter vnū
Iacobū Latomum 〈infeliciter prodeuntem〉 ex Loüensibus, infeliciter prodeuntem & miserabiliter
mox periturum nostre doctrine
ursprünglich: ex nostra parte 7/8 .. uus [?] bis torpefieri rh 8 ad scribendum
steht über 〈pro ...〉 deberent c aus debebant existimari 〈ad resu o〉 9 audire & o 10/11 Sed
bis erat steht über 〈Sed verum est〉 12 sibi 〈de〉 13 in bis spiritualib9 steht über 〈pre cum sacrarum〉 literas steht über artes liberales〉 17 tam bis Nabalos rh
stüpidos 〈Marsyas〉 hostes 〈Ecc〉 18 nuper 〈scilicet〉 19 nach anno sollte wohl eingeschoben werden, was auf dem
innern Rande steht: adiecerunt veterno suo obstinatā malitiā 〈confidentes humana potentia〉, auf dem
äußern Rande ist zu lesen: nuditat .. Maco .. monstra [ausgewischt, darüber Mu
.. und darunter & mu] xxxij c
aus xxxvj 20 oblitus bis & o 21/22 Neq; bis visum statt 〈Id est, sicut ego stultus intellego, hȩc
cogitant Asini tam crassi Si non possumus [erst licet, dann valemus] vadere
Saltem volumus pedere postq;〉 21 a Deo maledictum o 22
illis 〈commisset c aus commissent〉 Hic nachgetragen visi esse o 24 pretexere bis visum est
steht über pretexuērt licere 〈s ... [darüber, aber gleichfalls getilgt, ein mit v
anfangendes Wort]〉 quia 〈isti〉 25 & Christiani rh 25/554,
1 visum est statt 〈sibi persuaserunt〉]
[1] Hs]
annis, partus aliquis terribilis Montium istorum, vt edito aliquo scripto suas
[2] determinationes tuerentur aut confirmarent Sed Nihil prodit, Nihil editur,
[3] Nihil nascitur, ne ridiculus qüidem aliqüis muscülus cum nostre doctrine
[4] quotidie ederentur multi eruditissimi libelli, praecipue Confessio
Augustana [5] principüm nostrorum, cum Apologia, deinde Loci Melanchthonis.
item Catechismi [6] multi. Multȩ sacrarum literarum
enarrationes, multiq; alij pijssimi [7] labores optimorum & eruditissimo℞ virorum quibus .. uus [?] eo℞ .. abatur [8] posse torpefieri merito ad scribendum
pronecatos [?] sese deberent existimari [9] si hoc quod volunt audire &
videri, Theologi essent & fideles agri dominici [10] cultrices sorores. vt
Bulla Eccioleonina palpari sese gaudent, Sed inueteratior [11] fuit eo℞ veternus & Lethargus aut quod suspicor verum erat
proverbium [12] Conscientia mille testes1 Conscij inq; füer̄t̄
sibi magnȩ inscitiȩ imperitiȩq; [13] in rebus sacris & spiritualib9 Scripturas
ignorant literas contemnūt spiritus [14] donüm oderunt Et vt propheta
loquitur2 Computruer̄t iumenta in ... [weggeschnitten, [15] zu ergänzen:
stercoribus] suis, idest sophiste in opinionib9 Vident [16] sese longe [Bl. 294a]
imo longissime esse inferiores, q;bar; vt nostrȩ tam potenti [17] in
Sacris literis (cur non sic glorier aduersus tam stüpidos Nabalos3 hostes [18]
Dei, Scripturȩ & Ecclesiȩ?) possint resistere aut
occurrere. Ideo nuper hoc [19] anno rursus macredines & nuditates suas
articülis xxxij proposuerunt, si [20] forte oblitus sit orbis priorum louensium
& felicior aura dignetur illis arridere [21] Neq; hoc ausi fuissent nisi
brachium carnis a Deo maledictum in quo [22] fiderent illis visum e ... Hic
noua & mira callositate ceperunt visi esse [23] callere (vt nec aprugnus
callus magis callere possit (vt poete verbis vtar) dum [24] pretexere sibi
licere visum est Nomen Cesaris Caroli Quem quia heretici [25] Euangelici &
Christiani agnoscunt ciuilem dominū, facile sue callositati visum
[Seite 454a]
[[Transkription]]
454b
[ 1
futurū vt o [durchzustreichen vergessen] statt eos pauefactos adoraturos esse
ursprünglich: nos pauefacti essemus adoraturi 2 sua 〈sibi visa o〉 gemma am Rande nachgetragen visibilia steht über 〈publicata〉, nun folgte ursprünglich:
sicut sibi visum est N 3 visione sua rh
etz angelis in celo rh 4 videri o
esse 〈vel〉 fore o 5 omiserunt 〈eos〉 5/6 articulos 〈in hac re〉 6 alpha & o o 7
forsitan steht über 〈Qua〉 8 ignorantiȩ [steht statt 〈inscitie〉] suȩ u tangerēt daneben noch deberent 〈tentarent〉 vellent 〈videre〉 visi esse 〈vider〉 tangere 10 Nempe Cesarem
steht über scʃ Carolum 15 vmm 〈tabite〉 sic 〈seu tabitum〉 .. a hic Emmanuel rh 16
Loüenses 〈Car〉 17 eos o Si 〈Carolo〉 nach Rex
wahrscheinlich einzuschieben, was am Rande steht: ... am Ferdinandus suo .. do
īfeliciss. .. it assidǔe Christi steht über 〈snos〉]
[1] Hs] est
futurūm vt mox viso Cȩsaris nomine eos pauefactos adoraturos esse stercora [2] sua
sub gemma tanti principis nomine visibilia Nam qüicqüid istis [3] visoribus
visum est visione sua hoc necesse est omnibus et angelis in celo [4] videri
visum esse fuisse fore Sic enī & et in p̂fatione gloriantur,
Sibi visum [5] esse nō opus esse altiüs rem petere, Dum iüxta visum suum
omiserunt articulos [6] de lege, peccato gratia qui in hac re sunt alpha &
o (vt aiunt) puppis [7] & prora forsitan videntur voluisse visi esse videre
q;tum illis periculi videretur [8] omnib9 visum iri, si hoc vlcus ignorantiȩ
suȩ tangerēnt
[9] [Bl.
294b]1 Quasi vero nobis, & ijs qui Christiani sunt idem videatur' [10] quod
illis visum est Nempe Cesarem esse super Christum? Quid est, Quid [11] est
Cesar Carolus? Quid reges? Quid principes? Quid Homo? (nam om̄s
[12] sunt homines, qui in hoc mundo siue regnent siue seruiant) nisi bulla aquatilis
[13] ad Christum collati, qui est deus benedictus in secula2, Amen Dominus mihi
[14] adiutor Quem timebo?3 Et Isaias4 Quis tu qui timeas ab homine mortali [15]
qui non est nisi vmm sic .. a hic Emmanuel
[16] Adorent
Loüenses Cȩsarem Adorent Parixenses süum regem Et faciant [17] eos vel
deos deorum Nos dicimus, Si Carolus Cȩsar & Franciscus Rex non
[18] compescent suos Louen̄ & Parixen̄ Sophistas pestilentissimos,
Christi & Ecc̄ȩ¯
[Seite 455a]
[[Transkription]]
455b
[ 1 〈Sic〉 metuimus 2/3 Hec bis
locuturus rh 3 vt 〈sper〉 nō 〈sic〉 5 .. suo visum est rh 14/15
Et bis merentur rh 16 fuisse & rh
scripsimus 〈C〉]
[1] Hs]
hostes, ipsi cum illis ineternum absq; dubio peribunt metuimus Cȩsarem
& [2] Reges cum suis pestilentibus Sophistis Hec loquor metuens Cesarem
& [3] regem vt cupiunt lo & pari alias nō ita superbe locuturus Et
sit hȩc [4] nostra sententia publicum testimoniū timoris
nostri Quo timem9 istos visores [5] louen̄ & parixenses Scṽ
etiam terrere nos audent .. suo visum est istȩ talpe [6] &
vespertiliones, quos istis XXV annis palam traduximus stupidos Truncos [7]
& crassissimos asinos
[8] Sed pergo
denuo productürüs in conspectum publicū monstra Theologie [9] Scholasticȩ
pro admonenda posteritate nostra, Nam sunt intra istos XXV annos [10] adulti
[Bl. 295a] qui papales lernas non viderunt nec cognouer̄t
vehementer [11] admirantes potuisse esse homines in vlla parte mundi qui hoc
crederent [12] Quod nos papistas docuisse reprehendimus Ne mülüs q̱dem
(inquiūt) aut [13] equus ista crederēt Que nos audimus a vobis,
fuisse docta & credita sub [14] regno pape, Proinde recte fecer̄t
Louen̄ & Parixenses Et magnā apud nos [15] gratiam
merentur Quod denuo publicis scriptis testimoniū nobis perhibent, [16]
Vera fuisse & esse monstra, quȩ nos de ipsorum doctrina
scripsimus, Itaq; [17] gaudent, illo℞ testimonio sese experiri, nos nō fuisse mendaces in
vllo dogmate, [18] quod illis a nobis putabant falso imputari
[Seite 456a]
[[Transkription]]
456b
[ 13 eos
steht über 〈Parrh〈isien̄〉 14 16 〈a vit〉 15 Et 〈Is〉]
[1] Hs] Vnde
& optamus, Et si exaudiri digni essem9 oramus propter deum, [2] Louenses
& Parixenses vt eiusmodi scripta porro & semper multa & [3] plurima
edant. Hac enim ratione fiet, vt nos multo leuemur labore simul [4] & cura,
dum ipsi pro nobis pugnantes sese mutuis telis conficient, Et nobis [5]
letantibus pulchrum spectaculum in confusionem suam & gloriā dei [6]
prebebunt1
[7] Anteq̱~
vero monstra Scholastica producam, rationem reddere etiam [8] mihil [!] egro
& stulto visum est, Cur Parrhisenses potius Parixenses, Et [9] Louanienses
potius Louenses & Colonien̄, Collenses etc dicere
voluerim [10] [Bl. 295b] In promptu Causa est. Cum peruerso peruerteris ait p̄s̄.
17.2 Ita [11] & ego cum deprauatis volui deprauari Et parcere honoris
gratia nomībus [12] clarissima℞ vrbium, in qüibüs Meorantür3 istȩ
pestilentie Scholastice. Ideo [13] Ebraice appello eos Parixenses a nomine
Parix, quod significat latronem, [14] grassatorem perraptorem p̄s̄.
164 vt custodiam me a via parix5 latronis,
[15] Et Ieremie .7.6 Nunquid domus mea est, Meorath parixim7 spelunca [16] latronū. Quod si ad
Sorbonā velis accomodare, apte sic diceretur Nonne
[Seite 457a]
[[Transkription]]
457b
[ 1 unter
Parhrisienses steht Parixenses3 Ebraice o 4 veterator & rh 6 Gen rh 7 &
o 12 articulos 〈produ〉 14 desiperet c aus
desiperent 15 mihi o 17 nisi 〈igno〉]
[1] Hs]
Sorbona est Meorath parixim id est. Sunt Parhrisienses nūc latrones in [2]
Eccā mea Et vera est translatio & accomodatio
[3] Louenses
vero Ebraice a nomine Laüan duco qui fuit Socer S Patriarchȩ
[4] Iacob veterator & vorator etṽ filiarum, vt q̄runtur
ipsȩ Sanctȩ filiȩ Lea & [5] Rachel Gen1 Quȩ vox significat quidem
id quod Album latine. Sed hoc [6] loco, Hypocritam parietem dealbatum, vt
Paulus dicit act.2 Quod si hic [7] vellem Kabalistas imitari & retrogradis
literis legere, Erit Laüan id quod [8] Naǔal3 id est, stultus, fatuus,
insulsus, Bardus, Blen̂n̂üs Bucco. Vt iterum [9] hic cum peruersis peruersus Louenses
Naüalenses iüre optimo dicere possim [10] nempe fatuos, Buccones, Blennos etc
[Bl. 296a] Et hoc nomen eo℞ confirmant [11] illis verissime competere illi xxxij
articüli. Nam nisi excellenter & in sup̱latiuo [12] essent
Blenni Bardi Buccones, non potuissēt istos articulos ne somniari [13]
quidem multo minus tanta temeritate producere. Deniq; nisi soli Naualenses [14]
seu Loüenses nemo hac etate sic desiperet
[15]
Collenses a Kallon4 dici credo, peruersus cum peruersis factus. Kallon [16]
autem dicitur, ignominia, opprobrium, vituperium a quo dicuntur mihi Collenses,
[17] Qui non nisi gloriam suȩ Scholasticȩ in ignominiam dei docent
&
[Seite 458a]
[[Transkription]]
458b
[1] Hs]
deferunt. Habes nunc causam Cur istos Sophistas appellem Parixenses, [2]
Louenses, Collenses, Quos ego longe indignissimos Iudico, qui viuant in tā
[3] preclaris vrbibus. Vt quos nec mei porci1 dignarentur eos secum in hara [4]
sua stabulari aut siliquas cum eis in ventrem suũ rapere2
[Seite 447b]
[Transkription]
1545
[[Handschrift]]
447a
[12]
Transkription] Anno domini 1519 damnaverunt sophistae Lovenses doctrinaliter,
ut [13] loquuntur, libros meos, damnaverunt autem sola supercilii sui
temeritate, [14] prorsus nulla ratione reddita; quod tamen maxime oportuit eos
facere, si [15] doctrinales, quod gloriantur, maluissent esse quam videri.
Nudis scilicet et [16] ieiunis propositionibus prodibant, quibus sperabant
inesse non modo iudicialem, [17] sed plus quam divinam autoritatem; tanta fuit
confidentia liripipii, byrreti [18] et talaris Lovensis cum summa inscitia
coniuncta. Eodem anno cum viderent [19] Collenses sophistae tam facilis esse
operae, nempe nudis propositionibus, haereticos [20] confutare, secuti hoc
pulcherrimum exemplum et ipsi me damnaverunt, [21] miseris aeque ac nudis
propositionibus. Et factae sunt amicae et dilectae [22] sorores istae duae almae
facultates super Luthero, sicut Pilatus et
[Seite 448b]
[[Handschrift]]
448a
[17] Herodes
super Christo. Denique supra modum delectavit istas dilectas [18] sorores bulla
Eccioleonina, qua laudabantur tanquam fidelissimae cultrices [19] agri dominici,
quod suis doctrinalissimis propositionibus istum haereticum [20] pessimum
damnassent.
[21] Post
duos annos irruebant et Parixsenses sophistae, sive invidentes [22] gloriam
sibi a duabus sororibus istis praereptam, sive sperantes sese longe [23] superaturos
esse illarum doctrinalitatem. Protulerunt itaque determinationem [24] illam
gloriosam et prorsus Sorbonissimam, in qua et euangelion et Christum [25] iam
non ieiunis et obscuris, sed crassis et apertis verbis damnaverunt, causati
[26] scilicet tanti viri, nimis esse onerativa religionis Christianae, quae
Christus [27] praecipit Matth. 5, ideo me esse omnium pessimum haereticum, qui
docuissem [28] ea, quae dominus ipse docet eo loco. Tu nunc vide, lector,
quanti momenti [29] res sit posse portare liripipium almae facultatis et audire
in vulgo [30] Magister noster eximius. Me miserum, qui istum Geryonem
tergeminum [31] cogebar ferre tam hostiliter saevientem!
[32]
Excipiebantur autem in illo tempore a multis doctis et ingeniosis hominibus
[33] partim sannis et sarcasmis aliisque sese dignis figuris, partim seriis,
[Seite 449b]
[[Handschrift]]
449a
[18] gravibus
et eruditis scriptis, ita ut suae stultae, insulsae et intempestivae [19]
damnationis mercedem, quam oportuit, reciperent facerentque suae existimationis
[20] iacturam irrecuperabilem seu, ut scriptura loquitur, foetorem teterrimum
[21] universo nomini Theologico. Qui enim volebant bardum aut blennum
significare, [22] dictabant eum esse theologum Lovensem, Collensem aut
Parixsensem. [23] Quanquam ea, qua pannosa liripipia tument, pertinacia
aliquantulum [24] fortes esse videri volebant ferendis istis iniuriis propter
Christum, id est: [25] propter sanctum Aristotelem et laudabiles opiniones
sophistarum, ut digni [26] fierent praeter auream essentialis praemii etiam
aureolis doctorum, martyrum [27] et virginum coronari.
[28] Simul
expectabatur, siquis usquam medicus prodiret et aliquid resinae [29] ex Galaad
afferret, quo morbosi et iam expiraturi doctrinales illi articuli [30]
curarentur, foverentur et firmarentur, cum tamen Magistri nostri sic tumerent,
[31] ut vellent velut montes videri parturientes. Nihil tot annis prodit, nihil
[32] editur, nihil nascitur, nec ridiculus aliquis musculus: praeter unum
Iacobum [33] Latomum ex Lovensibus, magnus maximo promissor hiatu. Sed is mox
suo [34] iudicio proditus sicut sorex periit. Ex nostra autem parte multi
edebantur
[Seite 450b]
[[Handschrift]]
450a
[18]
eruditissimi libri: postillae quas vocant, catechismi, enarrationes sacrarum
[19] literarum, item loci communes d. Philippi, demum nostra confessio Augustae
[20] coram Carolo Caesare et toto imperio publice recitata, non fugiens lucem
[21] ut istae talpae et vespertiliones Parixenses, Lovenses, Collenses, etsi in
[22] superiore Germania Eccius clamator gloriosus sese pollicebatur futurum
[23] tantum Atlantem, qui caelum non tribus digitis sicut Deus, sed uno digito
[24] sustentare posset.
[25] [Tandem
hoc anno 1545 rursum prodeunt sophistae.]
[26] Interim
apud nos edebantur multi eruditissimi libri, inter quos nostra [27] confessio
Augustana cum Apologia coram Carolo Caesare et toto imperio [28] recitata in
luce et publico, non fugiens lucem sicut istae filiae tenebrarum, [29] tres
dilectae sorores, post etiam loci communes Philippi toties excusi, catechismi,
[30] postillae, multae sacrarum literarum enarrationes, donec hoc anno [31]
rursum prodirent articularii sophistae non minus insulsis et impiis articulis,
[32] sive quod superiores illi sophistae mortui sunt et novi recentesque in
locum [33] illorum surrexerunt, sive illi ipsi obliti suae ignominiae ante 24
annos [34] acceptae sperare ausi sunt nomen, gloriam huius saeculi. Et iterum
primi [35] prorepserunt Lovenses vespertiliones, talpae, cum suis 32 articulis,
quia
[Seite 451b]
[[Handschrift]]
451a
[17] pluribus
non est eis opus visum (uti praefinitur). Nec hoc ipsum ausi fuissent, [18]
nisi brachium carnis, in quo confiderent, illis visum fesset salutare [19]
futurum. Hic visi esse coeperunt callere nova et mira callositate, ut nec [20]
aprugnus callus possit visus esse magis callere (ut poetae verbis utar), dum
[21] visum est eis licere praetexere nomen Caesaris Caroli, quem quia isti
Euangelici [22] et Christiani haeretici agnoscunt dominum in re civili, facile
callositati [23] eorum visum est futurum, ut mox viso vel audito Caesaris
nomine ipsi [24] pavefacti ultro essent adoraturi, quicquid illis visoribus
visum esset articulisare. [25] Idem visum est facere Parixensibus cum sui regis
nomine. Ita isti [26] perditi et sacrilegi ventres cum videant sese truncis
stupidiores, scripturarum [27] scientia prorsus inanes, visum eis est vocabulis
regum pugnare contra [28] veritatem et stercora sua stabilire. Quidquid enim
istis visoribus visum [29] est, hoc necesse est etiam angelis omnibus videri,
visum fuisse et visum iri. [30] Sic, dum in articulis omiserunt illos locos
tres necessarios de lege, peccato, [31] gratia, qui sunt in hac causa puppis et
prora, alpha et o, et sine quibus [32] velle theologica tractare aut docere est
asinum ad lyram vel papatum ad
[Seite 452b]
[[Handschrift]]
452a
[20]
ecclesiam et Lovenses ad theologiam iudicare. Sed quia illis visum est eos [21]
omittere, volunt videri vel fortasse videntur voluisse visi esse videre,
quantum [22] illis periculum videretur omnibus visum iri, si hoc ulcus suae
inscitiae [23] vellent visi esse tangere.
[Seite 454b]
[[Handschrift]]
454a
[19] Quasi
vero nobis et iis, qui Christiani sunt, idem videatur, quod illis [20] visum
est, nempe Caesarem esse super Christum. Quid est, quid est Caesar [21]
Carolus? Quid reges, quid principes, quid homo (nam omnes sunt homines, [22]
qui in hoc mundo sive regnent sive serviant) nisi bulla aquatilis ad Christum
[23] collati, qui est deus benedictus in saecula, Amen? Dominus mihi adiutor,
[24] quem timebo? Et Isaias: Quis tu, qui timeas ab homine mortali, qui non
[25] est nisi ...
[26] Adorent
Lovenses Caesarem, adorent Parixenses suum regem et faciant [27] eos vel deos
deorum. Nos dicimus: Si Carolus Caesar et Franciscus rex [28] non compescent
suos Lovenses et Parixenses sophistas pestilentissimos Christi
[Seite 455b]
[[Handschrift]]
455a
[19] et
ecclesiae hostes, ipsi cum illis in aeternum absque dubio peribunt. Metuimus
[20] Caesarem et reges cum suis pestilentibus sophistis (Haec loquor metuens
[21] Caesarem et regem, ut cupiunt Lovenses et Parixenses, alias non ita
superbe [22] locuturus), et sit haec nostra sententia publicum testimonium
timoris [23] nostri, quo timemus istos visores Lovenses et Parixenses. Scilicet
etiam [24] terrere nos audent ... istae talpae et vespertiliones, quos istis
XXV annis [25] palam traduximus stupidos truncos et crassissimos asinos.
[26] Sed
pergo denuo producturus in conspectum publicum monstra Theologiae [27]
scholasticae pro admonenda posteritate nostra. Nam sunt intra istos [28] XXV
annos adulti, qui papales lernas non viderunt nec cognoverunt, vehementer [29]
admirati, potuisse esse homines in ulla parte mundi, qui hoc crederent, [30]
quod nos papistas docuisse reprehendimus. Ne mulus quidem (inquiunt) [31] aut
equus ista crederent, quae nos audimus a vobis fuisse docta et [32] credita sub
regno papae! Proinde recte fecerunt Lovenses et Parixenses et [33] magnam apud
nos gratiam merentur, quod denuo publicis scriptis testimonium [34] nobis
perhibent vera fuisse et esse monstra, quae nos de ipsorum [35] doctrina
scripsimus. Itaque gaudent illorum testimonio sese experiri, nos [36] non
fuisse mendaces in ullo dogmate, quod illis a nobis putabant falso [37]
imputari.
[Seite 456b]
[[Handschrift]]
456a
[17] Unde et
optamus, et si exaudiri digni essemus, oramus propter deum [18] Lovenses et
Parixenses, ut eiusmodi scripta porro et semper multa et plurima [19] edant.
Hac enim ratione fiet, ut nos multo levemur labore, simul et [20] cura, dum
ipsi pro nobis pugnantes sese mutuis telis conficient et nobis [21, 22]
letantibus pulchrum spectaculum in confusionem suam et gloriam dei praebebunt.
[23] Antequam
vero monstra scholastica producam, rationem reddere etiam [24] mihi aegro et
stulto visum est, cur Parrhisenses potius Parixenses et Lovanienses [25] potius
Lovenses et Colonienses Collenses etc. dicere voluerim. In [26] promptu causa
est. ‘Cum perverso perverteris’ ait ps. 17. Ita et ego cum [27] depravatis
volui depravari et parcere honoris gratia nominibus clarissimarum [28] urbium,
in quibus meorantur istae pestilentiae scholasticae. Ideo Ebraice [29] appello
eos Parixenses a nomine Parix, quod significat latronem, grassatorem, [30]
perraptorem, ps. 16: ‘ut custodiam me a via parix, id est latronis.’ Et Ieremie
[31] 7: ‘Nunquid domus mea est meorath parixim, id est spelunca latronum?’ [32]
Quod si ad Sorbonam velis accommodare, apte sic diceretur: Nonne Sorbona
[Seite 457b]
[[Handschrift]]
457a
[18] est
Meorath parixim, id est: Sunt Parrhisienses nunc latrones in ecclesia [19] mea?
Et vera est translatio et accommodatio.
[20] Lovenses
vero Ebraice a nomine Lavan duco, qui fuit socer s. patriarchae [21] Iacob,
veterator et vorator etiam filiarum, ut queruntur ipsae sanctae [22] filiae Lea
et Rachel Gen. Quae vox significat quidem id, quod Album Latine. [23] Sed hoc
loco hypocritam, parietem dealbatum, ut Paulus dicit act. [24] Quod si hic
vellem Kabalistas imitari et retrogradis literis legere, erit [25] Lavan id,
quod Naval, id est stultus, fatuus, insulsus, bardus, blennus, bucco. [26] Ut
iterum hic cum perversis perversus Lovenses Navalenses iure optimo [27] dicere
possim, nempe fatuos, buccones, blennos etc. Et hoc nomen eorum [28] confirmant
illis verissime competere illi xxxij articuli. Nam nisi excellenter [29] et in
superlativo essent blenni, bardi, buccones, non potuissent istos articulos [30]
ne somniari quidem, multo minus tanta temeritate producere. Denique [31] nisi
soli Navalenses seu Lovenses nemo hac aetate sic desiperet.
[32]
Collenses a Kallon dici credo, perversus cum perversis factus. Kallon [33]
autem dicitur ignominia, opprobrium, vituperium, a quo dicuntur mihi Collenses,
[34] qui non nisi gloriam suae scholasticae in ignominiam Dei docent et
[Seite 458b]
[[Handschrift]]
458a
[5] deferunt.
Habes nunc causam, cur istos sophistas appellem Parixenses [6] Lovenses,
Collenses, quos ego longe indignissimus iudico, qui vivant in tam [7]
praeclaris urbibus. Ut quos nec mei porci dignarentur eos secum in hara [8] sua
stabulari aut siliquas cum eis in ventrem suum rapere.
[Seite 459]
[Einleitung]
Einleitung.
Der erste
Band der Gesamtausgabe der deutschen Werke Luthers war mit seiner Vorrede in
Wittenberg bei Hans Lufft im Oktober 1539 erschienen (vgl. Unsre Ausg. Bd. 50,
654f.), der erste lateinische Band ebenda im Jahre 1545 mit einer Vorrede
Luthers vom 5. März 1545. Am Schluß der letzteren, des “letzten großen
Selbstzeugnisses Luthers über seine Entwicklung zum Reformator” (vgl. E.
Stracke im 140. Heft der Schriften des Ver. f. Reformationsgesch. 1926) heißt
es: Hactenus ad annum MDXX et MDXXI processit res indulgentiaria, post
sequuntur res sacramentariae et anabaptisticae, de quibus in aliis tomis, si
vixero, praefandum est (s. oben S. 186, 30f.). Als Luther diese Worte schrieb,
hatte er wohl hauptsächlich den zweiten deutschen Band im Sinne, dessen Druck
bereits im Jahre 1544 begonnen hatte, der aber erst zwei Jahre nach Luthers
Tode zum Abschluß kam (s. unten). Mittler Zeit erschien der zweite lateinische
Band, dessen Druck schon 1545 gefördert war (vgl. oben S. 178) und bald nach
Luthers Tod mit Melanchthons Vorrede vom 1. Juni 1546 ans Licht trat. Diese
Vorrede Melanchthons enthält die bekannte vita Lutheri, von der Melanchthon im
Eingang sagt, Luther selbst habe sie (als Fortsetzung jener praefatio des
ersten lateinischen Tomus) schreiben wollen. Aber die Schriften über die res
sacramentarias et anabaptisticas waren jenem zweiten deutschen Bande
vorbehalten, während der zweite lateinische Band in wesentlich chronologischer
Ordnung verschiedene Schriften Luthers und seiner Mitarbeiter aus den Jahren
1520 –1525 brachte (die erste darin ist die De libertate christiana 1520, die
letzte Hauptschrift De servo arbitrio 1525).
Von dem
zweiten deutschen Bande bezeugt Christoph Walther, der Korrektor Luffts, im
“Bericht von den Wittenbergischen Tomis der Bücher des Ehrnwirdigen Herrn
Doctoris Martini Lutheri. Wider Matthes Flacium Jllyricum. Wittemberg. Gedruckt
durch Hans Lufft. 1558” Bl. A ijb: “Der ander Deudsche Tomus ist angefangen zu
druecken im jar 1544. Jn diesen Tomum hat Lutherus etliche Streitbuecher
geordnet, Nemlich, wider die Auffruerer, wider die Sacramentsschwermer, wider
die Widerteuffer vnd wider die Tuercken.” [Folgt Bericht über die bekannte
[Seite 460]
darin sich
findende Auslassung einer scharf polemischen Stelle wider Bucer in Luthers
Abendmahlsschrift, daß diese Worte Christi ‘Das ist mein Leib’ noch feste
stehen, über Amsdorffs dadurch veranlaßte Streitschrift vom Jahre 1549 und
Rörers Verteidigung seines Verhaltens, dann heißt es weiter:] “Solcher ander
Tomus ward mehr denn die helfft, sampt dem Buch, darin solchs ward ausgethan,
bey leben Lutheri gedruckt in Nickel Schirlentzens Drueckerey, ward aber in
solcher Drueckerey verhindert, vnd fiel der Krieg mit ein, das solch werck
blieb ligen bis in das 1548. jar, da lies Magister Georg solchen Tomum in
andern Drueckereien follend ausdruecken, Solches kan ich beweisen mit den
Verlagerherrn vnd jren Registern, vnd den Drueckerherrn, die solch werck nach
dem krieg haben helffen volfertigen.”1
Diesen
zweiten deutschen Band, der erst 1548 in Luffts Druckerei fertig wurde, hat Georg
Rörer, der von Luther als Redaktor der Wittenberger Gesamtausgabe bestellt war,
mit einer “Vorrede D. Mar. Luth. vor seinem Abschied gestellet” eröffnet. Eben
dieser ‘Vorrede’ gilt unsere Untersuchung.
Die
Möglichkeit, daß Rörer, der eifrigste und erfolgreichste Sammler des
Schrifttums Luthers, vom Reformator selbst noch den Entwurf zu einer
Bevorwortung dieses bereits im Jahre 1544 fest geplanten und im Druck
begonnenen zweiten deutschen Tomus erhalten haben könnte, ist nicht ohne
weiteres von der Hand zu weisen, obwohl dies Verfahren von vornherein als
unwahrscheinlich bezeichnet werden muß, denn Luther pflegte Vorreden zu eigenen
oder fremden Schriften erst dann abzufassen, wenn diese ihm fertig vorlagen.
Wir stellen zunächst den Tatbestand auf Grund des ersten Abdrucks2 der zu
untersuchenden Vorrede fest.
Beschreibung
des Bandes.
“Der ander
Teil || der Buecher D+ Mart++ Luth++ || Darin alle Streitschrifften, sampt
etlichen || Sendbrieuen, an Fuersten vnd Stedte etc. zusamen gebracht || sind,
Wider allerley Secten, so zu seiner zeit, reine Christ- || liche lere
angefochten haben. || Welche von stueck zu stueck verzeichnet sind, nach || der
Vorrede. || [Holzschnitt: Vor dem Gekreuzigten kniet Luther
[Seite 461]
und der
Kurfürst] || Wittemberg+ || Psalm. 71. || Verwirff mich nicht in meinem Alter,
Verlas mich nicht, wenn ich || graw vnd schwach werde, Bis ich deinen Arm
verkuendige Kinds kindern, || Vnd deine Krafft allen die noch komen sollen. ||
Esaie. 46. || Ja, Jch wil euch tragen bis ins Alter, vnd bis jr graw werdet,
Jch wil || es thun, Jch wil euch heben vnd tragen. || Gedruckt durch Hans
Lufft. || 1548. ||”
Zuerst 6
Blätter, signiert ~+ij ~+iij ~+iiij, danach bis DLXCVII (soll heißen: 597)
gezählte, mit B bis Hhhhv signierte Blätter. Bl. ~+ij beginnt: “Vorrede D. Mar.
Luth. || vor seinem Abschied gestellet. ||”, endend auf dem 5. Blatt
(Rückseite) in der Mitte mit der Unterschrift “Georgius Rorarius”.
Die Erlanger
Ausgabe Bd. 63, S. 407ff, die nach der späteren Auflage des Wittenberger Tomus
vom Jahre 1557 druckt, läßt gemäß ihrer Vorlage die Unterschrift Rörers aus und
setzt dafür “Georgius Rorarius” als Überschrift vor den letzten Hauptabschnitt,
welcher beginnt: “Jch achte, es werde ein jeder fuer gut vnd nuetzlich ansehen,
das die Buecher des tewren lieben Mans D. Mart. Luth. seliger zusamen gebracht,
vnd durch den Druck an tag geben werden.” Diese neue Ausgabe Witt. II (1557)
versucht also, den ersten Druck vom Jahre 1548 zu bessern, indem Rörers Anteil
an der “Vorrede” von dem voranstehenden Hauptteil derselben, den Luther selbst
angeblich “vor seinem Abschied gestellet” unterschieden wird. Ob Rörer selbst
noch vor seinem Tode (er starb am 24. April 1557 in Jena) diese Korrektur
angeordnet hat, bleibt zweifelhaft.
Jn den
bisherigen Gesamtausgaben finden sich mancherlei verwirrte Angaben über diese
angebliche “Vorrede D. M. Luthers”. Erst neuerlich ist die Aufklärung gelungen.
Die Erlanger
(63, 407) notiert als Standorte in den Sammlungen: “Wittenb. II. Vorrede. —
Jen. I, 1. — Altenb. VIII, 3. Vorrede. — Leipz. XXII. Anhang 157. — Walch XIV,
475.” Diese Notizen stimmen bis auf die zweite; die Angabe “Jen. I, 1”,
vielleicht aus der undeutlichen Notiz in der synoptischen Tabelle des
Schlußbandes bei Walch 24 Sp. 334 übernommen, ist ein Jrrtum.
