WA 10. 1. 2. Band,

 

Adventspostille 1522

Roths Sommerpostille 1526

 

 

 

 

D. Martin Luthers

Werke

Kritische Gesamtausgabe

10. Band

Erste Abteilung

2. Hälfte

 

 

 

 

Hermann Böhlaus Nachfolger/Weimar

Hof-Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung G. m. b. H. 1925

[WA s. iii]

 

PI [Lu5*] “Auslegung der || Episteln vnd || Euangelien vom Aduent || an bis auff Ostern. || Durch Doctorem Martinum || Luther. || Auffs new corrigirt mit einem || nuetzlichen Register. || Gedruckt zu Wittemberg. || Durch Hans Lufft. || M. D. XL. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 346 Blätter in Folio (= Bogen  u. * u. A –Z u. a –z u. Aa –Jj; 14 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CCCXXXII.), die letzte Seite (= Blatt CCCXXXII. [= Jj8]b) leer. Am Ende (Blatt CCCXXXII. [= Jj 8]a Z. 21): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Lufft. || M. D. XL. ||”

 

Mit Textholzschnitten wie H –I, L. O.

 

Vorhanden: *Jena U. (Op. th. V, f. 17). — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXV: 1540 Nr. 1.

 

 

Vorwort.

 

1925[WA s. iii]

Auch dieser Band, welcher Luthers Adventspostille und Roths Commerpostille bringt, reicht mit seinem Druckbeginne weit zurück; noch in die Kriegszeit und ist von ihren Auswirkungen und Hemmungen stark beeinträchtigt worden. Noch O. Brenner (†) lieferte seine letzten Arbeiten hierher und hat noch einen wichtigen und mühevollen Stammbaum der Adventspostille, zugleich mit einem Druckbericht, gegeben, ehe seine getreue Hand die Feder für immer weglegte. Er hat zugleich die bisherigen reichen Formenlesarten (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10, 1 II), die ihm von W. Köhler als fertiges Manuskript zur Zusammenfassung übergeben wurden, gesichtet und nur beibehalten, was den sprachlichen Fortschritt Luthers und seiner Drucker zu beleuchten imstande war. Als Grundlage für den von ihm aufgestellten Stammbaum dienten die Textvergleichungen W. Köhlers. Die teilweisen Doppelbezeichnungen der Drucke A (A) rühren davon her, daß schon vor meiner Übernahme der Leitung, vor rund zwanzig Jahren, W. Köhler in Vorbereitung seiner Ausgabe durch Versendung von Fragebogen eine Bibliographie begonnen hatte. Nach dem übernahm Joh. Luther als Bibliograph Unsrer Ausgabe deren Weiterführung und Fertigstellung.

 

[WA s. iv]

Mit der Adventspostille, die sich mit der Weihnachtspostille aus Unsrer Ausg. Bd. 10, 1I zur Winterpostille zusammenschließt und deren Gesamteinleitung (S. XLI –LXXIX) hier gegeben ist, schließt zu unserm lebhaftesten Bedauern die Mitarbeit W. Köhlers an der Herausgabe der Postillen, sie wird von G. Buchwald in Unsrer Ausg. Bd. 17 und 21 –22 weitergeführt.

       In seiner Einleitung berührt W. Köhler auch wichtige entstehungsgeschichtliche Probleme und lehnt (S. LXXIII) mit Recht eine Beeinflussung Luthers durch die älteren deutschen Bibeln oder mittelalterlichen Plenarien ab. Es trifft diese Anschauung zusammen mit Ergebnissen eigener Untersuchung über Prosa des fünfzehnten Jahrhunderts (Johann Hartlieb. Über sein Leben und schriftstellerische Tätigkeit, Euphorion Bd. XXVI), in denen gezeigt wird, wie sehr der rhythmische Fluß des Neuen Testaments auch schon im Texte der Wartburgpostille vorhanden ist, und, im Gegensatz zu der unrhythmischen Einstellung des Textes der früheren Bibeln usw., sich an eine rhythmische Übersetzungstradition anschließt, wie sie vom vierzehnten Jahrhundert etwa bei Johann von Neumarkt, im fünfzehnten bei Johann Hartlieb sich herausstellt; doch müssen über diese Zusammenhänge im einzelnen noch eingehendere Untersuchungen angestellt werden.

       Nach Beendigung der Adventspostille wird hier der Textabdruck mit Stephan Roths Sommerpostille 1526 fortgesetzt, deren Bearbeitung G. Buchwald lieferte. Auch dieser trat in eine schon halb vollendete Arbeit ein, nachdem E. Thiele, der die Postille zuerst übernommen hatte, dahingegangen war. An Stelle von O. Brenner ist G. Bebermeyer-Tübingen getreten, der die sprachlichen Erklärungen zur Sommerpostille gesammelt hinter dem Texte der Postille gibt, nachdem die Spracherklärungen zur Adventspostille, ebenfalls noch von Brenner herrührend, gleich unter den Text gestellt sind. —

       In diesem Bande ist zum ersten Male eine Neuerung eingeführt worden, die bei dem nie vorhergesehenen, gewaltig angeschwollenen Umfange Unsrer Ausgabe allmählich sich als ein immer dringenderes Bedürfnis ergab: es sollte nicht mehr gewartet werden, bis nach Beendigung der ganzen Arbeit ein Generalregister den ganzen Inhalt der Ausgabe auf einmal erschloß, sondern es wurde schon diesem Bande, wie es in allen späteren weiter geschehen soll, ein Sonderregister beigefügt, das dann zugleich später in dem Gesamtregister [WA s. v] aufgehen soll. Die Herstellung dieser Register liegt in den Händen von Pfarrer A. Jänke-Schlagwitz (Freistaat Sachsen), der auch schon seit mehreren Jahren, nachholend und mit den neuen Bänden fortschreitend, mit der Anfertigung des Gesamtregisters beschäftigt ist. Verschiedenen besonderen Wünschen entgegenkommend ist dann auch noch nachträglich, für sich gedruckt, ein Sonderregister für Unsre Ausg. Bd. 35 (Liederband) angefertigt worden, welches dem nächsten Bande beigelegt werden wird.

       Die Einleitung zur gesamten Rothschen Postille wird wie diejenige zur Winterpostille erst nach Abdruck des gesamten Textes gegeben, zur einstweiligen besseren Übersicht hat aber G. Buchwald schon hier (S. LXXXII – LXXXV) für die Sommerpostille ein Verzeichnis nach Tag, Text, Ort der Vorlage und Nachweis derselben aufgestellt.

       Die noch austehenden Postillen-Texte werden drei mäßige Bände Unsrer Ausgabe füllen, der nächst in Betracht kommende (Bd. 17, 2. Abt.) bringt die Fastenpostille Luthers von 1525, dann den Festteil der Postille Roths (1527); Bd. 21 und 22 werden Roths Winterpostille (1528) und die umsangreiche Crucigersche Postille von Ostern bis Advent (1543) enthalten.

       Fast mehr noch als vorher waren wir in den auf den Krieg folgenden Jahren auf tatkräftige Hilfe von außen angewiesen. Diese Hilfe leistete uns in ihrer großzügigen Weise die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und hat sie jetzt für einen wesentlichen Teil des Werkes zu einer dauernden gemacht. Die in dem letzterschienenen Bande (Unsre Ausg. Bibel 4, VI) zum Ausdruck gebrachten Hoffnungen auf weiteren Ausbau der amerikanischen Hilfe konnten sich nicht erfüllen. Aber es trat doch wieder ein früherer Gönner aus dem Auslande herzu, dem die Ausgabe stets wärmsten, unermüdlich werbenden Anteil und verschiedentliche Unterstützung zu danken hat, Herr Prof. D. M. Reu, Professor am Luther. Wartburgseminar in Dubuque, Ja. Er warb für uns weiter in den lutherischen Kirchenkreisen Amerikas, und vermittelte weitere Unterstützungen durch das lutherische Wartburgseminar der Jowa-Synode zu Dubuque, die lutherischen Seminarien der Ohio-Synode in Columbus und St. Paul und das lutherische Seminar der norwegischen Kirche in St. Paul. Wärmster und herzlichster Dank sei allen Förderern unseres großen Werkes, das dem ‘Weltgebiet des gesamten Luthertumes sich als Gabe darbieten will’, übers Meer zugerufen. Und für die weiteren Bedürfnisse der Ausgabe hat dann das Preußische Ministerium für Wissenschaft, [WA s. vi]

 

Kunst und Volksbildung in der wohlwollendsten und entgegenkommendsten Weise gesorgt; auch ihm sei besonderer herzlicher Dank dargebracht.

So ist jetzt endlich wieder das große Werk in günstigem Fahrwasser und wird in einer regelmäßigen Folge von zwei Bänden in jedem Jahre etwa in zehn Jahren seiner Vollendung entgegengehen. Es ist das erstemal, daß dieser Ausblick gewagt werden kann.

 

 

Breslau, November, Reformationsfest 1925.

Professor D. Dr. Karl Drescher.

 

[WA s. vii]

 

Inhalt.

 

1925[WA s. vii]

       Seite

Vorwort. Von K. Drescher             III –VI

Vorwort zur Adventspostille. Von O. Brenner (†)            IX –XII

Bibliographie der Postillen. Begonnen von W. Köhler, fortgesetzt von Joh. Luther             XIII –XL

Einleitung zur Wartburgpostille. Von W. Köhler               XLI –LXXIX

Vorwort zu Roths Sommerspostille. Von G. Buchwald     LXXXI

Übersicht über die Predigten von Roths Sommerpostille. Von G. Buchwald      LXXXII –LXXXV

Luthers Adventspostille (1525). Herausgegeben von W. Köhler und O. Brenner (†)         1 –208

Roths Sommerpostille (1526). Herausgegeben von S. Buchwald      209 –441

Sprachliche Anmerkungen zur Sommerpostille. Von G. Bebermeyer 442 –446

Wort- und Sachregister. Von A. Jänke            447 –459

 

[WA s. ix]

 

Vorwort zur Adventspotille.

 

1925[WA s. ix]

Auf Grund der textlichen Vergleichungen W. Köhlers habe ich Text und Lesarten bearbeitet. Die Siglen von Unsrer Ausg. Bd. 10II mußten hier beibehalten werden. Hierzu ist aber zu bemerken, daß Lu nicht existiert. Die von Köhler so bezeichnete Ausgabe (vorhanden in Bamberg) erwies sich bei näherer Untersuchung als aus Teilen von G und Lu zusammengebunden. G ist im Text gleich mit G. A ist hier der Druck der Adventspostille von Grunenberg- Rhaw 1522, also nicht gleich dem A des ersten (Weihnachts-) Postillenbandes.

       Die Formlesarten sind auf eine kleine Auswahl beschränkt, die geeignet scheint, die Fortschritte Luthers und seiner Drucker und ihre Bemühungen um einfache klare Schreibweise zu beleuchten. Die Formen der biblischen Namen sind unter den gleichen Gesichtspunkten verzeichnet. Die Textlesarten — worunter ich auch stilistische Besserungen begreife — sind hier so angeordnet, daß sich klar übersehen läßt, wie Luther von Ausgabe zu Ausgabe an dem Text gefeilt, eingeschlichene Versehen, wie es scheint, durch Vergleichung älterer Ausgaben, ausgemerzt hat. (Einige zufällige Auslassungen sind freilich von ihm nie bemerkt worden.) Wo Stücke durch Überspringen des Auges verlorengingen, habe ich dies durch die Fassung z. B. gewesen — gewesen (d. i. bis ‘gewesen’ auschließlich) angedeutet.

       Um den Textänderungen gerecht zu werden, mußte das Schwergewicht auf die aller Wahrscheinlichkeit nach von Luther überwachten Ausgaben gelegt werden. Sie zu ermitteln waren umfangreiche Nachvergleichungen und Ergänzungen der Köhlerschen Sammlung nötig. Sie ergaben folgendes. Luther hat den Verleger bald gewechselt. Die erste Ausgabe, der Adventspostille allein, druckte Joh. Grunenberg 1522 (A), der dann auch die erste Gesamtausgabe der Winterpostille in Folio ‘anderweit korrigiert durch M. Luther’ 1525 lieferte G. Die ‘Korrektur’ bezieht sich vor allem auf die Fastenpostille, aber auch die Adventspostille bedurfte sprachlich wie textlich einer sorgfältigen Durchsicht. Leider war der nun solgende Neudruck 1527 (G) wieder durch neue Fehler und Auslassungen entstellt, die natürlich auch in die [WA s. x] neue Titelauflage 1528 (G) übergingen. Vielleicht gerade deswegen übertrug Luther die nächste Auflage Hans Luft. Für diese Ausgabe (Lu) 1528, die auch sprachlich ein moderneres Gewand zeigt, steuerte Luther eine große Zahl von Textbesserungen bei. 1530 erschien Lu, wiederum und noch stärker verändert, 1532 Lu, nochmals gründlich überarbeitet, und Lua (welche Ausgabe Köhler nicht vorlag) mit Besserungen fast auf jeder Seite, endlich 1540 Lu, eine wirkliche Neubearbeitung, die starke Kürzungen auf der einen, Einschübe auf der anderen Seite und Änderung aller Bibelstellen nach der neuesten Ausgabe der deutschen Bibel, endlich eine sorgfältige Reglung der Rechtschreibung brachte. Sie bildet den Abschluß von Luthers Vostillenarbeit, denn Lu 1543 ist nur Titelauslage.

       Mittlerweile waren aber auch Nachdrücke in großer Zahl erschieneu. Die Adventspostille allein ist nur einmal noch erschienen a 1522, sodann bei Mich. Lotther mit der Weihnachtspostille verbunden 1525 als erster Band der Winterpostille Lo in 80. Der Text beruht auf A, ist aber wenig sorgfältig. Endlich erschien die Adventspostille gleichfalls mit der Weihnachtspostille als Ergänzung zu der 1525 bei Cranach und Döring erschienenen Fastenpostille 1526 in 40 (Wi1) nach A gedruckt. Nach Grunenbergs G druckte Lotther im Jahre 1526 gleichfalls in Folio die ganze Winterpostille Lo ohne nennenswerte Änderungen. Nach G ließ er 1528 einen weiteren Nachdruck Lo herstellen, wieder ohne besondere Änderungen. Seine Ausgabe von 1530 (wie die folgenden in Magdeburg gedruckt) ist dagegen ein stark überarbeiteter ganz eigenartiger Druck. Vielleicht während Luthers Abwesenheit (in Koburg) verbesserte er auf eigene Faust und rücksichtslos Text und Schriftstellen. Die Mahnung an die Drucker, die Luther 1525 ausgehen ließ, übte auf ihn keine Wirkung aus. Schon die Sprachform zeigt viel Unlutherisches, die stilistischen Änderungen sind vielfach kleinlich und willkürlich, ebenso die äußere Ausstattung (z. B. Verweisung der Schriftzitate an den Rand); zu loben wäre vielleicht nur die Verdeutschung lateinischer Worte wie etcetra. Die Ausgabe, die so offenbar gegen Luthers Wünsche verstieß, verdient keine Berücksichtigung in unsrem Abdruck, ist sie doch auch von den Zeitgenossen abgelehnt worden —und von Lotther selbst später nicht erneuert. Die zur Zeit überhaupt nicht mehr nachweisbare Ausgabe 1531 Lo scheint nur Titelauflage von Lo zu sein. Und doch hatte Lotther sehr viele Arbeit auf Lo verwendet, sich bei der Herstellung auch nicht auf eine Vorlage beschränkt, sondern neben Lo auch Lu, ja vielleicht auch die neueste Lu verglichen und Luthersche Besserungen daraus entnommen, alle Schriftstellen nach der deutschen Bibel umgeschrieben. Schon 1532 erschien Lo nach Luffts Ausgabe Lu, 1533 Lo nach Lu (vielleicht unter Vergleichung von Lua [Dieser Druck ist jedoch noch nicht wieder festgestellt. K. D.]), 1535 aber Lo, die letzte, wieder nach einem eigenen Druck Lo. Lo hat merkwürdigerweise einen Nachdrucker in Wittenberg gefunden, Peter Seitz (S.) Die letzten Lottherschen Drucke haben ihre sprachlichen Absonderlichkeiten wie die vorausgehenden.

       Eine andere Gruppe von Nachdrucken sind die von Wolf Köpfel in Straßburg in seinen Gesamtausgaben von 1527 bis 42. Sprachlich stark verändert, sind sie textlich getreu nach den Ausgaben G und Lu gedruckt und haben spätere Besserungen Luthers unbeachtet gelassen. Sie kommen für die Textgeschichte nicht in Betracht. Ebenso unselbständig ist der Leipziger Wolrab, der 1544 W nach Lu druckte.

       [WA s. xi] Die Winterpostille Stephan Roths (1528 bei Gabriel Kantz erschienen, von mir als Ka bezeichnet, mehrmals nachgedruckt, s. die Bibliographie) ist mit unsrer Postille nicht gleich. Sie ist ganz nach Art von Roths Sommer- und Festevangelien und als Ergänzung dazu bearbeitet und bietet deshalb nur stark überarbeitete und z. T. gekürzte Fassungen der Advents-Evangelienpredigten, die kritisch wertlos sind. Ebenso sind die Sammlungen Schotts (Unsre Ausg. Bd. 103, XIV ff.) unbrauchbar. Die Entstehungsgeschichte der Sammlung und die Entwicklung des Textes sind aus dem folgenden Stammbaum ersichtlich, bei dem die in Klammern stehenden Bezeichnungen die Köhlers und der Adventspostille sind, die übrigen die der Bibliographie. Wir geben den Text nach A unter Besserung offenkundiger Druckfehler, darunter die Lesarten von Lo –Lua und im Anschluß an Unsre Ausg. Bd. 101I, jedoch unten, nicht wie dort oben, besonders die von Lu –6. Die Schreibungen Lu*, Lu* usw. bedeuten von Lu, Lu an bis zur letzten Ausgabe einschließlich, geben also das Alter jeder Besserung an. Fehler, die später wieder gebessert worden sind, werden nur ausnahmsweise verzeichnet, um Luthers sorgfältige Aufsicht über die Drucke zu beleuchten. Die Druckfehler von A sind natürlich alle mitgeteilt.

 

 

D. Brenner.

 

[WA s. xii]

 

       [WA s. xiii]

[Bibliographie der Postillen]

 

1925[WA s. xiii]

 

Drucke:

I. Weihnachtspostille.

A [A*]1 “Auszlegung || der Epistelln || vn̄ Euangelien die nach || brauch der kirchen ge || leßen werdē, vom || Christag biß || auff || den Sontag nach || Epiphanie. || Martinus || Luther. ||” Mit Titeleinfassung (Götze, Die hochdeutschen Drucker der Reformationszeit: Nr. 89; J. Luther, Die Titeleinfassungen der Reformationszeit: Tafel 9). Titelrückseite bedruckt. 264 unbezifferte Blätter in Quart (=Bogen A –Z u. Aa –Zz u. aaa –ttt), letztes Blatt (= ttt 6) leer. Am Ende (Blatt ttt 5b Z. 6): “ Gedruckt tzu Wittembergk durch Johann || Grunenbergk, nach Christ gepurtt Tausent || funffhundert vnd tzway vn̄ tzwentz || igsten JAR. ||”

       Einige Exemplare lesen Blatt ttt 5b Z. 8 f. “tzwentz || gisten JAR. ||”

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; Arnstadt, *Berlin (Luth. 1951m), Bonn, Breslau St. u. U., Dessau, Dillingen, Dresden, Freiburg, Göttingen, *Gotha, Halle, *Hamburg, *Jena, *Königsberg U., Leipzig St., Marburg, München *H. u. *U., *Nürnberg St., *Rostock, Schweinfurt, Straßburg, *Stuttgart, *Wernigerode, Wittenberg, *Wolfenbüttel, Zerbst; Brüssel, *London, St. Petersburg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXIX: 1522 Nr.2.

       a [P*] “AVszlegung der || Epistelen und Euange || lien, die nach brauch der kirchen gelesen werden || durch den Aduent, vnd dannenthyn vom || Christag biß uff den Sōtag nach Epi- || phanie. Darin̄ reychlich anzeigt un̄ || fürgebildet wirt was eim Chri- || sten menschen zůr seligkeit || not ist zů wissen. || D. Martinus Luther. || Auch hastu eyn klare || underricht, was man in dem Euan- || gelio sůchen vnd leren sol, mit || eyner schoenen vorred. || Hierauff ist auch ge- || macht ein fleyssig Register über || die beyden teyl, darin̄ eyn || yeder leychtlich finden || mag, ynhalt deß || gantzē bůchs. || Anno M. D. XXII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 222 Blätter in Folio (= Bogen aa –dd u. a –f u. B –Z u. Aa –Ee; 22 unbezifferte u. XXXVIII u. CLXII bezifferte Blätter), letzte Seite (= Blatt Ee 6b) leer. Am Ende (Blatt CLXII [= E e 6a] Z. 31): “Gedruckt zů Basel, durch Adam Petri, nach || Christi geburt. M. D. xxij. ||”

 

Die Adventspostille ist die alte von 1521.

Vorhanden: Breslau U., Cassel, Coburg, Dresden, *Gotha, *Hamburg, Karlsruhe, Lich, *München H. (Hom. 263), Schwabach, *Stuttgart, *Wernigerode, *Wolfenbüttel; Basel. — Erl. Ausg. 27, S. XXIX: 1522 Nr. 3.

b [F*] “AVszlegung || der Epistelen vnd E- || uangeliē, die nach brauch der kir || chen gelesen werden, durch den || Aduent, vnd dannenthin vom || Christag biß auff den Sontag || nach Epiphanie. Darin̄ reichlich anzeygt [WA s. xiv] und fürge- || bildet würt, was eim Christen menschen zů der seligkeit || not ist zů wissen. || D. Martinus Luther. || Auch hastu ein klare vnderrichtūg || was man in dem Euangelio sůchen vnd leren || soll, mit einer schoenen vorrede. || Hier zu seind auch gesetzet || vil hübscher vnd schoener figuren, || mit sampt ettlichen zůge- || legten Euangeliē, || mer dan̄ im vorgetruckten. || bůch, alles durch || M. L. || Hierauff ist auch gemacht || ein fleissig Register, darin̄ ein yeder || leichtlich finden mag, || ynnhalt || deß gantzen bůchs. || Anno M.D. XXIII. || In der Loblichen statt Colmar. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 236 Blätter in Folio (= Bogen aa –dd u. a –z u. A –M; 22 unbezifferte u. 214 [einschließlich des leeren Blattes q 6 u. durch Unregelmäßigkeiten nur bis zur Ziffer CCVII] bezifferte Blätter). Am Ende (Blatt CCVII [= M 6]a Z. 38): “Getruckt vnd vollendet in der Loblichen statt Colmar, durch || Amandū Farckall, Nach der geburt Christi || M. D. xxiij. vff den .xxvj. || tag Augusti. ||” Darnach auf der letzten Seite (= Blatt M 6b) das Druckerzeichen Farckalls.

       Die äußere Lage des Bogens d (d. i. Blatt d 1 und d 6) ist in zweifachem Satz vorhanden; Erkennungslesarten für den ersten Druck: Blatt XIX (= d 1)a Z. 1 “|| hannis am .j. klar”, XIX b Z. 1 “gemeinē”, XXIIII (= d 6)a Z. 1 “erseüfftzen seine ||”, XXIIIIb Z. 1 “sein”; für den zweiten Druck Blatt XIXa Z. 1 “|| hānis am .j. clar, XIXb Z. 1 “gemeinen”, XXIIIIa Z. 1 “erseufftzen seyne ||”, XXIIIIb Z. 1 “seyn”.

       Daneben lesen einige Exemplare Blatt I (= a 1)a Z. 4f. “des ad || Pauli”, die anderen richtig “des ad || uents Pauli”.

Die Adventspostille ist die alte von 1521.

Vorhanden: Colmar, Karlsruhe, *Königsberg U., Lindau, München *H. (Hom. 264) und *U., Rothenburg a. T., Straßburg, *Wernigerode, *Wolfenbüttel; Bern. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXIX f.: 1523 Nr. 1.

 

 

II. Adventspostille.

A [A*] “Auszlegung der || Epistell vnnd || Euangeli || des || Aduents. || Martinus Luther. || Wittemberg• || M. D. || xxij• ||”Mit Titeleinfassung (J. Luther, Die Titeleinfassungen der Reformationszeit: Tafel 4). Titelrückseite leer. 104 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –Z u. AA –CC), letzte Seite (= Blatt CC 4b) leer. Am Ende (Blatt CC 4a Z. 6): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Johann Grunenberg, nach Christ gepurt Tau- || sent funffhundert vnnd tzwey vnnd || tzwentzigsten Jar. ||” Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

       Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; Arnstadt, *Berlin (Luth. 1951), Coburg, Danzig, Dessau, Dresden, Elbing, Erlangen, *Gotha, *Hamburg, *Königsberg U., Magdeburg, München *H. u. *U., Schweinfurt, *Stuttgart, Weimar, *Wernigerode, Wittenberg, *Wolsenbüttel; Brüssel, *London. — Erl. Ausg. 27, S. XXVIII f.: 1522 Nr. 1.

       a [a*] “[Zierung] || Vszlegūg || der Epistel vnnd || Ervangeli des || Aduents. || Marti. Luther. || wittemberg. || M. D. || XXij. || ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther: Tafel 22d). Titelrückseite leer. 124 unbezifferte [WA s. xv]

 

Blätter in Quart (= Bogen A –Z u. aa. –hh), letztes Blatt (=hh 4) leer. Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben; auch das Blättchen auf dem Titelblatt in Rotdruck.

Druck von Matthias Schürer in Straßburg.

Vorhanden: *München U. (Luth. 37), * Nürnberg St. — Fehlt Erl. Ausg.

 

 

III. Advents- und Weihnachtspostille.

B [Lo I*] “Auszlegung || der Epistelln || vnd Euangelien die nach brau || ch der Kirchen gelesen werden, || vom Aduent biß auff den || Sontag nach Epiphanie. || Martinus Luther. || M D XXB. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 358 Blätter in Großoktav (= Bogen A –Z u. Aa –Yy; 1 unbeziffertes Blatt u. 357 [fälschlich bis CCCLXVII.] bezifferte Blätter), letzte Seite (=Blatt Yy 6b) leer. Am Ende (Blatt Yy 6a Z. 29): “Gedruckt zu Wittemberg || Michael Lother. || M. D. XXV. ||”

       [Erster Band zu B.]

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; Arnstadt, *Berlin (Luth. 1961), Dessau, Halle W., Leipzig St. u. *U. [ohne Titelblatt], *Wolfenbüttel; St. Petersburg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXX: 1525 Nr. 1 (ungenau nach Weller 3484; richtig: Weller Suppl. II, 537).

C siehe C [G*]

D [Wi I*] “Auslegung der Epi || steln vnd Euange- || lien vom Aduent || an bis auff || Ostern. || Martinus Luther. || Daruber eyn new || Register. || Gedruckt zu Wittemberg. || 1526. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 414 Blätter in Quart (= 1 Ternio u. 2 Duernionen ohne Buchstabensignatur u. Bogen a –z u. A –Z u. Aa –Zz u. aa –zz u. AA –HH; 14 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCCLXXXXVIII u. CCCLXXXIX u. 1 unbeziffertes leeres Blatt), letztes Blatt (=HH 4) leer.

       Inhalt nur: Predigten vom ersten Sonntag des Advents bis Hl. Dreikönige. [Ergänzung zu Nr. A unten S. XVI.]

Wittenberger Druck (Cranach und Döring).

Vorhanden: *Hamburg (OA IX 304a).

Die gleiche Ausgabe mit neuem Satz auf der Vorderseite des Quartteils des ersten, sechs Blätter umfassenden Bogens, d. i. auf den Blättern 1a 2b 5a 6b. Auf dem Titelblatt Z. 2 v. u. “Gedrueckt”.

Vorhanden: *Dresden KÖ. (Theol. evang. ascet. 329), *Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXI: 1526 Nr. 2 (nach Weller 3859 “Andere Ausgabe”).

 

 

IV. Fastenpostille.

 

a) Allein.

a “Postilla vom || Sontag nach Epipha- || nie biß auff den || sechsten Son || tag dar- || nach. || Martinus Luther. || Wittemberg. || M. D. XXV. ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther: Tafel 33 c). Titelrückseite leer. 88 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen A –X u. y), letzte Seite (= Blatt y 4b) leer.

[WA s. xvi]

Druck von Paul Kohl in Regensburg; nach Erl. Ausg. 2 7, S. XIII f. ist diese Ausgabe der auf dem Diebstahl beruhende angebliche Nürnberger Vordruck.

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; Berlin (Luth. 1963 u. 1963bis, letzteres das frühere Knaakesche Exemplar), Donaueschingen, Dresden, Freiburg, *München H.; Weimar.

β “Auslegunge der || Episteln vn̄ Euan- || gelien von der || heyligen drey koe- || nige fest bis || auff Ost- || ern ge- || bessert durch || Marti. Luther. || ||” Mit Titeleinfassung, worin unten “M. D. XXVj. ||” Titelrückseite leer. 190 unbezifferte Blätter in Quart (= Bogen U –Z, a –z u. *), letzte Seite (= Blatt * 4b) leer.

Druck von Paul Kohl in Regensburg; s. Schottenloher im Zentralblatt f. Bibliothekswesen Ig. 29 (1912), S. 418 Nr.29.

[Zwitterdruck zu a. Neu gesetzt sind Bogen A (6 Blätter) und Bogen y (d. i. Y) bis Schluß. O. B.]

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1972), *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg. Weller, Suppl. II, 553.

AI [Wi* ] “Auslegunge der || Episteln vnd Euan || gelien von der hey- || ligen Dreykoenige fest bis || auff Ostern gebes- || sert durch Mar. || Luther. || ||” Mit Titeleinfassung (Götze: Nr. 132; J. Luther: Tafel 42), worin unten “Gedruckt zu Wittemberg. || M. D. xxv. ||” Titelrückseite leer. 204 Blätter in Quart (= Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Ee; Titelblatt u. Blatt II –VI u. V –CXV u. CXVII –CCIII), letzte Seite (= Blatt Ee 4b) leer.

Abgesehen von einigen Änderungen in den Signaturen und Blattziffern, die während des Druckes ausgeführt wurden, lesen einige Exemplare Blatt x 2 b Z. 21 “gewislis.”, Blatt x 4a Z. 23 “toestet”, Blatt Bb 4b Z. 4 v. u. “ynn winckel schla- || gen. ||”, andere richtig an den gleichen Stellen “gewislich.”, “troestet”, “ynn wind schla- || gen. ||”

Wittenberger Druck. [Cranach und Döring O. B.]

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; *Berlin (Luth. 1966), Dessau, München *H. u. *U., *Nürnberg St., Stuttgart, *Wolfenbüttel; St. Petersburg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXX: 1525 Nr. 2; Weller, Suppl. I, 347.

AII “Auslegunge der || Episteln vnd Euan || gelien von der hey- || ligen Drey koeni- || ge fest bis || auff || Ostern gebessert || durch Mar. Luther ||” Mit Titeleinfassung (Götze: Nr. 132; J. Luther: Tafel 42), worin unten: “Gedruckt zu Wittemberg. || M. D. xxv. ||” usw. wie die vorstehende Ausgabe. Teilweise anderer Satz.

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; Arnstadt, Berlin (Luth. 1967), Coburg, Erfurt M., *Greifswald U., Helmstedt, *München H., Wittenberg,.* Wolfenbüttel; Amsterdam U.

a “Außlegung der Epi || steln vn̄ Euangelien || von der hayligē Drey || Künige fest biß auff || Ostern gebessert || durch Mar. || Luther. || zů Wittemberg. ||” Mit Titeleinfassung, worin unten “M. D. XXV. ||” Titelrückseite leer. 184 Blätter in Quart (= Bogen U –Z u. a –z; Titelblatt u. Blatt II –CLXXXIIII), die letzte Seite (= Blatt z 4 b) leer.

Druck von Heinrich Steiner in Augsburg.

Vorhanden: Breslau St., Dillingen, *Hamburg (OA IX No 286d), *Wernigerode (Hc 73m), *Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXX: 1525 Nr.3.

[WA s. xvii]

b “Auslegunge der Epi- || steln und Euangelien || von der heyligen Drey koenige || fest bis auff Ostern, gebes- || sert durch Mar. || Luther. || Gedruckt zu Strasz- || burg durch Johannem || Knobloch, Anno || M. D. xxv. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 110 Blätter in Folio (= Bogen A —S; Titelblatt u. Blatt II –CIX u. 1 unbeziffertes leeres Blatt), das letzte Blatt (= S 6) leer. Am Ende (Blatt CIX «= S 5»b Z. 33: “Getruckt zů Straßburg durch Johan Knobloch, || ym Christmonad, do man zalet [so!] nach Christi || vnsers herren geburt, Funfftzehenhun- || dert vnd funffunzwentzig jar. ||”

Vorhanden: Frankfurt a. M., Helmstedt, *München H. (Hom. 265). — Erl. Ausg. 2 7, S. XXX: 1525 Nr. 5 (noch ungenauer als Weller 3486).

BI [Lo II*] “Auslegunge || der Episteln vnd Euan || gelien von der heyligen || Dreykoenige fest bis auff || Ostern gebessert durch || Mart. Luther. || M. D. XXv. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 152 Blätter in Oktav (= Bogen A –T; 2 unbezifferte Blätter u. Blatt III –CL u. 2 unbezifferte leere Blätter), die zwei letzten Blätter (= T T) leer.

Druck von Michael Lotther in Wittenberg.

Zweiter Band zu B [Lo I*].

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1961), Dessau, Halle W., Leipzig St. u. *U.; St. Petersburg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXX: 1525 Nr. 4 (ungenau und irreführend nach Weller 3485).

BII Die gleiche Augabe, nur auf dem Titelblatt mit der Jahreszahl “M. D. XXvi.”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1973; früher Knaakesche Sammlung); St. Petersburg.

 

b) Mit Advents- und Weihnachtspostille verbunden.

C [G*] “Auslegung der Epi- || steln vnd Euangelien || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweyt corrigirt || durch Martin || Luther. || Daruber eyn newe || Register. || Wittemberg. || M. D. XXV. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 290 Blätter in Folio (= 2 Bogen ohne Buchstabensignatur u. Bogen A —Z u. Aa –Zz u. aaa –ccc; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt i –cclxxix. u. 1 unbeziffertes leeres Blatt), das letzte Blatt (= ccc 6) leer. Am Ende (Blatt ccc 6 (= cclxxix.)b Spalte ß Z. 33): “Wittemberg Johan- || nes Grunenberg. || 1525. ||” Zweispaltig.

Nur die Bogen A –Z und Aa –Mm sind von Johannes Rhau-Grunenberg gedruckt, die übrigen Bogen von Hans Wieß in Wittenberg; vgl. Joh. Luther im Zentralblatt f. Bibliothekswesen Ig. 32 (1915), S. 203 ff.

Vorhanden: Altenburg, Arnstadt, *Berlin (Luth. 1969), Celle St., Danzig, Dresden, *Hamburg, *Konigsberg ll., *Stuttgart. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXX: 1525 Nr. 6.

D [Lo*] “Auslegung der Epi- || steln und Euangelien vom Aduent || an bis auff Ostern. || Anderweyt Corrigirt durch || Martin Luther. || Daruber eyn newe || Register. || || M. D. XXVI. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 368 Blätter in Folio (= 1 Ternio u. 1 Quaternio [WA s. xviii] ohne Vuchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Zz u. AAa –NNn; 14 unbezifferte Blätter, deren letztes leer, u. Blatt i –ccxlix. u. cccxl. –cccxliiij.), letzte Seite (= Blatt NNn 6b) leer.

Druck von Michael Lotther in Wittenberg.

Vorhanden: *Gotha, Königsberg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXI: 1526 Nr. 1 u. 2 (ungenau nach Weller 3859).

EI [G*] “Aus̄legūg der || Episteln und Euange || lien vom Aduent an || bis auff Ostern. || Anderrveyt corrigirt || durch Martin || Luther. || Daruber ein nerves || Register. || Gedrueckt zu Wittemberg. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 290 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen Aa –Bb u. A –Z u. Aa –Zz u. aaa –ccc; 14 unbezifferte Blätter u. Blatt i –cclxviij u. Bl. cclxi u. cclxix –cclxxiiij u. 1 unbeziffertes leeres Blatt), das letzte Blatt (= ccc 4) leer. Am Ende (Blatt cclxxiiij [= ccc 4]b Spalte ß Z. 32): “Wittemberg Johan || nes Grunenberg. || 1527. ||

EII [G*] Einige Exemplare haben bei ganz gleichem Satz auf dem Titelblatt als letzte Zeile “|| M.D.XXViij ||”

Die Bogen A –Z und Aa –Mm bilden einen Restbestand der mit dem Impressum “Wittemberg Johannes Grunenberg. 1525.” erschienenen Fastenpostille (S. IX: C), die übrigen Bogen sind von Hans Weiß in Wittenberg gedruckt, aber in neuem Satz gegenüber C; vgl. Joh. Luther a. a. O. S. 203 ff.

Vohanden: Bamberg, *Berlin (Luth. 1985), *Dresden (Titelblatt fehlt), *Marburg St. A (EI), *München H., Schweinfurt St. (EI)| — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXII: 1528 Nr. 2.

F [Lo] “Auslegung der Epi- || steln vnd Euangelien vom Ad- || uent an bis auff Ostern. || Anderweyt Corrigirt durch || Martin Luther. || Daruber ein new || Register. || M. D. XXVIII. || Wittemberg. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 368 Blätter in Folio (= 1 Ternio ohne Buchstabensignatur u. 1 Quarternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Zz u. AAa –NNn; 14 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CCCXLIX u. CCCXL. –CCCXLIIII), Blatt 8 des zweiten Bogens ohne Buchstabensignatur u. die letzte Seite (= Blatt NNn 6b) leer. Am Ende (Blatt NN 6a Z. 30): “Gedruckt zu Wittemberg || Michael Lother. || M. D. XXVIII. |”

Vorhanden: *Arnstadt (Nr. 612), Rothenburg o. I. — Fehlt Erl. Ausg.

G [Lo*] “Auslegung der || Episteln und Euangelien || vom Aduent an, bis || auff Ostern. || Anderweyt Corrigirt || durch Mart. Luther. || Auffs newe vbersehen, vnd || mit schoenen lieblichen figuren || geschmueckt, Auch mit eim vlei || ssigen newen Register odder || Summen, alles des, was ynn die- || sen Postillen gehandelt, gebessert. || Aller Text nach der newen || dolmetzschung geendert. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 368 Blätter in Folio (= 2 Bogen ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Zz u. AAa –OOo; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCCLVIII), Blatt 4b des zweiten Bogens ohne Buchstabensignatur [WA s. xix] u. die letzte Seite (= Blatt CCCLVIII [= OOo 6]b) leer. Am Ende (Blatt CCCLVIII [= OOo 6]a Z. 21): “Gedruckt zu Magdeburg. || Michael Lotther. || M. CCCCC.XXX. ||”

Mit Textholzschnitten bei den Evangelienpredigten.

Vorhanden: *Arnstadt (Nr. 613), Wolfenbüttel, Zwickau. — Fehlt Erl. Ausg., wenn nicht = Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIII: 1531 Nr. 1; eine solche Ausgabe [Lo* bei Köhler] ist nicht ermittelt.

H [Lu = Lu*] “Auslegung der || Episteln vnd Euangelien || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweyt corrigrit durch || Martinum Luther. || Daruber ein newes || Register. || Gedruckt zu Wittemberg || M.D. XXVIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 310 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen u. A –Z u. a –z u. aa –ee; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt I u. ij. –liiij. u. lvi. –ccci.), Blatt 6b u. die letzte Seite (= Blatt ee 4 b) leer. Am Ende (Blatt ccci. [= ee 4]a Z. 47): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Lufft. ||”

Mit Textholzschnitten bei den Euangelienpredigten.

Vorhanden: *Bamberg (der erste Bogen gehört zu E; s. Anm.), Düsseldorf St., Halle W., Heidelberg, *Königsberg U., Leipzig U., *München H. (20 Hom. 267), *Rostock U., Straßburg, Wolfenbüttel, Zeitz St., Zwickau. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXII: 1528 Nr. 1.

Anm.: Köhlers Lu ist ein Bamberger Exemplar, das Titel und ersten Bogen aus E, den Text selbst aus H entnommen hat.

I [Lu*] “Auslegung der || Episteln vnd Euangelien || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweit corrigirt durch || Martinum Luther. || Daruber ein newes || Register. || Gedruckt zu Wittemberg || M.D. XXX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 334 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen u. A –Z u. a –z u. Aa –Hh; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CLXVI. u. CLXV. –CCCXXII. mit Fehlern in der Bezifferung), Blatt 6 b u. die letzte Seite (= Blatt Hh 6 b) leer. Am Ende (Blatt CCCXXII. [= Hh 6]a Z. 37): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Lufft. ||

Mit Textholzschnitten bei den Evangelienpredigten.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2006 [fehlt Blatt N 2] u. an Luth. 2008bis), Frankfurt a. M., Halle, Marburg, Nürnberg, Straßburg, Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIII: 1530 Nr. 1.

K [Lo*] [Auslegung der Evangelien vom Advent an bis auf Ostern.] 487 Blätter in gr.=80 oder 40 (= 1 Quarternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen u. A –Z u. a –z u. Aa –Nn; 16 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCCCLXXI [mit vereinzelten Fehlern]). Am Ende (Blatt CCCCLXXI [= Nn 7]b Z. 26): “Gedruckt zu Magdeburg durch || Michel Lotther. || M.D.XXXij. ||”

Mit Holzschnitten.

Vorhanden: *Wolfenbüttel (Titelblatt u. verschiedene andere Blätter fehlen). — Wohl Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1532 Nr. 3.

[WA s. xx]

L [Lu*] “Auslegung der || Episteln vnd Euangelien || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweit corrigirt durch || Martinum Luther. || Daruber ein newes || Register. || Gedruckt zu Wittemberg. || M. D. XXXII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 334 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen “(”u. A –Z u. a –z u. Aa –Hh; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CLXVI. u. CLXV – CCXXVIII. u. CCXXVIII. –CCXLIX. u. CCXL. [statt CCL.] u. CCLII. – CCCXXII. [mit vielen Fehlern außerdem]), Blatt (6b und die letzte Seite (= Blatt Hh 6b) leer. Am Ende (Blatt Hh 6a Z. 38): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Lufft. || M. D. XXXII. ||”

Mit Textholzschnitten wie H. I.

Vorhanden: Bamberg, Coburg, *Danzig St., *München H. (Hom. 269), *Wernigerode, Wittenberg, Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1532 Nr. 1.

M [Lo*] “Auslegung der || Episteln vnd Euangelien, || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweit corrigirt durch || Martinum Luther. || Darueber ein newes || Register. || M. D. XXXIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 340 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen u. A –Z u. a –z u. Aa –Ji; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt I. —CCCXXX. [mit einigen Fehlern]), die letzte Seite (= Blatt CCCXXX. [= Ji 6]b) leer. Am Ende (Blatt CCCXXX. [= Ji 6]a Z. 28): “Gedruckt durch Michaelem Lotther. || M. D. XXXIII. ||”

Mit Textholzschnitten.

Ort der Ausgabe: Magdeburg. Gedruckt sind Bogen A –X von Melchior Lotther dem Älteren in Leipzig, die übrigen Bogen von Michael Lotther in Magdeburg; vgl. Joh. Luther im Zentralblatt f. Bibliothekswesen Jg. 32 (1915), S. 145 ff.

Vorhanden: Freising Seminar-B., *München H. (2 0 Hom. 271), Salzburg Stud.-B. —Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1533 Nr. (einziger Druck); fehlt bei Hülße.

N [Lo*] “Auslegung der || Episteln vnd Euangelien, || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweit corrigirt || durch Mart. Luther. || Darueber ein newes || Register. || M. D. XXXV. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 340 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen * u. A –Z u. a –z u. Aa –Ji; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt i. –cxxvi. u. CXXVII —CCCXXX. [mit häufigen Fehlern]), die letzte Seite (= Blatt CCCXXX. [= Ji 6]b) leer. Am Ende (Blatt CCCXXX. [= Ji 6]a Z. 29): “Gedruckt durch Michaelem Lotther. || M. D. XXXV. ||”

Ort der Ausgabe: Magdeburg. Gedruckt sind Bogen A –X von Melchior Lotther dem Älteren in Leipzig, die übrigen Bogen von Michael Lotther in Magdeburg; vgl. Joh. Luther a. a. O. S. 154 ff.

Völlig verschiedener Satz von M.

Vorhanden: Knaakesche Sammlung; *Berlin (Luth. 2015/4), *Nürnberg GM., *Wolfenbüttel (fehlt das letzte Blatt). — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1535 Nr. 1 (nur kurz als neue Auflage der Ausgabe v. J. 1533 bezeichnet); Hülße Nr. 144.

[WA s. xxi]

O [S*] “Auslegung der || Episteln vnd Euangelien || vom Aduent an bis || auff Ostern. || Anderweit corrigirt durch || Martinum Luther. || Darüber ein newes || Register. || Gedrückt zn Wittemberg. || M. D. XXXV. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 334 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen * u. A –Z u. a –z u. Aa –Hh; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CLXVIII. u. CVXVII. u. CLVVIII. u. CLXIX –CCCXXII.), Blatt * 6b u. die letzte Seite (= Blatt Hh 6b) leer. Am Ende (Blatt Hh 6a Z. 39): “Gedrückt zu Wittemberg durch || Peter Seitz. || M. D. XXXV. ||”

Typen und Holzschnitte von Lufft.

Vorhanden: Knaakesche Sammlung; *Berlin (Luth. 2015), Jena, *Karlsruhe L., *München H., *Stuttgart, *Wernigerode. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1535 Nr. 2.

PI [Lu*] “Auslegung der || Episteln vnd || Euangelien vom Aduent || an bis auff Ostern. || Durch Doctorem Martinum || Luther. || Auffs new corrigirt mit einem || nuetzlichen Register. || Gedruckt zu Wittemberg. || Durch Hans Lufft. || M. D. XL. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 346 Blätter in Folio (= Bogen u. * u. A –Z u. a –z u. Aa –Jj; 14 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CCCXXXII.), die letzte Seite (= Blatt CCCXXXII. [= Jj]b) leer. Am Ende (Blatt CCCXXXII. [= Jj 8]a Z. 21): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Lufft. || M. D. XL. ||”

Mit Textholzschnitten wie H –I, L. O.

Vorhanden: *Jena U. (Op. th. V, f. 17). — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXV: 1540 Nr. 1.

PII [Lu*] “Auslegung der || Episteln vnd || Euangelien, vom Aduent || an bis auff Ostern. || Durch Doctorem Mar- || tinum Luther. || Auffs new corrigirt vnd etwo ge- || bessert. || Mit einem nuetzlichen Register. || Wittemberg. || M. D. XLIII. ||” Mit Titeleinfassung. Alles übrige wie bei der Ausgabe Wittenberg, Hans Lufft 1540, von der die vorliegende Ausgabe nur eine Titelauflage ist, für die das Titelblatt und das damit zusammenhängende Blatt 6 des ersten Bogens neu gedruckt wurden.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2021), *Chemnitz, Dessau, Dillingen, Dresden, Hamburg, Lindau, Straßburg, *Stuttgart, *Wolfenbüttel, Zerbst. — Fehlt Erl. Ausg.

 

 

V. Crucigers Sommerpostille.

Cr. A “Auslegung der || Episteln vnd || Euangelien, von Ostern || bis auff das Ad- || uent. || D. Mar. Lut. || Auffs new zugericht. || Wittemberg. || Gedruckt durch Hans Lufft. || M. D. XLIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 486 Blätter in Folio (= Bogen A u. * u. * u. A –Z u. a –z u. Aa –Zz u. AA –HH; 16 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CCCCLXIII. mit außerordentlich fehlerhaster Bezifferung), Blatt A 6b [WA s. xxii]

 

und die letzte Seite (=Blatt HH 8b) leer. Am Ende (Blatt Hh 8a Z. 38): “Gedrueckt zu Wittemberg durch Hans Lufft, || Anno M. D. XLIII. ||”

Zweiter Band der Jahrespostille, vgl. oben PII (S. XXI).

Vorhanden: *Berlin (an Luth. 2021), Breslau U., *Chemnitz, Coburg, Dessau, Dillingen, Dresden, Erlangen, Gotha, Hamburg, Jena, Lindau, Straßburg, *Stuttgart, Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXV: 1543 resp. 1544 Nr. 2.

Cr. B in Wolrabs Nachdruck, s. g unten S. XXXVI.

 

 

VI. Steph. Roths Evangelienpostille.

 

 

1. Winterteil.

“Ausle- || gung der Euange- || lien vom Aduent bis || auff Ostern, sampt || viel andern Predigten. || Martin. Luther. || Wittemburg. || M. D. XXVIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 488 Blätter in Ostav (= Bogen aa u. A –Z u. a –z u. Aa –Oo; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j –ccccl u. 30 unbezifferte Blätter), die drei letzten Seiten (= Blatt Oo 7b Oo 8) leer. Am Ende (Blatt Oo 7a Z. 1): “Gedruckt durch Gabriel Kantz. || [Druckerzeichen] ||”. Titel in Schwarzund Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

Vorhanden: *Arnstadt (Nr. 716; defekt), *Dessau, Zwickau. —Fehlt Erl. Ausg.

“Außlegūg || der Euangelien || vom Aduent biß || auff Osteren, || sampt vil an || dern pre- || digen. || M. D. XXVIII. ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther, Titeleinfassungen: Tafel 116a). Titelrückseite bedruckt. 302 Blätter in Quart (= 1 Bogen ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Zz u. AAa –EEe; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCLXXXVIII u. 10 uubezifferte Blätter).

Druck von Heinrich Steiner in Augsburg.

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; *Berlin (Luth. 1991), *München U.; *Bern (G.-U. (sehr defekt). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegūg || der Euange || lien vom Aduent || bis auff Ostern, sampt || viel andern Predigten. || Martin Luther. || Wittemberg. || M. D. XXX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 432 Blätter in Oktav (= 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Gg; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j –cccxcvj u. cccicvij [statt cccxcvij] u. 27 unbezifferte Blätter), die zwei letzten Blätter (= Blatt Gg 7 Gg 8) leer. Am Ende (Blatt Gg 6b Z. 25): “Gedruckt durch Mel- || cher Sachssen. ||” Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

Druckort: Erfurt.

Vorhanden: *Wolfenbüttel (990. 109 Th. 80). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegūg || der Euange || lien vom Aduent || bis auff Ostern, sampt || viel andern Predigten. || Martin Luther. || M. D. XXXII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 407 Blätter in Oktav (= 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Dd; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j –ccclxxxij u. 17 unbezifferte Blätter), Blatt Bb 7a leer. Am Ende (Blatt Dd 7b Z. 27): “Gedruckt M. D. xxxij. ||” Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben. Zeile 1 des Titels ist ein Holzschnitt.

Druck von Andreas Rauscher in Erfurt.

Vorhanden: *Wolfenbüttel (990. 105 Th. 80. — Fehlt Erl. Ausg.

[WA s. xxiii]2. Sommerteil.

“Auslegūg || der Euangelienn, || von Ostern biß auffs || Aduent, gepredigt || durch Mart. || Luther zů || Wittemberg. || M. D. XXVI. || ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther: Tafel 116 a). Titelrückseite leer. 326 Blätter in Quart (= 1 Ternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Zz u. AAa –HHh; 6 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCCVI u. 14 unbezifferte Blätter), letzte Seite (= Blatt HHh 4b) leer.

Druck von Heinrich Steiner in Augsburg.

Vorhanden: *Knaakesche Sammlung; *Berlin (Luth. 1975), München *H. u. *U., *Stuttgart, *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.; Weller Suppl. I, 389 und richtiger Suppl. II, 554.

“Ausle- || gung der Euā || gelien, von Os- || tern bis auffs || Aduent, ge- || predigt || durch Mart. Luther. || Gedruckt zu Wittem || berg 1. 5. 27. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 456 Blätter in Oktav (= Bogen u. A –Z u. a –z u. Aa –Hh u. * u. 8 unbezifferte Blätter u. Blatt i –154 u. 156 –432 u. 17 unbezifferte Blätter), die drei letzten Seiten (= Blatt 7b 8) leer. Blatt 432 (= Hh 7)b Z. 11: “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Weiss. 1. 5. 27. ||” Darauf folgt auf Blatt Hh 8a –7a das “Register”.

Vorhanden: *Gotha (Th. 8. 755), *Zwickau. — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung || der Euangelien, || von Ostern bis || auffs Aduent, ge || predigt durch || Mart. Lu- || ther. || Wittemberg. || 1. 5. 2. 7. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 471 Blätter in Oktav (= Bogen * u. A –Z u. a –z u. Aa –Mm; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt 1 –449 u. 14 unbezifferte Blätter).

Druck von Michel Blum in Leipzig.

Vorhanden: *Wolfenbüttel (990._105 Th. 80). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung || der Euange || lien, von Ostern bis || auffs Aduent, gepre- || digt durch Martinū || Luther. || tzu Wittemberg. || M. D. XXvij. || Gedruckt. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 218 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Mm u. a –b; 4 unbezifferte Blätter u. Fo. i. –ccv. u. 9 unbezifferte Blätter), Blatt ccv. (= Mm 3)b, Mm 4 u. die letzte Seite (= Blatt b 4b) leer. Blatt ccv. ( — Mm 3)a Z. 28: “Gedrueckt Michel Lotter. ||”

Druckort: Wittenberg.

Vorhanden: Altenburg L., *Berlin (Luth. 1978), Rothenburg a. T., *Wernigerode (Titelblatt fehlt). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegūg der || Euāgelien von Ostern || bis auffs Aduent, || gepredigt durch || Mart. Luth. || Wittemberg. || M. D. XXVII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 170 Blätter in Folio (= Bogen u. u. A –Z u. a –f; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CLXI u. 1 unbeziffertes leeres Blatt), Blatt 4b u. die drei letzten Seiten (= Blatt f 5b f 6) leer. Am Ende (Blatt CLXI [= f 5]a Spalte ß Z. 40): “Gedruckt zu Vuittem- || berg, durch Hans Lufft, Im Jar, || M. D. XXvij.” || Zweispaltig gedruckt.

Vorhanden: *Berlin (an Luth. 1985), *Dresden, *Königsberg U., *Marburg, *München H., Schweinfurt St., Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXI: 1527 Nr. 1 (ungenau).

“Auslegung der || Euangelien, von || Ostern bis auffs Aduent, || gepredigt durch || Martinum Luther. || zu Wittemberg. || M. D. XXVIII. || Auffs new vbersehen vnd gebessert, || sampt dem Sermon, Von des || Juedischen Reichs vnd der || Welt ende. || ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 196 Blätter in Folio (= Bogen [WA s. xxiv]

 

A –Z u. Aa=Ji u. K; 3 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CLXXXVIII u. 5 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt K 6b) leer. Am Ende (Blatt K 6a Spalte ß Z. 43): “Gedrückt zu Wittemberg || durch Georgen Rhaw. ||”

Vorhanden: *Bamberg, *Berlin (Luth. 1987), Dessau, Düsseldorf St., *Königsberg U., Leipzig U., *München H., *Rostock U., Wolfenbüttel, Zwickau. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXII: 1528 Nr. 3.

“Auslegunge || der Euangelien, von Ostern || bis auffs Aduent, gepre- || digt durch Doctorem || Martinum Luther zu || Wittemberg. || Auffs new vbersehen vnd || gebessert mit etzlichen Ser- ||monen, mit schoenen Figurn || vor nicht gesehen, vnd vleissigem || Register aller stueck so am rande der || bletter dieser Postillen annotirt sein. || Hat gedruckt Michael Lotther. || M. D. XXIX. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 234 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Pp u. Q[2]; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCXXIII u. 7 unbezifferte Blätter), Blatt 4b des ersten Bogens ohne Buchstabensignatur u. die zwei letzten Blätter (= Q[2] 3 Q[2] 4) leer.

Ort der Ausgabe: Magdeburg. Bogen A –M hat Michael Lotther noch in Wittenberg, die übrigen Bogen nach seiner im Sommer 1528 erfolgten Übersiedelung in Magdeburg gedruckt; vgl. Joh. Luther im Zentralblatt f. Bibliothekswesen Ig. 32 (1915) S. 156 ff.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1997), *Gotha, Halle W., *Hamburg St., Königsberg St., Rudolstadt, *Wernigerode. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXII: 1529 Nr. 1; Hülße, Beiträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg (Geschichts- Blätter für Stadt u. Land Magdeburg, Jg. 15 –17, 1880 –1882) Nr. 56.

“Auslegūg || der Euangelienn, || von Ostern biß auffs || Aduent, geprediget || durch Mart. || Luther zů || Wittemberg || M. D. XXIX. || * ||” Mit Titeleinfassung (J. Luther, Titeleinfassungen: Tafel 116 a). Titelrückseite leer. 320 Blätter in Quart (= 1 Ternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Zz u. AAa –FFf; 6 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCCVI u. 8 unbezifferte Blätter), das letzte Blatt (= FFf 6) leer.

Druck von Heinrich Steiner in Augsburg.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2002), *München H. —Erl. Ausg 2 7, S. XXXII: 1529 Nr. 2 ist wohl diese Ausgabe, fälschlich als Wittenberger bezeichnet.

Auslegung der || Euangelien, von || Ostern bis auffs Aduent, || gepredigt durch || Martinum Luther. || zu Wittemberg. || M. D. XXX. || Auffs new vbersehen vnd gebessert, || sampt dem Sermon, Von des || Juedischen Reichs vnd der || Welt ende. || ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 212 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Mm; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCIII u. 5 unbezifferte Blätter), Blatt 4b des ersten Bogens ohne Buchstabensignatur u. die letzte Seite (= Blatt Mm 6b) leer. Am Ende (Blatt Mma unter den Spalten): “Gedrůckt zu Wittemberg durch || Georgen Rhaw. || ||” — Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben; auch die drei Blättchen am Fuße des Titels in Rotdruck.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2008), Frankfurt a. M., Halle, Nürnberg, Straßburg, Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIII: 1530 Nr. 2.

Ausle- || gung der Euā- || gelien, von Ostern || bis auffs Aduent, || gepredigt || durch Mar. Luther. || Gedruckt zu Wittem. || durch Hans Weiss. || M. D. xxx. || Mit Titeleinfassung. [WA s. xxv]

 

Titelrückseite bedruckt. 480 Blätter in Oktav (= Bogen u. A –Z u. a –z u. Aa –Nn; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt I –470 mit andauernd fehlerhafter Bezifferung u. 5 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt Nn 8b) leer. Ohne Impressum am Ende.

Vorhanden: *Wolfenbüttel (990. 106 Th. 8o). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegünge der || Euangelien, von Ostern bis || auffs Aduent, gepredigt || durch Doctorem Mar- || tinum Luther zu || Wittemberg. || Auffs new vbersehen vnd || gebessert mit etlichen Ser- || monen, mit schoenen Figurn || vor nicht gesehen, vnd vleissigem || Register aller stueck so am rande der || bletter dieser Postillen annotirt sein. || M D XXXI. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 228 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Pp; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt j —CCXIX u. 5 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt Pp 4b) leer. Am Ende (Blatt Pp 4a unter den Spalten): “Gedruckt bey Michael Lotther. ||”

Ort der Ausgabe: Magdeburg.

Vorhanden: Berlin (Graues Kloster), *München H. (Hom. 268), *Nünberg GM., *Wolfenbüttel, Zwickau. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIII: 1531 Nr. 3.

“Auslegung der || Euangelien, von || Ostern bis auffs Aduent, || gepredigt durch || Martinum Luther. || zu Wittemberg. || M. D. XXXII. || Auffs new vbersehen vnd gebessert, || sampt dem Sermon, Von des || Juedischen Reichs vnd der || Welt ende. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 212 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Mm; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CCIII. u. 5 unbezifferte Blätter), Blatt 4b des ersten Bogens ohne Buchstabensignatur und die letzte Seite (= Blatt Mm 6b) leer. Am Ende (Blatt Mm 6a unter den Spalten): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Hans Lufft, Im jare. || M. D. XXXII. ||”

Vorhanden: Arnstadt, *Berlin (Luth. 2011), Coburg, *Danzig St., Gotha, Jena, *München H., Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1532 Nr. 4.

“Auslegūg || der Euangelien, || von Ostern bis auffs Ad || uent, gepredigt durch || Martinum Lu- || ther zu Wittemberg. || M. D. XXXij. || Auffs new vbersehen vnd gebes- || sert, sampt dem Sermon, || Von des Juedischen || Reichs vnnd der || Welt ende. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 436 Blätter in Oktav (= 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Hh; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j —ccccxx [mit vielen Fehlern in der Bezifferung] u. 8 unbezifferte Blätter), Blatt 8b des ersten Bogens u. Blatt ccccxx (= Gg 4)b u. die letzte Seite (= Blatt Hh 8b) leer. Am Ende (Blatt Hh 8a Z. 31): “Gedruckt dey Andreas || Rauscher. Anno. M. D. xxxij ||”

Druckort: Erfurt.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2013; früher Knaakesches Exemplar). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung || der Euangelien, || von Ostern bis auffs || Aduent, gepredigt || durch Mart. || Luther. || Wittemberg. || M. D. xxxiij. ||“ Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 488 Blaätter in Oktav (= 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. Aa –Oo; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt i –cccclxxiiij. u 6 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt Oo 8b) leer. Am Ende (Blatt Oo 8a Z. 30): “Gedruck [so!] zu Wittemberg durch || Joseph Klug. ||“

Vorhanden: *München U. (Luther Nr. 72). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung der || Euangelien, von || Ostern bis auffs Aduent, || gepredigt durch || Mart. Luther. || zu Wittemberg. || M. D. XXXVVI. || Auffs new ubersehen und gebessert, || [WA s. xxvi]

 

sampt dem Sermon, Von des || Juedischen Reichs vnd der || Welt ende. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 212 Blätter in Folio (= Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Mm; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CCIII. u. 5 unbezifferte Blätter), Blatt 4b des ersten Bogens ohne Buchstabensignatur und die letzte Seite (= Blatt Mm 6b) leer. Am Ende (Blatt Mm 6a unter den Spalten): “Gedruckt zu Wittemberg durch || Peter Seitz, Im jare || M. D. XXXVI. ||”

[Fortsetzung zu O.]

Vorhanden: *Karlsruhe HL, *Stuttgart L. (Theol. Luth. 566), *Wernigerode. — Fehlt Erl. Ausg.

 

 

3. Festteil.

“Außlegung || der Euange || lien, an den fürnem || sten Festen jm gantzen || jare, geprediget || durch || Mar. Luther || zů Wittemberg. || * || M. D. XXVII ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 292 Blätter in Quart (= Bogen a u. A –Z u. a –z u. AA –ZZ u. Aa –Cc; 6 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCLXXII u. 14 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt Cc 2b) leer.

Druck von Heinrich Steiner in Augsburg.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1982), Halle. — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegūg || der Euangelien || an den fuernemisten Festen || ym gantzen iare, gepre- || digt durch || Mar. Luth. || Gedrueckt zu Wittemberg. || 1527 ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 484 Blätter in Oktav (= Bogen aa u. A –Z u. a –z u. AA –OO; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCCCLVI u. 20 unbezifferte Blätter), Blatt LL 8b u. die letzte Seite (= Blatt OO 8b) leer. Am Ende (Blatt OO 8a Z. 7): “Gedruckt zu Wittemberg || durch Nicolaum || Schirlentz. || 1527 ||”

Die erste Zeile des Titels war zunächst in einer etwas länglichen Type gesetzt, sie wurde durch eine etwas breitere ersetzt; Blatt I (= A 1)a Z. 3 steht in einigen Exemplaren “Matthei. IIII.”, in anderen “Matthei. iiij.” Beides sind nur Korrekturen während des Druckes.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1981 u. 1981 a), Dessau, Erfurt, *Lüneburg St., *Stuttgart, *Wernigerode, *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.

“Ausleg- || ung der Euā || geliē an den fuernemi- || sten Festen ym gantzen iare, || gepredigt durch || Mar. Luth. || Wittemberg. || 1527. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 372 Blätter in Oktav (= Bogen aa u. A –Z u. a –z; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j. –cccl. u. 14 unbezifferte Blätter), Blatt aa 8b u. die letzte Seite (= Blatt z 8b) leer. Am Ende (Blatt z 8a Z. 20): “Gedruckt zu Erffurd || durch Johānem Lo- || ersfelt zum Halben || Radt ynn der Mey- || mer gassen. || 1527 ||”

Vorhanden: *Wolfenbüttel (990. 107. Th.); Olmütz. — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung || der Euange || lien an den furnemi- || sten Festen ym gan- || tzen iare, gepre- || digt durch || Mart. Luther. || Gedruckt zu Wittemberg. M. D. XXVII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 180 Blätter in Folio (= Bogen — u. a –z u. A –F 4 unbezifferte Blätter u. [WA s. xxvii]

 

Blatt I –CLXIX. u. 7 unbezifferte Blätter), letzte Seite (= Blatt F 8b) leer. Am Ende (Blatt F 8a unter den Spalten): “Gedruckt zu Wittemberg Michel Lother. || M. D. XXVII. ||”

Vorhanden: *Berlin (an Luth. 1978), *Hamburg, München *H u. *U., Rothenburg a. T., Schweinfurt St., *Wernigerode, Zeitz St. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXI: 1527 Nr. 2.

“Auslegūg der || Euangelien || an den furnemisten || Festen ym gantz- || en Jar, gepre- || digt durch || Marti:Luther. || Wittemberg: ||“ Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 146 Blätter in Folio (= 1 Quaternio ohne Burchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Bb; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt i. –cxxxvij. u 1 unbeziffertes leeres Blatt), Blatt 8 des ersten Bogens u. das letzte Blatt (= Bb 6) leer. Am Ende (Blatt cxxxvij. [=Bb 5]b unter den Spalten): “Gedrückt ynn der Newen Vni- || uersitet Marpurg durch || Johañ Loers̄felt. ||”

Druckjahr: 1528.

Der Druck dieser Ausgabe war von Gabriel Kantz in Zwickau begonnen und für die Bogen A –M durchgeführt, als ein Brand in seiner Druckerei ihn an der Fortführung hinderte. Diese übernahm Loersfelt in Marburg für die Bogen N –Z und Aa –Bb. Loersfelt druckte auch das Titelblatt, Kantz aber wiederum die Blätter 2 –7 des ersten Quaternio ohne Buchstabensignatur und setzte auch sein Druckerzeichen auf Blatt 7b dieses Bogens. Vgl. Joh. Luther im Zentralblatt f. Bibliothekswesen Ig. 32 (1915), S. 213 ff.

Vorhanden: Marburg StA., *München H. u. U., Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXI: 1527 Nr. 3 (es fehlt die Druckerangabe am Ende); v. Dommer, die ältesten Drucke aus Marburg in Hessen (Marburg 1892), Nr. 8.

“Auslegūg || der Euangelien || an den fuernemisten Festen || ym gantzen iare, gepre- || digt durch || Martinum Luther. || M. D. XXviij. || Mit vleis vbersehen vn̄ gebessert, || sampt einem newen Sermon || am Christag, auff das || Euangelion Jo- || hannis. j. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 376 Blätter in Oktav (= Bogen AA u. A –Z u. a –z; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j. –cccliiij. u. 14 unbezifferte Blätter), letzte Seite (= Blatt z 8b) leer. Am Ende (Blatt z 8a Z. 26): “Gedruckt zu Erffurdt || durch Melchior Sachssen, || ynn der Archen Noe. || 1528. ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1994; Blatt l 4 l 5 fehlen), Breslau St., Wittenberg, *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung der || Euangelien, an || den fürnemisten Festen || ym gantzen iare, ge- ||predigt durch || Martinum Luther. || M. D. XXVIII. || Mit vleis vbersehen vnd gebessert, sampt || einem newen Sermon am Christag, || auff das Euangelion Johannis. j. ||“ Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 172 Blätter in Folio (= Bogen A –Z u. a –g; 3 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CLXIII u. 6 unbezifferte Blätter), letztes Blatt (= g 4) leer. Am Ende (Blatt g 3b unter den Spalten Z. 2): “Gedrückt zu Wittemberg durch || Georgen Rhaw. || M. D. XXVIII. ||”

[WA s. xxviii]

Vorhanden: *Bamberg, *Berlin (an Luth. 1987), Dessau, Düsseldorf St., Halle W., Heidelberg, *Königsberg U., Leipzig U., *München H., *Rostock U., Wolfenbüttel. Zwickau. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXII: 1528 Nr. 4.

“Außlegung || der Euange || lien, an den fürnem || sten Festen jm gantzen || jare, gepredigt || durch || Mar. Luther || zů Wittemberg: || * || M.D.XXIX.||” Mit Titeleinfassung (J. Luther, Titeleinfassungen: Tafel 114a). Titelrückseite leer. 292 Blätter in Quart (= Bogen a. u. A –Z u. a –z u. AA –ZZ u. Aa –Cc 6 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCLXXII u. 14 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt Cc 2b) leer.

Druck von Heinrich Steiner in Augsburg.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2003), Dessau, Eisenach, *Erlangen, *München H., Weimar. — Erl. Ausg. 2 7 S. XXXII: 1529 Nr. 3 ist wohl diese Ausgabe, fälschlich als Wittenberger bezeichnet.

“Auslegung der || Euangelien, an || den fürnemisten Festen, || ym gantzen iare, ge- || predigt durch || Martinum Luther. || Mit vleis vbersehen vnd ge- || bessert, sampt einem newen || Sermon am Christag, auff || das Euangelion Johannis. j. || auch andern predigten mehr. || Gedruckt zu Magdeburg zum || Lindwurm. Michael Lotther. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 232 Blätter in Folio (= Bogen A –Z u. Aa –Qq; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCXXIIII), die letzte Seite (= Blatt Qq 4b) leer. Am Ende (Blatt CCXXIIII [= Qq 4]a Z. 48): “Gedruckt zu Magdeburg zum Lindtwurme, || Michael Lotther. ||“

Vorhanden: *Berlin (Luth. 1997), Dresden, *Gotha, Halle W., *Wernigerode, Zwickau. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXV: Sine anno Nr. 2; Hülße Nr. 57.

“Auslegung der || Euangelien, an || den fürnemisten Festen || ym gantzen iare, ge- || prediget durch || Martinum Luther. || M. D. XXX. || Mit vleis vbersehen vnd gebessert, sampt || einem newen Sermon am Christag, || auff das Euangelion Johannis. j. || auch andern predigten mehr. | .•. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 182 Blätter in Folio (= Bogen A u. A –Z u. a –g; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CLXXIII u. 5 unbezifferte Blätter), Blatt 4 des ersten Bogens A u. Blatt f 6 u. die letzte Seite (= Blatt g 4b) leer. Am Ende (Blatt g 4a Spalte ß Z. 27): “Gedrůckt zu Wittemberg || durch Georgen || Rhaw. ||”

Vorhanden: *Berlin (an Luth. 2008), Frankfurt a M., Halle, Nürnberg, Straßburg, Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIII: 1530 Nr. 3.

“Auslegung der || Euangelien, an den fuerne- || misten Festen, ym gantzen || iare, gepredigt durch || Martinum Luther. || Mit vleis vbersehen vnd ge- || bessert, sampt einem newen || Sermon am Christag, auff || das Euangelion Johannis. j. || auch andern predigten mehr. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 186 Blätter in Folio (= 1 Ternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Gg; 6 unbezifferte Blätter u. Blatt j –CLXXX), die letzte Seite (= Blatt CLXXX [= Gg 6]b) leer. Am Ende (Blatt CLXXX [= Gg 6]a Z. 39): “Gedruckt bey Michel Lotther. ||”

[WA s. xxix]

Ort der Ausgabe: Magdeburg. Druckjahr nach bibliographischen Ermittelungen: 1531.

Vorhanden: Berlin (Graues Kloster), *München H. (Hom. 268, 2), *Nürnberg GM. (Inc. 3499), *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung der || Euangelien, an || den furnemisten Festen || jm gantzen jar, || geprediget || durch || D. Mart. Luther. || M. D. XXXII. || Mit vleis vbersehen vnd gebessert, || sampt einem newen Sermon am || Christag, auff das Euangelion || Johannis. j. auch andern || predigten mehr. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 182 Blätter in Folio (= Bogen A u. Bogen A –Z u. a –g; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CLXXIII. u. 5 unbezifferte Blätter), Blatt A[1] 4 u. f 6 u. die letzte Seite (= Blatt g 4b) leer. Am Ende Blatt g 4a unter den Spalten: “Gedruckt zu Wittemberg || durch Georgen || Rhaw. || ||”

Vorhanden: Arnstadt, *Berlin (an Luth. 2011), Coburg, *Danzig St., Gotha, Jena, *München H., Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXIV: 1532 Nr. 6.

“Auslegüng || der Euangelien, an || den fuernemisten Festen, im || gantzen jare, gepredigt || durch Martinum || Luther. || Mit vleis vbersehen vnd ge || bessert, sampt einem newen Sermon || am Christag, auff das Euangelion || Johannis. j. auch andern pre- | digten mehr. ||“ Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 255 Blätter in Großoktav (= 1 Quarternio ohne jede Signatur u. Bogen A –Z u. Aa –Hh; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j —CCXLVI u. 1 unbeziffertes Blatt), Blatt 8b des ersten, signaturlosen Bogens und Blatt Hh 7b leer. Am Ende (Blatt Hh 7a Z. 1): “Gedruckt durch Michel || Lotther. || M. D. XXXiij. ||”

Druckort: Magdeburg. [Vgl. K, das als erster Teil dieser Ausgabe gelten kann.]

Vorhanden: *Wolfenbüttel (990. 108a. Th.). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung der || Euangelien, an || den furnemesten Festen || im gantzen jar, || geprediget || durch || D. Mart. Luther. || D. M. XXXVI. || Mit vleis vbersehen vnd gebessert, || sampt einem newen Sermon am || Christag, auff das Euangelion || Johannis. j. auch andern || predigten mehr. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 182 Blätter in Folio (= Bogen A u. Bogen A –Z u. a –g; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I. –CLXXIII. u. 5 unbezifferte Blätter), Blatt 4 des ersten Bogens A und Blatt f 6 und die letzte Seite (= Blatt g 4b) leer. Am Ende (Blatt g 4a unter den Spalten): “Gedruckt zu Wittemberg || durch Hans Lufft. ||”

Vorhanden: *Karlsruhe HL., *Stuttgart L. (Theol. Luth. 566), Trier St., *Wernigerode (unvollständig). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung || der Euangelien, an || den furnemesten Festen jm || gantzen jar, geprediget durch || D. Mart. Luth. || Mit vleis vbersehen vnd ge- || bessert, sampt einem newen Ser || mon am Christag, auff das E- ||uangelion Johannis. j. || Auch andern predig- || ten mehr. || M. D. XXXVI. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 407 Blätter in Oktav (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –z u. [WA s. xxx]

 

Aa —Ee; 4 unbezifferte Blätter u. Blatt I. —cccxcij. u. 11 unbezifferte Blätter), Blatt cccxcij. (= Cc 8)b und Ee 3b leer. Am Ende (Blatt Ee 3a Z. 7): “Gedruckt zu Erffurdt durch || Melchior Sachssen jnn der || Archen Noe. || M. D. XXXVI. ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2018, früher Knaakesches Exemplar; Blatt h 2 fehlt, auf dem Titel ist Zeile 5 “D. Mart. Luth.” getilgt); *Zwickau (gleichfalls defekt: Blatt H 2 R 1 b 8 r 4 s 3 y 1 Ee 2 –4 fehlen). — Fehlt Erl. Ausg.

“Auslegung || der Euangelien, an den || fuernemesten Festen, || im gantzen jar, || geprediget || durch || D. Mart. Luther. || M. D. XLV. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 96 Blätter in Folio (= 1 Ternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A —P; 6 unbezifferte Blätter u. Blatt I –LXXXVIII u. 2 unbezifferte Blätter), Blatt 6b des ersten Bogens ohne Buchstabensignatur und die 3 letzten Seiten (= Blatt P 5b P 6) leer. Am Ende (Blatt LXXXVIII [= P 4]b unter den Spalten): “Ende des Winterteils. ||”, darauf auf Blatt P 5a Z. 1 “Gedruckt zu Leipzig || durch Nicolaum || Wolrab. || || M. D. XLV. ||” — Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

[Folgt mit neuem Titel:]

“Auslegung || der Euange- || lien an den fuerneme- || sten Festen, von O- || stern bis auffs || Aduent. || D. Mart. Luther || M. D. LXV. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 74 Blätter in Folio (= Bogen a –m; Titelblatt u. Blatt I –LXIX u. 4 unbezifferte Blätter), das letzte Blatt (= m 8) leer. Am Ende (Blatt m 7b unter den Spalten): “Getruckt zu Leipzig durch Nico-||laum Wolrab. ||”

Fortsetzung der Sommerpostille, oben S. XXII (Cr. B.)

Vorhanden: *Düsseldorf StL., *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.

 

 

VII. Gesamtausgaben.

c [K*] “Postill || oder Auszlegung der Epi || steln und Euangelien, durchs gantz jar. || geteylt in zwey teyl. || D. Martin Luthers. || Das erst, vom ersten Sontag an im Aduent, || bitz auff den nechsten Sontag nach Epipha || nie. Mit einer Christlichen vorzede, vnd || underricht dis bůchs, sampt seynem || Register || [Druckerzeichen] || Anno. M. D. XXVII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 236 Blätter in Folio (= Bogen aa –dd u. a –z u. A –M; 22 unbezifferte Blätter u. Blatt I –XCII u. XLIX –LIII u. 1 unbeziffertes Blatt u. Blatt XCIII –CXLI u. CXLI —ccvij. mit vielen Fehlern in der Bezifferung). Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben; das Komma am Ende der sechsten Zeile des Titels ist erst rot gedruckt und dann schwarz überdruckt; vom Druckerzeichen auf dem Titel ist der untere Teil rot überdruckt.

[Folgt mit neuem Titel:] “Das ander || teyl der Postillen: || oder Außlegung der Episteln || und Euangelien. || D. Martin Luthers || Von dem ersten [WA s. xxxi]

 

Sontag nach Epipha- || nie an, bitz auff den ersten Sontag im || Aduent, mit seinem Register. || [Druckerzeichen] || Zů Straßburg bey Wolff Koepphel || Anno. M. D. XXVII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 274 Blätter in Folio (= Bogen u. * u. aa –zz u. AA –VV; 12 unbezifferte Blätter u. Blatt j –cclxj. u. 1 unbeziffertes Blatt), die vorletzte Seite (= Blatt VV 8a) leer. Am Ende (Blatt cclxj. [= VV 7]b Z. 43): “Gedruckt zů Straßburg bey Wolff Koepphel, vnnd vollendet im jar || als man zalt nach der geburt Christi Tausent Fünffhundert, || Syben vnd zwenzig, Am Fünff vnd zwenzig- || sten tag des Mertzens. ||” Die folgende Seite (= Blatt VV 8a) leer, auf der letzten Seite (= Blatt VV 8b) Druckerzeichen. Titel in Schwarz — und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben; vom Druckerzeichen auf dem Titelblatt ist der untere Teil rot überdruckt.

Der erste Teil dieser Ausgabe ist nichts anderes, als der oben S. XIII f. unter b beschriebene Druck der Weihnachtspostille durch Amaudus Farckall in Colmar vom Jahre 1523. Köpfel in Straßburg hat die Restauflage des Farckallschen Druckes übernommen und lediglich Anfang und Schluß, d. i. Blatt 1 (Titelblatt) und 4 des ersten Bogens aa und Blatt 1 und 6 des letzten Bogens M neu gesetzt und auf der Titel- und Schlußseite mit seinem Druckerzeichen versehen.

Vorhanden: *Frankfurt a. M. (Ref. Luth. 16; im ersten Teil fehlen Blatt p 6 D 6 K 3, im zweiten Teil Blatt ce 4 pp 4 pp 5 TT 2), Freiburg, Köln St. (nur Teil I), Leipzig U. (nur Teil I), *München H. (nur Teil I). — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXI f. Nr. 4.

d [K*] “Postill. || oder auszlegung der Epi- || steln vnd Euangelien, nach der zeyt vnd || von den heyligen durchs gātz Jar || anderwert [so] corrigiert durch || Martinum || Luther. || Das erst teyl vom Ersten Sontag an im || Aduent, biß auff den nehesten Sontag || nach Epiphanie. Mit eyner Christ || lichen Vorrede, vnnd vnder || richt dis Bůchs, sampt || seinem Re- || gister. || Zů Straßburg bey Wolff Koepphl. || Anno M. D. xxix. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 252 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur u. 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen a –z u. A –R; 12 unbezifferte Blätter u. Blatt j –ccxl). Am Ende (Blatt ccxl [= R 6]a Z. 18): “... Ge- || druckt zů Straßburg bey Wolff Koepphel, vn̄ || volendet im Hornung, im iar als man || zalt von der geburt vnsers Herren || Jesu Christi. || M. D. xxix. ||” Auf Blatt ccxl [= R 6]b: Druckerzeichen. – Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

[Folgt mit neuem Titel:]

“Das ander teyl || der Postillen, oder auß || legung der Epistelen vnd || Euangelien. || D. Martin Luthers || Von dem ersten Sontag nach Epi || phanie an, biß auf den ersten || Sontag im Aduēt, mit || seinem Register. || [Druckerzeichen] || Zů Straßburg bey Wolff Koepphel || Anno. M. D. XXVIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 273 Blätter in Folio (= Bogen u. * u. aa –zz u. AA –VV; 12 unbezifferte Blätter u. Blatt I –CCLXI). Am Ende (Blatt CCLXI [WA s. xxxii][= VV 7]b Z. 43): “Gedruckt zů Straßburg bey Wolff Koepphel, vnd vollendet im jar || als man zalt nach der geburt Christi Tausent, Fünffhundert, || Acht vnd zwentzig, Am Vier vnd zwentzigsten || tag des Mertzens. ||” — Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

[Folgt mit neuem Titel:]

“Das dritte || teyl der Postillen || oder Auszlegung || der Euangelien an den für- || nemesten Festen jm gantz- || en jar, gepredigt || durch || Mart. Luther. || Zů Straßburg bey Wolff || Koepphel. Anno || M. D. xxviij. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 166 Blätter in Folio (= Bogen AA –BB u. A –Z u. Aa –Cc; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt j –clv u. 1 unbeziffertes Blatt), Blatt BB 4 und die vorletzte Seite (= Cc 6a) leer. Am Ende (Blatt clv [= Cc 5]b Z. 38): “Getruckt zů Straßburg bey Wolff Koepphel || nach der geburt Christi, im jar als || man zalt M. D. xxviij. ||” Die folgende Seite (Blatt Cc 6a) ist leer. Auf der letzten Seite (Blatt Cc 6b): Druckerzeichen.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2000; Titelblatt zu Teil II fehlt), *Heidelberg (nur Teil I, defekt), *Marburg (nur Teil II u. III, letzterer defekt). — Fehlt Erl. Ausg.

e [K*] “Postill || Oder Außlegun || gen der Euange || lien vnd Episteln nach der || zeyt, und der heyligen fest, durchs gantz jar, || gepredigt durch D. M. Luther. || Das Erst theyl vom Er- || sten Sontag an, im Aduent, biß auff den || Ersten Sontag nach Epyphanie. Mit || Eyner Christlichen Vorreden, vnd || Register. || [rot] Truckt zů Straßburg bey Wolff Koephl. || [schwarz] ANNO. M. D. XXXI. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 252 Blätter in Folio (= 1 Duernio u. 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen a –z u. A –R; 12 unbezifferte Blätter u. Blatt j –ccxl), Blatt 8 des zweiten Bogens ohne Buchstabensignatur leer. Am Ende (Blatt ccxl [= R 6]a Z. 16): “Ende der Postillen über die Epistelen vnnd || Euangelien vom Ersten Sontag im Aduent, biß an den Er- || sten Sontag nach der heyligen drey Koenig tag. Ge- || druckt zů Straßburg bey Wolff Koepphel, un̄ || volendet im Hornung, im iar als man || zalt von der geburt unsers Herren || Jesu Christi. || M. D. xxix. ||” Auf der letzten Seite (= Blatt ccxl [= R 6]b) das Druckerzeichen Wolf Köpfels mit der Beischrift “Ce phal.” (d. i. Cephalaeus, der latinisierte Name des Druckers). Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

[Folgt mit neuem Titel:]

“Das ander teyle || der Postillen: oder Auszle- || gung der Episteln vnd Euangelien: || Von dem ersten Sontag nach Epi || phanie an, bitz auff den er- || sten Sontag im Ad- || uent, mit seinem || Register. || D. Martin Luthers. || Zů Straszburg bei Wolff || Koepphl. Anno M. D. XXXI. || ” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 274 Blätter in Folio (= Bogen u. * u. aa –zz u. AA –VV; 12 unbezifferte Blätter u. Blatt j –cclxj. u. 1 unbeziffertes [leeres] Blatt), das letzte Blatt (= VV 8) leer.

[WA s. xxxiii]

[Folgt mit neuem Titel:]

“Das dritte teyl || der Postillen oder Außle || gung der Euangelien an den fürnemisten || Festen im gantzen Jar, geprediget || durch Doctor || Martinum Luther. || ANNO. M. D. XXXII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 164 Blätter in Folio (= Bogen AA u. A –Z u. Aa –Cc; 8 unbezifferte Blätter u. Blatt j –clv u. 1 unbeziffertes Blatt), Blatt AA 8 und die vorletzte Seite (= Blatt Cc 6a) leer. Am Ende (Blatt clv [= Cc 5]b Z. 35): “Gedruckt zů Straßburg bey Wolff || Koepphl. Nach der geburt Christi, als man zalt. || M. D. XXXII. || ” Auf der letzten Seite (Blatt Cc 6b) das Druckerzeichen Wolf Köpfels.

Vorhanden: Freiburg (Teil 3), *München H. (Hom. 313), Straßburg. – Erl. Aus. 2 7, S. XXXIII: 1531 Nr. 4 (ohne Titelangabe kurz bezeichnet als eine zweite Auflage der Köpfelschen Ausgabe v. J. 1527).

f [K*] “Postill || Od außlegunge || der Epistlen vnd Euan- || gelien, nach der zeyt vnd von den hey- || ligen Fest durch das gantz jar auß, || geprediget durch D. Mar- || tinum Lutherum. || Das erste teil, vom Ersten || Sontag an im Aduent, bis auff den nech- || sten Sontag nach Epiphanie. Mit eyner || Christlichen Vorrede, vnd vnder- || richt dis Bůchs, sampt sei- ||nem Register. || Anno M. D. xlij. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 224 Blätter in Folio (= 2 Bogen ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. a –n; 10 unbezifferte Blätter u. Blatt j. –ccxij. u. 2 unbezifferte leere Blätter), Blatt 4b des ersten Bogens ohne Buchstabensignatur, Blatt 6b des zweiten Bogens ohne Buchstabensignatur und die beiden letzten Blätter (= n 3 n 4) leer. Am Ende Blatt ccxij. [= n 2]b Z. 42): “... Gedruckt zů || Straßburg bey Wolff Koepphel, vn̄ volendet im Hor- || nung, im jar als man zalt von der geburt vnsers || Herren Jhesu Christi. || M. D. xxxix. ||”

[Folgt mit neuem Titel:]

“Das ander teyle || der Postillen: oder Außle || gung der Episteln vnd Euangelien: || Von dem ersten Sontag nach Epi || phanie an, biß auffden er- || sten Sontag im Ad- || uent, mit seinem || Register. || D. Martini Luthers. || Zů Straßburg bei Wolff || Koepphl. Anno M. D. XXXVII. ||” Titelrückseite bedruckt. 274 Blätter in Folio (= Bogen u. ☼ u. aa –zz u. AA –VV; 12 unbezifferte Blätter u. Blatt j –cclxj u. 1 unbeziffertes leeres Blatt), das letzte Blatt (= VV 8) leer.

[Folgt mit neuem Titel:]

“Das Dritte theyl der || Postillen oder außlegung der || Euangelien an den fürnemmisten || Festen inn dem gantzen || Jar, geprediget || durch || Doct. Martinum Luther. ||” Titelrückseite leer. 168 Blätter in Folio (= 1 Ternio ohne Buchstabensignatur u. Bogen A –Z u. Aa –Dd; 6 unbezifferte Blätter u. Blatt j –clxij). Am Ende (Blatt clxij [= Dd 6]a Z. 14): “Gedruckt zů Straßburg bey Wolff || Koephel. Nach der geburt Christi, vn- || sers erloesers, als man zalt || M. D. XLII ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2019). — Fehlt Erl. Ausg.

[WA s. xxxiv]

g [W*] “Auslegung || der Episteln vnd Euan- || gelien durchs gantze iar, || D. Mar. Luthers. || Auffs new corrigiert, || mit einem nuetzlichen || Register. || Wittemberg. || M. D. XLIIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 294 Blätter in Folio (= Bogen A –Z u. AA –ZZ u. AAA –CCC; 7 unbezifferte Blätter u. Blatt II –CCLXXXI u. 7 unbezifferte Blätter), Blatt BBB 5b und die letzte Seite (= Blatt CCC 6b) leer. Auf Blatt CCLXXXI (= BBB 5)a unter den Spalten: “Ende der Postil vom Aduent an || bis auff Ostern. || Gedrückt zu Leipzig || durch Nicolaum Wolrab. || M. D. XLIIII. ||” Darauf folgt auf Blatt BBB 6a ff. das Register. Titel in Schwarz- u. Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben.

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2026), *Düsseldorf StL., *Wolfenbüttel; St. Petersburg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXV: 1543 resp. 1544 Nr. 4.

[Folgt mit neuem Titel:]

Cr. B “Auslegung || der Episteln vnd Euan- || gelien, von Ostern bis auff || das Aduent. || D. Mar. Lut. || Auffs new zugericht. || Wittemberg. || M. D. XLIIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 396 Blätter in Folio (= Bogen a –z u. aa –zz u. aaa – vvv; 5 unbezifferte Blätter u. Blatt II –CCCLXXXII u. 10 unbezifferte Blätter), das letzte Blatt (= vvv 6) leer. Am Ende (Blatt vvv 5b unter den Spalten): “Gedrueckt zu Leipzig, durch || Nicolaum Wolrab. || 1. 5. 44. ||”

Vorhanden: Chemnitz St., *Düsseldorf StL. (Blatt a 3 u. a 4 fehlen). — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXV: 1543 resp. 1544 Nr. 3.

Hierzu gehört Roths Festpostille als 3. und 4. Band.

 

 

VIII. Niederdeutsche Ausgaben.

zu IVb (C –D) Vthlegginge || der Euangelien vnde || Epistelen myt dem Re- || gister. || D. Martinus Luther. || Wittemberg. || M. D. XXVj. ||“ Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 318 Blätter in Folio (= Bogen u. A –Z u. a –z u. Aa –Gg; 6 unbezifferte Blätter und ”Fo. j.“ – ”Fo. ccxcviij.” und 14 unbezifferte Blätter), Blatt 6b und die drei letzten Seiten (= Blatt Gg 7b Gg 8) leer. Am Ende (Blatt Gg 7a Spalte ß Z. 38): “Gedruecket tho Wittemberge des || soeuenden dages Septembris || Anno M. D. XXVj. ||”

Druck von Hans Barth in Wittenberg.

Enthält nur den Winterteil.

Vorhanden: *Hamburg (OA IX Nr. 304; Blatt Gg 4 Gg 5 Gg 8 fehlen), *Münster U., *Wernigerode (defekt), Wolfenbüttel. — Erl. Ausg. 7, S. XXXVII Nr. 1; von Dommer, die ältesten Drucke aus Marburg i. H. (1892), S. 160 unter Nr. 25.

zu VI. 3 (S. XIX) “Vthlegginge || der Euangelien an den || voernemesten Festen ym || gantzen iare, geprediget || dorch || Mart. Luth. || Wittem berch. || M. D. XXViij. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 428 Blätter [WA s. xxxv] in Oktav (= Bogen a und A –Z und Aa –Zz und aa –gg; 8 unbezifferte, 403 bezifferte und 17 unbezifferte Blätter), Blatt a 8b und die letzte Seite (= Blatt gg 4b) leer. Am Ende (Blatt gg 4a Z. 27): “Gedrücket dorch Hin- || rick Ottinger. ||”

Druckort: Magdeburg.

Vorhanden: Berlin (Luth. 2122; früher Knaakesches Exemplar). – Fehlt Erl. Ausg.; M. Götze, Historie der niedersächs. Bibelübersetzung S. 179 mit der Jahresangabe 1525; darnach Hülße, Beiträge zur Gesch. der Buchdruckerkunst in Magdeburg (Geschichts-Blätter für Stadt u. Land Magdeburg 15, 1880, S. 333) Nr. 14. Die hier gegebene Jahresangabe kann nicht stimmen, da die hochdeutsche Festpostille zuerst i. J. 1527 erschien.

zu IVb (G) “Vthlegginge der || Episteln vnde Euangeli- || en vam Aduente an, || wente up Paschen. || Andermal Corrigert || dorch Mart. Luth. || Vppet nye auerseen, vnde mit || schoenen leffliken figuren ge- || smuecket, Ock mit einem vliti- || gen nyen Register edder Sum || men, alle des, wat ynn dessen || Postillen gehandelt, gebetert. || Alle Texte na der nyen vor- || duedschinge vorandert. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 368 Blätter in Folio (= Bogen A und b und a –z und A –Z und Aa –Oo; 10 unbezifferte, CCCLVIII bezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt CCCLVIII [= Oo 6]b leer. Am Ende (Blatt CCCLVIII [= Oo 6]a Z. 22): Gedrückt tho Magdeborch || Michael Lorther [so!]. || M. CCCCC. XXX. ||”

Vorhanden: *Göttingen U. (Autogr. Luth. p. 73), *Greifswald U. – Fehlt Erl. Ausg.; Hülße Nr. 76 (Gesch.-Blätter 16, 1881, S. 99 f.) nach einem unvollständigen Exemplar in Wolfenbüttel.

zu VI. 2 (S. XX) “Vthlegginge der || Euangelien van || Paschen an wente vp || den Aduent, gepre- || diget dorch || Mart. Luther. || Vppet nye auerseen vnde gebe- || tert, mit etliken Sermonen, || ock mit schoenen figurn voer- || mals nicht geseen .•. || Gedrueckt tho Magdeborg thom || Lindtworm. Michel Lotther. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 228 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Z und Aa –Pp; 4 unbezifferte, CCXVIII. bezifferte, 6 unbezifferte Blätter), das letzte Blatt (= Pp 4) leer. Blatt CCXVIII. [= Oo 2]a Z. 32: ... dat || vindestu anders wor ock vthgelecht. ||”

Vorhanden: *Münster U. (G 2 3858), *Wolfenbüttel. — Fehlt Erl. Ausg.; Hülße Nr. 74 (Gesch.-Blätter 16, 1881, S. 98).

zu VI. 2 (S. XVI). “De vthlegginge || der Euangelien || van Paschen an wente || vp den Aduent, ge- || prediget dorch || Mar. Luther. || Vppet nye auerseen vnde gebe- || tert, mit etliken Sermo || nen, ock mit schoenen || figuren voermals || nicht geseen .•. || Gedrueckt tho Magdeborg thom || Lindtworm. Michel Lotther. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 228 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Z und Aa –Pp; 4 unbezifferte, CCXVIII bezifferte und 6 unbezifferte Blätter), das letzte Blatt (= Pp 4) leer. Blatt CCXVIII [= Oo 2]a [WA s. xxxvi] Z. 31: “... dat vindestu an- || ders wor ock vthgelecht. || [Signatur und Kustos:] Oo ij Register ||”. Von dem vorangehenden Druck völlig verschieden.

Druckjahr: 1530.

Vorhanden: *Göttingen U. (Autogr. Luth. p. 73). – Fehlt Erl. Ausg.

zu VI. 3 (S. XX) “Vthlegginge der || Euangelien an den voerne- || mesten Festen ym gan- || tzen iare, gepredigt || dorch Mart. || Luther. || Mit vlite auerseen vnde gebe- || tert, mit eynem nyen Sermo- || ne, an des hilligen Christs || dage up dat Euangelion Jo- || hannis am Ersten Capitel, || ock mit velen anderen predigē || meer, am ende hentho gesettet. || Gedruecket tho Magdeborg thom || Lindtworm, Michael Lotther. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 238 Blätter in Folio (= 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Z und Aa –Q̷q̷ 8 unbezifferte, CCXXIX bezifferte und 1 unbeziffertes leeres Blatt), die drei letzten Seiten (= Blatt Q̷q̷ 3b Q̷q̷ 4) leer. Am Ende (Blatt CCXXIX [= Q̷q̷ 3]a Z. 48): “Gedrücket tho Magdeborg thom Lindt- || worm, Michael Lotther. M. D. XXX. ||”

Vorhanden: *Göttingen U. (Autogr. Luth. p. 73), *Wolfenbüttel. – Fehlt Erl. Ausg.; Hülße Nr. 75 (Gesch.-Blätter 16, 1881, S. 99).

zu VI. I (S. XX) “Vthleggiñ || ge der Euangeli- || en vam Aduente wente || vp Paschen, sampt veel andern || Predingen. || Martin. Luther || Mit schoenen leffliken Figuren. || Gedruecket tho Magdeborch, || by Hans Walther. || M. D. xxxij. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 444 Blätter in Oktav (= 1 Quaternio ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Z und a –z und Aa –Ji; 8 unbezifferte, ccccx. bezifferte und 26 unbezifferte Blätter), das letzte Blatt (= Ji 4) leer. Titel in Schwarz- und Rotdruck, letzterer hier durch Fettdruck wiedergegeben. Die Hand in Z. 8 des Titels ist rot gedruckt.

Üvbertragung der Ausgabe von Stephan Roth.

Vorhanden: *München U. (Luth. 71; Blatt L 4 und P 2 fehlen), *Wernigerode (Hc 79 m). – Fehlt Erl. Ausg.

Dasselbe, gleicher Druck. Anf dem Titel die Jahreszahl “ M. D. xxxiij.”

Vorhanden: *Wolfenbüttel (919. 129 Th. 8o). — Fehlt Erl. Ausg.; Hülße Nr. 118 (Gesch.-Blätter 16, 1881, S. 177 ff.).

zu VI. 2 (S. XV) “Vthleggin || ge der Euangelien || von Paschen an wente || vp den Aduent, gepre- || diget dorch || Mart. Luther. || M. D. XXXIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 468 Blätter in Oktav (= Bogen und A –Z und Aa –Zz und a –m; 8 unbezifferte, CCCCLI bezifferte und 9 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt m 8b) leer. Am Ende (Blatt m 8a Z. 22): “Gedrueckt tho Magde- || borch dorch Mi- || chel Lotther. || M. D. XXXIII. ||”

[WA s. xxxvii]

Vorhanden: *Wolfenbüttel. – Fehlt Erl. Ausg.; Hülße Nr. 117 (Gesch.-Blätter 16, 1881, S. 176 f.) nach Scheller Nr. 815, und dieser nach Hardt 3 S. 229 (unvollkommene Beschreibung).

zu VI. 3 (S. XVIII ff.) Vthleggiñ- || ge der Euangelien || an den voernemesten Festen || ym gantzen jare, gepre- || diget dorch || Martin. Luther. || Ock mit schoenen leffliken || Figuren voermals nicht geseen. || Gedrueckt tho Magde- || borg, by Hans Walther. || M. D. XXXIII. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 432 Blätter in Oktav (= Bogen und A –Z und Aa –Zz und Aaa –Ggg; 8 unbezifferte, ccccv bezifferte und 19 unbezifferte Blätter), die letzte Seite (= Blatt Ggg 8b) leer. Am Ende (Blatt Ggg 8a Z. 25): “Gedruecket by Hans || Walther tho Magde- || borg. M. D. XXXiij ||”

Vorhanden: *Wolfenbüttel [Blatt Ss 7 fehlt]. – Fehlt Erl. Ausg.; Hülße Nr. 119 (Gesch.-Blätter 16, 1881, S. 180 ff.).

 

 

IX. Lateinische Ausgaben.

zu VII “PRIMVS || TOMVS ENARRATIO- || num in Epistolas & Euangelia, ut uulgo || uocant, lectiones illas, quœ in Mißa fe- || stis diebus ex historijs Euangelicis || & scriptis Apostolicis solent re || citari. Authore Marti- || no Luthero. || Opus optimæ frugis, latinis || hactenus incognitum. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 188 Blätter in Oktav (= 2 Bogen ohne Buchstabensignatur und Bogen a –y; 13 unbezifferte Blätter und Blatt 2 –175 und 1 unbeziffertes Blatt), die letzte Seite (= Blatt y 8b) leer. Am Ende (Blatt y 8a Z. 1): “ARGENTORATI APVD || IOHANNEM HERVA- || GIVM PRIMO FE- || BRVARII AN. || M. D. XXV. ||”

Mit Vorrede von Martin Bucer.

“SECVN- || DVS TOMVS ENARRA || tionū in Epistolas & Euangelia, ut uul || go uocant, lectiones illas, quœ in || Mißa festis diebus ex historijs || Euāgelicis & scriptis Apo || stolicis solent recitari. || Authore Marti- || no Luthero. || In calce Indicem reperies. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite leer. 176 Blätter in Oktav (= Bogen A –Y; Titelblatt und Blatt 2n̄ –165 und 11 unbezifferte Blätter), die drei letzten Seiten (= Blatt Y 7b Y 8) leer. Am Ende (Blatt 165 [= X 5]a Z. 13): “ARGENTORATI IN || ædibus Iohan. Heruagij mense || Martio, anno M. D. XXV. ||” Darauf Blatt 165b Z. 1: “IN SECVNDVM || TOMVM IN || DEX. || ...”, Blatt Y 7a Z. 21: “FINIS. ||”

“TERTIVS || TOMVS ENARRATIO- || num in Epistolas & Euāgelia, ut uulgo || uocant, lectiones illas, quæ in Missa fe- || stis diebus ex historijs Euangelicis || & scriptis Apostolicis solent re || citari, Authore Marti- || no Luthero. || Indicem locorum insignium in calce || libri reperies. || Anno, M. D. XXVI. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite [WA s. xxxviii]

 

bedruckt. 264 Blätter in Oktav (= Bogen A –Z u. Aa –Kk; Titelblatt und Blatt 2 –248 und Blatt 149 und 15 unbezifferte Blätter), Blatt Ii 2b und das letzte Blatt (= Kk 8) leer. Am Ende (Blatt Ii 2a Z. 1): “ARGENTORATI APVD IO- || ANNEM HERVAGIVM || MENSE MARTIO, || ANNO, M. D. || XXVI. ||” Darauf Blatt Ii 3a Z. 1: “LOCORVM INSIGNIVM || huius Tomi index. || ...”, Blatt Kk 7b Z. 5: “FINIS. ||”

Mit Vorrede von Martin Bucer.

“QVAR- || TVS TOMVS ENARRA- || tionum in Epistolas & Euangelia, || ut uulgo uocant, lectiones illas, || quæ in Missa festis diebus || ex historijs Euangelicis || et scriptis Apostoli || cis solēt recitari, || Authore Mar || tino Lu- || thero. ||” Mit Titeleinfassung. Titelrückseite bedruckt. 288 Blätter in Oktav (= Bogen a –b und 1 Bogen ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Z und Aa –Kk; 24 unbezifferte, 263 bezifferte Blätter und 1 unbeziffertes Blatt), die letzte Seite (= Blatt Kk 8b) leer. Am Ende (Blatt Kk 8a Z. 1): “ARGENTORATI APVD || IOHANNEM HERV A- || GIVM. MENSE IV- || LIO. ANNO || M. D. XXVI. ||”

Mit Vorrede von Martin Bucer.

“QVINTVS || TOMVS ENARRATIONVM IN || Euangelia, ut uulgo uocant, lectio- || nes illas, quæ in Mißa festis diebus || ex historijs Euangelicis solent || recitari, Authore Marti || no Luthero. || || CVM INDICE. || ARGENTORATI. || Anno, M. D. XXVII. ||” Titelrückseite bedruckt. 416 Blätter in Oktav (= 2 Bogen ohne Buchstabensignatur und Bogen A –Y und Aa –Zz und AA –FF; 13 unbezifferte Blätter und Blatt 2 –176, 185 –280, 284 –347, 349 –415 und 1 unbeziffertes Blatt), die letzte Seite (= Blatt FF 4b) leer. Am Ende (Blatt FF 4a Z. 7): “ARGENTORATI, APVD || IOHANNEM HERVA || GIVM AN. M. D. XXVII. || MEN. APRIL. ||”

Mit Vorrede von Johannes Lonicer.

“SEXTVS TO- || MVS ENARRATIONVM M. || Lutheri in Euangelia, quæ in præ- || cipuis festis per totum || annum leguntur. || * || ARGENTORATI ANNO || M. D. XXVII MENSE || AVGVSTO. ||” Titelrückseite leer. 368 Blätter in Oktav (= Bogen A und A –Z und Aa –Yy; 8 unbezifferte und 360 bezifferte Blätter), die letzte Seite des ersten Bogen A und die letzte Seite am Ende (= Blatt Yy 8b) leer. Am Ende (Blatt 360 [= Yy 8]a Z. 11): “ARGENTORATI APVD IO- || HANNEM HERVAGIVM || MENSE AVGVSTO, || ANNO M. D. XXVII. ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2141: T. I –V), *Hamburg (I –VI), *Königsberg (I –V), *Wolfenbüttel (I –VI) und auch sonst vielfach, wenn auch zumeist nur in unvollständigen Exemplaren. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXVI, Nr. 1.

[WA s. xxxix]

zu VII “ ENARRATIONES || QVAS POSTILLAS VOCANT IN LECTIONES ILLAS || quæ ex Euangelicis historijs, Apostolorum scriptis, atque || nonnunquam ex alijs quoque S. Scripturæ libris || desumptæ, per universum annum, tam in || diebus Dominicis, quam festis me- || moriæ Diuorum sacris ad || Missam recitari so- || litæ sunt. || PER MARTINUM LVTHERVM. || Index item locorum insignium, ac Lectionum || Dominicalium, per ordinem digestus. || AGENTORATI APVD IOHANNEM || HERVAGIVM AN. M. D. XXVIII. || MENSE IANVARIO. ||” Titelrückseite leer. 464 Blätter in Folio (= Bogen a –ß, A –Z, Aa –Zz, AA –ZZ, Aaa –Ggg; 11 unbezifferte Blätter und Blatt 2 –453 und 1 unbeziffertes Blatt), die drei letzten Seiten (= Blatt Ggg 5b Ggg 6) leer. Am Ende (Blatt 453 [= Ggg 5]a Z. 27): “ARGENTORATI APVD IOHANNEM || HERVAGIVM MENSE || IANVARIO. ANNO || M. D. XXVIII. ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2145), *Greifswald U., *Hamburg, *München U. und sonst häufig. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXVI Nr. 2.

zu VII “ENARRATIONES SEV || POSTILLAE MARTINI LVTHERI IN LECTI || ones, quæ ex Euangelicis historijs, Apostolorum scriptis, alijsq; S. || Scripturæ literis desumptæ, per universum annum, tam in die || bus Dominicis, quàm Diuorum memoriæ sacris, super || Missam faciendum, recitantur, ad Ioan. Heruagij || exemplar, fidelius tamen atq; diligentius || quàm antehac recognitæ & excusæ. || [Druckerzeichen] || ARGENTORATI GEORGIO VLRICHERO || Andlano Impressore, An. M. D. XXX. Mense Augusto. ||” Titelrückseite leer. 466 Blätter in Folio (= Bogen A –B, a –z, A –Z, Aa –Zz und AA –GG; 10 unbezifferte, 455 bezifferte und 1 unbeziffertes Blatt), Blatt B 4 des ersten Bogens B und die vorletzte Seite (= Blatt GG 6a) leer. Am Ende (Blatt 455 [= GG 5]b Z. 53): “ARGENTORATI APVD GEORGIVM || VLRICHERVM ANDLANVM, || MENSE SEPTEMBRI, || ANNO XXX. ||”. Blatt GG 6a leer. Blatt GG 6b: Druckerzeichen.

Vorhanden: Breslau U., Dessau, Dresden, Gotha, *Greifswald U. (Fh 614), Halle, Wittenberg. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXVI f. Nr. 3.

zu VII “ENARRATIONES SEV || POSTILLAE MARTINI LVTHERI || in Lectiones, quæ ex Euangelicis historijs, Aposto- || lorum scriptis, alijsq; Sacræ Scripturæ literis desumptæ, || per uniuersum annum, tam in diebus Domini- || cis, quàm Diuorum memoriæ sacris, super || Missam faciendum, recitantur, fidelius atq; || diligentius quàm ante hac recognitæ || & excusæ. || || [Druckerzeichen] || ARGENTORATI GEORGIO VLRICHERO || Andlano Impressore, An. M. D. XXXV. Mense Martio. ||” Titelrückseite leer. 458 Blätter in Folio (= 1 Duernio ohne Buchstabensignatur [WA s. xl] und Bogen a –z, A –Z, Aa –Zz, AA –FF; 4 unbezifferte, 453 bezifferte, 1 unbeziffertes Blatt), die vorletzte Seite (= Blatt FF 8a) leer. Am Ende (Blatt 453 [= FF 7]b Z. 52): “ARGENTORATI APVD GEORGIVM || VLRICHERVM ANDLANVM, || MENSE MARTIO, ANNO || M.D. XXXV. ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2147), *Wernigerode, *Wolfenbüttel; *London. — Erl. Ausg. 2 7, S. XXXVII Nr. 4.

zu VII “ENARRATIONES || Seu Postillæ Martini Lu || theri maiores, || IN LECTIONES, QVAE EX EVANGELICIS HISTO- || rijs, Apostolorū scriptis, alijsq; sacrae scripturæ locis desumptæ, per uni || uersum annum, tam in diebus Dominicis, q; Diuorum memoriæ sacris || pro concione recitantur, sidelius atq; diligentius quàm || antehac recognitæ & excusæ. || QVIBVS PRAETER NVNC PRI- || mùm adiectas aliquot Homilias, acceßit etiam Apologia Græ- | corum de igne Purgatorio, exhibita in Concilio Basiliensi, per || Ioannem Hartungum latinitate donata, neque || unquam antea in lucem edita. || Rerum quoque & uerborum toto opere || memorabilium Index. || BASILEAE. ||” Titelrückseite leer. 507 Blätter in Folio (= Bogen a –ß, A –Z, Aa –Zz, Aaa –Ooo; 10 unbezifferte, 493 bezifferte und 4 unbezifferte Blätter), Blatt ß 4 leer. Am Ende (Blatt Ooo 5b Z. 7): “BASILEAE, PER IOANNEM HER- || uagium, Anno salutis humanæ M. D. XLVI. || Mense Martio. ||”

Vorhanden: *Berlin (Luth. 2149), Breslau St., Königsberg U. und sonst häusig. — Fehlt Erl. Ausg.

Anmerkung. Nicht hierzu gehört die Schrift

“EVANGE- || LIA ET EPISTOLAE || DOMINICALES OMNES CVM || D. Mar. Lutheri Summarijs. || Item ea Euangelia & Epistolæ || quæ in præcipuis sanctorum || festis tractantur. || LIPSIAE || Apud Nicolaum VVolrab. | 1544 ||” Titelrückseite leer. 168 unbezifferte Blätter in Oktav (= Bogen A –X), das letzte Blatt (= X 8) leer. Am Ende (Blatt X 7b Z.6): “LIPSIAE || EX OFFICINA || Nicolai VVolrab. ||”

Vorhanden : Breslau St.

Luther ist nicht der Verfasser dieser Schrift. Der Text lehnt sich an Bugenhagens Indices quidam in Euangelia (ut uocant) Dominicalia vom Jahre 1524 an, deren Ausgaben Geisenhof, Bibliotheca Bugenhagiana (Quellen und Darstellungen aus der Geschichte des Reformationsjahrhunderts. Bd. 6), Leipzig 1908 unter Nr. 50 –53 verzeichnet, und ist aus Luthers Kirchenpostille, gelegentlich auch aus der Hauspostille, erweitert. Vgl. Edmund Schmidt (Pforta), Über angebliche Luthersche Evangeliensummarien. Theol. Stud. u. Krit. Ig. 86, 1913, S. 389 –428.

[WA s. xli]

 

Einleitung zur Wartburgpostille.

 

1925[WA s. xli] [Einleitung]

So sorgfältig vorbereitet die Flucht Luthers auf die Wartburg gewesen ist, an Eines hatten die trefflichen und geschickten Diplomaten nicht gedacht: daß der Mönch auch arbeiten wollte und zum Stillesitzen oder zum ritterlichen Streifen in Wald und Feld als “Junker Jörg” nicht geschaffen war. In der Nacht des 4. Mai 1521 war Luther auf der Wartburg eingeliefert worden, und schon nach 8 Tagen, am 12. Mai schreibt er an Amsdorf nach Wittenberg (Enders 3 Nr. 433), er habe sich an Hieronymus Schurf gewandt wegen Übersendung von Büchern und der bereits gedruckten Bogen, und schreibe gleichzeitig in demselben Sinne an den Prior Helt; man möge ihm helfen, das Gewünschte zu erhalten, nunc sum hic otiosus, sicut inter captivos liber. Die Bücher und Bogen sind am 14. Mai noch nicht da (an Spalatin, 14. Mai, Enders 3 Nr. 435: nihil adhuc e Wittemberga aut aliunde a nostris accepi), noch immer sitzt er den ganzen Tag müßig (ego otiosus hic et crapulosus sedeo tota die) und kann nur in der griechischen und hebräischen Bibel, die er wohl bei sich gehabt hatte, lesen (bibliam Graecam et Hebraeam lego). Aber er entwickelt Spalatin bereits ein Programm, das ausgeführt werden soll, sobald das aus Wittenberg Erbetene da ist: “scribam sermonem vernaculum de confessionis auricularis libertate, Psalterium etiam prosequar, et Postillas, ubi e Wittemberga accepero, quibus opus habeo, inter quae et Magnificat inchoatum expecto” (auf das Magnificat geht also der Wunsch nach Übersendung der bereits gedruckten Bogen (vgl. Unsre Ausg. Bd. 7, 538 ff.). Hier also taucht zum ersten Male der Gedanke an Arbeit an der Kirchenpostille auf, und es ist für die ganze Anlage seiner Arbeit im Auge zu behalten, daß sie als Fortsetzung (prosequar) gedacht ist, d. h. als Weiterführung der schon im November 1519 auf Wunsch des Kurfürsten Friedrich in Angriff genommenen und im März 1521 erschienenen, die vier Adventssonntage umfassenden lateinischen Postille (vgl. Unsre Ausg. Bd. 7, 458 ff.) Aber sehr bald erhält dieser Plan eine erste Verschiebung: Luther will eine deutsche Postille schaffen und bedarf dazu der Ruhe (quieta studia, Enders 3, 162), es ärgert ihn, daß er durch die gegen den Löwener Latomus notwendig gewordene Schrift aus der Stille seiner Studien herausgerissen wird. Wie er an Melanchthon am 26. Mai (enders 3 Nr. 438) schreibt, hatte er vor, die deutsche Postille mit [WA s. xlii]

 

Übersetzung der lateinischen, gedruckten Adventspredigten zu beginnen, aber die Freunde haben ihm noch kein Exemplar geschickt (statueram enarrationes epistolarum et evangeliorum vernacula donare, sed vos non misistis Postillas istic excusas). So konnte an der Postille zunächst noch nichts geschafft werden; andere Arbeiten wurden in Angriff genommen und vollendet, über die Luther am 10. Juni an Spalatin berichtete (Enders 3 Nr. 441). Das Exemplar der Postille ist immer noch nicht da, der, dem Luther es – offenbar sein Handexemplar – anvertraut hatte, hat es verlegt, die Freunde können es nicht finden. (Postillas nondum accepi; erratum est per illum, cui commiseram). Aber Luther hat einen Ausweg gewußt, um sich zu behelfen, er hat um ein exemplar brevioris postillae gebeten – was darunter zu verstehen ist, wird unten (S. LXII) deutlich werden, hier genüge die Heraushebung, daß es sich um etwas anderes als die gedruckte Postille handeln muß –, das zugleich ein Verzeichnis der altkirchlichen Perikopenreihe von Episteln und Evangelien enthielt. (scripsi interim, quod si invenire non poterunt, tu curabis, ut exemplar brevioris postillae habeam, si habes una cum indice Epistolarum et Evangeliorum). Wie Bossert (Theol. Studien und Kritiken 1897 S. 279) treffend hervorhob, bedurfte Luther eines solchen Verzeichnisses notwendig für seine Arbeit, “da er die consuetudo Romana, die er sich unter Umständen von dem altgläubigen Burgkaplan etwa durch die Vermittlung von Berlepsch (dem Hauptmann der Wartburg) hätte verschaffen können, nach 1516 aufgegeben hatte” (Unsre Ausg. Bd. 4, 622 Anm. 1). Aber Luther hat noch mehr getan: seine Untätigkeit an der Postille hat nicht allzulange vorgehalten, Latomus vielmehr hat noch etwas auf Antwort warten müssen (Latomo etiam respondendum est a me, 10 Juni a. a. O.), und Luther hat inzwischen wirklich insofern mit der Fortsetzung der Adventspredigten begonnen, als er eine Epistel aus den Perikopen der Weihnachtszeit in deutscher Sprache in ausführlicherer Darlegung (nämlich: ausführlicher, als er in den Adventspredigten ausgelegt hatte) fertiggestellt hatte (ego interim epistolam unam vernacula absolvi Dominicae Nativitatis copiosiore enarratione, a. a. O.). Damit tritt die zweite Verschiebung im ursprünglichen Plane ein: Luther schiebt die Adventspredigten beiseite und hebt mit der Auslegung der Weihnachtspredigten an, und zwar in größerer Ausführlichkeit, als er sie bei jenen beobachtet hatte.

       Nun erhebt sich die Frage: welche Predigt hat Luther damals am 10. Juni fertig gehabt, und in welcher Reihenfolge hat er weiterhin übersetzt?

       Nach seinen Worten muß es sich um eine Weihnachtsepistel handeln. Der Weihnachtsepisteln gibt es aber drei, die Epistel zur Messe in der Christnacht (Tit. 2, 11 –15), die Epistel in der Früh-Christmeß (Tit. 3, 4 –7) und die Epistel am Christtag (Hebr. 1, 1 –12); welche ist die von Luther absolvierte una? Das Naturgemäße ist es, daß Luther sich an die Perikopenreihe hielt, also mit der Epistel zur Messe in der Christnacht begann. “Luther griff nicht beliebig zu und wählte einen gerade seinem Geschmack zusagenden Episteltext” (Bossert); er hat es, als er auf Wunsch des Herzogs Johann eine Auslegung des Evangeliums von den aussätzigen verfaßte, das in der Perikopenordnung weit nach Pfingsten fiel, ausdrücklich [WA s. xliii] hervorgehoben, daß er “mitten ynn der erbeyt umb der lesterer willen die ordnung brechen” mußte und seinen “lieben Deutschen die Postillen mitten auß dem faß” kredenzte (Unsre Ausg. Bd. 8, 343; Bossert a. a. O. S. 283). Außerdem trägt die Auslegung der Epistel Tit. 2 deutlich den Stempel einer Eröffnungspredigt an sich. Boffert hat darauf aufmerksam gemacht, daß Luther die Predigt mit der Anwendung der Geschichte Nehemias cp. 4 einleitet, genau wie die Enarrationes der Adventspredigten in der Widmung an den Kurfürsten Friedrich (Unsre Ausg. Bd. 7, 464). Das wird kein Zufall sein, vielmehr wird Luther sich erinnert haben, daß er mit jener biblischen Erzählung schon einmal einleitete, und daß sie als Einleitung besonders brauchbar war. Er hat sie jetzt, das zweite Mal, ausführlicher verwertet als ehedem und ein förmliches Programm daraus entwickelt: sie lehrt, “das man das wort gottis brauche ynn zweyer weyß .... mit eyner hand die Christenheyt baw, bessere, lere, speyße, mit der andernn dem teuffel, den ketzernn, der wellt widderstand thue .. Drumb wollen wyr, ßo gott gnade gibt, die Euangelia auch der massen handellnn, das wyr nit alleyn unßer seelen drynnen weyden, sondernn auch dieselben alß eynen harnisch leren anthun und damit fechten wider alle feynde, auf das wyr mit weyde und wapen gerust seyn” (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 18 f.). Hiernach sollen also die einzelnen Auslegungen in zwei Teile zerfallen, einen erbauenden und einen polemischen Teil. Diese programmatisch aufgestellte Disposition ist in der Predigt über Tit. 2 ganz deutlich; mit einem scharfen Absatz: der harnsch dißer Epistel (Unsre Ausg. Bd. 101I, 54) hebt der zweite Teil an. Die Predigt über das Evangelium in der Christmeß Luk. 2, 1 –14 zeigt ebenfalls noch die Zweiteilung; S. 93 unsrer Ausgabe beginnt “der Harnsch dießes Euangeli”. Ebenso die Auslegung der Epistel in der Früh-Christmeß Tit. 3, 4 –7, die wiederum einen besonderen Abschnitt “der harnsch dißer Epistell” bietet (a. a. O. S. 127). Auch in der Auslegung des Evangeliums in der Früh-Christmeß Luk. 2, 15 –20 ist das ursprüngliche Programm noch erkennbar; eine ausdrückliche Hervorhebung fehlt zwar, aber der letzte Abschnitt beginnt mit den Worten “diß Euangelium ist nit fast eyn streytt Euangelium” (a. a. O. S. 141). wider anders steht die Sache bei der Auslegung der Epistel am Christtag Hebr. 1, 1 –12: hier sind die beiden Teile in Eins verschmolzen, und Luther sagt: “alßo haben wyr, das diß gantz Epistell eytel harnisch ist” (a. a. O. S. 179). Man erkennt, die Disposition ist in Unordnung geraten. Die Predigt über das Evangelium in der hohen Christmesse Joh. 1, 1 –14 verzichtet darauf, den “Harnisch” geltend zu machen: “auß dissem Euangelio ist nit nodt, den harnisch zu suchen, es ist eyttel harnisch und hawbtstuck”, und in den folgenden Auslegungen ist dann von “Harnisch” überhaupt nicht mehr die Rede, Luther hat sein Programm vergessen. Nur sechs Predigten hindurch, mit stetig abnehmender Stärke, hat es vorgehalten.

       [WA s. xliv] Aber noch genauer läßt sich beweisen, daß diese sechs Auslegungen, die sachlich um jener Disposition willen eine Gruppe bilden, in der aufgezählten Reihenfolge verfaßt sein müssen. Die dritte Predigt, die Epistel zu der Früh-Christmeß, schließt unmittelbar an die zweite,das Evangelium in der Christmeß, an; denn Luther beginnt sie mit den Worten: “Diße Epistell leret und treybet eben das wyr am end des Euangeli gesagt haben vonn dem wolgefallen odder gutten willen” (a. a. O. S. 95, 17 ff. vergl. 99, 20: “so leret nu diße Epistel abermal die tzwey stuck, glawben und lieben). Dieselbe Predigt verweist aber auch auf die erste zurück: “das wortle: erschynen ist gnugsam droben yn der vorigen Epistell außgelegt” (a. a. O. S. 96, 17 f. vgl. 97, 2 f.: “wie droben”) oder: item ßo hat auch S. Paulus ynn der vorigen Epistell Tit. 2 gesagt” (a. a. O. S. 110, 2 f. vgl. 11). Damit ist die Reihenfolge der drei ersten Predigten sichergestellt; sie sind so verfaßt, wie sie gedruckt wurden, Luther hat sich an die Ordnung der Sonntage und Perikopen gehalten. Die vierte Auslegung (Evangelium in der Früh-Christmeß) weist auf die zweite zurück: “was aber sey Christum finden ynn solchem armutt, und was bedeutte seyn kindwindel und krippen, ist ym vorigen Euangelio gesagt” (a. a. O. S. 139, 11) .... Nu ist droben gesagt, Maria sey Christliche Kirche” (a. a. O. S. 140, 1), die fünfte Predigt (Epistel am Christtag) setzt einerseits voraus, daß die sechste (Evangelium in der hohen Christmesse) noch nicht verfaßt ist, und andrerseits weist sie auf die dritte (Epistel in der Früh-Christmeß) zurück. Luther sagt nämlich: “wo aber herkompt solch weyße tzu reden, werden myr ym Euangelio horenn” (a. a. O. S. 153, 8 f.) und: “gefellt das nit, mag ich alßo dencken, das durchs wort werd vorstanden alß viel alß eyn thatt oder geschicht, wie ym nehsten (d. h. nächstvergangenen) Euangelio Lucas von den hirtten sagt” (a. a. O. S. 159, 14). In der Tat erläutert nun die sechste Auslegung die fünfte, unter ausdrücklicher Bezugnahme. “Alßo haben wyr ynn der Epistel gesehen, wie die gottheytt Christi ist durch den Apostel bewehret auß den spruchen des allten testaments” (a. a. O. S. 181, 24) .... Drumb nach des Apostols gedancken mussen wyr alßo dencken, weigott mit yhm selb tzu sich selb rede unnd eyn wort von sich selb laß ynn yhm selb, aber dasselb wortt sey nit eyn lediger wind odder schall, ßondernn bring mit sich das gantz weßen gotlicher natur, und wie droben ynn der Epistel vom scheyn unnd bild gesagt ist, das die gottliche natur alßo gepildet wirt, das sie ynß bilde gantz mit folget” (a. a. O. S. 186, 17) ... “Szo haben myr droben ynn de Epistel gehörett, er trage alle ding durch's wortt seyner krafft” (a. a. O. S. 211, 3 f.) .... “Das wortlin: Ehre haben wyr droben ynn der Epistell auch gehörtt” (a. a. O. S. 244, 3) ... “Alßo mochten wyr das droben ynn der Epistelln alßo vordeutschen: Er ist eyn scheyn seyner herlickeytt” (a. a. O. S. 245, 2). Die sechste Predigt weist außerdem noch zurück auf die erste und dritte. “Wie das tzuuorstehenn sey, ist droben gesagt, ynn der Epistell von der Christmeß” (a. a. O. S. 224, 17) “.. ßo denn der glaub solch kindschafft gibt, ists yhe klar, das die gutten werck sollen frey umbsonst geschehen, alleyn gott tzu ehren, alß von denen, die schon die selickeyt unnd das erbe gottis durch den glawben haben, wie droben ynn der ander Epistell ist gnugsam gesagt” (a. a. O. S. 228, 18 f.). Die ersten sechs Auslegungen sind also ganz zweifellos nach einander verfaßt.

       Ähnliche Verweise durchziehen nun auch die übrigen Predigten und stellen Luthers Anschluß an die Perikopenfolge sicher. Die achte Auslegung z. B. (Evangelium [WA s. xlv]

am Stephanstag) verweist auf die sechste zurück: “wie ym nehisten Euangelio gesagt ist” (a. a. O. S. 271, 8 f.) .. “droben ist er eyn liecht und leben genennet” (a. a. O. S. 284, 20). Nicht minder auf die fünfte und dritte: “denn wie ich mehr mal gesagt, man muß gar wol acht haben auff Christus wort” (a. a. O. S. 279, 3) .... “Nun ist droben ynn eyner epistell gesagt, wie es nit gnug ist, das wyr frum sind” (a. a. O. S. 281, 7 f.). Die neunte Predigt (Epistel am S. Johannes-Tage) weist zurück auf die siebente und dritte: “Was gottis furcht und gerechtickeyt sey, wirt hie nit gesagt, droben aber haben wyrß offt gesagt” (a. a. O. S. 290, 20); sie verweist voraus auf die zehnte Predigt: “Es reymet sich auch diße Epistell mit dem Euangelio nit ubel” (a. a. O. S. 304, 15). Nun wäre ja an sich denkbar, daß die siebente Auslegung nach der achten verfaßt wäre, aber ein zwingender Grund zu dieser Annahme liegt nicht vor, im Gegenteil, sie wäre unnatürlich. Die zehnte Auslegung weist auf die dritte zurück: “Ich hab droben offt gesagt, tzuuor ynn der Epistel der fruhmeß am Christag, das der glawb mach auß Christo und dem menschen eyn ding” (a. a. O. S. 319, 15 f.). Die elfte Predigt (Epistel am Sonntag nach dem Christtag) nimmt Bezug auf die zehnte, neunte, sechste und fünfte: “die person, wo sie ist, die thut eyttel gutte werck, und was sie thutt, ist gutt, wie ynn der vorigen Epistell gesagt ist” (a. a. O. S. 328, 19 f.); “ßo haben wyr ynn der vorigen Episteln gnugsam gehort, das eynem menschen nit gnug ist, ßo er Christen seyn will, das er glewb, es sey allis war, was von Christo gesagt ist” (331, 15), “nit die gutten werck, die ynn beten unnd kleydern gehen als die Caynschen thun, ßondern die dem nehisten nutzlich und gutt seyn, wie droben gesagt ist ym nehsten Euangelio” (234, 16) “auf das erst dringt das gantz Euangelium Johannis, wie droben am Christag gesagt ist” (354, 10), “denn gottis ßon seyn ist mehr denn Engel seyn, wie ynn der Epistell am Christag gesagt ist” (335, 9 f.). Nicht minder stark weist die zwölfte Auslegung (Evangelium am Sonntag nach dem Christtag) zurück, nämlich auf die elfte, zehnte, fünfte, sechste und zweite. “Darnach ist kommen die klare tzusagung Abrahe .. dauon wyr ynn der Episteln gesagt” (418, 14 f.) “Nu haben wyr ynn der nehisten epistel gehoret, das die, ßo unter dem gesetz leben, nit wol leben” (424, 3), “darumb werden sie nymmermehr frum noch gerecht, wie gnugsam ynn der epistel ist gesagt” (425, 19, vgl. 397, 8 und 434, 4), “droben am Christag, ynn der hohe messen Epistell und Euangelium haben wyr dauon exempell gesehen” (385, 15), “item in der Christmeß Euangelio haben wyr auch dauon gesagt” (385, 18), “sihe, also gar hangt alle gütte der werck an den personen und beruffen, dauon auch droben ym Euangelio an S. Johannes tag gesagt ist” (414, 15). Die dreizehnte Auslegung (Epistel am Neujahrstag) knüpft in ihren ersten Worten bei der elften an: “das ist auch eyn rechte Paulische epistel” (449, 14), um im weiteren Verlauf noch wiederholt sie zu zitieren: “wie ynn der vorigen Epistell ist gesagt” (465, 4, 468, 12, 503, 9) “wie ynn der vorigen epistel gehört ist” (475, 3). Die vierzehnte Predigt (Evangelium am Neujahrstage) führt die “vorige Epistel” an: “wie Paulus ynn der vorigen Epistell sagt: er ist unter das gesetz getan” (516, 6, vgl. 517, 7), aber die gemeinte Stelle steht nicht “in der vorigen Epistel”, sondern in der vorvorigen; es ist Luther ein Gedächtnisfehler begegnet, daraus leicht erklärlich, daß die beiden letzten Epistel Texte aus dem Galaterbriefe, die noch dazu inhaltlich sehr nahe stehen (Gal. 4, 1 –7 und 3, 23 –29), betreffen. Die Annahme, Luther habe unmittelbar vor der vierzehnten [WA s. xlvi]

 

Predigt die elfte fertiggestellt und in Erinnerung daran, ohne die Abweichung von der Reihenfolge zu bedenken, die elfte die “vorige” genannt, ist zu unnatürlich, um wahrscheinlich sein zu können. Die fünfzehnte Auslegung (Epistel am Tage der heiligen drei Könige) weist zurück auf “vorige Epistel” (520, 19), womit verschiedene gemeint sind, dann auf die Epistell am Neujahrstage, “wie wyr droben gehort haben” (512, 16), “wie ynn der nehisten Epistel gesagt ist” (541, 20 f.); sodann wird die fünfte Predigt zitiert: “Szo haben wyr droben ynn der Epistel am Christag gehoret” (526, 15), und endlich kann die letzte Predigt noch nicht geschrieben sein, da Luther ausdrücklich sagt: “was aber der geystlich vorstand sey, wollen wyr ynß Euangelium sparen” (554, 21). Diese Schlußpredigt bezieht sich auf die vorhergehende zurück: “ditz Euangelium stymmet mit der Epistell” (557, 4) “und wiewol Isaias ynn der Epistolln alleyn sagt vom gollt unnd weyrauch, schweygt der myrrhen” (721, 19). Außerdem greift die Auslegung auf die zweite zurück: “alßo haben wyr droben gehort, das der Engel den hirtten auch eyn tzeychen gab” (576, 10), “am Christag ynn dem ersten Euangelio habenn wyr gehortt” (597, 18), ferner auf die zwölfte: “item, ßo haben wyr auch von Simeon und Hanna gehoret” (576, 18), auf die dreizehnte, allerdings in unbestimmter Form: “das wyr durch yhn ym glawben frum werden und darnach alle werck frey thun dem nehsten tzu gutt, wie offt gesagt ist” (578, 17) und, wiederum unbestimmt, auf die zehnte: “wiewol aber ich droben ym andernn Euangelio auch dauon gesagt” (682, 4).

       Nimmt man alle diese Bezugnahmen zusammen, so kann kein Zweifel sein, daß Luther die Episteln und Evangelien der Postille von Christnacht bis Epiphanien in der Reihenfolge der Perikopen verfaßt hat. Das war ja auch das Naturgemäße.

       Nun erhebt sich die weitere Frage: ist es möglich, die einzelnen Predigten noch näher zeitlich zu fixieren?

       Den terminus a quo haben wir bereits gewonnen: Die erste Predigt ist am 10. Juni 1521 fertig gewesen, wie Luther an Spalatin berichtete. Der terminus ad quem ist auch mit ziemlicher Sicherheit zu geben. Denn die Zueignung der Postille an den Grafen Albrecht von Mansfeld ist datiert “am tage sanct Elisabeth 1521” d. h. am 19. November. “Er wird also mit dem Weihnachtsteil fertig gewesen sein” (Bossert); denn ein Vorwort pflegt man nicht mitten in der Arbeit, sondern nach dem Abschluß zu schreiben. Allerdings insofern ist Luther noch nicht ganz fertig, als die Adventspredigten noch ausstanden (s. unten), nur der sog. Weihnachtsteil war fertig, bot aber ein abgeschlossenes Ganzes, so daß die Abfassung eines Vorwortes wohl verständlich ist. Lassen sich nun noch nähere Einschnitte innerhalb des Zeitraums 10. Juni bis 19. November gewinnen?

       Am 13. Juli schreibt Luther an Melanchthon: ego postillas in evangelia vernacula tracto, statim missurus ad incudem, ubi denarium attigero (Enders 3, 190). Die Arbeit an der Postille ist also weitergegangen, abgeschickt hat Luther aber noch nichts, das will er erst tun (missurus), aber er faßt das Absenden schon ins Auge, kann also nicht allzuweit davon entfernt gewesen sein, es gilt nur noch abwarten, ubi denarium attigero. Was heißt das? Enders (Erl. Ausg. VII S. X) übersetzte: sobald der zehnte Bogen fertig sie, redressierte aber in der Ausgabe des Lutherbriefwechsels diese Deutung mit der Bergründung: Luther konnte nicht wissen, wann sein Manuskript zehn Bogen füllte, es sei zu ergänzen: denarium evangelium, [WA s. xlvii] also: wann er zehn Evangelien ausgearbeitet habe. Enders berief sich für diese Deutung auf Max Lenz: Kritische Erörterungen zur Wartburgzeit (Marburger Programm zur Luther-Feier 1883 S. 36). An den “zehnten Bogen” wird in der Tat nicht zu denken sein, die von Enders-Lenz gegebene Begründung dafür ist überzeugend; an die Ausarbeitung von “zehn Evangelien” wird man jedoch auch nicht denken, denn es ist nicht einzusehen, inwiefern Luther damit einen Abschluß erreicht zu haben hoffen kann, der die Drucklegung rechtfertigte. Vielmehr hat er — das hat v. Dommer (Lutherdrucke auf der Hamburger Stadtbibliothek 1888, S. 156) richtig gesehen — die Predigten für die zehn Sonn- und Festtage vom 1. Advent bis Epiphanien im Auge. Es sind das Christtag (6 Predigten, da für die verschiedenen Metten je besondere Texte vorgesehen sind), Stephanstag, Johannestag, Sonntag nach dem Christtag, Neujahrstag, Epiphanien und die vier Adventsonntage (je 2 Predigten, Epistel und Evangelium). Das gibt ein abgeschlossenes Ganzes, das dem Druck übergeben werden konnte. Luther muß flott gearbeitet haben, wenn er den Abschluß dieses Werkes von 24 Predigtauslegungen schon ins Auge fassen kann; die Arbeit ist durch den ganzen Juni hindurch vorwärts gegangen, dann aber mit Anfang Juli ins Stocken geraten, infolge von Verdauungsbeschwerden hat Luther, wie er in demselben Briefe vom 13. Juli schreibt, seit acht Tagen nichts mehr arbeiten können (octo iam dies sunt, quod nihil scribo, neque oro, neque studeo). Aber das Übel war behoben worden, Luther saß am 13. Juli wieder an der Arbeit (ego ... tracto), und Arbeitsfreudigkeit und -frische spricht aus der Hoffnung auf Abschluß des Werkes. Er hat auch inzwischen zugleich mit den medizinischen Pillen alle gewünschten Bücher, darunter auch die postilla brevior erhalten, Melanchthon hatte sie am 6. Juli Spalatin zur Beförderung mitgegeben. (Vergl. Enders 3, 199, Corp. Ref. I 417).

       Aber mag nun mit der Benutzung der gesandten Literatur die Schwierigkeit der Arbeit gestiegen sein oder welches der Grund sein mag, Luther hat seinen Entschluß, erst das abgeschlossene Werk (Advent bis Epiphanien) in die Druckerei zu schicken, bald geändert. Kurz nach dem 15. Juli hat er an Spalatin Verschiedenes (alia) geschickt (Enders 3 Nr. 446, Spalatin schickt es an Melanchthon weiter, Corp. Ref. I Nr. 124), und darunter muß sich auch ein Stück der Postille befunden haben, denn am 31. Juli schrieb Luther an Spalatin: quae hic mitto reliqua Postillae, curabis praecedentibus adiungi. Er hat also damals den Rest (reliqua) des fertigen Manuskriptes dem Freunde überschickt. Der Druck sollte in Wittenberg möglichst bald beginnen, die Postille sollte vor anderem gedruckt werden (curabis ... et Vittembergae excudi prae omnibus). Luther will das Seinige dazu tun, er will sich eilen (festinabo), und, wie schon Mitte Juli beabsichtigt, soll das Werk die Epistel und Evangelien der zehn Sonn- und Festtage vom 1. Advent bis Epiphanien umfassen und als ein Ganzes, als ein Buch herausgegeben werden (festinabo, ut denarium evangeliorum absolutum emittamus pro uno libro). Bezüglich der Adventspredigten hat Luther jetzt einen neuen und doch alten (s. o. S. XLII) Plan gefaßt: er will — offenbar im Interesse, so am schnellsten fertig zu werden — die vier Adventspredigten übersetzen, sie an die Spitze stellen und das Übrige hinzufügen (quatuor Dominicas transferam et reliqua adiiciam). Auf diese Weise, hofft er, wird das Buch nicht zu umfangreich für die Leser und nicht zu teuer (quod facio, ne liber nimio magnus terreat legentes et ementes, simul ut interim habeatur, quod discatur), und es ist [WA s. xlviii] dann wenigstens etwas zur Volksbelehrung geschaffen, bis die ganze Postille fertig ist (so glaube ich die Schlußworte simul ut interim usw. deuten zu sollen; den Nachweis, daß Luther damals wirklich an eine ganze Postille dachte, über den Winterteil hinaus, s. unten). Warum Luther das Manuskript nicht bis zum Abschluß der Epiphanienpredigten bei sich behielt, wissen wir, wie gesagt, nicht. An einen sofortigen Druck des überschickten Teiles kann er nicht gedacht haben, denn die Adventspredigten sollten ja an die Spitze kommen (reliqua adiiciam). Es mögen vraktische Gründe gewesen sein (günstige Gelegenheit, das Manuskript zu anderem zu packen, oder dergl.), jedenfalls sah Luther den baldigen Beginn des Druckes vor Augen, das sagen seine Worte und beweist sein Verhalten.

       Diese Hoffnung auf eine rasche Beendigung seiner Arbeit verrät auch noch ein Schreiben Luthers an Melanchthon vom 3. August. Spalatin hat gegen Luther über langsames Drucken geklagt (conqueritur etiam mihi de tarditate vestra excudendi Enders 3, 213); darum muß Luther ein bischen schelten (arguo atque — so ist wohl statt itaque zu le sen — increpo vos opportune et importune). Sechs Pressen, so hört er, stehen zur Verfügung, er schätzt, daß er für sich allein vier in Anspruch nimmt, Melanchthons loci drei und Carlstadt zwei (habetis, ut audio, sex prela, et ego, ut numero, solus quattuor occupo, Methodus tria et Carlstad duo). Jedenfalls aber soll die Postille gut und korrekt gedruckt werden (velim autem Postillas bono et correcto typo excudi). Schwerlich hätte Luther so geschrieben, wenn er nicht den baldigen Beginn des Druckes vor Augen gesehen hätte. Aber die Überlastung der Pressen wurde zur Kalamität. Am 6. August schreibt Luther an Spalatin, es solle nur das Wichtigste gedruckt werden, die Übersetzung der Schrift Melanchthons gegen die Pariser Theologen soll z. B. aufgeschoben werden, bis die Pressen wieder Ruhe haben, und ebenso seine Auslegung des 68. Psalms (non est animus, ut omnia, quae mitto, excudantur. Hinc apologiam Philippi, nisi aliud videatur, vellem differri, donec otiosa fuerint prela. Item de Psalmo Exsurgat factum oportuit, cum abundent ea, quae necessaria sunt et urgent. Enders 3, 215). Ob Luther der hier erwähnten Sendung auch Manuskript der Postille beigefügt hat, bleibt unsicher. Sehr wahrscheinlich wird es nicht angesichts der Mitteilung Luthers an Spalatin vom 15. August. Er ist hier ergrimmt über den “schmutzigen, nachlässigen und konfusen” Druck seiner Schrift von der Beichte in Grünenbergs Presse. So darf und soll es mit der Postille nicht gehen. Er beschwört den Freund, dafür zu sorgen, daß Grünenberg unter keinen Umständen die Postille drucke, vielmehr soll das von ihm gesandte Manuskript lieber aufbewahrt und ihm zurückgeschickt werden, um es in eine andere Presse zu senden (Obsecro te, cura, ne is [Grünenberg] vernaculas Postillas excudat ullo modo, sed ut servetur potius ac remittatur quicquid illarum misi, ut alio mittam). Was hat es für einen Zweck, sich so viele Mühe zu geben, wenn ein solcher Schmutz und solche Konfusion für die übrigen Drucker nur Anlaß wird, die Errata zu vermehren? Auf diese Weise, das wünscht er kategorisch, darf gegen die Postille nicht gesündigt werden, lieber gar nicht drucken als so! (nolim hoc exemplo in Evangelia et Epistolas peccari, praestat latere, quam sic edi). Kurz, er schickt um deswillen kein Manuskript mehr (denique hac causa iam nihil mitto) und setzt hinzu: cum habeam ferme decem magnos quaterniones in eadem re nihilque prorsus missurus amplius, bis er weiß, daß jene schmutzigen Krämer beim Bücherdruck weniger für den Gewinn in der eigenen [WA s. xlix] Tasche als für den Nutzen der Leser sorgen. Was heißt nun: cum habeam ferme decem magnos quaterniones in eadem re? Bossert (S. 304) umschreibt: “am 15. August berechnet Luther sein bisheriges Manuskript der Postille auf zehn Bogen großen Formats.” Es müßte also danach das habeam sowohl das bereits abgesandte, als auch das noch in Luthers Händen befindliche Manuskript bezeichnen, “obwohl — so ist cum auf jeden Fall zu übersetzen — ich fast zehn große Bogen in der Sache fertig habe”. Das ist eine mögliche Deutung, aber ich habe schon früher (Zeitschr. f. wissensch. Theologie 41, 608) eine andere Deutung vorgeschlagen, die mir ungezwungener erscheint: “obwohl ich fast zehn große Bogen in der Sache bei mir habe”. Es würde sich dann also nur um das Manuskript handeln, das Luther bei sich fertig auf der Wartburg hat, nicht auch um das schon abgeschickte; dieses vielmehr müßte hinzugezählt werden, um das Gesamtmanuskript zu erhalten. Was diese Deutung empfiehlt, sind die vorhergehenden und nachfolgenden Worte: “kurz, ich schicke derhalb nichts mehr, ich werde nichts weiter mehr schicken”, dazu paßt als stärkster Trumpf am besten: trotzdem ich fast zehn große Bogen bei mir habe; habeam ist vorausgestellt und hat offensichtlich den Ton. Ist diese Deutung richtig, so kann Luther schwerlich an Melanchthon am 6. August Manuskript geschickt haben; denn vom 6. August bis 15. August die Arbeitsleistung von etwa zehn großen Druckbogen zu leisten, ist zwar nicht ganz unmöglich, wohl aber nicht gerade wahrscheinlich. Wir werden vielmehr vom 31. Juli an, an welchem Tage ja Luther den damaligen Rest der Postille abschickte, rechnen müssen; auch dann bleibt die Arbeitsleistung Luthers respektabel, aber man versteht dann auch um so besser, daß er an baldigen Abschluß des Ganzen dachte.

       Schon am Schlusse des Briefes ist Luthers Grimm verraucht. Er ändert seinen Vorsatz (mutavi consilium) und schickt, was er an Manuskript der Postille bei sich hat (et mitto reliqua Postillarum). Seine Erwägung ist diese: es könnte der Druck des bisher geschickten Manuskriptes schon begonnen haben und ein Aufschub oder eine Inhibierung unmöglich werden (cogitans, si forte coeptum sit excudi id, quod prius miseram, ut differri aut inhiberi non possit). Er fügt noch einen Wunsch für den Druck hinzu: er möchte das Buch in cubitalis papyri modum gedruckt sehen, und zwar mit Lotthers Typen. Grund für das große Format ist der Umfang des Buches: quia magnus erit liber. Was heißt aber: cubitalis papyri modus? Lenz und Enders sowie die zweite Auflage von Walch vermuteten: Quartformat, Bossert: Folioformat, unter Berufung darauf, daß cubitalis ellengroß heiße und daß die Worte: magnus erit liber Folioformat forderten. Letzteres ist nicht einzusehen, das Buch wäre für Oktavformat zu unhandlich geworden, wie die in Oktav gedruckte lateinische Übersetzung Bucers beweist, während hingegen das Quartformat, in dem ja die Postille tatsächlich gedruckt wurde, auch wenn man die Adventspredigten hinzunimmt, durchaus handlich bleibt. Dabei sollte zudem noch geteilt werden! (s. das Folgende). Luthers Arbeitsleistung reduziert sich natürlich nicht unerheblich, je nachdem er zehn Bogen Quartformat oder Folioformat an Manuskript nach seiner Berechnung bei sich hatte; denn die magni quaterniones, von denen er spricht, sind zweifellos als modus cubitalis papyri gedacht. Bossert weist darauf hin, daß cubitalis ellenlang bedeute, und deshalb Folioformat gemeint sei. Diese Bedeutung hat cubitalis allerdings, aber wäre nicht denkbar, daß Luther von cubus = Würfel ableitete und cubitalis papyrus quartförmiges [WA s. l] Papier bedeutete? Man wird das “ellenlang” doch schwerlich pressen dürfen. Und das um so weniger, als literae cubitales = literae quadratae sind (Du Cange II 641).

       Noch bleibt die Frage, wie Luther denken konnte, es sei mit dem Drucke schon begonnen worden? Er hatte doch stets die Adventspredigten an der Spitze gedacht und noch am 31. Juli das ausdrücklich gesagt (s. oben S. XLVII). Und auch sein am 3. August ausgesprochener Wunsch: velim postillas bono et correcto typo excudi kann in Übereinstimmung damit als ein Zukunstswunsch, wenn die ganze Postille fertig sei, gedeutet werden. Oder vielleicht nicht? Offenbar vermutet er jedenfalls jetzt, es sei unerachtet seines ursprünglichen Planes das Manuskript in die Druckerei geschickt worden, was ja insofern sehr erklärlich gewesen wäre, als Luthers erste Predigt deutlich programmatischen Eröffnungscharakter, wenn ich so sagen soll, trug. Die Voraussetzung und Annahme aber, daß der Druck wohl schon begonnen habe, zwingt ihn zu einer Änderung des ursprünglichen Planes, mit den Adventspredigten die Postille beginnen zu lassen; denn die waren ja noch nicht fertig. Luther entwirft denn auch einen nenen Plan. Er sagt nämlich: “ich will aber das Buch in die vier Teile des Jahres teilen, von Quatember zu Quatember, damit es nicht zu unbequem und zu kostpielig wird” (dividam autem eum in quatuor partes anni, de angaria in angariam, ut sit non nimis onerosus et sumptuosus). Bei dieser Teilung nach Quatembern konnte natürlich mit dem Druck schon begonnen werden, denn dann lief ein Teil von Weihnachten bis Beginn der Fastenzeit, ein zweiter von Invocavit bis Pfingsten, und dann wurde die Trinitatiszeit durch den Tag der Kreuzerhöhung (14. Sept.) in zwei Hälften gelegt. Die Adventspredigten wären dann das letzte Stück gewesen, verbunden mit den späteren Trinitatispredigten. Luther denkt also jetzt daran, die Adventspredigten völlig zurückzustellen angesichts der durch die Annahme des Druckbeginns entstandenen Unmöglichkeit, sie an die Spitze der Postille zu setzen. Wie er auf den Gedanken kam, der Druck habe eventuell schon begonnen, wissen wir nicht näher. Luther ist sich offenbar selbst nicht recht klar, was werden soll, denn die ganze Vierteilung und seine übrigen Wünsche sind eben nur Pläne Luthers; er weiß selbst, daß sein Wille nicht maßgebend ist (Sed frustra haec volo, cum non quod ego velim, sed quod agitur illic, fieri possit). Auf alle Fälle aber soll Spalatin sein Manuskript gut aufheben oder es ihm zurückschicken (quidquid vero fit vel non fit, cura, obsecro, ut bona fide custodiantur ista manus meae exemplaria aut ad me remittantur).

       Fortan hören wir nichts Näheres über die Postille bis zum 17. September, dem “tag Lamperti”. Von diesem Tag an datiert nämlich die Vorrede seiner Auslegung des Evangeliums von den zehn Aussätzigen Luk. 17, 11 –19, die er auf besonderen Wunsch des Fürsten Johann von Sachsen angefertigt hatte. Am Schlusse dieser Vorrede sagt er nun, er habe mit Absicht dieses Evangelium gesondert ausgehen lassen, damit über die Beichte Klarheit herrsche. “Auch wil ich hiemit meinen lieben Deutschen die Postillen credentzen mitten ausz dem fasz, wiewol ich sie itzt nit weitter denn vomm Advent bisz auff Epiphania bracht habe unnd mitten [WA s. li] ynn der erbeyt umb der lesterer willen die ordnung brechen musz, doch da ligt nichts an. Es kompt wol widder tzu recht” (Unsre Ausg. Bd. 8, 343, vgl. auch oben S. XLIII). Das Evangelium von den Aussätzigen war der Text am 14. Sonntag nach Trinitatis, und, wie Bossert mit Recht heraushebt, zeigt diese Äußerung, daß Luther sich streng an die Perikopenfolge hielt, was wir auch schon anderweitig festgestellt haben. Luther hat mit dieser Auslegung von Luk. 17, 11 –19 die Reihenfolge durchbrochen, hat in seiner Arbeit an der Winterpostille eine Pause eintreten lassen und mitten aus dem Faß kredenzt. Aber wieviel hatte er fertig? Bossert meint: “Luther hatte also schon die Predigten für Epiphanien begonnen. Aber er kann hier nur die Predigt über Jes. 60 — also die Epistelpredigt — im Auge haben; denn wenn die Predigt über die zeyn Aussätzigen noch Anklänge an die vier vorausgehenden Predigten zeigt, also jenen zeitlich nahe stehen muß, so finden sich auch Berührungen zwischen ihr und der Predigt über Jes. 60, und zwar so, daß erstere die weitere Ausführung der dort kurz angedeuteten Gedanken gibt”. Aber das ist kein zwingendes Argument. Sprachlich möglich ist allerdings, das “bisz auff Epiphania” zu deuten: bis zum Anfang von Epiphanien, aber notwendig ist das nicht. Mit “Anklängen” und Berührungen bei Luther zu operieren, ist stets mißlich, da sie sehr willkürlich sind und auf Zufall beruhen können. Selbst einmal angenommen, die Auslegung von Luk. 17, 11 –19 gäbe die weitere Ausführung der in der Epistelpredigt zu Epiphanien kurz angedeuteten Gedanken, so ist dadurch keineswegs ausgeschlossen, daß auch die Evangeliumspredigt zu Epiphanien schon fertig war; denn warum hätten sich irgendwie Beziehungen zu ihr in der Predigt über die Heilung der Aussätzigen finden müssen? So bleibt also die Möglichkeit, daß Luther am 17. September den ersten Teil der Postille, also Christtag bis Epiphanien (einschl. des Evangeliums) fertig hatte und nur noch die Widmung ausstand. Aber noch eine dritte Möglichkeit besteht: Luther hat die Worte in jener Vorrede gleichsam vordatiert, d. h. auf den Tag, da der Druck seiner nicht ganz drei Quartbogen umfassenden Schrift fertig war. Er versetzt sich also auf den Standpunkt eines Lesers, dem der vollendete Druck vorliegen wird, und sagt ihm: meine Postille ist noch nicht weiter gediehen als von Advent bis Epiphanien einschl. Dann also hätte Luther nur ins Auge gefaßt bzw. als sicher angenommen, daß zur Zeit der Vollendung jenes Druckes seine Postille bis Epiphanien fertig sein werde. Natürlich kann er dann nicht weit von diesem Abschluß entfernt gewesen sein, aber wir sind nicht genau in der Lage zu sagen, wie weit er am 17. September gekommen war. Ja, da Luther es erst Spalatin anheimstellt, ob er jene Auslegung drucken lassen und sich nicht mit einer Abschrift seines Manuskriptes für den Herzog begnügen will (Enders 3 Nr. 457), konnte Luther mit einer längeren Zeit noch rechnen. Man wird auf eine Inkorrektheit in Luthers Worten hinweisen dürfen, wenn er sagt, er habe die Postille von Advent bis auf Epiphanien gebracht. Denn das ist richtig nur, wenn man die lateinischen Adventspredigten ins Auge faßt, die Luther ja aber noch übersetzen wollte. Es dürfte aber gerade diese Inkorrektheit dafür sprechen, daß Luther sich mit seinen Worten auf den Standort des Lesers versetzt, dem zur [WA s. lii] Zeit seiner Lektüre die Postille als ein geschlossener Teil von Advent bis Epiphanien vorliegt. Diesen geschlossenen Teil als ein Ganzes herauszugeben, hatte er aber schon früher ins Auge gefaßt (s. o. S. XLVII). Er hätte dann also hier die Vierteilung, die einem Separatdruck der Adventspredigten vorauszusetzen schien (s. o. S. L), wenigstens insofern modifiziert, als Advent bis Epiphanien wieder einen Teil ausmachen sollten.

       Am 19. November — das ist das nächste Datum über die Postille, wenn wir von einer kurzen Notiz im Briefe an Nikolaus Gerbel vom 1. November (Enders 3 Nr. 461) absehen, in dem er unter seinen Schriften auch die vernacula enarratio Epistolarum et Evangeliorum nennt — hat Luther die Widmung der Postille an den Grafen Albrecht von Mansfeld vollendet und schickt sie am 22. an Spalatin “Evangeliis praeponendam”. Spalatin und Melanchthon erhalten den Auftrag, das Manuskript sorgfältig aufzubewahren, damit nichts verloren gehe, bis er den Schluß der Postille fertig hat, an dem er schon arbeitet (cura, quaeso, mi Spalatine, ut diligenter serventur et a te et a Philippo, ne pereant, donec reliquum Postillarum absolvero, in quo iam laboro). Mit diesem “Rest der Postille” sind offenbar die Adventspredigten gemeint, die also jetzt wieder als ein mit dem von Weihnachten an beginnenden Teil bis Epiphanien ein Ganzes bildendes Buch gedacht werden (so auch Bossert). Luther spricht ja am Schluß des Evangeliums zum Epihanientage, also am Schluß der damals fertiggestellten Predigten, davon, daß er “hoffe, es sey ynn dißen zwelffen Epistolln und Evangelien eyn Christlich leben so reychlich fürgepildet” usw. (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 728). Damit sind die fertiggestellten Episteln und Evangelien der Weihnachtszeit (Bd. 10 1 I) gemeint und die (noch nicht fertigen) Adventspredigten zu den 4 Adventssonntagen (Bd. 10 1 II). Gleichzeitig mit der Widmung wird, wie auch Bossert annimmt, der “klein Unterricht, was man in den Evangeliis suchen und gewarten soll” fertig gewesen sein, aber er wird von vornherein für den Anfang, als Einleitung zum Ganzen gedacht sein, nicht, wie Bossert vermutet als “auch für den Adventsteil berechnetes Schlußwort”. Wie der Inhalt (man vgl. Bd. 10 1 I, 8 ff.) deutlich verrät, handelt es sich um eine allgemeine Einführung in die Postille. Von der Überschrift zu dieser Einführung aus wird auch sofort klar, inwiefern Luther im Briefe sagen kann evangeliis praeponendam, wo es sich doch um Episteln und Evangelien handelt: auch in der Überschrift ist die ganze Postille evangelia, und Luther setzt weiterhin auseinander, daß Epistel und Evangelien nur Formen des Evangeliums sind.

       Schon diese kritische Revue über die Äußerungen Luthers zur Weihnachtspostille verrät, daß es nicht möglich ist, so genau, wie Bosserts scharfsinnige Berechnungen es versuchten, die Abfassungszeit der einzelnen Predigten zu fixieren. Bossert rechnet so: am 10. Juni war die erste Predigt fertig, von da bis Anfang Juli noch vier weitere, dann sei eine Pause eingetreten. Denn “es plagte ihn schweres Leiden, das ihm am Schluß der Predigt zur hohen Messe am Christtag Hebr. 1, 1 –12 den Seufzer auspreßte: Ich kann nicht mehr, mit welchem er die Feder niederlegte.” “Deuten wir diese Worte recht, so hatte Luther bis zur ersten Woche des Juli fünf Predigten der Weihnachtspostille bearbeitet und hoffte in kurzer Zeit ihre Zahl [WA s. liii] auf zehn zu bringen, welche dann sofort gedruckt werden sollten.” Aber die Worte sind sicherlich nicht richtig gedeutet. Von jenem Seufzer, mit welchem er die Feder niederlegte, ist keine Rede. Man vergleiche nur den Zusammenhang (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 179): Luther quält sich ab mit einer Erklärung von Hebr. 1, 10 –12, “wie dißer spruch klerlich tzu dißer sachen diene, scheynet noch nit”; er versucht nun eine Deutung und sagt am Schluß derselben: “Was mehr hiebey tzu sagen ist, befehl ich hohern geysten, ich kan nit mehr”. Das gibt Bucer so wieder: quid praeterea hic dicendum est, committo spiritibus sublimioribus, equidem plura haud scio und trifft damit zweifellos das Richtige: der Nachdruck liegt auf “ich”, mögen andere Besseres wissen, ich kann nicht mehr, scil. sagen. Und dann die Begründung: “Luther hoffte in kurzer Zeit die Zahl der Predigten auf zehn zu bringen” mit Luthers Worten: statim missurus ad incudem, ubi denarium attigero, “Luther meint zehn Predigten, je fünf über Episteln und Evangelien”, wird von Bossert selbst einige Seiten später preisgegeben, sofern er richtig sagt (a. a. O. S. 292 verglichen mit 287): “daß Luther mit denarius nicht zehn Bogen, sondern die Predigten für die zehn Sonn- und Festtage vom 1. Advent bis Epiphanien meint, ist nunmehr allgemein anerkannt” (vergl. auch oben). Wir wissen also nicht, wieviel Luther am Anfang Juli fertig hatte.

       Mit diesem ersten non liquet fällt aber das ganze Rechengebäude Bosserts dahin, da er auf diesem angeblichen Fundamente weitergebaut hat. Wir können nicht sagen: “mit dem Brief, der spätestens auf den 18. Juli zu setzen ist, sandte Luther an Spalatin die vier Predigten, mit welchen er zwischen dem 10. Juni und Anfang (5.) Juli fertig geworden war”, sondern nur feststellen, daß mit jenem Briefe ein Stück Manuskript abging und ebenso am 31. (s. o.). Bossert glaubt auch feststellen zu können, “wieviel bis 31. Juli fertig war”: “So bleiben also für die Zeit von Mitte bis Ende Juli drei Predigten übrig, welche Luther in dieser Zeit bearbeitete, nämlich die Predigt für das Hochamt am Christfest und die zwei Predigten für den Tag Stephani.” Aber diese Berechnung, an die frühere, die aber irrig war, sich anschließend, stützt sich lediglich auf Luthers Wort: festinabo vom 31.Juli. Bossert schließt: also müssen die Predigten, die nach dem 31. Juli verfaßt sind, möglichst kurz sein, und findet nun solche in den beiden Predigten über Johannes über Sirach 15, 1 –6 und Joh. 21, 19 –24. Dieselben sind allerdings kurz, und Luther hebt die Kürze sogar ausdrücklich hervor (s. d. Stellen bei Bossert a. a. O. S. 293), aber es fragt sich doch, zumal da die erste Rechnung nicht stimmt, ob man an das festinabo solche bestimmten Folgerungen knüpfen darf. Ob Luther den Plan, zu eilen, wirklich ausgeführt hat, wissen wir nicht; Bossert selbst muß zugeben, daß Luther “bald andere Arbeiten dazwischenkamen”, und Luther hat auch schon Anfang Juli geeilt, wie die am 13. Juli ausgesprochene Erwartung, bald mit den Predigten für Advent bis Epiphanien fertig zu sein, beweist; also könnten die zwei kurzen Predigten ebensogut unmittelbar nach den 13. Juli und vor den 31. Juli fallen, wenn ihre Kürze nicht überhaupt zufällig ist. Daß die beiden Predigten über Johannes “unmittelbar nach dem Trostbrief an die Wittenberger — der Auslegung des 36. (37.) Psalms, Unsre Ausg. Bd. 8, 205 ff. — und zugleich mit einem Stück der Erklärung des 21. (22.) Psalms (Unsre Ausg. Bd. 5, 583 ff.) geschrieben sind” (Bossert S. 302), kann aus den von Bossert beigebrachten Berührungen nicht gefolgert werden. Liegt überhaupt Abhängigkeit zwischen den Predigten und dem Trostbriefe vor, was [WA s. liv] zweifelhaft bleibt, so kann sie auch in umgekehrter Folge vorliegen, so daß der Postille die Priorität zufiele; außerdem ist der Trostbrief schon vor Anfang Juli fertig gewesen (Unsre Ausg. Bd. 8, 205), so daß also im Falle seiner früheren Abfassung vor den beiden Postillenpredigten diese nicht “unmittelbar” nach dem Trostbrief geschrieben wurden, wenn sie erst nach dem 31. Juli geschrieben wurden; viel eher wären sie dann nach dem 13. Juli und vor 31. Juli zu setzen. Psalm 21 aber ist schon am 10. Juni fix und fertig gewesen (Unsre Ausg. Bd. 5, 7), kann also vollends zu näherer Fixierung nicht herangezogen werden. Es folgt die Berechnung vom 15. August: sie hilft uns nicht weiter, da einmal die Deutung der Lutherworte zweifelhaft ist (s. o.); sodann uns jetzt jeder Ansatzpunkt für die Berechnung fehlt. Wahrscheinlich hat Luther damals Manuskript für etwa (ferme!) zehn Quartbogen bei sich gehabt, die er in der Zeit vom 31. Juli bis 15. August geschrieben haben müßte (s. o.); zu dieser Leistung würde der Vorsatz vom 31. Juli: festinabo sehr gut passen. Welche Predigten aber diese zehn Bogen umfaßt haben, wissen wir nicht, es ist müßig, Vermutungen aufzustellen. Wir sind gezwungen, uns mit einem ungefähren Einblick in das langsame Wachsen der Postille dank der verschiedenen Unterbrechungen zu begnügen. Sicher ist nur die Vollendung der ersten Predigt am 10. Juni und der Abschluß der Zueignung am 19. November.

       Etwas klarer schauen wir in das Werden der Adventspredigten hinein. Am 31. Juli hatte Luther die Absicht ausgesprochen, die Adventspredigten einfach als Übersetzung seiner lateinischen Postille vom März 1521 zu bieten (s. o.) S. XLVII). Diese Absicht hat er aufgegeben. Wann, wissen wir nicht, aber die Annahme ist naturgemäß, daß es nach Abschluß des ersten Teiles, also nach dem 19. November geschah, als Luther sich zur Ausführung des Planes anschickte; da mochte ihm die Einsicht kommen, daß er Neuwerk schaffen müsse, da eine einfache Übersetzung der früheren Auslegung zu der ganz anders gearteten Postille vom Christtag bis Epiphanien nicht paßte (vgl. Bossert 343). Aufgegeben ist aber auch der am 15. August auftauchende Plan, nach dem die Adventspredigten an den Schluß des vierten Teiles der Postille gekommen wären. Luther mochte einsehen, daß sie da nicht recht hinpaßten, ein Anfang — das war doch nach kirchlichem Empfinden die Adventszeit — konnte füglich kein Schluß sein. Wie bei dem ersten Teile, hat auch bei den Adventspredigten Luther die Reihenfolge eingehalten, und die erste von ihnen, die Auslegung der Epistel Röm. 13, 11 –14, verrät deutlich gleichsam eine Art Übergangscharakter. Man möchte sagen: Luther kommt von der Lektüre der lateinichen Predigten her, hat sich von der Unvollkommenheit für den vorliegenden Zweck überzeugt, steckt aber noch in ihren Gedankengängen darin. So hat die erste Adventspredigt noch nicht “jenes spezifisch lutherische Gepräge, das sich besonders in der Beleuchtung der Gegenwart zeigt” (Bossert 344) gewonnen, sie ist wesentlich schlichte Textauslegung. Eine genaue zeitliche Fixierung der Abfassungszeit ist unmöglich; es kann nur gesagt werden: kurz nach dem 19. November. Der Verweis auf die Neujahrspredigt über Gal. 3: “davon ist weiter zu sagen in der Epistel am neuen Jahrstag”, der diese also damals als schon fertig voraussetzt — was uns nichts Neues sagen würde, vielmehr nur eine Bestätigung dessen, daß Luther die Adventspredigten erst nach Abschluß des ersten Postillenteiles begann, sein würde, ist nicht ursprünglich. Vgl. die Lesarten zu S. 15. Die zweite Adventspredigt, [WA s. lv] die Auslegung der Perikope Matth. 21, 1 –9, sagt uns etwas mehr. Es ist die erste Evangeliumspredigt für den Advent, ja nach Luthers Plan, der ja die Adventspredigten damals an der Spitze des Ganzen wünschte (s. S. LIf.), die erste Evangeliumspredigt überhaupt. Darum hält Luther sich für verpflichtet, über den Begriff: Evangelium etwas zu sagen, und tut das im Anschluß an den “kleinen Unterricht”: “droben in der Vorrede hab ich gesagt, daß in den Evangelien zwei ding anzusehen und zu merken sind.” Daraus folgt, daß der “kleine Unterricht” damals schon fertig gewesen sein muß; er ist aber am Schluß des ersten Teiles abgefaßt worden (s. o. S. LII). Es folgt daraus ferner die Richtigkeit unserer Annahme (s. o.), daß der “kleine Unterricht” als Einleitung zum Ganzen gedacht war; sonst könnte Luther nicht schreiben: “droben in der Vorrede”. Wenn Luther ferner in dieser Predigt hinweist auf die Evangeliumspredigt für den Epiphaniensonntag (“derhalben auch Christus nichts geschrieben hat, als wir hören werden am Tag Epiphania”, S. 35), so muß auch diese Predigt schon fertig gewesen sein, und sie war die letzte des ersten Teiles. Vielleicht darf man nun um dieser beiden Zitate willen diese Predigt als die zweite Adventspredigt möglichst an die erste und den 19. November heranrücken; um des “gehobenen Tones” willen sie mit Bossert “nach dem Besuch in Wittenberg” (Anfang Dezember) anzusetzen, bleibt eine bloße Vermutung. Für die dritte Adventspredigt, die Epistelauslegung Röm. 15, 4 ff. fehlen nähere Anhaltspunkte, aber nichts spricht gegen Bosserts Annahme (S. 346): “wir dürfen annehmen, daß die Predigt über die Epistel des zweiten Advent unmittelbar auf die über das Evangelium des ersten Advent folgte”. Jedenfalls — damit ist ein terminus ad quem gewonnen — muß sie vor dem Februar 1522 verfaßt sein. Denn dieser Termin ist der terminus a quo für die Auslegung des Evangeliums znm zweiten Advent. Luther bespricht für die große Konstellation der Planeten, “die jetzt eintreten wird über zwei Jahr”. Diese Konstellation sollte in Februar 1524 eintreten, Luther muß also die Evangeliumspredigt um Februar 1522 verfaßt haben — mit Recht sagt Bossert (347), daß man nicht so pressen dürfe, als wenn nun Luther, genau im Februar 1522 geschrieben hätte; wir sagen daher: um Februar 1522 —, folglich die Epistelpredigt vorher. Jene Datierung, “um Februar 1522” für die Evangeliumspredigt empfiehlt sich aber noch durch ein anderes Moment, auf das Bossert aufmerksam machte. Amsdorf hatte Luther nach dem Zustand der Verstorbenen gefragt und war geneigt, einen Seelenschlaf der Frommen bis zum Gericht anzunehmen. Luther antwortete ihm am 13. Januar 1522 (Enders 3, 269): er hat noch keine feste Entscheidung, ist geneigt, Amsdorf zuzustimmen, nec habeo, quibus hanc sententiam subvertere possim. Aber er hat doch Bedenken, einen allgemeinen Seelenschlaf anzunehmen, propter raptum Pauli, Eliae et Moysi, qui utique non ficti apparuerunt in monte Tabor. Quis enim novit, quomodo deus agat cum animabus separatis? nonne potest eas aeque sopire alternis vel quamdiu voluerit, atque viventes in carne sopit? Auch das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus zeigt Empfinden (sensus), und keinen Schlaf bei Abraham und Lazarus. Nun ist es interessant, daß die Evangeliumspredigt zum zweiten Advent das gleiche Thema von der Existenz der Seelen nach dem Tode anschlägt. Der Text Luk. 21, 25 –33, bot dazu keine Veranlassung, das Thema ist so speziell, daß hier einmal keine zufällige Berührung vorliegt, vielmehr Luther durch Amsdorf zur Behandlung der Frage angeregt sein muß. Und da er sich [WA s. lvi] bestimmter und sicherer ausdrückt als im Briefe an Amsdorf, wird die Auslegung in der Postille nach dem 13. Januar fallen, wir kämen also wieder auf den Termin: um Februar 1522. Natürlich sucht Luther für jenes Spezialthema eine Anknüpfung bei seinem Texte und findet sie in der Frage: “wo bleiben unsere Seelen, wenn an allen Orten der Kreatur (am jüngsten Tag) Feuer sein wird und kein Boden noch Raum?” Aber sofort lenkt er zu Amsdorfs Thema ein: “Antwort: sage mir, wo sind sie jetzt, oder wo sind sie, wenn wir schlafen? Meinst du, Gott vermöge die Seelen nicht in seiner Hand zu bewahren, daß sie nimmer gewahr werden, wie Himmel und Erde zu Pulver wird? oder meinest du, er müsse einen leiblichen Stall dazu haben, wie ein Hirt zu seinen Schafen? Es ist genug, daß du wissest, sie sind in Gottes Hand — — wenn wir wüßten, wie die Seelen behalten würden, so wäre der Glaube aus.” Genau wie Luther Amsdorf auf die Analogie des Schlafes der Lebenden verwiesen hatte, sagt er auch in der Postille: “sintemal du noch nicht erlernet hast, wie dir geschehe, wenn du schläfest oder aufwachest und kannst nimmer wissen, wie nahe dir der Schlaf oder das Wachen sei, damit du doch täglich umgehest.” Und wenn Amsdorf nach dem Zustande der Verdammten gefragt hatte, so geht das Luther jetzt nichts mehr an. “Es heißt: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist; da bleibt es bei” (s. S. 117 f.). Es ist unmöglich, hier Beziehungen leugnen zu wollen; damit aber ist die Datierung gesichert.

       Die nächste Predigt, die Epistelauslegung zum dritten Advent, wird sich unmittelbar angeschlossen haben. Sollte die Erwähnung der Bulle coenae domini (S. 135), was immerhin das Wahrscheinlichste ist, mit Luthers Übersetzung derselben um die Jahreswende 1521/22 zusammenhängen und nicht zufällig sein, so wäre damit nur der Termin: nach Jahresanfang 1522 erneut sichergestellt, aber nichts Näheres gewonnen. Ebenso läßt sich die Predigt über das Evangelium des dritten Advents nicht näher fixieren. Sie weist (s. S. 167) auf das Evangelium zum 4. Advent als künftige Predigt hin. Sollte sie wirklich, wie Bossert zu zeigen sucht, auf die Karlstadtsche Bewegung sich beziehen, so bliebe dafür ein weiter Spielraum offen, dessen terminus a quo die Jahreswende wäre. Bei der Epistelpredigt für den vierten Advent, die deutlich auf “vorige Postillen” zurückweist (s. S. 171), speziell auf die Epistel zum zweiten Advent (s. S. 187), möchte Bossert in dem Abschnitt über das Besteuerungsrecht der Obrigkeit eine Anspielung an die Zwickauer Propheten sehen, die die ganze weltliche Ordnung umzuwandeln suchten. Sollte das richtig sein — zwingend ist die Annahme nicht — so wäre für nähere Datierung damit auch nichts gewonnen. Auch für die Schlußpredigt sucht Bossert Beziehungen zur Wittenberger Bewegung aufzuweisen; sie mögen vorliegen, obwohl die Argumentation mit dem Schriftstück Erl. Ausg. 53, 99 inzwischen als Irrtum erwiesen ist, helfen uns aber nicht weiter. Daß die Erwähnung des “Lammes Gottes” in der Adventspredigt zur Abfassung “in der Vorfastenzeit [WA s. lvii] als Vorbereitung auf die Passion” zwänge, wie Bossert will, womit eine Fixierung auf Ende Februar — Ostern fiel 1522 auf den 20. April — gegeben wäre, wird man bei der Geläufigkeit dieser Bezeichnung nicht überzeugend finden; vollends nicht, sofern es sich um Auslegung des Evangeliums nach Johannes 1, 19 –28 handelte, dem unmittelbar — in V. 29 — und im Zusammenhang mit ihm die berühmte Stelle über “das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt” folgte. Luther verliert keinen Augenblick den Zusammenhang mit dem Evangelium, das er auslegen mußte: “Johannes weiset die Leute von sich auf Christum und spricht: Sehet da, das ist das Lamb Gottes, das der Welt Sünde auf sich nimpt.” So hätte Luther, veranlaßt durch seinen Text, zu jeder beliebigen Zeit schreiben können. Auch die andere Argumentation Bosserts, Ende Februar als Abfassungstermin zu gewinnen, hält nicht stand. Bossert sagt: “Warum begnügt sich Luther, nur die Anwendung des Kreuzestodes Christi auf den Leser für sich zu machen und ihm zu zeigen, ‘wie ein jeglicher sich selbs erkennen soll, daß ihm Besserung noth sei, doch nicht bei ihm selbs solches suchen, sondern bei Christo allein?’ Warum zeigt er nicht auch, wie sich daraus das rechte Verhalten zum Nächsten ergebe, wie er das in der Predigt über Röm. 15, 4 ff. und Phil. 4, 4 ff. so schön getan hatte?” Bossert meint: “Hierauf giebt es kaum eine andere Antwort, als daß Luther die Predigt rasch abbrach, weil er zu dem Entschluß kam, diese in der Predigt fehlenden Gedanken selbst mündlich in Wittenberg zu vertreten.” Das ist schwerlich richtig. Vielmehr gilt es, einfach den Text ins Auge zu fassen. Der zwingt ihn, von dem die Sünde der Welt tragenden Lamm Gottes zu sprechen; und Luther betont aufs stärkste, daß man dem Lamm Gottes den Ruhmestitel, die Sünden der Welt zu tragen, nicht nehmen dürfe. Wenn also Johannes zur Buße auffordere, so ist damit nicht gemeint, sich selbst zu bessern und selbst Sünden abzulegen, sondern es kann nur die Erkenntnis des Bedürfnisses nach Besserung gemeint sein; die Besserung selbst aber steht bei Christus (vergl. den Text S. 207 und unten). In diesem Zusammenhang, der nur die Wahrung der Heilstat des Kreuzestodes Christi behandeln wollte, paßte der Hinweis auf das rechte Verhalten zum Nächsten schlechterdings nicht hinein. Richtig ist nur, daß die Schlußbitte mit folgendem Amen auf den Abschluß eines Teiles der Postille hindeutet, aber nicht auf einen raschen Abbruch. Nichts deutet in diesen Schlußworten auf Eile.

       Richtig bleibt natürlich, daß diese letzte Predigt vor Luthers Aufbruch von der Wartburg — am 1. März — abgeschlossen sein muß; in Wittenberg hat Luther nicht mehr an ihr gearbeitet, da stand anderes auf dem Spiel. Bossert versucht, auch von da aus eine nähere Datierung der Schlußpredigt zu gewinnen; er vermutet Beziehung zwischen dieser und dem Briefe an den Kurfürsten von etwa 22. Februar (Erl. Ausg. 53, 104). Aber Bossert selbst läßt es offen, ob es sich da nicht um ein “zufälliges Zusammenklingen” handelt, und das dürfte tatsächlich der Fall sein. Die Figur des Judas Ischarioth ist nicht eine derartige, daß sie nicht unabhängig voneinander an zwei verschiedenen Stellen auftauchen könnte. Wenn Luther, veranlaßt durch seinen Text (Joh. 1, 19 –28), davon spricht, wie die Juden Johannes versucht hätten, “daß er Christum aller Ding verleucken sollt”, so lag es vom Begriff der Verleugnung aus nahe, hinzuzusetzen: “und ein Judas Scharioth werden” (Erl. Ausg. 10 2, 113; bei Bossert ist versehentlich 7 2, 113 angegeben, Unsere Ausg. Bd. 10 1 II, 190). Umgekehrt setzt der Brief an den [WA s. lviii] Kurfürsten (Erl. Ausg. 53, 103 f.) sofort mit der Passion Christi ein; es ist von einem “ganzen Kreuz mit Nägeln, Speeren und Geißeln” die Rede, dann tauchen “Annas und Caiphas” auf, und an sie schließt sich Judas. Also beide Male ganz natürliche Zusammenhänge. Damit wird die Möglichkeit, eine nähere Datierung von hier aus zu gewinnen, verloren.

       Aber von einer anderen Seite her läßt sich noch Näheres sagen. Am 25. Februar (Bossert 358 versehentlich: 23. Februar) hat Melanchthon ein Schreiben Spalatins erhalten, in welchem dieser Mitteilung machte von einem Faszikel, der als fasciculus literarum et commentariorum Heliae nostri bezeichnet wird. Diese commentarii müssen die Postille gewesen sein, denn sie werden unmittelbar nachher als interpretatio evangeliorum und weiterhin direkt als postillae bezeichnet (Corp. Ref. I Nr. 202 und 204). Melanchthon muß bedauern, den Faszikel nicht erhalten zu haben, der Bote, hieß es, sei von Karlstadt nach Weimar geschickt. Am 2. März (Bossert a. a. O. versehentlich: 1. März) kann dann aber Melanchthon melden: heri accepi τ παρ το λου μν πεμφθέντα (Corp. Ref. Nr. 204). Wenn er nun hinzufügt, er werde sich bemühen, daß die Edition möglichst bald (primo tempore) erfolge, so kann es sich nur um den Schluß der Postille handeln, dessen Empfang Bedingung der Edition war. Es hat also der Faszikel, nach dessen Verbleib Melanchthon, fragte, jedenfalls auch die Schlußpredigt der Postille enthalten. Leider wissen wir nun nicht, wann Spalatin den Faszikel abgeschickt hat, ebensowenig, wann er ihn empfing. Es kann auch nicht genau festgestellt werden, wie lange die Boten von der Wartburg bis Lochau und von dort bis Wittenberg brauchten. Rechnen wir (vgl. Bossert 369 Anm. 5) vier bis fünf Tage für eine Eilbotensendung von der Wartburg über Lochau nach Wittenberg, so wäre das am 25. Februar bei Melanchthon eingetroffene Spalatinsche Schreiben etwa am 20. Februar abgegangen. Die Manuskriptsendung mit dem Schluß der Postille muß aber früher abgegangen sein. Wann? wissen wir nicht, vermutlich nicht allzulange vorher. (Würde Spalatin nach dem Verbleib gefragt haben, so würde sich der Zeitabstand vergrößern.) Wir werden also den Abschluß der Schlußpredigt des Winterteiles der Kirchenpostille auf ± 20. Februar ansetzen müssen. Das wäre eine Übereinstimmung mit Bossert im Resultat, nur mit anderer, sichererer Begründung.

       Wie steht es nun aber mit dem Druck der Postille? Die erste Vermutung Luthers, es könne mit dem Druck schon begonnen worden sein, tauchte am 15. August auf (s. o. S. XLIX). Der Druck scheint dann auch bald wirklich eingesetzt zu haben, und zwar durch Johannes Grunenberg, trotz Luthers Ärger über den Schmierfinken. Am 1. November schreibt Luther an Gerbel: Mihi sub formis est vernacula enarratio epistolarum et evangeliorum per annum (Enders 3 Nr. 461). Das könnt̄e ja zunächst noch eine Vermutung Luthers sein, nur mit Bestimmtheit ausgesprochen, aber bald hören alle Zweifel auf, und Luthers Vermutung ist jedenfalls richtig gewesen. In einem Briefe, der wohl sicher (vgl. Bossert S. 322 f.) zwischen den 20. November und 2. Dezember anzusetzen ist, schreibt nämlich Melanchthon an Spalatin (Corp. Ref. I Nr. 154): Johannes usque ad V processit d. h. bis zum Evangelium [WA s. lix] in der hohen Christmesse (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 222 ff.). Grunenberg hat aber den Druck der Predigtauslegung mit Bogen B begonnen, stand also beim neunzehnten Bogen. Dazu wird er einiger Zeit bedurft haben. Offenbar ist er irgendwie avisiert worden, daß eine Einführung voraufgehen solle, und hat dafür den ersten Bogen reserviert (vergl. Köstlin-Kawerau, Martin Luther 5 S. 455). Diese Einführung bot dann die Widmungsepistel vom 19. November und der “klein Unterricht”. Daß dieser Bogen später hinzugefügt ist, verrät sich schon darin, daß er eine sogenannte Sexterne ist, während die übrigen Bogen Quaternen sind; das Manuskript war eben etwas umfangreicher. Daß die erste Predigt s. Z. separat von Luther abgefaßt wurde (s. o. S. XLII), verrät sich im Druck noch darin, daß ihre Schlußsätze in sich verjüngenden Zeilen, wie das am Schluß eines Druckes üblich war, gesetzt worden sind; offenbar glaubte der Setzer, der dieses ein separates Ganzes bildende Stück in Händen hatte, mit ihm sei das Werk zu Ende. Bis zu Bogen V ist mit einer Presse gedruckt worden, doch rüstete sich, wie Melanchthon meldete, Grunenberg, um schneller vorwärts zu kommen, mit zwei Pressen zu drucken. Melanchthon schickte Luther die Probebogen zu, ut habeat noster operis sui δεγμα et specimen, und es liegt wohl eine Rehabilitierung des von Luther gescholtenen Grunenberg vor, wenn er dessen Tätigkeit ein adornare nennt; auch solle Spalatin Luther zur Weiterarbeit ermuntern. Grunenberg hat sein Vorhaben ausgeführt; denn am 2. Dezember kann Melanchthon an Spalatin melden: maturabit opus Iohannes duobus prelis (Corp. Ref. I Nr. 158, woselbst aber altera adventus als 2. Advent = 8. Dezember aufgelöst ist). Melanchthon drängt um Manuskript: nostrum Heliam, quaeso admoneas ut properet mittere reliquum huius partis postillarum. Offenbar meint Melanchthon mit dem reliquum huius partis den Schluß des Weihnachtsteiles. Wir hören also hier von einer Teilung der Postille. Anders als Luther sich die Anlage des Ganzen gedacht hatte. Luther hatte am 22. November gebeten, seine Vorrede sorgfältig aufzubewahren, donec reliquum Postillarum absolvero (s. o. S. LII), doch waren da unter dem reliquum postillarum die Adventspredigten zu verstehen. Das Manuskript des Schlusses des Weihnachtsteiles, vermutlich mit der Vorrede abgeschickt, war also am 2. Dezember noch nicht da. Melanchthon versteht unter dem “Teil” zweifellos den Weihnachsteil, der ja allein gesetzt wurde. Von dem Adventsteil weiß er ja noch nichts. Die Postille ist also geteilt worden. Nun aber sind 1522 beide Teile, Weihnachtsteil [WA s. lx] und Adventsteil erschienen, und es fragt sich, welcher Teil zuerst im Druck fertig war? Die Vermutung v. Dommers, die zweite Presse Grunenbergs sei für den Adventsteil bestimmt gewesen, ist hinfällig; denn Grunenberg konnte über den nichts bestimmen.

       Wir besitzen verschiedene Nachrichten über das erste Erscheinen der Postille im Buchhandel, die aber genau geprüft sein wollen. Enders in der zweiten Auflage des 7. Bandes der Erlanger Lutherausgabe S. XII behauptet: “auf Lamperti d. i. 17. Sept. 1521 war die Postille bis Epiphaniä” vollendet, aber erst am 13. Februar 1522 ging sie aus.” Aber diese beiden Daten, über deren Herkunft nichts verlautet, sind sicher falsch (vgl. v. Dommer a. a. O.). Bossert (S. 370) vermutet, daß doch “möglicherweise der ohne Quellenbeleg gegebenen Notiz etwas Wahres zugrunde liege. Es könnte an diesem Tage die oberdeutsche Übersetzung der Enarrationes erschienen sein” d. h. die Unsre Ausg. Bd. 7, 461 charakterisierte Ausgabe. Das ist denkbar, aber eben bloße Vermutung. Eine weitere Notiz bietet Keßler in seiner Sabbata (herausgegeben von E. Egli 1902, S. 78). Als er am Abend des 3. März in Jena im “Bären” jenes reizende Zusammentreffen mit Luther hatte, erschienen auch zwei Kaufleute, und einer von ihnen legte ein uneingebundenes Buch neben sich. “Fraget Martinus, was es für ain buch were? Sprach er: Es ist doctor Luthers ußlegung etlicher evangelien und epistlen, erst nüw getruckt und ußgangen; hand ir die nie gesehen? Sprach Martinus: Sy sollend mir och bald werden.” Sollte das die frisch von der Presse gekommene Weihnachtspostille sein? Dem scheint Melanchthons Brief vom 2. März (Corp. Ref. I Nr. 204, aber hier irrig vom 4. März datiert) zu widersprechen, an dem er an Spalatin schreibt, er werde den Druck beschleunigen lassen, denn er hoffe, die Postille werde Luther aliquid gratiae in der öffentlichen Meinung verschaffen; das, so meinen v. Dommer und Bossert, wäre unverständlich, wenn die Weihnachtspostille schon erschienen wäre. Aber dem ist entgegenzuhalten, daß Melanchthon in jenen Briefe nicht die Weihnachts-, sondern die Adventspostille im Auge hat, deren Schlußmanuskript er am Tage vorher erhalten hatte (s. o. S. LVIII). Warum soll er nicht, unbekümmert darum, daß der Weihnachtsteil schon erschienen war, von diesem neuen Teil sich ein günstiges Urteil über Luther in der öffentlichen Meinung versprechen können? Melanchthons Worte wollen nicht mehr besagen als einen Wunsch für guten Erfolg eines abgeschlossenen Werkes. Kann also damals die Weihnachtspostille schon vollendet gewesen sein, so kann in der Tat das von dem Kaufmann in Jena aufgelegte Buch der frisch vollendete Druck der Weihnachtspostille sein. Sicher ist es allerdings nicht; wöglicherweiser ist die oberdeutsche Übersetzung der Enarrationes gemeint. Bosserts Gegengrund, Luther könne von der Weihnachtspostille nicht sagen, sie solle ihm auch bald werden, da er doch die Probebogen zugesandt erhalten hatte, ist nicht stichhaltig; es ist doch etwas anderes, ein ganzes Buch herausgegeben zu besitzen oder die einzelnen Bogen; diese hatte Luther, jenes noch nicht.

       Steht die Sache so, so gewinnt auch die Notiz aus einem Melanchthonbriefe von ca. 25. Februar eine erhöhte Bedeutung. Melanchthon schreibt hier (Zeitschr. f. Kirchengesch. IV 299): postillas mitto tibi unam. Das braucht nicht, wie Bossert [WA s. lxi] (S. 370 Anm.) vermutete, nur von Druckbogen verstanden zu werden, kann vielmehr die ganze, vollendete Weihnachtspostille bedeuten, die also damals fertig vorgelegen hätte.

       Nun freilich kommen neue Schwierigkeiten von einem Briefe des Felix Ulscenius an Capito (Kolde, Analecta Lutherana S. 35); derselbe ist am 16. März 1522 vom Geleite Capitos nach Wittenberg zurückgekehrt und schreibt nun diesem: ubi heri a deductu domum redieram, evangelia per d. Martinum explicata reperi, quae tibi transmitto. Was ist unter dieser Evangelienauslegung zu verstehen? Die oberdeutsche Übersetzung der Enarrationes, die Weihnachtspostille oder die Adventspostille? Letztere ist ausgeschlossen (s. u.), die beiden anderen Möglichkeiten bleiben offen. Ulscenius schickt offenbar an Capito etwas ganz Neues. Nun war aber die übersetzung der Enarrationes in Straßburg gedruckt, also wohl Capito bekannt, Ulscenius brauchte sie ihm nicht zu senden; man müßte denn annehmen, daß er die Straßburger Herkunft nicht gewußt und auch mit Capito nicht über diesen Druck gesprochen hätte. Ist unsere Vermutung richtig, daß schon ca. 25. Februar der Weihnachtsteil fertig war und am 3. März der Kaufmann ihn in Jena vorlegte, so fällt ja etwas auf, daß derselbe am 16. März eine Neuigkeit in Wittenberg ist, es muß Ulscenius merkwürdig spät auf ihn gestoßen sein. Das ist aber immerhin denkbar. Daß Albert Burer in seinem Briefe an Beatus Rhenanus vom 27. März (das Datum ist sicher; vgl. Nik. Müller in: Archiv für Reformationsgeschichte VI, 467) nichts von der Postille erzählt, was Bossert hervorhebt, darf nicht so sehr befremden, da die Postille überhaupt in den Briefen zurücktritt (vgl. Bossert selbst S. 372 f.), was sich wohl aus ihrer praktischen Abzweckung gegenüber den aktuellen, kirchenpolitischen Schriften erklärt.

       Luther schreibt in einem undatierten Briefe an Hartmuth v. Kronberg: “Jetzt gehet aus der Postille ein Stuck uber die Evangelia und Epistel, wenn die fertig ist, hoff ich, ein Christ solle darinne finden, was ihm not ist zu wissen” (Erl. Ausg. 53, 129). Der Brief ist sicher ziemlich bald nach Luthers Rückkehr von der Wartburg geschrieben; das zeigen die Worte: “wie lang ich da bleiben werde, weiß ich nicht”; man wird ihn auf Mitte März ansetzen dürfen. Jedenfalls ist das “Stuck Postille” der Weihnachtsteil; man wird Luthers Worte nicht so pressen dürfen, als wenn nun gerade erst “jetzt” d. h. Mitte März der Weihnachtsteil ausgegangen, unsere Annahme einer früheren Druckvollendung also falsch wäre. Vielmehr läßt sich mit Luthers Worten sehr wohl unsere Ansetzung vereinigen, zumal wenn man bedenkt, daß die Postille in Luthers Abwesenheit ausgegangen war und er erst “jetzt” davon erfuhr. Kronberg schreibt nun am 15. April an Hans v. Dolzig und Spalatin (Enders 3, 340 Anm. 1): “Alle Bücher, die zu Franckfort in der Meß gewest, hat man frei feil gehabt, unangesehen die Achtbrief. Des Philippus Büchlein und die Postille Docter Martins hab ich zu teutsch funden.” Das muß die Weihnachtspostille sein und kann nicht die Adventspostille sein, an die man zunächst auch denken könnte. Den Beweis gibt die Antwort der beiden, Dolzig und Spalatin. Sie antworten am 25. April: “Wir sind auch der Hoffnung, der christliche Doctor und von Gott gesandt Mann Martinus Luther würde euch wiederschreiben und daneben etwas Neues schicken; dann sein Teutzsche Postill über den Advent und sein Buchlein von beyden Gestalten des hochwirdigen Sakraments seind fast neulich ausgangen, und wird, ob Gott will, schier etwas mehr [WA s. lxii] Guts hernachfolgen.” Ganz offenbar ist hier von etwas soeben Erschienenem die Rede, und zwar kennt es Kronberg noch nicht; darumb kann die in seinem Briefe erwähnte Postille nur der Weihnachtsteil sein. Wir können also feststellen: der Weihnachtsteil war vermutlich Anfang März fertig und wurde auf der Frankfurter Ostermesse verkauft, der Adventsteil ist sicher kurz vor dem 25. April erschienen.

 

 

Luthers Quellen.

Luther hat etwa am 12. Mai 1521 in einem Briefe an Hieronymus Schurf sich Bücher erbeten (Enders 3 Nr. 433), und am 12. Mai selbst dem Prior Helt gegenüber die Bitte wiederholt; wie er an Spalatin am 14. Mai meldete, wollte er mit der Arbeit an der Postille warten, bis die Sendung aus Wittenberg da war (Enders 3, Nr. 435). Unter diesen gewünschten Büchern befand sich auch ein Exemplar der in Wittenberg bei Johann Grunenberg (Unsre Ausg. Bd. 7, 459) gedruckten lateinischen Enarrationes. Kein Wunder! Wollte er doch die begonnene Arbeit an der Postille — und das waren eben die Enarrationes — fortsetzen (s. o. S. XLII). Die lateinische Postille war am 10. Juni noch nicht da; Luther erbat statt dessen einstweilen exemplar brevioris postillae. Das kann, wie wir schon oben hervorhoben, nur etwas von den Enarrationes Verschiedenes sein. Aber was? Melanchthon schreibt am 6. Juli an Spalatin ein Begleitschreiben zu einer Sendung an Luther, in der sich befindet: postilla brevior, suis illius manibus conscripta. Die postilla brevior, die Luther auf der Wartburg gehabt hat, und die eine Quelle für seine neue Kirchenpostille gewesen ist, war also ein Originalmanuskript des Reformators. Was enthielt es inhaltlich? Eine Predigtsammlung über die Perikopen zweifellos; denn es wird ja als postilla bezeichnet. Nur eben in unausgeführter, abgekürzter Form (brevior). Aber wer war der Verfasser? Thiele (Unsre Ausg. Bd. 9, 318) stellte die Vermutung auf, Luther habe ebensowenig von seinen übrigen Predigten Aufzeichnungen gemacht wie von seinen Matthäuspredigten; dann also müßte es sich um eine fremde Predigtsammlung handeln, die Luther sich selbst abgeschrieben habe. Bossert (S. 280) fragt sofort: “Aber wo sollte er dazu Zeit gefunden haben?” Daß er irgendwie und irgendwann einmal die Zeit dazu gefunden haben könnte, wäre ja an sich schon möglich, aber die ganze Annahme ist doch nicht recht wahrscheinlich, und jedenfalls liegt es näher, an ein Originalmanuskript auch in dem Sinne zu denken, daß Luther der Autor war. Hier stellt nun Bossert die positive Vermutung auf, “daß die brevior postilla Predigten enthalten haben muß, von denen uns verschiedene kurze Rezensionen durch verschiedene Nachschreiber erhalten sind ... Predigten, welche meist 1519 und 1520 gehalten wurden und von verschiedenen Zuhörern (Melanchthon, Poliander) in kurzen Auszügen niedergeschrieben wurden.” Es sind die in Unsrer Ausg. Bd. 9, 314 ff. abgedruckten Predigten, deren ursprüngliche, von Luther selbst herrührende Aufzeichnungen also den Inhalt der postilla brevior ausgemacht haben würden. Das ist möglich, aber nicht so sicher, wie Bossert annimmt. Bossert hat sich die Mühe gegeben, Berührungen zwischen der Kirchenpostille und jenen Predigten aufzuweisen und betont selbst, daß es sich dabei nur “um einige Stichproben” handle; aber die Berührungen sind nicht derart, daß jene Predigten unbedingt Vorlage und Quelle für die Kirchenpostille gewesen sein müßten. Jeder Kenner der Lutherschen Predigtart weiß, [WA s. lxiii] daß er bei Predigten über denselben Text sich in Gedankengängen, Wendungen und Redeform häufig wiederholt. So können jene Berührungen sich erklären, ohne daß gerade jene Predigten die postilla brevior gewesen sein müßten. Es kann sich um Predigtaufzeichnungen handeln, von denen wir heute nichts mehr wissen. Enders (3, Nr. 441 Anm. 7) warf die Frage auf: “War es vielleicht eine Kollegienheft, da Luther vor seinem Weggang nach Worms über die Perikopen las?” Letzteres bewies Enders aus einem Briefe des Felix Ulscenius an Capito vom 13. Januar 1521: “Lutherus ille ... evangelia secundum tempora praelegere statim aggressurus est.” Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß dieser Plan nicht zur Ausführung kam, und zur Vorlesung wird sich Luther auch jedenfalls Aufzeichnungen gemacht haben, die er des Inhaltes wegen gut als postilla brevior bezeichnen konnte. Bossert freilich lehnt (S. 280) diese Vermutung ab. “Denn Luther setzt voraus, daß Spalatin von seiner brevior postilla samt dem Perikopenverzeichnis eine Abschrift besitze, die er auch auf der Reise nach und von Worms bei sich hatte, wahrscheinlich um daran eine Fundgrube für seine eigenen Predigten bei Hofe zu haben.” Von dieser “Wahrscheinlichkeit” steht nun im Texte rein gar nichts, aber auch die Voraussetzung Luthers ist eine andere. Es schreibt (Enders 3, 171): tu curabis, ut exemplar brevioris postillae habeam, si habes una cum indice epistolarum et evangeliorum. Das ist zu übersetzen: sorge, daß ich das (mein) Exemplar der kürzeren Postille bekomme, womöglich mit einem Perikopenverzeichnis. Also Luther setzt nur voraus, daß Spalatin ein Perikopenverzeichnis besitzt, das “si habes” gehört zum Folgenden allein und nicht auch zum Vorhergehenden. Kawerau (Martin Luther S. 454) hält denn auch an der Möglichkeit der Auffassung von Enders fest. Sie bleibt ansprechned, sicher ist sie nicht. Wir wissen nichts Näheres über die postilla brevior anzugeben und müssen uns damit begnügen, daß Luther eine solche als Quelle benutzte. Und zwar, wenn sie am 6. Juli aus Wittenberg abgeschickt wurde, etwa seit Mitte Juli (vgl. Enders 3, Nr. 445); vielleicht hat gerade ihre Ankunft seine Arbeitslust gesteigert (s. o. S. XLII f.). Das Perikopenverzeichnis hat er schon früher in Händen gehabt. (Subnotationem lectionum evangelicarum et epistolicarum, ut per orbem toto annuo singulis dominicis leguntur, iam ante transmisi Corp. Ref. I, 417: Melanchthon an Spalatin, vom 6. Juli.)

       Daß Luther die Enarrationes nachträglich auch bekommen hat, hören wir nicht ausdrücklich, aber es wird wohl angenommen werden dürfen. Sie sind auch sicher von Luther für seine Neubearbeitung der Adventspostille herangezogen (vgl. z. B. Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 148) worden, so selbständig dieselbe im übrigen ist. Im Evangelium in der hohen Christmesse (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 215) weist er unmittelbar auf die Enarrationes zurück, die ja nach Luthers damaligem Plane in Übersetzung an die Spitze treten sollten. Ebenso im Evangelium am Sonntag nach dem Christtag (Bd. 10 1 I, 398) und der Epiphanienepistel (Bd. 101 I, 520).

