Index

 


(Cranach, 1547)


Das fünffte, sechste und siebend Capitel

S. Matthei gepredigt und ausgelegt.

1532

 



Vorrhede D. Mart. Luth.

Das fünfft Capitel S. Matthei.

[Matth. 5, 1-2] Da er das volck sahe, gieng er auff einen berg und satzte sich und seine junger tratten zu jm. Und er that seinen mund auff, leret sie und sprach.

[Matth. 5, 3] Selig sind die da geistlich arm sind, Denn das himelreich ist jr.

[Matth. 5, 4] Selig sind die da leide tragen, denn sie sollen getroestet werden.

[Matth. 5, 5] Selig sind die senfftmutigen, denn sie werden das erdreich besitzen.

[Matth. 5, 6] Selig sind die da hungert und durstet nach der gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.

[Matth. 5, 7] Selig sind die barmhertzigen, Denn sie werden barmhertzigkeit erlangen.

[Matth. 5, 9] Selig sind die fridfertigen, denn sie werden Gottes kinder heissen.

[Matth. 5, 10] Selig sind die umb gerechtigkeit willen verfolget werden, Denn das himelreich jst jre.

[Matth. 5, 12] Seid frolich und getrost, es wird euch jm himel wol belonet werden.

[Matth. 5, 12] Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

[Matth. 5, 13] Jr seid das saltz der erden; Wo nu das saltz thum wird, womit sol man saltzen? Es jst hinfurt kein nutze, denn das man es hinaus schutte und lasses die leute zutretten.

[Matth. 5, 13] Es ist zu nicht hinfurt nutze, Denn das mans hinaus schutte und lasses die leute zurtretten.

[Matth. 5, 14. 15] Jr seid das liecht der welt, Es mag die stad, die auff einem berge ligt, nicht verborgen sein, Man zundet auch nicht ein liecht an und setzt es unter einen scheffel sondern auff einen leuchter, so leuchtet es allen die jm hause sind.

[Matth. 5, 16] Also last ewer liecht leuchten fur den leuten, das sie ewre gute werck sehen und ewren vater jm himel preisen.

[Matth. 5, 17] Jr solt nicht wehnen, das ich komen bin das gesetz odder die Propheten auff zu loesen. Jch bin nicht komen auff zulosen, sondern zu erfullen.

[Matth. 5, 18] Denn ich sage euch: warlich, bis das himel und erden zurgehe, wird nicht vergehen der kleinest buchstabe noch ein tuettel vom gesetz, bis das es alles geschehe.

[Matth. 5, 19] Wer nu eines von diesen kleinesten gebotten auffloset und leret die leute also, der wird der kleinest heissen jm himelreich, Wer es aber thut und leret, der wird gros heissen jm himelreich.

[Matth. 5, 20] Denn ich sage euch: Es sey denn ewer gerechtigkeit besser denn der Schrifftgelerten und Phariseer, so werdet jr nicht jnn das himelreich komen.

[Matth. 5, 21] Jr habt gehort das zu den alten gesagt jst ‘Du solt nicht todten, Wer aber todtet, der sol des gerichts schuldig sein.’

[Matth. 5, 22] Jch aber sage euch: Wer mit seinem bruder zurnet, der jst des gerichts schuldig, Wer aber zu seinem bruder sagt Racha, der jst des Rats schuldig, Wer aber sagt Du Narr, der jst des hellischen feurs schuldig.

[Matth. 5, 25] Sey wilfertig deinem widdersacher bald, dieweil du noch bey jm auff dem wege bist, auff das dich der widdersacher nicht der mal eins uberantworte dem Richter und werdest jnn den kercker geworffen: Jch sage dir warlich, du wirst nicht von dannen eraus komen, bis du auch den letzten heller bezalest.

[Matth. 5, 27–29] Jr habt gehort das zu den alten gesagt jst ‘Du solt nicht ehebrechen’, Jch aber sage euch: Wer ein weib ansihet jr zu begeren, der hat schoen mit jr die ehe gebrochen jnn seinem hertzen.

[Matth. 5, 32] Es ist auch gesagt: Wer sich von seinem weibe scheidet, der sol jr geben einen scheide brieff. Jch aber sage euch: wer sich von seinem weibe scheidet (Es sey denn umb ehebruch) der macht das sie die ehe bricht, und wer eine abgescheidete freiet, der bricht die ehe.

[Matth. 5, 33 ff.] Jr habt weiter gehoret, das zu den Alten gesagt ist: Du [(3. Mose 19, 12)] solt keinen falschen eid thun und solt Gott deinen eid halten, Jch aber sage euch das jr aller ding nicht schweren solt, weder bey dem himel, denn er jst Gottes stuel, noch bey der erden, denn sie jst seiner fuesse schemel, noch bey Jerusalem, Denn sie jst eines grossen Koeniges stad, Auch soltu nicht bey deinem heubt schweren, Denn du vermagst nicht ein einigs har weis odder schwartz zu machen. Ewer rede aber sey Ja ja, Nein nein. Was druber jst, das jst vom ubel.