Jn der Jenaer
Gesamtausgabe ist — und wir wissen jetzt auch, daß dies mit gutem Bedacht
geschah — jene ‘Vorrede’ aus Witt. II nicht wieder abgedruckt, weder in der
ersten Auflage (bei Christian Rödinger 1555) noch in der zweiten Auflage (bei
Donat Richtzenhain 1560), obwohl in letzterer die Zahl der Vorreden gegen die
in der ersten Auflage abgedruckten um drei vermehrt ist.1
Die
Altenburger Ausgabe hat in Bd. 8 (1662) vorn auf Bl. b iiija bis b 6a ohne
kritische Anmerkung die “Vorrede D. Mart. Luth. vor seinem Abschied gestellet”
[Seite 462]
neugedruckt,
aber recht nachlässig. Als ihre Quelle nennt sie am Rande: “Jm 2. Eißl. Theil
vorn an”; das ist ein Jrrtum, sie verwechselt offenbar Eisleben II mit
Wittenberg II, wo die Vorrede vornean steht; keiner der beiden Eislebener
Ergänzungsbände Aurifabers vom Jahre 1564 und 1565 enthält eine Spur davon. Der
Textabdruck in Altenb. legt offenbar den Erstdruck in Witt. II (1548) zugrunde,
das ergibt sich auch aus seinen Fehlern, zweimal überspringt er den Raum von je
einer Zeile des Erstdruckes.1
Die Leipziger
wiederholt im Anhang zum 22. Teil (1734) Bl. 157 –162 den fehlerhaften
Altenburger Text, meist auch dessen neue Orthographie, sie erweitert aber die
Überschrift: “D. M. Luthers Vorrede vor seinem Abschied gestellet, mit G.
Rorarii Zusatz. Ao. 1517.” Das “mit Rorarii Zusatz” ist ein Ansatz von Kritik,
indem der Schlußteil der Vorrede, mit G. Rorarius abschließend, als
augenscheinlich von dem Redaktor Rörer herrührend von dem Hauptteil, den Luther
vor seinem Abschied gestellt haben soll, unterschieden wird. (Ähnliches deutete
bereits der spätere Wittenberger Druck vom Jahre 1557 an, dem Erlangen folgt,
s. o.). Aber ganz unkritisch und gedankenlos ist die beigefügte Zeitangabe
“Anno 1517”, sie erklärt sich wohl daraus, daß in der Vorlage (Witt II 1548)
ziemlich im Anfang am Rande als Jnhaltsangabe beim Bericht über den beginnenden
Konflikt mit dem Papsttum steht: “Anno 1517 giengs an” (Altenb. ebenso).
Bei Walch1
Bd. 14 (1744) Sp. 157 –162 ist der fehlerhafte Leipziger Text wiederholt, mit
derselben sinnlosen Zeitangabe in der Überschrift “Anno 1517”. Aber derselbe
Walch hat in seinen selbständigen kritischen Vorbemerkungen, wie öfter,
Wertvolleres als in seinen Textabdrucken, beigesteuert, zwar noch nicht in
seiner Einleitung zum 14. Teil (siehe dort S. 45), aber in seinem 24.
(Abschluß-) Teil (1750) Sp. 619f.; da heißt es: “Hierauf [d. h. nach dem ersten
deutschen Wittenberger Tomus vom Jahre 1539] kam zwar auch noch bei Lutheri
Leben der andere Teil unter die Presse und wurde etwa zur Hälfte fertig; die
entstandenen Kriegsunruhen aber und die dabei erfolgte Gefangennehmung des
Kurfürsten verursachten, daß er erst 1548 geendiget und ans Licht gestellt
wurde. Er ist in Nickel Schirlentzens Druckerei angefangen und nachgehends in
andern Offizinen zu Wittenberg vollendet worden.2 Wird er daher gleich als ein
Werk angeführt, welches in Hans Lufftens Qffizin gedruckt worden3, so kann doch
beides beisammen stehen. Vor solchem Teil befindet sich eine Vorrede D. Mart.
Luth. vor seinem Abschied gestellet, mit einem Zusatz Georg Rorarii von 1548;
es scheinet aber, daß diese Vorrede nicht sowohl von Luthero selbst aufgesetzt,
als vielmehr aus dessen Schriften zusammen getragen worden. Rorarii gedachter
Zusatz ist besonders auf diesen Teil [d. h. den zweiten Wittenberger]
gerichtet.”
[Seite 463]
Auf den
näheren Jnhalt der von Walch zitierten Quelle (Extrakt aus der Historia
ecclesiastica manuscripta des Gothaischen Consistorialrats D. Cypriani, darin
die Historia Tomorum Lutheri aus den Originalakten des Weimarer und Gothaer
Archivs abgehandelt wird), die in der Fortges. Slg. (= Unsch. Nachr.) 1726 a.
a. O. — jedoch unvollständig — abgedruckt sind, worin namentlich der Nachweis
von “Verfälschungen” und Ungenauigkeiten im Abdruck der Schriften Luthers durch
Rörer, Aurifaber und Walther (speziell auch der Abendmahlsschriften Luthers
durch Rörer in Witt. II) unsere Aufmerksamkeit erregt und gewissenhafte
Nachprüfung erfordert, kann hier nicht näher eingegangen werden. Es genügt,
vorläufig festzustellen, daß Cyprian in seiner gegenüber Rörer wohl allzu
parteiischen Darstellung doch die Druckgeschichte von Witt. II (1544 –1548)
nach Christoph Walthers Bericht vom Jahre 1558 (s. o.) richtig darstellt, und
daß Walch auf Grund der mitgeteilten Akten des Weimarer und Gothaer Archivs die
Echtheit der “Vorrede Luthers” zu Witt. II mit Recht angezweifelt hat.
Erlangen 63,
407 wiederholt Walchs kritische Bedenken, und auch J. Köstlin in seiner
Übersicht über die Gesamtausgaben im Artikel ‘Luther’ der Prot. Realenzykl.3
Bd. 11, 720, 53ff. schließt sich ihnen an. Zuletzt hat Joh. Haußleiter in
seinem Melanchthonkompendium (1902) S. 47, zu Cyprians Quellen vordringend, den
entscheidenden Stoß geführt und den in den Unsch. Nachr. 1726 S. 753f.
mangelhaften Text des Briefes von Joh. Stoltz an Rörer vom Ostermittwoch 1555
aus Reg. O. Nr. 774 genauer mitgeteilt, worin Stoltz, der Mitarbeiter an der
Jenaer Sammlung, seinen Kollegen G. Rörer scharf tadelt, weil dieser dem 2.
Band der Wittenberger Ausgabe (1548) eine von Luther angeblich für diesen Band
vor seinem Scheiden verfaßte Vorrede vorangestellt habe; ein Teil derselben sei
jedoch der Schrift Wider die Antinomer (1539) entnommen, während doch Luther in
seinen verschiedenen Schriften sich selbst nie so wörtlich wiederholt habe. —
Wir haben die entscheidenden Sätze bereits in Unsrer Ausg. Bd. 48 S. XLI (als
Nachtrag zu S. 226f.) angeführt zum Erweis, daß Rörer öfter sich die Freiheit
erlaubt habe, Worte Luthers eigenmächtig für verschiedene Zwecke zu verwenden.
Joh. Stoltz
(† 1558, vgl. über ihn noch Enders 18, 59 Anm. 2) hat mit diesem Tadel durchaus
recht. Wir werden unten in unserm Abdruck der “Vorrede” diese umfänglichere1
Entlehnung aus ‘Wider die Antinomer’ (diese Schrift ist abgedruckt in Unsrer
Ausg. Bd. 50, 475ff., von Rörer in Witt. Bd. 6 Bl. 460ff) genauer kennzeichnen.
Der in seinem Wortlaut erst neuerlich bekannt gewordene Brief des Joh. Stoltz
hat seinerzeit augenscheinlich den Erfolg gehabt, daß Rörer, von dem gerechten
Tadel getroffen, den Abdruck der apokryphen “Vorrede Luthers” zu Witt. II in
der Jenaer Ausgabe nicht wiederholt hat. Die andersartige Angabe in Erlangen
(s. oben) ist unrichtig.
[Seite 464]
Eine noch
durchgreifendere Kritik des Verfahrens Rörers bei seiner Komposition der
angeblichen “Vorrede Luthers” auf Witt. II verdanken wir der revidierten
Walchschen (St. Louiser) Ausgabe, was wir um so lieber anerkennen, weil dieser
verdienstvolle amerikanische Walch2, fern von den Schätze der deutschen
Bibliotheken und Archiven, sonst oft kritische Sichtung der Lutherüberlieferung
vermissen läßt. Walch2 Bd. 14 (1898) schreibt S. VIf.: “Bemerkt sei hier ...,
daß die ‘Vorrede Luthers vor seinem Abschied gestellet’, welche vor dem zweiten
Teile der Wittenberger Ausgabe steht und in allen bisherigen Lutherausgaben
(außer der Jenaer) wieder abgedruckt ist, nicht eine Vorrede Luthers, sondern
ein aus seinen Schriften zusammengetragenes Konglomerat ist, was schon Walch
mehrmals als Vermutung ausgesprochen hat. Der Anfang dieser Vorrede ist, wie
wir schon im 20. Band der St. Louiser Ausgabe, Kol. 1619 angemerkt haben, aus
Luthers Schrift ‘Wider die Antinomer’; dann folgt ein Mittelsatz, dessen
Standort aufzufinden uns nicht gelungen ist; der Schluß aber ist hergenommen
aus Luthers ‘Vorrede zu des Urban Rhegius Widerlegung der Münsterschen neuen
Valentinianer’ &c.. in diesem Bande Kol. 348ff. § 4 –9. Deshalb meinen wir,
dieses Stück mit Recht weggelassen zu haben.” Jn Spalte 454 –455 desselben
Bandes verweist Walch2 noch einmal auf die absichtliche, bedachtsame Auslassung
der in den meisten älteren Ausgaben unkritischerweise abgedruckten ‘Vorrede
Luthers’ zu Witt. II.
Die neue
Beobachtung, daß Rörer einen weiteren, erheblichen Teil dieser Bandvorrede
einer andern Lutherschrift, eben der Vorrede zu U. Rhegius' Kampfschrift vom
Jahre 1535 entnommen hat, trifft zu. Fast wörtlich ist das Stück der Vorrede
1535, das in Unsrer Ausg. Bd. 38, 339, 18 bis 540, 31 nach dem Urdruck
wiedergegeben ist, in die Bandvorrede Witt. II versetzt.1 Dieser zweite Fall
mißbräuchlicher Entlehnung ist noch peinlicher als der erste, weil Rörer es
gewagt hat, seinen Abdruck der Lutherschen Vorrede zu U. Rhegius' Streitschrift
in demselben zweiten Wittenberger Tomus auf Bl. 423b zu verstümmeln, nämlich um
ebensoviel zu kürzen, als jenes Entlehnungsstück ausmacht. Als dürftigen Ersatz
des Ausfalls schiebt Rörer auf Bl. 423b Z. 13/14 die Worte ein: “Aber man sage
was man wolle, so ists vergebens und umbsonst.” Und die ersten Zeilen des in
die Bandvorrede verpflanzten Abschnitts ändert er formell ein wenig. Wir werden
unten in unserm Textabdruck wieder die betreffenden Stellen markieren.
Wir fassen
zusammen. Unbestritten ist der ganze Schlußteil der ‘Vorrede’ im Eingang zu
Witt. II (1548) von Bl. ~+ iiijb (Mitte) an bis Bl. 5b (Mitte)
[Seite 465]
Rörers
ausschließliches Eigentum. Eben als Redaktor ergreift er hier das Wort: “Jch
achte, es werde ein jeder fuer gut und nuetzlich ansehen, das die Buecher des
tewren lieben Mans D. M. Luther seliger zusamen gebracht und durch den Druck an
tag geben werden”; und er schließt seinen Anteil ab mit seiner Unterschrift:
“Georgius Rorarius.” Das ist “Rörers Zusatz”, wie Leipzig es nennt. Der
voranstehende Hauptteil aber, den Rörer als “Vorrede D. M. Luth. vor seinem
Abschied gestellet” überschrieben hat, gliedert sich für die kritische
Betrachtung in drei Stücke: Das erste ist aus der Schrift ‘Wider die Antinomer’
entlehnt, das dritte aus der Vorrede Luthers zu U. Rhegius' Kampfschrift vom
Jahre 1535. Wie steht es aber mit dem Mittelstück? Walch2 bekennt, dafür keine
Quelle ermittelt zu haben. Es liegt ja nahe, auch darin eine meist wörtliche
Entlehnung aus einer früheren Lutherschrift zu vermuten: doch auch unser
Nachspüren war bis jetzt vergebens. Wie es scheint, ist das mittlere Stück doch
nicht eine ebenso wörtliche Entlehnung aus älteren Luthertexten, wie wir sie
beim ersten und dritten Teil nachweisen konnten, sondern eine zwar nicht
ungeschickte, aber auch nicht hervorragende, relativ selbständige Leistung des
Redaktors Rörer, der darin unter reichlichem Zitieren von Bibelstellen den von
Luther oft wiederholten Gedanken unterstreicht: der Vorwurf der Widersacher,
Luthers Lehre richte Aufruhr und Empörung an, ist nichts Verwunderliches, auch
die Apostel und Propheten, ja Christus selbst, sind ähnlich gescholten worden;
für uns Evangelische ist solche Schmach eine Ehre und ein tröstliches
Anzeichen, daß wir der rechten, wahren Kirche angehören. — Rörer schließt dies
Mittelstück mit den Worten “Anderswo ist offt und reichlich davon geschrieben”
(worin sich vielleicht der Redaktor verrät, der fleißig gesammelt und
kompiliert hat). Rörer denkt wohl an Luthersche Verwertungen und Auslegungen
von Sprüchen wie Matth. 5, 11f.; 10, 22. 25f.; Joh. 15, 20; 16, 2f., an
Passionspredigten und Psalmenauslegungen Luthers u. dergl. Die Erwähnung der
rechten, wahren Kirche, unter deren Merkmalen eines das Leiden sei, erinnert an
die entsprechenden Sätze in der Schrift wider Hans Worst 1541 (Unsre Ausg. Bd.
51, 484f.) oder Von den Konziliis und Kirchen 1539 (Unsre Ausg. Bd. 50, 642).
Der Anfang des Mittelstücks (Hie werden freilich die Papisten getrost schreien
usw.) ist schon beeinflußt durch die folgende Ausnutzung jener Vorrede vom
Jahre 1535 (s. u. Anmerkung zum Textabdruck). — Der Gedanke, daß Rörer doch
vielleicht ein ungedrucktes Konzept Luthers als Entwurf zur Vorrede für Witt.
II hinter sich gehabt und dasselbe nun in den kurzen sieben Absätzen des
Mittelstücks veröffentlicht, ist widersinnig; die Sätze wären, für sich allein
genommen, ein völlig unzureichender Vorspruch Luthers für den geplanten Band.
Wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, daß wir in der ganzen “Vorrede
Luthers” ein Stück- und Flickwerk Rörers vor uns haben.
Bei
korrekterem Verfahren hätte Rörer im vorliegenden Fall etwa sagen müssen:
Luther hat den Jnhalt dieses Bandes noch selbst angeordnet, er hat auch laut
Schluß seiner Praefatio zum ersten lateinischen Band geplant, dazu und zu
anderen Bänden Vorreden zu liefern (“sequuntur res sacramentariae et
anabaptisticae, de quibus in aliis tomis, si vixero, praefandum est”, s. oben),
aber sein Tod hat das vereitelt; so will ich (G. Rörer) denn als der von ihm
bestellte Redaktor einleitend wenigstens an einige gewichtige ältere Aussprüche
Luthers erinnern, die geeignet sind, diesem Bande als Vorspruch zu dienen. —
Daß Rörer solche Erläuterung
[Seite 466]
unterlassen
hat und den Leser täuscht mit dem Vorgeben, als hätte er eine von Luther selbst
für Witt. II eigens verfaßte Vorrede mitzuteilen, ist eine grobe
Ungeschicklichkeit. Wir haben diese unbequeme Tatsache, ohne sie zu vertuschen,
gerade in unserer “kritischen” Ausgabe durch umständliche Untersuchung
feststellen wollen, weil wir sonst mehr als irgendeine frühere Gesamtausgabe
aus dem reichen Schatz der Rörerschen Lutherüberlieferung dankbar schöpfen
durften. Zum selbständigen Arbeiten taugte Rörer, dieser fleißigste Famulus,
nicht; und streng wissenschaftliche Akribie in modernem Sinne dürfen wir
überhaupt weder bei ihm noch bei seinen Arbeitsgenossen (Cruciger und Dietrich
u. a.) voraussetzen. Der vorliegende böse Fall, der, wie wir sahen, schon bei
seinem Mitarbeiter Joh. Stoltz zu scharfem Tadel Anlaß gab, ist wohl die
schlimmste Entgleisung Rörers gewesen, schlimmer als die vielbesprochene
Auslassung der Polemik gegen Bucer beim Abdruck der Abendmahlsschrift vom Jahre
1526, für die es Entschuldigungen gibt (vgl. Haußleiters Nachweise in den
Aufsätzen der Neu. kirchl. Ztschr. 1898 u. 1899). Mit Bezug auf die besonders
verantwortungsvolle, aber unselbständige Tätigkeit, die Rörer als Protokollant
und Korrektor der Bibelübersetzungsarbeiten jahrelang unter Luthers Augen
ausgeübt hat, haben wir Grund, seiner Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt mehr zu
trauen. Wir kommen darauf in der Einleitung zur Lutherbibel zurück.
Um das Ungeschick
Rörers bei seinem Zusammenflicken der Vorrede zu Witt. II (1548) in etwas zu
entschuldigen, machen wir aber auf folgendes aufmerksam. Jhm als dem bestellten
Redaktor war natürlich der Plan Luthers bekannt, daß in der Gesamtausgabe (in
der deutschen noch mehr als in der lateinischen) im allgemeinen nicht die
chronologische, sondern die sachliche Ordnung der Schriften maßgebend sein
sollte; darüber haben wir zuverlässige Mitteilungen durch Christoph Walther,
den Korrektor Luffts, vgl. schon Knaake in Unsrer Ausg. Bd. 1, XVII Anm. 1,
besonders aber Joh. Haußleiter im Melanchthonkompendium S. 1f. und in der Neu.
kirchl. Ztschr. 1898, S. 834f. Jn dieser Hinsicht ist das von Rörer in Witt. II
(1548) Bl. 5b (Mitte) bis 6b im Anschluß an die ‘Vorrede’ abgedruckte ‘Kurtze
verzeichnis der Bücher Mart. Lutheri, und anderer, so in dis ander Teil zusamen
bracht sind’ bedeutungsvoll; darin werden in bedachtsamer sachlicher Anordnung
die 43 numerierten Schriften dieses Teils registriert [zuerst die Schriften wider
Aufrührer, darin die Wider die himmlischen Propheten, wider die Bauern, Münzer,
Carlstadt, danach mit Hervorhebung in Sperrdruck: Ein Sermon vom Sacrament (Nr.
15), Von der Wiedertauffe (Nr. 23), Historia von den Münsterischen
Wiedertäuffern (Nr. 30), Schrifften wider den Türcken (Nr. 37)]. Jn dieser
Gruppierung und Reihenfolge dürfen wir Luthers ursprüngliche Anordnung (aus dem
Jahr 1544 oder früher) erkennen, mag er einen ihm vorgelegten Entwurf nur
gebilligt oder ihn etwa diktiert haben. Diese 43 Schriften sind in dem Bande
sämtlich abgedruckt, doch mehrfach in veränderter Reihenfolge. Das Register ist
aber sicher erst (samt der ‘Vorrede’) ganz zuletzt abgedruckt, denn es setzt
neben die Titel der Schriften noch die Blattbezeichnungen, die ihren tatsächlich
erfolgten Abdruck anzeigen; z. B. Nr. 1 ist abgedruckt nicht fol. 1, sondern
fol. 66, Nr. 2: fol. 60, Nr. 3: fol. 55, Nr. 4: fol. 1 und 26 (Wider die
himmlischen Propheten), Nr. 5: fol. 85, Nr. 6: fol. 72, Nr. 7: fol. 83, Nr. 8:
fol. 261 usw. Das erklärt sich doch wohl daraus, daß Rörer das schon vor Beginn
des Druckes
[Seite 467]
des Bandes —
von Luther selbst oder nach seiner Anordnung — festgelegte Register aus Respekt
vor der Anordnung Luthers unverändert hat aufbewahren wollen. Dieses Register ist
dann also (statt einer ‘Vorrede’ oder als Stück einer geplanten Vorrede) doch
“vor Luthers Abschied” gestellt. Jm Nachwort zum Register entschuldigt Rörer
die Unstimmigkeit zwischen dem Register und den Abdrucken im Bande mit zwei
Bemerkungen: die Schriften seien abweichend vom Register in anderer Reihenfolge
abgedruckt “nach der zeit, zu welcher sie geschrieben und ausgangen”; zweitens:
die Bücher stehen zuweilen nicht in rechter Ordnung, weil sie nicht jedesmal
rechtzeitig zur Hand waren, wenn sie zum Abdruck benötigt wurden.
Auffallend
ist, daß die Bl. (I), II, III, IIII, V, VI sogleich als Bogen B signiert sind;
das bedeutet in diesem Falle nur, daß bei Beginn der Drucklegung des Bandes von
vornherein der erste Bogen (A) für die Vorrede und das Register ausgespart
wurde. Daß der erste Bogen (= Titelblatt und 5 Blätter) zuletzt gedruckt ist,
steht fest (vgl. in Rörers Vorrede “D. M. Luther seliger” und die
Blattbezeichnungen im Register).1
Jm
Zusammenhang mit der gegenwärtigen Untersuchung über den kritischen Wert der
Texte in Witt. II sei schließlich noch auf das gewichtige Urteil D. Dr. Joh.
Haußleiters in der Neu. kirchl. Ztschr. 1898, S. 854 aufmerksam gemacht: “Es
wird sich wohl Gelegenheit finden, daß die im 19. Band [der W. A.] übergangenen
Varianten des Sermons [vom Sakrament des Leibes und Blutes Christi, wider die
Schwarmgeister (1526), vgl. Unsre Ausg. Bd. 19, 474ff.] später nachgetragen
werden, damit man für sie nicht der Erl. Ausg. Bd. 29, 328 –352 benötigt
bleibt. Die kritische Gesamtausgabe wird überhaupt — — — an dem Text des zu
Unrecht verlästerten zweiten Wittenberger Bandes, soweit dessen Schriften zu
Luthers Lebzeiten gedruckt sind, nicht vorübergehen dürfen.”
Wir drucken
den Text der apokryphen Vorrede nach der oben S. 460f. beschriebenen Ausgabe
von Witt. II (1548) und notieren darunter unsre kritischen Bemerkungen.
D. Otto
Albrecht.
[Seite 468]
[1] [Bl. +ij]
Vorrede D. Mar. Luth.
[2] vor
seinem Abschied gestellet.
1548
[ 3/5 WEr bis
verstehen R] Aus diesem allen sehen wir, und wo wir wolten, koendten wir wol
verstehen L 6/7 vnd Gott jm ein Heufflin dadurch R] und sein heuflin L 7 bald
R] fehlt L 10 gleich R] fehlt L
vnd (vor gewehret) R] oder L
doch R ] fehlt L 16 hatte ich wider mich R] war L 28 das es R] das L
28/469, 1 Sacramentirer vnd R] fehlt L]
[3] Wer
vleissig Ecclesia: vnd Tripart: Historiam1, der heiligen Veter [4] buecher, vnd
sonderlich die Biblien lieset, der sihet vnd kan wol [5] verstehen2 die
Historien von anfang der Kirchen, Das es allezeit so zugangen [6] ist, Wenn
Gottes Wort etwa ist auffgangen, vnd Gott jm ein Heuflin [7] dadurch zusamen
gelesen, So ist der Teufel des Liechtes bald gewar worden [8] vnd hat aus allen
winckeln da wider geblasen, gewehet vnd gestuermet, [9] mit starcken grossen
winden, solch goettlich Liecht auszulesschen. Vnd ob man [10] gleich einem oder
zween Winden hat gestewret vnd gewehret, So hat er doch [11] jmer fuer vnd fuer
zu einem andern Loch herein geblasen vnd gestuermet wider [12] das Liecht, vnd
ist kein auffhoeren noch ende gewest, wird auch nicht werden [13] vor dem
Juengsten tage.
[14] JCh
halt, das Jch allein (wil der Alten schweigen) mehr denn zwentzig [15] Sturmwind vnd Rotten, die der Teufel geblasen
hat, erlidden habe. Erstlich [16] hatte ich wider mich das Bapstumb. Jch achte,
alle Welt solt ja schier wissen, [17] mit wie viel Sturmwinden, Bullen vnd
Buecher, der Teufel durch sie wider [18] mich getobet, wie gar jemerlich sie
mich zurissen, zufressen, vnd zu nicht gemacht [19] haben, On das ich sie zu
weilen auch ein wenig angehaucht, Aber damit nichts [20] ausgericht, denn das
sie zorniger vnd toller wurden zu wehen vnd zu sprueen, [21] bis auff diesen
tag one auffhoeren.
[22] ich noch hundert Jar solte leben, vnd hette
nicht allein die [14] vorigen und jtzigen Rotten vnd Sturmwinde (durch Gottes
gnaden) gelegt, [15] sondern koende auch alle kuenfftige also legen, So sehe
ich doch wol, das [16] damit vnsern Nachkomen keine ruge geschafft were, weil
der Teufel lebt vnd [17] regiert. Darumb ich auch bitte vmb ein gnediges
Stuendlin, vnd beger des [18] Wesens nicht mehr noch lenger.
[19] JR,
vnser Nachkomen, bettet auch mit ernst vnd treibt Gottes wort [20] vleissig,
Erhaltet das arme windliecht Gottes, seid gewarnet vnd geruestet, als [21] die alle
stunde gewarten muessen, wo euch der Teufel etwa eine scheiben oder [22]
fenster ausstosse, thuer oder dach auffreisse, das Liecht auszulesschen, Denn
er [23] schlefft vnd feiret nicht, auch stirbet er nicht vor dem Juengsten
tage, Jch vnd [24] du muessen sterben, vnd wenn wir tod sind, bleibet er
gleichwol der, so er allzeit [25] gewest, vnd kan sein stuermen nicht lassen.
[26] JCh sehe
dort von ferne, wie er die Backen so hefftig auffbleset, das er [27] gleich rot
wird, wil blasen vnd stuermen. Aber wie vnser HErr Christus [28] von anfang
(auch in eigener Person) auff solche seine Bausbacken mit der [29] Faust
geschlagen, das eitel Teufels fuertze draus worden sind, wiewol sie fast [30]
vbel gestuncken, So wird er jtzt vnd fort jmer auch thun, Denn er kan nicht
[31] [Matth. 28, 20; Matth. 16, 18] luegen, da er sagt, Jch bin bey euch bis zu
ende der Welt. Vnd, Der Hellen [32] [Joh. 10, 28] pforten sollen die Kirche
nicht vberweldigen, vnd Joh. 10. Meine Schafe [33] werden nimermehr vmbkomen,
vnd niemand wird sie Mir aus meiner hand [34] [Matth. 10, 30.28] reissen. Vnd
Matth. 10. Ewer har auff dem Heubt sind alle gezelet, Darumb [35] fuerchtet
euch nicht fur denen, die den Leib toedten etc.
[Seite 470]
[ 11 bis an
der R] bis zur L 12 .1. vor Der fehlt L 22 erhielte R] erhelt L 29/32 Wo der
HERR .... Vnd Psal. 60. .... bis kein nuetze R] Were Gott nicht mit uns diese
zeit, so sol Jsrael sagen &c.. L]
[1] ONe das
vns gleichwol auch befolhen ist zu wachen, vnd das Liecht, so [2] [1. Petri 5,
8] viel an vns ist, zu verwaren. Es heist, Vigilate, denn der Teufel heisst Leo
[3] rugiens, der vmbher gehet vnd wil verschlingen, Nicht allein zur Apostel
zeit, [4] da S. Petrus solchs redet, sondern bis an der Welt ende. Da muegen
wir [5] vns nach richten, Gott helffe vns, wie er vnsern Vorfarn geholffen vnd
[6] vnsern Nachkomen auch helffen wird, Zu lob vnd ehre seinem goetlichen Namen
[7] in ewigkeit.
[8] DEnn wir
sind es doch nicht, die da kuenden die Kirche erhalten, vnser [9] Vorfarn sind
es auch nicht gewesen, vnser Nachkomen werdens auch nicht sein, [10] [Matth.
28, 20] Sondern der ists gewest, ists noch, wirds sein, der da spricht, Jch bin
bey [11] [Hebr. 13, 8] Euch bis an der Welt ende. Wie Ebre. 13. geschrieben
stehet, Jhesus Christus, [12] [Off. 1, 8] Heri, et hodie, et in secula. Vnd
Apo. 1. Der es war, der es ist, der es [13] sein wird. Ja, so heisst der Man,
vnd so heist kein ander Man, vnd sol [14] auch keiner so heissen.
[15] DEnn du
vnd ich sind vor tausent jaren nichts gewest, Da dennoch die [16] Kirche on Vns
ist erhalten worden, Vnd hats der muessen thun, der da heisst, [17] Qui erat,
vnd Heri. So sind wirs jtzt auch nicht bey vnserm Leben, Denn [18] die Kirche
wird durch vns nicht erhalten, weil wir dem Teufel im Bapst, [19] Rotten vnd
boesen Leuten nicht koennen wehren, Vnd vnser halben die Kirche [20] fur vnsern
augen, vnd wir mit jr, muesten zu grunde gehen (wie wir teglich [21] erfaren)
wo nicht ein ander Man were, der beide die Kirche vnd vns scheinbarlich [22]
erhielte, Das wirs moechten greiffen vnd fuelen, ob wirs nicht wolten [23]
gleuben, vnd muessens Den thun lassen, der da heisst, Qui est, vnd Hodie.
[24] EBen so
werden wir auch nichts dazu thun, das die Kircke erhalten [25] werde, wenn wir
tod sind, Sondern der wirds thun, der da heisst, Qui venturus [26] est, vnd in
secula, Vnd was wir in solcher Sachen von vns jtzt sagen, [27] [Bl. ~+ iij] das
haben vnser Vorfarn von sich auch sagen muessen, Wie die Psalmen [28] vnd
Schrifft zeugen, vnd vnser Nachkomen werdens auch also erfaren, [29] [Ps. 124,
1ff.] das sie werden mit vns vnd der gantzen Kirchen singen den 124. Psalm, Wo
[30] der HERR nicht bey vns were, wenn die Menschen sich wider vns setzen, [31]
[Ps. 60, 13] Vnd Psal. 60. Schaffe vns beistand in der not, Denn menschen
huelffe ist [32] kein nuetze.
[33] ES ist
doch ja kleglich ding, das wir so viel schrecklicher Exempel fur [34] vns
haben, Dere so sich haben lassen duencken, sie muesten die Kirche halten, [35]
als were die Kirche auff sie gegruendet, zu letzt so schendlich sind vntergangen,
[36] Vnd dennoch solch grausam gericht Gottes vnsern stoltz vnd freuel nicht
[37] brechen noch demuetigen oder wehren kan. Was ist geschehen dem Muentzer zu
[38] vnser zeit (wil der Alten vnd vorigen schweigen) der sich lies duencken,
die [39] Kirche koende on jn nicht sein, er mueste sie tragen vnd regiren. Vnd
newlich
[Seite 471]
[ 2 weise R]
schoene L 3 schoene R] huebsche L 7/8 Paulo bis Rom. 7 R] Paulo Rom. vij. war,
darueber er klaget L 8 wol R] fehlt L 9 wolte R] thet L were R] werde L 14 brechen R] bricht L]
[1] die
Widerteuffer haben vns ja schrecklich gnug gewarnet, das wir solten [2]
gedencken, wie mechtig vnd nahe vns der weise Teufel, vnd wie ferlich vnser [3]
[Jes. 31, 7 (?)] schoene gedancken seien, Das wir doch nach Jsaias rat zu erst
in vnser hand [4] schaweten, wenn wir etwas fuernemen, obs Gott oder Abgott,
obs gold oder [5] leimen were.
[6] ABer es
hilfft nicht, sondern wir sind sicher, one furcht vnd sorge, Der [7] Teufel ist
ferne von vns, Vnd ist in vns nicht solch fleisch, das in S. Paulo [8] [Röm. 7,
23] war, darueber er klaget, Rom. 7. er koenne sich sein nicht erwehren, wie er
wol [9] gerne wolte, sondern were gefangen. Aber wir sind die Helden, die sich
fur [10] vnserm Fleisch vnd gedancken nicht besorgen duerffen, Sondern wir sind
eitel [11] Geist, vnd haben vnser fleisch sampt dem Teufel gar gefangen, das
alles, so [12] vns einfellet oder dencken muegen, das ist gewis vnd sicher der
heilige Geist, [13] wie kan es feilen? Darumb gehet es auch zu letzt so fein
hinaus, das Ross [14] vnd Man den hals brechen.1
[15] Hje2
werden freilich die Papisten getrost schreien, Sihe, du bekennest vnd [16]
klagest selbs, das viel Rotten vnd Auffrhur entstehen, Wer hat aber anders [17]
vrsach dazu geben, denn eben du mit deiner Lere, daraus solcher vnrat [18] ist
komen? Das ist jtzt jre hoechste Kunst, da mit sie des Luthers lere, wie [19]
sie sich duencken lassen, zu grund vmbstossen. Wolan, lasse sie jmer hin
lestern [20] vnd liegen, bis sie ein mal auffhoeren muessen. Wenn man aber
dieser jrer [21] hohen kunst nach solt kluegeln, So muesten alle Propheten auch
Ketzer vnd [22] Auffrhuerer gewest sein, Denn fur solche sind sie von jrem
eigen Volck gehalten, [23] gescholten, verfolget, vnd gemeiniglich alle so
hingericht, wie jre Buecher durch [24] aus zeugen.
[25] AVch
muste Christus der HErr selbs, von seinen Jueden vnd sonderlich [26] von den
heiligen Vetern, Phariseern, Schrifftgelerten etc. den oebersten Regenten [27]
[Joh. 8, 48; Matth. 11, 19] hoeren, Er hette den Teufel, triebe Teufel durch
Teufel aus, Er wer ein Samariter, [28] [Matth. 12, 24] der Zoelner vnd Suender
geselle &c.. Ward auch endlich zum tod am [29] Creutz verurteilt, als ein
Gotteslesterer, vnd Auffrhuerer, welches sie hoeren [30] [Apg. 7, 52] musten
von S. Stephano, ehe sie jn steinigten, Act. 7. Welchen Propheten
[Seite 472]
[1] (sagt er)
haben ewere Veter nicht verfolget vnd getoedtet? Jr aber (jre Nachkomen) [2]
seid nu worden Moerder vnd Verrether des Gerechten, welches zukunfft [3] die
Propheten zuuor verkuendiget haben.