       Eine griechische und hebräische Bibel hatte Luther von Anfang an zur Verfügung (s. S. XLI und Enders 3, 171 Z. 31). Ebenso ein Exemplar der Vulgata. Letzteres folgt aus der ersten Predigt über Tit. 2, 11 ff., in der der Vulgatatext neben dem griechischen Text erwähnt und das hebräische Äquivalent herangezogen wird [WA s. lxiv] (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 24 f., vgl. weiterhin S. 26,19, 31,18 f., 32,18f. 51,7, 53,2, 65,3, 88,14, 89,11, 97,4, 98,4, 153,14 f., 154,7 157,20, 213,10, 269,15, 436,16 ff., 442,2. Auch zu Röm. 12,7. 8 oder Phil. 4,5 zitiert Luther die Vulgata (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 1. 174), vgl. ferner Bd. X 1 II, 17 Anm. 2 –4, 18 Anm. 12, 78 Anm. 2, 80 Anm. 4, 90 Anm. 3, 107 Anm. 1, 113 Anm. 2, 155 Anm. 2, 193 Anm. 3. Mit Sicherheit ist dann aber z. B. das griechische Original zu Matth. 21,1 f. benutzt (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 49). Verschiedentlich bei Zitaten aus dem Alten Testament hat Luther den hebräischen Originaltext nachgeschlagen (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 174,2, 177,2 ff. 522,4, 546,20, 650,15; Bd. 10 1 II, 5,4 f. 15,32, 22 ff., 35,4, 61, 8 ff., 89,28, 90, 2; hier läßt sich feststellen, daß Luther einen unpunktierten Text vor sich hatte, S. 90, Anm. 4, 106 Anm. 5, 107 Anm. 2. 3, 200 Anm. 6). Die Septuaginta hingegen ist offenbar Luther nicht zur Hand gewesen; man könnte an zwei Stellen (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 33, 11; Bd. 10 1 II, 90) daran denken, aber Luther wird im ersteren Falle diese bekannte Stelle aus dem Gedächtnis zitieren, sie war ihm durch die Bannandrohungsbulle noch besonders vertraut. Im zweiten Falle nennt Luther “die allten dolmatscher, die vortzeytten die Biblien ynn kriechisch sprach vorwandelt haben”, aber (vgl. a. a. O., Anm. 5) er dürfte sie aus Hieronymus kennen, den er an jener Stelle sicher benutzt hat. Wieviel im übrigen im einzelnen aus dem Gedächtnis zitiert ist, (vgl. z. B. Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 19 Anm. 10, 20 Anm. 11, 123 Anm. 4), wieviel nach lateinischer, griechischer oder hebräischer Vorlage, läßt sich nicht immer mit Sicherheit angeben; wir haben an den betr. Stellen die Originaltexte angegeben, so daß der Leser selbst die persönliche Entscheidung finden kann, die in zahlreichen Fällen eben nur eine persönliche bleiben wird. Die Benutzung des Quincuplex Psalterium des Faber Stapulensis — auch seine Lesarten haben wir in den Anmerkungen berücksichtigt — ist möglich, aber nicht sicher. Zweifellos hingegen hat Luther die Glossa ordinaria benutzt, die er auch dreimal ausdrücklich nennt. Abgesehen von den vielen Fällen, in denen ihre Heranziehung möglich ist (vgl. die Anmerkungen) hat Luther sie in der Regel im Auge, wenn er sich mit anderen Interpreten auseinandersetzt: “hie meinen etliche” oder ähnlich (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 60 ff. 149, 168,18, 191,19, 195,1. 15, 221,1, 268,1, 275,8, 277,7, 394,3, 422,19, 443,3, 448,2, 559, 563,13, 575,1, 595,9, 602,17, 716,6, 719,5 u. ö.; Bd. 10 1 II, 59, 6. 17. 23 Anm. 3 u. ö.). Luther wird eine der bekannten Bibelausgaben zur Verfügung gehabt haben, in denen außer dem Vulgatatexte die Glossa ordinaria, die Glossa interlinearis und die Erläuterung des Nikolaus von Lyra gedruckt waren. Der letztere ist jedenfalls auch von Luther benutzt worden (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 277,16, 306,6, 573,5 ff., 598,9 u. ö.; Bd. 10 1 II, 55 Anm. 5, 188 Anm. 5, 189 Anm. 2, 195 Anm. 2 und 5, 196 Anm. 1 und 2, 197 Anm. 3, 202 Anm. 5 u. ö.), vermutlich auch die glossa interlinearis (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 573, 5 ff.; Bd. 10 1 II, 106 Anm. 3, 117 Anm. 3, 197 Anm. 1 u. ö.). Wiederum hängen damit zusammen die Interpretationes nominum Hebraicorum; denn sie pflegten den Bibeln beigedruckt zu werden. Luther erläutert die hebräischen Eigennamen in der Postille und hat sie, wie auch anderweitig, benutzt (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 420,12, 421,5. 19, 441,16, 551,16, 596,8, 597,21, 621,3. 4, 629,21; Bd. 10 1 II, 48,1, 152,30). Möglicherweise, obwohl hier kein sicheres [WA s. lxv] Urteil gefällt werden kann, auch Aleanders Lexicon Graeco-latinum (vgl. z. B. Unsre Ausg. Bd. 101 II, S. 12 Anm. 2, 126 Anm. 1, 128 Anm. 4, 166 Anm. 1 und 4).

       Zahlreich sind Hinweise auf die Patristik, aber es ist nicht immer möglich anzugeben, worauf Luther fußt, ob auf unmittelbarer oder mittelbarer Kenntnis, oder endlich auf gedächtnismäßiger Erinnerung. Wenn es Unsre Ausg. Bd. 101 I, S. 147 heißt, daß Augustin “an einem Ort” sagt, so ist das ein Zitat aus dem Gedächtnis. Ein andermal (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 195) war die von Luther angeführte Interpretation in der Glossa ordinaria zu finden; andererseits ist die Auseinandersetzung Luthers mit Augustin in der schwierigen Ausdeutung des johanneischen Prologs so eingehend, daß eine Benutzung der tractatus in Johannis evangelium des großen Afrikaners angenommen werden darf (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 196, 203, 210, 221). Um so mehr, als auch zu Joh. 21, 19 –24 (Evangelium am S. Johannestage) diese tractatus zitiert werden (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 318). Dann wieder begegnet ein Zitat aus dem Enchiridion (Unsre Ausg. Bd. 101 I, 278) — gedächtnismäßig? — oder Luther läßt sich durch Emser veranlassen, Augustin heranzuziehen (Unsre Ausg. Bd. 101 I, 589). Zur Epistel am 2. Adventssonntag über Röm. 15, 4 –13 wird “Sanct Augustin Gal. 6” angeführt (Unsre Ausg. Bd. 101 II, 69), aber hier dürfte Luther aus dem Gedächtnis zitieren; von seiner Auslegung des Galaterbriefes her war ihm Augustin vertraut, und gerade unsre Stelle wird schon in der Auslegung des Galaterbriefes von 1519 zitiert. (Unsre Ausg. Bd. 2, 602, 29f.). Entsprechend wird es sich mit der Anspielung an den Galaterkommentar des Hieronymus verhalten (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 514, 15), denn auch er wird schon in der Auslegung des Galaterbriefes von 1519 zitiert (Unsre Ausg. Bd. 2, 561, 21 f.). Hingegen ist man geneigt, die Berufung auf die Jesaiasauslegung des Hieronymus (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 91) auf Einsichtnahme in dieselbe zurückzuführen, so gewiß dann wieder die ganz allgemeine Berufung auf Hieronymus in der Epistel am 3. Adventssonntag (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 144) gedächtnismäßig ist. Das Zitat aus Gregor dem Großen (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 589) geht auf Emser zurück. Darf man an die Patristik Josephus angliedern, so wird die Berufung auf ihn (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 98) gedächtnismäßig sein.

       Stellen wir an die Spitze der mittelalterlichen Quellen die Sammlung der vitae patrum, so hat Luther in der Postille wiederholt zur Illustration in moralischer Abzweckung die Mönchslegende verwertet (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 31, 431, 617, 650; Bd. 10 1 II, 142). Er erzählt die betreffenden Geschichten in der Regel sehr eingehend, aber das liegt in der Natur der Dinge, und da diese Anekdoten sich leicht einprägen, ist gedächtnismäßiges Zitieren ebensogut möglich, wie Benutzung des Originals. In der Epistel am S. Johannistage (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 301) taucht Tauler auf; an anderer Stelle (Luther und die Kirchengeschichte 1900, S. 269 f.) habe ich gezeigt, daß Luther hier nach dem Gedächtnisse zitieren wird. Anders jedoch steht die Sache bei dem zweiten Zitat aus Tauler in der Postille. Es findet sich innerhalb der Auslegung des Evangeliums zum zweiten Adventssonntage (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 105). Diese Predigt ist nicht vor Weihnachten 1521, vermutlich im Januar 1522 verfaßt. Inzwischen aber hat Luther um die Zusendung der Taulerschen Predigten gebeten. Es geht das hervor aus dem Briefe Melanchthons an Spalatin (Corp. Ref. 1 Nr. 127), dessen Datierung auf Mitte Dezember [WA s. lxvi] von mir (a. a. O. S. 273) gesichert wurde. Hier heißt es nämlich: Commodum occurrit Christianus, cui possem codices, quos volebat noster Helias, commendare. Taulerus est et Catharinus a nescio quibus versus. Es handelt sich um die August 1521 in Basel bei Adam Petri erschienene Ausgabe der Predigten Taulers, auf die Luthers vermutlich in Wittenberg bei seinem heimlichen Besuche aufmerksam wurde (vgl. meine Ausführungen a. a. O. S. 274 f.). Den Niederschlag seiner Lektüre bedeutet jene, sehr allgemein gehaltene Stelle in der Adventspredigt, nicht minder vermutlich der stark mystische Einschlag in den weiteren Predigten (s. meine Bemerkungen a. a. O. S. 275). Anspielungen an die Scholastik, den Lombarden (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 353, wo er unmittelbar gennant wird, wozu aber die Auslegung des Galaterbriefes von 1519, Unsre Ausg. Bd. 2, 534,21, heranzuziehen ist als Beweis, daß Luther nur ihm Bekanntes wiederholte), Occam (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 468), Thomas von Aquino (unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 497, wo er namentlich genannt wird, 508) und ganz allgemeine Wendungen begegnen, sind aber nicht derart, daß man eine unmittelbare Benutzung annehmen müßte. Gerson wird nur in der Adventspredigten, im ganzen zweimal, zitiert (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 19, 103), aber sehr allgemein, so daß Luther wohl aus der Erinnerung an frühere Lektüre schöpft. Gedächtnismäßig, nicht unmittelbar aus der legenda aurea geschöpft, dürften die zahlreichen Beispiele aus der Legende sich erklären (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 608. 706. 716. u. ö.). Hingegen kann man fragen, ob er nicht die bekannte und ihm vertraute Enzyklopädie der Margarita philosophica eingesehen hat? Die Zahlenspielerei der Arithmetici (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 428) könnte von dort stammen, oder die Notiz über die Planeten (ebenda S. 607) und Fixsterne (S. 608), vielleicht auch einiges aus den geographischen Notizen (ebenda S. 545, 551, vgl. 563), und bei den sehr detaillierten Angaben Luthers über die Lage und Einteilung Arabiens und bei seiner Auffassung der Magie (559, 562, 567f.) möchte man vermuten, daß Luther das Werk vor sich hatte, aber sicher ist es nicht. Ebensowenig die Einsichtnahme in Reuchlins Rudimenta hebraica, an die man mitunter (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 293, 546, 620, 621) erinnert wird, zumal dann, wenn Luther von den interpretationes nominum Hebraicorum abweicht, aber man darf das hebräische Eigenwissen Luthers nicht übersehen. Zweifellos gedächtnismäßig sind die Zitate aus der Antike, die ja sämtlich sprichwörtlicher Art sind (vgl. 101 I, 187 Seneka, 315 Herodot, 314 Ovid und Horaz, 327 Aristoteles, Bd. 101 II, 178 Terenz), z. T. vielleicht aus Erasmus' Adagien Luther einmal bekannt geworden sind.

       Daß die Postille zum Zeitspiegel wird, kann niemand befremden, der Luthers exegetische Art einigermaßen kennt. Bei aller wissenschaftlichen Exaktheit zielte sie doch stets auf die praktische Erbauung (im besten Wortsinne) und Erhebung aus den Nöten der Gegenwart ab. Und seine Postille sollte doch bewußt ein Volksbuch werden! In einer wunderbaren Weise flicht nun Luther Zeitereignisse in die Bibelauslegung hinein, niemals um ihrer selbst willen, stets zur Illustration religiös-ethischer Wahrheiten, also unter große Gesichtspunkte gerückt. Am prächtigsten glückt ihm das mit den Begenbenheiten aus seinem eigenen Leben. Hier verbindet sich der objektive Tatbestand mit der subjektiven Anwendung zu allerpersönlichster und dann doch wieder gemeinverständlicher Anschaulichkeit. Nur ein paar Beispiele seien herausgehoben. Sicher zittert durch die Postille hindurch Luthers Streit mit Emser (vgl. Unsre Ausg. 10 1 I, 197 f. 572. 589) oder seine Verdammung durch [WA s. lxvii] die Pariser theologische Fakultät (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 24. 30), nicht minder das Erlebnis des Wormser Reichstages und seine Bannung (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 657, Bd. 10 1 II, 51. 130. 200), dann die Ereignisse in Wittenberg, wie sie durch seine Abwesenheit hervorgerufen wurden (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 690 ff.; Bd. 10 1 II, 66. 176 u. ö., vgl. auch oben die Ausführungen über die Entstehungszeit der Predigten). Auch Alveld spielt hinein (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 132) und die Bulle Coenae domini, die Luther unter die hier Verketzerten aufgenommen hatte (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 135), vielleicht sogar der Aufenthalt in Frankfurt a. M. auf der Hinreise nach Worms (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 199) oder auch Reminiszenz an die Romreise von vor 11 Jahren (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 131). Ergreifend ist das der treuen Fürsorge Friedrichs des Weisen gesetzte Denkmal (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 717, 9 ff.). Ein Nachtlang aus Luthers Lektüre auf der Wartburg oder kurz vorher findet sich Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 138 (Murner oder Karsthans), 192 (Ulrich Velenus), unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 443 (Buch von der Kindheit Christi), und auch die Zitate oder Anspielungen aus dem Brevier sind hier einzustellen (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 7, 91; Bd. 10 1 I, 67). Sehr ergiebig ist die Postille für das Thema: Luther und die Kunst. G. Boffert hat dem Vorwurf: “Die Maler in Luthers Wartburgpostille” einen kleinen Aufsatz gewidmet (Christliches Kunstblatt Bd. 39 Nr. 7). Es handelt sich um die Stellen Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 91. 95; Bd. 10 1 I, 36. 568 u. a. z. B. Bd. 10 1 II, 39. Und damit wieder hängt zusammen die künstlerische Gestaltungskraft überhaupt von Beobachtungen, die Luther machte. Entzückend ist ein Frühmorgen auf der Wartburg in die Interpretation der Römerbriefstelle: “Die Nacht ist vergangen, der Tag ist herbeikommen” verwoben (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 8), oder die ihre Küchlein um sich sammelnde Glucke verwertet (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 283); auch der beobachtete Sternschnuppenfall ist herangezogen (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 100 f. Vgl. auch Bd. 101 I, 233, 11 ff. oder die Erzählung von der heiligen Elisabeth Bd. 10 1 I, 257 vgl. 615, 17). — Es ist unmöglich, alles erschöpfend hier anzuführen, entscheidend ist der sich offenbarende imponierende Geistesreichtum Luthers, wie er in der Postille zutage tritt. Gedenkt er doch sogar der Entdeckung Amerikas! (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 21, 14 ff). Die einzelnen Quellen tun es nicht, sie sind ja gar nicht einmal alle sicher, der Reichtum an Gedanken, Gesichtspunkten, Gestaltungen, ganz einerlei, woher die Anregungen kommen mögen, überwältigt; im letzten Grunde schafft das doch Luther alles selbst neu. Vielleicht hat die durch die Wartburgeinsamkeit erzwungene Konzentration des Geistes die Wartburgpostille zu einer besonders herrlichen Frucht heranreifen lassen. Kein Wunder, daß ihre Wirkung groß war!

 

 

Die Wirkung der Wartburgpostille.

Sie ruht auf ihrem Werte. Außer dem schon erwähnten künstlerischen Zug, der lebendigen Frische formaler Gestaltung ist hier insbesondere des religiös-theologischen Gehaltes zu gedenken, um den sich Form wie Inhalt sammeln. Die Wartburgpostille ist da ungemein reich, aber für die sogenannte “Theologie Luthers” noch bei weitem nicht ausgeschöpft, ihren Wert hat recht eigentlich erst K. Holl in seinem Luther (2. Auflage 1923) herauszustellen sich bemüht. Holl wies dann weiter in einem Sonderaufsatz (Die Geschichte des Wortes Beruf, Sitzungsberichte [WA s. lxviii] der Berliner Akademie der Wissenschaften 1924) darauf hin, daß erstmalig in der Kirchenpostille (Unsre Ausg. Bd. 101I, 306, 18 ff.) Luther die Bedeutung “Beruf” = Stand gewinnt. Luther selbst hat über sein Werk verschieden geurteilt. In seiner großen Schrift: “daß diese Wort Christi ‘das ist mein leib’ noch fest stehen”, nennt er “die Postillen mein aller bestes buch, das ich yhe gemacht habe, wilche auch die Papisten gerne haben” (Unsre Ausg. Bd. 23, 278, 13 f.), wobei man natürlich in Rechnung stellen muß, daß sich das Urteil auf die ganze Postille bezieht, nicht auf den sogen. Winterteil allein, wenn auch sicherlich nicht zuletzt auf diesen. Aber in den Tischreden, aus der ersten Hälfte der dreißiger Jahre, heißt es (Unsre Ausg. Tischreden 1, 488): “Occasio facit praedicatorem, nam ex contionibus meis postillaribus ne unum quidem sermonem colligo, ut eodem modo praedicarem. Ich kan mich nicht mit worten binden lassen ... Si iunior essem, multa resecarem in postilla, nam immodice fui copiosus.” Das dürfte wohl speziell auf die Winterpostille angewandt werden, da ja gerade bei ihr es sich von vornherein nicht um “Predigten” handelte, sondern um erbauliche Auslegung, bei der Luther wirklich stellenweise “uber die Maße und zu viel Wort gebraucht” hatte. Wie er das ja selbst am Schluß des Weihnachtsteiles sagt (Unsre Ausg. Bd. 101I, 728), wenn er von seinem “geschwätz” redet und Bucer das richtig mit verbositas übersetzt. An Nikolaus Gerbel schrieb Luther am 27. November, wahrscheinlich 1535: “De Postilla tu honorificentius sentis, quam ego. Extinctum enim vellem totum eum librum” (Enders 11, 127, 19 ff.). Ein Glück, daß diese Vernichtung nicht erfolgte!

       Einige Momente aus dem überreichen religiös-theologischen Gehalte der Winterpostille seien herausgehoben: in reiner Klarheit tritt Luthers Glaubensbegriff oder besser Glaubenserleben heraus. Anknüpfend an die geschichtliche Offenbarung in Christus, die niemals ausgeschaltet wird, nimmt er sie so vollkommen in den Glaubenden ganz persönlich auf, daß sie ohne diese ganz individuelle Beziehung wertlos wird. “Was hulffs mich, das er tausent mal geporn were und myr das teglich wurd gesungen aufs lieblichst, wenn ich nit horen sollt, das myr dasselb gellte und meyn eygen seyn sollt?!” (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 79). “Es ligt deyne selickeyt nicht daran, das du glewbist, Christus sey den frummen eyn Christus, ßondern das er dyr ein Christus und deyn sey” (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 25 vgl. 170). Man achte ferner auf die Darlegung über die Rechtfertigung (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 35 f.). Dann wieder liefert die Postille wertvollstes Material zu Luthers Eschatologie (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 95 ff.), zur Lehre von der Buße (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 113), zu seiner Beurteilung der Juden (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 115), zu seiner Anschauung vom Leben der Seele nach dem Tode (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 118), oder zu dem Probleme: Gesetz und Evangelium (Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 156 ff.). Für die Ethik sind bedeutsam die Ausführungen Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 168 f., 187, Bd. 101I, 108, feine Worte über das Gebet findet Luther Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 183 f., über die Gottheit Christi Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 143 ff., 181 ff., den ordo salutis Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 329 usw. Kurz, es ist eher zu bescheiden, als zu stolz geurteilt und darf ohne weiteres auf die Adventspredigten mitbezogen werden, was Luther am Schluß des ersten (Weihnachts-) teiles sagt (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 728): “wiewol ich hoff, es sey ynn dißen tzwelffen Epistolln und Euangelien eyn Christlich leben ßo reychlich furgepildet, das eynem Christenmenschen ubrig gnug gesagt sey, was yhm tzur selickeyt nott ist.”

       [WA s. lxix] Am 5. August 1522 schrieb der Stadtarzt Johannes Adelphi in Schaffhausen an Vadian (Vadianische Briefsammlung Nr. 321): “Heute sah ich Lutherum in evangelia et epistolas, ein ausgezeichnetes Werk, gedruckt in Basel”; und er hob besonders den soeben von uns zitierten Schluß heraus, daß Luther nach seiner Aussage in dem Buche alles geschrieben habe, was dem Christenmenschen not sei zur Seligkelt. “Cura ut habeas! Est lingua Germanica scriptum, sicut et multa alia eiusdem, mihi auro et gemmis chariora” (vgl. auch Zwingliana 1923 S. 140). Das kann sich nur auf den Druck Adam Petris beziehen, den unsere Bibliographie S. XIII sub a [P*] verzeichnet, der als Adventspostille eine Übersetzung der Enarrationes von 1521 bot, im übrigen die Weihnachtspostille erstmalig nachdruckte. Wir haben hier die erste Wirkung der Postille auf die Schweiz vor uns, und wohl eine der frühesten Wirkungen überhaupt. Sie ist dort lebendig geblieben und hat insbesondere auch Zwingli beschäftigt. Das Zwingli-Museum in Zürich besitzt ein Exemplar des Petrischen Druckes mit zahlreichen, sachlich nicht wertvollen Randglossen. Man hielt es für ein Stück aus Zwinglis Bibliothek. Das dürfte unrichtig sein (vgl. meine Schrift: Huldrych Zwinglis Bibliothek 1921 S. *25 Nr. 201), aber daß Zwingli die Postille kannte und benutzte, steht auch anderweitig fest. Zum ersten Male in seinen Gesichtskreis rückte sie Johannes Dekolampad am 21. Januar 1523, wenn er dem Freunde nach Zürich schrieb: Μ τν λήθειαν, καδημαι εσ το διαβόλου πορνεα, ς ατς φα” (Krit. Zwingli-Ausgabe Bd. 8 Nr. 271) — nämlich in der Postille (vgl. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 470), die auch Oekolampad nach der Petrischen Ausgabe kannte. Dann wurde infolge des Abendmahlsstreites die Postille unmittelbar für Zwingli bedeutsam. Bucer machte am 30. April 1528 Zwingli für seine Antwort an Luther aufmerksam auf dessen Auslegung der Epistel am Christtag: “Ut Luthero respondeas, .. forte conducet tibi, quod de discrimine duarum in Christo naturarum ille scripsit in postilla sua in epistolam suspremi sacri diei natalis Christiani. Lectio ea sumpta est ex epistola ad Hebraeos in illud: Per filium suum” (vgl. Unsre Ausg. Bd. 101I, 147 f.; Krit. Zwingli-Ausgabe Bd. 9 Nr. 613, wo aber der Brief irrtümlich in das Jahr 1527 versetzt wurde, was H. Eells in der Revue belge de philologie et d'histoire 1922 korrigierte). Wirklich hat dann Zwingli in der Antwort auf Luthers Bekenntnis vom Abendmahl sich mit Luthers Postille auseinandergesetzt. “Luther redt in siner postill über die epistel am christtag in der höhen meß über die wort ‘durch sinen sun’ also” etc. (Schuler-Schultheß: opera Zwinglii II 2 S. 157; eine Bezugnahme auf die “postill sunntags septuagesimae über die epistel”, die für unsere Postille aber nicht in betracht kommt, schon ebenda II 2 S. 85).

       In der angeblichen Handbibel Luthers, die Hans Volz ihm endgültig abgesprochen hat, deren wirklichen Besitzer wir nicht kennen, findet sich unter den Lutherzitaten, die jener Unbekannte zu notieren für wertvoll hielt, auch ein solches aus der Weihnachtspostille: “Quibus locis Christus praedicavit: vide Lutherum die Stephani in Epistola iiijy” (vgl. Archiv für Reformationsgeschichte Unsre Ausg. Bd. 21, 168). Gemeint ist die Stelle Unsre Ausg. Bd. 101I, 254, und die Bogensignatur des Originaldruckes Y 4 ist ganz richtig angegeben. Die Stelle über die Bekehrung der Juden Unsre Ausg. Bd. 101I, 289 hat in den Pietistenstreitigkeiten ihre Rolle gespielt. Z. B. haben die Gießener Pietisten sie gegen die Orthodoxie ausgespielt (vgl. meine Schrift: die Anfänge des Pietismus in Gießen 1907). [WA s. lxx]

 

Auch im Pietistenstreite hat dann die Epistel vom Stephanstage ihre Bedeutung gehabt. In der Flugschrift: “Anzeige gewissenhafter Beherzigung des Gießischen Sendschreibens wider der Christen freye und erbauliche Zusammenkünsten 1690 heißt es Bl. A. 3: “Hierauf läßt man antworten den S. Lutherum in der Auslegung über die Lektion am S. Stephanstag: Weilen S. Stephan da nicht zu predigen, welches Amt die Apostel ihnen vorbehalten, sondern zu Haushalten gesetzet war.” Gemeint sind die Worte Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 262. Oder die Flugschrift: Confirmatio das ist: Wiederholte Bekräftigung der πικρήσεως oder Gegen-Judicium von den collegiis pietatis entgegengesetzt den Anmerkungen M. Joh. Heinr. Roßlers, eines Metropolitani und Pfarrers zu Schotten. Durch D. S. Sylphonium 1690 Bl. B. j sagt: “Heist hier auftreten soviel als auf die Canzel steigen und eines daher schwätzen von Dietrich von Bern oder was ihm geträumet hat, wie Lutherus redet in seiner Kirchen-Postill.” Gemeint ist die Stelle Unsre Ausg. Bd. 101 I, 264. Gegen Luthers scharfe Polemik wider den “Narrn” oder “Buben”, der das Wunderbuch, “von der Kindheit Christi” erdichtete (Unsre Ausg. Bd. 101 I, 443 f.) hat noch 1574 der Katholik Martin Eisengrein Einspruch erhoben. Vgl. L. Pfleger, M. Eisengrein 1908, S. 110. Die Täufer, wie Joh. Campanus und Bernt Rothmann waren mit Luthers Christologie (Unsre Ausg. Bd. 101 I, 195) nicht zufrieden. Vgl. K. Rembert: Die Wiedertäufer in Jülich 1899 S. 250. Auch Kaspar Schwenckfeld zieht nicht ohne Grund gerade “Luther über das Euangelium in Nat[ivitate] das leben war ein liecht der Menschen” (Unsre Ausg. Bd. 101 I, 202 ff.) heran Vergl. Corpus Schwenckfeldianorum Bd. 2, S. 677. Wiederum zieht Sebastian Franck in seiner “Chronica, Zeytbuch und Geschichtbibel” diese Predigt, speziell ihren Glaubensbegriff, den er ausdeutet, heran. Vgl. E. Teufel: Luther und Luthertum im Urteil Sebastian Francks (Festgabe, K. Müller dargebracht 1922, S. 137). Es handelt sich, was Teufel nicht angibt, um die Stelle Unsre Ausg. Bd. 101 I, 224. Man wird geradezu von einer “täuferischen” Tradition sprechen dürfen, die an diese Postillenpredigt ansetzte. Auf Andreas Osiander hat möglicherweise die Predigt zur Epistel des ersten Advents mit ihren Ausführungen über die Gerechtigkeit Gottes (Unsre Ausg. Bd. 101 I, 1 ff.) gewirkt. Vgl. E. Hirsch: Die Theologie des A. Osiander 1919, S. 70. O. Clemen wies in Zeitschrift für Kirchengeschichte Bd. 37, S. 442 darauf hin, daß “die Evangelien samt den Episteln durch das ganze Jahr” —das ist die Kirchenpostille, vor 1586 handschriftlich in lettischer Sprache in der Kirche zu Heiligenau existierten. Auf Wirkungen der Wartburgpostille auf Melanchthon, Eberlin von Günzburg und Johann Sonnentaller, sowie Sebastian Lotzer und Andreas Keller machte Bossert (Theol. Stud. und Kritiken 1897, S. 374 ff.) aufmerksam. — Das alles sind zufällig gefundene und zusammengeraffte Zeugnisse der Wirkung von Luthers Postille, speziell des Winterteiles. Sie sind sicherlich zu vermehren und werden die Wirkung steigern. (Einiges z. B. bei Walch 11, 24 ff.) Die Luthersche Postille hat die mittelalterlichen Plenarien verdrängt. Es ist sicherlich kein Zufall, daß “bis jetzt kein Plenar nachgewiesen ist, das jünger als 1521 wäre” (Drews in Prot. Realenzyklopädie 3. Aufl. 15, S. 486) — 1521 ist das Jahr des Beginnes von Luthers Postillenarbeit!

       Luther selbst hat die Wirkung seiner Postille gewünscht. Sie sollte geradezu normativ und autoritativ werden gegenüber Schwarmgeistertum und Subjektivismus. [WA s. lxxi]

 

Nach den üblen Erfahrungen des Bauernkrieges, also auch als ein Zeichen der Reaktion in Luthers Stellung zur Umwelt, schreibt er in der “Deutschen Messe und Ordnung des Gottesdienstes” (Unsre Ausg. Bd. 19, 95): “Und mich dunckt, wo man die deudsche postillen gar hette durchs jar, es were das beste, das man verordente, die postillen des tages gantz odder eyn stücke aus dem buch dem volck furzulesen, nicht alleyne umb der prediger willen, die es nicht besser kunden, sondern auch umb der schwermer und secten willen zu verhüeten, wie man sihet und spuret an den Homilien ynn der metten, das etwa eben auch solche weyse gewesen ist. Sonst, wo nicht geystlicher verstand und der geyst selbst redet durch die prediger (wilchem ich nicht wil hiemit zil setzen; der geyst leret wol bas reden denn alle postillen und Homilien), so kompts doch endlich dahyn, das eyn iglicher predigen wird, was er wil, und an stat des Euangelii und seyner auslegung widderumb von blaw endten gepredigt wird.” Ist hier schon deutlich gesagt — vgl. die Worte: wilchem ich nicht wil hiemit zil setzen —, daß die Postille keineswegs die selbständig erarbeitete Predigt des Pfarrers ersetzen soll, so hat Luther 1542 in der Vorrede zu Spangenbergs Postille (Erl. Ausg. 63, 371) ausdrücklich betont: “Aber gleichwol sind wiederumb etliche faule Pfarrherr und Prediger auch nicht gut, die sich auf solch (Postillen) und ander mehr gute Bücher verlassen, daß sie eine Predigt draus können nehmen, beten nicht, studieren nicht, lesen nicht, trachten nichts in der Schrift, gerade als müßte man die Biblia darumb nicht lesen. Brauchen solcher Bücher, wie die Formular und Kalender, ihre jährliche Nahrung zu verdienen, und sind nichts dann Psittig oder Dolen, die unverständlich nachreden lernen, so doch unser und solcher Theologen Meinung diese ist sie damit in die Schrift zu weisen und zu vermahnen, daß sie denken sollen, auch selbst unsern christlichen Glauben nach unserm Tode zu verteidigen wider den Teufel, Welt und Fleisch.” Also ein scharfes Borbauen gegen jeden Mißbrauch!

       Es war auch ein Stück Wirkung der Postille, daß der Drucker Johannes Herwagen in Straßburg von Martin Bucer eine Übersetzung erbat. Luther stimmte dem zu und hatte keinerlei Argwohn. “Rogatu Iohannis Hervagii typographi et hortatu M. Lutheri theologi” bzw. “iussu et hortatu Lutheri” sagte Bucer (vergl. mein Buch: Zwingli und Luther, ihr Streit um das Abendmahl 1, 1924, S. 370 Anm. 1), und daran zu zweifeln, hat man keine Ursache. Der erste Band der Übersetzung, der die Adventspostille behandelte, trug am Schluß den Druckvermerk: primo Februarii an. M. D. XXV; so wird Bucer 1524 den Auftrag erhalten und das Werk begonnen haben. Der zweite und dritte Band, die Weihnachtspostille bringend, kam im März 1525 bzw. März 1926 heraus. Vgl. die Bibliographie. Diese drei ersten Bände erregten keinerlei Anstoß; erst der vierte Band brachte den bekannten Konflikt mit Luther (s. mein Buch a. a. O. S. 370 ff.). Die Vorrede des ersten Bandes bestimmte das Werk evangelio initiatis fratribus dispersis per Gallias; es sollte die Keime des Evangeliums hier zur Reife bringen helfen: “audimus enim passim excitari per Gallias, qui Christum et luculenter et fortiter annuncient”; speziell war an Lambert von Avignon gedacht, und Bucer wollte seine Postillenübersetzung den lateinischen reformatorischen Bibelkommentaren, teils Originale, teils übersetzungen, beigefügt sehen, die der Evangeliumsverkündigung in Frankreich dienten. Er nannte Luthers Werk “opus frugis incomparabilis, quibuscungue divina scriptura nondum familiarior facta est” und karakterisierte [WA s. lxxii] gut: “quid lex, guid evangelion, quid gratia, quid ira dei, quid peccatum, quid fides, qui peccati et fidei fructus, id est: veram ac solidam theologiam nemo unquam, cuius quidem commentarii extent, tradidit felicius et explicuit planius.” Über die Art seiner Übersetzung sagte Bucer nichts; es war nicht nötig, denn er übersetzte schlecht und recht ohne Hintergedanken. Man wird bei der Übersetzung der Advents- und Weihnachtspostille von einer “Tendenz” im schlimmen Wortsinne nicht sprechen können, so gewiß verschiedentlich Auslassungen und Zusätze nicht Zufall, sondern Absicht sind. Im allgemeinen bietet Bucer eine gute Übersetzung, die an den nicht ohne weiteres verständlichen Stellen des Lutherschen Wortlautes geradezu einen Kommentar bedeutet (um deswillen haben wir ihn auch so reichlich zu Worte kommen lassen). Daß Bucer die ganze Widmung an den Grafen von Mans̄feld fortläßt, ist begreiflich; sie war sehr persönlich gehalten und hatte für einen weiteren Leserkreis keinen Zweck. Gern verdeutlicht der Übersetzer (z. B. Unsre Ausg. B. 10 1 I 21,10, 23,8, 41,9, 172,2, 173,9, 206,14, 294,10, 301, 14,306, 16, 313,3, 315,19, 332,3; Bd. 10 1 II, 35,5, 44, 24 f., 45,10, 71,16 u. ö.) oder erläutert (z. B. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 338,10, 356,14, 373,6, 375,22, 377,9 f., 381,14, 383,1, 388,6, 402,11, 433,8, 488,1, 546, 7.25, 693,4, 701,18; Bd. 10 1 II, 112 Anm. 1, 115 Anm. 6, 133 Anm. 6. 7, 136 Anm. 1 u. ö). Er hat auch den Druckfehler Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 40, 26 im Original gemerkt und verbessert. Dann wieder läßt er aus und übersetzt nicht Alles (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 40, 1, 144 Anm. 1, 293 Anm. 2, 492, 15 ff., 349 Anm. 3; Bd. 10 1 II, 17 Anm. 5 u. ö). Ist man mitunter (z. B. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I,55,10, 208,2) geneigt, an Flüchtigkeit zu denken, so fehlt die Absichtlichkeit nicht. Z. B. wenn Luther schreibt Bd. 10 1 I, 10,21: “Zum anderen, das du nit auß Christo eynen Mosen machist, alß thu er nit mehr denn leer und gebe exempel wie die andern heyligen thun”, so läßt — man möchte sagen: der reformierte — Bucer die Worte “wie die andern heyligen thun” aus. Genau dasselbe wiederholt sich Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 73, 24. Damit wird zusammenhängen, daß Unsre Ausg. Bd. 10 1 II, 132, 1 ff. Petrus und Paulus ausgelassen sind, oder Bd. 10 1 I, 30, 13 dem Jakobus das “s. [anctus]” nicht mehr zugebilligt wird. Die eschatologische Pointierung Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 673, 1 ff. ist natürlich auch nicht zufällig fortgeblieben; vgl. auch Bd. 10 1 II, 107, 20 die feine Umbiegung der bestimmten eschatologischen Erwartung Luthers. Mitunter ergänzt und erweitert er sein Vorbild, nicht ganz ohne schulmeisterlichen Beigeschmack. Z. B. Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 141 Anm. 6, wo er seine Gelehrsamkeit bekunden will durch Heranziehung von Augustin, S. 645, 14 f., wo er sich in eigener Deutung versucht, Bd. 10 1 II, 100 Anm. 1, wo er die Verwerfung des Aristoteles noch durch einige Zusätze steigert, S. 205 Anm. 1, wo er Luther korrigiert, S. 206 Anm. 1, wo er zu dem von Luther erwähnten Johannes Hus noch den Hieronymus von Prag setzt. In der Epistel am Christtag Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 148 Anm. 1 verweist er auf das Evangelium zum 4. Advent, bei welchem Luther (Bd. 10 1 II, 189 ff.) das gleiche Problem behandelte. Sein eigenes Urteil bricht Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 501 Anm. 1 in der Übersetzung: optimo iure durch. Alles in allem: diese kurze Charakterisierung zeigt, daß Bucer ein guter Übersetzer gewesen ist, der mit Überlegung arbeitete.

       Besondere Beachtung verdient die Frage nach der Wirkung von Luthers Postille auf die nachfolgende Postillenliteratur überhaupt. Sie würde eine [WA s. lxxiii] eingehende Untersuchung erfordern, die hier nicht geboten werden kann. Daß Luther hier die Bahn brach und als großer Anreger wirkte, leidet keinen Zweifel; an die Spitze seiner Schüler wird hier Melanchthon gestellt werden müssen, dessen Postille auf Sonntagsvorträge von 1522 zurückgeht (vgl. G. Buchwald: Zur Postilla Melanthoniana, Archiv für Reformationsgeschichte Bd. 21 Doppelheft 1/2, 1924). Daß die Wartburgpostille dann die Postille des Antonius Corvinus stark beeinflußte, habe ich in besonderem Aufsatze (Theologische Studien und Kritiken Bd. 75, 1902) gezeigt. Ungeklärtes Gebiet ist noch die Anregung, die die Postille der Kunst der Reformationszeit gab. Einige der Ausgaben (vgl. die Bibliographie) sind mit “schönen Figuren” geziert, die an die Holzschnitte der Bibelausgaben erinnern, aber sie harren noch der endgültigen wissenschaftlichen Durchmusterung. Angeschnitten ist das Problem von H. Zimmermann: Beiträge zur Bibelillustration des 16. Jahrhunderts 1924 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte Nr. 226) S. 17 f. und 118.

       Eine weitere Frage wäre die nach dem Verhältnis der Wartburgpostille zu Luthers Bibelübersetzung. Die Arbeit an der Übertragung des Neuen Testamentes und an den Adventspredigten ging ja nebeneinander her, während die Weihnachtspostille vorher fertig wurde. (Die erste Nachricht von Luthers Plan der Bibelübersetzung taucht bekanntlich im Briefe an Johannes Lang vom 18. Dezember 1521 auf. Enders 3 Nr. 472.). Selbstverständlich finden sich nun zahlreiche Berührungen zwischen den beiderseitigen Übersetzungen, aber ebenso viele Unterschiede, so daß man urteilen muß: es handelt sich jeweilig um eine selbständige Arbeit, und die Berührungen sind nicht Herübernahmen, sondern erklären sich aus dem gemeinsamen Rückgriff auf den griechischen Urtext (ähnlich Kostlin-Kawerau: M. Lth. 5. Aufl. 1903, S. 462), Lu, Lo und Lo haben ein Empfinden dafür besessen, wenn sie teils durchgängig, teils stellenweise (s. die Lesarten) die alte Übertragung herausbrachen aus der Postille und der Text aus Luthers Bibelübersetzung einfügten. Ob Luthers Verdeutschung in der Bibelübersetzung gegenüber der Übersetzung der Postillenstücke einen Fortschritt in der Verdeutschungsfähigkeit bedeutete? Die Frage dürfte zu bejahen sein, doch wäre eine germanistische Einzeluntersuchung vorzunehmen, die nicht Aufgabe dieser Einleitung sein kann. Luther ist sichtlich unter der fortlaufenden Arbeit am Neuen Testament freier geworden, während die Beschäftigung mit den Perikopen naturgemäß eine Vereinzelung und engere Bindung an das Original mit sich brachte. Man lese nur die Auslegung in der Postille, um zu sehen, wie Luther um den Ausdruck ringt. Ob die älteren deutschen Bibeln oder mittelalterlichen Plenarien den Text der Kirchenpostille beeinflußt haben, wage ich nicht zu entscheiden. Unmaßgeblich möchte ich es verneinen; Luther war auf der Wartburg und hatte nur eine beschränkte Bibliothek zur Verfügung, und er, der sonst immer recht deutlich in die Quellen seiner Postillenarbeit hineinschauen läßt, hätte doch wohl eine Andeutung einer derartigen Vorlage hinterlassen; sicher ist (vgl. Enders 3 Nr. 472), daß Luther die Matthäusübersetzung von Johannes Lang 1521 nicht benutzte. Immerhin könnte allenfalls die postilla brevior (s.o. S. LXII) ein Plenar sein. Und daß Luthers Postille ihrer ganzen Idee und Anlage (zuerst Worterklärung, dann praktische Abzweckung, Einstreuung von Erzählungen u. dgl.) nach bei den Plenarien anknüpft, kann nicht bestritten werden. Seine Postille ist ein “reformatorisches Plenar” (vgl. J. Alzog: Die deutschen Plenarien im 15. und zu Anfang des 16. Ih.s im Freiburger Diözesan-Archiv Bd. 8, 1874 [WA s. lxxiv] S. 258 ff.). Im einzelnen ergeben sich auch allerlei bewußte oder unbewußte Auseinandersetzungen mit den mittelalterlichen Vorgängern. Wenn z. B. (Alzog S. 273 ff.) in einem solchen Plenar die vier Evangelisten einzeln geschildert wurden, so gewinnt Luthers Auftakt im “klein Unterricht”, daß es nur ein Evangelium gebe (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 8 f.) eine wirkungsvolle Gegensätzlichkeit. Ebenso was Luther sonst von Gewohnheiten und Gebräuchen erzählt bei den Gottesdiensten, Lektionen und dgl. Immerhin zwingt das nicht zur Annahme einer literarischen Vorlage für die Wartburgpostille. Die von Alzog gebotenen Textproben (a. a. O. S. 284 ff.) machen vielmehr die Benutzung eines solchen Plenars durch Luther unwahrscheinlich. Aber die Frage verquickt sich mit der nach den Vorlagen der Septemberbibel von 1522, wobei man jedoch nicht übersehen darf, daß die Postille während der Wartburgzeit geschrieben und gedruckt wurde, also die für die Septemberbibel, die während dar Wartburgzeit nur geschrieben wurde, später nach der Rückkehr hinzugekommenen Quellen nicht in Betracht kommen. Hinweisen muß man auf die starke Ähnlichkeit zwischen dem an der Spitze des Weihnachtsteils stehenden “kleyn unterricht” (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 8 ff.) und Luthers Vorrede zum Septembertestament. Beide Male tritt scharf der Gedanke heraus, “das nur eyn Euangelium ist”, und bis in Einzelheiten hinein (vgl. etwa die Stellung zum Alten Testament) finden sich Berührungen. Die Priorität kommt hier der Postille zu, und daß sie Gedanken “neutestamentlicher Einleitung” vertritt, erklärt sich leicht. Der “kleine Unterricht” ist Ende November vollendet gewesen; möglicherweise hat Luther damals schon den Plan der Übersetzung des ganzen Neuen Testamentes gefaßt und sieht in der Postille den Anhub, der auf eine Vollendung wartet; darum wird er “grundsätzlich” eingeleitet als Vorbereitung auf Weiteres. Aber auch wer Luther damals noch nicht den Plan der Übersetzung des ganzen Neuen Testamentes gefaßt haben läßt, wird verstehen, warum er diesen ersten Versuch einer volkstümlichen Erklärung wichtigster Bibelteile mit einer derartigen grundsäßlichen Betrachtung einleitete. Man achte auf das (gleichzeitig datierende) Schlußwort des Weihnachtsteiles (Unsre Ausg. Bd. 10 1 I, 728): “O das gott wollt, meyn und aller lerer außlegung untergingen, unnd eyn iglicher Christenn selbs die blosse schrifft und lauter gottis wortt fur sich nehme! ... Darumb hyneyn, hyneyn, lieben Christen und last meyn und aller lerer außlegen nur eyn gerust seyn zum rechten baw, das wyr das blosse, lautter gottis wort selbs fassen, schmecken unnd da bleyben; denn da wonet gott alleyn ynn Zion.” Das klingt doch geradezu wie ein Vorspruch zur Übersetzung des Neuen Testamentes, könnte freilich auch den Wittenberger Freunden den Anlaß gegeben haben, die Übersetzung des Neuen Testamentes von Luther zu “heischen” (postulant nostri, sagt Luther), verrät auf alle Fälle, daß Luther sich der grundsätzlichen Bedeutung der Weihnachtspostille bewußt war und sie daher entsprechend einleiten mußte.

 

 

Aus der Geschichte der Forschung über die Winterpostille.

In die ersten Gesamtausgaben von Luthers Werken ist die Kirchenpostille nicht aufgenommen worden, offenbar weil sie dank der zahlreicheu Drucke, die sich auch nach des Reformators Tode fortsetzten, so stark verbreitet war. Die Geschichte dieser Ausgaben aus späterer Zeit, insbesondere auch die Textgeschichte, wäre noch zu [WA s. lxxv] schreiben; Tatsache ist, daß der Text in die dogmatischen Lehrstreitigkeiten hineingezogen wurde, und sich mancherlei Änderung gefallen lassen mußte. Dagegen reagierte der Pietismus, dessen Rückgriff auf Luther, den “reinen Luther”, wie man glaubte, sich auch hier bekundete. Mit dem Zeitalter des Pietismus beginnt die wissenschaftliche Arbeit an der Kirchenpostille (vgl. außer dem im folgenden Genannten Walch XI p. 19 Anm. q.). 1679 veröffentlichte der kaiserlich gekrönte Poet Johann Gottfried Zeidler in Eisleben sein Büchlein: “Historia von den Postillen Doct. Martinii [!] Lutheri, Als da sind die Kirchen Postilla, Haus Postilla und Eine seltzam unbekante Postilla”. Nach Erwähnung der lateinischen Postille hieß es hier über die Wartburgpostille: “Dieweil er sonderlich dem gemeinen mann damit zu dienen gesonnen, lesset er die lateinische erklerung faren und fehet an eine gantz deudsche weitleuffige Postillen uber Episteln und Euangelia zu schreiben, welche er seinem Landesherren, Graff Albrechten von Mansfeld, zugeschriben am tage Elisabeth 1521, wie die Vorrede bezeuget. Und solche Postillen hat er im obgedachten jar am tage Lamperti bis auffs Fest der h. drey Könige bracht und damals ausser der ordnung den Sermon von den zehen aussetzigen als zur probe lassen ausgehen, wie in der Vorrede zu sehen. Also ist diese Postillen ausgangen stückweise, erstlich A. 1521 ein stück vom Aduent bis auff den Christag. Zum andern A. 1522 am 13 Februarii aber ein stück vom Christage bis auf den Sontag Epiphanie, wie er schreibt in der Missiue an Hartmut von Cronberg, einen Frenckischen vom Adel.” Hier ist Richtiges mit Falschem gemischt. Richtig herangezogen sind die Worte aus der Vorrede zur Auslegung des Evangeliums von den zehn Aussätzigen (oben S. L f.). Möglich ist auch ihre Ausdeutung, daß damals Luther mit den Predigten bis und mit Epiphanien fertig war, wenn auch nicht ganz sicher (oben S. LI f.). Aber Zeidler nimmt offenbar an, daß Luther mit den Adventspredigten begann, also damals mit dem ganzen Winterteil fertig war. Das ist irrig. Ebenso irrig ist die Ansicht, daß die Vorrede an den Grafen Albrecht von Mansfeld am Abschluß des ganzen Winterteiles verfaßt wurde, wie Zeidler offenbar voraussetzt. Richtig ist dann wieder beobachtet, daß die Winterpostille in zwei Teilen ausging; aber die Reihenfolge der Teile hat Zeidler falsch bestimmt. Vermutlich hat er den Unsre Ausg. Bd. 7, 461 beschriebenen Druck d. h. die Übersetzung der alten Postille für den Adventsteil der neuen Postille gehalten. In dem Briefe Luthers an Kronberg (oben S. LXI), dessen Datierung aber nicht zu halten ist, hat Zeidler richtig den Weihnachtsteil erkannt, aber er war vor dem Adventsteil erschienen. Dann gab Spener 1700 in Berlin die Postille neu heraus, ausdrücklich zu dem Zwecke, einen kritisch bereinigten Text zu schaffen: “dem fleißigen Leser aufs vollkommenste also vor Augen zu legen, daß er nicht allein, wie dieselbe zu dieser oder jener Zeit erschienen, sondern auf einmal zugleich ihn unterschiedliche Gestalten zu Gesicht bekomme, mit dem Unterschied, daß er zugleich sehe, was zu andern Malen zu- oder abgethan worden”. Über die Entstehung der Postille sagte Spener nichts von Belang. Ebensowenig Gottfried Arnold, der 1710 mit besonderer Vorrede das Spenersche Werk neu auflegte. Aber die Postille kam jetzt in die Lutherausgaben hinein, z. B. in die Leipziger Ausgabe von Börner (1731) und in die Walchsche Ausgabe 1742 — dort im 13. und 14., hier im 11. Bande. Börner berief sich auf Elias Frick: Deutsche Seckendorffische Historie des Luthertums, Anhang zu § 11 p. 2724, Leipzig 1714. Dieser behauptete: [WA s. lxxvi] “Luther gab Evangelien und Episteln von Advent bis 1 Sonntag nach Epiphanien 1522 in zwei Teilen in Quart in Wittenberg heraus, obwohl die Dedikation schon am Tage Elisabeth 1521 gestellt ist, wie Spener in seiner Edition der Kirchenpostille erinnert.” Walch gab in seiner Vorrede “eine hinlängliche und etwas ausführliche Nachricht” über die Entstehung der Postille, in Ergänzung einer Einleitung, die er schon 1737 zu einer Sonderausgabe von “des seligen Lutheri vollständiger Kirchenpostill” geboten hatte. Daß die Postille allmählich geworden war, ist Walch klar: “Die Kirchen Postill des seligen Lutheri ist ein solches Werk, welches nicht auf einmal verfertiget und an das Licht gestellet worden, sondern nach und nach zu derjenigen Gestalt und Vollständigkeit gediehen ist, darinnen sie sich nunmehro befindet”. Richtig werden auch an die Spitze die lateinischen Enarrationes .... in IV dominicas adventus von 1521 gestellt, und über ihre deutsche Übersetzung wird einiges bemerkt. “Nicht lange darnach machte sich Lutherus über die deutsche Postill.” Hier nun aber setzt Walch ebenfalls die Adventspredigten an die Spitze des auf der Wartburg verfaßten Winterteiles. “Denn wie er bey seiner Rückreise von Worms auf Befehl des Churfürstens von Sachsen seiner Sicherheit halber den 4 Maji des besagten 1521 Jahres in aller Stille auf die Wartenburg bey Eisenach gebracht wurde, so ließ er unter anderm auch das seine Arbeit seyn, daß er den Anfang der deutschen Postill verfertigte, welcher von Advent an bis auf den ersten Sonntag nach Epiphaniä, jedoch diesen ausgeschlossen, ging. Er kam in zwey Theilen zu Wittenberg 1522 4o heraus” (die Adventspostille wird zuerst genannt). Walch karakterisierte kurz die Widmung Luthers an den Grafen Albrecht von Mansfeld und den “kleinen Unterricht”, um dann kurz darauf hinzuweisen, daß “Lutherus die Arbeit nicht sogleich, wie er wünschte, fortsetzen konnte”; unter Berufung auf die bekannten Worte (s. o. S. L); “Auch wil ich hiermit meinen lieben Deutschen die Postillen credentzen mitten auß dem faß.” “So beklagte er sich auch vorher, und zwar den 8. Junii, daß er in seiner angefangenen Arbeit durch abermaligen Streit behindert würde” (folgt das Zitat aus der Vorrede der confutatio rationis Latomianae, Unsre Ausg. Bd. 8, 44 Z. 1 —3, S. 128, Z. 1 —3). Näheres aber bringt Walch nicht, geht vielmehr schnell zum Sommerteil und den verschiedenen Ausgaben der Kirchenpostille über.

       Ganz auf Walch fußte Joh. Georg Plochmann im 7. Bande der ersten Auflage der Erlanger Ausgabe (1827), so daß also hier für die Erforschung der Entstehung Winterpostille kein Fortschritt erzielt wurde. Neu durchgearbeitet hingegen wurde das Material durch Enders in der zweiten Auflage der Erlanger Ausgabe, Band 7 (1866). Enders geht natürlich auch von den lateinischen Enarrationes aus, um dann mit dem Satze einzusetzen: “Luther ließ auf der Wartburg die lateinische Bearbeitung gänzlich fallen und fing eine neue deutsche Ausarbeitung der Postille, und zwar in größerer Ausführlichkeit, an”. Den Fehler seiner Vorgänger, die deutsche Adventspostille vor der Weihnachtspostille entstanden sein zu lassen, wiederholte dann freilich Enders: “Zuerst erschien wiederum die Adventspostille, welche nun schnell eine Fortsetzung bis auf Epiphanias erhielt.” Aber Enders gab sich die Mühe, die Etappen der Entstehung der Postille nach Möglichkeit nach Luthers Briefwechsel vorzuführen, wobei er freilich nicht immer richtig deutete. “Die Vollendung des Druckes, heißt es dann, zog sich bis ins Jahr 1522 hinein, und auch die Fortsetzung der Arbeit erlitt eine Unterbrechung, teils durch die [WA s. lxxvii] Wittenberger Unruhen, die ihn von der Wartburg zurückführten, teils durch neue Streitigkeiten mit anderen Gegnern, wie er schon am 8. Juni 1521 in der Vorrede zur Rationis Latomianae confutatio klagt (folgt die schon von Walch s. o. zitierte Stelle). “Als Probe gleichsam des noch zu Erwartenden ließ er das Evangelium am 14. Sonntag nach Trinitatis von den zehn Aussätzigen schon im Jahr 1521 erscheinen” (folgt die S. L und bei Walch angegebene Stelle). Enders urteilt weiter: “auf Lamperti d. i. 17. September 1521 war die Postille bis Epiphaniä vollendet, aber erst am 13. Februar 1522 ging sie aus” (vgl. dazu Zeidler, an den Enders sich hier anlehnt). Er meinte die ganze Wartburgpostille und sorgte nicht darum, daß die Widmung vom 19. November 1521 datierte; offenbar dachte er sie sich zwischen Abschluß der Auslegung der Predigten und dem Druck verfaßt. Dankenswert waren die bibliographischen Notizen von Enders, so gewiß sie durch Unsre Ausg. stark ergänzt werden. Wie Walch, so verbaute sich auch die Erlanger Ausgabe die Einsicht in den Entstehungsprozeß der Postille auch dadurch, daß sie Episteln und Evangelien getrennt druckte in verschiedenen Bänden. Hier hat Unsre Ausgabe den notwendigen Wandel geschaffen, außerdem, der Zeit der Entstehung entsprechend, den Weihnachtsteil vor den Adventsteil gestellt.

       Auf der Erlanger Lutherausgabe ruhte auch die kurze Notiz von Th. Kolde im 2. Bande seiner Lutherbiographie (1889) S. 7: “Allerdings schritt das Werk nur sehr langsam vorwärts. Es erschien bruchstücksweise, zuerst die Auslegung der Adventsperikopen, dann im Frühjahr 1522 als erster Abschnitt die Auslegung der Evangelien und Episteln bis zum Epiphanienfeste, die er dem Grafen Albrecht von Mansfeld widmete.” Inzwischen begann die Vorbereitung der Herausgabe der Kirchenpostille in Unsrer Ausgabe. Sie war Gustav Bossert, damals Pfarrer in Nabern (Württemberg), anvertraut worden und wurde in Kollationen usw. weit gefördert. Ehe Bossert nun, an der Vollendung verhindert, dem Unterzeichneten die Weiterarbeit übergab, veröffentlichte er in den “Theologischen Studien und Kritiken” 1897, S. 271 ff. seine umfangreichen “kritisch-historischen Untersuchungen” über “die Entstehung von Luthers Wartburgpostille”. Sie waren bahnbrechend und werden die Grundlage aller künftigen Erörterung bilden müssen. “Zum erstenmal beschäftigte ich mich hier dieser eingehenden Weise mit der Wartburgzeit” — das war richtig. Nicht minder das Urteil: “je mehr man mit den hier einschlagenden Fragen zu tun hat, um so mehr erkennt man die Schwierigkeiten und erfreut sich, wenn nur ein wenig mehr Licht auf Luthers Wartburgzeit und die Arbeit an den 24 Predigten von Advent bis Epiphanien fällt”. Ausdrücklich hob Bossert auch heraus, daß seine Arbeit “noch nicht völlig reife, abschließende Ergebnisse gebe, wie sie der Einleitung der Wartburgpostille in der Weimarer Ausgabe einverleibt werden können”. So kann die durchgängige Nachprüfung der Bossertschen Untersuchung, wie wir sie vorgenommen haben, seiner grundsätzlichen Zustimmung sicher sein. Die Entstehungsgeschichte der Wartburgpostille ist in neuer Überprüfung gegenüber Bossert etwas unsicherer geworden, die einzelnen chronologischen Ansätze wurden z. T. vorsichtiger und zurückhaltender bestimmt, späterer Forschung wird es vorbehalten bleiben, zu entscheiden, wo das größere Recht liegt. Die Frage Bosserts (a. a. O. S. 271): “soll in der Weimarer Ausgabe die Weihnachtspostille vor der Adventspostille gedruckt werden?” ist ganz in seinem Sinne “vom Standpunkt des Interesses der historischen Forschung unbedingt bejaht worden,” [WA s. lxxviii] Bd. 101 I bringt die Weihnachts-, Bd. 101 II die Adventspostille. Wenn Bossert der Vorarbeiten zur Postille dankbar gedachte, so mag an dieser Stelle nur das Universitätsprogramm von Max Lenz: Kritische Erörterungen zur Wartburgzeit, Marburg 1883 genannt werden, weil es noch heute Beachtung verdient.

       Auf Bosserts Untersuchungen war die Darstellung aufgebaut, die G. Kawerau in der 5. Auflage des Köstlinschen Lutherwerkes gab (1903, S. 453 f.). Hier wurde also die zeitliche und auch typographische Priorität des Weihnachtsteiles vor dem Adventsteile ausgesprochen, und Kawerau gab einige wertvolle, selbständige Beobachtungen bei. Seinerseits brachte der Unterzeichnete in der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie Bd. 41 S. 606 ff. einige Ergänzungen zu Bossert. Den neuen Fragestellungen gegenüber ist nun freilich die Einleitung im 11. Bande der Neuauflage des Walchschen Lutherwerkes: “Dr. Martin Luthers Kirchen-Postille. Aufs Neue herausgegeben im Auftrag des Ministeriums der deutschen evangelisch lutherischen Synode von Missouri” 1882 gänzlich veraltet. Nicht nur, daß Evangelien (Bd. 11) und Episteln (Bd. 12) getrennt sind, es wird wieder die Priorität der Adventspostille vertreten, so gewiß man im einzelnen sich um die Zeugnisse der Wartburgzeit bemühte und dabei im wesentlichen bei der zweiten Auflage der Erlanger Ausgabe landete, auf die man sich auch ausdrücklich berief. Textlich arbeitete Walch mit den Ausgaben von 1522 —1535, ohne die genaue Kritik, wie sie Unsre Ausgabe bietet. Man muß einmal textlich und sachlich diese zweite Auflage von Walch — die neueste vor Unsrer Ausgabe — neben Unsre Ausgabe stellen, um sich des inzwischen errungenen wissenschaftlichen Fortschrittes bewußt zu werden.

       “Die Winterpostille ist, strenge genommen, allein Luthers Werk; die übrigen Teile konnte er bei den mannigfachen andern und wichtigen Arbeiten, die ihn während der nächsten Jahre beschäftigten — besonders im Streit mit den Sakramentschwärmern und gegen den Bauernaufruhr — nicht eigenhändig vollenden”, heißt es in der Erl. Ausg. 2 7, XVI. Die Winterpostille, die Wartburgpostille in ihren beiden Teilen, ist darum auch der beste und wertvollste Teil der Postille des Reformators. In bedeutsamster Zeit 1521/22 geworden, ist sie ein unvergängliches Zeugnis von Luthers reformatorischer Größe, vielleicht gerade, weil sie nicht “groß”, sondern ein schlichtes Wort an die Laienwelt sein will.

 

 

Nachträge und Berichtigungen.

Zu den fallenden Kreuzen Unsre Ausg. Bd. 10 1 II 104 vgl. J. Schairer, Das religiöse Volksleben am Ausgang des Mittelalters 1914 S. 107; sowie die eingehende Schilderung in Zeitschr. für Kirchengeschichte Bd. 43, S. 382.

Zur Erwartung der großen Flut 1524 Unsre Ausg. Bd. 101 II, 108 vgl. Albert Burer an Beatus Rhenanus 1520 März 20: Sed heus, tamen novus subinde timor mortales excruciat ac propemodum exanimat: is est futuri diluvii tremor potius quam timor. Sic enim quosdam timidulos reperire est, qui etiam iam et in hypocaustis suis et port fornacem undas ac procellas somnient, adeo ut experrecti se tanquam suffocatos ac undis submersos dictitent. Sed hoc belle videtur perspexisse prudentissimus senatus Basiliensis, qui pontem suum trabibus [WA s. lxxix] quernis sic suffulcire fecit, ut adversus omnem undarum impetum munitus ac robustissime confirmatus videatur. — Vgl. ferner A. Warburg, Heidnisch - antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten, 1920, S. 30 ff. Hier ist verwiesen auf G. Hellmann: aus der Blütezeit der Astrometeorologie (Veröffentlichungen des Kgl. preuß. meteorol. Instituts Nr. 273), der “ein Verzeichnis der ihm bekannt gewordenen Unmenge von illustrierten Druckschriften (56 Autoren in 133 Druckschriften), die schon seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts, von Stoefflers Kalender ausgehend, Grauen und Furcht vor dieser Sündflut durch ganz Europa trugen.” Warburg weist ferner hier auf die “Sensationspresse, wie sie auf dem Reichstage zu Worms durch die Sündflut-Stimmungsmache eines Seytz zu wirken suchte. Man fühlt, wie die Holzschnittillustration als mächtiges neues Agitationsmittel für die Bearbeitung der Ungelehrten eingriff.” S. ebenda auch ein späteres Urteil Luthers über die Flut und Nachrichten über Spalatins Stellungnahme dazu. — Auch Zwingli in der Auslegung der 67. Schlußreden und der Schrift De providentia dei gedenkt jener Flut (vgl. Kritische Zwingli-Ausgabe Bd. 2, Schuler-Schultheß, opera Zwinglii Bd. 4, S. 128 f.).

       Zum Begriffe der πιεικα Unsre Ausg. Bd. 101 II, 174 vgl. C. Schmitt, Politische Theologie 1922 S. 9 ff. 37 ff.

       Zum prologus Hieronymi Unsre Ausg. Bd. 101 I, 8: Gemeint ist die praefatio s. Hieronymi presbyteri in omnes epistolas s. Pauli: “Primum quaeritur, quare post evangelia, quae supplementum legis sunt et in quibus nobis exempla et praecepta vivendi plenissime digesta sunt, voluerit apostolus has epistolas ad singulas ecclesias destinare”.

       Zum Sprichworte Unsre Ausg. Bd. 101 I, 654, 19 vgl. Unsre Ausg. Tischreden 1 Nr. 341: “Ein testament eins pfaffen ist mir ein wurst, die isst man, dein egeritur, sus devorat, und wird wider ein wurst, sic sine fine.”

       Zur Darstellung der verschlossenen Himmelstüre Unsre Ausg. Bd. 101 I, 36 vgl. R. Nicolas, Die Hauptvorhalle des Berner Münsters 1921 S. 91 (Nachweis einer solchen Darstellung an der S. Nicolauskirche zu Freiburg i./Schweiz. Die Hölle als offenes Drachenmaul ist dargestellt auf dem Relief des Veit Stoß an S. Sebald in Nürnberg (ebenda S. 92).

       Zur Bibliographie: In Neue kirchl. Zeitschrift 1919 S. 536 wird eines Exemplars der Enarrationes seu Postillae M. Lutheri Basileae 1546 (vgl. oben S. XL) mit Randglossen Luthers gedacht.

       Druckfehler: Unsre Ausg. Bd. 101 I, 318, 5 lies: kloster; S. 349 Anm. 3 lies: von H. A. W. Meyer. — Unsre Ausg. Bd. 101 II, 9 Anm. 2 Z. 4 lies: Vielleicht: S. 19 Anm. 9 Z. 3 lies: μς; S. 29 Anm. 5 lies: institutum; S. 35, 22 streiche das Komma hinter wort; S. 138 Anm. 2 lies: Hutteni; S. 143 lies: Anm. 2. — Die korrekte Setzung der hebräischen Punktation allenthalben zu erzielen, ist leider trotz aller Mühe nicht gelungen.

 

 

W. Köhler.

 

[WA s. lxxxi]

 

Vorwort zu Roths Sommerpostille.

 

1925[WA s. lxxxi]

Da sich der Abdruck der Rothschen Postillen auf mehrere Bände verteilt und die Einleitungen zu den einzelnen Postillen mancherlei Wiederholungen bringen müßten, wird die Gesamteinleitung zweckmäßig mit der Vollendung des Abdrucks sämtlicher Postillen zu verbinden sein.

       Wir stellen hier nur eine Übersicht über die Predigten der Sommerpostille in der Art der zur Hauspostille gegebenen Übersicht (Unsre Ausg. Bd. 52, XII ff.) zusammen.

       Unserm Abdruck liegt der Erstdruck (von Heinrich Steiner in Augsburg) vom Jahre 1526 zugrunde (vgl. oben S. XXIII).

 

 

G. Buchwald.

 

[WA s. lxxxii,lxxxiii]

 

Übersicht über die Predigten der Rothschen Sommerpostille.

 

1925[WA s. lxxxii,lxxxiii] [Tabelle: ] [Tabelle: ] [WA s. lxxxiv,lxxxv][Tabelle: ] [Tabelle: ]

 

[WA s. lxxxvii]

 

Haupttext

 

 

Adventspostille.

[WA s. 1]

 

      

Am ersten sontag des Advents Epistell [Röm. 13, 11 –14] Ro. xiij.

 

1522[WA s. 1]

Lieben bruder, ßo wyr denn solchs wissen, nemlich die tzeytt, das die stund da ist, von dem schlaff aufftzustehen. Syntemal unßer heyl nu neher ist, denn da wyrß glawbten. Die nacht ist vorgangen, der tag ist erbey kommen. Szo last uns abwerffen die werck der finsterniß, und anlegen die wapen des liechts, last uns erbarlich wandeln, gleych wie am tage. Nit ynn vollerey und trunckenheyt, nit ynn schlaffkamern und untzucht, nit ynn tzangk und hadder, ßondernn tzihet an Ihesum Christum den herrn, und thut nit was das fleysch sucht tzur lust.

       Diße Epistell leret nitt vom glawben, ßondernn von den wercken und fruchten des glawbens, und tzeygt an, wie eyn Christlich leben soll eußerlich nach dem leybe auff erden unter den menschen sich hallten ; denn wie ym geyst und fur gott der mensch soll wandelln, leret der glawbe, von wilchem er fur dißer Epistell reychlich und gantz Apostolsch schreybt und leret, unnd wenn wyr die Epistell eben ansehen, ßo leret sie nitt, ßondern reytzt, vormanet, treybt und weckel auff die da schon wissen was sie thun sollen. Denn [Röm. 12, 7. 8] S. Paulus teylet das predigerampt ynn tzwey stueck Ro. 12. Doctrinam et exhortationem, lare und vormanen. Lare ist, ßo man predigt, das unbekandt [WA s. 2] ist und die leutt wissend odder vorstendig werden. Vormanen ist, ßo man reytzt und anhellt an dem, ßo yderman schon woll weyß. Beyde stuck sind [Röm. 13, 11 ff.] not einem prediger, drumb sie auch beyde S. Paulus ubett. Darumb auch das die vormanung sey deste stercker und lieblich eyngehe, braucht er vil hubscher vorbluemeter wort und macht eyn feyne bundfarbe rede, nennet den schlaff, finsterniß, licht, auffwachen, wapen, werck, tag unnd nacht, das sind eyttell vorblumete wortt, durch wilch ettwas anders vorstanden wirtt, denn yhr artt unnd natur gibt. Denn er redet yhe nitt von naturlicher nacht, tag, finsternis, licht, wachen, schlaffen, wapen und wercken, ßondern bildet uns fur durch solch naturlich weßen eyn gleychniß, damit er uns reytze und fure ynn vnßer geystlich weßen, als sollt er sagen: yhr sehet, das die menschen umb tzeytlichs gutts willen auffstehen vom schlaff unnd der finsterniß werck ablegen unnd sich des tags werck annehmen, wenn die nacht vergangen, und der tag erbey komen ist. Wie viel mehr sollen wyr auffwachen von unßerm schlaff, abwerffen die werck unßer finsternis, und anfahen die werck unßers lichts, dieweyll unßer nacht vergangen und unßer tag anbrochen ist.

       Durch den schlaff bedeutt er die werck der boßheyt und unglawbens ; denn schlaffen ist eyn werck, das da eygentlich geschicht ynn der nacht, und [Röm. 13, 12] er selbs sich auch alßo außlegt, da er sagt: Last uns ablegen die werck der finsterniß. Alßo widderumb, auffwachen unnd auffstehen, bedeutt die werck des glawbens und der frumkeyt. Denn auffstehen ist eyn eygentlich werck des [1. Thess. 5, 4. 10] morgens und tages; davon sagt er auch. 1. Thess. 5: Lieben brueder, yhr seytt nicht ynn der finsterniß, yhr seytt alle kinder des liechts und kinder des tages. Wyr sind nicht der nacht noch der finsternisse, darumb last uns nitt schlaffen, wie die andern, ßondern last uns wachen und nuechtern seyn. Denn die da schlaffen, die schlaffen des nachts, und die da truncken sind, die sind des nachts truncken. Wyr aber, die wyr des tags sind, sollen nuechtern seyn, angetzogen mit dem krebß des glawbens und der liebe, und mit dem hellm, der da ist die hoffnung der selickeyt. Denn gott hatt uns nit gesetzt tzu dem tzorn, ßondern tzu der besitzung der selickeytt, durch Jhesum Christum unßern herrn, der fur uns gestorben ist, auff das wyr, es sey wachend odder schlaffend, mit yhm leben. Hie ists offenbar, das er nitt vorpeutt den naturlichen schlaff, und doch die gleychniß braucht vom naturlichen schlaff und wachen tzu dem [WA s. 3] geystlichen schlaff und wachen, das ist: wol und ubell leben. Unnd kurtzlich, [Tit. 2, 11 –13[!]] ist auffstehen vom schlaff ßo viel gesagt, als das er sagt Tit. 1: Es ist erschynenn die heylwertige gnade unßers heylands und lerett uns, das wyr sollen absagen dem gottloßen weßen und welltlichen lusten, und nuechtern, rechtfertig, gottlich leben auff dißer wellt, und wartten auff die selige hoffnung und tzukunfft des grossen gottis unnd unßers heylands Jhesu [Röm. 13, 11] Christi. Das absagen des gottloßen weßens unnd der welltlichen lusten [Röm. 13, 12] nennet er hie auffstehen vom schlaff. Und das nuechtern, rechtfertig, gottlich leben, nennet er hie: wachen und wapen des liechts anlegen. Das erscheynen der gnade ist der tag und das liecht, wie wyr horen werden.

       Nu sihe tzu, wie sich naturlich und geystlich schlaff mit eynander gleychen. Wer da schlefft, der sihet noch empfindt der dinger odder gutter keynß, die auff der wellt und umb yhn her sind. Er ligt mitten unter den dingen, als eyn tod, unnutz mensch, der keyn brauch noch acht eynes dings hatt, und ob er schon ynn yhm selb lebt, ßo ist er doch allen dingen, als were er todt. Zum andern: an statt der warhafftigen dinger gehet er umb ym trawm mit eyttell bilden und unnutzen formen der warhafftigen gutter, und ist ßo nerricht, das er meynett, es seyen recht ware gutter. Wenn er aber auffwacht, ßo fallen ab die trawmbild und werden tzu nichte, da fehet der mensch an, mit rechten dingen umbgehn on alle bilder. Alßo auch geystlich: der mensch, der da lebt ynn eynem gottloßen weßen, der schlefft unnd ist gleych todt fur gott, sihet noch empfind nicht die rechten geystlichen gutter, die yhm durchs Euangelio werden angepotten und vorheyssen, lest sie umbsonst fur yhm und umb yhn her stehen; denn solch gutter lassen sich nur mitt dem glawben der hertzen sehen, sind auch noch vorporgen. Indes abet menget er sich ynn die tzeyttlichen, vorgencklichen gutter, wollust und ehre, wilche gegen das ewige leben, freud und selickeyt, zu achten sind gleych als die traumbild gegen die naturlichen, leyplichen creaturn. Und wenn der mensch auffwacht und den [WA s. 4] glawben ubirkompt, ßo fellet ab alles solchs vorgencklich ding, und wirt erkennet, [Ps. 76, 6] wie gar es nichts sey, davon sagt ßs. 75: Sie haben geschlaffen yhren schlaff, die menner des reychtumbs, und nichts funden ynn yhren henden. [Ps. 73, 20] Und ßs. 72: Gleych wie eynen trawm des, der da auffwacht, alßo wirstu yhr [Jes. 29, 8] bild zu nicht machen ynn deyner statt. Und Isaia .29: Gleych wie eyn hungeriger trewmet, das er esße, und wenn er auffwacht, ßo ist seyn seel noch leer, unnd wie eyn durstiger trawmet, das er trincke, und wenn er auffwacht, ßo durstet yhn noch, und seyn seele ist leer, alßo wirt seyn die menge aller volcker, die da fechten wider den berg Zion. Sihe da, ist das nit nah und schmehlich geredt von der welt hohister gewalt, reychtum, lust und ehre, das es alles einem trawm, und trawm bilden vorgleicht wirt? Wer durfft sagen, das der konige, fursten, reychen, guter, lust und gewalt trawmwerck sey, ßo sie doch daruber wueten und toben auff dißer welt? Es macht, das sie schlaffen und stehen nitt auff, sehen auch ditz liecht noch nit ym glawben.

 

Syntemal unßer heyl nu neher ist, denn da wyrß glewbeten.

Was ist das gesagt? haben wyr tzuvor glewbt? odder glewben wyr itzt [Röm. 1, 2] nicht?3 Hie ist tzu wissen, wie S. Paulus Ro. 1. sagt, das gott durch seyne propheten ynn der heyligen schrifft vorheyssen hatt das Euangelium von seynem ßon Jhesu Christo, unßerm herrn, wie durch yhn alle wellt sollt selig werden, [1. Mose 22, 18] als die wort lautten Gene. 22. tzu Abraham: ynn deynem samen sollen gebenedeyet werden alle volcker der erden. Diße benedeyung, alda Abrahe vorheyssen ynn seynem samen, ist nichts anders, denn die gnade und das heyl ynn Christo, [Röm. 4, 1 ff.] durchs Euangelium aller wellt furgetragen, wie das auch S. Paulus Ro. 4. [Gal. 4, 22 ff.] unnd Gal. 4. außstreycht. Denn Christus ist der same Abrahe, das ist seyn naturlich fleysch und blutt, ynn wilchem alle die gebenedeyet werden, die ynn yhn glewben und yhn anruffen. Diße vorheyssung gottis ist darnach durch [WA s. 5] die propheten fast wol getrieben und weytter außbreyttet, und haben allesampt von der tzukunfft Christi, seyner gnad und Euangelij geschrieben, wie [Apg. 3, 25[!]] S. Petrus sagt Act. 43 : Derselbigen gotlichen vorheyssung haben alle heyligen fur Christus gepurt geglewbt, und alßo ynn und durch den zukunfftigen Christum mit solchem glawben behalten und selig worden, das auch Christus [Luk. 16, 22] dieselbige vorheyssung nennet Abrahamß schoß Lu. 16., daryn alle heyligen nach Abraham biß auff Christum vorsamlet wurden. Das meynet nu hie [Röm. 13, 11] S. Paulus, das er spricht: Unßer heyl ist nu neher, denn da wyrß glewbten, als solt er sagen: die vorheyssung gottis tzu Abraham geschehen, ist nu nit mehr zukunfftig zu wartten, sie ist erfullet, Christus ist ko- men, das Euangelium ist auffgangen, und die benedeyung ist außteyllet yn alle welt, und ist nu alles da, was wyr gewarttet und geglewbt haben yn der vorheyssung. Damit hat der Apostel beschrieben den geystlichen tag, davon er hernach saget, wilcher ist eygentlich der auffgang und das licht des Euangeli, wie wyr horen werden.

       Aber darumb ist der glawbe nit auffgehaben, sondern viel mehr bestettiget; denn gleych wie sie tzuvor geglewbt haben auff die vorheyssung gottis, das sie wurd erfullet werden, alßo glewben wyr an dieselbigen vorheyssung, das sie nu erfullet sey, und ist eyn glawb wie der ander an yhm selbs, on das sie nach eynander folgen, gleych wie die vorheyssung und erfullung auch nach eynander folgen; denn sie hangen beyde an dem samen Abrahe, das ist: Christo, eyner fur, der ander nach seyner zukunfft; denn wer da itzt wollt glewben, wie die Juden, das Christus noch komen solt, als were die vorheyssung nit erfullet, der wurd vordampt, darumb das er gott lugen strafft, und gibt fur, er hab seyn vorheyssung noch nit erfullet, die er doch erfullet hatt, ßo were das heyll noch ferne und fur uns, und musten seyn noch tzukunfftig wartten. [Röm. 1, 17] Von den tzweyen glawben sagt Paulus Ro. 1.: Im Euangelio wirt offenbart die gerechtickeyt von gott geben, auß dem glawben in den glawben; was ist auß dem glawben yn den glawben? Nicht anders, denn: wiewol es eynerley glawb ist, der veter und der unßer, der do glewbt yn den tzukunfftigen und erschynen Christum, Szo furet doch das Euangelium auß yhenem glawben yn dißen glawben, das nu nott ist tzu glewben nit allein der vorheyssung, ßondern [WA s. 6] auch der geschehnen erfūllung, wilcher Abraham und die alten noch nit musten glawben, ob sie wol denselbigen Christum hatten, den wyr haben. [Eph. 4, 5] Eyn glawb, eyn geyst, eyn Christus, eyn gemeynschafft aller heyligen, on das ihene fur und wyr nach Christo gehen. Alßo haben wyr (das ist: die vetter mit uns ynn gleychem gemeynem glawben yn eynen Christum) glewbt, und glewben auch noch ynn yhn, aber auff eyn ander weyße. Und gleych wie wyr umbs gemeynen glawbens und Christus willenn sagen: Wyr habenn geglewbt, ßo wyr doch nitt geweßenn sind tzu der tzeytt, ßondernn die vetter habenn das geglewbt. Alßo thun sie widderumb und sagen, sie wollen odder werden Christum horen, sehen und glewben, ßo sie doch tzu unßernn tzeytten nicht [Ps. 8, 4] sind, ßondernn wyr thun das. Denn alßo spricht David ßs. 8.: Ich werde sehen deyne hymel, die werck deyner hende, das ist: die Apostolen, und hatt [Ps. 9, 2] es doch nit erlebt. Item ßs. 9.: Ich will loben den herrn und predigen alle seyne wunder &c.. und der gleychen viel mehr, das alßo eyn person sich der andern annimpt, umb des gemeynen glawbens willen, durch wilchen sie Christum im mittel haben und ein hauffe sind.

       [Röm. 13, 11] Das er nu sagt: Unßer heyll sey itzt neher, denn da wyrß glawbten, mag nit von der nehe des habens oder besitzung vorstanden werden. Denn die vetter haben denselbigen glawben gehabt, und eben denselbigen Christum, [Heb. 13, 8] er ist yhn eben ßo nahe geweßen als uns, wie Heb. 13 sagt: Christus gistern heutt und ewiglich, das ist: Christus ist geweßen vom anfang der wellt biß anß ende, und sind alle durch yhn und ynn yhm behalten. Wer am meysten glewbt, dem ist er am nehsten, und wer am wenigsten glewbt, dem ist das heyl am fernisten nach der besitzung und habe zu reden. Aber S. Paulus redet hie von der nehe der offenbarung, das tzur tzeytt Christi die vorheyssung erfullet und das Euangelium ynn alle wellt auffgangen, und durch dasselb Christus tzu allen menschen komen und offentlich gepredigt, das nennet er hie: [Röm. 13, 11] Unßer heyl sey neher, denn da es noch ym vorsprechen lag, vorporgen und nit [Tit. 2, 11 [!]] auffgangen war. Alßo sagt er Tit. 1: Es ist erschynen die heyllwertige [WA s. 7] gnade gottis, das ist: sie ist auffgangen und offentlich predigt, wie wol sie tzuvor auch ynn allen heyligen gewest ist. Alßo gibt die schrifft, das Christus kome, und sey komen, ßo er doch tzuvor auch ynn allen vettern geweßen ist, Aber er ist nit durch offentliche predigt tzu yderman komen, denn allererst nacht seyner aufferstehung von den todten, von wilcher tzukunfft die schrifft am meysten redet, umb wilcher willen er auch leyplich ist komen yn die menschliche natur, denn es were seyn mensch werden niemandt nutz, wo nitt eyn Euangelium drauß were worden, dadurch erkenne ynn alle welt und kundt wurde, warumb er mensch sey worden, das die vorsprochen benedeyung außteyllet wurd allen, die durchs Euangelium ynn Christum glawbten, das wol [Röm. 1, 2] S. Paulus Ro. 1. sagt: das Euangelium sey vorsprochen von gott, als solt er sagen: Gott hatt mehr auffs Euangelium und diße offentliche tzukunfft durchs wort, denn auff die leyplich gepurt odder tzukunfft ynn die menscheyt acht gehabt. Es ist yhm umb das Euangelium und unßern glawben tzu thun geweßen, darumb hatt er seynen ßon datzu lassen mensch werden, das das Euangelium mocht von yhm predigt werden, und alßo seyn heyll durchs offentlich wort tzu aller wellt nehen und komen. Es haben ettliche vierley tzukunfft Christi gesetzt, nach den vier sontagen ym advent. Aber diße, die [WA s. 8] am aller nottigisten ist, da alle macht anligt, davon hie S. Paulus redet, haben sie nicht ersehen; denn sie wissen nit, was Euangelium ist, odder wotzu und warumb es geben ist. Schwetzen viel von Christus tzukunfft und iagen yhn doch von uns weytter denn hymel und erden von eynander seyn. Was ist Christus nutz, wenn er nit wirt mit dem glawben besessen? wie mag er aber mit dem glawben besessen werden, wo das Euangelium nit predigt wirt?

 

[Röm. 13, 12] Die nacht ist vorgangen, der tag ist erbey komen.

Das ist eben ßo viel gesagt: als unßer heyll ist nahe ; denn Paulus meynett mit dem tag das Euangelium, wilchs ist eyn tag, der die hertzen odder seelen erleucht, darumb weyll der tag anbrochen ist, so ist unser heyl nahe bey unß, das ist: Christus und seyn gnade, Abrahe vorsprochen, ist itzt auffgangen, gepredigt ynn aller wellt, erleucht alle menschen, weckt uns alle auff vom schlaff, und tzeygt unß die rechten ewigen gutter, das wyr mitt denselbigen sollen tzuschaffen haben und ynn dem tage erbarlich wandelln. Widderumb durch die nacht muß man vorstehen alle lere, die nit das Euangelium ist; denn es ist keyn heylwertige lere außer dem Euangelio. Es ist alles nacht und finsternisse. Und hab achten auff die wortt Pauli, ßo beschreybt er das aller lieblichst und lustigist stuck des tages, Nemlich die liebe froliche morgenrodt und auffgang der ßonnen. Denn morgenrodt ist, wenn die nacht hynn und vergangen, und der tag erbey komen ist, da sehen wyr, das von der morgenrodt alle vogell singen, alle thier sich regen, alle menschen sich erheben, das gleych sihet, als werd die wellt new, und alle ding lebend, wenn der tag anbricht und die morgenrodt daher fehret. Darumb wirt [WA s. 9] ynn der schrifft an vielen ortten die trostlich, froliche lebendige predigt des [Röm. 13, 12] Euangeli der morgenrodt und auffgang der ßonnen vorgleycht tzuweylen mitt figurn, tzuweyllen mitt offentlichen wortten. Als hie Paulus mit klaren wortten [Ps. 110, 3] nennet das Euangelium den anbrechenden tag. Item ßs. 109: Deyne leutt werden seyn die freywilligen yn dem tage deyner krafft, und auß dem uter der morgenrodt wirt geporn werden der taw deyner kinder. Hie nennet er auch klarlich das Euangelium eyn uter der morgenrodt und tag der krafft Christi, darynn wyr tzu kinder Christi empfangen unnd geporn werden als der thaw, das ist: on menschen werck vom hymell und auß gnaden des heyligen geysts.

       Dißen tag macht die aller lieblichst ßonne Jhesus Christus; daher yhn [Mal. 4, 2] nennet Malachias eyne ßonne der gerechtickeyt und spricht .c. 4: Euch, die yhr furchtet meynen namen, soll auffgehen die ßonne der gerechtickeyt und das heyl unter seynen flugelln ; denn alle, die yn Christo glewben, empfahen von yhm die glentz seyner gnade und gerechtickeytt unnd werden selig unter seynen [Ps. 118, 24] flugelln, davon auch ßs. 117. sagt: Ditz ist der tag, den da macht der herr, last uns frolich unnd gutts mutts seyn, als sollt er sagen: den leyplichen tag macht die leyplich ßonne, aber dissen tag macht der herr selbs: Er ist selbs die ßonne, von dem die glentze und der tag, das ist: das Euangelium außgehet, und leuchtet ynn alle wellt, daher nennet er sich auch eyn liecht [Joh. 9, 5, Ps. 19, 2] der wellt Johan. 9.: Ich byn das liecht der wellt. Und ßs. 18. beschreybt er [WA s. 10] auffs aller lieblichst beyde, ßonn und tag, Christum und das Euangelium, unnd spricht: die hymell vorkundigen gottis ehre, das ist: gleych wie die leyplichen hymell bringen die ßonn und den tag, und die ßonn ist ynn den hymeln, alßo bringen und haben ynn sich die Apostelln mit yhrem predigen [Ps. 19, 5 –7] die rechte ßonne Christum &c.. Und folget: Er hatt der ßonnen gesetzt yhr wonung ynn die hymell, unnd sie geht erfur, wie eyn breuttgam auß seyner brauttkamer. Sie frewet sich als eyn hellt tzu lauffen yhren weg, vom auffgang ist yhr außgang unnd yhr ankommen biß tzum nydergang, und ist niemandt, der sich vorbergen muge fur yhrer hitze. Das ist alles von dißem lieblichen anbrechenn des tags,, das ist: vom Euangelio gesagt, wilchs die schrifft hoch uund lieblich preysset, denn es macht auch lebendig, frolich, lustig, tettig, unnd bringt alles gutt mit sich. Darumb es auch heyst Euangelium, das ist: eyn lustige bottschafft.

       Was aber der tag uns offenbare, wer mag das alles ertzelen? alle ding leret er uns, was got sey, was wyr sind, was vorgangen ist, was tzukunfftig ist von hymell, hell, erden, engelln, teuffelln. Da sehen wyr, wye wyr uns ynn dißen allen und gegen allen hallten sollen, woher, wohyn wyr komen. Noch hatt uns der teuffell betrogen, das wyr den tag vorlassen unnd bey den philosophis und heyden die warheytt suchen, die doch nit eyn eyniges stuck von dissem allen gewist haben, und lassen uns mit menschenleren blenden, und wider ynn die nacht furen. Es muß yhe keyn liecht seyn, was dißer tag nit ist. S. Pau.[lus] und alle schrifft wurden sonst nit alleyn dißen tag auffwerffen unnd das ander allis nacht heyssen. Es muß eyne grosse plage gotlichs tzornß seyn, das wyr ßo widder helle klare spruche der schrifft ander nebenliecht suchen, ßo sich der herr selb der wellt liecht und ßonne nennet, und wenn keyn ander wartzeychen were, dabey man erkennen mocht, das die hohen schulen die aller grewlichst des teuffels hurerey und buberey weren, solt yhe das alleyn uberreychlich gnug seyn, das sie ßo gantz und gar unvorschampt Aristotelem eyn nebenliecht auffwerffen und rhumen auch sich mehr ynn [WA s. 11] demselbigen, denn ynn Christo uben, ia, nichts ynn Christo und alleyn ynn Aristotell sich uben.

 

[Röm. 13, 12] Szo last unß ablegen die werck der finsternis, und anlegen die wapen des liechts.

Gleych wye Christus die ßonn, und das Euangelium der tag ist, ßo ist der glawb das liecht oder sehen und wachen an dißem tag. Denn es huelffe nichts, das die ßon scheinet und tag machet, wo die augen nit empfinden das liecht. Darumb ob wol das Euangelium yn aller wellt ist auffgangen und Christum prediget, ßo sind doch nit dadurch erleucht, denn allein die es auffgenommen und durchs liecht des glawbens vom schlaff auffstanden, den schlaffenden aber ist die ßonn unnd der tag unnutz, denn sie haben davon keyn liecht. Sehen eben ßo wenig, als ob keyn ßonn noch tag da were. Das ist nu die [Röm. 13, 11] tzeytt unnd stund, davon er sagt: Lieben brueder, ßo wyr denn nu solchs wissen, das ditz die tzeytt und stund ist aufftzustehen vom schlaff &c.. Eyn geystlich tzeytt unnd stund ists, doch ynn der leyplichen tzeytt auffgangen, unnd noch teglich auffgehen, darynn wyr auffstehen vom schlaff und ablegen sollen die werck der finsternissen &c.. Damit tzeygt an S. Paulus, das er nitt rede tzu den, die noch ym unglawben sind, denn wie gesagt ist, Er leret hie nit [Röm. 13, 12] den glawben, ßondern die werck und frucht des glawbens. Er spricht, sie wissen, das die tzeytt da sey, das die nacht vergangen und der tag erbey komen sey. Ob du aber fragist, was bedurffen dieselbigen solches schreybens? [Röm. 12, 7. 8] Ist droben gesagt, das tzweyerley predigt sind. Eyne, die do lere, die ander, die do treybe und anhallte. Nu kan der mensch ßo viel nymmer wissen, es ist yhm nott, das er vormanet unnd ymmer auff frischer betrachtung behalten werde, des, das er weysß auff das nitt der teuffell, die wellt unnd das fleysch, die unablessige feynde, yhn mude und fawl machen, und tzuletzt entschlaffe [1. Petri 5, 8] und hynlessig werde; denn S. Petrus .1. Pet. 5. spricht, der teuffell sey eyn solcher widdersacher, der da umbher geht wie eyn brulender law, und sucht, ob er yemand mug vorschlingen; darumb spricht er: ßo wachet und seyd nuechternn; das will hie S. Paulus auch, weyl keyn auffhoren ist, am teuffell, [WA s. 12] fleysch und der wellt unß tzu bestreytten, soll auch keyn auffhoren keyn zu [Joh. 14, 16 u. ö.] vormanen, reytzen, treyben, tzum wachen und wirken. Daher auch der heylig geyst heyst paracletus, eyn anreger, der do reytzt unnd anhellt tzum gutten.

       [Röm 13, 12] Auß derselbigen ursach setzt auch S. Paulus seyne wortt gar eben, Nennet die werck der finsterniß nitt wapen, aber die werck des liechts nennet er wapen und nit werck. Warumb das? on zweyffell, zu beweyßen, das es eyn streyt sey, muhe, erbeyt und fahr koste, tzu wachen und gutt leben tzu furen, syntemal solch starck drey feynd, Teuffell, fleysch, wellt, on unterlaß [Hiob 7, 1] tag unnd nacht uns widderstehen. Daher auch Job .7. sagt: Des menschen leben auff erden ist eyn streyt und anfechtung. Nu ists eyn groß ding, on unterlaß das gantz leben ym streytt tzu stehen, darumb es wol nott ist gutter basaunen und heherpaucken, das ist: solcher predigt und vormanungen, die uns stercken und ym streytt manhafftig behalten. Gutt werck sind wapen, boß werck sind nit wapen, ßo fernn wyr yhn nit folgen und sie nit gewynnen [Röm. 6, 13] lassen, sonst sind sie auch wapen, wie er sagt Ro. 6: Ihr sollet ewr glidmaß nit dargeben tzu wapen der unrechtigkeytt, als sollt er sagen: last euch die werck der finsternis nit ubirwinden, das ewr glid wapen werden der unrechtickeyt. Nu ist gnug gesagt, das liecht heysse hie den glawben, der vom tag des Euangelij auß der ßonnen Christo ynn unßer hertz leuchtet; drumb sind die wapen des liechts nichts anders denn die werck des glawbens. Widderumb, finsternis ist der unglawbe, durch abweßen des Euangeli und Christi, auß menschenleren unnd eygener vornunfft vom teuffell regirt; darumb sind die werck der finsterniß, werck des unglawbens. Denn gleych wie Christus eyn herr und regirer ist des liechten glawbens, alßo nennett [Eph. 6, 12] S. Paulus Eph. 6. die teuffell regirer dißer finsternisse, das ist: ubir die unglawbigen, [2. Kor. 4, 3. 4] wie er auch sagt .2. Cor. 4: Ist unßer Euangelium vorporgen, ßo ists nur ynn den vorporgen, die vordampt werden, ynn wilchen, der gott dißer wellt (das ist der teuffell) vorblendet die synne der unglawbigen, das nitt leuchten mag das liecht des Euangeli Christi. Was aber beiderley werck sind, wirt folgen.

[WA s. 13]

 

[Röm. 13, 13] Last uns erbarlich wandelln gleych alls am tage.

Am tage thutt man keyn werck der finsterniß, yderman schemet sich fur dem andernn unnd stellet sich erbarlich. Man spricht: die nacht ist unvorschampt ; das ist auch war, drumb thutt man auch die werck ynn der nacht, der man sich schemet am tage, der tag aber ist schamhafftig und tzwingt tzum erbarlichen wandell. Alßo soll auch eyn Christlich leben geschehen und sich hallten, das alle seyne werck der gestallt seyen, das sie sich nit schewen, ob sie alle wellt sehe. Denn wer alßo lebt und wirckt, das er seyn that nit gern wolt sehen odder horen lassen offentlich fur yderman, der lebet freylich nit [Joh. 3, 20. 21] Christlich; davon sagt Christus Joh. 3: Alle, die da ubell thun, hassen das liecht und komen nit an das liecht, auff das nit gestrafft werden yhre werck. Wer aber thutt die warheyt, der thar an das liecht wol komen, auff das seyne werck offenbar werden, denn sie sind yn gott geschehen. Hirauß sihestu, wie nott solche reytzung vnnd vormanung sey tzu wachen und wapen des liechts. Wie viel sind itzund wol Christen, die da leyden konden, das alle yhre werck an tag kemen? Was ist aber das fur eyn Christlich leben ynn uns gleyßnern? ßo wyr fur den menschen nit mugen unßern wandell bloß leyden, der doch fur gott, seynen engelln und allen creaturn schon bloß ist, und am iungsten tag auch fur yderman muß bloß werden. Darumb soll eyn Christen leben, wie er wolt am iungsten tag unnd fur yderman funden werden. Ephe. 5.: [Eph. 5, 9] Wandellt wie die kinder des liechts. Die frucht des liechts ist eyttel guettickeyt, [Röm. 12, 17] gerechtickeyt und warheytt, und Ro. 12.: Ihr sollt das beste furwenden, nit [2. Kor. 1, 12] alleyn fur gott, ßondern auch fur allen menschen. Item. 2. Cor. 1.: Das ist unßer rhum, das getzeugniß unßers gewissens, das wyr yn eynfeltigem hertzen und gottlicher lautterkeytt, und nit ynn fleychlicher weyßheytt gewandellt haben auff dißer wellt. Aber solch leben wirtt wol ungefurt bleyben, wo der glawbe nit ist. Syntemal der wacker, frisch, manhafftige glawb tzu schaffen gnug hatt, das er bey solchem leben bleybe und nit entschlaff noch mude werde. Darumb als nott des unwissenden ist, das man yhn lere predige, [WA s. 14] als nott ists den wissenden reytzung tzu predigen, das sie nitt abfallen von angefangenem guttem leben, durch widderstreyt des tobenden fleyschs, der listigen wellt und des schalckhafftigen teuffels.

 

[Röm. 13, 13] Nit ynn vollerey und trunckenheytt. Nit ynn fawllentzen und untzucht. Nit ynn hadder und tzangk.

Da ertzelet er die werck der finsterniß mit namen, von wilchen er [1. Thess. 5, 6] droben eynß nennet, den schlaff, wie .1. Thess. 5. geschrieben stett: last uns nit schlaffen wie die andern, ßondern wachen und nuchtern seyn. Nit das er vorpiete den naturlichen schlaff, ßondern den geystlichen, der da ist ym unglawben, auß wilchem solche werck folgen der finsterniß, wie wol auch der naturlich schlaff eyn werck der finsterniß ist, wenn er geschicht tzur lust und auß ubriger vollerey tzur hynderniß des liechts und seyner wapen. [Gal. 5, 19 –21] Dieße sechß werck der finsterniß begreyffen ynn sich alle andere; denn Gala. 5. [Kol. 3, 5 –9] Col. 3. ertzelet er derselbigen viell mehr. Unnd wyr wollen sie auch kurtzlich teyllen auff tzwo seytten, tzur rechten unnd tzur lincken. Auff der rechten seytten streytten die viere: vollerey, trunckenheytt, fawllen tzen und untzucht Auff der lincken seytten: hadder unnd tzanck. Denn ynn der schrifft bedeutt die lincke seytte widderwertickeytt und was auß widderwertickeyt kompt, als da ist: tzorn, hadder &c. Die rechte seytte bedeutt die gluckselickeytt und was auß gluckselickeytt folgett, als: wollust, fressen, sauffen, schlaffen. Szo ists gewiß, das Sanct Paulus unter den tzweyen wercken der finsternisse hadder und tzanck will alle dergleychen begriffen haben, als da sind, die er Ephe. 4. [Eph. 4, 31] alßo ertzelet; Alle bitterkeyt, tzorn, unwillen, geschrey, lesterung, sey ferne von [Gal. 5, 20] euch. Unnd Gal. 5.: Die werck des fleyschs sind feyndschafft, tzanck, hadder, tzornn, krieg, tzwitracht, secten, hasß, todtschlege &c.. unnd kurtzlich alles, was auß tzornn, mit wortten und wercken boßes mag geschehen, das nitt alles tzu tzelen ist. Alßo unter den vier stucken fressenn unnd sauffen, fawlentzen und geyllen, begreyfft er alle die laster der unkeuscheytt ynn wortten unnd wercken, wilche auch niemandt alle mag ertzelen, das kurtzlich durch diße sechs ertzelete [WA s. 15] werck vorstanden werde, wie der mensch sich nit reyn gegen sich selb und nitt recht gegen seynen nehistenn hellt, der unter der finsterniß ym unglawbenn lebt. Unordenlich ist all seyn weßen gegen sich und seynen nehisten, weytter gloßen durffen die wort tzwar nitt. Es weyß yhe yderman wol, was da sey fressen und sauffen odder ubir esßen und ubir trinckenn, mehr nach lust denn nach nottdurff. Item, was da sey fawlentzen ym bett und kamern und geyll untzuchtig seyn, das ist: des fleyschs wollust und kutzel suchen mit lang schlaffen, mit fawlen luntzen, mit allerley untzucht und schandparkeyt, ßo ynn den betten von den satten, mussigen, schleffrigen, fawlen geschehen, es sey des tags odder nachts, ym bett odder anderßwo, alleyn odder selbander. Wilche untugent allesampt auch die naturliche finsternisse und heymliche stette suchen, und S. Paulus sie alle durch die kamer unnd untzucht meldet. Alßo was tzanck und hadder sey, mit seynes gleychen ist auch yderman wol bewust.

 

[Röm. 13, 14] Sondern tzihet an den herren Jhesum Christum.

Hie tzeygt er kurtzlich auff eynen hawffen alle wapen des liechts, ynn dem, das er vormanet, uns ynn Christum tzu kleyden. Christus wirt auff tzwo weyße angetzogen: Eyn mal, das wyr uns ynn seyne eygen tugent kleyden, das geschicht durch den glawben, der sich vorlessit darauff, das Christus fur yhn gestorben ist und alle ding fur yhn gethan hat. Denn nit unßere, ßondern Christus gerechtickeyt hatt uns gott vorsunett unnd von sunden erloßet. Diße weyße gehortt dahynn, wenn man vom glawben leret, unnd auff die weyße ist Christus uns tzur gabe und pfand geben. Das ander mal ist er unßer exempell und furbild, das wyr yhm sollen folgen und yhm gleych werden, eben ynn der tugent kleyd gehen, da er ynnen gehet. Davon sagt [1. Kor. 15, 49] hie S. Paulus, das wyr Christum sollen antzihen. Item .1. Cor. 15: Wie wyr tragen haben das bild des ersten yrdischen menschen, alßo last uns auch [Eph. 4, 22 –24] nu tragen das bild des hymlischen menschen, und Eph. 4: Legt abe den alten wandell nach dem alten menschen, der do vorweßet durch yrrige begirden, und werdet new, ym geyst ewriß gemuttis. Zihet an den newen menschenn, der [WA s. 16] nach gott geschaffen ist, ynn warhafftiger gerechtickeytt und heylickeytt. Nu sehen wyr ynn Christo nit anders denn eyttel wapen des liechts ; da ist keyn fressen und sauffen, ßondern fasten, messickeyt und casteyung des fleyschs mit erbeyt, wandeln, predigen, beten, unnd den leutten wolthun; da ist keyn fawlen, schlaffen und untzucht, ßondern eyttell tzucht, reynickeyt unnd keuscheyt, wachen, auffstehen, auff dem felld schlaffen, widder hawß noch kamer noch bett haben. Da ist keyn tzorn, tzanck, hadder, ßondern eyttel guette, sussickeytt, senfftmutickeyt, liebe, barmhertzickeytt, gedullt &c.. Darumb das hie Paulus mit kurtzen wortten Christum tzum exempell setzt, das sagt er mit andern wortten [Kol. 3, 12 –15] Col. 3. alßo: Zihet an als die außerweleten, heyli-[Bl.C.1]gen und geliebten gottis die barmhertzige art, die guttickeytt, demut, messickeytt, gedult, das eyner dem andern tzu gutt halt, und vorgebt unternander, ßo yemandt hatt ettwas wider den andern zu klagen, gleych wie euch gott vorgeben hatt, alßo yhr; auch fur allenn dingen aber habet die liebe, wilche do ist eyn band der volkomenheytt, und der fride Christi behalte den sieg ynn ewren hertzen, tzu wilchem yhr auch seytt beruffen, ynn eynen leyb, und seytt danckpar. Item [Phil. 2, 1. 2. 5 –7] Philipp. 2. Da er yhm befolhen hatte, das sie die liebe unternander hetten, eyns dem andern dienete und knecht wurde, gibt er desselbigen Christum auch tzum exempel, der uns ein knecht ist worden, und spricht; Findet euch alßo bey euch, wie yhrß sehet ynn Christo, wilcher, da er war yn dem gotlichen geperde, ließ er sich nit duncken, er hetts gerawbt gotte gleych tzu seyn, ßondernn hatt sich desselbigen selbs geeußert und an sich genommen eyn knechtisch geperde, ist worden gleych andern menschen, unnd ynn allen geperden erfunden wie eyn mensch.

       Szo ist nu summa summarum: das wapen des liechts sind die gutten werck gegen das fressen, sauffen, geylen und fawlen, tzancken und haddern, als da sind: fasten, wachen, beten, erbeytten, hunger, durst, frost, hitz leyden, seusch, tzuchtig, messig, guttig sein; und das ich nit meyne wort fure, last uns [Gal. 5, 22] S. Paulus selbs horen wie er sie tzelett Gala. 5: Die frucht des geysts sind liebe, freud, frid, gedullt, gutickeytt, wollthettigkeytt, glawb, senfftmutickeyt, [WA s. 17] [2 Kor. 6, 1 –10 (Jes. 49, 8)] keuscheyt. Aber noch viel reycher ertzelet er sie 2. Cor. 6: Wyr bitten euch, das yhr die gnade gottis nitt vorgebens empfahet; denn er spricht: Ich hab dich erhorett ynn der angenehme tzeytt, und ynn dem tage der selickeytt hab ich dyr geholffen. Nehmet war: itzt ist die angenehme tzeytt, itzt ist der tag der selickeyt, (als solt er sagen: unßer heyl ist nu neher, denn da wyr glewbten, und ist hie tzeyt vom schlaff aufftzustehen) last uns niemandt ergerniß geben, auff das unßer ampt nitt werde verheyssen, sondern last uns ynn allenn dingen ertzeygen als die diener gottis, ynn viel gedult, leyden unnd engsten, ynn notdurfften, ynn schlegen, ynn kerkern, yn auffruren, yn erbeyt, ynn wachen, ynn fasten, ynn reynickeyt, ynn wissenschafft, ynn langmuttigkeyt, ynn suffickeyt, ym geyst, der doy heylig sey, ynn unertichter liebe ynn predigen das wortt der warheytt, ynn der krafft gottis, durch die wapen der gerechtickeyt, tzur rechten und lincken seytten, durch ehre unnd schand, durch gutt gerucht und boeß gerucht, alß die vorfurer unnd doch warhafftig, alß die unbekanten und doch bekant, alß die da sterbenn und doch leben, alß die gestrafften unnd doch nit getodteten, alß die betruebten und doch alltzeyt froelich, alß die durfftigen, und doch viel reych machen, alß die da nichts haben, unnd doch alle ding besitzen. Sihe, wilch eyn reycher guldener strom gehet auß dem mund S. Pauli; da sihestu yhe ubirschwencklich gnug, wilchs die wapen des liechts sind tzur lincken und rechten seyten, das heysset Jhesum Christum redlich antzihen.

       [Röm. 13, 14] Aber das ist gar feyn ynn dißer Epistel, das er das hohist exempel furhellt, den herrnn selbs, und spricht: tzihet an den hernn; das reytzet gar fast, denn es muß eyn schellm seyn, der seynen herrnn sihet fasten unnd hunger leyden, erbeyten, wachen unnd muede werden, und er wollt schlemmen und temmen, schlaffen, fawlentzen und ynn wollust leben. Wilcher herr kund das von seynem knecht leyden? oder wilcher knecht durfft sich des unterwinden? [WA s. 18] Es mag yhe nit seyn, der mensch musse sich schemen, wenn er Christum ansihet, und sich ßo gar ungleych gegen yhm ym widderspiel findet. Wer nit von Christus eygem exempel erwarmbt, ermannet unnd gereytzt wirtt, wer will denselbigen reytzen und auffbringen?3 Was solltenn die bletter unnd wort mit yhrem rauschen außrichten, wenn diße donnerschleg von Christus exempel nit bewegen?4 Darumb hatt Paulus ßonderlich das wortt “den Herrn” datzu than und gesagt: tzihet an den herrn Jhesum Christum, alß sollt er sagen: lasts euch nit viel und groß duncken, die yhr knechte seyd, sehet ewrnn herrnn an, der selbs auch alßo thutt, und ist doch nit schuldig.

 

[Röm. 13, 14] Und thutt nit was das fleysch sucht tzur lust.

Czwo sorge odder gesuch des fleyschs berurtt hie S. Paulus mit kurtzen wortten. Die erst ist naturlich, das der leyb mit speyß und kleyd tzur noddurfft vorsorgt werde, das er leben und wircken muege, auff das er nit durch tzu viel abbrechen kranck und tzum werck unnutz werde. Die andere ist sundlich, wenn man seyn warttet nach seynen lusten und begirden ; diße vorpeut hie S. Paulus, denn da werden werck der finsterniß auß, denn das fleysch ist alßo tzu casteyen, das es diene unnd unterthan sey dem geyst und den herrn nit auß dem satel werffe widderumb auch alßo, das es gehen [Sir. 33, 25] unnd den herrnn tragen kunde. Ecclesiasticus .33. spricht: Eyn sack, futter unnd rutte ist dem Esell nott, speyß, straff und erbeyt dem knecht. Spricht nit, das du den esell sollt schinden odder lemen, auch nit den knecht wurgen odder fangen legen; alßo dem leyb gepurtt seyne tzucht unnd erbeytt und seyne [1. Kor. 9, 27] noddurfft. Und er selb Paulus spricht: Ich castey meynen leyb und bring yhn unter tzu dienste, spricht nit: Ich bring yhn ynn kranckheytt odder todt, ßondernn, das er unterthan dem geyst dienen musse.

[WA s. 19]

       Dißen tzusatz hatt .S. Paulus umb tzweyerley menschen than. Die ersten, die unter dem scheyn naturlicher noddurfft die lust bussen und decken, und das ist ßo leychtlich tzuvorsehen, das viel heyligen druber klagen und demselbigen tzuwidder offt yhrem leybe tzu viel than haben; die natur ist ßo listig und schalckhafftig auff yhre gesuch und lust, das yhr niemant gnugsam weren kan, und der mensch hie mit sorgen und unsicher wandelln muß. Die andernn sind blinde heyligen, die da meynen, gottis reych und seyne gerechtickeytt stehe auff essen unnd trincken, kleyden, ligen, das sie erwelen, sehen nit weytter denn ynn das werck, unnd achtenn, wenn sie alßo fasten, das der kopff toll wirtt odder der magen vordirbt, odder ßonst der leyb abnympt, ßo haben sie [1. Kor. 8, 8] yhm wolthan; davon sagt Paulus .1. Cor. 8: Essen und trincken macht uns fur gott nit angenehm, Essen wyr, ßo werden wyr davon nitt ubrig haben, [Kol. 2, 18. 23] Essen wyr nit, ßo werden wyr davon nitt geprechen haben. Item Col. 2: Hutt euch fur den englischen geystlickeytten, die da haben eyn scheyn der weyßheyt, yn demut und abglawben, darynnen sie nit schonen des leybs und geben yhm nit seyn gepuer, die yhm nott ist zurhalten seyn fleysch. Es lobet Gerson die Carthuser, das sie nit fleysch essen, auch yn der kranckheyt, ob sie drob solten sterben. Szo ist der groß man betrogen worden von der abglewbischen, englischen geystlickeyt; wie aber, wenn sie gott fur morder wirt richten yhrs eygen leybs? Es mag yhe keyn orden, statut oder gelubd gescheben wider gottis gepott, unnd obs geschehe, ßo gillts nit, alß wenig alß wenn du gelobtist, deyne ehe zu brechen. Nu hatt yhe gott hie durch .S. Paulum vorpotten solch [WA s. 20] mord ubir eygen leybe, und man schuldig ist dem fleysch seyne noddurfft, es sey, weynn, fleysch, eyer, unnd was er wolle, es sey auch auff freytag odder sontag, ynn der fasten oder nach den osternn unangesehen aller orden satzung unnd gelubde, auch des Bapsts; widder gottis gepott hilfft keyn vorpieten, ob es schon alle engel thetten.

       Aber solche elende torheyt folget auß der finsterniß unnd blindheytt, das sie die werck ynn sich selb ansehen, alß wollten sie durch grosse und menge [Röm. 13, 12] der werck selig werden. Sanct Paulus will wapen des liechts drauß machen und datzu brauchen, das die werck der finsterniß werden ubirwunden, ßo fernn und nit weytter soll man des fastens, wachens, erbeyttens brauchen. Darumb fur gott ligt gar nichts dran, ob du fisch oder fleysch essist, waffer odder weyn trinckist, rod odder gruen tregist, ditz odder das thuist. Es sind alles gottis gute creatur, geschaffen datzu; das man yhr brauchen soll; darauff solltu nur sehen, das du hyrynnen messig seyest unnd ßo viel abbrech ist, alß dyr nott ist den werckenn der finsterniß widder tzustreben. Darumb ists unmuglich, das man eyn gemeyn maß dißes abbrechens setzen muege ; denn alle leybe sind nit gleich, einer darffs mehr, der ander weniger, eyn iglicher muß selb achten [Röm. 13, 14] auff sich haben und seynen leyb regirn nach dißem spruch Pauli: die sorge oder gesuch des fleyschs thut nit tzur lust ; were ein ander maß tzusetzen geweßen, S. Paulus wurdiß hie nit gelassen haben. Auß dem sihestu, das die geystlichen satzung, die da fleysch tzu essen stracks hyn vorpieten, widder das [1. Tim. 4, 1 –3] Euangelium sind, und durch Paulum 1. Tim. .4. vorkundigt, da er sagt: Der geyst sagt offinbarlich, das ynn den letzten tagen werden ettliche vom glawben weychen und tzutretten den leren der teuffell, die do luegen leren ynn heuchlerey, vorpieten die ehe, unnd speyße, ßo gott geschaffen hatt tzu brauchen mit dancksagung ; das diße wort auff die orden der geystlichen und stend der priester, mag niemant leucken, die wort sind klar, ßo ist yhr weßen offinbar.

[WA s. 21]

       Auch sihestu hie, das .S. Paulus nit leret die tolle andacht ettlicher weybischer heylickeytt, die yhn ßonderlich tag zu fasten erwelen, eyner dißem heyligen, der ander dem heyligen; das sind alles blinde genge und auff die werck gepawen gutter. Es soll on unterscheyd der tage und spreyße das [Röm. 13, 12] gantz leben messig und nuechternn seyn. Denn ßo es wapen des liechts seyn sollen, und das gantz leben keusch und reyn seyn soll, muessen wyr die wapen uymer ablegen, ßondern ymerdar nuchtern, messig, wachend, erbeytend, betend &c.. erfunden werden. Aber die tollen heyligen fasten eynen tag tzu wasser und brott, sauffen und fressen sich darnach eyn viertel iars alle tag voll unnd toll. Ettlich fasten auch, das sie nit essen am abend, sauffen sich aber satt. Und wer mag alle die warheytt und werck dißer finsterniß ertzelen, wilche alle daher komen, das man nur das werck, nit den brauch des wercks ansihet, machen auß dem harnsch eyn spiegel, wissen nit, wotzu sie fasten odder abbrechen, gleych alß der eyn schwert nur darumb tregt, das erß ansehe und brauch seyn nit, wenn er geschlagen wirt. Das sey von der Episterl gnug.

 

 

 

 

Das Euangelium am ersten sontag des Advents [Matth. 21, 1–9] Matthei xxi.

 

1522[WA s. 21]

Da sie gen Hierusalem genahet haben, und sind komen gen Bethphage an dem oeleberg, do sandte Jhesus zween auß seynen Jungern und sagte tzu yhn, Gehet hyn ynn das dorff, das widder euch ist, und alßbald werdet yhr finden eyne Esellynne angepunden unnd eyn fullen mit yhr, loeßet sie auff und bringt myr sie, und ßo euch yemand wirtt ettwas sagen, ßo sprecht, yhr herre bedarff yhr, ßo wirt er sie bald lassen; das ist aber alles geschehen, auff das erfullet wurde das durch den propheten ist gesprochenn: Saget der tochter Zion, Nym war, deyn koenig kompt dyr sanfftmuetig, und reyttet auff eyner Esselynn unnd eynem sullen, dem ßon der erbeyttesellynn. Die Junger giengen hyn unnd thetten wie yhn Jhesus hatte befolhen, und brachten die eselynn und das fullen, und legten auff sie yhre kleyder, und setzten yhn drauff. Aber [WA s. 22] die grosse menge des volcks breytten yhre kleyder ynn den weg, Etlich aber hywen tzweyge von den bawmen und straweten sie yn den weg, Das volck aber, das vorgieng und nachfolget, schrey und sprach: Gib doch heyll dißem ßon David. Gebenedeyett sey der da kompt ynn dem namen des herrenn. Gib doch heyl ynn dem aller hohisten.

       Droben ynn der vorrhede, hab ich gesagt, das ynn den Euangelien tzwey ding antzusehen unnd tzu mercken sind. Zum erstenn, die werck Christi uns tzur gabe unnd gutt geschenckt, daran der glawbe sich hengen unnd uben soll. Zum andernn, dieselbigen werck als tzu eynem exempell und furbild dargethan, den wyr folgen und gleych werden sollen. Alßo das alle Euangelia tzum ersten tzum den glawben unnd darnach die werck leren, erkandt werden; darumb wollen wyr das Euangelium ynn drey stuck teylen: Zum ersten den glawben, tzum andern die gutte werck, tzum dritten geystlich bedeuttung ynn dißer geschicht Christi lernen.

 

Zum ersten, vom glawben.

Ditz Euangelium reytzet und foddert ßonderlich den glawben, denn es Christum furbildet ynn gnediger tzukunfft, den ßonst niemant mag empfahen noch auffnehmen, er glewbe denn, das er der man sey und der meynung komme, wie yhn ditz Euangeliom furhellt. Es ist eyttell gnade, senffte unnd gutte alles, was hie ynn Christo tzeygt wirtt, vnnd wer, unnd wer das an yhm glewbt und yhn dafur hellt, der ist selig. Da sihe tzu : Er reyttet nit auff eynem hengst, das ehn kriegisch thier ist, kompt nit yn schrecklicher pracht und gewalt, ßondern sitzt auff eynem Esell, wilchs da ist eyn unstreyttig thier, nur tzur last und erbyt bereyt dem menschen tzu helffen, das er antzeyge, wie er komme, den menschen nitt tzu schrecken noch tzu treyben oddcr unterdrucken, ßondern tzu helffen, seyne last tragen unnd auff sich nehmen. Und wiewol des lands sitten ist alltzeytt geweßen auff eselln tzu reytten unnd die pferd tzum [WA s. 23] krieg brauchen, wie die schrifft das viel mal meldet, ßo ists doch alles darumb tzu thun, das dißes koniges eynreytten senfft und guttig wurde erkandt. Zum andern fehet er an tzu reytten und komen an dem olberg tzu beweyßen, das er nur auß unnd mit lautter barmhertzickeytt kompt; denn ole ynn der schrifft bedeutt gottis gnade, die da lindert und geschickt macht die seele, wie das ole lindert unnd hilfft dem leybe naturlich. Zum dritten ist da keyn harnsch, keyn kriegsgeschrey, ßondernn eyttell singen, loben, frolich seyn unnd gott gebenedeyen. [Lue. 19, 41. 42] Zum vierden, Christus, wie Lucas schreybt, weynet ubir die statt Hierusalem, das sie solch gnade nit erkennet noch auffnympt, ßo gar leyd ist yhm yhr schade, schweng das er solt mit yhn streng und schrecklich farenn. Zum funfften, am aller meysten die gutte unnd senffte beweysset, das er den spruch des propheten eynfuret und gar frundtlich lockt tzum glawbenn Christum antzunhemen, umb wilchs spruchs wilen dißes Euangeli geschicht geschehen und beschrieben ist, als der Euangelist selbs bekennet; darumb last uns den spruch eben ansehen als das hewbtstuck des Euangeli. Denn darynnen wirt Christus uns außgestrichen, was wyr von yhm hallten und glewben, und was von yhm tzu wartten, was an yhm tzu suchen, unnd wie seyn tzu nutzen und tzu brauchen sey.

       [Sach. 9, 9, (Matth. 21, 5)] Zum ersten spricht er: Saget der tochter Zion, das ist den predigernn, gesagt, und yhn wirtt damit befolhen eyn new predigt, die sie predigen sollen, nemlich nichts anders, denn was die folgende wortt geben, das ist, eyn recht selige erkentniß Christi, wer etwas anders denn ditz predigt, der ist eyn wolff und vorfurer. Und das ist der spruch eyner, darynnen das Euangelium [WA s. 24] [Röm. 1, 1 –4] verheyssen ist, davon Paulus Ro. 1. sagt. Denn Euangelium ist eyne predigt von Christo, wie er hie wirt furgebildet, das man soll glewben. Nu hab ich offt gesagt von zweyerley glawben. Der erst, ßo du wol glewbist, das Christus eyn solch man sey, wie er hie und ym gantzen Euangelio beschrieben und gepredigt, aber du glewbist nit, das er dyr eyn solch man sey, tzweyffelst dran, ob du solchs von yhm habist unnd haben werdist, unnd denckist, ya, er ist wol eyn solch man den andern, alß S. Peter Paul, unnd den frummen heyligen, wer weyß, ob er myr auch alßo sey, unnd ob ich mich eben desselbigen tzu yhm solle vorsehen unnd drauff lassen wie dieselbigen heyligen. Sihe, dißer glaube ist nichts, empfehet auch noch schmeckt Christum nymmer mehr, kan auch keyn lust noch liebe von yhm und tzu yhm empfinden. [Jak. 2, 19] Es ist eyn glawbe von Christo, und nit tzu odder ynn Christum, wilchen auch die teuffel haben sampt allen boeßen menschen, denn wer glewbt nit, das Christus den heyligen eyn gnediger koenig sey? Dißen heyloeßen unnd nichtigen glawben leren itzt die vordampten teuffelssynagogen, die hohen schulen Pariß mit yhrer schwesternn, sampt den klosternn und allen papisten. Sprechen, derselbige glawb sey gnug, das er Christen mache. Das ist eygentlich nit anders geleret, denn vorleucken den christlichen glawben, heyden und turcken [2. Petri 2, 1] auß den christen machen, wie .S. Petrus .2. Pet. 2. von yhn vorkundigt hat und gesagt; Es werden falsche lerer unter euch seyn, die den herrnn, der sie kaufft hat, vorleucken werden.

       [Sach. 9, 9 Matth. 20, 5)] Zum andern spricht er: Der tochter Zion; da wirt berurtt der ander rechtschaffen glawbe. Denn ßo er befilhet tzu sagen von Christo die folgende wort, ßo muß auch da seyn yemand, der sie hoere, auffnehme und mit festem glawben dran hange. Er spricht nicht: Saget von der tochter Zion, alß sollt yemand anders von yhr glewben, das sie Christum hett, ßondern tzu yhr selb sollt yhr sagen, sie soll es von sich selb glewben und hallten on allen tzweyffel, das yhr geschehe wie disse worte lautten; das ist der glawbe, wilcher auch alleyne der Christlich glawbe heyst, wenn du glewbist on alles wancken, [WA s. 25] Christus sey nit alleyn .S. Petro unnd den heyligen eyn solcher man, ßondernn auch dyr selbs, ia dyr selbs mehr denn allen andernn. Es ligt deyne selickeyt nicht daran, das du glewbist Christus sey den frummen eyn Christus, ßondern das er dyr eyn Christus und deyn sey. Dißer glawb macht, das dyr Christus lieblich gefellt unnd sueß ym hertzen schmeckt, da folgen nach lieb unnd gutte werck ungetzwungen. Folgen sie aber nit, ßo ist gewißlich dißer glawb nit da; denn wo der glawbe ist, da muß der heylig geyst bey seyn, liebe unnd gutt ynn unß wircken. Dißen glawben vordamnen itzt die abtrunigen und vorleuckete Christen, der Bapst, pfaffen, munich, und hohen schulen, sprechen, es sey eyn vormessenheyt, die sich den heyligen wollen [2. Petri 2, 1. 2] gleychen, damit erfullen sie aber die prophecey S. Petri .2. Pet. 2. da er sagt von den obgenanten falschen lerern: Durch diße wurt der weg der warheyt vorlestert werden; daher kompts, das, wenn sie horen den glawben preyssen, meynen sie, man vorpiete die lieb unnd gutte werck, wissen fur grosser blindheyt nit, was glawb, liebe, oder gute werck sind; wiltu aber eyn Christen seyn, ßo mustu diße wort dyr lassen gesagt feyn, dyr, dyr, und dran hangen, on allen tzweyffel gleuben, es geschehe dyr wye sie lautten, must es nit eyn vormessenheytt achten, das du dich darynn den heyligen gleychist, sondern eyn aller nottigiste demut und vortzagung, nit an gottis gnaden, ßondern an dyr selbs. Gott wil solch vormessenheyt auff seyne angeboten gnade haben, bey vorlust ewiger selickeyt. Wenn du den heyligen nit willt gleych und auch heylig werden, wo wiltu denn bleyben? Das were vormessenheyt, wenn du durch dich selbs und deyne werck wolltist heylig und selig werden, wie fie itzt leren die abtrunigen Papisten, nennen das vormessenheytt, das glawbe ist, unnd das glawbe das vormessenheyt ist, das elend vorkeret volck; das du aber ynn Christo unnd durch seyn komen, ym glawben vormissist heylig zu seyn, das ist die rechte eher und lob gottis, damit du seyne gnade unnd werck ynn dyr bekennist, liebist und lobist, und dich selb mit deynen wercken furwirffist, vorachtist, vordammist und an dyr selb vortzagist; das heyst eyn Christen. Denn wyr sprechen: Ich glawbe eyn heylige Christliche kirche, die da ist eyn gemeyne [WA s. 26] der heylgen. Wiltu eyn stuck von der heyligen Christlichen kirchen und gemeyne der heyligen seyn, ßo mustu yhe auch heylig seyn, wie sie ist, aber nit durch dich noch auß dyr, ßondern auß Christo alleyn, auß wilchem auch alle andere heylig sind.

       [Sach. 9, 9, (Mathh. 21, 5)] Zum dritten, er spricht; Nym war, oder sihe da. Mit wilchem wortt er uns gleych vom schlaff und unglawben auffweckt, als der ettwas grossis, seltzamß, mercklichs furgeben wolle, des man lange begerd, und mit freuden auffnehmen solle. Und ist solch auffwecken auch wol nott, auß der ursach, das alles, was den glawben betrifft, der vornunfft und natur voracht, unnd gantz uneben ist. Als das dißer sollt seyn der konig von Hierusalem, der ßo arm und gering daherferet, das er nur auff eynem frembden gedingten Esell reyttet, wie mocht das natur und vornunfft erkennen? Wie reymet sich das eynreytten tzu eynem grossen konig? Aber der glawb ist der artt, das er nit richtet noch folget darnach er sihet und fulet, ßondern darnach er horet. Am wort hanget er alleyn, und gar nichts am gesicht odder geperde. Darumb haben auch alhie Christum nit auffgenommen fur eynen konig, on alleyn die dem wort des propheten gefolget, ynn Christum geglewbt und seyn konigreych nitt mit den augen, ßondern mit dem geyst ermessen und empfangen haben, wilche sind auch die rechte toechter Zion. Denn es ist nit muglich, das sich nit ergern sollt ynn Christo, wer dem gesicht und fulen will folgen, und nit am blossen lauttern wortt festiglich hafftet. Und ditz bild last uns hie das erste empfahen und behalten, darynnen uns die artt des glawbens wirt furgebildet; denn tzugleych wie alhie der anblick unnd gegenwurff des glawbens, ist doch tzumal gar nichts unnd widdersynnisch aller vornunfft und natur. Alßo ist ynn allen artickelln unnd fellen des glawbens gleych derselbige nichtige widersynnisch blick. Auch were es keyn glawbe, wo es schyne unnd geperdet wie der glawbe acht und die wort lautten, unnd eben darumb ists glawbe, das es nit scheynet noch geperdet, wie der glawbe und die wortt lautten. Hette Christus wie eyn welltlicher konig prechtlich eyngeritten, ßo were der scheyn unnd die wortt der vornunfft und natur eben und gemeß geweßen, und es hette sich gefulet ynn den augen, wie die wortt lautten, aber [WA s. 27] damitt were keyn glawb da blyben. Alßo gehet es, das wer ynn Christum glewbt, der muß reychtum unter armutt, ehre unter schmach, freude unter betrubniß, leben unter dem todt erkennen und behallten durch den glawben, der ynn gottis wortten hanget und solchs gewarttet.

       [Sach. 9, 9, (Matth 21, 5)] Zum vierden. Deyn konig. Hie ßondert er dißen konig von allen andernn konigen, es ist deyn konig (spricht er), der dyr verheyssenn ist, des du eygen bist, der dich unnd ßonst keyner [Bl D ij] regirn soll, doch ym geyst unnd nit nach leyplichem regiment. O das ist eyn trostlich wortt eynem glewbigen hertzenn; denn außer Christo ist der mensch vielen wuetenden tyrannen unterworffen, die nit konige, ßondern seyne morder sind, unter wilchen er leydet grosse nott unnd angst, als da sind: der teuffell, das fleysch, die wellt, die sund, datzu auch das gesetze, und der todt mit der hellen, von wilchen allen das elend gewissenn unterdruckt, eyn schwere gefenckniß hatt unnd eyn sawr engstlich leben furett. Denn wo sunde sind, da ist keyn gutt gewissen; wo keyn gutt gewissen ist, da ist eyttel unsicher weßen unnd unableßliche furcht des todts unnd der hellen, fur wilchen mag keyn freud noch lust ym hertzenn [3. Mose 26, 36 [!]] bestehen grundlich, ßondernn, wie Levit. 19. sagt: Eyn solch hertz erschrickt auch fur eynem rauschenden blatt. Wo aber eyn hertz dißen konig auffnympt mitt eynem starcken glawben, der ist sicher, furcht sich widder fur sund, todt noch helle noch allem ungluck; denn er weyß wol unnd tzweyffellt nicht, das dißer seyn konig eyn herr ist, ubir leben unnd todt, ubir sund unnd gnade, ubir helle unnd hymell, unnd alle ding ynn seynen henden sind. Denn darumb ist er unßer konig worden unnd tzu uns kommen, das er uns von allen solchen schweren tyrannen erloßet und er selb alleyn ubir uns regirete; darumb wer unter dißem konige ist unnd hellt auff yhn ym festenn glawbenn, dem mag widder sund, todt, helle, teuffell, menschenn noch alle creatur schaden, ßondernn gleych wie seyn konig lebt on sund unnd selig ist, alßo muß er durch yhn auch on todt, on sund, lebendig unnd selig behallten werden ewiglich. Sihe, solch grosse ding haben ynnn sich diße geringe wort: Nym war, deyn konig, solch ubirschwencklich grosse gutter bringt der arm esellreytter und [WA s. 28] unachtßamer konig. Solchs alles sihet nit vornunfft, begreyfft auch nitt die natur, ßondernn alleyn der glawbe. Darumb heyst er wol deyn konig, deyn, deyn, der du von suenden, teuffel, todt und helle, fleysch und wellt geregirt und getrieben wirst, das du unther yhm sussicklich ynn gnadenn, ym geyst, ym lebenn, ym hymell, ynn gott geregirtt und gefurett wirdist, wilchs dyr denn auch widderferett, ßo du nur glewbist, das ehr eyn solcher konig sey, solch regimentt habe, unnd datzu kome und gepredigt werde; denn wo du das nit an yhm glewbist, ßo wirstu es ßonst mit keynem werck ymmer mehr erlangen. Wie du von yhm helltist ßo hastu yhn, was du dich tzu yhm vorsihest, das findistu an yhm, und wie du glewbist, ßo geschicht dyr. Er bleybt doch der er ist, unvorrucklich, eyn konig des lebens, der gnade, der selickeyt, es werde geglewbt odder nit.

       [Sach. 9, 9, (Matth. 21, 5)] Zum funffte: Er komet. On tzweyffell du kompst nit tzu yhm und holist yhn, er ist dyr tzu hoch und tzu fern, mit deyner kost, muhe unnd erbeytt magstu nicht an yhn gelangen, auff das du dich nit rhumist, als habstu yhn durch deyn vordinst und wirdickeyt tzu dyr bracht. Neyn, lieber mensch, alle vordinst und wirdickeyt ligt hie ernydder, und ist nichts da, denn eyttell unvordinst und unwirdickeyt auff deyner seytten. Eyttell gnad und barmhertzickeyt auff seyner seytten. Der arm und reych komen hie tzusamen, wie [Spr. 22, 2 [!]] David ym psalter sagt. Und hiemitt werden vordampt alle die schendlichen unchristlichen lere vom freyen willen, ßo auß Bapst, hohen schulen und klostern komen; denn alle yhre lere ist, das wyr sollen anfahen und den ersten steyn legen. Wyr sollen auß krafft des freyen willen tzum ersten gott suchen, tzu yhm komen, yhm nachlauffen und seyne gnade erwerben. Hutt dich, hutt dich, fur dißer gifft, es sind eyttell teuffels lere, dadurch alle wellt vorfuret ist. Ehe denn du gott anruffist odder suchist, muß gott tzuvor komen [Röm. 10, 14. 15] seyn und dich funden haben, wie Paulus sagt Ro. 10: Wie mugen sie gott anruffen, wenn sie nit tzuvor glawben? wie mugen sie aber glewben, wenn sie nit tzuvor horen, wie mugen sie aber horen, wenn nitt tzuvor predigt wirt? wie mugen aber sie predigen, wenn nit tzuvor sie gesand werden? &c.. Gott [WA s. 29] muß den ersten steyn legen und anfahen ynn dyr, das du yhn suchist und bittist. Er ist schon da, wenn du anfehist und suchist. Ist er aber nit da, ßo fehistu gewißlich nichts an denn eyttel sund, und ßo viel grosser, ßo viel du grosser heyliger werck furnympft, und wirst eyn vorstockter gließner.

       Fragistu aber, wie muß man denn anfahen frum tzu werden, oder was muß man thun, das gott ynn uns anfahe? Antwort. Ey horistu nit, das keyn thun, keyn anfahen ynn dyr ist frum tzu werden, als wenig als auch tzunehmen und vollende ynn dyr ist, Gottis alleyn ist anfahen, foddern und vollenden. Alles was du anfehist ist sund und bleybt sund, es gleysse wie hubsch es wolle, du kanst nichts denn sundigen, thu wie du willt. Darumb ist aller schulen unnd kloster lere vorfurerey, dieweyl sie leren, anfahen, beten, gutte werck thun, stifften, geben, singen, geystlich werden, und damit gottis gnade suchen. Szo sprichstu aber: Ey, ßo must ich von nott wegen sundigen, wo ich on gott, auß lautterem freyen willen wirckt und lebt, unnd mocht sund nit meyden, ich thet auch was ich wolt. Antwort: freylich ist yhm alßo, das du must ynn sunden bleyben, thust was du willt unnd must sundigen, wo du alleyn wirckst auß freyem willen, denn ßo du selbs mochtist auß freyem willem nit sundigen, odder thun das nit sund were, was were dyr Christus von notten? Eyn narr were er, das er seyn blutt vorgosse umb deyner sunde willen, ßo du fur dich selbs ßo frey unnd mechtig werist, das du ettwas thettist, das nit sund were. Darauß sihestu, wie die hohen schulen und kloster, mit alle yhrer lere vom freyen willen und gutten wercken nit mehr thun, denn vortunckelln die warheytt gottis, das wyr nitt wissen was Christus sey, was wyr seyen, unnd wie es umb uns gethan sey, furen die gantze wellt mit sich ynn abgrund der hellen, das woll tzeyt were, das wyr alle stifft und kloster außwurtzeleten auß der erden.

       Darumb lerne hie auß dem Euangelio, wie es tzugehet, wenn gott anfehet uns frum tzu machen, und wilchs der anfang sey, frum tzu werden. Es ist keyn ander anfang, denn das deyn konig tzu dyr kome und fahe ynn dyr an, Das gehet alßo tzu, das Euangelium muß das aller erst seyn, das muß predigt und gehoret werden, ynn demselbigen horistu und lernist, wie deyn ding nichts sey, und alles suend sey, was du thuest oder anfehist, ßondern deyn [WA s. 30] konig musse ynn dyr tzuvor seyn und regirn. Sihe, da fehet denn an deyn heyl, da lessistu fallen deyn werck und vortzagist an dyr selbs, weyl du horist und sihest, das alle deyn ding sund und nichts sey, wie dyr das Euangelium sagt, und hebst an, und nympst auff deynen konig, hangist an yhm, ruffist seyne gnade an und trostist dich alleyn seyner gutte. Das du aber solchs horist und auffnympst, ist auch deyner krafft nichts, ßondern gottis gnaden, die das Euangelium ynn dyr fruchtpar macht, das du yhm glewbist, wie du und deyn ding nicht sey, denn du sihest, wie wenig yhr sind, die es annehmen, [Luk. 19, 41] das Christus auch darumb weynet ubir Hierusalem, und itzt unßer Papisten nit alleyn nitt auffnehmen, ßondern auch vordammen solche lere, denn sie wollens nitt leyden, das alle yhr ding sund und nicht sey, sie wollen den ersten steyn legen, wueten und toben widder das Euangelium.

       Weytter das das Euangelium predigt werd und deyn konig kome, ist auch nit ynn deyner macht odder vordienst, gott muß es auß lautter gnaden senden. Darumb ist keyn grosser tzorn gotis denn wo er das Euangelium nitt sendet, da muß eyttell sund, yrthum und finsterniß seyn, man thu was man thu. Widerumb keyn groesser gnade, denn wo er seyn Euangelium sendet, denn da muß frucht unnd gnade mit folgen, wie woll es nit alle, ia gar wenig, auffnehmen. Alßo ist ynn des Bapsts regiment der aller grewlichst tzorn gotis, [2. Petri 2, 1 ff.] das sie S. Petrus thar nennen die kinder der vormaledeyung, denn sie leren keyn Euangeli, ßondernn eyttel menschenlere, wie wyr leyder sehen und horen yn allen stifften, klostern und schulen. Sihe, das heyst: deyn konig kompt; nit suchstu yhn, er sucht dich, nit findistu yhn, er findet dich, denn die prediger komen von yhm, nit von dyr, yhr predigt kompt von yhm, nit von dyr, deyn glawbe kompt von yhm, nit von dyr, und alles was glawbe ynn dyr wirckt, kompt von yhm, nit von dyr, das du wol sihest, wo er nit kompt, da bleybistu wol aussen, und wo nit Euangelium ist, das da keyn gott ist, ßondern eyttel sund und vorderben, der frey wille thu, leyde, mache, lebe, wie er mag und will. Darumb frage nur nit, wo anfahen sey frum tzu werden, es ist keyn anfahen, denn wo dißer konig hynn komet und predigt wirtt.

       [Sach. 9, 9, (Matth. 21, 5] Zum sechsten. Er kompt dyr. Dyr, dyr, was ist das? Ist nit gnug, das er deyn konig ist? ist er deyn, was darff er dann sagen, er kompt dyr? Aber [WA s. 31] es ist alles vom propheten gesetzt, Christum auffs aller lieblichst eben abtzumalen, und tzum glawben tzu locken. Es ist nitt gnug, das uns Christus erlosset von der tyranney und hirschafft der sund, todts und hellen und unßer konig wirt, ßondern er gibt sich auch selbs uns tzu eygen, das es alles unßer [Röm. 8, 32] sey, was er ist unnd hatt, davon S. Paulus Ro. 8: Er hatt seynem eygen ßon nit vorschonet, ßondern fur uns alle gegeben, wie sollt er denn nit alle ding uns mit yhm geben haben? Alßo hatt die tochter Zion von Christo tzweyfaltige gutter; das erst, der glawb und den geyst ym hertzen, davon sie reyn und loß wirt von sunden; das ander, ist Christus selbs, das sie sich mag ubir die gegeben gutter rhumen von Christo, als wer es auch alles yhr eygen, das Christus selbs ist und hat, das sie sich auff Christum als auff yhr erbgutt [Röm. 8, 34] mag vorlassen, davon Sant Paulus sagt Ro. 8: Christus ist unßer mittler fur gott. Ist er unßer mittler, ßo nympt er sich unßer an und widderumb [1. Kor. 1, 30] nemen wyr uns seyn an als des unsern, und .1. Cor. 1. Christus ist uns von got gemacht ein gerechtickeyt, weyßheyt, heyligung und erloßung. Von den [Jes. 40, 1. 2] tzweyfaltigen gutern sagt Isa. 40: Seyd getrost, seyd getrost meyn volck, spricht ewr gott. Redet Hierusalem ynn yhr hertz und vorsamlet sie, yhr sund sind yhr vorgeben, yhr boßheyt hatt eyn ende, sie hatt von der hand gottis empfangen [Sach. 9, 9, (Matth. 21, 5)] tzweyfalltige guter. Sihe, das heyst hie: Er kompt dyr, dyr zu gutt, dyr zu eygen; yn dem, das er deyn konig ist, empfehistu gnade von yhm ynß hertz, damit er dyr hilfft von sund und todt und wirt alßo deyn konig, und du seyn unterthan. Aber ynn dem das er dyr kompt, wirtt er deyn eygen, das du auch seyner eygenn gutter mechtig wirst, alß eyne brautt, die yhrß breutgamß gutter mechtig wirtt, ubir den schmuck, den er an sie henget. O das ist eyn lieblich und trostlich rede, wer mag vortzagen oder sich furchten fur todt odder helle, ßo er dißen wortten glewbt, und Christum tzu eygen gewynnet?

       [Sach. 9, 9, (Matth. 21, 5)] Zum siebenden. Sanfftmuttig! Das wortt ist ßonderlich tzu mercken, und trostet lieblich die sundlichen gewissen; denn die sund macht naturlich eyn [1. Mose 3, 8] furchtsam fluchtig gewissen, das sich fur gott entsetzet und vorpirget, wie Adam ym paradiß thet, und kan nit leyden die tzukunfft gottis. Syntemal es weyß [WA s. 32] und naturlich fulet, das gott der sund feynd ist und sie grewlich straffe, darumb fleucht und erschrickt es, wo es gott nur horet nennen, besorgt sich, er schlag ßo bald mit der kewlen dreyn. Das nu solcher wahn und zag uns nit iage, verheyst er uns hie trostlich, dz diser konig kom sanfftmutig, als [1. Mose 3, 8] solt er sagen: fleuch nit und zage nit, er kompt itzt nit, wie er kam zu Adam, [1. Mose 4, 9;, 6 –8; 11; 19] Cayn, zur sindflutt, tzu Babylonien, tzu Zodoma und Gomorra. Auch [2. Mose 20] nit wie er kam tzum volck Israel auff dem berge Sinai, er kompt nit yn tzorn, will nit mit dyr rechen, noch schuld foddern. Es ist aller tzorn abgelegt, eyttel senffte und gute ist da. Er will eyn mal mit dyr faren, das deyn hertz luft, liebe, und alle tzuvorsicht tzu yhm haben soll, das du hynfurtt ia ßo seher, und viel mehr dich tzu yhm solt hallten und tzuflucht suchen, als du dich tzuvor hast fur yhm entsetzt und geflohen. Sihe, er ist doch gantz eyttell sanfftmut gegen dyr. Er ist gantz eyn ander man, stellet sich, als dem es leyd sey, das er dich yhe eyn mal erschreckt unnd fluchtig gemacht hatt mit seyner straff und tzornn, drumb wil er dich nu widderumb kuene und getrost machen, unnd frundlich tzu sich bringen. Sihe, das heyst, meyn ich, eynem armen sundlichen gewissen trostlich ynß hertz sprechen, das heyst recht von Christo predigt, und das Euangelium vorkundigt. Wie ists muglich, das eyn solch rede nit sollt eyn hertz frolich machen, und alle furcht, der sund, todts und helle vortreyben, eyn frey, sicher, gutt gewissen auffrichten, das hynfurtt mit freuden thue unnd lasse, alles und mehr denn man von yhm begerdt.

       [Sach. 9, 9] Der Euangelist aber hatt die wort des propheten ein wenig vorendertt; denn der prophet lautt alßo .Zacharie. 9: Frew dich seher du tochter Zion, und iauchtze du tochter Hierusalem, siehe da, deyn konig kompt dyr, das er sey eyn rechtfertiger unnd eyn heyland. Er ist arm und reyttet auff eynem esell [Matth. 21, 5] und auff eynem fullen, dem ßon der esellynnen. Dieße vormanung tzur freud und iauchtzen an die tochter Zion und die tochter Hierusalem, bringt der Euangelist kurtzlich ynn die wort: Saget der tochter Zion. Item er lest ausßen die tzwey wortt: rechtfertig unnd heyland. Item da der prophet spricht: er ist arm, spricht der Euangelist: er ist sanfftmuttig. Item der [WA s. 33] prophet spricht: auff dem fullen, dem ßon der esellynnen, nennet viel eselynne, plurali numero. Der Euangelist spricht: auff dem fullen, dem ßon der erbeytterynn, das ist eyn solcher eselynne, der man teglich braucht, tzur last und erbeytt. Wie wollen wyr sie beyde eyniß machen? Zum ersten ist tzu wissen, das den Euangelisten nichts ist dran gelegen, das sie nit eben alle wortt der propheten antzihen, yhn ist gnug geweßen, das sie gleyche meynung furen, und die erfullung an- tzeygen, damit sie uns ynn die schrifft weyßen, das wyr selbs sollen weytter leßen was sie lassen anstehen, und sehen, wie gar nicht sey geschrieben, das nit alles reychlich erfullet sey. Es ist auch naturlich, das, wer das werck unnd die erfullung hatt, nit ßo groß acht auff die wort alß auff die erfullung. Alßo werden wyr hernach viel mal sehen, wie der Euangelist die propheten eynfurtt ettwas vorendert, doch geschichts alles on abbruch des vorstands und meynung, wie gesagt ist.

       [Sach. 9, 9] Das nu der prophet vormanet die tochter Zion unnd die tochter Hierusalem tzur freud unnd tzum iauchtzen, gibt er ubirflussig tzuvorstehen, das dißes koeniges sey die aller trostlichst und lieblichst tzukunfft allen sundlichen gewissen, wilchs auch bedeut, das er von dem oeleberge kompt, alß sollt man mercken, das diße gnade fur ubriger grosse eyn berck der gnade mocht heyssen, die nit eyn tropffle odder hand voll sey, wie vortzeytten, ßondern eyn ubirhewffte und ubirschutte gnade, alß eyn berg. Er nennet auch das volck tzwey mal, ßo der Euangelist nur eyn mal spricht: Tochter Zion, denn es ist eyn volck, tochter Zion und tochter Hierusalem, nemlich das volck ynn der selbigen [WA s. 34] statt, das da glewbig ist und Christum auffnympt; denn, wie gesagt ist, der Euangelist will nur auffs kurtzist tzeygen die schrifft unnd unß befelhen, sie [Matth. 21, 5] selbs tzu leßen, da werden myr es weytter finden. Doch nicht deste weniger das der Euangelist nit reytzet tzur freud wie der prophet thutt, und spricht schlecht, man solls sagen der tochter Zion, thutt er darumb, das er außdruckt, wie die freud unnd das iauchtzen soll tzugehen, das nit yemandt wartte eyner leyplichen, ßondernn eyner geystlichen freude, die man nur durch sagen und hoeren mit dem glawben des hertzen schepffe; denn an dem armen eynreytten Christi war nichts froelich nach dem leyplichen ansehen ; drumb muß man seyn geystlich eynreyttenn, das ist seyn sanfftmuetickeytt, predigen unnd glewbenn, das macht froelich und lustig.

       [Sach. 9, 9, Matth. 21, 5] Das aber der prophet Christo drey titell gibt, arm, rechtfertig, und heyland, da der Euangelist nur eynen gibt: Sanfftmuetig, geschicht umb der kurtz willen, das er mehr tzeygen denn außlegen will. Es sihet mich an, alß hab der heylig geyst die Apostel und Euangelisten darumb lassen ßo kurtz brechen die spruech der schrifft, das er uns bey der lauttern bloßen schrifft behielte, und nit eyn exempel gebe den zukunfftigen außleger, die außer der schrifft viel wort machen und damit uns heymlich von der lauttern schrifft auff menschenlere tzihen, als sollt er sagen: Breytte ich die schrifft weytt auß und tzihe sie gantz an, ßo will eyn iglicher dem exempel nach alßo thun; damit wurde es geschehen, das man meyne schrifft yn andern buchern denn ynn meynem buch wurd suchen, und wurde des bucher schreybens keyn ende, und meyn buch unter die banck geworffen, wie es doch geschehen ist, drumb auff das ich sie alle ynn meynem buch behalte, will ich die spruech vorbrechen, damit locken nur tzum ursprunglichen buch, da sie weytter und gantz ynnen begriffen sind, und nit nodt sey eynem iglichen eyn ßonder buch tzu machen und ditz erste tzu vorlassen. Alßo sehen wyr auch, das aller Apostel und Euangelisten ym gantzen newen testament meynung ist, das sie uns iagen und treyben ynn das allte testament, wilch sie auch alleyne nennen die heylige [WA s. 35] schrifft; denn das newe testament solt eygentlich nur leyplich lebendige wort seyn und nitt schrifft; derhalben auch Christus nichts geschrieben hatt, als wyr horen werden am tag Epiphanie.

       Doch ynn der hebreischen sprach, lautten die tzwey wortt, Arm und senfftmutig nit fast ungleych, und heyst eyn solchen armen, nit der geprech an gellt und gutt leydet, ßondern der da ym hertzen iamerig unnd genydrigt ist, bey wilchen man auch gewißlich keynen tzorn noch hohmutt, ßondernn eyttell senffte und mitleyden findet. Und wenn wyr recht vollig dißes worts bedeuttung [Luk. 19, 41] wollen habenn, mugen wyrß am besten auß dem Euangelio Luce nehmen, da er beschreybt, Christus habe ynn dißem eynreytten ubir Hierusalem geweynett und sie beklagt. Wie du nu sihest, das Christus sich hellt, ßo deuttet das wortt Arm odder senfftmutig. Wie hellt er sich aber? seyn hertz ist voll iamers unnd mitleydenß ubir Hierusalem, da ist ßo gar keyn tzornn odder rachgichtickeytt, das er auch fur ubriger senffte weynett ubir seyner feynde vorderben. Szo boße were niemant geweßen, dem er datzumal hette eyn leyd than oder gewunscht, seyn iamer macht yhn ßo linde und senffte, das er keynß tzornß, keynes auffgeblaßen gemutts, keynes drewenß odder rechenß gedencken mag, ßondern eyttel mitleyden und gutten willen darbeutt. [Sach. 9, 9, Matth. 21, 5] Sihe, das heyst hie der prophet Arm, und der Euangelist sanfftmutig; selig ist, der Christum alßo erkennet und glewbt, denn er kan sich yhe nitt fur yhm furchten, ßondernn muß eyn frey, trostlich tzuvorsicht und tzugang tzu yhm haben, der feylet yhm auch nit ; denn wie er glewbt ßo findt er, diße wort, liegen und triegen nit.

       Das wortt, rechtfertig, soll hie nit vorstanden werden von der gerechtickeytt damit gott richtet, wie man nennett die gestrenge gerechtickeytt gottis. Denn ßo Christus mitt der tzu uns keme, wer wollt fur yhr bleyben? wer kundt [WA s. 36] yhn auffnehmen? ßo sie auch die heyligen nitt leyden mugen ; damitt were dißes eynreyttens freud, lust, und liebe gar vorkeret ynn die aller großten furcht und schrecken; ßondern es soll die gnade heyssen, damitt er uns rechtfertig macht. Ich wollt auch, das das worttle Justus, iustitia, ynn der schrifft, noch nie were ynnß deutsch auff den brauch bracht, das es gerecht, gerechtickeytt hiesse, denn es heyst eygentlich frum und frumkeytt. Und das wyr auff deutsch sagenn: das ist eyn frum man, das saget die schrifft: der ist iustus, rechtfertig odder gerecht. Aber die streng gerechtickeytt gottis nennett die schrifft: ernst gericht odder richtickeyt. Darumb soll der prophet hie alßo vorstanden werden: deyn konig kompt dyr frum, das ist: er kompt, das er dich frum mache, durch sich selbs und seyne gnade, weyß wol, das du nitt frum bist, deyne frumkeytt soll seyn nitt deyn thun, ßondernn seyne gnade und gabe, und du alßo auß yhm rechtfertig odder frum seyest; auff die [Röm. 3, 4. 26] weyße redet Sanct Paulus Ro. 3.: Er ist alleyn gerecht unnd rechtfertig, das lautt auff deutsch alßo: Alleyn Christus ist frum fur gott, und er macht auch [Röm. 1, 17] alleyn frum. Item Roma. 1: Die gerechtickeytt gottis wirtt ym Euangelio offenbart, das ist auff deutsch: die frumkeyt gottis, nemlich, seyne gnade unnd barmhertzickeytt, da durch er uns fur yhm frum macht, wirtt ym Euangelio predigt, wie du sihest auch ynn dissem spruch des propheten, das Christus wirt gepredigt uns tzur frumkeytt, das er uns frum unnd gerecht kompt, unnd wyr durch yhn frum unnd gerecht ym glawben sollen werden.

       Merck dißes stuckle mit vleyß, das, wo du ynn der schrifft findist das wortle: gottis gerechtickeytt, das du dasselb ia nit von der selbwesendenn ynnerlichen gerechtickeyt gottis vorstehist, wie die papisten, auch viel heyliger veter geyrret haben, du wirst ßonst dafur erschrecken. Sondernn wisse, das [WA s. 37] es heyst nach brauch der schrifft die außgossene gnad und barmhertzickeyt gottis durch Christum ynn unß, davon wyr fur yhm frum und gerecht werden geacht, unnd heyst darumb gottis gerechtickeyt odder frumkeytt, das nit wyr, ßondernn gott sie wirckt ynn unß mit gnaden, gleych wie auch gotis werck, gotis weyßheytt, gottis sterck, gottis wortt, gottis mund heyßt, das er ynn unß wirckt [Röm. 1, 16. 17] unnd redet. Ditz alles beweyst klerlich .S. Paulus Ro. 1: Ich scheme mich des Euangelij nit, denn es ist eyn krafft gottis (vornym: die ynn unß wirckt unnd unß stercket) tzur selickeytt allen, die dran glewben; denn es wirtt gottis gerechtickeytt drynnen offinbart, alß geschrieben ist: Der gerechte lebet von seynem glawben. Hie sihestu, das er von der gerechtickeyt des glawbens sagt, und dieselbige nennet er die gerechtickeyt gottis ym Euangelio vorkundigt, syntemal das Euangelium leret nit anders ; denn wer do glewbt, der hatt gnade, und ist rechtferttig fur gott, und wirt selig. Alßo sollt du das vorstehen .Ps. 30: [Ps. 31, 2] Erloeße mich ynn deyner gerechtickeyt, das ist: mit deyner gnade, die mich frum unnd recht macht, unnd dergleychen. Auch das alhie solcher vorstand sey ynn dem worttle: gerecht, tzwingt, das ander wortle: Heyland oder seligmacher; denn ßo Christus keme mit seyner strengen gerechtickeyt, wurde er niemant selig machen, ßondernn alle vordammen. Syntemal sie alle sunder und ungerecht sind. Aber nu kompt er, das er nit alleyn frum und gerecht, ßondernn auch selig mache alle, die yhn auffnehmen, das er alleyn sey der gerechte und heyland, auß eyttel unvordienter senffte und guttickeyt allen sundern gnediglich angebotten.

       [Matth. 21, 5] Das aber der Euangelist die Eselynne nennet eyn erbeytterynn odder lasttregerynn, [Sach.9, 9] hatt er außdruckt, was es fur eyn Esellynne sey geweßen, da der prophet von sagt, alß sollt er sagen: Die prophecey ist erfullet ynn dißer eselynne, die do lastbar war. Es war nit eyne beßondere esellynne, die drauff er- tzogen were, wie nach gewonheyt des lands die reyttesell ertzogen werden, ßo gar und gantz schlecht ist die erfullung tzugangenn. Und das der [Sach.9, 9] prophet spricht: der Esellynnen, alß sey ditz fullen vieler esellynnen geweßen, ist die meynung: Es sey eyn fullen geweßen, wie die Esellynnen haben, das es nit eyn fullen der pferd war.

 

[Die guten werck]

Das sey gnug vom ersten stuck vom glawben. Nu komen wyr auff das ander, auff die guten werck, das wyr Christum nit alleyn tzur gabe empfahen [WA s. 38] durch den glawben, ßondern auch tzum exempel durch die liebe gegen unßerm nehisten, dem wyr sollen dienen und gutt thun, wie uns Christus thut. Der glawb bringt und gibt dyr Christum tzu eygen, mit all seynen gutern. Die liebe gibt dich deynem neysten mit alle deynen guttern, und ynn den tzweyen steht eyn Christlich leben, lautter und volkomlich; darnach folget denn leyden und vorfolgung umb solchs glawbens unnd liebe willen, darauß wechst denn hoffnung ynn der gedullt. Nu fragistu villeycht, wilchs denn die gutte werck sind, die du deynem nehisten thun solt, ßo antwortt sichs, das sie keynen namen haben, ßondernn tzugleych als die gutte werck, die dyr Christus thut, keynen namen haben, alßo sollen unnd mugen auch die gutte werck keynen namen haben, die du deynem nehisten thun solt. Wobey sollen sie denn erkennet werden? Anttwortt: darumb haben sie keynen namen, das sich nitt eyn unterscheyd erhebe und stucklich sich teylen, das du ettliche thuest unnd ettliche nicht thuest, ßondernn du gantz und gar sollt dich yhm ergeben, mit allem, das du vormagist, gleych wie Christus hatt nitt alleyn fur dich gepettet odder gefastet. Beten und fasten ist nitt das werck, das er dyr than hatt, ßondern sich selb gantz dyr geben, mitt beten, fasten, allen wercken und leyden, das nichts an und yn yhm ist, das nit deyn sey und dyr gethan. Alßo ist nit das deyn gutt werck, das du eyn almoßen gibst odder bettist, ßondern wenn du deynem nehisten dich gantz ergibst, und yhm dienist, wo er deyn darff und du vormagst, es sey mit almoßen, beten, erbeytten, fasten, radten, trosten, leren, vormanen, straffen, entschuldigen, kleyden, speyßen, tzuletzt auch leyden unnd sterben fur yhn. Sage myr, wo sind itzt solche werck ynn der Christenheytt?

       Wolt gott, ich hette hie eyne stymme wie eyn donnerschlag, das ich kundt ynn alle wellt schallen und das wortlin: Gute werck, allen menschen auß dem hertzen, mund, oren und buchernn reyssen, odder doch eynen rechten vorstandt drauff geben. Alle wellt singt, sagt, schreybt unnd denckt von guten wercken, alle predigt lautten von gutten wercken, alle kloster, alle stifft, alle wellt gibt gute werck fur, und yderman will mit guten wercken umbgehen. Und geschehen doch nyrgentt gutte werck, ia, niemandt weyß ettwas drumb. Ach, das alle predigestule ynn aller wellt ym fewr legen und pulver weren, wie vorfuret man das volck mitt guten wercken! Gute werck nennen sie die gott nit gepotten hatt, als da sind: wallfart, fasten den heyligen tzu ehren, kirchen bawen und schmucken, Meß, vigilien stifften, roßenkrentz beten, viel plappern unnd plerren ynn den kirchen, Monch, Nonne, pfaffen werden, ßonderlich speyß, [WA s. 39] kleyder unnd stett brauchen, unnd wer mag sie alle ertzelen, die grewliche grewele und vorfurung, das ist, des Bapsts regiment und heylickeyt.

       Hastu nu oren, die da horen konnen, und eyn hertz, das da mercken muge, ßo hore doch und lerne umb gottis willen, was gutte werck sind unnd heyssen. Eyn gutt werck heyst darumb gutt, das es nutze sey, und wolthu und helffe, dem es geschicht; warumb sollt es ßonst gutt heyssen? Denn es ist eyn unterscheyd unter gutten wercken und grossen, langen 2, vielen, schonen wercken; das du eynen grossen steyn weyt wirffist, ist eyn groß werck, wem ists aber nutz und gutt? das du wol springen, rennen, stechen kanst, ist eyn feyn, schon werck, wem ists aber nutz und gutt? wem hilffts, das du eynen kostlichen rock tregist, eyn schon hawß bawist? Und das ich auff unßer ding kome: wem hilffts, das du sylber und golt an die wend, steyn und holtz schmierst yn den kirchen?3 wer ists gepessert, ob alle dorff tzehen glocken hetten, die ßo groß weren als die tzu Erffurtt?4 wen hulffs, das alle hewßer eyttell stifft und kloster weren, ßo kostlich als der tempell Salomonis? wen hilfftts, das du S. Catharin, S. Martin, dißem und dem heyligen fastist? wem ists nutz, ob du gantz odder halb beschorn, graw odder schwartz kutten tregist?6 wen hulffs, ob alle menschen alle stund Meß hiel- ten? was ists nutz, ob ynn eyner kirchen, wie tzu Meyssen, tag und nacht on unterlaß gesungen wirtt?7 Wer ists gepessert, ob gleych mehr sylbern bild und kleynodt ynn allen kirchen weren denn zu Halle und Wittemberg?8 Eyttel narrnwerck und vorfurung [WA s. 40] ist das allesampt. Menschenlugen habens ertichtet, und gute werck genennet, geben fur, man diene gott damit und bitte fur die leutt und yhre sunde, gerad als were got mit unßerm gutt geholffen, oder seyne heyligen durfften unßer werck. Stock und steyn sind nicht ßo grob und toll als wyr sind. Eyn bawm tregt frucht nit yhm selb, ßondern den menschen und thieren zu gutt, das sind seyne gutte werck.

       [Matth, 7, 12] Drumb hore, wie Christus gutte werck deuttet, Matt. 7: Was yhr wollt, das euch die leutte thun, daselbige thutt yhr auch yhn; das ist das gesetz unnd die propheten. Horistu hie, was der ynnhalt sey des gantzen gesetzs unnd aller propheten? Nit soltu gutt thun gott und seynen heyligen, sie durffens nitt, viel weniger dem holtz und steyn, wilchen es nit nutz noch nott ist, ßondern den leutten, den leutten, den leutten, horistu nit, den leutten solltu thun alles, was du woltist dyr gethan haben.

       Ich wollt on tzweyffell nitt, das du myr eynen kirchenthurn bawist odder glocken gossist, ich wollt nit, das du myr eyn orgell mitt viertzehen register unnd tzehen fach fleuttenwergk mechtist, davon kan ich wider essen noch trincken, wider meyn kind noch weyb vorsorgen, widder hawß noch acker hallten; die augen magistu myr damitt weyden unnd die oren kutzelen, was gebe ich aber dieweyl meynen kindern? wo bleybt meyn notturfft?3 O toll, [Matth. 15, 14] toll, toll, datzu Bisschoff unnd fursten, die es weren solten, sind die furnehmsten yn solchem narrnwerck, und furett eyn blind den andernn. Es gemanet mich solcher leutt eben, wie der iungen meydlin, die mit tocken spielen, und kneblin, die auff stecken reytten ; furwar es sind rechte kinder unnd tockenspieler und steckenreytter!

       Szo merck nu: gegen gott und seyne heyligen darffistu keyn guttis thun, ßondern nur gotts holenn, suchen, bitten und empfahen durch den glawben, von yhm. Christus hatts alles fur dich than und außgericht, sund betzallt, gnad, leben unnd selickeytt erworbenn, laß dyr an yhm benugenn, denck nur, das du yhn yhe mehr und mehr ynn dich bringist und solchen glawben sterckist. Darumb alles gutts, das du thun kanst, und deyn gantzes leben [WA s. 41] richte dahynn, das es gut sey; denn 1 aber ist es gutt, wenn es andern leutten nutz ist, und nit dyr selbs; denn du darffist seyn nit, dieweyl Christus fur dich than hatt unnd geben alles, was du fur dich suchen odder begeren magst, hie und dort, es sey vorgebung der sund, vordienst der selickeyt, odder wie es mag genennet werden. Findistu eyn werck an dyr, das du gott odder seynen heyligen oder dyr tzu gutt thuest und nit alleyn deynem nehisten, ßo wisse, das das werck nit gutt ist. Alßo soll eyn man seynem weyb und kind, das weyb dem man, die kinder den eltern, die knecht den herrn, die herrn den knechten, die ubirkeyt den unterthan, die unterthan der ubirkeyt, und eyn iglicher dem andern, auch den feynden, zu lieb und dienst, leben, reden, thun, horen, leyden und sterben, das ymmer eyniß des andern hand, mund, auge, fuß, ia hertz und mutt sey; das heyssen recht Christlich, naturlich gutte werck, die on unterlaß, alle tzeytt, an allen ortten, gegen allen personen geschehen mugen und sollen. Daher sihestu, das die werck der Papisten ynn orgelln, singenn, kleyden, leutten, reuchen, sprengen, wallen, fasten &c.. sind wol schone, grosse, viele, lange, breytte unnd dicke werck, aber es ist keyn gutt und nutzlich odder hulfflich werck drunder, das man wol mag von yhn sagen das sprichwortt: Es ist schon boße.

       Aber hie hute dich fur yhren spitzen subtiliteten, da sie sagen: Ja, ob solche werck nit leyplich dem nehisten gutt oder nutzlich sind, ßo sind sie doch geystlich nutz seyner seelen, das gott damit gedienet und vorsunet und seyne gnade erlanget wirtt; hie ists tzeytt, das ich sage: du leugist ßo weytt als deyn maul ist, Gott wirt nit mit wercken, ßondern mit glawben gedienet, der glawb muß alles thun, was tzwisschen uns und gott geschehen soll, derselbige kan wol mehr seyn ynn dem mullerknecht denn ynn allen Papisten, und kan mehr erwerben denn alle pfaffen und munch mit hyren orgeln und gauckelwerck, wenn sie gleych mehr orgelln hetten, denn itzt pfeyffen drynnen sind. Wer glawben hatt, der kan fur den andernn bitten, wer den nit hatt, der kan nichts bitten; drumb ists eyn recht teuffels lugen, das man solch eußerlich pompen geystlich nutz und gut acht ; es thutt eyn mullersmagd, ßo sie glewbt, mehr gutts, erlangt auch mehr, wollt mich auch mehr drauff lassen, wenn sie nur den sack vom esell nympt, denn alle pfaffen und munch, wenn sie sich tag unnd nacht tzu todt sungen unnd auffs blutt marterten; yhr grossen, [WA s. 42] groben narrn, wolt yhr den leutten helffen mit ewrem glawbloßen weßen, und geystlich gutter außteylen, ßo doch auff erden nit ist eyn elender, durfftiger, geystloßer volck denn yhr seyd. Nit geystlich, ßondern geystloß sollt man euch billich heyssen.

       Sihe, solch gute werck leret hie Christus yn seynem exempel. Sage an, was thutt er hie, damit er yhm selber nutz sey und guts schaffe? Der prophet [Sach. 9, 9] gibts alltzu mal der tochter Zion unnd spricht: Er kompt dyr, unnd das er rechtfertig, heyland, sanfftmutig kompt, gillt alles dyr, das er dich rechtfertige unnd selig mache. Niemant hatte yhn drumb gepeten noch beruffen, frey von yhm selber, auß lautter liebe kompt er, das er nur gutt thue, nutzlich und hulfflich sey. Nu ist seyn werck nit eynerley, ßondern allerley, nemlich ßo viel dartzu gehoret, das er sie rechtfertige und selig mache. Rechtfertig aber und selig machen bringt mit sich ßo viel, das er sie von sunden, todt und helle erloße, und thutt das nit alleyn seynen freunden, ßondern auch seynen feynden, ia, eyttel feynden, auch ßo hertzlich, das er ubir sie weynett, die yhn solch gute werck nit wollen lassen thun noch yhn auffnehmen; darumb setzt er alles dran, was er hatt unnd ist, auff das er yhr sund tilge, den todt und helle ubirwinde, und sie rechtfertige und selig mache, behellt gar nichts fur sich selbs, lest yhm benugen, das er tzuvor gott hatt und selig ist, dienet alßo nur uns, nach dem willen seynes vaters, der solchs von ihm wolt gethan [Matth. 7,12] werden. Da sihe nu, ob er nitt das gesetz hallte: Was yhr wollet, das euch die leutt thun sollen, das thut yhr auch yhn?! Ists nit war?, eyn iglicher wolt auß hertzengrund, das eyn ander fur seyne sund trette, neme sie auff sich und vortilgete sie, das sie das gewissen nitt mehr bissen, dartzu hulff yhm von dem todt und loßet yhn von der helle? Was begerd yederman tieffer, denn das er des todts und der hellen loß mocht seyn? Wer wolt nit gerne on sund seyn und eyn gutt, frolich gewissen haben tzu gott? sehen wyr nicht, wie alle menschen mit beten, fasten, wallen, stifften, moncherey und pfafferey darnach streben? wer dringt sie? nemlich die sund, der todt und die helle, dafur weren sie gern sicher. Und wenn eyn artzt were am end der wellt, der datzu helffen kundt, alle land wurden wust werden, und yderman wurd tzu dem artzt lauffen, gutt, leyb und leben an die reyße wagen.

       Und wen Christus selbs mit todt, sund und helle, wie wyr, umbfangen were, ßo wurde er auch wollen, das yhm yemandt erauß hulffe, seyne sund [WA s. 43] von yhm nehme und yhm eyn gut gewissen machet; darumb weyl er dasselbige [Matth. 7, 12] wollt von andernn yhm gethan haben, ßo feret er tzu unnd thutt auch dasselbige den andern, wie das gesetz sagt, und tritt ynn unßer sund, geht ynn den todt, und ubirwindt fur uns, beyde sund und todt und helle, das hynfurt alle, die ynn yhn glewben und seynen namen anruffen, sollen gerecht unnd selig seyn, on sund unnd todt, eyn gutt, frolich, sicher, unerschrocken, selig [Joh. 8, 51] gewissen haben ewiglich, wie er sagt Johan. 8: Wer meyn rede hellt, der wirt [Joh.11, 25.26] nymmermehr den todt schmecken. Unnd Johan. 11: Ich bynn das leben und die aufferstehung, wer an mich glewbt, der wirt nymmermehr sterben ewiglich, und ob er stirbt, ßo wirt er dennoch leben. Sihe, das ist die grosse [Sach. 9, 9] freude, datzu der prophet vormanet unnd spricht: Frew dich seer, du tochter Zion, Jauchtze du tochter Hierusalem; das ist die rechtfertigkeytt unnd das heyll, datzu dißer heyland unnd konig kompt, das sind seyne gutte werck uns gethan, damit er das gesetz erfullet. Darumb ist das sterben der Christglewbigen nit eyn sterben, ßondern eyn schlaff; denn sie sehen und schmecken [Ps. 4, 9] den todt nit, wie hie Christus sagt, davon Ps. 4. sagt: Ich will mich mit friden nyderlegen und schlaffen, denn du hast mich yn gute zuvorsicht gesetzt. Daher auch der todt eyn schlaff genennet wirt ynn der schrifft.

       Die Papisten aber und yhre schuler, die dem todt und sund unnd hellen mitt wercken unnd gnugthun wollen entlauffen, mussen ewiglich drynnen bleyben; denn sie unterstehen das tzu thun auß yhn selbs, das alleyn Christus than hatt und thun kundt, von wilchem sie es auch gewartten sollten, durch den glawben; darumb ists auch das vorkerete unsynnige volck, das die werck Christo zu dienst thut und seynen heyligen, die sie den nehisten thun sollten, widderumb, was sie an Christo gewartten sollten mit dem glawben, das wollen sie bey yhn selbs finden, und sind ßo fernn tzuletzt komen, das sie es an steyn und holtz, an glocken und rauch wenden, das sie an yhren nehisten solten wenden, gehen alßo ymmer hynn, thun gott und seynen heyligen viel gutts, fasten yhn unnd stifften yhn horas, lassen aber dieweyll yhren nehisten bleyben wie er bleybt, dencken nur: hetten wyr uns tzuvor geholffen!; ßo kompt darnach der Bapst, und vorkeufft yhn seynen trewdel und [WA s. 44] brieff, und furet sie von mund auff gen hymel, nit ynn gottis hymel, ßondern ynß Bapsts hymel, der ist ynn abgrund der hellen. Sihe, das ist die frucht des unglawbens und unerkentniß Christi, den lohn haben wyr, das wyr das Euangeli haben unter der banck ligen lassen und menschenlere auffgeworffen. Ich sage noch eyn mal, ich wolt alle predigstuel ynn der welt legen ym fewr mit kloster, stifften, kirchen, klausen und capellen, und were alles eyttel aschen und pulver umb der grewlichen vorfurung willen der armen seelen.

       Sihe, nu weystu, was gute werck sind; denck nu und hallt dich darnach, was deyn sund, tod und helle betrifft, da hut dich fur, das du nichts tzu thuest; denn da kanstu nichts schaffen, deyn gute werck sind da nichts, du must eynen andern da wircken lassen, Christo gepuren solche werck selber und eygentlich tzu thun, du must yhm dißen spruch lassen, das er sey der konig Zion, der do kompt, das er alleyn sey der rechtfertige heyland, an yhm und ynn yhm mustu die sund und den todt vortilgen durch den glawben; drumb wer dich leret werck tzu thun, deyne sund tzu tilgen, da hutt dich. Furen sie [Dan. 4, 24] ettlich spruech der schrifft, als da Daniel sagt: Du solt deyn sund loßen mit [1. Petri 4, 8] almoßen und S. Petrus: Die liebe bedeckt die menge der sunde, und dergleychen, ßo sey weyße; denn solche spruech wollen nit, das die werck mugen sund vortilgen odder gnugthun, denn das were Christo dißen spruch und gantzes eynreytten genommen unnd alle seyne werck vorleucket, ßondern das solche werck eyn gewiß zeychen sind des glawbens, der an Christo erlangt aller sund und tods ubirwindung. Denn es ist nit muglich, das der nitt lieben sollt unnd gutts thun, der Christum glewbt fur seynen rechtfertigen [Matth. 7, 16 –20] heyland. Thutt er aber nit gutt odder liebt nit, ßo ists gewiß, das der glawbe nit da ist; darumb erkennet der mensch auß seynen fruchten, was er fur eyn bawm ist, und an der liebe und wercken wirt er gewiß, das Christus ynn yhm ist unnd er an yhn glawbt. Wie auch sanct Petrus sagt .2. Pet. 1: [2, Petri 1, 10] Lieben bruder, thut vleyß, das yhr durch gutte werck ewren beruff und erwelung gewiß machet, das ist: wenn yhr euch frisch ubet ynn guten wercken, ßo werdet yhr gewiß und kundt nit tzweyfelln, das euch gott beruffen und erwelet hatt. Darumb tilget der glawb viel anders die sund denn die liebe, [WA s. 45] der glawbe tilget sie mit eygener thatt alleyn, aber die liebe odder gutt werck bewerdt und beweyset, das der glawb solchs than habe und da sey. Das auch [1. Kor. 13, 2] S. Paulus .1. Cor. 13. thar sagen: Wenn ich allen glawben hett, das ich auch berge vorsetzte, ßo ich nit hab die liebe, ßo bynn ich nichts. Warumb? on tzweyffel, das auch der glawb nit da ist, wo nit die liebe da ist, denn sie bleyben nit von eynander. Drumb sihe tzu, das du nit dich yrr machen und vom glawben auff die werck furen lassist. Gutte werck muß man thun, aber nit auff sie, ßondernn auff Christus werck die tzuvorsicht bawen, unnd die sund, den tod und die helle nit mit unßern wercken antasten, ßondernn sie von uns weyßen, auff den rechtfertigen Heyland, auff den konig von Zion, der auff dem esell reytt, der weyß mit der sund, tod unnd hell umbtzugehen, das ist der sunde toedter, der todtwurger unnd der hellefresser ; den man laß mit solchen sachen schaffen, unnd lege deyne werck an deynen nehisten, das du damit eyn gewiß tzeychen habist des glawbens an den heyland und sundtodter. [1. Petr. 4, 8] Szo tilget die liebe und gute werck deyne sund, auch fur dyr, das du es empfindist, wie der glawbe tilget fur gott, da du es nit empfindest.

 

[Die mysteria oder geystlichen bedeuttung]

Nu last uns das dritte stuck auch handelln, die mysteria oder geystlichen bedeuttung. Hie ist tzu wissen, das alle das leypliche wandelln und wallen [WA s. 46] Christi bedeut seyn geystlich wallen, alßo das seyn leyplich gehen bedeutt das Euangelium und den glawben; denn tzugleych alß er mit seynen leyplichen fussen ist gangen von eyner statt tzur andernn, alßo ist er durchs predigen komen ynn alle wellt; darumb weyßet ditz Euangelium feyn, was da sey das [WA s. 47] Euangelium, wie es soll predigt werden, was es thut unnd wirckt ynn der wellt; das wollen wyr sehen von stuck tzu stuck.

 

[Matth. 21, 1] Da sind nahe komen zu hierusalem unnd sindt komen gen Bethphage an den oelebergk.

Das sagen alle Apostel, das Christus sey mensch worden am end der [1. Joh. 2, 18] wellt, unnd das Euangelium solle die letzt predigt seyn .1. Johan. 2: Lieben kinder, es ist itzt die letzten stund, und wie yhr gehoeret habt, der Widderchrist wirtt komen. Nu sind itzt viel widderchristen, daher wissen wyr, das die letzten stund da ist &c.. Er nennet hie den widderchrist, den man itzt heyst Endchrist ym deutschen, aber Antichristus auff kriechisch heyst eyn widderchrist, der widder den rechten Christum leret und thutt, darumb hab ichs vordeutscht eynen Widderchrist, wie es den soll vordeutscht seyn, denn Endchrist ist nit [1. Kor. 10, 11] recht. Item .1. Cor. 10: diße ding sind geschrieben unß tzu straffen, auff wilche komen ist das end der welt; darumb, gleych wie die propheten sind komen vor der ersten tzukunfft Christi ynn die menscheyt, alßo sind die Apostelln die letzten boten gottis, gesand vor der letzten tzukunfft und iungsten tage, das sie denselbigen wie sie denn auch thun, vleyssiglich vorkundigeten; das bedeutt hie Christus, da er seyne Junger nit außsendet die esell tzu holen, diß das er nah tzu Hierusalem kam, das er schier sollt eyngehen. Alßo ist das Euangelium durch die Apostelln ynn alle wellt bracht, hartt fur dem Jungsten tag, da Christus wirt unnd soll ynn das ewige Hierusalem mit den seynen eyngehen.

[WA s. 48]

       Datzu stymmet das worttle Bethphage, wilchs auff deutsch, alß ettlich [Röm. 1. 2] sagen, heyst eyn mundhawß denn Paulus Ro. 1. spricht, das Euangelium sey tzuvor ynn der heyligen schrifft vorsprochen, aber es ward nit mundlich und offentlich predigt, biß das Christus kam und sandte die Apostelln auß. Darumb ist die kirch eyn mundhawß, nit eyn fedderhawß denn sint Christus tzukunfft ist das Euangelium mundlich predigt, das tzuvor schrifftlich ynn den buchern vorporgen lag. Auch ßo ist des newen testaments und Euangeli artt, das es mundlich mit lebendiger stym soll gepredigt und getrieben werden. Auch Christus selbs nichts geschrieben, auch nitt befolhen hatt tzu schreyben, ßondern mundlich tzu predigen. Alßo sind die Apostelln nit gesand, biß das Christus komen ist gen mundhawß, das ist: biß das es tzeytt was, mundlich tzu predigen, und das Euangelium auß der todte schrifft und feddern ynn die lebendige stym unnd mund bracht worde. Vonn der tzeyt an heyst die kirche billich Bethphage, darumb das sie die lebendige stym des Euangeli hatt und horet.

       Der oeleberg bedeutt die grosse gnade und barmhertzickeyt gottis, auß wilcher die Apostelln gesand und das Euangelium bracht ist; denn auß droben gesagten sehen wyr, wie eyn unaußsprechlich gnade es sey, das wyr Christum erkennen und haben den rechtfertigen heyland und konig. Darumb hebt er nit an tzu senden auff dem flachen felld, auch nit auff eynem durren, unschlachtigen berge, ßondern auff dem oeleberge, aller wellt tzu tzeygen, auß was [Ps. 36, 7] barmhertzickeyt er solche grosse gnade sende, das auch der prophet Ps. 35. solche gnade nennet gottisberge, und spricht Deyne gerechtickeyt ist wie die gottisberge, das ist: groß ubirhewffet, viel, und ubirschuttet, als das wol kan vorstehen wer do bedenckt, was das sey, das Christus unßer sund, todt, helle, [WA s. 49] fur uns tregt und ubirwindt und alles fur uns thut, das tzur selickeytt uns nott ist, lest uns nichts datzu thun, denn das wyr uns gegen unßern nehisten sollen uben und vorsuchen, ob wyr solchen glawben an yhn haben odder nitt. Alßo haben wyr, das der oeleberg bedeutt, wie das Euangelium da nitt ist predigt, noch gesand, denn da die tzeytt der gnaden kam; von der tzeytt an geht die grossze gnade ynn die wellt durch die Apostelln.

 

[Matth. 21, 1. 2] Do sandte Jhesus zween seyner iunger und sprach zu yhn, Geht yn das dorff, das wider euch ist.

Durch die tzween iunger sind alle Apostel und prediger bedeuttet, die yn die welt gesand sind, und das darumb, das die Euangelisch predigt bestehet mit [Röm. 3, 21] tzween zeugen, wie Paulus sagt Ro. 3: Itzt ist offenbar die frumkeyt gottis vnd wirt betzeugt durch das gesetz und propheten. Alßo sehen wyr, wie die Aposteln auch eynfuren alltzeyt das gesetz und die propheten, die von Christo ge-weyssagt haben, auff das gehalten wurd das Moses sagt und [Matth. 18, 16] Christus Matth. 18: Eyn iglich rede soll bestehen ynn tzweyer odder dreyer mund.

       Das er aber die grosse statt Hierusalem nennet eyn dorff, schweygt datzu yhren namen, geschicht darumb, das der name Hierusalem eyn heylige bedeuttung hatt, nemlich: das hymelreych und die seligkeyt ist das geystlich Hierusalem, da Christus eynrytt. Aber die Apostel sind gesand yn die welt unter yhre feynde, die keynen namen haben. Und der herr trostet und stercket hiemit die Aposteln und alle prediger, das er die grosse statt eyn dorff nennet, und spricht datzu: sie ist widder euch, als sollt er sagen, wie er Matth. 10. [Matth. 10, 16] sagt: Sehet da, ich sende euch als die schaff mitten unter die wolff, ich sende euch ynn die welt, die euch wider ist, und scheynet eyn groß dinck seyn, denn da sind konige, fursten, gelerten, reyche, viel, und alles was ynn der wellt groß [WA s. 50] [Matth. 10, 22] und ettwas ist, das ist wider euch, und wie er Matt. 10. sagt: Ihr must umb meynes namen willen allen menschen heßlich seyn. Aber furcht euch nitt, gehet nur hyn, es ist kaum eyn dorff, last euch nit bewegen alle das grosse ansehen, predigt nur frisch dawider. Denn es ist nit muglich, das der solt predigen die Euangelische warheyt, der sich furcht fur den grossen Hanßen und nit geringe achtet alles, was die wellt groß achtet. Es ist hie beschlossen, das widder die Apostel sey ditz dorff; darumb sollen sie sich nit vorwundern, ob die grossen, hohen, reychen, weyßen, heyligen stende yhr wort nit annehmen. Es muß ßo seyn, das dorff muß wider sie seyn, widderumb mussen die Apostel auch sie vorachten unnd tzu yhn eyntretten; denn der herr will keynen schmeychler tzum prediger haben, dieweyl er nit sagt: Gehet umb das [Matth. 21, 2] dorff, oder neben hynn. Neyn, nit umbhyn oder neben hyn, hyneyn geht, frisch an sie und sagt yhn, was sie nit gern horen, die euch thun, das sie gerne sehen. O wie wenig findt man itzt, die alßo hyneyn gehn yn das dorff, das wider sie ist! Gerne gehen wyr ynn die stette, die fur uns sind. Der herr hette auch hie wol kund sagen: Geht ynn die stat, die fur euch ligt, were auch wol und breuchlich geredt. Aber er wolt antzeygen ditz mysterium des predigtampts, drumb redt er gleych unbreuchlich: Gehet yn das dorff, das widder euch ist, das ist: prediget denen, die euch vorfolgen unnd todten werden, solchen danck sollt yhr vordienen, und nit suchen, wie yhr yhn wolgefallet; denn das thun heuchler, nit Euangelier.

 

[Matth. 21, 2] Und bald werdet yhr finden eyn Esellynne angepunden, und eyn fullen mit yhr, loßet sie auff und bringt myr sie her.

Das ist auch tzu trost den predigern gesagt, das sie nit sollen sorgen, wer [Jes. 55, 11] yhn glewbe und sie auffnhem; denn es ist beschlossen, Isa. 55. Meyn wort, das da geht auß meynem mund, soll nit ledig widder tzu myr komen, und [Col. 1, 6] Paulus sagt Col. 1: Das Euangelium bringt frucht ynn der wellt; darumb ists nit muglich, das wo das Euangelium predigt wirt, da sind ettlich, die [WA s. 51] es fassen und glewben; das will ditz mysterium, das die Apostel ßo bald finden sollen die Eselynne und das fullen mit yhr, wenn sie nur gehen, als sollt er sagen: Gehet nur hyn, das ist: predigt yhr nur, sorgt nit, wer sie sind, die es horen werden, last mich dafur sorgen, die wellt wirtt widder euch seyn, das last euch nitt anfechten, dennoch werdet yhr finden, die euch horen und folgen, yhr wisset sie noch nit, ich weyß sie aber schon tzuvor, predigt yhr und last mich waldenn. Sihe, alßo trostet er, das sie nit sollen ablassen tzu predigen wider die wellt, wie hart auch widderstanden wirt, es wirt doch nit on frucht abgehen. Aber itzt find man auch leut, die meynen, dieweyl es nit muglich sey, das man die welt bekere, soll man schweygen, das sich nit eyn auffruhr erhebe, es sey doch umbsonst, Bapst, Bisschoff, Pfaffen und Munch nehmenß nit an, und wandelln yhr weßen nit, was es denn nutz sey, das man widder sie predige unnd sturme? das ist eben ßo viel, als wenn die Apostellnn hetten tzu Christo gesagt: du heyst uns gehen ynn das dorff, das widder uns ist, ßo es denn wider uns ist, was ists nutz, das wyr hyneyn gehen? laß uns ßo mehr eraussen bleyben und ynnehalten. Aber der herr widderlegt das feyn und spricht: Geht yhr nur hyn, predigt nur, was ligt dran, das es wider euch ist? dennoch werdet yhr finden, was ich finden lassen. Alßo sollen wyr itzt auch thun, ob wol die grossen Hanßen widder das Euangelium sturmen und keyner besserung tzu hoffen ist, dennoch muß man predigen, sie werden sich wol finden, die es horen unnd sich bessern sollen.

       Warumb lest er aber tzween Esell holen, odder nit beyde allte, tzween iungen oder tzween allte? hett er doch wol an eynem gnug tzu reytten gehabt?4 Anttwortt: gleych wie ynn den tzween Apostelen die prediger sind bedeutt, alßo sind ynn den tzween eselln yhre schuler und tzuhorer bedeutt. Die prediger sollen Christus iunger und von yhm gesandt seyn, das ist: sie sollen nichts denn Christus lere predigen, auch nit gehen zu predigen, sie werdenn denn datzu beruffenn, wie das beydes die Apostel haben gehalten. Aber die schuler sind eyn allter und iunger esell. Hie ist tzu wissen, das der mensch ynn der schrifft wirt ynn tzwey teyl geteylet, ynn eynen ynnerlichen und eußerlichen [WA s. 52] lichen menschen. Den eußerlichen menschen kan man mit gesetzen, straff, peyn, schand tzwingen, widderumb, mit gunst, gelt, ehre und lohn, locken, das er guttis thue unnd das boße lasse, aber den ynnerlichen kan niemandt tzwingen noch locken, das erß freywillig auß lautter lust umbsonst thu, was er thun sol, on alleyn gottis gnade muß das hertz wandeln und freywillig machen. Daher kompts, das die schrifft schleust: alle menschen sind lugener, darumb das keyn mensch guts thutt unnd boßes lest, auß freyem gutten willen, ßondernn eyn iglicher sucht das seyne, und thuts nit auß liebe der tugent. Denn wo nit hymell odder helle were, oder nit schand noch ehre, ßo thette niemant guts. Wenn es ßo groß ehre und preyß were die ehe brechen, als ist die ehe halten, soltistu wol sehen, wie gar mit viel grosser freuden der ehebruch wurd geschehen, denn itzt die ehe wirt gehalten, alßo auch alle andere sunde wurden mit groesserm willen than, denn die tugent than wirt. Darumb alles gutts leben, on gnade, ist eyttel gleyssen und scheyn, denn es geht nur ym eußerlichen menschen, on lust unnd frey willen des ynnerlichen menschen.

       Sihe, das sind die tzween esell, die allt eselynne ist der eußerliche mensche, der ist mitt gesetzen unnd furcht, des todts, der hellen, der schande, odder mit locken des hymels, des lebens, der ehre, gepunden, gleych wie die esellynn ist angepunden, das er geht ynn eußerlichem scheyn guter werck unnd ist tzumal eyn frummer schalck, aber er thutts ungern unnd mit unlustigem hertzen, ist dem gesetz feynd und hatt davon eyn schwer gewissen. Darumb nennet auch der Euangelist diße esellynne, subiugalem, eyn lastbare esellynne, die unter last erbeytet, und wirt yhr sawr; denn es ist eyn elend iemerlich leben, das auß furcht der hellen, des tods und der schand ertzwungen wirt. Die helle, der todt und die schande sind seyn ioch und last, ubir die maß schwere, davon er eyn betrubt gewissen hat, und beyde dem gesetz und gott heymlich feynd ist. Solch volck war ßonderlich die Juden, die auff Christum warteten. Sind auch noch alle, die mit wercken und eygen krefften sich uben, gottis gepott erfullen und den hymel tzurwerben. Sie sind angepunden mit dem gewissen an das gesetz, mussens thun, ließens aber viel lieber anstehen. Es sind sacktreger, fawle esell und lastbare schelmen.

       [Luk. 19, 30 ff., Mark. 11, 2 ff.] Das fullen aber, der iunge esell, den Lucas und Marcus schreyben, das nie keyn mensch drauff geritten sey, das ist, der ynnerlich mensch, das hertz, [WA s. 53] der geyst, der wille, wilcher nymmermehr kan unterthan seyn dem gesetz, ob er wol angepunden ist mit dem gewissen, unnd fuelet das gesetz. Er hatt aber keyn lust noch liebe datzu, biß das Christus kome und reytte drauff. Darumb wie ditz fallen unter niemandt gangen war, alßo ist des menschen hertz auch [1. Mose 6, 5; 8, 21] nymmer unterthan dem gutten, ßondern wie Moses sagt Gen̄. 6. et 8. geneygt tzu dem boeßen alle tzeyt von iugent auff; das nu Christus sie heyst loßen, ist, das er heyst predigen ynn seynem namen das Euangelium, darynnen vorkundigt wirtt gnad und ablaß von allen sunden, und wie er fur uns das gesetz erfullet habe, da wirt das hertz loß von dem band seynes gewissens, und ubirkompt gnade, die seyn hertz und den ynnerlichen menschen frey und froelich willig und lustig macht tzu thun und tzu lassen alle ding. Vnnd alßo ist der mensch loß, nit vom gesetz, das er nichts thun solle, ßondern von dem unlustigen schweren gewissen, das er vom gesetz hatt, und damit er dem gesetz feynd war, das yhm den todt und die helle drawet. Vnd hat nu eyn gutt gewissen unter Christo, ist dem gesetz holt, furcht sich nymmer fur dem tod und der hellen, thutt frey und gerne, was er tzuvor ungerne that. Sihe, alßo loeßet das Euangelium das hertz von allem ubel, von sunden, von todt, von hellen, und boeßen gewissen, durch den glawben ynn Christo.

       [Matth. 21, 2] Das er auch befilht, sie sollen tzu yhm bringen, das ist widder den Bapst, der die seelen von Christo zu sich zeucht. Aber die Apostel bringen sie zu Christo, das ist: sie predigen und leren nichts anders denn Christum, nit yhr eygen lere oder menschengepot; denn das Euangelium leret nur zu Christo komen und Christum recht erkennen; damit ist warlich den geystloßen prelaten eyn harter stoß geben, yn yhr regiment, damit sie die seelen zu sich [Apg. 20, 29 30] und unter sich bringen, davon S. Paulus Act. 10. sagt: Ich weyß, das noch meynem abschydt werden unter euch komen schwere wolffe, die der herde nit schonen, und auß euch werden auch auffstehen vorkerete schwetzer, das sie die iunger tzihen zu sich &c.. Aber das Euangelium bekert die menschen zu Christo und sonst zu niemant, darumb lest er auch das Euangelium außgehen und sendet prediger, das er dadurch vns alle zu sich zihe, das wyr yhn erkennen, [Joh. 12, 32] wie er sagt Joh. 12: Wenn ich erhaben werde, will ich sie alle zu myr zyhen.

[WA s. 54]

 

 

[Matth. 21, 3] Und ßo euch yemand ettwas sagt, ßo sprecht, yhr herr bedarff yhr, ßo wirt er sie bald lassen.

[Gal. 4, 1. 2] S. Paulus Gal. 4. gleychet das gesetz den vormunden und schulmeysternn, unter wilchen der iunge erbe yn furcht und getzwang ertzogen wirt. Denn das gesetz mit drewen tzwingt, das wyr unß eußerlich boßer werck enthalten, umb furcht des todts und der hellen, wiewol das hertz doch nit gutt dadurch [Luk. 19, 33] wirt; das sind nu hie, wie Lucas schreybt, die herrnn dißer esellynn und des fullen, die zu den Aposteln sprachen: was macht yhr, das yhr das fullen loßet? denn wo das Euangelium angehet und die gewissen loßet von eygen wercken, ßo lautt es eben als verpott es gutte werck und das gesetz zu halten: darumb ist das aller gesetzlerer, oder wie sie das Euangelium nennet, schreyber und schrifftgelereten eyntrechtliche rede, das sie sagen: Sollen alle unßer werck nichts, und die werck nach dem gesetz volnbracht boße seyn, Wolan, ßo wollen wyr nymmer guts thun, du vorpeuttist gute werck und furwirffist gotis gesetz, o du ketzer, du loßist das fullen, und wilt frey boße leutt machen. Daruber faren sie denn zu, und weren, das man das fullen und die gewissen nit loße noch zu Christo bringe, geben fur, man muesse gute werck thun, und die leut mit gesetzen behalten angepunden.

       [Matth. 21, 3] Wie nu die Aposteln gegen diße sich halten sollen, tzeygt dißer text, das sie sollen sagen: yhr herre bedarff yhr, das ist: sie sollen unterricht thun, unter den gesetzwercken und gnadewercken, und alßo sagen: wyr vorpieten nicht gute werck, ßondern wyr loeßen die gewissen von falschen guten wercken, nit das sie frey sollen leben boßis tzu thun, ßondern unter Christo komen zu yhrem rechten herrn und alda rechtschaffene gute werck thun; datzu bedarff er [Röm. 6, 1 ff.] auch yhr, will sie auch datzu haben; davon disputirt S. Paulus feyn Ro. 6, da er leret, wie wyr durch die gnade frey vom gesetz und seynen wercken sind, doch nitt alßo, das wyr boßes thun sollen, ßondern recht gute werck. Es ist alles darumb tzu thun, das die schrifftgelereten unnd gesetztreyber nit wissen, was gute werck sind; drumb wollen sie das fullen nit loß geben und treyben dasselb mit gnadloßen menschlichen guten wercken; wo man aber gutte unterricht gibt von guten wercken, da lassen sie es geschehen, ßo es anders vornunfftige und recht lerer des gesetzs sind, wilche hie bedeut sind; denn die tollen tyrannen, die mitt menschengesetzen toben, habenn nichts ynn dißem Euangelio. Es redet nur von dem gesetz gottis und von den aller besten lerern des gesetzs, denn on gnade ist auch gottis gesetz eyn band und macht gefangene gewissen unnd gleyßner, dem nicht tzu helffen ist, biß das man andere werck [WA s. 55] predige, die nit unßer, ßondern Christus sind, und er mit gnaden ynn uns wirck; da horen ßo bald auff alle werck und lere des gesetz, und wirt das fullen bald loß.

 

[Matth. 21, 4.] Das ist aber alles geschehen, auff das erfullet wurd, das gesagt           ist durch den propheten, der do spricht: Saget der tochter Zion &c..

Der spruch ist gnugsam droben außgelegt, aber der Euangelist furet yhn drumb eyn, das wyr sehen, wie Christus nit ist komen umb unßer vordienst willen, ßondern umb gotlicher warheyt willen, syntemal er verheyssen ist ßo lange tzuvor, ehe wyr sind geweßen, tzu den er kompt; darumb wie gott auß lautter gnaden hatt das Euangelium verheyssen, ßo hatt erß auch erfullet, tzu beweyssen seyne warheyt, das er halte was er tzusagt, damit wyr gereytzt werden, getrost auff seyne tzusagung tzu bawen, denn er wirtt sie erfullen. Unnd ditz ist auch der schrifft eyne, darynn das Euangelium verheyssen ist, [Röm. 1, 2. 3] davon S. Paulus sagt Ro. 1: Gott hatt verheyssen das Euangelium tzuvor, durch seyne propheten ynn der heyligen schrifft von seynem ßon Jhesu Christo &c.. Nu haben wyr wol gehoret, wie ynn dißem spruch das Euangelium, Christus und der glawbe auffs aller feynist und trostlicht ist angetzeygt.

 

[Matth. 21, 6. 7] Und die iunger giengen hynn und thetten, wie yhn Jhesus hatte befolhen, und brachten die Esellynn unnd das fullen unnd legten auff sie yhre kleyder und satzten yhn drauff.

Das sind die prediger, die durchs Euangelium die gewissen von gesetz und seynen wercken loß gemacht, tzu den gnadenwercken bracht und auß gleyßner grundgute heyligen gemachett haben, das hynfurt Christus auff yhn reyttet. Aber hie fraget sichs, ob Jhesus habe auff beyden eselln geritten, denn Matt. [Mark. 11, 7] lautt, als haben yhn die iunger auff beyde Esell gesetzt. Aber Marcus, [Luk. 19, 35, Joh. 12, 14] Lucas, Johannes, sagen alleyn von dem fullen; ettlich meynen, er hab tzuerst auff dem fullen gesessen, aber dieweyll es noch geyl unnd ungetzemet geweßen, [WA s. 56] hab er darnach auff die esellynn gesessen; das sind fabeln und trewm. Wyr sollens hallten, das er nur auff dem fullen, und nicht auff der esellynne sey geritten, hatt sie doch beyde lassen holen umb der geystlichen bedeuttung droben [Matth. 21, 7] angetzeygt; das aber Mattheus sagt, er sey auff yhn gesessen, als hab er auff beyden geritten, ist gesagt noch der schrifft eygenschafft, die da heyst, Synecdoche, wenn man eyn ding tzuschreybt der gemeyn und dem gantzen hauffen, [Matth. 27, 44] ßo es doch nur betrifft ettlich unter yhn, als da Mattheus schreybt: Die [Luk. 23, 39] schecher haben Christum am creutz gelestert, ßo es doch, als Lucas schreybt, [Matth. 23, 37] nur eyner thet, also spricht auch Christus Matt. 23: Die statt Hierusalem steynige die propheten, ßo es doch nur ettliche auß der statt thetten, und man spricht: der Turck hatt die Christen geschlagen, ßo er doch nur ettlich hatt geschlagen; alßo hatt Christus auff den eselln geritten, ßo er doch nur auff dem fullen reytt, drumb das beyde esell gleych eyner gantzen gemeyn waren, was darynnen ettlichen widderferet, das spricht man, es sey der gemeyn widder- faren.

       Nu sihe das geystlich reytten an : Christus reytt auff dem fullen, die esellynn folget hernach; das ist, wenn Christus durch den glawben wonet yn unßerm ynnerlichen menschen, ßo gehen wyr unter yhm ynn seynem regiment. Aber der eußerlich mensch, die esellynne, geht ledig, da reyt Christus nit auff, folget aber dennoch hynden nach; das ist, wie S. Paulus sagt: der eußerlich mensch ist nit willig, tregt Christum noch nit, ia er streyttet widder den [Gal. 5, 17] ynnerlichen, wie er sagt Gal. 5. Das fleysch hatt begirden widder den geyst, und der geyst hatt begirden widder das fleysch. Diße zwey sind widernander, das yhr nit thun kund, was yhr wol gerne wolltet. Doch weyl das fullen Christum tregt, und der geyst willig ist, ynn gnaden, muß die esellynn, das fleysch, hernach bey dem tzugel gefurt werden; denn der geyst creutziget und casteyet das fleysch, das es muß unterthan seyn. Sihe, das ist die ursach, warumb Christus auff dem fullen, nit auff der esellynn reytt, und doch beyde haben will tzu seynem eynreytten; denn leyb und seel muß selig werden, ob wol hie auff erden der leyb unwillig, der gnaden und Christus auffsitzen nit fehig ist, ßo muß er doch den geyst leyden, da Christus auff reyttet, der yhn tzihe unnd mit sich fure, ynn krafft der gnaden durch Christum empfangen; [WA s. 57] ßo hastu, das das fullen, da Christus auff reytt, da tzuvor niemand ist auff geritten, sey der willige geyst, den tzuvor niemand kund willig und tzam machen noch bereytten, es must alleyn Christus mit gnaden thun. Die esellynne aber, der sacktreger, die lastbare, der allt Adam, ist das fleysch, das ledig geht an Christo, muß aber dafur das creutz tragen und eyn lasttreger bleyben.