 

Das Sechste Capitel.

[Matth. 6, 1–4] Habt acht auff ewere Almosen, das jr die nicht gebet fur den leuten, das jr von jn gesehen werdet, jr habt anders keinen lon bey ewerm vater jm himel. Wenn du nu almosen gibst, soltu nicht lassen fur dir posaunen, wie die heuchler thun, jnn den schulen und auff den gassen, auff das sie von den leuten gepreiset werden. Warlich ich sage euch, sie haben jren lohn dahin. Wenn du aber almosen gibst, so las deine lincke hand nicht wissen was die rechte thut, auff das dein almosen verborgen sey, und dein vater, der jnn das verborgen sihet, wird dirs vergelten oeffentlich.

[Matth. 6, 5–6] Und wenn du betest, soltu nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten jnn den Schulen und an den ecken auff den gassen, auff das sie von den leuten gesehen werden. Warlich ich sage euch, sie haben jren lohn dahin. Wenn du aber betest, so gehe jnn dein kemerlein und schleus die thuer zu und bete zu deinem Vater jm verborgen, Und dein Vater, der jnn das verborgen sihet, wird dirs vergelten offentlich.

[Matth. 6, 7–13] Und wenn ir bettet, solt ir nicht viel plappern wie die Heiden, denn sie meinen, sie werden erhoret, wenn sie viel wort machen. Drumb solt jr euch jn nicht gleichen, Ewer vater weis was jr bedurfft, ehe denn jr bittet. Darumb solt jr also beten: UNSER Vater jm himel, Dein name werde geheiliget, Dein Reich kome, Dein wille geschehe auff erden wie jm himel, Unser teglich brod gib uns heute Und vergib uns unsere schulde, wie wir unsern schuldigern vergeben, Und fure uns nicht jnn versuchung, sondern erlose uns von dem ubel. Denn dein jst das Reich und die krafft und die herrligkeit jnn ewigkeit. Amen.

[Matth. 6, 14–15] Denn so ir den menschen ire feile vergebt, so wird euch ewer himlischer vater auch vergeben, Wo jr aber den menschen jre feile nicht vergebt, so wird euch ewer Vater ewere feile auch nicht vergeben.

[Matth. 6, 16–18] Wenn ir fastet, solt ir nicht sawr sehen wie die Heuchler, Denn sie verstellen jr angesichte, auff das sie fur den leuten scheinen mit jrem fasten. Warlich jch sage euch: sie haben jren lohn dahin.

[Matth. 6, 19–21] Jr solt euch nicht schetze samlen auff erden, da sie die motten und der rost fressen und da die diebe nach graben und stelen, [s. 437] Samlet euch aber schetze im himel, da sie weder motten noch rost fressen und da die diebe nicht nachgraben noch stelen, Denn wo ewer schatz ist, da ist auch ewer hertz.

[Matth. 6, 22-23] Das auge ist des leibs liecht, Wenn nu dein auge einfeltig ist, so wird dein gantzer leib liecht sein, Wenn aber dein auge ein schalck ist, so wird dein gantzer leib finster sein, Wenn aber das liecht das jnn dir ist, finsternis ist, wie gros wird die finsternis selbs sein?

[Matth. 6, 24] Niemand kan zweien herrn dienen, Entweder er wird einen hassen und den andern lieben, odder wird einem anhangen und den andern verachten. Jr kund nicht Gotte dienen und dem Mammon.

[Matth. 6, 25] Darumb sage ich euch: Sorget nicht fur ewer leben was jr essen und trincken werdet, Auch nicht fur ewern leib was jr anzihen werdet. Jst nicht das leben mehr denn die speise und der leib mehr denn die kleidung?

[Matth. 6, 26–27] Sehet die vogel unter dem himel an: sie seen nicht, sie erndten nicht, sie samlen nicht jnn die schewren und ewer himlischer vater neeret sie doch. Seid jr denn nicht viel besser denn sie? Wer ist unter euch der seiner lenge eine ellen zusetzen moege, ob er gleich drumb sorget?

[Matth. 6, 28–30] Und warumb sorget ir fur die kleidung? Schawet die lilien auff dem felde wie sie wachsen, Sie erbeiten nicht, auch spinnen sie nicht, Jch sage euch, das auch Salomon jnn aller seiner herrligkeit nicht bekleidet ist gewesen als der selbigen eines. So denn Gott das gras auff dem felde also kleidet, das doch heute stehet und morgen jnn den ofen geworffen wird, Solt er das nicht viel mehr euch thun? O jr kleinglewbigen.