[4] SO habens
je die Apostel vnd Juenger auch nicht besser gehabt, denn jr [5] [Matth. 10,
16. 24f.] HErr vnd Meister, wie er jnen denn zuuor gesagt hatte, Matth. 10.
Sihe [6] Jch sende euch wie Schafe mitten vnter die Wolffe. Der Juenger ist
nicht [7] vber seinen Meister, Haben sie Mich verfolget, sie werden euch auch
verfolgen, [8] Haben sie Mein wort gehalten, so werden sie ewers auch halten.
Vnd Joh. 16. [9] [Joh. 16, 2] Sie werden euch in Bann thun, Vnd wer euch
toedtet, wird meinen, er thue [10] Gott einen dienst dran. Dencket dran, wenn
die zeit kompt, das Jchs euch [11] gesagt habe.
[12] JSt dem
nu also, wie denn die Schrifft durch aus klar zeuget, Was [13] wunder ists, das
auch wir, so jtzt, in dieser letzten schrecklichen zeit, Christum [14] predigen
vnd bekennen, der massen, wie sie, gelestert, verfolget, als Ketzer vnd [15]
Auffrhuerer verdamnet, auch viel vnser Brueder jemerlich ermordet werden, [16]
Die wir jnen doch nirgend gleich, ja nichts gegen sie zu rechnen sind, Als die
[17] viel hoeher denn wir durch den heiligen Geist erleucht, mit schoenen
herrlichen [18] gaben vnd thatten gezieret, mit hoherm verstand vnd festerm
glauben begnadet [19] vnd begabet sind gewesen.
[20] DArumb
sollen wir vns solcher schmach vnd lesterung, so vns vnser [21] Widersacher
aufflegen, nicht schemen, noch derhalben schrecken lassen, das wir [22] feig
oder verzagt drueber wuerden, Sondern fur vnser hoechste ehre achten, das [23]
wir mit allen Heiligen von anbegin gleichen danck vnd lohn fur vnsern [24]
trewen Dienst von der argen gottlosen Welt empfahen, Vnd froelich in Gott [25]
sein, das auch wir arme Suender vnd verachte Leute wirdig sind, vmb Christus
[26] namen willen schmach zu leiden.
[27] ZV dem
ist vns auch ein grosser trost vnd gewis anzeigen, weil der [28] Teufel vns so
hart zusetzet, das Gott, aus grosser gnade vns den rechten verstand [29] seines
Worts geben hat. Vber das troestet vnd stercket er vns auch [30] durch seinen
Geist, das wir das selbe fur aller Welt frey oeffentlich, mit [31] rechtem
ernst, vleis vnd trew, auch leren, ausbreitten, vnd Christum den gecreutzigten
[32] bekennen, Wissen auch, das die, so vns lestern vnd verfolgen, weder [33]
[Joh. 16, 2] Gott noch Christum erkennen, wie er Joh. am 16. selbs saget, Darumb
werden [34] sie euch in Bann thun vnd toedten, das sie weder meinen Vater noch
mich [35] erkennen.
[36] Vnd zwar
es sol vnd kan nicht anders sein, Denn das die rechte ware [37] Kirche (so
Gottes wort hat, tewer vnd werd helt, treibt vnd bekennet) von [38] der
falschen Kirchen (so es nicht hoeren kan, Ja, als Ketzerey vnd Teufelslere [39]
lestert) verfolget vnd verflucht werde. Denn was Christus redet, ist vnd
bleibet [40] [Matth. 5, 11] ewig war, Der spricht, Matth. 5. Selig seid jr,
wenn euch die Menschen [41] vmb meinen willen schmehen, verfolgen vnd allerley
vbels von euch reden. [42] [Matth. 24, 9] Vnd Cap. 24. Jr muesset gehasset
werden vmb meines Namens willen von
[Seite 473]
[ 7/9 Es
gemanet mich bis Teufel komen R] Alle jre kunst ist: Sihe da, was koempt guts
aus der Lutherischen lere? Aber wo man jrer hohen kunst nach solt kluegeln, so
were auch kein Teuffel worden, wo Gott nicht gute Engel geschaffen hette. Denn
aus den guten Engeln sind die Teuffel komen, L 18/19 auch 1. Joh. 2. Sie sind bis
nicht von vns R] auch: Aus uns sind sie, aber nicht von den unsern L 20 jrer
kunst nach fehlt L 25 müste R] muste L]
[1] allen
Voelckern. Denn werden sich viel ergern vnd vnternander verrhaten [2] [Joh. 15,
18ff.] vnd euch toedten. Vnd Joh. 15. So euch die Welt hasset, so wisset, das
sie [3] mich vor euch gehasset hat. Weret jr von der Welt, so hette die Welt
das [4] jre lieb &c.. Gedenckt an mein Wort, das Jch euch gesagt habe, Der
Knecht [5] ist nicht groesser denn sein HErr. Dis sey kurtz geantwort auff die
hohe [6] Kunst der Papisten, Anderswo ist offt vnd reichlich dauon
geschrieben.1
[7] Es
gemanet mich aber jrer Kunst2, als wenn einer der selben nach wolt [8] kluegeln
vnd sagen, Wo Gott nicht gute Engel geschaffen hette, So were auch [9] kein Teufel
worden, denn aus den guten Engeln sind die Teufel komen, [10] Darumb ists
Gottes schuld, das er gute Engel geschaffen hat. Gleich wie [11] [1. Mose 3,
12] vnser vater Adam auch Gott schuld gabe, Er hette jm das Weib gege[Bl. ~+
iiij]-ben, [12] Denn hette Gott Adam vnd Heua nicht geschaffen, so hetten sie
nicht [13] gesuendiget, Weil aber aus Adam vnd Heua suender werden, so ists
Gottes [14] schuld, das solche grosse Suende geschehen ist. Dis ist jtzt auch
noch die hoechste [15] Kunst vnd bleibet die hoechste kunst, Das allein Gott
mus Suender sein, Adam [16] vnd seine Kinder sind alle rein, from vnd heilig.
[17] ALso,
weil aus des Luthers Lere viel Rottengeister komen sind (wie sie [18] [1. Joh.
2, 19] sagen) So mus Luthers lere des Teufels sein. Johannes sagt auch 1. Joh.
2. [19] Sie sind von vns ausgangen, Aber sie waren nicht von vns. Aus Christus
[20] Juenger ist Judas komen, darumb ist Christus, jrer kunst nach, ein Teufel.
[21] Vnd wenn sie sich auch selbs bey der Nasen nemen wolten, Was ist aus dem
[22] Bapst komen? Da lese man die Historien, was sie selbs (schweige jre
Juenger) [23] auch mit den Keisern getan etc.
[24] DAs ist
offenbar. Es ist nie kein Ketzer aus den Heiden komen, Alle [25] sind sie aus
der heiligen Christlichen Kirchen komen, Darumb mueste die Kirche [26] auch des
Teufels sein. Nu hats die heilige Kirche geholffen, das sie bekennet, [27] die
Ketzer, so aus jr komen sind, verdampt vnd nicht mit jnen helt. Vns [28]
Lutherischen mus es nicht helffen, das wir auch bekennen vnd alle Rotten [29]
verdamnen (Ob die selben schon aus vns nicht sein woellen) besser denn sie [30]
selbs koennen thun.
[31] ALso
giengs der Biblia vnter dem Bapst auch, die man offentlich ein [32] Ketzerbuch
hies vnd jr schuld gabe, Die Ketzer behulffen sich aus der Biblia, [33] Wie sie
auch noch thun, vnd schreien Kirche, kirche wider vnd vber die Biblia.
[Seite 474]
[ 1 weise Man
R] Man fehlt L 7 vnd Auffrhur R] fehlt L 21 auffrhuren vnd jrthumen der Ketzer
R] jrthumen und auffrhuren L]
[1] Vnd
Emser, der weise Man, wolt nicht wissen, obs zu raten were, das man [2] die
Biblia verdeudschet, vielleicht auch nicht ob sie Ebreisch, Griechisch oder [3]
Lateinisch zu schreiben gewest sey, weil sie vnd die Kirche so gar vneins sind.
[4] WEil denn
solchs die Biblia, welche des heiligen Geists eigen sonderlich [5] Buch,
Schrifft vnd Wort ist, von jnen mus leiden vnd aller Ketzerey Mutter [6] vnd
Schuetzerin geschendet werden, Warumb solten wirs nicht viel mehr [7] leiden,
Das sie vns aller Ketzerey vnd Auffrhur schuld auff legen. Eine [8] Spinne
seuget Gifft aus der lieben Rosen, darinne ein Bienlin eitel Honig [9] findet,
Was kan sie dazu, das jr suesses Honig der Spinnen zu Gifft wird.
[10] VNd ist
zwar gros wunder, Warumb sie nicht auch jre eigen Leichnam [11] verdamnen, Denn
was guts kompt von jm, Er isst vnd trinckt das allerbeste [12] brot, fleisch,
wein, bier, Auch koestliche Wuertze, Und lesst doch von sich eitel [13] vnflat,
rotz, speichel, butter, schweis, schweren, blattern, grind, gnatz, flues, [14]
eiter, mist vnd harm. Er lesst sich herrlich kleiden, mit seiden vnd gold, Vnd
[15] gibt von sich leusse, nisse, floehe, vnd ander geschmeis mehr.
[16] ABer es
gehet, wie man sagt, Wenn man dem Hunde zu wil, so hat [17] er das Ledder
gefressen, oder wie die Fabel Esopi viel feiner sagt, Wenn der [18] Wolff das
Schaff fressen wil, so hats jm das Wasser betruebt, Ob gleich der [19] Wolff
oben vnd das schaff vnten am Bach trincket. Sie haben die Kirche [20] mit
jrthum vnd blut, mit luegen vnd mord erfuellet, Noch haben sie kein [21] wasser
betruebt. Wir stewren vnd wehren, beide den auffrhuren vnd jrthumen [22] der
Ketzer, Noch betrueben wir das wasser. Fris lieber Wolff fris, das dir [23]
bald ein Bein qwehr im halsse bleibe. Wolan es ist die Welt vnd jr Gott, [24] [Matth.
10, 25] Sie koennen nicht anders thun, haben Sie den hausuater Beelzebub
geheissen, [25] Wie viel mehr sein Gesinde, Vnd mus die heilige Schrifft ein
Ketzerbuch [26] heissen, Was solten denn vnser Buecher geehret werden? Gott
lebt ein Richter [27] vber alle, der wirds ein mal klar machen, ist anders das
Ketzerbuch, die heilige [28] Schrifft, recht vnd wahrhafftig, die solches so
offt vnd viel mal zeuget.1
[29] 2
Christus vnser lieber Gott vnd Bischoff vnser Seelen, die er durch sein [30]
thewer Blut erkaufft hat, erhalte seine kleine Herde bey seinem heiligen Wort,
[31] das sie zuneme vnd wachse in der gnade, erkentnis vnd glauben an jn,
Troeste
[Seite 475]
[1] vnd
stercke sie auch, das sie fest vnd bestendig bleibe, wider alle list vnd
anfechtungen, [2] beide des Satans vnd der argen Welt, vnd erhoere doch schier
jr [3] hertzlich seufftzen vnd engstlich harren vnd verlangen nach dem
froelichen tage [4] seiner herrlichen seligen Zukunfft vnd Erscheinung, Das des
moerdlichen stechens [5] vnd beissens in die Versen, der grimmigen gifftigen
Schlangen, doch ein mal [6] ein ende werde, Vnd endlich angehe die offenbarung
der herrlichen Freiheit [7] vnd seligkeit der kinder Gottes, der sie hoffen vnd
in gedult warten. Dazu [8] spreche ein jglich from hertze, so Christus, vnsers
Lebens, erscheinung, liebe hat, [9] Amen, Amen.
[10] Jch
achte1, es werde ein jeder fuer gut vnd nuetzlich ansehen, das die Buecher des
[11] tewren lieben Mans D. Mart. Luth. seliger zu samen gebracht vnd durch den
[12] Druck an tag geben werden, Sonderlich die da wissen, wie es vor dieser
Zeit in [13] der Kirchen gestanden ist, da die goettliche heilsame Lere, die
allein den rechten weg [14] zur seligkeit weiset, gar verschwigen, Ja, so
grewlich verfinstert, verkert, vnd untertruckt [15] gewest ist, das kein Mensch
etwas gruendlich vnd gewis, dauon hat wissen, [16] wil schweigen verstehen
koennen, Vnd dagegen eitel Menschen gesetz vnd gebot, Ja, [17] wie sie S.
Paulus nennet, Teufels lere, an stat Christlicher lere, dem armen verschmachten
[18] Volck, das jemerlich in der jrre gieng vnd zerstrewet war wie Schaffe,
[19] die keinen Hirten haben, on allen trost, ja, mit vnsaglichem schaden vnd
ewigem [20] verderben geleret vnd furgehalten worden.
[21] DA aber
solche schwere last vnd marter der armen Gewissen lange zeit geweret [22] vnd
auffs hoechst komen, Hat der ewig barmhertzig Gott vnd Vater vnsers [23]
Heilands Jhesu Christi den gerechten schrecklichen Zorn, damit er so viel
hundert [24] jar die gottlose, vndanckbar Welt billich gestrafft vmb der
grewlichen suende [25] willen, das sie die liebe Warheit, durchs Euangelium jr
angeboten vnd fuergetragen, [26] nicht hat angenomen zur seligkeit, oder je
bald der selbigen muede vnd vberdruessig [27] worden ist, fallen lassen, vnd
das jemerlich seufftzen vnd klagen fromer hertzen [28] vber die vntregliche
buerde vnd last der Menschenlere vnd gebot, vnd hertzlich sehnen [29] vnd
verlangen nach rechtem gewissen goettlichem trost, erledigung vnd freiheit aus
[30] diesem schweren gefengnis, sich endlich erweichen lassen vnd erhoeret, und
der sachen [31] also geraten.
[32] ER hat
aus lauter veterlicher Liebe vnd barmhertzigkeit D. Mart. Luther in [33] dieser
letzten fehrlichen zeit, am ende der Welt, erwecket, Welcher von Gottes [34]
gnaden, vor andern der erste (Bald hernach hat jm Gott gesellen zu geben, die
jm [35] trewlich geholffen) die rechte, reine, goettliche Lere, wie sie in der
heiligen Schrifft [36] dargethan, Doch, wie gesagt, vnbekand war, von rechter
Busse, von Christus eigen [37] Werck vnd Ampt, von gerechtigkeit des [Bl. 5]
Glaubens, von vnterscheid Gesetzes vnd [38] Euangelij, Jtem, rechter vnd
falscher Gottesdienste, von warem verstand vnd brauch [39] der heiligen
Sacrament, von der Erbsuende, von rechtem Anruffen etc. erkleret vnd [40] ans
Liecht bracht, vnzelichen betruebten Gewissen zu trost vnd seligkeit.
[Seite 476]
[1] VNd das
mit solchem Geist, mut vnd bestendigkeit (obs jm wol blut sawer [2] worden ist,
vnd manchen tieffen seufftzer, mit ernstlichem gebet vnd flehen zu Gott, [3]
druber gelassen, auch manche starcke anfechtung, angstschweis vnd todeskampff,
wider [4] den Teuefel vnd Welt, ausstehen, auch in fahr leibs vnd lebens hat
offt schweben [5] muessen) das es vmmoeglich were gewest, das dis Werck hette
dermassen kuend ausgericht [6] werden durch jrgend ein Menschliche gewalt oder
weisheit, so gros vnd [7] hoch sie auch sein moechte. Welchs ein gewis anzeigen
ist, das Gott diesen Man [8] durch seinen Geist gefuert vnd regirt, vnd jm zu
seinem Beruff vnd Ampt goettlich [9] gedeien vnd segen gegeben, vnd also durch
jn solch gros Wunderwerck ausgericht, [10] das die Lere des Euangelij, so
krefftig vnd gewaltig durchdrungen, so viel tausent [11] Seelen dem Teufel
abgeschlagen, vnd so breit vnd weit erschollen ist, Gott helffe [12] weiter.
[13] WEil dem
also ist, were es jmer schade, das dieses tewren Mans Buecher, [14] darin er
Christliche lere, nach des Glaubens mas, jm von Gott gegeben, gehandelt [15]
vnd an tag gegeben hat, dazu viel zeit gehoeret, jn auch grosse muehe vnd
erbeit, [16] vleis, sorge, mit beten, in der Schrifft forschen, lesen,
predigen, schreiben etc. gekostet [17] (wie er zu weilen auffsehend vnd
seufftzen, pflegte zu sagen, Ah, kein Mensch [18] auff Erden weis, noch kans
wissen, bis an jenen Tage, wie schwer vnd sawer mir [19] meine sach worden ist)
solten dahinden bleiben vnd auch fur vnsere Nachkomen [20] nicht auffgehaben
werden, Vnter welche ja auch zu rechnen sind, als noetig vnd [21] nuetz, so in
diesen Teil bracht sind, Vmb dieser vrsachen willen.
[22] ERstlich
darumb, das man sehen mag, was grosse muehe vnd erbeit es den [23] lieben Man
kostet habe, hie bey den seinen zu bawen, das ist, rechte Lere zu [24]
pflantzen, vnd dort den Rotten vnd Secten zu wehren, Wie du in diesem Buch [25]
durch aus finden wirst.
[26] DArnach,
das auch seine meinung von den Artickeln, wider die Rotten gestritten, [27] vnd
durch Schrifft von jm erhalten, in rechtem Christlichem verstand, fur [28] vnd
fur vnter den Christen in frischer gedechtnis etc. bliebe.
[29] ZVm
dritten, Wo weiter der gleichen jrthumb, wie leider zu besorgen, weil [30]
keine busse vnd besserung folget, vnd die Welt zusehens erger wird, das liebe
Wort [31] veracht vnd verfolget etc., Das man denn diese Buecher, hierin
verfasset, zur hand [32] hette, Vnd wer da wolte (denn der Glaube ist nicht
jdermans ding) die selben [33] lese vnd draus lernete, wie er sich der Rotten
erwehren, sich fur jnen hueten, vnd [34] andere da fur warnen solte.
[35] ZVm
vierden, Sind bereit bey D. Luthers leben etliche Luegengeister gewesen, [36]
die jre jrthumb mit seinem Namen vnd Schrifften haben schmuecken vnd
verteidingen [37] woellen, zu weilen ein woertlin oder sententz daraus genomen
etc. Wie viel mehr [38] werden sie solchs thun, nu nach seinem abschied? Darumb
ist hoch von noeten, das [39] seine Buecher fur handen seien, dadurch man
solche gifftige gottslesterliche Luegner [40] vberweisen vnd luegenstraffen
kan.
[41] ZVm
fuenfften, wenn der vorigen Vrsach keine were, So solten vns doch diese [42]
Buecher vmb der Historien willen lieb sein, darin man sihet, wie der Teufel, so
[43] bald das Liecht (Christlicher Lere) zu vnser zeit auffgangen ist, jmer
einen Sturm [44] winde nach dem andern, die selbe zu dempffen, erreget hat, Vnd
wie dennoch Gott [45] gnediglich gewehret vnd den Sturmwinden gestewret durch
D. Mart. Luther, vnd [46] ander Christliche gelarte treffliche Menner, deren
Namen vnd Buecher bald hernach
[Seite 477]
[1] im
Register angezeigt werden, die alle nuetzlich vnd noetig, auch luestig zu [2]
lesen sind.
[3] DJe
Historia von den Widerteuffern in gemein, Darnach sonderlich von denen [4] die
zu Muenster, so schreckliche, teufelische Gotteslesterung vnd Tiranney geuebt
haben, [5] das schier vngleublich ist, ist auch hierein bracht, Zur trewen
Warnung, das man [6] doch so sicher nicht lebe vnd das selige Wort (den
edlesten Schatz, den man auff [7] Erden haben kan) nicht so gering achte, Ja
leider verachte, Sondern es mit hoechstem [8] ernst vnd vleis hoere, mit
rechtem glauben anneme, liebe, jmerdar betrachte, den [9] Glauben gewis zu
machen vnd stercken, wider alle anfechtung des Teufels vnd der [10] Welt, auch
wider alle Ergernissen vnd Rotten, Denn es bald versehen ist, wo man [11] in
Gottes furcht nicht stehet vnd die sach nicht in guter acht hat, das man vnterm
[12] schein der Warheit vnd goettlichs Namens, der Luegen gleube, vnd den
leidigen [13] Teufel anbete, wie diese Historia sonderlich ausweiset.
[14] SO sind
auch die Buecher, von den vnsern geschrieben wider das Mahometisch [15] vnd nu
Tuerckisch Reich, in diesen Tomum bracht, die auch nuetzlich vnd noetig zu [16]
lesen vnd zu wissen sind eim jglichen Christen, sonderlich zu dieser letzten
grewlichen [17] zeit, da der Teufel seinen grimmigen zorn gern auff ein mal
ausschuetten [18] vnd Christus Name, wort vnd Kirche zu grund ausrotten wolte.
Michael, der [19] grosse Fuerst, mache sich schier auff, stehe fur seim Volck,
vnd helffe gnediglich in [20] dieser truebseligen zeit, Amen.
Georgius
Rorarius.1
[Seite 478]
[Einleitung]
Die Berichte
über Luthers Tod sind jüngst von Jakob Strieder (Authentische Berichte über
Luthers letzte Lebenstunden = Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen,
herausgegeben von Hans Lietzmann, Nr. 99, Bonn 1912) und Christof Schubart (Die
Berichte über Luthers Tod und Begräbnis. Texte und Untersuchungen. Weimar
1917)1 herausgegeben und untersucht worden. Beide Gelehrte sind auch der
Rangierung der Quellen nähergetreten, haben aber meiner Meinung nach das
Problem am verkehrten Ende angepackt.
Bei Strieder
ist der Ausgangspunkt motiviert. Prof. A. Spaeth hatte im Lutherkalender für
das Jahr 1911, herausgegeben von Georg Buchwald, S. 88 bis 93 einen Bericht
über Luthers Tod, den er in der Seminarbibliothek zu Philadelphia auf dem
letzten Blatt und der Jnnenseite des Deckels einer zu Wittenberg im Jahre 1544
gedruckten Postille gefunden hatte, unter der Aufsehen erregenden Überschrift:
“Ein bisher unbekannter Bericht eines Augenzeugen über Luthers Tod” und in
anspruchsvoller Aufmachung, in Faksimilereproduktion und Transskription
veröffentlicht. Jn dem beigegebenen Kommentar hatte Spaeth behauptet, daß 1.
der Bericht “durchaus den Charakter einer ganz selbständigen und unabhängigen
Darstellung trage”, 2. daß er von dem Stadtschreiber Hans Albrecht in Eisleben,
unter dessen Dache Luther die letzten Lebenstage zugebracht habe, herstamme,
daß Albrecht ihn “unter dem ersten tiefen Eindruck” des Miterlebten “nicht für
die Öffentlichkeit, sondern einfach für sich selbst und möglicherweise die
Glieder seiner Familie” in ein Luthersches Predigtbuch, aus dem er sich und die
Seinigen wohl oft erquickt, niedergeschrieben habe, 3. daß der “von Anfang bis
zu Ende das Gepräge der schlichtesten Einfachheit und Naivetät tragende”
Bericht “in allen wesentlichen Zügen” mit den offiziellen, von Cölius und Jonas
verfaßten Mitteilungen übereinstimme und deren Glaubwürdigkeit beweise und
somit “als erster und Hauptzeuge die verleumderischen Fabrikate der Römlinge
des 17. wie des 19. Jahrhunderts zu Schanden mache”. Ganz ähnlich hatte sich
schon kurz vorher in der Allgemeinen Lutherischen Kirchenzeitung vom 18.
Februar 1910 W. Walther ausgesprochen. Strieder unterzog die Ausführungen
Spaeths einer
[Seite 479]
Nachprüfung
(Authentische Berichte über Luthers letzte Lebenstage. Historische
Vierteljahrsschrift 15, 379ff.), wobei sich ihm ergab, 1. daß der Spaethsche
Bericht durchaus nicht so singulär dastehe, vielmehr mit der Leichenpredigt des
Cölius und der von Jonas und Cölius gemeinsam verfaßten “Historia” eng verwandt
sei, 2. daß er längst bekannt und bereits von Förstemann (Denkmale, dem D.
Martin Luther von der Hochachtung und Liebe seiner Zeitgenossen errichtet und
zur 3. Säkularfeier des Todes Luthers herausgegeben, Nordhausen 1846, S. 19ff.)
gedruckt sei, 3. daß er nicht von dem Stadtschreiber Hans Albrecht in Eisleben
herstammen könne, vielmehr in dem Briefe, den der damals noch in Wittenberg weilende
Andreas Münzer Anfang März 1546 an den Herzog Albrecht von Preußen nach
Königsberg schickte und dem er den Bericht in einer Abschrift beilegte, als ein
Brief des Jonas bezeichnet werde.1
Bei Schubart
ist der Ausgangspunkt unmotiviert und nur ein Beweis seiner Abhängigkeit von
Strieder.
Beide packen,
wie schon gesagt, das Problem der Rangierung der Quellen damit an einem
verkehrten Ende an. Denn über den Ursprung des von Spaeth und Förstemann
gedruckten Berichts läßt sich zunächst gar nichts Bestimmteres sagen. Bei
Förstemann ist er wiedergegeben nach folgender Vorlage: Am 23. Februar schrieb
Georg von Selmenitz an Bernhard von Mila in Wolfenbüttel: “Und damit E. G. ein
gewissen Bericht haben, wie solch Sterben und Abschied allenthalben zugangen,
so schicke E. G. ich hiemit ein Abeschrift des Verzeichniß, welchs des
wolgebornen und edlen Herrn Graf Albrechts von Mansfeld Sohn, Graf Hans, mir
gestern zugestellet.”2 Das “Verzeichnis” d. h. die Aufzeichnung war Selmenitz
also am 22. von Graf Hans von Mansfeld, der mit zu Luthers Begräbnis nach
Wittenberg gekommen war3, zugestellt worden. Eine Abschrift legte Selmenitz
seinem Briefe an Mila bei. Sie liegt noch jetzt bei dem Briefe im Weimarer
Archiv. Diese Vorlage hat Förstemann abgedruckt.
Andreas
Münzer hat den Bericht, wie schon erwähnt, als einen Brief des Jonas
bezeichnet. Man könnte vermuten, daß der Bericht identisch sei (Briefanfang und
-schluß könnten bei den Abschriften weggelassen worden sein) mit dem
verlorengegangenen Briefe des Jonas an Bugenhagen, der am 19. Februar früh ¾ 6
in Wittenberg ankam4, oder mit dem gleichfalls verlorengegangenen Briefe
[Seite 480]
des Jonas an
Nikolaus von Amsdorf in Zeitz, von dem dieser noch am 18. eine Abschrift nach
Regensburg sandte1 und für den er am 5. März Jonas mit dankte.2 Dieser
Vermutung steht aber entgegen, daß der Bericht bei Spaeth und Förstemann (=
Schubart Nr. 2) nicht unbedeutende Abweichungen aufweist von dem Berichte, den
Jonas am 18. Februar früh 4 Uhr an den Kurfürsten diktiert hat (= Schubart Nr.
1). Jch mache nur auf folgendes aufmerksam:
[1] Schubart
Nr. 1 hat durchgängig “ich Jonas”, in Nr. 2 erscheint Jonas in der dritten
Person.
[2] Schubart
Nr. 2 hat z. B. das Plus mit den zwei Löffeln voll Weins, in den “vom Einhorn
eingeschabt” war, und das Plus von dem kalten Todesschweiß.
[3] Nach
Schubart Nr. 2 sagt Luther die Worte: ‘In manus tuas commendo spiritum meum’,
wie er nach 10 Uhr vom Stüblein in die Kammer nebenan zu Bett geht, wiederholt
sie, nachdem er um 1 Uhr wieder aufgestanden und in das Stüblein zurückgegangen
ist, und spricht sie noch dreimal kurz vor seinem Ende, nach Nr. 1 spricht
Luther sie erstmalig und zwar gleich dreimal im Stüblein, nachdem er wieder
aufgestanden ist.
Diese
Verschiedenheiten verbieten die Annahme der Autorschaft des Jonas auch für
Schubart Nr. 2. Jonas muß an Bugenhagen und Amsdorf geschrieben haben gleich
nachdem er früh 4 Uhr den Bericht an den Kurfürsten diktiert hatte. Es ist
unmöglich, daß er unter dem unmittelbaren Eindruck des Erlebten zweimal so verschieden
dargestellt haben sollte. Daß Schubart Nr. 2 mit dem Briefe des Jonas an
Amsdorf identisch sein könnte, ist außerdem noch dadurch ausgeschlossen, daß
dieser Brief nur eben die ganz kurze Mitteilung von Luthers Tode enthielt.2
Die Erwähnung
des “Churht von Wolframsdorf” Schubart S. 7 Z. 6 (= Conrad von Wolfframsdorff,
einer der Räte des Grafen Albrecht von Mansfeld,
[Seite 481]
Schubart S.
62, Z. 7) und die genaue Bezeichnung des Famulus Luthers als Ambrosius Rutfeldt
von Delitzsch1 im Gegensatz zu Schubart Nr. 3, S. 3, Z. 1: “sein Diener
Ambrosius” zeigt, daß der Verfasser mit den Personen, die bei der Sterbeszene
eine Rolle spielten, besonders vertraut war. Aber weiter kommen wir zunächst
nicht. Es war verkehrt, von einer Quelle auszugehen, über deren Ursprung sich
nichts Bestimmtes sagen läßt, die nur Rätsel aufgibt, die auch nur in
Abschriften erhalten ist.
Man muß
vielmehr ausgehen von dem Bericht des Jonas an den Kurfürsten, den er früh um 4
dem Sekretär des Grafen Albrecht diktiert hat. Es ist sowohl die Niederschrift
des Sekretärs mit Jonas' Korrekturen (in der Kirchenbibliothek zu Annaberg),
wie die Reinschrift, die beim Kurfürsten in Torgau einging, erhalten. Jonas bat
den Kurfürsten am Schlusse seines Schreibens: “Es wollen auch E. chf. G.
genedigst der Doctorin, seiner lieben Hausfrauen, und Domino Philippo, Bomern
und Kreizing förderlich ein Trostbrief zuschreiben.” Der Kurfürst schrieb
daraufhin zweimal an seinen Kanzler Brück in Wittenberg. Dieser erhielt das
jüngere der beiden kurfürstlichen Schreiben am 19. früh um 6. Er berief alsbald
Bugenhagen, Cruciger und Melanchthon zu sich in sein Haus und gab ihnen den
Brief, den er vom Kurfürsten erhalten hatte, zu lesen. Sie sagten ihm gleich:
sie könnten sich denken, was er enthielte, da sie vor einer Viertelstunde die
Nachricht von Luthers Tode direkt von Jonas bekommen hatten (das ist der
verloren gegangene Brief des Jonas an Bugenhagen). Brück bat dann die drei
Theologen, sich “mit E. kurf. G., auch Doktor Jonas Schreiben” ungesäumt zu der
Doktorin zu verfügen und ihr die Trauerbotschaft zu überbringen. Melanchthon
berichtete ihm “hernach”, daß das arme Weib sehr erschrocken und betrübt
gewesen wäre.
Ein wenig
abweichend schreibt Hieronymus Besold2 am 22. aus Wittenberg an Veit Dietrich
in Nürnberg3: Am 18. habe er den lustigen Brief Luthers an seine Käte vom 14.
aus Eisleben (= Enders 17, 48 Nr. 3620) gelesen. ‘Altera autem die post
redditas hasce literas, hoc est 19. Februarii, nuncius a principe electore
missus est, qui literas ad d. Pomeranum et d. Philippum attulit, quibus
epistola d. Ionae adiuncta fuit. Mox igitur coniugi indicata res est ...’4
Danach könnte es scheinen, daß der Kurfürst nicht ein Schreiben an Brück,
sondern durch dessen Vermittlung eins an Bugenhagen und Melanchthon geschickt
habe. Da aber das kurfürstliche Schreiben, das Brück den drei Theologen zu
lesen gab, auch eine Anordnung über das Begräbnis, das in der Wittenberger
Schloßkirche stattfinden sollte, enthielt, und diese Anordnung an Brück zu
richten war, erscheint die oben aus Brücks Briefe an den
[Seite 482]
Kurfürsten
erschlossene Darstellung richtiger. Besold hat die Besonderheit: ‘quibus
epistola D. Ionae adiuncta fuit.’ Das kann nur der Bericht des Jonas an den
Kurfürsten = Schubart Nr. 1 im Original oder in Abschrift gewesen sein. Dann
ist aber auch in dem Briefe des Kanzlers an den Kurfürsten, da, wo davon die
Rede ist, daß die drei Theologen mit des Kurfürsten und Jonas' Schreiben zu
Frau Käte gehen sollten, eben jener Bericht des Jonas an den Kurfürsten (und
nicht der verloren gegangene Brief des Jonas an Bugenhagen) gemeint. Besold
fährt fort: ‘postea eadem hora, qua enarraturus erat d. Philippus epistolam
Pauli ad Romanos, publice in collegio mortem d. Lutheri significavit toti
auditorio, et, ne falsae fabulae spargerentur aut crederentur, recitavit ex
literis d. Ionae dictas ante mortem precationes et placidi exitus historiam.’
Diese Nachricht führt uns zu der Ansprache, mit der Melanchthon dann vormittags
um 9 seine Römerbriefvorlesung eröffnete und in der er den Studenten consilio
aliorum dominorum (damit ist wohl die Besprechung gemeint, die er mit
Bugenhagen, Cruciger und Brück gehabt hatte) Luthers Tod bekannt gab.1
Melanchthon hatte dabei einen Brief in der Hand2, aus dem er das letzte Gebet
Luthers, mit dem dieser sich Gott befohlen hatte, verlas. Der Wortlaut deckt
sich mit dem in Jonas' Bericht an den Kurfürsten. Damit wird es zweifellos, daß
der Kurfürst diesen Bericht nach Wittenberg geschickt hatte.