       Was ist aber, das die Apostel on befelh yhre kleyder auff das fullen legen? Hie werden abermal nit alle iunger auch nit alle kleyder auffgelegt haben, wie es doch lauttet, ßondernn villeycht nur eyn mantel eynß iungern, und doch umb geystlicher deuttung willen geschrieben, als seyen es alle kleyder aller iunger geweßen, odder yhe der tzweyer: tzwar es ist eyn schlechter sattel und geschmuck geweßen, aber doch reych ynn der bedeuttung. Ich acht, es sind die guten exempell der Apostell, damit die Christliche kirche bedeckt und getzieret [Röm. 13, 12] ist. Denn droben yn der epistel spricht Paulus: Last uns antzihen die wapen des liechts, Mit wilchem antzihen er on tzweyffell will tzeygen, das gutte werck kleyder sind, ynn wilchen wyr fur den leutten erbarlich und wolgetziert wandeln. Nu sind der Apostel exempel die hohisten und nehisten fur allen heyligen, die uns am besten unterweyßen und Christum auffs aller klerlichst leren; darumb mussen sie nicht ym wege, wie die andern, ßondern auff dem esell ligen, das Christus drauff sitze und der esell drunder gehe, denn wyr mussen der Apostel exempel folgen ym newen testament. Hore, [1 Kor. 11, 1] wie S. Paulus seyn kleyd auff das fullen legt: seyd meyne nachfolger, wie [He br. 13, 7] ich Christus nachfolger bynn, und Heb. 136 : Gedenckt an ewr furweßer, wilcher ende sehet an, und folget yhrem glawben nach. Es ist auch keyner heyligen exempell reyn ym lautternn glawben, denn die Apostel, alle ander heyligen nach den Apostolln, haben von menschenleren oder wercken ettwas zusatzs; drumb sitzt auch Christus auff yhren kleydern, tzu tzeygen, das es recht Christliche und glewbige exempel sind fur allen andern.

[WA s. 58]

       Das sie yhn drauff setzen, muß auch was seyn?1 kund er nit selber auffsitzen? wie stellet er sich nu ßo gar tzerttlich?2 das hab ich droben gesagt, das die Apostel nit wolten sich selb predigen und selb auff dem fullen reytten. [2. Kor. 1, 24 [!]] S. Paulus sagt 1. Cor. 4: Wyr wollen nit herrn seyn ubir ewren glawben. [1. Petri 5, 3] Item 1. Pet. 5. Ihr solt nit ubir sie hirschen, als were es ewr erbgut. Sie haben uns lautter predigt den glawben, datzu yhr exempel alleyn datzu ordenet und dienen lassen, das Christus ynn uns regiret und der glawbe lautter bliebe, das wyr nit yhr wort und werck auffnehmen als were es yhr ding, ßondern das wyr Christum ynn beyde yhren wortten und wercken lernten. Aber wie gehet es itzt tzu? da eyner S. Fraciscus, der ander Dominicus, der drit dißen, der vierd yhenem heyligen folgt, und ynn keynem Christus alleyn und lautter glawb gesucht wirt; denn solch exempel solt der Apostel eygen seyn.

 

[Matth. 21, 8] Viel aber von der schar breytten yhre kleyder ynn den weg. Ettlich aber schnytten tzweyge von den bewmen und straweten sie ynn den weg.

Diße kleyder sind exempell der patriachen und propheten und geschichte auß dem allten testament; denn, wie wyr horen werden, das volck, das vorhergieng, bedeutt die heyligen fur Christus gepurt, durch wilche die predigt ym newen testament und der weg des glawbens herlich geschmuckt und gepreysset [WA s. 59] [Röm. 4, 1 ff., Gal. 4, 28, Röm. 9, 13 u. ö.] wirt. Alßo thut Paulus, da er Abraham, Isaac, Jacob, Item Petrus, [1. Petri 3, 6, Hebr. 11, 4 ff.] Saram, und Hebr. 11. viel patriarchen eynfuret tzum exempel, und bewerd damit den glawben unnd die glewbigen gute werck meysterlich. Aber die tzweyge deutten die spruech der propheten, als dißer auch eyner ist, yn dißem Euangelio, die nit historien oder exempel sind, ßondern gotliche tzusagung; die bucher der propheten sind die bewme, die darauß dem volck solche sprueche predigen, die hawen tzweyge ab und strawen sie ynn den weg des Christlichen [Joh. 12, 13] glawbens. Johan. 12. schreybt, es seyen palmentzweyge geweßen. Etlich thun datzu, weyl es am oleberge geschehen ist, es seyen auch oeletzweyge gewest, und ist nit unglewblich, obs wol die Euangelia nicht melden. Auß dem allen sehen wyr, wie eyn Christlich Euangelische predigt, die den lauttern glawben und den rechten weg leret, soll gerust seyn; sie sol Christus wort am ersten [Matth. 21, 2] haben, das er den Apostoln befilht und spricht: Gehet hyn unnd loßet und bringt her, darnach der Apostel geschicht und exempel datzu thun, als die mit Christus wort und werck stymmen; das sind der Apostel kleyder; darnach sollen auß dem alten testament auch exempel und spruch gefurt werden, das sind des volcks kleyder und die tzweyge, das alßo auß beyden testamenten spruech und exempel dem volck eyngetrieben werden; davon sagt Christus [Matth. 13, 52] Matth. 13: Eyn gelerter schreyber ym hymelreych ist gleych eynem hawßvatter, der da furtregt auß seynem schatz beyde, newes und alltes; das bedeutten die tzwo lippen des munds, die tzwo spitzen am bisschoffshutt, und tzween bendel hynden dran und viel mehr figuren. Aber itzt ist der keynes mehr fur augen, der teuffel wirfft durch die Papisten schwefel und pech ynn den weg, reytt selbs auff dem esell und hatt Christum vortrieben.

       Das aber ßo eben palmentzweyge und oletzweyge genennet sind, ist nit on ursach; palmenbawm ist der art, wenn ein balck drauß wirt gemacht, ßo weycht er keyner last, ßondernn erhebt sich wider die last. Das sind die [WA s. 60] spruch gotlicher warheyt, yhe mehr man sie druckt, yhe hoher sie emporgehen, ßo du anderst fest dran glewbist, und ist eyn unubirwindliche stercke ynn den wortten, das es wol palmentzweyge heyssen mugen, wie Pau-lus Ro. 1: [Röm. 1, 16] Das Euangelium ist eyn krafft gotis zur selickeyt dem glewbigen, die pfortten [Matth. 16, 18] der helle vormugenß nit ubirweldigen, als Christus sagt Matt. 16. Todt sund, helle unnd alles ubell muß dafur weychen, oder nur erheben, ßo sichs dawider leget. Oletzweyge sind sie darumb genennett, das es spruech sind der gnaden, darynnen gott seyne barmhertzickeytt uns vorheyssen hatt; drumb machen sie die seele gar linde, senffte unnd frolich, wie das leyplich oele dem [1. Mose 8, 11] leybe thutt. Das gnedige wort unnd sussz Euangelium ist bedeutt Gen̄. 8, da die tawbe am abent bracht ynn yhrem mund eynen oeletzweyge mitt grunenden bletternn ynn die archen, das ist: der heylige geyst durch der Aposteln mund bracht das Euangelium ynn die kirch am end der welt.

 

[Matth. 21, 9] Die scharen, die vorhergiengen, und die nachfolgeten, schriehen unnd sprochen: Hosiana dem ßon David, Gebenedeyettt ist, der do kompt ynn dem namen gottis.

[Hebr. 13, 8] S. Paulus Heb. 13. spricht: Christus gistern, heutte, und yn ewickeyt. Alle, die do selig werden vom anfang der wellt biß anß end, sind und mussen Christen seyn und durch den Christlichen glawben selig werden. Darumb [1. Kor. 10, 3. 4] spricht S. Paulus .1. Cor. 10: Unßer vetter haben eben dieselbige speyße gessen [Joh. 8, 56] und denselben tranck truncken. Und Christus Johan. 8: Abraham ewr vatter hatt meynen tag gesehen und hatt sich gefrewet. Alßo bedeutten hie die scharen, die furhergehen, alle Christen unnd heyligen fur Christus gepurtt. Die aber nachfolgen bedeutten alle heyligen nach Christus gepurt, sie glewben unnd hangen alle an eynem Christo. Jhene haben seyn tzukunfftig gewarttet, diße [WA s. 61] haben yhn ynn vorgangen tzeytten empsangen, darumb singen sie allesampt eyn liedlin, loben und benedeyen gott ynn Christo; denn wyr auch nichts anders mugen got geben, denn lob und danck, syntemal das ander alles wyr von yhm empfangen, es sey gnade, wort, werck, Euangelium, glawbe und alle ding. Das ist auch der eynige, recht, Christlicher gottisdienst, loben und [Ps. 50, 15] dancken, wie Ps. 49. sagt: Ruff mich an, ßo erhore ich dich, und ich helffe dyr, ßo ehristu mich. &c..

       Was ist aber das: Hosiana dem ßon David? das wortt Hosiana haben [Ps. 118, 25. 26] sie genommen auß dem .117. psalm, da alßo stett: Ach gott hosiana, Ach gott gib gluck, gebenedeyet ist der do kompt ym namen gottis. Dißen verß haben sie auff Christum tzogen, und ist ein wundsch, gleych wie man auff deutsch eynem newen herrn wundscht gluck und heyl. Alßo meynte das volck hie auch, Christus sollt leyplich konig werdenn, drumb wundschen sie yhm gluck und heyl datzu. Denn hosiana heyst auff deutsch: Ach gib heyl, odder lieber hilff, odder lieber mach heyl, odder wie du sonst solchen wundsch wilt außreden. Nu thun sie datzu dem ßon David, und lauttet nu alßo: Ach gott gib heyl dem ßon David, ach got gib gluck, gebenedeyet sey &c.. Das alles sprechen wyr auff deutsch alßo: Ach du lieber gott, gib gluck heyl dißem ßon David, tzu seynem newen konigreych, las yhn eynreytten ynn gottis namen, das es gebenedeyet sey und wol gehe &c.. Das sie aber seyn konigreych damit gemeynt [Mark. 11, 10] haben, beweyst Marcus klerlich, der schreybt, sie haben gesagt: Gebenedeyet sey das reych David unßers vaters, das do kompt. Das aber nu ynn allen kirchen wirt Osanna geleßen ist unrecht, es soll Hosianna heyssen; darnach habenn sie eyn weybisch namen drauß gemacht, und die sie solten nennen Susanna, [WA s. 62] nennen sie osanna. Susanna ist eyn weybername, heyst ßo viel als eyn Roße ; tzuletzt faren die tollen Bisschoffe tzu, die auß der Tauffe eyn affenspiel gemacht haben, teuffen glocken und alltersteyn fur grosser unsynnickeytt unnd nennen die glocken osanna. Aber laß faren die blinden leytter, wyr sollen hie lernen, das wyr auch Hosianna und hatzeliana singen dem ßon David mit dissen scharen, das ist, das wyr gluck und heyl wundschen dem reych Christi, der heyligen Christenheytt, das gott wollt menschenlere abethun, und alleyn Christum lassen unßern konig seyn, der alleyn durch seyn Euangelium regire unnd uns seyn fullen seyn lasse, das helff uns got. AMEN.

 

 

 

 

       [Bl. Hij]

[Röm. 15, 4 –13] Am andernn sontag ym Advent Epistel Roma. 15.

 

1522[WA s. 62]

Lieben bruder, alles was geschrieben ist, das ist uns tzur lare geschrieben, auff das wyr durch gedullt und trost der schrifft hoffnung haben. Aber gott der gedullt und des trosts gebe euch, das yhr eynerley unternander gesynnet seytt, nach Jhesu Christo, auff das yhr eynmutig und eynmundig preyßet gott und den vater unßers herrn Jhesu Christi. Darumb nempt euch unternander an, (wie euch Christus hatt angenommen) gott tzu ehren. Denn ich sage, das Christus ist eyn diener geweßen der beschneydung, umb der warheyt willen gottis, tzu befestigen die vorheyssunge gottis den vetern gethan, die heyden aber preyßen gott umb der barmhertzickeytt willen, wie denn geschrieben ist. Darumb will ich dyr, herr, bekennen unter den heyden unnd singenn von deynem namen. Und abermal spricht er: Frewet euch, yhr heyden, mit seynem volck. Und abermal: Lobet gott alle heyden, und erhebt yhn alle volcker. Und abermal spricht Isaias: Es wirt seyn der stam Jesse, und der erstehen wirtt tzu regirn die heyden, ynn yhn werden die heyden hoffen. Aber gott der hoffnung erfulle euch mit aller freude und fride durchs glewben, auff das yhr ubirreych seytt yn der hoffnung durch krafft des heyligen geystis.

[WA s. 63]

       Es ist gutt scheyn, das der nit viel von Paulo vorstanden, der diße Epistol eraußgeschnytten hatt. Er hebt tzu hoch und zu nyddrig an, das [Röm. 15, 4] erste teyll, das do sagt: Was geschrieben ist &c.. gehoret zu dem vorigen text. [Röm. 15, 13] Er solt da angefangen haben: Aber gott der gedullt &c.. Darumb das wyr diße Epistel ordenlich und klar vorstehen, sollen wyr wissenn, das die Romer, tzu den S. Paulus schreybt, waren eynß teyls auß den Juden, eynß teyls auß den heyden zu Christo bekeret; denn zu der zeyt waren yn allen landen, sonderlich [Apg. 17, 5. 13. 17] zu Rom, vil Juden, wie das Act. 17. weyßet. Als nu der Apostel sie hatte yn der gantzen epistell recht geleret den glawben und gute werck, thutt er nu hie am ende der epistel etlich vormanung, das er sie ym glawben und guten wercken eyntrechtig behalte, hebt auff die ursachen, die da mochten uneynickeytt anrichten und die eynickeytt des geystes tzurtrennen, unnd der sind tzwo, wilche auch noch heuttiges tages und alletzeyt fast streben widder die eynickeyt des geystis, wider den glawben und gute werck, darumb wyr sie sehen und wol mercken mussen.

       Die erste war diße: Das ettliche auß den Juden bekeret, ob sie wol horeten, das ym newen testament allerley speyße, tage, kleyder, gefeß, person, stett und geperden frey sind, und alleyn der glawbe fur gott frum mache, unnd das gesetz von fleysch und fisch essen, von feyren und kleydern, von stetten und gefessen were gantz abethan, ßo ware doch yhr schwach gewissen und unvolkomener glawbe auß langer gewonheyt noch ßo hartt bestrickt, das sie solcher freyheyt nit thursten brauchen, hatten sorg, sie sundigten, wo sie anders [Röm. 14, 2 ff.] thetten, denn bißher gewonet ware. Desselbigen gleychen beyde, heyden und Juden, auß derselbigen kranckheyt, thursten nit essen von dem brot und fleysch, das den abtgottern geopffert war von den unglewbigen, obs wol frey auff dem marckt feyl war und vorkaufft wart. Sie meyneten, wo sie es essen, thetten sie den abgottern damit eyn eehre und hetten Christum vorleugnet, ßo es doch ynn der warheyt nichts war, denn alle speyße sind reyn und gutte creatur gottis, es haben sie heyden odder Christen, sie werden gott odder dem teuffel geopffert.

       Widerumb die andern, die nu solchs wisten und sterckern glawben hatten, namen der schwachen nit gewar, ßondern brauchten yhrer freyheyt altzu frech unnd mit vorachtung der schwachen, assen unnd truncken on unterscheydt was yhn furkam, wie es denn auch recht war. Aber das war unrecht, das sie der schwachen nit scheweten und machten sie yrre. Denn wo die schwachen sahen, [WA s. 64] das diße ßo frey furen, kundten sie widder folgen noch dahynden bleyben. Solten sie folgen, ßo stund yhr schwach gewissen ym wege und sprach: Es ist sunde, thu es nicht; sollten sie nit folgen, ßo stund es aber ym wege unnd sprach: Du bist keyn Christen, denn du thuest nicht wie die andernn Christenn thun, deyn glawbe muß nit recht seyn. Sihe, alßo kundten sie widder hynder sich noch fur sich, wie sie thetten, ßo lieffen sie widder yhr gewissen. Nu ist wider das gewissen thun eben ßo viel, als widder den glawben thun und schwerlich sundigen.

       [Röm. 15, 7 ff.] Nu leret Paulus hie, das man solche schwache dulden und tragen soll, und nit ßo rauch mit yhn faren, ßondern eyn tzeyttlang hallten was sie halten, und mit yhn schwach werden, und nit solch uneynickeyt ym glawben anrichten umb essens unnd trinckens oder yrgent eynß tzeytlichen dings willen, biß das sie auch stercker werden ym glawben und yhre freyheytt erkennen. Doch hielt der Apostel unterscheyd ynn dißem handel, und leret auch dieselbige, nemlich alßo, das tzweyerley menschen yn dißer sachen antzusehen sind: Ettlich, die da schwach sind ym glawben, von denen itzt gesagt ist, von wilchen auch alleyn S. Paulus hie redet. Das sind gute, frum, eynfeltige leutt, die es gern besser thetten, wo sie wysten odder kunden, sind nitt hallstarck ynn yhrem synn, es gepricht yhn nichts mehr, denn das yhr gewissen und glawbe tzu schwach ist, konnen nicht eraußtretten auß der eyngesessen lere und gewonheyt. Die andern sind hallstarck, die nit benuget, das sie selb ynn solchem wandel faren, ßondern sie treyben drauff, leren und furen die andern auch hyneyn, geben fur, es sey ßo recht und musse alßo seyn, wollen auch nit hoeren die rechte warheyt Christlicher freyheyt, ßondern streyten dawidder; das sind sie, die eyn ursach sind, warumb ihene schwach sind: denn mit solchen yhren leren vorseeren sie die schwachen gewissen und vorstricken sie; das sie meynen, es musse alßo seyn, haben lust drynnen, das sie die eynfelltigen gewissen alßo [Tit. 1, 14 ff.] unter sich bringen und gehorsam machen. Von denen redet hie .S. Paulus nicht. Ja, er leret anderßwo, das man sich denselben mit allem vleyß entgegensetzen soll und alltzeyt das widderspiel thun. Tit. 1.

       Darumb ist ynn dißem handel keyn besser regel, denn die liebe, und du must tzwischen dissen tzweyerley menschen handelln, wie du wolltist handelln tzwischen wolff und schaff; wenn der wolff das schaff biß auff den tod bissen hette, unnd du furist tzu, wurdist tzornig auff das schaff, unnd gebst fur, es sey unrecht, das es die wunden habe, es sollte gesund seyn und tzwungist es [WA s. 65] mit gewallt, das es den andern gesunden schaffen sollt folgen tzu weyde unnd tzu stall, du woltest yhm nich eyn beßonders machen, wer wollt nit sagen, das du unsynnig werist? das schaff wurd sagen: freylich ists unrecht, das ich wund bynn, und sollt wol gesund seyn, aber tzorne mit dem, der es than hatt, und hilff myr tzur gesundheyt. Sihe, alßo sollten diße Romer auch thun, mit allem ernst widerstreben den lerern und wolffen, aber die schwachen und vorseherten gewissen von solcher lere sollten sie annehmen, nitt treyben noch sturtzen, ßondernn mitt mussen heylen und solch lere außtreyben mit der tzeytt, unnd sie ynndes lassen und mit yhn hallten, was sie hielten, und sie nit yrre machen.

       Wiewol nu dißer handel lengist hatt auffgehoret, davon hie S. Paulus redet, und das gesetz Mosi von essen, trincken, kleydern, stetten &c.. nymmer ym brauch ist, ßo ist doch an seyn statt viel eyn ergerß kommen, das diße lere itzt viel nottiger ist, denn sie tzu der tzeyt war: denn itzt ist ynn aller wellt durch den Bapst und geystlichen standt eyn solch weßen angericht mit menschenlere, von essen und trincken, kleyden und stetten, tagen und tzeytten, person unnd stenden, geperden unnd wercken, das schier niemandt kan eyn bissenn essen, eyn tropffen trincken, ia die augen auffthun, es ist eyn gesetz druber gemacht unnd die freyheyt genommen, ßonderlich ynn stifften und kloestern, geben allesampt fur, man musse sich alßo kleyden, alßo bescheren, alßo geperden, die speyße nit essen, den tranck nit trincken &c.. oder sey sund unnd ungehorsam, haben alßo dißen gehorsam menschlicher lere erhaben, das man keyn ding hoher achtet, denn dißen gehorsam. Und die munch und nonnen denselbigen gehorsam tzum grund und ecksteyn yhrer geystlickeyt hallten und bawen drauff yhrer seelen selickeyt. Hie will niemandt die augen auffthun und sehen, das es eyttel menschen ticht und lere ist, die da fangen die seelen, schwache gewissen machen, Christliche freyheytt und glawben vorstoren und nur die helle fullen. O wolffe, o wolffe, o wolffe, wilch eyn grewlich, schrecklich, moerdenn, wurgen, vorterben, ist ditz weßenn ynn aller wellt! Es ist nie dahynn kommen ynn dißem handell, daß man der schwachen gewissen were gewar worden; denn niemandt hatt dawidder predigt noch gethan, das sich die schwachen hetten konnen ergern, ßondernn wer eraußtretten ist, den hatt man vordampt abtrunigen, vorlauffenen munch, vorleucketen Christen geschol- [WA s. 66] ten, und alßo mit gewallt die schaff nicht alleyn geschwecht, ßondernn ynn der wolff rachen getrieben. O des tzornß, o des grymmenß, o des unwillens gottlicher maiestet!

       Sihe, wenn nu gott seyne gnade gebe, das solchs alles erkandt wurde, wie es lautter menschenfrevell, gewallt unnd unrecht ist, da gott nichts von gepotten hatt, unnd fiengen ettlich an, die Messen, die gepett, die kleyder, die speyß anders brauchen, denn bißher gewonet ist, unnd wollten sich Christlicher, spreyheytt nach dem Euangelio hallten, da wurden sich diße tzweyerley menschen auch ergern. Die ersten, die Papisten, die wuden toben unnd wuttenn, schreyen unnd plerren, man musse solchs hallten; wer es nicht hellt, der sey eyn ketzer, eyn heyde, eyn Jude, unnd sey der kirchenn ungehorsam, unnd ßo forttan, den gehorsam der kirchen auffwerffenn, das sie nur die gewissenn ym strick unnd todt behallten, die es dafur hallten, es sey, wie sie furgeben, der kirchen gehorsam, ßo es nit mehr ist, denn yhr buberey unnd teuffells spiel, damit auch viel heyligen vorfurtt unnd betrogen, als Sanct Franciscus unnd seynes gleychen. Die andernn, die schwachen, die solch geplerr horeten unnd tzuvor alßo gewonett weren, wurdenn yrre, wissenn nitt, mit wem sie es halltenn sollten, weren doch von hertzen unnd eynfelltig geneygt, dem rechten weg tzu folgen. Aber wo sie hynn wollten, begegnet yhn yhr gewissen, sollten sie dyr folgen, ßo stund yhn ym wege yhr gewonheyt unnd der Papisten geplerr, damit yhr gewissen gefangen, nitt thurst eraußtretten, sorget, es thet wider seynen gott. Widderumb folget es dyr nicht, ßo sorgett es abermal, es thue widder gott, den du furhelltist unnd predigst. Wo soll nu eyn solch schwach, arm gewissen hynn, daruber sich alßo tzencken Christus unnd der teuffell?4

       Da kompt nu diße lere Sanct Pauli recht tzu massen, des teuffells lere und seyner Papisten ist on alle barmhertzickeyt und mitleyden, dringt, treybt und tobet, mit gewalt, man solle auffs eylendist abstehen von dißer lere, bannet, maledeyett unnd wirffett dich vier taussentt meyl hynnder die helle, wo du nitt augenblicklich dich abkerist unnd alle buchstaben mit dem eußersten tuttel von dyr thuest, auß wilchem toben, als auß der frucht, erkennet man, wer [WA s. 67] solcher lere meyster ist. Aber Christus lere thutt nit alßo, furwirfft dich nicht ßo bald, ob du nit mugist dich ßo kurtz lencken und schwind brechen, und hett doch wol mehr ursach datzu, ßondern sie sihet an, das du vorwund und schwach bist, nympt dich freuntlich auff, leret dich die rechte warheyt und freyheyt von allen menschengesetzen, duldet aber und tregt dich, ob du nit ßo bald abstehist und dieselbigen furwirffist, gibt dyr tzeyt datzu, das du es lernen solt abethun, yndes lest sie dich thun, wie du kanst oder gewonet hast, biß das du gesund wirdist und die warheyt lautter und gewiß erkennist. Darumb soll yn dißem handel eyn Christen auch dißer zweyerley menschen warnehmen: Die schwachen fruntlich unterrichten und senfftlich dulden. Die tobenden aber und plerrenden mit ernst stossen, thun und leren nur alles was yhn leyd und widder ist, lassen schweygen alles was yhn lieb ist, unnd auff yhren bann tzu ehren eyne grosse Esellsfeygen setzen, das lernet alles feyn die Christliche liebe, eyn iglicher wollte yhe mit yhm selber ßo gehandelt haben. Denn unßer ist keyner, ßo er mit solcher schwacheytt des gewissens voryrret were, der nitt wollt, das man yhm tzeytt gebe, und nicht plotzlich yhn abrysse, ßondern fruntlich unterricht und eyn tzeytlang duldet, und den wolffen widderstritte; drumb thutt uns Christus auch alßo, unnd will, das eyn iglicher dem andern alßo thun solle.

       Die ander ursach der uneynickeyt, die S. Paulus auffhebt, ist die, das alletzeyt unter dem volck Christi bleyben und sind auch anderley schwachen unnd krancken ynn guten wercken, gleych wie die ersten schwach und geprechlich sind ym glawben. Das alßo unter den Christen alltzeyt beyderley krancken erfunden werden, ynnerlich ym glawben und gewissen, eußerlich ynn wercken und guttem wandel. Wilcher keynes Christus will vorworffen, ßondern alles auffgenommen haben, das die Christlich liebe reychlich habe, darynnen sie sich ube und guttis thue, und heyle und trage yhren nehisten ynnerlich und eußerlich am glawben und wandel. Diße schwachen aber sind die tzuweyllen straucheln yn offentlich sunde, item die man auff deutsch nennet wunderliche kopff und seltzam, die da leychtlich tzornenn, odder ßonst geprechen an yhn haben, derhalben schweer mit yhn ist umbtzugehen, wie sich denn das ßonderlich begibt tzwischen man und weyb, tzwischen herrn und knecht, tzwischen ubirkeytt [Matth. 7, 3] und unterthanen. Wo nu hie nit ist diße Christliche lere S. Pauli, ßo gehet es alßo tzu, das eyn iglicher des balcken ynn seynen augen vorgißt, unnd sihet [WA s. 68] nur auff das stecklin ynn seynes nehisten auge, unnd keyner des andern geprechen dulden wil, ßondern eyn iglicher foddert von dem andern, das er volkomen sey; da dencken sie denn nur von eynander, und eyniß will hie hynauß das ander da hynauß, das es frid und ruge fur dem andern habe, und der unlust ubirhaben sey. Wer aber kan, der urlawbt das ander und stossets von sich, schmuckt sich darnach und spricht, er thu es der gerechtickeyt tzu liebe, wolle nitt bey und umb sich boeße leutt wissen, ßondernn nur frume und gute menschen, wie er ist. Ditz ubel regirt am meysten ynn denen, die ettwas ßonderlich sind fur andernn, unnd eyn erbarlich leben furen und mehr gnade haben denn die andernn, die blaßen und brusten sich, was yhn nit gleych ist, das muß stincken, das richten sie, das vorachten sie, und sind alleyn das hubsche ketzlin ym hawße. Widderumb was yhn gleych ist und auch erbarlich wandellt, ach, das sind ßo frumme leutt, das sind gute frundt, tzu den halten sie sich, wissen nicht anders denn sie seyen wol dran, alß die do lieb haben eyttel frumkeytt und frummen. Widderumb, alß die do hassen eyttel boßheytt und boeßen, sehen aber nit die teufflischen hoffart, die ym grund yhrs hertzen vorporgen ligt, damit sie yhren nehsten ßo hochmuetig und iemerlich vorachten umb seynes geprechens willen.

       Nu ist die liebe der tugent und der haß der laster tzweyerley. Eyn heydnisch und eyn Christliche; denn Christus ist auch feynd der sunden und hollt [Ps. 45, 8] der gerechtickeyt, wie Ps. 44. von yhm sagt : Du liebst die gerechtickeyt unnd bist feynd der ungerechtickeytt, aber doch auff die masse, das auch bestehe was [5. Mose 33, 18] Moses von yhm saget Deutr. 31. dilexit populos. Er hatt die leutt lieb, Die heydnisch liebe aber und hasß, ist eyn unvornunfftige saw, wirfft hyn und raffet auff on unterscheyd den menschen mit laster und mit tugent. Ja, grundlich ist sie keynem menschen hollt, denn yhr selbs alleyn; das merckt man dabey, denn ßo fernn unnd ßo lange der mensch getziert ist mit tugent, ßo fernn liebet sie den menschen, und tzeucht yhn an sich. Wo aber nitt tugent ist odder abfellet, ßo wirfft sie den menschen auch von sich. Szo ist nu eyn Christlich haß der sunden alßo gethan, er scheydet tzwisschen laster und menschen, denckt nur das laster tzuvortilgen und den menschen tzurhalten; drumb fleucht noch schewcht, noch vorwirfft, noch voracht sie keynen menschen, [WA s. 69] ßondern nympt yhn viel mehr auff, gehet gern mit yhm umb, unnd feret alßo mit yhm, das er yhm vom laster helffe, strafft yhn, leret yhn, bittet fur yhn, duldet unnd tregt yhn, thutt nicht anders, denn wie er wollt, das man mit yhm thett, wenn er yn gleychem geprechen were. Denn eyn Christenmensch lebt nur darumb, das er den leutten nutzlich sey, und nit die menschen, ßondern yhre laster vortilge, wilchs er nit mag thun, wenn er niemant leyden will noch mit niemant tzu schaffen haben wil, der geprechlich ist. Es were gar eyn nerrisch werck der barmhertzickeytt, wenn du wolltist die hungerigen speyßen unnd die duerstigen trencken, die nacketen kleyden, die krancken besuchen, und wolltist doch nit leyden, das tzu dyr kemen oder umb dich weren die hungerigen, durstigen, nacketen und krancken. Alßo auch das du wolltist keyn boße oder geprechlich mensch umb dich leyden, were eben ßo viel, als wolltistu niemandt nutzlich noch huelfflich seyn tzur frumkeytt. Darumb last uns lernen hie ynn dißer Epistell, das eyn Christlicher wandel unnd liebe stett nit darynn, das sie frume, gerechte, heylige menschen finde, ßondern das sie frume, gerechte, heylige menschen Mache, unnd laß das yhr erbeytt unnd ubung seyn auff erden, das sie solche leutt mache, es sey mit straffen, bitten, dulden, unnd womit sie kan. Gleych wie eyn Christennmensch nicht darumb lebt, das es reyche, starcke, gesunde menschen finde, ßondernn auß den armen, schwachen, krancken solche leutt mache.

       Szo vormanet nu diße Epistell dißer tzwey stueck der Christlichen liebe und der grossen gutten wercken, das wyr unßers nehisten geystliche geprechen, beyde ym glawben und wandel, nie alleyn dulden, ßondern auch auffnehmen sollen, sie tzu heylen und tzuvortreyben. Denn die das nit thun, die machen auffruhr, secten unnd teylung, wie vortzeytten die ketzer Donatisten und Novatianer unnd viell ander, sich von der gemeyn ßonderten, wollten nit unter sich leyden die sundere und geprechen, denn es kan nit on secten und ketzerey tzugehen, wo diße lere nit wirt gehallten. Darumb spricht auch Sanct Augustin Gal. 6: Nichts beweyßet eynen geyßlichen man alßo wol, als der handell mit eynes andern sunden, ßo er mehr seyn erloßung denn seyn schmach, mehr seyn hulff denn schelltwortt furwendet. Davon auch Sanct [Gal. 6, 1. 2] Paulus sagt Gala. 6: Lieben bruder, wenn eyn mensch ubireylet wurd mit eynem fall yn sunden, ßo solt yhr, die yhr geystlich seytt, denselben unterweyßen [WA s. 70] yn senfftmutigem geyst, und eyn iglicher schaw drauff, das er nit auch vorsucht werde. Eyn iglicher trage des andern burden, ßo erfullet yhr Christus gesetz, das ist, die liebe, als solt er sagen: Buerden und das do schwere sey tzu tragen an ewrem nehisten, sollt yhr annehmen unnd nit furwerffen. Nit sollt yhr nutz an yhn suchen, ßondernn burden tragen; denn nutz haben, das ist, nitt tragen, ßondern getragen werden, das gehoret unter die engell ynn yhenis leben. Doch soll man hie auch die unterscheyd halten der obgesagten tzweyerley menschen, das man die, ßo do halstarck yhre sunde vorteydigen [Matth. 18, 17] unnd nit wollen gepessert haben, meyde als die heyden, wie Christus Matt. 18. leret. Alleyn von den geprechlichen redet diße lere, die es erkennen das unrecht ist, und doch strauchelln, wenn sie yhr kranckeyt ruhrett. Nu last uns auff die Epistel komen.

 

[Röm. 15, 4] Lieben bruder, alles was geschrieben ist, das ist uns tzur lere geschrieben, auff das wyr durch gedullt und trost der schrifft hoffnung haben.

An dißem stuck solt der Epistellsetzer diße Epistell nit haben angefangen denn es gehort tzu dem, das vorgeht, darumb wollen wyrß ynn seyn ordnung [Röm. 15, 1 ff.] setzen. Der Apostel hebt an am funfftzehenden capitel, und leret das obgesagte stuck der liebe, die sich uben soll ynn dem geprechlichen wandel unßers nehisten, gleych wie er ym viertzehenden gelert hatte die liebe yn geprechlichem glawben [Röm. 15, 1 –4] unßers nehisten, unnd lauttet alßo: Wyr aber, die wyr ym vormugen sind schuldig tzu tragen die kranckheytt der unvormugenden unnd nicht uns selbs wolgefallen. Eyn iglicher aber unter uns soll wolgefallen seynem nehsten ym gutten, tzu seyner besserung, denn auch Christus yhm selb nit wol gefiel, ßondern wie geschrieben ist: Die schmachen der die dich schmechten sind auff mich gefallen. Alles, was da geschriebenn ist, das ist uns tzur lere geschrieben, auff das wyr durch gedullt und trost der schrifft, hoffnung haben.

       Das sind die wort. darynn Paulus leret diß stuck der liebe von dem geprechlichen wandel unßers nehisten tzu tragen, und sind warlich starcke wortt. [Rö. 15, 1] Zum ersten spricht er: wyr sind es schuldig tzu thun, woher kompt die schuld? [Matth. 7, 12] On tzweyffel auß der liebe unnd auß dem gesetz Matt. 7: Was yhr wollet, das euch die leutt thun sollen, das thutt yhr auch yhnen, das ist das gesetz und die propheten. Nu ist unßer keyner, der nit wolt, das man keynen geprechen duldet unnd hulffe bessern; drumb sind wyrß widderumb schuldig tzu [WA s. 71] thun eynem iglichen, und der vormugende soll den unvormugenden tragen [Röm. 15, 1] und bessern. Zum andern, spricht er: Wyr sollen uns selb nit wolgefallen, das ist: wyr sollen uns nit gutt duncken lassen, das wyr ettwas vormugen, das unßer nehisten nitt vormugen; denn das ist nicht anders, denn eyn wolgefallen haben, das eyn ander ynn sunden, ym vorterben ligt, auff das er ia uns nit gleych oder besser sey denn wyr, und gonnet yhn gleych seyn ubell, auff das er ia ettwas fur yhm scheyne, das ist doch zu mal stracks und [Luk. 18, 11] grundlich widder die liebe. Gleych wie der phariseus ym Euangelio gott danckt, das er nit ist wie andere menschen, dunckt sich ßo gutt, gefellet ym ßo wol, das yhm freylich leyd were geweßen, das yemand neben yhm on sund geweßen were. Nu sihe, sind das nit heßliche menschen, die andern leutten gnad unnd selickeytt vorgonnen, lust und liebe haben ynn yhren sunden und worterben, wollen dennoch frum unnd heylig, grosse feynd der sunden und [Röm. 15, 1] frund der frumkeyt gehalten seyn. Was leret aber S. Paulus? Nit nit alßo. Niemant soll yhm selbs wolgefallen und sich gutt duncken lassen, wem denn? Eynem andern sollen wyr wolgefallen und uns alßo stellen, das eyn iglicher seynem nehisten wolgefalle, das wyr seynen geprechen mit gedullt und senffte tragen, und alßo handeln, das er eyn wolgefallen, lust und liebe tzu uns gewynne, nit ßo rauch und grewlich mit yhm faren, das er sich fur uns furchte unnd weytter von uns lauffe, nymmer keyn guts tzu uns vorsehe, und werde nur erger.

       Ja, sprichstu: soll ich yhm thun das yhm wolgefalle, ßo must ich yhm [Röm. 15, 2] seynen willen lassen, das er bleybe wie er ist. Nit alßo, spricht Paulus, darumb setze ich datzu und spreche: ym guten, das eyn iglicher sich stelle, das er wolgefalle seynen nehsten, doch nur ynn dem, das gutt ist, tzu seyner besserung. Man kan yhn wol handelln, das er seynen willen nicht habe, und doch eyn gutten willen tzu uns behalte. Ist er aber yhe ßo wust, das es nitt hilfft was man an yhm thutt, ßo laß gehen; dennoch hastu ßo viel than, das du yhm zur besserung ym guten billich soltist gefallen, du kanst yhn mit den haren nit dahyn reyssen, das erß yhm gefallen lasse, was du yhm zu gefallen thust. Paulus foddert auch nit mehr denn das du yhm gefallen thust ym guten zu seyner besserung, wils doch der welt nicht gefallen, [Röm. 15, 2] das yhr gott seynen eygen ßon tzu gefallen ynn den todt geben hatt. Darumb wenn Paulus sagt: Eyn iglicher gefalle seynem nehsten ym guten, will er nicht, das wyr schaffen sollen, das er dem nehsten gefalle, denn das ligt nit an uns, ßondern das wyr ßo viel thun sollen nach der liebe, das es billich [WA s. 72] yhm gefallen solt, und an uns nit der feyl ist, das yhm nicht gefellt; alßo [1. Kor. 10, 22] redet er auch .1. Corin. 3: Ihr sollt yderman gefallen ynn allen dingen gleych wie ich yderman yn allen dingen gefalle. Wie gefiel Paulus yderman? ßo yhm die Juden und heyden tod seynd waren? Aber er thett alles, das yhn gutt und nutzlich war unnd billich gefallen solt.

       Das nu diße lere deste krefftlicher eyngehe, hellt er fur das exempel [Röm. 15, 3] Christi und spricht: Christus gefiel yhm selb nicht; wie ßo? Ey, ob er wol heylig war und voller gnaden, vorschmeht er uns doch nicht, ließ sich auch [Luk. 18, 11] nit guttduncken (wie der phariseus), das er etwas hette, das wyr nit hatten, war yhm auch nit lieb, das wyr nichts hatten und er alle ding, wie er doch wol hette kund und mocht thun, ßondern widderumb, war yhm leyd, das wyr nichts hatten, fur tzu, unnd dacht, wie er mit uns umbgieng, das wyr yhm gleych worden und auch hetten das er hatte und unßerer sund loß wurden; da das nit anders seyn kund, setzet er dran alles was er war unnd hatte, nam unßer sund auff sich, und vortilget sie, damit stellet er sich gegen uns, das er uns wollt gefallen und thun was uns lieb ist. Und ist alßo erfullet [Ps. 69, 10] der spruch ßs. 68.: Die schmache der, die dich schmechten, sind gefallenn ubir mich. Unßer sunde schmehen und unehren gott, gleych wie unßer gutt leben ist seyn lob und ehre; drumb nennet sie der prophet gotis schmach und unehre, die sind alle auff Christo gefallenn, das sie von uns kemen. Hette er nu [Luk. 18, 11] mit uns wollen faren, wie der phariseus mitt dem tzolner, und die hoffertigen heyligen mit den geprechlichen sundern, wer were yhe erloßt wurden? Eben [Phil. 2, 5 –8] ditz exempel bildet er auch fur Philipp. 2. da er spricht: Lieben bruder, seyd gesynnet unternander, wie yhr seht ynn Christo, wilcher, da er ynn gotis geperden war, ließ er sich nicht duncken, er hetts mit rawb erlangt, gott gleych tzu seyn, ßondern er eussert sich seyn selbs, und nam an sich die geperde eynß knechts, unnd wartt gleych wie andere menschen, wart auch erfunden ynn seynem wandel wie eyn mensch, demutiget sich selbs unnd wart gehorsam biß ynn den todt, ynn den todt aber des creutzs &c.. Alßo sollen wyr mit unßerer nehisten sund auch handelln, nit richten, nit affterreden, nit vorachten, ßondernn das eynfeltige gesichte nur dahynn richten, das wyr yhm eraußhelffen, es koste unns leyb, leben, gutt und ehre und was wyr haben. Wer sie anders handelt, der soll wissen, das er schon Christum verloren hatt unnd eyn heydnischer heylig ist.

[WA s. 73]

       [Röm. 15, 4 ff.] Da folget nu diß Epistell: Alles was geschriebenn ist &c.. Das redet S. Paulus darumb, er hatte den spruch von Christo eyngefurtt auß dem [Ps. 69, 10] Psalter, das nu nitt yemandt gedecht: wie reymet sich der spruch hieher? oder was gehet er uns an, weyl er von Christo gesagt und durch yhn erfullet ist? kompt er tzuvor und gibt eyne gemeyne regel von der schrifft tzu leßen, und spricht, das nitt alleyn dißer spruch, ßondernn auch die gantze schrifft uns zur lere geschrieben sey. Wol ists war, das von Christo und von vielen heyligen drynnen geschrieben ist, als von Adam, Abel, Noe, Abraham, Isaac, Jacob, aber es ist nichts umb yhren willen geschrieben denn sie ist lange hernach aller erst geschrieben, und sie haben sie noch nie gesehen. Alßo ob wol viel von Christo geschrieben ist, ßo ists doch nicht umb seynen willen geschrieben, denn er bedurfft seyn nicht, ßondernn uns tzur lere. Von Christo ist das werck und die thatt geschrieben, aber uns tzur lere, das wyr auch alßo thun sollenn; auff die weyße redett er auch .1. Corinth. 9. da er spricht: [1. Kor. 9, 9. 10] das gesetz saget, Du sollt dem ochßen das maul nicht vorpinden, wenn er dresschet. Meynet yhr, das gott auff die ochßen acht habe? Meynet yhr nicht, das umb unßer willen geschrieben sey? freylich ists umb unßer willen geschrieben &c.. als sollt er sagenn: Gott acht der ochßen nicht, ßondernn uns. Nit das er nit alle dinge regire und vorsorge, ßondern das er ym schreyben unnd reden nicht yhr achte, was sollt er den ochßen schreybenn unnd sagen? den menschen alleyn schreybt und sagt er. Alßo hie auch, obs wol von Christo gesagt ist, ßo ists doch nitt Christo, ßondern uns tzur lere gesagt, das wyr auch thun sollen wie wyr horen, das die schrifft sagt, das Christus than habe unnd alle andere heyligen.

       Merck aber hie, was der Apostell fur eyn den Christen tzu leßen unnd tzu studirn furlegt, nemlich alleyn die heyligen schrifft, und spricht, das unßer lere drynnen sey. Szo denn unßer lere ynn der schrifft, sollenn wyr sie billich nit anderßwo suchen, ßondernn alle Christen sollten ditz buch teglich ym brauch haben. Aber sihe tzu, was hatt der teuffell durch die Papisten angericht, yhn ist nit gnug geweßenn, das sie ditz buch unter die banck haben stossen und ßo seltzam gemacht, das gar wenig Doctores der heyligen schrifft dasselb habenn, schweyg denn leßen, ßondern auff das es yhe niemand erfurtzoge, hangen sie yhm eynen schandlappen an, lestern gott und sprechen, es [WA s. 74] sey finster, man musse der menschen gloßen folgen unnd nicht der blossen schrifft. Was ist das anders gesagt, denn Paulum hie lugen straffen, der do sagt, es sey unßer lerebuch? unnd sie sagenn, es sey unßer vorfurbuch unnd sey finster. Was sollt gott solchen lesterern unnd schrifftmorder tzu lohn gebenn? wenn er mich hett tzu radt nohmen, wollt ich yhn gepeten habenn, dieweyl sie seyne helle schrifft finster unnd ferlich schellten, damit sie unter den banck auß aller menschen hertzen und augen vorstossen, das er yhn dafur Aristotelem und Auerros gebe, darnach des Bapsts unendliche gesetz und gloßen, und das sie darnach rasend wurden, studirten yhr leben lang ynn Aristot und lernten dennoch nichts, liessen doch dieweyl den esell kronen, sich meyster der freyen kunst und doctores der heyligen schrifft machen, ob wol bißher yhr keyner noch nie eyn tzeyle ym Aristotele vorstanden hatt, und ob erßvorstunde, dennoch nichts mehr drynnen lernete, denn eyn kind von funff iaren und die grossisten stocknarren wol wissen. Denn Aristot. ist hundert mal finsterer denn die heyligen schrifft, und willtu wissen was er leret, das wil ich dyr kurtzlich sagen: Eyn topffer kan auß thon eyn topff machen: das kan der schmid nit, er lerne es denn. Wenn ettwas hoherß ynn Aristot ist, ßo soltu myr keyn wort glewben, und erbiete mich das tzu beweyssen, wo ich soll. Das sag ich darumb, das wyr sehen, wie reychlich Christus die Papisten betzalet hatt, das sie seyne schrifft finster und ferlich schelten unnd vom plan trieben haben, das sie mussen eynen todten heyden leßen, da keyn kunst, ßondern eyttel finsterniß ynnen ist; und das ich gesagt hab, das ist das aller best yn Aristot, ich schweyg wo er durchgifftig und todtlich ist. Die hohen schulen weren werd, das man sie alle zu pulver mecht, nichts hellischer und teufflicher ist auff erden komen von anbegynn der wellt, wirt auch nicht komen.

       Nu last uns tzu Paulo widder komen, der weyßet uns hie was wyr leßen und wo wyr unßer lere suchen sollen; were eyn ander buch uns tzu leßen, er hett es uns auch antzeyget. Datzu tzeygt er, was fur frucht solch leßen bringe, [Röm. 15, 4] unnd spricht: durch gedult und trost der schrifft haben wyr hoffnung, da laß aufftretten alle lerer, laß hertragen alle bucher, und sehen, ob sie ßo viel vormugen, das sie eyne seel trosten mugen ynn der aller geringsten anfechtungen? Es ist yhe nit muglich eyn seele zu trosten, sie hore denn yhres [WA s. 75] gottis wortt. Wo ist aber gottis wortt ynn allen buchernn außer der heyligen schrifft? was machenn wyr denn, das wyr andere bucher leßen und lassen ditz ligen? Martern und todten mugen sie uns wol, aber trosten mag keyn buch, denn die heyligen schrifft, den titel hatt sie alleyn, den hie S. Paulus yhr gibt, das sie eyn trostbuch ist, wilchs die seelen erhalten kan yn allem trubsall, das sie nicht vortzage, ßondern hoffnung behallte; denn sie fasset gottis wortt, dabey lernet sie seynen gnedigen willen, daran hanget sie denn fest, und bleybt bestehen ynn leben und sterben. Wer aber gottis willen nicht weyß, der muß tzweyffellen, denn er weyß nicht, wie er mit gott dran ist. Aber was soll ich sagen? der iamer ist tzu groß, das er widder mit wortten noch gedancken kan erlangt werden. Der boß geyst hatt seynen willen ubirkomen unnd das buch unterbracht, und an seyne stadt ßo viel bucher menschlicher lere auffbracht, das es wol eyn sindflutt bucher heyssen mocht, und ist doch alles eyttel yrthum, lugen, finsterniß, gifft, tod, vorterben, helle und teuffel; das hatt unßer grewlicher undanck vordienet.

       [Röm. 15, 4] Sihe aber, wie feyn es S. Paulus macht, er setzt es beyds tzusamen: Gedullt und trost der schrifft. Die schrifft nympt nit abe die widderwertickeytt, leyden unnd todt, ia, sie vorkundigt nichts denn das heylige creutz, das sie Sanct Paulus eyn wort des creutzs nennet; drumb muß gedult da seyn, aber das thut sie, mitten ym leyden trostet unnd sterckt sie, das die gedullt nicht breche, ßondern hyndurchdringe und ubirwinde. Es macht die seel gar getrost, keck unnd frolich tzu leyden, wenn sie horet eyn trostlich wort von yhrem gott, das der mit yhr unnd ubir yhr hallte. Dieweyll den nu ditz leben nichts anders ist, denn eyn todtung des allten Adamß, der do sterben muß, ßo will gedult datzu gehoren. Widderumb, dieweyl ihenis leben nicht mag empfunden werden, ists nott, das die seel etwas hab, daran sie sich ynn der gedullt hallte, und dasselbige leben ettwa mit begreyffe und dran hange, das ist gottis wort, an dem hanget sie, unnd bleybt drynnen, feret auch drynnen ubir von dißem leben yn iheniß, gleych als ynn eynem sicherem schiff, und bleybt alßo yhre hoffnung bestehen. Sihe, das ist der rechte brauch der schrifft, das sie troste die leydenden, betrubten, sterbende menschen. Darauß folget, das wer nicht leyden oder sterben vorsucht hat, der kan auch nichts vom trost der schrifft wissen. Der trost will nit mit wortten, ßondern mit erfarung geschmackt [Röm. 15, 4] und empfunden seyn; denn S. Paulus setzt tzuvor die gedullt, darnach den [WA s. 76] trost der schrifft, das wyr wissen sollen, wer nit leyden will, ßondern anderßwo trost suchen, der wirtt dißen trost nit schmecken. Die schrifft will alleyne trosten, darumb muß sie gedullt tzuvor finden, sie eyffert und ist eckel, leydet nit neben sich menschlich trost und hulff, denn dadurch wirtt die gedullt und das leyden vorhyndert.

       Nu aber das nit eyn kleyn stuck der gedullt und des creutzs ist, wenn man soll des nehisten geprechen und sund tragen, denn es ettlichen so schwere ist, das sie druber des tods begeren oder yhe dem andern wundschen, darumb das die gedult ynn dißem leyden bestehe, mussen sie sich trosten mit dißer schrifft, die da Christus exempel furhellt, das sie starck und willig bleyben ynn dem leyden, wenn sie ansehen, das Christus umb yhr willen viel mehr than hatt und viel schwerer burde von yhren sunden auff sich geladen, auff das er sie erauß erloßete. Sihe, der trost yn dißer gedullt macht denn eyn gute hoffnung tzu Christo, das sie yhm gleych werden, damit sie gewiß sind, das er yhn auch ßo than hatt und thun wirt. Wer aber ditz exempell und die schrifft auß dem synn lessit, dem wirt gar eyn schlechter trost unnd gedullt bleyben, wenn man yhn mit vornunfftigen ursachen schon auffs best trosten will. Es hatt doch nitt krafft, dringt auch nitt tzu grund des hertzen, es ist eyn gleyssende gedullt und trost.

 

[Röm. 15, 5] Aber gott der gedullt unnd des trosts gebe euch, das yhr unternander eynerley gesynnet seyd, nach Jhesu Christo.

Hie solt die Epistel angefangen seyn, denn ditz gehet auff alle beyde geprechen des glawbens unnd des wandells, doch am meysten auff den ersten geprechen des glawbens, wie wyr sehen werden. Und ist eyn gepeet, damit S. Paulus seyne Epistel beschleust, das er außgepredigt und geleret hatt. Das aber niemant auß eygenen krefften sich vormesse gedullt unnd trost der schrifft tzu haben, tzeygt er an mit dißem gepett, das es gottis gaben sind, die man mit bitten erlangen soll. Viel weniger aber ist das ynn unßer krafft, das eyner des andernn geprechen trage und eynmutig mit dem andern ubir dem glawben sey. Drumb spricht er: Gott der gedullt und des trosts, das ist: er ist eyn meyster und gibt diße gedullt und trost. Gleych wie er ist eyn gott hymels und der erden, ßo ist er auch eyn gott der gedult und des trosts, es sind alles seyne gaben unnd creaturn. Er geb es euch, spricht er, denn yhr habts nicht auß euch selbs, gibt erß, ßo ists nit natur, ßondern gnade [WA s. 77] und gabe; denn wo er nitt gibt eynen spruch ynß hertz, der tzur sachen dienet, ßo sindet es das hertz nymmermehr. Ja, wo erß nit gibt, da lest man die schrifft ligen und leufft Aristot. nach, wie denn geschehen ist den vordampten schulen. Wo er aber gnade gibt, das die schrifft erfursucht wirt, da gibt er auch gedullt und trost; darumb ist keyn grosser gotis tzorn, denn ßo er seyn wort und die schrifft lest untergehen, das nit umbsonst hie der Apostel dafur bittet, widderumb keyn groesser gnad, denn wo er seyn wortt erfurhebt und leßen lesset, das wyr wol alle sollten diß gepett mit dem Apostel betten.

       [Röm. 15, 5] Das yhr unternander eynerley gesynnett seytt, was ist das? wie konnen die schwachen gleych gesynnet seyn den starcken? das gesynnet seyn ist tzuvorstehen, das eyn iglicher soll dem andern seynen dunckel lassen, unnd sich lassen das gutt duncken, das den andern gutt dunckt. Denn der dunckel ist das hewbt aller parteyen, sectten, uneynickeyt und ketzerey, wie man spricht: Eynem iglichen gefellt seyne weyße wol, darumb ist das land narren vol ; denselbigen eygen dunckel und eygen gefallen will Paulus hie auffheben, denn auch keyn ding unleydlicher unnd schedlicher ist dem Christlichen glawben und der kirchen denn dißer dunckel, er kanß nit lassen, er muß eygene weyße furnehmen, und auß der gemeyne weyße tretten, das er eyn eygens anrichte, darynn er yhm selbs wolgefalle, daher sind komen ßo viel parteyen und tzipffell und franßen der stifft und kloster ynn der wellt, der keynes mit dem andern eynerley gesynnet ist, ßondern eynem iglichen gefellt seyne weyß am besten und voracht der andern weyße. Szo wuntschet nu hie der Apostel, das sie eynes synnes, eyner meynung seyen, und eyn iglich dem andernn gefalle, nemlich alßo: die schwachen gewissen sollen das fur das beste halten, das die starckglewbigen unnd gesunden gewissen hallten, auff das yhr glawbe, gewissen und meynung eynerley sey, und nicht widdernander tzancken mit gedancken, da eyner ditz fur recht unnd gutt hallte, der ander eyn anders, auff das bestehe der spruch [Ps. 68, 7] Ps. 67. von yhnen gesagt: Gott macht das eynmutige wonen ym hawsß und [Ps. 133, 1] psalmus .132. Sehet wie lustig und gutt ist das, wo die bruder mitt eynander eynmutig wonen ym hawsße. Als, wenn eynn schwachglewbiger sehe, das der [WA s. 78] starckglewbige fleysch esse odder truncke, oder eyn anders thette, das yhn dunckt es sey nit recht odder sunde, ßo soll er seyn duncken faren lassen unnd yhm gefallen lassen, wie der starckglewbige isset, trinckt odder thutt, ob er schon nit wolle oder vormuge dasselbige auch tzu thun, soll gedencken, wie S. Paulus [Röm. 14, 5] davon sagt Ro. 14: Eyn iglicher sey yn seyner meynung reych, das alßo freuel urteyl und vorachtung nachbleyb, unnd eynickeyt der hertzen und gemuet erhallten werde.

       Widerumb, wo die schwachglewbigen nit mugen folgen, sollen die starckglewbigen sie nit treyben noch vorachten, ßondern yhn lassen gefallen und gutt duncken, wie sie essen, trincken odder sich hallten, biß sie auch starck [Röm. 14, 1] werden, wie er sagt Ro. 14: Den schwachglewbigen solt yhr auffnehmen nit ynn tzanckung der gedancken, das ist: solt nit treyben auff sie und sagen: das ist recht, ditz ist unrecht, ßondern sie senffte furen und unterrichten, biß sie auch starck werden. Muß man doch auch ynn handwercken nit eynerley seyn. Eyner ist eyn schmid, der ander eyn schneyder, dennoch bleybt die eynickent des glawbens und der hertzen, eyn iglicher lest den andernn seyn werck thun eußerlich. Wenn nu eyn narr da auffstund und leret, das ein schmid hette nicht eyn gottlich handwerck, der mecht das gewissen yrre und schwecht yhm seynen glawben. Alßo ists hie auch, allerley eußerlich ding ynn essen, kleydern, stetten, ist frey, tzu brauchen und nit tzu brauchen, wie und wenn du willt. Wer nu keme und leret dich anders, das du es solltist nicht brauchen, wie der Bapst und geystlichen thun, der macht dich yrre. Widderumb wenn eyn ander keme und saget, du musist seyn brauchen, der macht dich auch yrre. Wer aber tzwischen hynn ym mittel feret unnd leret dich es sey frey tzu lassen unnd tzu brauchen, lessit dich doch dieweyll bleyben ynn deyner weyße und vordampt dich nicht, biß du erauß komist, wiewol er die wolffe hartt angreyfft, die dich ynn die weyße trieben haben, alß die do nicht frey sey, und musse gehallten werden, der leret dich recht. Wenn du nu eynem Apostel fastist oder beychtist ynn der fasten, da thustu nit ubel an; widderumb thutts eyn ander nicht, der thut auch nicht ubel dran. Mag fasten und beychten wer do will, unnd soll hie keyner den andernn urteylen, richten, vorachten noch eynigen getzanck ynn den gedancken anfahen, ßondernn eyn iglich soll gesynnet seyn, wie der ander, was er thutt soll er yhm gefallen lassen unnd gut duncken, dieweyl es doch frey ist. Aber der ist tzu straffen, der zuferet [WA s. 79] unnd will mit seyner lere hie richter werden, unnd solch eynmuetickeyt tzutrennen, unnd sagen: du thust recht unnd solltes thun, ihener thut unrecht und solltes nicht thun: das ist des teuffels apostel und Satanas lere, das thut Bapst und papisten, das gepurt keynem hirten, ßondernn den wolffen tzu predigen, da muß denn folgen dißer Christlichen eynickeyt tzurtrennung, da heben sich denn die urteyl: du bist eyn ketzer, du bist der kirchen ungehorsam, du thust nit recht &c.. das wollt der teuffel haben. Darnach feret tzu der Bapst, wenn er solch eynickeyt tzurtrennet, deyn gewissenn gefangen unnd die freyheytt vorstoeret hatt, nympt gellt und gibt dyr eyn brieff, das du muegist butter, eyer, fleysch essen, das ist die freyheyt, die dyr Christus ym Euangelio geben hatt und der Bapst sie dyr gerawbet, die vorkaufft er dyr widder, der frum trew hirtt, da ergern sich denn widderumb an die andern, unnd ist kurtzlich des Bapsts regiment eyn solch fangen unnd widderfangen, ergern und widder ergernn, tauschen und mauschen, das man wol sihet, wie es nit mehr denn lautter regiment des muttwilligen teuffells ist, der eyn solch gewerre und gemenge der gewissen ynn der wellt anricht, das keyn mensch gnugsam begreyffen mag.

       Das rede ich aber nur von den dingen, die frey sind, das man darynnen sich alßo hallte und stosse den Bapst fur den kopff als eynen wolff mit seynen frevelln, tollen gesetzen, und lasse doch die schwachglewbigen eyn tzeyttlang drynnen wandelln unnd bringe sie mit der tzeyt auch erauß, das sie nit zu schwind und tzu kurtz abgestossen und tzurschellet werden ynn yhrem gewissen. Aber ynn den dingen, die nicht frey, ßondernn von Christo vorpotten oder gepotten sind, da ist nicht viel disputirenß, es treffe starck oder schwach gewissen an, da ist yderman schuldig dem Bapst widdertzustreben, der grossist mit dem kleynisten. Als da er mit allen seynen die Messe fur eyn opffer unnd gutt werck leret tzu hallten; das ist der aller grewlichst grewel, der yhe auff erden komen ist, darauff seyn regiment mit allen stifften unnd kloestern gegrund ist, da ist niemant entschuldigt, ob er schwach oder starck sey; denn Christus hatt die Messe tzum sacrament und testament gesetzt, die niemant kan vorkaufft, mitgeteyllt, odder geben werden, ßondern wie die tauff eyn iglicher fur sich selb empfahen muß; der grewel sind viel mehr ynn seynem heyligen recht, und tzwar, wo solcher grund ligt, ist gutt tzu mercken, was das gepew sey, es ist teuffels mutwill alles, was ym Bapstum ist von der scheyttlen biß auff die verßen. Werß nit glewbt, der wirtts erfaren.

[WA s. 80]

       [Röm. 15, 5] Der Apostel setzt nemlich hyntzu, das wyr sollen eynsynnig seyn nach Jhesu Christo, das wyr sollen Christlich eynsynnig seyn. Denn die ungleubigen sind auch eynes synnes, nit nach Christo, ßondern nach dem fleysch und der wellt und dem teuffell. Die Juden waren auch eynes synnes wider gott [Ps. 2, 2] und seynen Christ. wie Ps. 2. sagt. Christlich eynsynnickeytt streyttet widder die sund und alles was unchristlich ist, und thut noch vorhenckt keyne sunde. Darumb ist yhr art, das sie alle Christen eynig mache, tzum ersten ym glawben, darnach ynn den sitten odder wandel. Ist aber yemant schwach ym glawben oder geprechlich ym wandel, da vorwilligt sie nicht eyn, das ßo bleyben solle, vorlesset auch dieselbigen nicht, viel weniger tzanckt sie sich mit yhn oder furwirfft und vordampt sie. Sondernn nimpt sie an, und thutt wie sie wollt yhr gethan haben unnd wie yhr Christus than hatt, ynn gleychem unnd grosserm fall; damit bleybt, das eyn iglicher thutt was dem andern gefellt, und trifft was der ander ym synn hatt, unnd bleyben alßo eynsynnig; dawider sind nu die eygesynnigen, da eyn iglicher den andern lesset, voracht, urteylt, sich seyn nit annympt, und feret eyn eygen straß ynn seynem guttdunckel, wie itzt die orden der geystlichen und alle andere secten thun.

 

[Röm. 15, 6] Auff das yhr eynmutig und eynmundig preysset gott und den vatter unßers herrn Jhesu Christi.

Alle das gutt, das wyr gott thun mugen, das ist: lob unnd danck, wilchs [Ps. 50, 23] auch der recht eynige gotisdienst ist, wie er selb sagt Ps. 49: Das opffer des lobs preysset mich, und das ist der weg, durch wilchen ich yhm weyße die selickeyt gotis. Alle an- der gutter empfahen wyr von yhm, auff das wyr solch opffer des lobs dafur geben. Und wo man dyr eynen andernn gottisdienst furlegt, da wisse, das es yrthum und triegerey ist, als itzt die welt unsynnig ist, die tzu gottis dienst bestympt die heußer, kirchen, kloster, guldene, seydene und allerley kleyder, sylbern gefess und bilde, glocken und orgelln, liecht und lampen, mit wilchen kost man solt dem nehisten helffen, ßo will manß gott geben. Und murmelt und heulet datzu tag und nacht ynn den kirchen, daneben schweygt gotis lob und ehre yn aller welt, wilchs nit [WA s. 81] will angepunden seyn an stett, odder person. Und ist erlogen das pfaffen und munch furgeben, yhr weßen sey gottisdienst, es ist vorfurerey und gauckelwerck. Gottisdienst ist gottis lob, der wil frey seyn, zu tisch, tzu kamern, ym keller, auff dem boden, ym hawß, auff dem feld, an allen ortten, bey allen personen, ynn allen tzeytten; wer dyr anders sagt, der leugt ia ßo sehr als der Bapst und teuffel selbist. Wie soll aber gottis lob und preyß der recht gottisdienst bey uns seyn, wenn wyr nit liebhaben und seyne gutter nit empfahen? wie sollen wyr aber yhn lieb haben, wenn wyr yhn nit erkennen noch seyne guter? wie sollen wyr aber yhn und seyne guter erkennen, wenn man nichts davon predigt und lest das Euangelium unter der banck ligen? denn wo nicht Euangelium ist, da ists unmuglich, das gott erkennett werd, ßo muß es auch unmuglich seyn, das da sollt gotis lieb und lob seyn. Szo ists auch unmuglich, das da sollt gottisdienst seyn, und wenn gleych eyn Chorschuler alle chorschuler, alle pfaffen eyn pfaff, alle munche eyn munch, alle kirchen eyn kirche, alle glocken eyn glock, und kurtzlich, wenn alle der nerrisch gottisdienst ynn stifften, kirchen, klostern, noch hundert thausent mal grosser und mehr were. Was fragt gott nach solchem fastnachtspiel und gauckelwerck?2

       [Micha 2, 3 ff.] Darumb klagt gott das am meysten vonn den Juden Miche. 2., das sie seyn lob habenn gestillet, ßo sie doch fast pfiffen, plerreten unnd heuleten, wie wyr thun. Aber dißer gottisdienst lest sich nitt stifftenn mitt tzinßenn, lest sich auch nicht vorfassenn mitt gesetzenn unnd statutenn, weyß auch nicht umb hohe odder nyddrige fest, ßondernn auß dem Euangelio kompt er, und iah ßo schier ynn des armen hirtten knecht, als ynn eynen grossen Bisschoff. Auch sihistu hirauß wer sie seyen, die den gottisdienst vorstoret haben und noch teglich vordrucken. Es thutt niemandt denn die vorlorne rotte, der Bapst mit seynen Camelthiern, bisschoffen, pfaffen, munchen und nonnen, die sich am meysten gottisdienstes rhumen und geistlich schellten lassen, und reyssen tzu sich mit der geuckeley aller wellt gutt und ehre, und leben ym sausse, geben dennoch fur, mit dem narrenwerck andernn leutten ynn den hymell tzu helffen, schweygen das Evangelium stille, ia vorfolgen und vordammen es datzu, [2. Petri 2, 14] das sie wol S. Peter nennet kinder der vormaledeyunge.

[WA s. 82]

       Nu spricht Paulus, das dißer gottisdienst solle eynmutiglich und eynmundig geschehen; das geschicht, wenn wyr eynes synnes sind und erkennen, das wyr alle gleych sind und gleyche gutter empfangen haben ynn Christo, das sich keyner ubir den andern heben, keyner eyn beßonderß auffwerffen kan. Fragistu, wie das tzugehet? Es gehet alßo: Alles, was außer Christo ist, das ist vordampt, eyner wie der ander, darff eyner Christus eben ßo wol als der ander. Wenn wyr aber bekert werden, empfehet eyn iglicher dieselbige tauffe, dasselbige sacrament, denselbigen glawben, denselbigen Christum, denselbigen geyst, dasselbige Euangelium, kurtzlich denselbigen gott, den der ander, und wirt hie das hymelbrott gleych außteylet yn dißer wusten. Wie ists denn muglich, das es recht sey, ßo sich eyner geystlich fur dem andern, eyner priester fur dem andern auffwirfft? Was kan er bessers denn Christum haben? Nu hatt doch denselbigen eyn iglicher Christen, unnd Christus nympt sich auch eyniß iglicher an gantz und gar. Es mag wol eyner Christum fester fassenn, denn der ander, als der yhn mehr liebt und stercker glewbt, aber er hatt drumb nichts mehr denn der ander. Christum ist allenn eynerley Christus und gleych, ynn den sachen, die tzur selickeytt gehoren; darumb er auch Christus ist eygentlich. Weyll denn eyn geweyn gutt ist, der schwachen und gesunden ym glawben, der starcken unnd geprechlichen ym wandel, soll keyner den andern geringer hallten denn sich noch vorachten, ßondernn eynsynniglich auffnehmen, und gottis lob eynmutig volnbringen, das es gleych laut, als gieng es auß eynem hertzen und mund. Eyntemal eyn iglicher davon gott lobet und eben das ym hertzen unnd mund hatt, das der ander; denn alle erkennen unnd dancken sie von Christo und was sie auß Christo haben, wie tzuvor vorkundigt [Ps. 72, 15] ist Ps. 71: Sie werden von yhm betten alle tage. Lobt aber yemandt gott von seynen eygen gutternn, der teylet mutt und mund, und gehoret nicht yn die gemeynschafft der heyligen, wie da thun der papisten secten, da man nymmer keyn lob von Christo, ßondern nur von yhren wercken horet.

       Das er aber den vater Jhesu Christi preyssen heyst unnd nicht auff Christo bleyben lessit, ist uns auch wol ßonderlich tzu mercken tzu unßern tzeytten, da wyr der heyligen ehre haben ßo hoch trieben, das wyr gemeyniglich an den [WA s. 83] heyligen hangen und nit fortt hyndurch tzu gott dringen; da sindt man, der yhm benugen lest, ßo er S. Barbara gnedig hatt unnd angeruffen, die niemant gewiß weyß ob sie eyn heylig ist oder nicht. Eyn ander hatt den Christoffel und lest yhm gnugen, wilchs on tzweyffell der groesten geticht und lugen eyne ist, fast niemandt aber ist, der yhm nit benugen lest, das er die mutter gottis ehre und gnedig habe. Ich hab sorge, das grewlich abgotterey hie mit eynreysse, das man die zuvorsicht und trawen auff die heyligen stellet, die alleyn got gepuert, und von den heyligen gewarttet, das alleyn von gott tzu gewartten ist. Und wenn nichts ßonst boßes dran were, ßo ist doch das vordechtig, das solche heyligendienst und ehre keynen spruch noch exempel der schrifft fur sich hatt und tzumal widder dißen spruch Pauli unnd dergleychen streyttet, die uns leren hyndurchdringen tzu gott, und alles trawen alleyn auff yhn stellen, und allerley von yhm alleyn gewartten. Denn auch Christus selbs ym gantzen Euangelio uns tzum vater weyßet, und auch darumb komen ist, das wyr durch yhn tzum vater komen sollen. Nu ist tzum vater komen nicht, mit fussen gen Rom lauffen, auch nitt mitt flugelln gen hymel steygen, ßondern mit hertzlicher tzuvorsicht auff yhn sich vorlassen, als auff eynen gnedigen vatter, wie das vatter unßer anfehet; yhe mehr solch tzuvorsicht ym hertzen zunympt, yhe neher wyr tzum vatter komen. Nu muß das bekennen die vornunfft und die erfarung, wo die zuvorsicht zu gott ym hertzen ist, da felt abe alle tzuvorsicht zu allen creaturn, es sehen heyligen ym hymel oder auff erden; widderumb, wo die tzuvorsicht tzu gott abnympt, da hebt sich ditz suchen und tzuvorsehen bey den heyligen.

       [1. Petri 1, 18.21 [!]] Darumb spricht auch S. Peter .1. Pet. 2: Ihr solt wissen, das yhr nit mit vorgenglichem gollt und sylber erloßet seyt, ßondern mit dem theuren blutt Jhesu Christi, des unschuldigen und unvormakeltem lambs, auff das [Röm. 5, 2 [!]] ewr glawbe und hoffnung sey zu gott, und Paulus Ro. 9: Durch Jhesum Christum haben wyr eyn tzugang yn dem glawben zu gottis gnaden &c.. Ich laß geschehen, das etlich der heyligen unnd der mutter gottis dienst recht brauchen, wiewol das seltzam ist, ßo ist doch das exempel ferlich und nicht [WA s. 84] yn die geweyn fur eynen brauch tzu bringen, ßondern nach Christus und aller Apolstel lere frisch zu gott dem vater alleyn, und alleyn durch Christum zu nahen; denn es gar bald geschehen ist umb den grewlichen fall, das man aueff die heyligen mehr denn auff got sich trostet und yhren namen und hulff ehe anrufft denn gott; das ist denn gar eyn vorkeret unchristlich ding, wie itzt ich besorge, die wellt voll voll voll abgotterey ist. Und gott vorhenget, das ettwa solchen heyligendienern hulff und wundertzeychen widderfaren, ßo es doch durch den teuffell geschicht, denn gott auch den teuffellsdienern leyb unnd leben, ia auch gutt und ehre durch die teuffel gibt, wie wyr sehen offentlich, gleych wie eyn reycher furst durch eynen buben eynem andern buben eyn kleyd odder kleynod mag geben. Darumb ist wider auff die wundertzeychen noch auff das exempell der menge tzu bawen, ßondern alleyn auff die lere Christi odder seyner Apolstel, ynn dißem und ynn allen andern fellen.

       Gleych wie nu Christus unßer aller gemeyn gutt ist, als wyr gehortt habenn, alßo sollen wyr alle dasselbige gutt auch niemandt tzueygenn, denn dem vater alleynn, der damit uns auffs aller reychlichst gnade ertzeygt hatt, das er unßere tzu sich tzoge; darumb sollen wyr auch mit aller zuvorsicht yhn lieben unnd loben ubir solcher ubirschwencklicher guette, auff das unßer hertz gewone auff yhn sich tzu trosten und alles guten tzuvorsehen ynn leben und sterben, doch durch Christum, und nit durch uns selbs; denn er ist datzu geben, das wyr durch yhn tzum vatter mit solcher tzuvorsicht [Joh. 14. 6 [!]] kommen sollen und mugen, wie sagt Johan. 6: Niemandt kompt tzum vater denn alleyn durch mich. Und wiewol Christus selbs gott ist warlich, und gnug ist, wer seyn zuvorsicht auff yhn setzt, doch furet er uns ymer tzum vater, auff das nit yemand an der menscheyt hangen bleybe, wie die iunger thetten fur seynem leyden, und nicht tzur gotheyt ubir die menscheyt gedechten; denn wyr mussen Christum nach der mencheyt eynen weg, eyn tzeychen, eyn werck gottis seyn lassen, durch wilchs wyr tzu gott komen, und alle tzuvorsicht ynn yhn setzen auff das aller eynigst, unnd ia tzusehen, das wyr nicht daneben auff die muter gottis oder yrgend eynen heylige die tzuvorsicht teylenn, und eyn abgott yn unßern hertzen auffrichten.

[WA s. 85]

 

[Röm. 15, 7] Darumb nempt euch unternander an, wie euch Christus hatt angenommen gott tzu ehren.

Warumb? odder was ist das fur eyn darumb? Es sind tzwo ursach (spricht er), das yhr euch unternander annehmen sollt. Die erste, das yhr horett, die schrifft hellt uns Christum fur tzu solchem exempell, auff wilchen [Röm. 15, 3] gefallen sind die schmache, die gott schmehen, das sind unßere sunde, und er hatt uns nit voracht, noch furworffen, noch geschendet, sondern uns angenommen davon tzurloßen; darumb ists billich, das wyr viel mehr alßo thun. Die ander ursach, das solchs exempel gott loblich und ehrlich ist, denn gott wirt dadurch gelobt und geehret, und das alßo: Dieweyl Christus allenthalben betzeugt, das alles was er thu, das sey seynes vatters willen, und er sey nur darumb komen, das er seynes vaters willen thue, ßo ists gewiß, das er auch die schmach unßer sund alleyn darumb hatt tragen, das es des vaters wille geweßen ist; darauß wyr sehen, wilch eyn ubirschwencklicher barmhertziger wille des vaters ubir uns herscht, ßo er seynem liebsten eynigen ßon aufflegt unßere sund und seyne schmach zu tragen, auff das er nit uns drumb vordamnen musse. Wo nu solcher wille gottis recht erkand wirt, da muß lieb und lob tzu gott auß hertzengrund folgen, und seyne barmhertzicket preyßet werden; denn der mensch gewynnet davon eyn frolich, sicher gewissen gegen gott, und kan sich nit enthallten, er muß solch reyche gůtte gottis ehren und preyssen. [Röm. 15, 7] Sihe, das heyst hie, S. Paulus Gottis ehre angericht durch Christum, ynn dem das er uns angenommen hatt und unßere sund tragen und vortilget. Alßo sollen wyr unßer nehisten sund, burden und geprechlickeytt auch auff uns laden, sie dulden, bessern unnd helffen; wenn das denn die sunder odder geprechlichen horen oder empfinden, ßo wirtt yhr hertz gegen gott wolgemutt unnd muß sprechen: Ey, das ist yhe eyn feyner gnediger gott unnd rechter vatter, der solch volck hatt unnd will von yhn haben, das sie uns armen sunder und geprechlichen nit urteylen, nit vordamnen, nit vorachten, ßondern annehmen, helffen, unnd mit uns faren sollen, als weren unßer sund und geprechen yhr eygen; wolt solchen gott nit lieben, loben, preyßen und ehren, und auß grund des hertzen yhm alle ding vortrawen? was will er selber seyn, wenn er seyn volck alßo haben will? Sihe, solchen preyß will gott durch uns erlangen, ynn dem das wyr uns unternander annehmen, und eyn iglicher lasse des nehisten sache eygen seyn, damit werden die leutt tzum glawben gereytzet, und die da schon glewben, werden drynnen gesterckt. [WA s. 86] Aber wo ist itzt das exempel ynn der wellt? eyttel tyrannen ia teuffell regiren ynn dem geystlichen stand, die nit mehr, den bannen, vormaledeyen, treyben und iagen konnen.

 

[Röm. 15, 8. 9] Denn ich sage, das Christus ist geweßen eyn diener der beschneydung, umb der warheytt gottis willen, tzu befestigen die vorsprechungen gottis den vettern gethan. Aber die heyden preyßen gott umb der barmhertzigkeytt willen.

Da er nu beschlossen hatt seyne meynung, das eyn iglicher sich des andern soll annehmen, gott tzu ehren nach dem exempel Christi, und keyn unterscheyd lessit ym volck Christi, wider unter heyligen noch sundern, wider unter starcken noch schwachen, widder unter reychen noch armen, denn sie alle eyn ding haben, eynerley gutter yn Christo, der macht eyn hertz, eyn mutt, eyn synn, eyn mund und alle gutter gemeyn, sie seyen geystlich odder tzeyttlich, wie manichfeltig sie ymer seyn mugen, feret er tzu und grundet solchs mitt starcken spruechen der schrifft, und hebt alßo auch durch die schrifft auff alle ursach der uneynigkeytt, stellet sich tzwisschen Juden und heyden, als eyn scheydsman und mitteler, als solt er sprechen: Ihr Juden kund die heyden nit vorwerffen, ob sie nitt mit euch ewr gewonheytt nach essen und trincken; denn sie habennn eben den Christum, den yhr habt, wie das die schrifft tzuvor vorkundigt hatt. Widderumb yhr heyden kund die Juden nitt vorachten, ob sie gleych yhrer weyß noch essen und trincken, denn sie haben auch denselben Christ, der yhn ist tzugesagt yn der schrifft. Dieweyl denn die schrifft Christum gemeyn macht, und beyde, Juden und heyden, unter yhm vorsamlet, auch außer Christo niemand nichts hatt, und ynn Christo yderman alle ding hatt, warumb wollt yhr denn tzancken, urteyllen und euch spalten und nit vielmehr fruntlich unternander annehmen, wie euch Christus hatt angenommen? Hatt doch niemant nichts fur dem andern, ßo hatt auch niemant weniger denn der ander. Warumb wolt yhr euch denn umb essen. trincken, kleyder, tage, stedt, geperden und desgleychen, tzancken unnd spalltten, da nichts an gelegen ist, dieweyll es tzeyttlich ding außer Christo sind, die nitt tzur sachen dienen? Darumb last hyrynnen frey seyn wer do will, ist aber yemand schwach ym glawben und noch nitt frey, denn duldet und traget, biß er starck werde, angesehen, das euch daran nichts abgehet, yhr habt doch Christum gantz und gar.

[WA s. 87]

       Das wyr nu die wort S. Paulus vorstehen, mussen wyr wissen, das S. Paulus brauch ist, das Judische volck tzu nennen die beschneydung, darumb das sie beschnytten waren, und dabey als bey eynem tzeychen von andern volckern gesondert und erkennet wurden. Alßo nennet man auch wol ander dinck bey seynem tzeychen, als von weyben spricht man: der schleyer odder die tzopffe richten viel unglucks an ynn der welt. Und von den munchen, sihe tzu, was thar die kutte nicht thun, und von den pfaffennn, wie ist die platte ßo geytzig, und die reutter nennet man bey den spornn oder stegreyff. Eben auff dieselbige weyße nennet S. Paulus die Juden bey yhrem tzeychen die beschneydung, [Gal. 2, 7] und die heyden preputium, die vorhautt, Gal. 2: Sie sahen das myr befolhen war das Euangelium tzu der vorhautt (das ist tzu den heyden, die noch haben yhr vorhautt unbeschnytten) wie Petro befolhen war das [Eph. 2, 11] Euangelium tzu der beschneydung (das ist tzu den Juden) und Ephe. 2: Gedenckt yhr heyden, die yhr vortzeytten genant wart eyn vorhautt von der beschneydung [Röm. 15, 8] &c.. Alßo hie auch, ich sage, das Christus sey geweßen eyn diener der beschneydung, das ist: der Juden, odder des Judischen volcks. Eyn diener nennet er Christum auch nach seynem brauch, da er alle prediger und Apostel [1. Kor. 3, 5] diener nennet. 1. Cor. 3: Was ist Paulus? was ist Apollo? sie sind diener, durch wilch yhr seyd glewbig worden. Szo ist nu ßo viel gesagt: Jhesus Christus ist geweßen eyn diener der beschneydung, das ist: eyn prediger, lerer Apostel, botte, von gott nur tzu dem Judischen volck geschickt, denn Christus noch nie den heyden prediget, ist auch nicht zu yhn gesandt, ßondern alleyn den Juden.

       [Röm. 15, 8] Das ist aber geschehen, nitt umb yhrs vordiensts willenn, ßondern wie er hie sagt: Umb der warheyt gottis willen; wilche warheyt ist das? Gott [1. Mose 12, 3;, 26, 4; 28, 14] hatte Abraham, Isaac und Jacob verheyssenn, das Christus solt von yhrem samen geporn werden; da nu gott wurd erfunden warhafftig yn seynem vorheyssen, ist Christus komen lautts derselben vorheyssung, und alßo ist die warheyt gottis erfunden, das er hallte was er tzusage; umb solcher warheyt willen, das got bestunde als eyn warhafftiger, unnd nicht umb yemants vordiensts willen, ist Christus eyn Apostel und diener der beschneydung worden. Das [Röm. 15, 8] wollen die folgende wort, da er sagt: Zu befestigen die vorheyssung gottis den vetern gethan. Sihe, was er fur eyn warheyt meyne, nemlich, damit bekrefftiget [WA s. 88] und erfullet ist gottlich tzusagung von Christo tzu den patriarchen geschehen. Ob nu wol war ist, das Christus beyde, Juden und heyden, gemeyn ist, ßo ist er doch nicht den heyden, ßondern alleyn den Juden vorheyssen, [Röm. 3, 2] wie er auch sagt Ro. 3: Gottis wort, das ist den Juden vortrawet, [Röm. 9, 4] und Ro. 9: den Juden ist das gesetz geben. Alßo ist er auch alleyn tzu yhn [Matth. 15, 24] komen, wie er auch selb sagt Matt. 15: Ich bynn nicht gesand, denn alleyn tzu den schaffen vom hauß Israel. Alßo haben die Juden das vorteyl, das yhn Christus verheyssen ist, unnd sie seyn gewarten mochten. Aber den heyden ist nichts vorheyssenn, darumb sie auch nichts gewartten kun- den, wiewol auch die heyden den Juden darynn gleych seyn, das Christus ia ßo auß lautter gnaden ist vorheyssen, als er den heyden ist geben. Doch nachdem er vorheyssen ist, haben sie redlich ursach gehabt seyn auch tzu wartten als der yhn geben werden solt.

       Darumb haben die Juden Christum nicht alleyn auß der gnade der vorheyssung, ßondern auch auß der warheyt gotis, der seyn vorheyssung erfullen sollt. Aber die heyden haben widder die gnade der vorheyssung nach die warheyt der erfullung, ßondernn die lautter, blosse, unbedachte, unvorsehene barmhertzickeytt, die yhn Christus gibt, on alles vorheyssen, on alle pflicht der warheytt gottis tzu erfullen. Doch dieweyl die schrifft vorkundigt hatt, das die heyden sollten Christum, wiewol on alles vorheyssen, on alles wartten und vorsehen, ubirkomen, muste dieselbige schrifft yhe auch erfullet werden. Und alßo hatt keyn teyll ettwas fur dem andern, ßondern Christus ist den Juden geben auß gottlicher tzusagung unnd warheytt, den heyden auß lautter unvorsehener barmhertzickeyt, weyl denn beydes die schrifft ynnen hatt, den Juden vorheyst sie, von den heyden vorkundigt sey. Szo besteht nu die eynickeyt, das eyn iglicher Christum hatt ynn gemeyn, und hynfurtt eyner sich des andern soll annehmen, als seynes mitgenossen am gemeynen gutt. Die Juden sollen die heyden nit vorachten, darumb das die schrifft von yhn sagt, sie werden gott preyssen umb seyner barmhertzickeyt, wie wolten sie die vorachten, [Ps. 72, 17] die gottis barmhertzickeyt haben und preyssen? sie kundten sie ia nicht preyssen, wenn sie sie nicht hetten. Widderumb sollen die heyden nicht vorachten die Juden. Denn Christus ist yhn vorheyssen, und der vorheyssung nach yhr diener unnd prediger worden, das gott wahrhafftig bestund und seyne vorheyssung bekrefftigt.

       [Röm. 15, 8] Sihe, das wollen diße wort Pauli: Ich sage, das Christus sey eyn diener geweßen der beschneydung umb gottis willenn, tzu bekrefftigen die vorheyssung [WA s. 89] gottis den veternn gethan. Warumb sagistu das? on tzweyffell, das niemandt die Juden vorachte, ßondern nehme sie an, weyl sie Christus angenommen unnd nicht voracht hatt, ia auch yhr eygenn prediger, diener, Apostell vorheyssenn, ertzeygt unnd gebenn ist. Was sagistu denn von den heyden? Ich sage nicht, das yhn ettwas vorsprochen sey, aber das sage ich: sie preyßen und haben gottis barmhertzickeyt, die yhn on vorsprechen geben ist, wie die [Röm. 15, 7] schrifft meldet; darumb soll sie auch niemandt vorachten, ßondern annehmen, dieweyl sie gott hatt angenommen und nicht vorachtet. Wie nu Christus allen geweyn worden ist, den Juden und heyden, wiewol auß anderley und anderley ursach, Alßo sollen wyr auch unternander geweyn werden, eyn iglicher sich des andern annehmen, seyn burde tragen und geprechlickeytt dulden, on alle unterscheydt eußerlicher person, namenß, standts, und was das seyn mag.

       [Röm. 15, 9] Als geschrieben ist: Darumb will ich dich loben unter den heyden und singen von deynem namen.

       Hie hebt er an tzurtzelen ettlich spruech der schrifft, darynn von den heyden vorkundigt ist, das sie wurden gott preyßen umb seyne barmhertzickeyt, und [Ps. 18, 50; 108, 4] dißer erst stett ym .17. und .107. Ps. und ist geredt von dem propheten yn der person Christi, wie das außweyßen beyde psalmen. Solt nu diße schrifft war werden, ßo muste Christus unter den heyden seyn, und nit leyplich, ßondern geystlich unter yhn seyn; denn wo Christus nit ist geystlich, da ist noch keyn lob. Wo er aber lobet und singet, da ist er geystlich. Alßo ertzwingt dißer spruch, das die heyden sollten ynn Christum glewben und yhn haben, wilchs ist die barmhertzigkeytt gottis haben; dennoch wirt hyrynn nicht ettwas vorsprochen den heyden, ßondern schlecht vorkundigt von den heyden was sie thun werden. Es ist auch droben gesagt von dem rechten gottisdienst, den hie der prophet nennet Loben unnd von gottis namen singen, wie yhn denn auch die gantze schrifft nennet. Nu ist lob nichts anders denn bekentniß der empfangen guter, darumb das hebreisch und Apostels wort lautt: Confitebor, ich will dyr bekennen, das ist: dancken und loben und sagen, das ich solchs alles von dyr habe.

[WA s. 90]

 

 

[Röm. 15, 10] Und abermal spricht er: Frewet euch yhr heyden mit seynem volck.

[5. Mose 32, 43] Dißer spruch ist auß Deutro. 32. getzogen als man sagt, da Moses spricht: Lobt yhr heyden, seyn volck. Auff hebreisch aber kan es alßo lautten : Frewet euch yhr heyden mit yhm (vornym, mit seynem volck). Und alßo, dunckt mich, fure der Apostel dißen spruch; doch es lautte ßonst odder ßo, ßo ists offenbar, das niemant widder gottis volck lobet noch sich mit yhm frewet, er sey denn seyner gutter teylhafftig und habe denselbigen gott; denn wer das nit hatt, der ist gottis volck seynd, vormaledeyet und vorfolget es, wie [1. Mose 12, 3] Gen̄. 12. Gott spricht : ich will benedeyen, die dich benedeyen, und maledeyen, die dich maledeyen. Hie sihistu, das sie der benedeyung teylhafftig sind, die gottis volck benedeyen. Drumb tzwingt der spruch auch, das die heyden solten Christen werden.

 

[Röm. 15, 11] Und abermal: Lobet den herrenn alle heyden und erhebt yhn alle volcker.

[Ps. 117, 1] Das ist der .116. psalm, und redet auch von dem rechten gotisdienst; drumb tzwingt er auch, das die heyden gottis volck seyn sollten. Syntemal gott niemant dienet (das ist lobet und ehret) denn alleyn seyn volck.

 

[Röm. 15, 12] Und abermal spricht Isaias: Es wirt seyn der stam Jesse, und der da erstehen wirt tzu regirn die heyden, ynn yhn werden die heyden hoffen.

[Jes. 11, 10] Dißer spruch stett Isa. 11. und lautt auff hebreisch alßo : Und es wirt seyn ynn dem tage die wurtzel Jesse, die da stett tzu eynem tzeychen der volcker, nach yhm werden fragen die heyden, und seyne ruge wirt seyn der preyß. Die meynung dißes spruchs ist klar, das die heyden sollen Christum haben und yhm unterthan seyn. Aber S. Paulus wandelt die wort eyn wenig, unnd folget den allten dolmatschern, die vortzeytten die Biblien ynn kriechisch sprach vorwandelt haben, der synn ist doch gleych. Die wurtzell Jesse soll hie nit [WA s. 91] vorstanden werden der stam Jesse, wie die maler malen eynen bawm auß Jesse, dem vater David, mit vielen tzweygen, unnd wie man auch singet von unßer frawen: Germinavit radix Jesse, der stam Jesse ist auffgangen ; das ist alles mit gewalt daher deuttet. Christus selbs und sonst niemant ist dißer stam oder die wurtzel, wie klerlich diser spruch Isaie tzwingt, der da sagt, die heyden sollen hoffen yn den stam odder wurtzel Jesse, der die volcker regirt &c.. das kan nitt dem naturlichen Jesse, noch unßer frawen tzueygent werden. Christus aber heyst darumb eyn wurtzel Jesse, das er von dem geschlecht Jesse durch David komen ist, aber ynn yhm hatt auffhoret die leypliche gepurt. Er ist durch seyn leyden ynn die erden begraben unnd als eyn ungestallte wurtzel ynn der wellt vorporgen. Und ist auß yhm gewachßen der schone bawm, die Christliche kirche, außgebreytt yn alle wellt. Das were recht gemalet die wurtzel Jesse, wenn man Christus leyden und seyne frucht dran [Röm. 15, 12] malete. Das aber Paulus sagt: Und der da erstehen wirt tzu regirn die volcker, ist eben ßo viel, als auff hebreisch: der do stehet zu eynem zeychen der volcker, denn Christus regiment ist damit antzeygt, das es geystlich sey. Er ist durchs Euangelium auffgericht ynn aller wellt tzu eynem tzeychen, daran man sehen und sich hallten muß mit dem glawben. Man sihet yhn nicht leyplich, ßondern nur ym tzeychen, ym Euangelio, unnd alßo regirt er auch die volcker durchs Euangelium, ym tzeychen, und nicht ynn leyplicher gegen- wertickeytt.

       [Röm. 15, 12] Das er aber sagt: Die heyden werdenn ynn yhn hoffenn, ist auch nichts anders, denn das der hebreisch text sagt: Unnd die heyden werden nach yhm fragen, das ist: sie werden auff yhn sehen und alleyn an yhm hangen, allen trost, hoffnung unnd trew ynn yhn setzen, werden noch nichts fragen, nichts begeren denn nur yhn. Aber da unßer text hatt : Unnd seyn grab wirtt eherlich seyn, das der Apostel außlest, hatt Sant Hieronymus nit woll vordolmatscht, da er meynet, Isaias habe von dem herlichen grabe Christi geschrieben. Isaias hatt bewollt, das seyne ruge sey preyß, das ist, seyn todt odder sterben sey nitt wie ander menschen sterben, wilche haben yhren preyß, dieweyll sie leben, wenn sie todt sind, ßo haben sie nichts. Aber dißer wurtzel Jesse ist aller erst yhr preyß angangen ym todt, denn nach seynem todt ist er [WA s. 92] aller erst tzum rechten lebenn, gewallt, preyß unnd eher erhaben, tzu eynem tzeychen und regenten der heyden, ia eyn herr ubir alle ding gesetzt tzur rechten hand gottis.

 

[Röm. 15, 13] Aber gott der hoffnung erfulle euch mit aller freude und fride, durchs glewben, auff das yhr ubirflussig seytt ynn der hoffnung durch krafft des heyligen geystes.

Er beschleust die Epistell mit eynem feynen gepett, wundscht yhn volle [Röm. 15, 13] freud und frid, und spricht: Gott der hoffnung, das ist: der sie alleyn gibt durch Christum und ynn Christo; wie aber das zugehe, ist droben gesagt, wenn wyr gottis willen erkennen, wie er hatt Christum dargeben unßer sund tzu tragen, wie wyr auch thun sollen; yhe tieffer solcher wille erkant wirtt, yhe stercker der glawb, die hoffnung und die liebe wirt. Darumb muß man ymer davon predigen, horen unnd dencken; denn es geht durch keyn ander mittel tzu, denn alleyn durchs Euangelium, darumb ist des Apostells meynung diße: Gott, der da hoffnung wirckt durchs Euangelion, der gebe euch gnade, das yhr das Euangelium wol treybet und glewbt, darauß yhr Christum auffs aller tieffest erkennet, davon yhr denn alle freud und gutt gewissen als von eynem gemeynen gutt, datzu auch frid unternander haben werdet, denn das ist die freud und frid, nicht wie die welt gibt, durch fulen und empfinden, ßondern durch glewben, denn yhr nit sehet noch fulet den, der ewr gutt ist, von dem yhr freud und frid habet, ynn der wellt aber werdet yhr unfrid und betrubniß fulen. Szo yhr aber Christum erlernet, das er gemeyn yderman ist, und allen gleych, ßo habt yhr gutten frid, denn da ist nichts, das eyner dem andern vorgonnen kan, dieweyl yhr alle gleych reych seytt. Sihe, das heyst freud und frid durchs glewben odder ym glewben.

       [Röm. 15, 13] Darauß denn weytter folget ubirfluß der hoffnung, das ist: das die hoffnung ymer tzunympt. Datzu helffen auch die leyden und vorfolgungen, denn die hoffnung nympt nit der massen tzu, das die widderwertickeytt werde abgelegt, ia, sie wirt gemehret, auff das die hoffnung nitt auff unßer macht sich vorlasse, ßondern bestehe durch krafft des heyligen geysts, wilche uns hilfft unnd die hoffnung sterckt, das wyr den unfall der wellt nicht fliehen noch furchten, ßondernn biß ynn den todt bestehen und alles boßes uberwinden, das es fur uns fliehen und ablassen muß, das heyst hoffnung, nitt ynn menschlicher schwacheytt, ßondernn ynn krafft des heyligen geysts, wilchs doch [Röm. 15, 4] alles durch mittel des Euangelij muß geschehen, wie er droben sagt, durch gedult und trost der schrifft haben wyr hoffnung. Denn wo nit Euangelium [WA s. 93] ist, da ist widder hoffnung, trost, frid, freud, glawb, lieb, Christus, Gott, noch keyn guttis, wie wyr das fur augen sehen yn dem elenden geystlichen, geystloßen fleyschlichen stand, die doch viel beten und Meß halten, fur wilchen uns gott der hoffnung unnd der gedullt unnd des trosts gnediglich behute.

 

       AMEN

 

 

 

 

 

 

[Luk. 21, 25 –36] Euangelium am andern sontag ym Advent. Luce. 21.

 

1522[WA s. 93]

       Es werden zeychen seyn ynn der sonnen und ynn dem mond und ynn den sternen, Und auff erden gedrenge der volcker fur bekummernisße. Und wirt rauschen das mehr und die flusse, und menschen werden vorschmachten, fur furcht und wartte der ding, die komen werden ubir die gantzen welt; denn auch die kreffte der hymel werden sich bewegen. Und denn werden sie sehen des menschen ßon komen, ynn eyner wolcken, mit krafft, und grosser herlickeyt. Wenn aber diße ding anfahen tzu geschehen, ßo sehet auff unnd hebt auff ewr hewbter, denn es nahet sich ewre erloßung. Und er saget yhn eyn gleychnisse: Sehet an den feygenbawm und alle bewme, wenn sie itzt ausschlahen, ßo sehet yhr an benselben unnd wisset, das der sommer nahe ist. Alßo auch yhr, wenn yhr sehet, das diß alles geschicht, ßo wisset, das nahe ist das reych gottis. Warlich, ich sage euch, ditz geschlecht wirt nicht vorgehen, biß das alles geschicht. Hymel und erden werden vorgehen, aber meyne wort werden nicht vorgehen.

       Zum ersten ist tzu wissen, das diße tzeychen des iungsten tages, ob sie wol manchfeltig und groß sind, werden sie doch vollnbracht werdenn, das niemant odder gar wenig sie achten und fur solche tzeychen hallten wirt. Denn diße tzwey werden und mussen beyde geschehen mit eynander, sind auch beyde mit eynander von Christo und den Aposteln vorkundigt, das erst, das viel und grosse tzeychen komen sollen. Das ander, das dennoch der iungst tag alßo unvorsehens kome, das sich seyn die wellt von anbegynn nie weniger vorsehen hatt, denn eben tzu der tzeyt wenn er fur der thur ist ; denn ob sie wol solch tzeychen sehen werden, ia auch horen, das es tzeychen des iungsten tags sind, ßo werden sie es doch nit glewben, ßondern vorlachen und fur [WA s. 94] grosser sicherheyt sagen: ia du lieber narr, hastu sorge, der hymel falle und das wyr den tag erleben?1

       Nu mussen doch yhe ettlich seyn die yhn erleben, und ßonderlich, die sichs am wenigsten vorsehen; das aber solch sicherheytt und vorachtung yn den menschen werde seyn, wollen wyr auß Christus und der Apostel wort beweyssen. [Luk. 21, 34. 35] Christus spricht bald hernach ynn dißem Euangelio: Habt achten drauff, das ewr hertzen nicht beschwert werden, mit fressen und mit sauffen, und mit sorgen dißes lebens, damit ubir euch kome schnell unvorsehens derselbige tag. Denn er wirt komen wie eyn strick uber alle, die da sitzen auff dem angesicht der gantzen erden. Auß dißen wortten ists klar, das die menschen werden sich geben auff fressen und sauffen, und auff tzeyttlich narung ubir alle masse, das sie ynn sorgen des guts und ynn fressen und sauffen erseufft, sicher sitzen und wonen werden ynn aller wellt, als were noch gar fern dahynn. Denn wo nit grosse sicherheyt und vorachtung seyn wurd, kund der tag nicht ßo unvorsehens [Luk. 21, 35] schnell hereynbrechen. Aber nu er spricht: er soll komen wie eyn strick, damit die vogel oder thier gefangen werden, eben denn am meysten, wenn sie nach der narung faren unnd sich des stricks am wenigsten vorsehen, gibt er gnugsam tzuvorstehen, das die welt wirtt ym sauß leben, fressen und sauffen, bawen und pflantzen und nach tzeyttlichem gutt auffs aller vleyssigst und geschicklichst trachten, und dafur halten, der iungst tag kome ubir thausent iar nicht, ßo werden sie ynn eynem augenblick stehen fur dem schrecklichen gericht gottis.

       [Luk. 17, 24] Das wollen auch die wortt Christi Luce. 17: Gleych wie der blitz leuchtet, und vom hymel erab ubir alles was unter dem hymel ist, scheynet, alßo wirtt seyn des menschen an seynem tage. Sihe da abermal, das der tag wirt schnel [Luk. 17, 26 –30] augenblicklich eynherfallen ubir alle welt. Folget weytter daselbs: Und gleych wie es geschach tzu den tzeytten Noe, ßo wirts auch gehen tzu der tzeyt des Menschen ßon. Sie assen und truncken, sie namen weyber und namen menner, biß auff den tag, da Noe ynn die archen gieng, da kam die sindflutt unnd bracht sie alle umb. Desselben gleychen, wie es geschach tzu den tzeytten Lot: Sie assen und truncken, sie kaufften und vorkaufften, sie pflantzten und baweten, [WA s. 95] an dem tage aber, da Lot auß Zodoma gieng, das regent es fewr und schwefell vom hymel und bracht sie alle umb. Eben nach der weyße wirt es gehen an dem tage, wenn des menschen ßon wirt offenbar werden. Diße wort tzeugen yhe gnugsam, wie sicher die leutt seyn werden, unnd wie sie ynn der sorge tzeyttlichs lebens ßo tieff erstickett, nit glewben werden, das der tag da sey.

       Nu ist das on tzweyffell, Christus hab solch tzeychen nitt darumb vorkundigt, das sie niemant achten oder kennen sollt, wenn sie da sind, wiewol yhr wenig seyn werden, gleych wie tzu Noe und Lot tzeytten auch ettlich, wiewol wenig, erkanten die tzukunfftigen straffe; ßonst hett er vorgebens vormanet [Luk. 21, 31] und gesagt: Wenn yhr dißes alles sehen werdet, ßo wisset, das es fur [Luk. 21, 28] der thuer ist. Item: denn hebt auff ewr hewbter, es nahett sich ewr erloßunge; drumb mussen alsdenn gewiß ettlich seyn, die alßo thun unnd erkennen die tzeychen und heben yhre hewbt auff und wartten auff yhre erloßung, wiewol sie nicht eygentlich wissen mugen, wilcher tag es seyn wirtt. Darumb ist uns nott, wol aufftzumercken, ob villeycht die tzeychen itzt gehen odder gangen sind odder bald gehen werden.

       Ich will niemant tzwingen noch dringen myr tzu glewben. Ich will myrs aber auch widderumb niemant nehmen lassen, das ich hallt, der iungst tag sey nitt ferne; datzu bewegen mich eben diße tzeychen unnd wort Christi. Denn ßo yemandt lißet alle Cronicken, ßo find er von Christus gepurtt an dißer wellt ynn dißen hundert iarn gleychen nicht, ynn allen stucken. Solch bawen unnd pflantzen ist nie geweßen ßo gemeyn yn aller wellt, solch kostlich unnd mancherley essen unnd trincken auch nie geweßen ßo gemeyn, wie es itzt ist, ßo ist das kleyden ßo kostlich worden, das nit hoher mag kommen. Wer hatt auch yhe solch kauffmanschafft geleßen, die itzt umb die welt feret, unnd alle wellt vorschlinget? Szo steygen auff und sind auffgestigen allerley kunst, malen, sticken, graben, das es sind Christus gepurtt nit gleychen hatt; datzu sind itzt solch scharff vorstendig leutt, die nichts vorporgen lassen, alßo auch, [WA s. 96] das itzt eyn knab von tzwentzig iaren mehr kan, denn tzuvor tzwentzig Doctores kundt haben. Da kommen erfur die sprachen und allerley weyßheytt, das man muß bekennen, das die wellt ynn den stuckenn die tzeyttlich narung, oder als Christus nennett: sorge dißes lebens, mitt essen, trinckenn, bawen, pflantzen, kauffen, vorkauffen, weyb unnd kind hallten, betreffen, sey ubirauß auffs hohest kommen, das yderman wol sihet, yderman auch sagt, es musse brechen, odder eyn anders werden. Nu ists nit wol tzu dencken, wie es mocht gepessert unnd brochen werden. Es bricht eyn liecht erfur, und gehet eyn tag auff, er sey wer er wolle, das mag nitt anders seyn, es ist vorhynn solch witze, vornunfft und vorstand ynn der Christenheytt nicht geweßen auff und ynn tzeyttlichen unnd leyplichen sachenn, ich schweyg der newen fund als buchdrucken, buchßen und ander kriegshendell.

       Datzu das nitt alleyn der welltlich handell auffs hohest komme, ßo ists auch auffs hohist kommen ynn geystlichen sachen; grosser yrthum, sund und lugen haben nit regirt auff erden von anfang, denn ynn dißen hundert iaren, da ist das Euangelium tzu Costnitz offentlich vordampt, des Bapsts lugen yn aller welt fur gesetz angenommen und er alle welt biß auffs marck schyndet, da opffert man die mesß teglig mehr denn viel hundert thausent mal ynn aller wellt, wilcher sunde keyn mag gleych seyn, da werden durch beycht, sacrament, ablas, gepott die seelen untzehlich tzur helle iagt, das sichs ansihet, als hab gott die gantze wellt dem teuffell ubirgeben. Kurtzlich, es ist nitt muglich, das grossere lugenn, grewlicher yrthum, schrecklicher blindheytt, vorstockter lesterung ymer mehr komen mugen, als itzt schon regirn ynn der Christenheyt, durch Bisschoff, kloster und hohen schulen, biß das auch der todte, blinde heyd Aristoteles die Christen leret und regirt mehr denn Christus [WA s. 97] selbst; datzu der Bapst hatt Christum auch vortilget und ist seyn stathallter, das ist war, und leyder altzu war, er sitzt freylich an Christus statt, wollt gott, er sesse an des teuffells statt. Ich schweyg auch hie der groben sunde, als unkeuscheyt, mord, untrew, geytz und dergleychen, denn da ist keyn scham noch furcht mehr, und gehet alles ym hohisten. Unkeuscheyt ist auß der naturlichen weyß komen, und hatt keynen stand alßo seher erseufft, alls den geystlichen, soll ich yhn anders geystlichen nennenn, ßo er mehr denn fleysch selbs und gantz geystloß ist.

       [Lut. 17, 27. 28] Es sey nu umb andere tzeychen wie es mag, ßo bynn ich yhe des tzeychens gewiß, da Christus spricht: Das esßen unnd trincken, bawen und pflantzen, kauffen und vorkauffen, weyb und man nehmen und andere sorge dißes lebens, sollen regiren fur seyner tzukunfft. Eben ßo gewiß ist myr das auch, das er [Matth. 24, 15] Matth. 24. vonn dem wustenn grewell sagt, dem antichrist, das unter seynem regiment die grossisten yrthum, blindheytt unnd sunde sollten regiren, wie das denn itzt unter dem Bapst auffs aller unvorschamptist, auffs aller tyrannischist, auffs aller vortzweyffeltist gehet yn hohem schwanck ; denn das stuck fur allen tzwingt mich fest tzu glewben, das Christus musse bald komen, denn solch sunde sind tzu groß, der hymell kan sie nit lenger ansehen, sie reytzen unnd trotzen dem iungsten tage tzu seher, er muß ubir sie fallen, ehe es lang wirtt; wenn es alleyn unkeuscheyt were wie fur der syndflut, odder eyttel weltliche sunde wie zu Zodoma, ßo wollt ich nicht hallten, das der iungst tag darumb solt komen. Aber gottis dienst, gotis wort, gottis sacrament, gottis kinder und alles was gottis ist vorstoren, vortilgen, vordamnen, vorlestern, und den teuffel an seyne statt setzen, anbeten unnd ehren, seyne lugen fur gottis wortt hallten, das wirt der sachen eyn ende machen, da ist myr keyn tzweyffel an, ehe man sich umbsihet. Amen.

       Solch sicherheyt der menschen fur dem iungsten tag haben auch die Apostel [1. Thess. 5, 2. 3] vorkundigt. S. Paulus spricht .1. Thess. 5. Des herren tag wirt kommen, wie eyn dieb ynn der nacht, wenn sie werden sagen: Es ist still, es hatt noch nit nodt, ßo wirt sie behend ubirfallen yhr vorterben. Nu weyß man wol, das ein dieb kompt nit ehe, denn tzu der tzeytt, da man seyn am [2. Petr. 3, 3. 4] sichersten ist, und .2. Pet. 3: Es werden tzu der letzten tzeytt komen betrieger mit falscheyt, die da wandeln nach yhrem eygen gefallen, und sagen: Wo ist [WA s. 98] die tzusagung oder seyne zukunfft? nachdem die veter gestorben sind, bleybt alle ding wie von anfang. Aber der tag des herrn wirt komen wie eyn dieb, ynn wilchem die hymel mit eynem grossen sturm vorgehen werden &c. Wer sind sie, die nach yhrem eygen gefallen wandeln, denn die geystlichen papisten, die wider gott noch menschen unterthan seyn wollen, ßondern aller welt obligen, das sie frey leben mugen und thun was sie wollen, dieselbigen sind es auch, die da sprechen: Wo ist seyn tzukunfft? meynstu, das der iungst tag ßo bald kome? ia es bleybt noch wol, wie es bißher blieben ist. Alßo leßen wyr auch ynn der vorstorung Hierusalem, da viel tzeychen geschahen, noch glewbten sie nicht, das es yhrem vorderben guelte, biß sie es erfuren, und endlich von anfang der welt ists alltzeyt ßo ergangen, das die unglewbigen nie haben glewbt, das yhr ungluck ßo nahe sey, sie habens alle erfaren, ehe [Ps. 55, 24] sie es glewben wolten, auff das bestehe der spruch Ps. 54: Die menner des blutts und der liste werden yhre tage nit helffen, denn sie vormessen ymerdar, und furchten sich nymmer, drumb muß yhr stund unvorsehens komen. Alßo wirts auch hie tzugehen, das sie den iungsten tag ubir tausent iar werffen, wenn er die nehste nacht hernach komen soll. Nu wollen wyr die andern tzeychen auch sehen.

 

[Luk. 21, 25] Es werden zeychen seyn ynn der sonnen.

Das tzeychen ynn der sonnen ist, das sie yhren scheyn wirt vorlieren, wie [Matth. 24, 29] offt geschehen ist, als Matt. 24. sagt. Die sonne wirt yhren scheyn vorlieren. Ich will hie abermal nicht frevelen, sondern meyn meynung sagen. Ettlich meynen, die sonne werde alßo finster werden, das sie hynfurt nicht mehr scheyne ; das ist nicht, denn tag und nacht muß bleyben biß an das ende, [WA s. 99] [1. Mose 8, 22] wie gott verheyssen hatt Gen̄. 8. Alßo lange die erden stett, sollen die frucht und erndt, frost und hitze, sommer und winter nacht und tag nit auffhoren, drumb muß ditz tzeychen geschehen on hynderniß des tags und der nacht, und muß doch fur dem iungsten tag geschehen, weyl es eyn vorgehend tzeychen ist, drumb kan es nitt anderß seyn, denn das die ßonne yhren scheyn vorliere, wie es pflegt.

       Nu ist alltzeyt eyn solch tzeychen der ßonnen geweßen eyn bedeuttung eynß grossen unfalls, der hernach gefolgett hatt, wie das die Cronicken außweyßen. Szo haben wyr ynn kurtzen iaren ßo viel ßonnen vorlust gehabt, das ich nit acht, das tzuvor ßo viel und ßo nahe auff eynander yhe geweßen seyen, got hatt geschwygen, ist nichts ßonderlichs ubels hernach folget, damit sind sie voracht unnd ynn den wind geschlagen. Datzu haben die sternmeyster unß gesagt, als denn auch war ist, es geschehe solch ding auß naturlichem laufft des hymels, und damit ist die vorachtung gesterckt, und die sicherheyt gemehret. Aber nichts deste weniger richtet gott alßo seyn werck auß, schweygt stille, lest uns sicher seyn, und feret ymer fortt, es sey der naturlich laufft am hymel wie er wille, ßo sind solche tzeychen allemal tzeychen des tzornß, und ist eyn gewiß unfall darnach tzukunfftig. Sollt drumb gott andere ßonnen, mond und sternen machen, odder andere tzeychen drynnen geben, ob tzuvor derselbigen ettlich mehr geschehen weren?5 Die laufft des hymels sind von ewickeyt drauff gericht, das sie fur dißem tag solten solche tzeychen machen. Die heyden schreyben, der Comet erstehe auch naturlich, aber gott schafft keynen, der nit [WA s. 100] bedeutt eyn gewiß ungluck. Alßo auch der blindeleytter Aristot. hatt eyn eygen buch geschrieben von den hymelischen tzeychen, gibt sie alle der natur, und macht, das sie nit tzeychen seyn; dem folgen unßer gelerten, und macht eyn narr die wellt voll narren. Aber du solt wissen, was sich wandellt am hymel uber die gemeyne weyße, das da gewißlich gottis tzorn seyn tzeychen sehen lest.

 

[Luk. 21, 25] Und ynn dem mond.

[Matth. 24, 29] Diß tzeychen ist, wie Matt. 24. sagt, das der mond nit wirt seyn liecht geben, das ist, er wirtt seyn scheyn vorlieren; von dißem tzeychen ist eben tzu sagen wie von der ßonnen tzeychen, es sey wie naturlich es wolle, unnd ditz tzeychen ist auch ynn kurtzen iarn viel mal geschehen. Ist doch eyn tzeyttlang daher schier keyn iar geweßen, es hatt entweder ßonn oder mond den scheyn vorloren, tzuweyllen beyde mitt eynander ynn eynem iar, tzuweylen eynß tzwey mal; sind das nit tzeychen, was sind denn tzeychen? laß seyn, das vortzeytten mehr geschehen sey, aber nicht ßo viel und nahe auffeynander und miteynander. Da Hierusalem sollt vorstoret werden, waren ettlich der tzeychen tzuvor viel mehr geschehen, dennoch waren es newe tzeychen.

 

[Luk. 21, 25] Und ynn den sternen.

[Matth. 24, 29] Das ist, wie Mat. 24. sagt, die sterne werden fallen vom hymel; das tzeychen lest sich teglich sehen, unnd ich weyß nit, obs vor tzeytten auch ßo [WA s. 101] offt geschehen sey. Aristoteles, der hohen schulen narrentreyber, macht auch naturlich unnutze ding drauß. Aber kurtzumb, das Euangelium ist gottis wort und weyßheyt, die nennet der sternen fall eyn tzeychen, da laß uns bleyben; drumb wenn die sternn fallen, odder sonn und mond den scheyn vorlieren, ßo wisse, das es tzeychen sind, das Euangelium leugt dyr nicht; weyl aber diße iare, viel und nah auff eynander geschehen, und doch nichts ßonderlichs folget, hastu tzu dencken, das es werden diße tzeychen seyn des iungsten tages, von denen hie Christus sagt; denn es muß viel und offt geschehen, den grossen tag reychlich zu deutten und tzuvorkundigen. Nu diße zeychen gehen und sind langist gangen, aber niemant acht sie; ßo soll es auch seyn, das sie auff ander tzeychen wartten, wie die Juden auff eynem andern Christ.

 

[Luk. 21, 25] Und auff erden gedrenge der volcker fur bekummernisse.

Nicht ist tzuvorstehen, das alle volcker oder das grosse teyl unter yhn solchs leydenn werde. Denn du must darauff achten haben, das es tzeychen seyn sollen; es fallen nicht alle sternn vom hymell, ßondernn gar wenig, die ßonn vorleuret yhren scheyn auch nicht eyn gantzs iar odder monat, ßondern eyn stund odder tzwo, weniger oder mehr. Der mond vorleuret auch nicht seynen scheyn die gantz woche oder eyn gantze nacht, ßondern wie die ßonne, eyn stund oder zwo, auff das es zeychen bleyben und nit gar alles vorkeret werde. Alßo werden nicht viel menschen ditz gedreng und angst leyden, ßondern gar wenig und auch nicht on unterlaß, auff das sie tzeychen den andern bleyben, die es werden vorachten, unnd durch unterricht der ertzt sagen, es sey der complexion unnd melancoley schuld, odder der planeten ym hymel, odder sonst yrgend eyn naturlich ursach erfinden; ynndes gehen gleychwol solch offenberliche tzeychen fur den blinden heymlich hynn, unnd geschicht, das wyr mit sehenden augen die tzeychen sehen unnd dennoch nitt erkennenn, wie den [Matth. 13, 1] Juden an Christo geschach, als Matt. 13. schreybt.

       Ditz gedreng aber ist nit leyplich; denn wie gehort ist es wirt frid und gutts gnug bleyben, das sie essen und trincken, bawen und pflantzen, kauffen und vorkauffen, freyen und freyen lassen, tantzen und springen, und sich ynn ditz tzeytlich leben wickeln, als wolten sie ewig hie bleyben. Ich acht, es sey [WA s. 102] die grosse marter der gewissen; denn syntemal das Euangelium vordampt ist, darynnen alleyn die gewissen getrostet werden, und menschenlere auffgericht sind, die uns leren mit unsern wercken die sund ablegen und den hymell vordienen, da folget eygentlich nach eyn schwere, enge und betrubt gewissen, das nymmer keyn ruge hatt, das gern wollt frum seyn, wolthun und selig werden, engstet sich fast und weyß doch nicht, wie es yhm thun soll. Seyn sund und gewissen drucken es, davon hatt es gedreng, wie viel es thut, so finds doch keyn ruge, damit wirt yhm denn bang, das es nit weyß, was und wie es yhm thun soll, daher komen ßo viel gelubd und wallfart, da heben sich der heyligen dienst und ehren. Daher wachßen ßo viel stifft von messen und vigilien, ettlich peytzschen und martern sich selbs, ettlich werden munch, und das sie ia viel thun, werden sie Carthußer, das sind alles werck der gedrengten und beengsten gewissen, unnd eygentlich die plage, die hie S. Lucas setzt. Denn er setzt tzwey wort, die bedeutten ßo viel, als wenn eyner tzuerst yn eyn nodt odder gedrenge keme, da es enge were, als wenn er ynn eynen engen kerker wurd geworffen, darnach wirt yhm bange, wyst nit, wie er ymer thun sollt das er auß dem gedreng keme, wurd yrre ynn yhm selbs, vorsucht ditz und das, hulffe doch keynes, das heyst man auff meyn deutsch: bange werden. Alßo gehet es dißen gewissen, yhr sund haben sie gefangen, und ligen ym enge gewissen, das drenget und engstet sie seher. Nu weren sie es gerne loß, da hebt sich das ander weh, das yhm bang wirt, wissen nit, wie sie es angreyffen sollen, vorsuchen allerley und hilfft nichts.

       Nu ynn dißer iamer geraten nicht der rohe grosse hauffe, ßondern wenig und gemeyniglich die vernunfftigisten und tzartisten seelen, und gut trewhertzigen menschen, die ßonst niemant gern unrecht thetten und erbarlich leben. Haben aber ettwas heymlichs auff yhn als denn furnehmlich ist die unkeuscheyt, das frisset sie tag und nacht, das sie nymmer grundlich auß hertzen frolich werden, und das ist eben eyn willtpret fur die munche und pfaffen, da gibts und lesset sich schinden, ßonderlich wenn es frawenvolck ist. Da beycht man und lest [WA s. 103] sich leren, absolviren und furen, wo die heyligen beychtveter hyn wollen. Dieweyl geht das elend volck hynn und ist unßers herrgotts tzeychen tzum iungsten tag. Dißen ist das Euangelium eyn leben und trost, wilchs der ander hauff dieweyl vordampt. Sihe, das tzeychen kan auch niemant leucken, das es ynn dißen hundertt iaren ßonderlich ist ganghafftig, das yhr viel drob toll unnd wansynnig worden sind, wie auch Gerson schreybt. Ob wol aber vortzeytten unnd alltzeyt solch menschen geweßen sind, ßo ists doch nit ßo weyt ynn alle wellt und ßo gemeyn geweßen; denn es hatt von anfang der welt nie keyn menschenlere das tzehenden teyl, ia das hundert teyl, ßo weytt, ßo grewlich regirt und ßo viel gewissen ermartert und ermordet, als des Bapsts unnd seyner iunger pfaffen unnd munchen; denn solch hertzen werden ßonderlich auß dem gesetz von der beychte, wilchs zuvor noch nie gepotten unnd ßo seher getrieben ist. Drumb ists auch noch nie eyn tzeychen des iungsten tags geweßen denn nur itzt. Es mussen alles grosse unnd viel tzeychen seyn, unnd doch vorachtet von dem andern grossen teyll.

 

[Luk. 21, 25] Und wirt rauschen das meer und die flusße oder die wasserwoge.

Das wirt durch winde geschehen, denn alles rauschen der wasser kompt vonn winden; darumb tzeygt der herre mit dißen wortten, das grosse und viel winde seyn werdenn; durchs meer aber soll hie nit vorstanden werden alleyn das meer außer der wellt, ßondern alle stendige stille wasser, nach dem [1. Mose 1, 10] brauch der heyligen schrifft, die da spricht Gen̄. 15 : Gott nennete die vorsamleten wasser, meer, es seyen meer, see, oder teyche, flusße, aber sind alle unstettige fließende wasser. Nu mustu hie auch nit dencken, das tzugleych auff eyn mal alle wasser, flusße, teych, seen, meer, und wo es naß ist ynn der wellt, rausche und windicht sey. Es soll eyn tzeychen seyn, das ettlich meer und flusse rauschen und windicht sind, und das es geschehe viel mal und nahe auff eynander; denn wie nit alle stern fallen unnd nit allen menschen bange [WA s. 104] ist, Alßo rauschen auch nit alle wasser, und ist auch nicht an allen ortten tzugleych windicht.

       Hie wirt fraw hulde die heydnische kunst ynn den hohen schulen sitzen unnd das maul auffwerffen, und sagen: Hastu nicht mehr wind gesehen odder wasser rausschen gehoert? leret doch meyn Aristot., wie es naturlich tzugehe &c. Die lassen wir faren, wissen wol, das gottis wortt und tzeychen mussen voracht werden von den klugen gotzen, du aber hallt dich an das Euangeli, das leret dich glewben, das alle grosse wind unnd wasserbraußen tzeychen sind, und wiewol tzuvor viel mal solch tzeychen geschehen sind, sollen sie doch ßonderlich viel und grosß seyn fur dem Jungsten tage. Ich meyne aber, das wir ynwendig tzehen odder tzwelff iaren solch wind, solch rausschen und braußen gehabt und gehoert haben, on was noch werden will, das ich kaumet glewb, das tzuvor yhe eyn tzeyt ßo grosse unnd ßo viel wind und braußen habe erhoeret. Unnd das ist auch tzu bedencken, ob vor tzeytten dißer tzeychen ettliche, und selden, auch eyntzelen geweßen sind. Szo gehen sie doch itzt mit dem hauffen semptlich daher, und nicht selden, ßondernn viel und offt, denn unßer [Luk. 21, 25] tzeytt die sihet tzugleych Sonn unnd Monscheyn vorlieren, sterne fallen, menschen bange werden, grosse wind unnd wasser braußen, und was mehr gesagt ist. Es kompt alle auff eynen hauffen. Szo haben wyr auch daneben Cometen gesehen, unnd newlich sind viel creutz vom hymel gefallen, und ist mit unter auch auffkomen die new unerhoerete kranckeyt der frantzosen. [WA s. 105] Auch wie viel tzeychen und wunder sind alleyn diße vier iar am hymel ersehen, alß sonnen, mond, sternen, regenbogen, und viel ander selltzame bilde? Lieber, laß es tzeychen seyn, und grosse tzeychen, die ettwas grosses bedeutten, wilche auch die sternnmeyster unnd fraw hulde nit mag sagen das sie auß naturlichem laufft sind komen, denn. sie haben tzuvor nichts davon erkandt noch weyßsagt. Szo wirt auch keyn sternkundiger thuren sagen, das des hymels laufft hab vorkundiget das schrecklich thier, das die Tyber zu Rom tod außwarff fur kurtzen iaren. Wilchs hatte eyn esells kopff, eyn frawen brust und bauch, eyn Elephant fuß an der rechten hand, unnd fischschuepen an den beynen, unnd eyn trachenkopff am hyndersten &c., darynn das Bapstum bedeuttet ist, der grosse gottis tzorn und straffe. Solcher hauffe tzeychen will etwas grossers bringen, denn alle vornunfft denckt.

 

[Luk. 21, 26] Die menschen werden vorschmachten fur furcht und wartte der dinge, die komen werden ubir die gantzen wellt.

Das werden auch nit seyn der rauchloß grosse hauffe, der die gottis tzeychen voracht und der natuer tzuschreybt, ßondernn die besten und frumisten, den die sach zu hertzen geht und nachdechtig sind. Und das vorschmachten oder vordurren ist tzuvorstehen, das sie sich todt furchten oder yhe nah an den todt, alßo, das sie die furcht vortzehret und krafftloß macht. Was furchten und wartten sie denn? Er spricht, die ding, die komen werden ubir die gantze wellt, das ist der iungst tag, das schrecklich gericht, hellische fewr und der ewige todt, und was damit folget. Warumb furchten und wartten sie denn, und nit die gantze wellt, ubir die es komen wirtt, und villeicht nit ubir sie? Darumb, das sie gottis tzeychen seyn sollen, die da vorachtet mussen seyn von der gantzen welt.

       Wer aber diße leutt sind, kan ich noch nit sagen, es were denn, das es die seyn sollten, die mit der hohen anfechtung des todts und der hellen tzu schaffen haben, da der Taulerus von schreybt, denn dieselbige anfechtung vortzehret fleysch und blutt, ia marck und beyn, und ist der todt selbs, das sie [WA s. 106] niemant ertragen kan, er werde denn wunderbarlich erhalten; solchs haben auch geschmeckt ettlich patriarchen als Abraham, Jacob, David, Moses, aber am end der welt soll es gemeyner werden. Aber ditz zeychen wirt villeycht noch baß wachßen, wiewol yhr viel geweßen und noch teglich sind, davon wenig leutt wissen. Es sind menschen, die ynn todts notten sind und mit dem todt kempffen, da fulen sie, was ubir die gantzen wellt komen wirt, unnd furchten sich, es werde ubir yhn auch alßo bleyben. Es ist aber tzu hoffen, das solche leutt ym gnedigen stand sind, denn Christus lauttet, als wollt er scheyden die tzwey stuck: Die furcht, und die ding, die von yhn gefurchtet werden, und teylet es alßo, das er yhn die furcht der wellt aber die furchtlichen ding gibt, damit es tzuvormuten ist, das sie durch dieselbige furcht unnd angst hie yhr helle und todt haben, und die wellt, die sich nicht furcht, den todt und die helle darnach musse leyden.

 

[Luk. 21, 26] Denn auch die krefft der hymell werden sich bewegen.

Die krefft der hymel vorstehen etlich die engel ym hymel. Aber dieweyl Christus von tzeychen sagt und spricht: Wyr werden sie sehen und dran erkennen die tzukunfft des iungsten tages, ßo mussen sie gewißlich offenbar sichtlich seyn, und von leyplichen synnen empfunden werden. Denn auch die menschen, ßo das gedreng ym gewissen haben und fur furcht vorschmachten, ob sie es wol yn der seel haben, dennoch am leybe eußerlich durch wort und geperden erkennet werden. Alßo mussen diße krefft der hymel auch leyplich unnd eußerlich bewegt unnd erkennet werden.

       Die schrifft aber redet tzweyerley weyße von der hymel krefft. Eyn mal, das ßo viel sey gesagt: Die krefft der hymel, das ist: die krefftigen hymel, [1. Mose 1, 8] odder die hymel, die da sind unter allenn creaturn das krefftigist, wie Gen̄. 1. stett geschrieben: Gott nennet die hymell firmament, das ist, festung odder krefftung. Denn alle creaturn unter dem hymel werden regirt und bekrefftigt durch das licht, hitze, bewegung der hymel; was were die wellt on hymel, denn eyn wust, willt finsterniß? gleych wie die fursten und ubirsten ynn der [WA s. 107] wellt, nennet die schrifft auch mit den namen, virtutis krafft, darumb das sie regirn und wircken uber die unterthanen.

       Zum andernn mal, heyßt krafft der hymell ßo viel, als die [Ps. 33, 6] scharen der hymel, wie Ps. 33. spricht: Die hymell sind durchs wortt gottis gemacht, und alle yhre kreffte (das ist alle yhr scharen) durch den geyst seynß [1. Mose 2, 1 ff. [!]] mundis. Und Gen̄. 1. Die hymel und erden ist bereytt worden unnd alle yhre krefft das ist, alle yhre scharen. Und diß weyße tzu reden von hymels krefften ist die rechte gemeyne weyße ynn der schrifft. Und ist klar auß dißen spruechen, das die oder krefft hymels und erden sind alles, was dryn ist, als da sind ßonn, mon, stern und alles, was droben ist, auff erdenn aber sind der menschen, thier, vogel, fisch, bewm, kreutter und was mehr drauff wonet. Szo mag nu der vorstand seyn von beyderley krefften der hymel, furnemlich aber von den scharen; ßo will nu Christus sagen, das sich alle creatur werden bewegen und dißem tage mit tzeychen dienen. Sonn und mon mit finsterniß, die stern mit fallen, die volcker mit kriegen, die menschen mit angst und furcht, die erde mit beben, die wasser mit wind und braußen, die lufft mit pestilentz und gifft, alßo auch die hymel mit yhren scharen und bewegungen.

       Was aber die bewegung der hymelischen schar sey, weyß ich noch nicht, es were denn die grosse constellation der planeten, die itzt eyntretten wirt ubir tzwey iar, denn die planeten sind gewißlich von der hymel krefften und scharen wol das furnehmist, und yhre wunderliche vorsamlung ist eyn groß gewiß tzeychen ubir wellt. Nu spricht Christus nicht, das alle scharen odder krefft der hymel bewegen werden, ßondern etliche scharen, denn nicht alle sternn werden sich bewegen, gleych wie droben gesagt, nicht alle menschen gedreng unnd furcht leyden, nicht alle wasser alltzeyt braußen und rauschen, ßonne und mon nit alle tag finster werden; denn es sollen nur zeychen seyn, die mussen nur ynn ettlichen und ym weniger teyl geschehen, das sie ettwas ßonderlichs ansehen gewynnen gegen das ander teyl, das nit tzeychen seyn wirtt. [WA s. 108] Darumb ich darauff stehe, das der hymlischen scharen bewegung sey gewißlich die tzukunfftige constellation der planeten, daruber die sternmeyster sagen, es solle eyne syndflut bedeutten, got gebe, des der iungst tag sey, wilchen sie gewißlich bedeuttet.

       Und hie soltu aber dich nit yrren lassen, das diße constellation sich auß des hymels laufft naturlich begibt, es ist dennoch eyn tzeychen von Christo genennet. Und ist fast wol seyn wartzunehmen, weyl es nitt alleyn, ßondernn gleych mit dem hauffen der andern tzeychen sich samlet und tzu gleycher tzeytt mit eyntrifft. Laß die unglewbigen tzweyffelln und vorachten gottis tzeychen unnd sagen, es sey naturlich geschefft, hallt du dich des Euangelion.

       Es sind noch mehr Tzeychen, die an andern orttern beschrieben sind, als [Luk. 17, 26 ff., Matth. 24 4 ff.] da sind, erdbeben, pestilentz, theur tzeytt und kriege, Luce. 17. und Matt. 24. wilche wyr auch viel gesehen, wiewol sie tzuvor auch geweßen sind, aber drumb sind sie nichts deste meniger gewisse tzeychen, ßonderlich, dieweyl sie mit den andern tzu gleycher tzeytt lauffen ; es bekennet auch yderman, das itziger kriegen art alßo gethan ist, das, ßo vortzeytten geweßen sind, kinder geachtet werden, ßo gar ists auffs aller grewlichst und hohist mit geschutz, harnisch und rustung komen. Aber dieweyl das heuttige Euangeli nichts davon sagt, lassen wyr sie auch bleyben. Lieber, laß es tzeychen seyn, und grosse tzeychen, die ettwas grosses bedeutten. Aber sie sind schon vorgessen und voracht.

[WA s. 109]

 

 

Und alsdann werden sie sehen des menschen ßon komen mit Luk 21, 27 krafft und grosser herlickeyt.

Hie magistu abermal die krafft deutten auff die scharen der engel, der heyligen und aller creaturn, die mit Christo an das gericht komen werden, wilchs ich den rechten vorstandt acht, oder auff die gewallt unnd stercke, das diße tzukunfft Christi sey ßo viel gewelltiger, ßo viel die erste ist kranck und geringe geweßen. Er spricht auch, nit alleyn: er wirt komen, ßondern: sie werden yhn sehen komen. Denn nach der leyplichen gepurtt ist er auch komen, wart aber von niemants gesehen. Er kompt auch noch teglich durchs Euangelium geystlich yn die glewbigen hertzen, das sihet auch niemant. Aber diße tzukunfft wirt offentlich geschehen, das yhn yderman sehen muß, wie Apoc. 1. [Off. 1, 7] auch sagt: Und alle augen werden yhn sehen, und alßo sehen, das keyn anderer sey, denn der leyplich mensch Christus, ynn leyplicher gestallt, wie er ist von Maria geporn und auff erden gewandelt; denn er hett ßonst wol mugen sagen: sie werdenn mich sehen, wilchs were nicht klarlich gesagt von der leyplichen gestallt. Aber nu er sagt, des menschen ßon werden sie sehen, ists klar außgedruckt, das es eyn leyplich tzukunfft, eyn leyplich sehen, ynn leyplicher gestallt sey, doch ynn grosser gewallt, mit grossen scharen der engel und mit aller herlickeytt, und wirt sitzen auff eyner liechten wolcken, und alle heyligen mit yhm; von dem tage sagt die schrifft viel, und ist auch alles drauff gericht.

 

[Luk. 21, 28] Wenn nu diße ding anfahen zu geschehen, ßo sehet auff und hebt auff ewre hewbter, denn es nahet sich ewre erloßung.

Hie mochstu sagen: wer kan hie das hewbt auffheben, fur solchem grewlichem tzorn unnd gericht? Erschrickt doch alle wellt fur dem tage und schlecht den kopff mehr nyder und sihet unter sich, fur schrecken und furcht, wie sollen wyr denn auffsehen und den kopff auffrichten? wilchs on tzweyffel freud und vorlangen bedeutt. Antwort: Das alles ist gesagt alleyn den Christen, die da wahrhafftig Christen sind, und nicht den heyden oder Juden. Warhafftig Christen aber sticken ynn grossen anfechtungen und verfolgungen von sunden und allerley ubel, das yhn ditz leben sawr und heßlich wirt. Drumb wartten [WA s. 110] sie und vorlangen, und bitten erloßet tzu werden von sunden unnd allem ubell, [Matth. 6, 10. 13] wie denn auch lautt das vater unßer: Deyn reych kome, und erloße uns von dem ubell. Sind wyr rechte Christen, ßo beten wyr auch dasselbige mit ernst auß hertzengrund. Betten wyrß aber nicht auß hertzengrund und ernst, ßo sind wyr noch nit rechte Christen. So wyrß denn beten, ßo muß es gewißlich mit unß alßo stehen, das wyr diße tzeychen, wie schrecklich sie sind, mit freuden [Luk. 21, 28] und vorlangen ansehen, wie hie Christus vormanet unnd spricht: Wenn diße ding anfahen, ßo sehet auff, spricht nicht: furcht euch odder schlagt den kopff unter; denn es kompt, das wyr ßo ernstlich unnd sehnlich gepetten haben. Wollen wyr denn nu ernstlich von sunden, todt unnd helle loß werden, ßo mussen wyr diße tzukunfft auffs hohist begeren und liebhaben. Alßo spricht [2. Tim. 4, 8] auch S. Paulus .2. Timo. vlt: Er wyrt myr geben die kron der gerechtickeytt, nit alleyn mir, ßondernn allen, die seyne zukunfft lieb haben. Gibt er die kron allen, die seyne tzukunfft lieb haben, was wirt er geben denen, die sie hassen und schewen? on tzweyffell die helle, als seynen feynden. Unnd Tit. 1: [Tit. 2, 13 [!]] Wyr sollen wartten auff die tzukunfft der herlickeyt des gottis, der groß ist, [Luk. 12, 36] und Luce. 12. Ihr sollt seyn wie die leut, die da wartten auff yhren herrnn, wenn er kompt von der wirtschafft.

       [Matth. 6, 10. 15] Die aber furchten und wollten nicht, das er keme, was machen sie, wenn sie beten: Deyn reych kome, deyn wille geschehe, Erloße uns vom [!] dem ubel? Tretten sie nicht fur gott und liegen yhn an widder sich selbs?2 Streben sie nicht auch widder gottis willen, der dißen tag haben will umb erloßung willen seyner heyligen? Darumb ist hie groß vleyß tzu haben, das yhe nicht ynn uns funden werde hasß odder schewe dißes tages, denn solchs schewen ist eyn boße tzeychen und gehoret tzu den vordampten, derselbigen hartter kopff und vorstockt hertz muß mit solchem stoß und erschrecken bewegt und brochen werden, ob sie sich pessern wolten. Aber den glewbigen soll er trostlich und lieblich seyn, es wirt der tag seyn tzugleych die hohist freud und sicherheytt den glewbigen, und das hohist schrecken und flucht den unglewbigen, gleych wie auch auff dißem leben die Euangelische warheyt ist aller sussist den guten, aller heßlichst den boßen. Warumb sollten sich die glewbigen furchten, und nicht auffs hohist sich frewen? syntemal sie auff Christum vortrawen, unnd der richter umb yhrer erloßung willen kompt und yhrß teylls ist?

[WA s. 111]

 

Szo sprichstu aber ia, ich wolt wol auch wartten und lieben diße tzukunfft, wenn ich frum on sund were. Anttwortt: Wolan, was hilfft dich denn das furchten und fliehen? damit wirstu nitt erloßet von den sunden, wenn du gleych tausent iar dich alßo furchtist. Die vordampten furchten sich ewiglich dafur, dennoch werden sie da mit yhrer sund nicht loß, ia, diße furcht mehret nur die sunde, unnd hyndert, das du on sund nicht seyn kanst, und doch dem tage nicht entfliehen magist. Es muß die furcht außgehen und eyn lust eyngehen tzur gerechtickeytt unnd tzu dißem tage. Szo es aber war ist, das du gern frum und on sund werist, ßo danck gott und hallt an, begere noch mehr on sund tzu seyn, und wolt gott, solch begird were ßo rechtschaffen und groß ynn dyr, das dichs todtet. Es ist niemant baß gerust auff den iungsten tag, denn der do begert on sund tzu seyn. Bistu yn solcher begird, was furchstu dich? bistu doch dadurch mit dißem tag eyner meynung. Er kompt, das er von sunden erloßen will alle, die es begeren, und du bist auch der meynung, das du alßo wilt loß seyn; danck du gott, bleybe und fare fortt ynn der meynung. Christus spricht, es sey eyn erloßung seyne tzukunfft. Aber sihe tzu unnd treug dich selbs nicht, das du sprichst, Du woltist gern on sund seyn und den tag nicht furchten. Villeicht ist deyn hertz falsch und furchst yhn, nit das du gernn on sund werist, ßondern das du fur yhm nit kanst frey und sicher sundigen. Da sihe tzu, das nit das liecht ynn dyr finsterniß sey; denn eyn hertz, das warhafftig der sund gern loß were, das frewet sich gewißlich dißes tages, der yhm seyn begird erfullen wirt. Frewet sichs aber nicht, ßo ist nicht grundlich begirde da, von sunden loß tzu seyn.

       Darumb mussen wyr fur allen dingen ablegen den hasß und schewe dißer zukunfft, und vleyß haben, das wyr mit gantzem ernst gern der sunden loß weren; wenn das gethan ist, ßo mugen wyr des tages nicht alleyn sicher gewarten, ßondernn auch mit gantzen begirden und freuden darumb bitten und [Matth. 6, 10] sprechen: Deyn reyche kome, deyn wille geschehe. Und hyrynnen mustu deyn dunckel und fulen faren lassen und dich an die trostlichen wort Christi hallten und auff sie dich gantz erwegen. Sihe, wie solt er dich doch lieblicher ermanen [Matth. 24, 6] und ermannen, trosten und stercken. Zum ersten spricht er: yhr werdet von kriegen horen, aber yhr solt nit erschrecken. Wenn er dich heyst nit erschrecken, was ists anders, denn das er gepeutt, du solt getrost seyn und solch [Luk. 21, 28] tzeychen mit freuden erkennen? Zum andern heyst er dich frolich auffsehen. [WA s. 112] Zum dritten, das hewbt auffheben. Zum vierden nennet erß deyne erloßung. Was soll dich trosten und stercken, wenn dich solche wort nit stercken? Weynstu, das er dyr liege, odder wolle dich betriegen tzu falscher tzuvorsicht? Lieber, laß solch wortt nit vorgebenß gesagt seyn, danck du gott und vorlaß dich drauff, es ist ßonst keyn rad noch trost mehr, wo du diße wortt ynn den wind schlegist, es ist nitt deyn vordamniß, ßondern deyn erloßung, spricht Christus trostlich, und du wilt dyr selbs diße wort umbkeren, und sagen, es sey nit deyn erloßung, ßondern deyn vordamnisse, und fleuhest deyn eygen selickeit, kanst got nit grussen, der dyr begegnet, noch dancken, der dich grusset.

       Er hatt on tzweyffel solche trostliche wort tzu gutt gesagt auch den kleynmutigen, wilche, ob sie wol frum unnd tzu dem iungsten tag bereyt sind, doch fur alltzu grosser furcht sich engsten und hyndern an der begirden dißer tzukunfft, [Luk. 21, 28] wilche ßonderlich am ende der wellt erfunden werden. Drumb nennet erß yhr erloßung; denn am ende der welt, da die sund auffs aller grewlichst ubir hand haben sollen, und neben der sund das ander ubel, die straffe der sunde, mit pestilentz, krieg, theurung auch ubirhand haben sollen, ists nott den glewbigen eyn starcker trotz und trost widder alle beyde ungluck der sund und der straffe; darumb furet er das lieblichst wort: Erloßung, wilchs alle hertzen gern horen; was ist erloßung? wer wolt nit gern erloßet seyn? wer soll lust haben tzu bleyben, unter solchem wusten weßen, beyde der sunde und der straffe? Wer solt nit billich eyn ende solcher iamer, solcher ferlickeyt der seelen, solcher vorterben der menschen wundschen? ßonderlich ßo Christus ßo lieblich uns darvon reytzt, locket und trostet. Die heylloßen trawmprediger sind tzu straffen, wilche mit yhrem predigen den hertzen diße wort Christi vorpergen und den glawben davon wenden, wollen die leutt mit blossem schrecken frum machen, und darnach durch eygene gutte werck und gnugthun fur die sund tzu dißem tage bereytten. Da muß denn eyttel vortzagen, furchten und schrecken bleyben und wachßen, und damit hasß, widerwillen und schewe dißer tzukunfft Christi, das ist: gottis feyndschafft yn den hertzen auffgericht werden. Dieweyl sie lernen Christum nicht anders ynn sich bilden, denn nur als eynen strengen richter, den sie mit yhren wercken stillen und ßuenen sollen, und halten yhn nymmer fur eynen erloßer, wie er sich selb hie nennet und erbeutt, des ym festen glawben tzu wartten sey, das er uns durch lautter gnaden erloße von sunden und allem ubel. Sihe, alßo gehet es alle tzeytt, [WA s. 113] wenn man das Euangelium nit recht predigt, unnd nur mit gepotten unnd drewen die hertzen iagt, ßo treybt man sie nur weytter von gott und macht sie nur unwillig auff gott. Schrecken soll man, aber nur die halstarcken und vorstockten, darnach aber auch wider stercken und trosten, wenn sie furchtsam und tzaghafft worden sind.

       [Matth. 6, 9 ff.] Auß dißem allen sehen wyr, wie wenig menschen sind, die das vater unßer beten, ßo es doch yn aller welt on unterlaß untzehlich gepett wurt; denn gar wenig ist yhr, die nit lieber wolten, dißer tag keme nymmermehr, das ist nit anders, denn das gotis reych nit komen solt, alßo bett yhr hertz wider yhren mundt, und got richtet nach dem hertzen, sie aber nach dem mund, darumb stifften und halten sie viel gepett, plerren alle kirchen voll yn aller welt, und heysset alles gepettet, ßo es doch ym grund nit anders lautt, denn alßo: Deyn reych kome ia nicht, oder kome ja noch nicht. Sage myr, ist solchs gepett, nit eyn rechte gotis lesterung, und eyn solch gepet, davon [Ps. 109, 7] Ps. 108. sagt: Seyn gepett soll tzur sunde werden?! Noch gehet itzt aller welt gutt und gellt hieher, das solcher lesterung nur alle winckel voll werdenn unnd lasse sich gottis dienst nennen.

       Doch soll der nit vortzagen, der solch furcht an yhm fulet, ßondern derselbigen weyßlich prauchen, der aber braucht seyn weyßlich, der solch furcht yhm lesset eyntreyben und vormanen seyn tzu bitten umb gnade, die von yhm nemme die furcht, und gebe yhm lust und vorlangen tzu dissem tage. Denn [Matth. 7, 7 ff.] Christus hatt verheyssen: Was wyr bitten, sollen wyr empfahen Matt. 7. Darumb sind solche furchtsam leutt ia neher bey yhrem heyl, denn die rauchloßen, hartsynnigen, die sich wider furchten noch trosten des tages; denn ob sie noch nit lust unnd vorlangen datzu haben, ßo haben sie doch eyn treyben, das sie vormanet zu bitten umb lust und vorlangen. Der braucht aber der furcht unweyßlich, der sie nur mehret und drynnen bleybt, als wolt er dadurch sich von sunden reynigen, aber es wirt nichts drauß; denn nicht die [1. Joh. 4, 18] furcht, wilche außtrieben seyn muß, als S. Johan. sagt, sondern die liebe, [1. Kor. 13, 13] wilche da bleyben muß, als S. Paulus sagt, dieselbige vortilget alle sund, [1. Petri 4, 8] wie S. Peter sagt. Die furcht sol aber treyben solch liebe tzu suchen und [Matth. 12, 31] bitten von gott; denn wo sie nit außgehet, da widerstehet sie gottis willen [WA s. 114] und deyner eygen erloßung, das ist denn ein sund yn den heyligen geyst. Wiewol nit nott ist, das er gantz und gar on furcht sey, denn es bleybt ymer natur ynn uns, die ist schwach und kan nit on furcht des tods und des gerichts bestehen, aber der geyst soll yhe doch oben ligen, wie Christus sagt [Matth. 26, 41] Matt. 26: Der geyst ist geneygt, aber das fleysch ist kranck.

 

[Luk. 21, 29 —31] Und er sagete zu yhnen eyn gleychniß. Sehet an den feygenbawm und alle bewme, wenn sie itzt ausschlahen, ßo sehet yhrß an yhnen und erkennet, das nahe ist der sommer. Alßo auch yhr, wenn yhr das alles sehet geschehen, ßo wisset, das nahe ist das reych gottis.

Eyttel trostwort sind das, er gibt nicht eyn gleychniß von dem herbst oder winter, da alle bewm kal werden unnd betrubt tzeyt angehet, ßondern von dem lentzen und sommer, das eyn froliche lustige tzeytt ist, da sich alle creaturn auffthun, und frolich sind, damit er yhe klerlich gnug leret, das wyr uns des iungsten tags sollen mit solcher lust und begirden vorsehen und trosten, als sich alle creatur auff den lentzen odder sommer frewet; was solt sonst dise gleychnisse, wo er das nit wolt uns darynnen leren? Er hett wol eyn ander funden, da solch lust und freude nicht ynnen ist. Datzu spricht er [Luk. 21, 31] nicht: es ist nah ewer helle oder vordamniß, ßondern: das reych gottis. Was ist das reych gottis nahe seyn, anders denn das unßer erloßung nah ist? [Luk. 17, 21] Das reych gottis sind ia wyr selbs, wie er sagt Luce. 17: Sehet, das reych gottis ist ynnwendig ynn euch selbs, darumb nehet sichs denn, wenn wyr schier sollen erloßet werden von sunden und von ubell; denn ynn dißem leben fehet es an ym geyst, aber dieweyll wyr noch mitt den sunden streytten mussen, viel ubells leyden, datzu der todt noch fur uns, ist das reych gottis noch nicht volkommen; wenn aber nu sund und todt mit allem ubell von uns genommen wirt, da ists denn volkomen, das soll thun der iungst tag, und nicht geschehen yn dißem leben. Darumb lieber mensch, sihe deyn leben an, forsche deyn hertze, wie das sey gesynnet gegen dißem tage. Vorlaß dich nit auff deyn gutt leben, es wirt dyr bald tzu schanden, ßondern denck unnd sterck deynn glawben, das du dißes tags nit erschreckist, mit den vordampten und vorkerten, ßondern seyn begerist als deyner erloßung und des reychs gottis ynn dyr, das, wenn du yhn horist nennen oder dran gedenckist, deyn hertz tantze fur freuden und [WA s. 115] sehnlich nach yhm vorlange. Wirstu nit dich daher richten, ßo denck nur nicht, das du sonst bestehen werdist, wenn du gleych aller heyligen werck hettist.

 

[Luk. 21, 32. 33] Warlich ich sage euch, diß geschlecht wirt nicht vergehen, biß das alles geschehe. Hymell unnd erden werden vergehen, aber meyne wort werden nicht vergehen.

Warumb macht der herre seyne wort ßo fest unnd theur? und bestettiget sie ßo ubir massen hart mit gleychnissen, mit eyde, mit wartzeychen des geschlechts, wilchs daneben bleyben soll, und das auch, ehe hymell und erden vergehen sollen. Das alles geschicht darumb, das, wie droben gesagt ist, alle welt ßo sicher wirt seyn, unnd die tzeychen mit sehenden augen ßo gar vorachten, das freylich keyn gottis wortt ßo gar voracht geweßen sind, als diße seyn werden, da er den iungsten tag vorkundigt und vortzeychnet. Es wirt fur aller wellt scheynen, es seyen die tzeychen nit, und ob sie schon sehen, werden sie doch nitt glewben, das auch die außerweleten mochten tzweyffelln an solchen gottis wortten und tzeychen, auff das alßo der tag eben kome, wenn die welt noch nie ßo sicher ist geweßen, und werd auff eynen augenblick ubereylet ynn der [1. Thess. 5, 2. 3] hohisten sicherheyt, wie S. Paulus droben eyngefurt ist. Darumb will Christus uns yhe gewiß machen, und auffwecken, das wyr des tages ia gewißlich wartten, wenn die tzeychen komen. Und tzwar obgleych die tzeychen ungewiß weren, ists doch denen on alle fahr, die sie gewißlich dafur hallten, aber ferlich denen, die sie vorachten. Darumb last uns des gewissen spielen und die obgesagten tzeychen fur die rechtschuldigen halten, auff das wyr nicht anlauffen mitt den geystloßen; feylen wyr, ßo haben wyr doch troffen, feylen sie aber, ßo wirt es gefeylet mit yhn bleyben.

       [Luk. 21, 32] Diß geschlecht nennet er die Juden, und tzwinget hie dißer spruch klerlich, das nit war sey die gemeyne rede, das die Juden sollen alle Christen werden, [Joh. 10, 16] und furen den spruch datzu Johan. 10: Es wirt eyn hirtte und eyn schaffstall werden, wilcher ist erfullet, nit da die Juden zu den heyden, ßondern da die heyden zu den Juden tratten und Christen worden tzur Apostel tzeyt, wie es [WA s. 116] auch S. Aug. viel mal außlegt, auch die wortt Christi selbs geben, da er sagt [Joh. 10, 16] Johan. 10: Ich hab noch andere schaff, die sind nicht auß dißem schaffstall, die muß ich auch holen, und sie werden meyne stymme hoeren, unnd wirt eyn hirtte und eyn schaffstall werden. Hie sihestu klarlich, das er redet von den [Luk. 21, 32] heyden, die tzu dem Judischen schaffstall komen sind, drumb ist der spruch lengist erfullet. Aber hie spricht er, diß geschlecht soll nicht vorgehen, biß anß ende, das ist: Juden, die Christum creutzigt haben, mussen bleyben tzum wartzeychen, und ob yhr schon viel bekeret werden, ßo muß doch das geschlecht und die art uberbleyben.

       Es haben auch ettlich sich bemuehet, wie hymel und erden vorgehen sollen, nemen den blinden heyden Aristot. zu hulff, der muß yhn Christus wort außlegen, und sagen, das hymel unnd nicht nach dem weßen, ßondern nach der gestalt vergehen werden, wissen viel was sie sagen. Wenn sie es alßo vorstunden, das hymel und erden werden ettwas seyn, ßo were es wol recht, aber lasß die blinden faren, du solt wissen, das gleych wie unßere leychnam auch nach dem weßen vorwandelt werden, und doch eben dieselbigen widderumb auch nach dem weßen gemacht werden, alßo wirt hymel und erden am iungsten tag mit allen elementen und was allenthalben ist, durchs fewr zuschmeltzt und zupulvert werden, sampt aller menschen corper, das nichts denn eyttel fewr allenthalbenn seyn wirt, unnd alsbald drauff alles widderumb new auffs aller schonest geschaffen, das unßer corper hell leuchten werden wie die ßonne, [WA s. 117] [2. Petri 3, 10 – 13] und die ßonne sieben mal heller, denn sie itzt ist; davon sagt 2. Pet. 3: Des herrnn tag wirdt komen, yn wilchem die hymel werden mit grossem sturm zurgehen, und die element werden fur hitze zurschmeltzen, unnd alles gepew auff erden tzupulvert. Aber newe hymel und new erden, und was er uns verheyssen hatt, gewartten wyr, darynnen wirt die gerechtickeyt wonen. Szo betzeugt auch [1. Kor. 3, 13] S. Paulus 1. Corin. 3, das der iungst tag ym fewr wirt offenbar werden. [Jes. 30, 26] Und Isai. 301 : Und das liecht des monden wirt seyn wie das liecht der ßonnen, und das liecht der sonnen wirt seyn siebenfelltig, gleych als eyn liecht von sieben tagen, zu der tzeytt, wenn gott seynes volcks wunden vorwinden und [Jes. 65, 17. 18 [!]] dieselbige seyner vorletzung heylen wirt. Item. 662 : Sehet, ich schaffe new hymell und new erden, und der vorigen wirtt nitt mehr gedacht werden, ßondernn yhr werdet euch frewen und springen ewiglich, ynn denen, die ich schaffe. Darumb ist diß vergehen nicht alleyn nach der gestalt, ßondern auch nach dem weßen, es sey denn, das du nit wolltist das vorweßet heysßen, das zu pulver wirt, biß man es nit finden noch sehen kan, wie die vorbrantten corper tzu asschen und tzu nicht werden.

       Wo bleyben aber die weyl unßer seelen, wenn an allen ortten der creatur eyttell fewr seyn wirtt unnd keyn poden noch rawn? Antwort: Lieber, sage myr, wo sind sie itzt? odder wo sind sie, wenn wyr schlaffen? da sie nichts wissen, was ausßen am leybe und allen leyplichen creaturn geschicht, meynstu, das gott nitt vormuge die seelen ynn seyner hand bewaren, das sie nymmer gewar werden, wie hymel und erden zu pulver wirt? oder meynstu, er muesße eynen leyplichen stall datzu haben, wie eyn hirtt tzu seynen schaffen? Es ist gnug, das du wissest, sie sind ynn gottis handen, unnd ynn keyner creatur schosß odder rawm, ob du nicht wissest, wie das tzugehe, laß dich nicht yrren, [WA s. 118] syntemal du noch nicht erlernett hast, wie dyr geschehe, wenn du entschleffist odder auffwachist, und kanst nymmer wissen, wie nahe dyr der schlaff odder das wachen sey, damit du doch teglich umgahist, wie woltistu denn diß erfaren? Es heyst: Vater, yn deyne hende befilhe ich meynen geyst, da bleybt es bey, ynndes wirt hymell unnd erden new, unnd unßer leybe auch, und werden wider lebendig tzur ewigen selickeyt, Amen. Wenn wyr wissten, wie die seelen behallten wurden, ßo were der glawbe auß, aber nu wyr faren, und nitt wissen wohynn, wagens auff gott und yn seyne hende, bestehet der glawbe yn seyner wirde.

 

Am letzten.

[Luk. 21, 25] Mussen wyr auch eyn wenig geystlicher deuttung sehen ubir diß Euangeli. Die ßonne ist Christus, der mond die kirchen, die stern die Christen. Die krefft der hymel sind die prelate oder planeten yn der kirchen. Nu die leypliche zeychen bedeutten gewißlich, wie es schon lengist ergangen ist und ergehet yn der Christenheyt; denn sie folgen nach dem vordienst der sunden, drewen [Matth. 24, 29] und zeychen die straff uber dieselbigen. Das die ßonne den scheyn vorleuret, ist keyn zweyffel, es bedeutte, das Christus nit leuchtet yn der Christenheyt, das ist: Euangelium wirt nit predigt, und der glawbe vorlisschet, das keyn gotisdienst mehr da ist; das geschicht und ist geschehen durch menschen lere unnd werck, unnd sitzt der Bapst an Christus statt ynn der kirchen, und leuchtet wie eyn dreck ynn der latern, er mit seynen Bisschoffen, pfaffen, munchen; die sind es, die uns die ßonn vorfinstert haben, unnd an statt des rechten gottisdiensts auffgericht eyn goetzen- und potzendienst mit platten, kutten, kleydern, pfeyffen, leutten, singen, klingen &c.. O finsterniß, o finsterniß! Darauß muste folgen: das der mond auch keyn scheyn gebe, das ist, da der glawbe vorlasch, must die liebe auch vorlesschen, das man keyn Christliche werck mehr sehe, keyn exempel funden wurde, da eyner dem andern dienet, ßondernnn das volck nur auff goetzen- unnd potzenwerck gefurt wurde, tzu stifften mesß, vigilien, allter, capellen, kilch, glocken, und des gaugkelwercks. O finsterniß abermal!

[WA s. 119]

 

 

       [Matth. 24, 29] Den fall der stern deutte ich dahyn, wenn eyn mensch taufft und Christen worden ist, und darnach eyn pfaff odder munch wirt. Glewbe myr wer do will, wer nit will der laß es, ich weyß was ich sage. Ich sage nit, das sie alle vorloren werden, Gott kan wol ym fewr erhallten, wilchen er wil. Aber das sage ich, wer pfaff odder munch wirt, ynn dem namen, das er eynen seligen stand will annehmen, der tritt vom Christlichen glawben yn den unglawben. Denn der sternen fall bedeutt nicht die groben felle, als da ist, mord, unkeusch, diebstal, ßondernnn den fall vom glawben. Pfaffen und munch (wo gott nit wundert ßonderlich)2 sind yhrs stands halben gewißlich abtrunige und vorleuckete Christen, das keyn erger volck auff erden ist. Die Turcken sind auch unchristen, aber ynn tzweyen stucken sind sie besser, denn disße. Zum ersten, das sie nie sind Christen oder stern geweßen, auch nit vom glawben tretten. Zum andernnn, ßo thun sie keyne sunde an den sacramenten. Aber diß volck macht auß der mesß eyn opffer und gutt werck, thutt das teglich unnd untzehlich, wilchs doch ist die aller grewlichst vorkerung, die von der sonnen beschienen ist. Kurtzumb, wer durch werck und geystlich stand will frum und selig werden, der tritt vom glawben, und fellt vom hymell; denn alleyn Christus blutt muß uns frum und selig machen, drumb wenn du eynen sternen fallenn sihest, ßo wisse, das es heyst pfaffen, munch, nonnen werden.

       Das aber die leutt vorschmachten fur gedrenge, bedeutt die marter, ßo des Bapsts heyligen und vorfallene sternn haben; denn sie thun groß dinck, und yhr gewissen hatt doch nymmer fride, wie die gantz schrifft yhr weßen nennet muhe und erbeyt.

       [Luk. 21, 25] Das braussen der wind und rauschen der wasser sind der welltliche stand, ubirst und unterst, da ist keyn furst, keyn land mit dem andern eyniß, keyn trew, keyn zuvorsicht unternander, eyn iglicher auff das seyne gericht; damit ist auch keyn straff, keyn tzucht, keyn furcht auff erden, und geht alle wellt yn fressen, sauffen, unkeuscheytt unnd ynn allen lastern frey, das es saußet und braußet.

       [Luk. 21, 26] Die kreffte der hymel sind unßere planeten, unßere geystliche iunckern und tyrannen, Bapst, Bisschoffe und yhre gesellen, die hohen schulen, die ßo tieff ynn das weltlich regiment, gutt, ehre, unnd luft gesessen sind, mit aller sicherheyt, das sie gemeynet, sie weren nicht planeten, das ist, Errones; denn planeta auff kriechisch heyst eyn yrriger, der keynen rechten weg gehet, ßondern nur hynder sich und tzu beyden seytten, wie die planeten ym hymell auch thun; [WA s. 120] das legen die deutschen auß mit eynem sprichwortt, und sagen: Die gelerten, die vorkereten, das ist: das geystlich regiment ist eyttel planeten. Nu aber das Euangelium auffbricht unnd tzeygt yhn an yhre tugent, und ferbet sie mit yhrer eygen farbe, das es ungelerte goetzen und seelvorfurer sind, wollen sie tzornig werden, bewegen sich, und machen eyne constellation, tretten tzusamen, wollens mit bullen und papyr schuetzen, drewen eyne grosse sindflutt, aber es will und wirt sie nichts helffen, der tag bricht an, den wirt man nicht unter den scheffell stortzen, als were es eyn wachsliecht.

       [Luk. 21, 29] Das gleychniß vom feygenbawm sihet mich an, als sey es die heyligen schrifft, die bißher unter der banck gelegen, die schlehet auß, hat bletter gewonnen, das ist: yhr wort das bricht auß; denn ynn tzwelff hundertt iaren ist sie nicht ßo fernn erauß, die sprachen auch nicht alßo bekand geweßen; das ist aber myr keyn tzweyffel, das die schrifft eyn feygenbawm sey, als das leychtlich tzu beweren ist; denn das sind die feygenbletter, da Adam und Heva sich mit deckten, denn der schrifft braucht ymer der allt Adam, sich damit tzu schmucken. Alßo muß das buch erfur, die bletter mussen grunen, und hilfft nicht, das die planeten viel drumb sich bewegen. Aber der sommer ist nicht ferne, wolt got, die frucht folgeten den blettern auch, ich beforge, es wolle nur bey den blettern bleyben. Denn wyr reden viel vom rechten glawben, thun aber nichts. Das sey gnug von der deuttunge, wer weytter will, hatt hiemit ursach und anfang tzu trachten. Aber die planeten sollen dißer keyneß glewben, mit yhren rotten, das yhe die schrifft war bleybe, die yhn gibt grosse sicherheyt unnd vorachtung ynn allen gottis wortten, wercken und tzeychen.

 

 

 

 

Am dritten sontage ym Advent Epistell S. Pauli. [1. Kor. 4, 1 –5] I. Corinth. 4.

 

1522[WA s. 120]

Da fur halte uns der mensch, als diener Christi und haußhallter ubir die geheymniß gotis. Hie fragt man nu unter den haußhalltern, das yemand werde trew erfunden. Myr aber ist das eyn geringes, das ich von euch gerichtet werde oder von eynem menschlichen tage; auch richte ich mich selbs nicht. Ich bynn myr nichts bewust, aber darynn bynn ich nicht gerechtfertiget. Der mich aber richtet, das ist der herr. So richtet nu iah nicht fur [WA s. 121] der tzeytt, biß der herr kompt, der auch erleuchten wirt das verporgene der finsterniesß, und wirtt offenbaren den rad der hertzen, und alsdenn wirtt eynem iglichen lob von gott widderfaren.

 

Diße Epistell gibt eyn exempell des Euangelij am ersten sontag ym Advent, [Matth. 21, 7] da wyr gehort haben, das die iunger nicht selbs auff dem fullen ritten, ßondern furetenß zu Christo, und satzten yhn drauff; das thut hie der Apostel [1. Kor. 1, 12] auch. Denn die Corinther fiengen an sich zu spalten und zu hangen an den Apostoln, eyn teylls rumeten sich S. Peters, eyn teylls S. Paulus, eyn teylls S. Apollo, eyn iglicher warff auff seynen Apostell, von dem er getaufft odder geleret war, odder der yhn dunckte der furnehmist seyn. Da kompt Paulus und weret, lest keynen sich rumen von eynigem Apostel, ßondern alleyne von Christo, spricht, es lige nichts dran, wer die seyen, durch wilche sie tauffet unnd geleret sind. Aber da lige es gar an, das sie Christum eyntrechtlich hallten und yhm alleyn unterworffen seyen. Alßo leret sie Sanct Paulus seyn, was sie von den Apostelln hallten sollen, unnd ist die gantz Epistell eyn grewlicher stosß widder das Bapstum und geystlich regiment, wie wyr sehen werden.

 

[1. Kor. 4, 1] Dafur hallt uns eyn mensch, als fur die diener Christi und haußhallter ubir das geheymniß gottis.

Das ist gesagt von allen Apostelln, und aller Apostelln stull erben, es sey S. Peter odder S. Paulus; darumb ist uns hie gar eben wartzunehmen, wie man Apostell und itzt die Bisschoffe hallten soll, das wyr sie nicht tzu hoch noch tzu nydrig hallten. Denn S. Paulus, ia der heylig geyst, hat diße masß nicht umbsonst gesetzt, on tzweyffel, das wyr schuldig sind, uns darnach tzu richten. Desselbigen gleychen ist den Bisschoffen hiemit gesetzt, wz yhr ampt seyn sol, und wie weyt yhr gewalt sich streckt. Auff das, ßo wyr eyn Bisschoff sehen, der sich mehr unterwindet, denn dißer text gibt, das wyr denselben gewißlich fur eynen wolff und des teuffels Apostell hallten und meyden sollen; denn das wirt gewißlich der Endchrist seyn, der weytter regirt ym geystlichen regiment, denn hie bestympt ist. [WA s. 122]

       [1. Kor. 4, 1] Zum ersten spricht er: Wyr sollenn sie fur nichts anders auffnehmen noch hallten, denn fur diener Christi. Und sie sollen auch fur nichts anders wollen gehalten werden. Aber diener Christi soll hie nit heyssen von dem gottisdienst, den man itzt Christusdienst nennet, als mit beten, fasten, kirchen gehen, und alles, was das geystlich recht, stifft, kloster und gantz geystlicher stand gottisdienst nennet; denn das sind eyttell ertichte wortt und werck, dadurch dißer spruch Pauli und ander mehr aller ding vorfinstert sind, das itzt niemant mehr weyß, was hie Paulus Christusdienst heysse. Er meynet den dienst, der eyn ampt ist. Alle Christen dienen gott, aber sie sind nit alle [Röm. 11, 13] ym ampt. Alßo nennet er auch Ro. 11. seyn ampt eyn dienst: Ich will meynen dienst preyßen, weyl ich der heyden Apostel bynn, und droben yn der [Röm. 15, 8] nehisten epistel : Ich sage, das Christus eyn diener ist geweßen der beschneydung, [2. Kor. 3, 6 |!]] und .2. Cor. 4: Er hatt uns gemacht, das wyr gnugsam sind worden tzum dienst des newen testamentts des geysts und nicht des buchstaben.

       Unnd wo nehm ich eyn solch starcke sprach?5, das ich auß aller Christen hertzen kund reyssen den tieff eyngedrungen yrthum, durch die Pabstey, das sie den dienst Christi und dienst gottis nicht anders deutten denn auff yhr eygen werck, die sie on mittel gegen Christo wircken. Hoere doch lieber mensch, Christo dienen und got dienen, heyst furnemlich bey S. Paulo eyn ampt furen, das Christus yhm befolhen hatt, nemlich das predigen, es ist eyn dienst, der von Christo, nicht tzu Christo gehet, und der nit von uns, ßondern tzu uns kompt; das mustu wol mercken, unnd ist seher nott, du kanst sonst nichts wissen, was die Paulischen wortt wollen: Minister, ministerium, ministratio, ministrare &c.. Er heyst es ymer dienen, dienst, diener &c.. Sellten aber denckt er auch des diensts, der uber sich tzu gott gehet, ßondern aller gemeynist des, [Luk. 22, 27] der unter sich tzu den menschen gehet. Denn auch Christus ym Euangelio den Apostelln gepeutt, sie sollen die untersten und der ander diener seyn.

       Und auff das er von solchem dienst vorstanden wurdt, hatt er mit [1. Kor. 4, 1] vleyß hyntzusetzt und sich selb vorkleret, und spricht: Schaffner odder haußhallter, wilchs nicht kan denn vom predigenampt vorstanden werden. [WA s. 123]

       Er nennetts aber darumb Christus dienst und sich Christus diener, das er solch ampt von yhm empfangen hatt und yhm befolhen ist tzu predigen. Alßo sind alle Apostelln unnd Bisschoffe Christus diener, das ist: Christus prediger, Christus boten, Christus amptleutt, tzu den menschen mit seyner bottschafft abgefertiget, das die meynung dißes spruchs sey diße: Eyn iglicher unter euch sehe zu, das er nicht eyn ander hewbt setze, eyn andern herrn auffwerffe, eyn andern Christus mache, ßondernnn allesampt bleybt an dem eynigen Christo; denn wyr sind nicht ewr herrn, noch ewr ubirsten, noch ewr hewbt, wyr predigen auch nit von uns, wyr leren euch nicht unßer eygen wort, furen euch nicht unter unßernn gehorsam, das yhr uns musset unterthan seyn und unßer lere hallten. Nicht alßo, nicht alßo, ßondern wyr sind boten und diener des, der ewr ubirster, hewbt unnd herre ist, wyr predigen seyn wortt, werben seyn befelh, furen euch alleyn unter seynen gehorsam. Dafur sollt yhr uns auch hallten, keynß andern sollt yhr von unß gewartten, auff das, ob wyr woll ander menschen sind denn Christus, doch nicht andere lere, ander wortt, ander regiment, ander ubirkeyt denn Christi durch unß ubirkomet; wer unß alßo auffnympt und hellt, der hellt recht, der nympt nicht unß, ßondern Christum selbs auff, wilchen wyr alleyne predigen. Wilcher aber unß nicht dafur hellt, der thutt unß unrecht, lest Christum, das gemeyne heubt, faren, unnd will eyn eygen hewbt auffwerffen, unnd unß tzu gotzen machen.

       [Richt. 8, 22. 23] Alßo leßen wyr Judic. 8, das die kinder von Israel tzu Gedeon sprachen: sey du unßer herr unnd deyn kinds kind. Aber er anttwortet: Ich will nicht ewr herr seyn, unnd meyne kinder sollen auch nicht ewr herren seyn, ßondernn [1. Sam. 8,] gott soll ewr herre seyn. Und .1. Reg. 8. da die kinder von Israel eynen konig begerten von Samuel, sprach gott: Sie haben nit dich, sondern mich furwurffen, das ich nit sey eyn koenig uber sie. Hie sehen wyr, das gott keyn ubirkeyt leyden kan, denn seyne alleyn ynn seynem volck. Mochtist aber hie fragen, wie sie daran sundigeten, ßo doch Gedeon von gott yhn geben war tzum hewbtman ym streytt, unnd darnach viel heyliger konige ubir sie von gott gesetzt waren? Anttwort: Es war nicht sund odder widder gott, das sie koenige [WA s. 124] oder fursten hatten, denn ubirkeytt muß seyn auff erden. Aber das war die untugent, das sie sich unter menschlich regiment begaben unnd nit benuegen ließen an gottis regiment; denn Gedeon und die heyligen koenige regirten nit eyn har breytt weytter denn sich gottis gepott und befelh strecket, und hielten sich nicht anders denn diener gottis, das ist: sie regirten das volck nach gottis wortten, nicht nach yhrem wortt. Und alßo bleyb das regiment got alleyn, und sie waren diener darynnen, gleych wie die Apostel yn Christus wort. Darumb singet auch David von seynem eygen regiment nicht anders, denn als [Ps. 7, 7 —9] sey es gottis und spricht Ps. 7: Stand auff tzu myr, umb das regirnde ampt willen, wilchs du gepotten hast, und laß die vorsamlung des volcks dich umbgeben, Und umb desselbigen willen heb dich widder empor, denn du, herr, bist der volcker richter &c..

       Wo aber mehr denn gottis gepott ist, und die ubirkeyt sich unterwindet, odder die unterthanen suchen, das sie auch mit menschenleren regiren, da hebt sich eyn abtgotterey unnd new hewbt, die vbirkeyt ist denn nicht mehr eyn dienerynn, ßondern hirschet fur sich selbs, on befelh und gepott gottis. Da [1. Sam. 8, 17] spricht denn gott, wie er tzu Samuel sagt: sie haben nit dich, ßondern mich furworffen, das ich nicht uber sie regire. Und das sag ich vom regiment der seelen, wilchs fur got bestehen soll. Denn weltlich regiment geht die seele nichts an, gehoret auch nicht ynn disße sach. Wo nu mehr denn das eynige hewbt gott odder Christus wirt auffgeworffen, da mussen auch ander lere unnd wortt seyn, denn Christus lere und wort. Da musß denn auch ßo bald der dienst Christi auß seyen, Christus furworffen, und eyn new hirrschafft auffgeworffen seyn; das kan eyn iglicher wol begreyffen, das die tzwey sich nicht mitteynander leyden konnen, Christus diener seyn, unnd selb eygen wortt leren; wie kan er Christus diener seyn, ßo er nit Christus wortt leret? odder wie kan er seyn eygen wortt leren, wenn er Christus wortt leren soll? Leret er seyn eygen wortt, ßo ist er eyn eygen ßonderlich herr, und dienet Christo nicht. Leret er Christus wortt, ßo ist er nit eyn ßonderlicher herre. [WA s. 125]

       Hirauß urteyle du nu selbs, woher komme das Bapstum und seyn geystlich recht, mit aller pfaffen, munchen und hohen schulen leren; konnen sie beweyßen, das sie nichts denn Christus wortt leren, sollenn wyr sie fur Christus diener hallten, kunden wyr aber beweyßen, das sie nicht Christus wortt leren, ßo sollen wyr sie nicht fur Christus diener hallten. Nu ists yhe klar, das yhr ding nicht ist Christus wortt, ßondern yhr selb eygen. Szo ists offenbar, das sie des Endchrist reych, und des teuffels diener sind; denn hie steht Paulus [1. Kor. 4, 1] fesst und schleusst: Dafur sol uns eyn mensch halten, das wyr Christus diener sind. Es hilfft nicht, das sie sagen: Man muge neben Christus wort auch der kirchen gepott leren, geben fur, was sie leren soll der kirchen lere seyn. Aber Paulus steht noch, unnd leret, das die kirche widder Petrum noch Paulum, ßondernn alleyn Christum hore, unnd sie erkenne auch niemant, denn Christus diener. Daher sihestu, wie grosße gottis lesterung das ist, das der Bapst seyner lere gehorsam außrufft eyn weg der selickeytt, und den ungehorsam eyn weg der vordamniß. Aber Paulus gibt hie dißen gehorsam [1. Tim. 4, 1 —3] dem teuffell, wie er auch thutt .1. Timo. 4: der geyst sagt offentlich, das ynn den letzten tagen werden etlich abtretten von dem glawben und anhangen den yrrigen geysten und leren der teuffell, und ynn gleyßnerey lugen leren, die da eyn brandtzeychen haben ynn yhrem gewissen und vorpieten die ehe unnd speyße, die gott geschaffen hatt, tzu nehmen mit danck den glewbigen und den die erkennen [Joh. 10, 3. 5. 14] die warheyt; und Christus Johannis .10.: Meyn schaff horen meyne stymme, aber der frembden stymm horen sie nicht, ßondernn fliehen von yhn, denn sie kennenn der frembden stymme nicht, ich kenne die meyne, unnd die meynen kennen mich. Da sihestu, wie es mitt Paulo alhie stymmet, das alles, was nicht Christus stymm ist, das ist frembd stymm, des teuffells lere und tzu fliehen; da horistu, was Christus selbs urteyllt von den leren, und was seyne kirche hore und lere, wilchs der kirchen gepott sind odder nicht. Die kirche hatt keyn ander lere, denn Christi, auch keyn andern gehorsam denn Christi. Darumb alles, was die Papisten von gepoten und gehorsam der kirchen sagen, [1. Tim. 4, 1.2] das ist der art, davon Paulus spricht: Es sind lugenlere ynn gleyßnerey auß den yrrigen geysten und teuffells leren.

       [1. Kor. 4, 1] Eben dasselbige wollen auch die folgende wort, das er sie nennet haußhallter der heymlichen guter gottis. Der haußhalter soll hie heysßen, der des herrn hauß und gesind regiret, wie itzt sind die schaffner ynn den muncheklostern, und prebste yn den nonnenkloster, und alle dergleychen hoffemeyster, [WA s. 126] vorweßer und vorsteher, denn economus ist kriechisch, peritus rei familiaris, und lautt auff deutsch: eyn haußhallter, der da weyß eyn hauß tzu vorsorgen [Matth. 24, 45] und kan das gesind regiern, wilchen auch Christus Matt. 24. schlecht eynen knecht nennet, da er spricht: Wilcher ist eyn trewer kluger knecht, den seyn herr setzt uber seyn gesind, das er yhn das weysßen maß gebe tzu rechter tzeytt. Eyn solcher knecht war Eliezer, Abrahamß knecht. Nu hatt gott auch eyn hauß, das sind wyr selbs, die Christliche kirche, darynnen sind die pfarrer und Bisschoffe haußkundige unnd haußhallter, die des haußes wartten sollenn, mit speyß vorsorgenn, und das gesind regiren. Aber seyne gutter sind nicht leyplich; [1. Kor. 4, 1] darumb scheydet S. Paulus diße haußhallter gottis von allen andern leyplichen haußhalltern, yhene, die geben sichtlich brodt und regirn die corper. Aber diße geben unsichtliche speyße, und regirn die seelen, darumb nennet erß mysteria. Das ist auch alles auß der weyße komen, das wyr nicht mehr wissen, was der haußhallter sey odder heysse, und wer die mysteria sind; sie meynen, wenn sie teuffen, meß hallten, und andere sacrament reychen, ßo haben sie die mysteria handellt, und ist itzt keyn mysterium tuechtig, denn die messe, wiewol sie auch nit wissen, warumb es mysterium misse heysse.

       Ich kan heuttigs tages keyn deutsch finden auff das wort mysterion, und were gleych gutt, das wyr blieben bey demselbigen kriechischen wortt, wie wyr bey vielen mehr sind blieben. Es heyst ia ßo viel als secretum, eyn solch ding, das auß den augen gethan und vorporgen ist, das niemant sihet, und gehet gemeyniglich die wortt an, als wenn ettwas gesagt wirt, das man nicht vorsteht, spricht man: das ist vordackt, da ist etwas hynden, das hatt eyn mysterion, da ist ettwas vorporgens. Eben dasselbige vorporgene heyst eygentlich mysterium, ich heysse es: eyn geheymnuß. Was sind denn nu die mysteria gottis? Nichts anders, denn Christus selbs, das ist: der glawbe und Euangelium von Christo; denn alles, was ym Euangelio predigt wirt, das ist von synnen, vornunfft ferne gesetzt und aller wellt vorporgen. Mag auch nicht erlangt werden, denn alleyn durch den glawben, wie er auch selbs sagt Matt. 11: [Matth. 11, 25] Ich bekenne, dyr herre, vatter hymels und der erden, das du diße ding vorporgen hast den weyßen unnd vorstendigen, unnd hast sie offenbart den kleynen. [WA s. 127] [1. Kor. 2, 7. 8] Und Paulus .1. Cor. 2: Wyr predigen die weyßheyt gottis ynn der heymlickeyt vorporgen, wilche keyner dißer welt fursten erkandt hatt.

       Und das ich auffs klarlichst sage, mysterium ist, wenn du horist die ding, die du ynn deynem glawben bettest, das Christus gotis ßon von eyner iunpfrawen geporn, gestorben, aufferstanden sey, und das alles umb vorgebung unßer sund. Denn dißer ding sihet das auge keynes, begreyfft die vornunfft [1. Kor. 1, 18 ff.] keynß, ia, wie Paulus .1. Cor. 1. sagt: Es ist eyttel torheyt fur den klugen und eyttel ergernisß fur den heyligen; denn wie muglich, das natur erkenne odder vornunfft bekenne, das dißer mensch Christus sey unßer leben, heyl, frid, gerechtickeytt, erloßung, krafft, weyßheytt, herr aller creaturn unnd gott, unnd alles was die schrifft von yhm sagt. Niemandt kan davon ettwas wissen, denn der es auß dem Euangelio horet und glewbt, es ist tzu ferne von synn und vornunfft. Szo sind nu gottis mysteria nichts anders, denn die ding odder gutter, die vonn Christo durchs Euangelium prediget werdenn, unnd die alleynn der glawbe fasset und behellt. Davon sagt .1. Timo. 3: [1. Tim. 3, 16] Es ist eyn offentlich groß mysterion des gottlichen wandells, das da ist offenbart ym fleysch, rechtfertiget ym geyst, ist erschynen den engelln, ist prediget den heyden, ist glewbt von der wellt, auffgenommen tzur herlickeytt. Das ist alles von Christo gesagt, wilcher ist offenbart ym fleysch; denn er hatt wandelt unter den menschen, die fleysch und blutt hatten und er auch selbs, aber dennoch bleyb er mysterium; denn das er, Christus, gottis ßon, das leben, der weg, die warheyt und alles gutts were, war vorporgen. Doch ist er rechtfertiget ym geyst, das ist, die glewbigen durch den geyst haben yhn dafur angenommen, erkennet unnd gehallten. Denn diß ‘rechtfertigen’ ist tzuvorstehen [Luk. 7, 35] nach der weyße Luce. 7: alles volck und auch die tzoelner rechtfertigeten gott, [Ps. 51, 6] item Ps. 50: Auff das rechtfertiget werdist ynn deynen wortten, das ist alles ßo viel gesagt: Wer ynn Christum glewbt, der gibt yhm recht, bekennet, das war sey, das er alleyn unßer leben, rechtickeyt, weyßheyt sey, und wyr sunder, todt und vordampt seyn; denn das ist er und wills auch seyn. Und wer yhn dafur helt, der rechfertiget yhn ynn seynem geyst. Wer aber das nit thutt, [WA s. 128] stehet auff seynen wercken, will nicht vordampt lassen seyn, was er ist, der haddert mit yhm und vordamnet yhn. Von der rechtfertigung ist auch das [Röm. 1, 4] Rom. 1. gesagt: Er ist erschieden gottis ßon ynn der krafft, nach dem geyst der heylickeyt, als solt er sagen: ynn den unglewbigen ist er nichts und nicht alleyn schwach, ßondern auch gar vordampt, wo aber heyligen sind, die ym geyst leben, der sie heyliget, bey den ists krefftiglich und gewiß gehallten, das er gottis ßon sey, denn es ist yhn entschieden unnd beschlossen festiglich &c..

       Nu hett S. Paulus hie wol kund sagen alßo: Wyr sind haußhallter der weyßheyt gottis odder der gerechtickeyt gottis odder dergleychen, syntemal [1. Kor. 1, 30] Christus das alles ist, wie er sagt 1. Cor. 1: Er ist uns gemacht von gott tzur weyßheyt und rechtfertickeyt und heyligung und erloßung. Aber das were stucklich geweßen, drumb wollt er auff eynen hauffen mit eynem wortt begreyffen alle diße guter, die von Christo tzu predigen sind, und nennet es geheymniße, als solt er sag: wyr sind geystliche haußhallter, die wyr sollen außteyllen gottis gnade, gotis warheyt, und wer kan sie alle ertzelen ynn ßonderheyt, ich wills kurtzlich begreyffen und sagen: es sind gottis geheymniße, nenne sie darumb geheymniße, vorporgene ding, dz sie alleyn mit glawben [Röm. 1, 4] erlanget werden; alßo thutt er Ro. 1. auch, da er mit eynem wortt wollt alles begreyffen, wie Christus ist offenbart ym fleysch, rechtfertiget ym geyst, prediget [1. Tim. 3, 16] den heyden &c.. wie gesagt auß .1. Timo. 3, spricht er kurtzlich auff kriechisch: horistheis, definitus. Summa summarum, Er ist erschieden, beschlosßen, angenommen und gehallten fur gottis ßon, von engelln, heyden, wellt, hymel und yderman, dieweyl er dafur ist offenbart, rechtfertiget, erschynen, predigt, glewbt, auffgenommen &c.. Darumb nennet erß auch hie geheymniße, und [1. Tim. 3, 16] .1. Timo. 3. geheymniß. Es ist doch eyn ding, Christus ists gantz und gar, eyn geheymniß und viel geheymnisße, denn viel heymlicher guter wyr von yhm haben.

       Auch ist das tzu mercken, das S. Paulus datzu thutt und spricht: die geheymnisße gottis, dz ist: solche vorporgene ding, die gott gibt und ynn gott [WA s. 129] [Off. 17, 5.] sind; denn der teuffel hatt auch seyne geheymnisße, wie Apoc. 17 spricht: Sie hatt an yhr styrnn geschrieben geheymnisße Babylon. Item: Ich will dyr tzeygen das geheymnisse der hurn von Babylonien &c.. Das sind solche geheymnisße, daruber der Bapst und die geystlichen itzt haußhalter sind; denn sie geben fur, yhre lere unnd werck furen tzum hymell, und ist dahynden eyttel todt und helle allen, die dran glewben. Aber diß sind gotis geheymnisße, da leben und selickeyt ynnen ist. Szo haben wyr nu des Apostels meynung ynn dißen wortten, das eyn diener Christi sey eyn haußhalter yn den geheymnisßen gottis, das ist: er soll dafur sich hallten unnd hallten lassen, das er nichts anders denn die ding predige unnd dem gesind gottis gebe, die Christus ist unnd ynn Christo sind, das ist: er soll das lautter Euangelium, den reynen glawben predigen, wie alleyn Christus sey unßer leben, weg, weyßheyt, krafft, preyß und felickeytt &c.. Und das unßer ding eyttel todt, yrthum, torheytt, unkrafft, schand und vordamniß sey; wer anders predigt, den soll keyn mensch fur Christus diener noch haußhallter ynn gottlichen guttern hallten, ßondern wie des teuffells bote vormeyden. Darumb folget nu:

 

[1. Kor. 4, 2] Hie fragt man aber, unter den haußhallternn, das eyner trew erfunden werde.

Da ligt die gantz macht an, da fraget gott nach, das sucht und foddert engell, mensch und alle creatur, nicht ob yemandt eyn haußhallter heysße odder dafur gehallten sey, odder nitt. Hie fraget niemant, ob yemant kleyn oder groß bißthum habe, ia auch nicht ßo fast, ob er frum oder nicht frum sey an seyner person, ßondern da ist nach zu fragen, ob er trewlich seyn ampt außricht und thu alls eyn haußhallter ynn gottis guttern. Da gibt uns Paulus grosßenn gewallt tzu richten aller unßer Bisschoffen, Baepsten, Cardinalen, [Matth. 24, 45] lere unnd lebenn. Solche trew foddert Christus auch Matt. 24: Wer meynstu, der da sey eyn trewer und kluger knecht, den seyn herr uber seyn gesind gesetzt hatt, das er yhnen gebe tzu rechter tzeytt das masß weytzen? Was mag diße trewe seyn? wie wirt sie gehallten? Sage an, wer ists gepessert? odder wen hilffts, ob eyn Bisschoff ßo groß were, das er alle Bistum ynnen hette, wie sich der Bapst auffwirfft?5 Wen hulffs, ob er ßo heylig were, das er mit seynem schatten die todten auffweckt?6 wen hulffs, ob er [WA s. 130] ßo weyße were als alle propheten und Apostel geweßen sind? Nach der dinger keynem wirt hie gefragt; aber das er trew sey, gebe dem gesinde das wort gotis, predige das Euangelion und teyle auß die geheymniß gottis, da da da fragt man noch, das hilfft yderman, des ist yderman gepessert, darumb wirt fur allenn dingen trew gesucht und gefoddert ynn dißen haußhalltern

       Nu hallt dißen text gegen Bapst unnd allen geystlichen: sage, wonach fragt der Bapst? ist nicht alle seyn scharren und wueten, das er alleyn mit gewallt der ubirst sey unnd regire? Er fragt nur darnach, das er groß, mechtig, hoch, und reych, und yderman yhm unterworffen sey. Daher narret der teuffel durch seyn lastermaul yn allen seynen gesetzen, wie groß der gehorsam und ferlich der seelen heyll sey, wer seynem gehorsam nitt unterthan [1. Kor. 4, 2] ist, aber das er trew sey ynn dißer haußhalltung, bekummert yhn nicht. Denn sage myr, ynn alle der sindflut seyner untzehlichen gesetz und befelh, ia, ynn alle seynem regiment, wenn hastu yhe gehoret odder geleßen, das er gottis mysteria mit eynem wort rure odder das Euangelion predige? da ist nichts denn von haddersachen, von prebenden, oder auffs hohist, von platten unnd kleydern. Ja, er vordampt offentlich datzu das Euangelion und gotis mysteria. Dem folgen nu die Bisschoff und geystlichen mit den stifften, klostern unnd hohen schulen. Und haben diße Apostolissche trew nu dahyn deuttet, das itzt eyn trewer Bisschoff, Abt oder geystlich prelat heysßt der, der die tzeyttlichen gutter, Sanct Peters erbe, S. Moritz schlosß, des heyligen creutz landt, unßer frawen tzinß, und ßo fortt an der kirchen gutter, das ist: yhr eygen reychtum unter gottis und der heyligen namen trewlich handhaben, schutzen, bessern und mehren, das yhn die welt, wo sie am aller welltlichsten ist, nitt mag gleychen; und das heyssen nu die frumsten bisschoff und prelaten, die haben der kirchen wol furgestanden, unangesehen ob sie yhr leben lang die Euangelia nie geleßen noch gehort haben, schweyge denn, das sie die predigen solten. Alßo bestehet nu das lastermaul ynn aller welt frey, und nennet die gutt haußhallter ynn gottis guttern, die tzu nichts nutz sind, denn das sie welltlicher herrn rendmeyster, schosser, pfleger, vogte, bawmeyster, schultheyßen, ackerknecht, kelner unnd kuchmeyster weren; das beweyßen sie mit yhrer Apostolischen trew, und nichts mehr.

       Inndes aber sterben die seelen, vortirbt alles, was gotlich ist, der wolff regirt und reysset, da sehen sie nichts, da weret niemant, da sitzen sie still, [WA s. 131] unnd uberrechen dieweyl yhr register, und wartten S. Lorentzen tzinß, und vorsorgen der kirchen guter auffs aller trewlichst; fur wilche trew sie gewiß sind, das yhn Christus nit eyn nydrigen stuel ym hymel bereyttet hatt. O des elenden, vorlornen, blinden hauffen, wie sicher feret er zu der hellen tzu! Ich kan hie nit lassen, ich muß tzur warnung gleycher fellen melden des teuffells buberey, die ich hore sagen, er vortzeytten zu Merßburg ynn unßerm land ertzeygt hatt mit dem gulden kilch keyßer Heynrichs. Da liegen die lieben leutt, mit grossen gewallt, und haben Ablas davon, das sie sagen: Der gepraten Lorentz hab den teuffel ubirwunden, das er des keyßers seel lassen must, da er den gulden kilch ynn die wogen warff, darumb der teuffel ertzurnet, und brach dem kilch eyn or ab. Solch grobe, tolpische, faule lugen sollen uns Christen blenden, das wyr des teuffels schalckeyt nit erkennen. Warumb hatt solchs der teuffel ertichtet? oder ists nicht ertichtet, ßo ist das gantz geschicht darumb von yhm getrieben, das man eyn wunderwerck hette, tzu bestettigen die reychtum, wollust, und alle die tzartte trew der prelaten, davon itzt gesagt ist, das die narrn drauff fallen und glewben solten, man [WA s. 132] [1. Petri 2, 6] muge den teuffel mit gaben zur kirchen ubirwinden, ßo doch Petrus sagt, es [Matth. 24, 24] thu nur die sterck des glawbens. Das sind die wundertzeychen, davon Christus [2. Tim. 3, 13] und Paulus vorkundigt haben, das sie auch die außerweleten vom glawben furen mochten. Nu laß gehen, es sind itzt frume und trewe prelaten gehallten.

       Aber noch eyn hubscher trew ist itzt auch ym brauch unter denselbigen geystloßen herrn und trewen haußhaltern, die ist schefftig ynn geystlichen guttern der seelen. Das sind aller erst die recht trewen haußhalter. Sanct Peter ym hymel mag sich fursehen, wie er fur yhn seynen stuel behalt, sie sind wol ßo heylig. Das sind unßere geystliche veter, pfaffen, munch und nonnen, die sich uben ym gehorsam des Bapsts, der heyligen kirchen, und allerley menschen gesetz, orden und statuten. Und unter dißen, ist der furbundt, der außbund, der kern, der marck, der grund, und wie kan ich yhr eherliche tittel alle ertzelen? die sich nennen und halten von der observantz, ia weyt gnug von der observantz, das schoene ketzlin, das hatt eynen glaten hubschen balck. Hie sihet man aller erst die rechten haußhallter unnd die unerhorte trew, wie fest, gestreng und ernstlich sie ob dem gehorsam halten und yhr auffsetze handhaben. Ey das sind yhe die rechten heyligen. Wenig Bisschoff, die das heylige geystliche recht auch strenge hallten, mugen mit dißen gerechnet werden, aber wenn man alle yhre kloster durchsucht, und alle yhr lere und wandel ansihet, ßo ist keyn volck auff erden, das weniger weyß von gottis [WA s. 133] geheymnisßen und weytter von Christo ist, ia, sie sinds, die nit mehr thun, als weren sie unsynnig, und sturmen freuelich mit yhrem weßen widder [Off. 20, 8] Christum; sie sind der Gog und Magog, die mit dem lam gottis streytten ynn Apocalypsi, denn yhr werck werffen sie auff, damit vertilgen sie den glawben. Und heyssenn doch die trewen haußhallter gottis, gleych wie der wolff eyn hirtte heysßt mitten unter den schaffen.

       [1. Kor. 4, 2] Wer nu oren hatt, der hoere, was hie S. Paulus sagt. Man fragt unter den haußhaltern, wer do trew sey. Der ist aber trew, der gottis geheymniß handellt; darumb sey beschlossenn, das Bapst, bisschoffe, pfaffen, munch, nonnen, hohen schulen und alle, die mitt yhn auff ettwas anders bawen, ettwas anders handelln, denn Cyristum, das Euangelium und lauttern glawben. Die haben wol den namen, das sie Christus diener unnd haußhallter sind, aber ym grund sind sie des teuffells diener unnd haußhallter, und handelln des teuffells, yhrß herrn, mysteria odder geheymniß. Darumb setzt Christus dartzu und spricht: der haußknecht soll nicht alleyn trew, ßondernnn auch klug seyn, das er unterscheyd habe unter gottis geheymniß und teuffells geheymniß, damit er sich und die yhm befolhen sind bewaren und erhallten konne; denn es geht [2. Kor. 11, 13. 14] wie Sanct Paulus sagt, das sich die falschen diener Christi dargeben als rechte Apostel Christi, gleych wie der teuffell auch selbs sich vorstellet ynn eyn engell des liechts. Es ist die trew yhe grosser yhe ferlicher, wo nicht da ist klugheytt, die da die geheymniß gottis treffe, wie wyr sehen ynn den obgesagten tzwo falschen vorfurischen trewen der geystloßen geystlichen. Sanct Paul hatts wol gewust, das des teuffells geheymnisßen wurdenn alßo ubirhand nemen; [1 Kor. 4, 2] darumb schweygt er alles andern und tzeucht die trew an. Weren unßer Bisschoffe trew haußhallter gottis blieben, das Bapstum und der ßonderliche geystlich stand were wol ausßen blieben, und der gemeyne geystlich stand des glawbens were wol erhalten. Und wenn sie noch trew weren oder wurden, es sollten alle ßonderliche geystliche stend bald vorfallen, und der gemeyne widder auffkomen.

[WA s. 134]

 

 

[1. Kor. 4, 3] Myr aber ists eyn gerings, das ich von euch gerichtet werde, odder von eynem menschlichen tage.

Hie mussen wyr aber unßer sprach tzuvor leren, und die wortt vorkleren, die wyr doch als unßer mutersprach haben solten. S. Paulus nympt hie das richten odder urteylen auff eyn gutts richten das es heysße: viel von yhm hallten und sagen, wiewol aber der gemeyne brauch das gericht gemeynicklich nympt zu der vordamnisse. Szo geschehen doch ynn eynem iglichen gericht die zwey stuck, das eyner vordampt, der ander erloßet, eyner gestrafft, der ander belohnet, eyner tzu schanden, der ander tzu ehren wirt. Wilchs auch geschicht [Luk. 18, 11] yn allem heymlichen richten ; denn tzugleych, da der phariseer ym Euangelio sich lobet, schallt er den tzolner und andere menschen, tzugleych ehret er sich und schendet den andern. Alßo thutt eyn iglicher gegen seynem nehisten mit loben odder schelten, es muß eyn gericht ynn tzweyen stucken bestehen; darumb [1. Kor. 4, 3] spricht hie S. Paulus: Er werde von yhn gerichtet odder geurteylet, das ist eyn stuck des gerichts geht uber yhn, nemlich das lobliche und ehrliche stucke, das sie yhn preysseten und hoch huben fur die andere, damit richten sie tzwisschen yhm unnd andern Apostolen, gaben yhm das forteyl, den andern das nachteyl. Ettlich aber richten, das ist: sie lobten S. Peter, ettlich Apollo. Das aber richten hie ßo viel als loben heysse, weyßet das ende der Epistel, da er spricht: Richtet nicht der tzeyt, biß das der herr kompt, alsdenn wirt [1. Kor. 4, 5] eynem iglichen lob von gott widderfaren. Was ist das anders denn: lobet nicht, last gott loben? gott stehet es tzu, das er uns richte, lobe und krone; wir sollen eynander nicht loben, richten noch kronen.

       [1. Kor. 4, 3] Der menschliche tag heyst hie auch: das menschlich urteyl, gericht und lob, damit die menschen erheben, erleuchten, und bekand machen die, von denen sie viel halten. Gleych wie der naturlich tag mit seynem liecht erleucht, sichtlich und bekendlich macht die ding, die durch nacht und finsterniß nicht ersehen noch erkand werden mugen. Daher yn latinischer sprach die berumpten leutt und von den yderman sagt, heyssen preclari, nobiles, illustres, auff deutsch: durchleuchtige, das ist: die hochberumpt und fur andern eynen grossen scheyn und namen haben. Widderumb die andernn, die nicht berumpt sind, heyssen obscuri, ignobiles, humiles, geringe und unbekandte &c.. Auch die heylige schrifft nennet die kunige und fursten Doxas, glorias, claritates, das ist: klarheyt, herlickeyt, [WA s. 135] [2. Petri 2, 10] geschrey &c.. wie S. Petr' 2. Pet. vom Bapst und seynen sagt: sie werden lestern und vormaledeyen die glorias das ist: sie vorbannen unnd vormaledeyen, die maiesteten, konige, fursten unnd alles was hoch und herlich ist auff erden, ßo doch Christus gepotten hatt, man solle auch die feynde lieb haben, benedeyen auch die unß vormaledeyen, wolthun, die uns vorfolgen, wie wyr denn sehen, das der Bapst thutt am grunen dornstag ynn der Bulla Cene domini und wenß yhn lustet.

       Szo ist nu der menschliche tag das menschen geschrey und hoch rumen fur [Jer. 17, 16] den menschen; ßo spricht Hieremias .17. Ich hab nie begerd eyneß menschen tag, das weystu, als solt er sagen: sie geben myr schuld, ich predige new ding, alleyn darumb, das ich ehre, namen, und geschrey fur den leutten ubirkome, und angesehen werde fur den menschen. Aber du weysts, das nicht alßo ist, derselbige menschlich tag ist nicht von myr gesucht. Und Christus Johan. 5: [Joh. 5, 34] Ich neme nit klarheyt oder herlickeyt von den menschen, das ist: ich beger [Joh. 8, 50] nicht, das mich die menschen rumen und heben, und Joh. 8: Ich suche meyne klarheyt odder herlickeyt nicht. Item Joh. 5. von dem teuffer Johannes sagt [Joh. 5, 35] er alßo: Ihr wolltet eyne stund euch frewen yn seynem liecht, das ist: yhr hettet gern gesehen, das euch Johannes mit seynem tzeugnis preyßet unnd berumpt hett, das yhr dadurch diße kurtze tzeytt eyn ehre fur den leutten hettet, [1. Kor. 4, 3] das war ewr suchen &c.. Alßo meynet nu Paulus, es sey yhm das geringst ding, das er eyn solchs geschrey, liecht, preyß unnd namen habe bey den leutten. Und nennet yhn recht eynen menschlichen tag; denn er kompt von menschen: und nicht von gott, gehet auch mit den menschen dahynn, als sollt er sagen, Ich achts nicht, das ich von euch und von aller wellt preyßet wurde. Menschen last das suchen, Christus diener und gottis haußhallter sollen gewartten von Christo und von gottlichem tage das gericht.