[Matth. 6, 31–32] Darumb solt ir nicht sorgen und sagen: was werden wir essen? was werden wir trincken? womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allem trachten die Heiden, Denn ewer himlischer Vater weis das jr des alles bedurffet.

[Matth. 6, 33] Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner gerechtigkeit, so wird euch solchs alles zu fallen.

[Matth. 6, 34] Darumb sorget nicht fur den andern morgen, Denn der morgend tag wird fuer das seine sorgen, Es ist gnug das ein iglicher tag sein eigen unglueck habe.

 

Das siebend Capitel.

[Matth. 7, 1–2] Richtet nicht, auff das ir nicht gerichtet werdet, Denn mit welcherley gerichte jr richtet, werdet jr gerichtet werden Und mit welcherley mas jr messet, wird euch gemessen werden.

[Matth. 7, 3–5] Was sihestu aber den splitter jn deines bruders auge und wirst nicht gewar des balckens jnn deinem auge? Odder wie tharstu sagen zu deinem bruder: Halt, ich wil dir den splitter aus dem auge zihen, und sihe ein balcke ist jnn deinem auge? Du heuchler, zeuch am ersten den balcken aus deinem auge, darnach besihe wie du den splitter aus deines bruders auge zihest.

[Matth. 7, 6] Jr solt das heiligthum nicht den hunden geben Und ewre perlen solt jr nicht fur die sew werffen, Auff das sie die selbigen nicht zu tretten mit jren fussen und sich wenden und euch zureissen.

[Matth. 7, 7–11] Bittet, so wird euch gegeben, Suchet, so werdet jr finden, Klopffet an, so wird euch auffgethan; Denn wer da bittet der empfehet, und wer da suchet der findet, Und wer da anklopfft dem wird auffgethan. Welcher ist unter euch menschen, so jn sein son bittet umbs brod, das er jm einen stein biete? odder so er jn bittet umb einen fisch, der jm eine schlange biete? So denn jr, die jr doch arg seid, konnet dennoch ewern kindern gute gaben geben, wie viel mehr wird ewer vater jm himel gutes geben denen die jn bitten.

[Matth. 7, 12] Alles nu das ir wollet das euch die leute thun sollen, das thuet ir jn auch: Das ist das gesetz und die Propheten.

[Matth. 7, 13–14] Gehet ein durch die enge pforten, Denn die pforte ist weit und der weg ist breit der zur verdamnis abfueret, Und jr sind viel die darauff wandeln, Und die pforte ist enge und der weg ist schmal der zum leben fueret, und wenig ist jr die jn finden.

[Matth. 7, 15] Sehet euch fur fur den falschen Propheten, die jnn schaffs kleidern zu euch komen, jnnwendig aber sind sie reissende wolffe.

[Matth. 7, 16–20] An iren fruchten solt ir sie erkennen: Kan man auch drawben lesen von den dornen? odder feigen von den disteln? Also ein jglicher guter baum bringet gute fruchte, aber ein fauler bawm bringet arge fruechte, Ein guter bawm kan nicht arge fruechte bringen und ein fawler bawm kan nicht gute fruechte bringen. Ein jglicher bawm der nicht gute fruchte bringet, wird abgehawen und jnns fewr geworffen: Darumb an jren fruchten solt jr sie erkennen.

[Matth. 7, 21] Es werden nicht alle die zu mir sagen ‘Herr Herr’, jnn das himelreich komen, sondern die den willen thun meines Vaters jm himel.

[Matth. 7, 22–23] Es werden viel zu mir sagen an jenem tage: Herr Herr, haben wir nicht jnn deinen namen geweissagt? Haben wir nicht jnn deinen namen Teuffel ausgetrieben? haben wir nicht jnn deinem namen viel thaten gethan? Denn werde jch jn bekennen: Jch habe euch noch nie erkand, Weichet alle von mir, jr ubeltheter.

[Matth. 7, 24–27] Darumb wer diese meine rede horet und thuet sie, den vergleiche jch einem klugen man, der sein haus auff einen felsen bawet: Da nu ein platzregen fiel und ein gewesser kam und webeten die winde und stiessen an das haus, fiel es doch nicht, denn es war auff einen felsen gegruendet. Und wer diese meine rede hoeret und thut sie nicht, der ist einem toerichten man gleich, der sein haus auff den sand bawet. Da nu ein platzregen fiel und kam ein gewesser und webeten die winde und stiessen an das haus, da fiel es und thet einen grossen fall.

[Matth. 7, 28–29] Und da Jhesus diese lere volendet hatte, entsatzte sich das volck uber seiner lere, Denn er predigt gewaltiglich und nicht wie die Schrifftgelerten.

 

 

Web-redaktør

Cand.theol.

Finn B. Andersen

 

 

 

e-mail: finnbandersen@msn.com