Jn
Bugenhagens Leichenpredigt vom 22. sind die letzten Worte Luthers ebenfalls
nach dieser Quelle wiedergegeben.3 Ebenso in dem Briefe des Bartholomäus
Bergner in Wittenberg an Georg Karg in Öttingen vom 23.4, des Christian Lütke
in Wittenberg an Margarete von Horn in Braunschweig vom 27.5 und in einem
anonymen, undatierten und wohl verstümmelten Briefe aus Wittenberg, der als
Bibeleintrag in Amerika zutage gekommen ist.6
[Seite 483]
Wir sehen,
alle Kenntnis, die man in Wittenberg in den nächsten Tagen nach Luthers Tode
von den näheren Umständen dabei gehabt und nach auswärts mitgeteilt hat,
beruhte auf Jonas' Bericht an den Kurfürsten. Jonas' Brief an Bugenhagen ist
verloren gegangen. Er wird (wie Jonas' Brief an Amsdorf) nur kurz gewesen sein
und kaum andere Details enthalten haben, da weder Melanchthons Mitteilung im
Kolleg noch was sonst aus Wittenberg verlautet, auf eine zweite Quelle
hindeutet.
Auch in der
von Jonas und Cölius gemeinsam verfaßten offiziellen Historia kann man Jonas'
Bericht an den Kurfürsten als Grundströmung herauserkennen.
Wir stellen
alle Nachrichten über die Entstehung der Historia zusammen:
[1] Wolfgang
Roth, gräflich-mansfeldischer Sekretär, an Dr. iur. Joh. Hiltner in
Regensburg1, Eisleben 19. Februar nachmittags (Schubart S. 21 Z. 38ff.):
“Dises, günstiger liber herr doctor, hab ich Euch, als meinem lieben herren, in
eil und unmuß nit verhalten können, damit Jr hiervon summarie bericht haben
möget, bis daß herr doctor Jonas, als der bei anfang und end gewesen, mit allen
umbstenden des teuren mannes seligen abschid menigklichen anzeigen wirdet.”
[2] Cölius in
seiner am 20. früh in der Andreaskirche zu Eisleben gehaltenen Leichenpredigt
(Schubart S. 32 Z. 14ff.): “Und dies weiß Gott, für dem wirs auch auf unser
gewissen nemen, und wollens am tage des herrn gestendig sein und zeugen, daß
mit seinem abschied also und nicht anders ergangen sei, wie man dasselbige in
einer historia zusammen getragen im druck freilich wird reichlicher ausgehen
lassen.”
[3]
Melanchthon an Veit Dietrich in Nürnberg, Wittenberg 1. März (Schubart S.
50ff.): ‘Edetur historiola de eius morte ... Preces ardentissimas antea
recitavit, ut leges in historiola.’
[4] Jonas an
Dietrich, Halle 9. März (Schubart S. 54): ‘Historiam tridui aut bidui ante
obitum iussu illustrissimi electoris Saxoniae ego et m. Coelius, qui
interfuimus (et in quorum quasi ulnis obdormivit), celeriter conscripsimus
historica fide, omnia simpliciter recitantes, ut gesta sunt, maxime
confessionem disertam, firmam, piam, sanctissimam, quam vir Dei
spiritualissimis verbis ante extremum halitum et usque ad extremum halitum
fecit. Quae omnia vos ... typis celeriter excusa legetis ...’
[5]
Melanchthon an Nicolaus Buscoducensis in Wesel2, Wittenberg 14. März (Schubart
S. 58): ‘Sed historia vera de eius morte intra paucos dies edetur in lucem ...
Decessit autem integris sensibus inter precationes usque ad extremum halitum.’
[6] Jonas an
Dietrich, Halle 17. März (Schubart S. 68): ‘Ex Wittenberga heri accepi literas,
historiam, quam iussu illustrissimi electoris principis de felici obitu
reverendi patris Lutheri scripsimus, 15. vel 16. Martii edendam esse. Ubi
accepero exemplaria, mittam, tibi aliquot.’
[Seite 484]
Aus diesen
Briefftellen ergibt sich folgendes:
[1] Schon am
19. Februar nachmittags erwartete man in Eisleben, daß Jonas einen
ausführlichen Bericht über Luthers seligen Abschied veröffentlichen werde.
[2] Cölius
kündigte in seiner Leichenpredigt in Eisleben am 20. früh diese
Veröffentlichung an.
[3]
Melanchthon wußte am 1. März, daß diese historiola besonders die sehr
andächtigen Gebete, die Luther kurz vor seinem Tode gesprochen, enthalten
würde.
[4] Jonas
teilte am 9. März mit, daß er die historia, die sich auch auf die 2 –3 Tage vor
Luthers Tode erstrecken sollte, auf Befehl des Kurfürsten zusammen mit Cölius
schnell niedergeschrieben habe; sie werde besonders das beredte, feste, fromme,
heilige Bekenntnis enthalten, das Luther vor und bis zum letzten Atemzuge
abgelegt hatte; der Druck werde bald erscheinen.
[5] und 6.
Der Druck ist am 15. März oder an einem der nächstfolgenden Tage erschienen.
Besonders zu
beachten ist, daß Jonas schon am 9. März sich und Cölius als die beiden
Verfasser nennt. Wir werden also, was aus der Historia sich nicht schon in
Jonas' Bericht an den Kurfürsten findet, auf Rechnung des Cölius setzen dürfen.
Dazu gehören z. B. die schon oben einmal herausgehobenen Besonderheiten von den
zwei Löffeln voll Weins, in die “vom Einhorn geschabt” war, und von dem kalten
Todesschweiß. Diese zwei Besonderheiten finden sich nun nicht nur in der Leichenpredigt
des Cölius, sondern auch in dem Briefe Wolfgang Roths an Dr. Hiltner — und in
dem Berichte bei Förstemann und Spaeth. Diese drei Stücke bilden eine Gruppe,
die ich “Cölius-Überlieferung” nennen möchte. Jch könnte sie auch
“mansfeldische Überlieferung” nennen, denn Cölius war gräflichmansfeldischer
Hofprediger, Roth gräflich-mansfeldischer Sekretär, und jener rätselhafte
Bericht wurde von Graf Hans von Mansfeld am 22. Februar nach Wittenberg
gebracht. Auf das letzte Stück fällt jetzt helles Licht. Es ist die erste
Niederschrift der Erinnerungen des Cölius. Zu Cölius als dem Verfasser paßt
ausgezeichnet die unkommentierte Erwähnung des Churht von Wolframsdorf Schubart
S. 7 Z. 6 (Cölius kannte diesen gräflich-mansfeldischen Rat) und die Bezeichnung
des Grafen Albrecht als “unser gnedigster herr” Schubart S. 8 Z. 19 (“M. g. h.”
S. 9 Z. 20 ist nicht beweisend). Das Stück, das also in dreifacher Abschrift,
in Weimar, Königsberg und Philadelphia vorliegt, rückt als gleichwertige Quelle
gleich neben Jonas' Brief an den Kurfürsten. Dieses Ergebnis war nur zu
gewinnen, indem ich es — statt wie Strieder und Schubart zum ersten — zum
letzten Glied einer Ketten-Beweisführung machte.
Die Quellen,
die noch neben den im Vorstehenden besprochenen hergehen, wie die beiden Briefe
des Joh. Aurifaber, der Brief des Grafen Hans Georg von Mansfeld1, des
Ratsherrn Andreas Friedrich, des Predigers Simon Wolferinus2, sämtlich aus
Eisleben und vom 18. bzw. 19. Februar3, bringen nichts Neues und können deshalb
außer Betracht bleiben. — Eine besondere Betrachtung verlangt nur der
[Seite 485]
Bericht des
katholischen Eislebener Apothekers Joh. Landau1, wenn er auch erst drei Monate
nach Luthers Tode (Anfang Juni) aufgesetzt worden ist. Jedoch darf man ihn
nicht gegen die protestantische Berichterstattung ausspielen.2
Der Grund,
weshalb die Historia veröffentlicht wurde, war der, daß sogleich falsche oder
gehässige Gerüchte über die Art und Weise, wie Luther aus dem Leben geschieden,
umliefen. Schon Melanchthon bezeichnete es in seiner am 19. Februar früh um 9
an die Studenten gerichteten Ansprache als Zweck seiner Mitteilung: ‘ut
sciatis, quo modo res vere se habeat, ne vel ipsi falsa de hoc casu spargatis
neve aliis fabellis hinc inde (ut solet fieri) sparsis fidem habeatis’
(Schubart S. 23, Z. 8ff.). Cölius in seiner am 20. früh gehaltenen
Leichenpredigt beginnt den zweiten Teil (“wie und warum Luther itzund zu dieser
Zeit im Herrn entschlafen”): “Denn er ist noch nicht begraben, auch nicht mehr
denn einen tag tod gewest, und finden sich, wie mir fuerkompt, bereitan leute,
die durch den boesen geist getrieben ausbringen sollen, als hab man ihn im
bette tod funden’ (S. 30, Z. 2ff.). Bartholomäus Bergner schickte am 23. Georg
Karg eine ausführliche Beschreibung von Luthers seligem Ende, ‘ut aliquid
certius scires nec quibuslibet fabellis, quae certe multae, variae et falsae
sparguntur, crederes’ (42, 5f.). Jonas schrieb am 9. März an Veit Dietrich:
‘Mirandam malitiam hic experior in monachis et similibus papistis, qui cineres atque
ossa etiam conspuere optarunt d. Lutheri. Finxerunt in feretro evanuisse
corpus, vacuum huc nos advexisse feretrum’ (54, 22ff.). Kein Wunder! Hatten
doch schon im Jahre vorher Gegner Luthers das Gerücht von einem höchst
unerbaulichen Ende Luthers und nachfolgenden schrecklichen Ereignissen
verbreitet!3
Solchen
Gerüchten sollte durch die Historia entgegengetreten werden. Es ist also nicht
nur so, daß sich in ihr “unwillkürlich das Bestreben geltend gemacht hat, die
Sterbeszene in möglichst günstiger und erbaulicher Weise vor die Öffentlichkeit
zu bringen”4, sondern die Veröffentlichung steht im Dienste einer Tendenz. Die
Rücksichtnahme auf die erbauliche Wirkung ist schon in Jonas' Bericht an den
Kurfürsten zu spüren, wenn er in dem derben Lutherwort: “so wil ich heimzihen
und mich in den sarck schlaffen legen und den würmern einen guten feisten
doctor zu verzeren geben” korrigiert: “und den würmern den leib zu verzeren
geben.”5 Nach den Grundsätzen der strengen historischen Methode müßte man daher
eigentlich dem affektloseren Berichte des katholischen Apothekers einen höhern
Quellenwert beimessen. Andererseits wäre es aber doch verkehrt, wollte man den
protestantischen Zeugnissen ein übertriebenes Mißtrauen entgegenbringen und
insbesondere die Historia in Bausch und Bogen ablehnen: “Über das Wesen einer
Persönlichkeit wird man schließlich immer noch besser ins klare kommen bei den
Menschen, die sich ihrer Wirkung hingegeben haben, als bei denen, die entweder
der Haß blind gemacht hat oder die überhaupt kein Jnteresse an ihr genommen
[Seite 486]
haben. Man
mag der Verehrung viel zugute halten und vieles abziehen, was die Freunde
sagen, aber gewisse Grundzüge werden doch hier am sichersten zu finden sein.”1
Ausgabe:
“Vom
Christlichen || abschied aus diesem toedlichen leben || des Ehrwirdigen Herrn
D. Mar-||tini Lutheri, bericht, durch D. || Justum Jonam M. Michae-||lem
Celium, vnd ander die || dabey gewesen, kurtz || zusamen gezogen. || Gedruckt
zu Wittemberg || durch Georgen || Rhaw. || Anno M. D. XLVI. ||” Auf der
Titelrückseite: Rundbild Luthers im Priesterrock und Barett (vgl. Jahrbuch der
Luther-Gesellschaft 1919, S. 64). 16 unbezifferte Blätter in Quart, letztes
Blatt leer.
Vorhanden z. B.: Berlin (Cn 4518), Halle
(Pon. Q. K. 1932), Zwickau (3 Ex.). Ein Faksimileabdruck erschien bei Friedrich
Jansa, Leipzig 1919. Der Abdruck bei Schubart Nr. 69 ist “nicht gut” (O.
Albrecht a. a. O. S. 353).
Jn dem
Sammelbande Cn 4008 der Preußischen Staatsbibliothek befindet sich als Nr. 8
noch ein anderer Druck:
“Vom
Christlich-||en abschied aus diesem tödtli-||chen leben des Ehrwirdi-||gen
Herrn D. Martini || Lutheri, bericht, durch D. Justum || Jonam, M. Michaelem
Celi-||um, vnd ander die dabey || gewesen, kurtz zusamen || gezogen. || Philip.
i. || Christus ist mein leben, vnd || sterben mein gewinn. || Anno M. D. XLvi.
|| [Drei Blättchen] ||” Titelrückseite bedruckt. 10 unbezifferte Blätter in
Quart; letztes Blatt leer.
Daß hier ein Nachdruck vorliegt, folgt
schon daraus, daß das S. 487, 28 vorweggenommene “uber das wasser” weggelassen
ist.
[Seite 487]
[Justus Jonas
und Michael Cölius, Bericht vom christlichen Abschied aus diesem tödlichen
Leben des ehrwürdigen Herrn D. Martini Lutheri 1546]
1546
[1] [Bl. A
ij] Am xxiij. tag Januarij ist aus erfoderung der Edelen und Wolgebornen [2]
Graven und Herrn zu Mansfeld der Ehrwirdige Herr [3] D. Martinus Luther von
Wittemberg ausgezogen und die erste [4] nacht zu Bitterfeld gelegen.
[5] Und ist
aber die erforderung D. Doctoris Martini von wolgedachten [6] Graven aus der
ursachen geschehen, das sich zwischen jhren gnaden [7] viel und grosse jrrungen
und gebrechen etzliche zeit her erhalten, Daraus der [8] Herrschafft Mansfeld
allerley weiterung zubefahren gewesen, Derhalben die [9] Graven samptlich D.
Doctorem Martinum, als der aus jhrer gnaden herrschafft, [10] nemlich von
Eisleben, buertig, gebeten, sich mit der unterhandlung zubeladen, [11] und zu
vleissigen, soviel moeglich die sachen zuvertragen und zuvergleichen. Wiewol
[12] aber D. Doctor Martinus sich jnn solche Weltliche hendel einzulassen nicht
[13] gepflegt, sonder seines beruffs je und alwegen mit predigen, lesen,
schreiben und [14] andern, wie meniglich bewust, hoechstes vleis gewartet, So
hat er doch, seines Vaterlands [15] halben, damit das selbige zu einigkeit
gebracht, weiterung vorkomen, [16] und die Graffen miteinander freundlich
moechten versoenet und vertragen werden, [17] diese rheise nicht wegern noch
abschlahen wollen, Ob es jhme wol solcher zeit [18] zu reisen und sich mit diesen
dingen zubeladen gantz ungelegen, auch beschwerlich [19] und wider seinen
gebrauch gewesen. Jst derwegen den tag wie obstehet von [20] Wittemberg jnn dem
namen des Allmechtigen nach Eisleben gerheiset.
[21] Den
xxiiij. tag Januarij ist er umb eilff uhr vor mittag zu Hall einkomen [22] und
bey D. Jonas zu Herberg gelegen.
[23] Den xxv.
xxvj. xxvij. Januarij ist er zu Hall blieben, verhindert durchs [24] wasser,
und hat den xxvj. tag, welcher war der Dienstag nach Conversionis [25] Pauli,
alda jnn unser Lieben Frawen Kirchen gepredigt1, aus den Actis Apostolorum,
[26] von Pauli bekerung.
[27] Auff den
Donnerstag, welcher war der xxviij. Januarij, ist er von Hall [28] aus, uber
das wasser, sampt seinen dreien Soenen [Bl. A iij] und D. Jonas, [29] warlich
etwas mit gefahr, auffm Kaan uber das wasser gefaren, das er auch [30] selbest
sprach zu Doctor Jonas: “Lieber D. Jonas, wer das dem Teuffel nicht [31] ein
fein wolgefallen, wenn ich, D. Martinus, mit dreien Soenen und euch, [32] jnn
dem wasser ersoeff?” Und volgends nach Eisleben gerheiset.
[33] Und nach
dem er auff der Grentz mit hundert und dreizehen Pferden angenomen [34] fur
Eisleben kam, wurd er fast schwach im wagen, also das man [35] sich auch seines
lebens befahret. Doch als man jhn jnn der Herberge mit [36] warmen tůchern
gerieben, aß und tranck er den abend, und war zu frieden, [37] klagt sich nicht
mehr. Aber zuvor auff dem wagen, wie jhn die kranckheit [38] ansties, saget er:
“Das thut mir der Teuffel alweg, wenn ich etwas grosses
[Seite 488]
[1] vorhab
und ausrichten sol, das er mich zuvor also versucht und mit einer [2] solchen
Tentation angreifft.”
[3] Von dem
xxix. tag Januarij an bis auff den xvij. tag Februarij Jnclusive [4] ist er zu
Eisleben gewesen jnn der handlung, und neben der handelung [5] vier predigt
gethan1, ein mal offentlichen vom Priester (so an dem Altar die [6] Communion
gehalten) die absolution empfangen, und zwir Communicirt, und [7] bey der
andern Communion, Nemlich Sontags am tag Valentini, hat er zween [8] Priester
nach Apostolischem brauch selb ordinirt und geweihet.
[9] Es sind
auch von dem xxviij. Januarij an bis auff den xvij. Februarij [10] gar viel
feiner troestlicher rede von jhm gehoert, da er offt seines alters, und [11]
das er sich daheim, wenn er gen Wittemberg widder komen wůrde, zur ruge
[12] legen, gedacht hat, Auch viel wichtiger troestlicher Sprůche der
Schrifft uber [13] tisch jnn bey sein der Graffen und unser ander, die wir mit
jhm zu tisch [14] sassen, ausgelegt, welche zu seiner zeit sollen jnn einem
sonderlichen verzeichnis [15] ausgehen.2
[16] Und
sonderlich alle abend, die xxj. tage durch, ist er aus der grossen stuben3 [17]
vom tisch jnn sein stůblin gangen umb acht uhr, oder offt dafur, auch die
abend [18] alle ein gute weil im fenster gestanden und sein gebet zu Gott so
ernstlich [19] und emsig gethan, das wir, D. [Bl. A 4] Jonas, M. Celius,
Ambrosius, sein [20] diener, Joannes Aurifaber Vinariensis (nach dem wir still
waren) offt etlich [21] wort gehoeret, uns verwundert. Darnach hat er sich aus
dem fenster umbgewand, [22] froelich (als hette er aber eine last abgelegt) und
gemeiniglich noch [23] ein halbe viertel stund mit uns geredt, als denn zu bett
gangen.
[24] Auff den
Mitwochen aber, den xvij. Februarij, haben die Herrn und [25] Graven V. G. H.
selb gebeten, und wir alle, er wolt vor mittag nicht jnn die [26] grossen
stuben zu den handelung gehen, sondern rugen. Da hat er jnn seinem [27]
stůblin auff einem ledern bettlein gelegen, auch im stůblin umbgangen
und gebett, [28] Nichts deste weniger aber abends und morgens daniden jnn der
grossen stuben [29] auff seinem stul sich an tisch gesetzt, und dasselbige
abendmal zuvor (als er [30] den morgen kurtz vor drey uhr seliglich jnn Gott
verschieden ist) hat er viel [31] wichtige wort und rede vom tod und
kůnfftigem ewigem leben geredt, unter [32] andern gesagt: “Ach lieber
Gott, xx jar ist ein geringe zeit, noch macht die [33] kleine zeit die Welt
wůst, wenn Man und Weib nicht nach Gottes geschoepff [34] und ordnung
zusamen. kemen wie gar ists eytel Creatio! Gott samlet [35] jhm seine
Christlich Kirch ein gros teil aus den kleinen kindern. Dann ich [36] gleube:
wann ein kind von einem jar stirbt, das allezeit tausend oder zweytausend [37]
jerige kinder mit jhm sterben, Aber wenn ich D. Martinus dreysechziger [38]
sterb, so halt ich nicht, das jhr sechzig oder hundert durch die Welt mit mir
[39] sterben, dann die Welt wird jtzund nicht alt. Wolan, wir alten müssen
darumb
[Seite 489]
[1] so lang
leben, das wir dem Teuffel jnn hindern sehen1, soviel bosheit, untrew, [2]
elend der Welt erfaren, auff das wir zeugen sein, das der Teuffel so ein boeser
[3] geist gewesen. Menschlich geschlecht ist wie ein schaffstal der
schlachtschaff.”2
[4] Auch
gedachte der Herr Doctor den selben letzten abend uber tisch dieser [5] fragen,
nemlich: Ob wir jnn jhener seligen, kůnfftigen ewigen versamlung [6] und
Kirchen auch einander kennen wůrden. Und da wir vleissig baten des [7]
berichts, da sprach er: “Wie thet Adam? er het Euam sein lebtag nie ge-[Bl. B
1] [8] sehen, lag da und schlieff, Als er aber auffwachte, da saget er nicht:
Wo [9] [1. Mos. 2, 23] kompstu her? Was bistu? Sondern: das fleisch ist von
meinem fleisch, und [10] das bein von meinen beinen genomen. Woher wust er das,
das dis weib [11] aus keinem stein gesprungen were? Da her geschach es, das er
des heiligen [12] Geistes vol und im warhafftigen erkentnis Gottes war. Zu dem
erkendtnis [13] und bild werden wir jnn jenem leben widderumb in Christo
ernewert, das [14] wir Vater, Muter und uns unternander kennen werden, von
angesicht, besser, [15] dann wie Adam und Eua.”
[16] Nicht
lang nach diesen worten ist er auffgestanden und jnn sein stůblin [17]
gangen, und sind jhm seine zwen kleine Soene Martinus, Paulus, M. Celius [18]
bald nach gefolget, hat er sich seiner gewonheit nach im stůblin jnn das
fenster [19] gelegt zu beten, ist M. Celius widder herabgangen, und ist Joannes
Aurifaber [20] Vinariensis hinauff komen, hat der Doctor gesagt: “Mir wird aber
weh und [21] bange, wie zuvor, umb die brust.” Da hat Johannes gesagt: “Jch hab
gesehen, [22] da ich der jungen Herrn Praeceptor war3, wenn jhnen umb die brust
oder [23] sonst ubel ward, das jnen die Grevin einhorn gegeben hat. Wolt jhrs
haben, [24] wil ich es holen.” Hat der Doctor ja gesagt. Jnn dem ist Johannes,
ehe [25] ehr zur Grevin gangen, eilend herunter gelauffen, und rufft D. Jonas
und [26] M. Celio, die uber zwey Vater unser lang nicht daniden gewesen und
schnel [27] hinauff gelauffen.
[28] Als wir
hinauff kamen, hat er sich aber hart geklaget umb die brust. [29] Da wir von
stund an (seinem gebrauch nach, wie er daheim gepfleget) mit [30] warmen
tůchern jhn wol gerieben, das er empfand, und sprach: jhme were [31]
besser, Kam Graff Albrecht selber gelauffen mit M. Johan, brachten das [32] Einhorn,
und sprach der Graff: “Wie gehets, O lieber Herr Doctor?” Darauff [33] der
Doctor sprach: “Es hat kein not, gnediger Herr, es begint sich zu [34]
bessern.” Da hat jhm Graff Albrecht selb das Einhorn geschabet, Und nach [35]
dem der Doctor besserung fůlet, ist er widder von jhm gangen, seiner Rethe
[36] einer, Conrad von Wolfframsdorff, neben uns D. Jona, M. Celio, Johan, [37]
Ambrosio, bey jhm gelassen. Da hat man auffs [Bl. B ij] Doctors begeren [38]
das geschabt einhorn jnn einen loeffel mit wein zwir jhm eingegeben, da
[Seite 490]
[1] Conrad
von Wolfframsdorff zuvor selbst ein loeffel vol (damit der Doctor [2] deste
weniger schew hett) genomen.
[3] Da leget
er sich ungefehrlich umb ix uhr auffs Rugebetlin und sprach: [4] “Wenn ich ein
halbs stůndlin koend schlumen, hofft ich, es solt alles besser [5]
werden.” Da hat er anderthalbe stund bis auff x uhr sanfft und natůrlich
[6] geschlaffen, sind wir, D. Jonas und M. Michael Celius, sampt seinem diener
[7] Ambrosio und seinen zweien kleinen Soenen, Martino und Paulo, bey jhm [8]
blieben.
[9] Als er
aber gleich jnn puncto x uhr auffwacht, sprach er: “Sihe, sitzt [10] jhr noch,
moecht jhr euch nicht zu bet legen? Antworteten wir: “Nein, herr [11] Doctor,
jtzt sollen wir wachen, und auff euch warten.” Mit dem begert er [12] auff und
stund auch vom Rugebetlin auff, und gieng jnn die kamer hart an [13] der
stuben, die mit fenstern fůr aller lufft verwaret, und wiewol er da nichts
[14] klaget, doch da er uber die schwellen der kamer gieng, sprach er: “Walts
Gott, ich [15] [Ps. 30, 6 vg.] gehe zu bet. In manus tuas commendo spiritum
meum, redemisti me, Domine [16] Deus veritatis.”1
[17] Als er
nu zu bett gieng, welches wol bereit mit warmen betten und [18] kůssen,
legt er sich ein, gab uns allen die hand, und gute nacht, und sprach: [19] “D.
Jonas und M. Celi und jhr andern, betet fůr unsern Herrn Gott und sein
[20] Euangelium, das jm wolgehe, Denn das Concilium zu Trent und der leydige
[21] Bapst zůrnen hart mit jhm.” Da ist die nacht bey jhme jnn der kamer
blieben [22] D. Jonas, seine zwen soene, Martinus, Paulus, sein diener
Ambrosius, und [23] ander diener.
[24] Djese
xxj tag hat man alle nacht liechte jnn der kamer gehalten, dieselbe [25] nacht
aber auch das stůblin lassen warm halten. Da hat er wol geschlaffen, [26]
mit natůrlichem schnauben, bis der Zeiger eins geschlagen, ist er erwacht,
[27] und seinen diener Ambrosium geruffen, jhm die stuben einzuheitzen. Als
aber [28] dieselbige die gantze nacht warm gehalten, und Ambrosius der diener
widder [29] kam, fragt jhn D. Jonas, ob er wider schwacheit empfůnde,
sprach er: “Ah [30] Herre Gott, wie ist mir so wehe! Ah lieber Doctor Jonas,
ich achte, ich werde [31] hie zu Eisleben (da ich [Bl. B iij] geborn und
getaufft bin) bleiben.” Darauff [32] D. Jonas und Ambrosius der diener
geantwort: “Ah Reverende Pater, Gott [33] unser Himlischer vater wird helffen
durch Christum, den jhr gepredigt habt.” [34] Da ist er one hůlffe oder
handleiten durch die kamer jnn das stůblin gangen, [35] Auch im schrit uber
die schwellen gesprochen, jnn massen, wie er zu bett gangen, [36] [Ps. 30, 6
vg.] diese wort: ‘In manus tuas commendo spiritum meum, Redemisti me, Domine
[37] DEUS veritatis.’ Auch ein mal oder zwir im stůblin hin und wider
gangen. [38] Leget sich darnach auff das ruge betlin, und klagt, es drůck
jhn umb die brust [39] sehr hart. Aber doch schonete es noch des hertzen.
[Seite 491]
[1] Da hat
man jhn, wie er begert und zu Wittemberg im brauch gehabt, [2] mit warmen
tůchern gerieben und jhm kůssen und pful gewermet, Denn er [3]
sprach, Es hůlff jhnen1 wol, das man jhn warm hielt.
[4] Vor
diesem allen, und da der Doctor nu sich auffs rugebettlin gelegt, [5] kam M.
Celius aus seiner kamer hart an der unsern gelauffen, und bald nach [6] jhm
Johannes Aurifaber. Da hat man gantz eilend den Wirt Johan Albrecht, [7] den
Stadschreiber, und sein weib auffgeweckt, dergleichen die zwen Medicos [8] jnn
der Stad, welche alle (nach dem sie nahe woneten) jnn einer viertel stund [9]
gelauffen kamen.
[10] Erstlich
der Wirt mit seinem weibe, Darnach M. Simon Wild2, ein artzt [11] und D.
Ludwig, ein Medicus, bald darauff Graff Albrecht mit seinem gemahl, [12] Welche
Grevin allerley wůrtz und labsal mit bracht, und on unterlas mit [13]
allerley stercken jn zuerquicken sich bevleissigt. Aber jnn dem allem sagt der
[14] Herr Doctor: “Lieber Gott, mir ist sehr weh und angst, Jch far dahin, ich
[15] werde nu wol zu Eisleben bleiben.” Da troestet jhn D. Jonas und M. Celius
[16] und sprachen: “Reverende Pater, Růffet ewern lieben Herrn Jhesum
Christum [17] an, unsern hohen Priester, den einigen Mitler! Jhr habet einen
grossen guten [18] schweis gelassen, Gott wird gnade verleihen, das es wird
besser werden!” Da antwort [19] er und sprach: “Ja es ist ein kalt toder
schweis, ich werde meinen geist [20] auffgeben, denn die kranckheit mehret
sich.” Darauff fieng er an und sprach:
[21] [2. Kor.
1, 3] [Bl. B 4] “O mein Himlischer vater, ein Gott und vater unsers [22] Herrn
Jhesu Christi, du Gott alles trostes, ich dancke dir, das [23] du mir deinen
lieben Son Jhesum Christum offenbart hast, an [24] den ich gleube, den ich
gepredigt und bekant hab, den ich geliebet [25] und gelobet hab, welchen der
leidige Bapst und alle Gottlosen [26] schenden, verfolgen und lestern. Jch
bitte dich, mein Herr Jhesu [27] Christe, las dir mein seelichen bevohlen sein.
O Himlischer vater, [28] ob ich schon diesen leib lassen und aus diesem leben
hin weg gerissen [29] werden mus, So weis ich doch gewis, das ich bey dir ewig
[30] bleiben und aus deinen henden mich niemands reissen kan.”
[31] [Joh. 3,
16] Weiter sprach er auch: ‘Sic DEUS dilexit mundum, ut unigenitum filium [32]
suum daret, ut omnis, qui credit in eum, non pereat, sed habeat vitam
æternam’.4 [33] [Ps. 67, 21 vg.] Und die wort aus dem lxviij. Psalm:‘DEUS
noster DEUS saluos faciendi, [34] & DOMINUS est Dominus educendi ex morte.’
Das ist deudsch: Wir haben einen [35] Gott des Heils, und ein HERRN Herrn, der
mitten aus dem Tode uns fueret.5
[36] Jnn dem
versucht der Magister noch ein seer koestliche artzney, die er zur [37] not
allzeit jnn seiner taschen hatte, des der Doctor ein loeffel vol ein nam,
[Seite 492]
[1] Aber er
sprach abermal: “Jch fahr dahin, meinen Geist werd ich auffgeben.” [2] [Ps. 30,
6 vg.] Sprach derhalb dreimal sehr eilend auffeinander: ‘Pater, in manus tuas
commendo [3] spiritum meum, Redemisti me, DEUS veritatis’. Als er nu seinen [4]
Geist jnn die hende Gottes des Himlischen vaters befohlen hatte, fieng er an
[5] still zu sein. Man růttelt aber, rieb, kůlet, und rieff jhme, Aber
er that die [6] augen zu, antwort nicht. Da streich Graff Allbrechts gemahl und
die Ertzte [7] jhm den puls mit allerley sterckwassern, welche jhm die [Bl. C
1] Doctorin [8] geschickt und er selbest pfleget zugebrauchen.
[9] Jnn dem
er aber so still ward, rieff jhm D. Jonas und M. Celius starck [10] ein:
“Reverende Pater, Wollet jhr auff Christum und die Lehre, wie jhr die [11]
gepredigt, bestendig sterben?” Sprach er, das man es deudlich hoeren kond: [12]
“Ja.”1 Mit dem wand er sich auff die rechte seiten und fieng an zu schlaffen,
[13] fast ein viertel stunde, das man auch der besserung hoffet. Aber die
Ertzte [14] und wir sagten alle, Dem schlaff were nicht zuvertrawen, leuchteten
jhm mit [15] liechten vleissig unter das angesicht.
[16] Jnn dem
kam Graff Hans Heinrich von Schwartzenburg sampt seinem [17] gemahl auch darzu.
Nach dem bald erbleicht der Doctor sehr unter dem angesicht, [18] wurden jhm
fuesse und nase kalt, Thet ein tieff, doch senff odem holen, [19] mit welchem
er seinen Geist auffgab, mit stille und grosser gedult, das er [20] nicht mehr
ein finger noch bein reget, Und kond niemands mercken (das [21] zeugen wir fur
Gott auff unser gewissen) einige unruge, quelung des leibes [22] [Luk. 2, 29]
oder schmertzen des todes, Sondern entschlieff friedlich und sanfft im Herrn,
[23] wie Simeon singet.
[24] [Joh. 8,
51] Das wol der spruch Joannis am viij. an jhm war ward: “Warlich [25] sag ich
euch, Wer mein wort helt, wird den Tod nimmer mehr sehen ewiglich.” [26]
Welcher spruch Johan. viij. die letzte handschrifft ist, so er auch den leuten
zu [27] gedechtnis jnn Bibel geschrieben, und dieselbige seine handschrifft gen
Elrich [28] Hans Gasman, dem Honsteinischen Rendtmeister zukomen, vorn jnn
einer [29] Hauspostill, Welchen spruch der liebste hertzliche Vater also
ausgelegt:
[30] “(Den
tod nimmermehr sehen)
[31] Wie
ungleublich ist doch das geredt, und widder die offentliche und tegliche [32]
erfarung! Dennoch ist es die warheit: Wenn ein mensch mit ernst [33] Gottes
wort im hertzen betrachtet, jm gleubet und darůber einschlefft oder [34]
stirbet, so sincket und fehret er dahin, ehe er sich des todes versihet oder
[35] gewar wird, und ist gewis selig im Wort, das er also gegleubet und
betrachtet [36] von hinnen gefaren.” Unter dis war geschrie-[Bl. C ij] ben:
“Martinus Luther [37] Doctor 1546. geschehen am vij. tag Februarij.”2
[38] Als er
nu im Herrn vorschieden, und Graff Albrecht, sein gemahl, der [39] von
Schwartzenburg &c.. sampt uns erschracken, jmmer noch schrien, Man solt
[Seite 493]
[1] mit
reiben und laben nicht ablassen, thet man alles, was menschlich und [2]
můglich war, Aber es ward der leib jmmer kelter und toedlicher.