       Es ist aber ia eyn undanckbar Apostel, das er nicht eyn sack voll Bullen hynschickt, und benedeyet sie und teylet ablas auß, als denen, die den Apostolischen stuel ynn billicher ehre und wirden haben gehalten, der Bapst [WA s. 136] wurde sich viel Apostolischer haben gehalten, ia er wurde sie vormaledeyet haben, wo sie nit solchen menschlichen tag hetten antzundet und gesagt: Ich byn Bepstisch, der Bapst ist der hohist, der heyligst, der mechtigst. Wenn S. Paul hie hett wolt, ßo were er Bapst und der ubirst worden mit eynem wort, wo er den tzufallen were, die sich an yhn wolten hengen, die andern hetten sich must bucken, aber nu er mehr sucht trew denn hohe ynn seynem haußhalten, muß er eyn schlechter teppichmacher bleyben, und tzu fusß gehen.

       Und ist auß dißen wortten klar, das die Corinther nach der person haben gerichtet, und darumb die yhr tauff oder Euangelium den andern furtzogen, das Paulus odder Petrus odder Apollo grosser oder besser seyn solt; das kan Paulus nicht leyden, ßondern wils alles gleych haben, die person sey wie sie sey, das der eben ßo wol Christen sey, der von Paulo taufft und gelert ist, als der von Petro odder von Apollo, oder wer er sey, dawider doch der Bapst hart und grewlich wuttet, will niemant lassen Christen seyn, er sey denn von yhm gelert, und leret doch nichts, denn nur unglawben unnd menschen narrnwerck. [1. Kor. 4, 2] Weyl aber Paulus das ansehen der person furwirfft und nur nach der trew fragt ynn den gotis haußhaltern, hebt er damit gar feyn alle ursach reyn auff, das sie sich nit spallten konnen, ßondern mussen eynig bleyben und allerley ding gleych und gemeyn lassen, denn wie sollten sie sich spallten? ßo eyn diener Christi ist wie der ander, und eyner ßo wol gottis haußhallter als der ander, das keyn unterscheyd da bleybt, denn, ob eyner trewer sey, denn der ander, das macht aber keyne secten, ßondern treybt das gemeyn Euangelium deste baß.

       Weyl denn nu diße wort Pauli nicht alleyn eynen, ßondern alle Apostell [1. Kor. 4, 1] betreffen, denn er spricht nicht alßo: Dafur hallte mich der mensch, ßondern: dafur hallte uns der mensch, uns, uns, spricht er, wilche unße? nemlich mich, Petrum, Apollo, von den dißer handell sich hebt, Szo ists beschlossen, das sanct Petrus gleych ist sanct Paulo tzu halten, und eyner wie der ander, das enttweder sanct Paulus hie muß unrecht leren, ynndem er alle Apostel gleyche diener Christi unnd gottis haußhallter macht, odder des Bapsts außtzug und regiment muß ertichtet und erlogen seyn, und ist dißer text gar eyn mechtiger feynd des Bapstumß.

[WA s. 137]

 

 

[1. Kor. 4, 3] Auch richte ich mich selber nit.

Mochtistu fragen, wie er seyn selbs gericht grosser acht, denn aller menschen? finden wyr doch das mehrer teyll, die sich selb loben oder yhe viel von yhn selbs hallten, denn naturlich gefellet eyn iglicher yhm selb wol. Aber wenig sind, die den menschlichen tag ubirkomen und von andern gericht werden, das erß billich hett umbkeret und alßo gesagt: Es ist myr eyn gerings, das ich mich richte, ich achte auch nitt den menschlichen tag ewr und aller welt lob. Aber er redet als eyn Christen, nach dem gewissen fur gott; denn auch die Corinther Paulum hoch rumpten ynn dem, das fur gott gillt, sie wolten, er were fur got hoeher groesser, besser denn die andern. Widerumb die andern huben S. Peter Nu ist fur got keyn groesser tzeuge, denn dz gewissen; denn got richtet nicht nach dem gesicht wie die menschen, ßondern nach dem [1. Sam. 16, 7 [!]] hertzen, wie .1. Reg. 15. spricht: Der mensch sihet was ausßen ist offenbar, gott aber sihet das hertz ; darumb gillt unßers gewissenn tzeugniß mehr fur [Röm. 2, 15. 16] gott, denn aller wellt tzeugniß. Es wirt auch alleyne gellten, wie Roma .2. sagt: yhre gewissen werden ubir sie tzeugen, und die gedancken sich unternander vorklagen oder entschuldigen auff den tag, wenn gott richten wirt die vorporgene ding der hertzen.

       Nu will hie S. Paulus, wie wollt yhr parteysch werden ubir uns, ob eyner groesser oder besser berumpt wurde von den menschen, ßo das alßo gar nichts ist, das auch unßer eygen gewissen nicht thar richten, wer der best und [Spr. 28, 26] hohest sey fur gott, denn Salomon spricht: Eyn narr ists, der auff seyn hertz trawet, darumb hatt die partey keynen grund, weyß niemandt wer am hohisten fur gott ist. Es ist auch nicht ynn Christus macht, tzu geben das sitzen zur [Matth. 20, 23] rechten oder lincken handt Matt. 20. Szo denn fur got sie alle gleych sind, eyner als wol Christus diener als der ander, und vorporgen bleybt, wilcher fur yhm der hohist sey, Szo sol das eyn mensch nit furnemen zu richten und orttern, vil weniger umb tzeytlicher macht, guter, freund sich erhohen ubir die andern. Dawidder ist nu auch des Bapsts erheben, dieweyl sie sagen, seyne hohe fur andern sey auß got, das Paulus hievor meynet, es muge niemant wissen noch richten biß an iungsten tag. [WA s. 138]

       Das aber hie die spitzigen tzungen der papisten wolten eyn loch boren und sagen: Paulus furwerffe nicht die hoehe S. Peters oder des Bapsts, ßondern vorpiete, das man nit sol urteylen die person an yhr selbs, wie gut oder boße dieselbe fur got sey. Da antwort ich auff, und bekenne, das S. Paulus vorpeut die person tzu urteyllen, wie sie fur gott sey. Aber das thetten dennoch die Corinther darumb, das sie auch das ampt, die tauff und die prediget umb [1 Kor. 1, 12] der person willen hoeher huben. Sonst hetten sie nit gesagt: Ich byn gut Paulisch, ich byn gut Petersch &c.. Denn sie wysten wol, das eynerley predigt, tauff und ampt ware, aber sie wolten das ampt und seyn werck erhohen auß der hoehe der personen, ßo thut Paulus das widerspiel, macht das ampt eben damit gleych, das die person fur uns gleych sind, dieweyll keyner wissen kan, wilcher der hohist odder best fur gott sey, sie alleyn die person wollen heben und nicht das ampt, ßo hetten sie nicht secten gemacht, ßo hetten sie auch nit gesagt: ich byn Paulisch, gleych wie es nicht secten macht, das wyr S. Peter hoeher heben denn S. August nach der person. Aber das macht secten, wenn ich sprech: ich byn Petersch, und du sprichst: ich byn Augustinisch, und wolt das darumb thun, das meyn prediget solt besser und hoeher seyn denn deyne. Auch die lugener die papisten selbs, dieweyl sie wol mercken, das yhre lugen nit kan bestehen, da sie den Bapst den ubirsten machen, wo die person nit frum und die beste were, darumb fahren sie tzu, helffen yhrer lugen mit eyner grosser lugen, und machen auch die person alßo gut, das sie sagen, der Bapst muge nit yrren, der heylig geyst vorlasß yhn nicht, und Christus sey altzeyt bey unnd ynn yhm, biß das ettlich yhr la[s]termaul ßo weytt auffthun, und dieweyl sie nicht leucken kunden, das der Bapst offentlich sunde, sprechen sie, es sey nicht muglich, das er eyn vierteyll stundt ynn der todt sund bleybe, ßo gar gewiß habenn sie auch mit sandseygernn unnd compasten den heyligenn geyst gemessenn ym Bapst. Warumb liegen sie nu solch lasterlugen? on tzweyffell, das sie sehen, wie die hoehe nicht bestehn kund, wo sie die person nicht erredten, unnd mustenn tzulassenn, das teuffells ding were die hohe an frumkeyt. Alßo kan man hie auch nit sagen, das die Corinther haben die person und nicht das ampt erhaben, syntemal person umbs ampts willen erhaben wirt.

[WA s. 139]

       [1. Kor. 4, 1 ff.] Fragistu aber weytter: wie richtet sich Paulus selbs nicht, ßo er will, man soll yhn fur Christus diener unnd haußhallter gottis hallten? Anttwort, wie droben ist gesagt, der dienst und das ampt ist nicht seyn, ßondernnn gottis, der es yhm befolhen hatt; denn wie keyn mensch kan gottis wortt machen, ßo kanß auch keyn mensch außsenden odder Apostel machen, gott hatt das schon selbs gericht und sie tzu Apostel gemacht, darumb soll man sich des auch rumen, bekennen und dafur außgeben, als von eynem gutt, das gott geben hatt, gleych als ich nicht mich selb eyn menschen machen kan, dennoch mich ruemen soll und bekennen muß, das mich gott eynen menschen gemacht hat. Aber wie ich nicht richten kan, wie ich fur gott sey und bleyben werde, alßo kan auch keyn Apostel oder gottis haußhallter richten, wilcher der beste und grossist sey fur gott.

       Szo sprichstu abermal: Leristu doch, das eyn Christenmensch soll nicht tzweyffeln daran, das er fur gott angenehme sey, und wer tzweyffelt, der sey keyn Christen, der glawb mache uns gewisß, das gott unßer vater sey, und wie wyr glewben, ßo geschehe uns. Antwort: da bleybe ia fest an hangen, das der glawbe an gottis hulden gewiß sey, denn der glawbe nichts anders ist, denn eyn bestendige, untzweyffelhafftige, unwanckende zuvorsicht tzu gottlicher gnade. Aber das ists, das ich gesagt habe, die Corinther wollten die Apostel haben und richten noch der person und wercken, wilcher heyliger und grosser und wirdiger were an der person, das dadurch auch das ampt und die an yhn hiengen ettwas ßonders weren fur andernn; da hebet Paulus auff alle werck unnd wirde, stellet die auff gottis gericht, und behellt alle Apostel ynn gleychem ampt und glawben. Es ist eynerley ampt, das sie treyben, eynerley glawben, darynn sie rechtfertig sind, aber wilcher ynn dem alles mehr thu, besser, hoher und wirdiger sey, das ist gotte befolhen, uns ist nichts auß der gemeyne tzu ßondern. Darumb folgett.

 

[1. Kor. 4, 4] Ich bynn wol myr nichts be wust, aber darynn bynn ich nicht gerechfertiget.

Das wort tzeygt eygentlich an, das sie umb wirdickeytt der person und der werck willen die Apostel richtet haben; denn Paulus gibt yhn tzu, das er unstrefflich sey ym gewissen, bekennet, das sie recht urteylt haben, ßo viel es fur den menschen und ynn seynem gewissen ist. Aber das gericht ist nit gnugsam fur gott, darumb ist auch alles richten falsch, das sich darauff [WA s. 140] grundet. Von dißem spruch were viel tzu sagen. Denn hie sehen wyr, das alle werck furworffen werden, keyn werck macht frum und selig; denn ßo [1. Kor. 4, 4] Paulus thar sagen, Er sey yhm nichts bewust, muß er freylich voller guter werck geweßen seyn, noch spricht er, darynn sey er nicht rechtfertig. Warynn denne? nur ym glawben. Denn ßo yemand darynnen rechtfertig were, das er yhm nichts bewust ist und gutt gewissen habe, ßo stund seyn tzuvorsicht auff sich selbs, ßo mocht er sich selbs richten und loben, wie denn thun die hofferttigen heyligen; ßo were auch des glawbens nit nott, durfften auch gottis gnaden nicht, wyr hattenß yn uns selbs, was uns nutz und nodt were, mochten gottis wol hynfurt emperen. Aber nu stett es darauff, das wyr auff gotis gnaden uns vorlassen und dadurch rechtfertig werden; wie aber darnach unßer werck, person, stand und wirde sey tzu richten, das sey got befolhen, wyr sind gewiß, das derselbigen uns keynß rechtfertige, aber ungewisß, wie sie gott loben und richten werde.

       Es ist auch, acht ich, yderman leycht tzuvorstehen, das Paulus hie redet von dem leben nach seyner bekerung, darynn er yhm nicht bewust ist, aber [1. Tim. 1, 13] von dem vorigen leben schreybt er selbs .1. Timo. 1., er sey eyn unglewbiger, eyn lesterer, unnd vorfolger der Christenheyt geweßen.

       Hie hebt sich aber eyne frage, wie er nit sey daryn rechtfertig, das er [2. Kor. 1, 12] keyn gewissen habe, ßo er doch .2. Cor. 1. sagt: Unßer rum ist das tzeugniß unßers gewissens, das wyr ynn dißer welt gewandellt haben ynn eynfelltickeyt des hertzen unnd gottlicher lautterkeyt, und nicht ynn fleyschlicher weyß, ßondern yn gottis gnaden, furnemlich aber bey euch. Hie antwortt sichs selbs, weyl er selb hyntzu setzt: ynn gottis gnadenn; denn wyr sollen uns freylich rumen, pochen und trotzen auff gottis gnaden, da steht auff der rhum unßers gewissen. Und ob er schon das nit hett dabey gesetzt, ßo were es doch tzuvorstehen von dem rhum ynn der gnaden, odder von dem rhum fur der wellt, denn fur den menschen kan und soll yderman seyne unschullt bekennen und rhumen, als: das er niemant habe unrecht than, soll auch nit sagen, das boße sey, das er weyß, das gut sey. Aber fur gott ist der rhum nichts, denn gott foddert und richtet nach dem hertzen, dem menschen geschicht gnug mitt den wercken, darumb muß fur gott ettwas hoher, denn unßer gutt gewissen seyn, [2. Mose 34, 7] wie Moses Exod. 34. sagt: Du nympst abe die ungerechtickeyt, die sund und [WA s. 141] [Röm. 3, 23. 27] boßheyt, und ist fur dyr niemant unschuldig. Ro 3: Fur seynem angesicht [2. Kor. 10, 17 [!]] kan sich keyn mensch rhumen, ßondernn wie .1. Cor. 10: Wer sich rhumen will, der rhume sich auff gott, das ist, auff seyne gnade.

 

[1. Kor. 4, 4] Der mich aber richtet, das ist der herr.

Das ist eben ßo vil: ich wil wartten, biß das mich got richtet und lobet, [2. Kor. 10, 18 [!]] wie er auch .1. Cor. 10. sagt: Nicht der sich selbs lobet ist gelobt, ßondernn wen gott lobet. Das sagt er aber darumb, das er sie nicht abeschrecke, ßondern reytze zu guttem leben; denn wiewol keynn mensch das ander richten odder loben kan, ßo wirtts dennoch nicht ungerecht unnd ungelobt bleyben. Denn gott will selber richten und loben, was wol than wirt, darumb sollen wyr ßo viell deste vleyssiger wolthun, weyll gott selber richten will, und nicht vordrossen werden oder abstehen, ob wyr hie ungewisß sind, wie es soll gerichtet werden.

 

[1. Kor. 4, 5] Darumb richtet nicht fur der zeyt, biß das der herr kompt, wilcher auch erleuchten wirt das vorporgen der finsternisß und den rad der hertzen. Alsdenn wirtt eynem iglichen von gott das lob widderfaren.

Hie fragt sichs billich, ob wyr nicht sollen eyner den andern loben? [Röm. 12, 10] Spricht doch Paulus Roma. 12: Eyn iglicher soll dem andern zuvorkomen mit ehrbietung, und eyner den andern fur seynen ubirsten hallten, und Christus [Matth. 5, 16] spricht Matt. 5: Ewr liecht soll leuchten fur den menschen, das sie ewr gute werck sehen und preyßen ewrn vater ym hymel, und .2. Cor. 6. spricht er: [2. Kor. 6, 8] Wyr mussen durch gutt gerucht und boß gerucht wandeln hie auff erden. Antwort: Es ist alles darumb tzu thun, das nit die werck angesehen werden, ßondernn alleyn der glawbe. Gutte werck sollen wyr thun und loben ynn den andern, doch niemant dadurch rechtfertigen, auch nicht urteyllen oder furtzihen eynß dem andern. Denn es geschicht, das fur gott eyn ackerman bessers thutt mit seynem pflugen, denn eyn nonne mit yhrer keuschheyt. Die [Matth. 25, 1 ff.] funff thorichte iungfrawen Matt. 25. sind auch iungfrawen, noch sind sie vordampt, [Mark. 12, 43] die wittwe, die tzwey scherfflin ynn den gottiskasten warff, thett mehr, [Luk. 7, 44 ff.] denn alle andere, die doch viel hyneyn worffen. Der sunderynn werck, Lu. 7. [WA s. 142] wirt erhaben uber alle werck des phariseer. Alßo fortan ist schlecht bey unß menschen das urteyl und unterscheyd der personen und werck nicht muglich tzu wissen noch tzu treffen, ßondern wyr sollen sie alle loben und gleych ehren, keyniß dem andern furtzihen,uns unternander demutigen und ymer den nehisten ubir unß heben, darnach gott alleyn urteylen lassen, wilcher der hohist sey, [Matth. 23, 12] wiewol er schon das urteyll gefellet hatt, das wer sich demutiget, der soll erhohet werden. Szo ists doch noch nit offenbar, wilche die sind, die sich selb nydrigen und hoehen. Ursach ist, das die hertzen noch nitt offenbar sind, nach wilchen gott richtet. Es kan sich wol eyner nydrigen, der ym hertzen auffs aller heymlichst hoch ist. Widderumb erhaben seyn, der auffs aller nydrigst ym hertzen ist.

       [1 Kor. 4, 5] Darumb spricht er, der herr werde komen und solchs vorporgen der finsterniß und rad der hertzen offenbar machen, da wirt man recht unterscheyd sehen, wer da wirdiger, hoher, und besser ist, unnd wilchs werck am besten sind. Darumb ists das aller unchristlichst ding, wenn man richtett unnd wirdet nach dem eusßerlichen weßenn unnd wercken, als das man sagen will: Eynß Carthußers leben sey an yhm selbs besser, denn eynß pawren odder ehlichen manß, unnd dergleychen, ßo de Cartheußer, wo er wollt recht thun, [Röm. 2, 16. 1] sollt er seyn leben geringer unnd unter des ehemanß leben hallten. Syntemal [1. Kor. 4, 5] gott nicht nach dem weßen, ßondernn nach dem vorporgen des finstern unnd rad des hertzen richtet, wie kan der Carthußer wisßen, ob seyn odder des bawrn hertzen demutiger und besser sey? Hieher gehoren die tzwey exempell, wilche meynß achtenß die besten sind, die ym gantzen Vitas patrum stehen, das erst von S. Antonio, dem kund ward, eyn leddermacher tzu Alexandria, eyn schlechter ehelich handwercksman und nichts ßonderlich thett, dennoch weyt uber S. Antonios war, umb solchs seynes hertzen nydrickeyt willen. Das ander von Paphnutio, der eynem pfeyffer und tzwo ehefrawen gleych ware mit alle seynem strengen leben, wilche tzwey exempell gott auß ßonder gnaden tzu der tzeytt ließ ruchtig werden, da die Muncherey am hohisten war und die werck wunderschon giengen, auff das er unßer augen von dem richten und [WA s. 143] urteylln der werck behielt, unnd leret uns, allerley werck gleych hallten, und eyner dem andern sich unterwerffen.

       Szo sprichstu denn, sind allerley werck und weßen ßo gleych und keynes dem andern ist furzuzihen, Was machen wyr denn, das wyr munch, nonnen, unnd pfaffen werden, der meynung, gott zu dienen, die wellt lassen, und den [Matt. 7, 15; 24, 11; 1. Tim. 4, 2 ff. u. ö.] besten stand annehmen? Antwortt: Warumb hatt Christus und Paulus vorkundigt, es wurden falsche Christen und falsche propheten komen unnd viel vorfuren? Were diße lere auff dem plan blieben, das gottis dienst ynn allen stenden und wercken gleych ist, ßo weren freylich nie keyne stifft noch kloster auffkommen odder hetten yhe nit ßo tzugenommen und ynn den wahn komen, das yhr ding alleyn gottis dienst sey. Wer wolt eyn pfaff werden? wer wollt munch werden? ia, wer wollt Bapst und Bisschoff werden? wenn er wyste, das seyn stand und werck nichts besser ist, denn der armisten kinder magd, die da kindlin wiget unnd windell wesscht. Es were dem Bapst eyn grosse klegliche vorstorung, ia, eyn schande, das er sich solt unter ein kindelmagd demutigen und seyne werck unter yhre werck setzen, ßo itzt kaum die konige und alle heyligen gottis wirdig sind, das sie seyne fusß kussen, umb grosser wirdickeyt willen seynß stands und wercks ; darumb sollen die heyligen [1. Kor. 4, 4] leutte ettwas bessers machen, denn hie S. Paul leret, sich selbs urteyllen, yhren stand und werck fur die besten auffwerffen, auff das sie yhre vordienst vorkeuffen, unnd den armen leyhen, ehlichen leutten, und andern stenden den hymel erwerben, als denen, die nicht ynn gottis dienst leben.

       Dieweyll du denn hie sihest, das unmuglich ist, das der itzige geystlich stand muge bestehen, wo er nicht diße Epistell Pauli vortilget und eyn unterscheyd machet tzwisschen yhm und den andern Christen, und sich selb urteyllet fur den besten, Szo vorstehistu ia gnugsam, das Bapstum, stifft und kloster auff eyttel lugen und gotis lesterung gegrund sind; denn sie nennen sich geystlich, die andernn alle welltlich, ßo doch fur gott niemant geystlich ist, denn die glewbigen, wilche fast alle ym leyenstand, unnd unter den geystlichen [WA s. 144] schier keyner ist. Was mag nu lugenhafftiger seyn, denn ßo du den stand geystlich urteylist unnd scheydist von dem andernn, darynn der recht ware geystlich stand ist? Alleyn gott gepurt tzu richten, wer geystlich und der beste sey, und sie faren tzu unnd heyssenß geystlich. Darumb alleyn, das sie beschorne kopff und lange rock tragen. Ist das nicht unsynnickeyt und wuterey?

       Szo sprichstu aber: wenn das war ist, ßo were es besser, wyr lieffen widder auß dem kloster und stifft? Anttwortt: der beyde thu eyniß, enttwedder hallte diße Epistel und richte dich selbs nicht, und laß deyn stand nichts besser seyn, denn ob du nicht geystlich werist, und deyne keuscheyt auch unterwerffist eynem ehelichen weyb, das kinder tregt unnd bey yhrem mann schlefft alle nacht. Wo du das nicht thust, ßo lasß kutten, platten, kloster und alles faren, oder wisse, das du geystlich seyest, nicht von eynem guten geyst, ßondernn von eynem boßen geyst, du wirst Paulum hie nicht umbstossen. Ist besser, du tragest kynder ym gemeynen glawben Christi, denn das du dem [1. Kor. 4, 5] teuffell eyne iungfraw bleybist. Es steht hie Paulus fest: yhr solt nicht euch selb richten.

       Szo widderpellistu aber: Ey, hat doch S. Hierony. und viel andere die iungfrawschafft hoch gelobt, datzu sanct Paulus spricht, es sey besser iungfraw, [1. Kor. 7, 38] denn ehlich .1. Cor. 7 ? ! Antwortt: Hieronymus hynn, Hieronymus her, [1. Kor. 4, 5] Ambrosius dort, Augustinus hie, du horist, was got hie sagt durch S. Paulus, das keyner solle sich odder eynander urteylen tzum besten, der gillt mehr denn Hieronymus, wenn seyner auch ßo viell weren, als sand am meer und bletter [1. Kor. 7, 38] ynn welden. Sanct Paulus sagt wol, es sey besser keusch denn ehlich seyn, aber nicht fur gott, er wurde reden widder sich selbs an dißem ort; denn war ists, wer keusch lebt, der ist freyer, kan baß des Euangelion warttenn, denn der ehlich mensch. Und alßo umbs Euangeli willen, hatt Paulus die keuscheyt [1. Kor. 7, 32] gelobet, wie er selb bekennet .1. Cor. 7: Eyn iungfraw und wittwe denckt der [Matth. 19, 12] ding, die gott angehen. Alßo Christus auch Matt. 19. lobet die vorschnytten, nicht umbs vorschnytten, ßondern umbs hymelreychs, das ist, umbs Euangelio willen. Aber itzt faren sie tzu, und obwol niemant weniger mit dem Euangelio umbgehet, denn die geystlichen, wollen sie doch eynß bessern stands seyn, denn die andern. Und nemen die keuscheytt an, umb yhr selbs wirdickeyt und hoehe [WA s. 145] willen, nicht umb yhrß nutzs willen. Gerad als wenn ich sprech: es ist besser, das du eyn handwerck lernist, denn das du eyn dienstknecht werdist. Warumb? nit das der stand fur gott besser sey, ßondern, das er weniger hynderniß [1. Kor. 7, 32. 38] hatt. Alßo preysset auch S. Paul die iungfrawschafft und keuscheyt, und dennoch nicht, denn alleyn ynn denen, die lust datzu haben von gottis gnaden. Aber itzt sihet niemant an, ob es hynderlich oder furderlich sey, ßondern yderman plumbt eynhynn, nur angesehen, wie hoch, wirdig unnd groß die keuscheyt sey. Datzu mit solcher muehe, far, unlust, unwille, unnd unreynickeytt, das dem iamer keyn klage gnug seyn mag, noch wollen sie besser seyn denn ander leut. Haben damit den ehlichen stand vorechtlich gemacht, das er gleych angesehen wirt, als eyn unreyn, schemlich leben. Dafur gibt yhn denn gott tzu lohn, das yhre keuscheyt hembd, bett und rock verunsawbert, mit unableßlichem fließen odder brennen, das freylich keyn groesser noch unreyner unkeuscheyt ist, denn bey dißer unordiger, gefangner, unwilliger und unmuglicher keuscheyt.

 

       [1. Kor. 4, 5] Ursach dißes alles gibt Paulus darynn, das er sagt: das vorporgen der finsterniß und der hertzen radt ist noch nicht erleucht. Darumb dieweyll gott nach denselbigen urteyllet, und wyr sie nicht erkennen mugen, sollen wyr die stend unnd werck unvorurteyllt und ungescheyden lassen, ßondern eyn iungfraw soll yhr iungfrawschafft nicht fursetzen der ehefraw, der Bapst seynen stand auch unterwerffen dem ackerbuben, und niemant vormessen, das seyn oder eyns andern standt besser sey fur des andernn stand unnd weßen. Unnd eyn iglicher soll frey hallten unnd erleßen, wilcher stand yhm gefellet auff das es alles gleych sey, biß das der herr kompt. Aber wo das solt angehen, wo wollten die heyligen vetter unnd geystlich herrnn essen nehmen? die der erbeytt nicht gewonet unnd yhre narung daher haben, das der gemeyn man yrret unnd yhren stand außßondert und urteyllt fur den besten, ynn tzuvorsicht, er wolle seyn geniessenn, weyl seyn selbs stand nichts sey. Daher denn fließen solch stifften und geben tzu klosternn, capellen, kilchen, unnd ßonderlich tzu den mussigen, lieben beuchen und freßlingen; das wurd alles abgehen, und vorfallen, wo diße lere Sanct Pauls auffkeme.

 

       [1. Kor. 4, b] Vorporgene der finsternisß unnd radt der hertzenn nennet Paulus die tzwey stuck, die man gemeyniglich, wiewol undeuttlich, nennet: wille und vor- [WA s. 146] nunfft; denn der mensch hatt die tzwey stuck ynn seynem ynnwendigisten, das er liebt, will, begerd unnd lust ettwa tzu hatt. Das ander, das er vorstehet, erkennet, richtet, urteyllet. Ich will sie itzt nennen meynung unnd gedancken. Nu ist des menschen meynung unnd gesuch ßo tieff unnd truglich, das niemant ersehen kan, unnd keyn heylige gnugsam erkennet hatt, das Hieremias. 17. [Jer. 17, 9. 10] spricht: des menschen hertz ist boß unnd unerforschlich, wer kanß erforschen? [Ps. 52, 2] Ich der herr, der da nieren unnd hertz erforschet, unnd David Ps. 31: Selig ist der mensch, ßo nitt trug ist ynn seynem geyst. Daher kompts, das viel frum sind unnd grosße werck thun, aber es ist eyn gesuch odder meynung drynnen, damit sie yhren eygen nutz suchen, des sie nymmer gewar werden, dienen gott, nicht lautter umb gottis willen, ßondernn umb ehr, gutt, des hymells odder hellen peyn willenn. Unnd diße falsch meynung kan niemant erfaren, es sey denn, das gott den menschen ube mit vielen unnd schweren [1. Kor. 4, 5] anfechtungen. Darumb nennet hie Sanct Paulus solch meynung: Eyn vorporgenß ym finsternisß, gibt yhm ßo eyn eben, rechten namen, das nit baß mocht genennet werden. Es ist nicht alleyn vorporgen, ßondern auch ym finsternisß, das ist: ym ynnwendigsten, da der mensch selbs nicht sihet, ßondern alleyn got. Sihe, diße sorgliche finster meynung und grund unßers hertzen macht, das wyr mussen uns eyner dem andern unterwerffen und mugen keyn werck noch stand gegen dem andern heben odder wegen; denn diße meynung ist das gantz gewicht und richt aller werck, stend, weßens und lebens, wie [Spr. 16, 2] Salomon sagt Spr. 16. Got ist eyn wagemeyster ubir die geyste. Dieweyl denn nu eyn eheweyb kan eyn guts vorporgenß haben ynn yhrem finsterniß, und eyn iungfraw eyn boßes, ßo ists gar vorkerlich und unchristlich, das ich eyn iungfraw uber eyn ehefraw wolt urteyllen umb der keuscheyt willen, wilche eyn eusserlich ding ist. Gleych alls wenn ich wollt eyer wiegen ynn eyner wage, und wuge sie nach der schalen alleyn, ließ den totter unnd das weyß ausßen.

       Wo nu solch meynung falsch oder gutt ist, da sind auch die gedancken darnach; denn was und wie der mensch meynet oder sucht, ßo trachtet, radschlagt, [1. Kor. 4, 5] dencket er auch darnach; das heysst hie Paulus den rad der hertzen, das ist: die gedancken, damit er umgehet, das er seyner meynung und gesuch [Luk. 1, 51] nachkome. Diße tzwey trifft Maria yn yhrem lobesang alßo: Er hatt tzurstrewet [WA s. 147] die hoffertigen yn der meynung yhrs hertzen; da nennett sie die meynung yhr vorporgens ym finsterniß, yhr gesuch und das hertz yhren rad und [1. Mose 6, 5] trachten. Item Moses nennet sie Genn. 6. alßo: Alle meynung und gedancken [Matth. 6, 22. 23 [!]] des menschen hertzen sind eyttel und boße alletzeytt, unnd Christus Matt. 7. warnet uns vleyssig fur derselbigen falschen meynung und spricht: Das auge ist eyn leuchte des leybs, wo nu deyn auge eynfelltig ist, ßo ist deyn gantzer leyb liecht. Ist aber deyn auge nitt gutt, ßo ist auch deyn gantzer leyb finster, sihe aber tzu, das nit das liecht yn dyr sey eyn finsterniß; denn ßo das liecht finsterniß ist, wie grosß wirt denn das finsterniß selbs seyn? Das ist alles gesagt auff das vorporgen geschefft ynn finsterniß, wilchem schlecht nicht mag geratten werden, denn durch vortzagen an unßern wercken, und durch starken glawben auff lautter gottis gnaden, datzu nichts nutzers ist, denn viel und starcke leyden, mit allerley ungluck, da lernt sich der mensch etlicher maß erkennen, ßonst ists vorloren.

 

Folget das Euange.

 

 

 

 

 

 

      

Am dritten sontag des Advents Euangelium [Matth. 11, 2 –10] Matt. II.

 

1522[WA s. 147]

Da Johannes ym gfengniß horete die werck Christi, sandte er tzween seyner iunger, unnd ließ yhm sagen, Bistu, der do komen soll, oder wartten wyr eynes andern? Und Jhesus anttworttet und sprach tzu yhn: Gehet hynn, und vorkundigt Johannen, was yhr sehet und horet, Die blinden sehen, und die lahmen wandelln, die außsetzigen werden reyn, und die tauben horen, die todten stehen auff, und den armen wirt das Euangelion prediget, und selig ist, der sich nit ergert an myr. Da sie aber hynngiengen, hub an Jhesus tzu sagenn von Johanne tzu dem volck, Was seytt yhr hynaußgangen ynn die wuesten tzu sehen? Wolltet yhr sehen eyn rohr, das der wind hynn und her webd? Oder was seytt yhr hynaußgangen tzu sehen? Woltet yhr sehen eynen menschen, mit weychem kleyd anthan? Sehet, die da weych kleyder tragen, sind ynn der konige heußer, odder was seytt yhr hynaußgangen tzu [WA s. 148] sehen? Wolltet yhr eynen propheten sehen? ia ich sage euch, der mehr ist denn eyn prophet, Er ists, von dem geschrieben ist: Sihe da, ich sende meynen engel fur deynem angesicht, der soll bereytten deynen weg fur dyr.

 

Das meyste, das ich finde uber dißem Euangelio gehandellt, ist das, ob Sant Johannes nit habe gewist, das Jhesus der rechte Christus were, wiewol es eyn unnottige frage ist, da nicht viel angelegen. Sanct Ambrosius meynet, er hab nicht auß unwissen odder tzweyffell, ßondern auß Christlicher meynung fragt. Hierony. und Grego. schreyben, er habe fragt, ob er auch [WA s. 149] ynn die helle solle seyn vorlauffer seyn, wilche meynung am wenigsten grund hatt, denn der text spricht klerlich: Bistu, der da komen soll, odder wartten wyr eynß andernn, wilchs wartten lauts der wort von seyner zukunfft auff erden auff das Judisch volck sich tzeucht; sonst solt er sagen: oder wartten die ynn der helle auff dich. Auch weyl Christus mit seynen wercken anttworttet, das er komen sey ists gewiß, das Johannes von der leyplichen tzukunfft gefraget habe, dieweyll sie Christus selbs alßo verstehet und auch drauff anttworttet, wiewol ich nicht leugne, das Christus auch ynn die helle kommen sey, wie wyr ym glawben beten.

       Szo ists gewiß, das Johannes wol wiste, das Jhesus were, der do komen [Joh. 1, 29 ff., Matth. 3, 13 ff., Mark. 1, 9 ff., Luk. 3, 21 ff.] sollt, denn er hatte yhn tauffet und betzeuget, das er das lamb gotis were, der die sund der welt truge, hatte auch gesehen den heyligen geyst ynn eyner tawben gestallt auff yhn komen, und die stym vom hymell gehoret: Diß ist meyn lieber ßon, ynn dem ich wolgefallen habe, wie das alles die Euangelisten alle vier reychlich beschreyben. Warumb hat er denn diße frage than? Anttwort: Es ist freylich nitt on nottige ursach geschehen. Zum ersten, ists gewiß, das Johannes umb seyner iunger willen fragen lesset. Denn dieselbigen hielten Christum noch nicht, dafur er tzu halten war. Und Johannes war nicht darumb komen, das er yhm selbs die iunger und das volck tzutzoge, ßondern Christo den weg bereyttet, und yderman tzu Christo furet und yhm unterthan [Joh. 1, 29. 36; 3, 30] mecht. Nu hatten Johannes iunger viel herlicher tzeugniß ubir Christum von yhm gehoret, wie er das lamb gottis und gottis ßon were, unnd wie Christus muste groß werden, er aber muste kleyner werden. Dem allen glewbten seyne iunger und das volck noch nicht, odder kundenß yhe nicht verstehen, ßondern sie selb und yderman hielten viel von Johannes selbs, und nichts von Christo; darumb hiengen sie hartt an Johannes, alßo auch, das sie umb seynen willen eyfferten und unwillig worden auff Christum, da sie sahen, das er [Joh. 3, 25 ff.] auch tauffet und iunger auffnahm, unnd das volck an sich tzoch, und klagten dasselb Johanni, als die da sorgten, yhr meyster wurde geringe werden, wie das Johan. 3. beschreybet.

[WA s. 150]

       Zu solchem wahn bewegeten sie dieße tzwo ursach: Die erste, das Christus noch nit beruffen war bey den leutten denn alleyn von Johannes. Er hatte auch noch keyn tzeychen than, unnd war niemandt ym ansehenn, denn alleyne Johannes; drumb war es yhn gar seltzam, das er sie und yderman von sich tzum andern weyßet, ßo doch nichts anders furhanden war, denn er selbs, das eyn namen und ansehen hette. Die ander, das Christus ßo gar schlecht, eynfelltig dahergieng, Eynes ar-men tzymmermanß unnd eyner armen wittwe ßon, datzu nitt vom priesterstand odder auß den gelerten, ßondern eyn leye und gemeyner handwercksgesell. Er hatte nie nichts gelernet, war ym tzymmerhandwerck, wie eyn ander leye, auffertzogen, das sichs doch gar nicht reymen wolt, solch hohe herliche tzeugniß Johannis und der schlechte leye und handwercksgeselle Jhesus. Darumb ob sie wol glewbten, Johannes sagete die warheyt, dochten sie doch: villeycht wirts eyn ander seyn, denn dißer Jhesus, und wartten auff eynen, der hoch eyner drabete, als eyn hoch gelerter ubirster priester, oder mechtiger konig. Und Johannes kund sie auß solchem wahn mit seynen wortten nicht heben, sie blieben an yhm hangen, und hielten Jhesum viel geringer, wartteten doch yndes auff den herlichen eyntzog des grossen mannes, davon Johannes sagete. Und wo es Jhesus yhe seyn solt, must er sich anders tzur sache stellen, hengst satteln und die gelen sporn anlegen, und hereynplatzen, als eyn herr unnd konig von Israel, wie vortzeytten die konige than hatten; ßo lang er das nicht thett, wolten sie an Johanne bleyben.

       Da aber Jhesus anhub zu wundern und ynß geschrey kam, da dacht Johannes, er wolt seyne iunger nu wol von sich weyßen und zu Christo bringen, auff das sie nicht nach seynem tod, eyn erbsecten auffrichten, und Johanniter wurden, ßondern alle an Christum hiengen und Christen wurden, und send sie hyn, das sie hynfurt nicht an seynem zeugniß alleyn, ßondern an Christus wortten und wercken selbs erlernten, das er der recht man were, davon Johannes hatte gesagt. Denn seyne werck und eyntzog solt nicht gewarttet werden mit drummen und pasaunen und desgleychen welltlichen prangenß, ßondernn ynn geystlicher krafft und gnade, damit nicht die pflaster [WA s. 151] und teppich beritten und betretten wurden, sondern davon die todten lebend, die blinden sehend, die tawben horend, und allerley ubells, leyplich und geystlich, vortrieben wurde. Das sollt der pracht und eyntzog dißes konigs seyn, wilcher thatten nicht die geringst thun kundten alle konige, alle gelerten und alle reychen der gantzen welt: das will nu der text.

 

[Matth. 11, 2.] Da Johannes ym gefenckniß horett die werck Christi, sandte er tzween seyner iunger, und ließ yhm sagen: Bistu, der da komen soll, oder wartten wyr auff eynen andern?

Als solt er sagen tzu seynen iungern: da horet yhr seyne werck, der ich nie keynß than habe, noch keyner fur yhm, gehet nu selber hyn, und fraget yhn, ob erß sey oder nicht, thutt nu ab den groben yrdisschen wahn, das [Joh. 3, 30] yhr meynet, er werd auff hengsten und mit korissen eynreytten. Er hebt an groß tzu werden, ich muß nu kleyner werden, meyn weßen muß auffhoren, und seynes angehen, yhr musset von myr lassen, und nu an yhm hangen. Wie nodt aber das sey geweßen, das er seyne iunger von sich tzu Christo weyßet, ist leychtlich tzu mercken; denn was were yhn damit geholffen, das sie thausentmal Johannes heylickeyt gefolget und Christum nicht erlanget hetten? Ausßer Christo ist keyn hulff noch rad, wie heylig die menschen ymer seyn mugen, gleychwie auch izt, was hulffs die munch und nonnen, das sie S. Benedict, Bernhard, Franciscus, Dominicus, Augustinus regel hallten und folgen, wo sie nicht den eynigen Christum alleyn ergreyffen, und auch yhren Johannem vorlassen? Alle Benedicter, carthußer, barfusser, prediger, Augustiner, carmeliten, alle munch und nonnen sind gewißlich vorloren, und alleyne die [Matth. 11, 12] Christen selig, was nicht Christen ist, den hilfft auch Johannes der teuffer nicht, der doch ist der grossist heylige fur allen, wie der herr sagt? Doch gehet Johannes sanfft mit yhn umb, duldet yhren schwachen glawben, biß das sie starck werden, furwirfft sie nicht drumb, ob sie yhm nit ßo festiglich glawben. Alßo muß man auch thun den gewissen, die ynn heyliger menschen exempel unnd regelln ausser Christo gefangen sind, biß man sie eraußbringe.

[WA s. 152]

 

 

[Matth. 11, 4 –6] Und Jhesus anttwort unnd sprach tzu yhn: Gehet hynn und vorkundigt Johannen, was yhr sehet und horet: Die blinden sehen, die lahmen wandeln, die außsetzigen werden reyn, die tauben horen, die todten stehen auff, den armen wirt das Euangelion predigt, unnd selig ist, der, sich nicht ergert an myr.

Christus anttwort Johanni auch umb der iunger willen, er anttwort aber tzwiffalltig, tzuerst mit wercken, tzum andern mit wortten; [Joh. 10, 24] alßo thutt auch Joh. 10, da yhn die Juden ym tempel umbringeten und fragten: Bistu Christus, ßo sagis uns offenbar. Er aber weyßet tzu den [Joh. 10, 25] wercken und sprach: Ich predige euch, und yhr glewbt nicht, die werck, die ich [Joh. 14, 11] thue yn meynes vaters name, tzeugen von myr. Item: wollt yhr myr nicht glewben, ßo glewbt doch den wercken. Alßo auch hie tzeygt er yhn tzuerst die [Matth. 11, 6] werck, darnach auch die wort, da er spricht: Selig ist, der sich nicht ergert an myr, mitt wilchen wortten er nicht alleyn bekennet, das erß sey, ßondern auch warnet fur ergerniß. Wenn erß nicht were, ßo were der nicht selig, der sich an yhm nicht ergert, denn man kan aller heyligen geratten, Christus alleyn kan man nicht geratten, keyn heylig hilfft, alleyn Christus hilfft.

       Das anttwort aber durch die werck ist gewisßer; tzuerst darumb, das solche werck widder Johannes noch yemandt than hatte tzuvor. Zum andern, das sie tzuvor ynn den propheten vorkundiget waren; darumb da sie sahen, das es gienge, wie die propheten gesagt hatten, kundten und solten sie gewiss [Jes. 61, 1. 2] seyn. Denn alßo hatt Isaia. 61. davon gesagt : Der geyst des herrn ruget auff myr, daher hatt er mich gesalbet, tzu predigenn das Euangelium den armen hatt er mich gesandt, tzu heylen die tzurbrochen hertzen, zu predigen den gefangenen die erledigung, und den blinden das gesicht, tzu predigen das angenehme iar des herren. Inndem er spricht: Er hatt mich gesalbet, vorstehet er, das er Christus sey, und Christus solle solchs thun, und wer solchs thett, der soll Christus seyn. Denn Christus auff kriechisch, heysst Messia auff hebreisch, unctus auff latinisch, und gesalbeter auff deutsch, und die konige und priester pflegt man zu salben tzum konigreych und priesterthum. Aber [WA s. 153] [Jes. 61, 1. 2] dißen gesalbeten konig unnd priester, spricht hie Isaias, sollt gott selber salben, nicht mit tzeyttlichem oele ßondern mit dem heyligen geyst, der auff yhm ruget, als er hie spricht: der geyst des herrn ruget auff myr, daher und das ist meyne salbe, damit er mich gesalbet hat. Szo prediget er ia das Euangelium, macht blinden sehend, heylet allerley kranckheyt, und prediget das genehme [Jes. 35, 4. 5. 6] iar, die tzeytt der gnaden &c.. Item Isaia. 392 : Sehet, unßer gott wirt selber komen und uns selig machen; als dann werden offnet werden die augen der blinden, und offen seyn die oren der tawben. Als dann wirt springen der lame wie eyn hirß, und loß werden die tzunge der stummen &c.. Wenn sie nu die schrifft gegen diße werck und die werck gegen die schrifft hielten, kundten sie Johannes tzeugniß an Christo erkennen, das er der recht [Luk. 7,21] man seyn muste. Und Lucas .7. schreybt, das Christus zu der stunde, da Johannes iunger yhn frageten, viel gesund machet von yhren kranckheytten unnd plagen unnd geystern, unnd vielen blinden das gesicht schenckt.

       [Matth. 7, 16] Wyr mussen aber hie das trew exempel wol tzu hertzen nemen, das Christus sich auff seyne werck berufft und will den bawm an den fruechten zurkennen geben, damit er furkomen ist allen falschen lerern, Bapst, Bisschoff, pfaffen und munchen, die tzukunfftig seyn sollten, und unter seynem namen komen und sagen: wyr sind Christen, gleych wie der Bapst sich rhumet, er sey Christus statthalter. Denn hie haben wyr, das, wo nicht die werck sind, da ist auch Christus nicht; Christus ist eyn lebend, thettig, fruchtbar weßen, das ruget nicht, es wirckt on unterlaß, wo es ist; darumb die Bisschoff unnd lerer, die nicht Christus werck furen, sollen wyr hallten unnd meyden, wie die wolffe. Sprechen sie aber: ia, es ist nit nodt, das eyn iglicher diße werck Christi thue, wie konnen auch alle heyligen blinden sehend, die lahmen gehend und ander Christus gleyche wunder thun? Antwort: Christus hatt auch ander werck than, als gedullt, liebe, frid, senffte, und dergleychen, die yderman thun solle. Thue dieselben, ßo wollen wyr Christum auch noch an seynen wercken kennen.

       [Matth. 23, 2. 3] Hie sagen sie aber, Christus spricht Matt. 23: Die schrifftgelerten und phariseer sitzen auff dem stuel Mosi, was sie euch sagen tzu hallten, das haltet, und thutts, aber noch yhren wercken thutt nicht, denn sie sagenß, und thunß aber nicht &c.. Hie hatt Christus gepotten, man soll die lere, nicht das leben [WA s. 154] ansehen. Anttwort: was hore ich? Seytt yhr nu phariseer und gleyßner worden? und bekennet das selber? wenn wyrß von euch sagten, solt yhr wol zurnen. Wolan, ßo yhr denn diße gleyßner seyt, und nempt euch dißer wortt an, ßo must yhr auch leydenn alle ander wortt, die Christus widder die phariseer saget. Doch dieweyll mit dießem spruch Christi sie sich schutzen und den eynfelltigen das maul stopffen, wollen wyr yhn baß ansehen, denn auch die Christmorder ym Costnitzer concili Johannem Huß damit antasteten, und meynen gleych, sie haben darynnen freyhet yhrer tyranney, das niemant soll yhrer lere widderstreben.

       Darumb ist tzu mercken, das leren auch eyn werck ist, iha das furnhemist werck Christi; denn hie unter seynen wercken tzelet er auch, das den armen [Matth. 11, 5] das Euangelium predigt wirtt; darumb, gleych wie die tyrannen an den wercken, alßo auch an der lere tzurkennen sind. Wo Christus ist, da wirtt das Euangelion gewißlich predigt, wo es nicht predigt wirt, da ist Christus nicht. Auff das wyr nu unßern phariseer tzulassen, das nicht yhr leben, ßondern yhr lere sey tzu hallten, Wolan, ßo last sie doch leren, wollen yhn [Matth. 23, 3] das leben gerne vorschonen. Aber nu sind sie viel erger denn die phariseer, wilche doch sageten die lere Mosi, wiewol sie es nicht thatten. Aber unßer klotze, das sind gotzen, da ist widder thun noch lassen, widder leben noch leren, sie sitzen auff Christus stuel, unnd leren yhre eygen lugen, schweygen das Euangelion; darumb kan sie dißer spruch Christi nicht schutzen, sie mussen [Joh. 10, 8] wolff und morder seyn, wie sie Christus nennet Johan. 10.

       [Matth. 23, 3. 4] Alßo will hie Christus, sie solten die phariseer horen, doch nit weytter, denn auff Moses stuel, das ist: wenn sie Moses gesetz, gotis gepott lereten; denn am selben ortt, da er verpeut nach yhren wercken tzu thun, tzelet er auch yhre lere unter yhr werck und spricht: Sie binden tzusammen schwere unnd untregliche last, und legen sie auff der menschen helsße, und wollen sie nit mit eynem finger regen. Sihe da, yhre untregliche lere will er auch verpotten habenn tzu fodderst unter yhren wercken, als das furnehmst, das endlich [Matth. 23, 3] die meynung dißes spruchs die ist: Alles, was sie auß Mose sagen, das halltet und thut, aber was sie ßonst leren und thun, das halltet nicht. Wie viel mehr sollen wyr unßer phariseer nur horen auff Christus stuel, wenn sie den armen das Euangelion predigen, und nicht horen noch hallten, was sie ßonst leren und thun.

[WA s. 155]

       Alßo sihestu, wie feyn die ungehoffelten papisten dißen spruch tzum grund yhrer lere, luegen und gewalt gelegt haben, ßo keyn spruch stercker wider [Matth, 23. 3] sie ist und yhre lere hoher vordampt; denn Christus wort stehen klar und fest: Nach yhren wercken thutt nicht, yhr lere aber ist yhr werck unnd nicht auß gott: Sie sind eyn volck nur tzu liegen und schrifft tzu felschen erhaben. Auch wo das leben nicht gut ist, ists dennoch seltzam, das eyner recht predige, er muß yhe ymer widder sich selbs predigen, wilchs er schwerlich thutt, on tzusatz und nebenleren. Und summa summarum: wer nicht das Euangelion prediget, den soltu wissen, das er widder auff Moses noch Christus stul sitze; darumb soltu widder noch seynen wortten noch seynen wercken thun, ßondern fliehen [Joh. 10, 3 –5] noch der artt der schaff Christi Joh. 10: Meyne schaff horen meyne stymm, aber der frembden stymm horen sie nicht, ßondernn fliehen von yhn. Willtu [Ps. 1, 1] wissen aber, wie yhr stul heysset, ßo hore tzu, David Ps. 1. Selig ist der man, der nicht wandellt ym rad der gottloßen unnd nicht stehet ym wege der sunder, [Ps. 94, 20] und nicht sitzet auff dem stuel der gifft, unnd Ps. 93. Wirstu auch mitgenosß seyn des stuels der boßheytt? wilcher da erfindet beschwerung mit satzungen.

      

[Gesetz und Euangelion]

[Matth. 11, 5] Was ist aber das? da er spricht: den armen wirt das Euangelion predigt? wirtts nicht auch den reychen und aller welt predigt? odder wie ist das Euangelion ßo eyn groß ding, das erß fur eyn ßo grosße wolthatt ertzelet? syntemal yhm doch ßo viel leutt feynd sind. Hie mussen wyr wissen, was das Euangelion sey, wyr kunden sonst dißen ortt nicht vorstehen; darumb ist wol und mit vleyß tzu mercken, das gott tzweyerley wortt oder predigt ynn die wellt hatt von anbegynn alltzeyt gesandt: Gesetz und Euangelion, diße tzwo prediget mustu wol unterscheyden und erkennen. Denn ich sage dyr, das ausßer der schrifft bißher keyn buch yhe geschrieben ist, auch von keynem heyligen, das furhanden sey, darynn diße tzwo predigt recht unterschiedlich weren gehandellt, do doch grosse macht an ligt tzu wissen.

 

Das gesetz

Das gesetz ist das wortt, darynn uns gott leret unnd foddert, was wyr thun und lassen sollen, als da sind die tzehen gepott; wo nu die natur alleyn ist, on gottis gnade, da ist das gesetz unmuglich zu halten, auß der ursach, das der mensch nach Adamß fall [WA s. 156] ym paradiß vorterbet ist, und eyttel boße lust hatt tzu sundigen, und kan nicht auß hertzengrund dem gesetz hold seyn, wie wyr das alles ynn uns selbs erfaren; denn niemandt ist, der nicht lieber wolt, das keyn gesetz were. Und yderman findet und fulet bey sich selbs, das es schweer ist, frum tzu seyn unnd wollthun, Widerumb, leycht, boß tzu seyn und ubel thun, unnd solche schweer oder unwille tzum guten macht, das wyr gotis gesetz nicht hallten, denn was mit unlust, schweer und unwillen wirt gehalten, das ist fur gott gleych, als nicht gehalten. Und alßo ubirwind uns das gesetz gottis durch unßer eygen erfarung, das wyr naturlich boße, ungehorsam und liebhaber der sunden und feynd gottis gesetzen sind.

       Auß solchem allen musß nu folgen der tzweyer eynß, vormessenheyt odder vortzweyfflung; die vormessenheyt folget alsdenn, wenn der mensch das gesetz fur sich nympt tzu vollnbringen mit wercken, ubet sich fast drynnen, das er [2. Mose 20, 2 ff.] thu, wie die wort lautten. Er dienet gott, schweeret nicht, ehret vatter und mutter, todtet nicht, ehebricht nicht und dergleychen. Aber yndes nympt er seynes hertzen nicht war, sihet nicht an, auß waßer meynung er alßo feyn wol lebet, deckt den allten schalck ym hertzen mitt solchem schonen leben; denn wo er sich recht ym hertzen ansehe, wurde er befinden, wie er solchs alles mit unlust und tzwanck thutt, das er sich fur der helle furcht, odder den hymell sucht, wo er nicht auch viel geringer sucht, nemlich die ehre, gutt, gesundheyt, und furcht der schande odder schaden oder plagen. Kurtzlich, er muste bekennen, das er lieber anders wolt leben, wo nicht die folge yheniß lebens yhn erhielte; denn bloß lautter umbs gesetzs willen thett erß nicht. Weyl er aber solchs boßen grunds nicht gewar wirt, gehet er sicher dahyn, sihet auff die werck alleyn, nicht ynß hertz, vormisset sich, er hallte gottis gesetz wol, und bleybt alßo Moses angesicht fur yhm tzugedeckt, das ist: er erkennet des gesetzs meynung nicht, nemlich, das es will mit frolichem, freyem, lustigen, willen erfullet seyn. Gleych, als wenn du eynen unkeuschen fragist, warumb er das werck thu, ßo kan er nicht anders antwortten, denn: umb der lust willen, die er ym werck hatt, denn er thuts wider umb lohnß noch straff willen, denckt nichts damit tzurwerben, auch keynem ubel damit tzu empflihen. Solche lust will das gesetz auch ynn uns haben, das, wenn du eynen keuschen fragist, warumb er keusch sey, soll er sagen: nicht umbs hymels noch der helle willen, nicht umb ehre noch schande willen, ßondern umb des willen alleyne, das michs tzumal feyn dunckt, und gefellet myr hertzlich wol, obs gleych nicht gepotten were. Sihe, eyn solch hertz hatt gottis gesetz lieb und thutts mit lust, [WA s. 157] solche menschen lieben gott und die gerechtickeyt, furchten und hassen nichts denn die ungerechtigkeyt, aber keyn mensch ist von natur alßo gearttet. Jhene aber lieben den lohn und genieß, furchten und hassen die straff unnd peyn; darumb hassen sie auch gott und die gerechtickeyt, haben lieb sich selb und die ungerechtickeyt. Das sind heuchler, gleyßner, falscher, lugener, und eytteler. Der art sind alle menschen außer der gnaden, tzuvor aber die werckheyligen; [Ps. 116, 11] darumb spricht und schleusst auch die schrifft: Alle menschen sind lugener Ps. 115. [Ps. 39, 6. 12; Ps. 14, 3] und aber mal Ps. 38. : Alle menschen sind gantz eyttel, und Ps. 134 : Es ist keyner der guttis thue unter der menschen kindern.

       Die vortzweyfflung aber folget alsdenn, wenn der mensch solchs seynes grunds gewar wirt, unnd erkennet, das yhm unmuglich ist gottis gesetz lieben; denn er findet nichts guttis ynn yhm, ßondern eyttel hasß tzum guten und lust tzum boßen, da erkennet er, das mit wercken dem gesetz nicht mag gnug geschehen, drumb vortzagt er an den wercken, und acht yhr nicht. Liebe solt er haben, der find er nicht, und kan sie von und auß yhm selb nicht haben, da muß denn seyn eyn armer, elender, gedemutigeter geyst,den seyn gewissen durchs gesetze dringt unnd engstet, gepeut und foddert, des er nicht eyn heller tzubetzalen hatt. Dißen menschen ist das gesetz alleyne nutzlich, denn es ist drumb geben, das solch erkentnisß und demutickeyt wircken soll, das ist seyn eygentlich werck, diße vorstehen feyn der heuchler und falschen heyligen werck, das es eyttel liegen und triegen sey. An dißem ort war David, da er sprach [Ps. 116, 11] Ps. 1155 : Ich saget ynn meynem entsetzen: Alle menschen sind lugener. Daher [Röm. 8, 2] nennet S. Paulus das gesetz Eyn gesetze des todts Rom. 8. und eyn krafft der [1. Kor. 15, 56; 2. Kor. 3, 6 [!]] sund. 1. Cor. 15. und 2. Corin. 4. spricht er: Der buchstab todtet, aber der geyst macht lebendig. Das ist alles ßo viel gesagt, wenn das gesetz und natur recht auff eynander treffen unnd eynander ken-nen, ßo find sich aller erst das gewissen und die sunde; da sihet der mensch, wie tieff er boße sey ym hertzen, wie groß seyn sund seyn, auch darynnen, das er tzuvor gutt werck und nicht sunde hatte gehalten. Szo muß er selbs urteylen, das er auß yhm selbs nicht anders, denn eyn kind des todts, tzornß, und der hellen sey; da ist denn tzittern und erschrecken, da fellet abe alle vormessenheytt, gehet eyn eyttel furcht und vortzagung, da wirt der mensch tzurschlagen, tzunicht und aller dinge recht demutig. Weyl nu das alles alleyn das gesetz wirckt, spricht [WA s. 158] [Röm. 8, 2; 2. Kor. 3, 6] Paulus wol, es sey eyn gesetz des todts, und eyn buchstabe, der do tode, und [1. Kor. 15, 56; Röm. 4, 15] eyn gesetz, das die sund krefftig mache und den tzorn wircke, Rom. 4; denn es gibt und hilfft nicht, foddert nur und treybt und tzeygt uns alßo unßern iamer und vorterben.

 

Das Euangelion.

Das ander wortt gottis ist nicht gesetz noch gepott, foddert auch nichts von uns, ßondern wenn solchs durchs erste wortt des geseczs geschehen, und der elend iamer und armut ym hertzen zugericht ist, ßo kompt er denn, und beutt an seyn lieblich, lebendig wort, und vorspricht, zusagt und vorpflicht sich, gnade und hulff zu geben, damit wyr auß solchem iamer komen sollen, und alle sund nicht alleyn vorgeben, ßondern auch vortilget, datzu lieb und lust zurfuellung des gesetzs geben seyn sollen. Sihe, solch gottlich tzusagung seyner gnade unnd vorgebung der sund heysst eygentlich Euangeli. Und ich sage noch eyn mal und abermal, das du Euangeli ia nichts anders vorstehist, denn: gottliche zusagung seyner gnade und vorgebung der sunde. Denn daher ists geschehen, das dißher S. Paulus Epistel nicht vorstanden, auch unmuglich zuvorstehen sind, weyl sie nit wissen, was eygentlich gesecz und Euangelion heysset. Denn sie halten Christum fur eynen geseczmacher, unnd das Euangelion fur eyttel lere newer gesecz, das ist nicht anders, denn das Euangelion zuschliessenn, unnd aller dinge vorbergen. Denn Euangelion ist kriechisch und heysst auff deutsch: eyn frolich botschafft, darumb das darynnen vorkundigt wirt die heylsame lere des lebens von gotlicher zusagungen, und angepotten wirt gnade und vorgebung der sunde; drumb horet zum Euangelio nit werck, denn es ist nicht gesetze, ßondern alleyn glawbe, denn es ist eyttel blosßes tzusagen unnd anbieten gottlicher gnaden. Wer nu dran glewbt, der empfehet die gnade und den heyligen geyst, davon wirt denn das hertz frolich und lustig ynn gott, und thutt alsdenn das gesetz freywillig umbsonst, on furcht der straff unnd on gesuch des lohnß; denn es hatt an der gnade gottis satt und gnug, dadurch dem gesetz ist gnug geschehen.

       Solche tzusagung aber sind alle auff Christum gestellet, von anfang der welt, das gott niemant solch gnade anders tzusagt, denn yn Christum und durch Christum. Christus ist der bott gottlicher tzusagung an die gantzen welt. Darumb ist er auch komen und hatt sie lassen außgehen durchs Euangeli ynn alle wellt, hatt sie aber zuvor altzeyt durch die propheten vorkundigt, darumb ists nichts, das yemandt, wie die Juden, wollten ausßer Christo gottlicher [WA s. 159] tzusagung wartten. Es ist alles yn Christum getzogen und beschlossen; wer den nicht horet, der horet keyn tzusagung gottis, denn gleych wie er keyn gesetz ausßer Moses gesetz und der propheten schrifft erkennet, ßo gibt er auch keyn tzusagung denn durch Christum alleyne.

       Mochtestu aber sagen: sind doch ynn den Euangelien und Epistelln Pauli viel gesetz: Widderumb ynn Moses und propheten bucher viel tzusagung gotis? Antwort: Es ist keyn buch ynn der Biblien, darynnen sie nicht beyderley sind, gott hatt sie alwege beyeynander gesetzt, beyde, gesetz und tzusagung. Denn er leret durchs gesetz, was tzu thun ist, und durch die tzusagung, wo manß nemen soll. Das aber das newe testament furnemlich Euangelion genent wirtt fur andern buchern, geschicht darumb, das es nach Christus tzukunfft geschrieben ist, wilcher die gottliche tzusagung erfullet, bracht und offentlich durch mundlich predigt außbreyttet hatt, wilche tzuvor vorporgen war ynn der schrifft. Darumb bleyb du auff dießer unterscheyd, und wilcherley buch dyr furkompt, es sey allt odder new testament, das ließ mit solchem unterscheydt, das du auffmerckist, wo tzusagunge sind, da ist dasselb buch eyn Euangelionbuch, wo gepott stehen, da ists eyn gesetzbuch. Weyl aber ym newen testament die tzusagung mit hauffen stehen, und ym allten die gesetz mit hauffen, nennet man eynß Euangelion, das ander gesetzbuch.

       [Matth. 11, 5] Nu komen wyr widder auff den text: Den armen wirt das Euangelion predigt; auß obgesagtem ists nu leychtlich zuvorstehen, das unter allen wercken Christi keyn grossers ist, denn das den armen das Euangelion predigt wirt, dieweyl es nit anders denn ßo viel ist gesagt: Den armen wirt vorkundigt gottliche tzusagung aller gnaden und trost ynn Christo und durch Christo angeboten und furgelegt, das, wer da glewbt, dem sollen alle sund vorgeben, das gesetz erfullet, das gewissen erlost, und endlich ewigs leben geschenckt seyn; was mocht eyn arm; elend hertz, und bekummert gewissen, frolichers horen? Wie kund eyn hertz trotziger und mutiger werden, denn von solchen trostlichen reychen wortten und tzusagungen? Sund, todt, hell, welt und teuffel, und alles ubel ist voracht, wenn eyn arm hertz solchen trost gottlicher [Matth. 11, 5] tzusagung empfehet und glewbt. Blinden sehend machen, und todten auffwecken, ist gar eyn schlechts ding gegen dem Euangelio den armen vorkundiget; drumb setzt erß tzuletzt, als das aller grossist und bestes unter dißen wercken.

       [Matth. 11, 5] Aber das ist tzu mercken, das er spricht, das Euangelion wirt nicht prediget denn alleyn den armen, damit er on tzweyffel will, es sey eyn predigt nur fur die armen, denn es ist yhe der gantzen wellt predigt, und Marci. vlt. spricht [WA s. 160] [Mark. 16, 15] er: Gehet hyn ynn alle wellt, und predigt das Euangelion aller creaturn. [Matth. 5, 3] Szo sind diße armen gewißlich nicht die bettler und leyplichen armen, ßondern die geyst armen, das sind: die nicht begeren, noch liebhaben die gutter, ia viel mehr, die tzurschlagene, arme hertzen, die durch qual yhrer gewissen nach hulff und trost ßo fast vorlangen und sich sehnen, das sie widder tzeytlich gut noch ehre begeren; yhn ist mit nichten geholffen, denn wo sie nur eynen gnedigen got haben mochten. Da ist recht geystlich armut, das sind sie, den solche predigt eben ist und ynß hertz schmeckt, den ists, als ob sie auß der helle und vom todt erloßet weren. Darumb, ob das Euangelion wol von aller wellt gehoret wirt, ßo wirts doch nicht angenommen, denn alleyne von solchen armen. Ubir das, ßo lest sichs auch predigen und vorkundigen fur aller wellt, wie es sey eyn predigt nur fur die armen, unnd es muge keyn reycher fassen, ßondern wer es fassen wolle, der musse tzuvor arm werden. Gleych wie Christus [Matth. 9, 13] Matt. 9. spricht: Er sey nicht komen zu beruffen denn nur die ßunder, ßo er doch aller welt rieff. Aber seyn ruff war der artt, das er nur von sundern mocht angenommen werden, unnd sollten alle sunder werden die er berieff; das wolten sie nicht thun. Alßo auch solten sie alle arm werden, die das Euangelion horeten, auff das sie des fehig wurden, aber sie wollten nicht, drumb ists alleyn bey den armen blieben. Alßo auch wirtt fur aller welt gotis gnaden predigt den demutigen, auff das sie alle demutig wurden, aber sie wollten nicht.

       Szo sihestu nu, wer die grossten seynd des Euangelion sind, nemlich die werckheyligen, die sich vormessen, wie droben gesagt ist, denn mit denselbigen kan das Euangelion gar nicht eyniß seyn, sie wollen reych von wercken seyn, ßo wil Euangelion, sie sollen arm seyn, ßo weychen sie nicht, ßo kan das Euangelion nicht weychen, es ist gottis unvorgencklich wort. Szo lauffen sie [Matth. 21, 44 [!]] auffeynander und stossen sich, wie Christus sagt Matt. 22: Wer auff dießen steyn fellet, der wirt tzubrechen, auff wilchen er aber fellet, den wirt er tzustossen tzu pulver. Widderumb sie vordamnen das Euangelion fur yrthum und ketzerey, und gehet, wie wyr sehen teglich, und von anfang der wellt er- [WA s. 161] gangen, das tzwisschen dem Euangelio unnd den werckheyligen keyn fride, keyn gnade, keyne suene ist, aber darunter musß sich Christus lassen creutzigen, denn er und die seynen mussen sich stecken ynn diße klemme, tzwisschen das Euangelion unnd die werck, und wirt alßo tzudruckt unnd tzumalet, wie der weytze tzwisschen beyden mulsteynen, der unter steyn ist das stille, fridlich, und unbeweglich Euangelion, der ubir steyn die werck und yhre meyster, die toben und wueten.

       Mit dißem allem begegnet er mechtiglich yhrem fleyschlichen und yrdischen synn, den sie von Christus tzukunfft hatten; sie dochten, das der grosse konig, [Matth. 3, 11; Mark. 1, 7; Luk. 3, 16] davon Johannes ßo hoch predigt, er sey nit wirdig seyne schuch aufftzuloßen, wurde mit solcher pracht eynherfaren, das alles eyttel gollt und kostliche tzier seyn wurde, und gleych die gassen mit perlen unnd seyden pflastert seyn musten; da sie nu yhre augen ßo hoch trugen und auff solche pracht wartten, reysset sie Christus ernydder, und helt yhn fur blinden, lamen, tawben, todten, stummen, armen, und nur alles, was solcher pracht auffs aller eusserst widder ist, und lest sich finden ynn solcher gestalt, darynnen niemandt suchte [Matth. 3, 11; Mark. 1, 7; Luk. 3, 16] eyn spitalknecht, schweyge eynen solchen konig, des der grosße man Johannes nicht wirdig ist, auch seyne schuch aufftzuloßen. Als solt er nu tzu yhn sagen: last faren ewr hoch gesicht, sehet nicht an meyn person und gestallt, ßondern die werck, die ich thu. Weltlich herrn, dieweyl sie mit gewalt hirschen, mussen sie reyche, hohe, gesunde, starcke, kluge, geschickte leutt umb sich haben, mit den mussen sie umbgehen, bedurffen yhr auch woll, denn on solche leutt kan yhr reych nicht bestehen, darumb kunden sie der blinden, lamen, tawben, stummen, todten, außsetzigen und armen gar nichts gewartten. Aber meyn reych, weyll das nicht nutz von andern sucht, ßondern nur nutz gibt, und yn yhm selber gnug hatt und niemants darff, darumb kan ich nit umb mich leyden, die schon gnug haben, gesund, reych, starck, reyn, lebend, frum und allerdinge geschickt sind, denn solchen byn ich keyn nutz, sie kunden nichts von myr haben, ia sie weren myr eyn schande. Dieweyl es dafur angesehen wurde, ich durfft yhr und hette genieß von yhn, wie die welltherrn von yhren unterthan haben; darumb muß ich mich anders stellen, und tzu den mich hallten, die meyn geniessen konden, muß mit blinden, lahmen, stummen und allerley gebrechlichen umbgehen; das foddert die art und natur meynes reychs, darumb auch mich alßo muß halten, das solch leutt umb mich seyn kunden. [WA s. 162]

       Darauff folget nu recht das wortt: Selig ist, der sich nicht ergert an myr; warumb das? darumb, das die tzwey ßo gar weyt von eynander scheyneten, Christus vorachtlich geperde, und das herliche tzeugniß Johannis, die tzwey vormocht die natur nicht zusammen reymen. Nu stund die gantz schrifft auff Christum, und war ferlich, seyn tzu feylen, ßo sprach die natur : sollt dißer der Christ seyn, davon alle schrifft saget? Sollt der seyn, des Johannes sich nit wirdig dunckt die schuch aufftzuloßen, ßo ich yhn kaum wirdig achte, das er meyne schuch wisschen solt? darumb ists warlich alßo, das grosse gnade ist, sich an Christo nit ergern, und ist hie keyn radt noch hulffe mehr, denn das man auff die werck sehe, und halte die gegen die schrifft, sonst ists nit muglich tzu weren dem ergernisße, die form, die gestalt, die geperden, sind tzu nyddrig unnd alltzu vorechtlich.

       [Matth. 11, 6] Hie merck aber, das tzweyerley ergerniß ist: Eyn ergerniß der lere und eyn ergerniß des lebens, die tzwo ergerniß sind wol tzu mercken. Die ergerniß der lere ist, wenn man anders glewbt, leret, oder hellt von Christo, denn tzu glewben, tzu leren, und tzu hallten ist; als hie die Juden, hielten unnd lereten von Christo anders, denn er war, vorsahen sich seyn eynes weltlichen konigs. Von dißer ergerniß handellt die schrifft am meysten, wilche auch Christus und Paulus alltzeytt handelln und sonst keyner schier gedencken. Und das mercke wol, das Christus und Paulus von solcher ergerniß reden. Nicht umbsonst vormane ich dich des tzu mercken. Denn unter des Bapsts regiment ist diß ergerniß gantz und gar geschwygen, unnd wissen itzt widder pfaffen noch munch von ergerniß tzu sagen, denn was offentlich sunde und boßes leben ist, wilchs die schrifft nicht ergerniß heyst, ßondern sie deutten und tzwingen das wort dahyn. Widderumb das gantz weßen, das sie furen, als fur das beste, und alle yhre lere, da mit sie vormeynen der wellt helffen, achten sie nicht ergerniß, ßondern eyttel besserung, ßo es doch eyttel gifftige ergernisße sind, dergleychen unter der ßonnen nie geweßen sind; denn sie leren volck, die mesß fur eyn opffer und gutt werck hallten, item durch werck frum werden, sund bussen und selig werden, wilchs alles ist nicht anders, denn Christum furwerffen unnd den glawben vortilgen. Alßo ist itzt die wellt voll ergerniß biß an den hymel, das es schrecklich ist tzu dencken: denn itzt sucht niemant Christum ym armut, blindheyt, tod &c.., ßondern er will alles durch eyn andernn weg gen hymell, unnd mussenn doch feylen. [WA s. 163]

       Die ergerniß des lebens ist, wenn eyner von dem andern eyn offentlich boß werck sihet und lernet. Aber das ergerniß ist unmuglich tzu meyden, syntemal wyr mussen unter den boßen leben, und ist auch nicht ßo ferlich, denn ein iglicher erkennet, das es boße ist, und wirt nicht vorfurt, ßondern folget muttwilliglich dem erkandten boßen, da ist keyn gleyssen noch scheyn. Aber iheneß ergerniß ist der aller schonist gottisdienst, die feynsten werck, das erbarst leben, das der vornunfft unmuglich ist tzu taddeln odder tzurkennen, alleyn der glawbe erkennet durch den geyst, das es falsch ist; fur dem ergerniß [Matth. 18, 6] warnet Christus da er spricht Matt. 18: Wer eynen auß dißen geringsten ergert, der an mich glewbt, dem were es besser, eyn muelsteyn an seynen halß gehengt, und ynnß meer gesenckt, da es am tieffisten ist. Darumb schaw drauff: wer dyr Christum nicht predigt, odder predigt yhn anders, denn der mit blinden, lamen, todten, armen umbgehet, wie diß Euangelion weyßet, den fleuch als den teuffell selbs, denn der leret dich unselig werden und an Christo dich ergernn, wei itzt Bapst, munch und hohen schulen thun, wilcher weßen alltzumal ßo gar ergerniß ist, von der scheyttel biß auff die verßen, von der hautt biß yn das marck, das der schnee kaum ßo gar eyttel wasser ist, und kan auch nicht bestehen on eyttel ergerniß, syntemal ergerniß yhr natur und selb weßen ist. Darumb Bapst, kloester, hohen schulen reformiern wollen, und doch ynn yhrem weßen erhallten, das ist eben ßo viel, als das wasser auß dem schnee drucken und den schnee doch erhalten. Was aber sey Christum predigen, unter den blinden und armen, wollen wyr am end des texts sehen. Folget.

      

[Matth. 11, 7 –9] Da die hyngiengen, fieng Jhesus an tzu reden von Johannes tzu der schare: Was seytt yhr hynaußgangen tzu sehen? eyn rhor, das der wind hyn und her webd? Aber was seytt yhr hynaußgangen tzu sehen? eynen menschen mit weychen kleydern bekleydt? Aber was seytt yhr hynnaußgangen tzu sehen? eynen propheten, ia, ich sage euch, der da mehr ist denn eyn prophet.

[Matth. 11, 7 –9] Dieweyl Christus Johannem alßo lobt, das er nicht sey ein rhor, noch weych bekleydt, und mehr denn eyn prophet, gibt er gnugsam unter dißen vorblumeten wortten tzuvorstehen, das die scharen sind der meynung geweßen, [WA s. 164] Johannen fur eyn rhor, weych bekleydet und eynen propheten zu halten. Darumb mussen wyr sehen, was er damit meyne, und warumb er solch yhre meynung strafft unnd vorwirfft. Es ist gnugsam gesagt, das Johannes Christum sollt tzeugen, auff das sie nicht sich an Christus demuetiger zukunfft ergerten. Dieweyl nu die macht daran lag, das sie Johannes tzeugniß auffnehmen und Christum erkenneten, lobet er Johannem tzum ersten von der bestendickeyt, trifft damit yhr unbestendige meynung, dadurch sie Johannes tzeugniß nicht glewbten, als solt er sagen: yhr habt Johannes tzeugniß von myr gehoret. Nu hafftet yhr nicht dran, ergert euch an myr, und ewr hertz feret noch hynn [Matth. 11, 7] unnd her, warttet auff eynen andern, denn auff mich, wisset doch nicht wilcher, wenn odder wo, unnd ist alßo ewr hertz wie eyn rhor, das der wind hyn und her webd, habt nichts gewisßs, wolt ia ettwas anders denn von myr horen. Meynet yhr nu, das Johannes seyn tzeugniß auch alßo solle von myr wenden, gleych ewren gedancken ynn den wind schlahen, sagen von eynem andern, den yhr gerne horet?4 Nicht alßo; Johannes wanckt nicht, seyn tzeugniß auch nicht, er folget nicht ewrem wanckenden wahn, ßondern yhr must ewr wancken an seyn tzeugniß hafften, und alßo auff myr bleyben, nach keynem andern dencken.

       Zum ander mal lobt er yhn von der hertickeytt der kleyder; alßo solt er sagen: villeycht mocht yhr yhm glewben, das ichs byn nach der person, aber yhr warttet, er solle anders von myr sagen, das da weych sey und yhr gerne horet. Es ist euch hart und scharff, das ich ßo arm und voracht kome, yhr wollt, ich soll mit prangen unnd tornieren ereynbrechen. Wenn das Johannes von myr saget, ßo were er auch nicht ßo rauch unnd hartt. Aber denckt des nur nicht ; wer von myr predigen soll, der muß nicht anders predigen, denn wie Johannes thut, es wirt nicht drauß, keyn ander form und geperde fure [Matth. 11, 8] ich. Die aber anders leren, die schmeychlen und sind ynn der konige heußer, nitt ynn der wusten, sie sind reych und fur den leutten angesehen; das sind menschenleren, die von sich selbs, nicht von myr leren.

       [Matth. 11, 9] Zum dritten lobt er yhn von der wirdickeyt seynß ampts, das er nicht alleyn eyn prophet sey, ßondern mehr denn eyn prophet, als solt er sagen: [WA s. 165] ewr fliegende, webende gedancken hallten yhn fur eynen propheten, und fur den, der von Christo tzukunfftig sage, wie die andern propheten than haben, damit yhr abermal ewr hertz fur myr ubirstreckt yn eyn ander tzeyt, daryn yhr Christus warttet, lautts des tzeugniß Johannis, das yhr mich ia nicht [Matth. 11, 7] annehmet. Aber ich sage euch: ewr gedanckenn sind falsch, denn gleych wie er weret, das yhr nitt seytt eyn webend rhor und auff eyn ander person warttet denn mich, auch nit tzulesset, das yhr an myr eyner andern geperde warttet, denn meyner, alßo auch weret er, das yhr auff keynn andere tzeytt warttet, ßondern seyn tzeugniß trifft diße person, diße geperden unnd diße tzeytt, begegnet ewren schlupfferigen gedancken auff allen ortten, und bindet euch feste an mich. Wollt yhr nu yhm recht thun, ßo must yhr schlecht seynem tzeugniß folgenn und glewben, das diß die person, die geperden, die tzeytt sey, die yhr sollt annhemen, unnd faren lassenn ewren wahn und das wartten auff eyn ander person, geperden und tzeytt. Denn es ist beschlossen, das er keyn webend rhor, keynn weycher kleyder man, unnd tzuvoran keyn prophet ist von kunfftigen tzeytten, ßondern eyn bott von kegenwerttigen dingen. Nicht wirtt er schreyben wie die andern propheten, ßondern er tzeygett unnd kundiget mundlich, den alle propheten beschrieben haben, wie folget.

 

[Matth. 11, 10] Dißer ists, von dem geschrieben ist: Sihe da, ich sende meynen Engel fur deynem angesicht, der bereytten soll deynen weg fur dyr.

Was ist das gesagt? denn ßo viel: yhr durfft nit wartten auff eyn andernn, auch nicht auff meyn ander geperde, auch nicht auff eyn ander tzeytt. Hie byn ich kegenwertig, von dem Johannes redet, denn er ist nicht eyn prophet, ßondernn eyn bote, und nicht alleyn eyn bote, der gesand werde von dem herrn, der daheym bleybe, ßondernn der fur dem angesicht seynes hernnn kompt und bringt den herrn mit sich, das es eyne tzeytt ist, des boten unnd des herrn. Wo yhr nu yhn nicht fur solchen boten auffnemet, ßondern eyn propheten auß yhm macht, der alleyn vorkundigt des herrn tzukunfft, wie die andern propheten than haben, ßo feylt yhr meyn, und dißer schrifft unnd aller dinge. Hie sehen wyr, das Christus am meysten darob handelt, das sie Johannem fur eynen boten und nicht fur eynen propheten halten, denn darauff furet er [Mal. 3, 1] schrifft und den spruch Malachie. 3., wilchs er auff die andern tzwey stuck, die person und geperd, nicht thutt; denn das ist noch heutigs tags der Juden yrthum, das sie eyner andern tzeytt wartten, und wo sie datzumal hetten [WA s. 166] glewbt, das die tzeytt da were, unnd Johannem lassen eynen boten und nicht eyn propheten seyn, ßo were leychtlich der sach zuraten geweßen, der person und der geperde halben, syntemal sie musten tzuletzt die person und geperden annehmen, auffs aller wenigst nach der vorlauffen tzeytt, syntemal keyn ander tzeytt seyn sollt, denn die tage Johannes, des boten unnd wegfertigen seynes herrn. Nu sie aber die tzeyt faren lassen und auff eyne ander tzeytt sehen, ists viel weniger muglich, das man sie mit der person und geperden hallte, [Matth. 11, 7] ßondern bleyden rhor und weychsuchtig, ßo lange sie Johannem fur eyn propheten und nicht fur eynen botten hallten.

       Wyr mussen der schrifft gewonen, das Angelus, wilchs wyr eyn Engel heyssen, ist eygentlich ßo viel gesagt, als eyn bote, nicht eyn boteleuffer, der brieffe tregt, ßondern der gesand wirt mundlich tzu werben die bottschafft. Alßo ist dißer name ynn der schrifft gemeyn allen gottisboten, ynn hymel und erden, es seyen die heyligen engel ym hymel odder propheten oder Apostel [Mal. 2, 7] auff erdenn. Denn alßo spricht Malach. 2. von dem priesterampt: Die lippen des priesters bewaren die erkentniß, und auß seynem mund soll man suchen das gesetz gottis, denn er ist eyn engel des herren der scharen, und Haggei. 1: [Hagg. 1, 13] Es sprach Haggeus der engel des herrn unter den engeln des herrn. Item [Luk. 9, 52] Lu. 9: Jhesus sandte engel fur seynem angesicht ynn das dorff der Samariter. Alßo sind es alle gottisengel, und werbboten, die seyn wort vorkundigen. Daher auch Euangelion kompt, das eyn gutte botschafft heysst. Die hymlischen geyster aber heyssen ßonderlich engel, das sie die hohisten und edlisten boten gottis sind.

       Alßo ist Johannes auch eyn engel odder mundbote, aber nicht alleyn eyn solcher bote, sondern der auch den weg bereytet fur dem angesicht des herrn, alßo, das yhm der herr selbs auff dem fuß nachkompt, wilchs keyn prophet yhe than hatt; darumb ist er mehr denn eyn prophet, nemlich eyn engel oder bote und furgenger, das tzu seyner tzeytt mit yhm tzugleych der herr aller propheten selbs kompt. Und das bereyten heysst hie den weg tzurichten, das auß dem wege than werde, was den gang des herrnnn hyndernn mag, gleych [WA s. 167] wie auch noch eynß herrn knecht fur dem angesicht seynes herrn holtz, steyn, leutt, unnd alles was ym wege stund, beseytt thett. Was ist aber Christo ym wege gelegen, das Johannes solt beseytt thun? on tzweyffel, viel sund, viel mehr aber die guten werck der hoffertigen heyligen, das ist: er sollt tzurkennen geben yderman, das aller menschen werck und weßen sund und vorterben, unnd Christus gnade bedurfftig sey. Wer das weyß und erkennet [Matth. 11, 10] grundlich, der ist yn yhm selb gedemutiget, und hatt Christo den weg feyn tzubereytt, davon wyr ym nehist kunfftigen Euangelio wollen weytter handelln. Itzt ists tzeyt, diß Euangelion auch uns nutz machen.

       Wie wyr nu ynn allen Euangelion gesagt haben, das wyr die tzwo lere sollen drauß nemen, Glawben und lieben, odder gutte werck empfahen und ertzeygen, Szo sollen wyr hie auch thun, den glawben preyßen und die liebe uben; der glawb empfehet die gutte werck Christi, die liebe thutt gutte werck dem nehisten. Zum ersten wirt unßer glawbe damit gesterckt und gepessert, das unß Christus wirtt, furgepildet ynn seynen eygen naturlichen wercken, das er nur mit blinden, tawben, lahmen, außsetzigen, todten und armen umbgehet, das ist, eyttel liebe und guette, gegen alle die durfftig und elend seyn, das endlich Christus nicht anders, denn eyn trost und tzuflucht sey aller betruebten und geprechlicher gewissen. Hie ist nu nodt der glawbe, der auff diß Euangelion bawe und sich drauff vorlasse, tzweyffell ia nicht dran, das Christus sey, wie yhn diß Euangelion furbildet, und halte auch nicht anders von yhm, laß yhm auch nichts anders von yhm eynreden, ßo hat er yhn gewißlich, wie er glewbt [Matth. 11, 6] und wie diß Euangelion von yhm saget, denn wie du glewbist ßo hastu. Und selig, der sich hie nicht an yhm ergert!

       Hie hut dich nu fur ergerniß mit allem vleyß; wer sind sie, die dich hie ergern? alle dieihene, die dich leren wircken und nit glewben, die dyr Christum tzu eynem gesetzmacher und richter machen, und lassen dyr yhn nicht bleyben eynen lauttern helffer und troster, die dich engsten mit wercken fur gott und und gegen got tzu handelln, dadurch deyne sund bussen und gnade erweben. Das sind die leren des Bapsts, pfaffen, munchen, hohen schulen, die mit yhren messen und gottisdienst dyr das maul auffsperren, und auff eynen andern Christum dich furen, und nehmen dyr dißen rechtschaffen Christum. Denn [WA s. 168] wiltu recht glewben und Christum warhafftig erlangen, ßo mustu die werck alle fallen lassen, damit du gegen gott unnd fur gott handelln willt, es sind eyttel ergerniß, die dich von Christo und von got furen, fur gott gillt keyn werck, denn Christus selb eygen werck, die mustu lassen fur dich gegen gott handelln, und du keyn ander werck fur yhm thun, denn solchs glawbenn, das Christus seyne werck fur dich thu unnd setze gegen gott, auff das alßo deyn glawbe lautter bleyb, nichts thue, denn hallte stille, laß yhm wolthun und empfahe Christus werck, und lasse Christus seyne liebe an yhm uben. Du must blind, lahm, tawb, todt, außsetzig und arm seyn, odder wirst dich an Christo ergernn. Das Euangelion leugt dyr nicht, das Christum nur unter solchen durfftigen lesst sehen und wolthun. Sihe, das heyst Christum recht erkennen und auffnemen, das heyst recht Christlich glewben; wilche nu durch yhre werck wollen gnugthun unnd frum werden, die feylen dißes gegenwertigen Christus, und warten auff eynen andern, oder glewben doch, er soll anders thun, solle aller erst kommen und yhre werck auffnehmen unnd sie frum richtenn, die sind vorloren, wie die Juden ewiglich, da hilfft nichts fur.

       Zum andernnn leret er uns, die werck recht anlegen und tzeygt uns, wilchs gutte werck sind. Alle andere werck außer dem glawben sollen wyr auff den nehisten richten, denn gott foddert von uns keyn werck an yhn tzu thun, denn alleyn denn glawben durch Christum; daran hatt er gnug, damit geben wyr yhm seyne ehre als dem, der gnedig, barmhertzig, weyß, gutt, warhafftig ist und desgleychen. Darnach denck nicht mehr, denn: thu dem nehisten, wie dyr Christus than hatt, und laß alle deyne werck mitt gantzem leben auff deynen nehisten gericht seyn. Suche, wo arme, krancken und allerley geprechliche sind, den hilff, da laß deynes leben ubung stehen, das sie deyner geniessen, wer deyn darff, ßo viel du vormagist, mit leyb, gutt, und ehre. Und wer dyr andere gute werck furhellt, den meyde wie den wolff und den teuffel, [Ps. 142, 4] er will dyr eyn ergernisße stellen ynn den weg, wie David Ps. 141. spricht: An den weg stelleten sie myr ergenisße. Das thutt aber das vorkeret volck der Papisten, die mit yhrem gottisdient solch Christlich werck auff- heben, und leren die leutt nur gott dienen, und nicht den menschen, stifften kloester, mesß, vigilien, werden geystlich, thun diß unnd das, die elenden, blinden leutt, nennen das gottisdienst, das sie erwelet haben. Du aber wisse, das [WA s. 169] gott dienen ist nichts anders, denn deynem nehisten dienen, und mit lieb wolthun, es sey kind, weyb, knecht, feynd, freund, on alle unterscheydt, wer deyn darff, an leyb und seel, und wo du helffen kanst leyplich und geystlich, das ist gottisdienst und gute werck. Ach herr gott, wie gehen wyr narren ynn der wellt, unnd lassen solche werck nach, unnd sind doch allen enden uberflussig, an denen wyr sie uben kunden, niemandt sucht noch dringt sich drumb. Aber sihe du auff deyn leben, findistu dich nicht auch, wie Christum das Euangelion weysset, unter den durfftigen und armen, ßo wisse, das deyn glawbe noch nicht rechtschaffen ist, und gewißlich du Christus wolthat und werck an dyr noch nicht geschmeckt hasst.

       [Matth. 11, 6] Darumb sihe, wilch eyn groß wortt das ist: Selig ist, der sich an myr nicht ergert. Inn beyden stucken ergernn wyr uns, ym glawben, das wyr ander weyße furnehmen frum tzu seyn, denn durch Christum, und gehen blind hyn, erkennen Christum nicht. Inn der liebe ergern wyr uns auch, das wyr die armen und durfftigen nit achten, sehen sie nicht an, meynen doch, wyr wollen mit andern wercken dem glawben gnugthun. Und fallen alßo ynn [Matth. 25, 35. 40] das urteyl Christi Matt. 25: Ich bynn hungerig geweßen, und yhr habt mich nicht gespeysßet, Item: was yhr nicht than habet den geringsten der meynen, das habt yhr myr nicht than. Warumb ist das urteyll recht? denn das wyr nicht than haben dem nehisten, wie Christus uns than hatt, er hatt uns durfftigen seyne grosße, reyche, ewige gutthat geben, und wyr wollen unßern geringen dienst nit thun unßerm nehisten, damit wyr beweyssen, das wyr nicht recht glewben, noch seyne wolthatt empfangen odder geschmeckt haben. Viel werden denn sagen: wyr haben ynn deynem namen wunderthan, predigt unnd teuffell außworffen, aber er wirtt yhn anttwortten: weycht von myr yhr ubellthetter [Matth. 7, 22. 23] Matt. 7. Warumb? rechten glawben und lieb haben sie nicht gehallten.

       [Matth. 11, 2 –10] Alßo sehen wyr auch hie ym Euangelio, wie schwerlich es zugehet, das Christus erkennet wirt; da hyndert sichs, und ergert sich eyner hyran, der ander daran, es will nyrgend hynan, auch mit den iungern S. Johannes, ob sie gleych offenttlich sehen Christus werck und horen seyne wortt. Alßo thun wyr auch, ob wyr wol sehen, horen, greyffen und bekennen mussen, das Christlich leben sey der glawbe tzu gott und die wolthatt odder liebe dem durfftigenn nehisten, noch wills nyrgend furtt. Dißer hanget an seynem gottisdienst und eygen wercken, der ander scharret alleyn tzu sich und hilfft niemant. Auch die, ßo diße lere des lauttern glawbens gerne horen und verstehen, greyffens doch nicht an, dem nehisten tzu dienen, gerade als wollten sie durch den glawben selig werden on werck, sehen nicht, das yhr glawbe nicht glawbe, ßondern eyn scheyn vom glawben ist, gleych wie eyn bild ym spiegell ist nicht das angesicht, [WA s. 170] [Jak. 1, 22 –24] ßondern eyn scheyn davon, wie S. Jacobus schreybt gar feyn von denselben unnd spricht: Seytt thetter des wortts unnd nicht horer alleyn, damit yhr euch selb betrieget, denn ßo yemand eyn horer ist des worts, und nicht eyn thetter, der wirt vorgleycht eynem mann, der seyn angesicht schawet ym spiegel, wenn er das geschawet hatt, gehet er hynn unnd vorgisset, wie er gestallt ist. Alßo sehen diße ynn sich selb wol eyn bild des rechten glawbens, wenn sie es horen odder reden, aber ßobald das horen und reden auß ist, gehen sie mit andern sachen umb, und thun nicht darnach, damit vorgessen sie ymer hynn der frucht des glawbens, die Christliche liebe, von wilchen sagt auch Paulus [1. Kor. 4, 20[!]] .1. Cor. 3: Das reych gottis stehet nicht yn worten, ßondernn ynn thatten.

 

      

 

 

 

      

Die Epistell am vierden Sontag ym Advent, [Phil. 4, 4 –7] Philippenn. 4.

 

1522[WA s. 170]

Lieben bruder, frewet euch ynn dem herrn alltzeytt. Ich sage abermal, frewet euch. Last ewer lindickeytt allenn menschen kundt seyn, der herre ist nahe. Seytt nicht sorgfelltig, ßondern yn allen dingen last ewre bitte durch gepett und flehen mit dancksagung kund werden bey gott, und der fride gottis, wilcher uberschwebt aller vornunfft, beware ewre hertzen und ewren synn ynn Christo Jhesu.

 

Eyn kurtz Epistell ist das, aber eyn wichtige und reyche lere des Christlichen lebens. Zum ersten leret er, wie man sich gegen gott halten soll, darnach gegen den nehisten, und spricht:

 

[Phil. 4, 4] Frewet euch ynn dem herren. alletzeytt.

[Gal. 5, 22] Diße freud ist eyn frucht und folge des glawbens, wie er Gal. 5. sagt: Die frucht des geysts ist Liebe, freud, fride, gedullt, guette, freuntlickeyt, traw, senffte, messickeyt; denn es ist nicht muglich, das sich eyn hertz sollt yn gott frewen, das nicht tzuvor an yhn glewbt. Wo nit glawbe ist, da ist eyttel furcht, flucht, schewe, und trawrickeyt, wenn nur gottis gedacht oder genennet wirt. Ja, hasß und feyndschafft widder gott ist yn solchem hertzen; das macht die ursach, denn das hertz findet sich schuldig ynn seynem gewissen, [WA s. 171] und hatt nicht die tzuvorsicht, das yhm gott gnedig unnd gunstig sey, dieweyll es weyß, das gott der sund feynd ist unnd sie grewlich straffet. Dieweyl nu die tzwey ym hertzen sind, gewissen der sund, und erkentniß gottis straffe, muß es ymer betrubt, vortzagt und erschrocken seyn, hatt alle augenblick sorge, [Spr. 28, 1 [!]] gott stehe hynder yhm mit der keule, wie Salomon sagt proverb. 252 : Der [5. Mose 28, 65. 66] gottloße fleucht und niemandt iagt yhn, und Deut. 283 : Gott wirt dyr eyn vortzaget hertz geben, und deyn leben wirtt fur dyr pampeln &c.. Das man dießen hertzen viell wollt sagen von freuden ynn gott, das ist eben, als wenn ich das wasser bereden wolt, es solt brennen, es gehet yhn gar nicht eyn, denn sie fulen, wie sie die hand gottis druckt ynn yhrem gewissen. Darumb spricht [Ps. 32, 11] auch der prophet Ps. 31:5 Frewet euch ynn dem herrn, yhr gerechten, und seyt frolich yhr hertzrichtigen, es mussen gerechten und richtigen seyn, die sich ynn dem herren frewen sollen. Darumb ist diße Epistell nicht den sundern geschrieben, ßondern den heyligen, den sundern muß man tzuvor sagen, wie sie der sund loß werden und eynen gnedigen gott ubirkommen, ßo folget die freude von yhr selbs, wenn sie des boßen gewissens loß sind.

       Wie wirt man aber des boßen gewissen loß, und ubirkompt eynen gnedigen got? Antwort: das ist gnugsam droben gesagt ynn vorigen postillen und wirt hernach viel mal gesagt werden, das wer eyn gutt gewissen haben und eynen gnedigen gott finden will, der muß das nicht mit wercken anfahen wie die vorfurer, thun und martern die hertzen noch mehr, und machen den hasß gottis grosser, ßondern er muß an yhm vortzagen yn allen wercken und gott ynn Christo ergreyffen, das Euangelion fassen, und demselbigen glewben, was es tzusagt. Was zusagt aber das Euangelion? denn das Christus uns geben sey, das er unßer sund auff yhm trage, er unßer bisschoff, mitler, vorsprech fur gott sey, und alßo alleyn durch Christum und Christus werck die sund vorgeben, gott vorsunet, und das gewissen erledigt und auffgericht [WA s. 172] werde. Wenn dißer glawb des Euangelion recht ym hertzen ist, ßo ist gott susß und lieblich ; denn das hertz fulet eyttel gunst und gnade bey yhm ynn aller tzuvorsicht, und furcht sich nit fur seyner straff, ist sicher und guttis muttis, das yhm gott alßo ubirschwencklich gnade und guttis yn Christo than hatt. Darumb muß auß solchem glawben folgen liebe, freud, frid, singen, dancken, loben, und der mensch ynn gott eyn gantz hertzlich wolgefallen haben, als ynn seynem aller liebsten und gnedigsten vater, der ßo veterlich mit yhm handellt, und on alles vordienst ßo reychlich außgeusst seyne guter ubir yhn.

       Sihe, von solcher freude redet hie S. Paulus; da ist keyn sund, keyn furcht des todts noch der helle, ßondern eyn froliche, allmechtige zuvorsicht gegen gott und seyner hulde. Darumb heyst es eyn freude ynn den herrn, nicht ynn silber noch gollt, nicht yn fressen noch sauffen, nicht ynn lust noch singen, nicht yn sterck noch gesundheyt, nicht ynn kunst noch weyßheyt, nicht yn gewallt noch ehren, nicht ynn freundschafft noch gunst, ia auch nicht ynn guten wercken und heylickeyten ; denn das sind eyttel trugliche, falsche, freude, die nymmer des hertzen grund rhuren noch fullen, davon man wol sagen mag: [Phil. 4, 4] der frewet sich, unnd seyn hertz erferets nicht. Aber ynn den herrn frewen, das ist sich verlassen, rhumen, trotzen und pochen auff den herrn, als auff eynen gnedigen vater. Solch freud voracht alles, was nicht der herr ist, auch [Jer. 9, 23. 24] die eygene heylickeytt ; davon spricht Hiere. 96 : Es rhume sich nicht der starck ynn seyner stercke, noch der reych yn seynem reychtumb, noch der weyße ynn seyner weyßheyt, ßondern wer sich rhumen will, der rhume sich des, das er [2. Kor. 10, 17 [!]] mich erkennet und weysß. Item Paulus .1. Cor. 10: Wer sich rhumet, der rhume sich des herrn.

       [Phil. 4, 4] Er spricht auch, die freude solle altzeyt seyn; da trifft er die, ßo sich frewen ynn gott, loben und dancken yhm zu halber tzeyt, das ist: wenß yhn wol gehet, wenß yhn aber ubel gehet, ßo ist die freude auß; davon Ps. 489 : [WA s. 173] [Ps. 49, 19] Er wirt dich loben, wenn du yhm wolltust. Aber nicht alßo David Ps. 331 : [Ps. 34, 2] Ich will den herren benedeyen alletzeyt, unnd soll seyn lob allwege ynn meynem mund seyn. Des hatt er auch gut ursach; denn wer eynen gnedigen got hatt, wer will dem wehe odder leyde thun? Die sund thutt yhm nichts, der todt [Ps. 23, 4] auch nicht, die helle auch nicht, wie David singet Ps. 22: Und ob ich wandelln muste mitten ym finstern tal des todts, ßo will ich mich nicht furchten denn [Röm. 8, 35. 38] du bist bey myhr, Und Paulus Ro. 8: Wer will uns scheyden von der liebe Christi? Solls widderwertickeyt thun? odder angst? odder hunger? odder blosse? odder ferlickeyt? odder vorfolgung? oder schwerd? Ich bynß gewiß, das widder todt noch leben, widder furstenthum noch kreffte, widder gegenwertigs noch tzukunfftigs, widder stercke noch hohe, noch tieffe, noch keyn ander creatur mag uns scheyden von der liebe gottis, die yn Christo Jhesu ist.

 

[Phil. 4, 4] Und aber mal sage ich: frewet euch.

Das widderholen des apostols sterckt seyne vormanung; das ist auch wol not. Denn syntemal wyr mitten unter den sunden und ubel leben, die uns alle beyde zur traurickeyt treyben, will der Apostel, das wyr uns dagegenn auffrichten, unnd ob wyr gleych tzuweyllen ynn sund fielen, das wyr doch die freude yn gott lassen stercker seyn, denn die trawrickeyt ynn der sunden. Es ist iah war, das sund naturlich mit sich bringt trawrickeyt und tzagen des gewissen, und wyr nicht mugen alle tzeyt on sund seyn, ßo sollen wyr doch die freud lassen regirn, unnd Christus grosser [1. Joh. 2, 1. 2] lassen seyn denn unßer sund, wie Johannes auch saget .1. Johan. 2: Szo yemant sundiget, ßo haben wyr eynen fursprechen bey got, Jhesum Christum [1. Joh. 3, 20] den gerechten, wilcher ist die vorsunung unßer sund, ut .1. Johan. 3: Szo uns unßer hertz strafft, ßo ist gott grosser, denn unßer hertz, und weyß alle ding.

 

[Phil. 4, 5] Ewre lindigkeyt last allenn menschen kund seyn.

Szo er nu sie unterweyßet, wie sie sich gegen gott sollen hallten, das sie yhm mit froelichem hertzen dienen, folget er und begreyfft kurtzlich, wie sie sich [Phil. 4, 5] gegen die menschen hallten sollen, unnd spricht: Ewre lindigkeyt lasst kund [WA s. 174] seyn allen menschen. Das ist alßo viel gesagt: fur gott seytt frolich alletzeyt, aber fur den leutten seytt gelinde, und richtet ewr leben alßo, das yhr alles thutt, leydet und weychet, was sich ymmer leyden will, on vorpruch gottes gepoten, das yhr allen menschen beheglich seytt, nicht alleyn niemant beleydiget, ßondern auch zu gutte haldet unnd tzum besten wendet, alles was andere thun, das die leutt offentlich sehen, das yhr die seytt, den alle ding gleych sind, das yhrs euch gefallen lasset, was euch tzu- und abgehet, unnd an keynem ding klebet, daruber yhr mit yemand tzu werck und tzu uneynickeyt [Röm. 12, 15; 1. Kor. 9, 22] komen mochtet; seytt mit den reychen reych, mit den armen arm, mit den frohlichen frolich, mit den weynenden weynend. Unnd endlich, seytt allerley mitt yderman, das yderman musse bekennen, yhr seytt niemand vordrießlich, ßondern yderman gemesß, gleych, eben und gemeyn.

       Eyn solche meynung hatt das wortlin, wilchs der Apostel hie braucht: [Phil. 4, 5] epijkia, equitas, clementia, comobitas, das ich auff deutsch nicht anders weyß tzu geben, denn durch das wortt gelindickeyt, das ist eyn tugent, das sich eyner lenckt und schickt, gemeß und eben macht eynem andern, unnd ist eynem wie dem andern, und yderman gleych, der nicht sich selb tzum leysten und tzur regel macht und will, das sich yderman nach yhm lencken, schicken und messigen soll. Daher man auch das recht teylet ynn streng und gelind recht, und was tzu streng ist lindert man, das ist equitas, moderatio, clementia iuris. Der latinische dolmetscher hatts modestiam, messickeyt vordolmetscht, und were wol feyn, wenn messickeyt nit wurde gemeynicklich von essen, trincken und kleyden vorstanden, diß aber soll eyn messickeytt seyn des lebens, die sich [WA s. 175] lindert, anmasset und lencket noch eynß andern vormugen und schicklickeyt, das sie nachlaß, zu gut halte, folge, weyche, thu, lasse, leyde, wie sie sihet, das der nehist vormag und tzukomen kan, ob sie gleych drob schaden odder vorlust der guter, ehre und leybes tragen muesse.

       Das mussen wyr mit exempeln beweyßen, auff das es klerlicher vorstanden [1. Kor. 9, 20 –22 [!]] werde: Paulus .1. Cor. 12: Ich byn mit den Juden eyn Jude, mit den heyden eyn heyde worden, unnd mit den unter das gesetz gethan; die unter dem gesetz waren, wiewol ich nicht unter dem gesetz war, und mit den, die nicht unter dem gesetz waren, byn ich nicht unter dem gesetz geweßen, wiewol ich nicht on gewuenne, das gesetz Christi war. Ich byn allerley worden, auff das ich sie alle das ist ßo viel: er asß, tranck und geperdet mit den Juden nach dem gesetz, wiewol es yhm nicht nott war. Und mit den heyden asß, tranck und geperdet, on gesetz, wie die heyden, syntemal alleyn der glawbe und liebe nottig sind. Das ander alles frey ist tzu lassen und tzu hallten, darumb kan man das alles eynem tzu willen hallten, dem andernn tzu willen lassen, und alßo sich eynem iglichen eben machen. Wo nu hie eyn blinder und eygensynniger aufftrett, wolt der eyniß gelassen oder gehalten haben, wie etlich Juden thetten, als must es ßo seyn, und yderman sollt sich nach yhm lencken und er nach niemant, Da were auß die gleycheyt, ia, auch die Christliche freyheytt, und der glawbe vorstoret. Denselben soll man nit weychen, wie Sanct Paulus thett, auff das die freyheytt unnd warheytt bleybe.

       [Matth. 12, 1 ff.; Mark. 2, 23 ff.] Item Christus Matt. 12. und Mar. 2. ließ seyne iunger den sabbath brechen, und brach yhn selbs offt, wo es nott war, wo es nit nott war, hielt [Mark. 2, 28] er yhn, und gab des ursach und sprach: des menschen ßon ist eyn herr auch des sabbaths, das ist: der sabbath ist frey, man mag yhn tzu liebe und dienst eyneß andernn brechen, widerumb dem andern zu liebe hallten. Alßo beschneyt [Apg. 16, 3; Gal. 2, 3] S. Paulus Timotheon umb der Juden willen, spricht Lucas. Aber Titum wolt er nit beschneytten lassen, darumb, das sie drauff drungen und wolten die beschneyttung nit frey lassen. Er wolts beyderley macht haben zu thun zu dienst den andern, aber keyniß nicht genottiget haben umbs wercks willen an yhm selbs, als must es seyn.

       Alßo, das wyr auff unßers komen, wenn der Bapst gepeut zu beychten, sacrament empfahen, fasten, fissch essen und alle ander seyn gepott, und will [WA s. 176] drauff dringen, man muß es thun auß gehorsam der kirchen, ßo soll man nur frisch mit fussen dreyn tretten, und eben darumb das widerspiel thun, das erß gepotten hatt, auff das die freyheyt bleybe; wenn erß aber nit gepotte, ßo solt man yhm zu willen das hallten mit den, die es hiellten, und widerumb lassen [Mark. 2, 28] mit den, die es liessen, und sagen, wie Christus sagt: Des menschen ßon ist ein herr auch des sabbaths, schweyg denn solcher menschen gesetz. Denn auß solcher freyheyt hallten schadet nichts, wider am glawben noch am Euangelio. Aber auß nott und gehorsam halten, vertilget glawb und Euangelion. Alßo der kloester gelubd, regel und statut, soll man halten auß liebe und freyheyt zu willen den andern, bey den man ist, das man sich mit yhn reyme und fuge. Wenn sie aber dringen, man musse und sols bey gehorsam halten als nottig zur selickeyt, da soll man kloester, platten, kutten, gelubd, regel und statut alles lassen und das widderspiel thun, zu beweyßen, das nichts nott ist eynem Christen, denn nur lieb und glawbe, das ander alles frey der liebe gelassen, zu halten und zu lassen, nach dem es foddert die geselschafft ; denn auß lieb und freyheyt solchs halten schadet nichts. Aber auß nott und gehorsam halten, ist vordamplich. Das soll auch ynn den gestifften messen, gesang, gepetten und allen andern ordnungen der stifftkirchen vorstanden werden; ßo lange man solchs auß liebe und freyheyt thutt nur zu dienst und willen der geselschafft, die da ist, soll manß halten, wo es sonst eyn werck an yhm selb nit boße ist; wenn man aber drauff dringt, es musse alßo seyn, alßo bald soll man ablassen und dawidder thun, umb die freyheyt des glawbens tzur- hallten.

       Und hieryn sihestu, wilch teuffelsch ding es sey umb stifft, kloester und das gantz Bapstum, das es nicht mehr thut, denn nott und gehorsam macht auß der freyheyt und liebe, damit verstoret wirt das Euangelion sampt dem glawben. Ich schweyg des iamerß, das der gemeyn hauff solchs thut umb des bauchs willen; denn wie viel gehen itzt zu chor und beten yhr horas umb gotis willen? Eyn gemeyn vorstorung aller stifft und kloster were hyrnyn die beste reformatio, denn sie sind der Christenheyt ia keyn nutz, und [WA s. 177] man yhr wol emperen kan. Und ehe man solche freyheyt yn eyn stifft oder kloster bringen kan, sind dieweyl yn den andern altzu viel hundert thausent seel verloren; darumb, was nit nutz noch nott ist und doch ßo unsaglichen schaden thutt, und nicht mag gepessert werden, were viel besser gantz und gar vortilget.

       Item weytter, wenn die weltlich ubirkeyt yhre gesetz gepeut und yhren schosß foddert, soll man yhn freywillig dienst leysten, ob sie es gleych zwingen; denn hie ist keyne ferlickeyt der freyheyt noch des glawbens. Syntemal sie nicht sagen, es sey nott tzur selickeyt zu halten yhre gesetz, ßondern alleyn zur tzeytlichen hirschafft, schutz und regiment; darumb so bleybt hie das gewissen frey, und schadet dem glawben nicht, das man solchs thue; was aber uns nit schadet am glawben, und den andern nutz ist, da sollen wyr uns eyn schicken, gleych und eben finden lassen. Wenn sie aber drungen, es were nott zur selickeytt, yhr gesetz tzu hallten, sollt man eben thun, wie itzt von des bapsts und kloster gesetzen gesagt ist.

       Dißen exempelln nu nach soll eyn iglicher auch ynn allen andern sachen, [Phil. 4, 5] und wie S. Paulus hie sagt, allen menschen eben und gleych oder willferig seyn, das niemant ansehe odder folge seynem rechten, ßondern des andern willen oder nutz. Denn S. Paulus hatt hie mit eynem wort alle recht auffgehaben. Hastu recht, und deyn nehster dursst wol, das du yhm das nachlessist, ßo thustu wider die liebe und diße gleychheyt, ßo du es suchist und fodderst, syntemal dyr keyn schade an deynem glawben damit geschicht, und deynem nehisten eyn dienst daran thust, ßo bistus ia schuldig; denn du woltist dyr solchs than haben, wie das naturlich gesetz saget. Ja, hyrynn wirt begrissen, ßo dyr yemand unrecht thut, oder dich beschediget, das du yhm das zu gut haltist, auffs beste wendist und denckist wie ihener heylige marterer, da yhm alle seyn gut genommen ware, sprach er, sie werden mir yhe Christum nicht nemen. [WA s. 178] Alßo sage du auch: es thutt myr yhe keyn schaden an meynem glawben, warumb solt ichs yhm denn nicht tzu gutt halten und yhm weychen und mich lencken nach yhm?

       Ich kond nicht besser dißes stuck furbilden, denn durch tzween gute freund, wie du sihest, das sich die gegen ander halten, ßo sollen wyr uns gegen alle menschen halten. Was thun sie aber? Es thut eyn iglicher was dem andern gefellet, eyn iglicher lesst nach, weycht, leydet, thutt, lesst, was er sihet dem andernn nutzlich oder gefellig seyn, und doch alles frey ungetzwungen. Alßo lencket und schicket sich eyn iglicher nach dem andern, und keyner tzwingt den andern auff seyn furnehmen, unnd ßo eyner dem andern ynn seyn gutt griffe, hieltts der ander yhm feyn tzu gutt. Und kurtzlich, da ist keyn gesetz, keyn recht, keyn tzwang, keyn nodt, ßondern eyttel freyheyt und gunst, und geschicht doch alle ding ßo reychlich, das man sonst mit keynem gesetz noch tzwang das hunderste teyll mocht foddern.

       Die starrigen aber und ungelinden, die niemant nichts tzu gutt hallten, ßondern alles nach yhrem kopff lencken und außfuren wollen, die machen alle wellt yrre, und sind ursach alles krieges und iamers auff erden, sprechen darnach, sie habens than umb des rechten willenn, das wol gesagt hatt auch der heyde : Summum ius, summa iusticia, das hohist recht ist das hohist unrecht. [Pred. 7, 17] Item Salomon Ecclesi. 78 : Sey nicht tzu viel gerecht, und sey nicht tzu viel klug. Denn wie das hohist recht das hohist unrecht ist, ßo ist auch die hohist weyßheyt, die hohist unweyßheyt, das will auch das sprichwortt : Wenn die weyßen narrenn, ßo narren sie groblich. Wenn gott sollt das gestrenge recht vollfuren alletzeyt ßo wurden wyr keyn augenblick leben. Nu aber preyßet [2. Kor. 10, 1] S. Paulus ynn Christo solche lindickeyt und spricht .2. Cor. 10: Ich ermane euch bey der senfftmutt unnd lindickeytt Christi, das wyr auch sollen unßers [WA s. 179] synnes, rechtens, weyßheyt, klugheyt, eyn masße hallten, und uns lindern nach der andern gelegenheytt ynn allen stucken.

       Sihe aber die wortt an, wie feyn sie gesetzt find: Ewer lindickeyt last allen menschen kund seyn; mochtistu sagen: wie kan eyn mensch allen menschen kund werden? Item, sollen wyr denn unßere lindickeyt rhumen und ausßrichten fur den menschen? Da sey gott fur; er spricht nicht: rhumet unnd schreyet sie auß, ßondern: lasst sie kund seyn odder erfaren seyn allen menschen. Das ist: ubet sie mit der thatt erauß fur den menschen, das yhr nicht davon gedenckt odder redet, ßondern mit dem leben und werck beweyßet, das sie yderman sehen, greyffen und erfaren musse, das nichts anders yemand kunde von euch sagen, denn, das yhr gelinde seytt, uberwunden mit der offentlichen erfarung, ob er gleych gern anders wolt von euch sagen, das yhm das maul gestopfft sey mit ydermanß kundtschafft von ewer lindickeyt, wie auch Christus sagt [Matth. 5, 16] Matt. 5: Alßo last leuchten ewr liecht fur den leutten, das sie sehen ewre [1. Petri 2, 12] gutte werck, unnd preyßen ewern vater ym hymel, und .1. Pet. 2: furet eynen guten wandel unter den heyden, auff das, darynnen sie euch affterreden, als den ubelthettern, tzuletzt gott preyßen ynn dem tag der heymsuchung. Denn es ist nicht yn unßer gewalt, das unßer lindickeyt allen menschen gefalle. Aber daran thun wyr gnug, das wyr sie yderman ertzeygen und erfaren lassen an unßerm leben.

       [Phil. 4, 5] Alle menschen, sind hie nicht tzuverstehen alle leutt auff erden, ßondern allerley menschen, beyde freunden und feynden, grossen und kleynen, herren und knechten, reych und arm, heymischen und unheymischen, eygenen und frembden. Denn man find wol, die sich gegen frembde auffs aller freundlichst unnd gelindist hallten, aber gegen die yhren odder heymischen, der sie gewonet sind, ist eyttel starrig und knorrig weßen an yhn. Wie viel sind yhr auch, die den grosßen und reychen alles tzu gutt hallten, auffs beste deutten, wenden und keren, was sie thun und sagen, aber den knechten, odder den armen und geringen, sind sie streng und hartt, odder wenden alle yhr ding tzum ergisten. Item den kindern, elltern, freunden unnd bluttfreunden ist yderman geneygt, alle ding auffs beste tzu deutten und vertragen. Wie offt lobt eyn freund dem andern, das eyn offentlich laster ist, verschonet und lenckt sie auffs aller feynist nach yhm. Aber seynem seynd und widerpart thut er das widerspiel, [WA s. 180] da kan er keyn guttis finden, da ist keyn vertragen, nach woll deutten, ßondern wie es ligt ym ansehen, ßo taddelt erß.

       [Phil. 4, 5] Widder solche ungleyche und stuckliche lindickeyt redet hie S. Paulus, und will, das eyn Christliche lindickeyt sey rundt und gantz, eynem gleych wie dem andern, er sey freund odder feynd, yderman vertregt, und hellt sie tzu gutt, on alles auffsehen der person oder der verdienst. Denn sie ist auß dem grund gutt, unnd ungemacht, naturlich linde. Gleych wie das gollt bleybt gollt, es erkriege eyn frummer oder eyn boßer. Denn das silber wart nicht asschen, da es Judas der verrether ubirkam; alßo alle creatur und was von gott ist, das ist warhafftig und bleybt gleych gegenn yderman. Alßo auch die lindickeytt ym geyst erlanget, bleybt linde, es kum fur freund oder feynd, reych oder arm. Aber die blaßtuckische natur, thut gleych, als wenn das gollt yn S. Peters hand golt bliebe, und wurde yn Judas hand asschen. Alßo ist die vernunfftige und naturliche lindigkeyt linde gegen die reychen, grossen, frembden und freund, und nicht gegen alle menschen; darumb ist sie falsch, eyttel, erlogen, gleysserey, und lautter blaßtuckerey und eyn gauckelwerck fur gott.

       Darumb sihe tzu, wie unmuglich es der natur sey, diße rundte und geystliche lindickeyt hallten, unnd wie wenig leutt solches geprechens gewar werden, fur der schoenen und feynen lindickeyt, die sie gegen etliche munschen haben, und lassen sich duncken, sie thun wol und recht, das sie etlichen menschen ungelinde sind. Denn alßo leret die rotzige, unflettige natur, mit yhrer hubschen vernunfft, die alletzeytt widder den geist unnd was des geysts ist, orttert und [Röm. 8, 5] handelt, wie Paulus Ro. 8. sagt: Der dunckel des fleyschs helt davon, das dem fleysch eben ist. Szo hatt nu Paulus ynn dißen kurtzen wortten begryffen den gantzen Christlichen wandell gegen dem nehisten. Denn wer gelind ist, der thutt yderman wol an leybe unnd seel, mit wortten und wercken, vertregt auch ydermanß ubel und boßheyt; das ist denn nicht anders, denn liebe, frid, gedult, sanfftmut, langemutt, guttickeyt, mildickeyt, und alles was die frucht [Gal. 5, 22] des geysts leret Gal. 5. Szo sprichstu denn ia, wer wollt denn sicher seyn, eyn bissen brodts tzu behallten fur boßen leutten? die solcher unßer gleycheytt wurden misßbrauchen, alles nehmen, was wyr hetten, datzu auff der erde nicht lassen. Da hoere Sant Paulus, wie reychlich er anttwort, biß anß ende der Epistel ; tzum ersten spricht er.

[WA s. 181]

 

[Phil. 4, 5] Der herr ist nahe.

Wenn keyn got were, ßo mochtistu dich billich fur den boßen alßo furchten, aber nu ist nicht alleyn eyn gott, ßondern er ist nahe, er wirt deyn nicht vorgessen [Phil. 4, 5] noch dich lassen, sey nur du gelinde allen menschen, und laß yhn fur dich sorgen, wie er dich erneere und schutze; hatt er dyr Christum geben, das ewige gutt, wie solt er nicht auch dyr geben des bauchs nodturfft? Er hatt noch viel mehr, denn man dyr nehmen kan, du hast auch schon mehr, denn [Ps. 55, 23] aller wellt gutt, weyll du Christum hast, davon sagt Ps. 54. Wirff deyn [1. Petri 5, 7] anligen auff den hern, ßo wirtt er dich beschicken, und .1. Pet. ult. Werfft [Matth. 6, 28. 26] alle sorge auff yhn, denn er sorget fur euch. Und Christus Matt. 6: Sehet [Phil. 4, 5] an die lilien auff dem feld, unnd die vogel des hymels &c.. Das ist alles ßo viel gesagt: Der herre ist nahe, und folget:

 

[Phil. 4, 6] Seytt nicht sorgfelltig.

Nicht eyne sorge habt fur euch, lasst yhn sorgen, er kan sorgen, den yhr nu erkandt habt. Heyden sorgen, die nitt wissen, das sie eynen gott haben, [Matth. 6, 25., 31. 32 [!]] wie Christus auch sagt Matth. 5: Sorget nicht fur ewer seele, was yhr essen und trincken sollt, noch fur ewern leyb, was yhr anthun sollt, denn solchs alles suchen die heyden. Aber ewer vater ym hymell weyß, das yhr solchs bedurfft. Darumb laß nehmen und unrecht thun die gantze welt, du wirst gnug haben, und nicht ehe hungers sterben odder erfrieren, man hab dyr denn deynen gott genommen, der fur dich sorget, wer will dyr aber denen nehmen, wo du yhn selbs nicht faren lessist? Darumb haben wyr keyne ursach tzu sorgen, weyll wyr den tzum vatter und schaffner habenn, der alle ding ynn seyner handt hatt, auch die, ßo uns nehmenn unnd beschedigen mitt alle yhrem [Phil. 4, 5] gutt, ßondernnn ymmer frolich auff yhn unnd allennn menschen gelinde seyn, als die gewisß sind, das wyr gnug an leyb unnd seelen habennn werdennn, unnd allermeyst, das wyr eynen gnedigen gott haben, wilchen die nicht haben, die mussen wol sorgen. Unßer sorge soll seyn, das wyr nicht, iah nicht, sorgen, und nur gott frolich, und den menschen gelinde seyen; davon saget auch [WA s. 182] [Ps. 37, 25] der .36. ps : Ich bynn iung geweßen und allt worden, und habe nie gesehen [Ps. 40, 18] den gerechten verlassen, noch seyne kinde nach brott gehen, und Ps. 392 : Der herre sorget fur mich.

 

[Phil. 4, 6] Sondern yn allen dingen, last ewre bitte ym gepet und flehen, mit dancksagung, kund werden bey gott.

Hie leret er, wie unßere sorge auff gott soll geworffen werden, und ist die meynung: Sorget nur nichts, kompt aber ettwas, das euch sorge machen will, wie es denn seyn muß, das yhr viel anstösß haben musßet auff erden, ßo stellet euch alßo, unterwindet euch seyn gar nicht mit ewer sorge, es sey wilcherley es wolle, ßondern last die sorge, und keret euch mit gepett und flehen tzu gott, und bittet yhn umb alles, das yhr wolltet mit sorgen haben außrichtet, das erß außrichte. Und thutt das mit dancke, das yhr eyn solchenn gott habt, der fur euch sorget, und dem yhr alle ewer anligen mugt kunlich heymstellen. Wer aber sich ßo nicht stellet, wenn yhm ettwas kompt, ßondernn wils zuvor mit vornunfft messen, und mit eygenem radt regiren, und nympt sich der sorgen an, der menget sich selb ynn viel iamerß, vorleuret freud unnd fride ynn gott, unnd schaffet doch nichts, ßondernnn grebt nur den sand und sencket sich weytter hyneyn und kompt nicht erauß, wie wyr denn teglich yn unßer eygen und anderer erfarung leren.

       Und das wirt gesagt, das nicht yemandt yhm furnehme, er wolle alle ding alßo lassen faren und auff gott stellen, das er nichts datzu thue, gantz mussig seyn, und auch nicht dafur beten; denn der wirt bald umbgestossen werden, und yn sorge fallen, ßondern es musß gestritten seyn, und eben darumb fellet viel auff uns, das uns sorgen machet, das wyr dadurch tzum gepett von der sorge getrieben werden. Und der Apostel nicht umbsonst gegenander [Phil. 4, 6] setzt: sorget nichts und: ynn allen dingen fliehet tzu gott. Nichts und alles ist widdernander, damit er gnugsam tzeyget, das viel dings sey, das uns tzur sorge treybe, aber ynn dem allen sollen wyr nichts sorgen, ßondern an das gepett uns hallten und das gotte befelhen und bitten was uns feylet. [WA s. 183]

       [Phil. 4, 6] Hie mussen wyr nu sehen, wie das gepett soll gestallt seyn, und wilchs eyn gute weyße tzu beten sey. Vierley gibt er dem gepett, nemlich, das gepet, das flehen, den danck, und die bitte. Das gepett ist nichts anders, denn die wort oder das gesprech, alßo da ist das vater unßer, psalmen unnd dergleychen, ynn wilchen zu weyllen ettwas anders gesagt wirt, denn das, darumb man bittet. Das flehen ist, wenn man das gepett treybet und sterckt durch etwas anders, alß wenn ich eynen menschen bitte, durch seyns vaters willen, odder durch etwas, das er lieb hatt unnd hoch hellt. Alßo wenn wyr gott bitten durch seyne barmhertzickeyt, durch seynen ßon, durch seyne heyligen, durch seyn verheyssennn, durch seynen namen, wie Salomon thutt Ps. 1313 : [Ps. 132, 1] Herre gedencke an David und an alle seyne sanfftmutigkeyt. Alßo thutt auch [Röm. 12, 1] Paulus Ro. 12: Ich ermane euch durch die barmhertzickeyt gottis, und .2. Cor. 10: [2. Kor. 10, 1] Ich bitte euch durch die sanfftmutt und lindickeyt Christi &c..

       Die bitte ist, wenn man das nennet, das anligt und das man begerdt mit dem gepett und flehen, als ym vater unßer, das ist eyn gepet, und sind [Matth. 7, 7. 8] sieben bitte drynnen, wie Christus spricht Matt. 7: Bittet ßo werdet yhr nemen, sucht ßo werdet yhr finden, klopfft an, ßo wirt euch auffgethan. Denn wer da bittet, der nympt, wer da sucht, der findt, wer da anklopfft, dem wirtt auffthan. Der danck ist, das man die empfangen wolthat ertzele, und da durch die tzuversicht stercke, des auch tzu wartten, das man bittet. Alßo wirtt das gepett starck unnd dringet durchs flehen, wirt aber susß und angenehm durch den danck, und alßo, sampt der stercke und sussickeyt uberwindet es und empfehet, was es bittet. Und solche weyße tzu beten sehen wyr am brauch der kirchen und aller heyligen veter, ym allten testament, die alltzeyt flehen und danck beten. Alßo auch das vater unßer hebt an am lobe, danckt und bekennet gott fur eynen vater, und dringt tzu yhm durch die vetterlich und kindliche liebe, des flehen keyn gleyche ist, darumb ists auch das hohist und edlist gepett unter der ßonnen.

       Und mitt dißen wortten hatt S. Paulus feyn vergeystett das gulden reuchfasß und seyn geheym offenbart, davon viel ym allten testament Moses [2. Mose 30, 1 ff., u. ö.] geschrieben, wie der priester sollt reuchen ym tempel, denn wyr sind altzu mal [WA s. 184] priester, und unßer gepett ist das reuchfasß. Das erst ist das gulden gefesße, das bedeutt die wort des gepetts, die sind kostlich und thewr, alls da sind die wort des vater unßers, der psalmen unnd anderer gepett; denn ynn der gantzen schrifft wirtt das gefesß genomen fur die wort, darumb, das ynn unnd mit den wortten der synn verfasset, geben, und genommen wirt, gleych wie mit dem gefesß der weyn, wasser, kolen, und was denn ist, das man fasset. Alßo [Off. 17, 4] wirt auch der gulden kilch tzu Babylonien, Apoc. 17. die menschenlere verstanden, und der kilch, das Christusblutt ynnen ist, das Euangelion.

       Die fewrkolen aber ist die dancksagung und ertzelung der wollthatt ym [Röm. 12, 20] gepett; denn das die kolen bedeutten wollthatt, tzeugt Paulus Ro. 12. da er [Spr. 25, 21. 22] den spruch Salomonis furet proverb. 25: Hungert deyn feynd, ßo speyße yhn, duerstet yhn, ßo trencke yhn. Wenn du das thust, ßo wirstu fewrkolen auff seyn hewbt laden. Es sind aber fewr und brennende kolen, denn die wolthatt uberwinden und tzunden mit gewallt an das hertz. Aber im gesetz war gepotten, das man die fewrkolen nicht, denn von dem alltar nehmen soll; das das ist: ym gepett, sollen wyr nicht unßere werck und verdienst antzihen, wie [Luk. 17, 11 [!]] der phariseer ym Euangelio Luce. 15, ßondern die wolthatt ynn Christo empfangen. Der ist unßer alltar, auff dem wyr geopffert sind, auff der wolthatt [Kol. 3, 17] mussen wyr dancken und darynnen beten, wie Paulus saget. Colloss. 3: Thutt alles ynn dem namen unßers herrn Jhesu Christi und dancket gott dem vater durch yhn; denn er kan sonst nichts leydenn, wie er das beweyßet, Levit. 10, [3. Mose 10, 1 ff.] Da er die ßoene Aronß, Nadab und Abiu, vertzundet fur dem alltar, darumb das sie kolen ynß reuchfasß namen, anderß wo denn von dem alltar.

       Die bitte ist das reuchwerck, als der weyrauch odder tymien, das drauff [Phil. 4, 6] gelegt wirt, ßo das gepet vollendet. Und das S. Paulus hie spricht: lasst ewer bitte kundt werden bey gott, hatt er gleych den rauch vom reuchfasß angesehen und deuttet, als sollt er sagen: wenn yhr wollt reuchenn, das fur gott wollrieche und susße sey, ßo last ewr bitte kund werden durch flehen und danck; das ist der feyne, susße rauch, der kund wirtt unnd auffsteyget fur gott, wie eyn kertzlin und stracke ruthe, gleych wie der naturlich rauch vom reuchfasß auffsteyget, solchs gepett dringet durch den hymel. Denn der danck und wollthat macht das bitten kune und starck, datzu auch liechte, lustig und susse, wie die fewrkolen den rauch starck machen; ßonst ist das gepett kallt, fawl, und schweer, wenn das hertz nit zuvor entzundet ist mit kolen der wolthatt.

[WA s. 185]

       Wie wirt aber unßer gepett kund fur gott, ßo nicht alleyn fur yhm kund ist, ehe wyr anfahen, ßondern er selb kumpt auch tzuvor und gibt uns eyn, tzu bieten?1 Anttwort: S. Paulus saget solchs tzu leren, wie eyn rechtschaffen gepett seyn soll, nemlich, das es nicht yn den wind fare und auff ebenteur gepettet werde, wie die thun, die nicht achten, obs gott erhore oder nicht, bleyben ymer ungewisß, ia mehr achten, sie werden nicht erhoret. Das ist aber nicht beten noch bitten, ßondern got versuchen und spotten; denn ßo mich yemand umb eynen pfennig bete unnd glewbt oder meynet nicht, das ich yhm geben wurde, den mocht ich nicht horen, ich dechte, er spottet meyn, und were [Phil. 4, 6] nicht seyn ernst, wie viel mehr wirt gott solch plerren nit horen. Denn eyn gepett soll fur gott kund werden, das ist: wyr sollen nicht tzweyffelln, gott hore uns und es kome fur yhn, das wyrß gewißlich werden erlangen; denn wo whr nicht glewben, das gott hoere, odder fur gott kome, ßo kumpts auch gewißlich nicht fur yhn, wie wyr glewben, ßo gehet es. Darumb ist der auffsteygend rauch nichts anders, denn der glawbe ym gepeet, das wyr glewben, unßer gepet kome fur und werde erhoret. Und mit dißen wortten trifft Paulus, [Ps. 10, 17; 34, 16, u. ö.] das offt ym psalter wirt antzogen: meyn gepett ist gangen yn seyne oren, [Ps. 88, 14] item: laß meyn gepett fur dich komen, und der gleychen.

       [Matth. 21, 22, Mark. 11, 24] Davon saget Christus Matt. 21. und Marci. 11: Alles was yhr bittet ym gepet, das glewbt, das yhrß empfahen werdet, ßo wirtts geschehen; und Jacobi.1: [Jak. 1, 6] Bitte aber mit glawben und tzweyffell nicht, denn wer da tzweyffellt, der dencke nur nicht, das er ettwas werde von gott empfahenn. Darumb ists leychtlich tzu mercken, das ynn aller wellt das plerren ynn stifften und klostern eyn lautter spott und versuchen gottis ist. Denn solch gepett wirtt wol kund fur den leutten, sie schreyen, plerren unnd plocken yhe fast, aber gott weyß nichts drumb, kompt keyniß nicht fur yhn, darumb, das sie selbs nicht glewben noch gewisß sind, das fur yhn kome, wie sie aber glewben, ßo gehets, das woll tzeyt were, das man eyn mal gottis spott und versuchen weniger macht, und [Am. 7, 8 ff. [6, 8 ff. ?]] vertilget solche spottheußer, wie sie Amos .7. nennet. O wenn wyr solche weyße hielten mit beten, was solts seyn, das wyr nicht vermochten? Nu aber beten wyr viel unnd haben nichts, denn unßer beten erferet gott nymmer; weh dem unglawben und misßtrawen!

[WA s. 186]

 

 

[Phil. 4, 7] Und der fride gottis, wilcher uberschwebt uber allen synn, der verware ewre hertzen und synnen ynn Christo Jhesu.

Sihe, wie ordenlich und feyn Paulus eynen Christen leret; zum ersten, soll er durch den glawben yn got frolich seyn, darnach den menschen gelind [Phil. 4, 5] und guetig. Szo er aber spreche: wie kan ich? Antwortt er: der herr ist nah. Wie aber wenn ich verfolget wurd und yderman mich beraubet? Spricht [Phil. 4, 6. 7] er: sorge nicht, bitte gott und laß yhn sorgen; ia, ich werde die weyl mude und wuste? Nicht, der fride gottis wirt dich verwaren; davon lasst unß nu sehen.

       [Phil. 4, 7] Dißer fride gottis ist nicht tzuverstehen von dem fride, damit got bey yhm selb still und tzufriden ist, ßondern den er uns gibt ynß hertz, das wyr tzufriden sind, gleych wie das wortt gottis heysst, das wyr auß yhm reden und horen und glewben, es ist gottis gabe, darumb heysts seyn fride, auch darumb, das er mit gott fride macht, ob wyr bey den menschen unfride haben; derselbige fride uberschwebt uber alle synn, vernunfft und verstentniß. Das mustu nicht alßo verstehen, das yhn niemant fulen noch empfinden muge; denn sollen wyr mit gotte fride haben, ßo mussen wyrß yhe fulen ym hertzen und ym gewissen, wie kund sonst unßer hertz unnd synn beward werden durch yhn, ßondern alßo soltus verstehen: Wenn trubsall und widerwertickeyt kompt uber die, ßo nicht wissen mit gepett zu gott flihen und sorgfelltig sind, ßo faren sie tzu und suchen auch fride, aber nur den, den die vornunfft begreyfft und erlanget. Die vornunfft aber weyß von keynem fride, denn von dem, wenn das ubel auffhoret, dißer frid schwebt nicht uber vernunfft, ßondernn ist yhr gemeß. Drumb toben und streben sie auch der vernunfft nach, biß das sie denselben fride durch abthun des ubels erlangen, es sey mit gewalt odder mit list. Alßo wer eyne wunden hatt, der verstehet und sucht die gesundheytt.

       Aber die ynn gott sich frewen, lassen yhn benugen, das sie mit got fride haben, bleyben menlich ym trubsall, begeren nicht den fride, den die vernunfft stymmet, nemlich des ubels auffhoren, ßondern stehen fest und wartten der ynwendigen stercke durch den glawben, fragen nichts darnach, ob das ubel kurtz, lang, tzeytlich odder ewig sey unnd bleybe, dencken und sorgen auch nicht, wie das ende werden wolle, lassens gott walden ymmer hynn, wollen nicht wissen, wenn, wie, wo und durch wilchen. Darumb thutt yhm gott auch widder die gnade, und schafft yhrem ubell eyn solch ende, mit ßo grossem [WA s. 187] forteyll, das keyn mensch hette kunden gedencken noch wuntschen. Sihe, das heyst der frid des creutzs, der fride gottis, der frid des gewissens, der Christlich fride, der macht, das der mensch auch außwendig still und mit yderman tzufriden ist, und niemands verunruget. Denn das greyfft noch thutt keyn vernunfft, das eyn mensch sollt unter dem creutz lust, unter dem unfrid fride haben. Es ist eyn gottis werck, das niemant bekand ist, denn dem, der es [Röm. 15, 13] erfaren hatt, davon auch droben gesagt ist an dem andern Sontag yn der Epistel. 1 Gott der hoffnung erfulle euch mit aller freuden und friden ym glawben; das er da: friden ym glawben, das nennet er hie: friden gottis.

       [Phil. 4, 4. 5] Szo tzeyget S. Paulus damit an, das wer sich ynn gott frewen und lindiglich leben will, dem wirt der teuffel eyn creutz aufftreyben, das er yhn von der meynung iage, und wende seyn hertz umb; darumb musse er dagegen gerustet seyn, das er seynen fride dahynn stelle, da yhn der teuffell nicht erlangen kan, nemlich ynn gott, und musß nit dencken, wie er des loß werde, das der teuffel auff yhn treybet, ßondern muß yhn lassen seynen muttwillen uben, ßo lang biß gott selbs kome und machs eyn ende, ßo wirt seyn hertz und synn und meynung bewart und erhallten ym fride. Denn auch die gedullt nicht mocht die lenge bestehen, wo das hertz nicht uber sich selb ym hoehern fride bestunde und ließ yhm benugen, das er mit gott fride hatt.

       [Phil. 4, 7] Hertz und synn soll hie nicht verstanden werden von naturlichem willen und verstentniß, sondern, wie sich Paulus selbs deuttet, hertz und synn ynn Christo Jesu, das ist: den willen und verstand, den man ynn Christo und von Christo und unter Christo hat und furet. Das ist der glawb und lieb mit alle yhrem weßen, wie der gesynnet und geneyget ist gegen gott und menschen, der ist nicht anders, denn das er auß hertzen gott trawet und liebet, und geneygt ist, mit hertz und synn tzu thun gott und dem nehisten, was und mehr denn er kan. Solchen synn und hertz sucht der teuffel mit furcht, schrecken, todt und allem ungluck abtzuwenden, und menschending auffrichten, das der mensch trost und hulff bey sich selb und bey den menschen suche; ßo ist er denn schon von gott auff seyn eygen sorge gefallen.

       Szo ist nu diße Epistell auffs aller kurtzist eyn unterricht eyneß Christlichen lebens gegen gott und die menschen, nemlich, das er lasße gott yhm allerley seyn unnd er sey auch alßo allen menschen allerley, das er den menschen eyn solcher sey, wilcherley gott yhm ist, empfahe von gott unnd gebe den menschen; das ist summa summarum Glawbe und liebe.

[WA s. 188]

 

 

 

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[Joh. 1, 19 –28] Das Euangelion des vierden Sontags ym Advent, Johannis am erstenn.

 

1522[WA s. 188]

Es sandten die Juden von Hierusalem Priester und Leviten, das sie yhn fragten: Wer bistu? Und er bekandte und leugnete nicht, und bekandte: Ich byn nicht der Christ. Und sie frageten yhn: Wer denn? Bistu Elias? und er sprach: ich bynß nicht. Bistu eyn prophet? und er antworttet: neyn. Da sprachen sie tzu yhm: wer bistu? das wyr eyn antwort geben den, die uns gesand haben. Was sagistu von dyr selbs? Er sprach: Ich bynn die ruffende stym ynn der wuesten, richtet den weg des herren, wie der prophet Isaias gesagt hatt. Und die da gesand waren, die waren von den phariseern und fragten yhn und sprachen zu yhm: Was teuffistu denn, ßo du nicht bist der Christ, noch Elias, noch eyn prophet? Johannes antworttet yhn unnd sprach: Ich tauffe mit wasser. Er ist aber mitten unter euch getretten, den yhr nicht kennet. Der ists, der nach myr komen wirt, der fur myr geweßen ist, des ich nit werd byn, das ich auffbinde den rymen seynes schuchs. Diß geschach tzu Bethabara iensyd des Jordanß, da Johannes war teuffend.

 

Der Euangelist beschreybt mit vielen wortten und machet groß das tzeugniß Johannis; denn obs wol damit gnug geweßen were, das er von Johannes [Joh. 10, 2] schreybt: Er hatt bekand, widderholet erß doch noch eyn mal und spricht: Er hatt nicht verleugnet und hatt bekand. On tzweyffel, das er damit die theure bestendickeytt Johannis preysßet ynn eyner grossen anfechtung, damit er versucht ward tzu eynem grossen abfall von der warheyt. Und sihe an die umbstende.

       Auffs erst, werden tzu yhm gesand nicht knechte odder gemeyne burgere, [Joh. 1, 19] ßondern auß der hohisten, edlisten rotten priester und Leviten, die phariseer waren, das ist, die ubersten ym volck; das war eyn herliche bottschafft, tzu solchem geringen man, der billich hett sollt fro und hoffertig werden von solcher ehre. Syntemal man herrn- und furstengunst ßo gar theur achtet yn der wellt.

[WA s. 189]

       [Joh. 1, 19] Auffs ander, ßo senden tzu yhm nicht schlechte leutt, ßondern, die von Hierusalem, das ist die hewbtstadt und der gantze rad und furstenthum des Judischen volcks, das gleych ßo viel war, als keme das gantze volck tzu yhm und bote yhm die ehre an. O wilch eyn wind ist das geweßen, wie sollt der auffblaßen, wo er treffe eyn eyttel welltlich hertz!

       [Joh. 1, 19] Auffs dritte, bieten sie yym an nicht eyn geschenck noch gemeyne herlickeyt, ßondern die aller uberst herlickeyt, das konigreych unnd alle ubirkeytt, unnd sind bereyt yhn fur den Christ antzunehmen; das ist yhe hoch und susß versucht, denn wenn er nicht erkennet hette, das sie yhn fur den Christ hallten [Joh. 1, 20] wollten, hett er nicht gesagt: Ich bynn nicht der Christus, und Lucas .3. [Luk. 3, 15. 16] schreybt auch, das, da yderman meynet er were der Christ. sprach Johannes: den yhr meynet, der ich sey, bynn ich nicht, ßondern ich bynn fur yhm her gesand.

       [Joh. 1, 21] Auffs vierde, da er solche eehre nicht wolt, versuchen sie es mit eyner andern, und sind bereyt yhn fur Elias antzunehmen; denn sie hatten eyne [Mal. 4, 5. 6] prophecey ym propheten Malachias am letzten, da gott spricht: Sehet da, ich will euch senden den propheten Elias, ehe denn da kome der grosse und schreckliche tag des herrn, der wirtt bekeren die hertzen der veter tzu den kindern, unnd die hertzen der kinder tzu yhren vetern, auff das, wenn ich kome, die erde nicht schlage mit dem bann.

       [Joh. 1, 21] Auffs funffte, da er nit will Elias seyn, versuchen sie noch weytter, und bieten yhm an eyn gemeyn ehre eynß propheten ; denn sie hatten sind Malachias keynen propheten gehabt. Noch stehet Johannes fest und wanckt nicht von ßo viel anklopffen der eehre versucht.

       [Joh. 1, 22] Auffs sechst und letzte, da sie keyn ehre mehr wusten, stellen sie es yhm heym, wie unnd was er doch wolle gehallten seyn, wolten yhe gerne yhn tzu [Joh. 1, 23] eehren machen. Aber Johannes will yhr eehre nicht, und antworttet nicht mehr, denn das er eyn stymme sey, die yhn und yderman ruffe; das achten [WA s. 190] sie nicht. Was das alles deutte, wollen wyr hernach horen. Nu laß uns den text sehen.

 

[Joh. 1, 19] Die Juden sandten von Hierusalem priester und leviten tzu Johannes, das sie yhn frageten: Wer bistu?

Sie haben tzu yhm gesand, warumb kamen sie nicht selbs tzu yhm? Johannes war komen, tzu predigen die buß yderman ym volck der Juden. Solcher prediget achten sie nicht, darumb ists gewisß, das sie auß keyner gutter reyner meynung tzu yhm gesand haben und solche ehre angepotten, sie habens auch nicht von hertzen glewbt, das er Christus odder Elias oder eyn prophet were, ßonst weren sie selbs komen unnd hetten sich teuffen lassen, wie die andernn [Joh. 5, 33, 35] thetten. Was suchten sie denn an yhm? Christus tzeygts Johan. 5: Ihr habt gesand zu Johannes und er betzeugete die warheyt. Er war eyn brennend unnd leuchtend liecht, yhr aber woltet euch eyne stunde frewen yn seynem liecht. Auß dißen wortten ists klar, das sie an Sanct Johannes haben yhre eygen ehre gesucht, und wollten seynes liechts, das ist: seynes hohen berumpten namens brauchen, sich selb fur dem volck zu schmucken.

       Denn wo Johannes yhn were tzugefallen, und hett angenommen yhr angepotten ehre, ßo weren sie auch fur allem volck grosß und herlich worden, als die da wirdig weren solchs heyligen grosßes mannes frundtschafft und ehren; was were aber das anders geweßen, denn das dadurch alle yhrer geytz, tyranney, und buberey were bestettiget fur eyttel heylig kostlich ding? Und were alßo Johannes der aller grossist schanddeckel worden mit seyner heylickeytt, der yhe geweßen were odder werden kund, und were Christus tzukunfft mit aller billickeyt verwerfflich angesehen, weyll sie entgegen war allem weßen der priester und der tyrannen, bey wilchen der grosße heylige man Johannes stund. Darumb sehen wyr hie, wie mit eyner buberey sie sind umbgangen, unnd wie sie haben Johannem versucht, das er Christum aller ding verleucken und eyn Judas Scharioth werden, und alle yhre untugent rechtferttigen solt, und seyne ehre und des volcks anhang yhn tzubringen. Sinds nicht feyne hantierer, die Johannes ehre anbieten, auff das sie seyne ehre zu sich bringen? bieten yhm eynen apffel umb eyn konigreych, wollen yhm mit rechpfennig die gulden abwechßlen. Aber er ist bestanden als eyn grundfest, wie folget:

[WA s. 191]

 

 

[Joh. 1, 20] Und er hat bekandt und nicht geleucket. Und hatt bekand: ich bynn nicht der Christ.

Zwey stuck hatt ynn sich Johannes bekentniß: Eyns, das er bekennet, das ander, das er nicht leucket. Das er bekennet, ist das bekentniß von Christo, da er spricht: ich bynn nicht der Christ. wie der text saget. Er hatt bekandt: [Joh. 1, 21] ich bynn nicht der Christ. Und tzu demselben bekentniß gehoret auch, das er bekennet, er sey nicht Elias noch eyn prophet. Das er aber nicht verleucket, [Joh. 1, 23] ist, das erß gestendig ist, was er sey, da er spricht, Er sey die stymm yn der wusten, die mit yhrem geschrey den weg des herrn bereytte. Und alßo ist seyn bekentniß ein frey bekentniß, das nit alleyn bekennet, was er nicht sey, ßondern auch, was er sey; denn das teyl der bekentniß, ßo yemand bekennet, was er nicht sey, ist noch tunckell und unvolkomen, dabey man nicht kan wissen, was und wie man von yhm hallten soll. Aber hie saget Johannes offentlich, [Joh. 1, 20. 23] was, und was nicht von yhm tzu hallten sey, und macht sie gewiß und sicher, ynndem er bekennet, er sey nicht der Christ, und nicht verleucket, das er die stymme sey fur seyner tzukunfft.

       Sollt aber wol yemand sagen, der Euangelist verkere seyne rede, das er [Joh. 1, 20] das eyn bekentniß heyst, da Johannes spricht, er sey nicht der Christus, ßo es mehr eyn verleucken ist, denn er verleucket, das er der Christus sey. Neyn sagen ist yhe verleucken, und die Juden begerten, er solte bekennen, er were Christus, das er verleucket und der Euangelist spricht, er hab bekand. Und widderumb, das viel mehr eyn bekentniß ist, da er sagt: ich bynn die stymme [Joh. 1, 23] ynn der wuesten. Aber der Euangelist sihet an und beschreybt die geschicht, wie sie fur gott ist, und nit auff die wortt, wie die fur den menschen lautten, denn sie giengen damit umb, das er Christum verleucket unnd sich selb nicht bekennet, das er ware. Dieweyl er aber festiglich drauff bleybet und bekennet, was er ist und nicht ist, ist seyn werck fur got eyn thewr bekentniß und nicht verleucken.

 

 

[Joh. 1, 21] Und sie fragten yhn: was denn? Bistu Elias? und er saget ich bynß nicht.

Wie drobenn gesagt ist, die Juden hatten eyn prophecey von Elia, [Mal. 4, 5 [!]] Malach. 3, das er fur dem tage des herrn komen solt. Daher es auch noch [WA s. 192] bey den christen eyn gemeyne rede ist, Elias solle komen fur dem iungsten tage, ettlich thun datzu Enoch, etlich Johannes den Euangelisten; da wollen wyr auch von reden eyn wenig. Auffs erst, steht der gantze grund darauff, ob der prophet Malachias rede von der andern zukunfft des herrn am iungsten tage, odder von der ersten tzukunfft ynß fleysch unnd durchs Euangelium. Redet er von dem iungsten tag, ßo ist gewißlich des Elias tzu wartten, denn gott wirtt nicht liegen. Das aber Enoch odder Johannes auch komen solle, ist nicht ynn der schrifft gegrund. Darumb es auch fur fabelln und teydinge tzu hallten ist. Redet er aber von der tzukunfft Christi durchs fleyschs und wort, ßo ist gewißlich keynes Elias mehr tzu wartten, ßondern Johannes ist derselb Elias von Malachia verkundiget.

       [Mal. 4, 5] Ich bynn aber der meynung, das Malachias habe von keynem andern Elias, denn von Johannes geredt, und das des Elias von Thesbi, der mit dem [2 Kön. 2, 1. 11] fewrigen wagen gen hymel gefaren ist, 4. Reg. 2. gar nicht tzu wartten sey. Zu der meynung dringet mich, auffs erst allermeyst, die rede des engells [Luk. 1, 17] Gabriel Luce. 1, die er tzu Zacharia, Johannes vater, saget und sprach: Er wirt fur dem herrn hertretten ym geyst und krafft Elias, das er bekere die [WA s. 193] hertzen der veter tzu den kindern, und die unglewbigen tzu der klugheyt der gerechten. Mit wilchen wortten man wol sihet, das der engel deuttet auff [Mal. 4, 5. 6] die weyssagung des propheten Malachia, und furet auch dieselben wort des propheten, wilcher auch saget, das Elias die hertzen der veter bekeren tzu den kindern, wie droben ertzelet ist. Were nu eyn ander Elias von Malachia geweyssagt, ßo hetter der Engel on tzweyffel desselben nicht auff Johannes [Luk. 1, 31 [!]] deuttet. Alßo thett er auch der iungfrawen Maria Lu. 2. und deuttet auff [Jef. 7, 14] sie die wort Isai. 72 : Sehet, eyne iungfraw hatt empfangen und wirt geperen eynen ßon. Diße wortt tzoch Gabriel auff Maria unnd sprach: Sihe da, du wirst empfangen ym leybe und geperen eynen ßon &c..

       Das ander, die Juden selbs von allter her verstunden auch Malachias [Joh. 1, 21] von der tzukunfft Christi ynß fleysch. Darumb fragen sie alhie Johannes, ob er Elias sey, der fur dem Christ komen sol; sie yrreten aber darynnen, [Mal. 4, 5] das sie den ersten leyplichen Elias drynnen verstunden, denn wiewol der text tzwinget, das Elias soll tzuvor kommen, ßo tzwinget er doch nit, das ihener Elias sey, denn er spricht nicht, Elias von Thesbi soll komen, wie yhn die [1. Kön. 17, 1, 2. Kön. 1, 8] schrifft nennet. 3. Reg. 17. und .4. Reg. 1. ßondern schlechts: eyn Elias, eyn [Luk. 1, 17] prophet, wilchs deuttet der engel Gabriel Lu. 1. alßo ym geyst und krafft Elias, als solt er sagen: es wirt eyn rechter Elias seyn, gleych wie man auff deutscher gewonheytt saget von eynem, der des andernn artt unnd thatt an yhm hatt: das ist eyn rechter .N. als wenn ich spreche: der Bapst ist eyn rechter Cayphas, Johannes Husß ist eyn rechter Paulus. Alßo verheysset gott [Mal. 4, 5] auch durch Malachias eynen, der eyn rechter Elias seyn soll; das ist aber Johannes.

       Doch glewbt ich dem verstand der Juden nicht alleyn, wenn yhn Christus [Matth. 17, 10] nicht bestettiget. Matt. 17. Da die iungern auff dem berge Thabor Elias unnd Moses gesehen hatten, sprachen sie tzu dem herrn: was sagen denn die schrifftgelerten, Elias soll tzuvor komen? als sollten sie sagen: Du bist schon komen, und Elias ist noch nie komen zuvor, ßondern itzt nach dyr erschienen, und sie sagen doch, er musße kommen. Da verwarffe Christus dißen verstandt [WA s. 194] [Matth 17, 11. 12] nicht, sondern bekrefftiget yhn und sprach: Elias wirt tzwar komen und alles erwidderbringen. Ich sage euch aber, das Elias schon komen ist, und sie haben yhn nich erkand, und baben an yhm than was fie wolten; da verstunden die iunger [Matth. 17, 13] (spricht Matteus) das er von Johannes dem teuffer redet. Und Marcus thut [Mark. 9, 13] datzu, und spricht c. 9: Ich sage euch, Elias ist kommen, und sie haben an yhm than, was sie wollten, wie denn von yhm geschrieben ist. Nu ist yhe keyne schrifft [Mal. 4, 5] von Elias das er komen soll, denn diße Malachie, und Christus deuttet dieselb [Matth. 17, 11] auff Johannes. Und ob yemand das beweget, das Christus spricht: Elias wirt tzwar kommen und alles erwiderbringen, tzwinget nichts, syntemal er selb sich selb [Matth. 17, 12] mit folgenden wortten außleget und spricht: Aber ich sage euch, das Elias schon komen ist &c.. Das die meynung alßo lautte: das yhr gehort habt von Elias, das er komen soll zuvor und alles erwidderbringen, ist recht und war. Es ist alßo geschrieben und musß alßo ergehen, aber sie wissen nit, von wilchem Elia das gesagt ist, denn er ist schon komen. Alßo, das Christus die schrifft mit solchen wortten bestettiget und den verstand vom kunfftigen Elias, aber doch verwirfft den yrrigen verstand von eynem andern Elias denn Johannes.

       [Matth. 11, 13 –15] Auffs sterckist aber Matt. 11. bewerd Christus, das keyn ander Elias kome, und spricht: Alle propheten und das gesetz haben weyssaget biß auff Johannes, und ßo yhrß wolt annehmen, Er ist der Elias, der komen soll, wer oren hatt tzu horen, der hore! Hie ists offenbar, das nur eyn Elias tzukunfftig seyn sollt, denn wo noch eyner furhanden were, ßo kund [Matth. 11, 14] er nicht sagen: Johannes ist der Elias, der tzukunfftig ist, ßondernn hette mussen alßo sagen: Johannes ist der Elias eyner, oder schlecht : er ist Elias. Nu er aber Johannes deuttet, er sey der Elias, des yderman warttet, alß des tzukunfftigen, on tzweyffel, der verkundigt war, ßo gibt er gnug tzuverstehen, [Mal. 4, 5] das Malachias weyssagung an Johannes erfullet ist, nnd nach derselben keyns audern Elias tzu wartten sey.

       Darumb bleyben wyr auch drauff, das die letzte prediget fur dem iungsten tage sey das Euangelion, durch wilchs Christus ist ynn alle wellt komen, und fur dißer prediget und tzukunfft ist Johannes komen, und hatt yhr den [Matth. 11, 13] weg bereyttet. Auch ßo alle propheten unnd das gesetz biß auff Johannen weyssagen, leydet sichs nicht, das sie yemand uber Johannes strecke auff [Mal. 4, 5] eynen andern kunfftigen Elias; ßo muß auch Malachias' weyssagung auff [WA s. 195] Johannes tzeyttung sich reymen, denn weyl er alle propheten auff Johannes tzeytten tzeucht, lesset er keynen furuber gehen. Und alßo beschließen wyr gewißlich, das keyn Elias mehr komen wirt, ßondernn das Euangelion wirt weren biß an das ende der wellt.

 

[Joh. 1, 21] Bistu eyn prophet? und er anttworttet: Neyn.

Hie meynen aber ettliche, die Juden haben gefraget nach dem propheten, [5. Mose 18, 18] da Moses von schreybt Deutro. 18. Eynenn propheten will ich erwecken mitten auß yhren bruedern gleych wie dich &c.. Aber dißen spruch deuttet Petrus [Apg. 3, 22; 7, 37 [!]] Act. 3. und Stephanus Act. 8. auff Christum selbs, wie er denn auch tzu deutten ist. Unnd die Juden gewißlich auch denselben propheten Most gleich hielten uber Elias; darumb haben sie yhn auch von Christo verstanden unnd [Joh. 1, 21] Johannem gefraget, ob er eyn gemeyner prophet were, wie die andern, syntemal er widder Christ noch Elias sey, denn sie hatten sint der tzeyt Malachias keynen propheten gehabt, wilcher auch der letzt ist unnd das allte testament beschleusset mit dem spruch, der droben gesagt ist von Elias tzukunfft, alßo das Johannes der nehist und erste nach Malachias ist, der von yhm seyn buch [Joh. 1, 21] beschleusset unnd auff yhn deuttet; alßo fragen sie, ob er der propheten eyner [Matth. 11, 9] sey, wie auch Christus von yhm sagt, Matt. 11: Was seytt yhr hynaußgangen tzu sehen? eynen propheten? ia, ich sage euch der mehr denn eyn prophet ist. [Matth. 21, 26] Und Mat. 21. spricht, sie hielten Johannen alle fur eynen propheten.

       [Joh. 1, 21, Matth. 11, 9. 14, Luk. 1, 17] Hie fraget sichs nu, wie Johannes habe die warheyt bekennet, ßo er leucket, er sey nicht Elias noch eyn prophet? und doch Christus selbs yhn Elias und mehr denn eynen propheten nennet? Und er selb wuste, das er ym geyst und krafft Elias komen war, und das die schrifft yhn Elias hiesße?5 [WA s. 196] Saget man, er habe darumb sich nicht eynen propheten bekand, das er mehr denn eyn prophete ist, ßo lautt es schimpfflich, als wolt er sich selbs hohen und rhumen. Darumb ist das tzu hallten, er habe auff das aller eynfeltigist [Joh. 1, 31] gleych tzu bekand die warheyt, nemlich, das er nicht der Elias sey, nach dem sie frageten, auch nit eyn prophet. Syntemal es gewonlich war, das die propheten das volck fureten und lereten, und man rad und hilff bey yhn suchte; solcher war Johannes keyner, unnd wollt auch keyner seyn. Syntemal der herr aller propheten gegenwertig war, dem sie anhangen und folgen sollten, alßo, das er das volck nicht tzu sich tzihen, ßondern auff Christum furen wollt, wie es geschehen muste auß nodt, ehe denn Christus selb kam. Auch darumb, das eyn prophet von der tzukunfft Christi verkundigt, Johannes aber den gegenwertigen tzeyget, wilchs ist eynß andern, denn eynß propheten ampt. Gleych als wenn eyn priester ynn gegenwertickeyt des bisschoffs die leutt von sich weyßet tzum bisschoff und sprech: ich byn nicht priester, ihener ist ewer priester, und doch ynn abwertickeyt des bisschoffs das volck ßo wol regirt als der bisschoff.

       Alßo auch Johannes weyßet das volck von sich zu Christo, und wie dasselbige mehr und grosser ampt ist, denn eynß propheten, ßo ists doch nit umb seyner wirdigkeyt willen grosser, ßondern umb der gegenwertickeyt willen seyns [Matth. 11, 9] herrn. Und ynn solchem preyß, das Johannes mehr denn eyn prophet ist, wirt nicht seyne wirde, ßondernnn die wirde des gegenwertigen herrn antzeygt; denn es breuchlich alßo ist, das eyn knecht ym abweßen seynes herrn grosser, wirdiger und ehrlicher gehall ten ist, denn ym beyweßen. Alßo ist auch eyn prophet eyn hoeher stand denn Johannis stand, wiewol Johannis ampt grosser und neher ist, denn eyn prophet regirt und furet das volck, und das volck hanget an yhm, aber Johannes thutt nit mehr, denn weyßet nur von sich zu Christo dem gegenwertigen herrn. Darumb hatt er sich recht und schlecht auffs eynfeltigist eynen propheten verleucket, wiewol er alle art eynß propheten ubirflussig an yhm hatte. Das ist alles geschehen umbs volcks willen, auff das sie nicht seyn tzeugnis als eyne weyssagung eyns propheten auffnehmen, und Christus auff eyn andere tzeyt tzukunfftig warteten, ßondern [WA s. 197] yhn als eynen furgenger und tzeyger erkenneten, und seyner tzeygung auff den gegenwertigen herrn folgeten ; das will nu der folgende text.

 

[Joh. 1, 22. 23] Da sprachen sie zu yhm: Wer bistu denn? das wyr eyn anttwort geben denen, die uns gesand haben. Was sagistu von dyr selbs? Er sprach: ich bynn die ruffende stym ynn der wusten, richtet den weg des herrn, wie gesagt hatt der prophet Isaias.

Das ist das ander teyl seyner bekentniß, darynnen er bekennet, was er sey, nachdem er widder Christus, noch Elias, noch eyn prophet seyn will; als solt er sagen: Es ist viel neher ewer heyl, denn das eyn prophet hie seyn solt, strecket ewer augen nicht ßo fern fur uber yn eyn ander tzeyt. Der herr aller propheten ist selber hie, man darff hie keynes propheten, der herr gehet daher, und desselben furgenger byn ich, er folget myr auff dem fusße nach. Ich weyssage nicht von yhm als eyn prophet, ßondern ich ruffe als eyn furleuffer, das man yhm rawm und platz gebe, das er eynher gehen kunde; ich sage nicht: Sihe da, er ist zukunfftig, wie die propheten, ßondern ich sage; Sihe da, er kompt und ist hie. Ich sage nicht wort von yhm, ßondern tzeyge yhn mit dem finger, wie denn lange zuvor Isaias verkundiget hat, das eyn solch geschrey dem herrn patz tzu machen, fur yhm her gehen sollte, derselbige byn ich, und nicht eyn prophet. Darumb trett bey seytt, gebet rawm, und lasst den herrn selbs unter euch wandelln, gegenwertick, und sehet nach keyner weyssagung mehr von yhm.

       Das ist nu die anttwort, die keyn gelerter, weyßer, heyliger mensch leyden kan, und Johannes muß ynn allen buchstaben den teuffel haben unnd eyn ketzer seyn, denn alleyne die sunder und thoren hallten yhn fur eynen heyligen, frummen man, und geben rawm seynem geschrey, unnd machen platz dem herren, thun beseytt was seynen gang hyndertt. Jhene aber werffen holtz, steyn, kott dreyn, ia, sie todten beyde, den furleuffer und den herrn selbs [Joh. 1, 23] druber, das sie solch thuren tzu yhn sagen. Wie ßo? Johannes spricht, sie sollen den weg des herrn richten; das ist ßo viel gesagt: sie haben den herrn nicht, noch seynen weg ynn yhn. Was haben sie denn? wo der herr nicht ist noch seyn weg, da muß menschen eygen weg und der teuffel unnd alles ubel [WA s. 198] seyn. Da sihe nu, ob nicht die heyligen weyßen leutt billich sollten tzornen uber Johannen, unnd seyn wortt verdamnen, darnach yhn mit seynem herrn erwurgen, sollt er ßo kuene seyn, solche heylige leutt dem teuffel tzuorttern, unnd alles yhr weßen, yrrig, gotloßig, verdamlich schellten, und furgeben, yhre wege seyen nicht des herren wege, und sollten aller erst tzurichten des herrn wege, unnd alles yhrs heyligs leben vergeblich gefurt haben?

       Datzu wenn erß doch heymlich ynn eyn taffel schriebe, mochten sie villeycht gedullt drob haben. Aber nu bringt ers ynn die stym, unnd nicht alleyn ynn die stym, ßondernn schreyet es laut auß, datzu nicht ynn eynem winckel, ßondernn frey unter dem hymel, ynn der wusten fur aller wellt, und macht die heyligen fur allen leutten offintlich tzu sunden unnd tzu schanden mit allem yhrem weßen und wandel, das die leutt nichts mehr von yhrem scheyn hallten, damit denn eehr unnd genieß abgehet, den sie tzuvor hatten mit yhrem heyligen leben; das ist yhe nicht tzu leyden solchen heyligen leutten, ßondernn umb gottis unnd der gerechtickeit willen mussen sie die falschen lere verdamnen, das die armen leutt nicht verfurt, und der gottisdienst nicht verdruckt werde, und beyde, Johannes und seynen herrnn, gott dem vater tzu liebe und dienst todten.

       Das ist nu die bereyttung des wegs Christi und das eygentlich ampt Johannis, das er alle wellt demutigen sollt und sagen, das sie alltzumall sunder, verlorn, verdampt, arm, durfftig, elende menschen seyen, unnd das keyn leben, keyn werck, keyn stand, ßo heylig, schon odder gutt scheyne, der nicht verdamlich sey, wo nicht Christus der herr drynnen wonett, wirckt, wandellt, lebt, und alles ist unnd thut durch seynen glawben, das sie alßo alltzumal Christum bedurffen und sich seyner gnade mit aller begirden teylhafftig machen. Sihe da, wo nu solchs predigt wirtt, das aller menschen werck und leben nichts ist, das ist die rechte stym Johannis ynn der wusten, unnd die lautter reyne warheytt Christlicher lere, wie Paulus thut Ro. 3., da [Röm. 3, 23] er spricht: Sie sind alltzumal sunder unnd mangelln des preyßes, den gott von yhn habenn soll; das heyst recht demutigen und allen menschen die vermessenheytt ausschneyden und tzu nichte machen. Das heyst nu warhafftig den weg des herrn richten, rawm geben, und platz machen.

       Hie finden sich nu die tzweyerley menschen. Ettlich, die glewben solcher stym Johannis und bekennen sich, es sey mit yhn alßo; dieselbigen sinds, tzu [1. Petri 5, 5] den der herr kompt, da ist seyn weg bereyttett unnd tzugericht, denn wie Petrus [WA s. 199] [Matth. 23, 12, Luk. 14, 11] sagt, den demutigen gibt er gnade. Und er selb: Wer sich selb nydrigt, der wirt erhohet. Denn du must hie wol lernen und die wort geystlich fassen, was der weg des herrn sey, unnd wie man den tzurichtet, und was yhn hyndert, das er nicht rawm ynn uns finde. Der weg des herrn, hastu gehort, ist, wenn er ynn uns alle ding thutt, unnd alle unßer werck nicht unßer, ßondernnn seyn sind, wilchs geschicht durch den glawben. Die bereyttung aber steht nicht darynn, das du mit deynem gepett, fasten, casteyen, und eygen wercken dich wolltist wirdiglich bereytten, wie itzt alle predigt ym advent treyben und narren, ßondern wie gesagt ist, es ist eyn geystlich bereytten, das stehet ynn grundlichen erkentniß und bekentniß, das du untuchtig, sunder, arm, verdampt und elend bist mit allen wercken, die du thun kanst. Eyn solch hertz, yhe mehr es ßo gesynnet ist, yhe baß dem herrn den weg bereyttet, obs auch dieweyl eyttel malmasier truncke, und auff roßen gienge und nicht eyn wortt bettet.

       Das hynderniß aber, das dem herrn nicht rawm gibt, ist nicht alleyn die groblichen leyplichen sunden der unkeuscheytt, tzorn, hoffart, geytz &c.., ßondernnn viel mehr der geystliche dunckell und der phariseischer rechter hohmut, der seyn gutts leben und werck achtet, sicher drauff ist, unnd vordampt sie selb nit, und wil sie auch unverdampt haben datzu; das sind nu das ander teyl der menschen, nemlich, die Johannes stym nit glewben, ßondern sagen, sie sey des teuffels und verpiete gute werck unnd verdamne gottis dienst, [Joh. 1, 23] das sind sie, tzu den am meysten und sterckisten gesagt wirt: richtet tzu den weg des herrn, und sie es am wenigsten annehmen. Darumb spricht Johannes [Luk. 3, 7. 8] tzu yhn mit scharffen wortten Luce. 3: yhr ortterngetzichte, wer will euch tzeygen tzu entpflihen dem kunfftigen tzorn? drumb ßo thutt frucht der pusß, die da rechtschaffen sind. Aber, wie gesagt ist, yhe mehr man solchen saget, von des herrn weg tzurichten, yhe mehr sie yhn verhyndernn unnd unsynniger werden, wollen nicht, das yhr ding nicht soll des herrn seyn, biß das sie gott tzu lob und tzu ehren die warheytt und wortt Johannis mit yhm und seynen herrn datzu umbbringen.

[WA s. 200]

       [Joh. 1, 20. 23] Da sihe nu, obs nicht eyn grosß bekentniß ist Johannis, das er thar den mund auffthun, und frey sagen, Er sey nicht Christus, er sey aber eyne stym, die sie nicht gerne hoeren, und die grossen lerer und furer des volcks schillt, das yhr ding nicht recht und des herren nicht sey. Und wie das ergangen ist mit Johanne, ßo gehet es noch von anfang der wellt biß anß ende; denn die hohmuttige heylickeytt kan nicht horen, das sie den weg aller erst solle dem herrn bereytten, ßo sie meynet, sie sitze unßerm gott ynn seynem schosß, und lasse sich tentzen und schmeychen, sie haben den weg lengist vollendet, ehe denn gott gedacht eynen weg ynn yhn tzu suchen, die tzartten heyligen. Alßo hatt itzt der Bapst unnd die seynen auch verdampt diße stym Johannis: richtet den weg des herrn; summa, es ist eyn unleydliche stymm, on den armen sundern unnd betrubten gewissennn, den schmeckt sie ynß hertz.

       [Joh. 1, 23] Ists aber nicht eyn verkerete wunderliche rede, das er saget: Ich byn die stymm des ruffenden? wie kan eyn mensch eyn stymme seyn? Er sollt sagen: Ich bynn der ruffender mit der stymme. Aber das ist nach der schrifft weyße [2. Mose 4, 16 [!]] geredt, gleych wie Exodi. 10 gott tzu Mose sprach : Aaron soll deyn mund [Hiob 29, 15 [!]] seyn, das ist: er soll fur dich redenn. Item Job. 315 : Ich war dem blinden eyn auge und dem hynckenden eyn fusß. Alßo sagen wyr auch auff deutsch, von eynem geytzigen: gollt ist seyn hertz, und gellt ist seyn leben. [Joh. 1, 23] Alßo hie auch: ich byn eyn stymm des ruffenden, das ist: ich byn eyn ruffender und habe den namen von meynem werck, gleych wie Aaron eyn mund heyst des mund wercks halben, alßo byn ich eyne stym des ruffens halben, und das auff hebreisch lautt vox clamantis, sollt man auff latinisch wandelln vox clamans, auff deutsch: Ich bynn eyn ruffende stymme, gleych wie Paulus [Röm. 15, 26, 1. Tim. 3, 16] Roma. 15. Pauperes sanctorum spricht, und 1. Timo. 3. mysterium pietatis, pro pauperes sancti, und mysterium pium, die armen der heyligen, das geheym der gottselickeyt, das ist: die armen heyligen, das gottselige geheym, gleych wenn ich sage: die sprache der deutschen, saget ich besser: die deutsche sprache; [Joh. 1, 23] alßo hie eyn stymme des ruffenden, das ist, eyn ruffende stym, die hebreisch tzung hatt der artt tzu reden viel mehr.

[WA s. 201]

 

 

[Joh. 1, 24 –27] Unnd die gesand waren, die waren von den Phariseern. Und sie fragten yhn und sprachen tzu yhm: warumb teuffistu denn, ßo du nicht bist der Christ, noch Elias noch eyn prophet? Johannes anttwort yhn und sprach: Ich teuffe mit wasser. Er ist aber mitten unter euch getretten, den yhr nicht kennet; der ists, der nach myr komen wirt, der fur myr geweßen ist, des ich nicht werd byn, das ich seynen schuchrymen auffloße.

Es scheynet, alß lasße der Euangelist ettwas ausßen ynn dißen wortten, unnd das die volle rede alßo sich hallte: Ich teuffe mit wasser, aber mitten unter euch ist er getretten, der mit fewr teuffett, gleych wie Lucas .3. spricht: [Luk. 3, 16] Ich teuffe euch mit wasser. Er aber wirt euch teuffen mit fewr, und Act. 1: [Apg. 1, 5] Johannes hat mit wasser teuffet, yhr aber solt mit dem heyligen geyst taufft werden. Doch, ob er wol hie schweyget dißer andernn tauffe, gibt er doch damit gnug zuversten, das eyn ander tauff tzukunfftig seyn sollt, dieweyll er von eynem andernnn saget, der nach yhm kommen und on tzweyffell nicht mit wasser teuffen sollt.

       Hie fehet nu an der ander stosß, damit Johannes ynn versucht wirtt tzur lincken feytten; denn da sie yhn nicht kundten bewegen mit locken, greyffen sie yhn an mit drewen. Und hie bricht auß yhre falsche demutt, unnd euget sich, das es eyn grund-hoffart geweßen ist. Szo hetten sie auch than, wo Johannes yhn folget hette, wenn sie seyn satt geweßen weren. Darumb lerne hie dich fur menschen hutten, ßonderlich, wenn sie freundtlich und sanffte sich [Matth. 10, 17. 16] stellen, und wie Christus saget Matt. 10: Hutt euch fur den menschen, seytt weyße wie die schlangen und eynfeltig wie die tawben, das ist: trawe den senfften nicht, und thu nicht ubels den feynden. Sihe, diße phariseer, die sich horen ließen, sie wollten Johannes fur Christon auffnehmen, da es yhn nicht nach yhrem willen gelinget, wenden sie sich, und straffen auch Johannes tauffe, als sollten sie sagen: weyll du nicht Christus, noch Elias noch eyn prophet bist, ßo solltistu yhe wissen, das wyr deyne ubirsten sind, nach denn gesetz Mosi, und du soltist dich des hallten, als eyn unterthaniger, nicht eyn eygen spiel anrichten on unßern befelh, wissen unnd urlaub. Wer hatt dyr die macht geben, eyn newe weyße ynn unßerm volck aufftzubringen mit deynem teuffen? du ringest noch ungluck mit deynem frevel und ungehorsam.

       Aber Johannes, gleych wie er yhr heuchlen verachtet, ßo verachtet er auch yhr drewen, bleybt bestendig, unnd bekennet Christus, wie vor. Datzu tastet [WA s. 202] er sie groblich an und gibt yhn schuld des unwissen, als solt er sagen: das ich tauffe mit wasser, hab ich nicht von ewerm befelh, da ligt auch nichts an. Es ist eyn ander furhanden, von des wegen ich befelh habe, den kennet [Joh. 1, 26. 27] yhr nicht, an dem myr ubrig gnug ist. Wenn yhr denselben kennetet oder kennen wolltet, wurdet yhr nicht fragen, woher ich tzu teuffen macht habe, ßondern euch selbs auch teuffen lassen; denn er ist ßo viel grosser, das ich nicht werd byn seyne schuchrymen aufftzubinden.

       [Joh. 1, 27] Das wortt Johannis, da er saget: Der ists, der nach myr komen wirt, der fur myr worden ist, wilchs der Euangelist dreymal ynn dißem capitel [Joh. 1, 15. 27. 30] antzeucht haben ettlich fasst gehandellt und yhn selb finster gemacht, darumb, das sie es tzogen haben auff die gotliche ewige gepurt Christi, als solt Johannes wollen, das er fur yhm sey ynn ewickeyt geporn?5 Aber was were das fur eyn grosß ding das er fur Johannes geporn ist yn ewickeytt, ßo er auch fur der wellt und fur allen dingen geporn ist? Szo sollt er auch nicht alleyne nach yhm komen, ßondern nach allen dingen, syntemal er [Off. 1, 11] ist der erst und der letzt, wie Apoc. 1. saget, das alßo beyde seyne tzukunfft und vorig weßen auff eynß stymmet. Aber Johannes wortt sind leycht und eynfelltig, und sagen von dem Christo, als er schon eyn mensch ist; denn das [Joh. 1, 27] er saget: Er wirt noch myr komen, kan nicht verstanden werden, das er nach yhm geporn solt werden, syntemal Johannes tzu der tzeytt, da er das saget, bey dreyssig iaren allt war, wie denn Christus auch.

       Szo ist nu der verstandt gewißlich, das er vom predigampt saget solche wort, auff die meynung: Ich bynn kommen, das ist: ich habe angefangen tzu predigen, aber ich werde bald auffhoren, und eyn ander wirt komen und anfahen [Apg. 1, 22] tzu predigen nach myr. Alßo spricht auch Lucas Act. 1., das Jhesus [Luk. 3, 23] habe angefangen an der tauffe Johannis. Und Luce. 3: Jhesus war dreyssig [Matth. 11, 3] iar allt, da er anfieng. Und Matth. 11: Bistu, der da komen soll? das ist: der [WA s. 203] da anfahen soll tzu predigen, denn Christus leben gehet aller erst an nach [Matth. 3, 17, Mark. 1, 11, Luk. 3, 22] seyner tauffe, da yhn der vater vorkleret und betzeuget, und da fehet auch das newe testament und die tzeyt der gnaden an, nicht ander gepurt Christi, wie [Mark. 1, 15] er selb auch saget Marci. 1: Die tzeytt ist erfullet, unnd das reych gottis ist erbey kommen. Denn wo er nicht angefangen hette tzu predigen, were seyn gepurt keyn nutze geweßen, aber da er anfieng tzu thun und zu leren, da giengen auch an alle propheceyen und die gantze schrifft unnd eyn new liecht, unnd eyn new wellt.

       [Joh. 1, 27] Szo haben wir, was da sey: Er wirt nach myr komen, Aber es ist noch nicht klar, was da sey: Er ist fur myr geweßen, und er war fur myr, wilchs sie auff die ewige gepurt tzihen ; wyr bleyben ynn dem eynfallt, das solchs auch vom predigampt sey gesagt, auff die meynung, ob er wol noch nit predigt, ßondern aller erst kommen wirt nach myr, unnd ich ehe denn er predige, ßo ist er doch schon furhanden, und ßo nah erbey, das er ehe, denn ich tzu predigen anfieng, schon da ist geweßen, und tzu predigen verordnet, alßo, das diß wort (fur myr) deutte auff Johannes ampt, unnd nicht auff seyne person; alßo: er ist fur myr, das ist fur meyner predig unnd tauffe geweßen, nemlich wol dreyssig iar, aber er ist noch nicht kommen und hatt noch nicht angefangen. [Joh. 1, 21] Damit er seyn ampt beweyst, das er nicht eyn prophet sey, der von der tzukunfft Christi verkundige, ßondern dem kegenwertigen furgehe, als der ßo gar nahe sey, das er auch ßo viel iar fur seynem anfahen und komen furhanden geweßen sey.

       [Joh. 1, 26] Und das ists auch, das er sagt: Er ist mitten unter euch getretten, den yhr nicht kennet, als sollt er sagen: lasst ewer augen nicht furubersehen ynn tzukunfftige tzeyt. Er ist schon unter euch ym Judischen volck woll dreyssig iar geweßen, da die propheten von sagen. Sehet euch fur, und lasset yhn nicht faren, yhr kennet yhn nicht; darumb byn ich komen, das ich yhn euch tzeyge. [Joh. 1, 26] Das er aber saget: er ist mitten unter euch getretten, ist nach der schrifft weyße geredt, die spricht: Es wirtt eyn prophet auffstehen odder aufftretten. [Matth. 24, 24] Item Matt. 24: Es werden falsche propheten aufftretten odder auffstehen odder [5. Mose 18, 1] sich erheben. Und Gott spricht Deutro. 183 : Ich will eynen propheten erwecken mitten von ewern brudern &c.. Solchs auffrichten, aufftretten, auffstehen, auffwecken, will Johannes zeygen, das ynn Christo erfullet sey. Er sey schon aufftretten mitten auß yhren brudern, wie gott verheyssen hatt, und sie kennen yhn nicht.

[WA s. 204]

       Das ist nu das ander ampt Johannes und eynß Euangelischen predigers, das er nicht alleyn aller wellt tzu sundern macht, wie droben gehoret ist, sondern auch widerumb trostet, und tzeyget, wie man der sunden soll loß werden ynn dem, das er denen tzeyget, der komen soll; damit weysszet er uns tzu Christo, das derselbige uns soll von sunden erloßen, ßo wyr yhn auffnehmen durch [Röm. 3, 23] eynen warhafftigen glawben. Das erst ampt spricht: yhr seytt alltzumal sunder und mangellt des wegs des herrn. Wenn wyr das glewben, ßo folget das ander ampt, und spricht: Warttet auff und nehmet Christum an, glewbt an denselbigen, der wirtt euch erloßen von sunden; glewben wyr das, ßo haben wyrß; davon wollen wyr hernach mehr sagen.

 

[Joh. 1, 28] Diß geschach zu Bethabara ihensyd des Jordanis,         da Johannes war teuffend.

Szo vleyssig beschreybt der Euangelist Johannis tzeugnisß, das er auch der stett gedenckt, da es geschehen ist: denn es groß an dem tzeugniß ligt Christum tzu bekennen, und es viel anstosße hatt; doch er hatt on tzweyffell eyn geystlich geheym drynnen wollen antzeygen, davon wollen wyr nu weytter sehen.

 

Von der geystlichen deuttung dißer geschicht ym Euangelio.

Das ist die summa davon: ynn dißem Euangelio wirtt außgemalet das predigeampt des newen testaments, wie sich das hallte, was es thu, und was [Joh. 1, 23] yhm widderfare. Auffs erst, ists eyne ruffende stym, nicht eyne schrifft: denn das gesetz und allte testament ist eyne todte schrifft ynn bucher verfasset. Aber das Euangelion soll eyn lebendige stymme seyn; darumb ist Johannes eyn figur, bild, datzu eyn anheber und der erst aller prediger des Euangeli, er schreybt nichts, er schreyet aber alles mit der lebendige stym. Auffs ander ist das allte testament, das gesetze predige ynn den getzellten am berge Sinai, unter [Joh. 1, 23] den Juden alleyn. Aber Johannes stym ist ynn der wuesten, frey, offentlich, unter dem hymell, fur aller wellt. Auffs dritte, ists eyne ruffende, helle, lautte stym, das ist: die getrost unerschrocken redet, niemant furchtet, widder todt, helle, leben, wellt, teuffell, menschen, ehre, schand, noch keyne creatur, wie auch [Jes. 40, 6 –9] am andern ortt Isaias. 40. saget: Es ist eyne stymme die spricht: Ruffe, was [WA s. 205] soll ich ruffen? Alles fleysch ist graß, und alle seyne herlickeytt, wie die blume des graßis. Das graß ist verdurret, unnd seyne blume ist verfallen, aber das wortt des herrn bleybt ynn ewigkeyt. Item: steyg auff eynen berg, der du verkundigist tzu Zion und heb auff deyne stym mit macht, der du verkundigst, heb auff und furcht dich nicht: denn die welt kan das Euangelion nicht leyden, darumb musß eyne stercke da seyn, die sie verachte und schreyen kunde un- erschrocken.

       [Matth. 3, 4, Mark. 1, 6] Auffs vierde: Johannes kleyd ist von kamelharen und hatt eynen leddern gurttel; wiewol dasselb bedeuttet eyn streng keusch leben der prediger, solls doch furnehmlich die artt der prediget odder des Euangelion bedeutten, dasselbe ist eyne stymme, nicht mit weychen kleydern geschmuckt, es heuchlet noch schmeichelt nicht. Es ist eyn prediget vom creutz, eyn hard, rauch, scharff wortt dem allten menschen, unnd gurttet die lenden tzur geystlichen und leyplichen keuscheyt. Es ist aber und wirt genomen auß der verstorbenen patriarchen leben und wortten, wilche sind kamel geweßen und haben die burden tragen des gesetzs und des [Matth. 3, 4, Mark. 1, 6] creutz. Er isset auch wildvogel unnd wildhonnig, nicht die wildvogel dißes lands, ßondern es sind andere thiere ynn ihenen landen. Das bedeutt die, ßo das Euangelion auffnehmen, nemlich die demutigen sunder, die nympt das Euangelion tzu sich und ynn sich.

       [Joh. 1, 28] Auffs funfft ist Johannes ihensyd des Jordanis. Der Jordan bedeutt eygentlich die heylige schrifft, wilche hatt tzwo seytten. Die lincke seytte ist der leypliche verstand, den die Juden daran haben, da ist Johannes nicht, denn derselbe macht keyne sunder, ßondern hoffertige heyligen ynn yhren wercken. Die rechte seytte ist der recht geystlicher verstand, der alle werck verwirfft und todtet, auff das alleyne der glawbe da bleybe yn der demutt; denselbigen furet [Röm. 3, 23] das Euangelion, wie Paulus thutt Ro. 3. unnd spricht: Die schrifft beschleusst, das sie allzumal sunder seyen &c..

       Auffs sechst, da hebt sich nu der streyt zwisschen den waren und falschen predigern, da kunden die phariseer Johannes stym nicht leyden, verachten auch seyne lere und tauff, bleyben ynn yhren wercken und leren verstockt. Doch umb des volcks willen stellen sie sich, als wolten sie yhn hoch hallten, da er aber [Matth. 14, 10, Mark. 6, 27] nicht will, wie sie wollen, mussz er den teuffel haben, und tzuletzt vor Herode enthewbt werden. Alßo gehet es itzt und ist alletzeyt ßo gangen. Es will [WA s. 206] keyn falscher lerer gesehen seyn, das er on odder widder das Euangelion predige, ßondern viel mehr, das erß hoch hallte und glewbe. Aber er tzeuchts gleychwol unnd wills haben auff seynen synn; das kan denn das Euangelion nicht leyden, denn es stehet fest und leucket nicht, daruber wirts denn fur ketzerey und yrthum geschollten als teuffels lere, biß ßo lange, das sie mit gewallt datzu thun und verpietens und schlagen yhm den kopff ab, das manß nyrgend predigen noch horen musß, wie es uber Johannes Husß ist ergangen durch den Bapst.

       Szo ist nu das eyn rechter Christlicher prediger, der nichts anders, denn was Johannes predigt und bestendig drauff bleybt. Nemlich, das er tzuerst das gesetz wol predige, daran die leutt lernen sollen, wie groß ding gott von uns foddere, der wyr keynes thun kunden, auß unvermugen unßer natur, durch Adams fall verderbet. Und alßo mit dem Jordan teuffen; denn das kalt wasser bedeutt die lere des gesetzs, die tzundet nicht an die liebe, ßondernn lesschet sie viel mehr, denn durchs gesetz erkennet der mensch, wie schwere und unmuglich das gesetze sey. Daruber wirt er yhm feynd und erkalltet seyne lust tzu demselben, das erß fulet, wie gar er dem gesetz auß hertzen grund wider ist; das ist denn gar eyn schwere sund, das man gottis gepotten feynd ist. Da muß er denn sich demutigen und bekennen, das er eyn verloren mensch ist, und alle seyne werck sund seyen mit seynem gantzen leben. Damit ist denn Johannes tauffe geschehen, und ist recht wol, nicht alleyne begossen, ßondern [Mark. 1, 4, Matth. 3, 2, Luk. 3, 3, Joh. 1. 23] getaufft. Da sihet er denn, was Johannes wortt will: thut busße &c.. Da verstehet er, das Johannes recht sage unnd yderman nott ist, sich tzu bessern odder busße zu thun. Aber tzu dem verstand komen nit, lassen sich auch nicht teuffen die phariseer und werckheyligen, meynen, sie bedurffen keyner pusß. Darumb ist Johannes wort und tauffen fur yhren augen eyn narrn- werck.

       Zum andern, wenn alßo die erste lere des gesetzs unnd die tauffe vollendet ist, das der mensch gedemutiget, durch seyn selbs erkentniß an yhm selb und alle seynem vermugen muß vertzagen. Da gehet nu das ander teyl der lere an, das Johannes auff Christum die leutt von sich weyßet, und spricht: [Joh. 1, 29] Sehet da, das ist lamb gottis, das der wellt sund auff sich nympt, das ist alßo viel gesagt: Ich hab euch tzuerst, durch meyn lere alle zu sundern gemacht, alle ewre werck verdampt und gesagt, das yhr an euch selbst muesset vertzagen. Aber auff das yhr auch nicht an gott vertzaget, sehet da, ich will euch tzeygen, wie yhr ewr sund sollt loß werden, und seligkeyt erlangen. Nicht [WA s. 207] kund yhr ewr sund ablegen odder euch durch werck frum machen. Eyn ander man gehoret datzu, ich kanß auch nicht thun, doch tzeygen kan ich yhn. Es ist [Joh. 1, 29] dißer Jhesus Christus, das lamb gottis, Der, Der, und sonst niemant wider yn hymel noch auff erden, nympt die sund auff sich, ßo gar, das auch du nicht die aller kleynist sund kundtist betzalen. Er muß alleyn auff sich nemen, nicht deyn sund alleyne, ßondernn der wellt, und nicht ettlich sund der wellt, ßondern alle sund der welt, sie seyen groß, kleyn, viel odder wenig; das heysßet denn das lautter Euangelion predigt und gehoret, und den finger Johannis erkennet, damit er dyr Christum, das lamb gottis, tzeyget.

       Kanstu nu glewben, das solche stym Johannis war sey, und seynem finger nachsehen und das lamb gottis erkennen, das es deyne sund auff yhm trage, ßo hastu gewonnenn, ßo bistu eyn Christen, eyn herr ubir sund, todt, helle und alle ding; da muß deyn gewissen fro werden und dem tzartten lamb gottis auß hertzen hold werden, und den hymlischen vatter, uber solchem abgruntlichem reychtum seyner barmhertzickeyt, durch Johannem gepredigt und ynn Christo geben, lieben, loben, dancken, und auffs aller willigist werden, seynen gottlichen willen tzu thun, was du kanst auß allen krefften. Denn was kan trostlicher und lieblicher gehoret werden, denn das unßere sund nicht mehr unßer, noch auff uns ligen, ßondern auff dem lamb gottis? wie kan die sund eyn solchs unschuldigs lamb verdannen? sie muß auff yhm ubirwunden und vertilget werden. Szo muß gewißlich der todt und die helle auch mit der sund, (als der sunden verdienst)2 ubirwunden werden. Da sihe, was uns gott der vater ynn Christo geben hatt.

       Darumb hutt dich, hut dich, das du nicht vermessist eyne geringste sund durch deyn thun ablegen fur gott, und Christo dem lamb gottis solchen [Matth. 3, 2, Mark. 1, 4, Luk. 3, 3, Joh. 1, 23] titel nehmist. Denn Johannes betzeugt woll und spricht: Bessert euch odder thut busße. Das er aber damit nicht meyne, du solltist dich bessern und durch [Joh. 1, 29] dich selbs eyne sunde ablegen, betzeugt er mechtig mit dem andernn teyl, da er spricht: Sehet da, das lamb gottis nympt weg aller wellt sund. Sondern er meynet, wie droben gesagt ist, Das eyn iglicher sich selbs erkennen solle, das yhm besserung nodt sey, doch nicht bey yhm selb solchs suchen, ßondernn bey Christo alleyn; zu solcher erkenntniß Christi helff uns gott der [WA s. 208]vater nach aller seyner barmhertzickeyt, und sende ynn die welt solche stym Johannis mit viel scharen Euangelisten AMEN.

 

Gedruckt zu Wittemberg durch

Johann Grunenberg, nach Christi gepurt Tausent

funff hundert unnd tzwey unnd

tzwentzigsten Jar.

 

 

[WA s. 209]

 

 

 

 

 

Roths Postille.

 [Seite 211]

Sommerpostille.

Auslegung der Euangelienn von Ostern biß auffs Advent, gepredigt durch Mart. Luther zů Wittemberg. M. D. XXVI.

 

 

Dem Christlichen leser.

1526

[Seite 211]

Gnad und fryde, Ich solt wol lengest die Postillen des Sommertails haben lassen außgeen, so habe ich mich under andern geschefften auch das lassen auffhalten, das ich achtet, man dürfft meynes schreybens hinfürder nicht vil, weyl doch von Gots gnaden das Euangelion durch so vil schreiben reychlich ist an tag kommen, das ain yegklicher nu selbs mag in der schrifft walden on mein zůthůn, Und layder vil schoen allzů gelert worden sindt, und waiß nichtt, wie vil fůder mosts sie berait dem hailigen gaist haben außgesoffenn, biß sie schier alle land vol Rotten machen, mit woelichen Gott vil mer můß zůschaffen haben, das er sie wider ungelert mache, denn mit allen andern, die er soll gelert machen. Weyl aber doch etliche guete leüte dise Sermones, so auß meiner predigt allhye sind abgeschriben, für nutzlich achten außzůlassen, hab ich mir es darumb dester meher lassen gefallen, das sie hie zů Wittemberg mit fleyß und sorgen gedruckt sind, denn sonst der laydige geytz macht, das vil dings auff unnsern namen gedruckt, Etliche vorgedruckte buecher so zuegericht und geschendet werden mit nach drucken, das aim lust unnd willen moecht vergeen Buechlein zůmachen. Aber ich můß dem Fürsten der welt solches auch lassen under anndern stucken hingeen, Befilhe damit dise meine predigten allen frommen Christen mit bitt und wunsch, das sie reych werden an verstandt unnd gnaden, Amen.

 

 

Martinus Luther. [Seite 212]

Dem Christlichen leser Gnad und Frid von Gott

durch Jhesum Christum.

 

1526 [Seite 212]

Es sind in kurtzen Jaren daher ettlich Sermon und Predigen under dem namen D. Martini Luthers außgangen, deren er fast das geringest teyl (wie es denn wol nach art der sprachen abzůnemen) übersehen hat, welche nu zů letzt draussen im land in ein frembde sprach zůsammen auf zwen oder drey hauffen on ordnung geworffen sind, so das einer nicht wayß, welcher der forderste oder der hinderste ist, wil geschweygen, das sie so unfleyssig gedruckt, das mich schier wundertt, wie sich mancher einfeltiger daraus richten künne.

       Dieweyl aber nach den ein groß verlangen, wie billich unnd recht, hat mir solches ursach geben, gedachte ungeordnete und unfleyssig gedruckte Predigen widerumb zů übersehen und in eyne ordnung nach den Sontagen zů bringen. Welches ich mit gunst und verwilligung D. Martini Luthers in disem Sommerteyl von Ostern biß auffs Advent mitt höchstem fleyß, so vil mir Got gnad verlihen, than habe. Und in dem Wintterteyl sampt andern predigen, so fürhanden, auch gern thůn wil, wenns unserm got gefellig.

       Wil aber niemand bergen, das ich hierinnen sonderlich darauff acht gehabt, die sprüche in disen Predigen auß der schrifft angezogen und widerholet nach des Luthers dolmetschung, dieweyl sie, Got lob, fast durchs ganntz Deüdtsch land gehet, hinzů zů setzen, auff das man im lesen nicht viel buecher hin unnd wider durchsůchen dürffte. Es hat mir auch nicht übel gefallen, die Summen Johann Buggenhagen Pomers, newlich Lateynisch außgangen, auff ein yegklichs Euangelion verdeütschet zů drucken umb der willen am maisten, so andere leren sollen unnd doch des lateins nicht allzů fertig noch laufftig seyn. Auff das jhe niemand kein entschuldigung habe, Das Euanngelion sey jhm zů schwer oder nicht schier auff alle wege fürgetragen und an tag geben.

       Man hat aber diß Summerteyl mit der kleinen schrifft erstlichen also gedruckt und mit Registern (dieweil mans yhe yetztt so haben wil) nach notturft versehen, auch sonst allenthalben fleiß angewandt, auff das niemand ursach habe, das Exemplar im nachtrucken jrgent zů aendern oder nach seinem kopff zuemachen und ripß raps undereinander, als wenn mann den sewenn treber mengt, zů fürwerffen. Wie denn fast allen Luterischen buechern geschicht, wenn sie anderswo noch ein mal getruckt werden, so das er sie schier selbs nicht kennet und wol spricht, Es moecht einen die lust buecher zů schreyben vergehen. Ist aber yemand, der jm nicht wil sagen lassen und es ye nach seinem kopff machenn, der machs auff sein abenthewer, geredt es jm, er würt es wol sehen. Ich hof, wir woellen mit buecher keuffen dermal eins klueger werden und nicht meer auff eyn yegklichs zůfallen, wie wir bißhere nerrisch, zwar mit unserm grossen schaden than haben. Darumm mügen sich die selbigen gůte leüt wol fürsehen und klůg werden, etwas gůts und recht zůtrucken, oder wir woellen yr muehe und erbeit an uns lassen verlorn sein, Wiewol jr zwar wenig sind, die uns und nit sich selbs hierinnen maynen, ja vil also geschickt, das sie nit darnach fragen, ob es recht oder unrecht getruckt werde, wann sie nur das jre darvon [Seite 213] haben. Aber welt bleybt welt, man mach es, wie mann woelle. Ich wil hiemit dise Predigen einem jeklichen frommen Christen befelhen und sonderlich den haußvaetern, das sie dieselbigen yren kindern und haußgesind, wo sie annderer geschefft halben des heiligen tages nit kuennen zů der predig kommen, auff ein andere zeit, wenn es jnen gelegen, daheim jm hauße für lesen wolten und sie darauß leeren, was ein recht Christlich leben sey, welchs alhie fürnemlich getriben wirt und mit hellen, klaren, ainfeltigen worten abgemalet. Got woelle einem yegklichen gnade geben, also auch darnach zů leben, das es nit jmmerdar auff der zungen und in den buechern bleibe, sondern dermal eines auch mitt der that und Christlichen früchten herausser breche. Lieben freünde, last uns des liechts wol gebrauchen, weil wirs habenn. Das helff uns Christus Jhesus, unser heyland und seligmacher. AMEN.

Stephan Rodt.

 

 

 

 

 

Vermanung und kurtze deuttung des Vaterunsers.

 [Seite 213]

[Es folgt Unsre Ausg. Bd. 19, 95, 22 bis 96, 26.] [Mark. 16. 1 –3] Am Ostertage das Euangelion: Marci XVI:

 

1526 [Seite 213]

 

Da aber der Sabath verganngen war, kaufften Maria Magdalenen und Maria Jacobi und Salome specerey, auff das sy kamen und salbeten jn. Und sy kamen zům grabe an eynem Sabather ser fruee, da die Sonne auff gieng, und sie sprachen undernander: wer weltzet uns den stayn vonn des grabes thür? Und sy sahen dahyn und wurden gewar, das der stayn abgeweltzet war. denn er war ser groß. Und sy giengen hineyn in das grab und sahen einen jüngling zůr rechten hand sytzen, der hette ein lanng weyß klaid an, und sie entsatzten sich. Er aber sprach zů jhnen: entsetzt euch nicht, jhr sucht Jhesum von Nazaret den gecreützigten, Er ist auff erstanden und ist nicht hye, Sihe da die stette, da sie jn hin legten, geet aber hyn und sagets seynen jungern und Petro, das er für euch hin jn Galileam geen wirdt, da werdet ir jn sehen, wie er euch gesagt hat, Und sie giengen schnell herauß und flohen von dem grabe, denn es war sie zytern und entsetzen an kommen, und sagten niemant nichts, denn sie waren fürchtig.

       Wie die Ewangelisten uber eyn kommen inn der beschreybung der auffersteeung Christi, werden wir, wylls Got, jhm Wintterthayl am ende sehen.

 

 

Summa disz. Ewangelions.

1 Hye ist erstlichen zůsagen von der frucht und nutzparkaytt der auffersteung Christi, nemlych, das Christus auffersteung sey unsere rechtferttigung unnd unsere gnůgthůung .1. Cor. 15. Roma .4. und .6.

2 Dadurch, das wir sehen, wie Christus vom tode aufferstanden ist, wirt unser [Seite 214] glaube gestercket. Denn also spricht Got im Hosea. Todt ich wil dein tod sein, und du hoelle, ich wil dich fressen. &c..

3 Das glaubt nun menschliche vernunfft nichtt, darumb so geen die weyber hin und kauffen specerey, auff das sie den leib salben. &c..

4 Alles was hie die weyber anrichten, das geschicht menschlicher weyße, derhalben so rucket der Herr jn auch auff jren unglauben.

 

 

Von der frucht und krafft der auffersteung Christi.

Wie wir gehoertt haben inn dem leyden des Herren, das es nicht gnug ist, die Historien und das geschicht alleine zůwissen, Also ist es auch nicht gnůg, das wir wissen, wie und wenn der Herre Christus aufferstanden ist, sondern man můß auch predigen und wissen den nutz und gebrauch, bayde des leidens und der auffersteung, nemlich was er uns darmitt erworben hatt. Dann wann die historien allaine da ist, so ists eine unnutze predige, die der Teüfel und die Gotloßen so wol wissen, leßen und versteen als eben wir andern, Denn aber, wann man predigt, wartzů es dienett, so ists ein nützliche, hailsame, troestliche predig.

       Christus hat den nutz seines leydens und auffersteung selbs angetzaigt, [Matth. 28, 10] da er tzů den weybern sagete, wie Matheus beschreybet: ‘Fürcht euch nicht, geet hin und verkündiget es meynen bruedern, das sie geen in Galilea, daselbs werden sie mich sehen’.

       Dyß ist das erste wort, das sie von Christo hoeren nach seiner auffersteung von den todten, damit er bestetigt alle vorige predige unnd wolthaten, so er inn ertzaiget hatt, nemlich, das sie unns gelten wurden, die wir an in glaubten, darumb das er alhie tzůvorkompt und heißt die Christen seine brueder, dye es glauben und sehens doch nicht wie die Apposteln. Er harret hye nycht, byß wir in darumb bitten oder annrůffen, das wir seine brueder werden. Sage nun einer hie von unserm verdienste, damit wir etwas verdienen mügen? Was hetten die Appostel verdyenet? Petrus verleügnet den Herren drey mal, die andern Junngern flohen alle von im, bleiben bey jm wie ein haße bey seinen jungen bleibet, feldflüchtige solt er sie genennet haben, Ja verredter und boeßwichte, geschweyg dann bruedere. Darumb so ist in diß wort durch die weiber zůgesandt auß lauter gnad und barmmhertzigkait, welchs die Aposteln datzůmal wol fületen, und wir empfindens auch, wann wir miten in den suenden stecken und verdammet seind. Diß ist ein wort vol alles trosts, das sich Christus eins solchen verzweyffelten bůbens, als du und ich seind, annimpt unnd heißt in seinen brůder.

       Ist nun Christus unser brůder, so wolt ich gern wissen, was uns gebrechen solt? Gleicher weyß wie es nun zůgeet mitt leyblichen bruedern, allso geets hye auch tzů. Leibliche brueder sitzen in gemainen guetern, haben zůgleich [Seite 215] einen vater, ein erbe, sunst weren sie nicht brueder. Also sitzen wir auch mit Christo inn gemeinen guetern und haben zůgleich einen vater und einen erbe, welchs erbe durch die teylung nicht geringer wirt wie annder erbe, sonder wirt ymmertzů groesser und groesser, dann es ist ein gaistlich erbe. Das leibliche erbe aber wirt geringert, wenn man es yn vil stucke außtailet. Hie aber in dem gaistlichen erbe gedts also zů, wer ein stuck erlanget, der hats gar. Was ist aber nun Christus erbe? Sein ist das leben und der tod, sünde und gnade und alles, was im himel und erden ist, ewige warheit, stercke, weißheit, gerechtikait, er regiert und herschet über alles, über hunger und durst, ueber glück und unglück, über alles, daz nun mag erdacht werden, es sey jm himel oder auff erden, nicht allein geistlich, sonder auch leiblich, und Summa summarum, er hatt alles in seiner hand, es sey ewygs oder zeytlichs. Wann ch nun in jn glaube, so werde ich sampt im teylhaftig aller gueter und ierlange nicht ein teil oder stuck alleine, sondern wie er, ewige gerechtikeit, ewige weyßhait, ewige stercke und werde ein herr unnd regiere uber alles, Den bauch wirt nit hungern, die sünden werden mich nit trucken, ich werd mich vor dem tod nit mer fürchten noch vor dem teuffel erschrecken, und felet mir an kainem dinge wie jm selbs.

       Daher versteet man nun wol die sprüche hyn und wider yn den Propheten, [Ps. 31, 3] unnd sonderlich in den Psalmen, als da David spricht: ‘Die reychen muessen daerben und hungern, Aber die den Herren suchen, haben kainen mangel an [Ps. 37, 18 f.] yrgent einem gůt’. Und da er in eym andern Psalm sagt: ‘Der Herre kennett die tage der frommen, und ir erbe wirdt ewigklich bleyben, Sie werden nit zů schanden in der boeßen zeytt, und in der theürung werden sie gnůg haben’. [V. 25] Und bald hernach: ‘Ich bin jung gewesen und alt worden und hab noch nye gesehen den gerechten verlassen oder seinen samen nach brott geen’, Das bringt alles mit sich, das wir bruedere Christi seyndt und genennet werden, nit auß verdienst, sondern auß lauter gnade. Ya, wenn uns Gott sollichs ins hertze gebe, das wirs also entpfinnden, so werenn wir genesen, aber es geet zů eynem or eyn und zům andern auß.

       Und das ists, davon Paulus so hoch und groß rhuemet Zů den Rhoemern, [Röm, 8, 14 ff.] da er also spricht: ‘Die der gayst Gottes treybet, Die seynd Gottes kinder, denn ir habt nicht einen knechtlichen gaist empfangen, das ir euch abermal fürchten muesset, sonndern ir habt einen kindlichen gaist empfangen, durch woelchen wir schreyen: Abba, lieber vatter, der selbige gayst versichert unsern gaist des, das wir Gottes kinder seynd. Seyndt wir denn kinder, so seynd wir auch erben, nemlich Gottes erben und mitterben Christi, so wir anderst mit leyden, auff das wir auch mit zůr herrlichkait erhaben werden.’

       Der Titel ist so hoch, das in eyn menschlich hertz nit versteen kan. Wenn der hailige gaist dise gnade nicht gibt, so kan niemant sprechen, Christus ist [Seite 216] mein bruder, Denn die vernunfft ist nit so koen also zu sagen, obs gleich yemants mit der zungen sagtt, wye die newen gaister. Es last sich nit also sagen, es ist von noetten, das es das hertz also entpfinde, sunst ist lautere heücheley. Wenn du es im hertzen warhaftig entpfindtest, so würts dirs so eyn groß ding seyn, das du vil mer stylschweigen wirdst, denn ettwas davon sagen, ja für der groesse dises gůtten wirdst du noch wol zweiflen unnd wanckenn, obs war sey oder nicht. Die allain so schreyen, Christus ist mein brůder, Christus ist mein brůder, das sind tholle gaister, seind nit rechte gaister, Es geet mitt einem Christen vil anders zů, und ist ser ein wunderbarlich ding, so das sich das flaisch drüber entsetzen můß und darf nicht wol davon weder sagen noch bekennen.

       Des sollen wir uns befleyssen, das wir sollichs nicht allayne mit den leyplichen oren hoeren, sondern auch im hertzen allso entpfinden, denn so werden wir nicht so frech sein, sondern uns darüber verwundern. Die rechtschaffnen und frommen Christen geen eynher in verachtung ir selbs und in forcht, gedencken allso: Ey ich armer, stinckender mensch, der ich in sünden ersoffen bin, soll ich nun so wirdig seyn, das Gotes sun mein brůder sey? En wie komme ich ellende, arme Creatur datzů? erschricktt gleych davor und keüwet dran, und gehoert warlich grosse muehe dartzů, das mans glaube. Ya, wenn mans also entpfindett, wie es in der warhait auch ist, so mueste der mensch als balde von stund an sterben, Denn der mensch, als er flaisch und plůt ist, kan ers nichtt verstehen, am lebenn ist des menschenn hertz vil zů enge datzů, das es solchs begreyffen solte, aber im tode, wenn das hertz wirdt weytter werden, denn so werden wir entpfindenn, was wir durch das wort gehoert haben.

       Im Euangelio Johannis saget Christus zue Maria Magdalenen disen nutz [Joh. 20, 17] und gebrauch seines todes und auffersteung noch vil klaerer, da er spricht: ‘Gee hyn zů meinen bruedern und sage jn: Ich fare uff zů meinem Vater und zů ewrem vater, zů meinem Got und zů ewrem got’. Diß ist auch der grossen troestlichen sprüche eyner, darauff wir trotzen und bochen künden. Als spraech Christus: Gee hin, Maria, und sage meinen feldflichtigen jungern, die da wol straffe und ewige verdammnis verdienet hetten, das dyse meine uffersteeung in zů gůte geschehen sey, das ist, durch meine ufersteeung hab ichs dahin gebracht, das mein vater ir vater sey, und meyn Got ir Got sey.

       Es seind wenig wort und kurtze, aber sie haben ettwas grosses in sich, nemlich, das wir gleich ein solch groß vertrawen und zůversicht zů Gott haben als Christus sein sun selbs. Wer kan solche überschwenckliche freüde begreyffen, geschweyge dann von sich reden, das ein armer stinckender sünder künd und müg Got seinen vater und seinen Gott nennen wie Christus selbs?

       [ Heb. 3, 11 ff.] Der Meister der Epistel zů den Ebreern hat das wort des Psalms gefasset [Ps. 22, 23] und wol zůhertzen genommen, da er also spricht von Christo: ‘Umb der [Seite 217] sach willen schemet er sich auch nycht sie brueder zůheyssen, und spricht: Ich wil verkündigen deinen namen meinen bruedern und mitten in der gmayne dir lob singen’. Wann yrgent ein weltlicher herr wer, der sich so tyeff herundter liesse, das er zů einem diebe oder moerder oder frantzoesischem menschen sagete: du bist meinn brůder, das were gar ein groß ding, und yederman wurde sich darüber verwundern. Aber das diser künig, der in der herlichait sitzet, Zůr rechten Gottes seines vaters, zů einem armen sünder sagt: das ist mein brůder, das nimpt niemandts zůhertzen, es laßt im auch niemands ein ernst sein, daran doch unser hoechster trost und trotz henget wider sünde, tod, Teuffel, helle, gesetz und wider alles unglück, bayde an leib und seele.

       So nun wir blůt und flaisch seind, underworffen allem argen, so folget darauß, das es mit unserm brůder auch also můsß zůgeen, sunst were er uns nicht gleich in allem thůn, Darumb, auff das er uns gleich wurde, so hat er alles geschmeckett wye wir, auff das er unser warhafftiger brůder wurde und herauß fuere, auff das wir auch widerumb im gleich wurden. Das hatt die Epistel zun Ebreern gar feyn abgemalet und außgestrychen, da sie also sagt: [Hebr. 2, 14 ff] ‘Nach dem nun die kinder fleisch und blůt haben, ist ers auch gleychermas teylhafftig worden, auff das er durch den tod die macht naeme dem, der des tods gewalt hat, das ist: dem Teüfel, und erloeset die, so durch forcht des todes im gantzen leben pflichtig waren der knechtschafft, Dann er nimpt nyrgent die engel an sich, sonder den samen Abrahe nimpt er an sich, daher můßt er aller ding seinen bruedern gleich werden, auff das er [IIII.] barmhertzig wurde und ein trewer hoher Priester vor Got, zů versuenen die sünde des volcks, Dann darynnen er geliten hat und versůcht ist, kan er helffen denen, die versůchtt werden’.

       Sant Paul hat den nutz und brauch, bande des leidens und auffersteung Christi gar zůmal feyn jn ein kurtzen spruch wye in ein bündlin gefasset, da [Röm. 4, 25] er zů den Roemern also sagt: ‘Chrystus ist umb unser sünde willen dahin geben und umb unser gerechtigkait willen aufferweckt’. Darvon sey auff diß mal gnůg gesagt, wer da wil, der dencke diser sachen baß nach, auch stedt in der Postillen mer darvon geschriben, werß haben wil, der mag es suechen unnd lesen.

       Die weil man noch an vylen Orten den Papistischen mysszbrauch hoelt, das es hauffyg zům Sacramennt laufft auff den Ostertag, Und solche gewonnhait so tyeff eingeryssen ist, das man sie schwerlich allenthalben außrotten mag, so will es von noetten sein, ein unnderricht zůthuen für die einfeltigen, wie sye sich inn dißer zeit mit dem Sacrament haltten sollen, Darvon dann dißer nachfolgender Sermon klerlich saget. [Seite 218]

 

Ain schoene Predig von empfahung des hailigen Sacraments.

 

1526 [Seite 218]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 476 bis 493 abgedruckte Sermon (Fassung II) mit nachstehenden Abweichungen:]

       477, 4 unchristen sein mag und ist 15 nyrget] nyedert 478, 1 das eyn yegklicher 3 erkunde von im wie 9 zum] zů der 12 die] das 18 denn zůvor ob ers] er 479, 2 waiß es nicht 8 mir nur 480, 16 gemüsset 481, 5 allen 8 er (2.) fehlt 15 der] die 20 den] deynen 482, 1 das es warhafftig dz fleisch 2 denn wider 16 in den von den 23 Archen oder laden 483, 7 Ich fehlt 19 hat diser leyb 20 der] diser 21 zur 484, 4 ein 7 ichs nur] nun 19 und wa der 485, 2 und wie wenig jr zum 9 erwische] erwischet 12 ichs 19 brauchet, Nun wir woellens besehen. Yr 486, 5 Wir vil sind ein 6 die weil wir alle eines brots tailhafftig sind. Item 7 /9 Ists bis Christi] Der kelch der benedeyung, welchen wir benedeyen, ist der nicht die gmeinschafft des blůts Christi? Dz brot das wir brechen ist das nicht die gemeinschafft des leibs Christi? 20 hat unser Herr Jesus Christus 487, 1 Gott der Herr hat die] Dise 2 grosser] kostlicher 3 Christi Jesu. Darumb 5 ich gantz warhafftig 6 ich des gantz sicher mir der Herr Christus 13 hohe fehlt 25 Wenn du nun 29 Sacrament für früchte und nutze braechte, so 488, 1 sie fehlt 489, 12 mel alle die koernlin undernander gestossen sihet, und yegklichs 490, 8 dran] darüber 13 verlassen kündenn. Byn 17 eyner vor nympt 491, 3 folgeten 10 yhe] hie 12 vor fehlt 14 das stuck fehlt 492, 5 man 7 fulhist] empfindest 14 alda 493, 1 das jr diß stuck also fasset 13 also (1.) fehlt

 

Ein ander Sermon auff den Ostertage über das Euangelion Marci .xvi.

 

1526 [Seite 218]

 Zum ersten můssen wir ein wenig ubersehen den Text der Historien, darnach den nutz der auffersteeunng Christi handlen, und wie wir darauff pauwenn sollen. Also sagt der Text.

[Mark. 16, 1] ‘Da der Sabath vergangen war’.

       Da ist zůwyssen, das Marcus hye schreibet uff Ebraisch von dem Sabath, denn die Juden haben den tag angehaben an dem aubent und gerechnet biß [1. Mose 1, 5] wider uff den aubent des andern tages, wye im ersten bůch Mose steet: ‘Da ward auß aubent und morgen der erste tag’, der andere, der dritte, und so fort an, Allso das der erste und hoechste Sabath eingangen ist an dem abent, da Christus gecreütziget worden ist, als am freytage uf den aubent, da sich die Sonne schyde. Wir zelen wider sinns. Aber als gestern ist der hoche Sabath gewest, an dem hat Christus im grabe gelegen. Darnach hetten die Juden siben gantze tage, dye man feyrenn mueste, die nenneten sie alltzůmal Sabather und haben am nechsten feyrtage nach dem hochen Sabath angehaben zůtzelen, und der selbige ward genant Prima Sabathorum, den dritten feyrtag hernacher hiessen sie Secundam Sabathorum und so fort an. Und dise tage auß assent sie eyttel oblaten und ungeseürt brot, darumb sie auch tage der süssen brote von den Ewangelisten genent werden. Auß disem haben wir nun zůschliessen, [Seite 219] das Christus aufferstanden ist vor der Sonnen auffgang ehe der Engel herab stayge in dem erdbydem, darnach aber kam der Enngel, das er nur das ledige grab eroeffnete &c.. Wie das die Euangelisten beschreiben.

       Nun ist hie eyne frage, wie wir sagen, er sei erstannden am driten tage, und hat doch nur einen tag und zwů naechte im grabe gelegen, Auff Jüdisch zů rechen ists allaine ein tag und eyn halber. Wie woellen wir aber nun besteen das wir drey tage glauben? Datzů sprechen wir also, das er alle drey tage mit seinem tod stückig ergryffen habe. Denn er ist gestorben yrgent umb zway am freytage, also das er hat gelegenn des ersten tages wol zwů stund, Darnach naechten hatt er den gantzen tag gelegen, und das ist der rechte Sabath, am dritten tage, als heütte, ist er aufferstanden und hatt den tag heüt erwüschet, wie wir denn auch sagen: Es ist am Ostertage geschehenn, ob es gleych auff den abent geschicht, das man allaine den tag erwüschet, Also sagt Paulus [1. Kor. 15, 4] und die Ewangelisten, er sey am dritten tage erstanden.

       Nun also lang und nicht lenger můste Christus ligenn, das man sich vermůtten soltte, das seyn leychnam noch natürlich frisch bliben were, das in noch kaine verwesenhait enttzündet hete, und můste also bald herfür brechen, das man sich vermůtette, er were auff natürliche weyße noch nicht stinckend worden, denn mer zeyt kan man einer leychen nicht geben, in dreyen tagen verweset man balde, darumb můste Christus aufersteen am dritten tage, ee er verwesete.

       Hie ist auch sonderlich wol zů merckenn der weyber grosse begyrd und lyebe zů dem Herren, das sie also unbedachtt, frue, allaine zů dem grabe geen unnd gedencken nit an den grossen stayn, der für das grab geweltzet was, das sie doch so vil bedacht hetten und yrgent einen man mit sich genommen. Aber sie thueen hie wie forchtsame und bekümmertte leütte pflegenn, Darumb geen sie dahynn unnd besinnen auch das noettigste nicht. Ya, sie gedencken auch nicht an die hyetter, die da geharnischtt waren, noch an den zorn Pilati und der Juden, sondern wagens frey dahyn unnd machen sich allayne auff den weg. Was trang die gůtten weyber datzů, das sie also leyb unnd leben in die schantz schlůgen? Nichts anders dann die gunst unnd liebe, die sie zů dem Herren trůgen, die war so tyeff inn ir hertz datzů mal gesuncken, das sie tausent helße seynet halben gewaget hetten. Den můt hetten sie von jn selber nicht, sondern da sp̄ürete man so balde die krafft der auffersteeung Christi, des gaist machett dise weyber, die doch sunst von natur forchtsam seyndt, so keck und můttig, das sie sollichs wagen dürfften, dafür sich auch wol ein man entsitzet hette.

       Auch haben wir hie an disen weybern eyn schoenes exempel eins gaistlichen hertzens, das da ein unmüglich werck für sich nympt, daran alle welt verzweyflete, dennoch steet das selbige hertz hie fest unnd fürets hynauß unnd laßt es jhm nichtt unmüglich duncken.

 [Seite 220]. r]

       Das wellen wir yetz von der Historien gesagt haben und nun sehen, was uns die aufersteung Christi für nutz und frommen bracht hab.

 

Von der frucht und nutz der auffersteung Christi.

[Röm. 1, 25] Also spricht Sannt Paulus zůn Roemern: ‘Christus ist umb unser sünd willen dahin geben und umb unser gerechtigkait willen aufferweckt’. Das ist der recht man, der Christum meisterlich und hüpsch außstreicht, der sagt, wartzů er gelitten hat, und warumb und wie man sich darein schicken sol, nemlich das er gestorben sey umb unser sünd willen, das heißt das leiden Christi recht außgelegt, das man es brauchen künde. Wie es aber nun nicht gnůg ist, daz ich wisß und glaube, das Christus gestorben ist, also ist auch nicht gnůg, das man hye wisse und glaub, wie Christus aufferstannden sey mit clarificiertem leib und sitze da und hab lust und freude und sey nun nicht meer der sterblikait underworffen, dann das bessert mich nichts oder gar wenig, Aber da komm ich dartzů, das alles das werck, welchs Got in Christo thůt, mir geschyhet, ja myr geschenckt und geben sey, so das sein auffersteung inn mir das würcke, das ich auch aufferste und lebendig werd mit jme, das schmecket denn, Man můß es jns hertz hinein schlahen und nicht allein mit den leiblichen oren hoeren oder mit dem mund reden.

       Ir habt nun in der Passion gehoert Christum uns fürgebildet zů einem exempel und hilff, also das, wer jm nachfolge und an im hange, der über komme den geyst, das er auch leyden künd. Aber das ist hye vil Christlicher und sol uns hertzlicher und troestlicher sein, das Paulus sagt, Christus sey aufferweckt umb unser gerechtigkait willen. Da ist recht offenbart das lamb, da [Joh. 1, 29] Johannes der Teuffer von zeügt und spricht: ‘Das ist Gotes lamb, welchs der welt sünd auff sich nimpt.’ Da ist erfültt, das zů der schlangen gesagt ist: [1. Mose 3, 15] ‘Ich wil feintschafft setzen zwischen dir und dem weyb und zwischen deinem samen und jrem samen, der selbig sol dir den kopff zertreten’, So das allen den, die an in glawben, sol hoell, tod, Teüffel und sünd erwürgtt sein. Also ist auch heüt erfült die verheyssung, die Got dem Abraham thet, da er [1 Mose 22, 28] sprach: ‘Durch deinen samen sollen alle voelcker auff erden gesegnet werden’, das ist nun Christus, welcher unser vermaledeyung weg nimpt und die sünd, tod und Teüfel darnider drucket.

       Und das geschicht dann nun, wann du disen samen dafür heltest, das durch in die schlange erwürget sey, denn ist sie erwürget, unnd das diß der som sey, dardurch alle voelcker sollen gesegnet werden, so bistu auch gesegnet, Dann ein yeglicher in sonderheit solt die schlang zertreten und sich selbs auß der vermaledeyung erloeßt haben, das wer dann schwer zůgangen, aber also ist es [Seite 221] feyn leicht zůgangen, nemlich das Christus die schlang ein mal zertreten hab und er allein zům segen und zůr gebenedeyung gegeben sey, und das er dasselbig darnach durch und durch der welt hab verkündigen lassen, also das, wer solchs glaubt und erwüscht und daran hengt, der hab es unnd sey sicher, das es also sey, wie ers glaubt, Dann den selbigen wirt diß wort also mechtig im hertzen, das er überwindt tod, teüfel, sünd und alles unglück, wie Crystus selbs, Also mechtig ist das wort, das Gott ehe underligen můßt, ehe diß wort solte underligen.

       Das ist nun das, das Sant Paul sagt, Christus sey aufferweckt umb unser gerechtigkait willen. Da nimpt S. Paul meyne augen, wendet sie von meinen sünden und wendet sie auf Christum, Dann wann ich mein sünde ansehe an mir, so erwürgen sie mich, darumb můß ich auff Christum sehen, der hat mein sünde auff sich geladen und der schlangen den kopff zertretten und der segen worden, da ligen sie nun nicht mer auff meinem gwissen, sonder auff Christo, den wellen sie erwürgen. Laß nun sehen, wie geen sie mit im umb? sie werffen in zů boden und toedten in. O Gott, wo bleibt nun mein Christus oder mein seligmacher? Ja, da kompt Got und reyßt den Christum herfür unnd macht in lebendig und nicht allein lebendig, sonder setzt jn in den himel und laßt in yetzundt regieren über alles. Wo ist nun die sünde bliben? Ja sie ist an den galgen. Wann ich nun darauff halt, so hab ich ein froelich gewissen, wie Christus hat, das ich one sünde bin, trotz nun dem tode, Teüffel, sünd und hoell, das sie mir ein leid thůn. Weyl ich Adams bin, kündenn sie mir wol thon, da můß ich sterben, kurtz umb. Nun aber Christus meine sünde hat uf sich geladen und ist darumb gestorben und hat sich umb der sünd wyllen lassen erwürgen, so künden sie mir nicht schaden, denn Christus ist jn zů starck, sie künden in nicht behalten, er bricht herfür und trucket sie zů boden, feret geen himel und regyerett da uber alles in ewigkait, da hab ich denn ein gůt gewissen, byn fro und selig, fürchte mich nit mer vor disem Tyrannen, denn Cristus hat meine sünde von mir weg genommen und uff sich geladen. Nun künden sie nicht wol auff im bleyben, wa kommen sye denn hin? sie muessen verschwinden und zůboden geen. Also wircket der glaube, das, der da glaubt, das Christus habe die sünde weg genommen, das er on sünde sey wie Christus und das jm tod, Teuffel und helle uberwunden sey und nichts mer schaden künden.

       [Hos. 13, 14] Da kumpt nun her der spruch Hosee, den Paulus antzeühet auff den sig, den Christus thon hatt, das er erstanden ist unnd sünde, tod, helle und alles uberwunden hat, In dem sig, spricht Paulus, ist verschlungen der tod, [1. Kor. 15, 5] und trotzet also: ‘Tod, wa ist dein stachel? Helle, wa ist dein sig?’ alls spreche damitt S. Paul: Tod, wa seynd nun deine zene? kumm, beisse mir ein finger [Seite 222] abe, du hettest eyne weyl ein spyeß, wa ist er hin kommen? Christus hat dir inn weg genommen, Tod, wa ist nun dein spieß hyn? Sünde, wa ist nun [1. Kor. 15, 56] dein scherpffe und deine krafft? ‘Die kraft aber der sünde’, spricht S. Paul, ‘ist das gesatze’, Dann ye heller das gesatz erkant wirdt, ye mer die sünde nachtruckt und sticht. Darumb sagt Paulus, das Christus dem tode den spyeß und wetzstayn gar zůpulvert habe und zů nichte gemacht. Nun, das hat er nit mit sich in himel hynauff gefuertt, sondern in der welt geen lassenn mit predigen, das, wer den man dafür helt, dem sol spyeß, wetzstain, ya sünde und tod weg seyn, Das ist ein recht Euangelion, das gibt leben, krafft, macht und safft, da geen auch alle sprüche und gschrifft auff.

       Der halben sehet und lernett den Christum recht erkennen, denn die gantze gschrifft gybt die gerechtigkait dem rechten er- kentnus Christi und das můß der heilig geist würcken. Darumb laßt uns Got bitten, das sein Euangelion moecht auffkommen, und wir recht Christum lernen erkennen und mit im auffersteen, und alle wie er in Gottes cere kommen.

       Nun hebt sich allhie ein frag. Dieweil dann Christus den tod und unser sünd weg genommen hat und mit seiner auffersteung uns gerecht gemacht, Warumb wir doch noch die sünd und tod in uns enttpfinden? dann die sünden beyssen noch, das gewyssen sticht uns, unnd das selbig boeß gewissen macht denn die forchtt der helle? Antwurt. Ich hab vormals offt gesagt, es sey zwayerley art empfinden und glauben, Der glaub ist der ardt, das er nicht empfindet, sonder die vernunfft fallen laßt, die augen zů thůt und sich schlecht jns wort ergibt, emd selbigen nachfolgt durch sterben und leben. Enpfinden aber geedt nichtt weytter, dann was man mit vernunfft und synnen begreyffen kan, als was man hoeret, sihet und empfindet oder mit den eüsserlichen synnen erkennet. Derhalben empfinden ist wider den glauben, glaub wider das empfinden.

       [Hebr. 11, 1] Daher beschreybt der Meister der Epistel zů den Ebreern den glauben also, das er sey ein gewyße zůversicht des, das tzů hoffen ist, und richtet sich nach dem, das nicht scheynet. Dann wenn man Gott sichtigklich doben im himel schweben sehe wie dye leibliche sonne, so dürfft mans nicht glauben, Nun aber Christus gestorben ist umb unser sünd willen und wider auferstanden umb unser gerechtigkeit willen, daz sicht man nicht, man entpfints auch nicht, man kan es auch mit keiner vernunfftt begreyffen, Darumb můß man hie von empfinden abtreten und schlechts das wort in die oren fassen und darnach jns hertz schieben und dran hangen, Wenn es gleich kein schein hat, das meine sünd von mir hinweg sind, wann ich sie gleich in mir noch empfinde, Das empfinden můß man nicht ansehen, sondern fest darauf dringen, das der tod, sünd und hell überwunden sey, ob ich gleich wol empfinde, daz ich im tod, sünd und helle stecke. Denn ob gleich das empfinden der suend noch in uns ist, so ist [Seite 223] doch diß nur alleyn darumb, das es uns zům glauben treyben sol und den glauben gůt maechn, das wyr wider alles entpfinden das wort auffnemen und darnach das hertz und gewissen jmmertzů uff Christum knüpffen. So fuert uns denn der glaube feyn stylle wyder alles entpfinden und begreyffen der vernunft durch die sünde, durch den tod und durch die helle, Darnach sehen wir die erloeßung vor augen, Da werdenn wir denn erst recht volkommlich gewar, was wir glaubt haben, Nemlich, das der tod und alles unglück uberwunden ist.

       Des nempt ein gleychnis an den fischen im wasser, wenn sie jns netz kommen unnd gefangen sind, so fuert man sie feyn leysse daher, das sie sich auch nicht anders duncken lassen, sie seyndt noch im wasser, Aber wenn man sie herauß zeühett an das ufer, da seyndt sie bloß, da zaplen sie denn und entpfinden erst, das sie gefangen sind. Also geets hie auch zů mit den [Matth. 13. 47] selen, wenn sie mit dem Euangelio, woelchs Christus einem netz vergleychet, gefangen seyndt, und nun das hertz eyngenommen ist, so knüpffet das selbig wort das arme hertzigen auff Christum und fürt es feyn gemach und stylle auß der hellen und auß der sünde, wie wol die seel noch die sünde entpfindet und maynet, es sey noch darinne. Da hebt sich denn ein kampff, das das entpfinden her streytet wider den gaist und glauben, der gaist und glaube wider das entpfinden, Und ye mer der glaube zůnymptt, ye mer das entpfinden abnympt und wyderumb, Die sünden seynd noch in unns als hoffart, geytz, zorn und wie sie hayssen, allaine darumb, das sie uns treyben zů dem glauben, auff das der glaube von tag zů tage zůneme, und der mensch zůletst durch und durch Christen werde und den rechten Sabath halte, also das er mit haut und har in Christum hynein krieche, So můß denn ein gewissen růbig werden und zůfryden sein und muessen alle waelgen und buelgen der sünden fallen. Denn gleich wie auff dem moere ein belge nach der ander laufft und stost, als wolten sie das ufer umbstossen, aber sie vergeen und quetschen sich abe, Also bemuehen sich auch die sünden an uns und woelten uns gerne vertzagt machen, aber zůletst muessen sy abe lassen, werden mat und verschwinden alle.

       Zům andern leyt uns der tod auch uber dem halße, das ist auch als eyne yebung dem, der da glaubt, das der tod tod sey und das im alle seine krafft genommen ist. Nu entpfindet die vernunfft, das der tod uns noch auff dem halße leyt und uns jmmertzů yebe, Wer nun dem entpfinden nachgeet, der ist verdorben, wer aber wider diß entpfinden mit dem hertzen an dem wort hanget, der wirt hin durch gebracht. Wenn denn nun das hertz dran hanget, so geet die vernunfft auch hernach, Wenn aber die vernunft her nach geet, da geett alles hernach, lust und liebe und alles, was jm menschen ist, Ya, wolten denn, das alles dahyn kaeme, das man den tod für tod und unkrefftig [Seite 224] hielte, das kan nun nit geschehen, biß das die alte haut, der alte Adam, gantz [Matth. 13, 33] dahyn falle und yn des dyeweil zůgee, Wie Christus im Matheo sagt von dem saurtayg, das das reych Gottes gleych sey eynem sawrtayg, den eyn weib under drey scheffel mel vermenget oder knettet. Denn ob man gleych wol zů kneten angehaben hat, so ist es dennoch nit gar durch seürt. Also auch hie, ob gleich das hertz dran hannget, das tod und helle weg sey, so ist dennoch der saurtayg nit gantz durch arbait, denn es můß durch alle glydmaßen und gepaine gearbayt und getryben werden, byß das es alles sawr und rayn werde, das allaine ein lautter glaub bleybe. Das geschicht nun nit ee, denn wenn der alte mensch gantz hyngeet, da wirt es durch und durch Christisch alles, was im menschen ist.

       Darumb seyndt dyse zway stucke, sünd und tod hie gelassen, das wir ursache haben den glawben zůtreyben und zůwetzen, auff das er von tage zů tage im hertzen volkommlicher werde und darnach zůletst auch heraußbreche und alles, was da ist, leyb und seele, Christisch werde, denn wenn das hertz am wort hangt, so můß das entpfinden und duncken außgeen, so geett denn mit der zeyt auch der wille hernach, wa der wylle hyn geet, da geet alles, lust und lyebe auch hynnach, da kreüchtt man denn gantz ins Euangelion und wirt newe und lest die alten haut draussen. Darnach kumpt ein ander liecht, ein ander entpfinden, eyn ander sehen, ein ander hoeren, wircken und reden, datzů auch ein ander außflyessen. Nun haben unsere Doctores und die Papisten geleret außwendig frumm zů werden, haben den augen gebyetten woellen, das sie nichts sehen, den oren, das sie nicht hoe- ren solten, und haben also die frumbkayt von außwendig hyneyn treyben woellen.

       O, das ist weyt darvon, Sonder also geets zů, wenn das hertz und gwissen yetzund am wort mit dem glauben hangt, da fleüßt es dann herauß in die wercke, das also, wann das hertz fromm ist, alle glidmaß fromm werden, da folgen denn folgen denn auch guete werck hernach.

       Das ist nun hie angetzaigt im Sabath, der zů feyren gepotten war, und an welchem der Herr gar still lag im grab, darmit bedeüt ist, das man von all unserm thůn růge soll, sich nicht regen, ja, das sich kein sünd in uns rege, sonder das wir festigklych glauben, das tod, hell, sünd und Teuefel durch Christus tod hin weg sey, und wir gerecht, fromm, heylig und also zůfriden seyn und kein sünd mer empfinden, das also alle glidmassen stil und ruegig seind und in dißer mainung steen, das sünd und tod überwunden sein und darnider lygen, Das kan denn nicht geschehen, hab ich gesagt, biß das der onmechtig madensack unnd der alte Adam gantz weg ist. Nun es můß warlich geschehen, der Sabath ist uns auffgelegt, Dann wie Christus den Sabat im grabe leydt, empfindet noch reget sich nicht, also můß es mit unns auch sein, wie wir gehoertt haben, [Seite 225] das empfinden und regen můß alles darniderligen, das kan nun, sag ich abermal, nicht verbracht werden, es můß der alt Adam vor zů pulver und zů aschen werden. Nichts destweniger aber empfindt er in des die sünd und den tod noch und würget sich damit und kempffet stets darwider. Dann ob man gleich ein saw bindet, man binde sie auch wye hardt man woell, so roechelt sie dennocht ymmertzů, daz kan man jr nicht weren. Also seind auch die sünden in unserm fleisch, dieweyl sie noch nicht gantz hin seind und getoedtet, regen sie sich noch, Aber wann der tod her geedt, da muessen sie sterben, da wirt man denn volkommlich Christen und rein, ee nicht, und das ist die ursach, darumb wir sterben muessen, das wir der sünden und des tods ein mal gantz und gar loß werden. Das sey auf diß mal von dem nutz der auffersteung Christi gnůg gesagt, wellens yetz darbey bleyben lassen und Got umb gnad anrueffen, das wir solchs fassen und Christum recht erkennen mügen.

 

 

[Luk. 24, 13 –35] Am Ostermontag, Euangelion. Luce am XXIIII.

 

1526 [Seite 225]

Sehet zwen auß den jungern des Herren giengen ann dem selbigen tag in ein marckt, der war von Jerusalem sechtzig feld wegs weyt, des namen hayßt Emmahus, und sy schwetzten mit einander von allen disen geschichten. Und es geschach, da sy so schwetzten und befragten sych mit einander, nahet Jhesus zů in und wandelt mit in, aber jre augen wurden gehalten, das sye in nicht erkanten. Er sprach aber zů in, was seind das für rede, die jr zwischen euch handelt under wegen, und seyt trawrig? Da antwurt einer mit namen Cleophas unnd sprach zů ym: Bistu allein under den frembdlyngen zů Jerusalem, der nicht wysse, was in disen tagen darynnen geschehen ist? und er sprach zů in: welichs?

       Sye aber sprachen zů im: das von Jesu von Nazareth, welcher war ein Prophet, mechtig von thaten und worten vor Got und allem volck, wie in unser hohen priester und Obersten überanntwurt haben zům verdammnus des tods und gecreützigt, Wir aber hoften, er solte Israel erloesen, Und über das alles ist heut der drit tag, da solchs geschehen ist, Auch haben uns entsetzt etliche weiber der unsern, die seind frue bey dem grab gewesen, haben seinen leib nicht funden, kommen und sagen, sy haben ein gesycht der Engel gesehen, welliche sagen, er leb, Und etlich under uns giengen hyn zům grabe und fundens also, wie die weyber sagten [XV.v], aber in funden sy nicht.

       Und er sprach zů inen: O jr thoren und tregs hertzen zů glauben alle dem, das die Propheten geret haben, Můßte nicht [Seite 226] Cristus solchs leiden und zů seiner herligkait eingeen? Und fyeng an von Mose unnd allen Propheten und leget in alle schrifft auß, die von im gesagt waren. Und sy kamen nach zům marckt, da sy hin giengen, und er stellet sych, als wolt er fürter gen, und sy noetigeten in und sprachen: bleib bey uns, denn es wyl abent werden, und der tag hat sych geneigtt. Und er gieng hinein bey in zů bleyben.

       Und es gschach, da er mit in zů tisch saß, nam er das brot, sprach den segen, brachs und gabs in. Da wurden jre augen geoeffnet und erkenten in, und er verschwand vor in, und sy sprachen undereinander: Brand nicht unser hertz in uns, da er mit uns redet auff dem weg, als er uns die schrifftt oeffnet? Und sy stůnden zů der selbigen stund auff, kerten wider gen Jerusalem und funden die eylff versammlet und die bey in waren, welche sprachen: der Herr ist warhaffttig aufferstanden und Simoni erschinen. Und sy erzelten in, waz auf dem weg geschehen war, und wie er von inen erkandt wer an dem, da er das brot brach.

 

 

Summa.

1 Alle sein wir also gesinnet, wie dise zwen junger, wenn wir uns selbs gelassen werden, sonderlich, wenn wir auff das gegenwertig übel oder unglick achtung haben und nicht auff Gotts wort, Welchs denn ein unglaub und mißtrawen ist, derhalben er auch gestraft wirt wie hie, da Christus sagt: O jr thoren unnd tregs hertzen jů glauben alle dem, das die Propheten geredt haben. &c.. 2 Wenn wir nun wider zů dem wort Gots geruefft werden, so brennen wir gleich und werden enttzünt über der außlegung der schrifft, Aber dann erst erkennen wir Christum, wenn er uns bricht das brot seines wortts, das ist, wenn er in eins yeglichen hertzen leerer ist und das brot, das ist, sein wort, fuerleget. 3 Das wort Gots zündet das hertz an mit glauben, der glawb aber bringt die lieb, welche denn noetiget und spricht, wie hie die junger: Bleib bey uns, dann es wil abent werden.

 

 

Außlegung des Euangelions und ferner underricht von dem Sacrament.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 495, 2 bis 505, 29 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       495, 2/4 Auff bis Emaus fehlt 496, 4 stuecklin. Ee ich aber ferner das Euangelion handle das nach der Historien leycht ist, můß ich zůvor umb der einfeltigen willen noch ein wenig von dem Sacrament sagen. || Fur lieb 5 offt fehlt 14 fulen] empfinden 18 welchs 27 zů bereyten 32 bereytung vor fehlt 497, 1 fule] empfinde 7 leyden, dann das 15 yetzund] yetz Schermer 16 da fehlt 18 wissen davon 19 fulhen] entpfinden 498, 6 hatten gehoffet] hofften wolten sie 13 fulen] entpfinden sie] sich und fehlt 17 fulen] entpfinden 20 sich] im fulet] entpfindet 25 fulhist] entpfindest 28 bin ich da 30 fulen] entpfinden 499, 1 Fulistu] Empfindest du du fehlt 6 doch es 8 her tzů 13 fulhet] [Seite 227] entpfindet 21 als solt er sich vor 23 fulist] endtpfinndest 30 alles 31 fulest] entpfindest im folgenden nicht mehr verzeichnet 34 giengst] geen soltest 500, 19 nichts 20 so můst ich hyn zů geen 24 verloeschen 27 ymmer] ye 31 nun] nur 32 versucht. Denn es ist unmüglich, das Gotes wort nitt soltte frucht und nutz schaffen. Also 501, 2 regen und schnee 3 also] so 6 ir hie in 14 jm 16 früchte 19 dich (1.)] dir 30 thuren] dürfen 32 nichts liebers 502, 4/5 Der bis versehen] Der Herr kan auß uberfluß thon, uber alles das wir bitten oder versteen 8 nicht ein mal dahyn 22 das haupt 27 das haupt 33 yhm] sich 34 yhm] sich 503, 4 Exemplen 17 sich] im 25 kemest. Denn es ist zůbesorgen, yhe 27 unordens 504, 10 dich] dir 13 dich] ich 19 groß dinng sein 23 finden, klopffet an, so wirtt euch auffgethan, Dann wer da bitt der empfahet, und wer da sůcht, der findet, und wer da anklopfft, dem wirt auffgethon. || Darumb 30 deine 32 in denn troesten 33 nur] nun 505, 7 hinweg 24 Das hab ich yetz muessen noch predigen von dem Sacrament und von dem Euangelio, sovil Got geben hat. Unnd vermane euch

 

 

 

Am Osterafftermontag. Euangelion. Luce. XXIIII.

 

1526 [Seite 227]

[Luk. 24, 36 –47] Jhesus tradt selbs mitten unnder die junger und sprach: habt fride, sye erschracken aber und forchten sych, maynetten, sy sehen einen geist. Und er sprach zů in: was seidt jr so erschrocken? und warumb steygen solch gedancken auff in ewr hertz? sehet mein hende unnd meine fueß, ich bin es selber, greyffet mich und sehet, denn ein geist hat nit fleisch noch beyne, wie jr sehet, das ich habe. Und da er daz sagt, zeiget er in hend und fueß. Da sye aber noch nicht glaubten vor freüden und sych verwunderten, sprach er zů in: habt jr hye was zů essen? Und sy legten im für ein stuck von gebraten fysch und honig seyms, und er nams und ass für in.

       Er sprach aber zů in: das seind die rede, die ich zů euch sagt, da ich noch bey euch war, dann es můß alles erfült werden, was vonn mir geschriben ist im gesetz Mosi, in den Propheten und in den Psalmen. Da oefnet er in das verstentnus, das sie die schrifft verstůnden, und sprach zů in: Also ists geschriben, und also můßtte Christus leiden unnd auffersteen von den todten am dritten tage und predygen lassen inn seinem namen bůß und vergebung der sünde vnder allen voelckern und anheben zů Jherusalem.

 

 Summa.

1 Diß ist die frucht des leydens und auffersteung Christi, Nemlich unser frid, und das wir Christum erkennen unnd all unnser vertrawen inn jn setzen.

2 Es sol niemants verzweifeln, ob er gleich nicht gnůg vertraw oder glaube. Denn Christus spricht hie zů den jungern: habtt frid, ich binß selber, dennocht erschracken sie und forchten sich noch mer.

3 Dise schwacheit wie all ander ding kan Christus in den seinen wol leyden und offenbaret sich mit worten und zeichen, wie er noch heüts tags thůt durchs Euangelion und durch die sacrament.

       [Seite 228] Item die schrifft zeuget von Christo, wie er sterben solte und widerumb von den todten auffersteen. Aber von der fruchtt dises tods und auffersteung sagt sie, das es sey die predig eines geistlichen lebens und der vergebunng der sünden under allen voelckern in Christus namen und sunst durch kain ander dyng weder in himel noch in erden &c..

 

 

Auszlegung des Euangelions

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 506, 4 bis 517, 8 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       507, 3 der] und 18 nichts durch sein 22 nichts (2.)] nicht 23 mer fehlt 508, 4 schmeckett da] das 16 mit] under die fůsse 24 weiter gibt und 25 also] auch 31 man gewiß solche 509, 2 noch] oder 9 den] dem 15 handelt doch 19 da 26 Dise 28 recht und wol wissen 30 etce. fehlt 38 und dz volck hieng an im, die weil sie 510, 6 als ob er 17 preysse] lobe 23 sich] jnen 25 das] da 34 nur] nun 511, 2 erwüscht 4 Ich gab mich nicht uß under euch, dz ich denn] on 12 zůpredigen 13 oben 14/15 Aber bis kenne fehlt 19 doch fehlt 32 der] die 33 erkennen 38 ym (1.) fehlt 512, 4 und stercker fehlt 21 haben beyde flaysch 22 sagt, Fület mich und sehet, dann ein 23 wie jr sehet das ich habe 25 Das were ein mal bayn von meinen beynen, und flaysch von meinem flaysch. Saget 30 schwach] starck 513, 1 Die] Dise 6 do] wir 7 tragen nach 6 sollen und uff nemen fehlt haben, Es stelle sich aber ein yegklicher under uns also, das er seynem nechsten gefalle zum gůtten zur besserung, Denn auch Christus nicht an jm selber gefallen haette. Darumb 10 die] dise 14 wol, Sihest du auch an eim andern das er sich 19 den verzagten fehlt 25 hend und fueß, ich bins selber, greüffet mich und sehet, dann eyn geyst 26 und] noch 31 troeste 514, 10 so fehlt 15 meinem mir] wir 16 peytzschet] gayßlet 21 allem 22 und das auch 26 mir] wir 27 so ists 515, 1 so fehlt 3 yhe lenger ye besser werden 4 nimpt ab] verweset 5 nimpt zu und fehlt vernewert 13 muestes unnd] noch 21 zweyffel nicht hab hinweg 25 vor] von 516, 1 fur ein] zu eym 3 uns allen spyegelt sich des Herren klarhaitt von auffgedecktem angesicht, und wir werden verklaerett in dz selbige 10 wirß 12 und klerer fehlt 15 solcher 20 sünde, so das nichts reynes da ist 25 nur] nun 27 Ablaß brieffen zů loeßen unnd tzů beychten 517,3 drauff] auff

 

 

 

Am ersten Sontag nach Ostern, Euangelion Johannis. XX:

 

1526 [Seite 228]

[Joh. 20, 19 –31] Am abend aber des selbigen Sabathes, da die junger versamlet und die thür verschlossen waren auß forcht vor den Juden, da kam Jhesus und tradt mitten ein und spricht zů in: Fride sey mit euch. Und als er das saget, zeyget er in die hende und sein seyte. Da wurden die junger fro, das sye den Herren sahen. Da sprach Jhesus abermal zů yn: Fride sey mit euch, gleich wie mich der vater gesandt hat, so sende ich euch. Und da er das saget, bließ er sye an und spricht zů in: Nement hin den hailigen geyst, welchen jr die sünd erlasset, den seind sye erlassen, und welchen jr sye behaltet, den seind sye behalten. [Seite 229]

       Thomas aber, der zwelffen einer, der da heiß zwil = ling, war nicht bey in, da Jhesus kam, Da sagten die andern jungern zů im: wir haben den Herren gesehen. Er aber sprach zů in: Es sey denn, das ich in seinen henden sehe die mal der negel und lege meine fynger inn die mal der negel und lege meine hand in sein seytten, will ichs nicht glauben.

       Und über acht tag waren abermal seine junger dar ynnen unnd Thomas mitt in, kompt Jhesus, da die thür verschlossen waren, und tridt mitten ein unnd spricht: Frid sey mit euch. Darnach spricht er zů Thoma: reyche deinen fynger her und syhe meine hende und reych dein hand her und lege sy in mein seytten und sey nicht unglaubig, sonnder glaubig. Thomas antwurtet und sprach zů inen: mein Herr unnd mein Gott. Spricht Jhesus zů im: dieweil du mich gesehen hast, Thoma, hastu geglaubt, Selig seind, die nycht sehen unnd doch glauben.

       Auch vil andre zaichen thet Jhesus vor seinen jungern, die nicht geschriben seind in disem bůch, dise aber sein geschriben, das jr glaubet, Jhesus sey Christ, der sun Gottes, unnd das jr durch den glauben das leben habet in seinem namen.

 

 

Summa.

1 Erstlichen wirt hye angetzaigt, das es den jungern noch am glauben felet, dann sie fürchtten sich, wie dann alle mennschen thůn, die nicht durch den gaist Gottes keck gemacht seind, über das so gelaubt Thomas nicht, biß ers sihet und greyffet.

 2 Die junger glauben nicht one offenliche zaichen, Aber selig seind die, die es nicht gesehen haben und glauben allein dem wortt.

3 Die zaichen, dabey man den Herren Christum erkennet, zeyget er uns in trůbsal und im Creütze, Als dann so lernet man recht, was Christus ist.

 

 

Ain andere Summa.

1 Das wir frid haben, ist die frucht der auffersteung Christi.

2 Wie Christus vom vater gesandt ist, allso werden wir auch gesandt, Derhalben so neme es im kainer in syn, das er one wyderwertigkait und Creütz woelle zůr herligkait kommen.

3 Die waren und rechtgschaffnen Christen, das ist, in welchen der gaist Christi ist, die haben gewalt zů loeßen und zů binden.

Da aber Johannes sagt: Dyße seind geschriben, das jr glaubet, Jhesus sey Christ, der sun Gottes, und das jr durch den glauben das leben habet in seinem namen, Cyhestu, das diß, was Johannes geschriben hat, gnůg sey zům glauben, und wo der glaub ist, das auch daselbs das leben sey in dem namen Christi? Darumb so ist alle lere vergeblich und unnütz, die da nicht das Euangelion verkündigett.

 [Seite 230]

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 517, 6 bis 524, 11 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       517, 9 erzelet unnd spricht, Die frucht aber des gaystes ist liebe, freüde, fride, langmůt, fraintlichait, guettigkait, glaube, sanfftmůt, keüschayt, Also seind 518, 3 unnd sagt, Fride sey mit euch, das 20 nicht 31 verachten nach menschen 32 unnd bis gelegt] dem ers in den mund gelegt hat 37 unnd (2.)] noch 38 nicht, verrucket auch den 519, 1 synne, nicht wie 26 die] der 27 hinweg 28 das da 30 zuefriden 35 also das 37 nichts 38 und (1.) fehlt so das 520, 7 da] auch hin der geist 8 der fehlt 17 vertzagen 26 wenn] so 29 Habt fride] Fride sey mit euch 31 ist] war gewesen fehlt 33 sehen, das ist, gelert auff unsere werck vertrawen, da frewd] frid 34 sehen, und das geschicht durch den glauben, Denn also sagt Sant Paul zůn Roemern. Nun wir dann seind rechtvertig worden durch den glauben, so haben wir frid mit Gott, durch unsern Herren Jesu Chryst, durch welchen wir auch einen zůgang haben im glauben zů dyser gnad darynnen wir steen, und ruemen uns der hoffnung der künfftigen herligkait, die Got geben sol. 521, 5 &c..] von der marter alle 6 des sollen] das 8 mein fehlt 15 strecket] stercket 21 ich] er bin komen] kommen ist 31 nur] nun 522, 8 gnůgßam 9 macht fehlt 12 das] da 13 gaistlichen 16 ichs] er es 17 die weil 20 noch fehlt und] noch 22 aller 26 solche 30 rechter 32 vergleichen 35 am ersten] da er also sagt 36 (spricht er) fehlt gesegnet] gebenedeyet 37 mit allerlay geistlicher benedeyung im 38 Und abermals 39 gesetzt, durch Jesum Christ, auff daz er erzaigte in den zůkünfftigen zeiten den überschwencklichen reychtumb seiner gnad, mit seiner fraintlichait über uns durch Jesum Christ, Dann auß gnad seydt jr selig worden, durch den glauben, und dasselbige nicht auß euch, Gotes gab ist es, nicht auß den wercken, auff dz sich nicht yemant rueme, denn jr seyt seyn werck geschaffen durch Jesum Christ zů gůtten wercken, zů welchem Got uns zuevor bereyt hat, dz wir darinnen wandlen sollen. || Syhe wie so grossen 523, 2 gleiche 4 in die selbige gewalt 7 synd fehlt 21 du zů 33 erlassen] vergeben 35 einander pflantzen und gedeyhe geben, wie 524, 1 disen 2 glaubstu aber 3 nicht, fehlt

 

 

Ein annder Sermon auff den ersten Sontag nach Ostern, auffs Euangelion Johannis am XX.

 

1526 [Seite 230]

[Der folgende Sermon faßt die beiden Unsre Ausg. Bd. 103, 86 bis 99 mitgeteilten Sermone zusammen. Roths Text weicht aber von jenen so stark ab, daß er besonders zum Abdruck gebracht werden muß.]

       Es wirt uns fürgehalten im heüttigen Euangelio, wie eines Christen leben sein soll, und warynnen es stee, nemlich in zweyen stucken. Zům ersten, das in der Herr weyße seine hend und fůsse. Zům andern, das er werde gesant, wie Christus gesandt ist, das ist nicht anders den glaub und liebe, wie uns denn diße zwey stuck in allen Euangelien fürgehalten werden.

       Ir habtt gehördtt unnd wirtt layder gepredygett inn der gantzen welt, das, wann man fromm sol werden, so heben sie an menschen gesetzen an, Also hat manß in des Bapsts reich getryben und fast die aller besten prediger, die nichts anders predigt haben, dann wie man eusserlich fromm sein soll unnd [Seite 231] von gůtten wercken vor der welt gleissen, Aber es ist noch weyt gefelet ann der rechten frombkait, die vor Got geltten sol.

       Es ist ein andere weyße alhie antzůfahen fromm zů werden, die sich so anhebtt, das sie unns fürlege Gottes gesetze, darauß wir uns selbs lernen erkennen, was wir sind, und wie unmüglich es uns ist, Goetliche gesetze zů erfüllen. [2. Mose 20, 5] Das gesetztt sprichtt also: Du solt einen Got haben, in allein anbeten, inn in allayn trawen, hilff und trost bey im allein sůchen. Das hoeret das hertz und kanß doch nicht thuen. Warumb gepeut es denn solch unmüglich ding? darumb hab ich gesagt, das es uns unsere unmüglichait antzaige und uns selbs lernen erkennen und uns schawen, was wir seind, gleich wie sich einer in einem spiegel schawet. Wann denn nun das gewissen begynnet zů zappeln und befindet, das es Gottes gepot nicht hoelt, da thůt denn das gesetz recht sein werck. Dann des gesetzes eigen werck ist nuer die gewissen schrecken.

       Es sind aber zweyerley menschen, die dißes gepot erfüllen oder sich duncken lassen, sie erfüllens. Die ersten sind die, wann sie es haben gehoert, heben sie an den eusserlichen Wercken an, woellens mit wercken außrichtten unnd erfüllen. Wie thůn sie ym? Sie sprechen: Gott hat geboten, Du solt einen Got haben. Ich wil trauen keinen andern Gott anbeteu, Ich wil im dienen und kainen Abegot oder yrgent ein Haidnisch, Abegoetysch bild ynn meinem hauße oder inn meiner kirchen haben, Ey soltt ich das' thůn? Diße scheinen dann mit jrem gleyssenden erdichtten Gottes dienst daher, gleich wie yetz die gaistlichen, und meynen, es sey außgericht, wenn sie die knye byegen und vil von Gott künnen singen oder schwetzen, Mit solchem schein werden denn die armen leyen auch betrogen, faren hynach und woellens auch mit wercken außrichten, Aber ein blinder fůret den anderen unnd fallen bayde in die grůbe. Das seind die ersten, die es fassen und meynen, sie woellens halten, und haltens doch nichtt. Die andern seind die, die sich darauß erkennen und trachten dem gepot nach, was es haben wil, und was es sůche. Als wenn das gesetzt spricht: Du solt einen Gott haben und den allain anbeten und eeren, so gedenckt dasselbige hertz: was ist das? soltt du die knie biegen? Oder was ist doch einen Got haben? Es wirtt warlich etwas anders sein, denn ein leiblich eusserlich eer erbyetten, und sihet dann zů letst, das es vil ein ander ding ist, denn man es hoeldt, nemlich, das es nichts anders sey denn traw und zůversicht zů Got haben, das er im helffe und bey stee in aller anngst und not, in aller anfechtung und widerwertigkait, das er in erredte auß der sünde, auß dem tode, auß der helle unnd von dem Teüffel, on welches hülffe und erretung allein er nichts vermüge. Das haißt einen Gott haben. Ein solch hertz, das so gründtlich demuetig ist, wil Got haben, nemlich das da gantz in sich erschrocken und zappelt worden ist auß disem gepot und fleucht nur zůGott allain in seiner angst und widerwertigkaitt.

 

[Seite 232] Das künnen nun die heuchler und werckhailigen, die vor der welt ein schoen leben fueren, nicht thůn, dann jr vertrawen steet allain auff jrer aignen gerechtigkait und eusserlichen frommkait. Darumb, wann sie Gott mit dem gesetz angreifft und laßt dye armen leüt sehen, wie sie das gesetz nichtt gehalten haben, ja das aller geringste nicht, und nun in angst und not unnd in einem boeßen gewissen stecken und mercken, das es die eusserlichen werck nicht außrichten, unnd das es vil ein ander ding sey Gottes gepot halten, dann sie gemaynet haben, so faren sie zů und sůchen ymmerdar meer und meer, andere und andere meer wercke und vermeynen jr gewissen damit zů stillen, aber sie felen weydt des rechtten wegs. Daheer kompts, das es einer wil mit rosenkrentzen außrichten, der ander mit fasten, der mit beten, yener mit casteyung des leibs, einer laufft zů Sannt Jacob, der ander geen Rom, dißer gen Jerusalem, yener gen Ache, da wirtt einer eyn Münch, die ander ein Nonne und sůchen der weg sovil, das man sie schier nicht alle zelen kan.

       Warumb thůn sie sollchs alles? Darumb, das sie sich selbs selig machen, sich selbs erredten unnd ynen helffenn woellenn. Darauß erfolget denn grosse Gotes lesterung in dem, das sie sich solcher werck gar herlich noch růmen und pochen darauff und sprechen: Ich bin so lang im Orden gewesen, Ich hab sovil rosenkrentze gebettet, sovil gefastet, diß und yenes thon, Got wirt mir den himel darumb zů lon geben, das heißt denn ein abegot haben.

       [Jes. 2, 8] Das meynet auch Isaias, da er spricht: ‘Sie haben angebet die werck jrer hende’. Er redet nicht von stain oder holtz, sonder von den eusserlichen wercken, die da gůt und schoen scheinen vor den menschen. Die selbigen heuchler seind also geschickt, das sie Gott die sprewre geben, den weytzen aber behalten sie inen selbs. Das ist dann rechte Abegoeterey, wie Paulus zů den [Röm. 2, 22] Roemern sagt: ‘Dir grawet vor den Abegoetern und raubest Gott, was seyn ist’, Unnd das haißt Gaistlicher diebstal.

       Also wirstu denn finden, das kain mennsch etwas gůts habe auß im selbs. Aber die underschaid hastu, das die rechtschaffnen, in welchen das gesetz sein werck geůbt hat, wenn sie jre kranckeit und unvermügenheit empfinden, sprechen sie: Gott wirtt mir helffen, auff den traw ich, auff den verlasse ich mich, der ist mein felß und mein zůversichtt. Die andern aber als die heuchler und werckhailigen, wenn anfechtung, angst und nodt vor handen ist, die schreyen und sagen: O wo sol ich hin? und muessen also zů letst verzweyfeln an Gott, an jnen selbs und an jren wercken, ja wenn sie der selbigen noch sovil hetten.

       Also sind nun zům ersten dise falsch und nicht rechtschaffnen schůler des gesetzes, die es mit wercken sich vermessen zů erfüllen, denn sie haben ein schein unnd gleissen eusserlich, im hertzen aber haben sie lautter nichts, dann nun eyttel unflat unnd unraynigkait, darumb verdienen sie auch nichts vor Gott, [Seite 233] der da eusserliche wercke on das hertz nicht ansihet. Zům andern sind das nun die warhaffttigen unnd rechtten schůler, die daz gepott halten, nemlich die da wissen unnd erkennen, das sie übel thůn, unnd vernichttigen sich und geben sich gefangen, halten alle jre werck vor Gottes augen unrayn, unnd die an ynen unnd an allen jren wercken vertzagen. Die sollichs thůn, werden kayn not haben, allain, das sie sich selbs mit eyteln vergebli- chen gedancken nicht betriegen und sollichs nicht biß anß end sparen, denn wer damit wil biß ans ende harren, der wirts nicht gůt haben.

       Aber darauff muessen wir acht haben, das wir auch nychtt verzweyfeln, wenn wir süntliche zůneygung in uns noch empfinden, und noch nicht alltzů gantz rein ist mit uns, wie wir geren woelten, Du wirst disen dreck nit gar außfegen, weil wir hie im fleysch und blůt seind. Daz kan man wol thůn, das eusserliche boeße werck verhindert werden, unnd daz man sich für fleischlichen, schentlichen worten enthalte, wie wol es doch schwerlich noch zů geet, Aber das wirt nicht geschehen, das du on lust und boeße zůneygung seyest. Sant Hieronimus understůnd sich solliche zůneygung mit beten, fasten, arbeiten, casteyung des leibs außzůtreyben, aber was er damit geschafft hat, das weißt er wol, es halff nichts, die lust bleib gleich wol. Werck und wort kann man weren, aber die lüst und zůneygung kan niemands von im selbs außwurtzeln.

       Summa summarum, wiltu die recht frombkeit, die vor Got gilt, erlangen, so můstu gentzlich an dir verzweyfeln und in Got allein trawen, můßt dich Christo gantz und gar ergeben unnd dich seiner annemen also, das alles dein sey, was er hat, und was dein ist, sein sey, Dann so hebstu an zůbrennen in Goetlycher lyebe und wirst gar ein ander mensch, gantz new geporen, und keredt sich alles umb, was in dir ist. Da wirstu dann so grossen lust haben zůr keüschait, wie grosse lust du zůvor gehabt hast zůr unkeuscheit, und so fort an mit allen lüsten und zůneygungen.

       Das ist nun das erste werck Gotes, das wir uns selbs erkennen, wie wir verdampt seind, ellend, schwach und kranck. Daz ist denn gůt, und Got wils auch also haben, wenn der mensch hoert: du solt das thůn, du solt diß thůn, das er nur an im vertzage und verzweifle, Denn das mueß ein yeglicher in sich greyffen und befinden, das er das selbige nicht halt noch haltten künd. Daz gesetz kan noch mag dir nicht geben solch vermügen, das du es halten kündst, [Röm. 4, 15] sonder das thůt es wol, wie S. Paul sagt, es richt nur zorn an, das ist: die natur wirt wuedtent wider daz gesetz und woeldt, das das gesetze nicht were. Derhalben, die da woellen dem gesetz gnůg thůn mit eusserlichen wercken, die werden heuchler, In den andern aber richt es nur zorn an und machet, [1. Kor. 15, 56] das der sünden mer werden, wie Paulus an eym andern ort saget: ‘Die krafft der sünde ist das gesetz’, denn das gesetz nimpt nicht die sünde hinweg, ja es [Seite 234] meeret die sünde und machet, das ich die sünd empfind. Deßgleichen sagt er [2. Kor. 3, 6] an eym andern ort, zů den Corinthern. ‘Der bůchtstabe toedtet’, das ist: das gesetzt würcket in dir den tod, das ist: es macht dich zů nicht, ‘Aber der gaist macht lebendig’, dann wann der kompt durch das Euangelion, so ist das gesetz schon erfüllet, wie wir hoeren werden.

       Darumb so jrret nun die welt, daz sie durch gesetze die menschen wil fromm machen, Es werden nur gleissner und heuchler darauß, sonder kere es umb und sprich wie Sant Paul, das gesetz machet sünde. Dann das gesetz hilfft nichts, dann das es mich selb leret erkennen, da finde ich denn nichts denn eyttel sünde, wie solt es denn sünnde hinweg nemen? Das woellen wir nun sehen, wie diß stuck im Euangelio abgemalet ist. Also sagt der Text.

       Am abend aber des selbigen Sabbathes, da dye junger versammlet und die thür verschlossen waren auß forcht vor den Juden.

       Was fürchten die junger? den tod fürchten si, ja sie waren mitten im tode. Woher kam aber die forcht des todes? von der sünde, Dann hetten sie nicht gesündigt, so hetten sie sich nicht gefürchtet, der tod het in auch nicht [1. Kor. 15, 56] künnen schaden, Dann des tods stahel, damit er würget, ‘ist die sünde’. Aber es felet in wye uns allen, das sie noch nicht ein recht erkentnus von Got hetten, denn wenn sie Got für ein Got gehalten hetten, so weren sie on [Ps. 139, 7 –10] forcht und sicher geweßn, wie David sagt: ‘Wo sol ich hin geen vor deinem geist? und wo sol ich hin fliehen vor deinem angesichtt? Fuere ich gen himel, so bistu da, Bettet ich mir in die helle, sihe, so bistu auch da. Neme ich flügel der morgenroete und blib am eussersten moer, So wurde mich doch deine hand daselbs fůren, und deine rechte mich halten.’ Und wie er an [Ps. 4, 9] eim andern ort spricht: ‘Ich wil mich gantz mit friden legen und schlaffen, Denn du, Herr, allain lassest mich sicher wonen’. Es ist gůt sterben, wann ich in Got glaube, dann fürchte ich keinen tod, Wer aber nichtt in Gott glaubet, der můß den tod fürchten unnd kan kein froelich noch sicher gewissen haben ewigklich.

       Dartzů treybt uns nun Gott, wenn er uns das gesetz fůrhoeldt, auff das wir durchs gesetz zů unser selbs erkentnus kommen. Denn wo solch erkantnis nicht vorhanden ist, so mag einem nimmer mer geholffen werden. Der da gesund [Matth. 9, 12] ist, bedarff keines artzts, Ist aber einer kranck und wolt gern gesund werden, der můß sich fůr schwach und kranck erkennen, sunst mag im nicht geholffen werden. Wenn aber einer ein narr ist und wil nichtt gesund sein, der můß gewißlich sterben und verderben. Aber unsere Papisten haben uns die augen zuegethon, das wir unns nicht haben muessen noch künnen selbs erkennen und [Seite 235] haben die rechte krafft des gesetzes zů predigen underlassen. Dann wo das gesetz nicht rechtgschaffen gepredigt wirt, da kan kein erkentnus sein selbs seyn.

       [Ps. 51, 3 –7] Solch erkentnis hat David gehabt, da er sprach: ‘Got fey mir gnedig nach deiner guete und tilge meine übertretung nach deiner grossen barmhertzigkait. Wesche mich wol vonn meiner missethat und reinige mich von meiner sünd. Denn ich erkenne meyn uebertretung und mein sünde ist ymmer vor mir. An dir alleine hab ich gesündiget und übel vor dir gethon. Darumb wirstu recht bleiben in deinen worten und rein erfunden, wenn du gerichtet wirst. Sihe ich bin in untugent gemacht, und mein můtter hat mych in sünden empfangen’. Geleich als sprech er: Syhe, bin ich doch fleisch und blůt, so gemacht, welchs an sich selbs sünde ist und nicht anders kan denn sündigen. Denn ob du gleych den henden und fuessen oder der zungen steurest, das sie nicht sündigen, so bleibt doch die zůneygung und die lüst ymmerdar, weil blůt und fleysch da ist, du lauffest, wahin du wilt, gen Rom oder zůSant Jacob.

       Wann nun das gesetz ein rechtgschaffen hertz antrifftt, das dahin kompt und sich selbs erkennet, so hebt es warlich nichtt an und wil im mit wercken helffen, sondern es bekennet seine sünd und unmüglicheit, seine gebrechen und kranckheyt und spricht: Herre Gott, ich bin ein übeltheter, ein sünder wider deine Goetliche gepot, hilff du, mit mir ists verloren. Wann dann nu ein mensch in solcher forcht ist und also zů Gott schreyt, so kanß Gott nicht lassen, er hilfft im. Wie hie Christus nicht lang aussen war von dißen forchtsamen jungern, sonder bald ist er da, troestet sie und spricht: Fride sey mit euch, seyt gůts můts, ich bins, fürcht euch nicht. Also gets noch, wenn wir durchs gesetz zů unser selbs erkentnus kommen seind und nun in forcht stecken, so rafft uns Gott auff und laßt uns das Euangelion predigen, darmitt er uns dann froelich und sichere gewissen machet.

       Was ist aber das Euangelion? Das ists, das Gott gesandt hat seinen sun Jesum Christum inn die welt, selig zůmachen dye sünder, und das er zerbrech die hoelle, überwunde den tod, naem die sünde weg und thet dem gesetz gnůg. Was můstu aber dartzů thůn? Nichts anders, dann das du solchs annemest und sehest auff deinen erloeßer und glaubst es festigklich, das er solchs alles dir zů gůt gethon und als für dein eigen geschenckt habe. Das du also yn angst des tods, der sünde und der helle troestlich sprechen magst und dich kecklich darauff verlassen und sagen: Ob ich gleich das gesetz nicht erfülle, ob noch wol sünde verhanden ist und mich vor dem tod und vor der helle fürchte, so weyß ich doch diß auß dem Euanngelio, das mir Christus alle seyne werck geschencktt unnd geben hat, des bin ich gewis, er leuget nicht, seine zůsage wirt er warhaftig halten. Und des zů einem zaichen hab ich die tauff empfangen.

       [Mark. 16, 15. 16] Denn also spricht er zů seinen Apposteln und jungern: ‘Geet hin in alle [Seite 236] welt und prediget das Euangelion aller Creaturn, Wer da glaubt und getaufft wirt, der wirt selig werden, Wer aber nicht glaubt, der wirt verdammet werden’, Darauff verlaß ich mich. Denn das weissz ich, das mein Herr Cristus den tod, die sünd, helle und Teüfel, alles überwunden hat mir zů gůt, dann [1. Petri 2, 22] er was unschuldig, wie Petrus sagt: ‘Welicher kein sünde thon hat, ist auch kein trug in seinem munde erfunden’. Darumb hat in die sünde und der tod nicht künnen würgen, die helle hatt in nicht kuende behalten, und ist also jr Herr worden und sollichs geschenckt allen den, die es annemen und glauben. Welches alles geschyhet nicht auß meinen wercken oder verdienst, sondern auß lautter gnad, guette und barmhertzigkait.

       Wer nun solchen glauben in sich nicht empfahet, der můß verderben, widerumb, wer solchen glauben hat, der wirt behalten, Denn wo Christus ist, da kompt gewiß der vater auch hin und der hailig gaist, da můß denn eytel gnade sein, kein gesetz, eytel barmhertzigkait, kain sünde, eytel leben, kein tod, eyttel hymel, kain helle. Da troest ich mich der werck Christi, als hette ich sie selbs thon, da frag ich nicht meer weder nach kappen nach blatten, weder nach Sant Jacob, noch Rom, weder nach rosenkrentzen oder Marien mantel, weder nach beten noch fasten, weder nach pfaffen noch münchen. Sehet, wie ein schoen vertrauwen zů Gott in uns wechßt durch Christum, du bist reich oder arm, kranck oder gesund, so sprichstu altzeit: Gott ist mein, ich wil gern sterben, dann also gefoelt es meinem vater, und der todt kan mir nicht [1. Kor. 15, 55] schaden, Er ‘ist verschlungen in dem sig’, wie Paulus sagt. Aber nicht durch [V. 57] uns, sonder ‘Gott sey danck’, spricht er, ‘der uns den sig geben hat durch unsern Herren Jesum Christum’. Darumb, ob wir gleich wol sterben muessen, so fürchtten wir uns doch nicht vor dem tode, denn seine macht und krafftt ist geschwecht durch Christum unsern Hayland.

       Also habt jr, das Euangelion nichts anders sey denn ein predig und froeliche botschafftt, wie Christus für uns in die angst des tods getredten ist, alle sünde auff sich genommen, Unnd die selbige außgeleschet, nicht das er solchs bedoerfft het, sonder also gefiel es dem vatter, und das er uns solichs alles geschencket hat, so das wir darauff trotzen und pochen mügen wider sünd, tod, teüfel, helle. Daraus komptt nun grosse unaussprechlyche frewde, wie sie den jungern geschyhett, ‘Da wurden die junger fro’, spricht der Text, ‘das sie den Herren sahen’, nicht ein sollichen Herren, vor dem sie sich entsetzen doerfften, oder der sie mit arbeyt und last beschwerete, sondern der sie versorgete und auff sie achtung hette, wie ein haußvatter ein herr seines gůttes ist. Ja, denn aller erst freweten sie sich am seersten, da er zů in sprach: Fride sey mit euch, ich bins, und da er in seine hende unnd fyesse getzaiget hett, das ist: seine werck, das die alle solten jr sein. Also kompt er [Seite 237] noch heutt zů uns durch das Euangelion und beüt uns fride an, schencket uns seine werck, glauben wirß, so haben wirs, glauben wirs nicht, so haben wirs nicht. Denn des Herren hende und fuesse bedeuten eygentlych nichts anders denn seyne wercke, die er hie auff erden den menschen gethon hat, Und seyn seytten zeygen ist nichts anders denn uns sein hertz weysen, das wir sehen sollen, wie guettig, freuntlich und vetterlich er es mit uns gemaynet habe, Welchs uns alles in dem Euangelio angetzaigt wirt so gewiß und klar, wie es dort den jungern leiblych offenbaret und getzaigett ward. Und vil besser ists, es geschehe durchs Euanngelion, Dann das er yetz tallhye zůr thür hereyn gienge, du kennetest in doch nicht; wenn du in schon yetz vor dir steen sehest, und noch vil weniger denn in die Juden erkandten.

       Das ist die rechte weyße fromm zů werden, nicht durch menschliche gepot, sonder halten die gepott Gottes, das kann nun niemants thůn denn der glaub an Cristum allein, Daraus folget denn ‘die liebe’, die ‘ist die erfüllung des [Röm. 13, 10] gesetzes’, wie Sant Paul saget. Und das kompt nun nicht auß uebung der tugenden und gůten wercken, wie man bißher gelert hat, darauß nur eytel Teüfels marterer und heuchler werden, sondern der glaub machtt fromm, [Röm. 1, 16. 17] heilig, keusch, demuettig und der gleichen, Denn wie Paulus zů den Roemern saget, ‘Das Euangelion ist ein krafft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden fürnemlich und auch die Kriechen, seytemal darynne offenbaret wirt die gerechtigkait, die vor Gott gült, welche kompt auß glauben inn glauben, wie denn geschriben steet: Der gerecht wirt seines glaubens leben’.

       Also solt Paulus sagen: deine werck machen dich nicht selig, sondern das Euangelion, wenn du es glaubest, deine gerechtikait ist nichts, sonder Christus gerechtigkeit, die gült allein vor Gott, Von der sagt das Euangelion, und sunst von keiner andern. Wer nun durch die werck wil den tod überwinden unnd die sünde außloeschen, der spricht: Christus ist nicht gestorben, wie Paulus zů den Galatern sagt: ‘So durch das gesetze gerechtigkait kumpt, [Gal. 2, 21] so ist Christus vergeblich gestorben’. Die anders predigen, die seind wolffe unnd verfuerer.

       Diß sey gesagtt von dem ersten teyl des Euangelions, wye wir unns haltten sollen gegen Gott, nemlich mitt dem glauben an im hangen, und was die rechte fromkeit sey, die vor Got gültt, und wie man die überkomme, nemlich durch den glawben an Christum, das uns der erloeßet hab vom gesetze, vom tod, sünde, helle und Teuffel, und das er uns solchs alles geschenckt hat, das wir darauff wider das gesetz, todt, sünde, helle und Teüfel trotzen mügen. Nun folget, wie wir uns sollen haltten gegen unserm nechsten, das wirtt uns auch im Text anngetzeigt, da der Euangelist also spricht:

       [Seite 238] Da sprach Jhesus abermal zů yhn: Fride sey mit euch. Geleich wie mich der vatter gesanndt hatt, so sende ich euch.

Wie hat Gott der vatter Christum gesendet? Zů nichts anders, denn das er des vaters willen thet, der was, die welt zů erloeßen. Er ward nicht gesandt, das er mit gůtten wercken soltt den himel verdienen, oder das er da durch solt fromm werden, Er thet vil gůtte werck, ja alle sein leben was nichtts anders dann wolthůn. Wem thet ers aber? den leutten, die es bedorfften, wie wir hin und wider in den Euangelisten lesen. Denn alles, was er ye gethon hat, das hat er darumb gethon, das er uns damit dienete. Wie nun mich mein vatter gesandt hat, sprichtt er hie, so sende ich euch auch. Mein vatter hat mich gesandt, das ich das gesetz erfülte, die sünde der welt auff mich neme, den tod erwürget, die helle und den Teufel überwunde, nicht meynet halben, dann ich bedorfft es nicht, sondern alles umb eurent willen und euch zů gůt, Also solt jr im auch thůn.

       Durch den glauben werdet jr diß alles außrichten, der wirt euch fromm vor Got und selig machen, den tod, sünd, hell und Teüfel auch überwinden, Aber disen glauben solt jr mit der lieb beweyßen , das also alle ewre wercke dahin gericht sein sollen nicht das yr etwas darmit verdienen woellet, denn alles, was im hymel und erden ist, das ist vor eur, sonder das jr eurem nechsten damit dyenet. Dann wenn jr solch zeichen von euch nicht geben werdent, so ists gewiß, das der glaub nicht rechtschaffen sey. Nicht das uns durch diß wort gůtte werck zů thůn geboten werden, dann wo der glaub rechtgschaffen ist inn hertzen, da darff man nycht vil gebyeten gůtte werck zůthůn, sie folgen selbs, sonnder das dye werck der liebe nur ein zeychen seyen, das der glaube vorhanden ist.

       [2. Petri 1, 10] Das wil auch Sant Peter, da er uns vermanet fleiß anzůwenden, das wir mit gůtten wercken unsern glauben fest machen sollen unnd beweysen. Das seind aber gůte werck, die wir unserm nechsten thůn, damit wir im dienen. Und das wirt von eym Christen allein erfordert, das er liebe, dann durch den [Röm. 13, 8] glauben ist er schon fromm und selig, wie Sant Paul sagt: ‘Seydt nyemandt nichts schuldig, denn das jr euch undereinander liebet, dann wer den andern liebet, der hat das gesetz erfüllet’. Darumb sprychtt Christus zů seinen jungern: [Joh. 13, 34, 35] ‘Ein new gepot gebe ich euch, das yr euch undernander liebet, wie ich euch geliebet hab, Dabey wirt yederman erkennen, das jr mein junger seydt, so jr liebe undernander habt’.

       Also muessen wir uns nun beweysen vor der welt, das yederman sehe, das wir Gottes gepot halten, und doch nicht darumb, das ich dadurch selig oder fromm werd. Also bin ich der oberkeit gehorsam, denn ich weyß, Christus ist der oberkeit gehorßam gewesen und bedorfft es doch gar nichts, thet es nur [Seite 239] umb unsert willen, darumb wil ichs auch thůn umb Christus wyllen und meinem nechsten zůgůt, und das allein darumb, das ich meinen glauben durch die liebe beweyße, Und fort an durch alle gepot. Auff dyße weyse vermanen uns die Apposteln in jren schrifften zů gůtten wercken, nicht das wir dardurch fromm unnd selyg werden, sonndern nur unsern glauben darmit beyde, vor unns und andern leutten beweysen unnd gewiß machen.

 

Folget weytter ym Euangelio:

 Nemet hin den hailigen geist, welchen jr die sünd erlasset, den seind sye erlassen, und welchen jr sye behaltet, den seind sye behalten.

Allen Christen wirt hie gegeben diße gewalt, wiewol ynen etliche die selbigen allein zůgeeygnet haben, als der Bapst, die Bischoffe, Pfaffen und münchen, die sagen offenlich und unverschemet, diße gewalt sey jnen allein geben und nichtt auch den Leyen. Aber Christus sagt hie weder von Pfaffen noch von münichen, sonder spricht: Empfahet den hailigen gaist, Wer den heiligen geist hat, dem ist diße gewalt geben, das ist: dem, der ein Christen ist. Wer ist aber ein Christen? der da glaubt, wer da gelaubt, der hat den hailigen gaist. Darumb ein yetlycher Christ hat die gewalt, die der Bapst, Bischoffe, Pfaffen und münch haben, in dißem fal die sünde zůbehalten oder zů erlassen.

       So hoer ich wol, ich mag beicht hoeren, teuffen, predigen, Sacrament [1. Kor. 14, 40] reichen? Nein. Sant Paul sagt: ‘Laßt es alles erbarlich und ordenlich zůgeen’. Wenn yederman wolt beycht hoeren, teuffen, Sacrament reichen, wie wolt es sich schicken? Item wenn yederman predigen wolt, wer wolt zůhoeren, wenn wir alle zů geleich predigten, wie wurd es ein geplerr durch einander werden, wie yetz under den froeschen.

       Darumb so sol es also zůgeen, das die gemaine einen, der dartzů tüchtig ist, erwele, der die Sacrament reiche, predig, beicht hoer und teuffe. Wir haben wol alle diße gewaltt, aber niemant sol sich vermessen die selbige offentlich zů ueben, denn der dartzů durch die gemaine erweledt ist. Heymlich aber mag ich sye wol brauchen, als wenn mein nechster kompt und spricht: lieber, ich bin beschwerdt in meinem gewissen, sag mir ein Absolution, so mag ich das frey thůn, aber heimlich, sage ich, můß es geschehen. Wenn ich mich wolt hin setzen in die kirche, ein ander auch, und woltten alle beicht hoeren, wie wolt es sich reumen? Das nymm ein exempel, wo vil Adels ist, da erwoellen sie mit verwilligung der andern aller einen, der hat das regimendt allein von wegen der andern, denn so ein yeglicher wolt über land und leut regiern, [Seite 240] wie wurde es zů geen? wie wol sie doch alle geleich diße gewaldt haben, die der hat, der da regieret. Also ist es auch hie mit dyßer gewalt sünde zů erlassen unnd sünde zů behalten.

       Diß wort aber, die sünde zů erlassen oder zůbehalten, gedt mer die an, die da beichten und solchs empfahen, dann die andern, die die Absolution geben sollen. Und damit dienet man auch dem nechsten, denn under allen diensten ist das der groeste, das ich yn von sünden loß mache, vom Teuffel unnd helle entledige. Wie geschyhet aber das? durch das Euangelion, wenn ich im dasselbige predige und sag im, wie er sich der werck Christi annemen sol und gewißlich glaube, Christus gerechtigkeyt sey sein und seine sünd sind Christus. Das, sage ich, ist der groeste dienst, den ich meinem nechsten kan ertzeigen.

       Vermaladeyt sey das leben, das im einer allein lebet unnd nicht seinem nechsten. Und widerumb gebenedeyet sey das leben, darynne einer nicht im, sondern seinem nechsten lebet und dienet mit lere, mit straffe, mit hülffe, und warmit es sey, und wie es mag geschehen. Wenn mein nechster yrredt, so sol ich in straffen, kan er mir denn nicht gleich folgen, so sol ich im gedultigklich harren, wie Christus mit Judas thete, der het den beütel mit dem gelt und gieng den hundsweg, stale ab, das wißte Christus wol, doch hett er mit im gedult, vermanet in fleissyg, wiewol es nichts halff, biß so lang daz er sich selbs zů schanden machete.

       Also sollen wir acht haben, das wir alles unnserm nechsten zů gůtte thůn unnd altzeit gedencken: Christus hat das unnd das für mich gethon, warumb solt ich nichtt auch umb seynet willen alles frey thůn? Und sihe ja darauff, das diße werck, die du thůst, nicht auff Gott, sondern auff deinen nechsten gerichtet seind. Wer ein regent ist, ein Fürst, ein Burgermeyster der sol nicht gedencken, das er darumb ein regent sey, das er den himel, darmitt verdiene oder das seine suche, sondern das er dardurch der gemeine diene, Und so fort an mit andern wercken, die ich meinem nechsten zů gůt annem, Ich neme ein weib, mache mich gefangen, warumb thů ich das? das ich meinem nechsten ann seinem weib unnd toechtern nicht schaden thue und also meinen leib zeme &c..

       Also habt jr in dißem Euangelio wie fast in allen dise zwey stuck glauben und liebe abgemalet, mit dem glauben gehoeren wir hin auff zů Gott, mit der liebe hierundter auff den nechsten. Das wir das also muessen fassen, das helff uns Gott. Amen.

 [Seite 241]

 

Auff den anndern Sontag nach ostern Euangelion Johannis am zehenden.

 

1526 [Seite 241]

[Joh. 10, 12 —16] Jhesus sprach zů den Juden, Ich bin ein gůtter hirtt, Ein gůtter hirt lesset sein leben für die schaffe. Ein miedling aber, der nicht hirt ist, des die schaffe nicht eigen seind, syhet den wolff kommen und verlasset die schaffe unnd fleucht, unnd der wolff erhaschet unnd zerstrewet die schaffe, der miedling aber fleucht, denn er ist ein miedling unnd achttet der schaffe nicht. Ich bin ein gůtter hirtte und erkenne die meinenn unnd bin bekanndt den meinenn. Wye mich meyn vatter kennedt, unnd ich kenne den vatter, unnd ich lassze mein leben für meyne schaffe. Unnd ich habe noch anndere schaffe, die seinnd nicht auß dysem stalle, unnd die selbigen můß ich heer fyeren, unnd fye werden meine stymme hoeren, und wirt eine herd und ein hirtte werden.

 

 

Summa.

 1 Christus ist allein der hirt, Er weydet aber siene scheflin nun mit dem wort, wie er zů Petro sagt: Petre weyde meine schaff, Und das thůt nun Christus darumb, das sie das glauben und also leben mügen. Was aber sunst für predige seind, ausserhalb dem Euangelio, das ist alles der scheflyn gifft und tod.

2 Christus ist sorgfeltig und wachet für seine schaff, welchs gar ein grosser trost ist, davon fast alle Propheten ruemen und reden.

3 Wie nun Christus allein der hirt ist, also kennet er auch allein, wer die seinen seind, welchen die scheflin an der stimme unnd am wort erkennen.

4 Es ist wol nur ein stimme, das ist das wort Cristi, aber es ist mancherlay rueffen, denn er ruefft seine schaff mit namen, eynes so, das andere anders.

5 Dißer hirt weißt von keinen menschlichen auffsetzen, dann sein reich ist nicht von diser welt.

6 Die allein das yre sůchen, die bleiben nicht bestendyg in der anfechttung und widerwertigkaytt, darumb das sie mangeln můssen, das sie suchten.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 529 bis 540, 15 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       529, 8 hie fehlt 10 gebot] wort 12 die selbige predig machet aber 530, 1 syndt fehlt 3 odder fehlt 9 liebliche] lobliche 16 regiment sitzen, nicht 25 nachkoemling 28 das] diß 33 Darumb fehlt und aufferstanden fehlt 36 niemant nichts thůn 531, 2 kommen und fliehen, da 12 erkennen 15 hirt, spricht Christus, laßt die] seine lasse auch 19 einfeltigen thier wil 32 Da er] der 34 euch denn 532, 5 sondern jr habt 6 seytemal das sie 8 alle gepürge erdtboden, Und wie mer daselbs folget. Also 23 yetz thůn verdammen einen, so das 27 es fehlt woellen wir 31 gemuetts 533, 1 &c..] und verwirret [Seite 242] die gewissen nichtt. Unnd bald hernach sprichtt er. Wir aber die wir starck seind, sollen tragen der schwachen gebrechlichaitt. 9 das er es 14 seuberlich fůret 16 Es sind fehlt eyn fehlt 19 und (1.) fehlt 23 hinweg 28 unsere 29 eben fehlt 534, 5 yetz 8 odder eyn rip fehlt 9 wenn] so feyl odder fehlt 10 straucht 11 das| als wenn verleugnet 12 Peter thet, da er Christum verleugnet 13 strauchet 14 als ob er 16 nur] nun 22 sachen, wes dz gewissen allen trostes gnůg 23 er fehlt 28 yhm] ir 29 yhm] ir 31 denn fehlt 535, 7 gab spricht er, darumb fehlt 8 hab schon 9 Teufel, zům verderbenn des fleischs, auff dz 10 &c..] am tag des Herren Jesu 13 und helffe fehlt 16 Also bis Euangelion] Das Euangelion locket die leuet fehlt willig, also das die leutte eyn 17 und das in 20 alles fehlt 28 Alszo] Darumb 34 ja boeßer 35 blinde] behende 536, 1 duncken 7 Sondern du must] Darumb můstu 8 und verzagt 12 hie] ye also lerne 14 nichs 15 leutte, diße weißhait ist seer 18 gehaben 20 das] des wort bedeuten und sehen 24 man nicht mit 25 also fehlt 28 Daher] Da 29 da fehlt 537, 7 miedling, Und spricht. Ein gůter hirt lasset sein leben für die schaffe. Ein miedling aber der nicht hirte ist, des die schaff nit eigen seind, syhet den wolff kommen, und verlasset die schaff und fleucht, und der wolff erhaschet und zerstrewet die schaff, der miedling aber der fleucht, denn er ist ein miedling und achtet der schaff nicht. Er ist 14 &c..] durchs Euangelion 15 doch fehlt 18 wirt] ist 26 fett] feißt 30 &c..] und so fort an 32 uns (1.) fehlt 538, 1 sich] im 4 und die 6 angreifft, das man in einen ketzer 9 beholffen 15 Darumb wenn der 18 eyn] den 19 stercken solte 22 flyehen 23 stehen] stend 25 nun bis weytter] Unnd sagt meer aber fehlt 26 unnd ich bin bekandt den meinen. Das 32 und das ist 539, 6 sind] seyen schaff. Und dz ist erkennet sie nicht also. Er syhet nicht, wie sie 8 das] die 14 schentlichen 19 wunden, nicht auff 27 und die auch fehlt fueren, und sye werden meine stymme hoeren, und wirt 28 den] disen 29 der Endchrist werde kommen, und Helias und Enoch. Das ist 31 und] Er mans] man sie 33 denn fehlt 540, 1 war] ward 5 dz also aus 9 &c..] und der gleichen

 

 

 

Ein ander Sermon, auff den andern Sontag nach Ostern. Johannis am zehenden.

 

1526 [Seite 242]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 120 –124 abgedruckte Sermon. Roths Fassung weicht aber derartig ab und zeigt solche Erweiterung, daß sie vollständig mitzuteilen ist.]

 Dis Euangelion lernet uns von der oberkeyt, welch sie die geistliche oberkeit nennen, darvon sie scharff ding, als heüt sonderlich gelert und gepredigt haben, das man sie ye nicht verachte, und wellen in der gewalt Christo gleich sein und sich zů hoch empor heben. Darvon wellen wir ein wenig reden.

       Erstlich ist zů mercken: Gleicherweis wie Cristus ym Euangelio von einem hirten sagt, so sol und můs auch allein ein hirtt sein, und wie er sagt von einem schaffstal, also sol und můs auch nur ein schaffstal sein. Wer nun vil hirten und vil schaffstelle auffrichtet, der thůt nicht recht. Wie Christus nun ein hirt ist und sich selbs also nennet, so sol nun der auch, der sein ampt tůt, ein hirte seyn und genant werden. Gleich wie Christus ein küng ist, also sind auch alle seine Christen künig, Denn alles, was Christus ist und hat, das ist unser und wir habens auch. Aber ein hirte sein, das ist warlich [Seite 243] nicht grossen bracht und herligkeit ueben, sonder es ist ein dienst, den einer andern pflegt, wie ein haußknecht im hauß thůt, der alles, was er kan seinem Herren zů wolgefallen thůt, frey on alle beschwerung, wo er anders trew ist.

       Also hat Christus gethon seinem ampt und namen nach, er hat seiner scheflyn, da er hie auff erden ware, fleissyg gewartet, sie versorget mit aller noturfft beyde an leib und seele, mit gůtter rechtgschaffner lere und wolthaten, wie das die Euangelisten beschreiben, Also solten auch nun die thůn, die sich Cristus ampt zůfueren ruemen. Dartzů vermanet sie gar fleissyg Sannt Peter, der dem Herren Christo in seinem ampt mit fleiß wie im der Herr befalche, nachfolget, [1. Petri 5, 1 —4] da er in seiner ersten Epistel also spricht: ‘Die eltisten, die under euch sind, ermane ich der mitteltiste und zeuge der leiden, die in Christo sind, und mitgenosse der herligkait, die offenbart werden sol, weydet die herd Christi, die under euch ist, und versehet sie, nicht genoettiget, sonder selbwillig, nicht aus schentlichs gewins sucht, sonder aus geneygtem gemuet, nicht als die herscher über das erbe, so werdet jr (wenn erscheinen wirt der ertzhirt) die unverwelckliche kron empfahen’.

       Es sind aber dreyerley hirtten, Gůtte oder rechtte hirten , Miedlinge und wolffe. Gůtte hirten sind, wie Christus ein gůter hirt ist, der die scheflyn weydet, vor in hergeet und achtung drauff hat, welche kranck seind, welche reudig seind oder den schnuppen haben, und der da nicht fleucht, wenn die wolff kommen, ja der sein leben für die scheflin setzet, wie in hie Chrystus im Euangelio beschreibet. Denn es ist nicht gnůg, das man recht predige, welchs die miedling auch thůn künne, sonder bey den scheflyn wachen, das nicht wolffe, falsche lerer; einreyssen und für die scheflin wider die woelffe mit dem wort Gottes fechten und das leben darüber lassen, das sind gůtte hirtten, der findet man wenig, Unnd das sind nun die rechtgschaffnen Aposteln unnd prediger, welche nur Christus mund synd, und durch weliche Christus prediget.

       Das thůnd nun die miedling nicht, die ziehen sich der scheflin nicht an, nemen zeitlichen lon, gůtt, eer davon und weyden sich selbs, die doch ettlicher masse gůt sind, unnd durch welche Christus auch redet, aber sie steen nichtt bey den schaffen, wye jr yetz sehet an unsern hirtten, die es doch schier gar umbkeren. Vor zeitten gaben die Fürsten den Bischoffen unnd Priestern gros gůt, dartzů land und leut, so das auch die frommen Bischoffe solche wirde nicht geren annommen und flohen davor. Aber yetz ists gar umbgekeret, da laufft und rennet man darnach, und welchs das boeßte Bistumb, die boeßte pfruend ist, da ist das groest reyssen nach, und suchen also alle das jre, nicht was Jesu Christi ist. Das sihet man denn feyn, wenn es an ein treffen geet, wenn die wolff einreyssen, da ist niemant, der bey den scheflyn stuende. So geschichtt es denn, wie hie Christus saget: ‘Ein miedling, der nicht hirt [Seite 244] ist, des die schaff nicht eygen sind, sihet den wolff kommen und verlasset die schaff und fleucht, und der wolff erhaschet und zerstrewet die schaff, der miedling aber fleucht, denn er ist ein miedling und acht der schaff nicht’, Das ist denn ein yemmerlich, erbermmklich ding.

       Zům dritten sind nun die wolffe, die nemendt sich auch der schaff an, aber sie maynens nicht gůt, Wer sind aber nu die selbigen woelff? Yetz sehen wirs, es sind die tirannen beyde geistlych und weltlich, die nicht künnen leiden weder hirtten noch miedling, der Bapst und die Bischoff sampt jren Officialen, desgeleichen die weltlichen Fürsten, so an inen hangen, die stehen yetz auff und nemn gefangen, verbannen, vermaladeyen, stoecken und ploecken, verfolgen, würgen und toedtten überal, beyden dye hirten und miedlinge, Das sind nun grobe eusserliche woelff, die man noch wol kennen kan, die nicht mit list und schmeichlerey faren, vor denen man sich noch wol huetten mag. Aber es seynd andere woelffe, die mit schaffs wolle bekleidet sind, das sind nun die falschen lerer, die den scheflyn Christi under einem schein Goetlicher, Christlicher lere eytel gifft beybringen, darvor warnedt uns Christus, das wir ye achtung darauff haben sollen, daz sie uns nicht verfueren mit geschmuckten, schmeichlichen, geistlichen worten noch mit list uns betriegen und zů sich reyssen, Da [Matth. 7, 15] er also im Matheo sagt: ‘Sehet euch für vor den falschen Propheten, die in schaffs kleidern zů euch kommen, ynwendig aber seind sie reyssende woelffe’.

       Deßgleichen warnet Paulus die Eltisten zů Epheso, da er von inen zoge, [Apg. 20. 28 —31] und sprach: Habt nun acht auff euch selbs uund auff die gantze herd, under welche euch der hailige gaist gesetztt hat zů Bischoffen, zů weiden die gemaine Gottes, wellyche er durch sein eigen blůt erworben hat. Denn das weyß ich, das nach meynem abschid werden under euch kommen schwer woelffe, dye der herde nicht verschonen werden, Auch aus euch selbs werden aufsteen menner, die da verkerte lere reden, die junger nach sich selbs zůziehen. Darumb seyt wacker und denckt daran, das ich einen yeglichen drey jar tag und nacht mit trewen vermanet habe'. Das, meine ich, sey hertzlich gewarnet. O wolt Gott, wir nemen solch warnung auch zů hertzen, es ist uns yetz seer von noetten.

       So sind nun die wolff nicht anders, denn die das Euangelion beyde eusserlich mit der that und ynnerlich mit falscher lere verfolgen und under zů drucken gedencken, als da sind die weltlichen Tirannen und der Bapst mit allen ketzern.

       Nun můs man hie wissen, daz wir zweyerley oberkeit haben. Weltlich, die eusserlich mit dem schwert strafft und geistliche , die jr ampt mit dem wort und mit predigen außrichtet. Die weltliche gewalt ist von Gott eingesetzt, wie Paulus das selbig zů den Roemern mit vil hüpschen klaren worten [Röm. 13, 1 —6] außdrucket, da er also spricht: ‘Yederman sey underthon der Oberkeit und gewalt, [Seite 245] denn es ist kein gewalt, on von Gott. Die gewalt aber, die allenthalb ist, ist von Gott verordnet, also, das wer sich wider die gewalt setzet, der widerstrebt Gottes ordnung, die aber widerstreben, werden über sich ein urteil empfahen. Denn die geweltigen seind nicht den gůtten wercken, sonder den boeßen zů fürchten. Wiltu dich aber nicht fürchten vor der gewalt, so thů gůts, so wirstu lob von der selbigen haben, denn sie ist Gotes dienerin dir zů gůt. Thůstu aber boeßes, so fürchte dich, denn sie tregt das schwerdt nicht vergeblich, sie ist Gottes dienerin, ein racherin zůr straff über den, der boeßes thůt, So seyt nu auß not underthon, nicht allein umb der straff willen, sonder auch umb des gewissens willen, Derhalben můßt jr auch schos geben, denn sie seind Gottes diener, die solchen schutz sollen handthaben.’

       Dieweil nu wenig sind, die dem Euangelio gehorchen, sonder schier das meist teil boeße bůben und schelck bleyben, ja des Euangelions zů fleischlicher freyheit unnd zů jrem můtwyllen gebrauchen, so ist von noetten, das wir Oberkeit haben, wellicher wir nicht bedoerfften, wenn sie alle Euangelisch und Christen weren. Nun hats Gott so geschickt und geordnet, daz die frommen sollen frid haben, dartzů hat er das weltliche schwert eingesetzt, das das selbige gemein frid erhalte, die boeßen straffe und die frommen schütze, Darumb můs man auch der Oberkeit rent und zins und schos geben, davon sie sich müg enthalten unnd also yres ampts wartte &c.. Die gaistliche gewalt haben sie auff den bapst getzogen, aber wie er der selbigen mißbraucht hat, das sihet nu schier, Gott lob, yederman. Er hat es umbkeret und ist nu mit seiner geistlichen Oberkait gar zů einer weltlichen Oberkeit worden, und das das ergste ist, so nimpt er die geistliche Oberkeit tzů einem schanddeckel und hat dadurch zů wegen brachtt, das er über alle weltliche Oberkeit ein haubt sey und genent werd, und das aus keinem befelch Gottes, ja wider Gottes wort und Cri stus befelch, des stathelter er sich doch ruemet. Denn im Euangelio findet man vil anders von der geistlichen Oberkeit, nemlich das die selbige nur im wort stee, die sinder damit zůstraffen und das Euangelion den erschrocknen, forchtsamen gwissen zů predigen.

       [Matth. 18, 15 —17] Also spricht Christus im Matheo von der gewalt: ‘Sündyget dein brůder an dir, so gee hin und straff in zwischen dir und im allein, Hoeret er dich, so hastu deinen brůder gewunnen. Hoeret er dich nicht, so nimm noch einen oder zwen zů dir, auff das all sach bestee auff zweyen oder dreyer zeugen mund, hoert er dich nicht, so sag es der gemein, hoeret er die gemeine nicht, so halte in als einen Heiden und Zoelner’. Darvon redett auch Sant Paul zů [2 Kor. 13, 10] den Corinthern, da er also sagt: ‘Derhalben ich solchs schreibe, auff das ich nicht, wenn ich gegenwertig bin, scherffe brauchen muesse nach der macht, welche mir der Herr zů boessern und nicht tzů verderben geben hat’.

       Daraus folget, wenn die Bischoffe oder jren Officialen bannen woelten, [Seite 246] das die sünde vor der gantzen gemain wisßlich sein solte, sunst sol man jren bann nicht annemen, sonder den briefftregern die thür weyßen. Es sol auch die weltliche gewalt darauff sehen, wenn sich die geistliche gewalt ausstrecken woltt tzů schaden der seele, so sol man sie gar wegnemen und nit zůlassen, das die Bischoffe oder jre Officialen einen aus der gemein on jren willen und wissen außrotten woellen, wen sie es gelustet, dem soll auch die gemein eintrechtigklich widersteen.

       Es leyt Gott nicht vil daran, wie die weltliche Oberkaytt jrer gewalt gebrauchtt, denn im ist allein an der seele gelegen, da hat die weltliche Oberkait nichts mit zůthůn, leib und gůtt ist jr zů regieren befolhen, Es hilfft auch zůr seligkait nicht, ob eyner wol regiere oder nicht. Uber da liget macht dran, wenn dye gaistliche gewalt wolt tzůfaren und sagen: Thůstu das, so wirstu selig, thůstu daz nicht, so bistu ewigklich verdampt, wie der Bapst thůt, yetz sol man im nicht eyer, nicht fleisch, nicht butter, yetz oele, yetz fische fressen, dys und yenes thůn, dys und yenes glauben, und thůt mans nicht, so bannet er und schicket einen ban brieff über den andern, Da solt man zůsehen. Item, wenn dir auch die weltliche oberkeit gepute, das soltu glauwben, das soltu nicht glauben, und ist wider das Euangelion, so soltu jhr [Apg. 5, 29] nicht gehorsam sein, sonder sprechen, wie Petrus sprach: ‘Man můs Gott mer gehorchen denn dem menschen’.

       Darnach so hat die gaistliche oberkait ein andere gewaldt, die haißt leeren das wort Gottes und das Euangelion Christi predigen. Wenn nun die Bischoffe und jre Officialen euch daz wort Gottes fürtragen und das Euangelion predigen, so solt jr sie hoeren, denn da gebrauchen sie jrer gewalt. Predigen sie es aber nicht, so haben sie jre gewaltt verloren, und ist jr ampt schon aus. Darumb huete man sich vor inen, wenn sie mit jrem geistlichen Recht und menschlichen auffsatzungen von Ablas und genůgthůn daher kommen und nicht lauter das Euangelion von Christo predigen. Es ist kein predig, die da bessert denn das Euangelion, kommen sie nun zů uns on das Euangelion, so wellen wir zů in sagen: Lieben Bischoffe, yr seyt nicht Bischoff, [Apg. 23, 3] sonder jr seyt gemalte bilder und, wie dort Paulus sagt, übertuencht wend.

       Das künnen sie denn nicht leiden, faren zů und wellen yre gewalt aus [Luk. 10, 16] der schrifft beweyßen und sagen: Spricht doch Christus: ‘Wer euch hoeret, der hoeret mich, und wer euch verachtt, der verachtt mich’. Hoere da, du armes volck, Sihestu hie nichtt, wye Christus von uns sagt? Dartzů solt jr also antwurten: Ja, lieber Bischoff oder lieber Official, setzet brillen auff und besehet den Text recht und mercket darauff, was er zůvor seine junngern sagt: [Matth. 10, 16] ‘Sehet, ich sende euch als die lemlin mitten under die wolff.’ Unnd bald [Matth. 10, 7] darnach: ‘Saget yhn, spricht er, Das reich Gottes ist nahe zů euch kommen’. [Seite 247]

       [Mark. 16, 15. 16] Unnd im Marco senndet er sie unnd sagt: ‘Geedt hin in alle welt und prediget das Euangelion aller Creaturn. Wer da glaubt unnd getaufft wirtt, der wirtt selyg werden, wer aber nicht glaubt, der wirt verdampt werden’. Von denen sagt er, die daz Euangelion predigen: ‘Wer euch hoeret, der hoeret mich, unnd wer euch veracht, der verachtet mich’. Denn wenn ich Christus botten hoere, so hoere ich Christum selbs, hoere ich den botten nicht, so hoere ich Christum auch nichtt.

       [Matth. 16, 19] Item, Sie sagen auch, im Matheo spricht Christus zů Petro: ‘Alles, was du auff erden binden wirst, sol auch im himel gebunden sein und alles, was du auff erden loeßen wirst, sol auch im himel los sein’. Ja, recht, aber dißer gewalt mißbrauchen sie gar weidlich und unverschempt. Denn sie kommen her und bynden, was sie wellen, machen gesetz, beschweren die gewissen unnd thůn, was jnen nur trewmet und wolgefelt, ob es gleich den andern ein beschwernus ist und ein unleidliche burde, da fragen sie nitt nach. Nein, lieber Bischoff und lieber Official, diser spruch get nicht dahin, das man die gewissen mit gesetzen beschweren soll, sonder das man die jrrenden und die sünder straffe. Es ist keyn gewalt von Cristo, denn die allein, die da den leuten besserlich ist.

       Derhalben, wer nun boeßlich diser gwalt braucht, der ist nicht Christus, sondern des Teufels bott, ein wolff, ein zerreisser der herde Christi. Das versteen nun die rechten scheflyn wol.

Darumb sagt Christus hie im Euangelio:

‘Ich bin ein gůtter hirt und erkenne die meinen unnd bin bekandt den meynen’.

Die scheflin Christi kennen keinen andern hirten denn Christum. Die nun nicht predigen, wie man Christum soll kennen, die predigen falsch unnd verfuerisch.

       Was ist aber Christum erkennen? Nichts anders, denn das yr in erkennet erstlichen als eine gab und geschencke, zum andern als ein Exempel. Eine gab, nemlich die dir von Gott geben und dein eygen sey, Also das wenn du im zůsihest oder zůhoerest, daz er etwas thůt oder leydet, das du nicht zweyfelst, er selbs Cristus mit solchem thuen oder leiden sey dein, darauff du dich nit weniger mügest verlassen, als hettestu es gethon, ja als werest du der selbige Christus. Sihe, das heißt denn Christum recht erkennen, das er uns mit allem, was er hat, aus lautter guette Gotes geschenckt ist, und das er für uns gnůg gethon, die seligkait und das ewig leben erworben hat, und das uns dis alles on all unnsern verdienst gegeben wirt durch in und umb seynet willen.

       Wenn du nun Christum also hast zum grund und hauptgůt deiner seligkait, denn folget das ander stuck, das du in auch zů einem Exempel [Seite 248] fassest, ergebest dich auch also deynem nechsten zů dienen, wie du sihest, das er sich dir ergeben hat. Sihe, da geet denn glaub und liebe im schwang, Gottes gepot ist erfüllet, der mensch wirt froelich und unerschrocken zůthůn und zů leiden alle ding. Darumb sihe eben darauff. Christus als ein gabe noeredt deinen glauben und machtt dich zum Christen. Aber Christus als ein Exempel uebet deine werck, die machen dich nicht Christen, sonder sie geen von dir Christen schoen zůvor gemacht.

       Der Bapst aber hat es gar umbkeret, der gebeut: Du soltt das thůn, du solt dises thůn, wiltu selig werden, so můstu roßenkrentze betten, fasten, Cartheuser werden, zů Sant Jacob lauffen, geen Rom, gen Jerusalem, ablas loeßen, kirchen bauwen, Messen stifften, und was des dings untzelich mer ist, weliches alles Christus nicht gebotten hat. Und das das aller erschrecklichste ist, so kommen sie her, wenn sie solche werck, die weder Gott noch der welt sinnd nutz gewesen, ein zeitt lanng getriben haben, und ruemen sich der selbigen und sagen: Ey, ich hab so lang alle freytag zů wasser unnd brot gefastet, ich bin sovil und sovil jar im Closter gewesen, ich hoff, Gott wirt mir solchs unbelont nicht lassen, er wirt mir den himel darumb geben. Das ist denn gewißlich Christum verleugnen und ein erschreckliche lesterung der grossen, unbegreyflichen gnade Gottes, so er uns ertzayget hat in dem selbigen seinem sun Christo Jesu, das er uns den hat geben zůr ‘heiligung, zůr rechtferttigung [1. Kor. 1, 30] und zůr erloesung’, wie das Paulus zů den Corinthern leret.

       Das ist nun das rechte erkendtnis Christi, wissen, warumb Christus sey kommen, und wie wir uns in sollen nutz machen. Dis erkentnis wünschet [Phil. 3, 8] offt Sant Paul den Christen in seinen Episteln und sonderlich Sant Petter, [Petri 3, 18] der am ende der andern Epistel also spricht: ‘Wachsset in der genade und erkendtnus unsers Herren und heylands Jesu Christi’. Des erkentnis sollen wir uns frewen und darüber frolocken, wie uns das die Propheten antzaigen und uns dartzů vermanen, denn wenn das erkentnis kompt, so zerschmeltzen [Ps. 97, 5] die berge, als der Psalm sagt, das sind die heiligen mit jren grossen wercken, die sie gethon haben, Die selbigen wercke verachten sie nur unnd haltten [Phil. 3, 8] sie für dreck, wie von in Paulus sagt zů den Philipern, und werden fro, das sie den haben, auff welchen sie sick kecklich dürffen verlassen. Und solch erkentnus kumpt uns durch das Euangelion. Zůletst sagt Christus im Euangelio:

‘Ich hab noch andere schaff, die seind nicht aus disem stalle, und die selbigen můs ich herfueren, und sy werden meine stymme hoeren, und wirt ein herd und ein hirt werden’.

Vil sagen, das dis noch nicht geschehen sey, aber ich sag: Nein, es ist schon geschehen. Die Juden sind die ersten schaff, den hat Christus selbs [Seite 249] erstlichen geprediget, denn der Juden nam was datzůmal so heilig, wie yetz der Christen. Die Heiden aber waren die frembden schaff, und was sind wir. Die selbygen hat Chrystus zůsamen bracht inn einen schaffstal, das ist in ein Chrystliche gemeine, durch seyne Apposteln und prediger die er gesant hat zů predigen über die gantze welt, welcher ampt noch ymmertzů geedt und seinen lauff noch gar nicht verenderet hat.

       Da bey wellen wirs yetzt lassen bleiben und Got anrueffen, das er uns wolt helffen inn diser farlichen zeit, da wir miten under den wolffen sind, das sie uns nicht ein reyssen und verschlinden, Unnd das wird inn seinem unnd seines suns unsers Herren Jesu Christi erkentnus bleyben mügen ewigklich. Amen.

 

 

 

 

Am dritten Sonntag nach Ostern, Euangelion Johannis am sechtzehenden.

 

1526 [Seite 249]

 Jhesus sprach zů seinen Junngern: Uber ein kleines, so werdet jr [Joh. 16, 16 –23] mich nicht sehen, und aber über ein klaines, so werdett jr mich sehen, denn ich gee zům vatter. Da sprachen etliche under seinen jungern undernander: Was ist das, das er saget zů uns ‘über ein klaines so werdet jr mich nicht sehen, und aber über ein klaines, so werdet jr mich sehen, und das ich zum vatter gehe?’ Da sprachen sy: Was ist das, das er saget ‘über ein klaines’? wir wissen nicht, was er redet. Da mercket Jhesus, das sy in fragen woltten, und sprach zů in: Davon fraget jr undernander, das ich gesagt hab ‘über ein klains, so werdet jr mich nicht sehen, und aber über ein kleines, werdet jr mich sehen’. Warlich, warlich ich sage euch: jr werdet weinen und heulen, aber die welt wirt sych frewen, ir aber werdt traurig sein, doch eur traurikait sol zur freud werden.

       Ein weib, wenn sy gepürt, hat sy traurigkeit, denn jr stund ist kommen, Wenn sy aber das kind geporn hat, dencket sy nicht meer an die angst umb der freud willen, das der mensch zůr welt geporn ist. Und jr habtt auch nun traurigkait, aber ich will euch wider sehen und eur hertz sol sych frewen, und eure freude sol niemant von euch nemen, und an dem selbigen tag werdet jr mich nichts fragen’.

 

 

Summa.

1 Ein rechtgschaffener warhafftiger glaub wirt gepruefet und bewert in der aufechtung, denn da duncket uns, wie Christus ferne von uns sey.

2 Die anfechtung ist uns dester bitterer und kompt uns saur an, Darumb das wir uns duncken lassen, Gott stee auff yener seytten bey unsern widersachern und verfolgern, Darumb spricht Christus hye zů seinen Jungern, Die welt wirt sich frewen, jr aber werdet traurig sein. [Seite 250]

3 Aber aus dem wort haben wir widerumb ein trost, da er spricht: Doch eur traurigkait sol zůr freude werden, Der glaubygen und frommen traurigkait ist nur zeitlich, aber jre freude weret ewig. Der unglaubigen und gotloßen freude ist zeitlich und vergencklich, aber jre traurigkait hat kein ende, sondern weret ewigklich.

4 Yn aller anfechtung und widerwerttigkait sollen wir uns mit dißem gleichnus troesten, Wellyches hye der Herr sagt von dem weib, das in kindes noetten ligt.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt die Bearbeitung des Unsre Ausg. Bd. 15, 538, 2 bis 542, 5 aus Rörers Nachschrift mitgeteilten Sermons.]

Hye in disem Euangelio haben wir, wie der Herre seine kinder, die er nach im lassen wurde, troestett unnd keck machet, wenn sie in angst und nott seines sterbens halben, auch jres abfallens kommen wurden. Deßgleichen sehet jr, was den Euangelisten Johannem verursacht hat, sovil wort zůmachen, Und das er schier vier mal eyn wort widerholet, welchs er doch mit wenigern worten het künnen aus richten, wie wir uns duncken lassen. Aber hie wirt uns erstlichen das weßen eines Christen menschen fürgebildett ynn dem exempel der lieben Apposteln. Zum andern, wie das leyden Christi und die auffersteung krefftig in uns werde.

       Yhr sehet hie, das Christus den jungern verkünndiget, wye sie sich sollen betrueben, Darumb, das er von in geen werde. Aber sie sind noch so einfeltig und ungelert, auch so betruebt von seiner vorigen rede im abendmal, das sie gar nicht versteen, waz er redet, ja es ist der natur zů gros und unbegreiflich solch dynng, davon der Herr hie saget. Unnd es ware auch von noeten, das sie sich zůvor betruebten, ee sie sich freweten, wie denn Christus uns selbs ein exempel ist gewesen, das wir on Creutz nicht kün- nen zůr seligkait kommen. [Lut. 24, 26] Darumb saget er zů den zweyen, mitt denen er gen Emmahus gieng: ‘Můste nicht Christus sollychs leiden und zů seiner herligkait eingeen?’ Soltten nun die lieben Junger freude haben, so muesten sie zůvor inn grosser betruebttnus geweßt sein, Diß freuwde aber kam inen von dem Herren Christo. Denn das ist im Euangelio beschlossen, das ausserhalb dem Christo kain freud ist, und widerumb, wo der Christus ist, da ist kain traurigkait, wie hie klar im Text steedt, Darumb da Christus von in weeg genommen warde, waren sie inn grosser traurigkait.

       Unnd diße wort hie hat der Herr Christus zů seinen jungern gesagt nach dem abendmal, ehe er gefangen ward, die woellen wir besehen. ‘Uber ein kleins’, spricht er, ‘werdet jr mich nicht sehen’, denn ich werde gefangen werden, unnd man wirt mich zu dem tod überantwurten, Aber es wirt nicht lang werden, [Seite 251]Dyße klaine zeit über werdet jr traurig sein, Aber hanget nu fest an mir unnd folget mir, es wirt bald ein ende haben. Drey tag wird ich im grabe ligen, da wirt sich die welt frewen, gleich als hett sie nun gewunnen, jr aber werdet trawren, heulen und weynen. ‘Aber über ein klaines werdet jr mich sehen, denn ich gee zů dem vatter’, das ist, am dritten tage wirde ich widerumb auffersteen, da werdet jr euch frewen, unnd eure frewde sol niemandt vonn euch nemen, Unnd es wirt nicht ein frewde seyn von dreyen tagen, wie der welt freude ist, sondern ein ewige freud. Also hat nun der Euangelist Johannes den tod und die aufferstehung Christi gar fein inn diße woertter gefasset, da Christus sprycht: ‘Aber ein klaines, so werdet jr mich nicht sehen’ unnd aber über ein klaines, so werdet jr mich sehen, denn ich gee zum vatter.

       Hye ist uns eyn Exempel fürgestelt, das wir fleissyg sollenn fassen und zůhertzen nemen, wenn es uns also gyenge wie zůr zeit der Apposteln, das wir in leiden, in angst, in not stecketen, solten wir auch gedencken, das wir starck weren und uns freweten, Darumb das Christus wurde widerumb auffersten, wellichs wir nun wissen, das es geschehen ist. Aber die Junger wißten es nicht, wie er solt auffersteen, oder was er mitt der aufer- steung mainete, Darumb so waren sie traurig und betruebt. Sy hoereten es wol, das sie in sehen solten, aber sie versteens nichtt, was es ist, oder wie es zůgeen werde. Darumb sprachen sie underander: ‘Was ist dys, das er sagt zů uns: über ein klaines? wir wissen nicht, was er redet’. Also hat sie das betruebtnis und der yammer so gar eingenommen, das sie gantz verzweyfleten, wißten nitt, was er damit maynet, und wie sie in wider sehen wurden.

       Darumb so muessen wir das klaine auch in uns empfinden, wie es die empfunden haben, Dann das ist unns geschriben zum Exempel und zur leere, auff das wir dadurch getroestet werden und uns davon bessern. Und wir soltens für ein sprichwort gebrauchen, ja wir soltens greyffen und erfaren, das wir alltzeyt sprechen: Gott ist uns zů zeitten nahe, zů zeiten verschwynt er, Under weylen gedenck ich, wie mich das wort so gar nichtt bewegen noch treffen will, es geedt vor über, ich acht seiner gar nicht, Aber auff dis klaine můs man sehen und mercken, das wir alda denn starck und bestendig seyn. Es wirt uns gehen wie den jungern hie, wir künnen im auch nicht anders thůn denn, wie es hie geschriben ist, wie sie auch nicht anders haben thůn künnen.

       Das erste klaine, da er spricht: ‘Uber ein klaines, so werdet jr mich nicht sehen’, Das haben sie bald hernacher verstanden, da sie sahen, das er gefangen und toetet ward. Aber das ander klaine, da er sagt: ‘Und aber über ein klaines so werdet jr mich sehen’, das kunden sie nicht vernemen, und wir kundens auch nicht vernemen, ja, da er spricht ‘denn ich gee zum vatter’, das künnen sie noch weniger versteen. Also geets auch mit uns zů, Wiewol wir [Seite 252] wissen und hoeren, das die anfechtung, unglück und betruebtnus ein klaine zeit weren wirt, so sehen wir doch, das es ymmertzů anders scheinet, denn wir glauben. Da zweyflen wir denn und wancken und künnen uns nyrgen darein schicken, wir hoerens wol, wyr wissens wol, das es nicht lange werde steen. Aber wie das zů gee, künnen wir ye nicht vernemen, wie hie die Junger.

       Dieweil sie es nun nicht vernemen, warumb saget es in denn Christus? oder warumb ist es denn geschryben? Darumb, das wir nicht sollen vertzweyflen, sondern fest an dem wort halten, wie er saget, das es also gewys sey, und nicht anders, es scheyne gleich anders, wie es woelle. Und wiewol wir zů zeyten von dem wort abfallen, sollen wir darumb nicht gar davon bleiben, sonder widerkeren, denn er bringt sein wort wol wider zů recht, und ob es gleich der mensch nicht glauben kan, so hilfft im doch got, und das thůt er on vernunfft, on freyen willen und on zůthůn des menschens, ja, der Euangelist saget, das die jungere nichtt vernamen die woerter, die der Herre zů inen redet, vil weniger werden sie vernommen haben die wercke, die hernach folgten. So gar nichts weyß der freye wille und die menschliche vernunfft yn den dingen, die der seelen seligkait angehoeren, Was herunder ist, daz kan der freye wille wol vernemen und wissen, als des hanes kreen hoeret die vernunfft wol und versteets auch, Aber was Gottes werck und wort ist, da můs sie sich gefangen geben und weiß sich drein weder schicken noch zůschuen, wiewol sie sich duncken laßt, sie verstehe vil davon, aber diser glantz ist jr zů hell, er machet sie ye lenger ye blinder.

       Dys ist uns hie fein abgemalet in den jungern, die doch eine lange zeit bey dem Herren gewesen waren, noch verstůnden sie nicht, was er mit in redte. Nun diß werden wir auch nicht lernen noch versteen, wier erfarens denn, als wenn wir sprechen werden: das ist mir widerfaren, das hab ich empfunden, so ist mirs gangen, da war ich in der angst, es weret aber nicht lang, da stecket ich in dieser anfechtung, in diser widerwertikeit, aber Got halff mir bald heraus.

       Daz solten wir zůhertzen nemen und dis wort wol fassen und daran gedencken, wenn wir in angst und not stuenden, das es nicht lang weren wurde, so hetten wir auch ein bestendigere frewde. Denn gleich wie Christus und seine außerwelten jr kleines gehabt haben, Also wirstu und ich und ein yeglicher sein eigen kleins haben, Pilatus und Herodes werden dich nicht creutzigen, aber geleich der selbig Teuffel, der sie getriben hat, der wirt auch deine verfolger treiben. Darumb, wenn dir ein leiden kumpt, fo můstu nicht bald drauff gedencken, wie du dich heraus reyst, Got wirt dir zů seiner zeit wol davon helffen, harr nur, es ist umb ein kleines zů thůn, er bleibt nicht aussen. Aber du můßt dir nicht selbs ein Creutz und leiden auff den hals legen, als etlich gethon haben, die ynen selbs tod unnd kercker erwoelet haben und [Seite 253] gesagt: Christus ist willig in tod geganngen, hat sich willig lassen fahen unnd überantwurten, ich will yhm auch also thůn, Nein, du darffest es nicht, es wirt dein Chreutz unnd leiden nicht außbleiben, Die gůtten leutte haben es nicht verstanden. Die lieben junger sagten auch, sie wolten bey Chrysto steen unnd mit im sterben. Petrus sprach, er wolt in nychtt verleugnen oder wolt das leben darüber lassen, Aber wie gieng es im zůletst? Christus gieng in gartten, zitert unnd bidmet, er ward gefangen, man toedtet in. Wo ware da das grosse vertrawen, der trotz und der můdt Petri? Er maynete, Christus wurde mit froelichem můt sterben, er wolte auch also hin nach folgen, ja, es felet weydt.

       Da sihestu wol, das es selbs erwoelete leiden unnd Chreutze gewesen sind, darinne wir maynen bestendig zů bleiben. Aber wenn das stündlin kompt, darauff du nye gedachtt hast, dann wirstu warlich kom besteen, es sey denn, das du ein new mensch worden bist, der altte Adam der vertzweifelt, er bleibt nicht, er kan auch nicht bleiben, denn es geet wider seinen syn, wider seinen fürsatz und wider seinen anschlag. Darumb so můst du ein eygens stündlein haben, denn Christus entzeuhet sich dir und laßt dich stecken inn der gewaltt der sünde, des todes unnd der hell, da kan das hertz sovil nicht zůwegen bringen, das dein gewissen gestillet werden moecht, es thue auch, was es ymmer meer welle, denn Christus geedt dahin und stirbet, dys liedlin wirt dir gesungen: ‘Uber ein klaines, so werdett jr mich nichtt sehen’, wo wiltu hin? da ist kain trost, da ist kain hülff und steckest miten inn der sünde, mitten im tode, mitten inn der helle. Wann nun Christus nicht kaeme on all dein verdienst, so můst du ewig inn solicher angst unnd schrecken bleiben, wie es denn den jungern auch gangen wer, wenn Christus nicht wer wider aufferstanden und lebendig worden, Darumb so ware es von noetten, das er wider von den todten aufferstuennde.

       Das můs nun ein yeglicher erfaren unnd leiden eintweder hie oder am todbett, wenn er sterben sol, Aber vil besser ists, das wirs hie erfaren, denn wenn man uns ein mal yns feur werffen wirt umbs Euangelions willen und für ketzer halten, da werden wirs wol sehen, wartzů es nutz sein wirt. Denn wenn da das hertz nicht gestercket ist, so ists mitt uns aus, da sehen wir vor augen die pein unnd das schrecken des tods, wo wellen wir hin? Darumb wenn da nicht Christus ist und allhie sein hand abzeuhet, so seind wir schon verloren, Ist er aber da und hilfft uns, so stirbet wol das fleisch, aber umb die seele hat es kain not, denn Christus hat sie bey im, alda ist sie wol verwaret, niemands wirt sye im aus der hand reyssen.

       Aber das künnen wir mitt worten nicht erlangen, sondern erfarung ist da von noetten. Wol dem, der es hie erferet, Der tod wirt ihm warlich darnach [Seite 254] nicht saur ankommen. Es ist seer ferlich, wenn man solchs erst im tod leernen sol, nemlich mit dem tode ringen unnd den tod überwynden. Darumb ist es gar eyn grosse gnad und barmmhertzigkait Gottes gewesen, die er ertzeyget hat bei den hailigen marterern und Apposteln, inn welchen er erstlich hat den tod überwunden, darnach sind sie unerschrocken gewesen zů leiden alles, was man in nur hat angeleget.

       Dys ist uns alles in disem Euangelio fürgehalten. Und die weil es die junger nicht verstůnden, was er damit maynete, da er sprach: ‘Uber ein klaines’, Und mercket nun, das sie in fragen wolten, feredt er zů und legets in aus mit deutlychen wortten. Unnd spricht:

‘Warlich, warlich ich sage euch, jr werdet weynen und heulen, aber die welt wirt sych frewen, jr aber werdet traurig sein, doch eur traurikeit soll zur freude werden’.

Das ist zů allen Christen gesagt, denn es můs ein Christ anfechtung, angst, not, widerwertigkait, betruebtnis haben, es komm, wie es woell. Darumb nennet er hie kain leiden noch kain creutz, spricht nur: sie werden heulen, weinen unnd traurig sein, Denn die Christen haben mancherley verfolgung. Etliche nemen scha- den an jren guettern, etliche leiden schmach und hohen am gerichte, etliche werden erseufft, etlich verpraent, etliche gekoepfft, einer kompt so umb, der ander annders, das es also umb eynen Christen nur gethon sey, das er steets unglück und verfolgung not und widerwertikait auf dem halß hab. Das ist der fuchschwantz, darmit sie gesteupet werden, sie dürffen sich auch nichs bessers versehen, weil sie hie sind, Das ist die hoffarbe, da bey man dye Christen kennett., Wer nun ein Christ sein wil, der můs sich der hoffarbe nicht schemen.

       Warumb thůt dann Gott solchs und laßt die seinen so verfolget und getriben werden? Darumb, das er den freyen wyllen dempffe und underdrucke, auff das er nicht radt suche in disem thůn, sondern gar zů einem narren werde in Gotes wercken und lerne also auff Gott allaine zů trawen und sich zů verlassen.

       Darumb wenn nun solchs kumpt, werden wir unns nichtt darein richten künnen, werden es auch nicht versten, es sey denn, das uns Christus selbs aufferwecke und mundter mache, Und das sein auffersteung inn uns krefftig werde und all unser tůn zů drimmern gehe und gar nichts sey. Derhalben so beschleußt hie diser Text gewaltigklich, das der mennsch mit allen seynen krefften nichts sey, Da wirtt denn verdammet und darnider gestossen alles, was man von gůtten wercken gepredigt hat, und was man ymmer mer davon kan predigen. Das ist beschlossen: Wo Christus nicht ist, da ist nichts. Frage [Seite 255] Sant Peter, wie yme zů synne ist gewesen, da Christus nicht bey im ware, was thete er für gůtte werck? Christum verleugnet er und verschwůr in, das Das sind die gůtte wercke, die wir thůn, wenn wir den Christum nytt bey unns haben. Das alles geedt dahin, das wir gewonen sollen allain auff Christum zůbawen und uns gar auff kain anndere werck, auff kain andere Creatur weder im himel noch auff erden verlassen, inn dem namen allaine werden wir erhalten und selig, sunst inn kainem andern.

       Aber darüber muessen wir vil leiden, Und das das aller ergste ist, so muessen wir nicht allein schaden haben, verfolget werden, den tod leiden, sondern die welt wirt sich noch über sol- chem unsern grossen schaden und unglück frewen, das ist ye zů herbe und zů bitter. Nun es můs also ergeen, Die welt wirt sich gewys frewen, wenn es uns übel geet, Aber den trost haben wir hye, Yhre freude wirt nicht lang weren. Und unser traurigkait dye soll in ewige freude gewendett werden. Unnd gibt uns des eyn schoenes gleichnis von einem weibe, das da inn kündes noetten ligt, Und spricht:

‘Ein weib, wenn sy gepürt, hat sye traurigkait, denn jre stund ist kommen, Wenn sye aber das kind geporen hat, denckt sy nit mer an die angst umb der freude willen, das der mennsch zů der welt geporen ist’.

Mit disem gleichnis zeiget er auch an, das unser thůn gar nichts ist, denn hie sehen wir, wenn gleich alle weiber dißem weibe, das gepern sol, hulffen, so richten sie doch nichts aus, da ist der freye wille gar aus unnd kan noch mag gar nichtts hie weder thůn noch radten. Es steedt in des weibes gewalt nichtt, das sie des kindes los werde, sonder sie empfindet, das es in Gottes hannd und gewalt steet, wenn der hilfft nnd wircket, so ist es geholffen und gewircket, wo der aber nicht hilfft, so ist es verloren, unnd wenn alle welt da were. Da laßt Gott das weyb jre kreffte, vermügen und stercke sehen, vorhin tantzete sie und sprang, was gůtter ding und froelich, yetzt aber sihett sie, wie Gott alles thue und würcke. Darbey erkennen wir nun, das Got unser vater ist, der uns auch von můtter leibe helffe und heraus bringe.

       Also spricht hie Christus zů seinen jungern: so wirtt es euch auch geen. Das weib ist hie so gesinnet, daz sie sich fürchtet vor grosser ferlichait, und weiß doch darneben, das alles thůn inn Gottes hand steet, dem vertrawet sie, auff den verlaßt sie sych, der hilfft jr auch und richt das werck aus, das aller welt unmüglich were, Und gedencket auff nichtts denn auff das stündlin, das hernach folgen wirt, darynne sie widerumb zů freuden kommen werde, und stet jr hertz also: Es ist umb ein boesen stund zůtůn, darnach wirt es besser werden. Der můt und das hertz bringet sie hindurch. Also sol es mit euch auch zugeen, wenn yr in angst unnd widerwertigkait kompt, unnd wenn [Seite 256] jr newe mennschen werdet, da halt nur stille und laßt Gott mit euch machen, der wirt es wol machen on yrgendt ewer zůthůn.

       Dis gleichnis von dem weibe streytet hart und starck wider den freyen willen, das der selbige gar machtlos und krafftlos ist inn den stucken, die unser seelen seligkait angehoeren. Daz Euangelion zeiget es klerlich an, das Goetliche krafft und gnade da sein müs, der freye will ist vil zů schwach unnd gering datzů. Aber wir haben an stat des Euangelions auffgericht unsere stende unnd Regeln, unnd damit wellen der sünde, des tods, der hellen und alles unglücks loß sein und endtlich dardurch selig werden, das felet weyt.

       Hye sehet jr inn disem Exempel, sol ein mensch geporn werden, so můs die můtter vor tod sein, das ist, sie můs so geschickt sein, als were sie berayt gestorben, unnd gedencken, das es nun umb sie geschehen sey.

       Also sol es auch mit uns zůgeen, Wenn wir fromm werden wellen, so muessen wir vor gar tod sein, an allen unsern wercken verzweyflen, ja nicht gedencken, das wir etwas wolten datzů tůn, da werden kain Müncherley, kain Pfafferey, gar aus kain wercke helffen, sondern haldt du nur stille und las es Gott mit dir machen, wie er wil, er wirt es wol außrichten, las in nur wircken. Wir thůn gar nichts dartzu, denn das wir zů zeiten den tod und die helle empfynden, welchs die Gotlosen auch wol empfinden, aber sie glauben nicht, das Gott da gegenwertig ist unnd woelle in helffen, Gleich wie hie das weib auch nichts datzů tůt, denn das sie schmertzen, angst und not empfindet, sie selbs aber kan jr darvon nicht helffen.

       Darumb wenn sie das kind geporen hat, so gedenncket sie nicht meer an die angst und schmertzen, wirt gleich, wie sie wyderumb were lebendig worden, Das hette sie nicht zůvor künnen gedencken, das die traurigkait unnd der schmertzen solt so bald ein ende nemen. Also ist es mit uns auch, wenn wir in anfechtung der sünde, des todes, der hellen stecken, so sind wir, wie wir todt weren, ja wir sind mitten im tode, und Christus hat unns verlassen, ist ein kleines von uns gangen, da seind wir denn inn grossen schmertzen unnd künnen uns selbs nicht helffen. Wann aber Christus wider kompt unnd laßt sich von uns erkennen, denn so wirt unser hertz vol freude, wenn sich geleich die gantze welt darwider legete.

       Das sihet niemant, denn der yrgent ein mal im tod gesteckt hat, der selbige, der ein mal von dem tode erretet ist, der můs sich frewen. Nicht, das der selbige mensch nicht künnde widerumb fallen unnd zů zeytten traurig werden, sondern weil dise frewde da ist, so fraget er nach nichts, er fürcht sie auch nycht mehr, wenn es gleich noch so ferlich umb in stuend. Die freude kan wol undernommen werden, als wann ich widerumb inn sünde fall, denn da fürchte ich mich auch vor einem rauschenden blat, Warumb? darumb das Christus [Seite 257] ein kleines hinweg von mir ist und hat mich verlassen. Da můs ich nun nicht zůfaren und mich an den Bapst hengen oder mir wellen mit wercken helffen, sonndern můs stille haltten unnd wartten, biß Christus widerumb kumpt, er beleibt ein klaines aussen. Wenn er nun das hertz wyderumb anblicket unnd erscheinet dem hertzen, da ist die freude widerumb da, als denn kan ich besteen vor allem ungelück und schrecken.

       Dys alles wirt darumb gesagt unnd fürgeschriben, das wyr unser schwacheit unnd unvermügen erkennen sollen, unnd das es mit unsern wercken gar nichts und verloren sey. Und diße freude ist almechtig unnd ewig, wenn wir nun gesterben, Aber yetz hie in disem leben ist sie gemennget, denn yetz falle ich, bald stee ich widerumb auff und kan nicht ewig sein, weyl blůt und fleisch vorhannden ist. Darumb saget hie Christus zů seynen Junngern:

‘Und jr habt auch nun traurigkait, aber ich wil euch wider sehen unnd eur hertz soll sych frewen, und ewre freude sol niemandt von euch nemen.’

[Ps. 30, 2 –8] Diß alles hat Davidt in einem Psalm gar meisterlich unnd hüpsch beschriben, da er also sagt: ‘Ich will dich erheben, Herre, denn du hast mich auffgehaben unnd lassest meine feynde sich nichtt über mich freuwen. Herr mein Gott, da ich schrey zů dir, machestu mich heyl. Herr, du hast mein seele aus der helle gefuert, du hast mich lebendig behalten, da die inn die grůben fueren. Yhr hailigen, lobet den Herren und danncket zům gedechtnus seiner hailigkait. Denn sein zorn weret ein augenblick, unnd ehr hat lust zům leben. Den abend lang weret das weinen, aber des morgens der rům. Ich aber sprach, da mir es wolgieng, ich werde ewigklich bleyben. Denn Herr, durch dein wolgefallen hastu meine berg starck gemacht. Aber da du dein antlitz verbargest, erschrack ich.’

       Wo ist nun der man, der newlich sagete: Ich werde ewigklich bleiben? Ja, da du meinen berg, spricht er, starck machtest durch dein wolgefallen, da sprach ich also. Aber, da du dein antlitz vor mir verbargest, da erschrack ich, da fiele ich dahin. Wenn Christus stedts bey uns were, so halte ich wol, das wir uns nymmer meer wurden fürchten, dieweil er aber zů zeitten von unns geedt, so muessen wir uns ye zů weylen fürchten.

       Inn disem Psalm ist uns fein abgemalett, wo bey man eyn gůt gewissen erkennen und spüren sol, denn da hoelt Davidt dye gantze welt wie ein tropffen und fürcht sich gar nichts darfür, ja, wenn sie gar wider in wuetede unnd tobete, denn er hat den Herren bey im, der hat im seinen berck starck gemachtt, Da er aber fyele, und der Herr sein antlitz vor im verburge, da erschrack er, da war hertz, můt und berg hinweg, da forcht er sich vor eynem rauschende [Seite 258] blat, der sich vor vor der gantzen welt nicht forchte, wie er denn in einem [Ps. 23, 4] andern Psalm zů dem Herren sagt: ‘Unnd ob ich schon wandert im finstern thal, fürcht ich kain unglück, denn du bist bey mir, dein steck und stab troesten [Ps. 3, 7] mich.’ Item, ‘ich fürchte mich nicht vor hundert tausent volcks, die sich umb her wider mich legen’. Und der spruch seind hin und wider vil in den Psalmen, die alle antzeigen, wie ein rechtgschaffen gůt gewissen steet, Nemlich, wenn Gott bey im ist, so ist es muetig und keck, wenn er aber von im ist, so fürcht es sich unnd erschricket.

       Da erkennet man nun recht, was das wort Christi heysse: ‘Ich gehe zům vatter.’ Vorhin wißte es niemandts, auch die junger nicht. Das ist aber der gang. Ich můs sterben, spricht er, und jr mueßt auch sterben. Petrus nach dem alten Adam wolte mit dem Herren sterben, vermas sich eins grossen, und wir alle meinen, wir wellen mit Christo sterben, wie die andern junger alle sagten, sie wolten mit Christo in tod geen, Aber das alles můs in uns undergeen, du můßt in ein stündlin kommen, da Christus nicht bey dir steet und nicht mit dir stirbet, da du dir selbs nicht helffen kanst, wie das weib, das in kindes noetten ligtt, wenn das geschyhet, denn so kumpst du zům vatter, das ist, Gott erfülledt dich mit seiner krafft und macht einen newen menschen aus dir, der sich darnach nichtt meer fürchte, des wesen auch alhye eyn himmlisch [Phil. 3, 20, Eph. 2, 6] wesen ist, wie es Paulus nennet. Und das hebt sich hye an im glauben. [Ps. 3, 7] Da wirstu denn můtig und keck und sagest wie der Prophet im Psalm: ‘Ich [Ps. 23, 4] fürcht mich nicht vor hundert tausent volcks’, ‘Und ob ich schon wandert im finstern thal, fürchtt ich kein unglück’, Warumb das? Darumb, das du zum vater kommen bist. Wer kan nun Gotes almechtikait nider stossen? Niemants. Ey, so kan dir auch niemants thůn, noch yrgent ein schaden zů fuegen.

       Das versteet man nicht, es sey denn, das es nu geschehen ist. Bistu im tod gestecket und heraus kommen, denn so sprichst du: Ich stecket im tod, und wenn mich der Herr nicht hett erretet, so were ich ewig darinne bliben, Hieher gehoeret der gantz dreissigiste Psalm, Den magstu gar aus besehen und wol bedencken.

       Also hastu nu die frucht und das exempel des tods und der auffersteung Christi, und wie der frey will nichs sey, und alles was dye vernunfft schleußt in den stucken, die zůr seligkaitt dienen. Gott gebe gnade, das wirs auch fassen und uns darnach richten. Amen.

 [Seite 259]

 

Am vierden Sontag nach Ostern. Euangelion Johannis am XVI:

 

1526 [Seite 259]

(Umb die sunnde) Welt, natur, vernunfft. &c.. weis nitt, daz ungelaub sunde unnd glaub gerechtikeit und Gottes gerychte gestrenge sey, sonder mit wercken wellen sie fromm werden und sund vertreyben. Darumb straffet der haylyge Geist im Euangelio, es sey alles sünde, wz nit glaub ist und muesse durch gotes gerychtt verdammet werden. r]

       [Joh. 16, 5 –13] Jhesus sprach zů seinen jungern: Ich gee hin zů dem, der mich gesandt hat, und niemant under euch fragt mich, wo gestu hin? sonder die weil ich solchs zů euch geredt habe, ist ewr hertz trawrens vol worden. Aber ich sag euch die warheyt, Es ist euch besser, das ich hin gehe, Denn so ich nicht hyn gehe, so kompt der troester nichtt zů euch, So ich aber gehe, will ich jn zů euch sennden, Unnd wann der selbige kompt, der wirt die welt straffen umb die synde unnd umb die gerechtigkait unnd umb das gerichte. Umb die sunde, das sye nicht glauben an mich. Umb die gerechtigkait aber, das ich zum vatter gehe, unnd jr mich fort nicht sehet. Umb das gerichte das der Fürst diser welt gerichtet ist.

       Ich habe euch noch vil zů sagen, aber jr künts yetz nicht tragen. Wenn aber yhener, der Geist der warhait kommen wirt, der wirt euch inn alle warheit leyten, Denn er wirtt nicht von im selber reden, sondern was er hoeren wirt, das wirtt er reden, unnd was zůkünfftig ist, wirt er euch verkündigen.’

 

 

Summa.

1 Christus Reich ist ein gaistlich Reich unnd nicht ein eusserlich wesen, Darumb so nimpt es hynweeg alles vertrawen, so man in das fleisch haben mag, auff das es durch den geist ynn den hertzen der glaubigen regieren müge.

2 Das flaisch will ymmertzů gerne on das creutz unnd widerwertigkait zůr herligkait kommen.

 3 Der hailige geist wirt die welt straffen, das ist, er toedtet, verdammet und schlecht darnider all unser thůn, Sünde, Gerechtigkait, Gericht, und was gůttes mer an uns ist oder scheinet.

4 Darumb, on den hailigen geist kan uns unser thůn nychtt misßgefallen und bleiben also in verdammus, wie hailig unnd klůg wir auch vor den leutten sind oder scheinen.

5 Der hailige geist lernet uns alles, was wir wissen sollen, und warlich nichts anders, denn was Christus geleret und gepredyget hat. Christus hat gelert, aber on den geist kan noch mag das wort unnd seine leere nicht verstanden werden. Darumb sagett er zů seinen jungern droben baß im Johanne: ‘Der troester, der hailige geist, wirt euch alles leeren unnd euch erynnern alles des, das ich euch gesagt habe’.

 [Seite 260]

Der hailige geist aber, spricht Christus, wirt die welt straffen Umb die sünde, das sie nicht glawben an mich. Daraus erfolget, das der unglaube die recht und warhafftige sünde ist, die anderen sünde fliessen alle aus dem unglauben unnd seynd früchte eben von dißer wurtzel.

       Zum andern. Umb die gerechtigkeit, das ich zum vater gee, ein ander reich, nicht ein eusserlich wesen antzůfahen, und jr mich fort nicht sehet, denn mein reich ist nicht von diser welt, auff das also die gantze welt zů schanden werde durch den gaist, darumb, das sie jre gerechtigkait auff eusserliche ding stellet.

       Zum dritten. Umb das gerichtt, das der Fürst dißer weltt gerichttet ist, Wellichs die welt nicht richtet noch verdammet, sondern lobet unnd nimptt den Teuffel an, der da nun beraydt gerichtet ist, das ist, welchs reich yetz schon verdammet ist inn dem, das der yrthumb durch das Euangelion an tag kommen ist unnd offenbaret.

 

 

Auszlegung des Euanngelions.

[Es folgt des Unsre Ausg. Bd. 12, 542, 18 bis 552, 16 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       543, 2 nichts 4 recht fehlt 8 uns (1.) fehlt 14 was] wa 544, 17 nit nach kuelen 31 der (1.)] er 35 er] es 545, 3 Darumb] So 546, 13 yhe] sihe 19 nimmer mer los 27 und ein 547, 11 feret] fueret 27 solchs 549, 13 ya] ye 550, 20 kanst 26 yha] ye 30 haysset er euch 551, 23 ist 26 glocken 552, 5 gottes fehlt 13 Dieweyl

 

 

 

Ein ander Sermon, auff den Vierdten Sontag nach Ostern Euangelion Joh. XVI.

 

1526 [Seite 260] [Erster Abschnitt]

[Der Anfang der Predigt ist der Anfang des Unsre Ausg. Bd. 15, 542 ff. aus Rörers Nachschrift mitgeteilten Sermons (Unsre Ausg. Bd. 15, 542, 7 –13).]

       Alhie in disem Euangelio hat unns Christus abgemalet, was sein reich sey, und wie es darinnen zůgee, wie es regieret werde, und was es außrichte. Hye hoerest du, das es ein reich auff erden ist, und ist doch unsichtbar, henget und stehet alleyne im wort. Er saget nichtt, das er die junger woelle in himel hinauff ziehen, sonder er wil jn senden den heilgen geyst, und das er eben darumb hinwegk gee, das er den heyligen geyst send, auff das sein reich dadurch weyter außgepreyttet würde. Derhalben sprach er: ‘Ich hab euch noch vil zůsagen, aber jr künts yetzt nit tragen’. Dann das reyche künden sie nit versteen, wie es zů geen solte, yr verstandt und sinn war noch zů fleischlich, Sie hatten nie keyn geystlich reych gesehen noch davon gehoeret, Darumb gedachten sie ymmerdar auff ein leyplich eüsserlich reych.

 [Zweiter Abschnitt]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 124, 21 bis 133, 13 (unterer Text) mitgeteilte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       124, 21 Meyne bis 125, 20 gegleuebt] Und würdt uns hie auch angezayget, wie in allen andern Euangelien der Glaub unnd das vertrawen in Christum. Nu wir woellen die hauptstucke [Seite 261] handelen und verkláren, sovil Got gnade gibet. Also spricht der Herr zů seinen jungern. Wenn der troester kompt, würt er die welt straffen umb die sünd, und umb die gerechtigkeit, und umb das gericht. Umb die sünd, dz sie nit glauben in mich. 125,22 für die sünde darumb, spricht der Herre, das sie nicht glauben in mich. Was 24 gleichem 26 geglaubet] glauben 28 vermischung und wechssel sey 31 wann] Denn 32 der] solcher 33 das bis volck fehlt 34 Dann also leren sie den 126,18 werden und der sündenn loß werden, und als dann 19 hie vil anders und spricht, Der heylige geyst würt die welt straffen umb die sünde, das sie nicht glauben in mich. Hye 21 die sünd wirt fehlt 25/28 Ro. bis verdammen] da er also zů den Roemern sagtt. So ist nu nichts verdamlichs an denen die inn Christo Jhesu sind, die nicht nach dem fleisch wandeln, sondern nach dem geist 29 gereyniget, wie Petrus saget in den geschichten der Aposteln. Darumb 31 ists wie hübsch unnd schoen sie 33 geschicht] geet 34 lauffenn bis kloster] jns kloster lauffen 127,17 aber sind 19 hat, und mich gleich im zů einem erben gemacht, uber alles was im himel und erden ist. Im Johanne fragten die Juden Christum. Was goetliche] Gottes 20 thun] würcken ist Gottes werck in] an 22 oder etwas hineyn geben, es solt geryng davon werden 26 Vonn bis wegen] Ferrner spricht Christus 27/28 Vonn bis das] Umb die gerechtigkait, das ich zům vater gee. Hie thretten einher alle hochgelertten, und seindt gerüst, ya die gantze welt datzue und sagen uns, wie diß 29 diße] die 30 auch fehlt 128,17 wir sollen 20 unglaub und andere haymliche sünden im hertzen, die das hertz selbs nicht erkennet, waist auch nitt das es sünden seind. Die aber solchs 21 doruber] drob yetz 22 Darumb můß der hailige gaist die welt straffen. Die 23 ist dz Goetliche wort und das hailig Euangelion, durch 24 wie Got der vater zů seynem Sune Christo saget, im andern Psalm. Du solt sie mit dem eissern zepter zůschlagen, wie ein toepffers gefeß soltt du sie zůschmeyssen. Das ist, mit dem hayligen Euangelio solt du sie mürb machen. Aber 26 sye fehlt wil gestrafft 28/30 Esaie bis sey] Also sagt auch Ysaias, vonn dem Herren Christo. Er wirt die erde schlagen mit der růtten seines mundes und mit dem gaist seiner lefftzen. 32 yegklichen 129,14 so ist 18 geryngste bůchstabe oder thitel 19 sondern alles 20/21 ist bis erfunden] war ein frumm man und on wandel, und fůrt ein Goettlich leben zů seinen zeitten, darumb sand er gnade bey dem Herrn 22/23 frum bis gottforchtig] schlecht und grecht man sey gewesen, gotsfoerchtig, und habe das boeße gemeydet 28 versoenet hat 29/31 dixit bis Die] Der Herr sprach zů meinem Herrn, setze dich zů meiner rechten, byß das ich deine feynde dir zům schemel deiner fuesse lege. Darumb hayst Sant Paul Christum yetz ein mitler, yetz ein gnadenstůl, eine versoenung, und mit vil andern der gleichen namen mer. Dise 33 haben, und dise eer wil er kainem andern vergünnen. Wie 130,2 geen, und in eyn ander wesen thretten. Darumb 22 dann fehlt 24 der] diser 28 der] die 29 willen fehlt dann] dz sondern dz 33 werdet bis sehen] mich fort nicht sehet 131,17 dißer] deren 20 Was bis hoffen] Wie kan man das hoffen, das man sihet 21 mich fort 23 fehlt 24 Umb dz gericht, das der Fürst dyser welt gerichtet ist. Der 30/31 1. bis anfehet] in seiner ersten Epistel da er also spricht. Es ist zeyt dz anfahe dz gericht 132,13 biß dz das 14 es] dz fleisch 19 beschlossen, wie Christus seynen Junger solchs zůvor selbs saget, da er sprach. Gedenncket an meine wort. dz ich euch gesagt habe der knecht ist nit groesser denn sein herr. Haben sie mich auch verfolget sie werden euch auch verfolgen. Darumb spricht Paulus gar mit ußgetruckten worten. Alle die Gotselig leben woellen in Christo jesu muessen 21 Peter ein underschayd. So aber zů erst an uns, was wils für ein ende werden mit denen, die dem Euangelio Gotes nit glauben? Und so der gerechte kaumet erhalten wirt, wa wil der gotlose und der fünder erscheynen? Aber diser underschaid ist 30 Darumb] Derhalben dem leybe und an der seele zeytlich und weret dort 133,5 verstolt Der Schluß von Z. 7 an lautet: ¶ Also sind uns drey stuck in diesem Euangelio fürgehaltenn, sünd, gerechtigkeyt und zů letst das Creütz und verfolgung. Von der sünd werden wir gefreyet durch den glaubenn, so wir glauben, das Christus für unser sünd hat genůg gethan, unnd das sein genůgthůn unser sey, diß ist dann die gerechtigkeyt. Wenn wir dann der sünd loß sind und nu gerecht unnd frumb, so wil denn die Welt, der teüffel und fleisch wider uns stehen, streytten und kempffen, [Seite 262] Da kompt dann die verfolgung und das Creütz. Das woellen wir auf dißsmal von disem Euangelio kurtzlich gesaget haben. Got gebe sein genad, das wirs also lernen und uns, wann wirs dürffen, darnach wissen zůrichten.

 

 

Am Fünfften Sontag nach Ostern, Euangelion Johan: XVI:

 

1526 [Seite 262]

(selbigen tage.) Wenn yr den heyligen geyst entpfangen habt

[Joh. 16, 23 –30] Ihesus sprach zů seinen Jungern: Warlich, warlich ich sage euch, so jr den vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wirdet er es euch geben. Bißher habt jr nichts gebeetenn inn meinem namen, Bittet, so werdet jr nemen, das ewer freüde volkomen sey.

       Solches habe ich zů euch durch sprichwort geredt, Es kompt aber die zeyt, das ich nit meer durch sprichwort mit euch reden werde, sondern euch frey herauß verkündigen von meinem vater, An dem selbigen tage werdet jr bitten in meinem Namen. Unnd ich sage euch nicht, das ich den vater für euch bitten wil, denn er selbs der vater hat euch lieb, darumb, das jhr mich geliebet habt unnd geglaubet, das ich von Got außgangen bin. Ich bin von Got außgangen und komen in die welt, Widerumb verlasse ich die welt und gehe zum Vater.

       Sprechen zů jm seine Junger, sihe nu redestu frey herauß und sagest kein sprichwort, Nu wissenn wir, das du alle ding wayssest, und bedarff nicht, das dich yemandt frage, darumb glauben wir, das du von Got außgangen bist.'

      

 

Summa diß Euangelions.

1 In disem Eangelio haben wir ein verheyssung. Unnd Christus verheysset uns nicht allein, sonder schwerett darzů, das wir sollen erhoeret werden, doch durch jn als durch ein mittler und hohen Priester.

2 Das sollen wir aber bitten, das wir fryde haben durch den glauben, wie sant Paul saget, welches denn ein rechte volkomne freude ist.

3 Da Christus spricht: Solchs habe ich zů euch durch sprichwort geredt, ist sovil gesagt. Bißher habet yr mein wort nichtt künnden vernemen, es hat euch alles tunckel und verborgenn gedaucht. Es kompt aber die zeyt, nemlich, wenn ich den heyligen geyst geben werde, da ich durch meinenn geyst frey herauß reden werde, das ist offentlich, in ewern hertzen, von den dingen, die meinen vater angehoeren. So ist nu diß die summa. On den geist verstehet man nicht das wort.

 

 

[Seite 263]

[Ein ander Sermon, von dem Gebet]

 Da aber die jungere sprechen: Sihe nu redest du frey herauß und sagest kein sprichwort, das ist ein vermessenhayt und kayn verstandt, wissen nicht, was er mit der rede will.

 

 

Außlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 171, 248, 22 bis 255, 39 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       248, 23 ist] heyst 24 so fehlt haben fehlt 249, 17 spricht. Warlich warlich ich sage euch, so jr den vater etwas biten werdent in meynem namen, so würt ers euch geben, dz wir 20 ehr] ehe 21 ein 28 thuerste] doersste 29 und geschickt fehlt 32 krigest] überkommest 250, 13 Du] nu 26/27 Feylets bis uberfluessig] So yemandt unter euch felh hat an weyßheit der bitt von Got der da gibt einfeltigklich, und ruckts niemant auff, so wirt sie jm geben werden. 28 wer bis Der] wer do zweyffelt der ist gleich wie ein wog des meeres, die vom wynde getriben und gewebb wirdt, Solcher mensch Gott] dem Herrn 29 wer fehlt 32 der] des 33/251, 10 Wyr bis bitten] Das ist die fraydigkait, die wir haben zů jhm, das so wir etwas biten nach seinem willen, so hoeret er uns. Und so wir wissen, dz er uns hoeret, was wir biten, so wissen wir dz wir die bite haben die wir von im gbeten haben 10 schreibt 12 es] er 16 woelche 18 monaten 24 willen nach leüte 26 würst 29 so fehlt 37 hie fehlt 252, 13 des] den 28 &c..] der hoffnung der zůkünfftigenn herrlikait, die Got geben soll. 253, 8 nichts 17 dings 20 ich zů euch etc.] geredt. 21 er zůvor 22 &c..] und aber uber ein klaines so werdet ir mich sehen, denn ich gee zům Vater &c.. fehlt 28 geschwynnde 29 aubent 254, 3 ists 4 schayden. Derhalben sagt er weytter. Es kumpt aber die zeit, dz ich nichtt mer durch sprichwort mit euch reden werde, sondern euch frey herauß verkündigen von meinem Vater: Das 9 sey, unnd was 14 so fehlt 18 vor An steht Weytter spricht er etc. fehlt 19 ursach 21 &c.. fehlt 22 habt. Darumb sagt er ferner Und ich sag euch nicht, das ich den vater für euch bittenn wil, denn er selbs der vater hat euch lieb, darumb das jr mich geliebt habt und geglaubet, das ich von Got außgangen bin. Wie da? 29 bin außgangen. Das 32 gedencken 33 und (2.)] uns 255,11 Glauben nit heisse, das 18 bleyben. Folget weytter im Euangelio. Sprechen zů jm seine Junger Sihe, nu redest du frey herauß und sagest kein sprichwortt. Da sihest du, das 22 gar] gleych 29 haben. Darumb so sagen sie ferner Nu wissen wir das du alle ding wayst, und bedarffest nicht, das dich yemand frage. Darumb glauben wir; das du vou Got außgangen bist

 

 

 

Ein ander Sermon, auff den Fünften Sontag nach Ostern Von dem gebet

 

1526 [Seite 263]

 Das ein Gebet recht gůt sey und erhoeret werde, Ist erstlichen zů mercken, das darzů zwey ding von noeten sind. Das erste, Das man von Got ein verheyssunge oder zůsagen habe und die selbigen zůvor bedencke, Got der selbigenn erynnere und sich dardurch wage troestlich zů bitten. Denn so Gott nicht hett hayssen bitten und erhoerung zůgesagt, moechten alle creaturen mit allem biten nicht ein koernlein erlangen. Daraus dann folget, das nyemant etwas von got erlannget, seiner oder seines gebets wirdigkeyt halben, sondern alleine auß goettlicher guettigkeyt, der allen bitten und begirden zůvor kumpt, [Seite 264] durch sein gnedig zůsagen unnd heissen uns beweget zu bitten und begern, auff das wir lernen, wie gar vil meer er für uns sorget und meer bereyt ist zů geben, denn wir zů nemen und sůchen kuene werden, troestlich zů bitten, seyteinmal er alles und mehr dar beüttet, dann wir bittenn mügen.

       Zum andern. Ist not, das man ye nicht zweyffell an der zůsa- gung des warhafftigen und getrewen Gottes. Denn eben darumb hat er erhoerung zůgesagt, ja zů bitten befolhen, das man ye gewisen und festen glauben habe, [Matth. 21, 22] er werde erhoeret, als er saget im Matheo: ‘Alles, was jr bitet im gebet, [Luk. 11, 9 –13] glabt yrs, so werdet jrs empfahen.’ Und im Luca spricht er: ‘Ich sage euch auch, Bittet, so wirt euch geben, sůcht, so werdet jr finden, klopffet an, so wirt euch auffgethan, Denn wer da bittet, der nimpt, und wer da sůcht, der findt, und wer da anklopffet, dem wirt auff gethan. Wo bit under euch ein sun den vater umbs prot, der jm eynenn stein darfür biette? und so er umb einen visch bitet, der jhm eine schlangen für den fisch biete? oder so er umb ein eyh bittett, der jhm einen Scorpion dafür biete? So dann jhr, die jhr arg seyt, kündt ewern kindern gůte gaben geben, wievil mehr würdt der vater im himel den hayligen geyst geben denen, die jn bitten.’ Auff dise und dergleichen zůsagung und befelhe můß man sich troestlich erwegen und mit rechtem vertrawen bitten.

       Zum dritten. So yemand also bittet, das er zweyffelt an der erhoerung Gottes und allein dahin setzt auff abenteür sein gebet, es geschehe oder geschehe nicht, der thůt zwey boese stuck. Das erste, das er sein gebet selbs zůnicht [Jak. 1, 6. 7] macht und umbsonst arbeytet, Dann also spricht Jacobus: Wer von Gott bitten wil, der ‘bite im glauben und zweyffele nicht, denn wer da zweyffelt, der ist gleich wie ein wage des meers, die vom winde getribenn und gewehet wirt, Solcher mensche dencke nur nicht, das er etwas vom herrn entpfahen werde.’ Das meynet er also, das des selbigen menschen hertz nit still helt, darumb kan jm Got nichs geben, der glaub aber helt das hertz still und macht es entpfengklich Goettlicher gaben.

       Das ander boeß stuck ist, das er seinen aller getrewesten unnd warhafftigen Got für einen lügner und eynen losen, ungewisen man achtet, als einer, der seinen zůsagen nicht müge oder woelle genůgthůn, und also durch seinen zweyffel Got die ehre und den namen der trew und warheyt beraubet.

       Darynne so schwerlich gesündiget wirt, das auch durch die selbige sünde ein Christen zů einem haiden wirt und seinen aigen Got verleügnet und verleüret, und so er darinnen bleibt, ewigklich on allen trost můß verdampt sein. Wirt im aber etwas geben, das er bittet, so wirt es im nicht zůr seligkait, sonndern zů schaden gebcn zeytlich und ewigklich, auch nicht umb gebeets willen, sonndern auß dem zorn Gottes, das er belone die [Seite 265]

gůtte wort, die da in sünden und unglauben und Goetlicher uneer gesprochen werden.

       Zum vierdten. Sprechen etliche, ya, ich wolt wol vertrawen, mein gebet wurd erhoeret, wenn ichs wirdig were und wol moechte. Antwort ich: Wenn du nicht ee bitten wilt, du wyssest denn oder entpfindest dich widrig und geschickt, so můst du nimmer mer bitten. Denn wie vor gesagt ist, unser gebet můß nit sich gründen oder halten auff unser oder seine wirdigkait, sondern auff die unwanckelbare warhait Goetlicher zůsagung. Und wa sichs auff sich selbs oder etwas anders gründet, so ist es falsch und betreüget dich, ob auch vor grosser andacht das hertz zerbreche und eytel plůts tropffen waynete. Denn Darumb bytten wir, das wir nicht wirdig sind zůbitten. Und eben dadurch werden wyr wirdig zůbitten und erhört zůwerden, das wir glauben, wir sind unwirdig, und allaine auff die trewe Gottes uns troestlich wagen.

       Sey wie unwirdig du magst, so schawe darauff und nymm mit gantzem ernst war, das tausent mal meer daran gelegen ist, das du Gottes warhait eerest und nicht in deinem zweiffel seyne trewe zůsagung zůlugen machest. Denn deine wirdigkait hilft dich nit, deine unwirdigkait hindert dich nit. Aber die mißtreüwe verdampt dich und die zůversicht wirdiget und behelt dich.

       Darumb huet dich dein leben lang, das du dich nimmer wirdig oder geschickt achtest zůbiten oder zů empfachen. Es sey denn, das du dich findest einen freyen waghalß auff das warhafftig und gewyß zůsagen deines gnedigen Gotes; der dir sein barmhertzikait und guete also wil offenbaren, das zů gleich, wie er dir unwyrdigen, unverdienten, auß lauter gnaden, ungebeten erhoerung zůgesagt hat, wil auch dich unwirdigen beter auß lauter gnaden zů eeren seiner warhait und zůsagung erhoeren, auff das du nit deiner wirdikeit, sonder seiner warhait, damit er die zůsagung erfüllet, und seiner barmhertzikait, damit er die zůsagunng gethon hat, dancksagest.

       [Ps. 25, 8 –10] Das bestaettiget der spruch im Psalm: ‘Der Herr ist gůt unnd recht, darumb wirt er die sünder underweysen auff dem wege. Er layttet die ellenden recht und leret die ellenden seinen weg.

       Alle steige des Herrn sind guette und trewe, denen, die seinen pund und zeügknis behuetten’. Guete oder barmhertzikait in der zůsagung, Trewe oder warhayt in erfüllung und erhoerung der zůsagen. Und in eym andern Psalm [Ps. 85, 11] spricht er: ‘Guete und trewe begegen einander, Gerechttigkait und fryde kuessen sich.’ Das ist, sie kommen zůsamen in einem yegklichen werck unnd gaben, dye wir von Got durch bitten erlangen.

       Zům fünfften, Sol man sich in disem vertrawen also halten, das man Got nit ein zyl steck, tag oder stat stymme, noch die weyse oder masse setzen seiner erhoerung, sondern das alles seinem willen, weyßheit und almechtikait [Seite 266] haymgeben, nur frisch und froelich warten der erhoerung, doch nicht wyssen woellen, wie unnd wa, wie bald, wie lang unnd durch woelliche. Denn sein Goetlich weyshait wirt uberschwencklich bessere weyß und maß, zeytt und stat finden, denn wir gedencken mügen und solten auch wunderzaichen geschehen, Wie im Alten Testament, Da die kinder von Ysrael Got vertrawten, er wůrde sie erloeßen, und war doch kein mügliche weyß vor augen noch in allen jren gedancken, da thaete sich das Rote moer auff und gab jnen ein weg hyndurch und vertrenckt alle jre feynde auff ein mal.

       [Judith 8, 10. 11] Also thaette Judith, die heilige fraw, da sie hoeret, das die Burger zů Bethulia in fünff tagen die Stat woltten ubergebenn, wenn in Got in des nit hulffe, straffet sie die selbigen und sprach: ‘Wer seyt ir, das ir Got versucht? Das sind nicht fürnemen, damit man gnad erlange, sondern mer ungnade erwecke. Wolt ir Got ein zeit setzen, sich ewer zuerbarmen, und stimmen einen tag nach ewerm wilkoere?’; Darumb halff ir auch Got wunderlich, das sy den großen Holofernem sein haupt abschlůg, und die feynd also vertriben wurden.

       [Eph. 3, 20] Also spricht auch S. Paul, das Gottes vermügen ist allso gethon, das er uberschwencklich hoecher und boesser thůt, denn wir biten oder versteen. Darumb soll man sich erkennen zugerynng datzů, das wir nennen, abmalen oder dargebenn mügen zeyt, stat, weysse. maß und ander umbstende, des das wir biten von Got, sondern im gantz alles haymstellen und unverruckt festigklich glauben, er werd uns erhoeren.

 

 

 

 

Am tage der himelfart Christi, Euangelion Marci am XVI.

 

1526 [Seite 266]

[Mark. 16, 14 –20] Zu letst da die Aylffe zů tysche sassen, offennbart er sich und schalt jren unglauben und jres hertzen hertigkgit, das sie nit geglawbt hetten denen, die in gesehen hetten aufferstandenn, Und sprach zů jhnen: Geet hyn in alle welt und prediget das Euangelion aller Creaturn, Wer da glabt und getaufft wirt, der wirt selig werden. Wer aber nit glawbtt, der wirt verdampt werden.

       Die zaichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, seynd die: In meinem namen werden sie Teuffel außtreyben, Mit newen zungen reden, Schlangen vertreiben, Und so sie etwas toedlichs trincken, wirts jn nichts schaden, Auff die krancken werden sy die hende legen, so wirts besser mit in werden.

       Und der Herr, nach dem er mitt jhn geredt hette, ward er auffgehaben geen himel und sitzt zůr rechten hand Gottes. Sie aber giengen auß und predigeten an allen ortten, und der Herr wirckte mitt jn und bekrefftiget das wort durch mit folgende zaychen.’

       [Seite 267] Summa des Ewangelions.

Disen Text legen sie wider die Historien des Euangelions, daran sich etlich gestossen und mainen, das Marcus hie vil aussen gelassen habe. Aber es ist ein jrthumb und unfleyß. Denn Marcus beschreybet die Summa aller der dinge, die da geschehenn sind vonn der zeyt an, da Christus aufferstannden ist, biß das das Euangelion begunde in die gantze welt ußgepraytet zůwerden.

       Darumb můß man etliche woerter im Euanngelio recht versteen. Als da er spricht: ‘Zůletst’, Nicht am tage der hymelfart, sondern am aubent des tages, da Christus aufferstanden war, nach dem er den zwayen, die geen Emmahus giengen, erschyn. Item, da er sagt: ‘und sprach zů jn’, ist nicht an disem tage geschehen, sondern hernacher an eynem andern tage auff dem berge Thabor in Galilea, da hin Jhesus jnen beschaydenn hette, wie Matheus beschreibet. Denn mit disen worten hie stymmen die wort in Matheo, da er also sprach: ‘Mir ist geben aller gewalt in hymmel und erden. Darumb geet hin und leret alle voelcker und tauft sie in dem namen des Vaters und des Sunes und des hailigen Gaistes und leret sie halten alles, was ich euch befolhen habe.’ Item, da der Text im Euangelio sagt: ‘Und der Herr, nach dem er mit jhnen geredt hette’, Nemlich bey viertzig tagen, wie inn den Geschichten der Apostlen steet. Item, da der Euanngelist spricht: `Sie aber giengen uß, ist zůversteen, da sie nu den hailigen Gaist sichtiklichen empfangen hetten. So ist nu diß die Summa.

1 Die langksamigkait zůglauben und die unvolkommenhaitt in den lieben hailigen ist uns gar ein mechtiger grosser trost.

2 Die Aposteln sollen das Euangelion und sunst nichts annders predigen aller Creaturn, nit alleine den Judenn, sondern auch den Haiden, den Fürsten und undethanen. So das niergend kain ort sey in der gantzen welt, da man nicht hoere das Euangelion der herrlickait Gotes.

3 Es ist aber vergeblich, das Euangelion hoeren, wa man es nit glaubet Darumb muessen sie alle von Gott geleret werden.

4 Es sey denn, das du staetts getaufftt werdest mitt feüwer und dem heyligen geyst biß an dein ende, so fellest du wider inn den unglauben.

5 Umd der unglaubigen willen sind die zeichen geben, auf das man dardurch der welt anzaygete, das diß das wort gottes were, welchs man unter sie predigte. Dann so spricht der text: Und der Herre wirckete mit jnen unnd bekrefftiget das wort durch mitfolgende zeychenn.

6 Die zeychen sind schoen geschehen, und derhalben halten wir auch die Aposteln Gottes für heylig. Darumb so sind jetzt zeichen nicht von noeten, dabey wir wüsten, das jr wort und predigt Gottes wort sey.

7 Aber disen spruch hoeren wir wol, der dem reychen mann geantwort wurde: ‘Sie haben Mosen und die Propheten, laß sie die selbigen hoeren.

8 Dise zeychen, so hie erzelett, geschehenn auch ym geyste biß ans ende der welt. Denn durch das Euangelion wirt der Fürst der finsternusse mitt all seinen schlangen außgetribenn, wie im ersten bůch Mose steett. Man hoeret alda ein new bekenndtnus von denen, die bekeret sind, Und so uns yrgent ein unglaube ein fiel [Seite 268] oder fürkaeme, so kan man jn bald durchs Euangelion weg jagen, das wir also lernen nicht auß uns sellbs zůvertrawenn. Uber das so werden die glaubigen mit der andern schwachheit gedult tragen, jnen helffen, radten, sie heilen und alles thůnn, was sie nur vermügen. Es koennen auch noch heüt des tages dise zeychen, welche die Aposteln theten, leiplich geschehen, wenn es von noetten were.

9 Christus name sein leypliche sichtliche gestalt hinnwegk (denn also schicket es sich am besten), auff das er uns lerete, das sein reich nicht stuende in weltlichen satzungen. Darumb spricht Sant Paul zů den Collossern: ‘So jr denn nu gestorben seyt mit Christo von den weltlichen satzungen, was lassett jr euch dann fangen mit satzungen, als weret jr lebendig?’ Und das thet nu Christus darumb, auff das er regierete in den hertzen der glaubigen und were ein ewiger Priester bey dem vater für uns.

 

 

Außlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 555, 2 bis 555, 29 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

555, 8 befalh yhn] gab jn befelhe 9 het 12 tage 14 in gantz 15 solchs gesaget, gesegnet 17 Und da sie also gen Himel gafften und jhm nachsahen, Sihe, da tratten hart neben 24 auf den soeler im hause 26 wie bis Actuum] des Hern Christi 556, 2 alle 4 anhebt und fehlt 5 aller 9 vor 10 da gehoeret sol werden in 11 ßo] sol 12 mochten] muesten 17 enge gespannet] eingespannet 18 glose 34 auff gottes gnade. Dann ist es gnade, spricht Sant Paul, so 557, 8 allen 9 fro 12 sagt nach 11 schrifft 13 Als] wie verkundigen bis preyß] die erzelen die ehere Gottes, und die feste verkündet seyner hende werck. Ein tag sagts dem anderen, und ein nacht thůts kund der andern 16 und (1.) fehlt 22 Jsaie bis narrabit] da er im Propheten Jsaia sagt. Dises volck habe ich mir zůgericht, das sol mein lobe verkündigen. 27 wolen 30 gronen von frewden und (2.)] noch 31 die werck] dise wort 558, 10 das bis verkundigen] und das selbige hat er uns durchs Euangelion verkündigen lassen 14 ja nach du 25 einen alles fehlt eben das 29 und (1.) fehlt 34 geringste] klaine vor 559, 5 warhafftig] warlich es fehlt 6 abermal] aber 9 Unnd wer 13 auch] ya 21 sich] im 22 es] er 24 es] er 560, 3 bedarff 4 selb fehlt 5 spruch im Psalm. Alle steyge des Herrn sind guette und trewe, oder gnad 7 eyttel warhait 21 &c..] der wirt selig werden 34 unnd] Nun 561, 1 gferlichkait 13 denn der mich 22 mer oder weyter 25 das] woellichs 28 Christus der Herr 562, 7 wie denn find] seyen 12 auffart] himelfartt Christi des Herren auch 16 seyne himelfart und 19 da fehlt 20 vor 563, 14 alle 31 forder] beger 32 welt end zum eigenthůmb. Da 34 er (1.)] der 564, 3 sagt] sprach 4 biß das leg nach füsse feinde dir 5/10 hat bis geben] wirt zůschmeyssen die Künige am tage seines zorns. Er wirt richten under den Heyden, er wirdts vol todter leichnam machen Er wirt zůschmeyssen das haubt über vil lande, Er wirdt trincken vom bach auff dem wege, darumb würdt er das haupt empor heben. || Item in einem andern Psalm spricht David. Du bist inn die hoehe gefaren, und hast das gefaencknus gefangen, Du hast gabenn empfangen für die menschen auch dye abtrünnigen, ausf das Got der herr da wone. 11 auffart] himelfart beschriben 13 auffart] hymelfart 16 Er] Christus 18 Und ist 22 ist nach gegenwertig 24 es] er 28 Diß 30 sonderlichs 31 wir diß einfeltigklich 565, 2 halß gleich als ob sie in woltt ertrencken, sie 5 nitt mitt feyner hilffe da ist und uns hilfft 9 der gewalt 13 aber] doch 17 loß] ledig 20 hierunden 28 gerechten 29 Das bis Euangelio fehlt

 

 

 [Seite 269]

Ein ander Sermon, am tag der Himelfart Christi Euangelionn Marci: am XVI capitel.

 

1526 [Seite 269]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 133, 16 bis 147, 10 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

133, 16/18 Das bis hertygkait fehlt 18 disem heüttigen 19 Chrystenlichen] Christen 22 es] er 23 der wirt selig werden. Wir woellen die stuck nacheinander besehen. Zum 134, 1 jre 4 du dich solch ding zůthon 8 ist nach sünde 10 seyen] sind 13 und (3.) fehlt 14 zůversicht Gottes und haltten sie starck, der 17 finden 20 rychtter, das findet jn denn auch also. 21 unnserm 25 Galatern. Lieben brueder, so ein mensch etwa von einem fel ubereilet wurde, so underweyset in mit senfftmuettigem gaist, die ir geistlich seyt. Ader unser 28 Bischoffe, Pfaffen, Müniche und Nonnen woellen 135, 6 alhye] alle 12 gewesen fehlt wann] denn 14 geschaffen 15 aber] Also 16 den fehlt 19 dise sache 23 auch daneben dan eben fehlt 25 geprach 136, 1 fehlt 4 gepurt unnd vernunfft halben, das ist nur sünd 9 und hat 10 und] darzů und hat 11 ertrenckt] ersaufft hatt nach versoenet 12 zůthůn 13 geschriben in dem Psalm. Sie rueffen, aber da ist kain helffer, Zum Herrn, aber er antwortet jnen nicht, Ja 17 Psalter. Sein gebet můß sůnd sein. Seyt ein mal 20 und alles 21 were, erlangete Christum muessen wir von Got bitten alles, das wir bedürffen, wie jr am nechsten sontag im Euangelio gehoeret habt, da der Herr sprach So jr den vater etwas bitten werdet in meinem namen, so würt ers euch geben Was 26 wenn] Dann schirm, darunter wir 137, 2 hayst nu auffersteeung 5 ertrencket] erseüfft 9 wann] Dann 10 fromm zů werden, Der 12 wie wol] so doch 14 andern hefftig 15 vom tod fehlt predig vergeblich, so ist auch ewer glaub vergeblich. Unnd bald hernach. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist ewer glaub eyttel, so seyt jr noch in ewern sündenn. 17 und wie reümett sie sich darauff? 19 erloesen] entledigen 20 Jesus fehlt 25 also. So du mit deinem munde bekennest Jesum, das er der Herr sey, unnd glaubest in deinem hertzen, dz in Got von den todten aufferwecket hat, so wirdest du selig. 28 auffersteeung 138, 4 sünden hyndurch] dardurch 6 thůt, zur rechten des vaters im himel ein gewaltiger herr gesetzt ist, und das solchs alles unns zů gůt geschehen sey. Das Glauben 11 &c..] und begraben 12 wider auferstanden meinet Got im Prophetenn Habacuk, da 14 wyrt] sol 17 geschweiget aller 18 auffersteeung 20 Paulo] jm 21 gesagt zů dem Anania. Diser ist mir ein ausserwelter rüstzeüg, das er meinen namen trage vor den Hayden, und vor den Künigen, und vor den kindern von Israel, ich wil jm zaygen, wievil er leidenn můß umb meines namens willen. Darumb 24 Junckfrawe münche nicht yr langes gebet. Denn 28 David ym Psalm. Schaw Got unser schildt, Sihe an das angesichtt unsers gesalbten. Das sey von einem stuck des Euangelions. Nu folget weytter im Text. Geet hin in alle welt und prediget das Euanngelion aller Creaturen. Was sollen 131, 1 Nichts 5 fehlt 7 wers aber nicht glaubt, der 11 der glaubt der kommet 15 hoeren] holen 17 in alle welt 18 zů halltenn 19 in alle welt nie fehlt 29 in die gantz welt 140, 4 ymmer fort, eyne 8 wirt doch 9 wie wol sie mitten under dem wege außgeleschett 10 Aber] Oder 17 in] ein 20 der wirt 27 in] zů 141, 1 wann] Denn 7 verschymert] beschmyert 8 daenet] außgethoenet 9 Wann] Denn Galattern, So durch das gesatz gerechtigkait kompt, so ist Christus vergeblich gestorben. Dz ist 23 sprechen] sagen 24 da glaubt 26 man muesse 28 fehlt 29 selig werden 142, 5 die sündtfluß 8 sonderliche loß, darbey sie Dann] und 9 als mit darmit seind fehlt 12 getaufft sein der wirt selig werden, ein ausserlich zaichenn hatt zůgesetzt, als die tauff, und dz Sacrament des brots und des weyns, woellichs da ist fürnemigklichen 16 gebrauchen 18 die tauff 22 nun] nur 26 des] von der 27 die tauff 28 brieff nicht geschriben staet. Darumb [Seite 270] 143, 1 fehlt 5 in alle welt 7 spruch im Luca, Wer euch hoert der hoert mich, Der 11 wie denn der Herr hie seinen Jungern dz Euangelion, sein wortt, in jren mund gibtt. Drumb 16 fehlt 17 im Euangelion. Prediget das Ewangelion aller Creaturn 25 yederman kainem 26 sol geprediget steet im Psalm. Es ist kain sprache noch rede, da man nitt jre stymme hoere, Yhr richtschnůr ist ußgangen in alle land, und jre rede an der welt ende. Woelcher anfang 144, 1 war, Drumb sagtt der Herr hye zů den Apostlen. Gehett hynn inn alle weltt und prediget das Ewangelion aller Creaturn, auff das 4 Seüle da moechten 6 in aller welt und niemants 9 spricht zů den Epesiern. Er hat ettliche zů Aposteln gesetzt, ettliche aber zů Propheten, ettliche zů Euangelisten, ettliche zů Hirten und Leerer, damit die Hayligen all zůsammen gefuegt würden, durch gemainen dienst zů bessernn den leyb Christi, biß das wir alle, einer dem anndern die handt raychen, zů ainerlay glauben und erkendtnus des sons Gottes. Folget weytter 14 nach einander, Und spricht also. Die zaychen aber, die da folgen werden denen die da glauben, sind die. In meinem namen werdenn sie Teüffel außtreiben, Mit newen zungen reden Schlangen vertreyben, Und so sie etwas toedtliches trincken, wirt es jn nit schaden. Auf die krancken werden sie die hende legen, so wirt es besser mit jhn werden. Wie woellen 22 wann] dann 24 werden jr wenig behalten, unnd gar wenig hayligen im himel bleyben, dann 25 zeyhen [so] alle miteynander gethan, wiewol 26 gehabt und gethan. Ettliche farn 29 ehr erhalten daz] die 145, 3 wunnder fehlt 6 Besonder] Aber 8 sey] ist 9 wie Christus im Johanne sagt. Warlich warlich ich sage euch, wer an nich [so] glaubt der wirt die werck auch thůn die ich thů, und wird groessere denn dise thůn, Denn ein 11 gleichen ain kůch] seine gemaine gesamptem lehen. Der 12 jm 14 geschriben. Auff dem lewen und ottern wirstu geen, und tretten auf den jungen lewen unnd dracken 16 Wann] Dann was ein mal ein 18 ists 20 der] die 21 oder die not erfordert 23 das selbige zů bestettigen 24 Sie aber giengen auß, und predigten an allen orten, und der Herr wirckte mit jn, und bekrefftigett das wort durch mitfolgende zaichen. Seyteinmal aber 26 nun fehlt 27 ists nicht 28 als] wie 146, 4 reychen. Als das 5 ists 6 vernaemen 9 den] der 10 haim] hinein 18 ferhlich 24 leernen fehlt 30 resch] bald 147, 3 zůgeen 4 allen 7 es] er und der 8 geftendig 10 So bis lust] Solchs sůchte der teüffel und buesset also seinen lust. Das sey von disem Euangelio gesagt.

 

 

Am Sontage nach der Himelfart Christi Euangelion Johannis XV. und XVI. Capitel

 

1526 [Seite 270]

[Joh. 15, 26 –16, 4] Ihesus sprach zů seinen Jungern: Wenn der troester kommen würdt, welchenn ich euch senden werde vom vater, der geist der warheyt, der vom vater außgeet, der würdt zeügen von mir, und jr werdet auch zeügen, dann jr seyt von anfang bey mir gewesen. Sollichs habe ich zů euch geredt, das ir euch nicht ergert, Sie werden euch in den ban thon. Es kumpt aber die zeit, das wer euch toedtet, wirt meinen, er thuee Got einen dienst dran, Und solchs werden sie euch darumb thon, das sie weder meinen vater noch mich erkent haben. Aber sollichs habe ich zů euch geredt, uff das, wenn die zeyt kummen wirt, das ir dran gedencket, das ichs euch gesagt habe, Solliches aber hab ich euch von anfang nicht gesagt, denn ich war bey euch.‘

 [Seite 271]

 

Summa disz Euangelions.

1 Der hailige Gaist wirt darumb ein gaist der warhait genent, das er uns warhafftige, rechtschaffne menschenn machet, one woelchen alle menschen lugener sind. Was ist nun der freye wylle und was vermügen nun die menschen lere? die Propheten und Apostlen haben geredet auß eingebung Gottes gaysts, wie S. Peter sagt: Das solt ir für das erste wissen, das kain weissagung in der gschrifft geschihet auß aigener außlegunng, Denn es ist noch nye kaine weyssagung uß menschlichem willen erfür bracht, sondern die hailigen menschen Gottes haben geredt, getriben von dem hailigen Gaiste.

2 Der selbige gaist der warhait, spricht Christus, wirtt zeügen von mir, und ir werdet auch zeugen, der gaist jnnwendig, jr aber außwendig, mit dem worte. Das sagt auch Sant Paul zů den Rhoemern: ‘Yr habt nicht einen knechtlichen gaist empfangen, das ir euch abermal fürchten muesset, sondern ir habt einen kindtlichen gaist empfangen, durch woelchen wir schreyen: Abba, lieber vater, der selbige gaist versichert unsern gaist das, das wir Gottes kinder seynd.

3 Von dem ergernis des creützes und Christlicher thorhaitt besihe die erste Epistel santt Pauls an die Corinther.

 

 

Auslegung des Euangelions.

[Es folgt die Unsre Ausg. Bd. 103, 147, 11 bis 155, 19 gedruckte Predigt. Roths Fassung zeigt aber so viele Abweichungen, daß ihr vollständiger Abdruck sich als nötig erweist.]

       Ewer lieb hat vor vil gehoert von dem glauben, Nun hoeret auch von dem zeugknis des glaubens und von dem creütze, das hernacher folget. Denn [Röm. 10, 10] also hat Paulus gesagt zů den Rhoemern: ‘So man von hertzen glaubtt, so wirt man rechtverttig, Denn wenn man wil fromm sein, so můß man im hertzen anheben und glauben, das thůt nur zůr frummkaitt, Aber es ist nit gnůg zůr selikait. Drumb, so můß man auch thon, was ein Christlich leben bringet, und darinne bestaendig bleyben. Derhalben sagt Paulus hyntzů: Und so man mit dem munde bekennet, so wirt man selig.’ Dise zway stuck sind, die uns selig machen, glaub und bekentnis des glaubens. Der glaub errettet von den sünden, hell, Teuffel, tod und von allem unglück. Nu wenn wir den haben, so haben wir gnůg, so laßt uns denn Got hie leben, das wir den nechsten die hand raichen und jme helffen, Also will Got seinen namen gepreyset und sein reich gemeret haben. Darumb so můß man hie seinen namen preysen, den glauben bekennen und die andern hertzů locken, das das reich Gottes gemeret und sein namen gepreyset werde.

       Also můß der glaube geyebt und gearbait und gepantzerfegt, auch durchs fewr getzogen werden wie das gold. Denn der glawb, die hoche gabe und schatz Gottes můß herauß brechen und gewiß werden vor mir, vor Got, vor allen Engeln, Teuflen und der gantzen welt, das er recht sey. Denn gleych wie ein [Seite 272] edel gestayn nit wil verborgen seyn, sondern getragen werden, Als wil und můß der glaub auch getragen und bekant werden, wie in der Epistel Petri [1. Petri 1, 7] geschriben ist: ‘Ewer glaub soll beweret sein und koestlicher erfunden werden denn das vergenckliche gold, das durchs fewer bewerdt wirt.’

       Nun mit dem bekentnis můß ich auff mich ladenn Teuffel, hell, tod und die gantze welt, Künige und Fürsten, Bapst und Bischoffe, Pfaffen und Müniche. Denn durch den glauben felt dahin alles, was die vernunfft zůr seelen selikait erdencken kan und ye erdacht hat, und můß aller welt affenspil gestrafft und alleine sein klainet gepreyßet werden, Das kan denn die welt [Joh. 11, 40] nit leiden, Darumb felt sie zů und würget, toedtett und sagt: ‘Es ist besser, das einer sterbe, denn das das gantze volck verderbe’, wie Caiphas sagete. Allso můß das bekentnis heraußbrechen, nemlich, das got allaine der hailand sey, Und das selbige bekentniß bringt uns denn umb den hals, wie der Herr zů [Joh. 16. 2] den jungern hernacher saget: ‘Sie werden euch in den ban thon.’ Das creütz kan man nitt anders abmalen, denn es hye gemalet ist, denn das ist sein rechte farbe. Aber dahaim im pete ligen, kranck sein ist nichts gegen dem, Es ist wol auch ein leyden geacht, aber das hie ist ein guldin leiden, das wir verfolgt werden und getoedt mit schmachait, das die, die da verfolgen, das lob haben, und das der preyß, recht und eere uff jhener seyten sey, schannd, schmach und unrecht uff unser seytten stee gegen der welt, die denn wil Gottes eer dadurch verthaediget haben, das alle welt sage, uns sey recht geschehen, und das got, gschrifft und alle Engel wider uns steen. Da můß kain klage, kain recht seyn, sondern verflucht und mit schanden dahin geschaiden werden. Also geschah auch Christo, das man jn in den aller hoenlichsten und schmelichsten todt warff und hieng in zwischen zwen schecher oder moerder, und ward geacht [Matth. 27, 40] als ein hauptschalck, und sagten mit lesterlichen wortten: Ey, er hat sich Gotes sun genent, er helff im nun, wil er anders, Da mueste Got wider in sein und alle Engel. Also sagt er auch hie: sie werden euch toedten' und nit schlecht, sondern mit schanden, das alle welt sagen wirt, man thuee got einen dienst daran. Das ist nu ein hert ding, das man dennoch alda halte und bekenne, das uns got gnedig und ein hailand sey wider alle welt, wider alles gleissen und scheinen. Nu es sey, wie hert und scharpff es woelle, so můß es bekant sein, woellen wir anders wolfaren. Solchs alles můß der glaub gewertig sein, und dem bekentnis folget nichts gewissers denn das creütz. Denn das ist gewiß, das uns begegnen würt, es sey im leben oder im sterben, daz all unser thon sich lasse ansehen, als sey es wider got und wider die gschrifft. So were es nun besser, das man hie im leben das lernete von den leüten denn vom teufel im sterben. Denn die leüte künden es doch nit weiter treiben denn jn die oren. Aber der teuffel hat eine spitzige zunge, der tringt ins hertz und [Seite 273] macht das hertz zittern und dir so angst, das du mainest, du seyest verloren und verdorben, das wider dich stee himel und erden, Got und alle Engel. Da [Ps. 6, 7. 8] maynet der Prophet im Psalter, da er also sagt: ‘Ich hab mich gearbaytet mitt meinem seüfftzenn. Ich schwemme mein bett die gantzen nacht unnd waiche mit meinen threnen mein lager. Meine gestalt ist verweset vor dem zorn und ist alt worden, denn ich allenthalben geaengstet werde.’ Denn da zůbesteen ist schwer. Nun sihest du, wie wenig ir seyndt, die disen glauben betzeugen dürffen, Denn einer fürcht seins weibs, der ander seiner kinder oder gueter, der dritte sein selbs.

       Nun ist der glaub umb sunst, wa er nit bestaendiklich bleibtt biß an das [Matth. 10, 22, Matth. 24, 13] ende, wie Christus sagt im Matheo: ‘Wer biß an das ende beharret, der wirt selig.’ Drumb were es hie besser denn dort zů erfaren. Und so man hie fleücht, da ist im hertzen kayn glawben, allaine ein tode mainung oder won, die da one marck, kraft, safft und pain ist. Wa aber der recht lebendig glaube ist, der tryngt dahin durch schwert und fewer. Nun woellen wir sehen, wie der Herr hie seine junger troestet, Und spricht also:

       ‘Wenn aber der troester kommen würdt’.

Auff das wir ya nicht vertzagen, so saget er: Ich wil euch senden einen troester und ein solchen, der da almechtig ist. Und nennet den hailigenn Gaist alhie einen troester, Denn ob mich gleich meine sünde, die forcht des todes ploed machen, so kumpt er her und rueret mein hertz und spricht: Heü, frisch hin an. Also ploßet er uns einen můt ein, spricht uns freüntlich unnd troestlich zů, das wir nicht vertzagen vor dem tode und hynan geen, wenn wir gleich zehen helße hetten, und sagen: Ey, wiewol ich sünd hab, noch dennoch sind sie hin durch, Und wenn ich ir noch mer hete, das sie uber mir zůsamme schluegen, so wil ich doch hoffen, das sie mir nichts schaden mügen, Nicht das man die sünde nicht entpfinden solt, denn das flaisch můß sie entpfinden, sondern der gaist uberwindt und undertruckt die ploedigkait und forchtt und fuert unns hin durch, Denn er ist mechtig genůg dartzů. Drumb spricht er ferner:

       ‘Woellichen ich euch senden werd vom Vatter’.

Denn der vater ist die anfengkliche person, ich der sun, und von uns kumpt der hailig gaist, und die drey personen sind ein ding und wesen, zue gleich mechtig und gewaltig, wie ers noch besser ußtrucket und spricht:

       ‘Der geist der warheyt, der von dem vater außgeet’.

Das ist sovil gesagt: der euch troesten wird, der ist Almechtig unnd aller ding ein Herr. Was vermage nun die Creatur wider uns, so bey uns steet der [Seite 274] Schoepffer? Sihe, wie groß ist der trost der heyligen Geysts. Las nu alle Türcken her gehen, so der unser schutz und ruckhalter ist. Dann also sagt Johannes [1. Joh. 3, 19] inn seyner ersten Epistel: ‘Daran erkennen wir, das wir auß der warheyt sind und bereden unser hertz vor jm, daz so uns unser hertz verdampt, das Got groesser ist dann unser hertz und erkennett alle ding.’ Also saget er [1. Joh. 4, 4] auch im folgenden Capitel: ‘Kindlein, jr seyt von Got und habt jhene überwunden, Dann der in uns ist, ist groesser, dann der in der welt ist.’ So nu der Herr spricht: den wil ich euch senden, das euch nichts schadenn kan, ist das nicht ein grosser trost, wer wolt hie nicht keck und můttig werden?

       Und nennet jn einen gayst der warheyt, das ist: wo er ist und hinkumpt, da ist grundt durch und durch rechte warheit, da ist kein falsch noch heüchlerey, Dann der heüchlet nicht. Aber wo er nicht ist, da ist eyttel heüchlerey und falscheyt, Darumb feltt man ab, wenn es zum treffen kompt, denn da ist nicht der geyst der warheyt. Nu weytter spricht er:

       ‘Der wirdt zeügen von mir’.

Das ist: Wenn der im hertzen ist, der redet durch euch unnd macht euch gewiß und sicher, das das Euangelion war ist. Da folget denn das bekendtnus des Euangelions herauß. Was ist dann das Euangelion? Es ist ein gezeügknus von Christo, Das er sey Gottes son, der Heyland und one den sonnst nichts [1. Petri 2, 9] anders. Das meint Petrus, da er spricht: ‘Ir seyt ein künigklich priesterthůmb, das wir erwelett sind darzů, das wir Christum predigen und kundt machen’. Da můß gezeügknuß sein, das ladet dann auff sich aller welt zorn, da folget dann das Creütz, da erheben sich dann empoerung, da zürnen herrn und Fürsten und alles, was groß ist, dann die welt kan dise predige nicht hoerenn noch leyden. Darumb ist das Euangelion ein feindtselige predig.

       Nu meinet die vernunfft: Ey, man künde dennocht wol pre- digen das Euangelion, das mans fein sympel und schlecht hin sagt on empoerunng der welt, so gieng es fein ein, Das hatt der Teüffel gesagt. Denn wann ich glaub und sage, das allein der glaub an Christum alles thue und außrichte, so stosse ich umb aller welt affenspil, das künnen sie nicht leyden. Darumb kan das nicht beyeynander steen, Christus leere und menschen leere, eynes můß fallen. Dann Pfaffen und münchenn, wie die jetzundt sind, haben jren namen, wesen und thůn auß menschlichen satzungen, die stosset das Euangelion darniger, darumb mügen sie nicht das Euangelion annemen und bleyben, wie sie sind.

       Also sag ich, das der Christlich Glaub sey alleine auf Christum gericht on alles zůthůn, So woellen dann die jr ding unnd ordnung auch nicht fallen lassen, so werden dann empoerung. Darumb můß es růmoret seyn, wo das Euangelion ist und das bekendtnus Christi. Denn es stosset alles für den [Seite 275] kopff, was nitt der art ist. Wenn die nicht widereinander weren, so künden sie wol besammen steen. Nu sind sie wider einander. Denn so wenig als Christus nicht Christus ist, so wenig kan ein Münche oder Pfaff Christen sein. Darumb můß ein fewer angezündet sein. Dann der Herre spricht [Matth. 10, 34] selbs in Matheo: ‘Ich bin nicht kommen fride zů senden, sondern das schwerdt.’

       Folget weytter.

‘Und jr werdet auch zeügen, dann jhr seyt von anfang bey mir gewesen’.

Ja, denn allererst, wenn jhr gewiß werdet durch den hayligen geist, der euch zeüget, so werdet yhr auch muessen zeügen, Dann darumb habe ich euch zů Apostel erwelet, und habt gehoert meyne wort und leere unnd gesehen meine werck und wandel und alle ding, die jr predigen werdet. Aber der heylig geyst můß zůvor da sein, sonst thůt jr nichts. Dann das gewissen ist der sünd zů schwach, ja es ist kein sünd so klein, darwider sich das gewissen künde widersetzen, und wenn sie gleich so klein wer als lachen in der kirchen. Item, wann der Todt her gehet, so ist das gewissenn vil zů schwach.

       Darumb můß ein anderer daher kommen und das bloede, verzaget gewissen můttig machen, das es hindurch gehe, ob gleich alle sünd auff jm laegen. Und es můß gleich allmaechtig werden, wie der ist, der jhm zůspricht, also das, welches sich zůvor für einem rauschenden blat fürchtet, das foerchtet sich nun vor allen teüffeln nicht. Unnd welch gewissen zůvor nicht lachen erhalten künde, das erhelt yetzund alle sünde, Dann das ist der nutz und frucht des hayligen geysts, das auch die sünde würdt veraendert zů dem aller hoechstenn und besten brauch.

       [1. Tim. 12 –17] Also rhuemet sich Paulus zů Thimotheon, da er bekeret warde, wie er vorhin gelebt hette unnd hielt yetzund sein sünd so verechtig, das er ein lied machte und sang davon also: ‘Ich danck dem, der mich bekrefftiget hat in Christo Jhesu unserm Herren, das er mich für trewe geachtet hat und gesetzet in das amptt, der ich zůvor war ein lesterer und ein verfolger und ein schmeher, aber mir ist barmhertzigkeit widerfaren, denn ich habs unwissend gethan im unglauben. Es ist aber dester reycher gewesen die gnade unsers herren Jhesu Christi, durch den glaubenn und die liebe in Christo Jhesu. Denn das ist jhe gewißlich war und ein thewer werdes wort, das Christus Jhesus kommen ist in die welt, die sünder selig zů machen, undter welchenn ich der fürnemest bin, Aber darumb ist mir barmhertzigkeyt widerfaren, auff das an mir fürnemlich Jhesus Christus erzaygete alle langkmuettigkeit zum exempel denen, die an jn glauben solten zum ewigen leben. Aber Got dem Koenige der ewigkeyt, dem [Seite 276] unvergencklichen und unsichtbarn und allein weysen, sey ehre und preyß von ewigkayt zů ewigkeit. Amen.’

       Ich mein, das heyst ein liedlein gesungen, das richtet der heylige geist auß, wo der in ein hertz kompt. Folgt weytter im Text:

‘Solchs hab ich zů euch geredt, das jr euch nicht ergert’.

Da er sie nu gestercket hette, warnet er sie vor dem zůkünfftigenn leyden, auff das sie es dapffer leyden künden. Dann es ist zůmal ein gůt freündt, der einen warnet, und das übel ist vil treglicher, so man sich zůvor darzů bereyttet hat, Und sagt:

       ‘Sie werden euch in den ban thůn. Es kompt aber die zeyt, das, wer euch toedtet, wirt mainen, er thue Got ein dienst daran’.

Das wirt euch gewißlich widerfaren, darauff rüstet euch und seyt geschickt. Und das würt das aller ergste sein, wenn sie auf das schadlichste mit euch gefarn, werden sie maynenn, sie thuen wol daran, und es würt sich also ansehen lassen, als hett jr got wider euch steen, und werdenn ‘Te deum laudamus’ darüber singen, als hetten sie gottes willen und wolgefallen erfüllet.

       Darumb so rüst er sie hie, das sie keck seyn, wenn sichs nun begibt, Und beschleüst, sie sollen Got vor jnen haben, ob es gleich keinen schein werde haben, denn got stehe auff jrer seytten.

       Und spricht:

‘Unnd solches werden sie euch darumb thůn, das sy weder meinen vater noch mich erkandt haben’.

Darumb duldet, verhaltet und seyt bestendig, sehet, das jhr euch ia nicht an mir ergert, gedencket, das ichs euch zůvor gesaget habe, das sie weder den vater noch mich erkandt haben, Darumb werden sie euch solche schmahe, schand unnd verfolgung anlegen, das solt jr yhe nicht vergessen, Dann es wirt euch grossen trost geben, auch keck, muetig und unverzagt machen. Derhalben so beschleüsset er die warnung und spricht:

       ‘Aber solchs hab ich zů euch geredt, auff das, wann die zeyt kommen wirt, das jr daran gedencket, das jchs euch gesagt habe. Solches aber hab ich euch von anfang nit gesagt, dann ich war bey euch’.