[3] Und nach
dem der todte leib also auff dem Rugebettlin bis jnn drey viertel [4] stund
gelegen, machet man darneben, von vielen fedderbetten, drey unterbett, [5] und
tůcher oben, hart bey dem Rugebett, darein man jhnen hub, der hoffnung [6]
(wie wir alle wůndscheten und beteten), ob Gott noch woelte gnade geben.
[7] Da kamen,
ehe es tag ward, umb vier uhr, der Durchleuchte, Hochgeborne [8] Fůrst und
Herr, Herr Wolff, Fůrst zu Anhalt, die Edlen, Wolgebornen Graven [9] und
Herrn Philippus, Johans-Joerg gebrůder, Graff Volradt, Graff Hans, [10]
Graff Wolff, auch gebrůder, Graven und herren zu Mansfeld, und andere [11]
herren, und vom Adel.
[12] Auff dem
bette lies man den Leib ligen von vieren an bis nach neunen, das [13] ist
fůnff gantzer stunden, Da viel ehrlicher Bůrger kamen und den toden
leib [14] mit heissen threnen und weinen ansahen. darnach kleidet man jnen jnn
ein [15] weissen new Schwebisch kittel, legt die leich jnn die kamer auff ein
bett und [16] strohe, bis so lang ein ziener sarck gegossen, und er darein
geleget ward. Da [17] haben jhnen jnn dem sarck sehen ligen vil vom Adel, die
jhnen das mehrerteil [18] gekant, man und weib, etliche hundert, und ein sehr
gros anzal volcks.
[19] Den
xviij. Februarij hat man die Leich jnn der herberg, Doctor Trachstets [20]
hause1, stehen lassen.
[21] Den xix.
Februarij, umb zwey uhr nach mittag, hat man jhn nach Christlichem [22]
gebrauch, mit grosser ehrwirdigkeit und Geistlichen gesengen, jnn die [23]
Hauptpfarrkirchen zu S. Andres getragen, Da jhn Fůrsten, Graven und Herrn,
[24] darunter auch Graff Gebhart mit seinen zweien Soenen, Graff Joergen und
[25] Christoffel, gewe-[Bl. C iij]sen, sampt jhren Frawenzimmern, und einer
sehr [26] grossen trefflichen anzal volcks, beleitet und nachgefolget.
[27] Da hat
Doctor Jonas, bald, als die Leich jnn den Kohr gesetzt, eine [28] predigt
gethan2, welche excipirt ist, Erstlich von der person und gaben D. Martini,
[29] 2. Von der aufferstehung und ewigem leben, 3. Warnung den widdersachern,
[30] [1. Thess. 4, 13ff.] das der tod wurde krafft hinder sich haben, wider des
Satans Reich, [31] Uber den locum j. Thessa. iiij. Da hat man die nacht uber
die Leich jnn der [32] Kirchen stehen und mit zehen Bůrgern bewachen
lassen.
[33] Als aber
auff erfodderung unsers G. H. des Churfůrsten zu Sachssen die [34] Leich
solte gen Wittemberg gebracht werden3 (welche die Graven und Herren [35] zu
Mansfeld auch sehr gern bey sich jnn jhrer Herrschafft behalten, Aber doch [36]
zu gefallen dem Churfůrsten haben volgen lassen), hat man auff den xx. tag
[37] Februarij, welcher war Sonnabent nach Valentini, zu frů, abereins
eine
[Seite 494]
[1] Predigt
gethan3, die durch M. Michael Celium geschehen, auff den spruch, [2] [Jes. 57,
1] Esaie lvj: ‘Justus perit & nemo considerat.’
[3] Und
volgends zwischen zwelffen und einem schlage hat man jhn widderumb [4] mit
aller ehrwirdigkeit und Christlichen gebreuchen und Gesengen aus der Stad [5]
Eisleben gefůrt, Da abermals die obgedachte Fůrsten, Graven und
Herrn, [6] und darneben Graff Gebhart mit zweien Soenen, Graff Joergen und
Graff [7] Christoffel, auch Graven und Herren zu Mansfeld, sampt Graff Gebharts
[8] gemahl, und jhrem Frauenzimmer (wie dann die selbigen zuvor bey dem
Kirchgang [9] auch gewesen) und ein grosse anzal volcks andechtig nachgefolget
und bis [10] furs eusserste thor mit vielen threnen und weinen die Leich
beleitet haben. [11] Also ist man mit jhm diesen abend bis gen Hall komen.
[12] Zu
Eisleben, ehe diese Kirchen Ceremonien alle gebraucht, haben zwen Maler [13]
also das todte angesicht abconterfeit, einer von Eisleben, dieweil er noch im
[14] stůblin auff dem bett gelegen, Der ander, Meister Lucas Fortennagel
von [15] Hall, da er schon eine nacht im Sarck gelegen.4
[16] [Bl. C
4] Als man jhnen nu aus Eisleben fůret, hat man auff dem wege [17] von
Eisleben fast auff allen Doerffern geleutet, und das volck aus den Doerffern
[18] zugelauffen, man, weib, und kinder, und zeichen eines ernstlichen
mitleiden [19] gegeben. Seind also nach fůnff uhr fur Hall kommen. Und da
man etwas [20] der Stad genahet, da sind auch heraus weit uber den steinweg,
Bůrger und [21] Bůrgerin entgegen komen. Und da man jnn die Stadthor
mit der leich komen, [22] sind die beide Pfarrherr (nach dem Superattendent D.
Jonas der Leich nach [23] fur) S. Ulrich und Mauritij, und alle Diener des
Euangelij, auch ein Erbar [24] Rat zu Hall, sampt einer grossen anzal aller Ratspersonen,
auch die gantze [25] Schul, Schulmeister und alle seine knaben, mit gewonlicher
Leich Ceremonien [26] und Gesengen entgegen gangen, Auch ein gros mechtig
volck, darunter vil [27] ehrlicher Bůrger, vil matronen, Jungfrawen,
kinder, am eussersten thor entgegen [28] komen, mit solchem lauten wehklagen
und weinen, das wir es dahinden [29] jnn den letzten hindersten wagen gehoert.
Und als man bey S. Moritz jnn die [30] gassen den alten marck hinauff gezogen
ist, wie auch auff der brůcken und [31] im thor, ein solch gros gedreng
umb den wagen der Leich und andere gewesen, [32] daß man offt hat můssen
jnn gassen und auff dem marck stillhalten, und [33] man sehr spat, fast halb
sieben, jnn die Kirchen Unser lieben Frawen zu [34] Hall komen ist.
[35] Die
Kirch aber zu unser lieben Frawen ist allenthalben sehr vol volcks [36]
gewesen, da sie den Psalm “Aus tieffer not”1 mit kleglichen gebrochen stimmen
[37] mehr heraus geweint, denn gesungen haben. Und wo es nicht so gar spat [38]
gewesen, hett man eine predigt gethan. Und man hat also eilend die Leich [39]
jnn die Sacristen tragen lassen und die nacht mit etlichen Bůrgern
bewachen.
[Seite 495]
[1] Des
volgenden morgens, umb sechs schlege, ward die Leiche wider aus [2] Halle mit
geleute, welche zuvor auch jnn allen Kirchen geschehen, und ehrlicher [3]
Christlicher beleitung bis fur das thor abermal, wie auff den abend zuvor, [4]
bracht, mit beleitung eines gantzen Erbarn Radts, aller prediger und der [5]
Schulen daselbst.
[6] [Bl. D 1]
Von Hall ist die Leich gefahren auff den Sontag den xxj. Februarij [7] gen
Bitterfeld, dahin auff den mittag bracht, Da auff der grentz, und [8] auch im
Stedtlin, die verordenten unsers gnedigsten Herrn, des Churfůrsten zu [9]
Sachssen, der Heubtman zu Wittemberg Erasmus Spiegel, Zu Dieben, Gangloff [10]
von Heiligen, zu Brehne, Dietrich von Taubenheim, Die zwen Graven [11] und uns,
so die Leich geleitet, angenomen, und den abend bis gen Kemberg [12] bracht
haben, Da man denn beide zu Bitterfeld und Kemberg mit gewoenlichen [13]
Christlichen Ceremonien die Leich ehrlich angenomen und beleitet.
[14] Des
Montags den xxij. Februarij haben die Edlen und wolgebornen [15] Graven und
Herrn, Graff Hans und Graff Hans Hoier, Graven und herrn [16] zu Mansfeld (wie
sie denn aus Eisleben ongefehrlich mit xlv gerůsten pferden [17] geritten)
fur Wittemberg an das Elsterthor die Leich bracht. Da sind bald [18] am thor
(wie das zuvor aus Churfůrstlichem bevehl verordnet) versamlet [19]
gestanden Rector, Magistri und Doctores und die gantze loebliche Universitet
[20] sampt einem Erbarn Rat und gantzer Gemeine und Bůrgerschafft. Da sind
[21] die Diener des Euangelij und Schul mit gewonlichen Christlichen Gesengen
[22] und Ceremonien der Leich vorgegangen, vom Elsterthor an, die gantze lenge
[23] der Stad, bis an die Schlosskirchen.
[24] Vor der
Leich sind geritten die obgemelten verordenten V. G. H. des [25]
Churfůrsten zu Sachssen und obgemelte zween junge Graven und Herrn zu [26]
Mansfeld, on gefehrlich jnn die lxv pferde, Und nechst nach dem wagen, darauff
[27] die Leich gefaren, ist sein ehelich gemahl, die Fraw Doctorin, Catharina
[28] Lutherin, sampt etlichen matronen uff einem weglin hinach gefůrt.
Darnach [29] sind seine drey Soene, Johannes, Martinus, Paulus Lutheri, Jacob Lůther,
[30] Bůrger zu Mansfeld, sein bruder, Joerg und Ciliax Kauffman, seiner
schwester [31] Soene, auch Bůrger zu Mansfeld, und andere der
freundschafft, gefolget. Darnach [32] Magnificus D. Rector der loeblichen
Universitet, mit ettlichen jungen [33] Fůrsten, [Bl. D ij] Graven,
Freiherrn, so jnn der Universitet Wittemberg Studij [34] halben sich enthalten.
Darnach ist der Leich gefolget D. Gregorius Brůck, [35] D. Philippus
Melanthon, D. Justus Jonas, D. Pomeranus, D. Caspar [36] Creutziger, D.
Jeronymus1, und ander elteste Doctores der Universitet Wittemberg, [37] Darauff
alle Doctores, Magistri, und ein Erbar Radt, sampt den Ratspersonen, [38]
Darnach der gantz grosse hauffe und herrliche mennige der Studenten, [39] und
darnach Burgerschafft, Dergleichen viel Bůrgerin, matronen, frawen, [40]
Jungfrawen, viel ehrlicher kinder, jung und alt, alles mit lautem weinen und
[Seite 496]
[1]
wehklagen. Jnn allen gassen, auch auff dem gantzen marck ist das gedreng so [2]
gros, und solch menge des volcks gewesen, das sichs billich jnn der eil
zuverwundern, [3] und viel bekant, das sie der gleich zu Wittemberg nicht
gesehen.
[4] Als man
die Leich jnn die Schloskirchen bracht, hat man die selbigen [5] gegen dem
Predigstul nider gesetzt. Da hat man erst Christliche funebres [6] cantiones
gesungen. Darnach ist der Ehrwirdige Herr D. D. Pomeranus auffgetretten, [7]
und da vor ettlich tausent Menschen gar ein Christliche troestliche [8] Predig
gethan, welche auch wird an tag gegeben werden.1
[9] Nach der
Predigt D. Pomeranj, hat der herr Philippus Melanthon aus [10] sonderlichē
hertzlichen mitleiden, und die Kirchen zutroesten, ein schoene Funebrem [11]
Orationem gethan, welche albereit im Druck ist aus gangen, und hernach [12]
auch Deudsch wird ausgehen.2
[13] Nach dem
die Oratio geendet, haben die Leich hingetragen etzliche gelerte [14] Magistri
darzu verordent, welche die Leich jnn das grab gelassen und also [15] zur ruge
gelegt. Und ist also das thewer organum und werckzeug des Heiligen [16]
Geistes, der leib des Ehrwirdigen D. Martini, alda im Schlos zu Wittemberg,
[17] nicht fern vom Predigstul (da er am leben manniche gewaltige Christliche
[18] Predigten, fur den Chur und Fůrsten zu Sachssen, und der gantzen
Kirchen [19] [1. Kor. 15, 43] gethan) jnn die erden gelegt, Und wie Paulus j.
Corinth. xv. spricht: “Gesehet [20] jnn [Bl. D iij] schwacheit, das er auffgehe
an jhenem tage jnn ewiger herrligkeit.”
[21] Zu einem
solchen Christlichen abschied aus diesem elenden leben und zu [22] derselben
ewigen seligkeit helffe vns allen der ewige Himlische vater, so gemelten [23]
D. Martinum zu dem grossen werck beruffen hat, Und unser herr [24] Jhesus
Christus, welchen er trewlich gepredigt und bekant, Und der heilige [25] Geist,
der jhm widder Bapst und alle pforten der hellen solche sonderliche [26]
freidigkeit, grossen mut und hertz durch seine Goettliche krafft jn vielen
hohen [27] kempffen, gegeben hat.
[28] WJr, D.
Justus Jonas und M. Michael Celius und Johannes Aurifaber [29] Vinariensis
obgenant, wie wir bey des loeblichen Vaters seligen ende [30] gewesen sind, von
anfang bis auff seinen letzten odem, zeugen dis fur Gott [31] und auff unser
eigen letzte hin fart und gewissen, das wir dieses nicht anders [32] gehoert,
gesehen, sampt den Fůrsten, Graven, Herrn und allen, die dazu komen, [33]
Und das wir es nicht anders erzelet, dann wie es allenthalben ergangen und [34]
geschehen. Gott, der Vater unsers Herrn Jhesu Christi, verleihe uns allen sein
[35] gnade,
AMEN.
[Seite 497]
(Oben S. 101
–106.)
1. Zur
Einleitung.
Zu S. 101, 10
–19: Wann Luther diesen Band erwarb, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.
Geht aber der Titelaufdruck auf den beiden Buchdeckeln auf den Reformator
zurück, so werden wir annehmen dürfen, daß nicht nur das Buch 1543 erworben,
sondern auch daß der Einband, dessen Charakter auf sächsischen Ursprung weist,
in diesem Jahre hergestellt ist. Hat der Reformator das Buch einbinden lassen,
dann ist jedenfalls der Einband aus einer Wittenberger Buchbinderwerkstatt
hervorgegangen. Eine Bestätigung dieser Annahme bildet zunächst die Tatsache,
daß Luther öfters Buchbinder beschäftigt hat (vgl. U. A. Bibel 3, LII; U. A.
Tischr. 3 Nr. 3148; Enders-Kawerau, Luthers Briefwechsel Bd. 11 S. 215, 13 und
Bd. 15 S. 62, 198; Jacobs, Zeitschr. des Vereins für Kirchengesch. in der
Provinz Sachsen, 2. Jahrg., S. 242). Eine weitere Bekräftigung ist in dem
Buchbinderzeichen auf dem Deckel enthalten, das ein Wappenschild mit einem
eulenartigen Vogel und den Buchstaben CN darstellt. Dieses Monogramm paßt auf
den vermutlich aus Nürnberg eingewanderten Buchbinder Conrad Neidel, der schon
vor 1540 in Wittenberg nachweisbar ist und dort am 22. März 1568 als
wohlhabender Mann starb (nach gütiger Mitteilung von Herrn Dr. Husung-Berlin
und Herrn M. Senf-Wittenberg; vgl. auch M. Senf, Die Buchbinderinnung zu
Wittenberg im 16. Jahrhundert, Sonderabdruck der Wittenberger Allgemeinen
Zeitung November 1909, S. 15 Nr. 29). Mag die obige Vermutung zutreffen oder
nicht, jedenfalls ist die von Kawerau in der Zeitschrift für kirchliche
Wissenschaft und kirchliches Leben 10 (1889) S. 603 aufgestellte Hypothese
hinfällig, daß der Reformator dies Buch einem Freunde geschenkt habe, der dann
den Titel nachträglich aufpressen ließ; denn, wie die Eintragung auf dem
Schmutzblatte lehrt, hat der Band später Paul Luther gehört.
Das eine der
vier Medaillonbilder auf den Einbanddecken, das einen bärtigen Kopf mit einem
Barett darstellt, trägt die Buchstaben HH. Daß dies Monogramm nicht in “Huldricus
Hutten” (vgl. Jacobs a. a. O. S. 237 Anm. 2 und oben
[Seite 498]
S. 101, 19)
aufzulösen ist, zeigt ein Vergleich mit anderen Bildnissen Huttens, auf denen
dieser stets nur mit einem Schnurrbart, nie aber mit einem Vollbart gezeichnet
ist. Eher käme die Auflösung H(erzog) H(ans) in Betracht, wobei allerdings die
Frage offen bleiben muß, ob dieser Kopf Kurfürst Johann den Beständigen oder
Johann Friedrich den Großmütigen von Sachsen darstellen soll. — Die gleiche
Stempelrolle mit dem Wappenschild, dem Monogramm CN und den vier
Medaillonbildern ist auch bei dem Einbande eines Sammelbandes (5 astronomische
Werke aus den Jahren 1498 –1536) verwandt, der im Besitze der Preußischen
Staatsbibliothek zu Berlin ist (Sign.: Jnc. 4539b); vgl. M. J. Husung, Bucheinbände
aus der preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (Leipzig 1925) S. 23.
Zu S. 102, 3
–11 und Anm. 4: Paul Luther besaß auch ein jetzt verschollenes Handexemplar
seines Vaters, ein Neues Testament (Wittenberg 1530), das dieser mit
zahlreichen Randglossen versehen hatte, vgl. U. A. Bibel 4, 440f. und 450, 1
–4. Wahrscheinlich gehörte ihm auch Luthers Quincuplex Psalterium und die
Handschrift mit den lateinischen Psalmenscholien des Reformators (beide in
Dresden), vgl. H. Boehmer, Luthers erste Vorlesung (Berichte über die
Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig,
phil.-hist. Kl. 75. Bd. 1923 1. Heft, Leipzig 1924), S. 11 und 13f.
Zu S. 103, 6
–15: Vgl. dazu auch Luthers Glossen zu der von Erasmus veranstalteten Ausgabe
des Neuen Testamentes (1527), jetzt in Groningen (Theologische Studien und
Kritiken 57 [1884] S. 325 –359) und U. A. Tischr. 1 Nr. 466 sowie Archiv für
Reformationsgeschichte 12 S. 245.
Zu S. 103, 16
–30: Zu den Literaturangaben ist noch nachzutragen:
[1] Lutherstudien
zur 4. Jahrhundertfeier der Reformation, veröffentlicht von den Mitarbeitern
der Weimarer Lutherausgabe (Weimar 1917) S. 247 und 260 (Thiele). (Der dort S.
247 zitierte Aufsatz von Jacobs “Über die Lutherhandschr. der F. Stolbergischen
Bibliothek” in der Zeitschr. des Harzvereins II. Bd. [1869], 2. Heft 53 –66
findet sich an der angegebenen Stelle nicht; er ließ sich auch sonst nicht
ermitteln. Diese Angabe beruht wahrscheinlich auf einem Jrrtum. Die Signatur
des Erasmusbandes in Wernigerode ist nicht, wie Thiele a. a. O. S. 260 und
Jacobs a. a. O. S. 237 Anm. 2 angeben, Pd 194, sondern Hd 194.)
[2]
Köstlin-Kawerau, Luther Bd. 2 S. 312f.
Zu S. 103,
17f.: Zu Hertel vgl. auch Joh. Christ. Adelung, Fortsetzung und Ergänzungen zu
Christian Gottlieb Jöchers Gelehrten-Lexico Bd. 2 (Leipzig 1787) Sp. 1961.
2. Zu Luthers
Glossen.
Daß nicht
alle Glossen Luthers gleichzeitig entstanden sind, lehrt der Wechsel in der
Tinte; so ist in der Randbemerkung des Reformators auf p. 297 (oben S. 105, 15)
“Sapienter” mit brauner, “ingeniose” aber mit schwarzer Tinte geschrieben.
Auf p. 139
ist Chilos Antwort auf Äsops Frage, was Jupiter treibe, “Excelsa deprimit,
depressa extollit” von Luther mit der für ihn typischen Schlangenlinie am Rande
angestrichen, ebenso auf p. 483 eine von Augustin erzählte Anekdote
[Seite 499]
über die
Anwendung von Heilmitteln durch den Arzt und den Kranken. Auf p. 578 hat Luther
das erste i in “dici” am Rande in ein u korrigiert.
Zu S. 105,
12f.: Durch seine Bibelübersetzung wurde Luther veranlaßt, sich mit dem
Verhältnis des antiken Münzwesens zu dem des 16. Jahrhunderts zu beschäftigen.
Als er und Melanchthon 1522 die Übersetzung des Neuen Testaments
durcharbeiteten, die der Reformator auf der Wartburg angefertigt hatte, wandte
sich Melanchthon an mehrere Freunde mit der Bitte um Auskunft über den Wert der
im Neuen Testamente vorkommenden antiken Münzen (vgl. U. A. Bibel 4, XII).
Während aber Luther im Texte fast stets die Geldsumme unverändert ließ (nur
Matth. cap. 17, 27 gab er das griechische στατήρ
1522 durch “einen halben Gulden” wieder, seit 1530 setzte er aber statt dessen
die Bezeichnung “ein Stater” ein) und öfter nur die fremde Münzbezeichnung
durch eine deutsche, annähernd gleiche ersetzte, hat er in einigen, der revidierten
Ausgabe des Neuen Testaments von 1530 (301) (U. A. Bibel 2, 480 Nr. *33)
erstmalig beigefügten Randglossen sowie in Vorlesungen und Auslegungen die
Umrechnung auf Münzwerte seiner Zeit vorgenommen. Vgl. z. B. Erl. Ausg. Bd. 64,
7, 20, 22, 61, 183f., 194, 201, 210, 216, 253; Unsre Ausg. Bd. 16, 595, 36; Bd.
24, 367, 24f., 406, 12f., 408, 15 –17, 418, 31f.; Bd. 44, 628, 33f.; Bibel 3,
190, 21f., 191, 16f., 222, 12 –14, 262, 3 –9, 360, 31; 4, 189, 19 –35 u. ö.;
vgl. auch Enders Bd. 15, 63f. Variante a.)
Jm Folgenden
kommt hier nur Luthers Behandlung der Drachme und der entsprechenden deutschen
Ausdrücke in Betracht. Jm deutschen Alten Testamente übersetzte der Reformator
die hebräischen und griechischen Ausdrücke
(= persische Golddareike; Reuchlin, Rudimenta s. v.: solidus), (= Drachme; Reuchlin s. v.: drachma vel
solidus) und δραχμή stets mit Gulden; nur 2.
Makk. cap. 4, 19 und 12, 43 behielt er die Bezeichnung “Drachme” bei, weil hier
der Septuagintatext den Ausdruck ἀργυρίου
δραχμή bietet. Über den alttestamentlichen
Groschen (1. Mose cap. 33, 19; Jos. cap. 24, 32; Hiob cap. 42, 11) vgl. Unsre
Ausg. Bd. 44, 137, 31f.; Bibel 3, 206, 30 –32 und 521, 7 –9.
Das
neutestamentliche δραχμή (Luk. cap. 15, 8f.)
übertrug er mit “Groschen”, δηνάριον
(die römische Münze denarius, die der Drachme in der späteren Republik und der
Kaiserzeit völlig gleichgesetzt wurde) dagegen im Septembertestamente (1522)
neunmal mit “Pfennig” und dreimal mit “Groschen”. Jn der Ausgabe des Neuen
Testaments von 1530 (301) setzt er den Ausdruck “Groschen” überall mit Ausnahme
von Mark. cap. 6, 37 und Joh. cap. 6, 7 ein. Dagegen ließ er Matth. cap. 10, 29
und Luk. cap. 12, 6 die Bezeichnung “Pfennig” stehen, da hier im griechischen
Texte ἀσσάριον (= die römische
Münze “as”) steht. Auffällig ist, daß Apostelgesch. cap. 19, 19 der griechische
Ausdruck ἀργύριον
1522 mit “Pfennig”, seit 301 mit “Groschen” übersetzt ist, während ihn Luther
Matth. cap. 26, 15 und 27, 3 –9 (ebenso wie im ganzen Alten Testamente) mit
“Silberling” wiedergibt. Er hat hier offenbar den Vulgatatext zu Rate gezogen,
der nämlich Apostelgesch. cap. 19, 19 im Gegensatz zur griechischen Vorlage den
Ausdruck “denarius” bietet, während an den beiden Matthäusstellen entsprechend
dem griechischen ἀργύριον
“argenteus” steht. Ein Analogon zu diesen verschiedenen Übersetzuugen bietet
Matth. cap. 18, 24: “Pfund” und cap. 25, 15 ff.: “Centner”, während in beiden
[Seite 500]
Fällen im
Griechischen: τάλαντον und im
Lateinischen: talentum gebraucht ist. Was den Silberling selbst betrifft, so
existiert er im deutschen Münzsystem nicht, sondern ist nur eine Übertraguug
des hebräischen, mit einer Zahl unmittelbar verbundenen (abgekürzter Abdruck für ; der bei Luther:
“Sekel Silbers”, “silberner Sekel” lautet) und des lateinischen: argenteus. Die
Bezeichnung “Silberling”, die in der althochdeutschen Übersetzung von Tatians
Evangelienharmonie (193, 3, 4, 6 “silabarling”; bei Matth. cap. 27, 3 –9)
vorkommt, ist sonst bis zu Luther hin nicht belegt. Vgl. Grimm, Deutsches
Wörterbuch Bd. 10, I, Sp. 1022f. s. v. über den Wert des Silberlings vgl. Unsre
Ausg. Bd. 44, 293, 8f. und 628, 32 –34, sowie Bibel 3, 222, 12 –14 (Melanchthon
setzt hier den Silberling gleich 4 Drachmen oder einem halben rheinischen
Gulden). Zu “Scherf” und “Scherflein” (Mark. cap. 12, 42; Luk. cap. 12, 59 und
21, 2) vgl. Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz
Sachsen, 10. Jahrg. (1913), S. 116f. und 11. Jahrg. (1914), S. 24 –46 sowie U.
A. Tischr. 4 Nr. 4467.
Während sich
Luther über den Wert des alttestamentlichen Guldens nirgends ausgesprochen hat,
geht aus mehrfachen Äußerungen von ihm hervor, daß er die (Silber-) Drachme und
den neutestamentlichen Groschen (und also wohl auch den Pfennig mit Ausnahme
von Matth. cap. 10, 29 und Luk. cap. 12, 6) als gleichwertige Münzen ansah. So
heißt es in der Glosse zu seiner Schrift: “Widerruf vom Fegefeuer” (1530, Unsre
Ausg. Bd. 302, 368) als Erläuterung zu 2. Makk. cap. 12, 43: “Das (12 000
Drachmen Silbers) ist tausent und funff hundert gülden. Eine drachma ist funff
schwerd grosschen, oder xxx. lewen pfennige Meissenisch.” (Unter
“Schwertgroschen” sind die “halben Schwertgroschen” zu verstehen, die 6
Pfennige galten; vgl. Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde
Bd. 38 [1917] S. 366 und oben S. 293, 8f.) Jn den biblischen Randglossen zu
Mark. cap. 14, 5, Joh. cap. 12, 5, Apostelgesch. cap. 19, 19 und Off. cap. 6, 6
(Erl. Ausg. Bd. 64, 201, 210, 216, 253) sagt Luther, ein Groschen sei “fast 30
meißnische Löwenpfennige oder drittehalb unserer Groschen”. Wir sehen also, daß
der Groschen (und Pfennig) der Bibelübersetzung scharf von dem meißnischen
Groschen und Löwenpfennig des 16. Jahrhunderts geschieden wird, mit denen er an
Wert keineswegs identisch ist. Als Umrechnungssatz, der auch für Luthers
Randglosse zu den Apophthegmata gilt, ergibt sich vielmehr folgendes
Verhältnis: 1 Drachme oder Groschen (Pfennig) = 1/8 Gulden oder 2½ meißnische
Groschen oder 30 meißnische Löwenpfennige. Dabei ist zu beachten, daß Luther
die Summe der Groschen und Pfennige nach unten abgerundet hat (1 Gulden
rechnete man zu 21 Groschen und den Groschen zu 12 Pfennigen; vgl. Jahrbücher
für Nationalökonomie und Statistik, hrsg. von B. Hildebrand, Bd. 1 1863, S.
66).
Die
Festsetzung des Wertes eines neutestamentlichen Groschens (Denar, Drachme) auf
2 ½ meißnische Groschen geht vermutlich auf Melanchthon zurück; denn in seinem
Briefe vom 5. Mai 1522 an den Erfurter Mediziner Georg Sturtz stellt
Melanchthon eine längere Berechnung über diese Frage an, bei der er zu folgendem
Resultate kommt: “Itaque denarius seu drachma constabit duobus grossis et
semisse” (C. R. Bd. 1 Sp. 572). Ferner gibt er in seiner 1529 erschienenen
Schrift: “Nomina mensurarum et vocabula rei numariae” folgende
Wertbestimmungen: “Octo drachmae valent fere aureo Rhenano” (= rheinischer
Gulden) und
[Seite 501]
“Octo denarii
valent fere aureo Rhenano.” Über das Verhältnis von Drachme und Denar äußert er
sich an der gleichen Stelle: “Denarius, teste Plinio, prorsus drachmae Atticae
pondus habet. Proinde ubique in historia veteri scias drachmam et denarium idem
significare, et tantundem valere. Altera Romana appellatio fuit, altera Graeca”
(C. R. Bd. 20 Sp. 420; vgl. auch Clemen, Melanchthons Briefwechsel Bd. 1
[Leipzig 1926] S. 188). Melanchthon müssen gute Quellen zur Verfügung gestanden
haben; denn wird die Drachme = 1/8 Gulden gesetzt, so sind das 3, 45 g
Feinsilber; ein solches Gewicht hat die Drachme zur Zeit Christi in der Tat
gehabt (3, 9 bis 3, 4 g). (Nach gütiger Mitteilung von Herrn Freiherrn v.
Schrötter-Berlin.) Vielleicht hat auch Melanchthon die schon erwähnten
Änderungen einzelner Münzbezeichnungen und die Hinzufügung der die Münzen
erläuternden Randglossen in 301 bei der gemeinsamen Revision mit Luther im
Jahre 1529 veranlaßt. Vgl. dazu auch Köstlin-Kawerau, Luther Bd. 2, 156 und
643.
Zu S. 105, 22
–26: Sueton in seiner Biographie Vespasians cap. 20 (in den Vitae XII
Imperatorum) gebraucht hier ebenfalls den Ausdruck “niti”.
Zu S. 105, 34
–47: Vgl. zu Luthers Glosse U. A. Tischr. 5 Nr. 5487 (S. 183, 30f.).
Zu S. 105, 38
–106, 10: Diese beiden Exzerpte möchte ich der Hand Paul Luthers zuweisen (vgl.
oben S. 102, 3 –11); dagegen ist wohl S. 102, 6 –9 nicht von ihm, sondern von
einem unbekannten Benutzer des Buches geschrieben.
Hans Volz.
[Seite 503]
Abschließendes
Material
[Seite 505]
A
Aachen,
Concil zu A. unter Kaiser Ludwig 222, 2.
Abendmahl,
Kurzes Bekenntnis vom heiligen Sakrament 119 ff.
—,
Religionsgespräch zu Marburg 119 ff.
—, s. Elevation.
—, Lehre der
Schweizer 127o; 460, 1.
—, der
Papisten etc. 130u; 145, 14. 16; 266, 6; 419, XIIIff.; 426, 13; 432, 2.
—,
Fleischbrot 130u; 144, 32.
—, s. Opfer.
—, Anbetung
der Hostie 426, 13.
—,
transsubstantiatio panis et vini 426, 23; 432, 15. 30.
—, unter
beiderlei Gestalt 426, 24; 432, 18. 32.
—, Luthers
Lehre 427, 10; 432, 10; 434, 15. 28.
Ablaß, über
den Ablaßhandel 180, 5; 267, 32; 268, 1; 269, 30; 293, 21.
—, Sermon von
A. und Gnade 180, 18.
—, ein lauter
bescheisserey 214, 2.
—, St. Markus
in Venedig 344, 22.
—, nach
katholischer Lehre 421, XXX.
Abraham 403,
5.
Absolution,
im Namen des Vaters, des Sohnes u. des Heil. Geistes 63, 23.
Adam und Eva
(1. Mos. 4, 1) 71, 29; 473, 11; 489, 7.
—,
Feigenblatt 160, 33.
Adelphus,
Johannes, Stadtarzt in Schaffhausen 303u; 328, 35; 329, 11; 336, 36.
Advokat, zu
einem Advokatenkniff 105 m.
Aesop, Fabel
vom Wolf u. Schaf 474, 17.
Agnus Dei 75,
35; 278, 1.
Ahab, u.
Benhadad 391, 33.
Ai, Hai (Jos.
7, 3) 407, 28.
Albrecht,
Hans, Stadtschreiber in Eisleben 478 m.; 491, 6.
Albrecht, D.
Otto, über die angebliche Vorrede L.s 467.
—, Die
Berichte über Luthers Tod 478 u.
Aldenburg, M.
Georg Spalatin, Pastor in A. 113, 2.
Aldina,
Übersetzung der A. 106 u.
Alekto, Furie
350 o; 361 u.
Alexander,
Papsttreu Alexanders III. 300ff., 329 ff.; 330, 3.
—, u. Kaiser
Friedrich I. 307, 10.
—, flieht
nach Cajeta, Benevent 343, 2.
—, sein Ende
345, 5.
—, Spottbild
350, VI.
Alexandria,
Kirche zu A., von St. Marcus gegründet 257, 26; 276, 19.
—, Mailand
336, 3.
—, Neu A.
345, 2.
Alphons I.
von Neapel 106 o.
Altenburger
Ausgabe der W. L.s 461 u.
Altieri,
Baldassar, Führer der Evangelischen in Venedig 197 o.
Ambrosius,
Kirchengesang 34, 16.
—, Exameron
III, 10. 44; Ex tritici semine 100, 3.
—, Vita
sancti Ambrosii 114, 14.
—, in
Mailand: nos sumus Ambrosiani 166, 13.
Ammonius 110,
17.
Amsdorf,
tröstet Spalatin 112 o.
—, u. Luther
125u; 197 m.; 199 m.; 200 m.; 201u; 261, 17; 301o; 357, 3. u; 375 u; 414 m.;
444 m.; 460, 3.
—, s. Zeitz.
—, Brief an
Link 199 u.
—, 352u; 354,
6; 480 o.
—, sein Neffe
Georg 357 u.
Amt, u.
Person 426, 1.
Anagni,
Gefangennahme Bonifacius' VIII. 264, 2.
—, 327, 37;
331, 8.
[Seite 506]
Anastasius
IV. Papst 310, 6.
Andronicus,
Stifter der römischen Kirche 276, 10.
Anhalt, Georg
von, 21u; 102 m.; 426, 13.
—, Brief des
Jonas an G. v. A. 199 u.
—, Fürst Wolf
493, 8.
Annaberg,
Kirchenbibliothek 481 o.
Annaten 267,
18; 292, 31.
Annotationen,
des Wenzeslaus Link zum A. T. 1 ff.
Anquillara,
Graf Deifobo von A. 219, 6.
Antichrist,
Vom Ursprung u. Herkunft des A. 358 m.; 361u; 363 o.
Antinomer,
Schrift: Wider die A. 463 m.; 468, 5.
Antiochia,
Kirche zu A. von Barnabas gegründet 257, 12; 276, 19.
Antonius, S.,
geistliche Freude tut dem Teufel wehe 34, 9.
—, 321, 38.
Antwerpen
269, 31.
Apologie 450,
9. 27; 453, 5.
Apostel, Chor
der 12 A. 349 m.
—, sind auch
verfolgt worden 472, 4.
Apulien 316,
15. 37.
Aquila,
Bibelübersetzung 28, 8.
—, u.
Priscilla 256, 14.
—, Gründer
der römischen Kirche 275, 24.
Aquileja,
Bischof von 332, 2.
Arianer 29,
15; 58, 11.
—, Christus
nicht Gott, sondern eine Creatur 159, 5.
—, über die
Taufe der A. 159, 31.
Aristoteles
449, 8. 25.
Armenien 338,
17.
Armut,
mönchische 429, 11; 440, 5. 22.
Arnold von
Brescia 310, 13.
Artikel,
Wider die 32 A. der Theologisten zu Löwen 412 ff.
—, Articuli
Orthodoxam Religionem etc. 412 u.
—, Deutsche
Vorrede zu den Art. Orth. R. 413m.
Athanasius,
Symbolum 57, 26; 130 o.
—, aus
Alexandria 257, 30.
Athenäus, des
A. Deipnosophisten 106 m.
Augsburg,
Reichstag zu A. u. die Juden 24 o.
— —,
Annäherung mit den Oberdeutschen 119 m.
— —,
Reichstag zu A. (1518) 181, 3.
Augsburg,
Luther in A. (1518) 181, 13.
—, Acta
Augustana 182, 3.
—, Confession
288, 5; 450, 2. 9. 19.
—, Reichstag
zu A. (1530) 393, 21.
—, Apologie
450, 9. 27.
Augustin,
über sich selbst 3, 12; 186, 26; 427, 3; 434, 5. 20.
—, Urteil
über ihn 4, 4; 29, 22; 114, 19; 221, 32; 257, 36.
—, Epist. CII
qu. VI de Iona propheta 29, 32.
—, über die
Trinität 56, 5; 57, 35; 58, 17; 63, 27; 64, 19.
—, de
doctrina Christiana 1, 2ff. —63, 2.
—, legenda
Sancti Augustini 114, 19.
—, turbabor
sed non perturbabor 114, 22.
—, De civ.
Dei — über Numa u. Sokrates 127u; 143, 31.
—, über die
Sibyllinischen Bücher 128 o.
—, Non poena,
sed causa facit Martyrem 155, 2.
—, Conf. 8,
5, 10: Consuetudo fit necessitas 183, 25.
—, de spiritu
et littera 186, 16.
—, scribendo
et docendo proficere 186, 27.
—, Hippo 257,
36.
—, ep. 82,
cap. 1, 3 –427, 3; 434, 5. 20.
Aurifaber,
Briefwechsel mit dem Kurfürst zu Sachsen 102 m.; 484 u.
—, Eislebener
Ergänzungsbände 462 o.
—, bei
Luthers Tod 489, 21.
Autographensammlung,
Luthers, im Besitz seiner Söhne 102 m.
Avignon, der
Papst in A. 321, 18.
B
Babylonica de
captivitate 163, 12.
—, die rote
Braut von Babylon 354 m.
Bär, bei dem
Ring in der Nasen führen 283, 2.
Balhorn,
Johann, Drucker in Lübeck 384 u.
Bamberg,
Bischof von, begehrt die Krönung Friedrichs I. 313, 18.
Bann,
Tonneraxt des Papstes 311, 10.
—, der Kaiser
in Bann 327, 9.
—,
Papstspottbild 351, IX; 363 u.
Baptista
Mantuanus 9, 16.
Barbarossa,
u. die Päpste 303 o.
[Seite 507]
Barbarossa,
Gefangennahme am Fluß Saleph 305 m.
Barmherzigkeit,
eine doppelte 399, 6.
Barnes,
Robert, Vitae Romanorum pontificum 302o.
Basel,
Versammlung der Eidgenossen in B. 128u; 129 m.
—, Concil zu
B. 208, 28.
Bauen, =
Glauben 245, 15; 248, 31.
Bauer, auf
den Papstspottbildern 351f.; 363u; 365 u.
—, muß
pflügen etc. 407, 9.
Baum, u.
Früchte 405, 31.
Baumann,
Georg, Drucker in Erfurt 13.
Brandenburg,
die Juden in 17 m.
Beck,
Balthasar, Drucker in Straßburg 1 u.
Beelzebub,
eine große Fliege — Hummel 174, 15.
—, aller
Teufel Fürst 441, 19. 34.
—, Hausvater
474, 24.
Beerwolf 438,
2.
Belial, Juden
99, 23.
Belvedere 363
u.
Benedictus,
Papst (1415) 210, 2.
Benevent 319,
19; 321, 3.
Benhadad, der
Syrer 381 m.; 391, 33.
Bergner,
Bartholomäus, in Wittenberg 482 m.; 485 m.
Berlin,
Staatsbibliothek 347o; 413o; 423o; 498 o.
—,
Kupferstichkabinett 347 o.
Bern,
Disputation in B. 127o; 131 u.
Bernhard,
übergetretener Jude 24 o.
Bernhard, S.,
B.s Schätzung durch Luther 85, 15.
Beruf,
Berufswahl des Sohnes 282, 3.
Berwald,
Jakob, Drucker in Leipzig 7 o.
Beschneidung,
über die B. 128 o.
Besold,
Hieronymus, Brief an Dietrich 124 m.; 422u; 444 m.; 481 m.
Beten,
Bethaus 42, 36.
Beuteldresscher
293, 21.
—, lediger
325, 16.
Bibel,
Bibelübersetzung 18 m.; 28, 2; 474, 1; 499 o.
—, deutsche
Bibel 163, 16.
—, in fast
allen Sprachen zu haben 179, 9.
—, unterm
Papst ein Ketzerbuch genannt 473, 31.
—, des Heil.
Geistes Buch 474, 4.
Bibel,
Einzeichnung Luthers 32, 27; 492, 27.
Bienen, Unterloch
am Bienenstock 160, 26.
Bild,
Titelbild zu “Wider das Papsttum” 201 m.
—, Abbildung
des Papsttums (1545) 346 ff.
—,
Bilderverehrung der Katholiken 421, XXIX.
—, Luthers
486 o.
Billick,
Eberhard, Prior der Karmeliter in Köln 6 m.; 11, 22.
Bisamapfel =
thesem apffel 220, 29.
Bischof, alle
Bischöfe gleich 229, 9.
—, vom Kaiser
bestätigt 230, 20.
—, und Päpste
301 o.
Bitterfeld,
Luther in B. 487, 4; 495, 7.
Blaurer,
Ambrosius, u. Bullinger 124u; 125 m.; 415 u.
—, Gerwig,
Abt von Weingarten 396 u.
Blois, comes
de, Graf von Blus 333, 5.
Böhmen, wird
Königreich 310, 9.
Bombart,
crepitus ventri 406, 11.
Bonaventura,
über die Trinität 60, 32.
Bonifacius
III. Papst 229, 2; 230, 8; 236, 9.
—, VIII. u.
König Philipp von Frankreich 263, 28.
Bonn,
Reformation in B. 5 m.
Bonnus,
Hermann, Exempelsammlung 112 m.
Bosius,
codices Bosiani 135m.
Brandenburg,
E. 374.
Brandenburg,
Herzog Albrecht von, u. Luther 121 m.
Braunschweig,
“An Kurfürsten zu Sachsen u. Landgrafen zu Hessen von dem gefangenen Herzog zu
Braunschweig” (1545) 374 ff.
—, Herzog
Heinrich 374; 390, 4; 392, 22.
—, Karl
Viktor 374.
Brenner,
Georg Magister 12 m.
Briefe,
Schutzbriefe 75, 32.
—, Butter-,
Eier-, Käse- usw. Briefe 269, 32; 283, 21.
Brigitta,
Revelationes der heil. 398, 12.
Brix 337, 18;
341, 22.
Brück,
Sächsischer Kanzler 198 o. u; 379o; 389, 9; 480u; 495, 34.
—, Urteil
über Luther 199 o.
Brüssel 422
m.
Buch, über
das Bücherschreiben 3, 16.
—,
Bucheinband 101 m.
Buchholzer, Georg,
Propst in Berlin 17 m.
[Seite 508]
Buchwald,
Georg, Luthers letzte Streitschrift 445 m.
— —,
Lutherkalender (1911) 478 m.
Bugenhagen,
Abstellung der Elevation in Wittenberg 122 m.
—, an
Christian III. von Dänemark 178u; 444
—, 423o; 495,
35.
—, hält
Luther die Leichenpredigt 482 m.; 496, 6.
Bulle (vom 5.
Mai 1514) 9, 19.
—, Laetare,
Hierusalem 216, 24.
—, Exurge
domine 448, 2. 18.
Bullinger,
Heinrich, Brief an Martin Butzer 20
—, an Luther
betr. Abendmahlslehre 119 m.
—, Warhaffte
Bekanntnuß der dieneren der kirchen zu Zürych 119u; 125 m.; 126 ff.
—, und
Ambrosius Blaurer 124u; 125 m.
—, über
Luthers Tod 134
Burgensis,
Add. IV. zu 2. Mose 33, 19 – 80, 17.
— —, zu 2.
Mose 34, 5ff. –81, 36.
Burkhard,
Franz, Vizekanzler 375, 2.
Buschmann,
Arnolt 398, 12.
Buscoducensis,
Nikolaus, in Wesel 483
Buße,
falsche, fuchsische 390, 9.
—, von der
rechten 400, 5.
—, ein
Sakrament bei den Katholiken 418, III; 427, 26; 436, 7. 33.
Butzer,
Martin, Straßburger Reformator in Köln 5 m.
—, Brief an
Bullinger 20 u.
—, 120u;
123u; 125 m.; 129 m.; 133u; 134u; 200 m.; 415o; 460, 1.
—, in Basel
128 u.
—,
Übersetzung der Löwener Artikel 414 o.
C
Cäsarius,
Johann, in Bonn 6 m.
Cain, u. Abel
399, 4.
Caiphas, u.
Christus 399, 4; 403, 9.
Cajetan, u.
Luther 181, 4.
—, u. Kaiser
Karl 298, 14.
Camerarius,
Joachim, in Leipzig 7o; 197, 1.
Cameria 10,
17.
Campanus, u.
die Schweizer 130 m.
Campanus,
Abendmahlslehre 151, 1.
—,
Gianantonio, Hofdichter Papst Pius II. über die barbarische
Verständnislosigkeit der Deutschen 212, 18.
—, 469, 5.
Capito, u.
die Wittenberger Konkordie 121u; 129 m.
—, in Basel
128 u.
Caps,
Heinrich, Brief an Stephan Roth 200 o.
Carions
Chronik, über Zwinglis Tod etc. 132 o.
Caracciolo in
Köln u. Friedrich der Weise 182, 12.
Cassel,
Archiv 412 u.
Cassiodorus,
historia eccles. tripartita 468, 3.
Catamiti 9,
19.
Cava, Bischof
Giovanni Tommaso Sanfelice von C. 196 m.
Ceremonien,
haben in den Kirchen viel Ärgernis angerichtet 165, 33.
Chalcedon,
Concil zu Ch. 229, 17.
Chilon, über
einen Ausspruch des Ch. 104 m. u.
Chresem 268,
2.
Christen, u.
die Bibel 29, 3.
—, Grund
ihrer Freude und Dankbarkeit 50, 18; 92, 8.
—, Name —
Christ 248, 22.
—, Bon
Christian 207, 15; 271, 24; 282, 36.
—, wünscht
niemand Böses 391, 14.
Christlich,
Deutung des Wortes 213, 4.
Christus,
Lehre von der Göttlichkeit des Sohnes 19u; 45, 2.
—,
Christologie 20o; 44, 23; 48, 16; 49, 6; 89, 5.
—,
Schwenckfeld über Chr. 21u; 130 m.
—, “daß Jesus
Chr. ein geborner Jude sei” 22 u.
—, im alten
Testament verheißen 29, 4.
—, wer diesen
man nicht recht u. rein hat etc. 29, 10.
—, der
Messias 44, 23.
—, Gott und
Mensch 50, 27; 76, 38; 79, 29; 86, 36; 89, 5; 157, 36.
—, vor 1543
Jahren Mensch geworden 66, 18.
—, Minister
Circumcisionis 79, 31.
—, von den 2
Naturen Christi 89, 5.
[Seite 509]
Christus, im
Winter geboren, im Lenz auferstanden 96, 9.
—, ist 33
Jahre alt geworden 96, 13.
—, von dem
vergotteten Leib Christi 130 m.
—, Versuchung
265, 7.
—, Gabriel ad
Christum 349o.
—, er habe
den Teufel 471, 25.
Chronik, 1.
Chron. 18, 17b –19 u.
—, 1. Chron.
17, 10 –14 –38, 20; 50, 25; 54, 20.
—,
Suplementum Cronicarum 321, 39.
Cicero, Tusc.
5, 16 –181, 10.
—, de fin. 5,
25, 74: deinde consuetudine quasi alteram quandam naturam effici 183, 24.
Clemens III.,
Papst 276, 35; 277, 25.
Clemens IV.,
Papst u. Konradin 218, 10; 350, V; 368m.
Clemens VII.,
Papst (1525) Pavia 232, 17.
Cleve, Herzog
Wilhelm V. von Cleve-Jülich- Berg 103 u.
Cnipius,
Johann, Humanist in Andernach 7 o.
Cochläus,
Joh. — Lutherus septiceps 180, 1.
—, 200m; 346
m.; 351.
Coelius,
Michael 353 m.
—, Bericht
über Luthers Tod 478 ff.
—,
Leichenpredigt in der Andreaskirche zu Eisleben 483 m.; 494, 1.
Communicatio
idiomatum 50, 2; 90, 14.
Concil,
Lateranense 9, 15.
—, “Von den
Konziliis u. Kirchen” 22 m.; 49, 8; 121 u.
—, “ein
gemeines christliches freies Konzil” 195o; 208, 10; 211, 2; 233, 33; 270, 34;
274, 5.
—,
Tridentinum 199, 2; 206, 13; 413u; 490, 19.
—, vom Papst
zu berufen 206, 10. 19; 354 m.; 420, XXV.
—, zu Basel
208, 28.
—, zu
Costnitz 208, 16.
—, die vier
höhesten C. 221, 10; 224, 17; 237, 3; 243, 25.
—, in
Griechenland, Asien, Syrien etc. 221, 30.
—, zu Chalcedon
229, 17.
—, zu Nicäa
235, 23; 236, 6; 251, 16.
—, zu Pavia
331, 10.
—, zu
Clermont 332, 14.
Concil, Papa
dat Concilium in Germania 367.
Confessio
Helvetica, s. Schweizer.
—, Teil der
poenitentia 418, V; 427, 34; 436, 15.
—, Augustana
450, 2. 9. 19; 453, 4.
Confirmatio,
ein Sakrament 419, XII; 427, 21; 435, 20. 34.
Contritio,
est dolor de peccatis 418, IV; 427, 32; 436, 15.
Copey eines
Brieffs von Luthers Tod 192, 21.
Cordatus,
Kornelius' Brief an Melanchthon 375 m.
Cornelius
281, 1.
Cranach,
Papstspottbilder 242, 6; 243, 15; 260, 16; 263, 26; 270, 24; 288, 31; 300 m.;
355, 4; 357, 1.
Creatur, über
die Creaturen Gottes 61, 27.
—, ut res et
signum 62, 37.
Crema 330,
13; 332, 2.
Crespy,
Friede zu 196, 1.
Creutzer, Veit,
Drucker in Wittenberg 108 m.
Crodel,
Markus, in Torgau 16 m.; 200 o.
Cruciger,
Kaspar, Briefe Melanchthons an Cr. 6 m.
—,
Übersetzung “Von den letzten Worten Davids” 21 m.; 26 u.
—, Urteil
über “Kurzes Bekenntnis” Luthers 123 o.
—, 133m; 416o;
423u; 445u; 464u; 466o; 495, 36.
Curie, des
Papstes 9, 9. 24.
Cyprian,
Urteil über ihn 4, 4; 221, 32.
Cyprianus,
D., Gothaischer Consistorialrat 463, 2.
Cyrill, über
die Trinität 56, 5; 64, 19.
D
Dänemark,
Königin Dorothea von D. 169 o.
—, König
Christian III. 200o.
Damasus,
Bischof von Rom, u. Hieronymus 28, 7.
—, Bekenntnis
130 o.
Daniel 7,
13f. –47, 38.
—, 403, 32.
David, Von
den letzten Worten Davids 16 ff.; 31, 2; 54, 22; 66, 18; 75, 24.
[Seite 510]
David, von D.
der Messias 32, 4.
—, seine
Psalmen 34, 11.
—, sein Sohn
52, 8.
—, seine Buße
400, 32.
Decretales,
pars 1, dist. 40 c. 6 – 225, 11; 243, 10.
—, über die
päpstlichen D. 226, 28; 253, 36; 261, 10.
—, Decr.
Greg. IX, lib. 1, tit. 6 c. 4 u. 34 — 236, 17; 241, 10; 273, 18; 298, 13.
—, Decr.
Greg. IX, lib. 1, tit. 33 c. 6 — 240, 22.
—, pars 1
dist. 50 c. 53 — 241, 9.
—, pars 1
dist. 22 c. 1 u. 2 — 242, 24; 262, 22; 264, 28.
—, pars 1
dist. 96 c. 13 u. 14 — 264, 15.
—, pars 1
dist. 63 c. 30 u. 33 — 264, 16.
—, pars 1
dist. 19 c. 3 — 267, 20.
Dellinghausen
379, 3.
Demosthenes,
und die Hetäre Lais 105 o.
Denifle, über
Luthers “Wider das Papsttum” 201 u.
Deutsche,
über die Trinität 58, 34.
—, des
Papstes Erklärung des Wortes “deutsch” 215, 26.
—, die
deutschen Kaiser u. die Päpste 263, 24; 332, 6.
—, Todeske
Embrigek — deutsche Trunkenbolde 282, 30.
—, die
Deutschen u. der Papst 293, 31; 295, 12; 332, 7; 334, 2; 354 m.; 402, 15.
—, Urteil der
Jtaliener über die D. 312, 14.
Dévay, Matthias
Biró, Sakramentierer 120 m.
Dietrich von
Bern 288, 16.
Dietrich,
Veit, Neuausgabe von Luthers “Wider das Papsttum” 202 m.
— 422u; 444
m.; 466o; 483 m.
Diogenes, als
Weiberhasser 101 u.
Disputation,
gegen Schwenckfeld 22 o.
Dolmetschen, Bibelübersetzungen
28, 10; 44, 3; 73, 1.
Donat 277,
30.
Donatio
Constantini 225, 15; 264, 15.
Drachme 499
m.
Drachstedt,
Dr., Haus in Eisleben 493, 19.
Dreifaltigkeit,
s. Trinität.
Dresden,
Bibliothek 357 m.
E
Eber, Paul 7
o.
Eck 11, 22;
450, 5. 22.
—, Luthers
Urteil über Eck 179, 29.
—, in Köln u.
Friedrich der Weise 182, 12.
—, u. die
Leipziger Disputation 183, 1; 231, 11.
Ehe, über die
E. 10, 29; 214, 5.
—, Coelibat
111, 7; 267, 22; 429, 4; 439, 15. 32.
—, Freder,
Dialogus dem Ehestand zu Ehren 168 ff.
—, nach
katholischer Lehre 419, XVIII; 428, 11; 437, 17.
Ehse,
Tadelsbreve von 1544 — 206, 6.
Eidgenossen,
s. Schweizer.
Eimbeck 399,
30.
“Ein feste
Burg” 40, 39.
Einhorn 489,
23.
Einsiedler,
Vitae patrum 107o.
Einzeichnung,
Bibeleinzeichnung Luthers 32, 27; 492, 27.
Eisenach,
Versammlung in E. betr. Abendmahl 129 o.
Eisleben, die
Juden in E. 17 m.
— 353o; 444u;
487, 34.
—, Eislebener
Ergänzungsbände 462 o.
—,
Leichenpredigt in der Andreaskirche 488 m.; 493, 27.
El = Kraft
45, 39.
Elevation,
der Hostie 120 m.; 122 m.; 133o; 162, 33; 164, 15; 166, 23.
—, warum
Luther sie beibehält 164, 15.
—, in den
meisten Kirchen 165, 21.
Elias, u. die
Baalspriester 406, 4; 430, 3; 442, 15. 31.
Emanuel, griech.
Kaiser u. Wilhelm von Apulien 319, 13. 40.
Emser, wollte
die Bibel nicht verdeutscht wissen 474, 1.
Engel, der E.
Macht 40, 30; 71, 6.
—, in
Menschengestalt 63, 11.
—, an die E.
kann man nicht glauben 66, 33.
—, Götter
genannt 87, 11.
—, des
Teufels 88, 28.
—, aus den
guten E. sind die Teufel gekommen 473, 8.
—, Michael,
hilf! 477, 18.
England, und
die Päpste 333, 10.
[Seite 511]
Enthusiast
oder Geister 173, 2.
Enzinas,
Diego, Brief an Luther 423 m.
Eperies, die
Geistlichen in E. im ungarischen Komitat Saros 120o; 122 u.
Epikuräer
428, 23; 438, 6. 19.
Erasmus, über
die Glaubwürdigkeit des Alten Testaments 20 u.
—, Glossen zu
E., Apophthegmatum opus 101ff.; 497 ff.
—, Porträt
101 m.
—, Urteil
über E. 103 o.
—, Luthers
Stellung zu E. 103 u.
—,
Briefwechsel mit L. 176 o.
—, Erasmi
Adagia 2, 8. 59 –182, 19.
— 348o; 449,
15. 17; 450, 6; 451, 15; 452, 3; 453, 12.
Erde, “auff
Erden” = “hie niden” 261, 23.
Erfurt,
Esaias Mechler 138.
Erlanger
Ausgabe der Werke Luthers 461 m.; 463 m.
Erythrea,
Chaldäische Sibylle 128 o.
Esel, contra
asinos Parisienses etc. 444ff.
Eth, Bedeutung 73, 4.
Eugenius,
Papst 208, 26; 310, 4.
Eulenspiegel
288, 16.
Euphrosyne,
die Heilige 110, 30.
Eusebius 110,
18.
—, historia
tripartita 468, 3.
Eutycher,
Schwenckfeldianer 141, 4; 158, 9.
Euthymius
110, 18.
Eutyches,
seine Christologie 89, 12; 90, 35; 91, 6.
Evagrius,
Ponticus 110, 9. 18.
Evangelium,
s. Gesetz.
—, Tatians
Evangelienharmonie 500 o.
Excommunicatio
420, XXII.
F
Faber, Johann
11, 22; 132 o.
—, de
antilogiis et contradictionibus Lutheri 180, 1.
Fabianus 281,
1.
Falck, Anne,
Frau des Johann Freder 168 m.
Farnese, Pier
Luigi F., Sohn des Papst Paul III. 222, 19.
—,
Wappenfigur der F. 351.
Fasten, in
der römisch. Kirche 266, 33; 420, XXVI.
Fegefeuer
214, 1; 266, 14; 421, XXX; 428, 33; 439, 6. 26.
Felix V.
Papst 208, 30.
Fels, da
Christus seine Kirche aufbauet 259, 10.
Ferdinand,
König 200 u.
Fibulisten,
ABC Schützen 274, 18.
Firmung,
Fermelung s. Confirmatio.
Flacius,
Matthias Jllyricus 459 u.
Flederwisch —
Fedderwüsch 281, 11.
Fletacher,
Hans, in Freiberg 21 m.
Fliegen, über
die Fl. 174, 6.
Förstemann,
Bericht über Luthers Tod 479 m.
Forster,
Johann 16 m.
Fortennagel,
Meister Lucas, aus Halle 494, 14.
Fortunatus,
bekanntes Volksbuch 421, XXX.
Franck,
Sebastian, ein lateinische kunsthummel 168o; 174, 23.
—,
Sprichwörter über die Frauen u. den Ehestand 169 m.
—,
“Ketzerchronik” 169 m.
—, sein Tod
170 o.
—, Luther
über ihn 171, 1; 172, 11.
—, ein
Enthusiast oder Gaister 173, 2.
Frankfurt a.
M., Luthers Brief an die Evangelischen 121 m.
—, Tagung zu
Fr. 379 m.; 382 m.
Frankreich,
Pfingsthymnus des Königs Robert von Fr. 69, 17.
—, Delphin
von Fr. u. das Straßburger Blutbad 208, 27.
—, Papst u.
Kaiser Karl V. 216, 19; 234, 20.
—, König
Philipp u. Papst Bonifacius VIII. 263, 28.
—, König
Philipp u. Papst Alexander III. 332, 13.
—, König
Franciscus 454, 17.
Frecht,
Prediger in Ulm gegen Schwenckfeld 22 o.
— 124 u.
Freder,
Johann, Dialogus dem Ehestand zu Ehren 168 ff.
—,
Übersetzung Lutherscher Werke 168 u.
Freidiger,
Bernhard, Sekretär des Herzogs Moritz 376 m.
Freiheit, von
der christlichen Fr. 429, 17; 440, 16. 30.
[Seite 512]
Friedrich I.
Kaiser, u. die Päpste 307, 10; 322, 1; 351o.
—, Urteil
über ihn 308, 26.
—, Zug nach
Jtalien 311, 17; 317, 10.
—, ist der
erst, der dem Papst den Stuhl hält, da er absteigt 313, 16.
—, Krönung
317, 23.
—, u. die
deutschen Bischöfe 322, 9.
—, Brief an
Papst Hadrian IV. 324, 7.
—, sein
Kreuzzug u. Gefangennahme durch den Sultan 339, 1.
Friedrich,
Andreas, Ratsherr aus Eisleben 484 u.
Froben,
Drucker in Basel 348 o.
Froschauer,
Christoph, Luthers Brief an Fr. 122 o.
—, Drucker in
Zürich 137.
Fuchsschwentze
— Liebkosungen 227, 35; 400, 4.
—, des Fuchs
Recht spielen 292, 16.
Funck,
Johann, Prediger in Wöhrd bei Nürnberg 178o; 423, 1.
Furien 350o;
354, 7.
Fußtritt,
Papstspottbild 350, VI.
G
Gabriel, ad
Papam 348u.
—, ad
Christum 349o.
Galgen,
Papstspottbild 351, VII; 370m.
Gandersheim,
Feldlager von 376m.
Gans, Gänse
u. Enten — dumme Tiere 89, 20.
Ganymedes 9,
17.
Gastel,
Drucker in Zwickau 385.
Gaßmann, Joh.
in Ellrich 492, 27.
Gaukelkunststück
— Gold — pferds dreck 207, 22.
Gebet, der
Papisten 406, 3; 421, XXXII.
Gebot, zum 1.
Gebot 67, 11.
Geburt,
Papstspottbild 350o; 352u; 354, 6; 358, 1; 361 u.
Gedanken,
wider die bösen G. 172, 3.
Gehorsam, der
Papisten 429, 15; 440, 12. 27.
Geist, der
Heilige G. 34, 35; 66, 42.
—, Enthusiast
oder Gaister 173, 3.
—, und der
Papst 214, 9; 258, 17.
—, Spirat,
ubi vult 258, 16.
Geinz, gegen
den G. 404, 27.
Gellius,
Aulus — Noctes Atticae III, 15 – 52, 26.
Gelübde, vota
monastica, coelibatus 429, 4; 439, 15. 32.
Genesis,
Luthers Auslegung der G. 122 o.
Gennep,
Kaspar von, Drucker in Köln 6 u.
Gerechtigkeit,
von der ewigen G. 94, 30.
—, iustitia
Dei 185, 17.
Gesetz, macht
nicht gerecht 82, 15.
—, und
Evangelium 82, 18; 97, 4. 14.
Gewohnheit, 3
Worte über consuetudo 183, 23.
Glaube, was
er ist 32, 22; 144, 4; 245, 15.
—, und
Verheißung 33, 7.
—, ruget u.
feiret nicht, Er feret heraus 33, 17.
—, und
Vernunft 64, 37.
—, Papa
Magister Fidei 367.
—,
katholischer 418, IX; 429, 24; 441, 6. 24.
—, nicht
jedermanns Ding 476, 32.
Glocke,
Gleichnis 159, 3.
Gnade, u.
Barmherzigkeit 82, 29.
— 412m.
Gnathones seu
Moriones 9, 28.
Goslar 379,
5; 394u; 399, 30.
Goten, unter
Honorius in Rom 296, 4.
Gott, in G.
drei unterschiedliche Personen 36, 33.
—, G.s Haus
40, 13; 41, 19.
—, Mensch 50,
22.
—, “Gott sei
gebenedeiet” 146, 2.
—, gibt Sieg
376m; 390, 20; 403, 24.
—, gegen die
Hochmütigen 401, 13.
—, der
Schöpfer 402, 29.
—, versuchen
408, 16.
—, muß Sünder
sein 473, 15.
Goym, Heiden
75, 13; 76, 21.
Granvella,
kaiserlicher Staatsmann 195 u.
Gregor,
Urteil über ihn 4, 4; 258, 3.
—,
Kirchengesang 34, 20.
—, über die
Bischöfe 229, 14.
—, der letzte
Bischof in Rom 229, 28; 233, 27; 236, 10.
Gregorius,
Papst (1415) 209, 30.
Griechen, die
griechische u. römische Kirche über das Osterfest 166, 1.
Grisar, über
Luthers “Wider das Papsttum” 201 u.
—, Luthers
Kampfbilder 347u; 373 m.; 394 u.
Gropper,
Johann 5 m.
Groschen,
Schwertgroschen 500 m.
[Seite 513]
Cryphius,
Sebastian, Drucker in Lyon 101 o.
Sünzburg,
Eberlin von 24o.
Gülferich,
Hermann, Drucker in Frankfurt a. M. 424m; 425o.
Güttel,
Kaspar 24o.
Guido,
Bischof von Crema — Papst Paschalis III. 333, 22; 337, 15.
H
Hadrian,
Papst 208, 3.
—, Papsttreu
Hadriani IV. usw. 300ff.
—, u. Kaiser
Friedrich I. 307, 10.
—, Lebenslauf
310, 5.
—, Brief an
Kaiser Friedrich Barbarossa 323, 1.
Halle,
Marienbibliothek 360o. u.
—, Luther in
H. 487, 21; 494, 11.
—, Kirche
unser lieben Frauen 494, 35.
Ham, seine
Sünde an Noah 173, 32.
Hamburg,
Johann Freder 168m.
Hans, die
Hansen von Jhene = Pöbel 255, 10.
Hartmann,
Episcopus 337, 33.
Hausmann,
Nikolaus, in Dessau 346u.
Hebräer, über
die hebräische Sprache 45, 5; 74, 5.
Hedio, aus
Straßburg in Bonn 6o.
Heege, Franz,
Luthers Kampfbilder 347u; 373m; 394 u.
Heidelberg,
“Wider die Landlügen der Heidelbergischen Theologen” 446o.
Heiden, über
Gott 2, 15; 404, 4; 408, 30.
—, auch den
H. hat sich Gott geoffenbart 127 u.
—, Zwinglis
u. Luthers Stellung zu den H. 128; 354o.
Heilige,
Spalatins Legendensammlung 112m.
—, Sancti
fuerunt, sed homines 115, 2.
—, die H. u.
ihre Sünden 250, 7.
—, in der
katholischen Lehre 420, XXVII; 429, 38; 442, 8. 26.
Heinrich der
Löwe und Kaiser Friedrich I. 336, 20.
Held,
Matthias, kaiserlicher Orator 393 u.
Helt, Georg,
in Dessau 352o.
Helvetica
Confessio f. Schweizer.
Heresbach,
Konrad von, Erasmianer, in Bonn 6m.
Herman, Name
des Schöps, von Schafen u. Lämmern 238, 25.
Hermann,
Bischof — Beichtvater des Kaisers 338, 1.
Hermaphroditen,
des Papstes 213, 32; 222, 16; 226, 37; 227, 8; 228, 14; 233, 32; 234, 37.
Herodes 448,
1. 17; 452, 8.
Herr, HERR
47, 5.
Hertel, Chr.
Frid. Diatribe 101u; 103 m.
Hesekiel 34,
23f. –53, 19.
Hessen, die
Juden in H. 16 u.
—, Philipp
von H. u. die Schweizer 126u; 133 u.
— —, und die
Lügenschrift von Luthers Tod 188.
— —, und das
Tadelsbreve des Papstes 197m; 200m.
— —, “An den
Kurfürsten zu Sachsen u. Landgrafen zu Hessen von dem gefangenen Herzog zu
Braunschweig” (1545) 374ff.; 389, 5.
— 411, 1; 414
u.
Hexapla 28,
9.
Hieronymus,
seine Bibelübersetzung 28, 2.
—, Div. Bibl.
zu 2. Sam. 23, 1 –32, 16.