Welcher wer yetzund erger, dann der dem babst sagte, er kennete den vater nit? Er würde freylich das widersprechen: Ey das heist dich der Teüffel reden. Nu sie sagen all, sie kennen den vater, das sagt auch der Türck. Deßgleichen sprechen sie, sie glauben der geschrifft und Got. Aber es sind zwayerley erkentnus. [Seite 277] Das erst, als wenn man den Türcken kennt auß dem geschrey und gerücht. Das ander, so man jn bey seiner that erkennt, die man empfinndet. Als so er Rom einneme, In dem fal erkennen wir yn nit.

       Also auff den ersten weg ist das erkentnis, das etliche von Got haben, denn sie wissen wol von imm zůsagen: Ich glaub in got Vater und in seinen eingepornen Sun. Aber es ist allaine uf der zungen wie ein schaum auff dem wasser, jns hertz kumpt es nit, seiner that gegen jnen empfinden sie nicht, denn es bleibt noch dicke geschwulst im hertzen, das sie etwas auff jre werck halten und mainen, sie muessen auch wircken, das sie selig werden. Christus wesen und vordienst sey nitt genůg. Dein werck ist nichts, dein klůghait ist thorhait, dein rath ist nichts, dein warhait ist auch nichts, die Messen gelten auch nichts vor Got. So sagen sie: Ey, das haist dich der teuffel reden, und sprechen, Christus sey wol für uns gestorben, aber dennoch also, das wir auch ettwas dartzů thon muessen mit unsern wercken. Sihe nu, wie tief steckt die boßhait und der unglaub in dem hertzen, Die auffgeplasenhait des hertzenn macht, das man nichtt erkennenn kan weder Christum noch den vatter.

       Aber Christum erkennen auff dem andern und rechten weg haist erkennen, das er für uns gestorben sey und habe meyne sünd auff sich geladen, also das ichs dafür halt, das all mein dynng nichts sey, alles das meine fallen lasse und es allain darfür halte, das Christus mir geschenckt sey, sein leyden, sein frummkaitt und alle seine tugent alltzůmal mein sind. So ich das erkenne, so můß ich in widerumb lieb haben, denn einem solchen manne můß ich hold seyn. Darnach steyg ich weytter am Sun auff hin zům Vater und sihe, das da Christus Got sey und hab sich yn meinen tod, in meine sünde, in mein ellend gesteckt unnd gibtt mir auch sein hulde. Item, da erkenne ich seinen freündtlichen willen und die hoechste lieb des Vaters, die kain hertz entpfinden noch fülen kan.

Also ergreyf ich denn Got, wa er am waichsten ist, und dencke: Ey, das ist Got, das ist Gottes willen und wolgefallen, das der Christus das für mich gethon hat. Und in dem gesichte empfinde ich die hoche, unaussprechliche barmhertzigkait und die liebe Gottes inn dem, das er sein liebes kind für mich inn schmach, schand und tod gestellet hat, Das freündlich ansehen und lieplich gesicht erhebt mich. Also můß Gott in dem Christo allaine erkennet [Matth. 11, 27] werden, Darumb spricht Christus selbs zů seinen jungern: ‘Nyemant kennet den Sun denn nur der vater, und nyemant kennet den Vatter denn nur der Sun, unnd wem es der Sun wil offenbaren’.

       Widerumb, die mit jren wercken hergeen, die erkennen Christum nicht, sie wissen auch nicht, was der Vatter durch Christum gemacht hat, und wissen [Seite 278] nicht, das Got ir ding nicht haben wyl, sondern allaine seinen Sun, Also erkennen sie den Vater nitt, sie wissen auch nit, was sie durch Christum empfangen haben von dem Vater, Darumb muessen sie verderben und fallen dahin und sehen Got an, da er am hertsten ist wie ein richter und woellen denn das gericht schwaigen mit jren gůtten werckenn, so finden sie denn kain gůt werck, das genugsam ist, und muessen denn endtlich also vertzagen. Aber das haist Gott erkennenn, die da sehen, das sie nichts seynd, des hertzen grund auff den Cristum setzen unnd für das hoechst gůtt haltenn, Gott für einenn Vater erkennen im sterben und im leben.

       Das sey gnůge gsagt bey disem Ewangelio, woellen Got anrueffen, das er unns gnade gebe, jhn und seinen Christum recht zůerkennen.

 

AMEN.

 

 

 

 

 

 

Am Pfingsttage, Ewangelion. Johannis am XIIII.

 

1526 [Seite 278]

[Joh. 14, 23 –31] Jhesus sprach zů seinen Jungern: Wer mich liebet, der wirdt meine wort haltenn, unnd mein Vatter wirt jhn lyeben, und wir werden zů ihm kommen unnd wonung bey jhm machen.

       Wer aber mich nicht liebet, der heltt meyne wortt nicht. Unnd das wort, das jhr hoeret, ist nichtt meyn, sondern des Vaters, der mich gesandt hatt. Sollichs hab ich zů euch geredt, weil ich bey euch gewesen bin, Aber der troester, der hailige Gaist, woellichenn mein vater senden wirt in meinem namen, der selbige wirts euch alles leren unnd euch erjnnern alles des, das ich euch gesagt habe.

       Den fryd lasse ich euch, meinen fryde gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die welt gybt. Ewer hertze erschrecke nicht und fürchte sich nit, jhr habt gehoeret, das ich euch gesagt habe: Ich gee hyn und komme wyder zů euch, Hetten jr mich lieb, so würdet jr euch frewen, das ich gesagt habe, ich gee zům Vater, denn der vater ist grösser denn ich, und nu hab ichs euch gesagt, ehe denn es geschicht, auff das, wenn es nun geschehen wirt, das jhr glaubet.

       Ich werde fort mer nicht vil mitt euch reden, denn es kumpt der Fürste diser welt unnd hat nichtes an mir. Aber uf das die welt erkennet, das ich den Vater lyebe und das ich also thuee, wie mir der Vater gepoten hat’.

 

 

Summa disz Euangelions.

1 Bey disem wort, da der Herr spricht: Wer mich liebet, der wirt meine wort halten, mag ein yegklicher betrachten und abnemen, ob er glaube oder nicht. Denn lieb und glaub sind von einander ungeschaiden.

 [Seite 279]

2 Dabey aber, da er sagt: Und wir werden zů im kommen, ist zů merckenn, das die glaubigen der Tempel Gotes sind unnd gesalbet mit dem hailigen Gaiste, wie im Psalm und in sant Johannes Epistel geschriben steet.

3 Christus wort ist nit flaischlich, sondern eine krafft Gotes wie S. Paul sagt zů den Rhoemern: Das Euanngelion ist eyne krafftt Gottes, die da selig macht alle, die darann glawben.

 4 Der troester, der hailige gaist, leret und nichtt die ausserliche predig, woelche allain ein dienerin ist des gaistes.

5 Daher lassen in unsere Papisten thraumen, das der hailige gaist auch vil andere ding solle der kirchen offenbaren uber das Euangelion Christi, Aber der Herr spricht hie: Er wirt euch erjnnern alles des, das ich euch gesagt habe.

6 Den fryd, so da kompt uns, die wir gerechtverttiget seynd in Christo durch den glauben, kan die welt und der fürst der welt unangefochten nicht lassen.

       Da aber der Herr spricht: ‘Nun hab ichs euch gesagt, ee denn es geschicht, auff das, wenn es nun geschehen wirt, das ir glaubet’, ist sovil gesagt: Wenn ich werde weg geen, so wirt euch anfechtung und verfolgung auff den halß fallen, denn sollen euch dyse meyne wort troestlich seyn.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 568, 4 bis 578, 25 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       568, 7 die junger] sie 10 zurspalten] zerthaylet 19 &c..] und Elamiter, und die wir wonen in Mesopotamia und in Judea und Cappadocia, Ponto und Asia, Phrigia und Pamphilia, und an den enden der libien, bey Kyrenen, unnd außlender von Rom, Juden und juden genossen, Kreter und Araber reden. Sic entsatzten sich alle 21 drauß fehlt 22/28 Als bis &c..] Da trat Petrus auff mit den eylffen, hub auff sein stimme und redet zů jn Ir Juden lieben maenner, und alle die jr zů Jerusalem wonet, das sey euch kundt gethan, unnd lasset meine wort zů ewern oren eingeen, dann dise sein nicht truncken, wie jr wehnet, seytteinmal es ist die dritte stund am tage, Sonder das ist es das durch den Propheten Joel zůvor gesagt ist, Und es soll geschehen in den letsten tagen, spricht got, Ich wil außgiessen von meinem geyst auff alles flaysch, und ewere Süne und ewr Toechter sollen weyssagen, und ewere jünglinge sollen gesichte sehen, und ewere Elteste sollenn trawme trawmen, unnd auff meyne knechte unnd meine maegde wil ich inn den selbigenn tagen von meinem geyste außgiessen, unnd sie sollen weyssagen, und ich wil geben wunder oben im himel und zaychen unden auff erden, blůt und fewer und rauch dampff, die sonn soll sich verkeren in finsternus unnd der monde in blůt, ehe dann der groß und offenbarlich tag des Herren kompt Und sol geschehen, wer den Namen deß Herren anrueffen wirt, sol saelig werden. || Ir menner von Israel hoeret meine wort Jhesum von Nazareth, den man von Got under euch mit thaten und wunder und zaychen beweyset, welche got durch jn thet mitten under euch, wie dann auch jr selbs wisset, den selbigen, nach dem er auß bedachtem radt und versehung Gottes ergeben war, habt jhr genommen durch die hende der unrechten, und yn angehefftett und abgethan, Den hat got aufferwecket und auffgeloeset, dye schmertzen des todes, nach dem es unmüglich war, das er solte von ym gehalten werden. Dann David spricht von jm, Ich habe den Herrn allzeytt fürgesetzt für mein angesichte, dann er ist an meiner rechten, auff das ich nicht beweget werde, darumb ist mein hertz froelich und mein zung frewet sich, denn auch mein fleisch wirt růhen in der hoffnung, denn du würdest meyn seele nicht in der hell lassen, auch nicht zůgeben, das dein hailige die verwesung sehe, du hast mir kundt gethan die wege des lebens du wirst mich erfüllen mit frewden vor deinem angesicht. || Ir menner lieben brůder, lasset mich frey reden zů euch von dem [Seite 280] Ertzvater David, Er ist gestorben und begraben, und sein grabe ist bey uns biß auff disen tag, Als er nu ein Prophet war, und wyste das im got verhayssen haete mit einem ayde, das die frucht seiner lenden solte auff seinem stůl sitzen, hat ers zůvor gesehen und geredt von der auffersteeung Christi, das sein seel ist nichtt in der hell gelassen, und sein fleisch hat die verwesung nicht gesehen, Disen Jhesum hat Gott aufferweckt, des sinnd wir alle zeügen. || Nu er durch die rechten gottes erhoehett ist, und empfangen hat die verhayssung des hayligen geysts vom vater, hat er außgegossen dißs, das jr sehet und hoeret, dann David ist nichtt inn den himel gefarenn, Er spricht aber. Der Herre hat gesagt zů meinem Herrn, Setze dich zu meiner rechten, biß das ich deyne feinde lege zum schemel deiner fuesse. So wisse nu das gantz hauße zů Israel gewiß, dz Got disen Jhesum, den jr gecreützigt habet, zů einem Herrn und Christ gemacht hat. || Da sie aber das hoereten, zůstach sich jr hertz und sprachen zů Petro und zů den andern Aposteln, Ir menner, lieben brueder, was sollen wir thůn? Petrus sprach zů jn, Thůt bůsse, und laße sich ein yegklicher tauffen auff den namenn Jhesu Christi, zur vergebung der sünde, so werdet jr empfahen die gabe des Heyligen geysts, dann ewer und ewerer kinder ist das verheyssenn, und alle die fern sind, welche Got unser Herr herzů rueffen würt Auch mit vil anndern worten bezeüget er, unnd ermanet unnd sprach, Lasset euch helffen auß disem unschlachtigen geschlechte. 32 sie fehlt 33 jn das, das 569, 1 begengnis] gedaechtnus 12 zwischen unsern Pfingsten und der Juden Pfingsten. || Auffs 15 hieher zůvor 26 wie] was 570, 2 ynn] im 6 munde, wie Mose mit staynern tafeln umb gieng, sondern 8 sie zurspaltige und fewrige 9 entsetzt und verwunderet Da 12 selbs fehlt fewrige 30 zuvor] vor hyn 571, 12 wirdt, woellichen ich euch senden werde vom Vater der 13 &c.. fehlt 18 loß] ledig 19 nu] nur 19/20 Denn bis nicht fehlt 572, 2 Sondern die weyl] Die weil aber 5 was jhm thon unnd leyden ist 15 er der gschrifft 18 wie] das 19 als] wie 21 zůbeweisen 30 nu] nur 573, 3 zů weylen] etwann 5 sonst fehlt 6 es fehlt 10 zů] so 17 nicht] nur 574, 8 Unnd es sols 17 eindrucken 22 meine 34 Wenn bis fulhet fehlt 575, 9 vor Wer steht Folgt weiter. 10 &c.. fehlt 25 Nun] Und 576, 4 alles des, das 22 dem] der 23 das (beidemal)] die 30 leyden] letsten 33 Und darumb 577, 20 und] so 24 &c.. fehlt 25 Und fehlt 28 hettenn sich 29 offt fehlt 32 aber euch 34 spricht. Ir habt gehoeret, das ich euch gesagt habe, Ich 35 (bis) fehlt 578, 4 sterben. Aber ich komme wider zů euch, nemlich durch den hailigen Gaist. Derhalben wenn 12 hynauff] uff 19 alles] alle muessen zů 23 yhe] hie

 

 

Ein ander Sermon am Pfingstage uber das Ewanngelion Johan. am XIIII. Capittel:

 

1526 [Seite 280]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 155, 22 bis 160, 16 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       155, 22 Der Anfang lautet: IN dem heüttigen Ewanngelio sagt Christus dürr herauß. Wer mich liebet der wirt meine wort halten wer aber mich nicht liebet der helt meine wort nicht Da steet 23 nicht. Und verwirft hie schlechts auß seinem reych, alle die nicht mit lust und liebe seine gepot haltten. Das last 24 ist dir kurtz abgemalt 156, 1 sein] Christus 3 außrichte, und was 4 getzwang 5 lesteren, und die andern gepot alle zůmal bewaren, thraewet jnen bey grossen penen, und straffenn, wie im dritten bůch Mose geschriben steet. Also zwang 7 penen] straffen 8 wort Gottes 11 pannen, Und wa dise liebe nicht ist, da wirt nichts drauß, man thuee, wie man woelle. Denn wenn 13 hende 16 vorhin 17 das es liebe 18 wer da 19 lieb zů dem wort Gottes mache, und künde 20 lere, unnd künde jnenn das maul 24 Und das recht gaistlich 25 aber zů 26 vatter und můtter vor jre und das weltliche schwert jren underthanen 157, 1 ist Gottes wort? das ist es, das wir 6 jr fehlt das] was 9 heüt] vor auch 18 hertz 20 hertzen, und die gepot gottes werden [Seite 281] mit lust erfült Da ist denn erstlich kein andrer got. Darnach rueft 23 mach 28 die (2.)] dise 30 gottes] Goettlichen 31 frommen, gerechten, heyligen gesetze 32 hoechsten 158, 1 erdrenckt] ersauefft 5 preysen] pruefen 7 erkennen. So spricht das hertz. Ey das] dein 8 erdrenckt] erseüfft Die] Dise die fehlt 9 dir deme mir] jm 10 sey. || Und in dem erkendtnus sol 11 wie Got im Jeremia sagt. Es brange 17 der] dem Propheten, unnd sonderlich in den Psalmen, und an vil enden mer geschriben. Unnd dißs erkendtnus Christi můß es gar thon, sonst württ es kein ding außrichtenn. Denn so verstockt 20 erkennet. Und das selbige erkendtnus machet 22 die] das 24 und die 25 Nu fort an spricht Christus im Euangelio. || Unnd 27 Und bis lieben fehlt 30 steygt er] kletter ich 159, 7 sampt erb] miterbe 10 Und wir werden zů jm kommen, unnd ein wonung bey jhm machen. Denn wenn ich dahin 14 mein meer] meiner sagt im Isaia. Der himel ist mein stůl, und die erde der schemel meiner fuesse, waz wolt jr mir für ein hauß bawen? spricht der Herr. Oder welchs ist die stadt meiner růhe? Hat nicht mein handt das alles gemacht? Aber auff wen werd ich sehen dann auff ein armen, und der sich fürchtt vor meinen worten? Dahin můß 18 es (2.)] er 19 es] er fürchtenn, weder vor frost, hunger, helle 20 &c..] und der gleichen sagt dann 22 auß] in 23 allen] alles es] er nun] nur 24 das selbig hertz helt 27 geet dann 28 foerchtet wie Mose sagt. Der mensch 30 stillen] stillsteen 160, 1 mein, sondern des vaters, der mich gesandt hat. || Dise wort redet er nur darumb, dz er uns 6 sagt. || Solches hab ich zů euch geredt, weil ich bey euch gewesenn bin. Aber der troester der heilige Geyst welchen mein vater senden wirt in meinem namen der selbige wirt euch alles leeren, und euch erynn- [so] alles des, das ich euch gesagt habe. || Also spricht er, Der vater wirt 9 der selbige wirts euch verklaeren. Als wolt er sagen. Ir habt 11 wirt es 14 haben fehlt gemacht. Dise erkendtnus ist mir denn nu genůgsam und macht 15 dann fehlt aber fehlt nach 15 schuldig folgt noch bei Roth

       Und troest sie noch weytter und spricht:

Den fryd laß ich euch, meinenn fryd gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die welt gibt’.

Alß spraech er: Ich werd mich von euch schayden, lasts euch wol geen. Denn das war ein gemeiner grůß bey den juden inn der Hebreischen sprache, wenn sie von eynander giengen oder zů sammen kamen: Fride sey euch, das ist so vil gesagt: Gehabet euch wol, seyt gůts můts, lassets euch wol geen, wie wir sagen: ‘Got gruesse euch’, ‘Got gesegne euch’. Unnd der herre setzet hinzů, was er jn für ein fryd wünsche, und spricht: Meinen frid gib ich euch, nicht wie die welt pfleget fryd zůgeben. Da scheydt er mit klaren worten seinen fride von der welt fride. Aber die junger verstůndens nit, gleich wie sie auch nicht verstůnden, was lieben was und gottes gebotte halten.

       Nu ist es umb der weltt Fryde also gethan, das sie alleyne inn eüsserlichen dingenn Fryd hat, Isset unnd trincket, singet und springett unnd ist froelich im fleysch, Aber der Christliche frid ist im hertzen, ob es gleich aussen grosse verfolgung, angst, not und widerwertikait leydet, wie inn der Herr sollichs alles zůvor sagete: jr werdet waynen und heülen, die welt wirt euch verfolgen und ewere lere nicht annemen, wirt euch steüppen, vertreiben [Seite 282] und endtlich toedten. Aber in disem allen werdet ir fryde haben und euch frewen, haltet euch nur an mich und an mein wort.

       Und das geschah bald hernacher, da sie den hailigen Gayst empfangen [Apg. 5, 41] hetten, schreibet Lucas, das Petrus, Johannes und die andern Apostlen, da sie gesteüpt wurden und jn zů predigen verpotten ward, ‘giengen sie froelich von des raths angesichtt und lobeten Got, das sie wirdig gewesen weren umb seines namens willen schmah zu leyden’. Aber yetzund verstonden es dye junger nicht und erschracken uber der rede des Herren.

       Drumb troest er sie ferrner und spricht:

‘Ewer hertz erschrecke nicht unnd fůrchte sych nicht’.

Das sind auch troestliche wort, aber sie helffen nichts. Fürcht euch nicht spricht er, denn ir habtt meinen fryd. Nyemandts wirt euch schaden künden, halt euch nur an mich. Die wort hoeren sie wol und wir auch, aber es folget nichts hernacher.

       Drumb sagt er noch klaerer:

‘Ir habt gehoeret, das ich euch gesagt habe: Ich gehe hyn unnd komme wyder zů euch’.

Also sprach der Herr: Fürcht euch nicht drumb, das ich vonn euch gee, komme ich doch wider zů euch, ya, ich gehe ebenn umb ewert willen hinnweg, auff das jhr darnach, wenn ich wider komme, dester froelicher seyt und ein gůtten můt haben müget. Aber das versteen sie auch nicht, byß das in solchs hyndenach der hailige gaist ein gabe, Wie uns denn auch geschicht in der annfechtung, da versteen wirs nicht, wie es Got mit uns maynett, Aber darnach, wenn die gnade und trost wider kumpt, da versteen wirs denn seer wol. Drumb sagt der Herr ferrner zů den junngern:

       ‘Hettet jhr mich lieb, so wurdet jhr euch freüwen, das ich gesagt habe, ich gehe zům Vater’.

 Als wolt er sprechen: Es feelet nur daran, das ir mich nichtt lyebet oder versteet noch nicht, was liebe sey. Wenn ir mich liebet, wurdet ir mich gerne lassen faren, ya, ir wurdts lachen, daz ich von euch gehe, unnd yhe mer euch unglücks unnd widerwerttigkait angelegt wurde, ye froelicher ir sein soltett. Aber das vernympt die vernunfft nicht. Es ist aber gewyß war, Ye mer ein Christ vervolgung hat von außwendig, ye froelicher er ist im hertzen und ye mer frydes er hatt, denn er liebet Christum.

       Das hat S. Paul wol verstanden gefület, da er zů den Corinthern also [2. Kor. 4, 8 –11] schreybet: ‘Wir haben allenthalbenn truebsal, aber wir engsten uns nicht, Wir [Seite 283] werden getrenget, aber wir vertzagen nicht, Wir leyden verfolgung, aber wir werden nichtt verlassen, Wir werden undertruckt, aber wir kommenn nicht umb Und tragen umb alltzeytt sterben des Herren Jhesu an unserm leybe, auff das auch das leben des Herren Jhesu an unserm leybe offenbar werde. Denn wir, die wir lebenn, werden jmmer dar in tod geben umb Jhesus willen, auff das auch das leben Jhesu offenbar werde an unserm sterblichen flaisch.’ Und bald hernacher beschleüßt er und spricht:

       ‘Darumb werden wir nicht loß, sondern ob unser ausserlicher mensch verweset, so würdt doch der jnnerliche von tag zů tage vernewert. Denn unser truebsal, die zeitlich und leicht ist, schaft ein ewige und uber alle maß wichtige herrlikait uns, die wir nit auffsehen auff das sichtbar, sondern auff das unsichtbar, Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.’

       Ich mayne, das haist erfaren haben, was der haylige Gayst wircket, wa der in eins Christen hertz kumpt? Davon schreybett Santt Paul mer in dem Sechsten Capittel hernacher. Und das haben auch die Hayden gemerckt, da sie die Christen also sahen zů dem tode eylen, maineten, sie weren thoerichtt und hiessen jhr schonen, Die Hayden verstonndens nicht, was es war, aber die Christen wüstens wol, wa es her kame. Drumb setzet der Herr hie hyntzů, Und spricht:

       ‘Denn der Vater ist groesser denn ich’.

 Wenn ich euch yetz gleich vil sage, so versteett jhrs nichtt, es bleybet in den oren, kumpt in das hertz nicht, Wenn ich aber zů dem Vatter komme, so neme ich an mich die gewaltt, auff das ich euch den hailigen gaist jns hertz sende, durch woelchen jr soellichs alles versteen müget, was ich euch gesagt habe: Yetz byn ich in meinem dyenst, rede allaine unnd predige das wortt, wie mirß vom Vater bevolhen ist. Die Arrianer haben hie nitt acht gehabt auff das wort ‘Ich gee zům Vater’, woelchs nichts anders haist denn: ich gee und neme an die eere, die der vater hat. Als sprech der Herr zů den jungern: Ich habe zway ampt, Yetz bin ich auff erden, da richt ich mein predig ampt auß, datzů ich vom Vatter gesandt byn, und das geet meine menschhaitt an, Darnach gee ich zům Vatter, wenn ich dahyn komme, da richt ich denn das andre ampt auß, das ich euch den hailigen gaist in eüre hertzen sende. Das künden die jungere nit verstehen unnd wyr auch nicht, wie das müge zůgeen. Drumb beschleüst er und spricht:

       ‘Und nun hab ichs euch gesagt, ee denn es geschiht, auff das, wenn es nun geschehen wirt, das jhr glawbet’.

Als woelt er sagen: Ich waiß wol, das jrs yetz nit versteet, aber doch sag ichs euch, wenn es ein mal datzů kommen wirt, das es geschicht, wie ich euch [Seite 284] gesagt habe, so gedencket daran, das ichs euch zůvor verkündiget habe, und denn sagen kündet: es ist war. Was nun folget im Euangelio, saget der Herr von der stunnde seines leydens, nemlich das die nun verhanden sey, und spricht:

       ‘Ich werde fort mer nicht vil mit euch reden, denn es kumpt der fürst diser welt, unnd hatt nichts an mir, Aber auff das die welt erkenne, das ich den vater liebe, und das ich also thuee, wie mir der vater gepoten hat, steet uff und last uns von hinnen geen’.

Als wolt er sprechen: Die zeyt meynes leydens ist hie, der Fürst diser welt, der teuffel, ist da in seinen glydern und wirt mich angreiffen, aber er wirt nichts schaffen, Denn mit unrecht wirt er mich angreiffen und mich woellen undertrucken, aber die kunst wirtt im feelen, ich werde in uberwinden, und das werde ich thon mit recht.

       Moecht nun einer sagen. Hat der teuffel Christum nit uberwunden, warumb hat er in denn getoedtet? Datzů antwort Christus selbs und spricht, das er darumb sterbe, das dem willen des vaters gnůg geschehe, Es ist nit des teuffels gewalt, das Christus stirbet, sonndern der wille des vaters, der da wolt die sünde ußgeloeschet haben durch den tod seines aingepornen sunes. Drumb steet nit weder in der welt noch in des teufels gewalt, Christum oder yrgent seiner glider eins zů toedten, sondern steet in dem willen des vaters. Woelcher seine gewalt durch unser schwachhait wil bekant und offenbar [1 Kor. 1, 25 ff.] machen vor allen Creaturen, wie S. Paul zů den Corinthern sagt. Derhalben sprichtt hie Christus zů den jungern: Sterben werde ich wol, aber ich werde wider uffersteen, Unnd darumb sterbe ich, uff das die welt erkenne, das ich den vater liebe unnd thůe, was mir der vater geboten hat. Des vattern eere suche ich hyerinne, der da wil, das ich solchs thon sol, und das alles euch zů hail und seligkait, Drumb seyt gůts můts und bekümmert euch nitt, denn jr werdet von meinem sterben und weg geen grosse frewde haben.

 

 

 

 

Am Pfingstmontage das Ewangelion Johannis am III. Capittel.

 

1526 [Seite 284]

[Joh. 3, 16 –21] Jhesus sprach zů Nicodemo: Also hat Gott die welt geliebet, das er seynen eynigen Sun gab, auff das alle, die an jhn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige leben haben. Denn Gott hat seinen Sun nicht gesand in die welt, das er die welt richte, sondern das die welt durch jhn selig werde. Wer an jhn glaubet, der wirt nit gerichttet, Wer aber nicht glaubet, der ist schon gerichttet, denn er glaubet nicht an den namen des eyngepornen sun Gottes.

 [Seite 285]

 Das ist aber das gerichte, daz das liecht in die welt komen ist, und die menschen liebetenn die finsternus meer dann das liecht, dann jre werck waren boese.

       Wer arges thůt, der hasset das liecht und kumpt nit an das liecht, auff das seine werck nit gestraffet werdenn. Wer aber die warheyt thůt, der kompt an das liecht, das seine werck offenbar werden, dann sie sein in Got gethan.’

 

 

Summa des Euangelions.

1 Got der vater hat uns geliebet in seinem geliebten sone, ehe der welt grund geleget ward, Darumb, wie nu Christus nit verterben kan, also künnen wir auch nicht verterben noch umbkommen, wo wir alleine durch den glauben in Christo sein und bleiben. Wie Sant Paul sagt zů den Roemern: ‘Ist Gott für unns, wer mage wider uns sein? welcher auch seinem aygen son nicht hat verschonet, sonder hat jn für uns alle dahin geben, wie solt er uns mit jm nicht alles schencken?’

2 Da er spricht: ‘Got hat seinen Sun nicht gesandt in die welt, das er die welt richte’, ist zůverstehen von der zeyt, da Christus im sterblichen leibe prediget und den rechten wege zur seligkeit auß befelhe des vaters leret. Dann hernacher sagt man nichtt von jhm, das er gesandt sey, sondern das er komme zum gericht, wie es allenthalben gebrauchet ist inn den Euangelisten unnd Apostelnn.

3 Das fleysch wayß von dem gerichte Gottes gar nichts, wie es dann auch die gerechtikeit Gotes nicht versteehet. Es sihett noch mercket nicht, das die unglawbigen berayt an verdamptt sind.

4 Auß disem spruch hie: ‘Das ist aber das gericht, das das liecht in die welt kommen ist, und die menschen liebten die finsternus meher dann das liecht’. Versteest du fein, was diser spruch will anderswo jn Joh.: ‘Der heylige geyst wirt die welt straffen umb das gericht.’

 5 Hie sihestu auch, das die gůten werck früchte sind des liechts, das ist: des glaubens, Aber die boesen wercke der finsternusse, das ist: des unglawbens und der heücheley.

 

 

Auszlegung des Euangelions

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 160, 20 bis 169, 20 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       160, 21 er] der 22 es] das 23 Christum 24 nun] nur eben und (1.) fehlt 161, 1 troestlich || Unnd ernstlichen [so] spricht er. || Also hat auff fehlt das er seinen aynigen son gab, auff das alle die an jn glauben, nicht verlorn werden, sondern das ewig leben haben. || Nu sehet 4 der fehlt 5 unnd unns eß fehlt 7 nur fürchten, so ists nichts, sonder dz wir ein feine freundliche liebe zů jm tragen, das macht uns saelig. Nu sagt 9 liebstes 10 wir zů jm sollen 12 an] in 14 alhie] an leeret 15 diß] das 16 leeren uns nach schůlen on ein mittel 16 werffen Jeremias von jm verkündigt hat, da dye gotlosen also gedencken und sagen. || Last uns jhm holtz zů seiner speyße senden, und wir woellen yn außwurtzeln auß dem lande der lebendigen, und seines namens sol nicht meher gedacht werden. Das geet dann [Seite 286] nu nicht recht zů, Darumb laßt uns bey leyb nicht also hinzůgehen, denn also verachten wir die hohen kost, die für uns der vater gewenndet hat, Sondern lasset uns dem vater dancken, das ers also geordenet hat, und hat zwischen uns gestellet einen der Got ist, und got gleich ist, und mensch, und menschen gleich, dann wir sein menschen und er Gott. Wo die zwů 24 so] da wenn] dann 25 zu dem] in das 162, 2 nicht leeret 3 &c..] und dergleichen werck 4 Brigenden gebetlein selig werden oder selig sein, des dings sein alle das] biß 7 Die] Dise dye 8 stossen, darumb muessen sie verderben diß] das 10 leeret [und so im folgenden] 12 kosten hat 13 jhn das und fehlt 17 darauff steüren und lehnen 18 gleich] schon und fehlt junckfrawen heyligkeyt und reynikeit darzů sant 21 die] dise das wer da an jn 22 můst 23 seine 24 mag 25 Hell, Teüffel todt, unnd alles das sich daran 27 bawe, unnd das bleibt, und wo 27 auch besteen, Dann Got 163, 2 zuscheittern] zů drümmern aller fehlt 3 muß] solte merck wol. das man einen mitler haben můß, und das 6 und (1.)] noch doch hie] alhie 7 unnd an] unter 8 die] dein 9 das] den Christum 10 erhelt] erholet 11 des] es nichts, weder blatten noch kappen, weder Pfafferey noch Müncherey, Kein werck ist, wie 12 nur] ymmer 16 den fehlt 17 in den 19 sondern deiner zůsage 21 steen] stellen 22 weiter im Euangelio. || Gott hat sein Sun nicht gesandt jhn die welt, das er die welt rychtte, sonndern das die weltt durch jhn selig werde. || Mit den 164, 1 nun dein] nur ein 2 Hayland für gebildet als einen 3 verdiennst 5 gnediger es, das es, das der spricht 7 &c..] und so fort an, Sant Barbara, Sant Erasimus, und der gleychen. Nun 8 Gloriam bis 24. fehlt 10 auff den muessen steen die gewyssen, und sunst auff 11 herr] eyn richter 12 ich denn, so seindt] frembd 18 wirt denn ein starcke zůversicht 19 stost] thůt 20 man denn den im 21 sagt von den thoren und gotlosen. Da fürchtenn sie sich, da nicht zů fürchten ist. Und Salomon spricht. Der gottloß fleücht und nyemandt jaget jhn, denn sie haben 25 man fehlt 26 gekhost haben] die kost sein 165, 1 selikait zůerlangen, und nichts anders. D 2 und das hie 3 wer] sey 4 nicht verderbenn und undergeen, sondern er wurde er allen hie 5 &c.. fehlt beschleüst 5/6 das bis ist (1.) fehlt 7 fehlt 8 Wer bis gericht] Denn wer an jhn glaubt der wirt nicht gericht Wer aber nicht glaubt der ist schon gericht, denn er glaubt nicht an den namen des eyngepornen sun Gottes. 9 die leütte woellen 10 die Helle] das schweigen fehlt 12 kommen sollen. Aber hye in auch 13 lockt fehlt inn] da bey herauß kommen sollen, auff 16 was] wers das] der 19 die (2.)] ein 20 hin durch 21 grossen fehlt 22 straufen] ablegen kumbst bis hyndurch] kanst du nicht hyndurch strayffen 166, 1 so] da 2 nit ist, da ist entweder forcht 3 ein rauschendig wildes leben. Das 4 sünd willen, da sie nicht jn mich, spricht Christus, geglawbt 6 verschlingt] vertülgkett 7 sie] sich da] so 9/12 hie bis liecht] disem urthail ein ursach hernacher setzett und spricht also. || Das ist aber das gericht, das das liecht inn die welt kommen ist, und die menschen liebten dye finsternis mer denn das liecht, denn jhre werck waren boeße. || 16 glentzet] geleüchttet 17 durch bis oder fehlt 18 leyden ir 19 Darumb denn 20 das alle unsere ding nichts sind 21 im] nun 22 also Gottes] gůtte 167, 1 nyemants mer 6 aber wil 7/10 sol bis mann das] und 13 ist das, das der Herr saget. || Wer arges thůt, der hasset dz liecht, und kumptt nicht an das liecht, auf das seine werck nicht gestrafft werden: || Sie hassen das liecht, spricht Christus, darumb das 16 nitt vor der thür lygen, sondern hyndenn im hertzenn 17 zům erhalten] haben 18 ungerecht sey] unrechtt 19 můß es den fehlt 20 wolt nach gerne zwů nach 21 herfür, und scheyn und liecht nichts, wie 25 sie woellens auch verthaedigen 168, 1 wercke müge yederman urthailen wer 3 haben gůten grund gewirckt er] sie 4 haben geen helffen 5 nit 7 sagt] spricht 9 alles fehlt 11 &c..] Das ist das, welches Christus hie am ende saget. || Wer aber die warheyt thůt der kommett an das liecht, dz seine werck offenbar werdenn, dann sie sind in Got gethan 14 zů werden 15 den] durch 16 nichts anders mehr, Wenn man nu auff 17 als bald 18 gůt werck 19 da nott sey fehlt 20 sünde, zur errettung der gewissen dient, du hast genůg an 21 hat nicht genůg, dem 23 abreyssenn, Aber darumb lebest du, das du 24 Also auch hie, [Seite 287] Christus der Herr hatte auch genůg, es 25 het uns auch mügen lassenn, Aber 169, 4 und fehlt vormeinen] fürnemen 5 Got also 7 mit, im flaische 8 der (2.) fehlt 9 wo] wann 10 das es groesser 11 er] es den 13 dürffens mit kaynem wercke 14 sagt Paulus auch zun Philippern. Ein yegklicher sey gesinnet wie Jhesus Cristus auch ware, welcher ob er wol inn goettlicher gestalt ware, hatt ers nicht ein raub geachtet Gott gleich sein, sondernn hat sich selbs geeüssert, und die gestalt eines knechts angenommen, ist worden gleich wie ein ander mensch, und an geberdenn als ein mensch erfunden, hat sich selbs ernidrigett, unnd ist gehorsam worden biß zum tode, ja zum tode am Creütz. || Sihe das ist fur einen solchen eüsserlichen wandel 20 Recht] reich

 

 

Am Pfingstdienstag Euangelion Johannis X.

 

1526 [Seite 287]

[Joh. 10, 1 –11] Jhesus sprach zů den Juden: Warlich, warlich, ich sage euch, Wer nicht zur thür hinein geet inn den schaff stal, sondern steigett anderswo hinein, der ist ein dieb und ein moerder. Der aber zur thür hinein geet, der ist ein Hyrt der schaffe, dem selbigen thůt der thürhuetter auff, und die schaff hoerenn sein stymm, und er rueffet seinen schaffenn mit namen und fueret sie auß, unnd wann er seyne schaff hat außgelassen, geet er für jn hin, und die schaffe folgen jhm nach, dann sie kennenn sein stymme.

       Einem frembden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen von jm, denn sie kennen der frembden stymm nichtt. Disen spruch sagett Jesus zů jn, Sie vernamen aber nicht, was es war, das er zů jn saget.

       Da sprach Jesus wider zů jn: Warlich, warlich, ich sag euch: Ich bin die thür zů den schaffen, Alle, die vor mir kommen sind, die sind diebe unnd moerder, Aber die schaffe haben jn nicht zůgehoeret. Ich bin die thüre, so yemandt durch mich eingeet, der wirt selig werdenn und wirt ein und auß geen und weyd finden. Ein diebe kompt nicht, dann das er stele, würge und umb bring. Ich bin komen, das sie das leben und volle gnůg haben sollen.’

 

 

Summa des Euangelions.

1 Christus ist allein der Hirt, die thür, der thürhueter, hat das wort des lebens und offenbaret uns den vater.

2 Die andern aber, die da komen, das ist: die nicht durch die thür eingeen, haben auch nicht das wort des lebens, das sind diebe und moerder, sůchen alleine das jhre, leeren nur menschliche gerechtikeyt und auffsetze der menschen.

3 Die schaff Cristi erkennen allein die stymme Christi und folgen der selbigen.

4 Got wayß wol, welche sein sind, wie S. Paul sagt zů Timo.: ‘Der fest grund gotes besteet und hat disen sigil: Der Herr kennet die seinen’. Das ist nicht ein gemaine Cristi, die nach der ehre diser welt strebet, und die für der welt groß geachtet würdt.

 [Seite 288]

5 Christus rueffet seinen schaffen mit namen, das ist: etlichen rueffet er also, den andern aber anders, und ein yegklicher hat seyne eygene gab, damit er den andern dienet.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 170, 5 bis 175, 32 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       170, 5 Das] Dißs leeret uns 7 wissenn, dann es schier das hoechste ist in dem Christenthůmb. Dann S. Paul ruemet sein ampt darumb so hoch, dz dardurch herfür kompt 8 machtt alle die daran glauben. Da er also sagt zů den Roemern. Ich scheme mich des Euangelions von Christo nicht, denn es ist ein krafft Gottes, die da selig macht alle die daran glauben. Nu das 9 her] hie 10 wirt aber 11/12 nun bis moerder] Also spricht der Text. || Wer nit zur thür hinein geet in den schaffstal, sondern steygt anders wo hinein, der ist ein dieb und ein moerder, 12/14 eingestigen bis eigner] einsteygen in die Pfruenden durch gunst und gelt, fürderung oder aygen 15 do] so lauffen umb pfruenden und lehen, oder geistlichen Oberkeytten und ampt, das heissen 17 berueffen 19 wann wir hie harren soltten 20 predigte, und die uns das Sacrament reicheten, Denn die 21 dringen sich 22 red hie 23 das] da jhm 24 eingeb] zůfiele Nun fehlt haben wol 26 saget, Ihr seyt das ausserwelte geschlechtt, das künigklich Priesterthůmb das heylige volck, das volck des eygenthůmbs das ir verkündigen solt die tugent des, der euch berůffen hatt, von der finsternis zů seinem wunderbarn liecht, die jr weyland nicht ein volck waret, nun aber Gottes volck seyt, und der sich Got nicht erbarmet, nun aber erbarmet hat. Aber dennoch 28 zu den Corinthern fehlt 29 ordenlich und erberlich 30 eym hauß ein ordnung 171, 1 und regieren fehlt 2 zufallen] zufaren 3 hie fehlt auch (2.) fehlt 5 alle 7 Neyn bis wenn] Nicht also, Sant Paul verbeüts, das 9 underehon [so] regieren und fueren laßt 10/13 dann bis nit] so wirt nichts gůts drauß. Dis sind aber die wort S. Pauls zů Thimotheon. Ein wey lerne in der stille mit aller underthaenigkaitt. Einem weyb aber gestatte ich nicht, das sie lere, auch nicht das sie des mans herr sey, sondern stille sey. Wenn es aber dahin kaeme, daz kain man vorhanden were, moechte denn ein weyb auffthretten und den andern predigen, auffs beste so sie kündte, sunnst aber nicht 14 hie Christus 15 nit fehlt 16 ein annder werck denn Christus geleret hat, wie er sagt in Matheo. Auff Moses stůl haben sich gesetzt die gschrifft gelerten und Phariseer, Alles nun, was sie euch sagen, das jr halten sollet, das haltet und thůts, aber nach jren wercken solt ir nicht thon, sie sagens wol und thons nicht denn sie binden schwere und untregliche purden, und legen sie den menschen auff den halß, aber sie woellen die selbigen nit mit einem finger regen. Wie wol die selbigen ordenlich 18 Herr hie 19 auch Christus strafft an eim anndern ortt im Matheo, da er in jre lere fürhelt und saget jn, wie sie Gotes gepot umb jrer auffsetze willen uberthretten, ja gantz unnd gar auffgehaben. Item wir 23 do fehlt eyngesetzt gewesen, die dennoch betrogen sind, als Bileam, wie jhm vierdten bůch Mose steet. Item Nathan, alls man im andern thail Samuelis beschriben findet, Das ist auch 25 Christus, woelcher durch die thür wil eingeen, der 26 widerumb 27 hie das 28 wort durch tringet er die oren 29 schaff stal, woellichs das hertz ist der 30 nichtt 31 wenn fehlt der fehlt Wer bis thuer] Aber wa eynsteyger sein, die eyn eigen thür machen 172, 1 und] ein aigen anders fehlt 1/5 dann bis hertzen] die seynd dyebe, von denen sagt Paulus zů den Roemern. Ich ermane euch lieben brueder, das ir auff sehet auff die da zůrthrenung und ergernis anrichten, neben der lere die ir gelernet habt, und weycht von den selbigen. Denn solche dienen nit dem Herrn Jhesu Christo, sondern jrem bauche, und durch suesse predig und prachtige wort verfueren sie die unschuldigen hertzen 6 wider sind 7 secten fehlt und fehlt 7/8 dz nennet S. Paul ein neben 8 und ist ein anstoß 10 also beisatz] zůsatz leyden. Die gaistlichen leeren, wie man mitt fasten, beten, und der gleichen wercken mer, sol in den himel 12 Nun] so 13 die fehlt 16 mein mord unnd todt, denn es 17 des] eines 19 zyerde [Seite 289] 20 der] des 21 gepawet hat retten] rath 22 steen kan kain teuffel umb reyßsen, Den grund 23 sie sich 24 ruen bis morgen fehlt wort aber 25 die (1.)] dise nicht recht lauttere und rhayn das wort 27 toedten und moerden und schlachten Von Aber an zeigt Roths Text so viele Abweichungen, daß wir ihn im weiteren bis zum Schlusse mitteilen müssen

 

 Drumb saget Christus ferrner im Ewanngelio.

‘Der aber zur thür hynein geet, der ist ein hyrte der schaff, dem selbigen thůt der thürhueter uff und die schaff hoeren seine stymme’.

Der thürhuetter hie ist der prediger, der das gesatz rechtt leeret, nemlich, das es nur da ist und zayge uns was wir für kreütle sein und wie gifftige würme wir sind, und das die wercke des gesatzes uns nicht helffen, und doch muessen gethan seyn, der thůt denn dem hyrten, das ist: dem Herren Christo auff und laßt den alleine die schaff wayden, denn seyn ampt ist nu auß, das gesatz hat außgericht, was es sol außrichten, hat dem hertzen seyne sünde offenbaret und es gar herunder geworffen. Da kumpt denn Christus und macht ein schaeflin drauß, waidet es mit seinem Euangelio und saget im, wie es sich haltten sol, das es wider ein froelich hertz uberkomme. Dyse stymme hoerett denn das schaeflin gerne, folget jhr nach und waydet sich gar feyn und erkennet die stimme des hyrten, aber eins frembde stymme hoeret es nicht, folget jhr auch nicht nach.

       Denn als balde wenn man im von wercken predigt, so erschrickt es, und das hertz kanß nit fraydig annemen. Es wayßt wol, das es mit wercken nicht ist ußgericht. Denn man thuee, was man woelle, so bleibt dennoch jmmer dar ein schwerer můt, und duncket, es sey nit genůg noch recht. Wenn aber das Ewangelion kumpt, die stymme des hyrtens, die da saget: Got hat der [Joh. 3, 16] welt seynenn eingepornen Sun geben, ‘auff das alle, so an jn glauben, nit verloren werden, sondern das ewige leben haben’. Da da wirdt das hertz fro, das geet denn jhns hertz hineyn unnd schmeckt nach lust, das ist denn des schaeflinns rechte wayde, kayne anndere mag es nicht, ja wenn im ein andre für getragen wirt, so fleühet es davon und wil ir nit annemen, Dise wayde findet alltzeyt schaeflin, und die schaeflin finden sie auch wider, wie Gott selbß [Jes. 55, 11] saget im Propheten Ysaia: ‘Das wort, so auß meinem munde gehet, das soll mir nicht laer haym kommen, sondern außrichtenn alles, datzů ichs gesandt hab.’

       Darumb spricht der Herr hye weytter:

‘Und er ruefft seinen schaffen mitt namen unnd fueret sie auß, So er sie aber hat außgelassen, so gehet er vor jhn hyn, unnd seine schaff folgenn jhm nach, denn sye kennen seyne stymme, dem frembden folgen sie aber nicht nach, sonndern flyehen von jhm, denn sie kennen der frembden stymme nichtt.’

 [Seite 290]

       Yn disem Text sind zway stuck die wol zů mercken sind, die freyhait zů glauben unnd gewalt zů urthailen. Yhr wisset, das unsere seelmoerder haben uns für geschlagen, was die Concilia und die hochen Doctores bestymmen und beschliessen, das soll man uffnemen und nit richtten, ob es recht sey oder nit, mit dem sind sie so sicher worden, das sie yetz setzen, wie man oeffenlich sihett, das man bey dem Bann soll annemen, was sie sagen. Nun můstu hie ein sper in die Hand nemen und dem schilt ein loch machen, ja es sol werden ein spynenwebe, unnd in das sper wyder nemen, das sie uns bißher genommen haben, jnen die spitz fürgehalten.

       Darumb fasset das wol, das die schaffe haben zu urthaylen, was man jn fürschlecht, und sagen, wir haben Christum zů eynem herrn und sein wort für allen Teüffeln und menschen wort, den waellen wir fassen und richten, ob der Bapst, Bischoff und dise gesellen recht thueen oder nicht, Denn er sagt hie: Die schaff urthaylen und erkennen, welches die rechte stymm sey oder nicht. Nu lasset her geen, haben sie was beschlossen, wir woellen sehen, obs recht sey, und darnach abnemenn nach dem urtheyle, das heymgestellet ist einem yegklichen Christen für sich selbs, und das ein solch gewalt nicht menschlich, sondern Goettlich ist. Das thůn auch die natürlichen schaffe, das sie fliehen einen frembden und halten sich zur stümme jres hirtens.

       Darumb leget das Euangelion alhie alle Concilia, all Bepstliche gesetz nider, das wir nichts annemen sollen one urthayl, sondern darzů zů urthaylen macht haben, und das solch urtayl stehe biß hieher. Aber sie haben uns dißs schwerdt genomenn, das wir nicht haben künden außschlahen yergent ein leere, sondern haben sie mit gewalt lassen ein geen. Darumb wann wir jnen das schwert yetzt werden wider nemen, das würdet jn wee thůn, Nu můß man jhn es nemen, nicht mit gewalt, sondernn mit dem wort, und darüber lassen, was wir haben, und sagenn: Ich bin ein schaffe gottes, des wort wil ich haben und auffnemen, und so jr mir das werdet geben, so wil ich euch für hirtenn halten, wo jr mir aber ein neben leere setzet und nicht lautter das Euangelion gebet, so wil ich euch nicht für hirten halten und ewere stymme nicht annemen, dann das ampt streckt sich nichtt weytter, dann so fern das wort geet.

       Findet man nu, das einer ein hirt ist, so sollen wir jhn annemen, wo aber nicht, so sollen wir jn absetzen, dann die schaffe sollen urthaylen die stymme des hirten, So er aber nichtt rechte weyde gibt, so sol man disem hirten, das ist: dem Bischoff den hůt abnemen, dann ein berlein hůt und ein silberner stab macht keinen hirten, sondern die sorge der schaff und das wayden derselbigen.

       [Seite 291] Nu sie aber all jhr thůn ungeurthaylt woellen haben, damitt haben sie sich eingedrungen und uns das schwerdt genommenn zů urthaylen, Also das wir one urthayl muessen annemen, was sie nur fürgeben, und ist schier dahin komen, das, wann sich der Bapst ruestert, hat man ein artickel des glaubens darauß gemacht, und haben für geben, die Oberkeyt habe recht jren underthanen für zůschlahen, was sie woellen on urtheyl der andernn, Und das mit so grossem verderben, das, wann wir nicht Christen weren, hundert tausent schwerdt einem Babste wünschen solten, Dann wenn sie sich richten liessen den gemaynenn man, so würden jre gesetze dahinten bleyben, und würden das wortt lautter predigen muessen und würden jhn den bauche schmeler und der hengste weniger machen.

       Darumb seyt hie mit dem spruch gerüst, das jhr zůhawet und zerstechet alles, was sie beschliessen, das dem Euangelio nichtt gemeß ist, dann das urtheyl gehoeret zů den schaffen und nichtt den predigern, Darumb habt jr gewalt und macht zů urthaylen alles, was geprediget würt, das und kayn anders, Dann wenn wir die gewalt nicht hetten, so het uns Christus vergeblich gesagt im [Matth. 7, 15] Matheo: ‘Huettet euch für den falschen Propheten, die zů euch komen in schaffs kleydern, innwendig aber sind sie reyssende wolff.’ Wir künnen uns aber nicht hueten, wenn wir nicht zů urthaylen macht hetten, und muesten alles annemen, was sie uns sagten und predigten.

       Das ander stuck ist, wie man niemandt zwingenn sol zů dem glauben, denn die schaff folgen dem, den sie kennen, und fliehen die fremden. Nu wil Christus, man sol niemandt zwingenn, sondern folgen lassen auß willigem hertzen und lust, nichtt auß forcht, schame oder straff, sondern das wort außgeen und das alles außrichten lassen, wann jhn dann jre hertzenn gefangenn werden, so werden sie wol selbs kommen, Der glaub geet nit auß hertzen, sonder das wort gotes můß es haben. Darumb sind jetzt unsere Herrn toll und toericht, das sie die leütte zum glauben mit gewalt und schwert zů treyben fürnemen, Dann Christus wil hie haben, die schaff sollen selbs kommen auß erkendtnus seiner stymme.

       Die andern aber, so hie leiplich gezwungen werden, da wirt das hertz nit gezwungen oder gefangen, wie der Babst mit seinen gesetzen zů der beicht und Sacrament gezwungen hat. Christus wil es frey haben, dann er het es auch zwingen koennen, Er woltt es aber sůchen mit seyner suessen lieplichen predig. Wer anhieng, der folget nach und ließ sich nicht davon reyssen Dise woellen mit dem schwert hindringen und mit dem fewer, das ist unsinnigkeyt. Darumb mercket wol, das man allein das lautter wort Gotes gehen lasse, und darnach laß die frey folgen, wann sie es gefangen hat. Damit wil ich aber nicht auffgehaben haben das weltlich schwert, dann das kan die handt innen [Seite 292] halten, das sie nichtt dem menschen schaden thuee, sondern still halte. Darumb můß es geen umb der boesen bůben willen, die sich an kein wort keren. Aber das hertz kan es nicht zwingen und zum glauben bringen. Darumb můß es hie still steen in der sach des glaubens, hie můs man zů der thür hinein geen und das wort predigenn und das hertz frey machen, so bringet man sie zů dem glauben, sonst mit nichten. Diß sind die zway regiment der frummen unnd der boesen, das man die frommen mit dem wort hole unnd die boesenn mit dem schwert zum ordenlichen wesen treybe.

       Nu deüttet Christus selbs seine wort und sagt, er sey die thüre zů den schaffen, Die andern aber alle, die vor jm kommen seyn, das ist: die nicht von got wie die Propheten gesandt sind, sonder von jn selbs ungefordert komen, die sind diebe und moerder, stelen Got sein eher und mit jrer falschen leere erwürgenn sie dye seele der menschen. Aber er sey die thür, und wer durch jn eingee, der werd selig werden und werde ein und außgeen unnd wayde finden. Da redet er von der Christlichen freyheyt, das die Christen nu von der vermaledeyung und von dem zwang des gesetzs frey sind, mügen das gesetz halten oder nit halten, nach dem sie sehen, das es jrs nechsten lieb und not erfordert. Das hat S. Paul gethan, wenn er bey den juden war, hielt er das gesetz mit den Judenn, bey den Hayden hielt ers auch, wie sie es hielten, alls [1. Kor. 9, 19] er selbs saget zů den Corinthiern: ‘Wiewol ich frey bin von yederman, habe ich mich doch selbst yederman zum knechte gemacht, auff das ich jr vil gewinne. Den juden bin ich worden als ein jud, auff das ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem gesetz sind, bin ich worden als unter dem gesetz, auff das ich die, so unter dem gesetze seyn, gewinne, Denen, die on gesetz sind, bin ich als one gesetz worden (so ich doch nicht one gottes gesetz bin, sondern bin in dem gesetz Christi), auff das ich die, so on gesetz sind, gewinne. Den schwachen bin ich wordenn als ein schwacher, auff das ich die schwachen gewinne. Ich bin yederman allerlay worden, auff das ich aller dinge ja ettliche saelig mache. Solchs aber thůe ich umb bes Euangelions willen, auff das ich seiner gemeinschaft teylhafftig werde. Das künnen nu die diebe und moerder, die falschen prediger und Propheten nicht thůn, sie richten nichts auß, denn das sie steelen, würgen und umb bringen. Aber Christus, der war, rechtgeschaffne hirt, kompt nur, das die schaeflein das leben und volle gnůg haben sollen. Das sey yetzt genůg von disem Euangelio, woellens dabey lassen bleyben und Got umb gnade bitten, das wirs recht mügen fassen und versteen.

 [Seite 293]

 

Am Sontage nach Pfingsten, den man nennet Den Sontag der Heiligen Dreyfaltigkayt: Euangelion Johannis III:

 

1526 [Seite 293]

[Joh. 3, 1 –15] Es war aber ein mensch under den Phariseern mitt namen Nicodemus, ein oeberster unndter den Judenn, er kame zům Jhesu bey der nacht und sprach zů ym: Meister, wir wissen, das du bist ein leerer von Got kommen, dann niemant kan die zaichen thůn, die du thůst, es sey dann das Gott mit jhm. Jhesus antwortet und sprach zů jhm: Warlich, warlich, ich sage dir: Es sey dann, das yemandt von newem geborn werde, kan er das reich gottes nit sehenn.

       Nicodemus spricht zů im: Wie kan ein mensch geporen werden, wenn er alt ist? kan er auch von neüwen in seiner můter leib geen und geporen werden? Jhesus antwortet: Warlich, warlich, ich sage dir, Es sey denn, das yemant geporn werde auß dem wasser und gayst, der kan nicht in das reych Gottes kommen. Was vom flaisch geporn wirdt, das ist flaisch, unnd was vom gaist geporn wirt, das ist gaist. Last dich nicht wundern, das ich dir gesagt habe, jhr můsset von newenn geporn werden, Der wynd plaeset, wa er will, und du hoerest sein hauchen wol, aber du weyst nit, von wannen er kumpt, und wa hin er feret. Also ist ein jegklicher, der auß dem gaist geporn ist.

       Nicodemus antworttett und sprach zů jhm: Wie mag sollichs zůgehn? Jhesus antworttet und sprach zů im: Bistu ein maister in Israel unnd waissest das nichtt? Warlich, warlich, ich sage dir, wir reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben, und ir nempt unser zeugknis nicht an. Glaubt ir nichtt, wenn ich euch von jrdischen dingen sage, wie wurdet ir glauben, wenn ich euch von himelischen dingen sagen wurde? Und nyemantt feret geen himel, denn der von himel hernyder kommen ist, nemlich des menschenn Sun, der im himel ist. Und wie Moses in der wuesten eyne schlangen erhoechet, also můß des menschenn Sun erhoechet werden, auff das alle, die an jhn glauben, nitt verloren werden, sondern das ewige leben haben’.

 [Seite 294]

 

Summa diß Euangelions.

 Hye haben wir ein maisterlich, koestlich exempel der klůghait menschlicher vernunfft und der thorhaitt Christi, das ist: der gerechtigkait des gaistes.

1 Ein klůger und unstreflicher man wirt hie gestrafftt, drumb das er nit waißt umb die ding, die got angehoeren, der sie doch nichtz wenigers versehen hette, denn das er darumb solt gestraft sein worden.

2 Nicodemus maynet, das die gerechtigkait des gesatzes ettwas sey. Aber Christus leeret, das die widergepurt, das ist: die toedtung des flischß, die rechtschaffne ware gerechtigkait sey.

3 Menschliche vernunfft kan die gerechtgkait Gottes nicht versteen, helt sie für eine thorhait.

4 Mit disem spruch ‘Was vom flaisch geporen wirtt, das ist flaisch’ wirt alle unser ding, wie hailig unnd wie groß wir sind, verdammet und zů poden gestossen.

5 Rechtschaffne gaistliche menschen sind verborgen und werden von dem fleisch nit erkant. Was haben wir denn nun mit dem gepreng, so die ausserliche kirch noch helt, zůschaffen?

6 Nyemant feret geen himel, denn der von hymel hernyder kommen ist. Derhalben so wirst du nicht mit deinem freyen willen oder auß deinen krefften hynauff faren, sondern in dem unnd durch den allaine, der allaine hynauff feret, das ist: durch Christum Jhesum, unsern Hayland.

 

 

Auszlegung desz Euangelions, sampt einer kurtze vorrede von der hailigen Trevalttigkaytt.

[Die folgende Predigt ist identisch mit der Unsre Ausg. Bd. 12, 585 –591 abgedruckten. Roths Text weicht aber derartig ab, daß er in seinem ganzen Umfange mitzuteilen ist.]

       Man begeet heütte das Fest der hajligen Trivaltikait, woellichs wir auch ein wenig muessen rueren, das wirs nicht umb sunst feyren. Wiewol man disen namen ‘Trivaltigkeit’ niergent finden in der hailigen gschrifft, sondern die menschen haben in erdacht und gefundet, Drumb lautet es auch zůmal kalt, und vil besser sprech man ‘Gott’ denn ‘die Trivaltigkait’. Diß wort bedeütett aber, das Got dreyfaltig ist jhn den personen.

       Das ist nun himlisch ding, und die welt kan es nicht versteen. Darumb hab ich ewer liebe vor offt gesagt, das man den und ein yegklichen Artickel des glaubens gründen muesse nichtt auff die vernunfft oder gleichnis, sondern fasse und gründe sie auff die sprüche in der gschrifft, denn Gott waist wol, wie es ist, und wie er von im selbs reden sol.

       Die hochen schůlen haben mancherlay Distinctiones, threüme und erdichtung erfunden. Damit sie haben woellen antzaygen die heilige Trivaltikait und [Seite 295] sind darüber zů narren worden. Darumb woellen wir uß der gschrifft eyttel sprüch nemen, damit wir faßsen und beschliessen woellen die Gothait Christi. Und zům ersten auß dem newen Testament, da sind vil spriche, als der im [Joh. 1, 1 –3] Johanne: ‘Im anfang war das wort, und das wort war bey Got, unnd Got war das wort, dasselbige war im anfang bey got. Alle ding sind durch dasselbige gemacht, und one dasselbige ist nichts gemachet, was gemachet ist.’ Nun so er nicht gemacht, sondern der macher selbs ist, so můß er gewyß Got sein. [Joh. 1, 14] Und da Johannes hernacher sagt: ‘Und das wort war flaisch’.

       [Ps. 110, 1] Item auß dem alten Testament. Denn also spricht David im Psalter: ‘Der Herr sprach zů meinem Herrn, setze dich zů meyner rechten’, das ist: sitze uff den künigstůl und sey ein Herr und Künig uber alle Creaturn, und alles soll dir underthon seyn, ‘Byß das ich deine feynde dir zům schemel deiner [Joh. 1, 14] fůsse lege’.

       [Ps. 8, 5 –9] Item in eim andern Psalm: ‘Was ist diser mensch, das du sein gedenckest, und deß menschen sun, das du auff in sihest? Du wirst in ein wenig lassen manglen an got, aber mit eeren und schmuck würst du jn kroenen. Du würst jn zům Herrn machen uber deyner hende werck, alles hast du under seyne fuesse gethan. Schaff und ochssen alltzůmal, datzů auch die wilden thyere. Die voegel under dem himel und die fische im moer, und was durch wandlet die woge im moer’. Das ist: du hast in gemacht ein Herren uber die gantze [Eph. 1, 22, Kol. 1, 16 ff.] welt. Disen spruch des Psalms deüttet Paulus zůn Ephesern und Colossern und legt in gar maisterlich auß. Hat in nun Got gesetzt zů der rechten und in gemacht zů einem Herrn uber alles im himel und erden, so muß er ye Got sein, denn es wurde sich nit reymen, das er einen solt setzen zů seiner rechten und den lassen allen Creaturn sovil macht haben als er hat, [Jes. 48, 11, Hos. 13, 4] wenn er nicht Got were, denn Got wil seine eere nicht eynem andern geben, wie er in den Propheten saget. Also haben wir zwů personen, nemlich den Vater und den Sun, dem er sovil geben hat, als vil als er under im hat, Denn zů der rechten sitzen ist Got gleich sein und alle Gotes Creaturn in seiner hand haben, Darumb můß er Got seyn, dem er das geben hat.

       Auch hat uns Got verpotten, das wir nit andere oder frembde Goetter sollen anbetten. Nun haben wir in Johanne, das Got wil haben, das man den Sun sol eeren mit der eer, damit er geeret wirt. Denn also lauten die [Joh. 5, 19 –23] wort in Johanne, da Christus zů den Juden so saget: ‘Warlich, warlich, ich sage euch, der son kan nichtz von im selber thon, denn was er sihet den Vater thon, denn was der selbige thůt, das thůt gleich auch der sun. Der vater aber hat den sun lieb und zaiget im alles, was er thůt, und wirt im noch groessere werck zaigen, das ir euch verwundern werdet. Denn wye der vater die todten aufferweckt unnd macht sie lebendig, also auch der sun macht lebendig, woelche [Seite 296] er wil, Denn der vater richtet niemant, sondern alles gericht hat er dem Sun geben, uff daz sie alle den Sun eeren. Wer den Sun nicht eeret, der eret den vater nit, der in gesant hat.’ Das sind ye, mayne ich, helle, klare wort von der Gothait Christi?

       Dieweil nun Got gebeüt, man sol nur einen Got haben und kainer andern Creatur die eere geben die Got gehoerig ist oder zůgebürt, Und er gibt [Röm. 1, 2 –4] sie dem Christo, so můß er ye Gott seyn. Also sagt auch S. Paul: ‘Got hat das Euangelion zůvor verhaissen durch seine Propheten in der hailigen gschrifft von seinem sun, der im geporn ist von dem samen David nach dem flaisch und krefftiklich erweyset ein sun gotes nach dem gaist, der da hailiget, sind der zeyt er ufferstanden ist von den todten, nemlich Jhesus Christus, unser Herr.’

       Also hatt er nun nach dem flaisch angefanngen, nach dem gaist aber ist er gewest in ewigkait, wiewol es nicht vorhin klar ist erkant, denn es ist nicht von noetten gewest, das wir jn zů einem Got machten, sondern allain erklerten und vernemen, das er Gottes Sun were.

       Und das ist die sorge des heyligen geysts, wie Christus selbs [Joh. 16, 14] saget im Johanne: ‘Wenn der geyst der warheyt komen wirt, der wirt mich preysen’. Und an eim andern ort schreybet der Euangelist Johannes, das [Joh. 17, 1 –5] Jhesus seyne augen auffhůbe gen hymel und sprach: ‘Vater, die stund ist hie, das du deinen sone verklaerest, auff das dich dein son auch verklaere, gleich wie du jm hast geben über alles fleisch, auf das er das ewige leben gebe allen, die du jm geben hast. Das ist aber das ewige leben, das sie dich, das du allein warer Got bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen. Ich hab dich verklaeret auff erden und volendet das werck, das du mir geben hast, das ich thůn solt, Und nu verklaere mich du, vater, bey dir selbs mit der klarhayt, die ich für dir hatte, ehe die welt war’.

       [Ps. 2, 8] Daher geet auch der spruch im andern Psalm: ‘Heysche vonn mir, so wil ich dir die Heyden zum erbe geben und der welt end zum aygenthůmb’, Da ist er gewiß gesetzt zů einem Künig über alle dinng, darumb das er Gottes kindt ist, dieweil sonnst keynem Fürsten oder Künig die gantz welt unterworffen ist. Deßgleichen in eym andern psalm nennet jhn David offentlich [Ps. 45, 7 s.] ein Got und spricht: ‘Got, dein stůl bleybt ymmer und ewigklichen, das Zepter deines Reichs ist ein gerad zepter. Du liebest die gerechtigkeyt und hassest gotloß wesen, darumb hat dich got, dein Got, gesalbet mit der frayden oele meer dann deine gesellen.’

       Nu Got macht keinem zů einem Künig, der nicht Got ist, dann er wil den Zaume auß seiner handt nicht lassenn, will allein ein Herre sein über himel und erden, todt, hell, Teüffel und über alle Creaturn. Seyteinmal er [Seite 297] nu den zů einem Herren macht über alles, das geschaffen ist, so můß er jhe got sein.

       Darumb so kan man keynenn gewißen grundt habenn von der Gotheyt Christi, dann das man daz hertz wickel und schliesse in die sprüche der schrifft, dann die schrifft hebet feyn sanfftt an und fueret uns zů Christo wie zů einem menschen und darnach zů einem herren über alle Creatur, dernach zů einem Got. Also komme ich fein hinein und lerne Got erkennen. Die Philosophi aber und die weltweysen leütt haben woellen oben anheben, da sein sie zů narren worden. Man mueß von unten anheben und darnach hinauff [Spr. 25, 27] komen, auff das nicht der spruch Salomonis an uns erfült werde: ‘Wer zůvil hoenig isset, das ist nicht gůt, Und wer schwer ding forschet, dem würts zůschwer.’

       Also ist nu von den zwayen personen des vaters und des Sones der Glaub mit sprüchen der schrift genůgsam gegründett und befestigt. Von der dritten Person aber, nemlich von dem hayligen Geyst, steet im Matheo, da [Matth. 28, 19] Christus seine junger auß sandte, sprach er: ‘Geet hin und leeret alle voelcker und tauffet sy in dem namen des Vaters und des Sons und des Heyligenn Geysts’. Da gibet er die Gottheyt auch dem hayligen geyst, dem ich darff niemandts vertrawen oder glauben dann allein Got, dann ich můß einen haben, der da mechtig ist über tod, hell und teüffel und über all Creaturn, das er jnen gebieten künne, das sy mir nicht schaden, und mich hyndurch ziehe, Also das ich einen habe, da ich frey auff bawen künde. So beschleüsst nu Got hie, das man auch in den hayligen geyst glauben und vertrawen sol, der halben můß er auch Got sein. Ym Euangelio Johannis redet Christus vil zů seinen jungern von dem hayligen geyst unnd von seiner krafft oder wirckligkeyt.

       [1. Mose 1, 2] Item im ersten bůch Mose stehet also: ‘Und der geyst Gotes schwebet auff dem wasser’. Aber der spruch ist nicht so klar als der vorige, denn die Juden machenn jhn uns wanckend, Dann sie sprechen, das das wort auff Hebreysch einen windt bedeütte.

       [Ps. 33, 6] Item in einem Psalm spricht David: ‘Der himel ist durchs wortt des Herrn gemacht und all sein heer durch seines geysts munde.’ Darumb ist es aber hie klar, das der haylige geyst Gott sey, die weyl der himell und alles, was darinnen ist, durch jn erschaffen ist. Deßgleichen sagt David in einem [Ps. 139, 7] anderm Psalm: ‘Wo soll ich hingeen für deinem geyst? Und wo soll ich hin fliehenn vor deinem angesicht?’ Das gebüret nu nit einer Creatur zů, daz die an allen enden sey und die Gantze welt erfülle, sondern Got dem Schoepffer. Darumb hangen wir hie an der schrifft unnd an den sprüchen, die die Treyfaltikayt bezeügen, und sagenn: Ich wayß wol, das Got, Vater, Son und [Seite 298] Heyliger geist sind, aber wie sie ein ding sind, das ways ich nicht und sol es auch nichtt wissen. Das sey für das erste thayl genůg gesagt. Nu woellen wir wider auff das Euangelion kommen und ein wenig davon sagen, sovil wir zeyt überig haben.

       Jnn disem Euangelio habt jr klar, was die Vernunfft und Frey will vermag, Das sehet jr feyn hie inn dem Nicodemo, der under den besten ein außbund was, ein Fürst unnd oeberster der Phariseer, welche die besten under dem volck waren, Nemlich das, wenn sie zum hoechsten komen, gantz blind und tod sind vor Got, wie haylig, klůg, gůt und gewalltig sie vor den leütten angesehen werden. Denn hie der Nicodemus, ye lenger er mitt Christo umbgeet, ye weniger er jn versteet, und sind dannocht jrrdische ding, das ist, da er mit umbgeen sol, und wie er getoedt můß seyn. Also blindt ist die Vernunfft, das sie nicht sehen noch wissen kan Gottes geschefft, auch die ding nicht, damit sie zůschaffen haben sol, Das ist ein schlappen geben der natur und menschlicher vernunfft, welche die Philosophi so hoch erhaben haben und gesagt: Die vernunfft strebet allezeyt nach dem besten.

       Darumb hat uns Got hie ein Exempel gebenn lassen, das wir sehen sollen, das das allerbeste der natur nichts sey, und da sie am schoenesten, hellsten und liehsten ist, blind sey, wil geschweigen der, so neydes und hasses vol stecken. Derhalbenn hat er hie beweysset mit exempel, wort und wercken, das die menschliche vernunfft nichts ist den blindt und todt für got, Darumb kan sie sich auch nicht nach Goettlichen dingen seehnen noch sie begeren.

       Nu diser Nicodemus, der doch ein frommer, hertziger man was, kan Gottes werck noch wort nicht begreüffen, wye woellenns denn Annas und Caiphas begreüffenn? Er kompt hie zů dem Herren in der nacht, das ist auß forcht geschehen, das er nicht von den andern ein ketzer gescholten würde. Auß dem ist abzůnemen, das er noch ein alter Adam gewesen ist, dieweil er bey der nacht geet und noch nicht das recht, war liecht gehabt hat. Dann wenn er ein newer mensch gewesen were, so wer er am hellen tag kommen und hett sich vor niemandt geschewet. Darumb antwort jm auch der Herr scharpff und stost all seinen grůß und zůkunfft zů ruck Der gůt Nicodemus kompt und sagt also:

       ‘Meister, wir wissen, das du bist ein lerer von Got komen, dann nyemandt kan die zeychenn thůn, die du thůst, es sey denn Got mit yhm’.

Dise wortt meinet er, hab er auß gůter meynunng gesagt, aber es ist noch die alte hawt und eyttel heüchlerey. Darumb wil Christus den grůs nicht annemen, sonderen wil jn außziehen und new machen, das er auß hertzen und auß glauben daher gee, und spricht:

       [Seite 299] ‘Warlich, warlich, ich sage dir: Es sey dann das yemandt von newem geborn werd, kan er das reyche Gottes nicht sehen’.

Als spraech Christus: Neyn, lieber Nicodeme, ich bewege mich nicht über deinen schoenen worten, du můst die alte haut ab legen und newe werden, du glaubst es nicht, wie du sagest, du foerchst dich noch. Dann die natur hoeret das wort Gottes und das Euangelion wol und hat ein wolgefallen darinnen, es geet aber nit in das hertz hinein. Darumb můß man die vernunfft toedten und sich in die geistlichen gepurt geben, Das wil Christus, da er sagt, man muesse von newem geborn werden. Das kan nu die vernunfft nicht begreyffen, darumb sagt Nicodemus darauff:

       Wie kan ein mensch geborn werdenn, wenn er alt ist? kan er auch von newem in seiner můter leybe geen und geborn werden’?

       Also stost sich die vernunft an dem geist, felt auf ein anders und zeühet dise gepurt auf die fleischliche gepurt. Darumb feret Christus weyter und verklaeret im dise gepurt, das er jn herauß reisse. Und sagt:

       ‘Warlich, warlich, ich sage dir: Es sey dann das yemandt geborn werde auß dem wasser und Geyst, der kan nicht in das reich Gottes komen’.

Als wolt der herr sagen: Du wilt mein gepurt, davon ich rede, dahin ziehen, ich weyß wol, dz die fleischliche geburt bleibt, sonder ich rede von einer gepurt, die ist auß wasser und auß dem geist. Sagt ferrner:

       ‘Was vom flaisch geporn wirdt, das ist fleisch, und was vom geist geporn wirdt, das ist geist’.

Das seind wort, die doch ja kain vernunfft fassen kan, sie felt dahyn auff den gaist und wasser und speculiert, wie das möchtte zůgeen, da sihet sie denn kayne weyse nicht, woelchs zů einer gepurt gehoeret, da wirt sie gar zů einer naerrin und saget: Wie kan das zůgeen, das ein mensch auß wasser unnd auß dem gaist geporn werde, ya, wenn es wasser blasen weren?

       Da kumpt denn Christus her und schlecht der vernunfft den kopff ab und spricht: ‘Bistu ein maister yn Ysrael und wayst das nichtt?’ du solttest annder leüte gaystliche gepurt leren, das sie frumm wurden, und du waißtt jr selbs nicht. Da legt er jhm die vernunfft und das gantze gesatz darnyder und sagt: Ey lieber, waysest du nicht, wie es zugeet? Ich aber waiß es wol, wie es zůgeet, und ander Propheten auch, die mir sollichs betzeügen. Verleügne deine vernunfft und thůe die augen zů unnd hennge dich ploß an mein wort und glaube das. Darumb spricht er:

       [Seite 300]

       Laß dichs nicht ‘verwundern, dz ich dir gesagtt habe, jhr muesset von newen geporn werdenn, Der wind pleset, wa er will, und du hoerest sein hauchen wol, aber du weist nicht, von wannen er kumpt und wahin er feret. Allso ist ein yeglicher, der auß dem gaist geporn ist’.

Als woelt er sprechen: Du understeest dich durch dein vernunfft die gaistlichen ding zůermessen und kanst die nicht begreyffen, die bey dir in der natur geschehen, als er hie sagt von dem wynde. Denn es hat noch nie kain Philosophus oder weltweise künden erforschen noch beschreiben, was der wind sey, wo er ein anfang oder ende neme. Wir wissen nit, wa der wyndt herkompt, oder wie ferne er bey uns wehet, oder wie weyt er geett. Künden wir nun die ding nit ergründen durch unser vernunft, die in der natur taeglich bey uns geschehen, vil weniger werdenn wir durch die selbige vernunft die goetlichen wercke, die Got in uns wirckt, ergründen.

       Wie aber ein mensch new geporn wirt, das ist bald zůsagen, Aber wenn es an die erfarung kumptt, wie es hie dem Nicodemo komen ist, denn ists muehe und arbaitt. Es ist bald zůsagen, man můß die vernunfft plenden, das fülen enttzyehen, die augen zůthon und ploß an dem wortte hangen, darnach sterben und dennoch leben, Aber das zu erhalten, wenn es an die erfarung kumpt und an die züge geet, da ist aber muehe und arbait.

       Nempt der newen gepurt ein exempel. Abraham hett einenn sun, der [4. Mose 22, 17] solt erben die welt unnd den samen meren wie die stern am himel, wie im verhaissen war. Nun kam Got und hieß in den sun toedten. Wenn nun Abraham hette nach der vernunfft gefaren, so hette er also beschossen: Ey, Got hat mir den samen versprochen inn woelchen mein geschlecht soll gemeret werden, nun kumpt er her und haist mich jn opffern. Ey, des můß nicht Got, sondern der Teuffel seyn. Nun toedtet Abraham die vernunfft und gibt Got die eere und gedenckt: Ey, Got ist also gewaltig, er kan mir den sun vom tod auffwecken unnd durch in das geschlecht meren, oder kan mir wol ein andern geben oder sunnst außrichten durch einen andern weg, mir unbekant, geet hin und gibt es Got haim. Sehet, da kreücht Abraham uß seiner altenn haut und thrit jhn Got, glaubt im und wirt ein ander mensch. Da [1. Mose 22, 12] kompt der Engel und sagt: ‘Abraham, Abraham, lege deyne hand nicht an den knaben und thůe im nichts, denn nu wayß ich, das du Got fürchtest und hast deinen einigen sun nit verhalten vor mir’. Das hette Abraham nit künden erdencken, das es Got also solt machen, er hette den sun schon getoedtett im hertzen.

       Nun dise gepurt ist angefanngen in der tauff, das wasser ist die tauf, der gaist die gnad, die uns in der tauffe eingossen wirt. Dise gepurt sihet man feyn, wenn man sterben soll, unnd wenn armůt oder andere anstoesse [Seite 301] herfallen, Denn wer da alt geporn ist, der rümpfft und weret sich und sihet hin und her und speret die vernunfft auff, wie sie sich weren woelle. Aber der da new geporn ist, der gedenckt: Ey, ich stee in Gottes hannd, der hatt mich vorhin durch wunderliche weyß erhaltten und gespeyßet, der wirt mich noch fort an speysen und erhalten und auß allem unglück erretten.

       Also wenn wir sterben sollen, so muessen wir dahyn faren und wissen nicht wa auß, die herberig ist nit berayt, wir wissen nit, ob es ein weiß oder schwartz hauß wirt sein. Denn wa flaisch und plůt ist, da ist die alte haut noch, die waist nit, wa sie hin sol oder wa hinauß, ob sie unden oder oben, auff die lincken oder rechten hand hinauß sol, und waist nit, wa sie jr seel soll hin setzen, und soll dennoch außfaren. Denn hebt sich ein angst und not, das es wol die rechte hell sein moechtte, denn der helle pein ist forchtt, schrecken, grawen und vertzagen.

       Aber wenn ich Got glauhe unnd new geporn bin, so thůe ich die augen zů und tappe nit und laß das wesen der seel gantz umbkommen und gedenck: Ey Got, in deiner hand steet meine seele, du hast sie erhalten in meinem leben, und hab noch nye erkant, wo du sy hin gesetzt hast, darumb wil ich auch nicht wissen, wa du sie yetzund hin thon wirdst, das allain waiß ich wol, sie staet in deiner hand, du würst ir wol helffen. Also můß man uß dem natürlichen wesen thretten in ein new wesen und gantz tod seyn. Das ist auch ein recht sterben und nicht ein schlechtes empfinden, wie man einen gründ abkratzt, wie die Philosophi gesagt haben, als wenn ein koechin einen hafen spyelet, sondern es muß ein rechte verenderung da sein, und gar in ein ander wesen geschmeltzt werden, es můß gantz zůpoden geen das natürlich wesen und empfinden.

       Darumb sagt er hie: ‘Was von flaisch geporn ist, das ist flaisch’. Das flaisch haist der gantze mensch mit leyb und seel, vernunft und willen, Und yederman hat flaischlichen sinn, můt, lust und willen, der nit uß dem geist geporn ist. Denn die seel ist also tieff gesenckt yn das flaisch, das sie es wil behueten und beschützen, das es nit schaden leyde, also das sie mer flaisch ist denn das flaisch selber. Das sehen wir im sterben, das sich das flaysch nit gerne der haut berauben last, woellichs da geschichtt, wenn die seele weg ist, da last sich der leib schinden und leidet alles, wie man mit im handlet. Und das [1. Mose 6, 3] zaiget auch Got der Herr an mit disen wortten im Mose, die er vor der sündtfluß sprach: ‘Mein gayst wirtt nit jmmerdar richter seyn under den menschen, dieweil sy flaisch sind’. Denn der mensch will gar nichtt, das das flaisch umbkomme oder sterbe, das wil aber der gaist nur haben. Darumb begeret er, das nur das flaisch bald umbkomme. Also můß das natürlich wesen der seel vergeen und dem leib feynd werden und wünschen, das er sterbe, das [Seite 302] die seel in ein ander wesen komme. Wie das zügeet, solen wir allain glauben, nicht wissen, Got wirckt es und hat uns nicht bevolhen darnach zů forschen.

       So will nun der Herr mit disem gleichnis von dem winde antzaygen, das ein gaistlich mensch weder hie noch dort ist, und an kaine zeyt noch stelle gepunden sey, er zeühett kaine kappen an, thůt auch sunst der ding kaines, die ausserlich sind, denn er waist, das sie datzů nicht dienen. In Summa, da hilfft kain wallenn, kain fasten, kain Messe styfften, noch gar kain werck, es můß ein ander wesen da sein, nemlich, das all unsere werck, die wir fürnemen, undergeen und zů nichte werden, wie gesagt ist.

       Das ist aber das newe wesen, das der mensch nicht auff seynem thon stee, sondern in der gnaden Gotes, die er uns gibt durch Jhesum Christum. Soll ich da besteen, so muessen meine werck unnd alles, was ich erdachtt habe, zů thrümmern gehen unnd nichts sein. Derhalben so ist hie bey disem menschen kain anfang noch kain ende.

       Wir hoeren wol den wind wehen, aber wa er her kompt unnd wa er hin geet, das wissen wir nit. Also ists auch hie. Ein mensch prediget und hat das wort in seinem munde, aber wann es hin kumpt und was es ußricht, und wo es frucht schafft, das waist niemantz. Allso schleüst nu diser ort, das ein Christlich mensch nit pawen soll uff werck, stell oder person. Deß verwundert sich denn die vernunft und fraget, wie můß das zůgeen, das es mit eynem yegklichen, der auß dem gaist geporn ist, also sey wie mit dem wynde, und das all unser thon nichts ist? Was will da werden, wenn jhm also were, so můsten alle Pfaffen, Müniche und Nonnen mitt jhrem schoenen, koestlichen leben verdampt sein? Darauff antwort hie Christus Nicodemo, der auch sagt, wie mag solchs zůgeen, Und spricht:

       ‘Bistu ein mayster in Israel und waist das nicht?’

Als woelt der Herre sprechen: Das soltest du traun wissenn, die weyl du einer bist von denen, die das volck leeren sollenn, so hoere ich wol, du weyssest selbs nichts davon. Solch dinge, davon ich dir yetzt gesagt habe, nemlichen, wie wir muessen auff ein newes geboren werden, solt jr die leütte geleret haben, aber jr habet das widerspil geleeret und euch bekümmert, wo der wind her kommt, und wo er hingeet, und habt auff sein hauchen acht gehabet und mit andern unnützen dingen umbgangenn, was aber euch und dem volcke am noetigsten ware, das habt jr farenn lassenn. Hoere zů, was ich dir sage:

       ‘Warlich, warlich, ich sag dir, wir redenn, das wir wissen, und zeügen, das wir gesehen haben, unnd jr nemet unnser zeügknus nicht an’.

 [Seite 303]

       Gleich als spraech Christus: Sol ich dir mit fingern darauf weysen, wie solchs zugeet? das kan nicht geschehenn, du soltest mir glawben, dieweil du selbs sagest, das ich ein leerer von Got komen bin. Das ich gesagt habe, der mensche můß auff ein newes geborn werden, und das all unser thůn nichts sey, das kan man nicht weysen, das mans mit augen sehe, sonder man můß allein mit worten davon reden, Glaubest du, so versteestu es. Aber Nicodemus verstůnde das nicht. Darumb saget der Herre weytter zů jm, endecket jm nach baß seinen unverstandt und spricht:

       ‘Glaubt jr nicht, wenn ich euch von jrrdischen dingen sage, wie würdet jr glauben, wenn ich euch von himelischen dingen sagenn würde’?

Das ist noch alles yrrdisch ding, das ich gesagt hab, wie wir alle muessenn zů nicht werdenn, unnd das der mennsch staube ist und wider zů staube werden můß, unnd wie der windt wehett, noch verstehestu es nicht, was würdestu thůn, wenn ich dir vil von Got her sagete? Ich hab dir von eym geringen ding gesagt, und das versteest du nicht, wie woltestu es doch versteen, wann ich dir sagete, das unsere sterbliche leybe nach dem tode so hell und klar scheynen werden wie die sonne, und was nach dem to- de folgen wirdt, das würdest du zůmal nicht versteen? Und feret nu zů und sticht jn ein wenig an mit den himelischen dingen, wie es darumb gethan sey, und spricht:

       ‘Niemand feret gen himel, dann der vom himel hernyder komen ist, nemlich des menschen son, der im himel ist.’

Was das ist, versteet die vernunfft nicht, denn es ist ein himlische predig. Und ist sovil gesagt, als spraech Christus: Der Son des menschen ist komen auff das erdtreich und doch im himell bliben und widerumb hinauff gen himel gefaren, das ist: er ist ein Herr worden uber himel und erden und über alles, das darinnen ist. So wisse nu, das ich der selbig bin, der ich hernider komen bin, auch so tieff herunter gestigen biß in die helle und bin doch im himel bliben. Dann da Christus im tod war, da lebet er, do er ein wurm war und für den aller geringsten und verachtesten geacht, ward er der ehrlichste und hoechste für got gehalten.

       Unnd ist widerumb gen himel hinauff gefaren, da er vom tod erstůnde, da er dann widerumb allen gewalt an sich genomenn hat und ist ein Herre worden über alle Creaturn, wie er auff erden allen Creaturn underworffen ware. Und solchs hat jm niemandt nach gethan.

       Wir sind wol auch jm tode, aber zů gleich seyn wir nicht auch daoben im himel wie Christus. Sünde und tod herschen in uns, aber des Herrn [Seite 304] Christi sein sie nicht maechtig worden, jha, er hat das leben und den tod in [Joh. 10, 17 f.] seiner hand und gewalt gehabt, Wie er selbs sagt im Johanne: ‘Darumb liebet mich mein vater, das ich mein leben laß, auff das ichs wider neme, Niemandt nimpt es von mir, sonder ich selber lasß es von mir selber, Ich habs macht zůlassen und hab es macht wider zunemen.’

       Niemandt kumpt zů solcher gewalt, das im alle ding undterworffen sind, außgenomenn den Christum, welcher, wiewol er vor der welt im tode war, dennoch lebete er vor Got, seinem vater, und wiewol er für der welt in grosser schmahe und schande war, so war er doch vor got in grosser ehr. Zů solchem thůn hat jn aber niemandt bracht denn wir. Denn durch den fal des ersten en vaters Adam, sind wir alle gefallen, Den fal hat er muessen wider herein bringen durch sein schmahe, schand, unere und tod, auff das wir widerumb zů ehren und zum leben koemen.

       Hie stost er zum andern mal zů ruck, was er daoben gesagt hat: ‘Was vom flaysch geboren wirt, das ist flaysch’, Als wolt er sagen: Blůt und flaysch kan nicht gen himel komenn, alleine der feret gen himel, der von himel hernider kommen ist, so daz in seyner handt stehe das regiment über alles, was da lebet, das kan er toedten, und was da todt ist, das kan er lebendig machen, was da reych ist, das kan er arm machen. Allso ist hie beschlossen, was von fleisch geborn ist, das gehoeret nicht gen himel.

       Aber dises hinauff faren gen himel und das hernider komen ist uns zů gůt geschehen, auff das wir, die wir fleischlich sind, auch dahin gen himel kommen moechten, doch mit der gestalt, das vor diser sterblich leyb getödt wuerde. In Summa: mit unseren wercken werden wir nichts außrichten. Wie uns aber dises hinauff faren geschenckt ist, und wie es unser werd, sagt der herr weiter und spricht:

       ‘Und wie Moses in der wuesten ein schlange erhoehet, also můß des menschen son erhoehet werdenn, auff das alle, die an jn glauben, nit verlorn werden, sonder das ewig leben haben’.

Was wil Christus hiemit? Nichts anders dann das alle, die gen himel kommen woellen und jm nachfolgen, die muessen newe Creaturn werden, Dann darumb ist er gen himel gefaren, das wir jm sollen hinachfolgen. Dise Historien aber, davon hie der herre Christus redet, die steet geschriben im [4. Mose 21, 6 ff.] vierdten bůch Mose, da die juden wider Got und wider Mosen murreten in der wuesten, sandte der herr schlangen under das volck, die fewer spyben, die bissen das volck, das ein groß volck in Israel starb, da kamen sie zů Mose und sprachen: wir haben gesündiget, das wir wider den Herrn und wider dich geredt haben, Bitte den herren, das er die schlangen von uns wend. Mose [Seite 305] der bat für daz volck. Da sprach der Herr zů Mose: Mach dir ein ehrene schlangen und richte sie zum zaychen auff, wer gebissen ist und sihet sie an, der sol gene- sen, Da machet Mose ein ehrene schlange und richtet sie auf zum zaychen, und wenn yemandt ein schlange bayß, so sahe er die eerene schlangen an und belib lebendig.

       Dise Historien zeühet Christus an unnd deüttet sie auff sich. Als solt er sagen: Gleicherweyß wie dort die juden in der wueste, wenn sie gebissen wurden von den fewrigen schlangen, errettet wurden durch das anschawen der eherene schlangen, die Mose zum zaychen auffrichtete, Also geets hie mitt mir auch zů, alle, die mich anschawen, werden nit verderben, das ist: alle, die ein boeses gewissen haben von der sünd und vom tode geengstigt werden, die sollen glauben, das ich von himel komen bin und droben bliben und widerumb hinauff gefaren bin, so würdt jn weder sünd noch todt schaden, ja die selbigen werden in ewigkayt nicht verderben künden. Dann wer da wil gen himel komen und saelig werden, der můß es thůn durch dise schlange, die da Christus ist, sonst wirt er wol erniden bleiben. Derhalben verdampt dißs Euangelion den freyen willen und alles, was menschlich kreffte vermügen und weyset allein auff dise schlangen.

       Die heimliche deüttung der schlangen, die Mose auffrichtet, ist die. Die schlangen, welche die Juden bissen und vergifftet, ist nichts anders dann sünd, tod und ein boeses gewissen. Ich sehe, das ich in den todt fare, und bin nu drinnen und kan nicht herauß komen, můß so lang darinnen bleiben, biß das man mir ein tode schlangen auffrichte, die da nit lebet, auch niemandt keinen schaden thůt, ja die da vil mer frummet, wie Mose schlange war, das ist nu Cristus, denn den sehe ich hangen am creütz, nitt schoen noch in grossen eeren, denn wenn er schoen und hübsch alda hienge, moecht das fleisch sagen, er hets verdienet durch seine werck, das er also in eeren stuende und erhoehet wuerde, sonder ich sehe jn hangen in schendtlicher gestalt und formen des creützes wie ein moerder und übeltheter, so das auch die vernunfft sagen můß, das er für got vermaledeiet sey, und dafür hieltens die juden, darumb kundten sie jn auch nit anders achten den für den aller verdamptsten menschen, beyde vor got und vor der welt, denn sie heten disen spruch im gesetz Mose für sich: [5. Mose 21, 23, Gal. 3, 13] ‘Vermaledeyet ist yederman, der am holtz hanget’.

       Es můste auch Mose eine erne schlange auff richten, die da eyne gestalt hette der feürigen schlangen, woelche doch nyemantz bysse noch beschedigte, ya vil mer die leütte errettete. Allso hatt auch Christus eine gestaltt und ansehen eyns sünders, aber mir ist er ein hail worden. Denn sein tod ist mein leben, er thritt inn meine sünde und nimpt des vaters zorn von mir. In mir ist die lebendige fewrige schlange, denn ich bin ein sünder, In jm [Seite 306] aber ist die todte schlange, woellicher wol für eyn sünder geachtett wurde, aber er hette kaine sünd nie gethon.

       Wenn nun der mensch glaubet, das Christus tod die sünnde weg genomen hat, so wirtt er ein new mensch, das kan nun eyn flaischlicher natürlicher mensch nit glauben, das uns Got alle unsere sünde umb sunst schencken unnd vergebenn wil. Yha die vernunfft gedencket also: hast du gesündigett, so můst du auch für die sünd genůg thon, und felt denn zů und erdencket ein werck uber das ander und maynet, sie woelle die sünde durch jre werck hinweg nemen. Aber das ist das Ewangelion Christi: Bist du in sünd gefallen, so můst du einen anndern haben, der für dich gnůg thůt, und das ist Jhesus Christus. Wenn das nun ein mensch glaubet, der selbige wurd ein ding mit Christo und hatt alles, was Christus hat. So ist nu diß die Summa dises Euangelions: Unser ding ist gar nichts, und ist alles verloren, was menschen kreffte vermügen, Der glaub aber in Christo thůt es alles.

 

 

 

 

Am ersten Sontag nach Trinitatis. Euangelion Luce XVI.

 

1526 [Seite 306]

[Roth hat die Predigten des 1. und 2. Sonntags nach Trinitatis verwechselt. Wir stellen die richtige Folge wieder her.]

       [Luk. 16, 19 –31] Jhesus sprach zů seinen jungern und zů den judenn diss gleichnus. Es war ein reicher man, der kleidet sich mit purpur und koestlichem leinwad und lebet alle tag herrlich wol. Es war aber ein armer mit namen Lazarus, derlag vor seyner thür voller geschweeren und begeret sich zů settigen von den brosamen, die von des reichen tische fielen. Doch kamen die hunde und leckten jm seine geschweren. Es begab sich aber, das der arme starb und warde getragen von den Engeln in Abrahams schoß. Der reich aber starb auch und ward in die helle begraben.

       Als er nun in der qual ware, hůb er seyne augenn auf und sahe Abraham von ferrnen und Lazarum in seinem schoß, riefft und sprach: Vatter Abraham, erbarme dich mein unnd sende Lazarum, das er das ausserste seynes fynngers jhns wasser tauche unnd kyele meine zungen, denn ich leyde grosse peyn jhn dyser flammen.

       Abraham aber sprach: Gedenck, sun, das du gůtes empfangen hast in deinem leben, unnd Lazarus dagegenn hat boeßes [Seite 307] empfanngen. Nun aber wirdt er getroestet, unnd du wirdst gepeiniget. Und uber das alles ist zwischen unns und euch eyne grosse klufft befestiget, das, die da woltten von hynnen hynab steygenn zů euch, künden nicht, unnd auch nichtt vonn dannen zů unns uber faren.

       Da sprach er: so bit ich dich, Vater, das du jhn sendest jhn meines vatters hauß, denn ich habe noch fünf brueder, das er jhn betzeüge, auff das sye nicht auch kommen an disen ort der qual. Abraham sprach zů jm: Sye haben Mosen und die Prophetenn, laß sye dye selben hoeren.

       Er aber sprach: Nayn, vater Abraham, sondern wenn einer von den todten zů jhn gienge, so wurden sye bůsse thon. Er sprach zů jhm: Hoeren sy Mosen und die Propheten nicht, so werdenn sye auch nicht glauben, ob yemant von den todten auffstuende’.

 

 

Summa des Euangelions.

 1 Hie haben wir ein vergleichnis und zůsame haltung der gleißnerischen hailigkait (woellichen heüttes tages schyer alles jnne hat und besitzet, uber das auch von der welt groß geacht würt, gleich als sey sie dem himel am nechsten) Und des Christlichen kreützes odder verfolgung, an woellicher sich die gantze weltt ergert, und die von yederman verschmaehet und veracht wirdt.

       Die gleißnerische hailigkait sucht das jhre, frewet sich an dem jren und kumpt niemants zůhilffe. Aber das Christliche kreütz můß alles leyden, leyt vor der thür, nyemant ertzaiget im barmhertzigkait, hat gar kainen trost, denn allaine dysen, das die jhenigen, so in der welt getrengkniß, angst und verfolgung leyden, in Gott doch fryd haben. Ein heüchler wirt für fromm gehalten, ein Christ aber můß ein [Luk. 1, 53] Ketzer sein und ein Gottes lesterer. Aber Got ist so guettig und barmhertzig, Die hungerigen erfült er mit guettern und die reychen laßt er laer, Wie Maria die junckfraw von im gesungen hatt.

       2 Außgeschlossen dise gleichnis hie im Euangelio haben wir nichts in der gantzen gschrifft, das sich aufflenete und dawyder were, das man saget, wie die verstorbnen schlaffen nach dysem leben biß an den jungsten tag. Und dieweil man nitt můß noch soll ein gleichnis oder parabel offenlicher, heller, klarer gschrift entgegen halten, ob ich auch gleich diß nicht für eine lautere parabel achte, woelchs do einer Historien ehnlich ist, so haltte ichs hie mit der außlegung und maynung Doctor Martin Luthers, wie hernacher folgen wirt, Nemlich, das wir dyß alles so in der Parabel angezaiget ist, in dem tode fülen und empfinden, denn wenn aller erst, wenn die thoerichten junckfrawen sehen, das die klůgen oel in jren ampeln haben, und sy gar kaines. Ich halt es schlechts für ein gleichnis. Denn wer [Seite 308] Mosen und die Propheten hie jhm leben verachtet hat, der kan sie dort im tode von wegen der verzweyflung, dadurch sie berayt an in die helle begraben sind, nit annemen. Drumb mercke den spruch eben: Sy haben Mosen und die Propheten, laß sie die selbigen hoeren.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 177, 17 bis 200, 16 abgedruckte Sermon (unterer Text) mit nachstehenden Abweichungen:]

       177, 21 unnd des 22 schawen 24 das] woellichs 27 sehe 178, 18 fehlt 25 leüte, davon auch Lucas sagt. Denn 179, 21 rechtte frucht 22 an fehlt 23 eyn paum 180, 16 seyens] sind es 21 &c..] und andere mer 181, 13 nach koestlicher 22 unnd fehlt 25 sagt. Verlast euch nicht auff unrecht und gewalt, und werdet nicht eyttel, fellet euch reichthumb zů, so henget das hertz nit daran. || Aber 182, 25 solcher 183, 16 nicht, fragett auch nichts nach jm. Auß 24 dißes] des 27 liebet und 184, 9 doch die zornichstenn thiere sind 11 geschwerenn 15 und] noch 185, 13 fehlt 17 hatte, wie in den geschichten der Aposteln geschriben steet, aber dardurch hett ers nicht dester besser vor Got. Denn armůt und leiden machen nyemandt angenaem vor got, sondern wer zůvor angenem ist des armůt und leiden ist vor Got koestlich, Wie der Psalm sagt. Wie thewer ist der todt seiner hayligen vor dem herrn. 22 geschwere 23 gefallen, wie der Meyster der Epistel zů den Ebreern sagt. || Darumb 24 solcher 27 ein solch 186, 23 geschweeren (und so im Folgenden) 187, 18 zůthůn 23 gestanck 25 für über 188, 15 gantzes 16 reychenn mannes? 18 das ein sollicher schatz 23 da nun 24 und da nun er 25 der] die 189, 24 da] dz 25 gschrifftgelerten und Pharriseer, ir heuchler, die ir der Propheten greber pawet und schmucket der gerechten greber, Und spricht. Weren wir zů unser vaeter zeyten gewesen, so wolten wir nitt thaylhafftig sein mit jn an der Propheten plůt. So gebt ir zwar uber euch selbß zeügkniß dz ir kinder seyt der, die die Propheten toedtet haben. Wolan, erfüllet auch ir das maß ewer Vaeter. Yhr schlangen, jr ottern getzüchte, wie woellett ir der hellischen verdammnis entthrinnen? || Diser art 190, 15 Ich hin [so] ein frembdling bey dir und ein gast wie alle 25/26 eynerley bis nicht fehlt 191, 10 fehlt 11 der] die 15 den] die 16 yhm] dem Abraham 24 den] die 27 eynem] einer 192, 8 wir vor durch 14 der selbe] die selbige 16 unnd fehlt 18 helle wirt verstossen werden. Denn 22 an den 193, 6 es] er 14 dz es nit 23 nichts 194, 12 wie sant Peter sagt. Ein tag vor dem herrn ist wie tausent Jar, und tausent jar wie ein tag. Darumb 16 an den 19 also 25 nichts 27 hatt fehlt 195, 23 zwyr] zwey 24 erhoeren 196, 14 nichts 17 würdet nur 26 nichts forschen] fragen ist 197, 17 yrrthumb und verfuerungen zur ungerechtigkeit über die unglaubigen sendet, dafür das sie die liebe der warheit nicht haben auffgenomen, das sie selig wuerden. || Darumb 19 uns wil 25 gottes in Mose. Du forschen] fragen 198, 17 die] welche 18 Postillen über das Euangelion an der heyligen drey Kunig tag, und im buechlein von dem mißbrauche der Messen 23 man jn daselbs 26 gestracks 27 das es des Teüffels 199, 24 beherberget 200, 10 Wilche] Wie

 

 [Seite 309]

Am andernn Sontage nach Trinitatis. Ewanngelion: Luce XIIII.

 

1526 [Seite 309]

[Luk. 14, 16 –24] Jhesus sprach zů den Phariseern diß gleychnis. Es war ein mensch, der machte eyn groß aubentmal und lůd vil dartzů, Und sante seinen knecht auß zůr stunde des aubentmals, zůsagen den geladenen: kumpt, denn es ist alles berayt. Unnd sie fyengen an alle nach einander sich zů entschuldigen.

       Der erste sprach zů jm: Ich hab einen acker gekauft, und ist mir not, das ich hynauß gee unnd besehe jhn, ich bitte dich, entschuldige mich. Und der ander sprach: Ich habe fuenff joch Ochssen gekaufft und ich gee yetzt hyn zůbesehen, ich bitte dich, entschuldige mich, Und der dritte sprach: Ich hab ein weyb genomen, drumb kan ich nicht kommen. Und der knecht kam unnd saget das alles seinem Herrn wider.

       Da ward der Haußherr zornig und sprach zů seinem knechte: Gee auß bald auff die strassen und gassen der statt unnd fuere die armen und krüppel und lammen und plynden hereyn. Unnd der knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du bevolhen hast. Es ist aber noch rhaum da.

       Unnd der Herr sprach zů dem knechtte: Gehe auß auff die landtstrassenn und an die zeüne unnd noettige sye hereyn zůkommen, auf das mein hauß vol werde. Ich sage euch aber, das der maenner kainer, die geladen seyndt, mein aubentmal schmecken würt’.

 

 

Summa disz Euangelions.

1 Vil werden jr gerůffen zů der Euangelischen gnade durch die predig des worts, Es kaemen jhr auch vil, aber sie fürchten sich, es moechte jhnen und jren gůttern ettwas abgeen.

2 Ein acker kauffen oder eyn joch Ochssen kauffen und eyn weyb nemen ist nicht sünde, aber umb der ding wille nitt woellen zům aubentmal kommen, das ist sünde.

3 Vonn disen maennern hye saget man nicht, das süe yemantz das seyne nemen oder frembd gůt zů sich reyssen, sondern kauf fen gůtter umb das jre. Auch sagett man nicht, das sie hůrer oder eebrecher seyndt, sondern nemen eheweyber. Im ausserlichenn scheyn seynd es erbere maenner und die aller besten, aber sie sind one foricht Gottes und one glauben.

4 Die Juden, die man achtete für die halter der gepotte Gottes, seynd erstlichen zů disem abentmal geladen. Darnach kommen die Zoelner, hůren und andere [Seite 310] sünder, die im jüdischen lande waren. Zům dritten kommen auch die Hayden, die aller ergsten und verdampsten Sündere, die ausserhalb dem jüdischen land woneten.

 

 

Auszlegung desz Ewangelions

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 598 bis 601 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       Der Anfang bis 598, 10 lautet: HYe in disem Euangelio, wie denn sunst auch in aller gschrifft, ist war zůnemen, das wir den rechten eynfeltigen verstandt (wie ir denn vor offt gehoert habt) ergreyffen, zům besten so wir künden, und unser hertz und gewissen drauff gründen. Denn wer 11 sein nach gerüst 13 herwider] her 16 wie] da 17 warleichnamstag 19 das das 25 abentmal 27 disem aubenndmal 33 knechte, als von vilen knechtten. Das war aber die bottschafft, die der knecht bey den geladnen gesten solte außrichtten und werben. || Kumpt, denn es ist alles beraytt. || Denn Christus war 599, 2 grossen aubentmal gehoerte. Es war 4 allen unsern 8 berayten, Wie auch der Engel Gabriel von Johanne dem Teuffer zů seinem vater Zacharia sagete. Er wirt noch in můter leybe erfüllet werden mit dem hailigen gaist, und er wirt der kynder von Ysrael vil zů Got jrem Herrn bekeren. Und er wirt vor seynem angesicht hergeen im gaist und krafft Elias, zůbekeren die hertzen der Vaeter zů den kindern und die unglaeubigen zů der klůhait der gerechten, zůberayten dem Herrn ein gerüst volck. Was sagten aber die geste zů der botschaft des knechts. der Text spricht. || Unnd sie fiengen an, alle nacheinander sich zů entschüldigen. || Das ists das 11 da bis lieben fehlt 12 meer liebet werd. Und wer soen oder toechtere meer liebet denn mich, der ist mein nicht werdt. Unnd wer nicht sein creütz auff sich nimpt und folgt mir nach, der ist mein nicht werdt. Nu sehet 13 sind jr die 15 alles 22 woellen und mit dem hertzen dran hangen. || Nu 30 aber fehlt 31 magst, wie das fürnemste und groeste gebot lautet. Du solt lieben Got deinen herrn von gantzem hertzen, von gantzer seelen, und gantzem gemuet. Darumb můstu 33 nichts 35 ein ewiges leben, wie Christus sagt im Matheo, Wer sein leben findt, der würts verlieren, und wer sein leben verleüret umb meinet willen, der würts finden. Můstu dein 36 verschaffen] geben 600, 2 gesagt in Matheo. Ein yegklicher der da verlest heüser oder brueder oder schwestern oder vater oder mueter oder weyb oder kind oder ecker umb meines namens willen der wirts hundertfeltig nemen und das ewig leben ererben. || Hie steet 6 groessers] weyter 7 mall] abentmal 9 all Creaturn 10 Tunc bis &c..] Was thůt aber der her darzů, der die geste laden ließ, und die sich also entschuldigten? Der Text spricht. || Da ward der haußheer zornig und sprach zů seynem knecht, Gee auß bald auff die strassen unnd gassen der stadt und fuere die armen unnd krüppel und lamen und blinden herein. 11 nichts 16 Da aber die Juden disem 17/22 zu bis intrare] jnen, wie in den geschichten der Aposteln stehet Es war not, dz euch zů erst das wort gottes gesaget würde, nu jhrs aber vonn euch stosset und achtet euch selbs nitt wert des ewigen lebens, sihe, so wenden wir uns zů den hayden, dann also hat uns der herre geboten, Ich hab dich den Heyden zum liecht gesetzt, dz du das hayl seyest biß an das ende der erden. Was ist aber das, das er zum knecht spricht? || Gehe auß auff die landstrassen und an die zeüne und noettige sie hereyn zů kommen, auff das mein hauß vol werde. 24 ein eüsserlich, sonder ein jnnerlich und geystlichs treyben und 27 Compellere unnd hinein treyben heysse 29 also behend ein verzagtes 33 dz da heysset 34 im fehlt 37 gefiert] gefreyet Compelle 38/39 und ich bis hab fehlt 39 abentmal 601, 3 Dico bis virorum] Und sagt ferner zue dem knecht und andern. || Ich sage euch aber, daz der menner keiner die geladen sein, mein abentmal schmecken wirt. 4 des Euangelions 5 abentmal 7 abentmal sunst fehlt 8 abentmal 10 nachtmal] abentmal 12 bekennet, und nicht allen Creaturen diß reiche, koestliche abentmal fürgezogenn. Denn dieweyl es koestlich ist, 18 fehlt

 

 [Seite 311]

Am dritten Sontage nach Trinitatis Ewangelion Luce. XV.

 

1526 [Seite 311]

[Luk. 15, 1 –10] Es naheten aber zů dem Herrn allerlai Zoelner und sünder, das sye jhn hoeretten. Unnd die Phariseer und gschrifftgelerten murretten und sprachen: Diser nympt die sünder an und yßset mit jhn. Er saget aber zů jhn diß gleichniß unnd sprach: Woellich mensch ist under euch, der hundertt Schaffe hat, und so er der eynes verleüret, der nicht lasse die neün und neüntzig in der wuesten und hingee nach dem verlornen, byß das ers fynde? Unnd wenn ers funden hatt, so legett ers auff seyne achßlen mitt frewden, und wenn er haym kumpt, rueffet er seynen freünden unnd nachpaurn und spricht zů jhnen: Frewet euch mit mir, denn ich hab mey schaff fundenn, das verloren war.

       Ich sage euch, allso würdt auch frewde im hymel seyn uber eynen sünder, der bůsse thuůt, für neün unnd neüntzig gerechtten, dye der bůsse nicht bedürffen.

       Oder woellich weyb ist, die zehen groschen hat, so sie dereinen verleüret, die nicht ein liecht antzünde und kaere das hauß und suche mit fleiß, biß das sie jn finde? Und wenn sy in funden hat, rueffet sie jren freündinen und nachpeürinen und spricht: Frewett euch mitt mir, denn ich habe meinen groschen funden, den ich verloren hette. Also auch, sage ich euch, wirt frewde sein vor den Englen Gotes uber einen sünder, der bůsse thůt’.

 

 

Summa disz Euangelions.

 1 Das ist die art, natur und eygenschafft des Euanngelions, das die sünder, das ist, die sich erkennen, dem Euangelio glauben, unnd die Phariseer, das ist, die sich für fromm und gerechtt halten, wider das Euangelion murren.

2 Die liebe Gottes wirt daran gelobet, das er uns suendere, die wir verloren sind, in Christo, seinem eingeporn sun, widerholet.

3 Die gerechttigkait haben wir allaine durch Christum. Das schaff kan sich selbs nicht wider brinngen. Der grosche kan sych selbs nit wider fünden, welichs alles wider den freyen willen ist.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 217, 3 bis 222, 13 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       217, 3 DAs Euangelion sind die wort 11 gethon, hat sich 17 allaine im eusserlichen wesen. Aber 18 gros und steet im ynnerlichen, da můs ich freund sein und lieb haben [Seite 312] den sünder, und můs feind sein seinem laster, Unnd in hertzlich 20/21 gebotten bis illum] verpotten, Wie ich aber meinen nechstenn straffen soll, sagt Christus in Matheo. Sündigett deyn brüder an dir, so gee hin und straffe jn zwischen dir und im allaine. Hoeret er dich, so hast du deinen brůder gewunnen. Hoeret er dich nit so nymm noch einen oder zwen zů dir, auff das alle sache bestehe auff zway oder dreyen zeügen mund. Hoeret er dich nicht, so sags der gemaine. Hoeret er die gemayne nit, so halt jn als einen Hayden und Zoelner. Warlich ich sage euch, was ir auff erden pynden werdet, soll auch in himel gepunden seyn, unnd was ir auff erden loeßen werdet, sol auch im himel loß seyn. 22 jm] meinem nechstenn 23 des schaf 24 pfennig] groschen 218, 1 murten und kurtten [so] 5 Die] Denn sie 8 soll nach dienen 9 so fehlt 10 solt ufloeßen 12 fallen, und empfahen einen sollichen hertten puff, das 13 bricht, und was groessers, hew, dz er hyndennach můß nur sprechen, Schweig 18 ersten die Phariseer und heuchler, woelche die 22 zwischen 25 helffen sollenn. Das moellen [so] geen und gethon sein. || Und das 33 Deren] der die] dise 35 der (1.)] diser 36 der ander thůt jhenes 219, 7 das gegoßen kalb des volcks fehlt 8 andern drey dausent man. Da 9 und (1.) fehlt 13 Also thet 15 gewünscht verbannet zů sein von Christo für meyne brueder, Als spraech er, Ich wil gern verbannet sein, dz allein 17 vil zů hoch. || Item ein andere Historien haben wir in dem ersten tayl Samuelis. Da das 20 verzagete, und sprachen, Wir woellen 22 hettenn, und sprach zu dem Propheten Samuel also. Sie haben 24/26 Do bis &c..] und sprachen, Bitte für deine knechte den Herrn deinen Got, dz wir nit sterben, dann über all unser sünd haben wir auch das übel gethan, das wir uns einen künig gebeten haben. Da saget Samuel unter andern. Es sey verne vonn mir, mich allso an dem herrn zůversündigen, das ich solt ablassen für euch zu biten, und euch zůleren den gůtten und richtigen weg, fürchtet nur den herren und dienet jm treülich von gantzem hertzen, denn jr habt gesehen, wie grosse ding er mit euch thůt. || Also thet auch David, da der Herr mit Pestilentz in Israel kame, sprache er zum Herrn, Sihe ich habe gesündigt, ich habe die missethat than was haben dise schaff gethan? laß deine handt wider mich und meines vaters hauß sein 26 zů] gegen 28/32 er bis todt] Christus unser hauptman auch beweyset, wie Paulus zun Philippern saget. Ein yegkliche sehe nicht auff das seine, sondern auff das des andern ist. Ein yegklicher sey gesinnet wie Jhesus Christus auch war, welcher ob er wol in goetlicher gestalt war, hat ers nit ein raub geachtet Got gleich sein, sonder hat sich selbs geeüffert und die gestaltt eines knechts angenomen, ist worden gleich wie ein ander mensch, und an geberden als ein mensch erfunden, hat sich selbs ernidrigett, und ist gehorsam worden biß zum tode, jha zum tode am Creütz. 220, 1 Euangelio abgemalett, wie 3 leerete 4 jnen dienen 4/6 sprechend bis angetzündet] und sprach. || Welcher mennsch ist undter euch der hunndert schaff hat, und so er der eines verleüret, der nicht lasse die neün und neüntzig in der wuesten, und hin gehe nach dem verlornen, biß das ers finde &c.. Oder welches weyb ist, die zehen groschen hat, so sie der einen verleüret, die nicht ein liecht anzünde und kere das hauß und sůche mit fleiß, biß das sie yhn finnde. || Christus ist der hirt, er ist auch das weyb, denn er angezündet hat 8 umb fehlt 12 zoelner und andere sůnder zů 16 pfennig] groschen 17 lernet 19 zur banck 21 nicht nach leütte 22 dem nicht ein solche nasen, dem andern ein andere, und hawett mit dem die fersen ab, dem andern ein hand, und verkauffet nit also lebendig fleisch. Deßgleichen auch jr 24 schand der andern zů, oder machet nit wunden 25 also fehlt 30 gleißner] Phariseer 32 werden alles wz verborgen bliben ist. Also 221, 1 pfennig] groschen 2 gericht, dann welche die frommen 3 thůn, in dem die jhenigen so in sünden 4 und sich 6 das] welches 10 der andern also darzů 11 also 14 die sich und jre 18 das er 20 lauffet, diser gen Rome, der zum gebet, der ander 21 pfennig] pfundt haben] halten 22 weytter und weytter von 29 der ich ich byn 33 pfennig] groschen 35 stund] sünd 222, 1 dissz] das 3 pfennig] grosche 5 den] die und die 9 do] das 12 verstand des Euangelions in der

 

 [Seite 313]

 

Am vierdten Sontage nach Trinitatis. Ewanngelion. Luce VI.

 

1526 [Seite 313]

[Luk. 6, 36 –42] Jhesus sprach zů seinen jungeren: Seyt barmhertzig, wie ewr Vater auch barmhertzig ist. Richtet nicht, so werdet ir auch nitt gericht. Verdampt nichtt, so werdett jhr auch nichtt verdampt. Vergebet, so wirdt euch vergebenn. Gebt, so wirdt euch gebenn. Ein voll, getruckt, gerüttelt und uberflüssige maß wirdt man in ewere schoß geben. Denn eben mit dem maß, da jr mit messet, wirt man euch wider messen.

       Und er saget jhn ein gleichniß: Mag auch ein plinder einem plinden den weg weysen? werden sye nicht alle bayde jhn die grůben fallen? Der jünger ist nicht uber den Maister, woellicher aber volkommen wirdt, der wirdt wie seyn maister seyn.

       Was syhest du einen splytter jhn deynes brůders auge unnd den palcken jhn deynem auge würdst du nicht gewar? Oder wie kanst du sagen zů deynem brůder: Haltt stylle, brůder, ich will den splytter auß deynem auge zyehen, unnd du syhest selbs nicht den palken jhn deinem auge? Du heüchler, zeüch zůvor den palcken auß deinem auge unnd besyhe denne, das du den splytter auß dienes brůders auge ziehest’.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Christus befilhet den glaubigen, das sie barmhertzig seyen, das ist das sie nyemandts richten noch verdammen und andern jren bruedern die sünden, und was unrecht ist, vergeben.

2 Got betzalet uns an stat unser brueder, was wir jhnen thon, wie Christus an eim andern ort saget: Macht euch freünde mit dem unrechten Mammon, uff das, wenn ir nun darbet, sie euch auff nemen in die ewigen hütten.

3 Das gericht der menschen wider jhre brueder ist nicht allain boeß und unrecht, sondern auch gotloß und lauter heücheley.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Die folgende Predigt ist identisch mit Unsre Ausg. Bd. 103, 222 –227. Roths Text zeigt aber so viele Abweichungen und bringt eine umfängliche Erweiterung, so daß sich dessen Abdruck nötig macht.]

       Dyß Euangelion beschreibet uns die werck der liebe, die man soll ertzaigen gegen dem nechsten in zeytlichen guetern und notturfft des leibs. Das zayget der Herr fast mit kurtzen worten in dem Euangelio, da er doben neülich [Seite 314] zůvor gesagt hat, wir sollen lieb haben die feinde, sollen gůt thon denen, die [Luk. 6, 28 f] uns hassen, Benedeyen, die unns vermaledeyen, Bitten für, die uns belaydigen, Wenn man unns auff einen backen schlecht, sollen wir den andern hyn byeten, Und so man uns den rock nimpt, sollen wir den manttel auch faren lassen. Das fasset er hie in einen kurtzen beschluß und sagt: Summa summarum, Geytt barmhertzig, wie ewer Vatter auch barmhertzig ist.

       Da sehet ir die gůtten werck, die alle auff einen hauffenn hye beschriben sind, die sollen wir gegen einander yeben, wie sich der himlische Vatter gegen uns geyebet hat.

       Yhr habt offt gehoert, das wir gegen Gott nit dürffen der werck, sondern gegen dem nechsten. Man kan got weder stercker noch reycher machen mit den wercken, aber den menschen kan man mit stercken und reich machen, dem sind sie von noetten, da sollen sie auch hin geen und nit zů Got. Das habt jr nun offt gehoert und habt das nun in die oren. Wolt Got, das es auch in die hend und in die werck kaeme.

       Darumb sehet ir hie, wie es ein verkertt ding ist, das man die werck gegen Got treiben wil, die man allain gegen dem menschen treiben soll, und den glaaben setzen uff die menschen, den man allain auff got setzen soll, Wend es umb, so ists recht, also: Der glab můß allain Got gepüren, der empfahet goetliche werck, die wircket allain Got, und die selbige wercke Gotes empfahen wir allaine durch den glaben. Darnach sollen wir uns fleissigen gegen dem nechsten und alle unnsere werck dahin ordnen, das sie dem nechsten dienen. Vor got sollen wir nichts handlen denn allein mit dem blossen glauben. Ursach: Denn es kan uns niemant gehelffen denn allain Got, und was wir haben an leib und seel, das haben wir allain von Got, uff den sollen wir auch allain unser hertz stellen. Nun verkeren sie es also, das sie den glauben, der Got gebürt, uff sich und auff andere leütte stellen und fallen dahyn uff jre findlin, und was die hochen maister erdacht haben, da setzen wir unser zůversicht auff. Ist nit das der teuffel und der tod, Wie Got im [Jer. 2, 13] Heremia sagt: ‘Mein volck hat zwů sünd gethon. Eyne, das sie haben verlassen mich den lebendigen prunnen und jnen zerrissene grůben gegraben, die kain wasser künden halten’. Zům andern. Du sagst, ich soll meinen zorn [V. 35] vonn dir wenden, du hast nit gesündiget. Sihe, ‘ich wil mit dir zů gericht geen, darumb das du gesagt hast, ich hab nit gesündiget’.

       Zům ersten sagt er, das die braut zů einer hůren worden sey und hab sich gewendt von got dem lebendigen prunnen, darauß da fleust das leben, seligkait und alles gůttes,den haben sie verlassen. Zům andern richten sie auff ir ding, jre findlin und machen jnn einen aigen prunnen, darinne kain wasser ist. Also auch unser Papisten pawen uff jre aigne fündlein, auff ir Messen [Seite 315] stifften, fasten, beten und der gleichen, das last sich wol ansehen, als sey es eyn prunn, als wolten sie das leben unnd seligkait darauß schoepffen, so es doch nit wasser halten kan, und verlassen gott, den lebendigen prunnen. Darnach spricht er, so dürffen sie sich gegen mir auff lenen, ich soll nicht mit in zürnen, woellen ir werck rechtt haben und mit mir zů recht geen, Sehet, das ist die andere sünde, das sie jre werck woellen beschützen. Darumb spricht Got: Ich will mit dir zů gericht geen und dir zaigen, wie schnoed du wordenn seyest, das du staets gangen bist deine wege.

       Sehett, also gepürt der glaub allain Got, und der soll uns allen erwerben, was uns von noetten ist zeitlich und ewiklich, Und soll es alles erwerben, das er nit maine, er habs yrgent verdienet. Und darnach unden wider auß fliessen gegen dem nechsten on allen zůsatz, nit das man woelle die selikait darein stellen, denn das wil got nit haben, sondern wil allain das gewissen auf sich gestellet haben, Gleich wie ein Braudt allain an dem preüttigam hangen můß und sunst an kaim andern, Also wil Got auch von uns haben, das wir im allaine vertrawen. Das zaiget Lucas an in dem, da er sagt: ‘seyt barmhertzig, wie eur vater auch barmhertzig ist’. Da můß ich meyn gewissen also stellen gegen Got, das ich einen guettigen, barmhertzigen vater habe, und darnach herauß gehe zům nechsten und gegen jm auch barmhertzig sey. Den glauben muß ich hinein und hinauff zů got bringen, die wercke herauß und hernider in den negstenn. Also thet Abraham, da er auff den berge Moria zů got stige, da ließ er die knechte und esel darunden under dem berge und name allein Jsaac mit sich. Also sollen wir auch thůn, wann wir zů Got steygen woellen, so sollen wir allein mit Jsaac komen, das ist: mit dem glaubenn, die knecht und die esel, das ist: die werck, darunden lassen.

       Das sey nu zů einem eingang des Euangelions gesagt von dem glauben und wercken, nemlich das der glaub hinein unnd hinauff gehe, die wercke herunter und herausser, damit sein wir denn gerecht gegen got und dem menschen, das wir Got thůn die ehre und frey auff jn sehen und glauben nach seinem worte und dem nechsten gnůg thůn in der liebe. Nu woellen wir besehen die wort des Euangeliums nacheinander.

       ‘Seyt barmhertzig, wie ewer vater auch barmhertzig ist’.

Nu, wie ist Got barmhertzig, ewer himlischer vater? Also, das er uns gibt alle guetter, leyplich und gaystlich, zeytlich und ewiglich, vergebens und auß lautter barmhertzigkeit. Dann wann er uns solt geben auß und nach unserem verdienst, so muest er uns allein geben das hellische fewer und die ewige verdamnus. Darumb, was er uns gibt an guetern unnd ehr, das ist: auß lautterer barmhertzigkeit. Er sihet, das wir stecken im tod, des erbarmet [Seite 316] er sich und gibt uns das leben. Er sihet, das wir kinder sind der hellen, des erbarmet er sich und gibt uns den himel. Er sihet, das wir arm sind, nackend und bloß, hungerig und durstig, des erbarmet er sich, kleydet uns, speyset und trencket uns und machet uns sat mit allen guettern. Also was wir haben geistlich und leyplich, das gibet er uns auß barmhertzigkeyt und schütet seyne gueter über uns und in uns. Darumb saget hie Christus: Folget ewerem vater nach und seyt auch allso barmhertzig, wie er barmhertzig ist.

       Das ist nu nicht ein schlechte barmhertzigkeit, ein solche, wie die vernunfft leeret. Denn die selbig ist aygensüchtig, gibet denen, die groß und gelert sein, und die es verdienenn, hat liebe, die schoen sind, gibt denen, davon sie nutz und frommen hat. Das ist ein parteckische, bettlerische, stückische, zoettigte barmhertzigkeyt. Denn wann ich dem gib, der es verdient hat, oder sehe schoenheyt an und freündtschafft, so ist es ein pflicht und schuld und nicht ein barmhertzigkeyt.

       [Luk. 6, 32 –34] Das meynet auch der Herr, da er vor disem Euangelio saget: ‘So jr liebet, die euch lieben, was habt jr davon? Dann die sünder lieben auch jre liebhaber. Und wann jr ewern wolthaetteren wol thůt, was dancks habt jr davon? dann die sünder thůn dasselbige auch. Und wenn jr leyhet, von denen jr hoffet zů nemen, was danckes habt jr davon? dann die sünder leyhen den sündern auch, auff das sie gleich widernemen’. Aber der Christen barmhertzigkeyt sol nicht das jre sůchen, sondern sol also gethan sein: Sie můß rund sein und die augen auffthůn und alle gleich ansehen, freünd und feynd, wie unser himlischer vater thůt.

       Und wo dise barmhertzigkeyt nicht ist, da ist auch der glaub nicht. Dann wenn dein hertz im glaubenn stehet, das du wayst, das dein got sich dir allso erzayget hat, so barmhertzig und guetig one dein verdienst und lautter umb sonnst, da du noch sein feindt warest, ein kindt der ewigen vermaledeyung, wenn du das glaubest, so kanstu es nicht lassen, du můst dich deinem nechsten auch also erzaygen, und das alles Got zů lieb und deinem nechsten zů gůte. Darumb sihe, das du kein underschayd machest unter freündt und feindt, wirdig und unwirdig, denn jr sehet, das alle, die hie erzelet werden, anders umb uns verdienet habenn, denn das wir sie lieben oder jnen wol thuen sollen. Und das wil auch der herr, da er saget: ‘Doch aber liebet ewere feynd, thůt wol und leyhet, das jr nichts darfür hoffet, so wirt ewer lone groß, sein und werdet kinder des allerhoechsten sein, dann er ist guettig über die undanckbarn und boßhafftigen’.

       Nu, wie kompt es dann, das jr hie das widerspil sehet in dem Euanngelio, da er spricht: ‘Seit barmhertzig, wie ewer vater auch barmhertzig ist’. Item: ‘Richtet nicht, so werdett jr nit gericht. Verdammet nicht, so werdet jr nicht verdampt. Vergebet, so wirt euch vergeben. Gebet, so wirt [Seite 317] euch geben’. Welch sprüch all dahin klingenn, das wir mit unsern wercken sollenn vor got handeln unnd damit verdienen, das unns Got barmhertzig sey, so jhr doch yetzt unnd offt gehoeret habt, das alleyne der glaub alles auß- richte?

       Nu, das merckt wol, was Sant Paul unnd die gantz schrifft hin unnd here sagt, die dringen dahin, das man glauben muesse und durch den lauttern glauben allein gegen Got hanndeln.

       Darumb die sprüche, wie sie hie sinnd, die fasse allso, das die werck allein preysung und bewerunng des glaubens sein, das, wo ich glaube, můß ich barmhertzig sein, nicht richtenn, nichtt verdammen den nechsten, vergeben und geben dem nechstenn, Des nemet ein exempel, Was thet Abraham, da er gehayssenn ward, er solt seinen Son opffernn? Er was dem gebot gehorsam und wolt nun seinem Son den kopff abhawen unnd zohe das schwert auß, Was geschahe? Der Enngel des Herrn weret jhm unnd sprach zu yhme: Lege deine handt nychtt an den knabenn unnd thů jm nichts, Dann nu ways ich, das du Gott fürchtest unnd hast deinen aynigen Son nicht verhaltenn vor mir.

       Also hie auch, Wir muessen vorhin entpfahen, ehe wir außgebenn, Ehe wyr barmhertzigkeit thůn, so muessen wir sie vorhin von Got empfahenn. Wir legenn den ersten stain nicht, das schaffe sůcht auch den hirten nicht, sonder der hirt das schaffe.

       Darumb setzet die werck jha also, das wir vor got nichts damit erlangenn, sondern das wir one verdienst von Got erlangen alles, was wir erlangen. [Jes. 65, 1] Allso spricht got im Prophetenn Jsaia: ‘Ich bin erfunden von denen, die mich nicht gesůucht haben, unnd bin erschinen denen, die nicht nach mir gefraget habenn’. Unnd am ende desselbigen Capittels saget er: ‘Es wirt ein mal ein zeyt kommen, das ich sie werd erhoerenn, ehe sye schreyenn, unnd dieweyl sie noch reden, wil ich sie hoeren. Dann ehe wir yhn sůchen, so findet er uns, Ehe wir nach jme fragenn, so hat er unns’.

       [Röm. 3, 23 –26] Also saget Sannt Paul zů den Roemernn: ‘Es ist keyn underschayd, sie sind allzumal sünder unnd mangeln des preyses, den sie in got haben solten, und werden on verdienst gerechtfertiget auß seiner gnade durch die erloesung, so durch Christum geschehen ist, welchenn Got hat fürgestelt zů einem gnadennstůl durch den glauben in seinem plůt, damit er die gerechtigkeit, die für jm gilt, beweyse inn dem, das er vergibt die sünnde, die zůvor sind geschehen unter goetlicher gedult, die er trůge, das er zů disen zeytten beweysete die gerechtikeit, die vor jm gilt, auf das er alleinn gerecht sey unnd rechtfertige den, der da ist des glaubens an Jhesu Christo’.

       [Röm. 4, 4 f.] Unnd in dem folgenden Capittel spricht er: ‘Dem aber, der mit wercken umbgeet, würt nicht der lohn auß gnadenn zů gerechnet, sondern auß pflicht. [Seite 318] Dem aber, der nichtt mit wercken umbgeet, glaubt aber an den, der die gotlosenn rechtfertigett, dem würdt sein glaub gerechnet zur gerechtigkeyt’, Denn ist es auß gnaden geschehen, so ist das verdienst nichts, sunst würde gnade nicht gnad sein, wie er im eylfftenn Capittel hernach saget.

       Zum andernn setzet die werck also, das sie sindt ein gewises zeychen und wie sigel an einen brieff getruckt, damit ich sicher sey, das der glaube recht sey. Ursach: Entpfinde ich inn meinem hertzen, das das werck daher fleüsset auß liebe, so bin ich sicher, das mein glaub rechtgeschaffen ist, So ich vergibe, so machett mich das vergeben gewiß, das mein glaube rechtgeschaffen sey, und versichert mich und beweyset meinen glawben, das Got mir auch vergeben hab und teglich vergebe.

       Allso ist es mit Abraham auch gangen, das werck macht jm bekandt seinen glauben. Got wist es wol, das er glawbete, aber er můst es auch wissen und den glauben beweysen.

       Darumb sind die werck hinfürt nur freyfolgend früchte und beweysunng solches glaubens. Dann was wer es mir nütz, ob ich schon ein starcken glauben hete, wenn ich in nicht wüst? Als wenn ich ein kasten vol guldin hette und wyste in nicht, so wer er mir kain nutz. Wenn mir in aber niemant offenbaret, so thaet er mir einen solchen dienst, als wenn er mir in schennckett. Also auch, Wenn ich den glauben hab und waiß in nit, so ist er mir kain nutz. Darumb můß er heraußbrechen und mir bekant werden durch die nachvolgende werck, die sind denn zaychen und sigel, das der glaub da sey.

       Das will auch Sant Peter, da er also von den wercken der lyebe und [2. Petri 1, 10 f.] von den tugenden des glauben beschließlichen saget: ‘Darumb, lieben brueder, thůt des mer fleiß, eweren berůff und erwoelung fest zů machen, denn wa ir sollichs thůt, werdet ir nicht fallen, und also wirt euch reichlich dargeraicht werden der eingang zů dem ewigen reich unsers Herrn und Haylands Jhesu Christi’. Er spricht nicht: thůt gůte werck, das ir berůfft werdet, sonndern das ir ewers berůff euch gewiß machett.

       Darumb gewonet der schrifft wol, das jr nicht einhyn plumpt und sterckt die werck mit solchen sprüchen. Denn die werck werden in dem verworffen, das wir nicht vermainen sollenn durch die fromm zů werden. Yn dem werden sie aber gelobt und gepreyset, das sie von noetten sind dem nechsten und sind zaichen und früchte des glaubens. Sehet, den außlauff můste ich thon, das ich nicht sterckte der Papisten verstand. Nun Got setzt darumb solche sprüche offt wider einander, wie es uns die vernunfft duncket, das er uns yebe im lesen, und das wir nicht mainen, wir haben die gantze gschrifft, wenn wir kaum einen spruch haben.

       [Seite 319] Etliche sprüch fueren den gaist, wie wir sollen von Got handlen bloß mit dem glauben. Als der: ‘One verdienst sind wir selig worden’. Darnach, auff das der leib nit außwendig faul lige, so haben wir auch sprüche, die den leib fueren und yeben. Als die hie: ‘Vergebt, so wirdt euch auch vergeben. Gebt so würt euch geben’. Und der spruch in Matheo, da der herr Christus sagtt, [Matth. 25, 42] er werde werck fodern am jungsten gericht, da er sprechen wirt zů den verdampten: ‘Ich bin hungerig gewesen, und ir habt mich nit getrencket. Ich bin ein gast gewesen, und ir habt mich nit beherberget. Ich byn nackent gewesen, und ir habt mich nit geklaydet’, und so fort an. Die sprüche woellen die unverstendigen, leichtfertige gayste hineyn pfrumpffen und schlagen unnd alles auff die werck treiben, das ist unrecht.

       Aber die da gaistlich sind, die ziehen sich allain auff den bloßsen leib unnd stehen vor Got auch bloß mitt dem gaist, das ist recht und auch von noetten. Denn der mensch hat zwayerlay an im, gaist und flaisch. Darumb seind etliche sprüch, die allain den blossen glauben fueren im gaiste, etliche, die die blossen werck fueren am leibe. Denn es kan nicht zů gleich ein spruch den geist fueren und zů gleich auch den leib.

       Mit dem gůt sol man also thon. Man soll lassen nemen, soll leyhen und geben unserm nechsten, wa und wenn er wil. Und das sind strenge gepot und nit allein raethe, wie sy dise außlegungen, die da leren, wer volkommlich sein will, der mag sie thon. Derhalben, die dem haben woellen nach leben, die sind in kloester getzogen und haben woellen volkommlich sein. Darumb sind alle Cloester auff eines teuffels treck gepawet. Denn es ist kayn volck, das geytziger ist und im weniger last abprechen, denn eben das. Nun wenn man Christen sein wil, so sol man weg leyhen, was man vermag, frey, on allen ufsatz. Item, sehen wir einen, der es nit hat wyderumb zů geben, so sollen wirß im frey dahin schencken und die schuld nach lassenn, wie Nehemias [Neh. 5, 11 ff.] thaet, als wir in Esdra haben. Denn Got hat dir es geben, der kan dir wol mer geben, glaubst du anders. Item, wenn man uns etwas nimpt, so sollen wir es nit wyder fodern. Aber der nechste soll für uns threten und helffen, das uns nicht zů vil geschehe, das unrecht weren und klagen für gewalt.

       Nun sehet, dise werck haben Münich und Pfaffen gantz und gar dahin getzogen, das sie allain gerathen sollen seyn, Und damit haben sie die andern alle darvon zogen, woelche denn, so sie jr lebttage nit ein Christlich werck gethon haben, fallen sie dahin uß der Müniche lere, wenn sie sterben sollen, styfften Messen oder sunst ein Testament, damit sol es denn alles erfüllet und ußgericht seyn. Aber hie hoerest du, woellen wir Christen sein, so muessen wyr leihen, geben und das unser nemen lassen, oder wyr werden des glaubens felen. Drumb sehet und fasset diß Euanngelion wol, das ir ya nichts anders [Seite 320] vor Got handelt denn mit dem blossenn glauben und lasset die werck heraussen geen, das sie allaine dem nechsten dienen.

       Und das sey gesagt von dem ersten thail des Euangelions. Nu woellen wir sehen, was da ferrner im Euanngelio folget, da der Herr sich selbs außleget, was er für eine Barmhertzigkait mayne. Und spricht also:

       ‘Richtet nicht, so werdet ir auch nit gericht. Verdampt nicht, so werdet ir auch nicht verdampt. Vergebet, so wirt euch vergeben. Gebt, so wirt euch gebenn’.

Da thailet der Herr die barmhertzigkait in drey thail, auff das wir wissen sollen, was doch barmhertzikait sey, die wir unserm nechsten ertzaigen sollen. Zům ersten, wir sollen nicht richtenn noch verdammen. Zuem andern, du solt deinem nechsten vergeben, wenn er wider dich gethon hat. Zům driten, du solt dem dürftigen zůhilff kommen, Das bedeüt das wort ‘Barmhertzigkayt’, wa es in der gschrifft steet.

       Und diß alles mueß kommen auß einem rechtschaffnen hertzen, und das es one heücheley und falsche geschehe, das man nit die person ansehe, Denn wenn du woeltest gůts günnen denen, die dir gůts günnen, oder wol thon denen, die dir wol thon, oder beschedigen, dye dich beschedigen, das were ein grosser jrrthumb, Sondern so solt du im thon, wie hie Christus sagt von disem Euangelio, du solt deinem himlischen vater nachvolgen und deinen feynd liebenn, dem wol thon, der dir ubel thůt, vergeben dem, der dich belaydiget, leihen dem, der es bedarff, und so fort an. Nun von dem ersten stuck zůsagen, wie wir nicht richten noch verdammen sollen, Ist zůmercken, das Got das weltliche schwert eingesetzt hat zů straffen die offenlichen laster, allain das man da zůsehe, das es nit wider Gotes befelh und gepot geschehe, so das man einen nit toedt, wenn er unschuldig ist, Denn wenn der Richter unrecht thůtt, so ist er gleich so wol ein todtschleger als ein andrer. Von disem gericht saget hie der Herr nicht, Im Luca gedennckt er des, da er sprach zů dem, der da wolt, er solt [Luk. 12, 14] seinem brůder sagenn, das er das erbe mit im thailete: ‘Wer hatt mich zům richtter oder erbschichter über euch gesetzt?’ Denn das reych Christi fraget nicht nach ausserlichen dingen.

       Sondern der Herr saget hie von eim andern gericht, nemlich davon, das einer den andern gůt oder boeß achtet, von dem, das er von aussen nicht sihet, woelchs allaine Gotes gericht ist. Denn es kan geschehen, das du deinen nechsten heütte sündigen sihest, den doch got morgen ufnimpt. Du kanst auch wol vor dir fromm seyn und an deine sünde nit gedencken, das richten hat Christus verpotten. Denn es kan kaine liebe noch eynigkaitt da seyn, wo solch richten und verdammen ist under den leüten. Einen andern richten oder verdammen [Seite 321] ist nichts anders, denn ein palcken in seinem auge haben, woelche alle heuchler in jrem auge haben. Denn die sich für fromm halten, die ergern sich an jrem brůder, was dise nur thon, das mißgefelt jn und woellen jre sünde nit sehen.

       Aber also geschichet es, das du in des, wenn du vil der andern sünde sihest, des balckens in deinem auge nit gewar wirdst und fellest also in das gericht Gottes. Daher kompst denn, das du, der du also einen andern richtest, ein groesser sünder vor got byst denn der aller ergste bůb oder die aller ergste hůre, woelcher Got allaine waist, wer da selig oder verdampt werden soll, Alle sünde ist nichts, wenn du sie halttest gegen deyn rychten.

       Die selbigen heüchler seyndt also geschickt, das sie sich frewen unnd ein lust dran habenn, das sie vonn aynes anndern ehebruch oder laster redenn und jhn jhres nechsten dreck rhuerenn mügen, unnd was annder leütte thon, das legenn sie alltzeytt zům ergsten auß, und nyemandts kan jhn zůgefallen thon.

       Und ob sie gleich sollichs selbs nichtt thon, so hoeren sie doch andere gerne davon reden. Wenn du frumm werest, so solttest du sollichs zůdeckenn unnd helffen styllen, sovil dir jmmer mer müglich were.

       Unnd es geschicht gemainiglich, das die die aller ergsten hůrer sind auch nach dem fleisch, die also die andern richtten und urthaylen, ja sie richtenn nicht allein den menschenn, sondern Got selb.

       Darumb ist dein brůder ein sünder, so decke seine sünde zů und bit für jn. Machstu seine sünde offenbar, warlich so bist du nit ein kindt des barmhertzigen vaters, denn sonst werest du auch wie er barmhertzig. Das ist gewiß war, das wir nicht so grosse barmhertzigkeyt unserm nechsten wie er erzaygen künnenn. Aber das ist der teüffel, das wir gar wider die barmhertzigkeyt thůn, welches ein gewiß zaychen ist, das wir in unns gar kayn barmhertzigkeyt haben. Das alles maynet der Text im Euangelio, da er sagt:

       ‘Mag auch ein blinder einem blinden den weg weisen? werden sie nicht alle beyde in die grueben fallen? Der junger ist nichtt über den Mayster, welcher aber volkomen wirt, der würt wie sein Mayster sein. Was sihest du einen splitter in deines brůders auge und den balcken in deinem auge würstu nit gewar? Oder wie kanstu sagen zů deinem brůder: Hallt still brůder, ich wil dir den splitter auß deynem aug ziehen, und du sihest selbs nit den balcken in deinem auge? Du heüchler, zeühe zůvor den balcken auß deinem aug und besihe dann, das du den splitter auß deines brůders auge ziehest’.

       Als woelt der Herr sagen: Du mainest, das dein brůder blindt sey, und wilst einen andern straffen, das ist: du wilt einen andernn fueren und bist [Seite 322]selbs blindt. Du heltst jn für ein sünder und meynest, du seyest frumm. Was ist das anders, dann das dein herz so gesinnet ist, das du besser seyest dann er, welches nichts anders ist, dann das du andere layten wilt, der du doch selbs blind bist, und wer dir folget, der felt mit dir in die grůben. Von den gesel- len, die sich duncken liessen, sie weren besser dann andere, unnd wolten, man solt jnen meer nachfolgen denn dem wort Gottes, saget [Röm. 2, 17 –23] Sant Paul zu den Roemern: ‘Sihe aber zů, du heyssest ein Jude und verlassest dich auffs gesetz und rhuemest dich Gotes und wayst seinen willen, und weil du auß dem gesetz underricht bist, prueffest du, was recht und nit recht ist, und vermissest dich zů sein ein leyter der blinden, ein liechtt deren, die im finnsternus sind, ein zůchtiger der toerichten, ein lerer der einfeltigenn, hast die form, was zů wissen und recht ist im gesetze. Nu lerest du andere und leerest dich selber nicht, Du predigest, man sol nicht stelen, und du stilest, Du sprichst, man sol nit ehebrechen, unnd nu prichest du die ehe, Dir grawet vor den Abegoetern und raubest got, was seyn ist, Du ruemest dich des gesetzes und schendest got durch übertrettung des gesetzes.’

       Derhalben sagt er auch im anfang des selbigen Capitels zů den heüchlern: [Röm. 2, 1 –3] ‘Darumb, o mensch, kanst du dich nit entschuldigen, wer du bist, der da richtet, Dann warinnen du einenn andern richtest, verdammest du dich selbs, seiteinmal du eben dassellbige thůst, das du richtest. Dann wir wissen, Gottes urtheyl ist recht über die, so soliches thůn. Denckest du aber, o mensch, der du richtest die, so solchs thůn, und thůst auch dasselbige, das du dem urtheyl Gottes entrinnen werdest?’

       Ich maine, das heyst den heüchlernn die warhayt gesagt, die sich understeen andern den wege zů weyßen, welchenn sie selbs nicht wissen, und fueren andere also mit sich in die grůbe? Darumb spricht der Herr: ‘Der Junger ist nichtt über den mayster, welcher aber volkomen wirt, der wirt wie sein mayster sein’. Das ist eyn gemain sprichwort: Ich kan nit mehr von meinem maister lernen, denn er wayß. Warumb sagett der herr diß sprichwort? Umb zwayerlay mayster willenn. Der erste ist blindt, wenn ich dem selbigen nachfolge, so werd ich auch blindt, er fellet in die gruebe, so falle ich hinach. Der ander mayster ist der barmhertzige vater, von dem sollen wir barmhertzigkeit lernen, folgen wir dem nach, so werdenn wir auch barmhertzig, wye er barmhertzig ist, und wann wir allzeit barmhertzig weren, so wür- den wir volkomen, wie er auch volkomen ist, Aber das geschicht nicht, weyl wir hie in disem leben sind.

       Das ander stuck der barmhertzigkeyt ist, das wir vergeben sollen denen, die uns belaydigen. Ein Christ kan nymmermere so seer beleydiget werden, [Matth. 18, 22] das er nit solte vergeben, nicht siben mal, sondern sibentzig siben mal, wye der [Seite 323] Herr zů Petro sprach. Derhalben vergibt auch Got einem Christen sein sünde oder gebrechlickeyt, das er andern auch sol jre gebrechen vergeben. Das hat Christus im Matheo mit einem schoenen gleichnus und Parabel zůvor abgemalet, [Matth. 18, 35] welchs er mit diesen worten beschleüst: ‘Also wirt euch mein hymlischer vater auch thůn, so jr nit vergebt von hertzen ein yegklicher seinem brůder seine feele.’

       Und das biten wir auch taeglich im Vater unser, da wir mit einem zůsatz [Matth. 6, 12] bitten und sprechen: ‘Vergibe uns unsere schulde, wie wir unsern schuldigern vergeben’. Ist das nit ein groß ding, wenn ich armer sünder meinem nechsten seyne sünd oder felhe vergib, das mir got auch mein sünd und gebrechen vergeben wil? Wenn mir einer meinen vater erwürget hat, was wer es gegen meiner sünde, damit ich Got erzürnet und beleydiget habe?

       Das dritte stuck, das zur barmhertzigkeit gehoeret, ist das, das wir den armen und dürfftigen geben und jnen zů hilff kommen. Davon sagt Johannes [1. Joh. 3, 17] in seiner Epistel: ‘Wenn yemandt dyser welt guetter hat und sihet seinen brůder mangeln und schleüsset sein hertz vor jm zů, wie bleybt die liebe Gottes bey jme?’ Denn wo die liebe Gottes ist, můß sie sich eüsserlich beweysen. [Matth. 5, 7] Daher gehoert auch der spruch Cristi im Matheo: ‘Selig sind die barmhertzigen, denn sie werden barmhertzigkeyt erlangen.’ Darumb setzet der Herr im Euangelio ein verheyssung darzue und spricht: ‘Gebt, so wirt euch geben. Ein voll, getruckt, gerüttelt und überflüssige maß wirt man in ewern schoß geben.’ Und saget ferner: ‘Denn eben mit dem maß, da jr mit messet, wirt mann euch wider messen.’ Das sey auff diß mal genůg gesagt von den dreien stucken der barmhertzigkeit, die wir sollen unsern nechstenn erzeygen. Darzu sol uns sonderlich reytzen der spruch Christi im Matheo, da er vil gesagt hat von dem Christlichen leben, und wie wir uns mit liebe gegen unsern bruedern [Matth. 7, 13] beweysen sollen, beschleüsset es und spricht: ‘Alles nu, das jr woellet, das euch die leüte thůn sollen, das thůt jn auch jr. Das ist das gesetz und die Pro- phetenn.’

       Nun ist ein jegklicher yhe allso geschicktt, wann er kranck were, so wolt er, das jm alle welt zů hilff koeme. Bin ich ein armer sünder, stecke in schand, habe ein beschwert, bekümmert gewissen, so wolt ich, das mich alle welt troestete und mir hülff, mein sünd und schand deckete. Also sol ich mich gegen meinem nechsten auch halten, jn nit richtten noch verdammen, jm seine felhe vergeben, jm helffen, rathen, leihen und geben, wie ich wolt, das man mir thete, wenn ich in angst und not, in elend und armůtt steckete.

       Und eben dabey wirt man die Christen erkennen, wann sie sich undereinander lieben werden und einer dem andernn solche werck der barmhertzikeit erzeigen. Das hat auch der Herr Cristus zů seinen jungern im abentmal [Joh. 14, 43 f.] gesagt, da er also sprach: ‘Ein new gebott gibe ich euch, das jr euch undereinander [Seite 324] liebet, wie ich euch geliebet habe. Darbey wirt jederman erkennen, das jhr meine junger seyt, so jr lieb underein ander habt.’ Das ist diß Euangelion, woellen got umb gnade anrueffen.

 

 

 

 

Am Fünfften Sontag nach Trinitatis Euangelion Luce V.

 

1526 [Seite 324]

[Luk. 5, 1 –11] Es begabe sich aber, da das volck den herren uberfiel, zů hoeren das wort Gotes, und er stůnd am see der statt Genezaret und sahe zwey schiff am see steen, die fischer aber waren außtreten und wuschen jre netz, Trat er in der schif eins, welchs Simonis war und bat jn, das ers ein wenig vom lande fueret. Und er satzte sych unnd leeret das volck auß dem.

       Und als er hette auffgehoeret zůreden, sprach er zů Petro: Fare auff die hoeche und werffett ewere netze auß, das jhr ein zug thuet. Und Petrus antwortet und sprach zů jhm: Maister, wir haben die gantze nachtt gearbaytet und nichts gefangen, aber uff dein wort will ich das netze auß werffen. Und da sie das thetten, beschlossen sie ein grosse menge fische, und jhre netze zů rayß, Unnd sie wincketen jren gesellen, die im andern schyf waren, das sie kemen und hulffen jhn ziehen, und sie kamen unnd fülleten baide schiff vol, also das sye suncken.

       Da das Simon Petrus sahe, fyel er Jhesu zů den knyen und sprach: Herr, gee von mir hinauß, ich bynn ein sündiger mensch. Denn es war sie ein schrecken ankommen und alle, die mitt jhm warenn, uber disen fisch zug, den sie mit einander gethon hetten, desselbigenn gleichen auch Jacobon und Johannen, die sün Zebedei, Simonis gesellen. Und Jhesus sprach zů Symon: Fürcht dich nicht, denn von nun an würdst du menschen fachen. Und sie fuereten die schiff zů lande und verlyessen alles und folgeten jhm nach’.

 

 

Summa disz Euangelions.

1 Christus fischet mit dem worte und solche fischer macht er auch auß seinen Jungern.

2 Es seynd hie zway schiff, Eines bedeüt die Juden, in woelliches der Herr Christus gestigen ist, da er ein diener der beschneydung ward, wie in Sant Paul nennet. Das ander geet die Hayden an, woellichem man wyncket, das es hertzů thrette und dem vorigenn schiff helffe, auff das sie bayde erfüllett werdenn.

3 Die gantze nacht leret man vergebens im finsternis das gesatz, die menschlichen satzungen und die aigne fündlein alleine datzů, das man die gewissen engstige [Seite 325] und martere, One das wort Christi, woellichs das lyechtt ist, fahet man nichts. Darumb spricht hie Petrus: Herr, auf dein wort wil ich das netz außwerffen. Wilt du Predigen, so můst du das wort Christi haben und můst auch von Christo gesandt seyn.

4 Christus sorget auch für den bauch der seinen.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 228, 4 bis 234, 19 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       228,4 Das] DYß die den glauben haben, und helt 5 und den glauben 6 zaigt jn] Christum 7 an in dem, dz er 8 als] so 9 er] Christus 10 thaet] nit were hie fehlt 11 da] so als] so 12 Noch] So sie all begert 13 Exempel, das da muessen gnueg haben alle die da glauben, Die aber nicht glauben 13 nit] nimmer genůg haben, unnd haben kain růwe wie sie die gueter zů jn bringen 16/21 wie bis eingewickelt] Da geet her das S. Paul sagt zů Timotheon. Es ist ein großser genyeß wer gotselig ist und last in benůgen, Denn wir habenn nichts in die welt bracht, darumb offenbar ist, wir werden auch nichts hinauß bringen. Wenn wir aber fůter und decke haben, so last uns benuegen, Denn die da reich werden woellen, die fallenn in versuchung und stricke, und vil torichter und schedlicher lüste woelliche versencken die menschen jns verderben und verdammniß. Denn geitz ist ein wurtzel alles ubels, woelcher hat etliche gelüstet, und sind vom glauben jrre gangen, und haben sy selbs gemenget under vil schmertzen 21 der] diser 23/24 des bis aber] der, der nach gůt strebt und reich werden wil, der můs fallen inn versuchung und stricke des Teuffels. Das künnen wir 24 aber schon künden sehen den schaden den er thůt ynn geistlichen dingen, als, den er 229, 2 thůt allen leutten gewalt, das er 5 geitzig, unfreintlich der] denn er 7/13 Secht bis also] Das ist denn ye ein vermaladeyt ding, das wir nicht Gott künnen vertrawen umb den bauch, dencken ymmer wir werden hunger sterben, so wir doch muessen genůg haben, wie Christus sagt im Matheo. Ich sage euch sorget nycht für eur leben, was jr essen und trincken werdet, auch nicht für euren leib, wz jr antziehen werdet, Ist nicht das leben mer denn die speys? unnd der leib mer denn die klaidung? Sehet die voegel under dem himel an, sie seen nicht, sie erndten nicht, sie sammlen nicht in die schewren und ewr himmlischer vatter neeret sie doch. Seydt jr denn nychtt vil meer denn sie? || Wer ist under euch, der seiner lenge eine elle zůsetzen müge, ob er gleich darumb sorget? warumb sorget jr denn für die klaidung? Schawet die lilien auff dem felde, wie sie wachssen, Sie arbayten nicht, auch nehen sie nicht, Ich sage euch, dz auch Salomon in aller seiner herligkait nicht beklaidet gewesen ist, als der selbigen eins. So denn Gott das gras auff dem velde also klaydet, das doch heutt stehet, und morgen in den ofen geworffen wirt, solt er das nicht vil mer euch thůn, O jr klain glaubigen? || Darumb solt jr nichtt sorgen und sagen, wz werden wir essen? wz werden wir trincken? wo mit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden, Denn eur himmlischer vater weyß, das jr des alles bedürffet, Trachttet am ersten nach dem reych Gottes und nach seiner gerechtigkait, so wirtt euch solchs als zůfallen. Darumb sorget nichtt für den andern morgen, denn der morgen tag wirt für das sein sorgen. Es ist gnůg, dz ein yeglych tag sein aygen übel habe. || Alhye sehet jr, wie Gott für die vogel und für die bluemleyn 14 wir im 15 strick. Wenn einer dahin kompt, dz er sich nicht genuegen laßt, und Got nicht vertrawet, da můs also bald die liebe auffhoeren; das man niemand guett thůt, sonder allain auff seinen hauffen scharret. Und daher ist nun kommen 19 dürfften fehlt 22 das wie in alle gebrechligkait und armůt moecht 24 und fehlt oder brechen die Ee, das sind alles früchte die 25 sie haben Got nye vertrawet, das er sie erneren müge, wen sie ein weib nemen 26 Nu hie ist das 27 reytzet Got zue vertrawen, und erstlich den bauch 230, 1 Petro hie, da 2 fielen] es fiel 3 nur] im 4 Junior bis derelictum] Ich bin jung gewesen und alt worden, [Seite 326] und hab noch nie gesehen den gerechten verlassen oder seinem samen nach brot geen. 5 an den guetern, allein 6 vom hymel herab fehlt Aber] Darumb so 7 Nun bis nach] Und wiewol Got noch 8 und bis sorget fehlt zway] beide 9 arbait] werck er dann fehlt 10 und sprichtt, Fare auff die hoehe, und werffet ewere netz auß, das jr ein zuge thůnd Als spraech der herre. Würff dein arbait] werck 11 zůgehoere 11/14 Das bis sorgen fehlt 14 arbait] werck wir aber jm umbkeren 15/17 Dann bis Darumb] Dahere kompts denn, das ein yegklicher nach wůcher trachtet, und gelt zů sich bringen, auff das er jhe nicht arbeytten dürffe. || Darumb wilt du recht Christlich leben, so 18 an dich das du arbeytest. Wir woellen 19 laider fehlt 20 doerffen, das ist jhe der Teüffell, Unnd darumb 21 junckerisch Darumb] Derhalben auch die 25 esse, wie er zů Adam sagt. Im schweyß deines angesichts solt du dein brot essen. Und je 26 laß es 27 glawben sagt, und wie man auff got vertrawen sol und jhn sorgen lassen, Ja ich 231, 2 solt] můst zů] dann 3 du allain fehlt 5 Das bis ist] Und das ist das ander stucke 6 darumb] Derhalbenn 7 nacht arbeytten und nichts fahen und lest sich ansehen 9 mir fehlt 10 thets] thůt das und steet und hoffet 11 jms] es jhm her fehlt 12 dann er in acht tagen het mügen fahen. Darumb 13 du dise stuck 14 ob] wann 16 Da] so 17 erkennen und auff jn wissen zůvertrawen. So dir fehlt 18 verhoffet] bedoerfft 19 ist doch Sant Peter auch ein wenig auffgezogen und darnach 21 stee und fehlt 22 werck sollen 22/23 dann bis verzeücht] Und so bald thůt, was wir gerne woltenn. 24 ain (2.) fehlt koestliche stayne 25 gestein 27 Das ander] Das ist das erste stuck diß Euangelions, Nu folget das ander. gefangen haben 232, 2 Got nicht 3 kan vertraw, deren 4 an den bencken geen 5 noch den dutten. Doch dardurch vertrawen nach seel 6/8 Do bis laßt] Das wil der Euangelist, da er also spricht. || Da das Simon Petrus sahe, fiel er Jhesu zů den knien, und sprach, Herr gehe von mir hinauß, ich bin ein sündiger mensch. Dann es war sie ein schrecken ankomen, und alle die mit jm waren über disem fischzuge, den sie miteinander gethan hatten. || Da lassz alhie 8 deren] der 10 steet] sihet also geschicktt 13 ainig] enge 14 guetter, sondern gedenckt also, Ja Sant Peter ichs 15 und verdencklich ding, denn woltest 16 dann fehlt 17 Nein nicht also, sonder 18 gering hyelt, und meynet er were sollycher gnade nicht wirdig, da ward er Und eben 19 sünder] sindiger mensch darumb fehlt 20 auff das hinein gehe. Wenn du Got im 22 nichts da] so 25 zweyfelt] zappelt wil die her aus treiben 26 aller bequemsten und geschycksten, da wirstu denn trost in deinem gewissen befinden unnd sagen, wye Micheas sagt. O Herr, wer 28 ertrenckest] erseuffest 233, 3 vertzagen, ob dein gewissen gleich zappele und die sünde empfindet. Dann ye 4 ehe Gott die gnade eingibt 5 dahin, und schmucket sich wie ein ketzlin, unnd maynet Got sol in darnach annemen. Neyn, Die schrifft 7 also můß es sein] wir werden den sünden nicht radten mit unseren wercken. auch nicht fromm werden von unns selbs, Der Gott und sunst kainer wirt es thů one verdienst und on on werck aus lautter gnade, wie er sagt im Jsaia. Ich bins, in [so] bins selbs der ich deine sünden nicht mer gedencken. Unnd also můs es sein, sunnst wirstu nymmer mer ein froelich gewissen über kommen. Darumb 9 Gott nichtt 10 merck] empfinde für] von 12 und ye neher Denn wo Gott geflohen were, und wolt dir nicht die sünd wegnemen 14 und hette dir nychtt nachgelauffen 16 Darumb] das mercke du wol 17 die da 18 man fehlt 17 sich] dich hinlauffen und werck suchen, unnd hylffe suchen bey einem andern Got, und hindennach zůdem rechten waren Got kommen, so findt man in denn geleich wie die thorechten junckfrawen, welche, die weil sie hyngeen und wellen oell kauffen, wirt die thür zůgeschlossen. || Was thet aber Christus, da sich Petrus also demuettyget, und vor grosser forcht und erschrecken den Herren von sich geen hyesse? lies er in jn solchem vertzagen stecken? Nein, Sonndern ferdt zů, troest in, und spricht. || Fürcht dich nit, dann von nu an wirstu menschen sahen. Das ist ein 24 gewissen] hertzen Und eben also 25 guldin. Darumb sehet ir nun, wie Got für uns sorget leiplich, jn dem, dz er Petro hie 26 genůg hette 27 sol fehlt mit] von 234, 1 verkauft er sy] dz er vil fische fachet die er verkauffen kundte aber sol menschen] leütte 2 Euangelion, damit soll er andere leüte auch hertzů bringen 3 wa] wenn da] so [Seite 327] 4 nit fehlt allain den] allen hab und gůt, von jnwendig bricht er herauß, leret andere und macht sy auch 6 er] der 7 ist] hat statt und bricht usw. lautet der Schluß wie der Psalm sagt. Schaffe mir Got ein rhayn hertz, und ernewe in mir einen willigen gaist. Verwirff mich nit von deinem angesicht, und nimm deinen hailigen gaist nitt von mir. Laß mir widerkommen den trost deines hailß, und der freye gaist enthalte mich. Ich will die gotlosen deine wege leren, dz sich die sünder zů dir bekeren. Item in einem andern Psalm sagt David, Ich glabe, drumb rede ich Das geet also zů, wenn ich glaube, so erkenne ich Got, da sehe ich denn, was andern leüten felet, fare zů und predige jhn auch das Euangelion. || Also sehen wir in disem Euangelio wie Got für die seinen sorget, wie er sie bayde leiplich und gaistlich erheltt an leib und seel. Wa es aber noch tzůtzeitten felet, so ists gewiß unsers unglawbens schuld, oder das wir erst newlich haben angefanngen zůglauben, Denn wenn der glaub noch new ist und klain, so ist auch dz gůt zů zeitten klain und geryng, auff dz wir sollen lernen Got erkennen und im vertrawen. Wenn wir aber nu dahin kommen sind das wir frey vertrawen, so kan es uns denn nit feelen, so schüdt uns denn Got vol leiplicher und gaistlicher gueter und mit eynem sollichen uberschwencklichen schatz, das wir allen leütten helffen künden. || Das haist denn die armen leüte reich gemacht und die hungerigen gespeyßet. Das sey gnůg von disem Ewangelio.

 

 

 

 

Am Sechsten Sontage nach Trinitatis Euangelion. Mathei am Fünfften.

 

1526 [Seite 327]

[Matth. 5, 20 –26] Jhesus sprach zů seinen jungern: Ich sag euch, Es sey denn ewr gerechtigkait besser denn der schrifftgelerten und Phariseer, so werdet jr nicht in das himelreich kommen.

       Jhr habt gehoert, das zů den aldten gesagt ist, Du solt nicht toedten. Wer aber toetet, der sol des gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem brůder zůrnet, der ist des gerichts schuldig, Wer aber tzů seinem brůder sagtt: Racha, der ist des rads schuldyg, wer aber sagtt: du narr, der ist des hellischen fewers schuldig.

       Darumb, wenn du dein gab auff den altar opfferst und wirst alda eindencken, das dein brůder etwas wider dich hab, so las alda vor dem altar deine gabe und gehe zůvor hin und versyene dich mit deinem brůder unnd als denn komm und opffer dein gabe.

       Sey wilfertig deinem widersacher bald, die weil du noch bey im auff dem wege bist, auff das dich der widersacher nicht der mal eins überantwurte dem richter und der richter überantwurte dich dem diener und werdest inn den kercker geworffen, Ich sage dir, warlich, du wirst nicht von dannen heraus kommen, biß du auch den letsten Heller betzalest’.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Die gerechtigkait Gottes ist durch den glauben und das ist die gerechtigkait des hertzens, Die eusserliche gerechtigkeit, sie schein wie hailig und schoen sie woell so ist es ein gleißnerische, heuchelische gerechtigkait.

 [Seite 328]

2 Der Herr wil ein gůtten baum haben, on welchen die frücht nicht gůtt sein künden.

3 Das ist ein heuchelische, gleißnerische gerechtikeit, wenn man mit der hand nicht toettet, ob du gleich im hertzen in des zürnest. Aber die Christliche gerechtigkait wil auch, das wir nicht zürnen sollen. Hie muessen wir steets von Gott gnade und vergebunng fordern und uns für sünder erkennen, welchs denn zů diser Cristelichen gerechtigkait gehoeret.

4 Gott gefelt nichts, wenn wir uns nicht mit unserm brůder versyenen, Das auch allhie die unsern lernen mügen, was das für gůte wercke sind, die Gott gros achtet.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 242, 19 bis 256, 25 abgedruckte Sermon (unterer Text) mit nachstehenden Abweichungen:]

       242, 19 DJs und zwyschen der gleißnerey oder heucheley. Und ist der rechten Euangelions eines, das da leret wie uns 21 wenn] denn 22 theten was sie solten eusserlich, zerbrachen 25 außgetzognen. Desgleichen greifft er auch an die schrifftgelerten, den ausbund under den Juden, welche in dem gesetz Gottes und in der schrifft erfaren waren, so das sie ander leutte lereten und gesetze dem volcke macheten und urteil stalten in allen sachen. Summa 26 besten, gelertesten und frůmmtsten under den Juden, die greifft Christus hie 27 sagt von denen zů seinen jungern also. || ‘Es sey denn eur gerechtigkait besser, denn der schrifftgelerten und Phariseer, so werdet jr nicht inn das himelreich kommen. Als wolt 29 Phariseer unnd schrifftgeleerten fueren 243, 20 hye] sie sagt Warlich ich sage euch, wo jr nicht werdet frümmer sein, dann die schrifftgelerten und Phariseer, werdet jr nicht gen himel kommen. Darmit ist 24 sind da auffgehaben 27 nicht, sonndern schleußt frey, das jre werck nichts sind. Nun hetten 30 nach leben? Dz gibt nun dem Herren Christo ursach das er die gepot einfueret, unnd spricht also. || Jhr habt gehoeret, das zů den alten gesagtt ist, Du soltt nicht toedten, wer aber toedtet, der soll des gerichtts schuldig sein. Ich aber sage euch, Wer mit seinem brůder zürnet, der ist des gerichts schuldig, Wer aber zů seinem brůder sagt, Racha, der ist des radts schuldig, Wer aber sagt Du narr, der ist des hellischen ferws [so] schuldyg. Das wort 31 das es 32 beweißts 33 er] es 244, 20 anzuschnawben 21 leret nu die 23 Kompt aber der im übel zůspricht, und 24 und fehlt 25 schliessen 26 und fehlt 29 ist nun do] dartzů 30 heben, Denn auff dz wort můs man wol mercken, da er spricht, Du solt nicht toedten, Wer bist du? die hand? Nein, die zung? Nein, Sondern du du, das ist, alles was an dir und ynn dir ist, hand, mund, hertz und gedancken, sol nicht toedten. || Also legt Mosi, foeldt ein urtayl und spricht. Wer 32 Dz urteil geet 33 were] sey dem] disem 245, 22 dartzů. Das ist das erste stuck. || Darnach 22 niemant entschuldiget. Dann 25 sey] ist 26 nicht, kann sich auch nicht verbergen. Das 31 das] welchs 34 im hie Darnach spricht er. Wer 246, 20 Gottes etwas sein, denn niemant ist so guetig, das er 22 dich] sich 23 wo du kanst und dir getzymmett, so Du narr 24 das] dys 27 Jsaias sagt. Teyle dem hungerigen dein brot mit, und die dürfftigen dartzů die kain herberg haben, fuere in dein haus. Sihestu eynen nackenden so decke in, und verachte ye dein flaisch nicht. Da redet der Prophet von deinem nechsten. Und das wort narr 29 urtailen, hinderrede und alle lesterwort. || Also ists klar, das wir an dem gebot, du solt nicht toedten, alle schuldig seind, und wer nicht 34 feinden, wenn sie die erschlagen oder in die flucht bracht haben, das ist nu 35 das] dys 247, 19 an. Darumb ists also vil das ist] als 21 Euangelion auf alle weg hernider dise frag 27 Si bis aber] die sind wol so scharpff als die vorigen. Und lautten also. || Darumb wann du deine gab auff den altar opffert, und wirst alda eindencken, daz dein brůder etwas wider dich hab, so las alda vor dem altar deine gabe, und [Seite 329] gehe zů vor hin, und versyene dich mit deinem brůder, und als denn komm unnd opffer deine gabe. || Sey wilfertig deinem widersacher bald, die weil du noch bey ihm auff dem wege bist, auff das dich der widersacher nicht der mal eins überantwurte dem richter, unnd der richter überantwurte dich dem diener, und werdest in den kercker geworffen, Ich sag dir warlich, du wirdest nicht von dannen heraus kommen, byß dz du auch den letsten heller betzalest. || Das seinnd auch 31 rychter, wie jr yetz gehoert habt, Welchs letste stuck sie vorhin von disem Euangelio geschaiden 33 wie ir] die wir im bůch de 34 der sententz] die mainung 248, 23 zorn nicht bleibt dennoch ymmerdar im 26 Denn also 29 gabe, Und das versyenen můs von hertzen geen, Darumb den Text mercke hie wol. || Und diser spruch wil sovil. Wenn man 30 vorhin dich mit deinem nechsten versyenen und im 32 hinden nach] nun 34 ston] ansteen 35 wenn] denn 249, 20 wenn] dz du] es gebreche. Und also 24 ich mich 25 nechsten versyenen, Wo aber 27 wir bißher gefuert 28 Jacob, gen Ach, gen Rom, gen Jerusalem, haben kirchen gepawen 29 ist denn 30 Nu bis herr] Aber der Herr saget für dz. das] 32 jm] Gott 34 nach. O des jemerlichen verkerten lebens, dz wir von den Papisten, gelert haben. Daher kompt 36 es denn auch, das der ein 250, 21 hin und 24 dienest, und thůst das was du im das es dem] im 28 das ist fehlt 32 grollen 34 minsten] lettsten 251, 20 thün, so hoer ich wol ich můs verdamptt 24 mir umb deines eingepornen suns willen. Also 27 wann] denn 28 nechsten? || Hiewider, scheynet nu sein dz weltliche 31 jn] ye 32 also fehlt 33 Do lerent] Aber das solt jr mercken 34 lernet] leret 252, 21 die (2.)] dise 28 thůn wie hie gelert ist, nicht zürnen 34 oder gelert 253, 19 gedilgt] außgelescht nun] nur 21 nun] nur 23 dreyundzweintzig tausent 24 wolt] was 25 samlung] Juden 31 anmacht] aller macht sie hin gericht 35 bild oder schilt mit zweyen schwertern, dz hat unden 254, 22 das (2.)] was 23 die fehlt stond] stehen 30 mann oder Richtter auch 35 er dise beyde 36 leib] mensch gros ding, wenn 37 der seelen sterben 255, 24 thet mit den kindern von Israel. Das heißt 30 und wie eins 32 sehen fehlt wencken] wenden 35 feyren, bey vermaledeyung des lebens, da hůb 256, 15 sintemal der Sabath nicht 16 die] der 22 sey, beide an leib und seel. || Also 23 er] sie 24 er] sie er] sie 25 zů lindern

 

 

Ein ander Sermon am Sechsten Sontage nach Trinitatis über das Euangelion. Mathei am Fünfften.

 

1526 [Seite 329]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 621, 3 bis 629, 8 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       621, 4 im sunst nicht 5 werden] machen 9 Darumb] Derhalben 622, 4 darynne. || Nun wellen wir besehen daz gepot, Du solt nit toedten, wie es die Juden verstůnden, und wie wirs versteen sollen. Die Juden 6 sich aber hielten sie] waren bey inen leutte gehalten. Also 8 heer aussen und maynten, sie weren unschuldig an disem blůtt, und hetten 10 So] Also 11 Nun] Derhalben 12 Christus nu 12/13 sach bis werden] eur gerechtigkait besser denn der schrifftgelerten und Phariseer, so werdett jr nicht in das himelreich kommen 14 heiligen, und alle heuchler die mit eusserlichen wercken umbgeen. || Wie haben wir aber dys gepot außgelegt. 16 haben wirs außgelegt 18 Und fehlt 20 Also das 21 aber der gedancken, denn also gedencken wir, Ey 623, 1 also] thůn 2 wann] denn 3 im denn 5 anders. So steedt nu das gesetz da und sagt, Du solt 6 von worten und von wercken, und solt kain 8 auff dem 10 ich aber das fürchtte, oder sunst das mein darynne suche, Flůch 13 lassen, nicht allain das, sonder schluege und würgete tod, wo und wenn ich nur künnde. Also kan 15 bleibt ye aufs wenigeste voller gifft. Das hoere hye von Christo, der legt 18 vol (2.) fehlt 20 wann] denn 22 Nun bis thun] Moechte nun einer sprechen, wie sol ich im denn thůn, daz empfinde ich wol in mir? Antwurt. Da lauff 24 noch] nahe 624, 4 ich hindan, machest [Seite 330] 6 das (1.)] es 7 briet] bradtet im 8 das] dys 10 behalts] leyde es 11 also woertlin in sich, Du solt nicht toedten. Also 12 ein gůtter Crist 14 &c..] komme nun sein Gott, auff den er so hoch pochet unnd thrutzet, unnd helffe yhme. Diße wort seind im seer zůhertzen gangen, und haben im wirher gethon, denn alles ander leiden 15 dises] daz 16 sturbe, ja badte für jre sünd. Und wir 17 den stuck, wenn wir das geringste sollen leiden von unserm nechsten. Da sehett 19 Nun bis warlich] Es můs warlich gelitten sein mit Christo, wellen wir anders mitt im zur herligkaytt kommen, Er hat uns fürgangen, wir sollen im folgen, wie Sant Peter sagt. Dartzů seyt jr berůffen, sintemal auch Christus gelitten hat für uns, und unds ein vor bild gelassen, dz jr soltt nach folgen seinen fůßstapffen, welcher kein sünde thon hat, ist auch kain trug in seinem mund erfunden, welcher nicht widerschalt da er gescholten ward, nicht drewet da er leyde. || Sehet hie was uns Sant Peter für ein Exempel für hoelt, dem sollen wir warlich folgen, im 21 auff dem wer] sey 625, 2 im (1.) fehlt 4 im] Gott 5 ist Secht fehlt haben nun 6 wol gemerckt und gesehen, aber sie haben gedacht 9 Halt, halt 14 sind vil grosser 16 entrichten und Thomas von Aquin ist fast der heuptketzer 17 die selbige leere 19 wir den yrtumb verstanden haben 626, 1 Nun wir] Wir aber 4 getroest, es ist dem Teuffel 5 Ja mein freund, ich zu] gen 12 kompt denn Got her 15 und] wie wol so 19 unsere 21 dem] disem 22 die historien] den Text und wz darynnen ist, ein wenig besehen || Von viererlay grad des zorens || Der Herr setzt 627, 5 im aus deinen krefften nicht 7 auch gantz und gar 8 wenn und wo du 11 mag mit dem besten fleis. || Der vierde 13 im] dem nechtsten fürstrecke, gebe erhalten werde. Denn 14 und im 17 dein] die leret 18 nichtts arges oder boeses 19 wirst du denn 20 hertzen, dich nicht zwischen todtschleger und 628, 1 Weyter eingefügt Da aber der Herr sagt, Wer mit seynem brůder zürnet, der ist des gerichts schuldig, unnd wer zů seinem brůder sagt, Racha, der ist des radts schuldig, Wer aber sagt, Du narr, der ist des hoellischen feurs schuldig. Da redett er nach dem brauch, den man hoelt in weltlichen gerichten, da erstlichen der beklagte für gericht kompt, da gehandelt wirt, ob ers laster thon hat oder nicht Darnach radtschlagt man drüber, was im für ein straff auf zů legen sey, Zum letsten überantwurt man in jn die straff. Also get es hie auch zů mit disen graden, das also ymmer zů ein grad des zorns hoeher denn der ander gestrafft wirt, Es ist wol ein helle, aber es sind mancherlay penen und straffen darinne. 628, 2/5 opffern bis bethe] auff den altar opfferst, und wirst alda eindenncken, das dein brůder etwas wider dich hab, so las alda vor dem altar deine gabe, und gehe zůvor hin, und versoene dich mit deinem brůder, unnd als denn komm unnd opffer deine gabe. Sey wilfertig deinem widersacher bald, die weyl du noch bey yhm auff dem wege bist, auff daz dich der widersacher nicht der mal eins über antwurte dem richter. &c.. 5 sehet jr 6 im auch denn das, das es inn der 9 fasten, sich kasteyen, almuesen geben und andere werck mer, Unnd Gott will 10 abbiten denen, die ist, das maynet er da er sprach 11 gab opffern wild, unnd hast 12 im, unnd bitt yhms ab. Widerumb 14 also 15 versuent] verseret 16 doch] da 17 Nu moecht einer sprechen. Du sagst 19 Paulus fehlt mues alda 629, 2 auch, straffen und scheltten hart, maynen es aber gůt und hertzlich, darumb 4 syesß gegen dem sune. Also 5 unnd (1.) fehlt 7 Also] Derhalben nach der person 8 richten. Das sey gnůg gesaget auff dys mal von disem Euangelio.

 

 

Am Sibenden Sontage nach Trinitatis Euangelion Marci am achten:

 

1526 [Seite 330]

[Mark. 8, 1 –9] Zu der zeit, da vil volcks da war und hetten nicht zů essen, riefft Jhesus seyne junger tzů sych und sprach zů inen: Mich jhamert des volcks, denn sye haben nun drey tage bey mir beharret und haben nichts zů essen, und wenn ich sy ungeessen von mir [Seite 331] haym liesse geen, wurden sye auff dem wege verschmachten, Denn etlich waren von ferne kommen. Seine junger antwurten im: Woher nemen wir brot hye in der wuesten, das wir sy setigen? Und er fragt sy: Wie vil habt jr brots? Sie sprachen: Siben. Und er gepot dem volck, das sy sych auff die erden legerten. Und er nam die syben brot und dancket und brach sy unnd gab sye seinen jungern, das sye dem volck fürlegten, und sye legten dem volck für. Und hetten eyn wenig fyschlin, und er segnet sye unnd hieß, das sye dye auch fürtruegen. Sie assen aber und wurden sat und hůben die übrigen brocken auff, syben koerbe. Unnd jrer war bey vier tausent, die do gessen hetten, unnd er lyes sye von sych’.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Hie haben wir ein klaren, hellen ort in der schrifft wider dye anfechtung der narung halben. Daher gehoert daz letste teil des Sechsten Capitels im Euangelio Mathei.

2 Wenn wir von dem unglauben und mißtrawen der heiligen lesen, sol es uns ein starcken trost geben, das wir nicht verzweyflen, ob wir gleich auch noch schwach sind im glauben.

3 Gott der Here erneeret uns noch heutes tages wider alles begreyffen der vernunfft, wenn wirß nur recht annsehen. Eyh Got wirt dich ye nicht verlassen, der du noch villeicht zwen tag zů leben hast, welcher Gott dich bißher schier ynns dreissygste, viertzigste, fünnfftzigste jar reichlich erneeret hat.

4 Alle creatur Gottes ist guet, wenn man sie mit dancksagung geneußt und empfehet, denn sie wirt gehailiget durch daz wort Gottes und durchs gepet, wie Sant Paul zů Timotheon schreybet inn der ersten Epistel.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 632, 8 bis 639, 3 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       632, 8 vast] sehr 11 Derhalben auch 12 wirt, und fürgebildet wiewol 13 ymmer da 16 umbgehe und zůschaffen habe. Und ein solchs 633, 1 darumb hoelt uns fürhelt] für 2 sorcht] frucht 7 gehoert, das zweyerley gueter sind, geistlich und leipliche guetter. Dis 10 ym] Got erlernen moegen] und daraus sie darnach im zů vertrawen unnd inn geistlichen guettern sich auff in zů verlassen, lernen mügen 634, 1 heütig fehlt 2/4 j bis 4 uffwachßt] Lieben brueder legt nun ab alle bosszhait und allen lißt und heucheley und haß, und alles afftterreden, unnd seyt girig nach der vernünnfftigen unverfelschtten milch, als die yetz gepornen kindlin, auff das jr durch die selbige erwachsset, so jr anders geschmackt habt, das der Herr fraintlich ist. 6 Denn] Aber 7 freündtschafft] freintligkait 8 Wenn] Denn 10 ists 12 die da 15 Exempel hie 16 Apostel in der Epistel zů den Ebreern schreibt also. Der glaub ist ein gewyße zůversicht des, dz zů hoffen ist, und richtet sich nach dem, das nicht scheinett. Das ist so vil gesagt. Der glaub ist ein grund 17 das ist] Nemlych 19 beschehen] geschehen ist 20 sampt 21 nichts haben 22 und aller 23 Paulus] der Apostel 24 scharen] grosse menge 635, 5 er aber 6 erkenne 9 es] er 13 nimm] naem 14 steel, truge und beschys 17 dirs gar heym [Seite 332] 19 und mir helffen wo und wenn du es am besten erkennest. || Also 25 zůsagung. Des ruemet sich David im Psalm, da er also spricht. Ich bin jung gewesen und alt worden, und hab noch nye gesehen den gerechten verlassen oder seinem samen nach brot geen. Und bald hernacher. Der Herr kennet die tage der frommen und jr erbe wirt ewiklich bleiben. Sie werden nicht zů schanden in der boesen zeit, und in der teurung werden sie gnůg haben. Aber 26 wie bis hie fehlt 27 das fehlt 636, 1 nit] nichts 2 hie auch 5/6 Das bis gueter] Aber da sie nichts sahen, kunden sie kainen radt finden, sonndern hyeltens für ein unmüglich ding, das man so vyl leutte speysen solte, und were doch nichts vorhanden. || Das sey gnůg gesagt von dem glauben, dardurch wir Got den bauch vertrawen, und dz er uns an zeitlichen guetern nichtt werde manngel lassen. 14 und bis syhe fehlt nichts 20 dem] disem 637, 2 komptt auch Christus, ehe 4/5 Ach bis weg] zů seinen jungern. || Mich jamert des volcks, denn sye haben nu drey tage bey mir beharret, und haben nichts zůessen, unnd wenn ich sye ungeessen von mir heym liesse geen, wurden sye auff dem weg verschmachten 5 got] Christus da fehlt 7 mensch wirt 11 glaubens, die herfleußt 13 ist nach 12 unglaub genommen haben 15 Simoneier und 638, 8 alle, der Pfaffen, Münch 4 sind nach sie 7 geschehen 9 gott] Christus 11 Selig sind 12 wie alle 13 und fehlt Got auch nichts anders von uns fodert, denn dz wir 14 und darnach 14/19 xix. bis &c..] Psalm sagt. Hoere mein volck las mich reden, Israel las mich under dir zeugen, Ich Got bin dein Got. Deines opffers halben straffe ich dich nicht sind doch deine brandopffer sunst ymmer vor mir. Ich will nicht von deinem haus farren nemen, noch boeck aus deinen stellen. Denn alle thier im walde sind mein, und vich auff tausent bergen, ich kenne alles gevoegel auff den bergen, und allerlay thyer auff dem acker ist vor mir. Wo mich hungerte, wolt ich dir nit davon sagen denn der erdboden ist mein und alles was darinnen ist. Meinstu das ich flaisch essen woele von den ochssen, oder blůt trinncken von den boecken? 19 Israel, das ist, du glaubiger mensch, ich 25 text bis &c..] Psalm. Opffer Got danckopffer und zale dem hoechsten deine gelübdt. Und růff mich an in der zeit der not, so wil ich dich erredten, so soltu mich preysen. 27 gnueg. Drumb sagtt er auch im folgenden Psalm. Errete mich von den blůtschuldigen, Got der du meynes hayls Got bist, das mein zunge rueme deine gerechtigkait. Herr thů mein lefftzen auff, das mein mund verkündige deinen rhům. || Denn du hast nicht lust zum opffer, ich gebe es sunst, unnd brandopffer gefallen dir nicht. || Die opffer Gottes sind, ein zerbrochen geist, Ein zerbrochen und zerschlagen hertz wirstu Gott nicht verachten. 28 solstu 639, 1 Glaubs Nach dem] Darnach 2/3 Glaub bis cxvi.] Diße zwey stuck werden uns in disem, wie fast inn allen Euangelien fürgehalten.

 

 

Am achten sontage nach Trinitatis Euangelion Math. am Sibenden.

 

1526 [Seite 332]

 [Matth. 7, 15 –21] Jhesus sprach zů seinen jungern und zum volk: Sehet euch für vor den falschen Propheten, die in schaffs klaidern zů euch kommen, ynnwendig aber seind sye reyssende woelffe. An jren früchten solt jr sye erkenne, Kan man auch drawben lesen von den dornen? oder feigen von den distlen? Also ein yeglicher gůtter baum bringt gůtte früchte, aber eyn fauler baum brinngt arge früchte, Ein gůtter bawm kan nicht arge früchte bringen und ein fauler bawn kan nicht gůtte frücht bringen, Ein yeglicher bawm, der nit gůtte frücht bringt, wirt abgehawen und yns feur gworffen, Darumb an jren früchten solt jr sy erkennen.

 [Seite 333] Es werden nicht alle, die zů mir sagen Herr, Herr, inn das himelreich kommen, sonndern die den wyllen thůn meines vatters im himel’.

 

 

Summa des Euangelions.

Christus warnet uns hie vor den Teuffels leren, weliche tzů uns kommen werden, durch die, so in gleißnerey lugen reder sind. Die da haben das geperde eines Gotseligen wandels, aber seyn krafft verleugnen sie, Welche wol sagen, sie erkennen Got, aber mit den wercken (welchen sie die gerechtigkait zuschreiben) verleugnen sie es, Die Sant Peter falsch lerer nennet, die neben einfueren werden verderbliche Secten und verleugnen den Herren, der sie erkaufft hat. Aber es ist nichts verporgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nycht wissen werde, Darumb wirt auch diser verfuerer thorhait an tag kommen und offenbar werden yederman.

       Derhalben sol man dis hie im Euangelio nicht deuten auff die groben eusserlichen sünden. Heuts tags sehen wir die früchte wol, so uns nu Got die augen auffthůt, Sonder von denen redet der Herr , die da kommen in schaffskleydern, nnd da die sagen: Herr, Herre, haben wir nicht in deinem namen weyssaget, haben wir nicht in deinem namen Teufel austriben? haben wir nicht in deinem namen vil thaten thon? Das sind die gesellen darfür uns hie Christus warnet, zů den er am jungsten tage sagen wirt ein erschrecklich urteil: Ich hab euch noch nie erkandt, weichet alle von mir, jr übeltheter. Warumb? Darumb, das sie in solchen wercken das jre suchten und dadurch vermayneten Got angenaem zusein und das sie hiemit vertrawten selig zů werden.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Die folgende Predigt ist identisch mit dem Unsre Ausg. Bd. 103, 257 –268 abgedruckten Sermon. Wenn auch Roth sich offenbar an *G (vgl. Unsre Ausg. Bd. 103, CXXXIX) anschließt, so zeigt sein Text doch so viele Abweichungen, daß von dessen vollständiger Mitteilung nicht abgesehen werden kann.]

       Da der Herr in disen vorgeenden dreyen Capiteln, im fünfften, sechsten, sibenden außlegt die gepot Gottes, hat er entlich beschlossen also: ‘Alles nu, das jr wellet, das euch die leutte thůn sollen, das thůt in auch jr’. Das ist ein Christliche lere und Summa Summarum des gantzen Christlichen wesens. Darauff folget nu das heutige Euangelion, Jnn welchem pfleget der Herr des ampts eines frommen hirtten und lerers, Und warnet uns, das wir uns huetten sollen vor falschen leren. Als solt er sagen: Jr habt nun die lere dahin, darumb fort an so huetet euch vor andern leren. Denn es ist gewis, es werden boeße lerer und falsche propheten auff steen, wo diß wort gepredigt wirt.

       Das muessen wir uns kecklich erwegen, das wir zwů leere, als recht gůt und falsch verfuerisch werden ymmer mit einander gen, denn es von anbegin [Seite 334] ist gewesen, und wirt bis zum ende der welt weeren, Darumb ist nicht, das wir in die stille kriechen und ein sicher wesen uns begeben woellen, Die boeße menschen lere, der Teufel lere und alle unser feind steen uns wider, on underlas. Derhalben sollen wir nichts gedencken, das wirs alles erstriten haben, wir sind noch nicht über den bach. Darumb warnet uns der Herr gar fleissyg und sagt.

       ‘Sehet euch für vor den falschen Propheten, die inn schaffs klaidern zů euch kommen, ynwendig aber seind sye reyssende woelffe’.

 Das stuck sollen wir hie wol mercken, das der Herr Christus hie befylhet und gibt macht allen Christen, richter zůseyn über alle lere und gibt zů urtailen, was da recht sey oder nicht. Das stuck ist uns bey den falschen Cristen verruckt gewesen wol tausent jar lang, das wir nicht haben gewalt gehabtt zů urtaylen, sondern haben muessen annemen on alles gericht, waz der Bapst und die Concilia bestimpt haben. Nu dis Euangelion hie stoest tzů grund und boden das Bapstumb und alle Concilia, denn wir nit schuldig sind zů halten, was der Bapst gepeut, und was menschen setzen.

       Darumb sag ich noch ein mal, fasset das Euangelion wol, denn es ist weder dem Bapst noch den Concilijs noch niemand der befelch gegeben, das er setze und beschliesse, was der glawb sey. Denn Christus spricht: ‘Sehet euch für vor den falschen Propheten.’ Eintweder das Euangelion můs liegen oder der Bapst mit den Concilijs. Christus spricht: wir haben recht zů urtaylen alle lere, und was uns zů halten oder nicht zůhalten auffgesetzt wirt. Da redet aber der Herr nicht zum Bapst, sondern tzů allen Christen. Und wie dise lere zů allen gesagt ist, Das jr woellet, das euch die leutte thůn sollen, das thůt in auch jr, Also schliessen auch dise wort niemants aus, ‘Sehet euch für vor den falschen Propheten’. Daraus denn klar folget, das ich ja urtailen müg.

       Darumb so sol ich sagen: Bapst, du hast mit den Concilijs beschlossen, Nun hab ich ein urtail, ob ichs müge annaemen, oder nicht. Warumb? denn du wirst nicht für mich steen und antwurten, wenn ich sterben soll, sonder ich můs sehen, wie ich daran sey, das ich meines dings gewis sey. Denn du můst der sach so gwis sein, das es das wort Gottes sey, als gewis du lebest, und noch gewyßer, darauff du dein gewissen stellen můst, Und wenn schon alle menschen kaemen, ja auch die Engel unnd alle welt etwas schlussen, kanstu das urtail nichtt fassen noch schliessen, so byst du verloren, Denn du můst dein urthail nichtt stellen auff den Bapst oder yrgend auff einen andern, du můst selbs also geschickt sein, das du kanst sagen: das redet Got, das nit, das ist recht, das ist unrecht, sunst kanstu nicht besteen, es ist nicht müglich.

       Denn wenn du im sterben bist, unnd stehest auff dem Bapst, und Concilijs, und sagest: Das hat der Bapst gesagt, das haben die Concilia [Seite 335] beschlossen, die heiligen vaetter, Augustinus, Ambrosius, Hieronimus habens also bestimpt, Da kan dir der Teufel also bald ein loch machen und eingeben: Wie wenn es falsch were? wie wenn sie geyrret hetten? Wenn dir ein solche versuchung einkompt, so ligstu schon hernider. Darumb můstu gewys wissen, das du keck unnd trotzig darffest sagen: das ist Gottes wort, da wil ich über lassen leib und leben.

       Das meynet auch Sant Peter, da er in seiner ersten Epistel also sagt: [1. Petri 4, 11] ‘So yemandt redet, das ers rede als Gotes wort.’ Und Sant Paul sprichtt [1. Kor. 2, 3 –5] zů den Corinthern also. ‘Ich ward bey euch mit schwacheit und mit forcht, und mit grossem zitern, Unnd mein wort und meine predig war nicht in hüpschen worten menschlicher weißhait, sonder in beweysung des geists und der krafft, auff das eur glaub bestehe nicht auff menschen meißhait, sonndern auff Gottes krafft.’

       So heben sie denn an und sprechen: Ja, wie künden wirs wyssen, was Gottes wort ist, und was recht oder falsch ist, wir muessen es lernen von dem Bapst und von den Concilien? Wolan, lassz sie beschliessen und sagen, was sie woellen, So sag ich, du kanst dein zůversicht nicht darauff stellen noch dein gwissen befriden, du můst selber schliessen, es gilt dir deinen hals, es gilt dir dein leben. Darumb můs dirs Got yns hertz sagen: das ist gottes wort, sunnst ist es unbeschlossen. Aber unser Bischoff, Caiphas, Pilatus und Herodes, die dringen so hart, das einer moecht denncken, sie weren unsinnig, Bringen denn Sant Augustin spruch her: Ich glaubet dem Euangelio nicht, wenn mich nicht bewegt der kirchen ansehen1, Und maynen, sie haben schon gewunnen. So sage: was leyt mir dran? Got geb, es sag Augustinus oder Hieronimus, Sant Peter oder Sant Paul, ja gleych der Ertzengel Gabriel vom himel, das ist noch wol mer, so hilfft michs nicht, ich můs Gottes wort haben, ich wil hoeren, was mir Gott sagt.

       Und daz selbige wort laßt dir Got durch menschen sagen, und sonderlich hat er dirs durch die Aposteln verkündigen und schreyben lassen, Denn Sant Peter und Sant Paul reden nicht jr wort sonder Gottes wort, wie [1. Thess. 2, 13] Paulus selbs betzeuget zů den Thessalonichern, da er also spricht: Ir namet das wort Goetlicher predig ‘von uns auff, nicht als menschen wort, sonder, wie es denn warhafftig ist, als Gottes wort, welcher auch wirckt inn euch, die jr glaubet’. Denn das wort kan man mir wol predigen, aber jns hertz geben kan mirs niemant denn allain Got, der můs im hertzen reden, sunst wirt nichts draus, denn wenn der schweyget, so ist es ungesprochen. Darumb von dem wort, das mich Gott leeret, sol mich uiemant bringen.

       Unnd das můs ich so gewis wissen, als das drey und zwey fünffe machen, denn das ist gewys, wenn gleich alle Concilia anders sagten, so weys ich, [Seite 336] das sie liegen. Item das ein ele lennger ist denn ein halbe, das ist gewis, wenn gleich alle weltt darwyder saget, weys ich dennocht, das es gewis ist. Wer beschleußt mich da? kain mensch, sonder allein die warhait, die so gantz und gar gewis ist, das sie niemant leugnen kan.

       Darumb můs es datzů kommen, das du sagst: das ist also, kein mensch sol mich darvon bringen. Wenn du hoerest ‘du solt nicht toedten’, Item du solts andern thůn, was du gern woltest von andern haben, so můstu wissen vor allen Concilien, das das die leere Christi sey, obgleich alle menschen anders sagten. Item dise lere, du kanst dir selbs nicht helffen, sonder Christus ist dein helffer, der macht, das dir dein sünde vergeben werden, die můst du wissen und bekennen in deinem hertzen, das es also sey, Und empfindestu es nicht, so hastu den glauben nit, sonder das wort hanget dir an den oren und schwebt dir auff der zungen, wie der schoum ist auff dem wasser, Wie der [Hos. 10, 7] Prophet Hosea sagt: Samaria hat jren künig vor über lassen geen, wie den ‘schom uff dem wasser’.

       Das můstu nu also alles glauben, nicht als wort, als het sie Petrus geprediget, sonder das dichs Got hat heissen glauben. Das rede ich nu alles darumb (auff das wir wider kommen auff das Euangelion und mercken, woher der grunb fleußt) das jr muesset richter sein, und haben macht zů urtailen über alles daz euch fürgeschlagen wirt, darumb, das ich auff keinen menschen bawen kan, denn ich můs selbs antwurten, wenn es zum sterben kompt.

       Derhalben laßt euch nicht über reden, das jr muesset glauben, was der Babst sagt oder die Concilien beschliessen. Wenn du Gott erkennest, so hastu schon das richtscheit, das mas und elen, darmit du alle lere der vaetter richten kanst, Nemlich, wenn du weyst, das Christus unser seligkait ist, und er uns regier, und wyr sünder sind, So denn nu einer aufftridt unnd sagt, du můst ein Münch werden, můst also und also thůn, wiltu selig werden, es sey nicht allain gnůg der glaub zůr seligkait, So kanstu gewißlich sagen: du leugst, dein lere ist falsch, denn der in Christum gelaubt, der ist selig. Wer leret dich das? Dein glaub im hertzen, der das allein glaubt. Darumb wirt sich niemant für yrthumb für sehen künnen, er sey denn ein geistlich [1. Kor. 2, 15] mensch, Dann also spricht Paulus zů den Corinthern: ‘Ein geistlich mensch der richtet alles, und er wirt von niemant gerichtet’. So kan nu die falsche lere niemant richten denn der geistliche mensch.

       Darumb ist es ein unsinnig ding, daz die Concilia beschliessen und setzen woellen, was man glauben sol, so doch offt kaynn man da ist, der den Goetlichen geist ein wenig verschmeckt hat. Als es denn gieng in dem Concilio zů Nicen, da giengen sie myt umb, und wolten gesetz machen über den gaistlichen [Seite 337] stand, das sie nicht eelich solten sein, da weeren sie schon all falsch. Da trat allain ein mensch auff, mit namen Paphnutius, und leget das alles nider, und sagt: Nicht also, das ist nicht Christlich. Da mueste das gantz Concilion, da doch on zweyfel vil treflicher gelerter leutte waren, von dem beschlus absteen und disem einfeltigen, doch frommen manne weichen. Denn Gott ist den hohen Titeln und menschlicher weißhaitt feindt, Darumb laßt er sie tzů zeitten grob anlauffen und macht sie in jren anschlegen zůschanden, das man sehe, wie das Sprichwort war sey ‘Die geleerten die verkertten’.1

       Also muessen wir frey richter bleiben, das wir macht haben zů urteiln und zůrichten, antzůnemen und zů verdammen alles was der Bapst setzet und die Concilia beschliessen. Nemen wir aber etwas an, so sollen wir es also annemen, das es sich vergleich mit unserm gewissen und mit der gschrifft, nicht darumb, das sie es sagen. Das sagt Sant Paul zůn Roeme. [Röm. 12, 7] ‘Hat yemant weißsagung, so sey sie dem glauben enlich.’ Denn alle weyssagung, die auff werck und nicht lauter auff Christum fueret als auff den einigen trost, wie kostlich sie ist, so ist sie doch dem glauben nicht enlich, als da sind die offenbarung der Poldergeister, die Messen, Walfarten, Fasten und der Heiligen verdienst suchen.

       Alda haben sovil heiliger vaeter geyrret, als Gregorius, Augustinus und andere mer, das sie uns dys urtail genommen haben, denn diser jamer und hertzleid ist zeitlich angefangen, das wir glauben sollen dem bapst und den Concilijs. Darumb můstu also bey dir finden, das du sagen kanst, das hat Got gesagt, das hat Got nit gesagt, so bald du sagst: der mensch hat das gesagt, oder die Concilia haben solchs beschlossen, so hastu auff den sand gebawet. Darumb so ist kain richtter auff erden in gaistlichen sachen über dye Christliche lere, denn der mensch, der den warhafftigen glawben in seinem hertzen hatt, er sey ein man oder weib, jung oder aldt, knecht oder maegt, gelert oder ungelert. Denn Gott sihet nicht an die person, sonder sind im alle gleich lieb, die seinen gepoten nach leben, Derhalben haben sie auch allain gewalt zů urteylen.

       Wenn aber yemant kaem und baß wißte die mainung denn ich, da solt ich mein maul zůhalten und stilschweygen und von ym beschaid nemen. Das [1. Kor. 14, 29 f.] will eben Sant Paul haben, da er zů den Corinthern also sagt: ‘Die weyssager laßt reden selb annder oder selb drit, und die andern laßt richten. So aber ein offenbarung geschicht einem andern, der da sitzet, so schweige der erste.’ Das ist sovil gesagt: So der zůhoerer meer wißte und verstuende dann der prediger, so sol der prediger im stat geben zů reden, und er soll still schweygen. Im weltlichen Regiment geet es also zů, das ein alter klueger ist denn ein junger, ein gelerter mer weißt denn ein leye, Aber in gaistlichen sachen mag [Seite 338] ein kind oder knecht, ein weybe oder leyhe als wol die gnade Gottes haben als ein alter oder herr, ein leyhe oder der Bapst. Summa: Kain gelerter soll dyr nemen dein urtail, denn du hast es gleich so wol als er.