—, Prologus
Hieronymi galeatus 74, 20.
—, Vitae
patrum 107o.
—, Epistola
ad Ctesiphonten contra Pelagianos 110, 8. 27.
—, Epistola
ad Evagrium 229, 4.
—, zu Matth.
16, 13f. –246, 10.
—, Comment.
in ev. Matthaei lib. 4 cap. 23 –426, 35; 433, 14. 29.
Hieronymus
von Prag — Concil zu Konstanz 208, 17.
Hilarius,
über die Trinität 56, 5; 64, 19.
Hiltner, Dr.
jur. Joh, in Regensburg 483m.
Himmel, die
Himmelfahrt im Zusammenhang mit der Lehre vom Abendmahl 131m; 152, 5.
—, ubi
manebis? — sub caelo. 181, 27.
Hiob, sein
herrliches Bekenntnis 127 u.
Hippo, St.
Augustin 257, 36.
Hochstraten
348 o.
Hölle,
Hellische grund suppe — römische Kirche 261, 5.
—,
“Höllenrachen”, Papstspottbild 351, VIII; 354u; 363o.
—, Jst eine
H., so ist Rom darauf gebaut 355, 3.
[Seite 514]
Homer, und
die griechischen Poeten 2, 7.
—, Jl. 6, 146
— 106 o.
Horaz, sat.
4, 1. 8 — 182, 19.
—, epod. 12,
2 – 185, 11.
—, ars poet.
138 ff. – 449, 15.
Horn,
Margarete von, in Braunschweig 482 m.
Hosea 3, 5 –
53, 10.
Hostie, bei
Luthers angeblichem Tod 193, 12.
Hukam,
Übersetzung 32, 15.
Huren, Buben-
u. Hurenhäuser 429, 9; 440, 1. 20.
Huß, Johannes
— Concil zu Konstanz 208, 17.
— — 354m.
Huter,
Konrad, in Straßburg 6 m.
Hutten,
Porträt 101 m.; 487 u.
J
Jconium 338,
17.
Jdiomata,
communicatio idiomatum 50, 2; 90, 14.
Jnnocenz II.
317, 5; 318, 40.
Jrenäus,
Bischof von Lyon, über das Osterfest 166, 1.
Jrene,
Kaiserin 297, 13.
Jßleib, S.
374.
Jtalien, die
italienischen Städte u. Kaiser Friedrich I. 335, 1.
Jsch, Bedeutung 71, 37.
Jsidor 110,
18.
Jsrael, J.s
Psalmen 34, 11.
—, Hort J.s
36, 6; 94, 13.
—, Auszug aus
Ägypten 67, 2; 407, 1.
Jtalien,
Luther an die evangelischen Brüder in Venedig etc. 123 u.
—, Urteil der
Jtaliener über die Deutschen 312, 14.
Jacob, u.
Laban 457, 4. 21.
Jacobus de
Voragine, Legenda aurea 107o.
Jahr, über
die Jahreszeiten 95, 31.
—, das gülden
Jar 268, 1.
Jarchi,
Commentarius in libr. Josuae, Judicum etc. 37, 8; 39, 36; 53, 32; 54, 2.
Jenaer
Ausgabe der W. L.s 461 u.
Jeremias 30,
8f. – 53, 34.
Jerusalem
337, 37.
Jesaias, 9, 5
– 45, 32.
— 60, 19f. –
46, 33.
Jsaias 50, 1
– 86, 24.
— 50, 6 – 86,
32.
Joestel,
Gregorius, in Wittenberg 21 m.
Johannes
Evgl. 1, 1 –3 – 55, 18
— — Urteil
über das Evgl. Joh. 65, 39.
— — 1, 14 –
69, 35; 90, 29.
— — 6, 63
Bedeutung für die Abendmahlslehre 131o; 152, 4. 12.
— — 20, 21ff.
Schlüsselgewalt 252, 4.
— — 8, 51 –
492, 14.
Johannes von
Cremona 326, 15; 328, 36.
Johannes,
Papst (1415) 209, 34; 21o, 11.
Jonas, Bild —
von dem Walfisch ans Land gespien 8 m.
Jonas, Justus
7o; 8 m.; 197u; 353; 377 m.; 423o; 445u; 479 o.
—, hat Luther
die Leichenrede gehalten 102o; 493, 27.
—, übersetzt
“daß diese Worte ... noch feste stehn” 124 m.
—, 2. Frau
Katharine Falck 168 m.
—, Brief an
Veit Dietrich über Luthers Tod 193, 25; 202,m; 483 m. u.
—, Brief an
Fürst Georg von Anhalt 199u; 202o; 300 m.; 356 m.; 415 m.
—,
Übersetzung von Luthers “Wider das Papsttum” 202, 5.
—, Brief an
Georg Helt in Dessau 352 o.
—, Bericht
von Luthers Tod 478 ff.
—, Luther
Jonas' Gast in Halle 487, 22.
Joris, David,
Anabaptist 417 u.
Josaphat 392,
38.
Josua 407,
23.
Judas
Jschariot 347; 427, 32; 436, 15; 473, 20.
Juden, “Vom
Schem Hamphoras” 16o; 22u; 23u; s. Schem.
—, “Von den
Juden und ihren Lügen” 16o; 22u; 23 m.; 38, 33; 98, 1.
—, “Von den
letzten Worten Davids” 16.
—, in Sachsen
16 u.
—, Predigten
“Vermahnung wider die Juden” 17u; 22u; 23 u.
—, Luthers
Stellung zu den J. 22u; 29, 1; 67, 39; 71, 26; 85, 9; 93, 7; 99, 36; 100, 12.
—, Aufforderung
zur Judenmission 23 o.
—, und die
Bibel 28, 4. 15; 29, 24; 38, 10; 92, 27.
—, und
Christus 30, 1; 51, 6; 67, 8. 14; 73, 14; 89, 12; 91, 26.
[Seite 515]
Juden, ihr
Tempel 39, 34.
—, Judentzen
41, 37.
—, ihr
Messias 47, 24.
—, Putida
modernorum Judaeorum glossa super Psal. 109 — 51, 7.
—, und die
Goym 73, 13.
—, der Juden
Segen 75, 29.
—, die fluch
Juden 77, 25.
—, ihr
Monotheismus 88, 7.
—, Talmud —
Sewpirtzel 91, 33.
—, die
Schamhaperisten 92, 21.
—, sind
Belial 99, 23.
—, Untergang
der J. durch die Römer 100, 14.
—, ihre
Verstockung 154, 25.
— 158, 18.
Iudocus de
Langhenhove, Notarius 421 u.
Julius II.,
u. das Lateranconcil 9, 14.
Jung,
Johannes, Prediger in Konstanz 124 u.
Jungfrau,
Jungfrauengeburt 70, 35; 77, 12; 290, 8.
Junias,
Stifter der römischen Kirche 276, 20.
Juristen,
Urteil über die J. 286, 11.
—, und der
Papst 291, 22.
—, die
Silbernen J. 446 m.
Juvenalis II,
3, Qui Curios simulant 75, 1.
K
Kaiser, der
K. u. die Bischöfe, Päpste 230, 20.
—, die
deutschen K. u. die Päpste 263, 24; 283, 6; 298, 25; 337, 1; 368 m.; 371 u.
Kalefeld,
Schlacht bei 374.
Kalenberg,
Geschichte des Pfarrers von 420, XXIII.
Kalkoff,
Paul, über Luthers Vorrede zu den latein. Schriften 177 m.
Kaltenthal,
Augsburger Domherr 396 u.
Kappe, Moses
steckt noch in der K. 85, 14.
Kara,
Bedeutung 80, 16.
Kardinäle,
als Gelderpresser 349.
—, am Galgen
370 m.
Karg, Georg
in Öttingen 482 m.; 485 m.
Karl der
Große u. die Concilien 222, 1.
— —, u. Rom
296, 14; 316, 12. 31.
— —,
römischer Kaiser 296, 25.
Karl V. u.
das Concil 10, 14. 22.
—, Reichstag
zu Worms 186, 23.
—, Speierer
Reichstagsabschied (1544) 195 o.
—,
Tadelsbreve an 206, 5.
—, 277, 31;
416m; 450 3. 9. 20. 27.
Karl V. und
die Löwener Universität 412ff.; 430, 6; 442, 19. 35.
—,
Sanktionsdekret der Löwener Artikel 414u; 416 m.
Karlstadt,
Urteil über ihn 4, 18; 118, 4; 130 m.; 141, 19; 468, 26.
—,
Abendmahlslehre 149, 2. 21; 156, 19.
—, Wider die
Himmlischen Propheten 163, 30.
—, u. die
Leipziger Disputation 183, 2.
Katechismus,
= Kinder Glaube 63, 14; 90, 31; 245, 34; 249, 38.
—, Luthers
Enchiridion zum 2. Gebot 68, 4.
—, die
Catechumeni gelehrter denn der Papst 271, 10.
— 450, 1. 18;
453, 6.
Katholiken,
Defensivbund der K. 394, 4.
—, 32 Artikel
der Theologisten zu Löwen 416 ff.
Katze, katzen
Creutziger 73, 19.
Kauffmann,
Jörg u. Ciliax 495, 30.
Kemberg,
Luthers Leiche in K. 495, 12.
Ketzer 67,
39; 118, 27; 158, 36; 213, 17; 262, 35; 288, 13; 392, 24; 394, 13; 473, 24.
—, ihr
Monotheismus 88, 8.
—, Gottes
Wort — Menschen Wort 162, 11.
—, Francks
“Ketzerchronik” 169 m.
—, in Rom
223, 11.
—, ihre
Abendmahlslehre 427, 8; 434, 14. 27.
Kimhi, Rabbi
74, 4.
Kinder, Taufe
der K. 426, 5; 431, 27.
Kirche,
Kirchengesang 34, 17.
—, was die
christl. K. ist 40, 22.
—,
Kirchenlied 69, 17.
—, wie es in
der K. zugehet 97, 12.
—, Roms
spelunca Satanica 109, 31.
—, Von den
Konziliis u. Kirchen, s. Concil.
—, s.
Elevation.
—, was ist
“Römische Kirche”? 233, 24.
—, die röm.
u. andere K. 242, 24; 245, 35; 275, 13.
—, der Papst
hält die K. für einen Esels- u. Saustall 272, 22.
—, und Schule
wüste von Gottes Wort 282, 6.
—, eine
heilige christliche K. 284, 12; 428, 18; 437, 28. 31.
—, nach
katholischer Lehre 420, XXI.
—, extra
ecclesiam catholicam nulla salus 420, XXII.
— wer sie
erhält 470, 8.
[Seite 516]
Kirche wird
verfolgt 472, 37.
Klug, Joseph,
Drucker in Wittenberg 7o; 8 o. u; 304 m.; 305o; 372u; 379 m.; 422u; 423 u.
Klug, klugel
28, 12.
— —, fraw
kluglinne 48, 28.
—, meister
klügel 91, 3.
Knaake, J. K.
F., Bibliothek 380 u.
Koburg,
graphische Sammlung 346 u.
Köln,
Melanchthons: Responsio ad scriptum 5ff.
—, Erzbischof
Hermann von Wied 5 m.
—, über die
“Kölnische Reformation” 123 m.
—, Friedrich
der Weise in K. 182, 13.
— 413o; 445o;
446o; 447, 8. 19.
—, Drucker
Melchior Novesianus 413 o.
—, Drucker
Jaspar Gennepeus 413 m.
—, a Kallon
457, 15. 32.
Könneritz,
Nikolaus von, kaiserlicher Rat 378 o.
Kolosser 2, 9
— in Christo die Fülle der Gottheit 60, 22.
— 1, 15 –17,
Trinität 66, 11.
Konkordie,
Wittenberger 119 ff.
—, und die
Schweizer 121u; 129 u.
—,
gescheitert 122 m.
Konrad,
Kreuzzug 337, 37.
Konradin, u.
Papst Clemens IV. 218, 10; 263, 25.
—,
Papstspottbild 350, V; 357m; 368 m..
Konstantinopel,
u. Rom 296, 2.
— 338, 15.
Konstantinus,
Kaiser 221, 13; 296, 2.
—, Donatio
Constantini 225, 15; 264, 15; 324, 14.
—, u. seine
Söhne 296, 23.
Konstanz,
1415 Concil 208, 16; 209, 3.
Koran, über
den K. 92, 4.
Korinther I,
10, 4 — Trinität 66, 28.
Kramer,
Michael, Pfarrer von Kunitz 24 o.
Krantz,
Saxonia 303o; 318, 36; 329, 10.
Krebs, de
more cancrorum 10, 7.
Kretzmaier =
Wirt 150, 22.
Krenz, sich
segenen — mit dem Kreuzzeichen schützen 268, 33.
Kreuzzug 337,
37.
Krieg, man
soll die Rüstung nicht unterlassen 406, 27.
Krumpfuß,
Kilian, Buchführer 125 u.
Kuczyński,
Arnold 357 m.
L
Laban 457, 3.
20.
Lactantius,
Institutiones 128o.
Laertius,
Diogenes, de vitis clar. virorum I, 72 – 52, 24.
—, 101o.
Lais,
Demosthenes u. die Hetäre L. 105 o.
Landsperger,
Johann, Abendmahlslehre 150, 27.
Landau,
Johann, Apotheker in Eisleben 445u; 485, 1.
Langobarden,
in Rom 296, 6.
Langhenhove,
Iudocus de, Notarius 421u.
Lateranconcil
9, 15.
—, Wahl der
Päpste 310, 11.
—,
Kaiserkrönung 318, 14.
Latomus,
Jakob, Prof. in Löwen 449, 16. 33.
Lauenstein,
Wolf, Briefwechsel mit dem Kurfürsten von Sachsen 102 m.
Laugingen,
Leonhart Reinmichel 138.
Lauterbach,
Antonius, Brief Luthers an L. über die Elevation 122 u.
—, Brief
Melanchthons an L. 199 m.
— 346o.
Leben, wie es
im ewigen L. sein wird 489, 5.
Lecker =
Laffe 207, 23; 210, 36.
Legenden,
Legenda aurea 107o.
—, Vitae
patrum 107o.
—, Spalatins
Sammlung 112.
Lehre, u.
Leben 405, 33.
Leipzig,
Ernestus Vögelin 138 o.
—, über die
Leipziger Disputation 183, 1.
—, Luther im
Hause Melchior Lotthers 183, 6.
—, Leipziger
Ausgabe der W. L.s 462 o.
Lemnius,
Simon, der Scheispoet, Arshummel 175, 11.
Leo X., Papst
9, 15. 26.
—, die
Goldene Rose 182, 21; 184, 12.
—, u. König
Franz von Frankreich 295, 20.
leripipium,
Kaputzenzipfel, Doktorhut 428. 29; 429, 21. 29; 438, 15. 27; 441, 1. 13. 21 29;
447, 7. 17; 448, 12. 29; 449, 6. 23.
Lerna 10, 17.
Lesen, über
die Lesekunst 30, 8.
Leyser,
Polykarp 135 m.
Licht, das
ewige L. 47, 1.
Lichtenberger,
Johann, Praenosticatio 398, 12.
[Seite 517]
Lied, “Gott
sei gebenedeiet” 146, 2.
—, Sumit
unus, sumunt mille 146, 3.
Ligurinus,
lib. IX v. 102 –138 – 326, 15; 328, 36.
Link,
Wenzeslaus, Vorrede zu das 1. Teil des A. Testaments 1f.
—, Brief
Spalatins an L. 176 u.
—, Brief
Amsdorfs an L. 199 u.
— 422u.
Löwen, Wider
die 32 Artikel der Theologisten zu L. 412 ff.
—, Vorrede u.
Artikel der Löwener 416 ff.
—, Luthers
“letzte Streitschrift” contra asinos etc. 444ff.
—, a nomine
Lavan 457, 3. 20.
Lombardei
296, 19.
London,
Britisch. Museum 360 o.
Lothar,
besiegt die Normanen 316, 14.
Lotther,
Melchior, Luther im Hause L.s zu Leipzig 183, 6.
Louis, St.,
Walch2 464o.
Lucas, Evgl.
3, 22 — Trinität 59, 14.
— —, 1, 35 –
60, 7.
Lucca, in
Etrurien 333, 22.
Lucian,
Luciani opera 102u.
Lucretia, zum
Selbstmord der L. 105 m.
Lucretius, de
natura deorum 110, 19.
Ludwig,
Concil zu Aachen 222, 2.
—, Decr. pars
1, dist. 63c. 30u. 33 – 264, 15.
Ludwig, D.,
Medicus in Eisleben 491, 11.
Lügenden,
verlogene Legenden 260, 17.
Lüneburg,
Herzog Ernst von 374.
Lütke,
Christian in Wittenberg 482 m.
Lufft, Hans,
Drucker in Wittenberg 136o, m; 188u; 202u; 357 m.; 459o; 461 o.
Lusttrunk
283, 20.
Luther,
Vorrede zu Wenzeslaus Link, das 1. Teil des A. Testaments 1 ff.
—, über sich
selbst 3, 9; 31, 6; 65, 38; 66, 18; 73, 2; 80, 30; 85, 11; 141, 17; 147, 14;
155, 23; 179, 24; 273, 9; 278, 9; 283, 26; 286, 5; 444; 468, 14; 476, 17.
—, Vorrede zu
Melanchthons: Responsio ad scriptum 5ff.
—, Praefatio
zu vier declamationes der Prinzen von Sachsen 12 ff.
—, über seine
Bibelübersetzung 16o; 30, 26; 80, 20.
—, “Kurzes Bekenntnis”
(1545) 22u; 132 m.
Luther, “Von
den letzten Worten Davids” 31, 2; 66, 18; 75, 24; 93, 26.
—, als
Kirchenhistoriker 9, 23; 28, 7; 34, 10; 85, 15; 208, 15; 302 m.; 468, 3.
—, über seine
Zeit 45, 16.
—, Bild 101
m.
—, über L.s
Tod 101u; 134u; 188 ff.; 353o; 478 ff.
—, Glossen zu
Erasmus, Apophthegmata opus 101ff.
—, Vorrede zu
Georg Major, Vitae patrum 107ff.
—, Neue
Postille 107 u.
—,
Betbüchlein latine 107u.
—,
Bekanntschaft mit den alten Klassikern 110, 19; 451, 4.
—, Vorrede zu
Spalatin; Magnifice consolatoria exempla etc. 112ff.
—, Vorrede zu
Justus Menius, Von dem Geist der Wiedertäufer 116 ff.
—, und die
Schweizer 120u; 126; 141, 14.
—, über das
Marburger Religionsgespräch 121 o.
—, Stellung
zu den Heiden 128 m.
—,
Gegenthesen gegen die Löwener Theologen 134o; 412 ff.
—, letzte
Streitschrift 134u; 444 ff.
—, Großes
Bekenntnis 153, 29; 155, 19.
—, seine
Romfahrt (1510) 166, 12; 219, 3. 34; 224, 5; 255, 5.
—, Vorrede
zum 1. Bande der Gesamtausgaben seiner lateinischen Schriften, Wittenberg 1545
— 176 ff.
—, Eine
wälsche Lügenschrift von D. M. Luthers Tod (1545) 188 ff.; 485 m.
—, L.s
Kampfbilder 308, 3; 346.
—, Antipapa
347u.
—, Hercules
Germanicus 348o.
—, sein
Testament 353 m.
—, L.s letzte
Druckschrift 381, 2.
—, Wider die
32 Artikel der Theologisten zu Löwen 412 ff.
—, Krankheit
u. Altersbeschwerden 444 m.; 487, 34.
—, seine
Schweinezucht 458, 3.
—, “Vorrede
L.s, vor seinem Abschied gestellet” 459 ff.
—, L.s Lehre
des Teufels 473, 18.
—, Gott war
mit ihm 476, 7.
—, lustiger
Brief an seine Frau 481 m.
[Seite 518]
Luther, Paul,
Bucheinzeichnung 102 o.
—, L.s Söhne
u. der Nachlaß an Handschriften u. Büchern des Vaters 102u; 497u; 498 o.
—, Hans,
Briefwechsel mit dem Kurfürsten von Sachsen 102 m.
—, Käthe, bei
L.s Tod 481 m.; 495, 27.
—, drei Söhne
begleiten den Vater auf der letzten Reise 487, 28; 495, 29.
—, Jacob,
Bürger zu Mansfeld 495, 19.
Lyra, wider
die Juden 23 m.; 30, 13; 51, 7.
—, zu 2. Mose
33, 19 – 80, 17.
—, zu Jes.
50, 1 – 86, 26.
M
Macedonius,
Bischoff von Konstantinopel 159, 33.
Märtyrer, der
Kirche 10, 25; 281, 2.
Magdeburgk,
Johann Francke 138.
—, Brief
Luthers an Bischof Albert von M. 180, 12.
—, 411, 2.
“Magnifikat”
22 u.
Mailand,
Bistum, die Messe in M. 166, 8.
—, die
Bischöfe zu M. 229, 27.
—, u. die
deutschen Kaiser 326, 19; 335, 8.
—, Kardinal
Roland 329, 9.
—, Gualganus,
Graf von M. 335, 8.
—, Alexandria
336, 3.
Mainz, s.
Magdeburg.
—, Bischof
von M. u. der Ablaßhandel 185, 2.
— 217, 24;
351u.
—, das
Pallium zu M. 293, 18.
—, Albrecht
von M. 390, 2; 391, 18.
—, linke Horn
Mosis 420, XXVIII.
Mairs,
Martin, Brief an Äneas Silvius (Pius II.) 232, 1.
Major,
Vorrede zu Georg M., Vitae patrum 107ff.; 111, 18; 172, 1.
—, Brief an
Jonas 480 u.
Monasse,
seine Buße 401, 7.
Manichäer 29,
15.
Manlius,
Locorum communium collectanea 106m.
Mansfeld, die
Juden in M. 17 u.
—, Luther in
M. 444 m.; 487, 2.
—, Graf
Albrecht von 479 m.; 491, 11.
—, Graf Hans
von 479 m.; 484u; 493, 9.
—, Graf Wolf,
Graf Volradt u. a. 493, 9.
Mantuanus,
Baptista Spagnuolo Mantovano, De calamitatibus horum temporum etc. 222, 22.
Marburg,
Religionsgespräch zu M. 119 ff.; 142, 17; 153, 3.
—, die
Schweizer über den Vertrag zu M. 126o; 129 u.
Marcianus,
Kaiser — Schwager des Theodosius II. 221, 13.
Marcolfus
288, 16; 419, XII; 428, 12. 31; 429, 21; 437, 18; 439, 2. 23; 441, 3. 22.
Maria,
empfangen vom Heiligen Geist 35, 10.
—, virgo ante
partum, in partu, post partum 207, 10.
Marinus,
Einsiedler 110, 30.
Martin V.,
Papst 208, 18.
Masurpino,
Giovanni, Sekretär König Ferdinands 200 m.
Mathesius,
über die Bibelübersetzung 20 m.
—, über
Sebastian Franck 168 o.
—,
Lutherpredigten 354 m.
Matthäus,
Evgl. 16, 18ff. — u. die Päpste 230, 37; 239, 29; 244, 14.
— —, 16, 13f.
– 246, 5.
— —, 16,
17ff. – 247, 1.
— —, 18, 18 –
250, 33.
Matthias, die
Wahl des M. 253, 7.
Maulbronner
Religionsgespräch 446 o.
Mauritius,
Kaiser 218, 8; 230, 18.
Maximilian,
Reichstag zu Augsburg (1518) 181, 2.
—, und der
Papst 218, 1.
Medler,
Nikolaus, in Naumburg 377 m.
Megäre, Furie
350o; 361 u.
Meinertzhagen,
Johann, in Bonn 6 m.
Meinhardi,
Andreas, Dialogus 169 u.
Meißen 411,
1.
Melanchthon,
Vorrede Luthers: Responsio ad scriptum 5ff.
—, in Bonn 5
u.
—, Briefe an
Cruciger 6 u.
—, Briefe an
Knütel 6 u.
—, Urteil
über “Von den letzten Worten Davids” 21 m.
—, Porträt
101 m.
—, und die
autographa Lutheri 102m.
—, über
Alphons I. von Neapel 106 m..
—, tröstet
Spalatin 112 o.
—, will
Wittenberg verlassen 123 m.
—, Luthers
Urteil über M. 124o; 182, 4.
[Seite 519]
Melanchthon
und Butzer und die Schweizer 125 m.; 133 m.
—, über die
bösen Gedanken 172, 10.
—,
Geleitswort zum 1. Band der latein. Schriften Luthers 178o; 459 m.
—, Loci
communes 179, 6; 450, 2. 19; 453, 5.
—, Berufung
nach Wittenberg 182, 4.
—, Brief an
Camerarius 197, 1; 378u; 413u; 414 m.
—, Brief an
Lauterbach 199 m.
—,
Übersetzung von Luthers “Wider das Papsttum” 202, 3.
— 350m; 378
m.; 422u; 423o; 495, 35.
—, Kornelius
Cordatus' Brief an M. 375 m.
—, Brief an
Nikolaus Medler 377 m.
—, Brief an
Justus Menius 415 m.; 422u; 444 o.
—, vita
Lutheri 459m.
—, und
Luthers Tod 481 m.; 483 m.; 495, 35; 496, 9.
—, an Nicolaus
Buscoducensis in Wesel 483 u.
—, an Georg
Sturtz 500 u.
—, Numina
mensurarum et vocabula rei numariae 500u.
Memoria
Lutheri pia et beata 190m.
Menius,
Vorrede zu Justus M., Von dem Geist der Wiedertäufer 116 ff.
—, Brief
Melanchthons an 415 m.
Merseburg 352
u.
Messe, “Von
der Winkelmesse u. Pfaffenweihe” 121 m.
—, vom
“heiligen Warleichnam” 146, 2.
—, von der M.
162, 36; 214, 4; 266, 10.
—, in Mailand
166, 8.
—,
sacrificium Missae der Katholiken 419, XVI; 426, 33; 433, 12. 27.
—, pro
defunctis 426, 36; 433, 16. 30.
Messias,
seine Abstammung 33, 1; 39, 21.
—, sein Reich
46, 6; 48, 4.
—, der Juden
47, 24.
—,
messianische Weissagungen 247, 34.
Metzsch,
Joseph Levin, in Mylau 176 m.; 178 o.
Meyerpeck,
Wolfgang, Drucker in Zwickau 383 o.
Michael,
hilf! 477, 18.
Mignanelli,
Fabio, Bischof von Lucera 196 m.
Mila,
Bernhard von, in Wolfenbüttel 479 m.
Miltitz, Karl
von, Unterredung mit Luther 184, 12.
Minterus,
Thomas, “englischer Spion” 346 u.
Mitte, die
mittel Straße 408, 17.
Mönche, über
die M. 111, 1; 266, 20; 267, 30; 270, 14; 421, XXXII.
—,
leripipium, Kappenzipfel 428, 29; 429, 21; 438, 15. 27; 441, 2. 21.
—, vota
monastica, coelibatus 429, 4; 439, 15. 32.
Mörder, vom
Papst gegen den Kaiser gedungen 328, 3.
Mörlin,
Joachim, Superintendent in Braunschweig 446 o.
Mohammed 48,
35; 49, 1; 67, 14; 71, 26; 89, 33; 91, 26. 34; 160, 14; 477, 14.
—, sein
Monotheismus 88, 7.
—, seine
Hurerei 92, 1. 21.
—, über den
Koran 92, 4.
—, “nach
Machometanischer Gattung” 127 u.
Monner,
Basilius 12 m.; 202 m.
Montfort,
Graf Haug von 396 u.
Morone,
Kardinallegat — Tadelsbreve an Karl V. 195u.
— 346u.
Moschel,
Bedeutung 94, 15.
Moses 5, 32,
2f. Vorrede zu Wenzeslaus Link 2, 1.
—, Urteil
über die Bücher Mosis 2, 8; 55, 1.
—, 1, 4, 1 –
19u; 71, 29.
— 1, 1, 3 –
55, 28; 56, 17.
—, ein Christ
66, 7; 77, 24; 85, 12.
— 1, 3, 15 –
70, 10; 76, 15.
— 1, 22, 18 –
75, 13.
— 1, 1, 22 –
76, 2.
— 2, 33, 18
–20 – 78, 12.
— 2, 33, 21
–23 – 80, 32.
— 2, 34, 5 –7
– 81, 27.
— 2, 34, 8
ff. – 83, 17.
— 2, 34, 10
ff. – 83, 33.
— 2, 34, 23 –
84, 26.
—, sein
Angesicht hat Hörner 84, 34.
—, steckt
noch in der Kappen 85, 14.
—, Moses und
Christus 96, 32.
— 403, 26;
429, 18; 440, 18. 32.
MS. Jllustrator
der ersten Gesamtbibel 348u; 355 u.
[Seite 520]
Mühlhausen,
Wiedertäufer in M. 116 o.
Münster,
Wiedertäufer in M. 477, 4.
Münze,
Löwenpfennig, Schwertgroschen 293, 9.
Münzwesen,
antikes 499 o.
Münzer,
Münzerianer u. Zwinglianer 116 u.
— u. seine
Bauern wollen nichts wissen von der Schrift 173, 5.
— 468, 23;
470, 37; 479o.
Musa,
Antonius, in Merseburg 422 u.
Musik, Sol
oder Fa im clave 30, 12.
—, über die
M. 33, 39.
Muskulus,
über Luthers “Kurzes Bekenntnis” 125 o.
Mut, nimpt
den mut 410, 30.
Mykonius,
Friedrich, in Gotha 21 m.
Mysterium,
Geheimnis 45, 28.
N
Nachtmahl, s.
Abendmahl.
Naeman aus
Syrien, begnadet 127 u.
Nathan,
Weissagung über David 38, 35.
Nauclerus'
Chronik 303 m.; 310, 30; 318, 36; 321, 38; 328, 35; 334, 31; 336, 36.
Naumburg 411,
1.
Neapel,
Alphons I. von N. 106 o.
Neidel,
Conrad, Buchbinder in Wittenberg 497 m.
Nero,
Martyrium des Petrus 256, 7.
—, sollte das
röm. Reich dem Petrus übergeben 264, 12.
Nestorius,
über Christus 49, 8; 89, 11; 90, 20; 91, 4; 160, 6.
—, Nestorei —
Zwingli u. seine Geistesverwandten 158, 9.
Neudecker 412
u.
Neuenar, Graf
Wilhelm von N. 201 m.
Nicaenum, vom
Heiligen Geist — qui locutus est 35, 1.
Nicolaus,
Papst 262, 23; 265, 30.
—, Breakspear
— Hadrianus 310, 3.
Niederlande,
Schaugroschen 394, 21.
Nieswurzel
213, 7; 394, 18.
Nixen, da kam
der Teufel zum N. 327, 19.
Noah 403, 5.
Norwegen,
wird christlich 310, 4.
Novatianer
260, 33.
Nürnberg,
Wenzeslaus Link — Kirche zum Heiligen Geist 1 m.
Nürnberg, s.
Petrejus.
—, Reichstag
zu 208, 2; 342, 1.
—,
Nurnbergische Bund 394, 3.
“Nun freut
euch” 50, 8.
O
Obrigkeit,
von der weltlichen 426, 1; 430, 10; 431, 20; 443, 4. 20.
Octavianus,
als Papst Viktor IV. 329, 17.
Odasio,
Davide, päpstlicher Kämmerer 196, 3.
Oekolampadius,
Briefe 120u; 131 o.
—, über
seinen Tod 121 o. m; 142, 28.
—, sein Tod
beschrieben durch Simonem Grynaeum 121 m.
—, Berner
Disputation 127 o.
—, “Antwort
auf Luthers Bekenntnis” 127o; 130 u.
— 141, 20;
152, 5; 417m.
—,
Abendmahlslehre 149, 18. 32.
Oelung,
letzte, ein Sakrament 419, XII; 428, 7; 437, 11.
Oesterreich
wird Herzogtum 310, 8.
Ofen, das
Ofener Geschehnis 73, 16.
Offenbarung,
Apoc. 18 – 365u; 414, 2.
Ohr,
ungekemmete ohren kemmen 228, 28.
Oldecop 394
u.
Onocrotali —
Kropfgänse 11, 22.
Opfer, Gott
will keine O. 40, 1; 42, 19.
—, von den
Opfern 162, 26.
—, Abendmahl
kein O. 164, 6.
Orgel,
ungelehrter Organist 74, 9.
Orient, die
Bischöfe des O.s und der röm. Papst 235, 37; 243, 32; 250, 32.
Origines,
Bibelübersetzung 28, 8.
— 110, 28.
—, über die
Origenisten 110, 36.
Osiander 422
u.
Ostern,
Osterfest an welchem Tage? 165, 34.
Ostia 283, 9;
292, 19.
Otmar,
Drucker in Augsburg 203o; 383 o.
Otto II.,
deutscher Kaiser u. das römische Reich 297, 18; 316, 13.
Otto, Sohn
Kaiser Friedrichs gegen Venedig 343, 16.
Ovid, met. 1,
7; — 179, 11.
—, Her. 1, 1
f. — 274, 31.
[Seite 521]
P
Päderastie
214, 7; 228, 2.
Paleologus
319, 19; 320, 1.
Palermo,
Erzbischof von P. u. Papst Paschalis 236, 17.
Pallium, was
ist es 293, 5; 298, 29.
Panormitanus,
— Nicolaus de Tudeschis 241, 9; 247, 14; 252, 20.
Paphnutius, —
Concil zu Nicaea 251, 16.
Papisten,
Gebet der P. 406, 3.
—, P. bleiben
P. 414, 1.
—, wider
Luther 471, 15.
Papst,
Valentin, Drucker in Leipzig 26u; 424 o.
Papst,
Jdolatrie u. Sittenlosigkeit 9, 5; 405, 25.
— 29, 16;
160, 17; 393, 11; 420, XXIIIf.; 428, 20; 437, 30. 33; 473, 22.
—, des
Papstes Segen 75, 34.
—, Abendmahlslehre
130u; 145, 16; 153, 17.
—, Haupt der
ganzen Christenheit 166, 20; 183, 13; 210, 32; 218, 29; 227, 27; 228, 22. 32;
239, 32; 258, 19; 283, 34.
—, Luther u.
der P. 179, 35; 187, 5; 354, 2; 402, 18.
—, sive sit
iure humano sive divino papa, ipse est papa 183, 18.
—, est ex
diabolo 184, 3; 187, 5.
—, Papa quid
aegroto sua fata precare Luthero etc. 189.