       Nun solt ich sagen, wer die falschen Propheten weren zů unseren zeitten, das kan nun auch niemandts richten noch erken- nen, denn wer den Geist hat. Aber Summa Summarum kurtz umb, wenn man gleich vil darvon saget, es ist der Bapst mytt seynem Regiment, denn sie haben alle geleret, was wider Got ist. Des wer nun lang zůbeweren, Denn fast ynn allen stucken sihest du es, wo du dich nur hinwendest. Doch woellen wir etlich ertzoelen. Gott hat gepotten, das kind sol vatter unnd můter ehren und in underthenig sein, So hat der Bapst ein meinung auffbracht, das ein Münnch oder ein Nonne nicht mer under jrem vatter sey, sondern sprechen: das kind ist yetzund yhnn der gaistlichait und in Gottes dienst, Got ist mer denn vater und můtter, darumb ist es nicht mehr schuldig vater und můtter zů dienen, sondern der vatter můs es gnadjuncker heyssen.

       Nun wenn ich spreche: was ist Gottes dienst? Lieber herr, es ist glocken leutten, kertzen brennen, ein schoenes meßgewand antziehen, unnd der gleichen affen spil mer, Ich maynet vatter unnd můter ehren und die gepot Gottes halten, das wer Got dienen, Darumb můst du hie sagen, das das der Antichrist geleeret hab, unnd ich mag froelich sagen, er lyege. Syhest du hye, wie Gottes gepot frey wider des Priors unnd Apts gehorßam stehet, Gott hat dir vatter unnd můtter geben, das du sie eerest unnd ynen dienest unnd underthenig seyest, der Bapst gibt dir ein andern, den du meer eerest denn deinen vatter von Gott geben, Ist das Gottes gepot halten, so weys ichs nicht?

       Also auch weytter mit andern Goetlichen gepotten. Mann soll nicht todtschlahen, nicht zornig sein, nicht hassen, das hat Gote gepotten. So leernet der Bapst also: Das gaistliche gůtt oder die guetter der kirchen soll man verthedigen, und ob es nit hülfft, so sol man das weltliche schwert anrueffen, den Baepstlichen stuel und Sant Peters erbtail zů beschützen. Syhe, so sind dyße gepott gegen ainander, das verstehet, hoffe ich, yhederman wol.

       Also auch mit dem ehelichen wesen. Gott hat gepoten, das man und weib ein fleisch sol sein, und das sie nicht sollen geschaiden werden, Nu hat der bapst vil gepot dagegen, Als, wenn eine einen man nimpt, der sie aus der tauff gehaben hat, so sol man die Ee zerreissen.

       Also auch, wenn die gaistlichen eelich werden, wie jr yetz sehet, das sie die Ee zerreissen nach jrem geistlichen recht. Item, so yemand in blůtschand fellet unnd nimpt etwann seinen freund oder freundin, da gebeut er, sie sollen bey einander beleiben, doch bayde mit einander keusch leben, da laßt er zwey nackennde bey einander im bett ligen, und sol da kains nicht macht haben von [Seite 339] dem andern eeliche pflicht zů fordern, Was ist es anders gesagt denn wenn ich stro und fewr zůsamen lege, und verbeut, es sol nitt brynnen? Weiter. Got sagt: du solt nicht stelen? Wer stilt serer denn der Bapst unnd sein hauff? Das sind die hauptdiebe, denn die ziehen aller welt guetter teglich zů sich. Item, wellen das erste gepot ansehen, das sagt also, man sol Got allain vertrawen, man sol Got allain anrueffen, so leren sie uns wercke und ander hailigen haben darbey. Sihestu nu, das solch volck die rechtschaffnen falschen Propheten sind, vor den wir uns huetten sollen, denn sie heben das gepot auff, das Got gegeben hat.

       Folget nu das ander stuck im Euangelio, da spricht Christus also:

‘An jren früchten solt jr sye erkennen, Kan man auch drauben lesen von den dornen? oder feygen von den disteln? Also ein yeglicher gůter bawm bringt gůte früchte, aber ein fawler baum bringt arge früchte, Ein gůter baum kan nicht arge frücht bringen, unnd ein fauler baum kan nicht gůte frucht bringen, Ein yeglicher baum, der nicht gůtte frücht bringt, wirt abgehawen und yns feur geworffen, Darumb an jren früchten solt jr sye erkennen’.

       Wie ich gesaget hab, das erkennen aus den früchtten hat nyemandt denn der da gaistlich geporen ist. Darumb, der den geist nicht hat, der kan es nicht erkennen. Kain mensch sol gedencken, das ers aus den früchten erkennen künde, er sey denn geistlich. Es ist ein frucht, darbey man sie erkennet, das ist der unglaub. Man erkennet sie auch etwann wol aus offentlichen sünden, aber das urtail ist betrieglich, denn die Christen fallen auch.

       Darumb, die rechte frucht, darbey sie erkant werden, ist ein ynwendige frucht, da můs ich den Goetlichen gaist zů haben und nach dem selbigen richten, das eusserlich auge und die vernunfft vermag es nicht. Du magst jr zwen sehen Messe halten, der eyn ist glaubig, der ander nicht, und ist doch ein eusserlich werck. Was schaidet es denn? der glaub im hertzen und der unglaub, das es der eine für ein guet werck ansihet, der ander nicht. Kurtzumb, aus den eusserlichen wercken kanstu nicht richten. Taulerus hatt das auch erkant, das die glaubigen und unglaubigen offt so gleych sind in eusserlichem schein, das sie nyemant schaiden kan, noch kain vernunfft urtailen, sonder er hab denn den gaist Gotes, Ja die unglaubigen scheinen offt vil hüpscher in [Hiob 39, 13] jren wercken dann die glaubigenn, wie auch im Hiob geschriben stehet: ‘Die fyttig des Strausses sind schoener denn die flügel des raygers oder sperbers.’ Aber der sperber fleuget, und der straus kan nicht flyegen. Also auch der glaubig und unglaubige sind wol einander yhm schein außwendig gleich, aber im hertzen sind sie geschaiden.

       [Seite 340] Das sind aber die frücht des geistes, dabey man die rechten Propheten [Gal. 5, 22] kennet, welche S. Paul zů den Galatern ertzelt: ‘Lieb, freud, frid, langmůt, freintlikait, guetykait, glaub, sanfftmůt, keuschait.’ Die früchte kan aber niemant mercken noch erkennen denn nur der geist. Darumb sol das urtail und gericht gaistlicher ding in eusserlichen dingen nicht stehen, als in dem werck und person, sonder ynwendig im hertzen. Man erkent wol eynen an den früchten, aber im gaist allain, Es machen auch die früchte und gůten wercke einen nicht fromm noch gůt, sonder er můs vor im hertzen fromm und gůt sein. Gleicher weis wie die oepfel nit einen baum machen, sondern der bauwm můs ehe sein denn dye früchtte.

       Wenn ich das verstehe, so werck ich, das kein werck so boes ist, das den mennschen müge verdammen, auch kains so gůtt, das den mennschen müge selig machen, sondern allain der gelawbe macht uns selig, und der unglaub verdampt uns. Das einer felt in ehebruch, das werck verdampt in nicht, sonder der ehebruch zeigt an, das er von dem glauben gefallen sey, das verdampt in, sunst wer es nicht müglich. Also macht einen niemandt fromm denn der glaub, und nichts macht einen boes denn der unglauwb, Daher sagt auch der Herr, das der baum abgehawen sol werden, Er spricht nicht, man sol die frucht abhawen.

       Darumb werck der liebe machen micht nichtt fromm, sonder allain der glaub, in dem ich diße wercke thůn und diße fruchtt trage. Also muessen wir an dem glauben anfahen, der Bapst aber facht an den wercken an und haißt gůte wercke thůn, das man fromm werde, Gleich als wenn ich zum bawm sprech: Wilt du ein gůtter bawm werden, so heb an und trag oepffel, gleich als müg ich oepffel tragen, ehe ich ein bawm sey, Sonder ich můß sagen: Wiltu oepffel tragen, so heb an und wird ein bawm. Also můs der bawm sein zůvor, ehe er früchte gewinnet.

       Auß diesem allen folget nu, das kain sünd auff erden ist denn der unglaub, wie Christus im Johanne sagt: Wenn der heilige geist kommen wirt, [Joh. 16, 8 f.] so ‘wirt er die welt straffen der sünde halben, das sie nicht an mich geglaubt haben’.

 

 

Ein ander Sermon auff den achten sontage nach Trinitatis über das Euangelion Mathei am Sibenden.

 

1526 [Seite 340]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 171, 354, 21 bis 372, 19 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       354, 23 das] was wissen fert er zů und warnet sie, das sie sich ye hueten wolten vor falscher lere, Wie denn 24 das sie] sie wolten 355, 16 &c..] da er also sagt. || Es waren aber auch falsche Propheten unnder dem volck, wie auch under euch sein werden falsche lerer, die [Seite 341] neben einfueren werden verderbliche secten, und verleugnen den Herren, der sie erkaufft hat, und werden über sich selb fueren ein schnel verdamnus, und vil werden nachfolgen jrem verderben, durch welche wirt der weg der warhait verlestert werden, und durch geitz mit ertichten worten werden sie an euch handtieren, über welch dz urtail von langes her nicht seumig ist, und jr verdamnus schlaft nicht. So 18 warnet er seine junger und das volck, und vermanet sie, das sie ye bliben 20 Propheten unnd spricht. || Sehet euch für vor den falschen propheten. || Hieraus 22 das es kommen nach falschen 24 warnete, und spricht, Sehett 25 das es solt bleiben? Darumb 30 an, und wandten sich von Got und seinem wort, einer eheret 356, 19 und umb bringen fehlt 20 wol] fleissyg 21 das] was 26 so fehlt 30 euch] uns 33 gabe 357, 14 dem] disem 17 der] die sey] hab wort 18 odder] und 22 gehet] gen̄ 29 annemen, Und wie S. Paul sagt zů den Thessalo. Darumb das 34 dieser fehlt 358, 17 hat vor recht 22 sehen mügen, wie 34 mit (1.) fehlt 37 zůgesandt werden falsch 359, 23 geet manlich daher 27 schimpfft 28 hinderruck 30 ursach. Also habt jr nu gehoert, dz darumb 31 probiert] bewert 32 werden. Folgt weiter im Euangelio || Die in schaffs klaidern zů euch kommen, ynwendig aber seind sye reyssende woelffe. || Niemant 360, 21 –22 und das bis wegen fehlt 29 und er thů es aus 34 daneben, dabey man erkennen mocht, dz seyn wort und lere rechtschaffen waren. Und die weil 39 so schlag und las 361, 28 unrechtt, so sprich, da wyll 31 wie] denn Euangelio kan auch sagen. Haltt, was haben wir mit dir zůschaffen Jhesu von Nazaret? du bist kommen uns zů verderben, Ich weys das du der heilige Gotes bist? Also spricht der pofel auch, Hie ist 38 das] damit er uns] uns Christus von] vor 39 Darumb] Derhalben werden nach berůffen 40 kurtzumb sye muessen kommen, sie woellen oder woellen nicht. || Die andere 362, 13 yhn] einen 15 der fehlt 22 so sprich 26 etc̃., und der gleichen 28 geyst des sie sich ruemen, aber sie sind mir vil zuhoch durchgeystet. || Was ist aber das, das er sagt 32 sind, Das seynd nun nicht allein 363, 12 Item vermanung 13 sprechend] und sprechen 14 der tauffe namen, hie ist der, der die schrifft 16 nemlich] also predigen und also die schrifft 20 Item das 32 es] er schuld sey, sonder der bůben, die jr so 35 sie nu 37 Derhalben] Ey 364, 12 fur bis Gottes fehlt 365, 13 solcher man 14 reynen fehlt ist mensch 15 &c.. und so fort an 17 erworben hat, und gemacht zů kindern Gottes, auff das wir ein gnedigen Got hetten, mitt yhm herren wurden über alles was da ist in himel und erden, und dartzů das ewig leben hetten durch den Christum, das ist der 19 abwegen brueffen und urtaylen. Yhene wissen 21 &c..] unnd so nach einander. Unnd 23 etc̃.] begraben, aufferstanden, und der geleichen 29 das ist der Teufel der sein 30 der zeuget 31 Nemlich, das 32 das wyr (2.) fehlt dartzů dz 366, 18 diese nus] Das nisszleyn 24 etc̃.] wer das nicht heldt noch thůt der wirt verdammet. 31 sie] solche Schwermgeyster 367, 25 erkennen, die lautet also. || An 368, 17und (1.) fehlt dienet 19 Barfusser und Cartheuser, Wz 26 allain haben, man 28 nemlich, das man dem nechsten nutzlich sey, Aus 30 sind auch 36 verstocktes hertz, thůt 369, 18 gefressen] gegessen 25 brot, da ist niemantt da heym, Ja 28 sünden, daz moecht mich helffen, Ja 370, 11 kommen, bin inn byn fehlt 14 einiges gůttes werck 17 las] das reyme 20 thůn. Das maynet nu der Herr, da er hintzů setzt und spricht. || Mag man auch drawben lesen von den dornen? oder feygen von den disteln? Also ein yeglicher gůtter baum bringt gůtte früchte, aber ein fauler baum bringt arge früchtte. || Hierbey 25 etc̃.] und der gleichen 37 from fehlt 38 werde, das sie fromm sind, Aber 371, 8 bin oder werde, sonder 18 auch. Darumb sagt er ferner. || Ein 37 trost, den der Herr hernacher setzet, und spricht. || Ein 372, 13 geworffen. || Nun beschleußt er unnd sagt. || Darumb

 

 [Seite 342]

Am neunden Sonttage nach Trinitatis Euangelion Luce am Sechtzehenden.

 

1526 [Seite 342]

[Luk. 16, 1 –9] Jhesus sprach zů seinen jungern: Es war eyn reicher man, der hette einen haußhalter, der war vor im berůchtiget, als hette er im seine gueter umbbracht. Und er fodert in und sprach zů im: Wie hoer ich das von dir? thů rechnung vonn deinem haus halten, denn du kanst hinfurt nit haushalter sein.

       Der haushaltter sprach bey sych selbs: Was soll ich thůn? mein herr nimpt das ampt von mir, graben mag ich nicht, so scheme ich mich zů betteln. Ich weys wol, was ich thůn wil, wenn ich nu von dem ampt gesetzt werde, das sye mich in jre heuser nemen.

       Und er rieff zů sych alle schuldner seines herren und sprach zů dem ersten: Wie vil bist du meinem herren schuldig? Er sprach: Hundert tunnen oeles. Unnd ehr sprach: Nymm deinen brieff, setze dich und schreib flucks fünfftzig. Darnach sprach er zů dem andern: Du aber, wie vil bistu schuldig? Er sprach: Hunndertt malder weytzen. Und er sprach zů im: Nymm deinen brieff und schreib achtzig. Unnd der herr lobete den ungerechten haushaltter, das er klůglich gethon hette. Denn dye kinder diser welt seind klueger denn die kinder des liechts inn jrem geschlechte. Unnd ich sage euch auch: Machet euch frainde mit dem unnrechten Mammon, auff das, wenn jr nu darbet, sye euch auffnehmen inn dye ewigen hütten’.

 

 

Summa dis Euangelions.

1 Dys gleichnus leret uns nicht, wie einer den andern betryegen sol, Denn Christus haißt disen hie ein ungerechten haußhaltter und zelet in under die kinder dißer weltt. Darumb wirtt hye an yhm die klůgheit gelobt, nicht der betryeg.

2 Geistliche klůghait theylet aus die zeitlichen guetter denen, die es bedürffen, ahn welcher stadt Christus die austeiler aufnimpt ihnn die ewigen hütten, Denn er sagt selbs im Matheo: Wer disen geringsten einen nur mit eynem becher kalts wassers trencket in eins jungern namen, warlich, sag ich euch, es wyrtt im nicht unbelonet bleiben. Und am jungsten gericht wirt er sagen: Was jr thon habt einem under disen meinen geringsten brůdern, das habt jr mir thon.

3 Solchs kan aber das fleisch und die heuchley nicht tůn, denn die kinder diser welt suchen allein das jre, auch wenn sie sich duncken lassen inn jrer art, das ist: nach dem fleisch, das sie am aller besten wol thůn und andern leutten grosse wolthat erzeygen.

 [Seite 343]

4 Darumb sagt hye der Herr zů denen, die nu auffs newe geporn sind: Macht euch frainde mit dem unrechten Mammon, auff das, wenn jr nun darbet, sie euch auff nehmen inn die ewyge hütten. Das die werckhailigen und heuchler hie nichtt yrgendt einen verdienst suchen und die gerechtigkait auff die werck setzen. Er spricht: Macht euch frainde, Das sind nu nicht Papistischen werck oder Papistische opffer und der gleichen, Es were denn, das du darbey die reichen Thůmherren und die reychen münche verstehen woeltest.

 

 

Außlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 273, 23 bis 282, 9 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       273, 27 wie andere woertter, als Alleluia 28 schlechts 274, 1 übriges eins, das über die mass ist, Aber wellichs 2 heißt, geschychtt aus zweyerlay weis. Erstlychen, Wenn mans 4 welt und nach den menschen, so sind ir 5 gelert in den hohen Schůlen und auch auff der Cantzel, ein yeglicher sol auff seinen 8 wo vil leutte sind, da můs auch vil gůts sein. Und wenn 12 gelert, das einer nichtt schuldig 16 und] sondern und haben 17 geschmyertt. Aber Summa Summarum Mammon heißt eygentlich, wann 17 sich doch 19 unrecht 19/20 das (3.) bis iniquitatis fehlt 22 malorum, Gůt reytzet zum boeßen, Item Sanct Paul spricht, Geitz ist ein wurtzel alles übels, denn daher wechst zang, hochmůt, krieg und blůtvergiessung. Darumb nennett 24 unrecht Mammon, das es in 275, 2 nennet er sie 3 denn es ist boese zeit, nichtt dz die zeit oder tage an in 5 Item, er spricht auch, der tag 7 auch darumb das der Mammon 8 nicht damit hilfft, denn das 12 geben andern 14 nun das wir] Woellen wider 14 Das] Diße 16 zůsuchen 17 das] Die 20 betrogenlich] betrieglich 21 lebtag] leben lanng 22 draus, dz der ungerechte haus halter klüglich gethon habe. Er lobet nicht waere] sey 24 er seiner nicht 26 die rechtten griffe. Und der Herr schleußt ferner, das gleich wie 27 da] hie 28 den] dißen 276, 4 wol vor den Herrn Christum dem Adam 4 im stamme 5 im werck 7 ererbet] erobert 8 aber haben wir erlanget gerechttigkaitt die] dyße 12 schalckhaftigen] ungerechten gerechten, und wie der ungerecht klueglich handelt mit unrecht 14 in der stehen und verstanden werden, denn der Herr saget also. Die kinder diser welt sind klueger 16 finsternis oder der welt, dz 18 thůn, Darumb setzet er hintzů, In jrem geschlecht. || Nu da 19 question] fragen 20 da der Herr spricht. || Macht 21 von] mit dem unrechten Mammon, auff das, wenn jr nun darbet, sy euch auff nemen in die ewige hütten. || Da woellen sie heraus schliessen, also, das wir zům ersten wircken muessen, das 23 von mammon fehlt andern sagen sie, will 26 driten geben sie für, als woelle die hülffe 27 &c..] mit dem unrechten Mammon das wenn jr nun darbet, sie ewigen hütten. Also 29 auffnemen 277, 1 auffnemen 5 ist zů haben 6 wir] jr haben] habt 7 werck der liebe. Nu 11 redet ein mal von 14 nu] newlich niemant] keiner 17 nitt fehlt 18 kain fehlt bringen] tragen urteil 23/24 gib bis schleüßt] so du schon yemand etwas gibst, geschicht doch solchs nicht von hertzen. Also schleußt sichs 278, 2 sy] die schrifft 6 nur] allein 10 begreift] betrifft 11 begreifft] betrift 15 sy] die schrifft 16/17 Esurivi bis xxv.] da sie saget wie der Herr am jungsten tag sprechen wirt zů den verdampten. Ich bin hungerig gewesen, und jr habt mich nicht gespeyset. &c.. 19 tail] eins tails Wiltu nun nur fehlt 20 da] so an] dran 21 die] diße 22 gewesen &c..] dürstig, one herberg, nacket, kranck und aefangen gewesen, unnd jr habtt myr kain werck der barmmhertzigkait ertzaiget 22 also] gleich sovil 25 daz der uns 27 nun ein stuck nemlich von 28 Nu fehlt ander stuck herter, da der Herr sprichtt. Machet vom] mit dem unrechten 279, 3 da] damit 4 mit fehlt 5 genůg 6 las es 8 David. Gehe nicht yns gericht mit deinem knechte denn vor dir wirt kain lebendiger rechtfertig sein. Und darumb 12 flügel, [Seite 344] wse der Psalm sagt. Er wirt dich mit deinen fittigen decken, und deine zůversicht wirt sein under seinen flügeln. Darumb so sage 14 sondern sie sy] ich damit 15 und will 16 das das hat nach ding den glauben unnd was dem glauben folget, Wenn 20 der verdampt suchet 22/24 Also bis werden] Das sagt auch Sant Paul zů den Thessalonichern, von den verfolgern des Euangelions, Sie haben uns verfolget, und gefallen Gotte nicht, unnd sind allen menschen wider, weren uns zů sagen den Heiden, darmit sie selig wurden, auff das sie jre sünnde erfüllen allewege, denn der zorn ist schon endtlich über sie kommen. Als woelt er sprechen Sie verfolgen uns allain das sie yhre sünd vollenden und redlich die helle verdienen, dringen also fort an, ymmer mehr unnd mehr mit sünden, biß sie gantz verstockt werden, unnd auch zů letst weder Gott noch menschen mer achten. 280, 3 suchen dann fehlt 4 ain] unsere es] in 5 barmhertzigkait. Derhalben, so gib den armen, darumb das die ewige hütten folget und nit das du sie mit deynem geben verdienest. || So merckett nu, das diße sprüche auff zweymal verstannden werden. Erstlich, das mans 7 da] und dz 8 jn] den himel nur] nu 10 suchen 13 Gott sey 14 hell hat driten halten sie diße wort fest. Auff das sie uns nemen in die ewigen hütten. Sihe, sprechen sie, da stehet 15 fueren] nemen 18/19 i. bis Christus fehlt 20 nur fehlt das ist] nemlich, der mensch Item Christus spricht selbs im Johanne. Ich bin der weg, Niemant 281, 2 wyr und alle hailigen selig. Darumb 6 Darumb so einen aundern 7 ist nun Nun fehlt 8 tabernackel] hütten 8/11 Also bis gethon] Den spruch versteen wir, aus den wortten Christi im Matheo, da er saget, wie der Künig antwurten wirt denen die da sprechen werden am jungsten tag, Herr, wenn haben wir dich gesehen hunngerig, durstig, one herbrig, nacket, kranck und gefangen? warlich ich sage euch, wirt ehr sprechen, Was jr thon habt einem under disen meinen geringsten bruedern das habt jr mir thon. 12 er] der Herr sind eben die armen und dürfftigen. Als 14 Nu ist noch eins vorhanden, Wie werden 15 tabernackel] hütten wie] als 17 vor gůts ton habe, stehen 18 &c..] der hat mich getrencket, gespeyßet, geklaidet, und so fort an, der wirt gewis der 19 glaubens, und wie sie nu dartzů wort gebrauchen werden. Da wyrtt mir 20 Peter oder Sant Paul Denn da hilfft der keiner nicht, Wenn aber ein bettler 282, 2 werden die selbigen armenn nicht helffer, sondern zeugen sein, das uns Got 3 den] unsern verstossen] verwerffen 4 Gottes und Christi, Aber 6 dann dem armen helffen ist gepoten, aber Sant Peter ein kirche zů pauen, ist nit gepoten Yetz ist es alles umbgekert, da laufft einer hin gen Compostel zue Sant Jacob, der gen Ach, der ander gen Rom, und wil die 8 und fehlt leut aber 9 ligen. Dz sey von dißem Euangelio gnůg gesagt.

 

 

Ein annder Sermon auff den Neunden Sontage nach Trinitatis, über das Euangelion Luce am Sechtzehenden.

 

1526 [Seite 344]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 283, 2 bis 292, 25 abgedruckte Sermon, also derselbe wie der vorhergehende, nur in der Fassung der von Luther selbst veranstalteten Ausgabe. Nachstehende Abweichungen sind zu verzeichnen.]

       283, 4 darnach erst 7 und (2.) fehlt 10 zů bestellen 13 münchisch 15 von] mit 21 nicht 22 von] mit 284, 1 Paulus sagt zů den Roemern Wir haltens das der mensch gerechtvertigt werde, on zůthůn der wercke des gesetzes, allain durch den glauben. Und an eynem andern ort sagt er das dem Abraham sein glaube zůr gerechtigkait gerechnet ist, als auch uns. Item, Durch den glauben sind wir gerechtvertigt, und haben frid mit Gott durch unsern Herren Jhesu Christ. || Item. Von hertzen 8 und die 9 des fehlt 10 boßer] fauler boße] arge 13 werden, ehe er früchte tregt. Wie er auch sagt an einem andern ort im Matheo. Setzet eintweder einen gůtten bawm, so wirt die fruchtt gůt, oder setzet einen faulen bawm, so wirt die frucht faul, Denn an der frucht erkent man den bawm, Ir ottern gezichtte, wye kündte jr gůts reden, dieweil jr boeße seyt? Also ist 27 uns prediget 29 odder nicht] noch 33 &c..] also wirt [Seite 345] auch das hertz das dran hanget, lebendig, rechtferttig, warhafftig, rein und gůt || Was woellen 35 als da von] mit 285, 3 und was man sagt vom glauben 16 sie] die 286, 1 nott] noettigen 26 am bawm den bvwm [so] nichtt gůt machet 29 sollen wir den gelauben auch an seinen früchten erkennen 287, 13 Laßt ewr liecht leuchtten vor 14 sehen und ewren vater im himel preysen 21 recht sey. Also wirt 23 wie denn Got sagt durch den Engel zů Abraham. Nu weis ich (dz ist, nu ist offenbar) das du Gott fürchtest, und hast deinen einigen sun nitt verhalten vor mir. || So bleib 32 nur] nu 288, 7 von] mit 21 seines vatters 24/26 Seyt bis angenommen] Eyn yeglicher sey gesynnet wie Jhesus Christus auch war, welcher, ob er wol in Goetlicher gestalt war, hat ers nicht ein raub geachtet, Got gleich sein, sondern hat sich selbs geeussert und die gestalt einem [so] knechts angenommen, ist worden geleich wie ein ander mensch, und an geperden als ein mensch erfunden, hat sych selbs ernidriget und ist gehorsam worden biß zum tode, ja zů dem tode am Creutze. 28 die sünde 289, 5 von] mit Wilt du zům leben eingeen, so 11 ein thür umb sunst 14 sich 21 auch fehlt 23 nym] nun 290, 15 hymel fehlt 20 und fehlt 291, 5 und wie Christus 13 das es 15 Jsaias hat gesagt. Ich 16 der weyße man] Salomon 33 darben] mangeln 34 lieb gotes 292, 3 sich jr vil bekümmert ungerechte 5 unns vor den 6 weyßheyt oder klůgkheyt willen 16 vergleichet 23 ungerechte 24 das wir 25 wie jhener sein leyb und leben mit unrecht. Dabey woellen wirs yetzt lassen bleyben, und Got umb gnade bitten.

 

 

Am Zehenden Sontag nach Trinitatis: Euangelion Luce XIX.

 

1526 [Seite 345]

 [Luk. 19, 41 –48] Als Jhesus nahe zů der Stadt Jerusalem kame, sahe er die stadt an und waynet über sie und sprach: Wenn du wistest, was zů deynem fride dienet, so würdest du es an deinem heütigen tag bedencken. Aber nu ists vor deinen augen verborgen, Denn es wirt die zeyt über dich kommen, das deine feynde werden umb dich und umb deine kinder mit dir ein wagenburgk schlahen, dich belegen und an allen orten engsten und schleyfen, unnd werden keinenn stein auff dem andern lassenn, darumb, das du nicht erkennet hast die zeyt, darinnen du haimgesucht bist.

       Unnd er gieng in den tempel unnd fieng an außzutreyben, die darinnen verkaufften und kaufften, und sprach zů jn: Es steet geschribenn, Mein hauße ist ein bethauß, jhr aber habts gemacht zur moerdergrůben. Und leret teglich im tempel. Aber die Hohenpriester und schrifftgelerten und die fürnemestenn im volck trachtten jm nach, das sie jhn umb praechten, und funden nicht, wie sie jm thůn solten, denn das volck hieng jm an und hoeret jn’.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Diß Euangelion leeret uns den glauben und die liebe. Des Glaubens erinnert es uns, inn dem das es unns abmahlet den Herrn Christum, wer der ist, unnd wie er gesinnet. Davon besihe den Propheten Zachariam.

 [Seite 346]

2 Die Liebe merckenn wir an dem, Das Christus seynes aygnenn lobes vergist, welches mann jhm gabe, da er auf dem esel einreyte gen Jerusalem, bewaynet das unglück, welches uber dißs volck kommen solte.

3 Die zeyt jrer heimsuchung kennen die nicht, welche jetztt, da man jhn das Euangelion prediget, Christum nicht annemenn, derhalben muessen sie auch verterben. Unnd das ist unns hie zur warnung und zur vermanung gesagt.

4 Was ist heüt des tages die kirch anders dann ein kauffhause, da man alles verkauffet, auch die vergebung der sünde. Wee unns.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 171, 381, 23 bis 399, 32 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       381, 25 gethon haet 29 poen] straff der fehlt 30 wegen deßs, dz sie 32 es] das Euangelion und wort Gottes 382, 22 &c..] doch ich sage euch es wirt Tyro und Sidon treglicher ergeen am jüngsten gericht denn euch. 24 werden, denn so zů Sodoma die thatten geschehen weren, die bey dir geschehen sind, sie stuenden noch heüttigs tages, Doch ich sage euch 25 bas] traeglicher &c.. fehlt 26 das sie das sie daß wortt 28 weysse zaiget der Herr an, da er sy] die armen blinden leütte 32 barmhertzigkait. Das woellen wir besehen. || Zům 33 zů der 383, 14 hewen 17 sprach. || Wenn du wystest, was zů deinem fryde dienet, so wurdest du es an deinem heüttigen tage bedencken. Aber nu ists vor deinen augen verporgen. || Als wolt der Herr sprechen, O wüstest 28/29 und bis schicken fehlt 29 dir. || Das saget der Herr gar klerlich mitt disen worten. || Es wirt die zeyt uber dich kommen, das deyne feynde werden umb dich und umb deine kinder mit dir eyne wagenburg schlagen, dich belegen und an allen oerten engsten und schleyffen. Und werden kainen stayn auff dem andern lassenn, Darumb das du nicht erkennet hast die zeit darinne du haym gesucht bist. || Die Juden 30 sy fehlt 32 sy] sich 384, 19 tieffer denn sie, da stadt] Hierusalem 23 wurden &c..] und kainen stayn auff dem anndern lassen wurden 385, 15 schlahten, die kriegsknechte namen 22 biß das der Kaiser mit gewaltt datzů thaett, und sie sich auch lenger nicht in der Stat kundten erhalten, und eroeberte also die Stat. || Da aber 386, 17 –20 nicht bis zusamen] in nit nemen solte, maineten die kriegsknechte, sie hetten alle geltt gefressen, Drumb schnittenn sie jhr wol bey tausent die beüche auff und suchten gelt bey jhn. Da ward ein sollich schlachtten und würgen, das es auch die Hayden erbarmete, und der Kaiser befalhe nicht mer also sie zů würgen, sondern gefangen zůnemen, und verkaufften. Da warrenn die Juden so wolfeyl, das man jr dreyssig umb ein pfenning kaufte, wurden also in die gantze welt zerstraewet und für das aller verächtigste volck gehalten. So das es auch noch heüttigs tages das verachtste volck auff erden ist, seynd allenthalben zerstraewet, haben kaine aygne Staette noch land, und künden nit zůsamme kommen, so das sy auch nimmer mer jhr Priesterthůmb und Künigreich, wie sie doch mainen, widerumb werden künden auffrychten 23 fehlt 33 Juden gieng 387, 16 an (2.) fehlt Yha, wir noch wol denn nyemandt 17 denn fehlt 19 wirt, hab ich sorg, noch dartzů 22 fast bey hundert nur zwischen 24 schrecken fürsehen sollen 28 wirt sein 33 vor, niemandt bittet yetzt, niemandt ist es yetzt ein ernst, würt die 388, 29 wol thůn 30 lust und mit liebe gern 389, 14 wirt er uns nit schencken und kans uns 21 gewesen zů der zeyt der Apostelnn, als es yetzt Gotlob ist. Darumb 23 geen, wo wir uns nicht anders in die sachen schicken. || Wir 390, 18 den fehlt 23 wir das Euangelion, den koestlichen schatz, nicht so greülich verachteten, nitt alleine 25 well] gebe das bede die Fürsten und Bawern nit 28 acht auff den bauch, den auff Got 391, 20 die (2.)] wie 23 sie] jhene 24 desterweniger 26 hat, Also geen wir auch für über und sehenn nicht die mechtigen, troestlichen verhayssunge, die uns Cristus thůt, als er da sagt 393, 20 ich hab yergent zehenn tage 23 verlaß, das ich morgen zů essenn habe. Pfu dich 25 mir auch grossern] [Seite 347] roesserm 394, 33 Umb] Von 34 annemen sollen 36 das gee und plützig verderben wirtt, Got gebe seyne gnade das wir uns erkennen. Folget nun weytter im Ewanngelio. || Und er gieng jhn den tempel, und fyeng an auß zůtreyben die thrinnen verkaufften und kaufften, und sprach zů jhnen. Es steet geschribenn. Mein hauß ist ein bethauß, jhr aber habtts gemacht zůr moerder grůben || Das ist das ander stuck dyß Euangelions, da der Herr jhn 23 fieng] fahet 26 die] hye gschrifft und sonderlich auß dem Propheten Jhesaia, da Got also sagt. Mein betthaus] hauß 28 Alle 31 wurd] soeltte 396, 22 stat Hierusalem 35 gackelwerck 397, 28 er hie zů den juden || Ich 28 machen solt 32 warlich ein 35 die Propheten 398, 24 Pfaffen und Münche, die 33 das (2.)] diß 34 widerumb bringtt leret 399, 15 fehlt 29 und (2.) fehlt 31/32 Sprecht bis noster fehlt

 

 

 

Am Aylffttenn Sontage nach Trinitatis Ewanngelion. Luce. XVIII.

 

1526 [Seite 347]

[Luk. 18, 9 –14] Der Herr saget zů etlichen, die sich selbs vermassen, das sy fromm weren, und verachten die andern, ein sollich gleichnis. Es giengen zwen menschen hynauff in den tempel zůbeeten, eyner eyn Phariseer, der ander ein Zoelner. Der Phariseer stond unnd betet bey sich selbs also: Ich dancke dir, Gott, das ich nicht byn wie ander leütte, rauber, ungerechte, ehebrecher, oder auch wie dyser Zoelner. Ich faste zwir in der wochen unnd gebe den zehenden von allem, das ich habe. Und der zoellner stůnd von ferne, wolte auch seine augenn nit auffheben gen himel, sondern schlůg an sein prust und sprach: Got, sey mir sünder gnedig. Ich sage euch, diser gieng hinab gerechtfertiget in sein hauß für jhenem. Denn wer sich selbs erhoehet, der würt ernidriget werden, Unnd wer sich selbs ernidriget, der wirt erhoehet werden’.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Lucas der Euangelist leget uns dise Parabol und gleichnis auß mit der vorrede, da er spricht, der Herre hab solch gleychnus gesagt zů ettlichen, die sich selbs vermassen, das sie fromm weren, und verachten die andern.

2 An dem Phariseer sihestu ein Exempel der jhenigen, die keynen glauben haben und sich doch jrer werck hallben für die allerhayligsten schaetzen.

3 Der zolner wirt gerechtfertigt on allen seinen verdienst, alleyn durch den glauben, durch welchen er got allein die gerechtikeyt zůaygnet und zweyffelt nicht an der gůttigkeyt des freündtlichen gnedigen vaters.

4 Darumb zeyget dise gleichnus an, das wir durch den glawben alleine gerechtfertiget werden on alle unsere werck und verdienst.

 [Seite 348]

 

Auszlegung des Evangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 293, 1 bis 303, 23 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       293, 2 Und es werden uns hie in disem Euangelio zwů sonderlich persone fürgestelt, Eyne 3 grund gůt und recht fromm ist heimlich] heüchelisch 4 schreckliche urteyl 5 vorhin hie außheben, das 6/7 Nun bis halt] Dann das pfleget Lucas am maysten zuethůn, und achte 9 krafft 10 thůt auch Johannes in seiner Epistel und Jacobus. Damit 11 nicht besteenn kan. Und also 12 vor] form seiner vorrede. wol, das vil gepredigt haben, wie allein der glaub selig mache, damit haben sie gemacht, das alleine die leüt dahin streben, und woellen ein gerichten glauben 15 den fehlt schreiben] predigen sie] die glauben gewiß machen kunnen und beweysen. Darumb klingt nu allenthalben in Luca also, es komme 17 werck wie jr dann newlich gehoert widerumb vergeben 19 und prustschlagen erworben die froemmkeyt, Und lest 294, 1 sich gleich diß 2 offt fehlt gehoert, das der mensch vor allen dingen ehe er ettwas gůts thů 3 beschicht] besteet 4 baum kan nicht gůte frücht machen. Also 6 er sicher, dz zoellner habe 7 nu fehlt darumb geschehen oder geschriben, das wir 8 Darumb muest jr hie denen ins hertz hineinsehen und nitt nach den wercken richten. Dann wenn das hertz fromm ist 11 dan] denn es 12 den gleyßner oder Phariseer hie auch nach den wercken richten wil 13 in] an 14 er fehlt und fehlt 15 geth do her] da er 15/16 Er bis er (1.) fehlt 16 zinß] zehenden thut bis ist] beschediget niemand 18 Also, wie kan nicht verwerffen ein solch erbar tugenthafftig leben. Wer wolt sagen sagen das fasten nit gůt were, das got loben unnd einem yegklichen geben das man schüldig ist, boese sei? Wenn ich eynen Pfaffen, Münch oder Nonnen ansihe, die halt 23 hierinn] ein das der boeß sey, jhener fromm, so můß 25 sagt, An jren früchten solt jr 26 ich bis got] nu vom zoellner, das er můß vorhin gehoert habenn von got ein wort 295, 1 also 2 sagt. Der glawb koemet auß der predig, das predigen aber durch das wort Gottes, Wenn das wort 3 reyn von und Nu hie 6 mir sünder 7 nicht fehlt es fehlt 8 gutig] barmhertzig allen den die jr sünd erkennen 10 natur gnedig sey, allen den die sich demuettigen, und jren trost auff jn stellen 11 Darumb ist der anfang der froemkeyt nit an uns, sondern an gotes 13 der můß 14 muegen fehlt und darnach gůte 15 gehoert habe, Wo nit so were es gewißlich unmüglich, das er sich allso für ein sünder erkennet hette, wie diß Euangelion meldet. Es scheint 17 hie fehlt die bis auff fehlt 18 antziehung] werck und anzeygung 19 und auff den glauben 20 hir fehlt 20/23 der bis schlecht] er zůvor das Euangelion gehoert habe 23 sonst nicht 24 zůvor nach hette 25 lehr] ehere 296, 1 sagt Wer dannck opffert der preyset mich, Unnd da ist der wege, das ich jm zeyge das hayl Gottes. Auff dem 2 das opffer des lobs, und jm selbs die sünd 3 Er fehlt 5 Denn also klingt es einher, Got sey mir sünder gnedig. Als woelte 7 du selbst wayst, Da sehet kennet 8 geschent] geschmaehet unnd fehlt 9 wider empor an Got, Gibet 10 uud (1.) fehlt und] aber 11 Also nu fehlt 12 den bis ist fehlt der] den 296, 13 das bis do] erkennen das 14 recht frumb] gerecht 15 jn vorhin 16 so fehlt hie, er sey gerechtfertiget heym in sein hauß gangen? Es ist das dz ich oft gesagt habe. Ist der glaub rechtgeschaffen 18 do fehlt und bringt 19 darffs gebietten und zů jm sagenn. Hoerest 20 baum da ist und gůtt ist, so folget die frucht ungeheyssenn. || Ist 21 so muessen die werck folgen 22 ist es] můß Der] Also diser 23 nichts sündern] leüten wirt, da fraget er nichts nach, wie 24 Credidi fehlt 24/297, 3 hab dis So] glaub darumb rede ich, ich bin aber seer gedemutiget Und spricht, Got sey mir sünder gnedig. Alls woltt er sagenn Yetzund sehe ich, das ich zů thrümmern geen můß, denn ich bynn ein bůb und erkenne maine sünde, Es sey denn sache, das ich glaube, und an Gottes barmhertzigkait hange, unnd rüffe Gottes gnad an, so můß ich verderben. Also 4 nun hynab] hinauff 5 den anndern leütten auch 6 ich allso Denn ich schone hinunder 8 denn gewiß Und das do] das sagt, diser gieng hinab gerechtfertigt in sein hauß. Also 10 hauptman, den wercken, als den zeugen Die machen einen so gewiß, das 11 sey [Seite 349] rechtschaffen 13 er hat] so hette er 15 nu fehlt ist Peter] Jacob 16 und gedenck fehlt 17 mach im also einen gedichten won, der allaine 18 der] ein 18/19 heist bis glauben fehlt 20 gantz und gar umb 21 wirt al da ein 22 do] so 22/298, 1 itzunder bis tzeugnuß] yetzundt an seinem andern wandel, am andern wesen, im andern leben, das er glaube. Ein hoch ding ist es umb den glauben. || Und also hatt der hailig Gaist treiben lassen auff die werck, drumb dz sie zeugen sind 2 wir bald sagen und schliessenn. sie haben vom glauben gehoert, aber 3 vil ligen in hochmůt und unkeüschhait, in gaitz und zorn, und wilt vil vom glauben schwetzen, so wirt S. Paul kommen und sagen. Hoerst du lieber, dz reich 6 sondern in krafft und thatten. Es will leben unnd gethon sein, und nicht mit schwetzen außgericht sein. || Also auff baide seitten schnappen wir, Wenn man sagt, man můß allaine glauben, so will man die werck und früchte nachlassen, Prediget man von den wercken, so woellen wir denn uns auf die werck troesten. Darumb so muessen 10 eyn her geen 12 denn] in auch 14 tzeugnuß] ein zeüge 14/16 die bis er] und sollen dahyn gericht seyn, dz man nichts damit verdiene, sonder sollen frey und umb sunst gegen unsere nechsten gescheben. || Dz můß nun getriben sein, das man es gewone, darumb hatt Got 16 lassen. Als solt er sagen [so]. Wenn jr 18 der Herr nach angetzaigt 18/21 Joban. bis thut] in Joan Dz gepyet ich euch, das ir euch undernander lyebet. Und zůvor im abendessen sprach er. Ein new gepot gib ich euch, das ir euch undernander liebet, wie ich euch geliebet habe. Dabey wirt yederman erkennen, dz ir meine junger seyt, so ir lyebe undernander habt. Und bald davor sagt er. Ein beyspil hab ich euch gebenn, das ir thuett, wie ich euch gethon habe. 22 nun fehlt aber dz werden die leüte nun nicht erkennen an ewerem glauben, sondern wenn yr die frücht ertzaiget und heraußbrechet in die lieb, da werdenn sie euch erkennen, Die früchte werden euch nichtt selig noch zů meinen freünden machen, sondern sie muessens beweysenn das jhr selig und meine freünde seyt. Darumb merckt nun das wol 299, 1 so müssen die werk herfür dringen und den glauben 2 die fehlt und menschen du můst 3 niderschlagen und dich demuetigen gegen yederman, das du also den nechsten mit dienste auch hertzů bringest, Darumb last dich got auch leben, sunst muest man dir bald den kopff abreissen.

       Im weiteren sind die Abweichungen derartig, daß von 299, 6 ab Roths Text vollständig gegeben werden muß.

       Das sehet jhr nun an den frommen menschen auch fast wol.

       Also findet jhr zway gericht, eines nach dem glauben, das ander nach den ausserlichen wercken. Den grunnd habt jr, das der glaub verborgen ist, den fuelet, der da glaubt, aber es ist nit gnůg, sondern můß herauß brechen, Wie jhr hie an dem zoelner sehett, der bricht herauß, und mit demůt, das er die augen nicht geen himel auf hebet, an die prust schlecht und Got preyset, da dienet er mir mit, das ich kan sagen, wenn ich in sünden stecke: Sihe der zoener was auch ein sünder, nu spricht er: Got, sey mir sünder gnedig, also will ich im auch thon. Da werde ich denn mit gespeiset, auff das, wenn ich ein mal meine sünde sihe, so bild ich mir für sein Exempel, speiß und nere mich auch damit, das ich spreche: Ach Gott, da sihe ich an dem zoelner, das du gnedig bist den armen sündern. Den glauben behelt er im, außwendig tailt er ander leüten die frucht mit.

       So geet nu der zoelner hie in der rechten pan und ist gerechtfertigt zwyfelttig. Ein mal durch den glauben gegen Got, das ander mal durch das [Seite 350] werck gegen mir. Da gibt Gott seyne eer und betzalet in durch den glauben, das er in preyset. Mir thůtt er auch die pflicht mit liebe, gibt mir die wort ins maul hynein, wie ich biten soll. Da hat er nun betzalet alles, Got unnd mich, da bringt in der glaub zů, Trotz aber, das er im etwas umb deß willen von Gott fodere.

       Das ist nun ein person der zoelner, woelcher nach dem glauben, das denn das gaistliche gericht ist, gerecht erkantt ist, nach dem flaisch ist er kain nutz. Denn der Phariseer geet daher und achtet sein nicht, er sihet in nicht an, sihet seinen glaubenn nichtt, last in dahinden steen, sihet in allain an nach den sünden, unnd waißt nicht, das Got den yetzund angesehen und bekert hat und gebessert. Also wenn ein flaischlicher man einen sünder nach den sünden urthailen will, so můß er feelen, es ist nichtt müglich.

       Nun woellen wir den narren auch ansehenn, da sind die aller schoensten werck. Zům ersten danckt er Gott: fast zway mal jn der wochen, und dennoch Gott zů eeren, nitt Sant Niclaus oder Sant Barabaran. Gibt den zehenden von allen seynen guetern und hat auch kain ehe gebrochen, hat auch nymandt kaynenn gewalt gethon oder das seine genommen, Also fromm hat er sich gehalten. Ist das nicht ein schoen erber leben, so nimpt michs wunder. Es hett in warlich niemandt künden schelten nach der welt, ya man het in muessen loben, ya er thůt er selbs. Da felt nun got daher zům ersten und sagt, das alle des werck Gottes lesterung sind. Herr Got behuet, wie ist das ein urteil. Da moechten sich Nonnen und Pfaffen vor entsetzen und pydmen biß jns marck hynn eyn, der doch kainer nicht halb als frumm ist, als eben der. Wolt Got, das wir solcher gleißner und Pharseer yetzund vil hetten.

       Nun was felet im denn dem frommen manne? Nichts mer, denn das er nicht sein aigen hertz erkent. Da habt jr, das wir selbs uns die groesten feynde seyndt, die wir uns die augen unnd das hertz zůthueen, denn wie er sich empfindet, so sagt er. Denn wenn ich in oder einen solchen gleißner fragen solt: lieber, maynst dus auch also, wie du sagst? so schwůr er einen ayd, es wer nicht annders. Sehet, wie Gots schwert so tieff schneydt und geet zůgrunde der seelen, es můß hie alles zůthrümmern geen oder gantz zůpoden fallen und sich demuetigen, sunst kans nicht besteen vor Gott, Also můß allhie ein fromme fraw nyderfallen und der ergsten hůren die fueß küssen, ya die fůßstapffen.

       Nun woellen wir das baß besehen, unnd was der Herr dartzů saget. Der zoelner stee da und demuetiget sich, sagt von kaynem fasten, von kainem gůten werck noch von nichts nit, noch sagt der Herr, das des sünd nicht so groß sind als des gleißners sünde. Trotz da, das sich nu yemandt erhebe über den geringsten sünder. Ziehe ich mich eynes fingers breit über den nechsten [Seite 351] oder über den ergesten sünder, so bin ich hinunter geworffen. Also hat der zällner alle sein lebtag nicht sovil und so grosse sünd gethan, als der hie thůt, da er sagt: ‘Ich dancke dir, got, das ich nicht so bin wie ander leütte’, und leüget doch, das der himel moecht krachen.

       Da hoeret jr kein wort, das da lauttete: ‘Got, sey mir sünder gnedig’, da ist vergessenn gottes barmhertzigkeytt, senfftmuettigkeit und lieb, Denn got ist nichts anders dann eytel lautter barmhertzikeyt, und der das nit sihet, der [Ps. 14, 1] helts darfür, das Got kein got sey, wie der Psalm sagt ‘Die narren sprechen in jrem hertzen: Es ist kein Got.’ So ein ding ist es umb einen unglaubigen menschen, der sich selbs nicht erkennet. Darumb sage ich noch ains, wann er gleich die ergsten sünd gethan hete, hette jungkfrawenn geschendet, so wer es doch nit so arg gewest, als das er sagt: ‘Ich dancke dir, got, das ich nicht bin wie ander leüt, rauber, unrechte, eheprecher.’ Ja ja, so hoere ich, du darffest gotes nicht, verachtest seine gůttigkeyt, barmhertzigkeyt, liebe und alles, was er ist. Sehet, das sind sünden. Darumb ist es nichts umb die offentlichen grobe sünden, die herauß brechen, sondern der unglawbe, der im hertzen ist, den wir nicht sehen, der ist die rechte sünd, in welcher münch und pfaffen einher geen, das verlorn verderbt viehe, das steckt in der sünd biß über die oren, und wil nicht drinnen stecken.

       Weytter, da er nu Got gelester hat, und muß jm liegen in dem, das er nicht ein sünder seyn wil, da felt er hin und sündiget auch wider des nechsten liebe, in dem das er spricht: ‘Auch nit wie dyser zoellner’, der kunte nit ungericht und ungetadlet vor jm bleiben. Da sind alle gebot auffgehaben, denn er verlaugnet Got, dem nechsten thůt er auch nichts gůts, damit ist er zů trümmern gangen, das er nicht einen bůchstaben des gesetzes erfüllet hat, Denn het er also gesagt: Ach got, wir sein allzůmale sünder, der arme sünder hie ist auch einer, deßgleichen ich auch, wie die andern, und hette sich mit hinein gezogen in die gemayn und ge- sagt: Ach Got, biß uns gnedig, so hette er gottes gebot erfüllet, nemlich das erste in dem, das er Got die eer und den preyß gaebe und hette darnach gesagt: Ach Gott, ich sihe, das der ein sünder ist, stecket dem Teüffel im rachen, hilff jm, lieber herr, und hete in also genommen auff den rucken und für got pracht und Got fuer jn gebeten, so hett er das ander gebot auch erfüllett von der Christlichen lieb, wie Paulus saget [Gal. 6, 2] und leeret: ‘Einer trage des ander last, so werdent jr das gesetz Christi er- füllen.’

       Nu kompt er her und lobet sich selbs, er sey gerecht, das ist ein gifftig boeß hertz, ruemet sich gar herlich seiner vermeyntenn gůtten werck, wie er faste und den zehenden gebe von allem dem, das er habe. Darnach steckt er so vol hasses des nechstenn, das, wenn jm got das gericht gaebe, so stiesse er jn am [Seite 352] dieffsten in die helle hinein. Sehet, ist das nit ein boeß hertz und greülich zů hoeren, das ich wolt, das alle menschen zum teüffel fuern, allein das ich gepreyßet würde? Noch ist es also fein geplümet und gezyret mit dem eüsserlichen wandel, das es niemandts straffen kan. Das ist nu, das man auß den früchten den baumen erkennet.

       Denn wenn ich mit geystlichen augen sein hertz ansehe, so erkenne ich, das es vol Goteslesterung steckt und vol hasses gegen dem nechsten. Auß disen früchten erkenne ich denn, das der baum boeß sey, Denn werck weren an jn selbs nit boeß, sonder die boese wurtzel im hertzen macht sie boese. Das ist uns nu fürgebildet, das wir uns darfür huetten sollen.

       Nu widerumb auff der andern seytten sehe man jhenem auch ins hertz, da findet man, das er glaubig ist, darnach sein die werck auch gůt und dienen der gantzen welt, dann er leret, das mann sich demuettigen sol und Got preyßen. Widerumb, der machett mit seinen wercken auffgeblaßne und hochfertige heylgen, denn er stecket in sünden, die seel ist verdampt, stecket dem Teüffell in dem rachen und der hochmuettig bůb tritt daher und ruemett sich darumb, das der ein sünder ist. Summa summarum, er verfueret die gantz welt mit seinem gleyssenden leben. Also mueß man nu richten die früchte mit geistlichen augen, wie ich yetzund die gericht hab, so erkennet man den baum, ob er gůt oder faul ist.

       Nu woher hab ich das gericht? Daher. Got hat mir sein gebott geben wie einen spiegel, darinn sihe ich, was fromm und boß sey. Das [5. Mose 6, 5] spricht: liebe ‘Got deinen herrn von gantzem hertzen, von gantzer seele, von gantzem gemuet, und deinen nechsten als dich selbs’. Nu des zoellners werck preisen Got und dienen aller welt, denn sie lernen uns erkennen und weysen uns den wege zum heyland Gottes, darumb sind sie gůt, denn sie preysen got und geen dem nechsten zů nutz. Widerumb, der gleyßner gehet dahere und lestert Got und verfueret mit seinem gifftigen leben die gantz welt.

       Hie solt ich auch sagen von dem grossen und schedlichen laster des affterkosens, so einer den andern verleuemet, richt jn auß und redet jm ubel nach, so wir doch all gleich sein, und keiner ursach habe, das er sich über den andern erhebe. Aber das nu die Oberkeyt die sünd straffet unnd richtett, das thůt sie auß dem ampt. Dann das schwert brauchet man darzů, das man die sünde unruewig mache. Denn got wil die sünd nit leyden unnd wil, das die [Jes. 48, 22] gotlosen kein růh haben sollen, wie der Prophet Jesaia sagt. Darumb wo Got nicht ynnwendig unrůhe macht den sündern, so wil er doch die sünd tilgen mit wasser und fewer, das sie kayn růhe haben sollen von aussen. Wenn nu solche sündenn zů straffen fürkommen, so sollen die Burgermeister, Richter und das volck dencken: Ach got, wiewol ich selbs ein armer sünder bin, [Seite 353] und vil groesser dann der da, und vil ein groesserer dieb oder eheprecher denn der, so wil ich doch meines ampts pflegen und jhn nicht růh lassen in seinen soenden, und wil darauff also zů schmeyssenn, denn das ist dein goettlicher befelh. Davon habe ich anderswo meer gesagt, unnd sonderlich im buechlein von der weltlichen Oberkeyt, das müget yr selbs lesen, woellens yetzt hierbey lassen bleyben und Got anrueffen.

 

 

 

 

Am Zwoelfften Sontage nach Trinitatis: Euangelion Marci VII.

 

1526 [Seite 353]

[Mark. 7, 31 –37] Da der Herr wider außgieng von den grentzen Tyri und Sidon, kam er an das Galileisch meer mitten unter die grentze der zehen stett, und sie brachtenn zů jm einenn tauben, der redett schwerlich, und sie baten jn, das er die handt auf jhn legte, und er name jn von dem volck und spürtzet und rüret seine zungen und sahe auff gen hymel, seüfftzet und sprach zů jm: Hephethah, das ist: thu dich auff. Und als bald thaeten sich seine oren auff, und das band seiner zungen ward loß, und redte recht.

       Unnd er verbot jnen, sie soltens niemandt sagen. Ye meer er aber verbot, jhe meer sie es außbreytten, und verwunderten sich über die maßs und sprachen: Er hats alles wol außgericht, die taeuben hat er hoerendt gemacht und die sprachlosen reden’.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Der frembde glaub bringt den besessenen zů Christo, auff das der besessene auch glauben müge, wenn nu der Teüffel von yme getriben ist.

2 So ferne kompt mir der frembde glaub zů hilff, das mir Cristus ein eigenen glauben gibt. Also bitten wir auch für die Türckenn.

3 Einer, der durch den glauben gerechtfertigt ist, der hoeret das wort und bekennet Christum mit dem mund, wie hie dise thuen. Das sein denn newe früchte eines newen menschen.

4 Das jnen der Herr verbot, sie soltens niemand sagen, zeyget er an, das er nicht seine eer oder rhům sůche.

 

 Auszlegung des Ewangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 304, 5 bis 312, 15 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       304, 6 es nun dieweil wir immerzů] so 9/10 woellen bis dahin] ein wenig von dem glauben unnd lyebe sagen. Erstlich woellen wir sehen die einfeltigen Historien 11 geben wirt von dem] den etwas sagen] ein wenig handlen 12 So nun] Zům ersten ist gůt das sy] Denn da sehen wir, das vil 13 wie] alls 14 hilff geschehe] geholffen wurde jr] bayde [Seite 354] 15 Der glaub sey fehlt 16 und barmhertzig were, und allen denen die gotes] das 18 haben sy] muessen hie auch Christus wort sie sollichs geleret haben. Sunst wo es nicht hyn kumpt, so ist es 20 diß] das wie das doben, das die zůvor das geschray gehoert haben, nicht anzaigtt, noch dennoch muessen wirß darauß ziehen. Und die that zaiget es an, dz sie muessen das gůt geschray, Das Ewangelion gehoert 305, 1 zum bis seind] geglaubtt haben 4 sy] die gůt, freündtlich und fürderlich 6 jmertzů das das geschray můß außgeen zům ersten und uns 6/8 aber bis sein] den ersten stayn legen, sunst ists verloren. 9 geschrai angehangen haben, jn dem das sie 11 aldo] Also jhr nun auch die 12 denn dz wort barmhertzikeit und guetigkeit 14 nachvolgen, das steet denn nun in unserm empfinden und im hertzen, da habenn wyr denn gnůg 15 mit Christo fehlt rechtfertig 16 es fehlt auch diß Ewangelion die wercke der liebe, jhn dem das dyse hingeen 18 und on miltigkait] barmhertzigkait 19 außbrechen] außprayten die bis und fehlt 21 und on Also] So ain] jhr doch desselbigen nicht 22 allain vor richte 22/25 sagt bis darff] zů den Corinthern under andern von der liebe sagt, Die liebe sucht nit das jhre. Und zů den Philippern spricht er. Ein yegklicher sehe nicht uff das seyne, sondern auff das des andern ist. 27 nicht 29 Das] Also auch billich kain] nicht 30 abgemalet 306, 2 der plinthait bißher] layder wol 3 von der lyebe 4 und das 5 nicht fehlt 6 und angenommen] noch angenem das es 7 ist, wie sie denn bißher geleret haben, das wyr 8 noch fehlt 10 sie des nachts in jren kloestern 11 mercke man hie das 12 oder durch jrgent eines hailigen werck 13 geschehen, ya durch Christus werck und glauben selbs nicht sondern durch den aygen 14 Maria oder sunst ain hailige yn also fehlt 15 selbs glaubest. Thůt es Christi 17 so gibt] gibts hie hie fehlt 18 staetts hin fueren für Christum 19 nichts sondern leydet 19/20 so bis das] Darumb so mercke man das ya 20/21 kainer bis werden] man nymmer meer kan selig werden durch eines anndern glauben 22 zů einem und] Item künden] dyenen 23 dienen fehlt 24 so liegen 25 oder glauben nicht. Nayn, nit also, Es sey 26 erschoepffest 28 da] doch 29 du daran glaubest, und dardurch erleücht 307, 1 ich] ir habt 2 die da den sterbenden und sagen. Sihe 3 so laß 4 alle fehlt 5 Also bis annimpt] Wenn nu der die annympt, so und] so 6 ainer bis betrügknuß] er mit den wercken zům teüffel, da huetet euch vor 9 gib dysem armen menschen aigen fehlt 11/12 du bis werdest fehlt 12 von] an 13 verlaschen, sagten 14 ain wenig fehlt das bis unsern] denn unsere lampen 14/15 Nain bis bedoerfft] Da antwurten die klugen, unnd sprachen, Nicht also, auff das nicht uns und euch gebreche. All da doerffte ich 17 steen vor Gotes gericht und so hart streytten und an gottes 19 Peter da er spricht. Es wirt der gerecht kaum selig werden, Denn wenn der tod 21 da] so würdt im so angst und not werden, dz er mit allen noetten kaum selbst wirt besteen künden und im glauben erhalten werden. Darumb 23 sie sovil dings auffgericht haben, Sie haben den todten kappen angetzogen, und ander narren werck erdachtt, darumb huet 26/307, 1 und bis meer] Frembde verdienste machen, das du komest zum aygnem verdienst, und weytter nicht. Und 308, 2 nicht, du hangest denn an jr mit einem 3 aigen (2.) fehlt 4 oder] der dich] dir 5 und geben fehlt 6 vor noch steht für uns thrette dann bis glauben] du glaubest denn an jn da] so 8/9 so bis sein (2.)] das hilfft uns denn, wann wir es darfür halten, das sein werck und 10 So] Also kaines fürbit und verdienst helffe, wir glauben dann selbs. Das sehet 12 alda, der kan 13 hoeren und reden 14 zů jm fehlt 15 er dennocht gleichwol ymmer zů 16 taeub bliben und zur sprach] zů reden 17 dir gleich gaebe, und sagte. Sehe hin, das ist sein, doch kan dich es nit helffen 18 wie hilffet es dich dann? 19 die hie got] Christo got] herr 20 er mage reden werden. Sie 21 dich hoeren und reden, sondern got] Christum selbs redenn machen 22 deinen] den 24 sage ich, ich sol mich 26 dahin arbaiten] bitten auch einen 27 alle zůmal wir wie Christus selbs weyter einer 28 für got fehlt 29 den] einen eygnen 309, 1 so gehe woelle auch zů einem glauben helffen, und nicht meinen glauben und meine werck geben, sondern einen aygnen glauben und aigen 3 jhm durch den glauben gebe, wie ers uns jm glauben gegeben hat 4 das] der spruch er] Christus selbs [Seite 355] sagt im Johanne. Ich sage euch nicht, das ich den vater für euch bittenn will, denn er selbs der vater hat euch lieb, darumb das jhr mich geliebet habt, und geglaubet, das ich von got außgangen bin. Das ist ein 8 da mein Nur] Denn 9 fürohin] fort an 10 dannocht] yedoch 12/13 priesterlich bis allesampt] ein yegklicher für den andern bitten sol. Das woellen Sanct Peters wort, da er in seiner ersten Epistel also saget. Ir seit das ausserwelt geschlecht, das Künigkliche Priesterthůmb, das heylige volck, das volck des aygenthůmbs, das jr verkündigen solt dy tugent des, der euch berueffen hat von der finsternus zů seynem wunderbaren liecht, die jr weyland nicht ein volcke warent, nu aber gottes volck seyt, und deren sich got nit erbarmet, nun aber erbarmet hat. || Also mügen wir nu 14 mein Pfaff gewesenn, der mir erworben 15 für] inn 16 jnen] dem und dem also] So 17 im glauben wir, wie der herre sagt. Bittet, so werdet jr nemen. || Das wir aber krefftig 18 nu auch nicht 19 nicht, das wir allzeyt krefftig biten. Paulus 20 das gantz 21 glaube wendets, dann der geyst das er het] hette er das 22 wirt] were Denn wann Paulus 23 het geglaubt und gesagt. Herr 24 gewiß fehlt aber auß 26 ungezweifelter] krefftigklicher 27 thůn nach zůsatz 28 also] so so] wenn so muessen 310, 11 fürschlagen geben, so bin ich ja nu gewiß. || Also 2 selbß also. Mein Vater ists müglich, so gehe diser kelch von mir, satzt aber bald darzů, doch nicht wie ich wil, sondern wie du wilt. Darumb 7 ist] ich 8 der solches nit 19 oder werck fehlt das] dem das kindt] es 20 überkommen fehlt 23 nüt] nichts 24 glauben helffe. Also 25 dem] eynem 25 /26 ye (1.) bis darff] Als starck der ist, also vil hat er, als schwach der ist, also vil darff er 27 ainen bis Darumb] das er stercker werde. Also 28 mercken] schliessen das es Messen und vigilien halten, mit den Brůderschafften 29 fünff klůgen 31 auch nach wenig Herr damit hie bedeüttet. || Heimliche Deüttung. || Die bringen 32 herrn, den nimptt der Herre besonder 33 legt] lest oren spürtzet und 311, 1 seinem] dem spaychel, sihet gen himel, seüfftzet und sagt 2 leyplich] lieplich doch darneben fehlt ein geystliche bedeüttunge. Durch die 3 uns bedeüt das predig ampt. Die 5 mitt] durch 7 wort bringet man sie zů got 8 aber fehlt dester mechtiger sey 9 herzů 15 leer wider 16 stummen tragen für got, dz sind sünder herzů, so kompt 17 thůt] gibt gedeyen und dz zůnemen, wie Paulus sagt. Bricht jm die augen, oren und munde auff, und das 19 wie ein plitz, der in einem huy vom morgen geet biß 20 die herzů bracht sind, gibt die gnad 21 er im und das er im 22 eingeüßt] einplaeßt 24 der] den 25 maul dz er rede müge. Und diser spaichel, dz wort gotes ist ein edel ding aber fast streng dem alten Adam. Da preysen 26 got (2.)], Er 26/27 hat bis reden fehlt 28 dich vor 27 der (2.) 312, 1 sagt. Ich glaube, darumb rede ich, da ist das hertz vol, drumb můß 2 des] das 3 dann fehlt 4 er nun sagt, er in] gegenn dem auffgesehen, das ist das. Wo 6 seinen] den 7 aber das 9/11 da bis jn] damit zaiget er an das sollichs můß vonn himel kommen, unnd auß Goetlicher krafft jhn dem hertzen des menschen würcken, so würdt jhm denn geholffen 12 jn disen bayden, in der jhm gaistlichen oder haimlichen verstande 13 muessen vorhyn 15 got bis jm] dasselbige und preysen Gott ewigklich. Das sey gnůg gesagt bey desem Ewanngelion, woellen Got umb gnade anrueffenn Amen.

 

 

Am Dreytzehenden Sontage nach Trinitatis Euangelion Luce X.

 

1526 [Seite 355]

[Luk. 10, 23 –37] Jhesus wandt sich zů seinen Jungern unnd sprach jhn sonderhait: Selig seindt die augen, die da sehen, das jhr sehen, denn ich sage euch, vil Propheten und Künige woltten sehen, das jhr sehet, und habens nicht gesehen, und hoerenn, das jhr hoeret, und haben nicht gehoeret. [Seite 356] Und sihe, da stond ein gschrifftgelertter auff, versuchte in und sprach: Maister, was můß ich thon, das ich das ewige leben ererbe? Er aber sprach zů jhm: Wie staets im gesatz geschriben? wie lisest du? Er antworte und sprach: Du solt Got, deinen Herrn liebenn von gantzem hertzen, von gantzer seele, von allen krefften und von gantzem gemuette und deynen nechsten alls dich selbß. Er aber sprach zů jhm: Du hast recht geantworttet, thuee das, so würst du leben. Er aber wolt sich rechtfertigen und sprach zů Jhesu: Wer ist denn mein nechster?

       Da antworttet Jhesus unnd sprach: Es war ein mensch, der gieng von Jerusalem hinab geen Jericho und fyel under die moerder, die zugen jhn auß und schlůgen jn und giengen davon und lyessen in halb tod ligen. Es begab sich aber on gefer, das ein priester die selbige strasse hinab zoh, Und da er in sahe, gyenng er für uber. Des selbigen gleichen auch ein Levit, da er kam bey die stet und sahe in, gieng er für uber. Ein Samariter aber rayßet und kam bey die stet. Und da er in sahe, jammerte in sein, gieng zů im und verband im seyne wunden und goß drein oele und weyn unnd hůb jhn auff seyn thier und fueret jn in die herberg unnd pfleget sein. Des andern tages rayset er und zoch herauß zwen groschen unnd gab sye dem württe unnd sprach zů jhm: Pflege sein, und so du was mer würst darthon, will ich dirs betzalen, wenn ich wyder komme. Woelcher duncket dich, der under disen dreyen der nechst sey gewesen dem, der under die moerder gefallen war? Er sprach: der die barmhertzigkeit an im thon hatt. Da sprach Jhesus zů jhm: So gehe hyn unnd thůe deß gleichenn’.

 

 

Summa disz Euangelions.

1 Die Junger sahen und hoereten leiplich und verstonden auch im hertzen alles, was die Propheten zůsehen unnd zůhoeren begert hetten, Woelches baydes den alten hailigen Vaetern nicht wider fůre, die da auch leyplich begertten zůsehen und zů hoeren das, das sie im gaiste zůvor erkanndten. Aber dye Phariseer sahens und hoeretens und verstondens es doch nicht, wie Jhesaia davon verkündiget hette, Und der Herr selbs des Propheten spruch im Euangelien antzeühet.

2 Das volck des gesatzs fraget nach wercken, Aber das gesatz fodert die liebe des hertzens.

3 Das gesatze von der liebe, bayde gegen Gott und dem nechsten, verdammet uns alle miteinander.

4 Unser nechster ist der, der unser hilff bedarff, und dem wyr künden wolthat ertzaigen.

 [Seite 357] Auß disem spruch ym Euangelio: Was du mer wirst darthon, wil ich dir betzalen, wenn ich wider komme, woellen die narren menschliche satzunge bestaettigen, aber sie werdens nicht enden. Die zwen groschen sind eben der wein und das oele, die der Samariter dem verwundten in die wundenn goß, das ist: das gesatz und das Euangelion.

       Denn was solt er dem knecht anders lassen, dardurch er deß krancken pflegete, denn eben das, des er gebrauchet hat? Man kan auch wol sagen, das die zwen groschen der glawb unnd die liebe seyndt, woelliche man allaine predigen sol unnd dem volck fürtragenn. Unser naerrische Bischoffe woellen yetz mer dar thon, die doch noch nicht außgeben haben, was jhn undergeben und befolhen ist.

       Ettwas mer dar thon ist nicht dem kranckenn mit menschlichen gepotten unnd satzungen beschwerenn. Denn was were naerrischer? sondern es haist ein treüwen radt geben, wa kain offenlich unnd helles wort Gotes verhanden ist, wie Sant Paul thaett, Da er sprach zů den Corinthern: Von den junckfrawenn hab ich kain gepot des Herrn, ich sage aber mein gůtdunckenn. Des gleichen thaet auch Daniel, da er kain helles wortt noch befelh von Got hette, gab er dem Künig einen trewen rath.

 

 

Auszlegung des Ewangelions.

[Das Folgende ist die Bearbeitung der Unsre Ausg. Bd. 12, 659 –662 abgedruckten Predigtnachschrift (vgl. Unsre Ausg. Bd. 11, 168 –173).]

       Dyß Ewanngelion, hoffe ich, verstaett jhr nun wol, denn es ist ein jaerliche predig, dieweil es aber wider kumpt, muessen und woellen wir auch ein wenig davon handlen. Erstlich sprichtt der Ewangelist, wie der Herre Christus seyne Junger allain gefuert habe, sich gefrewet jhm gaiste und in sonderhait zů jhnen also gesagt:

       ‘Selig seyndt die augen, die da sehen, das jhr sehet, denn ich sage euch vil Propheten und Künige wolten sehen, das jhr sehet, unnd habens nicht gesehen, und hoeren, das jhr hoeret, und habens nicht gehoeret’.

       Diß sehen und hoeren můß schlechts und einfeltig verstandenn werden von dem ausserlichen sehen und hoeren, nemlich, das sie Christum in aigner person und das ampt, das er treibe, gesehen haben, seyne predigen gehoertt und bey den Miracklen, so er under den Juden thaette, gewesen sind.

       Die Juden haben das auch gesehen leyplich, ja sie habens zum teyl entpfunden, aber für Christum habenn sie jn warhafftig nicht erkandt wie die Aposteln, als Petrus an stat der andern alle bekandt und sprach: [Matth. 16, 16] ‘Du bist Christus des lebendigen Gottes son’. Das lassen wir wol zů, das ettliche undter den Judenn sind gewesen die jn wie die Aposteln auch erkandt haben, aber jr sein wenig gewesen, darumb nimpt er sie hie zů sich alleine.

       [Seite 358] Es haben auch vil Propheten und Künige Christum gesehen, aber im geyst, wie der Herr selbs sagt zů den Juden von Abraham in Johanne: [Joh. 8, 56] ‘Abraham, ewer vater, ward fro, das er meinen tag sehen solt, und er sahe jn und frawet sich.’ Da meyneten die Juden, er redete von eim leyplichen sehen, Aber Christus redett von dem geistlichen sehen, damit jn alle fromme Christliche hertzen, ehe er geborn ward, gesehen haben, Denn hat jn Abraham gesehen, one zweyffel so haben jn vil Propheten meere gesehen, in welchen der heylige geyst ware. Und wiewol diß sehen die heyligen vaeter und Propheten hat selig gemacht, so habenn sye doch gar ein hertzlich sehnen und seüfftzen gehabt, den Herrnn Christum auch leyplichen zůsehen, wie das hin und wider in den Propheten angezeygt würt.

       Darumb sagt hie der herre zů seinen jungern, die es bede leyplich und geystlich sahen: ‘Selig sind die augen, die das sehen, das jr sehet’. Als woelt er sagen: Yetzt ist ein selige zeyt, ein angenaems jar, ein zeyt der gnaden, das ding, das yetzt vorhanden ist, das ist so koestlich, das billich die augen selig genandt werden, die es sehen. Denn biß hieher ist das Euangelion nicht offentlich und so hell vor yederman gepredigt worden, der heylig geyst was noch nicht offentlich geben, sondern er was noch verborgen, richtet noch wenig auß, Aber Christus der fienge des heyligen geystes ampt an, und die Aposteln hernacher traybenns mit gantzem ernst, darumb heysset er hie die alle selig, die solche gnade sehenn und hoeren, Von welcher gnade ich euch vil und offt gepredigt hab, woelt jr, hettets behalten. Da diß der herr redte und also sich ym geyste frewet, wüschet einer herfür, ein schriftgelerter, der erzeigt sich, als gült er auch etwas, versůcht den Hern und sprach:

       ‘Meyster, was můß ich thůnn, das ich das ewige leben ererbe?’

Diser schrifftgelerter ist villeicht ein klůger man gewesen und hat die schrifft wol gewist, welches auch sein antwort außweyset, noch wirt er hie zů einem narren und můß noch erst vom Herren lernen, ja, er wirt zů sünden und zů schanden. Denn Cristus gibt jm ein rechte lection auff, nimpt im allen seinen rhům hinweck, mit einem wort, Denn er stůnde jnn disem wanh, er hette das gesetz gantz und gar gehalten, er were etwas sonderlichers vor andern, wie er dann one zweyffel was, und maynete nu, dyweyl er so fromb und gelert were, er wers wol wirdig, das er mit dem herrn reden moechte.

       Wie thůt im aber nu der Herre, das er jn moechte maysterlich fahenn? Also thůt er jm, Er lest sich jn selbs berichtenn, Dann also saget der Euangelist:

       [Seite 359] ‘Er aber sprach zů jme: wie steet im gesetz geschriben? wie lisest du? Er antwort und sprache: Du solt Got deinen Herrn lieben von gantzem hertzen, von gantzer seele, von allen krefften und von gantzem gemuet und deinen nechsten als dich selbs. Er aber sprach zů jm, du hast recht geantwortet, Thů das, so wirstu lebenn’.

       Ich meine, der Herr hab disem frommen man ein latein auffgegeben. Ach, es ist nicht recht, er solt seiner ein wenig verschonet haben, macht jn da zů schanden vor aller welt, was hilffts jn doch? Zeyhet in da, er habe noch nichts gethan, der sich doch ließ duncken, er hets alles gethan. Er fraget, was er thůn solte, ich halte, er hab nu zůthůn genůg, wenn er nur vil thůn künde.

       Nun von disen zweyen gebotten were vil zů sagen unnd auch wol von noetten, wen wir zeyt hetten, dann das sind die hoechsten und groesten stücke im Mose, ja hierinnen hanget das gantz gesetz und alle Propheten, Wie [Matth. 22, 40.] Christus selbs sagt im Matheo, Woellen dennocht ein wenig darvon sehen.

       Wenn wir alle gesetz ansehen im Mose, so geen sie alle auff die lieb. Dann diß gebot: ‘Du solt nicht frembde goetter haben’, kan ich nicht anders deütten noch außlegen dann ‘du solt got alleyn lieben’. Also deüttets auch [5. Mose 6, 4] Mose selbs im fünfftenn bůch, da er also spricht: ‘Höre Israel, der Herr unser got, ist ein eyniger herre, und solt den Herrn, deinen Got lieb haben von gantzem hertzen, von gantzer seel, von allem vermügen’. Daher hatt auch der schrifftgelerte seine antwort genomen. Aber die Juden versteen diß gebot nicht ferner, denn das sie nicht sollen Abgoetter noch bilder auffrichten und sie nicht anbeten und wenn sie mitt dem maul sagen künnen und bekennen, das sie alleine einen Got haben und keinen meer eeren, so meinen sie, sie haben die gebot gahalten. Also verstůnd es auch diser Schriffttgelerter, aber es was ein falscher, unrechter verstandt.

       Nu muessen wir acht haben auff das gesetz, das spricht also: Du solt keinen frembden Got haben, Du, du sagsts, der du alles bist, und sonderlich meinet es das hertz, die seele unnd all deyn vermügen, Es saget nicht von der zungen noch von der hand noch von den knien, sondern es redet von dem gantzen leybe und von allem, das du hast und bist. Sol ich keinen frembden Got haben, so můß ich warlich den einigen rechten Got mit dem hertzen haben, das ist: ich můß jm von hertzen holdt sein, ymmerdar an jm hangen, mich auff jn verlassen, jm trawen, lust, liebe und frawde an jm haben und stets daran gedencken, Gleych wie wir sunst sagen, wenn wir wollust an einem dinge habenn: das schmecket mir ins hertz hinein, Und wenn einer redet oder lachet und ist jm nicht ernst, meinets nicht mit dem hertzen, so sprechen wir: du lachest, und das hertz erferets nicht, Das hertz ist ein ander ding dann der [Seite 360] mundt, Darumb hertz yn der schrifft bedeütet die grosse hefftige lieb, die wir zů got haben sollenn. Die da Got dienen mit dem munde, mit der handt oder mit den knien, das sind heüchler, und Got acht jr nit. Dann Got wil nicht ein stuck allein haben, sondern er wils gar haben.

       Die Juden enthielten sich eüsserlich von Abgöterey und dieneten Got alleine mit dem munde, jr hertz aber war fern davon, was vol mißrawens und unglaubens, Von aussen scheynen sy huebsch, als meyneten sie jn mit gantzem ernst, aber ynnwendig stecken sie voller abgoetterey. Darumb sagete [Matth. 23, 27 f.] auch der Herre zů yn im Matheo: ‘Wee euch schrifftgelerten unnd Phariseer, jhr heüchler, die yr gleych seyt wie die übertünchte greber, welche außwendig hübsch scheinen, aber ynnwendig sind sie voller todten beyn und alles unflats, Also auch yr, von aussen scheynet yhr für den menschen fromm, aber ynwendig seyt yr voller heuchlerey und untugent.’

       Das sind die rechtten boeßen leütte, die da stoltz werden vonn eusserlichen wesen, die sich woellen rechtfertigen und fromme machen auß yren werckenn; wie auch diser Schrifftgelerte hie thůt. Sehet wie ein stoltzer esel er ist, in dem namen tritt er daher, meinet, Christus würde yn nit straffen, ja, er ließ sich duncken, der Herr würde sein leben alhie vor dem volck loben und preysen, Er gedachte nit, das er von dem herrn ettwas lernen wolte, sondernn nur seinen rhům sůchte er, Der lappe het gernn ein lobgesang gehabt von dem, auff welchen das volck sahe und des sich yederman verwunderte.

       Also thůn alle heüchler, die außwendig schoen einher geen mitt treffenlichen, grossen, hohen wercken. Sie sagen wol, sie fragen nach eher und rhům nichtt, aber ynnwendig ym hertzen sein sie voller ehergeytzigkeyt, woelten das alle welt jre hayligkeyt wüst, schmutzeln gar fein, wenn sie davon hoern reden.

       Aber der Herre thůt hie disem Schrifftgelerten keyn diennst daran, das er jn so beschemet, Es ist ein unfreündtlich, ungůtlich man der Christus, er sagt den leüten die warheyt, nu er verdienets wol, das man jm gram würt. Der fromme heylige man steet nach auff dem kopffe und wayß nicht anders, er woell großse eer einlegen und ein trefllichen rům seines koestlichen lebens halben erjagen, mainet, er hab diß gepot gar erfüllet, und verhofft einer gůtten antwurt, das der Herr sagen wurde: Lieber mayster, jhr habts alles gethon, so feret Christus her und sagt zů im erst: Thůe das, das ist auff gůtt Teütsch sovil gesagt: Du byst ein bůb in der haut, du hast es dein leben lang nie gethon, ya du hast nicht ein bůchstaben dran gehalten. Zaiget jm also an seyne boßhait, der arme tropff maint, er solt oben an sitzen, denn er were feyn rhain und hübsch und sesse billicher under den Englen, denn das er hie under dem volck sitzen soltt. Wie ist mir das ein wunderlicher Christus? das volck helt disen gschrifftgelerten für fromm und für hailig, aber Christus spricht, er sol hingeen und aller erst anheben das gesatz zů erfüllen. Rheyme dich.

       [Seite 361] Nun, das sind eben dise gesellen, die wyder das erste gepott am fürnempsten sündigen, und gedencken nit weytter, denn wye die wort lautten, Ich sol Got lieb haben, unnd mainen, damit sey es denn außgericht, bleibet also im mund und auff dem hertzen schweben, kumpt hineyn nit. Aber es ist nit genůg, es můß noch vil ferrner kommen, nemlich, das ich Got so lieb habe, das ich seinet halben künde verlassen Creaturen, und wenn ers haben will, auch leyb und leben, ya, das ich in allaine lieb habe uber alles, denn er ist ein eyfferer, er kans nit leyden, das man uber in etwas lieb habe, aber under in ettwas lieb haben, last er wol tzů.

       Gleich wie ein man wol leidenn kan, das ein weib die maegtte, das hauß und haußgeraeth, vich und andersl iebe habe, aber mit der liebe, damit sie in lieb haben sol, vergünnet er ir nyemant anders denn sich allain zůlieben, ya, er wil, das sie alles seinet halben verlassen sol, Und widerumb wil, das auch das weyb von dem manne haben.

       Also kan auch Got leiden, das wir seine Creaturn lieb haben, ya, sie sind darumb geschaffen und gůtt, Die Sonne ist ein feyne Creatur, gold und silber und alles, was hüpsch unnd schoen ist, bringet von natur mit sich ein liebe, das man es lieb habe, das vergünnet uns Got wol, Aber das ich an den Creaturen hanngen und im die selbigen in seiner liebe vergleichen wolt, das will und kan er nicht leiden, Ja er will, das ich soellichs alles verleüg- ne und verlassen soll, wenn ers von mir begert und haben wil, und das ich zůfryden sey, ob ich die Sonne, gelt und gůt nymmer mer sehen solte. die liebe der Creaturen sol under seiner lyebe weyt, weyt steen, Und wie er das hoechste gůtt ist, also will er auch vor allem anndern gůt auffs hoechste geliebet sein. Will er nun nicht, das ich neben im etwas lieben soll, vil weniger will er etwas uber sich geliebet haben, wiewol es ein ding ist.

       Nun sihest du, maine ich, was da sey Got lieben von ganntzem hertzen, von gantzer seele, von gantzem gemuete. Von gantzem hertzen Got lieben ist Got uber alle Creaturen lieben, das ist: wiewol vil Creaturen fast lieplich sind, die mir wolgefallen und die ich lieb habe, das ich doch dise alle umb Gottes wyllen, wenn es Gott, mein Herr, haben will, verachte und farenn lasse.

       Von gantzer seele Got lieben ist, das dein gantz leybslebenn dahin gehe unnd sprechen darffst, wenn dich die liebe der Creaturen oder yrgent eine verfolgung uberwaeltigen will: das gebe ich alles dahin, ehe ich meinen Got verlassen wolte, man werffe mich hin auß, man erwürge oder erseüffe mich, mir widerfare, was Got wil, so wil ichs alles gerne faren lassen, ehe ich dich verlassen wil, Herre, an dir wil ich mehr hangen denn an allen creaturen, dartzů auch an allem dem, das du nit bist, alles mitteinander wil ich [Seite 362] dran setzen, was ich habe und bin, dich wil ich nitt verlasseu. Seele in der gschrifft haist das leibs leben, was in den fünff sinnen daher geet, essen, trincken, schlaffen, wachen, sehen, hoeren, rychen, schmecken und alles, was die seele durch den leib würcket.

       Von allen krefften Got lieben ist alle glidmaß dran setzen, so das einer alles, was er mit seinem ausserlichen leybe vermag, hinwagen darff, ehe er wolte thon, das wider Gott were. Von gantzem gemuete Got lieben ist, das ich nichtz anneme, denn was got gefelt, damit mainet er den dunckel, den der mensch hat, das der auch auff Got und auff alles, das Gotte gefelt, gericht sey.

       Also sehet jhr, was das gepot vermag ‘Du solt Gott liebenn’. Du, du gantz und gar, nicht die hende, nicht das maul, nitt die knye, Die das also thueen, wie gesagt, die erfüllens recht. Es ist aber kain mensch auff erden, der es also thůt, yha, das widerspyl thon wir alle. Drumb macht uns dißs gesatz hie alle zů sündern, so, das auch nicht der klayneste bůchstabe von disem gepott erfüllet werde, auch nicht von den aller hayligsten jhn der welt. Denn nyemants henget also seer an Got von gantzem hertzenn, das er umb Gotes willen alles verlassen kündte. Wir sind, got lob, noch so ferne kommen, das wir schyer nicht ein gering wort künden leyden, yha ein heller woellen wir umb Gottes willen nit nachlassen.

       Wie ists müglich, das wir Got lieben, so uns seyn wille nicht gefelt? wenn ich Got liebe, so liebe ich auch seinen willen. Nu, wenn uns Got kranckhait, armůt, schand und schmach zůsendet, das ist sein wil. Was thon wir dartzů? wir rumplen, schnurren und purren und nemens mit grosser ungedult an, und das ist noch das geringste, Wie wurden wir thon, wenn wir leib und leben soltten umb gottes und Christus willen lassen? da wurden wir uns wol anders erzaigen? Noch thů ich in des wie diser Phariseer und gschrifftgelerter hie thůt, fuere ein feyn scheinbarlich leben, eher und dyene Got, faste, bete und stelle mich seer fromm und hailig. Aber das will got nicht, sondern seinen willen wil er mit lust und liebe angenommen haben Das thon wir noch langsam.

       Drumb, was der Herr zů disem Gschrifftgelerttenn sagt, das sagt er zů uns allen, nemlich, das wirß noch nit thon haben, sollens noch thon. Derhalben seind alle menschen des todes schuldig und des teuffels aigen. Alle menschen seind lugener, eytel und stincken, was sie für geben, das taugt vor Got nit. In unsern sachen sind wir klůg, wie wir gelt und gůt zůsammen scharren, und wie wir wol vor den leütten von Gott reden künden und unns maisterlich verthon, Was fragt Got darnach? Er wil, das wyr jhn von gantzem hertzen lyeben sollenn. Das vermag nun kayn mensch, darumb schleüst [Seite 363] sichs herausser, das wir alle sünder sind und fürnemlich, die in einem schoenen scheyn eynher gen. Und es ist vil gewisser, das einer daher gee und haltt, das wir alle sünder sind, denn das er auff die werck achtung habe unnd hannge an eim schoenen gleissenden leben.

       Das ist das erste theil diß Euangelions und ist ein predig des gesatzs. Nun folget das ander thail, das ist das Euangelion predigen, wie wir das gesatz erfüllen und von wanne wirs nemen sollen, Und das wirt uns der Samariter leren.

       Was thůt nun diser Gschrifftgelerter dartzů, dieweil im der Herr so abgekeret hat? Er feret her, spricht der Euangelist, und wil sich selbs rechtferttigen und spricht zům Herrn:

       ‘Wer ist denn mein nechster?’

Er fraget nit, wer ist mein Got, Alß solt er sprechen, ich byn Gotte nichts schuldig, mit Gotte hatt es kain fel, auch laß ich mich duncken, das ich kainem menschen ettwas schuldig byn, dennoch wolt ich gerne wissen, wer mein nechster were? Der Herr antwort im und saget im gar ein feyn gleichniß, damit er antzaiget, das wir alle undernander nechste sind, bayde, der da dem andern wolthat beweiset, und der der wolthatt bedarffe, wiewol der Text lautet, als sage Christus, der sey der nechste, der dem andern wolthat beweyset. Aber die gschrifft macht hyerinnen kaine underschaid, haist yetz den den nechstenn, der die wolthat thůt, und zů zeitten den, der die wolthat empfahet.

       Auß disem gleichniß schleüst der Herr nun, mit disen wortten ‘Gee hin und thůe des gleichen’, das diser Gschrifftgelerter nitt allaine wider got gesündiget habe, sonder auch wider den nechsten, habe nicht allaine Got nicht geliebet, sonndern auch den nechsten nit, jme nye kain gůts ertzaiget. Hie kumpt der arme mensch in ein solchen schwaiß, das er eyttel arges ist, vonn der schaytel an biß auff die sole. Wie hat ers so versehen, der hochgelerte fromme man? Also hat ers versehen, Er hat ein Phariseisch, gleyßnerisch, heüchelisch leben gefuert, das selbige sihet nit herunder auff die nechsten, das er mit seinem leben andern were zůhilff kommen, sondern hat dadurch nur eyttel rhům unnd eher vor den leüten gesucht und damit geen himel gegaffett.

       Nun habt jhr offt gehoert, das ein Christlich lebenn darinne steet, das ich mit dem glauben und mit dem hertzen vor got handlen sol, mit dem leben aber und mit den wercken gegen meinen nechsten und nicht so lang harren, biß das mein nechster die wolthat sůche und ettwas von mir fordere, sondern ich sol im mit der wolthat entgegen lauffen und jm sie freywillig anbieten. Nu, wir woellen sehen, was dise gleichnus in sich hat.

       Diser Samariter ist freylich unser Herre Jesus Christus selbs, der hat sein lieb beweyßt gegen got und gegen dem nechsten, Gegen Got, das er von [Seite 364] himel herunter gestigen, mensch worden ist, und allso den willen seins vaters erfüllet, Gegen dem nechsten, das er als bald nach der tauff angefangen hat zů predigen, wunderwerck zuethůn, die krancken gesundt zůmachen, Unnd Summa summarum, er hat kein werck gethan, das auff jn alleyn gangen were, sondern alles auff den nechsten, und hatt das gethan mit allen seinen krefften, ist also unser diener worden, der doch wol hette künden im himel bleiben und Got gleich sein. Aber dißs alles thet er darumb, dann er wüste, das diß Got also gefüel, und das es des vaters will were.

       Da er nu in das hohe stück kam, das er Got von gantzem hertzen liebete, gab er auch sein leybs leben dar mit allem dem, das er hatte, und sprach: Vater, hie hastu es alles, mein leybsleben, mein rhům und eere, so ich under den leütten gehabtt habe, das gibe ich dahin so gůt als es ist umb deynet willen, auff das dye wellt verstehe, wie lieb ich dich habe, mein vater, laß meine weyßheyt undergeen, so das mich die welt für den allernerrischten halt. Laß mich yetzt der verachteste sein, der ich zůvor von aller welt gelobet ward. Nu bin ich der allerergest moerder, der ich zůvor aller welt freündtlich, nutzlich und dienstlich ware, Lieber Vater, dißs alles veracht ich, das dir alleyn nicht ungehorsam werd.

       Das ist der Samariter, der da kame ungebeten, und erfüllete das gesetz von gantzem hertzen, der allein hat es erfüllet, den rhům kan jm keiner nemen, er hat jn allein unnd behelt jn auch wol alleine. Das wer uns nu kein sonderlicher trost nicht, Aber das er sich des armen verwundten menschens annimpt, erbarmet sich über jn, verbindet jm seine wunden, füret jn in die herbrige und pflegt seiner, das gilt uns.

       Der mensch, der hie halb todt ligt, verwundet, geschlagen und außgezogen, das ist Adam und wir menschen alle. Die moerder sein die Teüffel, die haben uns beraubet und verwundet, unnd haben uns halb todt lassen ligen, wir zappelnn noch ein wenig, da ligt roß und man, künnen uns aber selbs nicht auffhelffen, und wo wir also ligend gelassen würden, so muesten wir sterben vor grosser angst und verschmachten, es würden uns maden in den wunden wachssen, und würde jamer und nott werden.

       Das gleichnus steet starckt da und malet uns fein abe, was wir sind und vermügen mit unser hohen vernunft und freyem willen. Wenn jm der arme verwundte mensch selbs hette woellen helffen, were es erger mit jm worden, er het jm selbs geschadet, hette die wunden auffgekratzet, und wer jamer und not worden, were er dann ligen pliben, so wers gleich sovil gewesen.

       Also geets, wenn wir uns selbs gelassen sind. Es ist jhe verloren mit uns, wir greyffens an, wo wir woellen. Bißher hat man im also gethan, Man hat mancherlay wege und weyße erdacht, wie wir wolten gen himel [Seite 365] kommen, und wie wir unser leben bessern wolten, der hat diß gefunden, der ander jhenes, daher sind auch mancherlay Orden erwachssen, Item die Ablaßprieffe und walfarten, habens aber jmmerdar ye erger und erger gemacht.

       Das ist die welt, und also ist sie uns in disem verwundten menschen fein abgemalt, da leyt sie in sünden biß über die oren, kan yhr selbs nicht hellffen. Aber der Samariter, der das gesetze erfült hat, und gantz gesund ist, der kumpt her und thůt mehre den der Priester und Levit, verbindet dem verwundtenn seyne wunden, geüst jm oele und wein darein, hebt jn auff sein thiere, fürt jn mit sich in die herberge, pfleget seiner wol, und da er weck reyßet, befilhet er jn dem wirte fleyssig, und last ym nach zerung genůng, der keynes thete weder der Priester noch Levit.

       Der Priester bedeüttet die heyligen lieben vaetter, die vor Mose gewesen sind. Der Levit bedeüt das Priesterthůmb des altten Testaments. Dise alle aber haben mit jren wercken nichts außgericht, sind fürüber gangen, wie hie der Priester und Levit thůn.

       Darumb, wenn ich gleich alle gůte werck hette, Noah, Abrahams und aller lieben veter, so hülffenn sie mich doch nichts Sie haben wol den verwundten menschen ligend und verwundet gesehen, aber sie kundten jm nicht helffen, der da halb todt lage, sahe es auch, aber was waß es? er kundts nit besser machen. Die hayligen lieben vaeter habens wol gesehen, das die leüt sind in sünden gelegen biß über die oren, und auch die angst der sünden entpfunden, aber was kundten sy darzů thůn? erger kundtten sie es wol machen, besser nicht. Und das sind nu die prediger des gesetzes gewesen, die zaygen an, was die welt ist, nemlich vol vol todtsünden, und lige alda halb todt, und künde jr selbs nicht helffen mit allen jren krefften, vernunfft und freyem wille? Gehe nu hin du feine tocke, und rueme dich deynes freyen wilens, deynes verdiensts und deiner heyligkeyt?

       Aber Christus der warhafftige Samariter nimptt sich des armen menschens an als sein selbs, geet hin, fordert jn nichtt zů sich, denn da ist kein verdienst, sondern eyttel gnade und barmhertzigkeyt, gegen dem, der da halb todt ligt, und verbindet jme seine wunden, pflegt seiner wol und geüsst jm oele und wein darein, das ist: das gantz Euangelion durch und durch. Ole geüst er darein, wenn die gnad gepredigt wird, wenn man sagt: Sihe da, du armer mensch, da ist dein unglaub, da ist dein verdamnis, da bist du verwundt und ungesundt, halt, das wil ich dir alles haylen mit dem Euangelio, Sihe da helt dich der herre, an disen Samariter, an Christum den Hayland, der wirt dir helffen, sonst nichts. Ole wist jr wol, das macht linde, also macht auch die süsse linde predig des Euangelions, das ich ein fein linndes hertz gegen Got und dem nechsten, so, das ich mein leybsleben daran strecken darff, umb des [Seite 366] herrn Christi und umbs Euangelions willen, wenn es Got und die not erfordert.

       Wein ist scharpff und bedeüt das heylige Creütz, welchs balde hernacher folgt. Ein Christ darff sich nicht nach dem Creutz umbsehen, es ist jm ehe auff dem halse, denn er gedencket, wye Sant Paul sagt: Alle die gotsaelig [2. Tim. 3, 12] leben woellen inn Christo Jesu, muessen verfolgunge leydenn. Das ist die Hoffarbe inn disem reyche, Wer sich der farbe schemen wil, der gehoeret zu dem Künige nicht.

       Darnach leget der Samariter den verwundten auff seyn tyere, das ist nu er selbs, der Herre Christus, der tregt uns, wir ligen jm auff seinen schultern, auff seinem hals und leyb. Es ist kaum ein lieplichere Historien im gantzen Euangelio, dann da sich der Here Christus einem hirten [Luk. 15, 5] vergleichet, der das verlorne schaff auff seinen schultern wider zů der herde tregt. Er treget unns noch heüttigs tages ymmerdar. Der stal oder die herberge ist die Christenhayt, hie in diser welt, da muessen wir ein kleine zeyt jnnenbleyben, Der wirt sein die prediger des wort gotes unnd des Euangelions, die sollen auff uns warten.

       So ist nu das die Summa des Euangelions, Das reich Christi ist ein reich der barmhertzikeit und Gnad, da nichts anders ist dann ymmer tragenn und tragen. Christus treget unsere gebrechen und kranckheytten, unser sünde nimpt er auf sich und hat gedult, wann wir feelen, wir ligen ime noch ymmerdar auff dem halße, und er würt des tragens nit mued. Die Prediger inn disem reich sollen die gewissen troesten, sollenn freündtlich mit jnen umbgeen, sollen sie speysen mit dem Euangelio, sollenn dy schwachenn tragen, die kranckenn heylen, und sollen das wort fein wissen zů schneiden und einem yegklichen, nach dem es ym von noeten, fürtragen.

       Das ist das ampt eines rechten Bischoff und predigers, unnd nit mit gewalt faren, wie unsere bischoff yetzt thůn, die da stoecken und bloecken und schreyen: huy hinan hinan, wer nicht wil, der můß. Nicht also, Sonder ein Bischoff unnd Prediger sol sich stellen wie einer, der der krancken wartet, der get gar seüberlich mit jn umb, gibt gůte wort, redet fein freündtlich mit den krancken und thůt allen vleyß bey jn. Also sol ein Bischoffe unnd Pfarrer auch thůn, und sol nicht anders gedencken, denn das sein Bistumb und Pfarre ein Spital und siechhauß sey, darinne er gar vil und mancherley krancken habe.

       Wenn man also von Christo prediget, so kommen glaube und lieb zůsammen, die erfüllen denn das gebot der liebe. Dieweyl nun diß Euangelion mit sich bringet das gesetze und das Euangelion, so woellen wir auch davon gar ein wenig sagen.

 

 

 [Seite 367]

Von dem Gesatz unnd Evangelio.

[Es folgt der Schluß der Predigt vom 14. September 1522 (Unsre Ausg. Bd. 103, 332 ff.) Unsre Ausg. Bd. 103, 338, 3 bis 341, 15 mit nachstehenden Abweichungen:]

       338, 5 man im das fehlt 6 anders] ander ding und wyssen wa her mans 8 zůsagen das man der kranckhait loß 9 So] Also 12 gesatz sagets jhm und spricht Du lieben nach Herrn von gantzem hertzen, von gantzer seele, von allen krefften, und von gantzem gemuete, und deynen nechsten als dich selbs. || Wer das 15 der Gschrifftgelerte hie hinein geen und sich thrynnen ansehen 16 hye] yhe 17 von jnnlicher seele 18 empfinde die liebe. Denn lieben vonn der seele in der gschrifft haist ein solchs 20 glydmassen, Item von gantzem gemuette das ist, alle sinne, gedancken und won sol auff Got gerichtt seyn, der kaines befinde ich in mir. Denn soll 21 hertzen, seelen, krefften und gemuette, so můß plick nit thon 22/24 das bis hertzen] und kain zornig zaichen von sich geben 25 Nun] Nur 26 lust unnd lieb keüsch oder sunst frumm 28 wollustigkait, denn zů senftmůt und zů andern tugenden. Und wenn ich nun der naygunge 29 bald] alles genůg Da] Nun ich fehlt 339, 1 füncklin in mir, sordern 2 ya in ich hie jhm gesatz, gleich wie jhn einem spyegel 4 ergeen 5 wie Christus sagt im Matheo. Ich sage euch warlich, biß das himel und erde zergee, wirdt nicht zurgeen der klainest bůchstab, noch ein title vom gesatz, biß das es alles geschehe. Nun das findest du thuest mit gantzer seele und gantzem 6 lust, was das gesatz fodert und von dir haben wil, darumb bist du verdampt 8 seyest, Wenn du aber nitt ferner wyseste, wie du jhm thon soltest, so muest du verderben, Datzů dienet nun dir das gesatz, das lertt, das wir 11 in uns darvon 12 haben geleret 13 plindenlayter, Sie geen selbs zů 15 beschwertt 16 mit Got wol 16/17 Darum bis denn fehlt 17 Christus aber leret hie 18 hingeen sollen 19 nun nach ir 20 haim. Auß sollichem jrrigen verstande sind hinden nach neyn] hinein 21 nur drynnen es auch 22 geleret wil aber lust wercke thon, drumb, so es ges chicht mit beschwernis 23 darumb] derhalben so 26 biß] bist 340, 1 gewest. Hyerauß erfolgett das wir teuffels sind 2 wir fehlt werffet alle werck kecklich 3 ichs] ich 5 und also 5/14 so bis kumpt] geschickt, wie Sant Paul zů den Roemern im sibenden Capitel gar hüpsch schreibet. || Wenn wir nu in solchem verdammniß steckent bliben, so muesten wir ewig verderben. So kumpt nun 15 leret darneben fehlt 16 erfüllet werde so] allso 17 raubern] moerdern 18 hinweg und Eva fehlt 19 wann] denn verlafft] verlischet 21 gnůgthueer, die da 24 deinen fehlt 25 leben] leyden auch] mich denn 28 dann] als bald oele, so das ich empfinde, das 341, 1 Darnach geüst er mir auch wein eyn 2 Darnach] Aber dannocht fehlt 5 glaewbiger 6 also 9 sy fehlt 10 dannocht] doch jm] jhneun 12 thir] rucken Haben nun 13 thon, wie woellen wir uns denn understeen 15 das] dasselbige Amen] Das sey auff diß mal gnůg gesagt, woellen Got umb gnad anrueffen.

 

 

Am viertzehenden Sontage nach Trinitatis Ewangelion. Luce. XVII.

 

1526 [Seite 367]

[Luk. 17, 11 –19] Es begab sich, das der Herr raysete geen Jerusalem, zoch er mittenn durch Samarien und Galileam, Und als er in ein marckt kam, begegnetten jhm zehen aussetzige maenner, die stonnden von fernen und erhůben jhre stymme und sprachen: Jhesu lieber maister, erbarme dich unser.

       Und da er sie sahe, sprach er zů jn: Geet hin und erzeyget euch den Priestern. Und es geschahe, da sie hin giengen, [Seite 368] wurden sie reyn. Einer aber under jnen, da er sahe, das er gesundt worden war, kert er umb unnd preyset got mit lauterer stümm und fiel auff sein angesicht zů seinen fuessen und dancket jm, Unnd das war ein Samariter. Jesus aber antwort und sprache: Sind jhr nicht zehen rayne wordenn? wo sind aber die neün? Hat sich sunst kayner funden, der wydrumb keret unnd gaebe Got die ere, denn nur diser frembdlinger? Und er sprach zů jme: Stee auff, gee hin, dein glaub hat dir geholffen.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Wider Got und die schrifft bestettigen die Papisten hierausser die gezwungene beicht der sünden, gleich als weren wyr Judenn und priester auß dem Levitischen stamme.

       Es würt auch disen aussetzigen hie nicht geboten, das sie den aussatz anzaygen sollen, sondern, das sie reyn sind worden, und das thůn nach dem gesetze, Sie werden auch nicht gereynigett bey den Priestern, sondern in dem das sie zů den Priestern gehenn, nach dem worte und befelh Christi werden sie reyn. Darumb sind sie geraynigt durch das wort Christi auff dem wege, und nicht durch das anzeygen, das sie den priestern thetten, Wie dann Christus zů dem aynen sagete, der wider kame unnd dancket jm: Gehe hin, dein glaube hat dir geholffenn.

       Es werdenn auch nicht die andern, sondern der Samariter allein gelobet, der da zů dem rechtgeschaffenen Priester zů Christo widerkeret, unnd jm alles zůschreybet.

       Derhalbenn dye allso die beycht hierausser beftettigenn woellenn, die zeygen an, das sie schender unnd verkerer des wor tes Gottes sinnd, welche, so sie nichts für sich habenn, sůchen sie doch allenthalben, wie sie jr Tyranney mit gewalt und macht erhalten mügen.

       2 Hie hastu ein underschayd under denen, welchen durch das Euangelische wort geholffen wirt. Ettliche erkennen die gnad, Ettliche aber vertrawen auff die werck des gesetzes und kommen zů Christo nicht wider, Derhalben sind sie auch ynnwenndig vil krencker und unreyner dann die andern, wiewol man sie von aussen rein und gesundt achtet.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt aus der Predigt Euangelium von den zehn Aussätzigen (Unsre Ausg. Bd. 8, 336 ff.) der Abschnitt Unsre Ausg. Bd. 8, 354, 9 bis 386, 14 unter starken Kürzungen und mit nachstehend verzeichneten Abweichungen:]

       354, 12 zeychen zů thuen angefangen habe 18 vom end des neündten Capitels an biß an 31 ynn] unnd tzu] gen 355, 2 yhn (2.) fehlt 4 moechte. Nu beschreybet der Euangelist das Mirackel unnd spricht || Unnd da er in ein marckt kam 6 und erhůben jr 7 O fehlt gepieter] Meyster 17 ist (1.)] ich 27 als] also 32 die lieb 356, 4 tzu fehlt 7 vermůten 12 in nach hetten lauter] erhabener 13 ihn] im 18 ein gottis] Got 21 yhn] im 32 Wie Jacobus sagt. Wer da bitten wil, der bite im glauben, unnd zweiffel nicht, Denn wer da zweyflet (sagtt er bald drauff) der dencke nur nicht, das er etwas von dem Herrn empfachen [Seite 369] werde. || Darnach kommen 357, 10 gantz] gar 12 zůbitten 18/20 Aber bis dinge] Die Epistel zů den Ebreern spricht. Der glaube ist ein gewisse zůversicht, des das zůhoffen ist, und richtet sich nach dem das nicht scheinet. 25 hette 26 das (2.)] has 29 unempfindige 34 unempfinden 358, 17 yhr fehlt 19 kennt 24 ditz Castel] disen marckt 28 wie bis sagt fehlt 34 man gnade finden, fromm und selig werden wil. Uber dise 36 geleret 359, 2 Christus angesehen und erhoeret habe, und spricht also. || Und da er sie sahe 3 zaiget 5 Herr hie in disem exempel alle 7 disen 13 sagt es] uns 360, 3 leret 4/8 Joan. bis habe] im Johanne, Ein beyspil habe ich euch geben, das jr thůt wie ich euch gethan habe. Unnd balde hernacher spricht er. Ein new gebot gibe ich euch, das jhr euch undereynander liebt, wie ich euch geliebet habe, Dabey würdt yederman erkennen, das jr meyne junger seyet, so jr liebe under einander habt 11 nur (1.) fehlt 19/23 Gala. bis &c..] Einer trage des andern last, so werdt yhr das gesetz Christi erfüllen. Und zů den Philippern sagett er allso. Ein yeglicher sehe nicht auff das seyne, sondern auff das des andern ist. Unnd setzet uns daselbs Christum zum exempell Welcher ob er wol Got ware, sey er dennocht unser knecht worden, hab uns gedienet, und sey eines schendttlichenn todes für uns gestorben. 26 fur war] warlich 27 ein gůtten 33 Und darumb 361, 8 gleich wie kan] hat haben fehlt 9 der] die das er gibt] lasset 13 euch fehlt 15 Münich oder Pfaff werdent, disen den] jhenen 21 ich nicht 23 du fehlt 35 das nicht 362, 3 alß bis stet] wie auch Jacobus sagt jm ersten Cap. 4/363, 18 Dissen bis ist fehlt 29 diß stettle] disen marckt was bedorfftt ers? wer 32 nicht 364, 8 die da 10 hasset das opffer das vom raub kumpt. Ein 11 fast fehlt 15 schendtlich 19 das stettle] disen marckt 21 er der selbigenn 365, 3 man fehlt da] das 6 umb boeßere werck zůmeydenn, unnd so 23 setzen 26 als durch 27 also] all 32 nit uns 35 richte] raytze 366, 8/367, 32 Nu bis habenn] Sihe das ist aigentlich ein Christen leben. 33 thail auch sehen. || Der Ewangelist spricht also. || Unnd es geschah, das sye hyn gienngen, wurden sie rhayn. || Bißher 36 angenem 368, 3 sagt. Wer beharret biß ans ende 4 sihet zůruck, der ist nicht geschikt zům reich 14/17 Unnd bis eriagt fehlt 19 Wer sich last duncken, er stee, mag wol zůsehen, das er nicht falle 24 laß uns nichtt 33 safft] teuffe 369, 4 zappelts und erschreckt 6/371, 12 Alßo bis worden fehlt 13 Das bis gesagt] So woellen nu dise wort des Texts (Und es geschahe das sye hingiengen, wurden sie reyn) sovil sagen 22 nicht recht 23/30 Auch bis leutt fehlt 372, 10/19 Aber bis komet fehlt 23 yhn] jm 24/25 davon bis teyl] Folget nu weyter im Text 26/29 war bis yhm] gesundt worden war, keret er umb, und preyset Got mitt lautter stymme 373, 12 und jn der berauben 17 vertilgen 23/382, 15 Daruber bis sagen] unnd was sie sunst für wort geprauchet haben die hertzen der aussetzigen abzůwenden. Aber diser eynige wolt sich nicht lassenn von Christo abwenden, bleyb bestendig und überwand alle anstoesse des glaubens. 16 Samariter 31 Und für allen voelckern waren sie den Samaritern feyndt 33 Samariter (und so im folgenden) 383, 4 er fehlt 12 sie fehlt 20 verwerffen 21 verwerffen 22 das wil auch Christus da 23 Da bis sprach fehlt 24 denn] aber 24/26 Ist bis frembdling] hat sich sunst kainer funden der widerumb keret und gebe Got den preiß denn nur diser frembdlinger? 29 das das groß 384, 5 gewarnet 15 sach aber 28 Lieben bruder fehlt selber nicht (mein liebsten) sondern 29 zorn Gotes. Das seyndt aber die wortt, die der Herr zů dem Samariter saget, da er seine sache recht machet. || Stehe auff, gehe hyn, dein 34 bestaettet 385, 2 wie bis ist fehlt 8 die liebe 15/19 Ro. bis bewerung] Wir rhuemen unns auch der truebsalen, die weil wir wissen das truebsal brinnget die gedult, gedult aber bringt erfarung (das der mensch erfunden wirt rechtschaffen im grunde gůt, gleich wie das fewr bewerdt das gold recht gůt sey) die erfarung aber 20/26 Col. bis &c..] Zůn Colossern sprichtt er also. Wir dancken Got unnd dem Vater unsers Herrn Jhesu Christi, unnd bitten alletzeit für euch, nach dem wir gehoeret haben von ewerm glauben an Christum Jhesum, und von eüwr liebe zů allen hailigen, umb der hoffnung willenn, die euch bey gelegt ist im himel. || Und noch feyner sagt er zů den Thessalonichern. Wir dancken Gott alletzeit für euch alle, und gedencken eüwer in unserm gebet on underlaß, so wir eingedenck sind ewres werck im glaben, und ewer arbait in der [Seite 370] liebe, und ewer gedult inn der hoffnung, woelche ist unser Herr Jesus Christus, für got unserm vater. 28 gedultt eynher ghe. Also solt 386, 14 Amen.] Diß Ewangelion vonn den zehen aussetzigen ist weytter außgelegt inn einem sonderlichen buechlin oder Postillenn, das besihe ferrner.

 

 

Am fünfftzehenden Sontage nach Trinitatis Euangelion. Mathei VI.

 

1526 [Seite 370]

[Matth. 6, 24 –34] Jhesus sprach zů seinen Jungern: Niemand kan zwayen herrn dienen, entweder, er wirt einen hassen und den andern lieben, oder wirtt einem anhangen und den andern verachten. Ir künd nicht Got dienen und dem Mammon. Darumb sage ich euch: sorget nicht für ewer leben, was jhr essen und trincken werdet, auch nit für eüwren leib, was jhr antziehen werdet.

       Ist nicht das leben meer dann die speiße? unnd der leyb meer dann die kleydung? Sehet die voegel unter dem himel an, sie saeen nicht, sie erndten nicht, sie sammeln nicht in die schewren, und ewer hymlischer Vater neeret sie doch. Seyt jr dann nicht vil meer dann sie?

       Wer ist under euch, der seyner lenge ein elen zůsetzen müge, ob er gleich darumb sorget? warumb sorgt jr denn für die kleydung? Schawet die lilien auff dem felde, wie sie wachssenn, Sie arbeyttenn nichtt, auch nehenn sie nichtt, Ich sage euch, das auch Solomon in aller seyner herrlikayt nicht beklaydet gewesen ist als der selbigen eynes. So dann Got das graße auff dem felde also kleydet, das doch heüt steet unnd morgen in den ofen geworffen wirt, solt er das nichtt vil meer euch thůn, O jr kleinglaubigen?

       Darumb solt jhr nicht sorgen und sagen: was werden wir essenn? was werden wir trincken? womitt werden wir uns kleyden? Nach solchem allem trachten die Hayden. Dann ewer hymlischer vater wayß, das jhr das alles bedürffet, Trachtet am ersten nach dem reych Gottes und nach seyner gerechtigkeytt, so würdet euch solchs alles zůfallenn. Darumb sorgett nicht für den andern morgen, denn der morgend tage wirt für das seyne sorgen. Es ist genůg, das ein yegklicher tage sein eygen übel habe?

 

 

Summa des Euangelions.

 1 Man kan nicht Got dienen und dem Mammen, Denn wye Paulus spricht, die da reych werden woellen, die fallen in versůchung und stricke und vil toerichter unnd schedtlicher lüst, welche versencken die menschen yns verd erben und verdamnus, Denn Geytz ist ein wurtzell alles übels.

 [Seite 371]

2 Erbeytten sollen wir, aber Got die sorge lassenn, gleich wie ein Bawerßman, welcher wann ers alles than hat, wartett er nach von got die frücht und den schnitt. Aber hierinnen werden wir alle angefochten.

3 Seyteinmal Got kleydet und neeret die Creaturen, welcher schoepffer er ist, vil meer würt er uns kleydenn und neeren, wellicher vater er auch ist uber das, das er uns geschaffen hat.

4 Heydenn sind es und nicht Christen, die Got nicht vertrauen, sondern auff jre klůgkheyt und fürsichtigkeyt sich halttenn und verlassen.

5 Das sollen wir allein mit biten von Got fordernn, das wir durch den glauben seine kinder sein, So würt uns zeytlichs dinges alles gnůg zůfallen und geben werden von unserm vater. Die kinder sorgen nicht für sich, sondern der vater sorget für sy. Das ist ein grosse verhayssung und zůsage.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt die Bearbeitung des Unsre Ausg. Bd. 171, 414 –418 in Rörers Nachschrift mitgeteilten Sermons.]

       In disem Euangelio sehen wir, wie Got die Christen absonderet von den Hayden. Und dise leere gibt der Herr nicht den hayden, dann sie nemen sie nicht an, sondern seinen Christen ist sie geben, Die helt er aber nicht für seine Christen, die das wort allein hoeren, so, das sie es lernen woellen, und künnens nachsagenn wie die Nonnen den Psalter, Also hoeret der teüffell auch das Euangelion unnd das wort Gottes, ja er kans besser dann wir, kündts auch so wol predigenn als wir, wenn ers thůn wolt. Aber das Euangelionn ist ein solche leere, die da sol lebendig sein und in der that gehen, sol die leüt stercken und troesten, muetig und keck machen.

       Darumb die das Euangelion nur also hoern, das sie es wissen und von der weyßheyt Gottes reden künnen, die gehoeren nicht under die Christen, sondern die im allso thůn wie das Euangelion leeret, das sind rechtgeschaffne Christen, Aber der findenn wir seer wenig, vil sehen wir der, die es hoeren, aber es sind nichtt alle Christen.

       Nu wir woellen besehen, was der Herr für ein leer gibt in disem Euangelio. Erstlichen fahet er an an einem natürlichen Exempel, das wir alle bekennen muessenn, das es allso sey, es lerets auch die erfarung einen yegklichen, und spricht also:

       ‘Nyemandt kan zweyen herrn dienen, eyntweder er würt einen hassen und den andern lieben, oder würt einem anhangen und den andern verachten’.

Der nun wil zweien herren dienen, der wirt dyenen, das es nicht gedienet heist, denn es můß gewiß so geen, wie hie der Herr sagt. Man kan wol ein [Seite 372] knecht zwingen, das er ein werck thůe, das jm wider ist, und jhn zuethůn verdreüßt, aber gerne thuet ers nicht, er meynets auch nicht mit hertzen. Er kans wol thůn, so lange sein herre fürhanden ist, aber wenn er hinweck kompt, so eylett er darvon und machet nichts gůts. So wil nun der Herre, das der dienst sol auß liebe und willig geschehen, wo nichtt, so ist es nicht ein dienst. Dann das haben die leütt nicht gern, das man jnen mit unwillen ettwas thue. Das geschihet nu natürlich, und wir erfarenns auch teglich, das es also zůgeet.

       Ist nu dem allso hie undter den leütten, das niemandt kan zweyenn Herren dienen, vil mehr sol es mit dem dienste Gotes also zůgeen, das der dienst nicht getaylet sey, sondern willig und von hertzenn geschehe.

       Darumb setzet der Herr hinzů unnd spricht:

       ‘Ihr kündt nicht Got dienen und dem Mammon’.

Denn Got kan nicht leyden, das man nebenn jhm auch eynem andern [2. Mose 34, 14] diene, Er ist ein Eyfrer, wie er selbs sagt, kan nicht dulden, das eyner jm diene, unnd auch seinem feinde, alleyn mein, spricht er, oder laß gar sein.

       Sihe nun, wie fein hie Christus das Exempel einfueret. ‘Nyemandt’, spricht er, ‘kan zweyen herrn dienen, eintweder er würd einen hassen und den andern lieben, oder würt einem anhangen unnd den andern verachten, Ihr kündt nicht Got dienenn und dem Mammon’, Als wolt er sagen: wie es hie under den leüten zůgeet, also geets auch vor Got zů.

       Wir werden jr wenig finden, die nicht wider diß Euangelion sündigen, Der Herr fellet ein streng urtheyl, unnd das erschrecklich zů hoern ist, das er solches von uns sagenn sol, unnd nyemands wils doch bekennen, ja niemandts wils leiden, das man sage, das wir Got hassen und verachten, und daz wir seine feinde sind.

       Es ist keiner, wann man jn fragete, ob er Got liebete, unnd jm anhienge, er würde sagen: ja ich liebe jn? Aber sihe, wie der Text hie schleüsset, das wir alle Got hassen und verachten, lieben den Mammon und hangenn an dem selbigen. Aber Gott wirdt solchs von unns leyden biß zů seiner zeit, Wenn er die ersihet, wirt er dermal eyns mit feüsten darein schmeyssen, ehe wir unns umbsehen.

       Es ist unmüglich, das der, der gelt und gůt lieb hat und daran hanget, das er nicht Gott hassen solte? Denn er helt hie yr zwene gegen eynander, die zůsammen feind sind, und schleüßt: Wo du einen auß den zweyen liebest und jm anhangest, so můst du den andern hassen und verachten. Darumb wie hübsch einer hie auff erden lebet, und hanget doch am gůt, so kans nicht [Seite 373] anders gesein, er můß got hassen, Und widerumb auch, Wer am geldt und gůt nicht hanget, der liebet Got, das ist gewis.

       Aber wo sind sie, die Got lieben und nicht an gelt unnd gůte hangen? Sihe die gantz welt an, auch die Christen, ob sie gelt und gůt verachten. Es wil muehe haben, das Euangelion hoerenn und auch darnach thůn. Wir haben das Euangelion, gott sey lobe, das kan niemandt laucken. Was thůn wir aber darzů? Wir gedencken alleine darauff, das wirs lernen und wissenn, meer würt nichts darauß.

       Wir lassen uns duncken, es sey genůg, das wirß wissen, haben kaine sorge, das wir auch der mal eyns darnach thaetten. Darauff aber haben wir grosse sorg, wenn yrgendt einer ein guldin oder zwene, yha ein groschen kaum hat im fenster oder in der stuben lassen lygen, da sorget er und fürchtet sich, das im das gelt nicht gestollen werde, Aber des Euangelions künde er ein gantz jar über gerathen, und solliche gesellen woellen doch für Euangelisch gehalten sein.

       Hie sehen wir, was und wer sie seyndt. Wenn wir Christen weren, so theten wir jhm also: wir verachteten die guetter und sorgeten für das Ewangelion, das wir auch dermal eyns drynne lebeten und mit der that es beweysetten. Sollicher Christen sehen wir wenig, Drumb so muessen wir auch das urthail hoeren, das wir veraechter Gotes seynd und Gote hassen umb der reychtumber und guetter willen. Ey ein feiner rhům ist uns das, schemen solt wir uns jhns hertz hineyn, auß mit uns. Ey wie fein besteen wir nun, das haist, mayne ich, außgestrichen, was wir für früchtle sindt.

       Nun die welt kan jhren unglauben nicht bergen in den groben ausserlichen sünden. Denn ich sehe, das sie mer liebet eynen gulden denn Christum unnd all die Apostelen, wenn sie auch selbs da weren und predigten. Ich kan das Ewangelion taeglich hoeren, aber es schafft nicht taeglich nutz jn mir, Es mag aber wol kommen, wenn ichs ein gantz jar gehoere, das mirs auf eyne stunde der hailig gaist gebe, Wenn ichs nun dise stunde erlangete, so erlangete ich nicht allaine fünff hundert guldin, sonndern auch die reichthumer der gantzen welt. Denn was hette ich nit, wenn ich das Ewangelion hette? Got hette ich bekomenn, der macht silber und gold, der da hat alles, was uff erden ist. Denn ich hab ein solchen gaist enpfangen, da durch ich waiß, ich werde ewig erhalten werden, Das ist vil mer, denn wenn ich die kirche voler guldin hett. Sihe ob unser hertz nit ein schalck ist, voler boßhait unglaubens? Wenn ich ein rechter Christ were, so spreche ich: woelche stund das Euangelion kumpt, so kumpt mir hunndert tausent guldin, yha vil mer. Denn wenn ich disen schatz habe, so hab ich alles, was im himel und uf erden ist. Aber disem schatze můß man allaine dienen, denn man kan nit [Seite 374] Got und dem Mammon dienen. Entweder du můst Got lieben und das gelt hassen oder můst Got hassen und das gelt lieben, des und kain anders. Und der Herr gebraucht hie der Ebreischen sprach zůreden, woeliche wir nit im gebrauch haben. Mammon haist gůt oder reichtumber, und ein sollich gůt, des man nicht gebraucht, sonndern man helts zů eim schatz, und ist aigentlich das gelt und gutt, so man zu einem vorrath enhindern leget. Das thon nun Christen nit, die sammlen kain schatz, sondern sie bitten von Got das taegliche brot, Aber die andern lassen sich daran nicht benuegen, machen grossen vorrath, darauff sie sich mügen verlassen, wenn unser Herr gott heüt oder [Eph. 5, 5, Kol. 3, 5] morgen sturbe, das sie dennoch wüsten, wa hinauß. Drumb haist Sant Paul die reichtumber und den geytz ein Got diser welt und ein Abtgoetterey, damitt stimptt hie Christus und haists dem Mommon dienen.

       Wie geet nun das zů, das das Euangelion und Sant Paul. am allermaysten den geytz eine Abtgoeterey nennen, und ander sünden nicht, so doch unrhaynigkait, hůrerey, lüste, boeße begirde, unkeüschhait und andere laster mer wider Got sind? Uns zu grosser schande geschichets, drumb das das golt unser Gott ist, dem wir dienen, auff den wir vertrawen, und auff den wyr uns verlassen, der uns doch nit erhaltten noch erredten kan. Denn wenn gleich einer die reychtumber hette der gantzen welt, so ist er doch nit ein augenplick sicher vor dem tode.

       Was helffen den Kaiser seine grosse schaetze und reichtumber, wenn das stündle kumpt, da er sterben sol? Es ist ein schendtlicher, hessiger, onmechtiger got, der auch einem an eim geschweeren nit helffen kan, yha der sich selbs nit bewaren kan, da ligt er in dem kasten und last seiner warten, man můß achtung auff in haben. Der Herr, der in hat, mueß tag und nacht drauff sehen, das jn dye diebe nicht stelen, der onmechtige got kan jm noch niemandts helffen, Pfeü dich, des toden gottes, der auch in dem geringsten nit helffen kan, und ist doch so eckel und koestlich, last im grosse kesten und schloesser dafür machen, unnd sein herr můß des alle stund wartten und sorgen, das er nicht jm feür umbkomme oder jm sunst ein unglück widerfare. Ist diser schatz oder got an kleydern, so můß man seiner warnemen und bschützen vor den allergeringsten würmlin, vor den schaben, das jhn die nicht verderben noch vertzeren.

       Solten uns doch die wende anspeyhen, das wir mer trawen uff den got, den die schaben fressen und der rost verderbet, denn auff den Got, der da alles schafft und gibt, yha woelcher himel und erden und alles, was drinne ist, in der hand hat. Ist es nitt ein nerrisch ding umb die welt, das sie sich abwendett von dem waren Gott und trawet auff den schendtlichen Mammon, auf den armen ellenden Got, der im selbs nitt helffen noch sich vor rost [Seite 375] bewaren kan. O wie ein nerrisch ding ist das von der welt. Got schicket dem gelt und gůt manicherlay feynde zů, auff daz wir unsern unglauben und gotloß wesen sehen und erkennen sollen, das wir auff einen onmechtigen und gebrechlichen got trauwen, die wirs doch gleich so leichtlich künden zůkommen, das wir dem warhafftigen, mechtigen und starcken Gotte anhiengen, der uns alles gibt, gelt, gůt früchte, was wir dürffen, noch sind wir so nerrisch und machen goeter drauß, Pfeü dich du vermaledeyter unglaub.

       Andere sünden machen unns doch froelich, wir kriegen doch was davon, als mit fressen und sauffen, Item hůrerey, da hat doch einer zůzeiten ein frewde von, Item zorn buesset auch seynen lust, und andere laster mer, allaine in disem laster můß eyner dienen, geplaget und gemartert sein, on unnderlaß, es hatt einer kaine lust noch frewde dran, Da leyt das gelt uf einem hauffen und last im dienen, trutz das im einer ließ ein seydlin wein bryngen, da kumpt der rost und frissets, noch dennoch darf ers nit angreiffen, das er seinen got nicht ertzürne, Und wenn in nun seyne diener lang bewaren, so haben sie nichts mer denn yrgent eyn armen betler, Ich hab nichts, dennoch esse ich unnd trincke so wol als der yrgent einer. Wenn jhener stürbt, so nimptt er gleich so vil damit davon als ich. Und es geschicht gewiß, das die selbi gen leütte nimmer mer so wol und koestlich leben, alß offt die arme leütte, Wer richt das zů? Got der Herr verschafft es also.

       Da haben sie yrgend eine plage am leib, das sie nicht essen künden, da sind sie jnnwendig ungesundt, das in kain essen schmeckt, da haben sie ein boeßen magen, da fault ir lung und leber, da haben sie dise da jhene kranckhait, da feelet es in hie, da dort, und haben nimmer kaine froeliche gůtte stunnde, es gelust sie weder zů essen noch zůtrincken. Also geets denen, die disem gotte Mammon dienen. Der ware Got last seiner doch gebrauchen, dienet den leütten, aber der Mammon thůts nicht, der will nur stille lygen und last im dienen. Und umb der ursach willen haist das newe Testament den geytz eine Abtgoeterey, das er im allso will gedienet haben. Aber, Lieben und nichtt geniessen, das moecht den teuffel verdriessen, das widerferet nu allen den, die disen got, den Mammon lieben und jme dienen. Wer sich nun nicht schemet und rodt wirt, der hat ein eysserne stürn.

       So staets nun auff dem wortte dienen, denn es ist nit verpotten gelt und gůt zů haben, denn wir künden es nicht entperen. Abraham, Loth, David, Salomon und andere, haben vil gůts und gelts gehabt, und noch heütes tages findet man vil reycher leüte, die doch auch fromm sind, Aber es ist ein ander ding, gůt haben und dem gůtte dienen, Mammon haben und den Mammon [Hiob 1, 3] zů eynem got haben. Hiob was auch reich, hette vil gůts unnd war mechtiger denn alle, die gegen morgen woneten, wie forne an im bůch Hiob steet, dennoch [Seite 376] [Hiob 31, 24 ff.] sprach er: ‘Hab ich das gold zů meiner zůversicht gestelt, und zů den goldklumpen gesagt: mein trost? Hab ich mich gefrewet, das ich groß gůtt hete und meine hand allerlay erworben hette?’

       Summa Summarum, Das will Got, das wir dem gelt und gůt nicht dienen sollen, und nicht sorgen, sondern sollen arbaytten und im die sorge bevelhen. Wer gůtt hat, der sey ein herr desselbigen gůts, wer da dienet, der ist ein knecht unnd er hat nicht das gůt, sondern das gůt hat in, denn er darffs nicht gebrauchen, wenn er will, kan auch nicht andern damit dienen, yha er ist nicht also koen, das ers dürffte anregen.

       Ist er aber ein herre über das gůt, so dienet das gůt jm, unnd er dienet nicht dem gut, der darff dann des gůts gebrauchen wie Abraham, David, Hiob und andere reyche meer, und sorget allein auff den Herrn, wie [1. Kor. 7, 30] Sant Paul leret zů den Corinthern. Darnach hilfft er den armen von dem gůt und gibt denenn, die nichts haben. Wenn er einen sihet, der kein rock hat, so spricht er zum geldt: Heraus juncker gulden, dort ist ein arm nackennd man, der hat kein rock, dem můstu dienen, dort leyt eyner kranck, der hat kein labung, herfür juncker Annenberger, herfür juncker Joachims teler, jr muesset fort, hin und helffet jm, Die also mit jrem gůt umbgeen, die sind herrn jres gůtes, unnd das thun gewiß alle rechtgeschaffne Christen. Die aber vil gelt sparenn und ymmer gedencken, wie der hauffe groesser werde und nicht kleyner, das sind knechte.

       Der ist ein herr des Mammons, der jn angreyffet, der yhenigen halber, die es bedürffen, und laßts Got walten, der da saget: Gibstu, so gib ich auch, hastu nichts meer, so hastu ja noch mich, der ich noch gnůg habe, ja ich hab meer, denn ich vergeben habe und noch vergeben kan. Wir sehen hin unnd wider vil frommer armer leütte, nur darumb, auff das die reichen den armen sollen helffen und jn mit jren reichthumben dienen. Thůst du es nicht, so hastu ein gewiß zeychen, das du Got hassest.

       Wen das urtheyl nicht schrecket, welches er am jüngstenn gericht hoeren wirt, den wirt nichts bewegen. Denn also würdt er von Got hoeren mussen: Sihe du hast mich gehasset und geliebet den, der sich selbs nicht vor dem rost und schaben hat bewaren künnen, Ey wie fein wirstu da besteen.

       So ist nun das die maynunge, Guetter muessenn wir habenn, aber mit [Ps. 62, 11] dem hertzen sollen wir nicht daran hangenn, wie auch der Psalm sagt: ‘felt euch reichthumb zů, so henget das hertz nit daran’. Arbeytten sollen wir, aber für die narung nichtt sorgen. Das saget der herre jm Euangelion mit hellen, klaren worttn, da er also beschleüsset und spricht:

       ‘Darumb sage ich euch, sorget nicht für ewer leben, was jr essen und trincken werdet, auch nichtt für ewern leyb, was jr anziehen werdet’.

 [Seite 377] Unnd gebrauchet nu einer vernünfftigen natürlichen rede, damit er sie beschliessen wil, das sie für die narung nicht sorgen sollen, Denn die vernunfft můß da schliessen und zůgeben, das es also sey, wie er sagt, setzt grund und ursach seiner red und fragt:

       ‘Ist nicht das leben meer dann die speyß, unnd der leyb meer dann die kleydung?’

Als wolt er sagenn: Ir kerets gerad umb, Die speyß sol dem leben dienen, so dienet das leben der speyße, Also auch mit der kleidung, Die kleyder sollen dem leibe dienenn, so můß der leybe der kleidung dienen. So blindt ist die welt, das sie solches nicht sihet.

       Nu muessen wir hie wol acht haben auff die wort des Herren. Er spricht: sorget nicht, spricht aber nicht: erbeyt nicht, Sorg ist uns verboten, erbeyten aber nicht, ja es ist uns geboten und auffgelegt zů arbeyten, das uns der schwayß über die nasen fliesse. Got wil nicht haben, das der mensch sol muessig [1. Mose 3, 19] geen. Darumb saget er zů Adam: ‘Im schwayß deines angesichts soltt du dein brot essen, biß das du wider zů erden werdest, davon du genommen bist’. [Ps. 104, 23 f.] Unnd wie der Psalm sagt: ‘Wenn die son auffgeet, so geet der mensch auch an sein arbeyt und an sein ackerwerck biß an den abent’. Sorgen sollen wir nichtt, das ist uns hie verbotten, denn wir haben ein reychen got, der uns zůsagt speyse und kleydung, denn er wayß, was uns fehlett, ehe wir sorgenn und bitten.

       Warumb gibt ers uns denn nit on arbeyt? Darumb das es ym also gefelt, Er heysset uns arbeytten, und denn gibt ers, nichtt umb unser arbeyt willen, sonder auß seyner guete und gnade. Das sehen wir für augen, Denn wiewol wir alle jar arbeyten auff dem felde, so gibt er dennocht ein jar meher dann das ander, Darumb sein wir narren, ja wir handeln wider got, wenn wir sorgen, wie wir gelt und gůt zůsammen bringen, so uns doch got so reichlich zůsagt, er woell uns alles geben und überflüssig mit aller noturft versorgen. Moecht aber einer sagen: Spricht doch Sant Paul, wir [Röm. 12, 8. 11] sollen sorgfeltig sein? Als zů den Roemernn: ‘Regieret yemandt, so sey er sorgfeltig’, Und bald hernacher: ‘Seyt nicht trege inn ewerm fürnemen’. Item zů [Phil. 2, 20] den Philippern sagt er von Timotheo also: ‘Ich habe keinen, der so gar meines [2. Kor. 11, 28] synnes sey, der so von arte für euch sorget’. Unnd er selbs Paulus rhuemett sich, das er grosse sorge trag für alle gemaynenn'. Da sehet jr, wie wir dennocht auch sorgen sollen? Antwort. Unser leben und ein Christlich wesenn stehet in zwayen stucken, im glauben und in der liebe. Das erste geet auff Got, das ander auff den nechsten. Das erste sihet man nicht, und das ist der glaube, den sihet alleine got, Das annder sihet man, und ist die liebe, [Seite 378] die wir unserm nechsten beweyßenn sollen. Nu die sorge, so auß der liebe kompt, die ist gebottenn. Wenn ich glaube, das ich ein got habe, so kan ich für mich nicht sorgfeltig sein, Denn wenn ich glaube, das Got für mich sorget wie ein vater für sein kindt, was will ich mich fürchtenn? was darff ich vil sorgens? ich sprich schlechts: Bistu mein vater, so wayß ich, das mir nichts [Ps. 16, 8] arges widerferet, wie der Psalm sagt: ‘Ich habe den Herrn allzeyt für augen, Denn er ist mir zur rechten, Darumb werd ich wol bleyben’. Auch so hat er alles in seyner hand, darumb kan mir nichts gebrechen, er sorgt für mich.

       Wenn ich aber zůfare und wil selbs sorgenn, dise sorge ist alle zeyt wider den glauben, und derhalben verbeüt er auch dise sorg. Aber die sorge der lieb wil er gehalten haben, da wil er, das wir für andere sorgen sollen, jnen unser gůt und gaben mittheylenn. Bin ich ein regent, so sol ich für die underthanen sorgen, bin ich ein hausvater, so můß ich für mein haußgesinde sorgen, und so fort an, darnach ein yegklicher gaben von got entpfangen hat. Got sorget für alle, Und das ist ein sorge, die den glauben angeet, Wir sollen auch für einander sorgen, unnd das ist ein sorge der lieb, nemlich, wenn mir Got ettwas geben hat, das ich sorg, wie es andere auch überkommen.

       Man můß hie acht haben, das wir kein gloß machen, sonder schlechts also versteen, wie die wort lautten. Wir sollenn nichtt sorgen für narung. Got spricht: erbeytte, und gib du nicht, ich wil geben, gibt ers, so sorge du denn, wie du es recht außteylest, sorge nicht, das du es überkommest, sondern darnach tracht, wie dein haußgesind und ander dasselbig, so dir got geben hat, auch uberkommen, und sorge, das deyn haußgesind erbeyt und nicht ungezogen werd.

       Bin ich ein prediger, so sol mein sorge nicht sein, von wannenn ichs neme, das ich predige, denn wann ichs nichtt habe, so kan ichs nicht geben, [Luk. 21, 15] denn Christus hat gesagt: ‘Ich wil euch mund und weyßheyt geben, welcher nicht sollen widersprechen mügen noch widersteen alle ewer widerwertige’, Sonder hab ich das, so sol ich nu sorgen, wie es andere von mir überkommen, und das ich trachte, wie ichs jn auffs allerfroemlichste fürtrage, wie ich die unwissenden leere, die es wissen, vermane und anhaltte, wie ich die betruebten gewissen troest, die nachlessigen schlefferigenn hertzen auffwecke, unnd so fort an, wie Sant Paul than hat und seinen jungern Timotheo und Tito auch so zůthůn befolhen. Das sol mein sorge sein, nemlich, wie es ander von mir überkommen, Ich aber sol stůdieren und got bitten. Studieren ist ein arbeyt, die arbeyt wil er, das ichs thů sol, und wenn es jm gefelt, so wil er geben, Es kan wol kommen, das ich lang studiere, und er gibt dennoch nichts, Uber ein jar oder zwey, und wenns jme gefelt, gibt ers haeuffig und überflüssig auff ein stunde.

       [Seite 379] Also thů im auch ein haußvater, der wartte nur seines thůns, das im befolhen ist, und laß unsern Herrgot sorgen, wie ers gebe. Wenn ers gibt, denn so sorge er, wie ers andern, seinem haußgesinde gebe, und sehe darauff, das es keinen mangel habe an leib und seele. Das meynet der Herr hie, da er spricht, wir sollen nit sorgen für speyße und kleydung, aber gearbeyt wil er haben, das ist kurtzumb, denn du můssest lang hinder dem ofen ligenn, das dir ettwas geben würde, wenn du nicht ackerst noch arbeytest. Got kündte dich wol erneeren on arbeyt, kündte dir wol gebratens und gesotens, korn und wein auff dem tische lassen wachsen, aber er wils nicht thůn, er wil, das du arbeyten soltt und inn disen sachen deyner vernunfft gebrauchen.

       Also geets auch mit dem predigen zů unnd mit allen andern dingen. Er gibt uns wole, die last er uns wachsen an den schaffen, aber es wirt nicht als bald tůch drauß, wir můssens arbayten und tůch drauß machen, wenn das tůch da ist, so wirt nicht bald ein rock drauß, der schneyder můß in vor machen. Unnd so fort an mit allen dingen handlet Got also, das er will sorgen und wir sollen arbaitten.

       Des haben wir ein Exempel vor augen vol auff, und sonderlich ertzelet er jhr zway daher, die solten uns billich schamrot machen, nemlich von den voeglen und von den plůmen uff dem felde.

       Von den voeglen spricht er also:

       ‘Sehet die voegel under dem himel an, sye seen nicht, sye erndten nicht, sie samlen nicht jhn dye scheüren, und ewer himlischer Vater neeret sye doch’.

Alls wolt der Herr sagen: Yr habt noch nye kain vogel gesehen mit einer sichel, der da hette eyngeerndt und in die scheüren gesamlet, die voegel arbaytten auch nit wie wir, noch werdenn sie dennoch erneret, Damit wil aber der Herr nicht, das wir nicht arbaitten sollen, sondern will uns mit disem Exempel der sorg entnemen, Denn ein vogel kan nit ackerwerck treyben wie wyr, doch ist er nit one arbait, sonndern er treybet das, datzů er geschaffen ist, nemlich, das er junge zeüge, sie ernere und singe unserm Herr Got ein lyedlin dafür, Hette im gott mer arbait auff gesetzt, so thaet es auch mer, fruee staetts auff, setzet sich auff eyn zweyg und singet den gesang, den es gelernet hat, und waist von kainer speyse, sorget auch nicht drauff, darnach wenn es hunngert, so fleügt es dahin und sucht ein koernlin, da hat im Got yrgendt eines hingelegt, darauff es nye gedachte, da es sange, und hette doch ursach gnůg gehabt, das es für die narung gesorget hette. Ey schemet euch nun, das die voegelin frümmer und glaeubiger sind denn jhr, die sind froelich und singen mit frewden, und wissen nicht, was sie zů essen haben.

       [Seite 380]

 Das ist uns zů einer mechttigen grossen schannde gesagt, das wir nicht künden so thon, wie voegelin thon. Es solt sich eyn Christ schemen vor eim voegelin, woellichs die kunnst kan, die es nie gelernet hat. Wenn du im lentz, da die voegelin am hüpschten singen, zů einem sprechest: wie singestu so froelich, hast du doch noch kain thrayde in der scheüren? es wurde deiner spotten, Es ist ein gewaltig exempel, es solt uns warlich für den kopff stoßsen, unnd uns raytzen Gotte mer zů vertrawen, denn wir thueen. Darumb beschleüst er auch mitt eynem hefftigen spruch unnd sagt:

       ‘Seyt jhr nicht vil mer denn sie?’

Ist uns das nicht ein grosse schande, das uns der Herr die voegelin zue maistere macht und fürhelt, das wir erst von in lernen sollen, Pfeü des heßlichen schendtlichen unglaubenns, die voegel thon, was sie sollen, wir aber nicht. [1. Mose 1, 28] Im ersten buech Mose haben wir ein gepot, das wir herrn sind uber alle Creaturen, und die voegel sollen unsere herrn sein in der klůghait, uß mit dem hailosen unglauben, Got macht uns zů narren und setzet unns die voegel für, das sie unsere maistere sind und uns regieren, die wir regieren solten, nur das sie uns antzaigen, wie wir dem Mammon dyenen und den rechten warhafftigen Got verlassen. Nun folget das ander Exempel von den plůmen auff dem felde, unnd lautet also:

       ‘Wer ist under euch, der seiner lenge eine elle zůsetzen müge, ob er gleich darumb sorgett? warumb sorget ir denn für die klaidung? Schawet die lilien uf dem felde, wie sie wachsen, Sie arbaytten nicht, auch naehen sie nicht, Ich sage euch, das auch Salomon in alle seiner herrlichkait nit beklaydet gewesen ist als der selbigen eins. So denn Gott das graß auff dem felde also klaidet, das doch hewtte steet und morgen in den ofen geworffen wirt, soltt er das nit vil mer euch thon. O ir klain gleubigen?’

       Als wolt er sagen: Das leben ist nicht ewer, der leib auch nit, jhr kündt euch nicht einer elen lenger oder kürtzer machen, noch sorget jr, wie jhr euch klaiden müget. Sehet auff die plůmen uff dem felde, wie die geschmuckt und geklaidet sind, noch thůtt jr kaines etwas dartzů, sie naehen noch wyrcken nit, dennoch sind sie schoen getzieret. Damit wil der Herr aber mals nicht, daz wir nicht naehen und wircken sollen, sondern wir sollen arbayttenn, spinnen und naehen, aber sorgen sollen wir nicht. Das uebel, das wir haben, ist unser arbait, woellen wir noch dartzů sorgen, so thůen wir ser naerrisch. Denn es ist gnůg, das ein yegklicher tag sein aygen ubel habe.

       Ich maine, das sey auch ein trotz gepotten, das die pluemlin da steen, und beschemen uns und werden unsere maister, Danck habt ir pluemichen, die [Seite 381] ir von den kůen gefressen werdett, unnd Got euch so hoch erhebet, das ir unsere maistere und lerer werdet, Pfeü das uns die erde tregt, ist das uns ein eere, so wayß ich nicht. Wir můssen da bekennen, das das geringste pluemlin, woellichs eine kůe oder schaff mit fuessen thritt, unnser schůlmaister werden sol, Seynd wir nicht feyn leütte? ich maine auch? Und setzet nach eben hintzů den reichsten, mechtigsten künig Salomon, der auffs koestlichste mit purpur und gold beklaidet was, das des schmuck nicht sol dem pluemlin vergleichet werden. Ist das nicht ein grosses, das die zierde der pluemlin auff dem felde hoecher geacht seyn soll denn alle edle gestayn, denn gold unnd silber?

       Wir seind aber so plind, und sehens nicht, was got damit haben will, und wie ers mainet. Das pluemlin stett da, das wir es sehen sollen, pocht uns und sagt: Wenn du gleich den schmuck der gantzen welt an dir hettest, so bist du mir noch nicht gleich, woellichs ich da stee, und sorge nicht, von wann mir diser schmuck kome, bekümmere mich nichts drumb, da stee ich allaine, und thůe nichts dartzů, Und ob du gleich schoen geschmuckt bist, so bist du doch ungesund und dienest dartzů dem onmechttigenn Mammon, Ich aber bin frisch und hüpsch, und diene dem waren rechten Got. Sehet so ein heßlich schentlich ding ist es umb den unglauben. Das sind trefliche, gewalttige Exempel zway, von den voeglen und plůmen, Die voegel geen auff die speise, dye plůmen auff die klaidung. Und in dem gantzen newenn Testament ist uns unsere schande nit so aufgedeckt und für gehalten als eben in disem Euangelio. Aber es sind ir wenig, die das versteen. Auß disen Exemplen und gleichnissen schleüst nun der Herr und sagt also:

       “Darumb solt jhr nicht sorgen und sagen: was werden wir essen? was werden wir trincken? wa mit werden wir unß klaiden? Nach solchem allem trachten die Hayden. Denn ewer himlischer Vater wayst, das jhr des alles bedürffet. Trachten am ersten nach dem reich Gottes und nach seiner gerechttigkait, so wirt euch sollichs alles zůfallen. Darumb sorget nicht für den andern morgen, denn der morgent tag würdt für das seyne sorgen. Es ist gnůg, das ein yegklich tag sein aigen ubel habe”.

       So ist nun das die Summa Deß Ewangelions: die Christenn sollenn nicht sorgen fuer die narunng, Gott sorgett für sie, das ehe sie dran gedenncken. Aber arbayttenn sollenn sie, ist jhn gepotten. Das sey gnůg von disem Ewangelio. Got woelle unns gnade gebe, das wir der mal eyns auch dartzů thaetten unnd das Ewanngelion uns nicht allaine jhn den oren und auff der zungen blybe, sondern jhns hertz kaeme und frisch mitt der thatt heerausser breche. Das gebe Gott. Amen.

 

 [Seite 382]

 

Am Sechtzehendenn Sontage nach Trinitatis. Ewangelion Luce VII:

 

1526 [Seite 382]

[Luk. 7, 11 –17] Es begabe sich, das der herre in ein stat mit namen Nain gieng, unnd giengenn seyner Junger vil mit jme, unnd vil volcks. Als er aber nahenn an das thor der stadt kame, Sihe da trůg man einen todten herauß, der ein eyniger son seyner můter war, und sie war ein wittwe, und vil volckes auß der stat gieng mit jr. Unnd da sie der Herr sahe, jamerte es jn, und sprach zů jr: Wayne nicht. Und trat hinzů unnd ruerete den sarch an, unnd die treger stůnden. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auff. Und der todt richtet sich auff und fieng an zů reden. Und er gabe jn seyner můter, und kam sie alle ein forcht an, und preyseten Gott und sprachenn: Es ist ein grosser Prophet under uns auffgestanden, unnd Got hat sein volck heymgesucht. Und dise rede vonn jme erschal in das gantz Jüdisch landt und in all umbligende lender.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Die liebe ist der art, das sie jr selbs vergisset und nympt sich des nechsten dürfftigkeyt und noth an. Also thůt hie Christus auch, wickelt sich in die not der widtwen und helt jr betruebtnis, als were es sein aygen.

 

 

Heymliche deüttung.

Die lüst, so wir von Adam entpfangen haben, tregt uns von stund an zum grabe und helt uns stets im tode. Da ist kain andere hilff noch rath denn die barmhertzigkeyt Christi. Wenn der uns anrueret im hertzen, so legt sich die ungestuemigkeyt der lüste nider. Dann durch sein stymme, das ist, durch die predig seines worts, welches mit krafft das hertz rueret, werdenn wir die wir tod waren, widerumb lebendig gemacht zů seiner eer und herrligkeyt.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt die Bearbeitung des Unsre Ausg. Bd. 171, 419 bis 423 aus Rörers Nachschrift mitgeteilten Sermons.]

In disem Euangelio sehet jr, wie uns der Euangelist abermals ein Goettlich mirackel fürhelt, damit er uns reytzen wil, das wir auch unser hertze zů Got richten sollen, wo es unns so zů stuende, wie es mit diser widtwen dazůmal zůstůnde, Denn das ist nicht umb der widtwen willen geschriben, sondern umb der willen, die das Euangelion hoeren würden biß ans ende der welt, under welliche wir auch gerechnet sein.

       [Seite 383] Erstlichen sihest du hie, was disem weyb für ein wolthat und gnade von Christo erzeyget wirt, das wir warlich bekennen muessen, das sie es nicht verdienet, denn sie geehet da zů der stadt herauß mit jren freünden, da nichts ist denn heülen und weynen, Die gůte fraw hat auff nichts wenigers gedacht, dann das sie solt jren son lebendig wider in die stat fueren, und darumb begeret sie es auch nicht, bittet auch nicht darumb, vil weniger hat sie es verdienet, Sie hat nie darauff gesunnen, das Christus daher kommen solte, ja sie hat Christum nicht gekandt noch von jm ettwas gewist, das er den leütten haelffe, da ist all verdienst und bereyttung auffgehaben.

       Das ist nu alles darumb geschriben, das wir lernen sollen, das gleich wie hie diser witwen die wolthat umb sonst und lautter auß gnaden widerferet, alleinn, das es Christum jamerte, wir auch hierauß schliessen künnen ein gemeine Regel in allenn wolthaten Gotes, das sie uns alle widerfarn on unser verdienst, auch ehe wir sie sůchen, er legt den grund und fahets an. Was ist aber die ursach? Es jamert jhn unser. Also bleibet es Gotes gnade, sonst wenn wirs verdieneten, wer es kein gnade, und geschicht darumb, das wir zue jm sprechen künnen: Du bist ein gnediger Got, du thůst wol auch denen, die es nicht verdienen.

       Dise predig duncket uns leicht, aber wo sind sie, die es mit hertzen maynen? wenn wir glaubten, das uns alles aus gotes gna- de und barmhertzigkeyt widerfuere, so giengenn wir teglich inn sprüngen, das hertz würde sich erheben und stets im himel sein. Wenn wir nu dermal eins dahin kommen, da werden wirs sehen, das es also ist, yetzt glaubt es niemand, Der Got diser welt, der Teüffel, hat so grosse gewalt auff erden, das wir gottes werck nicht sehen noch erkennen, Darumb gen sie auch uns nit zů hertzen, wir mißbrauchen der wolthaten gotes, und sind gantz undanckbar gegen jm.

       Wenn ich nur daran gedechte, das er mir augen geben hette, warlich, so ein grossen schatz, so wer es nit wunder, das ich mich zů todt schemete von wegen der undackbarkeyt, das ich jhm noch nie umb dise wolthat gedancket habe. Aber wir sehenn die wolthat und den edlen schatz nicht, es ist zů gemayn. Wenn aber ein mal ein blindes kind geborn wirt, da sihet man, was fuer ein schmertzen vorhanden ist, und was für ein koestlich ding es ist umb ein auge, und was es für ein goettliche gabe ist ein gesund frisch gesicht, es dienet uns durch all unser leben, und one das moecht einer lieber todt sein, noch ist niemands, der Got da für danckete. Sihe den gantzen leyb an, so würdest du überal Gottes gnade und guete spüren.

       [Ps. 33, 5] Darumb spricht auch der Psalm: “Die erd ist vol der guete des Hernn”. Der hat reyne augen gehabt und tieff künnen sehen, das die gantz welt voller guete und wolthat Gottes gewesen ist.

       [Seite 384]

Von wanne ist aber dise guete kommen? haben wirs verdienet? Nein, sondern es hat Got also wolgefallen, der würffett seine gaben also in die welt, die ergreüffen so schier die undanckbaren als die danckbarn. Es verdreüsst uns, wenn wir ain oder zwen guldin, ja noch weniger, sollen wegk werffen oder auch noch armen leütten geben, wie vil würfft wol Got teglich für gaben in die welt, und niemandt ist, der jm umb eine danckete? ja wer erkennet es doch?

       Also mügen wir alle Creaturn ansehen, da werden wir reychlich Gottes guete [Matth. 5, 45] jnnen mercken. Christus spricht in matheo: “Er lest sein Sonne auffgeenn über die boesen und die gůten und laßt regnen über die gerechten und ungerechten”. Als woelt er sagen, er schlechts in die rapus, Wer dancket jm aber eins darumb? Er erleücht meine und deine augen, niemand aber erkent es, das es Gottes gabe sey. Wenn die Sonn einen morgen nicht auffgienge oder drey stunde zů langksam, was würd da für ein jamer und not werden? wie würden wir das maul und augen auffsperren? da würde yederman sagen: Got sey danckt und gelobt, der uns ein solchs liecht ufgesteckt hat, Aber dieweil es taeglich geschicht, das die Sonn zů rechter zeyt auffgeet und scheinet, so ist niemandt, der es für ein wolthat achtet.

       Also ist es auch mit dem regen, mit dem gedrayde auff dem feld und mit allen Creaturn, Es sind der gůter zůvil, wir werdenn mit wolthaten teglich überschütt, und derhalben verblenden wir.

       Zů zeytten lest Got yergent einen menschen in augst unnd not, in schmertzen und betruebtnus fallen, das die welt sey, als het sie keinen Gott, machet yergent einen blindt, lam, wassersüchtig, last yergent einen sterben, als hie der witwen sone, es sind seyne Creaturen, er mags damit machen, wie er will. Nu warumb thůt er denn das? Er thůts nur zů einem überfluß, das wir je seine guete [Joh. 9, 2] spüren sollen. Darumb da die junger in Johanne den Herren von dem blinden frageten, ob er oder seine eltern gesündigt hetten, anttworte der Herr und sprach: “Es hat weder diser gesündigt nocht seine eltern, sondern das die werck gotes offenbar würden an jm”, Als woelt er sagen: Got wil gepreyßet werden in disem blinden, Denn Gott sihet, das die schetze der gantzen welt uns nit bewegen, darumb thůtt er das zů eim überfluß, auß lauter gnad, das er uns ein blinden für die augen stelt, auff das wir sehen sollen, was wir für ein edlen schatz haben an unserm gesicht, ob wir seine gnad und wolthat nit künnen erkennen am frommen, das wir sie doch am schaden merckten. Darumb můst diser blind sein, auff das die andern sich erkenneten und spraechen: Ach du guetiger got, was hab ich für ein koestliche gabe, wie ein guet ding ists umb ein gesunden leyb, umb ein frisches gesicht? Aber niemand nimpt es zů hertzen, ja wir sagen wol: haben doch die kuee auch augen? Nu wenn du blindt werst, [Seite 385] du würdest den schaden wol entpfinden, den du yetzt, weyl du gesundt bist und mit wolthat Gottes überschütet, nit entpfindest.

       Also ist es hie auch geschehen mit diser wittwen, an der sich Got last sehen, was er für ein Got sey, was er von uns halte und was wir von im halten sollen. Dise fraw hat zway unglück auff dem halße. Zům ersten ist sy ein witwen, das ist unglicks gnueg eynem weibe, das sie verlassen ist und allaine, hat niemantt, zů dem sie sich trosts versehen dürffte. Und derhalben wirt Got in der gschrifft vilmals genant ein vater der witwen unnd der [Ps. 146, 9] waysen. Als im Psalm “Der Herr bewart frembdlinge und waysen und hebt auff die witwen”. Zům andern, Sie hat nun ein einigen sun, der stirbt ir, der doch ir trost hette sein sollen. Nun Got feret zů, nimpt jr den man und den sun hinweg, Sie hette vil lieber hauß und hoff verloren, yha jren aigenn leib, denn disen sun und den man, Der Herr kerets aber umb, Da der man lebete, erkannte das weib nicht, was es für eine gab were, ein man haben, da er aber starbe, da erkannt sie es erst, da er lebete, gedachtte sie: O haben doch andere weiber auch maenner, maynete ir man, were wie andere maenner, aber darnach da er starbe, wurd sie gewar, was sie für ein man verloren hette.

       Also auch da der sun frisch und gesund ware, erkante sie nitt die gabe Gottes, da er aber starbe, da sihet sie erst, was sie für ein schatz verloren haet, vorhin hette sich nicht vil dran gewendet, aber yetz da er tod ist, wendet sie wol alles gůt dran und sich selbs. Also geet mit uns auch zů. Yr sind vil, die yetz nicht zehen guldin dran wagen, das ir kind moechte ertzogen werden, wenn das kind stürbet, so wünschen sie und sagen: O wolte Got, das er lebete, ich doerffte hundert guldin drumb geben, Warumb hastu nicht vor dartzů thon, das er etwas gelernet hette? Was ist die ursach? Du erkennest die wolthat und gaben Gottes nicht. Summa Summarum, welt bleibt welt, da württ nichts annders auß.

       Nun, das weib gieng noch daher und wiste nit, was ir Got geben hette, aber sie můst es bald erfaren, Denn ee sie sich umb sihet und am sichersten ist, da kumpt Got daher, mustert das weib ein wenig, leret sie mores, nimpt ir den man unnd den sun hinweg. Das ist uns alles darumb geschriben, das wir ein Ex- empel nemen sollen und Got lernen erkennen, wenn er uns gůt gibt, gesunden leib, frisch gesicht unnd ander wolthat mer ertzaiget, das du wissen solst, er gebe es nicht darumb, das du dich hierinne frewen solst, sondern das du wissest, was von im zůhalten ist. Wenn er dir ein glyd weg nimpt, last dir das weyb sterben oder verderbet dir yrgent ein auge, das geschicht alles darumb, das du sehen mügest, was du gehabt hast.

       [Seite 386] Und das ist nun die gemaine lere durch alle Euwangelia, das wir sehen, was wir für ein Got haben. Das würt uns hie in dysem Euangelio auch angetzaiget, das er nyemant verlassen wyll, da last er das weib auff ein newes sehen, was sie für einen Got habe. Denn da diß weib nun verlassen was, hete kain man noch kainen sun mer, da beweist sich Christus gegen ir, wie er mit jhr dran sey, und sagt: lerne glauben, vertrawe Gott, erkenne jhn, bey woelchem tod unnd leben ein ding ist, hab ein gůtt hertz, sey gůts můts, weyne nicht, es hat kaine not, feret zů und erweckt den verstorbenen und gibt in seyner můter wider.

       Durch dise und der gleichen mirackel zaiget Got an, das das hertz lerne, wie es sich gegen Got haltten sol, und was es sich zů jm soll versehen. Da diß weib darauff stonde, es were nun verloren mit jhrem sune, es were unmüglich, das sie jhn wider lebendig uberkommen soltte, Yha wenn einer zů jhr gesagt hette: ehe ein stunde hingeet, soll dein sun wider lebenndig werden, so hette sie es noch für unmüglich angesehen unnd gesagtt: es ist müglicher, das der himel einfalle, denn das mein sun wider lebendig werde, Sehet, da kumpt Got, ee sie sich umbsihet und thůt, das sie nimmer mer als ein unmüglich ding hete von im dürffen bitten, und macht ir den sun wider lebendig.

       Warumb thůt doch Got das? darumb, er last den menschen in solliche gferlichkaitt und angst so tieff fallenn, das gar kain raht noch hilffe mer da ist, und will doch, das wir nit verzweyflen sollen, sondern dem vertrawen, der da auß eynem unmüglichem ding ein müglich und auß nichts ettwas machen kan. Wenn du in sünden steckest, so tieff und hart, das dir auch dein hertz abesagt aller gnad und barmhertzigkait Gotes und lassest dich duncken, es sey nu auß mit dir, wie denn in sollicher anngst und not vil gewissen stecken, So kere umb und sihe hieher, wye freüntlich und guetig sich Got durch den Christum in den euangelijs last abmalen, auff das du ye mercken solst, er maine es hertzlich gůt mit dir, und das er nitt da sey, dich zůverdammen oder zů verwerffen, sondern ewigklich auch an der seele zůerhalten, Denn datzů werden uns solliche Mirackel unnd wunderwerck fürgehalten, und datzů dienen sie auch das wir sehen sollen, wie Got hie diser Wytwen leyplich durch den Christum hilfft, also will er uns auch nit allain leiplich, sondern auch vil meer gaistlich und an der seele helffen ewigklich, wa wir uns des nur zů jm versehenn.

       Es seind aber alle mirackel und werck Gottes in unsern augen für unmüglich geacht, und sind auch der natur unmüglich zůbegreiffen, und das darumb, auff das Gott ein allmechtiger schoepffer erkannt werde, der auß eynem nnmügliche dinge eyn müglichs und auß nichts etwas machen künde. Es ist unmüglich, wenn ich gestorben bin, das ich solte widerumb lebendig werden, [Seite 387] und wenn ich gleich alle Engele unnd hayligen dartzů anbetete, so wirdt dennoch nichts drauß, Wo ist nun der freye wille? Noch dennoch soll ich im tode sprechen: Ich werde leben, nicht durch mich, sondern, das ich waiß, das mein Got also geschickt ist, der doch nicht auß holtz, das vor augen leyt, ettwas mache, sondern seyne natur und art ist, das er ein müglich ding machen kan auß einem unmüglichen und ichts uß nichts schaffen, sunst were er nit ein warhaffttiger rechter Gott.

       Darumb wenn der tod hie wer, und ich kündt mit nicht mer leben, so můß ich wissen zůsagen: dennoch leb ich und wil leben, also das der tod, der umb mich ist, sey wie ein fincklin feürs, und das leben wie das moer groß. Das kan nun die vernunfft nit begreyffen, wie es zů gee. Aber wer den glauben hat, der weist das gewiß, dem wirdt der tod wie ein füncklin fewers, das da miten im moer ist, woelchs da verlischet in eym augenplick. Gott ist allmechttig, der nun glaubet, der ist in Got, drumb ist er auch im lebenn, und wenn er gleich mitten im tode were. Ein armer, der da gla- bet, der gedencket, wie diser hie im tode: O armůt ist wie ein fincklin fewrs und das reychtumb wie das moer. Nun ist es umb eyn augenplick zůthon, das die armůt undergeen wirt, und ich werde reich werden, denn durch den glauben hat in Got gantz und gar umbgeben, woelcher alles hat in seiner hand und gewalt.

       Also auch mit der schande, wenn eym sein geschray und gůt gerůcht undergeet, so mainen die leütte, es werde nimmer mer widerkommen, glaubst du und hengest an Got, so ist es umb ein augenplick zůthon, so bist du wider in grossen eeren. Denn er kan die kunst unser Herr Got, das er auß einer unüberwindtlichen armůt großses reichtumb, auß grosser schande unseglige eere kan machen. Also ist es auch mit der sünde, Wenn du glaubest, so ist die sünde gegen der gerechtigkait wie ein fincklin fewers gegen das gantze moer.

       Das sehet ir hir feyn an disem weibichen, das ist umbgeben mit treflichen grossen schmertzen und angst, das sie auch duncket, Got, himel, erde und alles sey ir entgegen, Sihett sie dreyn nach dem flaisch, wie es vor augen, so můß sie schlyessenn, es sey unmüglich, das sie von solcher angst entlediget werde. Da ir aber der sun vom tode erwecket ward, da was sy nicht anders, denn als lachete mitt ir himel und erde, holtz und stayne, und alles were fro mit yhr, da vergaß sie alles schmertzens und leyden, das gyeng gar hinweg, gleich als ein füncklin fewres verlischet, wenn es miten ins mer felt. Drumb [Jes. 54, 7 f.] sagt Got im propheten Jsaia: ‘Ein augenplick und ein klaine zeit hab ich dich verlassen, aber nichtz dester weniger wil ich dich mit grosser guete und erbarmung wider versamlem, In einem augenplick meins zorns hab ich mein angesicht ein [Seite 388] wenig vor dir verporgen, aber mitt ewiger erbarmung hab ich mich über dich erbarmet’.

       Das sehe ich aber nit, ich laß mich duncken, der augenplick sey ein ewigs ding vor Got, aber er ist nur ein augenblick und folget vil frewde hernacher, [Ps. 8, 6] Wie auch der Psalm sagt ‘Du würst in ein wenig lassen manglen an Got, aber mit eeren und schmuk wirst du in kroenen’. Aber das ist uns noch alles verborgen unnd sehens nicht, wie hye dyses weib.

       Diser gestorbne son ist mitten jm leben, denn got hat jn inn seyner schoß, denn er hats im willen, er wolt jn erwecken, es ist ein füncklein vom tode da, und der todt umbringet yhn ein wenig, das sahe niemandt, da er aber nu lebendig war, da ward offenbar, was vor aller welt zůvor verborgen ware.

       Also handlet got auch mit uns gewißlich, Da solten wir lernen, was wir für ein Gott hetten, nemlich der uns umbgibet und umb uns ist auch in den allergroesten geferligkeyten und angsten, Derhalben so einer arm ist, steckt in sünden, leytt jm tode, ist in betruebtnus und ander anfechtung, so gedenncke er, es ist ein übergang, es ist ein troepflein, ein füncklein, denn Gott hat in umb und umb umbgeben mit eyttel reychthumb, gerechtigkeyt, leben und frawde, alleine das er michs nicht sehenn lasset, aber es ist umb ein kleine zeyt zůthůn, so werden wirs sehen und innen werden. Also hastu hie ein Exempel, nicht des glaubens, sondern der lauttern gnade und guettigkeyt gottes. Nu muessen wir auch ein wenig von dem geystlichen verstand oder heimlichen deüttung sagen.

 

 

Heymliche deüttunng.

Alle werck und mirackel, die Christus also sichtbarlich unnd eüsserlich thůt, die sollen dahin gezogen werden, das sie anzaygen die werck, die er unsichtbarlichen und geystlich oder jnnerlich bey den menschen thůt. Darumb bedeütt hie diser leyplich tode den geystlichen todt der seelen, den man glaubenn můß. Dann kein mensch kan dem andern in sein seele sehenn, dieweyl wir leben, aber wenn wir todt sind, so haben wir andere augen, da sehen wir denn, das die gantz welt todt ist. Darumb sprache der herr zů eim schrifftgelerten, [Matth. 8, 22] der vorhin geen wolte und seynen vater begraben: ‘Folge du mir und laß die todten jre todten begraben’.

       Difer Jüngling hie ist leyplich todt, den man hin zum grabe tregt, Es sind aber auch ettliche jnnerlichen todt für Got, die doch noch hie leyplich leben, und das ist ein todt an der seele.

       Dise seele ist todt, die da nicht in got glaubet, und nicht an yme hanget, Denn die in got glaubet, wenn sie gleich mitten jm tod ist, so lebet sie dennocht, wie daoben gesagt ist.

       [Seite 389] Mit disem geystlichen tode gehets zweyerley weyß zů, Ettliche sind todt an der seele, aber man sihets nicht, wie man den leyplichen todt sihet, und sie selbs auch sehens noch entpfindens nicht, Also ist die gantz welt todt, aber sie entpfindet es nicht. Darnach sind ettliche auch geystlich todt, die entpfindens wol, als welche das gesetz recht troffen hat. Wir redenn hie nichtt von denen, die disen todt nit achten, sondern von denen, die da entpfinden, das sie todt sind, den das hertz zappelt, und die da in jrem gewissen entpfinden, das sie ein unglaubig hertz habenn. Der ist vil anders todt, denn der es nicht entpfindet und doch ymmerdar im sauße lebet. Der es nun nicht entpfindett, dem kan man nicht helffen, denn er erkennet sein kranckheyt nicht, lebet dahin, acht weder Got noch der welt, Der aber disen todt entpfindet, da ist jamer und nott, da ist zappeln und zagenn, dem wirt die weyte welt zů eng, der sůchet hilff unnd radt, ja er verachtet stein und holtz nicht, wenn sie jm radten kündten, schweige denn von yrgent einem menschen, auch von dem aller geringsten.

       Wer gibt jm aber diß entpfinden? das thůt das gesetz, welches die sünd [2. Mose 19, 2] offenbaret. Das gesetz spricht: ‘Du solt nicht frembde Goetter haben’, wenn ich diß gesetz verstehe, so můß unnd soll ich jme also thůn, ich kan aber nicht, So schliesse ich bald, das ich verdampt bin. Wenn ich so damit umbgehe, so kompt der todt und ein solch zagen in meinem hertzen, wo mir nit geholffen würde, mueste ich in solchem tode und zappeln ewig bleiben. Das ist denn der todt des einigen sones, der ligt in dem sarche, die treger tragen jn jmmerhin in die helle. Die treger sein die prediger des gesetzes, die thůn nichts anders, denn das sie den menschen ymmerdar ye tieffer und tieffer in den todt sencken, wie die hie mit dem todten zum grabe zů eylen, schrecken und treyben yhe lenger ye meer in die hell hinein, und würt mit dem menschenn nichts besser, ja jmmer erger. Das haben wir wol erfaren unter dem Bapst mit dem beichten und gnůgthůn für die sünde, Wir liessen uns duncken, wir wolten mit wercken gnůg thůn für die sünde, aber es war nur ein engstigung der gewissen, also sunckenn wir ymmer zů der helle zů. Darumb wenn du solche leütte hast, dy die sünde fürchten und das verdamnus, die sind schon todt, den darffestu nicht vil meer von dem gesetz predigen, mann mueß ine das hayl anzeygen und das Euangelion predigen. Unsere Papisten, wenn sie ein solch bekümmert mensch zů jn uberkommen, so weysen sie es zů rosenkrentzen, zů walfarten, zů disem und zů jhenem wercke, aber es hilfft eins wie das ander, Die treger da hetten den todtenn ymmer ins grabe gelegt und zůgescharret, wenn nicht Christus kommen were, Also můß Christus hie auch kommen.

       Und das ist nu das ander ampt des Euangelions, daz do nit leeret, was [Seite 390] du thůn solt, sonder wo du es nemen solst, das du es thůst, Gleich wie hie Christus, er fraget nicht, was ist da, oder wie thůt jr also, wolt jr den jüngling wider lebendig haben, und dergleichen? Der keines fraget er, sondern erbarmet sich über die můtter, tritt hinzů, rueret den sarch an, und die treger stehen bald still. Das ist, wenn man die wolthat Gottes prediget, und wie uns Christus sein verdienst und wercke schenncket, da ist die handt an den sarch gelegt, da steen die treger still, das ist, da hoeret mann die gesetzesprediger nicht meher, mann glaubet jne nymmer, sondernn mann spricht also: predige werck hin, predige werck her, wir haben ein andere predig. Wenn unsere hend am sarch sind, so richtenn sie nichts auß, der todt wirt nicht wyder lebendig, Wenn aber Christus hand den sarch anrueret, die thut es, Denn wann der mensch hoeret, das es Christus werck thůn, und das uns seine werck geschenckt sind, so spricht er: was důrffenn wir denn thůn? so ist unser thun alles umb sonst unnd vergeblich.

       Aber der todt wirt sobald davon nicht lebendig, Es wůrdet unns wol geprediget das wort, die wolthat Gottes unnd was uns durch Christum geschencket ist, aber es ist noch nicht gnůg, es ist erst den sarch anrueren, Es mueß die stümme Christi ym hertzen auch darzů kommen, das wir dem wort glauben, das es also sey, wie die predig lauttet. Der jüngling steet hie nit so bald auff nach dem anrueren, sonder da der Herr sprach: ‘Jüngling, ich sage dir, stee auff’, dise stymm ruerete das hertz unnd machte, das der todt lebendig ward. Wenn ich gleich das wort hoere und laße mich menschliche satzungen nicht meer bewegen, so tregt man mich dennoch ymmer hin, ich bleibe noch ymmerdar in solchem verzagen, es hilffet mich noch wenig. Ich mueß über die eüsserliche predig auch hoeren dise stymme im hertzen: ‘Jüngling, ich sag dir, stee auff’, das ist, ich můß diser predig glauben, mit dem hertzen daran hangen, mich darauff verlassen und mich weder sünde, todt, Teüffel noch helle davon lassen reyssen.

       Also habenn wir zwo predige, eyne legt die handt nur an den sarch, die thůts nicht, Die ander wann die handt an den sarch than würt und die stymm folget hernacher, die thůts dann, Die erste verkündiget uns die werck Christi, wie sie für uns gethan und geschenckt sind, Wenn aber die stymm ym hertzen nit gehoert wirt jnnwendig, so bleybts, wie es lang gewesen ist, Wenn aber die stymme im hertzen gehoert wirt, so hept der, der da vor tod ware, an zů reden und bekennet den glauben mitt dem munde, den er im hertzen glaubet und entpfindet, Das ist, Wenn das hertz glaubt, so folgt das werck der liebe hernach, nemlichen, das du redest, das ist, predigest andern und danckest Got umb die wolthat und glauben, so er dir erzeyget und mit geteylet hat.

       [Seite 391]

Darauß folget dann grosse frayd und dancksagunng, davon Got gelobet und gepreyßet wirt, wie hie Christus ein grosses geschrey erlanget hat über das gantz jüdische landt und in allenn umligenden lendern.

       Also kan ein Christ jr vil zum glauben bringen. Darumb so mache man kein gauckelwerck darauß auß den Mirackeln und wunderzaychen, wie die Papisten gethan haben. Das sey von disem Euangelio gesagt, darinnen wir sehen, wie uns got auß lauterer gnade und guet hilfft und errett, on all unser verdienstt und zůthůn, ja ehe wir huelffe von jm sůchen oder bitten.

 

 

 

 

Am XVII. Sontage nach Trinitatis Euangelion. Luce XIIII.

 

1526 [Seite 391]

       [Luk. 14, 1 –11] Es geschah, das der Herr kam jhn ein hauß eines Obersten der Phariseer auff eynenn Sabath das brot zů essen, Und sie hielten auff jhn. Und sihe, da war ein mensch vor im, der war wasser sichtig. Und Jhesus antwortet und saget zů den gschrifftgelerten und Phariseern und sprach: Zimpt sichs auch auff den Sabath hailen? Sie aber schwigen stille. Und er nam in zů sich und hailet in und lies in gehen. Und antwortet und sprach zů jnen: Woellicher ist under euch, dem sein ochße oder esel jhn ein prunn fellet, und der nit als bald in herauß zeüchtt am Sabath? unnd sie kunden im darauff nicht wyder antwort geben.

       Er saget aber ein gleichnis zů den gesten, da er mercket, wie sie erwoeleten oben an zů sytzen, unnd sprach zů jhnen: Wenn du von yemandt geladen würst zůr hochtzeit, so setze dich nicht obenn an, das nicht ettwa ein ehrlicher denn du von jme geladen sey, und so denn der kumpt, der dich und jhn geladen hat, und spreche zů dir: weiche disem, und du muessest denn mitt scham unden an sytzen. Sondern wenn du geladenn wirst, so gee hin und setze dich unden an, auff das, wenn da kumpt, der dich geladen hat, spreche zů dir: freünd, rucke hinauff, denn wirstu ere haben vor denen, die zů tische sytzen. Denn wer sych selbs erhoehet, der sol ernydriget werden, Und wer sych selbs ernidriget, der sol erhoehet werden'.

 

 

Summa disz Ewangelions.

 1 Glaub und liebe sihest du hie bey samme. Der wassersüchtige hat ein gůt hertz zů Christo, das ist der glaub, Christus erbarmet sich des wassersichtigen und macht jn gesund, das ist die liebe.

2 Gůtte werck sind dem nechsten dienen.

 [Seite 392] 3 Liebe gibt urlaub auch uber ein oeffentlich gebot Gotes, Das hielten aber die Phariseer nicht.

4 Der ausserliche Sabath bedeüttette den Christlichen Sabath, da wir Got still halten und lassen uns seynen willen wol gefallen, er mache es mit uns, wie er woelle. Davon sagt Jhesaias und die Epistel an die Ebreer.

5 Wir seindt alle geladen zů der Goettlichenn gnade, aber die Phariseer sitzen oben an von wegen jhrer gleyßnerischen Phariseischen hailigkait.

 

 

Auszlegung des Ewangelions.

[Für die folgende Predigt ist keine Vorlage in den gedruckten Predigten zu finden. Einige Anklänge zeigt der Sermon Unsre Ausg. Bd. 11, 184 –187.]

       Zwayerlay haben wir zůhandlen in disem heüttigen Ewangelio, Das eine ist ettwas gemaynes, das da gemayn ist mitt allen Ewangelien, Das andere das ist nun ettwas sonderlichs. Das erste, woellichs allen Ewangelien gemain ist, ist das, das es uns den Hern Christum fürbildet, was er sey, und was wir von im zue gewartten haben, Und darinne wirt uns der glaub und liebe angetzeiget, Der glaube in dem, das diser wassersichtige zůvor das Euangelion gehoertt hat, nemlich, wie der Herr Christus so ein freündtlich guetig wolthaettig man were, der yederman hulffe und niemants ungeholffen und ungetroest liesse von sich geen. Denn wenn er sollich geschrai von dem Herrn nicht hette gehoert, so were er im nicht nachgelauffen jns hauß hineyn.

       Er můß warlich ein kundtschafft von im gehabt unnd was grosses von jhm gehoert und disem hoeren geglaubt haben. Und das ist das Ewangelion, wie gesagt, das můß zůvor gepredigt und gehoert werden, ee wir glauben, nemlich, wie uns Got so freüntlich und barmhertzig sey, habe uns disen sun von hymel herunder geschickt, uns zůhelffen.

       Das můß das gewissen hoeren und glauben, Sunst wenn uns gleich alle Creaturen freüntlich weren, so hilffts uns nitt, wenn uns Gott ungnedig und unfreünndtlich ist, Widerumb auch, wenn Got mit uns zůfride ist, so [Röm. 8, 31] kan uns kaine Creatur schaden, wie S. Paul sagt zů den Rhoemern: ‘Ist Got für uns, wer mag wider uns sein?’ Da laß zürnen Tod, Teuffel, Helle unnd alle Creaturen, es kan uns doch nit schaden. Drumb můß es das Euangelion thon, das uns den man gnedig fürbildet, der da Got ist. Da schoepfft denn unser hertz den glauben herauß und ein freüntliche zůversicht gegen Got, das der im werde helffen durch sterben und leben.

       Das sehen wir hie in disem wassersichttigen menschen auch, der hat zůvor die freüntlichkait Christi gehoert und also darnach geglaubt, er werde seyn freüntlichkait und guetigkait an jhme auch beweisen, Denn es were unmüglich gewest, das im were geholffen worden, wa er nit geglaubt hette. Das [Seite 393]

       Euangelion klinget in die gantze welt dahin, es hoerets aber nicht yederman. Denn die Phariseer sassen auch da, sahens mitt augen und griffen es, das er ein freüntlich man ware, aber sie glaubten es nit. Also, das Ewangelion ist ser gemayn, aber das fassen ist nitt gemayn. Das ist nun vom glauben gesagt. Darnach haben wir auch uns fürgebildet die liebe in Christo, die dahin geet und thůt frucht nicht jhr, sondern andern, wie denn die rechte liebe thůt. Das ist nun in der gemain geredt von dem ersten thail des Euangelions.

       In sonderhait aber leeret uns diß Euangelion zům anndern mal ein noettige leere, die man můß haben, wenn man die gesatz brauchen sol. Denn es ist nichts zertlichers in himel unnd erden, und das weniger schimpffs leiden kan denn das gewissenn. Man spricht, es sey ein zertlich ding umb ein aug, aber das gewissenn ist noch vil zertlicher und waycher, Darumb sehen wir in den Aposteln hyn und her, wie senfft sie mit den gewissen sind umbgangen, das sie die selbigen mit den gesatzen nicht etwa verruckten.

       Die weil man nu nitt one gesatz leben kan, und ist doch gefar mit den gesatzen umbzůgeen, denn das gewissenn felt bald zů und verwicklet sich darine, So woellen wir ein wenig sagenn, wie man mit den gesatzen sol umbgeen, und wie weit sie sollen ge halten werden. Man spricht in sprichwort: Es ligt alles an eynem gůten außleger, das ist hie sonderlich war, wenn man mit gesatzen umbgeet. Denn wa nit einer ist, der da die gesatz waist recht zu deütten und außtzůlegen, so ist schwer und gferlich damit umbzůgeen. Sehet, wa ein Regent ist, der so Tirannisch ist und mit gewalt feret, wenn der ein gesatz gibt, dringet er so hartt drauff, daß es můß gehalten werden, oder einen duncket, der hymel falle eyn, der geet mit den gewissenn umb, gleich wie er eyn schwertt in der hannd hette und stech immer todt, So ein groß gefar ist, wa man die gesatz nicht recht zůlyndern unnd zůlencken waist.

       Darumb schliessen wir entlich, das alle gesatz götliche und menschliche nicht weyter bynden denn die liebe geet. Die liebe soll seyn eine außlegung aller gesatz, wa die nicht ist, so ists schon auß, so schadet das gesatz bald, es sey, wie es woelle, wie denn in des bapsts buch auch steet, wenn ein gesatz wider die liebe laffen will, so sols bald uffhoeren, Und das ist kurtzumb von Goetlichen und menschlichen gepotten gesagt. Ursach: Denn alle gesatz sind gegeben alleine, [Röm. 13, 10] das sie liebe auffrichtten sollen, Wie Paulus sagt: ‘Die liebe ist des gesatz erfüllung’, [Röm. 13, 8] Item, wir sind nichts meer schuldig, denn das einer den andern lieb habe. Denn so ich meinen nechsten liebe, so helffe ich im, bschütze in, behalt in bey seinen eeren und thůe, was ich mir wolte gethon haben.

       Nun weilß denn also ist, das allaine die gesatz alle zůmal lyebe aufrichten, so muessen sie also bald uffhoeren, wenn sy wider die liebe lauffen woellen. [Seite 394] Darumb leyt es alles an einem gůtten Regenten, der die gesatze nach der lyebe außlege. Nempt ein exempel von den Pfaffen und Münichen, die habenn im gesatz verfasset, das sie auff dise stunde Messe halten, auff dise beten, und wenn ein arm man daher käme und bete sie umb ein dienst uf die selbige stunde, da sie Messe halten oder beten sollen, so sprechen sie: Ey, hebe dich, ich můß yetz messen lesen, můß meines gebets warten, und thäten dem armen manne kain dienst nicht, wenn er gleich sterben solte.

       Das thon auch die aller hailigsten Müniche die Kartheuser, die halten jre gebot und Statuten so streng, das, wann sie gleich einem armen man saehenn die seele außgeen, und kündten jhme doch wol helffen, noch theten sie es nicht. Aber die gůten leüt solten also geschickt sein und das gesetz oder jre Statuten nach der liebe außlegen und sagen: Fare hin, Messe, fare hin, Sacrament, fare hin, gebet, fare hin, Orden, Ich wil des wercks gern entpern, Ich wil meinem nechsten dienen, Die liebe, so ich an meinem nechsten uebe, ist gulden gegen dem werck.

       Unnd also sol man alle gesetz lenken, darnachs die liebe auß weyßet, das man sie halte, wo sie dem nechsten dienstbarlichen und nutzlich sind, und faren lasse, wo sie schaden woellen. Nemet ein grob Exempel. Wein unnd brot ist gůte speyße, ist den gesunden fast nutz, Nu gibt ein haußvater seinem gesinde yetzt fisch, yetzt fleysch, yetzt wein, yetz bier, darnach ers hat und was er bekommen kan, Wenn nue einer kranck würd auß dem gesinde und kündte nicht bier oder wein trincken, und der haußvater wolt jm nichts anders geben, sonndernn sagete: Nein, mein gesetz und ordenung weyßt es also auß, ich gebe dir nichts annders, Was were das für ein haußvater? man solt jm billig nieswurtz geben, das er das hirn purgieret. Wenn er aber ein verstendiger man were, so würd er billich also sagen: Es ist wol ware, das mein gesetz und ordnung außweyst, heüt fleisch oder fische zů essen, doch dieweyl dir die speyß entgegenn ist, so isse, was dir wolgefelt. Sehet, wie der haußvater sein gesetz lencket und beüget nach der liebe, die er zů dem gesinde treget. Also sollen alle gesetze nach der liebe des nechsten gelenckt und gebogen werden.

       Derhalben, da im alten Testament das gesetz Mose nicht verstanden ward und nicht nach der liebe gelindert wurd, verhiesse got dem volck durch Mosen, er woelt jn ein Propheten erwecken, der das gesetz außlegen solt, Denn also [5. Mose 28, 15] sagt Mose im fünfften bůch: ‘Einen Propheten wie mich wirt der herre dein Gott dir erwecken auß dir und auß deinen bruedernn, dem solt jr gehorchen.’ Die Propheten erwecket Got alle zuemal, das sie solten das gesetz außlegen und es nicht nach der scherpffe, sondernn nach der liebe fueren. Des haben wir ein Exempel an Mose.

       Mose fuert die kinder auß Egipten viertzig jar lang in der wuesten hin [1. Mose 17, 12] und her, Nu was dem Abraham geboten, das man solt ein yegklichs mendlin [Seite 395] auff den achten tage beschneyden, diß gepot stünde hell da, das mans thůn můste, Noch lies es Moses nach und beschnytte niemandts die gantzen viertzig jar lang.

       Nun wer gab Mose die gewalt, das er diß gesetze nicht hielte, und Got hette es dem Abraham selbs geben? Das gabs jm, das er wüste die gesetz zů lencken auff des nechsten lieb, nemlich, das die gesetze jm und dem volck dienen muestenn, unnd er noch das volck nicht dem gesetz. Denn inn der rayßung muesten sie daher ziehen alle tage im harnisch, Darumb das sie dester geschickter waren zů rayßen, ließ er die beschneydung nach und saget: Wiewol das gesetz geboten ist, und man můß es halten, so mage man es dennoch lencken, wenns die liebe erfordert. Und also verzoge er die beschneydung, biß das sie außgereyßet hatten. Also sol man alle gesetz deütten nach der liebe und nach der nott, darumb feelet es alleine an einem gůten außleger.

       Deßgleichen gienng es auch so zů mit David, da er die geweyheten brot [Matth. 12, 4] asse, die niemant essen dorffte denn die Priester, wie Christus das Exempel in den Euangelijs selbst offt anzeuhet, Nu David was nicht geweyhet, seine diener auch nichtt, noch da jn hungerte, kam er hin zů Abimelech unnd bat jn, er woelt jme und den seinen was zů essen geben, Da saget Abimelech: Ich habe warlich nichts, dann da ligenn die schawbrott, Da laufft David hin und ysset sie frey. Hat nu David hie gesündigt, denn da steet gottes Gebot? Nein, Warumb? Darumb. Denn die not zwang jn, und er hatte sonst nichts zů essen. Also hebet die not und liebe alle gesetz auff.

       Also thůt auch Christus hie im Euangelio, macht den wassersüchtigen gesündt am Sabath, der doch treflich hartt ym allten Testament zů halten gebotten was. Sehet was die Phariseer thůn, Sie steen da, lauren auff den herrn und sehen, was er thůn wil. Sie hetten dem wassersüchtigen nicht geholffenn, wenn sie jm gleich mit einem loeffel weins hetten koennen helffen. Aber Christus greyfft hinein ynns gesetz, das es kracht, und hilft dem armen wassersüchtigen manne frey, und zeygt jnen offentliche ursach an, warumb er das thue, und sagt: Es ist wol gebotten den Sabath zů feyern, aber wo es die liebe angeet, da muß das gesetz weichen, Und gibt jn ein grob Exempel und beschleüsset sie damit, das sie es můssen billichen, künnen yhm auch kein wort darauff antworten, und spricht also:

       ‘Welcher ist under euch, dem sein ochs oder esel inn den prunnen felt, unnd er nicht als bald jhn heraußzeühet am Sabath?’

Als woelt er sagen: Yr narren, seyt jr nicht toll unnd toerichtt? Thůt jr das an einem ochssen oder esel, der vileicht eynes bar gülden wert ist, vil meer solt jrs thůn an ewerm nechsten, dem helffen und jn gesundt machen, unangesehen, das es am Sabbath geschehe, Denn ‘der Sabbath’, wie er an eim [Seite 396]

       [Mark. 2, 27 f.] andern ort sagt, ‘ist umb des menschen willen gemacht, und nicht der mensch umb des Sabbaths willen, So ist des menschen son ein herr auch des Sabbaths.’

       Bey den Juden waren die gesetz hart gebotten, es drangen auch die Künige fast darauff, man mueste sie halten, Wenn nu die Propheten kamen und wolten die gesetz nach der lieb deütten, und sageten: also maynets Mose, also sol man das gesetz versteen, Da waren denn die falschen Propheten da mit den Künigenn und hielten hart am Text unnd sprachenn: da da steets geschriben, es ist gottes wort, man můß es nicht anders deütten, Wie nu die Propheten schrihen, das es also zůversteen were, halffe es doch alles nit. Da fůren die Künige zů, die armen blinden leuütt und toedten ymmer einen Propheten nach dem andern. Also thůnn yetzt auch die Papisten, Münch und Pfaffen, So yemandt saget, man mueß jre gesetz nicht halten, sondernn sie auff die liebe stellen, da schreyen sie so bald: ketzer, ketzer, und wenn sie es vermoechten, so toedtetenn sie jn auch darzů, ja sie thůns auch yetzt weydlich.

       Wie nun hie Christus mitt dem Sabbath thůt, lest jhn dem menschen dienen, Also sollen wir auch fort faren inn allen ge- setzen und sie nicht ferrner halten, denn so fern sie der liebe dienen. Dienen sie der liebe nicht, so sol man sie bald zerreyßenn, es sey Gottes oder menschen gebot. Nemet ein [Ps. 76, 12] Exembel. Es hat eyner gelobt zů Sant Jacob zu geehn, Nun steet das gebot da: Wer was gelobt, der sols halten. Diser hat da weyb und kinde, gesind und seine haußhaltung, wie sol jhm der thůn? sol er fortt faren und zů Sant Jakob geen oder soll er daheym bleyben und weyb und kind erneeren? Da schliesset selbs, welchs am noettigsten, und welchs sich am meysten zů der liebe ziehe. Ich halt, es sey nützlicher, er bleybe dahaymb und arbeytte, warte seyner narung und sehe auff sein weyb, kinder und haußgesinde, Mit seinem wallen zů Sant jacob würt er wenig nutz schaffenn, ja er wirt meer verzeren und versaumen, denn er gewinnet.

       Ein ander Exempel, Es geet ein weyb schwannger, die hat gelobet an der mittwochen kein fleysch zů essen, wie dann manche nerrin thůt, diß weyb geet daher villeicht in grosser gefahre der fruchtt und auch jres leybes, So kommen nu die narrenn her, die Beichtväter, und sagen: liebe tochter, es steet in der schrifft geschriben, was man gelobet, das můß man halten, das ist gotes gebot du muůst es warlich halten, Da ist nu das gůte weyb balde gefangen und verknüpffet in jrem gewissen, geet dahin, helt das gelübde und schadet beyde, jhr und der frücht, Da habenn bede unrecht, die, die sie also leeren, und sie auch, das sie nicht die liebe mehr acht denn das gelübde, daran sie doch Got keynenn dienst nach gefallen thůt, ja vil mehr erzoernet sie jn mit jrem gelübd halten, Darumb sol man also sagen zů der nerrin: Sihe da, du tregst ein frucht, der můstu dienen und das narrennwercke nachlassen, das nitt yrgent ein gefahr darauß erwachsse, Dann alle gesetze sind in der lieb beschloffen.

       [Seite 397] Also sol man auch mit den Pfaffen, München und Nonnen umbgeen. [Ps, 76, 12] Wenn sie sagen: ja, wir habens gelobet, und es steht geschriben: ‘Gelobet jr, so haltet es dem herrn eweren Gott’, So sprich: Sihe, da steet auch ein gebot, Du solt deinem nechstenn dienen. Yn dem stande aber kanstu deinem nechsten nicht dienen, kanst auch nit one sünd darinn leben, darumb so gee frey herauß Und nymm ein stand an dich, da du nicht so vil sünde thůst, sondern damit du deinem nechsten dienen, jme helffen und rathen mügest, Und sihe nicht an das gelübde, woellichs du nicht Gotte deinem Herrn, sondern dem teuffel thon hast, nicht zůr seelen hayl und seligkait, sondern zů verdammnis und verderben bayde, des leibß und der seele.

       Und da hast du macht zů dispensieren mit allen gepoten, wa du allain ein Christen bist, wenn sie dich in der liebe hindern woellen, wie hie Christus thůt, der feret frey daher, wiewol es Sabath ware, und hilfft disem wassersichtigem, zaiget auch gnůgsame und scheinbarliche ursach an, warumb er solch werck am Sabath thaette.

       Es ist noch ein stuck im Ewangelio von dem oben an sitzen, das muessen wir auch gar ein wenig rueren. Da der Herr merckete, wie die geste, die Phariseer, erwoeleten oben an zů sitzen, sprach er zů jhnen diß gleichniß.

       ‘Wenn du von yemant geladen wirst zůr hochtzeit, so setze dich nicht oben an, das nicht ettwa ein eherlicher denn du von im geladen sey, und so denn kumpt, der dich und in geladen hat, spreche zů dir: weyche disem, unnd du muessest mitt scham unden an sitzen. Sondern wenn du geladen wirst, so gee hin und setze dich unnden an, auff das, wenn da kumpt, der dich geladen hat, spreche zů dir: freündt, rucke hin auff, denn wirst du ehere haben vor denen, die zů tische sitzen.’

       Diß gleichnis geet uff der Phariseer und gschrifftglerten gepott und satzung, das man solte den grossen und geweltigen ehere thon, jnen weichen und sy lassen oben an sitzen. Christus kerets hie umb und spricht: Wer da wil der groeste seyn, der sitze unden an. Das ist nun das geistliche Regiment, das wil von allen demůt haben, wie wol das weltliche und ausserliche Regiment also helt, das die Obersten oben an sitzen, aber das geet das gaistliche regiment nichtz an, gibt im auch wenig zůschaffen, denn es handlett allaine im hertzen, Christus mag nit Burgermaister und Richter, Fürstenn oder Herrn, sondern befilht das der vernunfft, die handlet in ausserlichen sachen, da muessen Oberkait seyn, und denen gepürett denn die ehere jres standes halben. Aber das gaistliche Regiment helt, das man můß zůpoden kommen, wenn man wil groß sein. Drumb sprach der Herr zů seynen jungern, die sich darüber zancketenn, [Luk. 22, 25 f.] woelcher under jnen der groeste sein solt: ‘die weltliche Künige herschen, und die gewaltigen haisset man gnedige herren, jhr aber nicht also, sondern der groessest under euch sol sein wie der jüngste und der fürnempste wie der diener.’

       [Seite 398]

Das haben unsere Papisten feyn außgelegt und dem Ewangelio eine nasen gemachtt und gesagtt: Yha der Bapst sol wol der klainste oder jüngste seyn, unden an sitzen und den andern dyenen, aber das soll geschehen im hertzen, Habenn sie gedicht, wie sie mit dem hertzen unden an sitzen, die geringsten sind und andern dienen. Aber darnach sind sie über alle Kaiser, Künige und Fürsten hergangen, ya sie dartzů mit fuessen gethretten, Gleych als solten Kaiser, Künige, Fürsten und Herrn nit auch dise demůt im hertzen haben. Drumb wil das Ewangelion alle zůmal, wie sind1, herunder haben, das sich kainer erheben soll, er werde denn durch ordenliche gewalt gedrungen und empor gesetzt. Und das will der Herr hie auch haben mit disem gleichniß, woelchs er zů allen saget, und alle sollens thon, er sey hoh oder nydrig. Drumb strafft er auch hie die Phariseer und grossen hansen, die da wolten oben an sitzen, strebeten darnach und erwoeletten alle zeytt die oebersten stete. Denn aber sollen sie es annemen, wenn sy mit ordenlicher gewalt datzue erwoelet und gleich als mit den haren hinauff getzogen werden.

       Aber yetz faren sie zue und mengen das gaistliche Regiment in das weltliche und mainen, es sey gnůg, wenn sie im hertzen demuetig sein, als denn mügen sie wol oben an sitzen, Yha lieber, dye demůt des hertzens můß fliessen ins werck und sich also ertzaygen, sunst ist die demůt falsch. Darumb so soll ein yegklicher unden an sitzen, sich dem andern under die fueß werffen und nit hynauf kommen, er werde denn datzů getrungen, thůt ers, wol im, thůtt ers nicht, so wirt er drüber zůschanden werden. Das wil der herr, da er diß gleichnibß beschleüst, und spricht:

       ‘Denn wer sich selbs erhoechet, der sol ernydriget werden, und wer sich selbs ernydrigett, der soll erhoechet werden.’

Sant Augustin hat hie eine glose gemacht, ich wolt, er het sie underwegen gelassen, den sy stincket nach Adams fass. Als da er sagt: Ein Regent sol sich nicht so groß demuetigen, auff das nit das ansehen der Oberkait moechtte geschmehet werden.2 Haydnisch und weltlich ists geredt, nit Christlich, man mag es aber eim solchen manne wol vertzeihen, Es ist auch in den hailigenn noch nicht alles volkommen.

       So ist nun die Summa des Euangelions: Liebe und not maistern alle gesatze, und kaine gesetz sol sein, es sol nach der liebe gebeügt und gelencket werden, wa nit, so sol es auß sein, und wenn es gleich ein Engel von himel gemacht hette. Darnach lernt uns der Herr, wie wir uns demuettigen sollen, unnd uns den andern underwerffen. Das sey gnůg von disem Enangelio.

 

 

 

 [Seite 399] [Matth. 22, 31 –36] Am achtzehenden Sontage nach Trinitatis Ewangelion Mathei: XXII

 

1526 [Seite 399]

Da die Phariseer hoereten, das Jesus den Saduceern das maul gestopfft hette, versamleten sie sich, Und einer under jn, ein Schriftgelerter, versucht jhn und sprach: Maister, Woellichs ist das fürnemest gepot im gesatz? Jhesus aber sprach zu im: Du solt lieben Got deinen Herrn von gantzem hertzen, von gantzer seelen, von gantzem gemuete, Diß ist das fürnemest und das groeste gepot. Das annder aber ist dem gleich: Du solt deinen nechsten lieben als dich selbst, In disen zwayen gepoten hanget das gantze gesatz und die Propheten.

       Da nun die Phariseer bey einander waren, fraget sie Jhesus und sprach: Wie dunnckt euch umb Christo? weß sun ist er? Sy spachen: Davids. Er sprach zů in : Wie nennet in denn David im geist einen herrn? da er sagt: Gott hatt gesagt zů meinem herrn: Setze dich zů meiner rechttenn, biß das ich lege deine feynde zům schemel deiner fuesse. So nun David in einen herren nennet, wie ist er denn sein sun? Und nyemant kund im ein wort antworten, und dorfte auch niemant von dem tage an hinfort in fragen.

 

 

Summa disz Ewangelions.

1 Dise zway gepot hie im Euangelio von der liebe Gottes und des nechsten verdammen uns alle mitteynannder, geschweyg denn das uns das gesatz solt recht- ferttigen.

2 Allain der gaist Gottes erfüllet die gepot. Drumb alles was an unns ist, das ist dem gesatz Gottes wider unnd endtgegen, wie Sant Paul sagt in der Epistel zů den Rhoemern.

3 Seyttemal alles in der liebe steet, so rechtfertigen die werck nicht, sondern allaine der glawbe, Wol dem, der den glawbenn hat.

4 Christus ist beyde Gott unnd mensch, ein sun unnd Herr Davids, Der halben er auch allaine ein mitler ist zwischen Got und den menschen, wie Paulus sagt zů Thimotheon jhn der ersten Epistel.

 

 

Auszlegung des Ewangelions

[Die folgende Predigt ist identisch mit dem Unsre Ausg. Bd. 103, 341 bis 346 mitgeteilten Sermon. Roths Fassung weicht aber derartig davon ab, daß sie hier vollständig mitgeteilt werden muß.]

       Dißs Euangelion stehtt in zwayen fragen. Die erste, so der Schriffttgelerte von wegen der andern Phariseer Christum fraget, Welches das fürnemeste gebot were im gesetz. Die andere, da der Herr die Phariseer und schrifftgelerten [Seite 400] widerumb fragett, weß son Christus were. Dise zwo fragen betreffen auch ein Christen, dann were ein Christ sein wil, der můß dise zwey stuck wol wissen. Erstlich, was das gesetz sey, und warzů es diene. Zum andern, was Christus sey und was er von jm zů gewarten habe.

       Christus leget hie den Phariseern das gesetz auß unnd saget jn die Summa des gantzen gesetzs, so das sie gar über seiner rede und frage verstummen und nichts weniger wissen, denn eben was das gesetz und was Christus sey. Darauß erfolget, wo unglaub ist, wie wol für der welt weyßheyt und heyligkeyt scheinet, so bleibt doch torheyt und ungerechtigkeyt vor Gott, und sonderlich, wo nicht erkentnis ist yetzt erzelter zweyer fragenn. Denn der das nicht wayß, wie er mit dem gesetze daran ist, und was er von Christo gewarten sol, der hat gewiß nicht die recht weyßheyt Gotes, er sey so weyß und klůg, wie er jmmer mer woell.

       Nu wir woellen die erste frage handeln, nemlich, was das gesetz sey, was es gebiete, und wie es geystlich sol verstanden werden. Da der Schrifftgelerte den Herrn fragete, welches das fürnemste gebot were im gesatz, sprach der Herr zů jme:

       ‘Du solt lieben Gott deinenn Herrn von gantzem hertzen, von gantzer seelen, von gantzem gemůte, Diß ist das fürnemste und das groest gebot. Das ander aber ist dem gleich, Du solt deinen nechsten lieben als dich selbst, Inn disen zwayen gebotten hanget das gantz gesetz und die Prophetenn.’

Als solt der Herre sagen: Wer dise zwey stuck hat, die lieb gottes und die liebe des nechsten, der hat alle ding und hat also das gesetz erfüllet, denn das gantz gesetz und alle Propheten geenn auff die zway stuck, nemlich, wie Got und der nechste sol geliebet werden.

       Nu mocht einer hie fragen, wie doch alle ding künnen in disen zweyen gesetzen verfasset sein, so den Juden die beschneydung unnd andere vil gesetze mer geben waren, die sich auff dise zway, wie man sich dunckenn lest, nicht reymenn? Darauff zů antwurten, woellen wir erstlich sehen, wie Christus das gesetze deütet, nemlich, das es sol von hertzen gehalten werden, Und das hayst man sonst das gesetz geystlich versteen, Denn wer das gesetz mit dem hertzen und mit dem geyst angreüffett, der würdet es wol unerfült lassen.

       Darumb sagt hie der Herre dem Schrifftgelerten den grunde und den kern des Gesetzes und spricht, das diß das fürnemeste gebot sey, Got von hertzen lieben und den nechsten als sich selbs. Hieraus erfolget, das, der nicht beschnittenn ist, nicht faste, nicht bete, der es nicht von hertzen thůt, ob er gleich das werck eüsserlich thue, so thůt er doch vor got nichts, denn Got sihet das [Seite 401] hertz an und nit das werck, Es hilffet auch den menschenn nicht, wenn er noch sovil werck thet, wo das hertz nicht darbey ist.

       Da entspringet dann abermals ein frage. Dieweyl die werck dem menschen zů nicht nuetz sein, warzů hat denn Got den Judenn so vil gesetz geben? Darzů antworte ich, das die gesetze darumb geben sind, das wir erkenneten, ob wir auch Gott vonn gantzem hertzen, von gantzem gemuet und auß allen krefftenn [Röm. 3, 20] liebeten, darzů den nechsten als uns selbs. Denn wie S. Paul sagt, so ist das gesetz nichts anders denn ein erkendtnus unnd offenbarung der sünd. Was wiste ich von der sünde, wenn nit das gesetz da were und zayget mirs an? Also ist hie diß gesetz, das saget: Du solt got von gantzem hertzen lieben und den nechsten als dich selbs, Das erfülleten wir, wann wir alle werck, so das gesetz von uns fordert, theten, wir thůns aber nichtt, Darumb zeyget es uns nur an, wo es uns felet, und das wirs nicht thůn, soltens aber wol thůn.

       Das sich die Juden beschneyden můsten, was gar ein nerrisch werck, darzů ein nerrisch gebot für der vernunft, und wenn es auch noch heüttigs tags von Got geben würd, Denn was war Got damit behulffen, das er sein volck mit eim solchen schweren gesetz beladen mochte? Was gieng jhm doch daran zů, aber was dienets dem nechsten? Ja es war auch den juden, die sich bschneiden liessen, kein nütz? Warumb gabs jhn dann Gott? Darumb das jhn diß gesetz und gebott anzeygen solte, ob sie got von gantzem hertzen, von ganntzem gemuete und von gantzer seele liebeten, ob sie es willig oder unwillig theten.

       Dann wenn ein frommes hertz da ist gewesenn, das hat gesagt: Ich wayß es warlich nichts, warumb mir got die beschneydung geben hat, seyteimal es niemand nütz ist, weder got noch mir noch meinem nechsten, aber dieweyl es got also wolgefelt, so wil ichs dennoch thůn, und wenn es noch ein geringers und verechtlichers werck were. Also ist die beschneidung ein uebung gewest dises gebots, ‘Du solt got lieben von gantzem hertzen’.

       Das was auch ein nerrisch gebott, das Gott dem Abraham gabe, das er seinen son toedten solte, Wenn hie die vernunfft hete sollen richter sein, so hett sie und alle menschen nicht anders koennen schliessen dann also: Das ist ein vermaledeyets gebott, wie kan es von got sein, so doch Got selbs zů Abraham gesaget hat, er woell sein geschlecht von disem sone meern, das es unzaelich werden [1. Mose 22, 17] solt, wie die stern am himel und der sand am meere. Darumb ist es ein nerrisch gebot gewesen, ein schweres, hartes und veraechtlichs gebot. Wie thůt jme aber Abraham? Er schleüsset seine synn zů, nimpt seine vernunfft gefangen und gehorchet der stymm des Herrns, gieng hin und thet, wie im got befalhe, Damit beweyset er, das diß gebot von hertzen her gieng. Sonst wenn er den son hette zů hundertmaln getoedtet, het got nichts darnach gefraget, sonder das sahe got an, das diß werck von hertzen und auß lieb Gottes daher [Seite 402] gangen war, Ja er gedachte, wenn gleich der son stirbet, so ist Got so maechtig unnd warhafftig, er wirt dennocht sein wort halten, er würt wol weyse unnd wege finnden, darauff ich nicht gedenncke, nur frisch jm gefolget, es hat kein not, Wenn er den trotz und glawbenn nicht gehabt hette, wie wolt ers sonst über sein vaetterlich hertz bracht haben?

       Disem Exempel haben hernacher die Juden folgen woellen und opfferten Got gleich wie Abraham jre kinder, hofften, sy wolten got ein angenaem werck thůn, aber es was ferne davon, die gůtten leütte schlussen also: Abrahams werck hat got gefallen, darumb wirt unsers auch Got gefallenn, und toedten ymmer hin ain kindt nach anderen, O wie manch fein, edel, hübsch kindt ist alda umbkommen? Wider das werck satztenn sich die Propheten, predigten darwider straffeten und schrihen, es were verfuerung, aber es halff nicht, ja jar mancher Prophet hatt das leben darüber lassen muessen, wie wir in den Hystorienn der Künigen hin und wider lesen.

       Warumb was aber diß werck der Juden got nit angeneme? Darumb das es nicht von hertzen und auß liebe Gottes geschahe, sondern sahen allein auff das werck und thetens hinach on befelh und wort Gottes, Aber Got spricht: Lieben herrnn, es ist mir nicht darumb zů thuen, das Abraham seinenn son geopffert hat, sondern das er mit der that beweyßet hatt, das er mich von hertzen liebe. Es můß erstlichen die liebe im hertzenn seynn, darnach thů werck, so werden sie Got angeneme sein, Denn alle werck des gesetzes sind dahin gericht, das man damit anzeyge die liebe gottes, so im hertzen ist, welche liebe das gesetz erforderet und für allen dingen haben wil.

       Derhalben ist auch hie zů mercken, das alle werck des gesetzs nicht darumb gebotten sind, das mann sie nur schlechts thuee, Nein neyn, Denn wenn gleich got meer gebot gebenn hette, so wolt er noch nicht, das man sie halten solte mit verseerung und schaden der liebe, ja wenn sie wider die liebe des nechstenn sind, so wil er, das man sie zerreysse und umbstosse.

       Des nemet ein Exempel, welchs wir newlich auch erzelt haben.1 Mose fuert die juden auß Egipten durch die wuesten bey viertzig jaren, und da ward nie keiner beschnitten, wie jnen doch geboten ware. Wo blib da das gesetz? Zoernete nit Got, da sie sein gebot nicht hielten? Nein, denn da was ein hoehers gesetz, das dazumal im schwang gieng, nemlich, das sie got gehorchten, der sie hieß mit eile auß Egipten ins verhaissene land ziehen, mit disem zuge gehorchtten sie Got taeglich, und das sahe Gott an, sunst were er zornig worden drumb, das sie sein gesatz nit hielten. Es war auch die nott und liebe da verhanden, woelche alle gepott danyderschlagen. Denn es were zůschwer und verdrießlich gewesenn, das sie den schmertzen der beschneydung [Seite 403] hetten sollen leyden und datzů auch mit dem raisen beladen sein, Drumb trang die lieb, das sie diß gepot der beschneydung yetz liessen ansteen. Und also sollen alle gepot in der lieber hergeen, oder sollen nit gehalten werden.

       [Matth. 12, 1 ff.] Also entschuldiget Christus seine junger im Matheo, da sie die juden anklagten, als uberthretten sie das gezatz, als sie am Sabath thaetten, das sich nitt zimpt am Sabath zůthon, nemlich das sie oehern auß raufften und assen. Da gab der Herr zůversteen, sie thaetten nicht unrecht, als spreche er: hie ist kain sabath, denn der leib will speyse haben, die not tringet hie, er můß essen, und wenn es noch eines am Sabath were. Des haben wir auch ein exempel am Davis, woelchs der herr den juden daselbs auch fürleget und [1. Sam. 21, 6] spricht: Habt ir nicht gelesen, was David thaett, da in unnd die mit im waren, hungert? wie er in das Gottes hauß gieng und asse die schaubrot, die im doch nicht zimpte zůessenn noch denen, die mit im waren, sondern allaine den Priestern?

       Da asse David die brot, ob er gleich nit ein Priester, denn der hunger tranng in dartzů, auch thaet Abimelech nicht wider das gesatz, das er dem David die brot zůessen gabe, denn die liebe was da und trang jn sollichs zuthon. Also hette auch das gantze gesatz dem David in die not muessen dienen, Drumb wenn das gesatz wider die liebe tringet, so hoeret es auff unnd soll kain gesatz mer sein, wo aber kain hindernis ist, da ist die haltung des gesatz ein antzeigung der liebe, die im hertzenn verborgenn ligt, Denn darumb gebraucht man der gesatze, auff das die liebe an jnen beweiset were, Wenn sie aber one verletzung des nechsten nicht künden gehalten werden, so wil Got, man soll sie auffheben und wegnemen.

       Also solt jhr auch ewer leben unnd wesen anrichten. Es sind heüttes tages vil gebreüche manicherlay Orden und Ceremonien, damit man felschlich mainett den himel zůverdienenn, so doch allaine diß eynige stuck, die liebe gegen dem nechsten alle gůtte wercke in sich beschleüst. Des woellen wir ein Exempel sehen, woellichs wir newlich auch gehoert haben.1 Es ist ein Pfaff oder Münich, der soll seyne Horas Canonicas leesenn oder soll Messe halten oder seine bůsse sprechen, Nun es kumpt ein arm man oder weib daher, das bedarff seynes raths oder hilffe, wye sol im der Pfaff oder münich thon? soll er seins dings wartten oder sol er den armen menschen wegferttigenn? Er sol hye klůg sein unnd gedencken: Es ist war, mir ist gepotten, ich sol meyne Horas lesen, Messe haltten oder die bůsse sprechenn. Nun ist allda auff der andern seytten ein armer man, der bedarff deiner hilffe, dem soll ich zůhilffe kommen, das hat mir Got gepoten, aber das ander haben menschen erdacht [Seite 404] unnd auffgesetzt, Ich wil menschen gepott faren lassen unnd meinem nechsten nach Gottes gepot dyenen.

       Das duncket uns aber gar seltzsam, das das koestliche werck Messe halten und Horas beeten soll dahynden bleyben und eyn sollich schlecht gering werck, wie sie es halten, sol herfür zogen werden. Was ist aber die ursach? das ists, die thraumprediger, die uns nichts denn menschliche satzungen haben gewüst fürtzůtragen, haben uns so scheuechtern und forchtsam gemacht, das wir haben woenen woellen, wenn wir uns nicht allenthalben nach jren predigen richteten, der himel wurd einfallen. Yha, wenn eyne Messe solt verhyndert seyn worden, es hetten ehe zehenn armer menschen hunger muessen sterben. Man findet wol noch heütes tages manichen Münich oder Pfaffen, er ließ einen armen menschen erfryern, so er seine Statuten und satzungen unnder liesse, so jaemmerlich unnd erbaermlich sind sie verfuertt durch die gotloßen prediger und lerer und durch die Obersten, die sie mitt jhren Statuten und Teuffelischen ordnungen vonn dem gesatze Gottes auff unsern aignen gůtdunckel getzogen haben und noch jmmer mer und mer ziehen.

       Das seynd die hauptfrüchtte des unglaubens und des gotlosen wesens, woelliche die gschrifft nennet, das sie Got erpyttern und raitzen. Solte Got nicht uber mir erzürnet sein, wenn er mir gepeüt, ich sol meinem nechsten liebe ertzaigen, und ich gee hyn und folge meinem oder anderer menschen threüme? Es ist gleich, als wenn ein haußvater dem knechte gepute, er solt aeckern, und der knecht gieng und woelt die schüßlen waeschen. Solte nicht der haußvater billich uber den knecht zornig seyn? Also ist es auch mit Got, der wil seine gepot gehaltten haben, und das man sie mer achten soll denn der menschen gepot, unnd das alle gepot in der liebe herunder geen sollen, so das alle gepot in disen zwayen gepoten, Davon der Herr hie in disem Ewangelio redet, beschlossen sind ‘Du solt lieben Gott deinen Herrn vonn gantzem hertzen, von gantzer seelen, von gantzem gemuet, Und den nechsten als dich selbs’.

       Wilt du etwas thon, das da Got soll angenem seyn, so thuee es allso, das es auß hertzlicher liebe heer fliesse. Das sich die juden liessen beschneyden, fasteten vil, beteten vil unnd ander werck mer thaetten, war Got nicht angenem, denn es gieng nitt von hertzen her nach disem gepot ‘Du solt Got lieben von gantzem hertzen’. Also auch du, wenn du ein Kartheüser wurdest, oder yrgend noch ein hertern orden an dich annemest, wurd dirs nichts nutz sein, wenn du die liebe Gotes nit hettest. Hyer auß hast du leichtlich zůschliessen. das alle werck nichts sindt, die nit auß der liebe kommen oder die wider die liebe gehen. Es sollen kaine gesatze gelten, denn an woelchen man diß gepott der liebe yebe. Daher erscheynet nun, was der Münich und Pfaffenstand für ein verdammlicher stand sey, das sie allaine mit wercken den himel verdienen [Seite 405] woellen, unnd darauff weyssen sie auch die leüte, das sie darumb guette werck thon, den himel damit zůverdienen, woelchs ein ser grosser gotloser dienst ist. Drumb soll das gesatz nur ein yebung sein, die liebe dran zůbeweisen, sunnst, one die liebe fraget Got nichts nach den wercken, sie seyn so schoen, als sie ymmer mer woellen. Nun sihest du, wie vil wol menschenn sind, die da wissenn, was doch das gesatz sey ‘Du solt Got lieben von gantzem hertzen und den nechsten als dich selbs’? freylich jr sind wenig, noch vil weniger sind ir, die es halten. Wie solten sie das halten, das sie nicht wissen? Wir seynd plind und unser natur gantz und gar ist plind, datzů auch menschliche vernunfftt, die waist doch nichts wenigers, denn was das gesatz Gottes haben will.

       Aber Christus beweiset hie den Phariseern und Gschrifftgelerten zwaierlay wolthat, Erstlichen nimpt er von in jhre plinnthait und leret sie, was das gesatz sey. Zům andern leret er sie, wye unmüglich es in sey die gepot zůhalten. Yhr plindthaitt nimpt er hinnweg in dem, das er sie leret, was das gesatz sey, nemlich, das die liebe das gesatz sey. Das kan die vernunft noch heütes tags wie die Juden nit versteen. Denn wenn es der vernunfft müglich were zůbegreyffen’ so hetens warlich die Phariseer und gschriftgelerten, die datzůmal under dem volck die besten und klůgstenn waren, begriffen, Aber sie mayneten, es stuende allein darinnen, das man die ausserlichen wercke des gesatz thaette, Gott gebe, sy geschehen willig oder unwillig, aber die jnnwendige plinthait, den geytz und ir boeses verstocktes hertz sahen sie nit, maynen, sie versteen das gsatz gar wol, aber sy steen jn also selbß im liecht. Denn nyemand vermag das gesatz zůhalten, er sey denn gar vernewet.

       Darumb halts gewißlich dafür, das kaine vernunfft nimmer mer das gesatz versteen und thon mag, ob sie gleich waist, was das gesatz jn sich habe. Wenn thůst du einem andern, was du von jhm wilt gethon haben? wer liebet seinen feynd von hertzen? wer stürbet gerne? wer leydet gern schmach und schande? Lieber, gyb mir einen menschen, der da gerne ein boeß gerüchtt habe oder gerne in armůt lebe? Denn die Natur und menschliche vernunfft fleücht gentzlich davor, scheühet sich, erschrickt und entsetzt sich drüber, Und wenn sie künde, sovil als an jr ist, lyte sy solch unglück nit.

       Es wirt auch menschliche natur nimmerwer volbringen, was Got in disem gesatz von uns fordert, nemlich, das wir unnsern willen in den willen Gotes übergeben sollen, so das wir entsagen unsern aignem verstande, unserm willen, unser macht und unsern krefften und von hertzen sagen kanst ‘Dein wille geschehe’ Ja zwar du würst nirgend keinen finden, der von gantzem hertzen Got liebete und den nechsten alls sich selbs. Das kan wol geschehen, das yrgent zwen gesellen sind, die da freündtlich undereinander leben, aber es ist doch heüchlerey darunter verborgen, welche so lang werett, [Seite 406] biß du yrgent ein mal von jm verletzet wirst, Da würstu denn wol sehen, wie du jn liebest, und ob du fleisch oder geyst seyest. Darumb wil diß gesetz hie haben, ich sol dem, der mich beleidigt hat, freüntlich sein von hertzen, aber wenn thů ichs?

       Also wil hie Christus allein anzeygen, das man denn das gesetz recht prediget, wenn man darauß lernett, das wirs zůthůn nicht vermügen und des teüffels eigen sein. Das leerett unns die erfarung und wirt hin unnd wider inn der geschrifft angezaygett, sonderlich im Sant Paul, da er zů den Roemern [Röm. 8, 7] allso sagt, das ‘fleyschlich gesinnet sein ein feindtschafft sey wider got, seyt einmal es dem gesetz gotes nicht underthan ist, denn es vermags auch nicht’. Und [Röm. 8, 8] spricht bald darauff ‘Die aber fleyschlich sein, mügen Got nicht gefallen.’

       So nime nun für dich diß gebot ‘Du solt Got deinen hern lieben von gantzem hertzen’, und gedenck darauff, tracht im nach und erforsche es, was es für ein gesetz sey, wie ferne du noch seyest von der erfüllung diß gebots, ja wie du noch nicht recht habest angefangen zů erfüllen, nemlich zů leyden und zůthůn von hertzen, was Got habenn wil. Es ist ein lauttere heüchlerey, wenn einer in ein winckel kriechen wil und gedenckenn: Ey ich wil Got lieben, Ey wie lieb habe ich den Got, er ist mein vater, O wie günstig bin ich jhm, und der gleichen meher, Ja wenn er thůt nach unserm gefallen, so künnen wir solcher wort vil sagen, Aber wenn er uns ein mal unglück und widerwertikeyt zů schicket, da halten wir jn nicht meer für ein got und für ein vater

       Eine rechte liebe Gottes thůt im nicht also, sonderen sie ist ym hertzen so gesinnet und sagts auch mitt dem munde: Herre Gott, ich bin dein Creatur, machs mit mir, wie du wilt, es gilt mir gleich, ich bin yhe dein, das wayß ich, und wenn du wolltest, das ich dise stunde sterbenn solte oder yergent ein groß unglück leiden, so wolt ichs doch von hertzen gern leyden, Ich wil mein leben, eher und gůt, und was ich habe, nimmer meer hoeher und groesser achten denn deinen willen, der sol mir alltzeyt mein lebenlangk wolgefallen. Aber solcher menschen wirstu keinen findenn, der sich allenthalben nach disem gebot halte, Denn dein gantzes leben, das du lebest in deinem coerper, in den fünff synnen, und was du mit dem leybe thůst, das sol alles dahin gericht seinn, das es geschehe Got zů lobe, nach erforderung dises gebotes, das da saget ‘Du solt Got deinen Herrn lyebenn von gantzem hertzenn, von gantzer seelen, von gantzem gemuete.’

       Als woelt Christus sprechen: Liebest du Gott von ganntzem hertzen, von gantzer sele, von gantzem gemüte, so wirt es nicht feelen, du würsts in deinem eüsserlichen leben erfarn, Nemlich wenn alles, das du thůst, du schlaffest oder wachest, du arbeytest oder steest muessig, du issest oder trinckest, dahin gericht ist, [Seite 407] das es Got zů liebe von hertzen geschicht. Des gleichenn wirdt auch dein gemuett und gedancken gantz und gar auff Gott gericht sein, Das ist, du wirst dich nichts lassen gůtduncken, das du nit wayst, das es Got wolgefelt, Ja wo sind sie, die es thun?

       Und das stuck, da er sagt ‘von ganntzem gemuete’, ist hefftig seer wider die menschen leeren und auffsetzenn, darauff sich die menschen sonderlich verlassen und maynen, sie woellen dadurch einen gnedigen Got erlangen und den himel damit verdienen. Solchs gůtduncken menschlicher vernunfft zeühet uns wunder seer abe von disem gebot, das wir Got nicht von ganntzem gemuette lieben, wie bißhere geschehen ist, und noch heüt des tages geschihet, Dann Pfaffen und Münche maynen nicht anders, denn got lasse sich mit Messen und andern yren eygnenn menschenfündlein erweychenn, Aber er hat ein grewel [Matth. 15, 9, Jes. 29, 13] darvor und wil jr nicht, wie er im Jesaia sagt ‘Vergeblichen dienenn sie mir, dieweyl sie leeren solche lere, die nichts denn menschen gebot sind.’ Das gesetz hie wil, Du solt dich kein ding lassen gůtduncken, welches wider got ist und wider alles, das er geboten oder verbotten hat, wil also, das du dich jm gantz und gar geben solst mit all deinem leben und wandel.

       Dabey kanstu nu abnemenn, das kein mennsch sey, er ist ver- dampt, seyteinmal er diß gebot nicht helt, unnd got wils doch gehalten haben. Da steen wir mitten in angst und not und künnen uns selbs herauß nicht helffen, Und das ist die erste erkentnus des gesetzes, das wir sehen, das es menschlicher natur unmüglich zůhalten ist, denn es wil das hertz haben, und wenn es von hertzen nit geschicht, so gilts vor gott nicht, Du magst die werck eüsserlich wol thůn, aber Got ist damitt nicht zů friden, wo sie nicht von hertzen und auß liebe geschehen, Welches nymmermeer geschicht, es sey denn, das der mennsch auff ein newes geborn wirt durch den hayligen geist. Darumb so wil Got mit dem gesetz nichts meer außrichten, dann das wir dardurch unser unvermügen erkennen sollen, unnser gebrechligkeytt unnd kranckhayt, das wir auch, sovil an uns ist, nicht ein bůchstaben am gesetz erfüllenn mügen. Wenn du das entpfindest, so hatt das gesetz sein werck außgericht. Das maynet [Röm. 3, 20] Sant Paul, da er zů den Roemern spricht ‘Durch das gesetz kompt nur erkenndtnus der sünde.’

       Aus disem allem erscheinet nun klaerlich, das wir alle gleych sind und ain kůchen in der jnnerlichen haubtboßhayt des hertzens, welche uns das gesetz offenbaret, wenn wirs recht ansehen. Da mag man wol sagen: Ist einer gůt, so sind sie alle gůtt, Darumb darff keiner dem andern nichts auffheben, kein esel darff den andern ein sacktraeger heyssen. Das ist wol war, inn eüsserlichen groben sünden steckt einer tieffer drinnen denn der ander, aber das hertz ist gleich boeß, es sey denn vom heyligen geyst vernewert. Ja wie sol ich jm [Seite 408] aber thun, wenn ich die sünde nun erkenne? Was hilfft es mich? Vil hilfft es dich, denn wenn du so weyt kompst, so bistu nicht fern vom himelreych, [Mark. 12, 34] wie Christus sagete ym Marco zů einem schrifftgelerten, der auch erkandte, das die werck des gesetzes nicht weren on die liebe.

       Wie kompt man aber darzů, das wir des boesen gewissens loß werden? Da folget nu das ander stuck des Euangelions, was Cristus ist, unnd was wir vonn jhme sollenn gewertig seyn, bey dem muessenn wirs nemen und holen, sonst bleiben wir in sünden ewigklich, Denn eben darumb ist uns Christus fürgestelt und vom vater geben, das er uns von den sünden, vom todt, von boesem gewissenn und von dem gesetz entledige und frey mache.

       Also haben wir nu gehoert, was das gesetz sey, und wie durch das gesetze komm erkendtnus der sünde, aber daran ists nicht genůg, sondern es gehoert ein ander man noch darzů, welcher Cristus Jhesus hayst, Wiewol das erste stucke auch da sein můß, ja es ist von noetten, Denn wo ich meine sünd nit erkenne, so frage ich nach Christo nicht, wie die Phariseer und schrifftgelerte, die maynen, sie habens alles gethan, was das gesetz gebeüt, und weren bereyt, auch meer zůthůn, aber von Christo wüstenn sye nichts. Derhalben vor allen dingen, wann das gesetz erkandt, darzů die sünde durchs gesetz offenbar worden ist, so ist von noetenn, das man wisse, was Christus sey, sonst ist mir das erkendtnis der sünde nichts nutz. Denn aber ist das gesetz erkandt, wenn ich darauß lerne, das ich verdamptt bin, unnd nun sehe, das kein hoffnung noch trost verhanden ist, kan auch mir selbs nicht helffen, sondern ich můß ein andern haben, der mich errette, Da ists zeyt, das ich mich umbsehe nach dem, der es thůn kan. Unnd das ist Christus Jesus, der eben darumb ist mensch worden und uns gleich, auff das er uns auß dem schlamm hülffe, darinnen wir stecken, Der hat got von gantzem hertzen geliebt und den nechsten als sich selbs und seinen willen dem willen seins vaters gentzlich underworffen und hatt also das gesetz allenthalben gantz und gar erfült, das künde ich nit thůn, und solt es doch thun, Darumb nimpt er sich meiner an, und was er am gefetz erfüllet hat, das schencket er mir, sein leben gibt er mir frey mit allen seynen wercken, so das ich mich des anziehen müg als eins gůts, das mein ist und mir geschenckt. Der hilfft uns nu von dem gesetz, Denn wenn das gesetz sagt: Liebe Got von gantzem hertzen und dein nechstenn als dich selbs, oder du bist verdampt, So spreche ich: Ich kann nicht. So spricht Christus: hieher, nymm mich auff, hang an mir durch den glauben, so solstu vom gesetz ledig werden.

       Und das geet also zů, Christus hat uns durch sein sterben erworben den heylgenn geist, der thůt das gesetz in uns, und wir nichtt, dann der geyst, den dir got umb seins sons willen inn deyn hertz schicket, der machet gar ein neüen [Seite 409] menschen uß dir, woelcher mit lust und liebe von hertzen thůt alles, was jhm das gesatz beüt, woelchs im vor unmüglich zůthon war, der selbige newe mensch veracht denn diß leben hie, hat lust zůsterbenn, frewet sich in aller widerwerttigkaitt und ergibt sich gantz unnd gar dem willen Gottes, wie es der mit im macht, so gefelts im wol. Den gayst kanst du dir selbs nicht verdienen, sondern Christus hatt in dir verdienet und erworben, Wenn ich das von hertzen glawbe, das mir Christus sollichs gethon hat, so uberkomme ich den selbigen hailigen Gaist, der macht mich denn gar new, da ist mir denn alles suesse, lieplich und angenem, was Gott gebeüt, und kan denn alles thon, was er von mir haben wil, aber nicht auß mir, sondern auß krafft, der jhn mir ist, wie [Phil. 4, 13] S. Paul sagt ‘Ich vermag alles durch den, der mich mechtig macht, Christus’.

       Aber darauff můst du acht haben, das du dich nit understeest disen glauben an Christum mit deinen wercken oder krefftten zůerlangen, oder das du dir ein schlechten gedancken davon machest, denn es ist der natur unmüglich, sondern der hailige Gaist můß sollichs in dir würcken. Drumb huettet euch vor den werckpredigern, die da her plaudern und sagen, man můß gůte wercke thon, das man selig werde. Wir aber sagen: Der glaub allaine ist gnůg datzů, die wercke gehoeren anders wahyn, nemlich, unsern glauben damit zůbeweißen, wie jhr vor oft sollichs von mir gehoert habt.

       Das will nun hie dise frage, die der Herr den Phariseern fürhelt, Was sie von Christo halten, wer er sey, unnd weß Sun er sey. Aber ir antwort, da sie sagen, er sey Davids sun, schlecht der Herr umb unnd verduncklett sie jnen, fuerett gschrifft auß dem Psalm, damit er sie in eym zweiffel steen last, so das im niemand künde ein wort drauff antworten.

       Das aber David Christum sein Herrn nennet, da er sprichtt ‘Der herr sprach zů meinem Herrn: setze dich zů meiner rechtten, Biß das ich deine feynde dir zům schemel deiner fuesse lege’, ist zů versteen, das David hie rede von der Gothait Christi, denn nach dem flaisch war er Davids sun. Dise bayde hat [Röm. 1, 1 –4] Paulus zůsamen gesetzt, da er also sagt zů den Rhoemern: Ich bin ‘zům Apostel berůffen und außgesündert zůpredigen das Ewangelion Gottes, woellichs er zůvor verhaissen hat durch seine Propheten in der hailigen gschrifft von seinem Sun, der im geporen ist vonn dem samen David nach dem flaisch und krefftigklich erweyßset ein sun Gotes nach dem gaist, der da hailiget, syndt der zeyt er auff erstanden ist von den todten.’

       Davon haben wir anderswa mer gesagt. Woellens yetz dabey lassen bleyben und Got umb gnade anrueffen.

 [Seite 410]

 

Am neuntzeheunden Sontage nach Trinitatis Ewangelion. Matthei XI.

 

1526 [Seite 410]

[Matth. 9, 1 –8] Der Herr thrat in das schiff und fůr wyder herüber und kam in seine Statt, Und syhe, da brachten sie im einen gichtprüchigen, der lag auff einem bethe. Da nun Jhesus ihren glawben sahe, sprach er zům gichtprüchigen: Sey getroest, mein sun, deine sünde seind dir vergeben. Und syhe, etlich under den gschrifftgelerten sprachen bey sich selbs: diser lestert Got. Da aber Jhesus jhre gedancken sahe, sprach er: warumb denckt jhr so arges in ewern hertzen? woellichs ist leichter zůsagen: dir sind deine sünd vergeben? oder zůsagen: stee auff und wandle? Auff das jr aber wisset, das des menschen sun machtt habe auff erden, die sünd zůvergeben, sprach er zů dem gichprüchigen: stee uff, heb auff dein beth und gee heim. Und er stond auff und gieng haym. Da das volck das sahe, verwundert es sich und preisete Got, der solche macht den menschen geben hat.’

 

 [CCLXI V] Summa disz Ewangelions.

1 Der frembde glaub bringt wol den sündern hertzů, aber es wirt hie bald ein aygener glaub gefodert, denn also spricht Christus zů dem gichtprüchtigen: Sey getroest, mein sun, das ist, glaube du nur und hab ein gůt hertz, es hat kaine not.

2 Die welt und das flaisch richten mit jhrer weißhait wider das Ewangelion. Man glaubt nichtt, das vergebung der sünde sey durch Christum.

3. Die ausserlichen mirackel und wundertzaichen, die man mit augen sihet, sind allaine zaichen der jnnwendigen gesundmachung und ein antzaigung der vergebung der sünde.

4 Wir sinds gewiß, das wir vergebung der sünde haben durch Christum. Waher sind wirs aber gewiß? Erstlichen auß seiner zůsage und verhaissung, denn er ist trewe und warhafftig. Zům andern auß seiner gewalt, denn er ist Got.

 

 

Auszlegung des Ewangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 15, 697, 19 bis 712, 32 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       697, 19 Das] Dyß 21 gewyssen 23 leben 25 das fehlt 30 sun, deine sünden seynndt dir vergeben. 698, 18 Sun, sey getroest, deyne sünde sind dir vergeben, und 27 des understeen 699, 18 on] loß 25 ruemen des heiligen geysts, geben 26 auch ettliche hie halten, das es nit gnůg sey, das wir alleine 27 die fehlt 29 &c.] můst die Gotlosen todtschlahen, und was sie sonst für wercklein auffwerffen. 31 offt gewarnet unnd vermanet 38 sagt] [Seite 411] seyt 700, 12 mit] mir 13 Also fleust er] Denn also spricht er 14 &c..] und der gleichen wort mit] von 15 mit ersten] erstlich 16 gnade, zeygett dir so bald kein werck 17 nachmals] darnach nechsten würstu werck genůg findenn. Die schwermergeyster aber platzen 24 nott fehlt 27 Wer du? noch nicht, Gleich 701, 12 diese] die 17 darauß unnd sagen, wenn 18 keyner. Und diser rhům 20 fur die] vor 25 disem stuck, dz sie 702, 18 davon woellen Christen 21 all fehlt 23 doch] noch 30 wercken und mit gesetz 32 und fehlt koennen und dye das versteen was da gesagt sey, Dir sein deine sünd vergeben. Wenn wir 38 wort, Deine sünde seyn dir vergeben. Alle hoeren das Euangelion wol, aber 703, 22 an, Die vergebung der sünde ist 30 erkennen. Darnach erst folget die vergebung der sünd. Es ist aber vil eyn ander ding, wenn got die sünden vergibt, und wenn sie ein mensch dem andern vergibt. Ein mensch vergibt 33 widder] ding denn er] got 34 faren, ja er gedenckt nicht mehr an die sünden, wie er selbs im Propheten Jesaia sagt. Wenn nu sein zorn 704, 18 zueverlassen, ja das du froelich kanst darüber sterben. Aber 21 Gotes. Da ist nichts anders denn eyttel trost da geen die wort on underlaß, Biß 24 glaube, dardurch du disen worten glaubest, das es nitt umbsonst werd 26 den fehlt stoltziern, denn dz Got spricht, Biß gůter 28 hastu denn 29 lassen] thůn 30 schatten 31 haben 32 den fehlt 35 darumb] darinne 36 sie] die werckhailigen 36/37 wie bis haben fehlt 705, 18 hangen und schreiben jren wercken gar nichts zů. Also 19 sie bey sich selbs. Diser 20 heyllig fehlt 23 dolle fehlt Fürsten thon, die woellens schlechts tod 24 bekennen, Das ist noch die geryngste vervolgung. Die ander 25 noch fehlt 34 der fehlt jrem müst 706, 22 herzůbringen. Bey jhrem hauffen sind sie koen 23 aber wenn es zům treffen kumpt, da ist eitel vertzagen, Der hailige Gaist aber der steet fest, helt die puffe uff, macht keck und můtig, troest die ploden gewissen und spricht, Biß getroest, dir sind 26 Got, wie die Christen thon die bucken 27 und fehlt eheren und sind nicht 31/32 Darumb bis menschen fehlt 33 das] und 34 pfeiffer, und nichts künden antwurten, so geen wir denn dahin 35 leyden, künden es nit anders machen, yedoch 37 nymmermeer jhren, da mügen die sich rhuemen wie lang sie woellen. || Dadurch 40 wenn] Denn 707, 19 allain das ich die sinde wol erkenne, als denn hab ich vergebung der sünden und bin mit Gotte 20 gaist alles in mir thon 22 die (2.)] so 23 er] der Euangelist Er] der Herr &c..] Denn 24 so heten sie den gichtprüchigen nit zů dem Herrn bracht 25 Derhalben] Drumb 27 halben, dz es im nutz sey, er bedarff 28 auß, so bist du schon uß disem reich gefallen. Aber 32 wenn] denn 33 dise hie bringen, die leben in nun nicht mer, sondern yr leben dienet nur andern, Und erwerben disem krancken mit jrem glauben ein aygnen glawben, Denn diser krancke 35 den] ein aigen 36 sollen nun alle 37 ob sie sich dahin 38 leüten dienen, jnen ein gůtten glauben bringen und sie zů Christo fueren. Wenn 39 sey, damitt ist nichts den leütten geholffen, es ist auch nit gepredigt 708, 21 nasen] maul 23 wirst du damit nit 24 sun, biß getroest dir sinnd deine sünde vergeben, und darnach andere auch hertzů bringest. || Das wort 29 nechsten sol ich speisen 30 komme, nemlich dz gewissen 32 dz auch seine seele 709, 19 kriegen. Item dz ich Müncherey, Pfafferey und was 20 Ist] Es ist myr] wir 23 Euangelion, dz muessen sie aigentlich, sie woellen oder woellen nit vor menigklich in der warhait erkennen. Also 25 auff das du] der bringest, vil andere auch helffe, Und dz ist 27 fehlt 29 handlen, wenn wir zeyt hetten. Ich 30 und man hat geprediget 34 haben fehlt die] der 35 der gemainen Christenhait 38 helffe zur seligkait, wenn 38/710, 21 dis bis komen] Das kind můß selbs glauben an Christum, denn ich bin nichtt für dz kind geporn, werd auch nit für dz selbige sterben, es hat ein eigen tod und gepurt, sol es leben und des todes loß werden, so můß es auch durch den glauben in Christum dahin kommen 710, 22 dahin nach arbeytten 23 unglaubigen und kinder auch herzůkommen und glaubig werden, darumb dise hie den 26 dem gichtbrüchigen umb glaube, das ich auch einen eygenen glauben überkomme. Ja moecht eyner sprechen, wie wayß mann denn ob die kinder glaubenn oder nicht? Wissen wir doch auch nicht, welches 28 zur tauffe komme 29 kayner] kein andrer 30 da bis gedancken] eines eygen hertz unnd gedancken bringt jhn dahin 34 jhr. Ich soll also sprechen, Hie 35 hie] da ich denn mein 38 glawben, [Seite 412] dz es auch glaube wie ich 39 wort erhalten werde das mir hat. Und tauff das kindt nicht darauf 711, 20 krigen] erst überkommen 22 lugen gestrafft? So ist nu das Summa Summarum, Ich 23 auch glaube, aber für jn kan ich nicht glauben. 25 wusten wol das es gottes das] welches 29 thut vor Got sünde, das thůt auch ein mensch dem andern, Aber 30 yhm fehlt 31 ist nu 33 menschen, welche Christen und getaufft sind, denn darauß preisen sy Christum und haben das wort, Sünde vergeben im munde, das sie sagen künnen und mügen, wenn sie woellen, und so offt es von noeten, Sihe mensch 35 &c..] Biß getroest, dir sein deine sinde vergeben, glaub es nur, so ists gewiß, und waz nu einer wil für wort gebrauchen. Dise stymm 36 auffhoeren under den Christen biß an den 712, 18 wort offentlich, in welchem 19 gewalt die sünde zůvergeben. Derhalben 20 vergeben, so halt es gewiß darfür, als sagte dirs got selbs, Denn wer 31/32 Das bis thuts] dz wir solten einer dem andern die sünden vergeben? Als da er ym Johanne spricht, Nempt hin den heyligen geyst, welchem jr die sünd erlassett, den sind sie erlassenn, und welchen jr sie behaltet, den sind sie behalten. Und an eim anderen ort spricht er. Wo zwen under euch eins werden, warumb es ist, dz sie bitten woellen, dz sol jn widerfaren von meinem vater im himel, Denn wo zwen oder drey versamlet sind in meinem namen, da bin ich mitten under jn. Das wort thůts und schneyt hindurch. 22 Wenn nun kein 23 unnd wern allein wol] wie 24 mitt den armen betruebten gewissen 25 gibt, dz er sprechen kan zů eim andern, dir sollen 26 trotzen und bochen wider die sünd, das ich zů meinem brůder, der in angst und not der sünde steckett, sagen kan, Biß froelich unnd getroest, mein brůder, dir sein dein sünd vergeben, Wiewol ich 28 den glauben 29 es] ers 30 thůn ym Euangelio. Das heyst allen] allein 32 thůn wir nu durchs wort. Got geb dz wirs also fassen.

 

 

 

 

Am XX. Sontag nach Trinitatis Euangelion Mathei. XXII:

 

1526 [Seite 412]

[Matth 22, 1 –14] Jhesus redet durch gleichnüsse zů seinen jungern unnd sprach: Das himelreich ist gleych einem Kůnige, der seinem son hochzeit machte, und sandte seine knecht auß, das sie den gesten zur hochzeyt ruefften, Und sie wolten nicht kommen. Aber mal sandte er ander knecht auß und sprach: Saget den gesten, Sihe mein malzeyt hab ich bereit, meine ochssen und mein mastfich ist geschlachtet, unnd alles berayt, kompt zur hochzeyt. Aber sie verachten das und giengen hin, Einer auff seinen acker, Der annder zu seiner hantierung, Ettliche aber griffen seine knechte, hoeneten und toedtenn sie. Da das der Künig hoeret ward er zornig und schicket seine heere auß und brachte dise moerder umb und zündet jr statt an.

       Da sprach er zů seinen knechtenn: Die hochzeytt ist zwar bereyt, aber die geste warens nicht werdt. Darumb geet hin auff die strassen unnd ladet zur hochzeyt, wen jhr findet. Und die knechte giengen auß auff die strassen und brachten zůsammen, wen sie funden, boese und gůte, und die tisch wurden all vol. Da gienge der künig hinein, die geste zůbesehen, und sahe alda einen menschenn, der hatte kein hochzeytlich kleyd an, Unnd sprach zů jhm: Freundt [Seite 413] wie bistu herein kommen, und hast doch keyn hochzeyttlich kleyd an? Er aber verstummet. Da sprach der künig zů seinen dienern: Bindet jm hende und fuesse und werffet jn inn das eüsserste finsternus, da wirt sein heülen und zanklappen. Denn vil sind berueffenn, aber wenig seind ausserwelet’.

 

 

Summa desz Euangelions

1 Von diser hochzeyt schreibet auch Paulus zů den Ephesernn da er von Christo und seiner gemayne redet wie von eyner braut und breüttigam.

2 Die Juden, welche hie die veraechter und todtschleger sind, werden widerumb veracht und getoedtet.

3 Also sein alle menschen von natur geschickt, wenn sie jn sellbs gelassen werden.

4 Die Hayden waren draussen, das ist, die sündere gehoeretenn nit in dise hochzeyt, aber darnach, da die rechten geste die hochzeit verachteten, wurden die Hayden auch hinein gefuert.

5 Auß der hochzeyt wirt geworffen das volck, welche alleyne mit dem namen Christen seynd. Der hat kain hochtzeitlich klayd an, der den glauben nit hatt, durch woelchen allein dise hochtzeit zůgericht und gehalten wirt, woellichs klaid unser erste oeltern verloren hetten und wurden allso mit jrer bloesse und nackhait zůschanden. Aber der glaube decket alles zů, was wir von Adam empfangen haben. Drumb spricht der Psalm. Wol dem, dem die uberthrettunge vergeben seyndt, des sünd bedeckt ist.

 

 

Auszlegung des Euangelions.

[Es folgt aus dem Unsre Ausg. Bd. 103, 407 ff. abgedruckten Sermon das Stück S. 410, 11 bis 419, 25 mit nachstehenden Abweichungen:]

       410, 12 den] wenn 13 gaistlich dem] disen 15 hie] die 23 ist] seyndt 24/25 sprechent bis bereyt] und zů den gesten sprechen, Sehet, meine maltzeit hab ich bereit, meine ochßen und meine mastfich ist geschlacht, kumpt zůr hochtzeit 29 speisen sollen. 411, 10 do er lernt] leret 13 mer verhanden. Da 15 Got geglaubt 16 tzů gemessenn] gerechnet 17 neret uns, das glauben auch also 18 Item bald hernacher legt uns Paulus aber ein feyn mastfich 21 da er spricht. Selig seyndt die, woelche jhre ungerechtigkait vergeben seyndt und woelche jre sünd bedeckt sind, Selig ist der man, woelchen gott kaine sünde zůrechnet. Sehet, dz mestet und neret recht 22 und glauben nach lere 24 kan. Folgett nun ferrner im Euangelio. Aber die geladenen haben nicht 27 darüber auch die vier hindernisse 30 und in jn glauben leyden und 32 ist, fallen mit dem hertzen auff 33 das sie] und 412, 15 das (2.) fehlt 17 den dye] sie denn darumb so 18 maltzeit und 19 gschrifftgelerten, die haben bayde Christum und die Apostlen getoedtet, wie ir oeltern zůvor die Propheten. Die sind 21 verdammen würgen Künig hoeret, da 26 würdt also das es geschehen sey, da Gott 29 nichts bey eynander bliben ist, und sie beraubett, bayde des Priesterthumbs und des Künigreichs, so dz yetz kain aermer, ellender, verlaßner volk uff erden ist, denn eben die juden, also geets den veraechtern Gottes worts. [Seite 414] Folget nun weyter. || da hat 30 ist zwar berayt, aber die geste warens nit werdt. Das ist 413, 25 woellen. Ferner || Da hat gesagt. Geet hin auff die strassen und laden zůr hochtzeyt wen jhr findet. Da sind sy ußgangen auff die strasse, Das ist 28 kyrchen] gemaine gangen, die geste zůbesehen. Das wirt 34 noch] doch 35 gekrochen sind, Wie die den oele geprach, dz ist 414, 30 das] es 31 eußerlichen] aussersten 32 eußerlichen] aussersten geworffen] gehalten 34 můß allain der glaub allda sehen 35 die fehlt 415, 18 dunckel. Drumb můß die vernunfft dazů geschlossen 19 und] můß 21 achten hab] achte den sich denn das hertz erwege, thůt alle 22 und sihet 23 dy] so 24 geworffen sind verworffen 25 hangen, das sie auch vertzweiflen 27 der] dise 28 dye] dise 29 wye] was für 33 ring und dergleichen, sonder yn] den breüttigam 416, 7 beüttel, Darumb weeret auch dise lieb nit lang. Ein solche rechte brautliebe hat uns 12 Do] Und 13 aller (3.)] und 16/17 In bis Er] im hohen lied Salomonis Mein freündt 20 nicht (1.)] nütz 21 der fehlt 23 Wil] Er wil 24 Nu fehlt aber und 26 Nu wen ich] Wenn ich nun 27 unsettige Er aber 28 jüngling. Was gibet er uns denn? sich selbs gantz und gar, schneyt 31 nu so] also 417, 11 wer] hilffet 12 warhafftigs 12/15 Seynen bis braut ist] Wenn er mir seine knecht, seine Propheten gibt, so hat er allein ein stuck gegeben, ein partecken. Die gaben sein allein die kebsweyber, under den ist allein eyne die recht braut 16 &c..] und dergleichen 17 die rechten breütte 20 nicht die nicht das nu fehlt 21 hertzenleyd, alles unglück, sünd, jamer und elend. Er ist 22 die gerechtikeyt 23 auch fehlt 24 ym vor] vorhin 25 tzů (1.) fehlt leret der Apostel Paulus und spricht. Er hat für 26 sy begossen 27 widergepurt und ernewerung des heiligen geysts. Er hat 29 seynn] ein 31 Nu die weyls] Die weil es aber 418, 12 es] eins 14 Was denn eins angehett 18 samen] eynander 19 nicht. Sollen wir nu zůsammen 21 wir künnen 22 und sein 23 můß. Darumb so verschwindet mein und meine 25 und fehlt und vergeet 26 und fehlt denn nun hinweck den fehlt 28 den (1)] so laug weyb] braut 30 dich] dir 3 erzelet 419, 2 auß] von 3 nichtt fehlt Dieweyl nu 7 nu her] herein 8 die] dise 11 hochzeitlich 15 den] die 18 eüssersten 19 den] dem die hend, wie gesagt, sind 21 die schulde 22 hochzeitlich 25 zůvor ein baum, darnach folgets selbs herauß.

 

 

 

Am XXI. Sontage nach Trinitatis Euangelion. Johannis. IIII.

 

1526 [Seite 414]

[Joh. 4, 47 –54] Es war ein küngischer, des son lag krannck zů Capernaum, diser hoeret, das Jhesus kame von judea in Galilean, unnd gienge hin zů jhm und bat jhn, das er hinab keme und hülffe seynem son, denn er lag tod kranck. Und Jhesus sprach zů jhm: Wenn jr nit zeichen und wunder sehet, so glaubet jr nit.

       Der küngische sprach zů jhm: Herr, kumm hinab, ehe denn mein kind stuerbet, Jhesus sprichtt zů jhm: Gehe hyn, dein sun lebet. Der mensch glawbet dem wort, das Jesus zů jm saget, und gyeng hyn. Und jn dem er hinab gieng, begegneten im seine knechte, verkündigten und sprachen: Dein kind lebet. Da forschet er vonn jn die stunde, in woelcher es besser mit im worden war. Und sie sprachen zů im: Gestern umb die sibenden stunde verließ jn das fieber. Da mercket der vater, das umb die stunde [Seite 415] were, inn woellicher Jhesus zů im gesagett hette, dein sun lebet. Und er glaubet mit seinem gantze hauße. Das ist das ander zaychen, das Jhesus thaet, da er auß Judea in Galileam kam’.

 

 

Summa disz Ewangelions.

1 Hie haben wir ein Exempel, darinne sihest du, wie der unvolkommene glaube zů nympt, wa er allaine nit ablast zůbittenn.

2 Wenn wir erloeßt werden von der anfechtung, so wirt unnser glaube gestercket, dartzů, das wir den zůkünfftigen anfechttungen unnd vervolgungen auch dester stercker künden wyder stehen.

 

 

Auszlegung des Ewangelions.

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 103, 420, 5 bis 428, 15 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       420, 5 uns fehlt 11 widerumb 421, 5 eynem fehlt 8 eysen] aussern 29 gehoert Gottes wort oder 422, 5 yhm (2.)] in 14 zaychen unnd wunder sehet 15 Also] So 16 in. Jr klainglaeubigen, warumb seyt ir so forchtsam? Alls wolt er sagen, Wo ist nun ewer 30 stoße, eine sawre und hertte 31 zaichen und wunder sehet 423, 2 sprichtt er. Herr, komm hynab, ehe denn mein sun stürbt. Als wolt er sagen. Ey 4 glaubenn (wie denn Got mit allen thůt, die er im glauben sterckett) und bringet in also in einen hoechern 7 also zů dem vatter. Gee 22 ists 424, 2 disem] dem 7 die fehlt 24 nichts] nit 25 neeren 28 gesagt hat, Trachtet am ersten nach dem reych gotes und nach seiner gerechtigkeyt, so wirt euch sollichs alles 425, 7 sagt. Die klarheyt des Herrn spiegelett sich in uns, von auffgedecktem angesicht, und wir werden verklaeret in das selbige bilde, von einer klarheyt zů der andern, als von dem Herrn, der da der geist ist. || Die klarheyt 20 und klerer fehlt 426, 12 zů jm 13 Da] Das 15 vorhin 427, 1 als] da 19 auch noch 25 so fehlt

 

 

 

 

Ein ander Sermon am Ein und zweintzigstenn Sontage nach Trinitatis, auffs Euangelion. Johan. IIII.

 

1526 [Seite 415]

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 171, 445, 10 bis 459, 14 mitgeteilte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       445, 17 Das] Des 26 jhn die schoß so] zů 35 des] das 446, 25 auffgericht 29 das volck vor auß 30 und (1.)] durch und durch 32 hungers 447, 12 ain fein starcken 25 Das] Da glaube inn Sant Peter 36 nicht ain hand 37 und (2.) fehlt hin fuerten und jn an ain creütz schlůgen da 448, 18 da steet jn Creützige jn Creützige jn, Und 21 es fehlt 24 es] des dings 28 predigstůl wirt finden künnen geprediget werde 449, 15 sie] die 22 es jm felet 23 und] auch 34 oben 35 da fehlt 36 hinten 450, 12 hinten 16 fehlt 17 schyach 18 grossen] solchen in yrrdischen gefessen, der schatz ist das 19 dopff] hafen depper] Haefner 20 dopff] hafen 21 das] was war] ist der fehlt 22 dopfflin] haefelein wuetet er 23 topff] hafen 25 dopff] hafen 26 dopfflin] haefelein und so weiter 27 feind, wie bald were es darumb geschehen, mit einem knüttel kan man es zerschlagen, ja wens ein schlange staech muest es zů drümmern geen. Es wer 451, 10 er ist 28 schrifft bey jn dahin komen] sich erheben 30 für einer son, Denn der Teüffel ist der lyst und art, wann jm 32 bleyben. Und das alles darumb, das wir in sorgen steen [Seite 416] sollen, unser augen gegen himel heben, auff das wir 33 das fehlt 34 woelle fordern und schützen gefaeß durch seine krafft halten 36 nu fehlt 452, 10 Euangelio. Wir woellen nu den Text nach einander besehen. Also spricht der Euangelist. || Es war 15 ist hie mercken, das er nu bald hernacher saget. || Diser hoeret 25 Wenn aber diser küngischer in 27 were nach hertz 29 glaub 36 sprach der HERR auch zů Sant Peter, Du bist 453, 16 do fehlt 22 helffen. Aber der küngische ließ nit bald abe, sondern sprach zům Herrn. || Herr komm hinab, ehe mein kind stürbt. || Da wolt der glaub schon dahin fallen und sincken. Aber der Herr 23 gleich wol 31 Nu bis was] Da wag der glaub topfflin] troepflin 32 sterben, Aber Christus feret zů 33 hynab] hin 454, 14 Denn der 25 stilligent 29 spricht im Euangelio Mathei zů seinen jungern. So jr glauben habt als ein senffkorn, so mügt jr sagen zů disem berge, hebe dich vonn hynnen dort hyn, so wirtt er sich heben, unnd euch wirt nichts unmüglich sein. || Es ist 455, 13 wasser, aber da er wanckete, begund er underzůgehen. Also auch Moses der hett ein 17 sterckern 19 durch den 20 und Petrus let] liesse 23 darnider 25 Denn wenn yrtumb. Des haben wir ein schoen gleichnus an einem 27 und] da von der bluet 28 blueet 29 eyn] der 30 antzůsetzen, und kompt yrgend ein wind, da fallen nemlich bis wind fehlt 32 rappen zerstecken 456, 16 auff nach lere 12 die] Dise 21 uns werden 23 hangen, in bitten, und also sprechen. || Barmmhertziger 457, 23 ist, sage ich, denn 28 die. || Der mensch glaubt dem wort, das Jesus zů jm saget, und gieng hin. Und in dem er hinab gienge, begegneten im seine knechte, verkünndigeten und sprachen, Dein kind lebet. Da forschet 30 besser nach 29 es 34 ym] Gott 35 es fehlt 37/38 Das bis kam fehlt 458, 13 werck, wie Sant Paul sagt, Der glaub thůts der durch die liebe thetig ist. Denn er lebt 14 feyern, wie der künig David im Psalm sagt, und Sant Paul zeucht es auff die 20 und wie er von 28 wirt, es ist gewis ein 29 fehlt 33 also ungedultig 459, 7 er] sie fasset] fassen 9 hangend 12 feder, wye und wenn er woelt, kund er sie hyn 14 erden. Das sey gnůg von disem Euangelio Der Schluß 15 bis 33 fehlt

 

 

 

 [CCLXX XIIIv]

Am zwey unnd zweintzigisten Sontage nach Trinitatis Euangelion Mat: XVIII

 

1526 [Seite 416]

[Matth. 18, 23 –35] Jhesus sagt zů Petro und zů den andern jungern: Das himelreich ist gleich einem künig der mit seinen knechten rechnen wolt, Und als er anfyeng zu rechen, kam im einer für, der war yhm zehen tausent pfundt schuldig, Da er nun nicht hette zůbetzalen, hies der Herr verkauffen yhn unnd seyn weyb unnd seine kinder, und alles was er hatte, und betzalen. Da fyel der knecht nider unnd bettet jhn an und sprach: Herr, hab gedult mit mir, ich wil dirs alles betzalen. Da yamert den Herren des selbigen knechts und lyes in los, und die schuld erlyes er im auch.

       Da gieng der selbige knecht hinaus und fand ey- nen seiner mitknechte, der war ihm hundert groschen schuldig, Und er greyff in an, und würget in und sprach: Betzale mir, was du mir schuldig bist. Da fyel sein mitknecht nider und badt in und sprach: Hab geduldt mitt mir, ich wil dirs alles betzalen. Er wolte aber nichtt, sonder gieng hin und warff in yns gefencknis, bis das er betzalet, waz er schuldig war. Da aber seine mitknecht [Seite 417] solchs sahen, wurden sy sehr betruebet und kamen und brachtten für jren herren alles das sych begeben hette. Do fodert in sein herr für sych und sprach zů im: Du schalck, alle dise schuld habe ich dir erlassenn, dieweil du mich badtest, soltestu denn dich nit auch erbarmen über dein mitknecht, wie ich mich über dich erbarmet habe? Und sein herr ward zornig und überantwurtet in den peinigern, bis das er betzalet alles, waz er im schuldig war. Also wirt euch mein himmlischer vatter auch thůn, so jr nicht vergebet von hertzen eyn yeglicher seinem brůder seine fehel.’

 

 

Summa des Euangelions.

Durch die barmmherikeit und gnad Gots, werden all sünd vergeben, wie gros sie auch ymmermer sind. Dem aber werden die sünden nit vergeben, der nit seinem brůder auch vergibt, wie uns Christus hat beten gelert: vergib uns unser schuld, wie wir unsern schuldigern vergeben.

 

 

Auszlegung des Euangelionsz

[Es folgt der Unsre Ausg. Bd. 12, 673, 24 bis 688, 30 abgedruckte Sermon mit nachstehenden Abweichungen:]

       675, 2 ein yeglicher 9 und sünde vergibt uund recht nach lasset 13 Parabel oder gleychnuß leret 18 es fehlt 676, 14 sibentzig siben mal 678, 2 mich lieb 15 bang] band 26 nichts 679, 10 Messen und annder narrenwerck sind 21 himel zů thůn vermoechten 680, 6 geholffen, denn daz gewissen ist im zweyfel 21 seyn] Gottes 22 ligist fehlt 681, 14 ists 17 verleucket] verlegnet 682, 7 ist es 13 das man das Euangelion nitt kan fassen, es sey 25 und fehlt 683, 4 yhe 6 wol sagen 14 &c..] und der gleichen 684, 3 ploeckt er, würget in, wil 9 deynen] den 16 welt, Und dz hastu 685, 13 halten 19 gehoert diser spruch im Matheo, den Christus 21 &c..] und so fort an 686, 6 dyr fehlt 18 schenckests 26 woellen über andere erbarmmen 687, 3 ists 8 Christus im Matheo von dem unsawbern 688, 2 &c..] sampt den andern 17 noch über den 25 nichts

 

 

 

Am drey und zweintzigisten Sontage nach Trinitatis Euangelion Mat: XXII

 

1526 [Seite 417]

[Matth. 22, 15 –22] Die Phariseer giengen hin und hielten einen radt, wie sy den Herren bestrickten in seiner rede, und santen zů im jre junger sampt Herodis diener und sprachen: Meister, wir wissen, das du warhafftig bist, und lerest den weg Gottes recht, und du fragest nach niemant, denn du achtest nicht das ansehen der menschen, Darumb sage uns: Was dunckt dich? ists recht, das man dem Keiser zynse gebe oder nicht? Da nu Jhesus merckete jre schalckheit, sprach er: Ir heuchler, was versuchtt jr mich? Weysent mir die zinse müntze. Und sy reichten im ein pfenning dar, Und er sprach [Seite 418] zů in: Wes ist das bilde unnd die überschrifft? Sie sprachen zů im: Des Keisers. Da sprach er zů in: So gebend dem Keiser, was des kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Da sy das hoereten, name sye es wunder, und liessen in und giengen darvon’.

 

 Summa des Euangelions.

1 Das fleisch suchet altzeit fleischliche freiheit. Also warteten auch die Juden auff Messiam, das er sie mit gewalt von der Roemer gepiet errete. Wie denn auch die unsern sich frewen, das sie leiplich von der Tiranney des Bapsts und der Bischoff gefreyt werden.

2 Von der weltlichen Oberkait sagt Sant Paul zun Roem. Gebet yederman, was jr schuldig seyt, den schos, dem der schos gepürt, den zol, dem der zol gepürt, die fruchtt, dem die fruchtt gepürt, die ere, dem die ere gepürt, Doch also, das jr Got auch gebet, was Gottes ist.

3 Hie sihestu die boßheit menschlicher weißheit, wie denn alle menschen von natur sind, wo sie in selbs gelassen werden, wenn sie nicht den geist des glaubens haben.

 

 

Auszlegung des Euangelionsz

[Es folgt die Bearbeitung der Unsre Ausg. Bd. 171, 464, 26 bis 469, 6 aus Rörers Nachschrift mitgeteilten Predigt. Roth benutzt aber diese Predigt nur bis S. 466, 28. Dann bearbeitet er weiter die Unsre Ausg. Bd. 103, 428, 17 bis 432, 8 in Rörers Nachschrift abgedruckte Predigt, und zwar von S. 429, 37 bis zum Ende. Den Schluß fügt er hinzu, ohne daß sich eine Vorlage nachweisen läßt. ]

       In dißem Euangelio wirt uns abgemalet, wye die hohe vernunfft und menschliche weißheit übereyn kompt mit der Goetlichen weißheit, unnd wie sie so schentlich anlaufft, wenn sie auch am aller kluegsten sein will, als hie geschicht mit den Phariseern, welche doch dye besten und hochverstendigsten leutte under den Juden waren, wie sie es auch hie mit disem fündlein beweysen, noch můs yhre klůgheit zůr narheit werden. Sie kundten Christum nicht straffen in seiner predig, auch nicht in seynen wercken, und hetten doch gern ursach gehabt in zů toedten, derhalben gedachten sie in auffs aller kluegste antzügreiffen, und legten im für ein spitzigen Syllogismum, so spitzig, das in menschliche vernunfft auch nicht spitziger hette künden erdencken. Und sagtten also zů ym:

       ‘Meister, wir wissen, das du warhafftig bist und leerest den weg Gottes recht, und du fragest nach niemandt, denn du achttest nicht das ansehen der mennschen, Darumb sage uns, Was dunckt dich? ists recht, das man dem Keiser zinse gebe oder nicht?’

       Sie gedachten also: Da woellen wir in ergreiffen, denn er můs Ja oder Nein sagen. Spricht er: Ja, so haben wir in überwun- den, [Seite 419] sagt er Nein, so ist er aber des tods schuldig. Inn dem das sie sprechen ‘Meister’, woellen sie, er muesse antwurten und rechtt zůsagen, Unnd da sie sprechen ‘wir wissen, das du warhaffttyg bist, ermanen sie in seines ampts. Wo solt Christus hin, es waren im alle thüren verraent, Aber er wolt zů dem loch nicht hynaus.

       Was das nicht ein listigs fündlin? zeygen sie nicht gnůgßam an, das es klůge leutte geweßt sind? wie der Herr geantwurt het, were er gefangen gewesen. Ja war das nicht auch weißlich genůg gehandelt? Sie nemen zů sich Herodes diener und mainen, ja sie woellen der sach also mit list beykommen, das er in nichtt entgehen solle, gedachten also: Harre, da woellen wir im radten, spricht er Nein, so sind Herodes diener da und werden in bald toedten als ein auffrůrischen, und der sich wider das Roemische reich setze, Spricht er ja, so redet er wider die Jüdische freiheyt, da woellen wir das volck an in hetzen. Denn die Juden wolten eyn frey volck sein und jren eignen künig haben aus jrem stamme her, wie jnen denn durch Mosen von Gott verheissen was, und das solte stehen bis zur zeit des rechten künigs, bis auff Christum, wie denn [1. Mose 49, 10] der Patriarch Jacob auch darvon verkündigt unnd sprach ‘Es wirt das Scepter von Juda nicht entwendet werden noch ein meister von seinen fůssen, biß das der Hoelt komme’, Und derhalben hat im Got auch dis volck sonderlich erwoelet und ein künigreich draus gemacht umb des einigen Christus willen. Sie hetten [5. Mose 28, 13] auch vil sprüche sunst mer, das sie niemant dienen solten, sie weren ‘das haupt und nicht der schwantz’ &c.. Dise und dergleichen sprüch mer haben die Phariseer und schrifftgelerten yns volck getriben, und darauff haben sie auch gepocht, Wie man yetz ins volck gepleut hat, das die kirche nicht yrren müge. Darumb gedachten sie also: spricht er ja, so lestertt er Got, da ist er des tods schuldig als ein Gotslesterer, das volck wirt in steinigen, denn Got hat disem volck freiheit zůgesagt und verheissen, waren auch altzeit Gotes volck, auch miten in der gfenknus.

       Aber zů der zeit hetten sie kainen künig wie auch yetz, und der halben erhůbe sich gros gemürmmel, rotten und auffrůr unnder dem gemainen volcke, Denn das volck was underricht aus dem gesetz, sie solten ein eygen küng aus jrem fleisch und stamme haben, wie gesagt. Darumb was kains auffhoerenns da, den fremden künigen und oberherren zů widerstreben, bys das sie zů zeiten über die koepff geschlagen wurden, und mancher tod drüber blibe, Und das geschach offtt, denn es was ein halßstarrig, ungetzogen, hart volck, Drumb můsten die Roemer, welche die zeit das gepyet über sie hetten, das land wol verwaren, můstens teylen yn vier fürstentůmb und an allen oertten mit fürsten und landpflegern wol besetzen, auff das sie also getaylet, nicht so bald zůsamen künden kommen und auffrůr machen, das man in also [Seite 420] dester bas weren künde, wo sie sich wider das Roemisch reich woltten aufflehnen, Derhalben was Pilatus ein landtpfleger von den Roemern gesatzt im Jüdischen land, Herodes ein vierfürst in Galilea, Philipus sein brůder zů Iturea und in der gegent Trachonitis unnd Lisanias ein vierfürst zů Abilene, wie sie [Luk. 3, 1] Lucas ertzelet, Und das alles darumb, das sie die Juden pendig machten, Darüber wurden die Juden zornig, tol und toericht, und sonderlich zů der zeit Christi, da heten sie gern ein künig gehabt.

       Daher erfunden nu die Phariseer disen radt und gedachtten also: Harre, die Roemer woellen die Oberkait haben, sagt er nein zur frage, so ist der landpfleger da und hawet im den kopff weg, spricht er denn ja, so wirt er das gemain volck wider sich erwecken, da woellen wir im recht bey kommen, wolten also, wie sie meyneten, dem Herren ein ursach des todes finden, oder yhe sein leere unnd werck bey dem volck darnider legen.

       Wie nu hie die Juden thůn, also geschicht es alltzeit, das man die hauptsachen ligen laßt und bekümmert sich mit andern unnoetigen dingen. Also nemen die Phariseer hie für sich und bekümmern sich darüber, ob sie frey sind oder nicht, sintemal sie im gesetz und wort Gotes heten, sie solten niemants underworffen sein denn jrem künig, und musten doch nu dem Roemischen Keiser underthon sein. Sye hetten die schrifft, wie sie solten Gott eeren unnd den nechsten lieben, das lassen sie faren und geen mit andern dinng umb, Es was ihn verheissen, wenn sie nach dem wort unnd bevelch Gottes theten, solten sie ein frey volck sein, yenes lassen sie anstehen, und woellen gleich wol frey sein und eyn eignen künig haben. Also thůn wir auch, wir woellen Christlich freyhait haben unnd maynen, wenn wir bilde stürmmen oder der Oberkait nicht gehorchen, das wir dardurch Christen sein, und lassen in des den glauben und die liebe anstehen.

       Was thůt aber Christus dartzů, da die Phariseer in so listygklich angriffen? Er schlehet sie mit jrem eigen wort unnd fahet sie mit jrem eigen radt, damit sie in gedachten zůfahen, saget weder ja noch nein, wie der Euangelist ferner schreibt und spricht:

       ‘Da nun Jesus marckte jre schalckeit, sprach er: Yhr heuchler, was versucht jr mich? Weyset mir die zinsemüntze. Und sie reychten im einen pfenning dar, Unnd er sprach zů in: Wes ist das bilde und die überschrifft? Sie sprachen zů im: Des Keisers’.

       Da sihestu das meisterstuck, welchs hie der Herr gebraucht, Er heißt im die zinsemüntze her reichen und fraget nach dem bild und überschrifft, Da sie im antwurten, es wer des Keisers, schlosse er frey, das sie under dem Keiser weren, dem můsten sie auch rendt und zinse geben. Als solt er sagen: Habt jr den Keiser so eingelassen, das er müntzet, so hat er ein gewunnen spil, als sprech er: Ewer schuld ists, das der keiser ewer herr ist. Was soltten sye [Seite 421] thůn zů diser antwurt? sie verwunderten sich und giengen darvon, Sie mayneten, sie wolten in meisterlich überwynden, aber yre weißheit und klůgheit betroge sie.

       Dis ist uns zů trost geschriben, auff das wir, die wir glauben in Christum, wissen sollen, das wir ein solche weißheit haben, die da übertrifft alle weißheit, ein solche stercke und ein solche gerechtigkait, welcher kein menschliche stercke noch gerechtikait nichtt zů vergleichen ist, Denn wider den heiligen geist ist kayn radt, Durch Christum haben wir diße gewalt, die sünde mit fuessen tredtten und über den tod zůlauffen. Wenn Christus durch den glauben in uns wonet, so haben wir in, der richttet sollichs in uns an, Aber es empfindet sich nicht denn in der anfechtung. Darumb wenn ichs brauchen sol, so kompt er und gibt mir krefte frisch hindurch zů gehen.

       Also sollen wir uns nicht besorgen, das unser lere werden undergehen und zůschanden werden, Denn las gleich alle klůgen und weißen in der welt auffstehen wider das wort Gotes, versehen sie den schertz, das sie sich dawider legen, so ists umb sie geschehen. Es kan wol kommen, das sie dawider bellen und beissen, so das es die leut duncke, das Euangelion werde undergen, aber wenn sie sich dran setzen und woellens umbstossen, so ists gewis, das sie ein blossen werden legen und mit dem griff, darmit sie fahen woellen, werden sie zů letst gefangen. Wie wir hie yhn dem Euangelio sehen und in Paulo hin und wider, und sonderlich in der Historien Santt Stephans, da sehen wir, wie sie dye schrifft nicht recht gefuert haben, ja die sie gefuert [Apg. 6, 13] haben, ist eben wider sie gewesen. Denn die Juden zeyheten Stephanum, er redete wider den Tempel und also wider Gott, der den Tempel hete bawen heissen, brachten schrifft herfür, damit sie in vermeinten zů dempffen und zů überwynden, Aber Stephanus vol des heiligen geists zeiget in aus der schrifft nach einander her, wie Gott nicht wohne in heusern mit henden gemacht. David wolt im ein haus bawen, aber er wolts nicht haben, Was war die ursach? Gott hat under seinem volck gewonet zůvor ein lange zeit, ehe David ware. Es mueste ein armer Gott sein, der eins hawses bedoerffte. Und so durch vil Historien beweyset er, das Gott nit in heusern wohne von menschen gemacht. Was solten die Juden thůn? sie sahen jren eignen Text klar da stehen, den sie wider Stephanum fůrdten.

       Also muessen zuschanden werden und undergehen alle, die sich wider dise Goetliche weißheit und das wort Gottes legen, Darumb sol sich niemant fürchten, wenn sich gleich all klůgheit und macht der welt wider das Euangelion auffleynet, ja wenn man es gleich mit blůtvergiessen dempffen wil, denn ye mehr mann blůt vergeußt, yhe mer Christen werden, Das Christen blůt, spricht Tertulianus, ist der samen, daraus die Christen wachssen.1 Der Teuffel můs [Seite 422] inn der Christen blůt erseufft werden. Derhalben so ist kain griff dartzů, mit gewaldt das Euangelion under zůdrucken. Es gehet mitt dem Euangelio zů, wie mitt dem Palm bawm, der hat die arte und nattur, das er oben lige, man beschwere in, wie seher man woelle, Solcher ardt ist auch das Euangelion, yhe mer man im widerstehet, ye groesser es einreyßt, unnd ye seherer man es dempffen will, yhe mer unnd meher es wechsset.

       Darumb sollen wir uns nicht fürchten vor der gewalt, sonndern glück und gůtte tage sollen wir fürchten, die moechten uns mehr schaden denn angst unnd verfolgunge, Sollen uns auch nicht fürchten vor der weißheit unnd klůgheit der weltt, denn sie kan uns nicht schaden, Ja yhe mehr sich die weißheit der weltt wider die warheit auff leynet, ye lautrer und klerer die warheit wirt. Derhalben so kan dem Euangelio nichts bessers widerfaren, denn wenn sich die welt darwider leget mit gewaldt unnd klůgheit. Yhe mer mich mein gewissen, die sünde und der Teufel anfechten, ye stercker wirt meine gerechtigkait, Denn die sünde die mich drucken, machen mir wehe, so halt ich herter unnd herter an mit betten und schreyen zů Gott, so wirt denn der gelaub und die gerechtigkait ymmertzů stercker und stercker. Das maynet Sant Paul, [2 Kor. 12, 10] da er spricht: Krafft wirt durch schwachheit stercker. Dieweil wir nun ein solchen schatze haben, der von anfechtung und widerwertigkeit stercker wirt, so sollen wir uns nicht fuerchten, sondern gůts můts sein und uns über der truebsal [Röm. 5, 3, Apg. 5, 41] frewen, wie Sant Paul zů den Roemern sagt, Unnd wie dye Aposteln theten, die mit grosser freligkeit von den radtheusern giengen unnd dancketen Gott, das sie wirdig gewesen waren umb Christus namen willen schmach zů leiden. Wenn der Teufel so klůg wer und schwige stille und ließ das Euangelion predigen, so wurd er weniger schadens haben, Denn wenn das Euangelion nicht angefochten wirt, so verrost es gar unnd hatt kain ursach, seine gewalt und krafft an tag zůgeben.

       Also sind wir hie noch sicher, niemant ficht uns an, darumb so bleiben wir ymmerdar, wie wir vor gewesen sind, ja werden erger, Das uns etliche widersacher mitt schrifften antasten, das trifft yhr wenig, das sie wider unns geschriben, haben sie nichs mehr außgerichtt, denn das sie yns das fewer geplaßen haben, hette man aber uns yns feur geworffen unnd über die koepff geschlagen, so wurden unser wol mer Christen sein.

       Darumb so haben wir hie ein troste, wenn wir angefochtenn werden, das Christus in uns ist und behalt den sig durch unns. So nahe ist uns Christus, das wir altzeit durch in überwynden, weyl wir ihn Christo sind. Weil wir nicht widerwertigkait auff dem halse haben, so thůt er nichts, wenn wir aber angefochtten werden unnd undergetruckt, da ist er hie und macht alle unnsere feind zůschanden.

       [Seite 423] 1 Alhier haben wir auch zů lernen, das die yenigen, welche vor andern leutten etwas mer sind, klueger, geweltiger und mit sonderlichen gaben beydes, verstands, der natur und glücks begabet, die da kuenstreicher, gelerter und verstendiger sind denn andere, die da wol reden künden und geschickt sind ander leuten für zůsteen und alles am besten regiern und ordnen künden, das dye am aller meysten wider Gott und wider den glauben sind und sich mer verlassen auff jre kreffte und vernunfft denn auff Gott, Denn die vergiffte natur fueret sie dahin, das sie diser gaben nitt künden noch woellen zum besten gebrauchen, zů nutz und frommen des nechsten, denn sie verlassen sich auff die gaben und meinen, sie woellen yetz dis, yetz yenes erlangen, und gedenncken nicht, das sie Gottes hilff und krafft auch dartzů bedürffen. Wie hye dise Phariseer und schrifftgelerte thůn, die sind des gewis, wie2 sich duncken lassen, wenn sie den Herren also wurden angreiffen, so wurden sie in gefangen haben, denn es ist nicht müglich, sagen sie, das er uns hie entwerden künde, da haben wir in wie ynn einer fallen, er sage ja oder nein.

       Sihe nur zů, wie listig und verkert die menschliche nattur ist, ich mayne, es sey hie fein abgemalet? Ist doch nichtts anders im menschen denn boeses, betrieg, list und alle unart, liegen und triegen, ja nach der natur ist der mensch [Ps. 116, 11] nichts anders denn ein lugner, wie der Psalm sagt, Man darff keinen menschen ichts vertrawen, gedenck nur nicht, das dir einer ein war wort reden wirt, es leugnet der mensch, was er nur redet. Wie so? Der brunn ist boes, das ist: das hertz ist nicht gůt, darumb künden die quellen auch nicht [Matth. 12, 34] gůtt sein. Unnd das ists, das der Herr die menschen hin unnd wider atern getzicht und schlangen gerick nennet. Ist das nicht ein feyner Titel des mennschens? Gehe nur einer hyn unnd rueme sich seiner frommkeit, seiner kreffte oder seines freyen willen? Es kan wol einer vor der welt schon, fromm, heylig sein und gleissen, aber es3 nichts anders da denn ein attern gezichtt und schlangen gerick, Und das am aller maysten in den koestlichen, treflichen, verstendigsten und kluegsten leuten. Wenn du durch lißest alle Historien der Kriechen, Juden und Roemer, so wirstu befinden, das die aller besten und kluegsten Fürsten, die da nach menschlichem lobe wol regiert unnd Gotte aber nichts gehalten haben, sondern auff sich allaine vertrawet unnd Gotes gewalt nichts zůgeschriben.

       Hierausser folget, das, yhe weniger einer geschickt ist vor der welt, yhe weniger er wider Gott thůt, Unnd die da anschlegyg unnd etwas angesehen sind vor der welt, die betriegen und lyegen mehr denn die andern, maynen, wenn sie so betrieglich und hinderlistig handlen, man sol yren betrieg unnd [Seite 424] unardt nychtt mercken, Es ist war, sie kündens meysterlich und wol vermenteln, aber dennocht sihet der heilige geist scharpff unnd kennet sie aus der massen wol. Darumb haißt die schrifft offt solche gesellen lewen, wolffe, beren, sewe unnd wilde thier, Namlych, die da wuetten und alles mit jrer triegerey fressen und vertzeren. Daheer gehoert, das im alten Testament etliche thier den Juden zů essen verpotten waren, als die yetzt ertzoelett sind, und andere mehr, umb keiner andern ursach, denn das man eine figur und antzeigung hett, das etliche leute sind, die da starck, geweltig, reich, geschickt, gelert, verstendig und weyße sind, das man die selbigen meyden und flyehen solte gleich als etwas unraines, Nemlich als solche leute, die da andere verfueren und betriegen mytt jrem schein, gewaltt unnd kluegheit, Denn man wirt sie darfür nicht halten noch gedencken, das es solche leutte sind, die etwaz boeßes im synne hetten oder thůn doerfften.

       Derhalben so ist gar kain trawe noch glaub auff yrgendt eyn menschen zů setzen, gelawbe keinem, er verfueret dich, wo er nu kan. Ja wenn du yhm trawest, so bistu wider Gott, das du Got nit vertrawest. Denn [Jer. 17, 5] also stehet geschriben: ‘Vermaledeyt sey der, der auff einen menschen trawett, unnd gebenedeyett sey der, der auff den Herren trawet.’

       Moecht nu einer sprechen: Wie wils denn zuegeen? Es můs ye einer mit dem andern handeln, wie künde sunst das menschlyche leben besteen? Wir muessen kauffen, verkauffen und unsre war mit den leutten vertreiben? Wenn nu keiner dem andern glawben noch trawen soltte, so wurde aller menschlicher handel undergehen? Antwurt. Es ist war, einer mues mit dem anndern handeln, und einer bedarff des andern hilff, Aber das wyll ich, das was du handelst mit dem menschen, es seye in kauffen oder verkauffen, das du es für ein ungewis ding haltest, drauff kein glaub zůsetzen und nichts darauff zůbawen ist. Denn daz ist gewis, trawestu einem menschen, so bistu schon betrogen, dieweil menschliche natur, sovil an jr ist, nichts kan denn liegen und triegen, Es ist auch alles ungewis mit dem menschen, seine werck und wort sind eytel unbestandt, das glaub kuenlich.

       Und derhalben sollen wir all unser vertrawen auff Gott allaine setzen unnd sagen: O Herre, du bist mein leben, mein sel und leib, mein gůt und hab und alles, was da mein ist, richte und ordene es alles nach deinem Goetlichen willen, denn dir glawbe ich, auff dich vertrawe ich, du wirst mich nicht verlassen in solycher ferlicher handlung mitt disem oder disem menschen, denn dem menschen traw ich nicht, Erkennestu es, das mirs gůt ist, so verschaffe, das er mir glauben halte, erkennestu es nicht, das mir es nützet, so laß in mir keinen glauben halten, Ich bins wol zůfriden, dein will geschehe. Als balde, wenn du gedenckest, der kauffer ist ein fromm man und hoelt glauben, ich bin es gewis, er wirtt mich nicht betriegen, er wirt glauben halten, so bistu schon [Seite 425] von Got gefallen und hast ein larven angepetet und auff ein lugner dein vertrawen gesetzt. Drumb, wenn du mit eim menschen handelst, so gedenck nur frisch: hoelt er glauben, so ists gůt, hoelt er nit, im namen Gots, so fare er ymmer hin, er kan doch nit anders denn liegen und triegen, ich wil alles in Gots willen setzen, der wirts wol machen.

       Aus solchem falschen und gottlosen vertrawen, so man auff die menschen gesetzt hat, ist auch diser schad yhn unser Christenthumb eingeschlichen, der heiligen dienst und ehre, daraus dye Christliche kirche, das ist: die warhafftige versammlung der glaubigen ein mercklichen grossen schaden unnd fal erliten hat. Was ist der hayligen dienst und eer anders gewesen denn ein lautter Theuffelisch dyng? Denn also ist man einher gangen: Dißer man ist hailig gewesen, das hatt ehr gesagt, das hat er thon, wir wellen yhm nachfolgen unnd auch allso thůn. Hieronimus, Augustinus, Gregorius hat das gesagt, darumb ist es recht, ich wils glauben. Franciscus, Benedictus, Dominicus, Bartholomeus haben so gelebt, haben dis und dis geton, drumb wil auch ich so leben und thůn, was sie thon haben. Item Augustinus ist durch diße regel selig worden, darumb wil ich auch dadurch selig werden. O wie arm, unbestendig, ellend ding ist das, eitel lugen und menschen trewme sinds, wirt doch nicht alhie mit einem wortt Christus noch seins worts gedacht, sondern es sind nur menschen taeding. Ich thaete Sant Augustin in seine regel, wenn er sye darumb hat auffgericht, das er dadurch wil selig werden. So blind und thol ist die vernunfft, das sie auch ein larven und erticht ding annimpt, so doch allayn Gottes wort in den stucken der seligkait sol angenommen werden, Als wenn Herodes, Pilatus, Caiphas und Hannas das Euangelion predigten, so soll ich es annemen. Und widerumb, wenn die, so man für heilig hoelt, auffstuenden und predigten lugen, von regeln, kappen, blatten, Ceremonien ůnd von andern menschen fündlin, so sol ich sie nit annemen. Denn da sol man nit auf die person sehen, sondern auff das, das sie predigen.

       Moecht einer sagen: Sihe, wiltu denn klueger sein denn alle veter und heiligen, denn alle Bischoff und Fürsten der gantzen weltt? Das sey fern, Ich wil nicht klueger sein denn sie, Aber das ist war, Es ist unmüglich, das das, was da weys, klůg, gros, hüpsch, mechtig und geweltig ist vor der welt, mit dem wort Gotes überein komme. Denn also ists von Got verordnet, das dyße alletzeit muessen das Euangelion verfolgen, wenn es nicht solch leut weren, so hett das Euangelion kein solchen schein noch Triumph.

       Die Roemischen Keiser Hadrianus, Traianus, Diocletianus waren die aller kluegsten Keiser, regierten fast wol, so das auch die gantze welt jr Regiment lobete, noch verfolgten sie das Euangelion und künden die warheit nicht leiden. Des gleichen lesen wir auch von den Jüdischen Künigen [Seite 426] als von Achas und andere, die da wol regierten, wie sie das wort Gotes veracht und wider Gott gehandelt haben. Zů unnsern zeiten haben wir nye kaine solche Keiser und Fürsten gehabt, die ynen zů vergleychen weren, Aber [1.Kor. 1, 21] da můst es war werden, das Gott die klůgheit diser welt mit einer toerichten nerrischen predyge wolt zuschanden machen, Wie Sant Paul zů den Corinthern sagt.

       Dis alles wirt uns hie in disem Euangelio angetzeigt, welches wol schlecht unnd einfeltig antzusehen ist, aber es ist aus der massen reich und begreifft vil in sich. Wie beschleußt aber der Herr die Phariseer hie, da sie im die zinßmüntze weyseten unnd nu geantwurt hetten, das bilde unnd die überschrifft were des Keisers? Der Euangelist spricht, er hab also geantwurt:

       ‘Gebt dem Keiser, was des Keysers ist, und Got, was Gotes ist’.

Wiewol sie es nicht umb den Herren verdienten, dennoch leret er sie den rechten weg. Und mit disen worten bestetiget er das weltliche schwert, Sie hofften, er wurd es verdammen und dawider reden, aber er thůts nicht, sonbern lobet die weltliche Oberkait und bevilhet, sie sollen jr geben, was jr gebüret, Damit wil er ye, das Oberkait, Fürsten und herren, den wir gehoeren, seyne sollen, sie sind, wer sie sind und wie sie woellen, und nicht darnach fragen, ob sie das Regiment und die Oberkait mit recht oder unrecht besitzen und ynne haben. Man můs allein sehen auf die gewalt und Oberkeit, die da gůt ist, denn sie ist von Got verordnet und eingesetzt. Du darffst die Oberkait nicht schelten, wenn du zů zeytten von den fürsten unnd Tirannen under druckt wirst, unnd das sie jrer gewalt mißbrauchen, die sie von Gott haben, sie werden wol muessen rechenschafft darvon geben. Der mißbrauch eines dinnges macht darumb das dinge nicht boes, das an im selbs gůtt ist.

       Ein gulde kette ist gůt, wirtt aber nicht darumb erger, das sie yrgent ein hůr am hals tregt, oder wenn mir einer yrgend ein aug darmit verderbet, wolt ichs drumb der keten schuld geben? warlich nein.

       Also můs man auch die gwalt des Fůrstens leiden, mißbraucht er seiner gewalt, so sol ich drumb den fürsten nicht meyden, auch das selbige an im nicht rechen noch mit der that straffen. Man můs im gehorsam sein allain umb Gottes willen, denn er ist da an Gottes stadt. Sie schetzen nu, wie unleidlich sie woellen, so sol man in gehorchen und alles geduldigklich leiden umb gotes willen. Thůn sie recht oder unrecht, das wirt sich wol zů seyner zeit finden. Darumb wenn dir dein gůt, dein leib und leben, und was du hast, von der Oberkeit genommen wirt, so spriche: Ich gebs euch gern, ich erkenne euch für meine herren, ich wyll euch gern gehorsam sein, gebrauchen jr der gewalt, euch von got geben, wol oder übel, da sehet jr zů.

       [Seite 427] Wie, wenn sie uns das Euangelion nemen woellen oder verpietens zů predigen? Da soltu sprechen: Das Euangelion und wortt Gottes wil ich euch nicht geben, jr habt auch hierüber keine gewalt, denn ewer Regiment ist ein weltlich Regiment über zeitliche, weltliche guetter, aber das Euangelion ist ein geistlich hymelisch gůt, drumb erstreckt sich ewr gewalt nicht auff das Euangelion und wort Gottes. Derhalben erkennen wir den Keyser als ein herren über zeitliche guetter und nicht über Gottes wort, das woellen wir uns nicht lassen abreissen, Denn es ist ein krafft Gottes, dawider auch die pfortten der hellen nichts vermügen.

       Darumb so fasset der Herr diese zwey stuck feyn zůsamen unnd teylet sie mit einem spruch von einander und spricht: ‘Gebt dem Keiser, was des Keisers ist, und Got, was Gottes ist’. Gott gepürt sein eher, das ich in für ein warhafftigen, almechtigen und klůgen Gott halte, und im alles, was nur gůts kan gesagt werden, zůschreibe, Und ob ich im gleich dise ehr nichtt gebe, so behoelt er sie dennocht wol, es gehet im nichts zů noch abe von deynem eren, Aber in mir ist er warhafftig, almechtig und klůg, wenn ich in dafür halte und glaube, das er so sey, wie er von sich last sagen. Dem Keiser aber und der oberkait gepürt forcht, zol, rend, zinße, gehorsam. Das hertz wil Got haben, der leib und das gůt ist der Oberkait, darüber sie an stadt Gottes zů regieren hat. Daz sagt Sant Paul gar schoen mit runden hellen worten zů den Roemern, da er also sagt.

       [Röm. 13, 1 –7] ‘Yederman sey underthon der Oberkayt und gewalt, denn es ist kayn gewalt on von Got, Die gewalt aber die allenthalben ist, ist von Got verordnet, also, das, wer sich wider die gewaltt setzt, der widerstrebt Gottes ordnung, Die aber widerstreben, werden über sich ein urteil empfahen. Dann die geweltigen sind nicht den gůtten werken, sonder den boeßen zůfürchten. Wiltu dich aber nicht fürchten vor der gewalt, so thů gůttes, so wirst du lob von der selbigen haben, denn sie ist Gottes dienerin dir zů gůt. Thůstu aber boeses, so fürcht dich, Dann sie tregt das schwert nicht vergeblich, Sie ist Gottes dienerin, ein racherin zur straf über den, der boeses thůt. So seyt nu aus not underthon, nichtt allein umb der straff willen, sonder auch umb des gewissens willen. Derhalben mueßtt jr auch schos geben, Denn sie sind Gottes diener, die solchen schutz sollen handthaben. So gebt nu yederman, was jr schuldig seyt, den schos, dem der schos gepürt, den zol, dem der zol gepürt, die forcht, dem die forcht gepürt, die ehre, dem die ehre gepürt.’

       Und darumb sind sie auch von Gott verordnet, das sie gmeynen frid erhalten sollen, welchs allayn mit dem gůt der gantzen welt nicht künde betzalet werden. Wir habens ein wenig gemerckt yetz an der Bawren auffstehen, was auffrůr und unfride für schaden, yamer und hertzelaid in den [Seite 428] landen machet, Got gebe, das es dabey noch bleibe, das wirs nicht besser erfaren. Das sey gnůg von disem Euangelio. Von der weltlichen Oberkeit haben wir ein sonderlich buechlin geschriben1, wer es lesen wil, der mags thůn, daselbst wirt er mer davon finden.

 

 

 

 

Am vier und zweintzigisten Sontage nach Trinitatis Euangelion Mat: IX

 

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 [Matth. 9, 18 –26] Da der Herr mit den Phariseern und Juden redet, Sihe, da kam der Obersten einer zů im und fyel vor im nider und sprach: Herr, meine tochter ist yetz gestorben. Aber komm unnd laege deine hand auff sye, so wirt sy lebendig. Jesus stůnnd auff und folget im nach. Und syhe, ein weib das zwelf jar den blůtgang gehabt, tradt von hinden zů im und rueret seines kleides sawm an, denn sy sprach bey jr selbs: moecht ich nur sein kleid annrueren, so wurde ich gesund. Da wendet sych Jesus umb und sahe sye unnd sprach: Sey getroest, mein tochter, dein glaub hat dir geholffen. Und das weib ward gesund zů der selbigen stund.

       Und als er in des oebersten haus kam und sahe die pfeiffer und das getümel des volks, sprach er zů yhn: weicht, denn das meidlin ist nicht tod, sonder schlafft. Und sye verlachten in. Als aber das volck außgetryben war, gieng er hinein und ergreiff sy bey der hand, da stůnd das meidlin auff. Und dis geruecht erschal in das selbige gantze land.

 

 

Summa des Euangelions.

1 Christus ist in die welt kommen, das er den todt weg naem.

2 Die Pfeiffer, das ist, die weltliche weißhait unnd mennschliche gerechtigkait verspoten das werck Christi.

3 Der glaub wirt gepreyset in disem weiblin, welchs den saum an des Herren kleid anruerete. Davon liß, was Marcus schreybet in seinem Euangelio.

 Heimliche Deutung.

Durch das toechterlin des oebersten von der schuele der Juden wirt die Judenschafft verstanden, durch das weib die Heidenschafft, welchen allen Christus hilfft. Marcus hat sonnderlich lust gehabt hintzů zusetzen, wie das meidlin sey zwelff jar alt gewesen, und das weib hab den blůtgang auch zwelff jar gehabt, also das das [Seite 429] meidlin frisch und gesund ist gewesen und in freuden und springen her gegangen, weil das weib krancke gelegen ist, Da aber das weib gesund wirt, legt sich das meidlein nyder und stirbet. Damit angetzaigt wirt, das sich die Juden gefrewet und gefrolocket haben über Gott unnd seinem gsetz, weyl die Heiden in sünden one Gott bliben und sich nicht under die Juden mengen doerfften. Da nun Christus kompt und wil den Heyden und aller welt helffen, da begynnet das meidlin, das ist: dye Sinagog zů sterben, verachtet die angebotne gnad Gottes durch Christum. Aber das weib stilt in des die gesundheit, daz ist: die Heiden erlangen die gnade, welche die Juden verschmechten. Doch zůletst erwoecket Christus das meidlin von dem tode, daz bedeutet, das dennocht nicht alle Juden verworffen sind, sonder noch vil durch die predige des Euangelions und durch den glauben an Christon hertzůkommen. Also ist daz die Summa der heimlichen deuttung: Christus gehet unnd wil die Synagogen vom tode auffwecken, so kompt das Heidnische volck eben yhn wurff und maenget sich mit ein, Darüber hat man volle schrift in Paulo und in den Propheten hin und wider.

 

 

Auszlegung des Euangelionsz

[Es folgt die Bearbeitung der Unsre Ausg. Bd. 171, 469, 8 bis 474, 25 aus Rörers Nachschrift abgedruckten Predigt.]

       Lyeben freunde, jr wisset, das das Euangelion nichs anderst ist denn ein predige von der einigen person, die da Christus heißt, Und wiewol sunst vil buecher hin und wider geschriben und vil predigen geschehen sind von mancherlay leutten, beyde von Heiden unnd Christen, ja auch von der můtter Gottes, von Sant Peter, von den Engeln unnd von bil andern heiligen, Aber das sind nichtt Euan- gelia, sondern das ist allain das rechte Euangelion, wenn es uns den Christum fürhoelt, und das da leret, was wir uns gůts zů ym versehen sollen.

       Es wirt wol auch zů zeitten in dem Euangelio von Johanne dem Teuffer, von Marien und von den Aposteln geschriben, aber das ist eigentlich nicht das Euangelion, Sondern darumb wirt jr gedacht, auff das dester volkommlicher angetzeiget wurd, von wanne doch Christus kaeme, und was sein ampt were. Also beschreibt Lucas die Historien von Johanne dem Teuffer von anfang an, wie es mit seinem empfengknis und gepurt zugangen ist, Item von der Jungfrawen Maria, Welichs alles nit umb jrent willen, sonder allein umb der einigen person Cristus willen geschriben ist, so das es alles, was in dem Euangelio stet, nur diser person gelte. Inn Sant Pauls Episteln stehet nichts von den heiligen geschryben, nur alles ist es vonn Christo, Dye Euangelisten beschreiben, was Christus für Mirakel und wundertzeichen thon hat, aber von keinem wercke schreiben sye, das Johannes oder Maria thon haben, sondern nur, was Christus außgericht hat, wie er den leuten geholffen habe an leib und seel, und wie sich die leutte an in gehengt haben.

       [Seite 430] Denn Gott hats also beschlossen, das er wil, das alle menschen an dem einigen menschen Christo hangen sollen, auff den hoffen und den fassen, woellen sie anders selig werden, so das sie von keinem andern wissen sollen denn von dem Christo, der allayne ist uns zů eym gnadenstůl von Gott fürgestelt, wie [Röm. 3, 25] Sant Paulus saget. Bis hieher hat einer an disem heyligen, der andere an yenem gehangen, der hat Mariam gehabt, ein anderer Sannt Barbaren, und sind mancherley Sectten und Orden gewesen, aber von Christo hat man nichts gehaltten, allein der name ist bliben. Wir haben vil fürbitter gehabt, weliche alle wir hetten sollen faren lassen und an Christo allein hangen. Darumb [Röm. 1, 2] saget Sant Paul, das das Euangelion verheyssen sey von Gotte durch seine Propheten von seinem sune. So hart und enge spannet ers, das inn dem Euanngelio nichts geldte denn dise eynige person Jhesus Christus. Wer das weis, der mag wol Got danck- en drumb, das er wisse, wo er seinen trost, hülff und zůversicht hin stellen sol, Der selbige wirt denn alle andere frembde predigen verachten und von sich werffen.

       Derhalben wirt uns der Herr in dem heutigen Euangelio also abgemalet, das er mitten under das volck gemaenget sey und alle welt zu sich ziehe mit seiner freuntlichait unnd suessen leere, auff das sie auch mit dem hertzen an im hangen moechtten und sich verlassen künden auff seine guettigkait und hoffen von im beyde, geistliche und leibliche guetter zůbekommen. Du sihest auch hie nicht, das er etwas naeme von denen, den er wol thůt, ja ehr erlanget von jnen nichts denn hon und spodt, wie wir hie hoeren, Von im gehet wolthat aus, aber spot und hon nimpt er wider an.

       Das wirt der gantzen welt gepredigt und für getragen, auff das man ye lerne disen man recht erkennen, und das wir wissen, wie wir Christen werden, nicht wie wir fromm werden sollen, Andere leren, ausserhalb dem Euangelio, dringen dahin, das dye leutte sollen fromm dadurch werden, als die buecher der Heidnyschen Meister und des weltlichen gesetzes, Item die Legenden der heiligen, welche sonderlich dahin dringen, das die leute auch moechten so leben, wie die heiligen gelebt haben. Fromme leut machen gehoert dem Euangelio nicht zů, sonder es macht nur Crysten, Es ist vil mer ein Christ sein denn fromm sein, Es kan einer wol fromm sein, aber nicht ein Christ, Ein Christ weißt von seyner frommkeit nichts zůsagen, ehr findet in im nichts gůtts noch frommes, sol er fromm sein, so můs er sich nach einer anndern und frembde frommkeit umbsehen.

       Dartzů ist uns nu Christus fürgestelt als ein unausschepflicher brunn, der da altzeit überfleußt mit eytel guet und gnade, und für solche guete und wolthat nimpt er nichts, denn das die frommen, die solliche guette unnd gnade erkennen, ihm dafür dancken, yhn loben unnd lieben, die andern aber seiner [Seite 431] dartzů spotten, das bringt er darvon. Darumb so heißt einer nicht ein Christ daher, das er vil thue, es ist etwas hoehers da, sonndern darumb, das er von Christo was naeme, schoepffe, unnd laß im nur geben. Wenn einer nicht mer nimptt von Christo, so ist er kain Christ mehr, so das des Christens namen nur im nemen bleibe und nit im geben oder thůn, und das er von niemands nichts naeme denn von Christo. Wenn du darauff sihest, was du thůst, so hast du schon den Christlichen namen verloren. Es ist wol war, das man gůtte werck thůn sol, andern helffen, radten unnd geben, aber davon wirt kainer ein Christ genantt, unnd er ist auch darumb kain Christ.

       Derhalben so můs man ein Christen (wenn man das wortt wil recht ansehen) darbey erkennen, das er nun von Christo naeme und Christum in im habe, und das bringt das wort eygentlich mit sich, gleich wie einer weiß heißt von der weyße, die ahn im ist, schwartz von der schwertze, gros vonn der groesse, so auch Christen von Christo, den er in im hatt und von dem er gůttes empfahet. So nu einer ein Christ genant wirt vonn Christo, so wirt er ye von seinen wercken nicht ein Christ genant, So folget auch bald daraus, das keiner kain Crist werde durch die wercke. Ist das war, wie es denn war und gewis ist, so můs folgen, das Orden und Secten zum Christlichen namen nicht gehoeren und machen auch kaine Christen.

       Darumb, die da predigen oder in der gemeyne leren und geen mit gepoten umb, mit wercken und statuten, das sind verfuerer, die thůns nicht, wiewol sie den Christlichen namen fürwenden, so woellen sie uns doch under disem namen mit jren gepoten und wercken, die sie für geben, beladen und beschweren. Ich kan wol von den wercken ein faster, ein beter, ein walfarter genanndt werden, aber kain Christ, Wenn du gleich alle deine werck zůsame flechtest, ja nemest aller anderer wercke auch datzů, dennoch hast du nicht Christum unnd wirst auch kain Christ davon genent. Christus ist ein ander ding unnd etwas hoehers denn gesetz unnd menschen gepott, Er ist Gottes sun, der allain zůgeben unnd nicht zů nemen bereytt, ist, wenn ich so geschicktt bin, das ich von yhm neme, so hab ich in, hab ich denn in, so wird ich byllich ein Christ genennet. Also habt jr ein unnderscheid, was ein Christ ist, und was Christus ist.

       Nu dis Euangelion leret uns, das Christus die groeste unnd hoechste person sey, in der gantzen welt erhaben, nicht, das er dye leutt schrecke, sondern das er alle yrdische und himmlische guetter außgiesse, so das alle menschen sich auff in verlassen, im trawen unnd nur ymmerdar von im nemen sollen. Wenn mich yrgendt ein sünde im gewissen schrecket, und die geßetz prediger kommen her, unnd woellen mir helffen mit wercken, so richten sie nichtts bey mir aus, Christus kan da allain helffen, sunst niemants, ja die andern machens nur erger, es sey gleich Sant Peter oder Paul, auch Maria die [Seite 432] můtter Gots selbs, der Christus thůts allein, der von Gott dartzů verordnet ist, das er liesse ein predig außgen, die da verkündigte, wie mir meine sünde umbsunst solten vergeben sein on alle werck und verdienst, nur lauter aus gnad, durch den glauben an disen Christum, Naeme ich nu die predig ahn, so hab ich ein trost, das mir meine sünde vergeben sind, vor Gott und vor der welt, naeme ichs mit hertzen an, so bin ich ein Christ und dancke derhalben Gott durch Christum, der mir altzeit den heiligen geist gibt und gnad, das mir die sünnde nicht schadet, weder hie noch dort am jungsten gerichte.

       Fürchte ich den tod und stirbe nicht gern, so finde ich hie bey disem Christo trost und ertzney, das ich den tod nicht acht. Erschrecke ich vor dem zorn Gottes, so hab ich hie ein mitler, Mancher laufft in die wuesten oder zeuhet ein haeren kleid an, und meynet, er woelle Gott zwingen, das er nichtt mitt im zürne, aber es wirt nichts daraus, wer disen Christum nicht hat, über dem beleibt der zorn Gottes ewig, also ists beschlossen.

       Darumb wer da wil ein froelich gewissen haben, das sich nicht fürcht vor sünde, tod, helle, noch vor dem zorn Gotes, der můs disen mitler Cristum nit aus dem weg stossen, Denn er ist der brunn, der von gnaden überfleußt, der das zeitlich und ewig leben gibt, thů du nu das hertz auff und halt in dafür, so wirstus als haben, er quilt und fleußt aus und kan nichts anders denn nur geben, fliessen und quellen, wenn du es nur kanst glauben, denn so hastu recht den namen, das man dich ein Christen heisse, so doch, das du ein christ seiest mit nemen, wo nicht, sonder du wild im vil geben, so bistu kein christ.

       Das ist das reiche thewre wort, welchs Sant Paul hoch lobet und nymmer mer gnůgsam loben kan, das Gott so gnedigklich under uns seinen sun maenget, auff das er seine gnade auß giesse über alle, die sie annemen woellen.

       Aus disem folget nun weitter, wenn ein Christ gůtte wercke thůt und ertzeiget dem nechsten liebe, das er dadurch nicht ein Christ noch fromm werde, sondern er můs zůvor ein Christ unnd fromm sein, Er thůt wol gůtte werck, aber die gůtte werck machen in kein Christen, Der baum bringt oder macht guete früchte, die frücht machen nicht den baum, also auch hie wirt keiner ein Christ durch wercke, sondern durch Christum.

       Hieraus verstehet jr nu, was die Christen für ein volcke seyn, und was jr reich ist, nemlich, das es sey ein hauffen, der da yhn Christo hange und einen geist und gaben mit im habe.

       Und dadurch sind alle Christen gleich, und hat einer nychtt mer von dem Christo denn der andere, Sant Peter ist nit mehr denn der Schecher am creutze, Maria die Můtter Gottes nit mer denn die sünderynne Maria Magdalene. [Seite 433] In eusserlichem thůn und wercken ist wol under jnen ein underscheit, als Maria die Jungkfraw hat ein groesser werck gehabt denn Maria Magdalena, Sant Peter ein groessers denn der Schecher, ja nach dem werck zů rechnen, aber davon sind sie nicht Christen. Maria die Jungkfraw ist nit ein Christin von wegen jres grossen wercks, das sie Cristum ein solchen koestlichen unaussprechlichen schatz in jrem leib getragen hat, wie Cristus selbs sagt zů dem weib, [Luk. 11, 27 f.] das da schrey under dem volck zů dem Herrn: ‘Selig ist der leib, der dich getragen hat, und die brüste, die du gesogen hast’, ‘Ja’, sprach er, ‘Selig sind, die das wort Gottes hoeren und bewaren’. Da sihestu, das er die glaubigen über seine můtter erhoebt. Denn Christen werden darumb Christen genant, das sie in Christum glauben, Jungkfraw unnd můtter sind feyner zwen namen, aber es ist nichts gegen dem waren namen der glaubigen. Item [Gal. 2, 6] S. Paul ist so stoltz, das er in der Epistel an die Gallater das ampt der grossen hohen Apposteln darff ein eusserlich ansehen nennen, da Got nit vil dran gelegen ist, denn das ers zů der andern nutz und frommen gepraucht.

       Derhalben so sind wir alle gleich in Christo durch den glauben, Ob gleich Sant Peter ein stercken glauben hat denn ich, so ist es doch gleich der selbige glaub in Christum, denn der selbyge Christus wirt von got seinem vatter under alle in die rapus geworffen, wer in überkompt, der hat in gantz, er überkomm yhn starck oder schwach, da leyt nichts dran. Das weyb hie im Euangelio, das so lang kranck gelegen was, begreifft Cristum gleich so wol als Maria die Jungkfraw, seine muetter, Drumb so haben die Christen einen gleichen geist, einer ist so hoch geporen als der ander, Sannt Peter můs mich sein brůder heissen, unnd ich darff ihn auch widerumb meinen brůder hayssen, Ja Christus nimpt sich unser selber an und hoelt uns für sein brueder, wie [Joh. 20, 17] er saget nach seiner aufferstehung zů Maria Magdalene: ‘Gehe hin tzů meinen bruedern und sage yhn: Ich fare auff zů meinem vatter, und zů eurem vater, zů meinem Gott und ewren Got’, Und S. Paul heißt Christum den erstgepornen under vilen brůdern, davon sagt er gar fein in der Epistel an die Corinther, da ehr von den schwachen bruedern redet, unnd spricht also:

       [1. Kor. 8, 9 –12] ‘Sehet zů, das dise ewer freyheit nicht geradte zů einem annstos der schwachen. Denn so dich (der du das erkentnis hast) yemand sehe zů tisch sitzen im goetzen haus, wirt nit sein gewyssen, dieweil es schwach ist, verursacht das goetzen opffer zů essen? und wirt also über deinem erkentnis der schwachen brueder umbkommen, umb welchs willen Christus gestorben ist. Wenn jr aber also sündiget an den bruedern und schlahet jr schwachs gewissen, so suendigt jr an Christon’.

       Hie sihestu, das, wenn ein Christ geergert oder beleydigt wirt, das es alles Christo selbs widerfare.

       [Seite 434] So ist nu dis die Summa des gantzen Euangelions, das wyr also Christum lernen recht erkennen, und das nicht allayne der blosse namen da bleibe, sonder das wir wissen, das wir alles unser wesen von im haben, Seind wir Christen, so haben wir alles, und Gott ist unser vatter, unnd sind Herren über alle ding jhm himel und der erden, Das bringt uns kain wercke, es sey so grossz und koestlich, als es ymmer meher woell. Nu sihest du, wie fern die von einem Christlichen namen sind, die under des Bapsts reich leben. Das Euangelion sol nichts anders predigen noch verkündigen denn allain die einige person Christum, auch Mariam nicht, schweig denn den Bapst oder yrgend ein werck, es sey so koestlich, als es ymmer mer woell. Christum allein und sunst keynen sol es fürtragen, den hat uns Got der vatter inn die rapus geworffen, nur das wir1 im nemen sollen und seyner gnad unnd guette wartten.

       Wenn man dir in nu predigt als ein Richter (wie er denn tzů künfftig sein wirt am jungsten tag) unnd wie du solt vil gůtter werck thůn, das er sie dir belone, und du nimpst es also ahn, so wirt er dir gewis ein Richter sein unnd nichtt ein heyland, Und wenn man in dir so fürhelt, wie man pflegtt zů malen, das yhm die můtter jre brueste weißt, das ist eygentlich den Teuffel predigen und nicht Christum, der allain gibt und nicht nimptt. Das ist wol war, wenn du nu von im genommen hast, denn so folgen gůte werck von sich selbs ungetzwungen und ungefodert, welchs yr hie in disem heutigen Euangelio feyn sehet abgemalet.

       Hie sihestu, das Christus dem volck das Euangelion predyget. Nu, predigen ist nicht ein gering werck, denn da thůtt ehr uns ein grosse wolthat, das er unser lerer wirt und underricht uns, wie wir zů seinem erkenttnis kommen mügen, Das ist eyn stuck seiner grossen gnade unnd guettigkait, weil er hie auff erden ist, hoeret er nichtt auff zů leeren, auff das wir in ye für eynen Heiland und seligmacher auffnemen, darnach so folget er mit seinen wercken, die er überal, wo es von noetten, yedermann beweyset. Du findest keinen menschen im Euangelio, dem hilffe versagt sey, der ye etwas von dem Herrn gepeten het, und wer im nit gegeben, wie vil jr zů im kommen, blind, taub, lamen, gichtprichyge, wassersichtig, die hat er alle angenommen und hatt inen nach jrem begird geholffen und sie von allerley kranckeiten gesund gemacht, [Luk. 6, 19] wie Lucas sagt: ‘Alles volk sucht den Herrn, das sie in anrueren moechtten, denn es gienge krafft von yhm, unnd haylett sie alle’.

       Also thůt er auch hie disem weib, Daz weib hoeret in predigen unnd sihett, das er ein guettig, glimpflich man ist, der sich gegen aller welt freuntlich stoelt, da begynet sie auch an im zů hangen und ein hertz zů gewinnen, dieweil er niemant von sich schlahe, sie werde auch seiner freintligkait und [Seite 435] guette geniessen, Drumb last sie alle Apostel faren und wirfft jres hertzen vertrauen und zůversicht allein auff den Herren und sprichtt bey jr selbs:

       ‘Moecht ich nur sein klaid anrueren, so wurd ich gesund.’

Sihe nur, was das weib für ein hertz gehabt hat, das ist ein trefflicher grosser glaub und vertrawen, Sie hat nichtt anders gedacht in jrem hertzen, er wirt mir gewis helffen, wenn ich im auch nur mit meiner hand sein kleid anruer, Und ist doch nicht so kuen, das sie im under das angesicht darr gehen, Sie hoelt sich für unwirdig, das sie mit im reden solt oder in ansehen, denn sie weyßt, das sie nichts verdienet hatt und dem Herrn nie nichts gůttes gethon, darumb stoelledt sie sich auch also, geet von hinden tzů, foelt zue den fuessen und rueret nur den saum seines kleids an, Summa, es ist eytel ungeschickligkeit und unverdienst da, Wer hats verdienet, das der Herr da dem volck das Euangelion predigte? Da ist kein beraytung, da ist kain werck, noch ist das arm weib da und versihet sich eins grossen zů dem Herrn, er werde sie von jrer kranckheit erloesen, Sie hat den blůtganng wol zwelff jhar nach einander gehabt, was kunde sie damit verdienen? wie solt sie davon zů etwas wirdig sein? Ja freilich was sie wirdig, aber nur zue empfahen unnd nicht zů geben, denn sie kunde datzůmal nichts geben.

       Und das ist die rechschaffne bereytung zů der gnade und guettigkait Christi, das ich der selbigen bedarff, Und denn reymett es sich fein, das jr zwen zůsame kommen, der reich und der arm, Christus und sein sünder.

       Aber es ist ein grosse kunst, das man den leutten das eynrede, das sie arm sind und der gnade bedürffen, Es geschicht schwerlich, auch so leidet es der Teuffel nicht, sondern er zeuhet die leute ymmerdar auff werck, das sie ja nicht dahyn kommen, als bedoerfften sie der gnade und barmmhertzigkait Christi.

       Der Text sagt, das das arme weib habe den blůtgang zwelff jar gehabt und all jr gůt mitt den aertzten drüber vertzeret, und ye mehr sie darzů thon hat, ye erger es mit jr worden ist. Lucas und Marcus ziehen das hoch an und zeygen damit an, das, yhe mer man das gesetz und von den wercken predigt, ye erger es mit uns wirt, und haben nichts davon denn ymmer ein schaden über den andern, es kan unser gewissen nicht gestildt werden mit den wercken, wenn gleich ein sünde aus dem gewissen komptt, so ist bald ein andre da, ja die aertzney und das werck macht uns offt sünde, da auch sunst kaine ist, bis so lang daz wir zů Christo kommen, wie hie dises weib, das so lang kranck gelegen wahr, und wer jr nimmer mer geholffen worden, wo sie nicht zů Chrysto kommen were, bey dem sie on alle werck gesuntheit erlanget, gibt im nichts, sonder nimpt nur von im und laßt jr geben.

       Also gedts mit allen predigen, die Christum nichtt predygen, Und wirt hiemit anch angetzeigt, das man stedts das wort handlen sol und ymmerdar [Seite 436] on underlas treiben, denn diser menschen findet man noch altzeit, die solche geengste und bekümmertte gewissen haben. Denn dis weib bedeut alle mennschen, die haben den blůtgang, das ist: sie empfinden jre sünden, und der blůttgang fleusset ymmerfort, kan nicht still stehen, denn blůt und fleisch thůt nicht anders, denn was es gelustet, Wenn nu daz empfinden überhand nimpt, so fallen die armen leut zů und woellen in selbs helffen, da thůt einer dis, der ander yenes, unnd richten doch nichts aus. Da sind sovil Orden und stifft herkommen, Da hat man sovil und sovil werck erdacht, das man sie schier nichtt alle zelen kan, Wer ist des alles ein ursach gewesen? Niemands denn das gewissen über die sünden, das hat uns so getryben und geengstiget, haben gemaynet, wir woltten unsere seelen darmit erloeßen unnd aller sünden los werden, Aber darbey ist Christus nicht gewesen, denn wir haben nur geben unnd nicht nemen woellen. Darumb ist es auch ymmerdar erger mit unns worden, wie mit disem weibe, die alle aertzte versuchtte, ob sie jr helffenn künden, unnd doch nye kainen fande, Also haben wir auch allen aertzten geglaubt, wenn einer kommen ist mitt einem wercklyn, den haben wir angenommen, Lieber Gott, wir weren geren gesund gewesen, hetten gern ein froelich gewissen gehabt und weren der sünde gern los worden.

       Die aertzte sind die gesetzprediger und Regenten der Chrysten. Wenn nu einer gerne were von sünden erredtet gewesen, was theten sie im? sie gaben aertzney, davon einer nur schwecher und krencker ward, Das haben wir gesehen unnd zum tail vil gefuelett, zwar mit unserm grossen mercklichenn schaden, wie die leut haben woellen mit wercken fromm werden und sich damit von sünden erloesen, Aber es hatt nicht geholffen, wir sind ye lenger yhe vertzagter worden wider die sünde unnd wider den tod, so das man auch kein vertzagter volck auff erden findet denn eben Pfaffen, Münche, Nonnen und die mit den wercken umbgen, wenn sie ein schweren haben, so můs die Apoteken herhaltten, da ist solch ertzneyen, solch rennen und lauffen, als wolt in yetz die seele außgeen, also fürchten sie sich und so vertzagt sinnd sie, Und sonderlich fürcht sich niemand so sehr vor dem jungsten gericht als eben das selbige geistliche volck, Das zeigen sie denn auch fein an, wenn sie mit den wercken also handelen, das sie ymmer eyn werck über das ander thůn und auff keinem wercke bestendyg verharren, und ye mer sie tůn, ye erger es mit in wirt, ye verzagter und zweyfelhafftiger sie werden, Und geschihet ihn gleych wie hie disem weibe.

       Es ist gar ein schoen gleichnis und reymet sich recht wol auf uns, wir haben auch, nicht allain das zeitlich gůt hinan gewent, sondern auch den leib dran gestreckt mit fasten, mitt kasteyen und mit andern schweren untreglichen burden, das auch etlych offt wonsinnig darüber worden und von allen krefften kommen sind, ja haben zůletst auch die seele dartzů verlorn, Ich bin auch ein [Seite 437] solcher gewesen und bin tieffer in der Apoteken gesteckt denn wol auch mancher. Ich künde nicht dahin kommen, das ich so bald des Bapsts gesetz hette nachgelassen, Es kam mich sawr und hart an, das ich am Freitag fleisch asse, und das des Bapst gesetz und ordnungen nichts solten gelten, hilf Got, wie schwer ward mirs, ehe ichs wagen dorffte. Darumb, sol einer des dinges aus dem gewissen los werden und des Bapsts satzunngen verachtten, so můs er warlich einen starcken festen grunnd des glaubens haben, hat er den nicht, so wirt er sich einmal oder etlichs vor umbsehen, ehe ers darff wagen.

       Alda gehets denn zů wie mit disem weibichen, das all jr guet under den aertzten hat umbgepracht, und ward davon dennocht nicht gesund, ja es ward nur erger mit jr. Also ists auch mit uns, da sind alle unsere werck, muehe und arbait verloren, da foeldt all unser menschlicher gehorsam und der gantze Orden dahin, und ist gar vergebens gewesen, was wir dran gewaendt haben. Da sehen wir denn, das der Bapsts unnd der Bischoffe Statuten und satzungen nichts sind, dagegen wir vor zitterten und bydmeten. Das alles hat unns gleich sovil geholffen als das arme weib, das all jr gůt und habe, ja den leib dartzů dran gesetzt hat. O was wirt das weib ertzney und getrenck haben muessen gebrauchen? wie matt, schwach und kranck wirt sie offt davon worden sein? Ja, wenn sie hette künden gesund werden, sie het die gantz Apoteken gefressen? Es halff nichts, sie mueste sich mit der kranckheit wol zwelff jar schleppen.

       Wie wirt denn dem armen weibichen zů letst geholffen? Da sie den man, der da Christus heißt, ankame, jr hofnung und trost zů ihm satzte, da ward sie gesundt. Wer weyssete sie aber zů dem manne? freylich die aertzte nicht, Denn wenn unsere prediger von Christo predigten, so lege des Bapsts kram und all seine satzungen gar darnider. Wer sagt jrs denn? Sie hort es yrgendt vonn einem, der auch gesund war worden, und nicht von den aertzten, der hat jr on zweyfel gesaget, wie einer da und da sey, der heysße Jesus, der sey ein freuntlich, guettig man, helffe yederman und lasse niemant von sich ungeholffen, unnd sey eben darumb von Gott gesandt, das er yederman helffe, unnd wirt jr mannichen menschen ertzoeledt haben, denen er geholffen hatt, so das er sie auch zů im brechte. Da das weib das hoerete, ließ sie die aertzte faren und lieff zů Christo.

       Also gehts auch yetz, man predigt nicht Christum, sonder nu eyttel werck, thů dis, thů das dennocht kompt es under das volk, was Christus sey, was wir von im zugewarten haben, und das ers allain thůn můs, on unsere werck und verdienst. Wenn wir das geschrey haben, so folgen wir im nach und hoeren disem worte zů und lassen die aertzte ymmer hinfaren, keren uns denn an die gesetzprediger und werckprediger nicht mer unnd fragen auch [Seite 438] nach jren gepotten und satzungen nichtts, sondern lauffen von gantzem begird des hertzens zů disem manne, der Cristus heißt, und sagen denn: Ja wol, můs man es von dem mann nemen on alle verdienst, ey wie nerrisch hab ich gethon, das ich sovil habe daran gewanget, Gesegne dich Got, lieber Bapst, gesegne euch Gott, lieben Bischoffe, ich darff ewr aertzney, ewr werck und verdienst, ewr gepot und satzungen nimmer, jr habt mich lange gar satt damit gemartert, ich hab einen bekommen, der gibt mirs umb sunst, was ich vor mit grossem gelt hab muessen von euch kauffen, er gibt mirs one werck und verdienst, da ich vor hab meinen leib, sterck und gesund muessen dran setzen, Ade zů gůtter nacht, ich komm nicht wider zů euch.

       Also wirt nu einer ein Christ, nicht aus des Bapsts Decretalen oder von wercken und menschliche satzungen, sondern aus der gnade und guetigkait Christi. Wer nu ein bekümmert, beschwert gewissen hat, fürcht sich vor der sünde, erschrickt vor dem tode oder hat sunst nichts guets in im, der komme hieheer tzů dem manne und bekenne, was im gebreche, rueffe in an, er wirt dir gewis [Ps. 62, 9] helffen, ‘Schütte dein hertz vor im aus’, wie der Psalm spricht, und sage also zů im: Sihe, hie ist ein laer vas, das bedarff wol, das man es fülle, mein Herr, fülle es, ich bin schwach im glauben, stercke mich, ich bin kaldt in der liebe, werme mich unnd mache mich hitzig, das meine liebe herausser fliesse auff meinen nechsten, ich hab nicht ein festen, starcken glauben, ich zweyfel zů zeyten unnd kan Gott nicht gentzlich vertrawen, Ach Herre, hilff mir, mere mir meinen glauben und vertrawen, In dich hab ich den schatz aller meiner guetter verschlossen, ich bin arm, du bist reich und bist kommen sich der armen zů erbarmen, ich bin eyn sünder und du bist gerecht, Hie bey mir ist der flus der sünde, yn dir aber ist alle fülle und gerechtigkait.

       Wenn du das einmal lernest, so werdenn dich die gesetz des Bapst nicht fahen, aus welchs gesetzen und gepoten du nichs nimpst, sondern vertzerest mit disem weibe alles, was du hast, dein leib und gůtt, ja zů letst die seele dartzů, Unnd denn wirstu sprechen: den wil ich haben, von welchem ich nemen kan, nicht dem ich geben darff.

       Die andern Euangelisten schreiben also von disem weibe, da sie sey gesund worden, hab Jesus gefuelet, das eine krafft von im außgangen sey, und sich under dem volck umbgewaendt und gefraget: Wer hat meine klaider angeruert? und wie im die junger geantwurt haben, das volck dringe und drucke in so hart, Aber der Herre habe sich daran nicht lassen genuegen, sonder geantwurt: Es hat mich yemant angeruert, denn ich fuele, das ein kraft von mir gangen ist, ich weys, das yemands etwas von mir empfangen hat. Das alles hat der Herr darumb than, das jhm des weibs glauben wol gefiele, den wolt er da bekandt machen vor allem volck, Denn er hat nichts lyebers denn das man yhm vertrawe und glaube, Auch um des oebersten willen, des selbygen glauben [Seite 439] mit disem Mirakel und geschycht zů bestettigen. Darumb so schreybet Marcus, wie das weib, da sie merckett, das es der Herr wüßte, sich geforcht habe und getzitert, und sey kommen, dem Herren für die fuesse gefallen und im dye gantze warheit gesagt, wie jr von im geschehen were. Da feret auch der Herr zů und absolviert sie und spricht zů jr: ‘Mein tochter, sey getroest, dein glaub hat dich gesund gemacht, Gehe hin mit friden und sey gesund von deiner plage.’

       Sind das nicht freuntliche wort? Was wirt das weib hie für ein freud gehabt haben, in dem das sie jr einen andern laßt wolthat ertzeigen? Dyße freud und frid überkommen alle, die sych gůts zů dem mann versehen. Wo nun dise freud ist, da muessen als bald die wercke folgen, welche diße freude beweyßen, Also mueste diser frid unnd freud in dem weibe auch herfůr. Denn so balde sie die wolthat von dem Herren empfing, bekante sie es vor allem volck und schemet sich der predig nicht, das sie von im ettwas empfangen hette und doch nichts darumb gegeben. Diße werck aber und das dancksagen wil Got von uns haben, nemlich, das wir solche seine guette, gnad und wolthat für yederman bekennen und außschreyen, auff das auch andere hertzů kommen und lassen inen auch wolthůn, wie es hie geschehen ist.

       Also zwingett mich denn mein Christlich leben, das ich andern auch wolthue, wie mir von Gott durch Crystum wol gethon ist, auff das nur diser Christus erkandt werde, Aber dadurch wird ich kein Christ, Gleich wie hie dis weib von dem bekentnis nichtt gesund wirt, denn sie was zůvor, vor allem werck und bekentnus gesund, aber darnach, da sie nu gesund ward, bekennet sie Christum und lobet in, nur zur besserung der andern, unnd gedt also in gůten wercken daher und thůt ymmer ein gůt werck über das andere, Derhalben leben wir auch, wenn wir nu Christen sind, auff das einer dem andern diene, wamit er ymmermer künde. Darumb wie nu dis weib gesunnd worden ist vor allem werck, also sollen wir auch Christen werden, ehe wir yrgend ein werck thůn.

       Wie nu in disem weibe das Euangelion abgemaledt ist, also wird es uns auch in dem toechterlein des oebersten hie abgemalet. Diser oeberster der schůle, den Marcus Jairus nennet, hatt eyn starcken glauben und vertrawen gehabt zů dem Herren, er wurde im sein gestorbne tochter widerumb lebendig machen, dann wenn er das hertz zů im nicht gehabt hette, wer er nicht zů im kommen und ein solch ding, der natur unmüglich, von im gebeten, Darumb zeiget er mit diser bitt an seinen glauben. Da der Herr dißen glauben an im merckete, kunde ers nicht lassen, ehr můst im zů willen sein, der halben stůnd er bald auf und gieng mit im. Under dißem gehen geschyhet diße Historien von dem weibichen, die zwelff jar kranck gelegen was, wie wir yetz gehoert haben.

       [Seite 440] Da nu der Herr in des oebersten haus kam unnd sahe die pfeyffer unnd das gethuemele des volcks, welche alda nach dem gesetz Mose waren unnd blyesen mit hoernern unnd thrummeten wie man hie zů lande mit glocken leuttet, das volck zůsamen zů rueffen, Hyes er das volck und die pfeiffer außweychen und sprach: ‘Das meidlin ist nicht tod, sondern es schlafft’. Da verlachten sie in unnd spotteten seiner.

       Das ist das, wenn dise predig außgehet, und das man also predigt, Christus sey der man, der da helffe, unser werck thůns nit, so kans die welt nicht lassen, sie můs lachen, sie můs spoten, sie můs sich dran ergern, Denn es geht jr nit ein, das Christus helffen solt, wie hie das volck thůt, das sonder zweyfel gesagt hatt: Ey ein feyner Meister oder artzt ist das, was soltte ehr helffen? weyßt er doch nicht, was schlaffen oder gestorben heißt. Den Titel mues das Euangelion in der welt haben, daz es eine nerrische predig ist, veracht und verspotet, Denn der Teufel kans nichtt leiden, das dise predig solt ehr in der welt haben, denn sie bringt seinem reich klainen frommen, das empfindet er wol, Darumb greyfft ers auch an mit allen listen, auff das ers ye hindere und unwerd mache bey den seinen, welcher hertzen er gantz verplendet und eingenommen hat, das ynen nicht scheyne die erleuchtung des Euangelions von [2. Kor. 4, 6] der klarheit Christi, wie Sant Paul sagt zů den Corinthern. Denn es ist unmüglich, das diße predig von Christo nicht solt frucht bringen, sie wirt nichtt vergebens gepredigt, ob jr gleich wenig sind die sie anhnemen, da leyt nychts ahn.

       Dieweil es nu der Sathan empfindet, das yhm was entgeet, ja das dise predig nur eben wider sein reich auffgerichttet sey, so hat er kain růge, er verfolgts, er verachts und greiffts an allen seyten an, wie er auch yetz in der gantzen welt tobet und wuettet. Denn die predig vonn Christo stoeßt zů boden alles, was nun der welt unnd dem Teuffel wolgefelt, auch was die welt für das aller heiligste und koestlichste ansihet, Denn sie malet jr ein solichen Got für, der da anneme unsere gůtte wercke, lasse im gefallen Messen, Vigilien stifften, rosenkrentze, kappen, blatten, henffene strick, und was des narrenwercks mer, damit der bapst umbgeet. Wenn nu einer kompt, bringt das Euangelion und predigt wider das narrenwerck des Bapsts, wie er denn tůn můs, und sagt, es sey nichs, es sey verfuerung, es sey wider Christum und wider die schrifft, der můs herhalten, man schilt in ein ketzer und bůben, jha ein verfuerer des volcks, Und sagen denn gar herlich: wilttu die gantz welt regieren, maynestu, das du der kluegste seyst, unnsere vorfarer sind auch nicht narren geweßtt? Es haben vil heilyger frommer leutte diße wercke gethon und davon predigt, soltest du erst herkommen und es zů nicht machen, das mueste nit sein? Da hebt sichs denn an mit toben und wueten, mit verfolgunng [Seite 441] und toedtung, unnd wil der Teuffel recht haben, es gehe zů, wye es woelle.

       Das sey gnůg von disem Euangelio auff dismal, unnd habt ye wol acht drauff, das jr aus den Euangelien leernet, wye alle ding stehen in der einigen person, die da Christus heysse, und merckett das fast wol, das ein Christ den namen von Christo hatt, Ich rede es nicht umb sunnst, denn ich weys, was es kostet, das man es in der anfechtung der widerwertigkait also behaltte. Woellen Gott umb gnade anrueffen, das wirs uns der mal eyns ein ernst sein lassen und mit hertzen fassen. Amen.

       Es kompt zů zeytten, das ein Sontag übrig ist, da pfleget man zů lesen das Euangelion Mathei am xxiiij. von der zerstoerunng des Jüdischenn Reichs unnd der welt ende, Des außlegung findet man in dem Wintterteil.

 

 

 

 [Seite 442] Abschließendes Material

 

 

 

 

Sprachliche Anmerkungen zur Sommerpostille 1526.

 

1925 [Seite 442]

Zitat bedeutet Seiten- und Zeilenziffer der Textstelle. Die Abkürzungen sind die üblichen.

212, 24 laufftig = geläufig, bewandert, kundig. DWtb. VI 336, 2.

 30 ripß raps eine Zwillingsformel mit Ablautspiel; eine Interjektion, deren Belege bis in den Anfang des 16. Jh.s zurückreichen, zur Bezeichnung einer schnellen Bewegung mit der Bedeutung unordentlicher Flüchtigkeit = es geht drunter und drüber. Wander III 1693. DWtb. VIII 1037 f.

 35 und 264, 20 auff (sein) abenthewer auf gut Glück, auf eigne Gefahr = in eventum; mhd. âventiure aus dem roman. adventura entlehnt. Bei L. häufig, aber nicht in der Bibelübersetzung. Dietz 9. DWtb. I 27 f.

213, 1 welt bleybt welt sprichw., Wander V 176 Nr. 473 ff.

214, 29 f. wie ein haße ... bis ... bleibet sprichw., Wander II 378 Nr. 259.

215, 29 f. es geet ... bis ... andern auß sprichw. wie heute. Wander III 1136 Nr. 291.

216, 1 abs gleich md. Nebenform = obs gleich.

217, 4 frantzösischer mensch mit der Krankheit der Franzosen (morbus gallicus = lues venerea) behaftet. Die Krankheit wurde durch die Franzosen nach Italien, von dort Ende des 15. Jh.s nach Deutschland eingeschleppt. Dietz 698. DWtb. IV 1, 1, 62.

218, 9 u. ö. angehaben Partiz. von anheben, Praet. anhub = anfangen, beginnen.

219, 8 stückig stückweise; hier also: von jedem der drei Tage ein Stück.

 10 nächten Adv. gestern nacht.

 30 trang Praet. von dringen trans. = drängen, nötigen.

 30 f. in die schantz schlagen aufs Spiel setzen: viel gebrauchte Redensart wie heute. Wander IV 102 Nr. 14 und 30. DWtb. VIII 2163.

 36 sich entsitzet = sich entsetzt.

221, 4 erwüscht = erwischt erhascht. Dietz 603.

233, 24 mit handt und har stabgereimte Zwillingsformel = vollständig.

 25 rubig = ruhig.

 27 belge (nicht bei Dietz) = balge (balje): breites, flaches Wassergefäß aus Holz; die Hälfte einer in der Rundung durchsägten Tonne.

231, 25 bekanntes Sprichwort: Wander I 402 Nr. 27 und II 153 f.

 39 zappelt Adj. = zappelig.

233, 3 vernichtigen: mhd. vernihtigen = zunichte machen, nhd. vernichten; bei Luther und sonst im 16. Jh. häufiger vorkommend.

 [Seite 443] 233, 17 des leibs außzutreyben sc. den bösen Geist oder den Teufel; der im mhd. bei Verben häufige Gebrauch des Genitivs nimmt zwar im 14. bis 16. Jh. ab, aber im Vergleich zum nhd. hält er sich noch bei einer größeren Anzahl von Verben.

236, 37 am seersten: Superlativ von sehr = am meisten.

240, 19 gieng den hundsweg: sprichw. wie ‘den Holzweg gehn’; vgl. Wander II 903 Een de Hundestrate wisn. E. Thiele, Luthers Sprichwörtersammlung Nr. 285.

243, 28 ziehen sich der scheflin nicht an: refl. = sich annehmen; nur hier; s. Dietz 109 Nr. 4

249, 8 u. ö. farlich = gefährlich.

252, 20 schicken noch schuen mit Alliteration; schuen = mhd. schiuhen, md. schuen.

254, 22 fuch[s] schwantz bildlich für gelinde Strafe. Dietz 724. DWtb. IV 1, 1, 351 f. Thiele Nr. 140.

 23. 24 hoffarbe ursprünglich Farbe eines Fürsten die auch sein Hofpersonal zu tragen pflegte: also Zeichen der Zugehörigkeit und Untertänigkeit. DWtb. IV 2, 1666.

256, 15 Müncherley = Mönchswesen. Die im 16. Jh. vielgebrauchte Normalform ist Müncherei, Möncherei. DWtb. VI 2492.

 16 undernommen: mhd. undernemen = unterbrechen, wegnehmen.

264, 20 auff abenteur vgl. oben zu 212, 35.

271, 34 pantzerfegen den Panzer fegen, reinigen; figürlich = gründlich reinigen und prüfen. DWtb. VII 1429 f.

272, 8 f.; 274, 30; 338, 18 affenspil Gaukelspiel, Possen. Dietz 46. DWtb. I 184.

276, 3 ein liedlein singen bei L. häufige sprichw. Redensart. Belege bei Thiele Nr. 159. Wander III 185.

 23 verhalten zurückhalten, verschweigen.

277, 6; 336, 13 wie ein schaum auff dem wasser sprichw. als Sinnbild der Beweglichkeit und Leichtigkeit. DWtb. VIII 2354 f.

283, 8 loß werden hier absolut = frei werden. DWtb. VI 1159, 4a.

289, 6 kreutle sein Unkraut sein; in diesem Sinne im 16. Jh. häufig bildlich von Menschen gebraucht. DWtb. V 2112, 8b und 2122, 3b und meine Bemerkung zu Murner, Mühle von Schwindelsheim, Vers 397.

290, 8 daz sper (= Speer) Neutr. wie im mhd.

291, 4 sich ruestern mhd. riustern = riuspern sich räuspern.

294, 27 gefunden erfunden.

 28 kalt zu der übertragenen Bedeutung vgl. DWtb. V 81, 4.

297, 26 wirckligkeyt im frühnhd. auch = Gegenwärtigkeit.

298, 14 ein schlappen geben alte häufige Redensart = einen Schlag geben, dann Niederlage, Verlust, Unglück erleiden. DWtb. IX 485 f.

 19 am liehsten von mhd. lieht: licht, hell.

 23 hertzig beherzt, mutig.

 31 zůkunfft Hinzukommen, Ankunft.

300, 19 f. wenn es an die züge geet wenn es darauf ankommt; vgl. ‘zum Zug kommen’.

301, 1 sich rümpffen sich winden, weigern.

 [Seite 444] 303, 19 anstechen incitare, stimulare, pungere. DWtb. I 477 f.

305, 4 bayß wie im mhd. Praet. beiz von bîzen; L. bleibt in einer wichtigen Eigentümlichkeit der nhd. Schriftsprache, dem Ausgleich des Stammvokals der starken Praeterita, bis zuletzt auf dem veralteten Standpunkt.

306, 19 mit koestlichem leinwad mhd. lînwât ‘Leinwand’ wie heute Fem., im frühnhd. bis ins 17. Jh. Masc. und Neutr.; L. gebraucht nebeneinander leinwand, leinwad und linwand. DWtb. VI 709 f.

 29 riefft schw. Praet. zu mhd. rüefen; erst im 19. Jh. hat die Schriftsprache die schw. Formen aufgegeben. In der Bibelübersetzung verwendet L. mehr das st. als das schw. Praet.

309, 4 aubentmal = abentmal : à > au im frühnhd. sonst namentlich im Schwäb. verbreitet, weniger im md. Vgl. V. Moser, Hist. gram. Einführung in die frühnhd. Schriftdialekte, § 57.

314, 18 glaaben = glawben : au schwächt im frühnhd. vor Labialen seinen zweiten Bestandteil und erscheint als â, aa. Moser a. a. O. § 61.

316, 11 stückisch wie oben 219, 8 stückig; sonst selten.

 12 zoettigt mhd. zoteht, zotteht zottig, rauh.

 22 rund ‘abgeschlossen, fertig‘ im Sinne von klar, einfach, deutlich. DWtb. VIII 1502, 6.

317, 19 den ersten stain legen sprichw. wie: den ersten Stein werfen. Wander IV 818.

318, 31 einhyn plumpen plump auftreten. DWtb. VII 1941 f.

 35 außlauff Excurs. Dietz 173. DWtb. I 903, 7.

319, 10 pfrumpffen = pfropfen. DWtb. VII 1799.

 23 über die Redensarten mit teuffels treck bei Luther vgl. Thiele Nr. 70 und 254.

321, 12 dreck rhuerenn: über den Gebrauch dieser Redensart bei Luther vgl. Dietz 452; Thiele Nr. 347.

334, 5 wir sind noch nicht über den bach sprichw. wie heute ‘über den Berg’, vom ungewissen Ausgang. Wander I 214 Nr. 28.

335, 2 ein loch machen in eine Sache, die man stören will. DWtb. VI 1097 f. Thiele Nr. 211.

336, 13 wie der schoum ist auff dem wasser: vgl. oben zu 277, 6.

338, 15 gnadjuncker Imperativbildung wie gnad herr ‘gnädiger Herr!’

350, 22 pydmen beben; nach Dietz 301 nur in solchen Schriften L.s, die er nicht selbst herausgab. Ebenso 437, 15 wir bydmeten.

352, 29 affterkosen afterreden, verleumden, sehr selten. Dietz 47.

 30 außrichten hier: übel nachreden, verleumden. Dietz 180 Nr. 6.

353, 13 spürtzen speien, spucken.

359, 6 ein latein auffgeben: sprichw. Bild für gewichtigen, eindringlichen Auftrag. DWtb. VI 274.

 37 über schmecken in übertragener Bedeutung vgl. Wander IV 257 ff. Nr. 3 ff. DWtb. IX 970 Nr. 2 c. Thiele Nr. 344.

360, 20 lappe Laffe, Dummkopf; ein namentlich in den od. Volksmundarten verbreitetes und schon im späteren mhd. vorkommendes Wort. DWtb. VI 192 f.

 25 schmutzeln lächeln, schmunzeln. DWtb. IX 1137 f.

 34 auff gůtt Teütsch gesagt wie heute: offen, deutlich, derb reden. DWtb. II 1046 Nr. 4.

 [Seite 445] 360, 34 ein bůb in der haut mit übler Nebenbedeutung = nequam, scelus. Dietz 353f. DWtb. II 460 Nr. 5. Wander I 496 Nr. 78.

 40 rheyme dich: sich reimen = miteinander in Einklang sein, zueinander passen; häufige Redensart bei L., Belege DWtb. VIII 671.

362, 24 rumplen lärmen DWtb. VIII 1489. schnurren sich laut und unwillig äußern DWtb. IX 1418. purren in formelhafter Verbindung mit schnurren und von gleicher Bedeutung. DWtb. VII 2277.

 38 sich verthon: sich gehaben, sich verhalten.

363, 26 kumpt in ein solchen schwaiß: Schweiß als Folge von seelischer Erregung = Angst, Schrecken. DWtb. IX 2455 f.

365, 26 feine tocke = Zierpuppe.

366, 7 hoffarbe: vgl. oben zu 254, 23.

371, 18 nachsagenn wie die Nonnen den Psalter, sprichw. Wander III 1041 Nr. 32 und 35.

372, 17 gar wie im mhd. = ganz, völlig.

373, 1 gesein = sein (Infinitiv) durchs ganze 16. Jh. belegbar.

 6 laucken = leugnen; L. gebraucht im Infinitiv stets die zusammengezogene Form.

 23 außgestrichen: mit Nachdruck hervorheben; eine aus der sinnlichen Bedeutung des Färbens und Malens entsprungene Abstraktion. Dietz 189 Nr. 3. DWtb. I 992 Nr. 3. was wir für früchtle sindt: sprichw. Redensart wie heute. Wander I 1236 mit Beleg aus dem Schlesischen. DWtb. IV 1, 269.

374, 6 enhindern Adv. rückwärts. Bei L. häufig; Belege bei Dietz 535.

 27; 375, 7 pfeü dich Interjektion mit dem Accus. der Person = nhd. pfui. DWtb. VII 1640.

375, 29 f. lieben bis verdriessen: gereimtes Sprichwort. Wander III 168 Nr. 57.

376, 25 vergeben hingeben, ausgeben.

380, 5 thrayde = Getreide.

381, 11 pochen prahlerisch reden. DWtb. VII 1958 Nr. 3.

384, 11; 433, 19 u. ö. schlechts in die rapus: über Entstehung und Bedeutung dieses eigenartigen, im 16. Jh. aufkommenden Ausdrucks vgl. DWtb. VIII 122 f.

385, 31 leret sie mores wie heute; zu der aus der humanistischen Schulsprache stammenden Wendung vgl. DWtb. VI 2555.

387, 6 ichts = aliquid; ursprünglich Genit. von mhd. icht in der Formel ichtes icht: durch Verlust des regierenden zweiten Gliedes steht seit dem 14. Jh. icht(e)s für sich allein bis ins 17. Jh.

 17 das reychtumb: im frühnhd. Masc., Fem. und Neutr. nebeneinander; L. gebraucht das Neutr. sonst seltener als das Masc.

389, 9 im sauße lebet wie heute in Saus und Braus leben. DWtb. VIII 1925 f.

391, 5 gauckelwerck Narrenpossen. DWtb. IV 1, 1562.

393, 11 schimpffs: Genit. abhängig von weniger; schimpff damals = Scherz, vgl. die Verbindung schimpff und ernst. DWtb. IX 166.

 20 es ligt alles an ... sprichw. wie heute. DWtb. I 401 f.

394, 24 nieswurtz geben: die Wurzel der Pflanzen helleborus und veratrum wurde seit alters als starkes Niesmittel benutzt. DWtb. VII 837.

 [Seite 446] 395, 28 krachen in der volkstümlichen Sprache des 16. Jh.s sehr verbreitet. DWtb. V 1921 f. Bebermeyer zu Murners Mühle 163 ff.

398, 1 f. eine nasen gemachtt sprichw. in derselben Bedeutung wie heute. DWtb. VII 407 ff. Wander III 955 Nr. 200 und 210.

 26 stincket nach Adams faß: über ähnliche Redensarten bei L. vgl. Thiele Nr. 95. Dietz 637 f. DWtb. III 1360.

404, 7 scheuechtern = schüchtern mit Hyperdiphthongierung; zur Wortgeschichte vgl. DWtb. IX 1824 f.

407, 35 f. ist einer bis gůtt Sprichwort Wander II 180 Nr. 177.

 36 auffheben = zum Vorwurf machen. Dietz 132 Nr. 11.

 37 sprichwörtl.: ein Esel heißt den andern Sackträger DWtb. VIII 1627. Dietz 609 Nr. 3. Wander I 861 Nr. 173.

408, 31 sich anziehen mit Genit. = sich einer Sache annehmen, bemächtigen; refl. sonst dies Verbum von L. selten gebraucht. Dietz 108 f. Nr. 4.

418, 26 spitzig = spitzfindig. DWtb. X 1, 2631 f.

419, 24 pleuen = bleuen, mhd. bliuwen prügeln, schlagen wie heute noch einbleuen. DWtb. II 111 f.

421, 17 bellen und beissen Zwillingsformel mit Alliteration.

 19 ein blossen werden legen: vgl. dazu Dietz 320f. Nr. 7.

424, 29 kuenlich = getrost. DWtb. V 2580.

425, 1, 22 ein larve anpeten, annemen : ähnliche Redensarten DWtb. VI 207 f.

 20 menschen taeding : mhd. teidinc aus tagedinc = Termin, Verhandlung, Geschäft.

426, 9 beschleußt = beschließt, fertigt ab.

433, 19 ; 434, 12 in die rapus geworffen s. oben zu 384, 11.

435, 7 darr: Ortsadv. = dahin.

436, 28 ertzneyen = arzeneien, mhd. erzenîjen : mit Arznei behandeln.

437, 15 wir bydmeten wie 350, 22.

438, 4 Gesegne = verstärktes segne, mhd. gesegenen. DWtb. IV 1, 1, 4015 ff.

 6 satt hier = genug. Vgl. DWtb. VIII 1814 c.

 

 

G. Bebermeyer. [Seite 447]

 

 

Wort- und Sachregister.

 

1925 [Seite 447] [Seite 449]

 

A

 

 

Aaron, und seine Söhne 184, 22.

 

Abendmahl, bulla coenae Domini 135, 6.

 

Abgötterei 232, 25.

 

Ablaß 43, 31; 96, 10; 135, 28; 246, 27; 248, 10; 365, 2.

 

—, remissio peccatorum 53, 8.

 

Abraham, Verheißung 4, 21; 358, 3.

 

—, Jsaaks Opferung 300, 21; 315, 21; 317, 11; 401, 28.

 

Absolution 439, 5.

 

Adam, der alte A. 224, 37; 225, 2; 253, 14; 258, 12; 413, 20.

 

—, und Christus 304, 11.

 

Advent, de tempore adventus 7, 18.

 

—, Adventspostille (1522) 1 ff.

 

Ärgernis, der Lehre und des Lebens 162, 13; 167, 25.

 

Afterkosen 352, 29.

 

Ackermann, besser als Nonne 141, 27.

 

—, lasse Gott sorgen 371, 1.

 

Aleander, Lexicon graeco-latinum 12, 3; 126, 1.20; 128, 21; 158, 21; 166, 11; 174, 14.

 

Alveld-Observanten 132, 13.

 

Ambrosius, über Johannes den Täufer 148, 5.

 

—, 335, 1.

 

Amt, und Person 138, 6.

 

Anfechtung, des Todes und der Hölle 105, 27.

 

—, 146, 14; 182, 8; 186, 19; 249, 35; 250, 6; 254, 14; 331, 14; 415, 7; 421, 11; 441, 7.

 

—, Trost in A. 422, 34.

 

Annaberg, herfur juncker Annenberger &c.. 376, 17.

 

Antichrist, Widerchrist, Endchrist 47, 10; 97, 13; 121, 29; 125, 7; 338, 19.

 

Antonius S. 142, 24.

 

Apostel, wie man von den A. halten soll 121, 8.20; 214, 28.

 

Arbeiten, und Gott sorgen lassen 371, 1; 376, 35; 379, 1.

 

Arbitrium, de libero arbitrio 28, 21.

 

—, s. Wille.

 

Arianer 283, 27.

 

Aristoteles, Luthers Urteil über A. 74, 8; 96, 25; 101, 1; 116, 11.

 

—, Erklärung der Kometen 99, 22; 101, 1.

 

—, 10, 29; 104, 5.

 

Arm, geistlich und leiblich Arme 160, 2.

 

Artikel, zum 3. A. 25, 30.

 

Arzt 42, 30.

 

Astrologie, Sternmeister 99, 12; 105, 4.6; 108, 2

 

Auferstehung, Christi 213 ff.; 218, 5 ff.; 227, 21; 229, 30; 250, 16.

 

— —, mit clarificiertem Leib 220, 12.

 

Aufwachen, aufstehen, Licht 2, 6. 20; 3, 8.

 

Auge, eine herrliche Gabe Gottes 383, 27.

 

Augustin, (ep. ad Gal. expos. cp. 56) 69, 29.

 

—, eine Herde und ein Hirte 116, 1.

 

—, 138, 15; 151, 20; 335, 1; 337, 19; 398, 26; 425, 13. 16. 20.

 

—, Contra Epist. Manich. c. 5 — 335, 23.

 

B

 

 

Babylon, Geheimnisse des Teufels 129, 2.

 

Bann, vom Bann 245, 40; 290, 6.

 

Barbara, St., gegen Gewitter und Feuersgefahr 83, 2.

 

— —, 350, 15; 430, 6.

 

Barfüßer 151, 22.

 

Barmherzigkeit, rechte 69, 8; 315, 32.

 

Bartholomäus, S. 425, 15.

 

Bauer, s. Ackersmann.

 

—, Bauern-Aufstand 427, 38.

 

Beichte, Zwang 103, 12; 368, 10.

 

—, Privatbeichte 239, 30.

 

Bekenntnis, Johannes des Täufers 191, 3; 197, 7; 200, 1.

 

—, des Glaubens 271, 20.

 

Benedikt, S. 151, 19; 425, 14.

 

Bernhard, S. 151, 20.

 

Beschneidung, Juden 87, 2; 175, 26; 395, 1; 400, 28; 401, 14; 402, 31.

 

Bethabara 204, 11.

 

Bethphage, Mundhaus 48, 1. [Seite 450]

 

Bischof, die zwei Spitzen am Bischofshut 59, 21.

 

—, aus der Taufe ein Affenspiel gemacht 62, 2.

 

—, ihr Amt und Gewalt 121, 25; 153, 22; 243, 32; 244, 23; 246, 30.

 

—, 244, 8; 245, 40; 290, 36; 357, 9; 366, 28.

 

Bistum, Pfründe 243, 35.

 

blind, warum die Blinden sind 384, 27.

 

Blumen, auf dem Felde 380, 28.

 

Breviarium Romanorum 91, 3.

 

Brot, von den süßen Broten — Oblaten 218, 20.

 

Buchdrucker, über die Buchdruckerkunst 96, 11.

 

—, Nachdrucke lutherischer Schriften 212.

 

Büchsen, und ander kriegshendell 96, 12.

 

Bugenhagen, Johann Pommeranus, Summen lateinisch 212, 22.

 

Bulla coenae Domini 135, 6.

 

Buße, Luthers Lehre von der B. 113, 5.

 

—, Johannes der Täufer 206, 22.

 

C

 

 

Carmeliter 151, 22.

 

Carthuser, Gerson über die C. 19, 16.

 

—, s. Karthäuser.

 

Christen, der Chr. Lieben und Leben 69, 14; 230, 4.

 

—, bei der Wiederkunft Christi 109 f.

 

—, Diener Gottes 122, 9.

 

—, was ein Christ ist 207, 13; 225, 9; 229, 34; 239, 17; 250, 15; 371, 7; 400, 2; 430, 25.

 

—, die Hoffarbe der Christen 254, 23.

 

—, Summa des christl. Wesens 333, 28.

 

—, falsche Christen 334, 11.

 

—, s. Leben.

 

—, Namenchristen 413, 16; 434, 2.

 

—, und Christus 433, 38.

 

Christophorus, St., Lüge 83, 4.

 

Christus, Abrahams Same 4, 25.

 

—, viererlei Zukunft Christi 7, 17.

 

—, Sonne (der Gerechtigkeit) 9, 10.

 

—, Licht der Welt 9, 20.

 

—, Christum anziehen 15, 13; 57, 14.

 

—, Christi Werke 22, 7; 42, 5; 152, 8; 161, 20; 171, 25; 364, 1; 428, 25.

 

—, dein König 27, 5.

 

—, unser Mittler 31, 12; 83 f.; 171, 25; 262, 24; 432, 16.

 

—, Heiland, Seligmacher 37, 16; 221, 17; 434, 16. 27.

 

—, ein Diener der Beschneidung 87, 15; 122, 12.

 

—, Christi Wiederkunft 97, 17; 109, 1 ff.

 

Christus, Christi Diener, Christusdienst 122, 3.

 

—, mysterium 127, 4.

 

—, und Johannes der Täufer 148, 5; 163, 29; 206, 31; 429, 29.

 

—, Messias, unctus 152, 29.

 

— =Evangelium 158, 30; 171, 24; 429, 18.

 

—, Niedrigkeit 161, 24; 284, 8.

 

—, Ewigkeit 202, 11.

 

—, trägt alle Sünde der Welt 207, 7; 221, 20.

 

—, Auferstehung 213 ff.; 218, 5 ff.

 

—, unser Bruder 214, 37.

 

—, der gute Hirte 241; 287, 23; 366, 12.

 

—, Christum erkennen 247, 28.

 

—, Christi Reich 259, 20; 260, 16; 366, 18.

 

—, schwöret 262, 23.

 

—, von der Gottheit Christi 295, 2; 409, 27.

 

—, Gott und Mensch 399, 29; 410, 28.

 

—, weß Sohn ist er? 400, 1; 409, 21.

 

—, was Christus ist 408, 6; 429, 28; 431, 32; 437, 35.

 

Cicero, de officiis I 10, 178, 19.

 

Cochläus, Joh. in Frankfurt 199, 13.

 

Concilia 290, 3; 334, 13.

 

D

 

 

Dank, Gebet 183, 19.

 

David, und die Schaubrote 395, 14; 403, 10.

 

Dekrete, päpstliche 136, 31.

 

Demut 198, 20. 30; 231, 38; 397, 15.

 

Deutung, Mysteria oder geistliche D. 45, 17; 118, 11; 204, 17.

 

Diebstahl, des Papstes 339, 3.

 

dienen, Gott und dem Mammon 371, 35.

 

Dominicus, s. Mönche.

 

—, 58, 10; 151, 20; 425, 15.

 

Donatisten, und Novatianer 69, 25.

 

Dünkel, Haupt aller Parteien &c.. 77, 12.

 

—, geistliche 199, 17.

 

Durandus, Rationale divinorum officium libr. VI. ep. 2, de tempore adventus 7, 18.

 

Durchlaucht, preclari, nobiles 134, 30.

 

E

 

 

Ehe, Cölibat 20, 25; 337, 1.

 

—, über Ehebruch 52, 10.

 

—, über die Virginität 144, 19; 146, 25.

 

—, über die E. 240, 30; 338, 31.

 

Elias, und Johannes der Täufer 191, 29.

 

Empfinden, und Glaube 223, 18.

 

Endchrist, s. Antichrist. [Seite 451]

 

Engel, Kräfte der Himmel 106, 15.

 

—, angelus, Bote 166, 10.

 

England, englische Geistlichkeit 19, 14.

 

Epiikia — Lindigkeit 174, 14.

 

Erfahrung, ist uns not 253, 38.

 

Erfurt, große Glocke im E. Dom 39, 14.

 

Erkenntnis, Selbsterkenntnis 233, 28.

 

—, Christum erkennen 247, 28.

 

Erlösung, was ist E. ? 112, 19.

 

Esel 22, 27; 51, 22.

 

—, Sohn der Eselinnen 33, 1; 37, 23; 52, 32; 55, 28.

 

—, Eselsfeige 67, 13.

 

Evangelium, dies, sol iustitiae 8, 9; 9, 4.

 

—, “eyn lustige bottschafft” 10, 13; 158, 21; 166, 21; 236, 28.

 

—, dreifaches in den Evangelien 22, 12.

 

—, ist eine Predigt von Christo 24, 1; 47, 1; 53, 21; 184, 8; 235, 27; 274, 17; 392, 11; 429, 18.

 

—, Evangelisten und Propheten 33, 5.

 

—, Evangelier 50, 21.

 

—, und Gesetz 155, 23; s. Gesetz.

 

—, Gnade und Vergebung der Sünden 158, 15; 171, 24.

 

—, und Ende der Welt 195, 4.

 

—, 371, 20; 389, 39; 422, 2; 427, 1.

 

—, Evangelisch 373, 14.

 

F

 

 

Faber, Stapulensis 9, 6; 10, 2. 9; 37, 14; 43, 17; 48, 23; 61, 7. 10; 68, 21; 72, 18; 77, 28 f.; 80, 23; 82, 25; 98, 15; 107, 6; 113, 15; 124, 12; 127, 6; 155, 13. 15; 157, 7. 8. 22; 171, 11; 172, 27; 173, 1. 7; 181, 8; 182, 1. 2; 183, 10.

 

Fasten, über das F. 19, 9; 21, 2; 38, 16; 63, 19; 78; 396, 29.

 

Fische, Gleichnis 223, 9.

 

Fleisch, s. Teufel.

 

—, 18, 10; 259, 21; 301, 27.

 

Frankfurt, Luther in Fr. 199, 13.

 

Frankreich, Syphilis-Krankheit der Franzosen 104, 21. —, ein französischer Mensch 217, 4.

 

Franziskus, s. Mönche.

 

—, 58, 10; 66, 15; 151, 20; 425, 14.

 

Freiheit, von der christlichen Fr. 63, 22. 32; 66, 8; 79, 10; 175, 5; 176, 3; 292, 15; 420, 24.

 

—, fleischliche 418, 6.

 

Freude, Frucht des Glaubens 170, 24; 236, 32; 250, 2; 439, 8.

 

—, der Welt kurz 255, 11.

 

Friede, Gottes 186, 10.

 

—, im Glauben 187, 9.

 

—, weltlicher und christlicher Friede 281, 13; 427, 36.

 

Frömmigkeit, frumkeytt 36, 7; 233, 20; 256, 13.

 

—, äußerlich fromm 230, 12; 232, 3.

 

Frucht, des Baumes 432, 30.

 

Fuchsschwanz, damit die Christen gestäupet werden 254, 22.

 

Fürbitter 430, 8.

 

G

 

 

Gabriel (Luk. 1, 17) 192, 16.

 

Gebet, falsch beten 113, 7; 185, 30; 264, 20.

 

—, und Flehen 182, 4; 183, 6.

 

—, rechtes Gebet 183, 2; 185, 3; 263, 7.

 

—, Ein Sermon von dem G. 263 ff.

 

Gebot, praecepta ecclesiastica 96, 20; 125, 10.

 

—, zum 1. Gebot 231, 6. 17. 29; 359, 17.

 

—, zum 4. Gebot 338, 10.

 

Geduld 75, 17.

 

Gehorsam, der Kirche 66, 11.

 

Geist, der heilige, paracletus, Anreger 12, 3.

 

—, und Fleisch 18, 17; 259, 25.

 

—, Geistliche, Geistlose 42, 3.

 

—, Wirken des heiligen Geistes 259, 25; 283, 14; 409, 5. 15.

 

—, Geist und Wort 262, 32.

 

—, Geist der Wahrheit 271, 4.

 

—, vom Wesen des Heil. Geistes 297, 15.

 

—, Früchte des Geistes 340, 1.

 

Geiz, Gold ist sein Herz und Geld ist sein Leben 200, 19.

 

—, eine Abgötterei 374, 14.

 

Genugtuung, und Rechtfertigung 213, 34; 246, 27; 306, 7; 389, 29.

 

Gerechtigkeit, rechtfertig 35, 24; 399, 22.

 

—, Gottes 36, 8. 18; 327, 24.

 

—, des Gesetzes 294, 7.

 

—, durch Christus 311, 32.

 

—, allein durch den Glauben 347, 24.

 

Gericht, richten 134, 5.

 

Gerson, über die Carthuser 19, 16.

 

—, 103, 6.

 

Gesetz, und Gewissen 53, 12; 231, 13; 393, 16.

 

—, 54, 3. 26; 231, 4; 233, 39; 292, 16; 394, 29; 398, 33; 405, 12. [Seite 452]

 

Gesetz, und Evangelium 155, 23; 206, 11 ff.; 234, 4; 357, 4; 363, 5; 367, 1; 400, 5.

 

—, Doppelgebot der Liebe 359, 12; 394, 29; 399, 21.

 

—, geistlich verstehen 400, 32.

 

—, Werke des Gesetzes s. Werke.

 

—, Gesetzprediger 431, 36; 436, 19.

 

Gewalt, der Schlüssel 239, 9; 247, 8.

 

Gewissen, wider das G. tun 64, 7; 66, 24.

 

—, Bedränguis des G.s 102, 1.

 

—, 137, 11; 171, 3; 231, 11; 257, 33; 275, 15; 393, 12; 436, 10.

 

Gideon, und die Israeliten 123, 22.

 

Glaube, Werke, Früchte des Gl.s 1, 12 ff.; 11, 19; 25, 6; 167, 10; 314, 16; 432, 30.

 

—, nicht aufgehoben, sondern bestätigt 5, 16.

 

—, aus dem Gl. in den Gl. 5, 29.

 

—, das Licht, der Tag 11, 6.

 

—, vom Glauben 22, 15; 26, 13; 37, 32; 63, 18; 139, 17; 167, 10; 222, 21. 27; 234, 27; 249, 35; 271, 19; 335, 14; 415, 5; 428, 28; 435, 5.

 

—, zweierlei 24, 3.

 

—, Gerechtigkeit des Gl.s 37, 10; 347, 24.

 

—, Gott wird nicht mit den Werken, sondern mit dem Gl. gedient 41, 23.

 

—, über Glaubensschwache 64, 9.

 

—, Friede und Freude im Gl. 92, 25; 170, 24; 187, 9.

 

—, Symbolum, Glaubensbekenntnis 149, 9.

 

—, im Gebet 185, 15.

 

—, und Liebe 187, 35; 230, 7; 240, 34; 248, 2; 278, 37; 345, 22; 357, 8; 366, 35; 377, 36; 390, 36; 391, 33; 399, 27.

 

—, gerecht allein durch den Gl. 347, 24; 409, 17.

 

—, fremder Gl. 353, 25; 410, 18.

 

Glocken, s. Erfurt.

 

—, Glockennamen 62, 4.

 

—, 440, 4.

 

Glossen, der Papisten 74, 1.

 

Gnade, Gottes 23, 5; 30, 17; 33, 20; 35, 17; 140, 24; 318, 3; 383, 15; 388, 21; 392, 6; 429, 8; 435, 19.

 

—, und Gesetz 54, 26.

 

—, wie bekommt man einen gnädigen Gott 171, 17.

 

Gott, Gottes Wille 85, 11; 405, 34.

 

—, das Reich Gottes 114, 21.

 

—, wie man sich gegen Gott halten soll 170, 21; 386, 11; 406, 12; 427, 12.

 

—, wie bekommt man einen gnädigen Gott 171, 17.

 

Gott, ist nahe 181, 1.

 

—, was wir für einen Gott haben 386, 2.

 

Gottesdienst, der rechte christliche 61, 5; 80, 2 89, 25; 90, 16; 122, 6; 143, 11; 169, 1; 372, 10.

 

—, der Papisten 168, 30; 231, 21; 338, 16.

 

Gregor, über Johannes den Täufer 148, 8; 196, 3.

 

—, 337, 19; 425, 13.

 

Grunenberg, Johann, Drucker in Wittenberg 208, 4.

 

Gruß, hebräischer 281, 5.

 

Gulden, Heraus juncker gulden &c.. 376, 15.

 

Gunst, der Herren und Fürsten 188, 28.

 

H

 

 

Halle, Reliquien im neuen Stift zu H. 39, 21.

 

—, Moritzburg in H. 130, 21.

 

Handwerk, verschiedene 78, 14.

 

Hans, die großen Hansen 50, 5; 51, 19; 398, 12.

 

Harnisch 21, 13.

 

Haß, und Liebe 68, 19.

 

Haus, Haushalter 125, 32.

 

—, Hausgottesdienst 213, 2.

 

—, von einem rechten Hausvater 394, 22; 404, 21.

 

Hebräerbrief, Paulus Verfasser des H. 57, 22; 60, 17.

 

—, der Meister der Epistel zu den H. 216, 39 222, 27.

 

Heiden, und Christus 88, 16; 413, 13; 428, 32; 429, 21.

 

Heil, ist nahe 4, 15.

 

—, heylwertig 3, 3; 6, 29; 8, 16.

 

Heilige, blinde H. 19, 7.

 

—, tolle H. 21, 13.

 

—, weibische Heiligkeit 21, 2.

 

—, Gemeinde der H., communio sanctorum 26, 1.

 

—, Verehrung der H. 82, 31; 83, 29; 183, 9 425, 8; 430, 28.

 

—, Scheinheilige — Observanten 132, 13.

 

—, der H. kann man entraten 152, 18.

 

—, Werkheilige 160, 23; 206, 25; 232, 1. 33.

 

—, gleißnerische H. 307, 18.

 

—, vom Unglauben der H. 331, 17.

 

—, in den H. nicht alles vollkommen 398, 30.

 

Heinrich, Kaiser H. II., 131, 7.

 

Henoch, Vorläufer des jüngsten Tages 192, 2.

 

Herz, in der heiligen Schrift bedeutet 360, 1.

 

Heuchler, 360, 22. [Seite 453]

 

Hieronymus, 59, 8; 61, 15; 62, 1; 90, 28; 91, 27; ,233, 15; 335, 1; 425, 13.

 

—, Martyrologium Hieronymianum 83, 2.

 

—, über die Ehelosigkeit 144, 19.

 

—, über Johannes den Täufer 148, 8.

 

Himmel, Kräfte der Himmel — Engel 106, 15 119, 30.

 

—, H. und Erde werden vergehen 116, 10.

 

Himmelfahrt, Jesu 267, 11; 303, 32.

 

Hiob, reich und fromm 375, 38.

 

Hirte, vom guten H. s. Christus.

 

—, ein Hirte — Obrigkeit 242, 8.

 

Hochzeit, von der königlichen H. 413, 7.

 

—, vom hochzeitlichen Kleid 413, 17.

 

Hölle, “zur Hölle jagen” 96, 20.

 

—, der Sünden Verdienst 207, 23.

 

Hoffarbe, der Christen, 254, 23; 366, 7.

 

Hoffnung 92, 26.

 

Holle, Frau Hulde 104, 3; 105, 4.

 

Holtzhausen, Gilbert v. H. in Frankfurt 199, 13.

 

Horen, horas stiften 43, 29.

 

Hosiana, Worterklärung 61, 8.

 

Huß, Johannes auf dem Konstanzer Konzil 154, 7; 206, 7.

 

—, ein rechter Paulus 193, 22.

 

J

 

 

Jakob, Sant — Wallfahrt 396, 19.

 

Jerusalem, Bedeutung des Namens 49, 18.

 

—, Zerstörung I.s 98, 9; 100, 16.

 

—, die Hauptstadt 189, 2.

 

Joachimsthaler, herfür juncker Joachimstaler 376, 17.

 

Johannes der Evangelist, Vorbote des jüngsten Tages 192, 2.

 

Johannes, Evangelium 1, 19 –28 Adventspostille (1522) 188, 1 ff.

 

—, 3, 1 –15 Sommerpostille (1526) 293 ff.

 

—, 3, 16 –21 Sommerpostille (1526) 284 ff.

 

—, 4, 47 –54 Sommerpostille (1526) 414 ff.

 

—, 10, 1 –11 Sommerpostille (1526) 287 ff.

 

—, 10, 12 –16 Sommerpostille (1526) 241 ff.

 

—, 14, 23 –31 Sommerpostille (1526) 278 ff.

 

—, 15, 26 –16, 4 Sommerpostille (1526) 270 ff.

 

—, 16, 5 –13 Sommerpostille (1526) 259 ff.

 

—, 16, 16 –23 Sommerpostille (1526) 249 ff.

 

—, 16, 23 –30 Sommerpostille (1526) 262 f.

 

—, 20, 19 –31 Sommerpostille (1526) 228 ff.

 

Johannes der Täufer, und Christus 148, 5; 163, 29; 188 ff.; 429, 29.

 

Johannes der Täufer, ein Bote, nicht ein Prophet 166, 1.

 

Jordan, geistliche Deutung 205, 20.

 

Joseph, Vater Jesu, stirbt vor dessen Auftreten 150, 8.

 

Josephus, bell. Iudaic., Zerstörung Jerusalems 98, 9.

 

Irrlehren, der kathol. Kirche 65, 16.

 

Judas, der Verräter 180, 9; 190, 28; 240, 18.

 

Juden, Christus kommt noch 5, 23; 45 u.; 101, 11.

 

—, Messiashoffnung der J. 45 u.; 418, 6.

 

—, 52, 27; 80, 4; 81, 18; 88, 4; 158, 35; 162, 16; 248, 38; 360, 5; 413, 9; 419, 14; 428, 31.

 

—, Beschneidung 87, 2 s. Beschneidung.

 

—, und Christus 88, 3; 357, 31.

 

—, Luthers Stellung zu den Juden 89; 115, 26; 168, 16.

 

—, und Johannes der Täufer 190, 3.

 

—, Kinderopfer 402, 6.

 

—, die jüdischen Könige 425, 39.

 

—, Zerstörung des jüdischen Reiches 441, 11.

 

Judith, und Holofernes 266, 9.

 

Jünger, und der Auferstandene 229, 21.

 

—, Anfechtung der J., Traurigkeit und Freude 250, 17.

 

Jungfrauschaft, über die Virginität 144, 19.

 

—, Jungfrauengeburt 193, 8.

 

Iustitia, iustus 36, 4.

 

—, dei s. Gerechtigkeit.

 

—, summum ius, summa iustitia 178, 19.

 

iustum und aequum 174, 19.

 

K

 

 

Kapito 163, 21.

 

Karlstadt 163, 21; 176, 23.

 

Karthäuser, Luthers Kenntnis der K. 102, 12; 142, 17; 151, 22; 248, 9; 394, 8; 404, 33.

 

Ketzer, falsche Lehrer 244, 15. 34.

 

Kinder, Opferung der K. 402, 6.

 

Kirche, ich glaube eine heilige christl. K. 25, 30.

 

—, Bethphage — Mundhaus 48, 14.

 

—, katholische 65, 15.

 

—, die christliche K. 91, 12; 126, 7; 425, 8.

 

—, s. Gebot.

 

—, ein Kaufhaus 346, 7.

 

—, kann nicht irren 419, 24.

 

Kleider, die guten Exempel der Apostel 57, 12; 58, 16.

 

Klöster, und Stifte 65, 20; 176, 9; 185, 23; 319, 23.

 

Kohlen, Feuerkohlen im Gebet 184, 9. [Seite 454]

 

Kometen, Entstehung der K. 99, 22.

 

Konstanz, Luther über das Konstanzer Konzil 96, 16; 154, 7.

 

Korinther 1, 4, 1 –5 Adventspredigt 120, 2 ff.

 

Kraft, Scharen der Engel 109, 3; 119, 30.

 

Kreatur, Liebe zu den Kr. 361, 15.

 

—, Güte Gottes 384, 8.

 

Kreuz, Kreuzwunder 104, 20.

 

—, ohne Kr. keine Seligkeit 250, 24.

 

—, selbsterwähltes Kr. 252, 39.

 

—, Ärgernis des K.s 271, 16.

 

—, christliches Kr. und Verfolgung 307, 20; 366, 4.

 

Krieg, jetzt viel greulicher als früher 108, 15.

 

L

 

 

Laurentius S. 131, 1. 9.

 

Leben, Christlich L. 1, 13; 13, 16; 170, 20; 213, 6; 323, 25; 363, 32; 377, 35; 439, 19.

 

—, Ärgernis der Lehre und des Lebens 162, 13.

 

Lehre, und Vermahnen 1, 19.

 

—, falsche 24, 20.

 

—, auch ein Werk 154, 10.

 

—, Ärgernis der Lehre und des Lebens 162, 13.

 

Leiden, Christi 250, 16.

 

Levit, 365, 13.

 

Licht, s. Werke.

 

Liebe, zum Nächsten 38, 1; 64, 31; 70, 20; 167, 13; 176, 9; 238, 20; 313, 38; 382, 18.

 

—, und Haß 68, 19.

 

—, Glaube und L. 187, 35; 237, 14; 240, 34; 278, 37; 345, 22; 391, 33.

 

—, Werke und L. 313, 38; 356, 37; 402, 22.

 

—, Gesetz und Liebe 398, 33; 405, 15.

 

—, Doppelgebot der Liebe s. Gesetz.

 

Limburg, Dom zu L. 91, 1.

 

Lindigkeit (Phil. 4, 5) 174, 15.

 

Lot, Untergang Sodoms 94, 30.

 

Lukas, Evangelium, 5, 1 –11 Sommerpostille (1526) 324 ff.

 

—, 6, 36 –42 Sommerpostille (1526) 313 ff.

 

—, 7, 11 –17 Sommerpostille (1526) 382 ff.

 

—, 10, 23 –37 Sommerpostille (1526) 355 ff.

 

—, 14, 1 –11 Sommerpostille (1526) 391 ff.

 

—, 14, 16 –24 Sommerpostille (1526) 309 ff.

 

—, 15, 1 –10 Sommerpostille (1526) 311 ff.

 

—, 16, 1 –9 Sommerpostille (1526) 342 ff.

 

—, 16, 19 –31 Sommerpostille (1526) 306 ff.

 

—, 17, 11 –19 Sommerpostille (1526) 367 ff.

 

—, 18, 9 –14 Sommerpostille (1526) 347 ff.

 

Lukas, Evangelium 19, 41 –48 Sommerpostille (1526) 345 ff.

 

—, 21, 25 –36 Adventspostille (1522) 93 ff.

 

—, 24, 13 –35 Sommerpostille (1526) 225 ff.

 

—, 24, 36 –47 Sommerpostille (1526) 227 ff.

 

luntze = liederliches, schmutziges Weib 15, 8.

 

Lust, die böse Lust 233, 19; 382, 22.

 

Luther, L.s Exegese in der Frühzeit 9, 6.

 

—, Romreise 131, 11.

 

—, und die Wittenberger Reformer 189, 5; 190, 29; 194, 29; 205, 33.

 

—, über seine Mönchszeit 437, 1; 438, 3.

 

Lyra, Nikolaus v. L. 4, 18; 6, 16; 8, 8; 11, 19; 13, 2; 15, 23; 18, 14; 23, 14; 49, 17; 51, 24; 55, 28; 61, 15; 98, 24; 106, 15; 148, 5; 149, 17; 188, 28; 189, 2; 195, 6. 18. 24; 196, 3; 202, 12.

 

M

 

 

Madensack 224, 36.

 

Mäßigkeit, Lindigkeit 174, 21.

 

Maler, über die M. 91, 1. 12.

 

Malvasier 199, 13.

 

Mammon, heißt Gut, Reichtum 374, 4.

 

Maria, Mutter Gottes, 83, 6; 429, 20; 432, 1. 38; 433, 2; 434, 17.

 

—, Mutter Jesu, bei dessen Auftreten Witwe 150, 8.

 

—, Marienmantel 236, 17.

 

Markus, Evangelium 7, 31 –37 Sommerpostille 353 ff.

 

—, 8, 1 –9 Sommerpostille 330 ff.

 

—, 16, 1 –8 Sommerpostille 213, 13; 218 ff.

 

—, 16, 14 –20 Sommerpostille 266 ff.

 

Martin S., Legende 177, 26.

 

Martyrologium Hieronymianum 83, 2.

 

Matthäus, Evangelium, 5, 20 –26 Sommerpostille (1526) 327 ff.

 

—, 6, 24 –34 Sommerpostille (1526) 370 ff.

 

—, 7, 15 –21 Sommerpostille (1526) 332 ff.

 

—, 9, 1 –8 Sommerpostille (1526) 410 ff.

 

—, 9, 18 –26 Sommerpostille (1526) 428 ff.

 

—, 11, 2 –10 Adventspostille (1522) 147 ff.

 

—, 18, 23 –35 Sommerpostille (1526) 416 f.

 

—, 21, 1 –9 Adventspostille (1522) 21 ff.

 

—, 22, 1 –14 Sommerpostille (1526) 412 ff.

 

—, 22, 15 –22 Sommerpostille (1526) 417 ff.

 

—, 22, 34 –46 Sommerpostille (1526) 399 ff.

 

mauschen 79, 14.

 

Meer, alle Wasser 103, 22; 119, 24. [Seite 455]

 

Meißen, ewige Anbetung im Dom 39, 19.

 

Mensch, bibl. Psychologie 51, 31.

 

—, Geist und Fleisch 56, 17.

 

—, menschliche Natur 423, 16.

 

Merseburg, Kelch Kaiser Heinrichs II., 131, 6.

 

Messe, Abschaffung der M. 66, 24.

 

—, Opfer und gut Werk 79, 26; 119, 14.

 

—, 96, 18; 277, 11; 404, 9.

 

—, mysterium 126, 17.

 

Mietlinge, schlechte Hirten 243, 17.

 

Mönche, Kutte des Franziskaner- und Dominikanerordens 39, 17.

 

—, und Nonnen 65, 24; 125, 34; 350, 22; 436, 26.

 

—, Kutte 87, 7.

 

—, 102, 28; 119, 5; 351, 17; 394, 2; 404, 11.

 

—, über die Möncherei 142, 29; 319, 32; 404, 38.

 

—, verschiedene Mönchsorden 151, 19.

 

Mond, Finsternisse 100, 7; 118, 12.

 

Morgenrot 8, 19.

 

Moritzburg, in Halle 130, 21.

 

Moses, 1., 8, 11 Auslegung 60, 10.

 

—, 4., 21, 6 ff. Erhöhung der Schlange 304, 34.

 

—, 394, 31. 39; 402, 29.

 

Müllerkuecht, mehr als Papist 41, 25.

 

Müllersmagd, mehr als Papist 41, 30.

 

Mysteria, oder geistliche Deutung 45, 17.

 

—, Mystiker 51, 7.

 

—, 126, 13.

 

N

 

 

Nachdrucke, über die falschen N. der Schriften Luthers 211, 19; 212, 3. 33.

 

Nacht, nox infidelitatis et ignorantiae 8, 7.

 

—, die Nacht ist unvorschampt 13, 3.

 

Nächsten, wie man sich gegen den Nächsten halten soll 170, 22; 173, 29; 180, 24; 237, 37; 240, 11; 356, 39; 363, 12; 391, 36.

 

Nicaea, Concil zu N. 336, 39.

 

Nicolaus, St. 350, 15.

 

Noah, Sintflut 94, 27.

 

Nonne, Ackermann besser als N. 141, 27.

 

—, und Mönche s. Mönche.

 

—, nachsagen den Psalter 371, 18.

 

Novatianer, und Donatisten 69, 26.

 

O

 

 

Oblaten, Süße Brote 218, 20.

 

Obrigkeit, muß sein auf Erden 124, 1; 177, 6; 245, 14.

 

—, Bestimmungsrecht der O. 177, 6.

 

—, 238, 38; 352, 32.

 

Obrigkeit, Aufgabe der O. 240, 26.

 

—, geistliche und weltliche O. 242, 3; 244, 35; 397, 29; 418, 10; 426, 16.

 

—, Büchlein von der weltlichen Oberkeyt 353, 5; 428, 3.

 

Observanten, Luthers Stellung zu den O. 132, 14.

 

Öl, bedeutet Gottes Gnade 23, 5; 60, 7.

 

—, Ölberg Gottes Gnade 48, 16.

 

Officialen 244, 9; 245, 40.

 

Orden, der Geistlichen 20, 26; 365, 2; 403, 26; 431, 18; 436, 7.

 

Orgel, mit 14 Registern und 10 fach Flötenwerk 40, 15.

 

Ostern, Auferstehung Christi 219, 12.

 

P

 

 

Palmen, Art des Palmenbaumes 59, 26; 422, 3.

 

pampeln 171, 7.

 

Paphnutius S. 142, 27; 337. 2.

 

Papisten 24, 16; 29, 9; 36, 24; 41, 25; 43, 19; 59, 23; 66, 9. 25; 79, 4; 93, 2; 103, 10; 137, 1; 145, 29; 217, 33; 224, 21; 234, 36; 314, 39; 318, 36; 389, 33; 391, 6; 396, 11; 398, 1.

 

—, Werke der Papisten 41, 14; 42, 28; 65, 15; 168, 30; 315, 1.

 

—, und die heilige Schrift 73, 29.

 

—, der P. Lehre und Leben 81, 25; 154, 19; 155, 1.

 

—, Unkeuschheit 97, 5.

 

—, falsche Haushalter Gottes 133, 9.

 

—, gezwungene Beichte der Sünden 368, 10.

 

Papst, 20, 4; 25, 9; 28, 21; 30, 19; 43, 31; 51, 11; 53, 20; 79, 4; 81, 5; 96, 16; 118, 20; 119, 31; 122, 16; 129, 4; 130, 6; 132, 10; 135, 1; 136, 3; 143, 14; 162, 21; 167, 30; 200, 10; 206, 8; 230, 11; 244, 8; 245, 13; 248, 8; 257, 2; 276, 33; 291, 4; 334, 13; 338, 7; 389, 27; 398, 2; 418, 8; 434, 9; 440, 31.

 

—, sanctiones papisticas 20, 21.

 

—, des Papsts Greuel und Verführung 39, 2 65, 15; 339, 3; 440, 32.

 

—, des Papsts Gesetz und Glossen 74, 8; 175, 32; 437, 2; 438, 26.

 

—, Statthalter Christi 97, 1; 153, 20; 245, 27.

 

—, Bild des Papsttums 105, 10.

 

wider das Papsttum 121, 16; 125, 1; 133, 9; 136, 33; 143, 26; 176, 25.

 

—, “der Apostel stull erben’ 121, 20.

 

—, “Inhaber aller Bistümer” 129, 32. [Seite 456]

 

Papst, Unfehlbarkeit des P.s 138, 22.

 

—, nicht in einer Todsünde 138, 25.

 

—, Fußkuß 143, 17.

 

—, ein rechter Caiphas 193, 22.

 

—, geistliche Obrigkeit 245, 21.

 

Paris, determinatio theologicae facultatis Parisiensis 24, 16; 30, 10.

 

Paulus, Luthers Urteil über P. 136, 4.

 

Petrus, S. Peter im Himmel 132, 8.

 

—, Bekenntnis und Verleugnung 253, 5; 255, 1.

 

Pfaffen=Platte 87, 7.

 

—, 102, 28; 119, 5; 274, 32; 350, 22; 397, 1; 404, 11; 407, 11; 436, 26.

 

Pferd, im Kriege gebraucht 23, 1.

 

—, Steckenpferd der Kinder 40, 23.

 

Pfründe 243, 36.

 

Pharisäer 298, 7; 311, 28; 350, 13; 392, 6; 418, 21.

 

Philipper 4, 4 –7, Adventspostille 170, 12 ff.

 

Planeten, besondere Constellation der Pl. 107, 19; 119; 30.

 

Potzen, Potzendienst, Potzenwerk 118, 23. 28.

 

Prälaten 53, 24.

 

Predigeramt, Lehre und Vermahnen 1, 19; 11, 22.

 

—, zweierlei Predigt 11, 22; 243, 17; 390, 7.

 

—, der Prediger Amt 23, 19; 50, 3; 51, 27; 122, 19; 204, 1; 239, 24; 289, 5; 291, 10; 365, 23; 366, 22; 378, 25; 434, 22.

 

—, Traumprediger 112, 23; 404, 6.

 

—, des Neuen Testaments 204, 19.

 

—, wahre und falsche Prediger 205, 28; 243, 17; 431, 20.

 

—, Werkprediger 409, 16; 431, 36; 436, 19; 437, 39.

 

Presbyter, Älteste 243, 10.

 

Priester, Stand der Pr. 20, 26.

 

—, allgemeine Priestertum 239, 21.

 

—, 365, 12.

 

Propheten, und Evangelisten 33, 5; 34, 15.

 

—, Johannes der Täufer ein Prophet 195, 5.

 

—, falsche Pr. 244, 15; 333, 16; 338, 4; 396, 6.

 

—, und Christus 358, 8.

 

Psychologie, bibl. 51, 31.

 

Puppenspiel, der Kinder 40, 22.

 

R

 

 

Rauch, räuchern — Gebet 183, 30.

 

Recht, iustum und aequum 174, 19.

 

—, Maxime des Naturrechts 177, 24.

 

Recht, summum ius, summa iustitia 178, 19.

 

rechtfertig 35, 24; 43, 12; 127, 24; 140, 5.

 

—, s. Gerechtigkeit.

 

—, Rechtfertigung und Genugtuung 213, 34.

 

Reformieren, Papst, Klöster usw. 163, 19 176, 30.

 

Reich, vom R. Christi 260, 16.

 

Reiten, das geistliche R. 56, 16.

 

Reuchlin, Rudimenta hebraica 35, 5.

 

Römer 13, 11 –14, Predigt 1. Advent (Adventspostille 1522) 1 ff.

 

—, (14, 2 ff.) 63, 23 ff.

 

—, (15, 4 –13) Predigt 2. Advent 62, 10 ff.

 

Rom, Tiber — totes Tier 105, 7.

 

—, Luthers Romreise 131, 11.

 

—, Römer und Juden 419, 36.

 

—, die römischen Kaiser Hadrian &c.. 425, 36.

 

Roth, Sommerpostille (1526) 211 ff.; 213, 12.

 

Rotten 211, 12.

 

S

 

 

Sabath, vom S. 218, 8; 224, 29; 392, 3; 395, 24; 403, 5.

 

Sakrament, zu Ostern 217, 34; 218, 1.

 

—, Unterricht von dem S. 226, 31.

 

Samuel (1. Sam. 8, 17) 123, 26; 124, 17.

 

Sanduhr, sandseyger unnd compaste 138, 26.

 

Sanftmütig 31, 27; 35, 4.

 

Satzung, geistliche, sanctiones papisticas 20, 21.

 

—, menschliche 357, 2.

 

scabies Gallica — Syphilis 104, 21.

 

schellm 17, 24; 52, 31.

 

Schlaf, Finsternis 2, 5. 17; 14, 7.

 

—, natürliche und geistliche 3, 1. 11; 14, 9.

 

—, das Sterben ein Schl. 43, 15.

 

—, und Aufwachen 118, 1.

 

Schlange, Christus und die Schl. 220, 24.

 

Schrift, heilige, Ausleger 34, 17.

 

—, —, uns zur Lehre geschrieben 73, 26.

 

—, —, geistliche Deutung 120, 10.

 

Schulmeister 54, 3.

 

Schwert, weltlich und geistlich 291, 39; 426, 14.

 

Seele, unsere Seelen am jüngsten Tage 117, 17.

 

—, in der heiligen Schrift 362, 1.

 

Sekten, wie S. entstehen 138, 15; 150, 25.

 

—, machen keine Christen 431, 18.

 

Selig, allein im Namen Jesu 255, 6.

 

—, was uns selig macht 271, 27.

 

Septuaginta 90, 28.

 

Sintflut, im Jahre 1524, 108, 3. [Seite 457]

 

Sommerpostille, Roths 211 ff.

 

Sonne, Zeichen an der S. 98, 19; 118, 12.

 

—, Finsternisse 99, 9.

 

Sorge, Seytt nicht sorgfelltig 181, 13.

 

—, verboten 377, 12; 381, 32.

 

Spitalknecht — Christus 161, 17.

 

Sprichwörter: die Nacht ist unvorschampt 13, 3.

 

—, böse, Es ist schon boße 41, 18.

 

—, das hubsche ketzlin ym hawße 68, 12.

 

—, Eynem iglichen gefellt seyne weyße wol, darumb ist das land narren vol. 77, 14.

 

—, die gelerten, die vorkereten 120, 1; 337, 8.

 

—, der frewet sich, unnd seyn hertz erferets nicht 172, 17.

 

—, Wenn die weyßen narren, ßo narren sie groblich 178, 22.

 

—, Geiz. Gold ist sein Herz und Geld ist sein Leben 200, 19.

 

—, Welt bleibt Welt 213, 1.

 

—, Gott ist uns zu zeitten nahe, zu zeiten vorschwynt er 251, 28.

 

—, ‘Ich kan nit mehr von meinem meister lernen, denn er weiß’ 322, 28.

 

—, wir sind noch nicht über den bach 334, 5.

 

—, Rheime dich 360, 40.

 

—, Es ligt alles an eynem guten außleger 393, 20.

 

—, ripß raps 212, 30.

 

—, wei ein haße bey seinen jungen bleibet 214, 29.

 

—, es geet zu eynem or eyn und zum andern auß 215, 29.

 

—, in die schantz schlagen 219, 30.

 

—, ein blinder furet den andern unnd fallen bayde in die grube 231, 25.

 

—, gieng den hundsweg 240, 19.

 

—, fuchschwantz 254, 22.

 

—, ein liedlein singen 276, 3.

 

—, wie ein schaum auff dem wasser 277, 6; 336, 13.

 

—, den ersten stain legen 317, 19.

 

—, teuffels treck 319, 23.

 

—, dreck rührenn 321, 12.

 

—, ein loch machen 335, 2.

 

—, ein latein aufgeben 359, 6.

 

—, schmecken 359, 37.

 

—, ein bub in der haut 360, 34.

 

—, nachsagenn wie die Nonnen den Psalter 371, 18.

 

—, was wir für fruchtle sind 373, 23.

 

Sprichwörten: Lieben und nicht geniessen, das möcht den teuffel verdriessen 375, 29.

 

—, eine nasen gemachtt 398, 1.

 

—, stincket nach Adams faß 398, 26.

 

—, ist einer gut, so sind sie alle gutt 407, 35.

 

—, ein Esel heißt den andern Sackträger 407, 37.

 

Stand, alle Stände vor Gott gleich 143, 13; 145, 19.

 

—, vom geistlichen St. 143, 24; 144, 32.

 

Steckenpferd, der Kinder 40, 23.

 

Stephan, S., Historie des 421, 21.

 

Sterben, Gericht 334, 38.

 

Sterne, Sternschnuppen, 100, 18; 119, 1.

 

Studieren, ist eine Arbeit, die Gott will 378, 35.

 

Sünden, remissio peccatorum 53, 8; 346, 8; 410, 22; 417, 11.

 

—, und jüngster Tag 111, 2.

 

—, Papst nicht in Todsünde 138, 25.

 

—, Christus trägt alle Sünde der Welt 207, 7; 221, 20.

 

—, Christus um unsrer Sünde willen gestorben 220, 8.

 

—, 224, 12; 436, 3.

 

—, und Gesetz 233, 39.

 

Susanna, Namenserklärung 61, 24.

 

Synagoge 429, 7.

 

Synecdoche 56, 5.

 

Syphilis, Krankheit der Franzosen 104, 21.

 

T

 

 

Tag, Dies, sol iustitiae 8, 8.

 

—, Christus 9, 15.

 

—, jüngste Tag 13, 19; 47, 21; 93 ff.; 192, 4; 376, 29; 434, 14; 436, 30.

 

—, Luther über die Nähe des j. T.s 95, 18; 97, 17; 101, 7.

 

—, der menschliche Tag (1. Kor. 4, 3) 134, 24.

 

Taufe, Glockentaufe u. a. 62, 3.

 

—, Sakrament 79, 31.

 

—, mit Wasser, mit Feuer 201, 9.

 

—, Jesu 203, 2.

 

—, 235, 38; 300, 38.

 

Tauler, Johann, über Anfechtungen 105, 28; 339, 30.

 

temmen 17, 26.

 

tentzen 200, 8.

 

Terenz, Heauton timorumenos IV 5, 178, 19.

 

Tertulian, Apolog. 50, Christenblut Same 421, 39. [Seite 458]

 

Testament, das Alte T. = die heilige Schrift, 34, 29.

 

—, das Neue T. - das lebendige Wort 35, 1; 48, 7.

 

—, Altes und Neues T. 58, 17 ff.; 159, 7. 15; 204, 21.

 

—, Predigtamt des N. T.s 204, 19.

 

Teufel, die Welt und das Fleisch 11, 25; 12, 8; 14, 3; 27, 11.

 

—, 11, 30; 12, 25; 66, 25; 79, 15; 125, 16; 131, 13; 187, 11; 197, 23. 31; 198, 3; 252, 35; 333, 5; 364, 26; 371, 18; 383, 24; 397, 9; 421, 39; 422, 24; 440, 14.

 

—, der Gott dieser Welt 12, 28; 211, 20.

 

—, Teufelssynagogen 24, 15.

 

—, Geheimnisse (mysteria) des T.s 129, 1; 133, 13.

 

—, T. u. Christus 284, 13.

 

Thomas, und der Auferstandene 229, 23.

 

Tiber, in Rom, totes Tier 105, 7.

 

Tod, das Sterben ein Schlaf 43, 15.

 

—, durch Christus überwunden 221, 37; 223, 31; 254, 4; 428, 25.

 

—, 224, 12; 234, 27; 254, 1; 256, 33; 303, 17; 334, 38; 387, 8.

 

—, leibliche und geistliche Tod 388, 34.

 

Tocken, beim Puppenspiel der Kinder 40, 22.

 

Tonsur, Pauli und Petri 39, 17.

 

Traum, über die Träume 3, 16.

 

—, Traumprediger 112, 23.

 

Treue, der Haushalter Gottes 129, 24; 133, 8.

 

—, falsche Tr. der Papisten 132, 5.

 

Trinität, göttliche Tr. 273, 31; 294, 26.

 

Trost, in heiliger Schrift 75, 5.

 

—, Tröster — heiliger Geist 273, 17.

 

Türken 24, 18; 56, 11; 276, 35; 353, 26.

 

—, besser als Mönche und Pfaffen 119, 10.

 

U

 

 

Unfehlbarkeit, des Papstes 138, 22.

 

V

 

 

Vater, Gott unser Vater 83, 15; 255, 30.

 

—, ‘Vater Unser’ recht beten 113, 6; 183, 15.

 

—, das edelste Gebet 183, 27.

 

—, Vermahnung und kurze Deutung des V. U.s 213, 13.

 

Verdienst, und Würdigkeit 28, 18; 435, 16.

 

—, von unserm V. 214, 27; 347, 28; 383, 14.

 

Verheißungen 4, 19.

 

Vermahnen, Lehre und V. Teile des Predigeramtes 1, 19; 11, 22.

 

Vermessenheit 156, 11.

 

Vernunst und Wille 145, 31; 252, 16; 298, 5.

 

—, und Friede Gottes 186, 21.

 

—, 223, 33; 405, 16.

 

Verwesung, nach 3 Tagen 219, 17.

 

Verzweiflung 157, 10; 233, 9.

 

Virginität, über die Jungfrauschaft 144, 19; 146, 25.

 

Vogel, Gott nähret sie doch 379, 26.

 

Vulgata 9, 6; 10, 2. 9; 12, 10; 17, 10. 11; 18, 10. 20. 24; 19, 13; 37, 14; 43, 17; 44, 18; 48, 23; 49, 17; 50, 19. 26; 61, 7. 10. 23; 68, 21; 72, 18; 77, 28 f.; 80, 23; 82, 25; 90, 4. 10; 91, 26; 98, 15; 99, 2; 102, 14; 103, 21; 106, 27; 107, 1. 6. 7, 113, 15; 117, 8. 13; 123, 25. 27; 124, 12 f.; 127, 26; 128, 1; 135, 2. 10; 137, 14. 28; 141, 1; 146, 7. 8. 22; 152, 23; 153, 6; 155, 13. 15; 157, 7. 8. 22; 166, 17. 18; 171, 5. 6. 11; 172, 20. 27; 173, 1. 7; 174, 21; 178, 20; 181, 8; 182, 1. 2; 183, 10; 189, 20; 193, 8. 18; 195, 8; 200, 16. 17. 23. 25; 203, 31; 204, 30.

 

W

 

 

Wallfahrten, zu S. Jakob &c.. 232, 12; 248, 10; 396, 19.

 

—, 365, 3.

 

Wartburg, ein Frühmorgen auf der W. 8, 23.

 

Weib, der Schleier oder die Zöpfe richten viel Unglück an in der Welt 87, 5.

 

—, Gleichnis vom W. in Kindsnöten 250, 7; 255, 16.

 

Welt, Ende der W. s. Tag.

 

Werke, des Lichts und der Finsternis 2, 15; 11, 3; 12, 5; 13, 2 ff.; 14, 6; 16, 25; 20, 9; 21, 2 ff.

 

—, des Glaubens 2, 21; 25, 6; 167, 13; 224, 28; 238, 22; 318, 15.

 

—, durch W. nicht selig 20, 7; 115, 2; 119, 16; 140, 2; 207, 1; 237, 23; 277, 10.

 

—, Christi 22, 7; 168, 6; 236, 15; 237, 4.

 

—, von guten W. 29, 23; 37, 32; 38, 26; 39, 5; 44, 9; 52, 28; 54, 14; 67, 22; 141, 25; 168, 18; 171, 20; 231, 1. 16; 232, 8; 248, 10; 254, 37, 257, 8; 285, 27; 289, 17; 302, 7; 328, 9; 340, 11; 365, 16; 389, 29; 391, 36; 401, 1; 431, 8.

 

—, der Papisten 41, 14; 65, 15; 122, 18; 167, 30. [Seite 459] Werke, Gott wird nicht mit den W., sondern mit dem Glauben gedient 41, 23.

 

—, alle Werk gleich 143, 1.

 

—, Werkheilige 160, 23; 206, 25.

 

—, der Liebe 313, 38; 340, 20.

 

—, gerechtfertigt allein durch den Glauben 347, 28.

 

—, Werke und Liebe 356, 35.

 

—, des Gesetzes 368, 28; 402, 24; 435, 29.

 

—, Werkprediger 409, 16.

 

Wiedergeburt 294, 8; 299, 2.

 

Wille, vom freien W. 28, 21; 29, 17; 252, 16; 254, 27; 255, 22; 256, 3; 305, 17; 311, 34; 364, 33; 387, 2.

 

—, und Vernunft 145, 31; 298, 5.

 

—, 405, 33.

 

Wind, große W. Zeichen des jüngsten Tages 103 f.; 119, 24.

 

Winterpostille 441, 12.

 

Wittenberg, Ablaß und Reliquienverehrung an der Schloßkirche 39, 21.

 

Wittenberg, Abschaffung der Messe 66, 24.

 

—, über die Baulust in W. 95, 22.

 

—, 189, 5; 190, 29; 194, 29; 205, 33.

 

—, Johann Grunenberg, Drucker 208, 4.

 

Wolf, und Schaf 64, 32; 65, 28; 244, 5.

 

Worms, Reichstag zu W. 51, 7.

 

—, Wormser Edikt 134, 15.

 

Wort, Gottes 226, 21. 24. 28; 241, 17. 23; 335, 15; 371, 17; 421, 15.

 

—, Christi 241, 24; 368, 16.

 

—, und heiliger Geist 262, 32.

 

Wunder, Wunderzeichen des Teufels 132, 2.

 

—, Gottes 266, 5.

 

—, Christi 391, 5; 410, 23.

 

Z

 

 

Zeichen, des jüngsten Tages 93 f.

 

Zwilling 163, 21; 176, 23.

 

A. Jänke.