—, u. der
Speierer Reichstagsabschied (1544) 195 m.
—, Macht des
P.s 206, 10; 228, 25; 234, 4; 285, 8; 331, 16; 420, XXI.
—, Konstanzer
Concil 208, 17.
—, und Concil
209, 5; 228, 22; 331, 10; 367 o.
—, ein
irdischer Gott 209, 28; 227, 18.
—,
geistliches Recht des P.s 212, 26.
—, Erklärung
des Wortes “Christlich” 213, 9.
—, der
verfluchte Antichrist 215, 23; 259, 4; 284, 4.
—, gottloses
Leben 220, 14.
—, der
Bapstesel 221, 5. 28; 225, 26; 237, 6; 252, 9; 255, 19; 265, 17; 273, 24; 286,
30; 350, II; 397, 14.
—, Si Papa
dis. 40 –225, 2; 294, 17.
—, seine
Schrift Verdrehung 225, 26.
—, Sodomiten
— Puseronen Papst 227, 8. 25.
Papst, das
Römische Reich von den Griechen auf die Deutschen gebracht 228, 25.
—, und die
Bischöfe 229, 3; 234, 4; 291, 5.
—,
Sabinianus, der 1. P. 230, 4.
—, vom Primat
des P.s 231, 22; 420, XXI.
—, der Teufel
sein Gott 233, 8.
—, u.
weltliche Obrigkeit 234, 6.
—, Wappen
242, 10; 347; 351 u.
—, Platina,
De vitis pontificum 245, 2.
—,
weltfresser 258, 6.
—, Deutung
des Wortes “Fels” 259, 15.
—, wer dem P.
gehorsam ist, der wird selig 260, 11.
—, dem Teufel
aus dem hindern geborn 260, 16.
—, aller
mutwilligster bube auf Erden 261, 7.
—, und die
deutschen Kaiser 263, 24; 291, 5; 298, 3; 307, 9; 316, 4; 331, 10; 371u; 473,
22.
—, Krone des
P.s — Regnum mundi 265, 1.
—, monde 267,
18; 292, 31.
—, Gottmensch
269, 8.
—, ob den P. jemand
urteilen u. richten kann 285, 8; 331, 17.
—,
Satanissimus 288, 36.
—, kein
Christ 291, 1.
—, ob der P.
das Römische Reich von den Griechen auf uns Deutsche gewand? 295, 12.
—, die heilig
Braut, des Teufels Mutter 316, 5.
—, ad
Gabrielem 349o.
—,
Spottbilder 346 ff.
—, Ortus et
origo Papae 359o; 361 u.
—, digna
merces Papae Satanissimi et Cardinalium suorum 359m; 370 m.
—, Regnum
Satanae et Papae 363, 1.
—, Hic oscula
pedibus Papae figuntur 363u.
—, Adoratur
Papa Deus Terrenus 365u.
—, Papa dat
Concilium in Germania 367.
—, Papa
Doctor Theologiae et Magister Fidei 367.
—, Papa agit
gratias Caesaribus pro immensis beneficiis 368m.
—, Hic Papa
obediens S. Petro honorificat Regem 371u.
—, der Götze
zu Rom 391, 4.
—, u. seine
Schupen 397, 31; 402, 32.
—, verfolgt
das Wort Gottes 405, 22.
—, kann nicht
irren 420, XXI.
[Seite 522]
Päpstin,
Paula Tertius 274, 4.
—, Johanna
287, 28.
Papsttreu
Hadriani IV. u. Alexanders III. (1545) 300ff.; 358 u.
Papsttum,
Veräußerlichung des Kultus, Jdolatrie 9, 4; 404, 12.
—, über die
Trinität 64, 20.
—, Wider das
P. zu Rom, vom Teufel gestiftet 109, 17; 195 ff.; 234, 1; 309, 2.
—, wo kompt
das P. her? 237, 37; 428, 26; 438, 10. 22.
—, ein
Teufelsgespenst 260, 15.
—, Hellische
grund suppe 261, 5.
—, Abbildung
des P.s (1545) 346 ff.; 362 m.
—, Besemoth
u. Corper des P.s 397, 3.
Paris, contra
asiuos Parisienses 444ff.
—, und Luther
445 o.
—, a nomine
Parix 456, 13. 29.
—, Sorbonne
456, 16. 23.
Parteken =
Bettelware, Nichtigkeiten 95, 3.
Paschalis,
Papst u. der Erzbischof von Palermo 236, 17.
— III. —
Bischof Guido von Crema 333, 22.
Paula
Tertius, Päpstin 274, 4.
Paul II. u.
Graf Deifobo von Anguillara 219, 6.
Paul III.,
Papst 206, 3; 210, 7. 36; 214, 15.
Paulus, seine
Trinitätslehre 66, 10.
—, corpus
Pauli in Rom 109, 14; 255, 5; 293, 11.
—, in Rom
255, 2.
—, nicht von
Petrus sondern Ananias eingewiesen 256, 28.
—, was er für
Kirchen u. Bischöfe geordnet 257, 5.
—, seine
Bekehrung 275, 26.
Pavia, 1525
Schlacht bei P. 232, 17.
— 331, 3.
Pelagianer
29, 15; 110, 36.
Petrejus,
Johannes, Drucker in Nürnberg 136 o. u; 202 o.
Petrus,
corpus Petri in Rom 109, 14; 255, 5; 293, 11.
—, Papst in
Rom 245, 1; 254, 5. 37; 292, 34; 420, XXIV.
—,
Namenserklärung 248, 12.
—, in Rom
gemartert 254, 30; 256, 7.
—, Petri
Stuhlfeier 256, 5.
—, und
Cornelius 292, 35.
—, ad
Christum 348m.
Petrus, Hic
Papa obediens S. Petro honorificat Regem 371u.
—, ex
cathedra Petri 420, XXI, XXV.
Petrus
Hispanus, parva Logicalia 240, 15.
Petrus
Lombardus, Magister sententiarum 4, 3.
Pfaffenweihe,
“Von der Winkelmesse u. Pf.” 121 m.
—, s.
Priesterweihe.
Pfu dich an
48, 38.
Philadelphia,
Seminarbibliothek 478 m.
Philemonia
338, 16.
Phocas, Kaiser
218, 5. 15; 230, 10; 234, 28; 235, 20; 236, 9; 250, 31.
Phocion, über
Ph. in Athen 104 u.
Pilatus 447,
11. 22; 452, 8.
Pilosi,
Behaarte Affen (Waldteufel) 11, 22.
Pius II.,
Papst — seine Politik 232, 5; 233, 3; 334, 31.
Planitz,
Georg v. d. 374.
Planudes,
griech. Mönch 102 u.
Platina,
Barth., De vitis pontificum 245, 2; 297, 17; 310, 30; 318, 36; 333, 27; 334,
31.
Plato, post
annum Platonis 225, 9.
Plautus,
Pseud. 955 –10, 7.
—, Bacch. 5,
1, 2 — 449, 4. 21.
—, Pers. 305
–451, 4.
Politik,
Luther u. die P. 381 o.
Possidius,
Biographie Augustins 114, 20.
Predigtamt,
was es ist 78, 36; 280, 18; 284, 38.
—, predigen
im Namen des Herrn 79, 9.
—, umb sonst
280, 17.
Presbyter —
Älteste 285, 3.
Preußen,
Herzog Albrecht, Luthers Brief an 119 m.; 122 u.
— —, 479o.
Prierias,
Silvester 225, 17.
Priesterweihe,
der Katholiken 419, XVII; 428, 1; 436, 27.
Propheten,
der Pr. Kinder 35, 25.
—, ihre
Predigt 45, 24.
—, Wider die
himmlischen Pr. 149, 9. 26.
—, Ketzer u.
Aufrührer 471, 21.
Probst,
Jakob, in Bremen 134 m.; 444 m.
Prophezeiung,
der Papisten 398, 11.
Protestanten
u. Katholiken 195 m.; 288, 21.
—, Vorteil
der Lutherischen 405, 1.
Prudentius,
Kirchengesang 34, 20.
Psalm 118,
137 iustus es, Domine 9, 2.
—, wie die
Ps. entstanden 33, 15.
[Seite 523]
Psalm 110, 1
– 50, 30.
— 33, 6 – 56,
30; 67, 18.
— 102, 2f. —
87, 15.
— 1
angewendet auf die Sakramentierer 134 m.
—,
Psalmenauslegung 185, 12; 186, 21.
— 64 –409, 9.
— 76 –409,
30.
Puseron —
Sodomit 226, 37.
— Puseronen
Papst 227, 8.
R
Rabbi, der
Rabbinen Übersetzungen 92, 27.
Raschi,
Salomon 30, 15; 72, 35.
Rätsel, Ein
weis feld, darin ist schwartze saat etc. 30, 7.
Ratzeberger,
Leibarzt des Kurfürsten von Sachsen 112o; 125u; 133u; 200 o.
Rau, Georg
Rhaw, Drucker in Wittenberg 8 m.; 13 m.; 372u; 486 o.
Rauchloch 91,
32; 418 u.
Ravenna, die
Bischöfe zu R. 229, 27.
Rechtfertigung
412 m.
—,
katholische R slehre 418, VIII.
Regensburg,
Reichstagsabschied 5 o.
Reformation,
in Köln 5 o.
—, der Kirche
10, 12.
Reich,
Stephan, Propst in Lissen 13 o.
Reiffenstein,
Johann Wilhelm, Student in Wittenberg 125 u.
Reliquientäfelchen
220, 29.
—, nach
kathol. Lehre 420, XXVIII.
Resolutiones
(1518) — 180, 18; 236, 27; 301o.
Reuchlin,
Reuchlinsche Streit 22 u.
Rhegius,
Urban 24o; 423o; 464 m.
Riario
Raffaele, Kardinal 177, 1.
Rihel,
Wendel, Drucker in Straßburg 304 m.
Ring,
Gleichnis 158, 12; 159, 2.
Roberus,
Paulus, Memoria Lutheri pia et beata 190m.
Rödinger,
Christian, Drucker in Magdeburg 383 u.
Römer 16, 6u.
7 — 275, 36.
Rörer, Georg,
Bibelrevision 18u; 20 o.
—, Urteil
über “Von den letzten Worten Davids” 21 u.
—,
Gesamtausgabe der latein. Schriften Luthers 176f.; 460.
Rörer, 460,
3; 463 m.; 466o; 475, 10.
Rötger =
Nobbesche Sammelband 135 m.
Roger, von
Apulien 318, 17.
Roland,
Kardinal zum Papst gewählt 329, 9.
Rom, corpora
Petri et Pauli 109, 14; 255, 5. 29.
—, Urteil
über R. 109, 25; 270, 30.
—, und die
andern Kirchen über das Osterfest 165, 35.
—, Si fueris
Romae, Romano vivito more 166, 21.
—, Eine
wälsche Lügenschrift von D. M. Luthers Tod 188 ff.
—, s.
Papsttum.
—, Luthers
Romfahrt s. Luther.
—, Jst eine
Helle, so stehet Rom drauff 220, 1; 355, 3.
—, S. Agnese
fuori le Mura, S. Pancrazio, S, Sebastiano, S. Paolo 223, 14.
—, verglichen
mit Antiochia u. Alexandria 257, 12.
—, römische
Sprache 274, 3.
—, S. Johann
Lateran 281, 27.
—, vom
Römischen Reich 296, 2.
—, die Römer
u. der Papst 311, 2; 318, 2.
—, will immer
Geld haben 312, 10.
—, St.
Clemens 329, 17.
—,
Engelsburg; Torre di Nona; Tiber 350 m.
—, Monstrum
Romae inventum mortuum in Tiberi 362m.
—, eangel.
Gemeinde in R. 423 m.
Ronciglione,
Graf Deifobo von Anguillara 219, 4.
Rose, die
Goldene R. u. Friedrich der Weise 182, 21; 184, 12.
Rosenthal,
Ludwig, Antiquar in München 423 o.
Rosheim,
Josel von R. 16u; 17o; 24 m.
Roth,
Stephan, Brief des Nic. Rudolf an R. 199u; 300o; 352 m.
Roth,
Wolfgang, gräfl. mansfeld. Sekretär 483 m.
Rotten, zur
Zeit Luthers 29, 18; 285, 36; 476, 26.
Rotzlöffel
(Cochläus) 11, 22.
Rudolf,
Nicolaus, Brief an Stephan Roth 199u; 300o; 352 m.
Rufinus 110,
14.
Rutfeldt,
Ambrosius, von Delitzsch 481, 2.
[Seite 524]
S
Sabbather,
Brief wider die S. 18 m.; 22u; 23 m.
Sabellius,
Christus eine Offenbarungsform Gottes 58, 29.
— 321, 38;
334, 31.
Sabinianus,
der 1. Papst zu Rom 230, 4.
Sachsen,
Kurfürst Johann Friedrich 1m; 12o; 13, 9; 102 m.; 179, 19; 197 m.; 374; 389, 2;
414 m.
—, Johann
Ernst 1 m.
—, Vier
declamationes der Prinzen Johann Friedrich u. Johann Wilhelm 12 ff.
—, die Juden
in S. 16u; 24 m.
—, Herzog
Georg und die Wiedertäufer in Mühlhausen 116 o.
—, Kurf. Joh.
Friedr. betreibt die Gesamtausgabe der Luther-Schriften 179, 19.
—, Friedrich
der Weise u. Cajetan 181, 4.
—, Friedrich
der Weise u. Eck u. Caracciolo in Köln 182, 12.
—, Herzog
Georg u. die Leipziger Disputation 183, 3. 18.
—, des
Kurfürsten Urteil über Luther 201 m.
—, “An den
Kurfürsten zu Sachsen u. Landgrafen zu Hessen, von dem gefangenen Herzog zu
Braunschweig” (1545) 374 ff.
—, Herzog
Moritz 374.
Sackpfeiferesel,
Papstspottbild 350, IV; 352u; 367.
Sagittarius,
Kaspar, in Jena 135 m.
Sailer, Dr.
Gereon, Stadtarzt in Augsburg, politischer Agent 197 m.
Sakramente,
überTaufe und Abendmahl 118, 11.
—, Kurzes
Bekenntnis vom heiligen S. 119 ff.; 123 o.
—, Luthers
Bücher gegen die Sakramentierer 124 m.; 187, 1.
—,
Sakramentsschänder 141, 4; 427, 9; 434, 14. 27; 446 m.;469, 1.
—, sieben
Geister wider einander 148, 14.
—, Warnung
gegen die Sakramentierer 148, 31; 152, 1; 154, 17.
—, beider
Gestalt 213, 13; 214, 21; 266, 6.
—, sieben
Sakramente der Katholiken 417u; 425, 6; 431, 8.
—, u. Luther
446 o.
Salomo, über
das Bücherschreiben 3, 15.
Samuel, 2.
Sam. 23, 1 –7 in verbis novissimis David 16m; 31, 10; 94, 1.
—, 2. Sam. 7,
11 –16 — 38, 20.
—, 1. Sam. 2,
12 –17. 22 — 225, 26.
Saone 333,
13.
Sarazenen
404, 11.
Satisfactio,
est persolutio poenae 418, VI; 427, 32; 436, 15.
Paul, König,
seine Sünde 161, 36; 427, 32; 436, 15.
Sauritt,
Papstspottbild 350, III; 352m, u; 354 m.; 367.
Savelli,
Flaminio 196 o.
schaffshusten
239, 36; 241, 2.
Scheblimini
353 m.
Schem
Hamphoras 16o; 75, 30; 91, 33.
Schimpfnamen
309, 10.
Schirlentz,
Nikolaus, Drucker in Wittenberg 25o; 26 m.; 112 m.; 113o; 116u; 422u; 424u;
460o; 467.
Schisma,
durch die Ceremonien 165, 32.
—, der Päpste
(1415) 209, 6; 329, 20; 342, 20.
Schlaffen,
verzagen 410, 17.
Schlange,
Teufel 70, 13; 109, 2. 7.
Schlaraffenland
85, 9; 91, 32; 237, 28; 253, 24; 257, 1; 418 u.
Schlesien,
Schwenckfeld in 142, 6; 148, 2.
Schlüssel,
Amt der Schl. — Päpste 242, 1; 249, 9; 260, 25; 292, 5; 347.
—, Schrift
von den Schlüsseln 270, 26.
Schmalkalden,
die Schmalkaldner u. der Speierer Reichstagsabschied 195 o.
—,
Schmalkaldner Krieg 375.
Schmid, Abt
Johann Andreas 135 m.
Schmidt,
Peter, Drucker in Halle a. S. 190 m.
Schönsperger,
Drucker 385, 3.
Schol. Juv.
6, 87: Difficile est deserere consuetudinem 183, 23.
Schramm,
Christoph, Wittenberger Buchhändler an Stephan Roth 107 u.
Schrift, zu
erforschen 4, 5.
—, Noli me
tangere 279, 26.
—, dürfen
Laien nicht lesen 325, 8.
—, der
Papisten 429, 28; 441, 12. 28.
—, ist
fleißiger zu studieren 430, 16; 443, 14. 28.
Schubart,
Christof, die Berichte über Luthers Tod u. Begräbnis 478 o.
Schule,
Bubenschule zu Rom 211, 7. 11; 213, 29; 255, 20.
[Seite 525]
Schule,
Kirche u. Sch. wüste von Gottes Wort 282, 6.
Schultheologen,
über die Trinität 64, 20.
Schulz,
Hieronymus, Brief Luthers 176 m.; 180, 15.
Schurf,
Hieronymus 495, 36.
Schwaben,
Bund wider den Kaiser 337, 7.
Schwan, M.
Sebastian, Übersetzung Georg Majors Vitae patrum 108u.
Schwärmer,
Wiedertäufer- u. Schwärmergeist ist ein Geist 116u; 118, 6.
—, und Luther
142, 13; 144, 17.
— 160, 30.
Schwartzenburg,
Graf Hans Heinrich von 492, 16.
Schweizer,
Abendmahlsstreit mit den Schw. 119 ff.
—, Bekenntnis
der Schw. 126 m.
—, Urteil
über Luther 126u; 130 m.
—, Confessio
Helvetica 129o.
Schwenck,
Laurentii S. Haeredes in Wittenberg 108 m.
Schwenckfeld,
Kaspar von, Fehde mit Luther 21u; 119u; 141, 2.
—, Summarium
etlicher Argumente etc. 21 u.
—,
“Konfession u. Erklärung von Erkenntnis Christi” 22 m.; 90, 37.
—, und die
Schweizer 130 m.
— 142, 2;
156, 7.
—,
Abendmahlslehre 150, 4. 13.
Schwertgroschen
500 m.
Schwertsegen
75, 32.
Secundus,
Johannes S. von Athen 169 u.
Sedulius,
Kirchengesang 34, 20.
Segen, vom
Segen Gottes 75, 25.
Segni 331,
18.
Seele, seel
recht — Testament 31, 14.
Seitz, Peter,
Drucker in Wittenberg 107 m.
Selmenitz,
Georg von 479 m.
Serralonga,
Urbanus von S. in Augsburg 181, 17.
Servetus 469,
5.
Setzer,
Johann, Drucker in Hagenau 1 u.
Sibylle, über
die sibyllinischen Bücher 128 o.
Sicilten,
Wilhelm von, u. der Papst 320, 6.
Siegismund,
Kaiser u. das Konstanzer Concil 209, 16.
Silverling
500 o.
Silvester,
Papst u. Kaiser Konstantin 324, 15.
Simonie 214,
6; 267, 14; 347.
Sirach, über
Moses 2, 19.
Sixtus 281,
1.
skarp 277, 27.
Sodom 10, 17;
429, 10; 440, 2. 21.
—, Sodomit —
des päpstliches Hofes puseron 226, 37; 227, 8.
Sokrates,
Sancte Socrates, ora pro nobis 103, 1.
—, Augustin
u. Zwingli über S. 127 u.
Sonne u. Mond
— Papst u. Kaiser 240, 25.
Soto,
kaiserlicher Beichvater 195 u.
Spaeth, Prof.
A., Bericht über Luthers Tod 478 m.
Spalatin,
Brief Luthers an Sp. über die Juden 22u; 24 o.
—, Vorrede zu
Sp., Magnifice consolatoria exempla etc. 112ff.
—, in
Schwermut von Luther, Amsdorf u. Melanchthon getröstet 112 o.
—, Brief an
Luther 112 m.
—, Brief
Luthers an Sp. über die Elevation 122 m.
—, Brief an
Stephan Roth 176 o.
Spangenberg,
Postilla de sanctis 107u.
Spartaner,
über den Kommunismus der Sp. 104 o.
—, über eine
spartanische Mutter 104 o.
Speier,
Reichstagsabschied (1544) 195 o.
—, der Papst
und der Sp. Reichstag 222, 15; 223, 29; 224, 8; 393, 20.
Spiegel, D.
Jacobus Spiegelius 106m.
Spiegel,
Erasmus, Hauptmann von Wittenberg 495, 9.
Sprache, über
die hebräische Spr. 45, 5; 74, 5.
—, über die
lateinische Spr. 74, 11.
—, über das
Erlernen der verschiedenen Sprachen 74, 15.
Sprichwörter:
operculum patella 11, 23.
—, da
steckts, da ligts, da bleibts 29, 10.
—, Ein weis
feld, darin ist schwartze saat etc. 30, 7.
—, hat weder hende
noch füsse 30, 16.
—, wer blind
ist, der soll nicht sehen 45, 10.
—, das ist
ein Man, das wil ein Man werden 72, 1.
—, eine ander
nasen machen lassen 73, 32.
—, mein
hindersts sehen 81, 2.
[Seite 526]
Sprichwörter,
Geld hat ehre, sprach der frosch und sas auff einem Heller 89, 16.
—, die Welt
wil betrogen sein 117, 2.
—, wo der
Teufel einen Fus einsetzt, da gehet er hinach mit dem gantzen Leibe 118, 14.
—, in ein
kuchen rechnen 130 m.; 155, 29.
—, las jmer
hin faren, was nicht bleiben wil 148, 27.
—, sein
stanck were der beste ym felde 150, 4. 13.
—, Des
Teufels Marterer wird die Helle viel seurer zuverdienen, denn der Himmel den
rechten Heiligen 155, 15.
—, kömpt jmer
ein unglück aus dem andern 159, 32.
—, Löschet
das Licht aus, so sind die Weiber alle gleich 174, 36.
—, Difficile
est consueta relinquere 183, 23.
—, Consuetudo
est altera natura 183, 24.
—, Consuetudo
fit necessitas 183, 25.
—, ein
fälschlich Totgesagter lebt lange 188 m.
—, u. hat
doch nichts im Bauche 188 m.
—, es tut mir
sanft auf der rechten Kniescheiben u. an der linken Fersen 193, 34; 231, 13.
—, der stein
wil jnen das hertz abdrücken 208, 24.
—, sie komen
nicht wider 208, 25.
—, kücke mir
in den Sra 212, 22; 218, 27.
—, ein
Kürsner solt einen bosen Peltz flicken, da weder haut noch har gut ist 217, 32.
—, nach den
Teufeln selbs ist kein erger Volk denn der Papst mit den seinen 220, 2.
—, in die
bruch thun und an den hals hencken 220, 28.
—, das Eiss
ist dis jar seer glat gefroren, du möchtest fallen u. ein bein brechen 221, 2.
—, da scheis
ein hund ein! 221, 20.
—, da ward
die glocke gegossen 230, 11.
—, wisschete
er das maul 232, 18.
—, den Teufel
über die Thür malen u. zu Gevattern bitten 235, 1.
—, wolan
schertz lege dich 237, 36.
—, da werden
die hosen stincken 241, 30.
—, Gott gebe
faulen Henden kein glück 243, 4.
Sprichwörter,
wer Gott trawet, hat wohl gebawet 244, 36.
—, Zween
mugen mit einander singen, aber mit einander können sie nicht reden 246, 20.
—, legt einen
blossen 246, 24.
—, Wer augen
hat, der stecke sie nicht in beutel 247, 9.
—, solche
lügen frisset sich selbs 256, 2.
—, den
Schalck recht auffdecken 257, 2.
—, wechst
ihnen der bauch davon 264, 17.
—, Star —
Augenstern 264, 24.
—, in seiner
Klugheit sich beschmeissen 272, 36; 279, 22.
—, es ligt an
einem guten Ausleger 273, 36.
—, daß dich
dies und jenes bestehe 277, 16.
—, wer Meisen
fahen will, mus ein Meisen bein pfeiffen 282, 34.
—, das alter
ist vergessen u. wesschicht 283, 27.
—, Qui non
tenetur ad plus, satis facit in minimo 315, 25.
—, Felix, qui
potuit cognoscere conditiones temporis et rerum 315, 25.
—, in ein
saurn Apfel beißen 341, 17.
—,
γλαῦκας εἰ ς Ἀθήνας
352m.
—, das letzt
wird erger denn das erste 389, 15.
—, mit einem
toten Falken beizen 393, 27.
—, den Braten
riechen 394, 17.
—, Sie haben
ein Gruben gegraben, u. sind selbs drein gefallen 396, 8.
—, eine Nase
drehen 406, 17.
—, einen
ströern Bart flechten 406, 17.
—, wie Butter
an der Sonne 417 u.
—, Speculo
Marcolfi 428, 12; 437, 18.
—, Wie das
Volk ist, so hat es auch Götter 430, 1; 442, 11. 28.
—, asinus ad
lyram 451, 16. 32.
—, bei der
Nasen nehmen 473, 21.
—, Wenn man
dem Hunde zu wil, so hat er das Ledder gefressen 474, 16.
—, dem Wolf
das Wasser trüben 474, 18.
—, dem Teufel
in hindern sehen 489, 1.
Stefft =
Bienenstachel 208, 23.
Stendal 375
m.
Stephanus,
S., Märtyrer in Jerusalem 254, 33; 471, 30.
Steuper,
Gerhard aus Hessen, in Bonn 6 o.
[Seite 527]
Stibarus,
Daniel, Würzburger Domherr 200 u.
Stoiker, über
die St. 110, 31.
Stolberg,
Heinrich von St., Domherr in Köln 6 m.
—, Wappen des
Grafen Christian Ernst zu St. 101 m.
Stoltz, Joh.,
Mitarbeiter an der Jenaer Ausg. 463 m.; 466 o.
Stracke, Ernst,
über die Vorrede Luthers zu den latein. Schriften 177 m.
Straßburg,
Druck von Luthers “Wider das Papsttum 201 m.; 202 o.
—, Blutbad
bei Str. 208, 27.
Strieder,
Jakob, Berichte über Luthers letzte Lebensstunden 478 o.
Stuhl, sedes
Romana 184, 23.
—, Magistra
fidei 274, 17.
—, sella
stercoraria 287, 28.
Sturm,
Johann, Pädagoge, in Bonn 6 m.
Sünde, wider
Vater, Sohn u. Geist 69, 30.
—, und Tod
76, 16.
—, Vergebung
der S. 76, 24; 266, 23; 272, 1; 418, IX; 427, 27; 429, 24. 33; 436, 9. 35; 441,
6. 24.
—, Erbsünde
412 m.
Sultan, der
Türken 338, 7.
Sumit unus,
sumunt mille 146, 3.
Symeon, der
Säulenheilige 110, 30.
Syngramma
Suevicum 131o.
T
Tadelsbreve
352 m.
Tag, über den
Tag des Herrn 31, 9.
—, über den
jüngsten Tag 96, 19.
—, der letzte
Tag nahe 472, 13.
Talmud, s.
Juden.
Tartare,
Zigeuner 29, 14; 48, 36.
Tatians
Evangelien Harmonie 500 o.
Taubenheim,
Dietrich von 495, 10.
Taufe, im
Namen des Vaters u. des Sohnes u. des Heil. Geistes 63, 23.
—, s. Wiedertäufer.
—, schlecht
Wasser 118, 11.
—, Christi,
des Cornelius u. a. 128 m.
—, nicht ein
Opfer 163, 4.
—, der
Papisten 266, 18; 418, II; 425, 8; 431, 11.
—, dem Teufel
entsagen 285, 17.
Taufe, der
Kinder 426, 5; 431, 27.
Tempel,
Salomons — Gottes Haus 39, 25; 41, 37.
Testament,
Wenzeslaus Link, des 1. Teil des A. T.s 1 ff.
—, über das
Neue T. 29, 17; 67, 35.
—, Davids,
Ultima Voluntas 31, 15.
—, Altes u.
Neues T. 45, 14.
tetragrammaton
75, 31.
Tetzel,
Johann, Abkanzelung durch Miltitz u. Luthers Trostbrief 184, 31.
Teufel,
Teuffels kopff 29, 19.
—, als Drache
gedacht 58, 35.
—, Schlange
70, 13.
—,
Sündenmeister 70, 23.
—,
Teuflischer Segen 75, 27.
—, und seine
Engel 88, 28.
—, 92, 21;
172, 3; 187, 3; 403, 3.
—, pater mendaciorum
109, 21; 234, 3.
—, gegen
Luther 120 m.; 487, 30.
—, und seine
Mutter 157, 7.
—, T.s
Gespenst — Trugbild 161, 11.
—, Beelzebub
174, 15.
—, Stifter
des Papsttums 234, 1; 278, 37.
—, dem T.
entsagen 285, 17.
—, und Nixen
327, 19.
—, Regnum
Satanae et Papae 363, 1.
Theodosius I.
u. II., Kaiser 221, 13.
—, u. seine
Söhne 296, 31.
Theodotion,
Bibelübersetzung 28, 8.
Theologie,
Papa Doctor Theologiae 367.
—, Wider die
32 Artikel der Theologisten zu Löwen 412 ff.
Theophania, Frau
Ottos II. 297, 20.
Thesen, die
95 Th. 180, 17.
Thnupha u.
Thruma 163, 15.
Thüringen
411, 1.
Tiara,
Papstspottbild 351, X; 365u.
Tischreden
5,5576 — 17m.
— 5,5659 —
22m.
— 6,6600 —
50, 2.
— 5,5321 —
107m.
— 5,5674 —
107m.
— 3,3749 —
346o.
— 6,6528 —
353m.
—, in
Eisleben 488, 9.
— 6,6565 —
489, 3.
Tisiphone,
Furie 350o; 361 u.
Titus, zwei
Anekdoten von Kaiser T. 105 u.
Tridentinum,
Päpstliche Concilium 199, 2.
[Seite 528]
Tod, Sünde u.
Tod 76, 16; 266, 34.
—, Auferstehung
der Toten 80, 9.
—, animae
defunctorum 421, XXXI; 428, 33; 439, 6. 26.
—, missa pro
defunctis 426, 36; 433, 16. 30.
—, über den
T. 488, 32.
Toll graet
100, 9.
Tradition,
der kathol. Kirche 420, XXV.
Transsubstantiatio
panis et vini 426, 23; 432, 15.
Trespen 100,
4.
Trient,
Concil 200 m.; 206, 13; 214, 13; 216, 26.
Trinität,
Lehre von der Dreienigkeit 19u; 34, 34; 36, 33; 38, 6. 33; 41, 3; 44, 20; 48,
15; 51, 13; 52, 6; 65, 3; 88, 3.
—, quia opera
trinitatis ad extra sunt indivisa, sic cultus trinitatis ab extra est indivisus
65, 23.
Triumph, des
Durchlauchtigen Schmöckers etc. 376; 378 u.
trochisci,
Plätzchen aus Weihrauch u. dgl. 241, 3.
Trott, Eva
von 379, 2.
Truchseß,
Otto von Tr., Bischof in Augsburg 196o; 200 m.
Türke 29, 14;
48, 36; 67, 39; 73, 17; 85, 9; 89, 12; 158, 20; 223, 36; 262, 11; 273, 3; 290,
35; 337, 39; 404, 7; 477, 15.
—, der Türken
Segen 75, 31.
—, “Gebet
wider den Türken” 122 o.
—, verführet
auch die Welt 269, 15.
Tulich,
Luthers Wittenberger Kollege 105 m.
Tun, Hephetz,
Bedeutung 99, 10.
Tyrrhenische
Meer 283, 10.
U
Ulrichus
Belenus Minhoniensis 254, 37.
Ungarn, die
Evangelischen in Eperies u. Matthias Biro Devay 120 o.
— 338, 15.
Universität —
Schulen 58, 35.
Unsterblichkeit
der Seele 9, 23.
Unterloch,
Loch am Bienenstock 160, 26.
Urbanus von
Serralonga in Augsburg 181, 17.
Ursel,
Nicolaus Henricus 138 o.
Ursppergensis
336, 36.
V
Valentinianer,
Widerlegung der Münsterschen neuen V. 464 m.
Vandalen, in
Rom 296, 5.
Vater, V.
Unser — Person des Vaters 64, 23.
—, Vorrede zu
Georg Major, Vitae patrum 107ff.; 172, 1.
Vegetarier,
der isset kraut 167, 3.
Velpius,
Reynerus, Drucker in Löwen 413 o.
Venedig, an
die evgl. Brüder in V., Vicenza u. Treviso 17 m.; 123 u.
— übermittelt
den Protestanten das Tadelsbreve des Papstes 197, 3.
—, 269, 31.
—, Papst
Alexander III. in V. 343, 5.
—, St. Markus
Kirche 343, 9.
—, Friede zu
V. 344, 1.
Veni pater
pauperum 69, 17.
Venusberg,
Ort der ungezügelten Lust 92, 5.
Verdienst,
ohne V. 79, 10; 82, 27.
Vergil, Aen.
9, 641. 1, 107 —10, 35.
—, III.
Eclog. 57: Tunc formosissimus Annus 96, 1.
—, Aen. 3,
225ff. — 111, 22.
—, Georg. 2,
484 — 185, 16.
—, Ecl. 1,
1f. — 274, 28.
—, Aen. 7,
662; 8, 202 — 448, 13. 30.
Verheißung,
u. Glaube s. o.
Verklärung,
Christi 50, 10.
Veronika,
Schweißtuch der V. 109, 22; 255, 12.
Verreyken 422
m.
Verse: Papa
quid aegroto sua fata precare Luthero etc. 189.
Viktor, Papst
in Rom, über das Osterfest 165, 35.
—, IV. —
Octavianus 329, 17; 333, 22.
Virgo ante
partum, in partu, post partum 207, 10.
Volkslied:
Der Kuckuck ist zu tod gefallen von einer holen Weiden 274, 37.
Vulgata 47,
36; 72, 34; 81, 33; 84, 34.
W
Wacholder
241, 4.
Wachs 268, 2.
Walchs Ausgabe
der W. L.s 462 m.